Auslandssemester an der Fundação Getulio Vargas Johannes Viehhauser, Wintersemester 14/15 Bewerbungsphase Der Bewerbungsprozess für ein Auslandssemester an der FGV in Sao Paulo entspricht dem Prozess der Bewerbung für ein Erasmus Semester, da die FGV eine Partneruniversität der TUM School of Management ist. Neben den üblichen Unterlagen empfiehlt es sich frühzeitig den DAAD Test abzulegen, da erfahrungsgemäß vor allem vor Weihnachten die Termine hierfür knapp werden. Darüber hinaus ist es sehr ratsam, frühzeitig einen Portugiesisch Kurs zu belegen, da die englische Sprache in Brasilien leider wenig verbreitet ist und man selbst in Sau Paulo große Mühe hat ohne Portugiesisch durchzukommen. Vorbereitung Nach der positiven Zusage durch die TUM Mitte Februar ist zunächst keine Eile von Nöten. Ende März haben wir die ersten Informationen zur Universität vom International Office sowie die Namen der anderen Studenten erhalten. Zusätzlich musste man sich im MoveOn-System registrieren. Ende April kamen dann die ersten Informationen aus Brasilien. Die FGV als die wohl renommierteste Business School in Südamerika hat ein exzellentes Betreuungsprogramm für Exchange Students, was sicherlich auch an ihrer privaten Organisation liegt. Zunächst war Ende Mai eine Online Registrierung erforderlich, bei der die unterschiedlichsten Dokumente wie Scans eines Versicherungsnachweises, Visum usw. einzureichen waren. Nach bereits absolvierten Auslandsaufenthalten in Asien und Südafrika war ich überrascht wie unkompliziert die Beantragung des Visums für Brasilien ablief (Dauer ca. 1 Woche, kostenlos). Konsulat München Sonnenstraße 31 80331 München 089 2103760 Neben den ersten Informationen, die per E-Mail kamen, wurde von Seiten der FGV eine FacebookGruppe mit allen Austauschstudenten eingerichtet die eine sehr gute Kommunikationsplattform darstellte. Darüber hinaus hat jeder Student einen Buddy bekommen, der bei Bedarf bei Unterkunft und organisatorischen Belangen geholfen hat. Ankunft in Sao Paulo Für die Wohnungssuche in Sau Paulo gibt es von Seiten der FGV ein eigenes Online-Tool. Darüber hinaus wurden auch sehr viele Wohnungen über die Facebook-Gruppe gepostet. Es ist auf jeden Fall sehr ratsam sich eine Wohnung in unmittelbarer Nähe zur FGV zu mieten, da dort so gut wie alle Studenten leben und es gerade Nachts nicht unbedingt sicher ist längere Strecken zu Fuß zu laufen. Einige Studenten haben die ersten Tage in Hostels/Hotels verbracht um sich vor Ort eine Wohnung zu suchen, was auch ein gangbarer Weg ist. Eine Woche vor Semesterbeginn hat bereits die „Welcome-Week“ für Internationale Studenten begonnen. Neben Stadtführungen und Informationsveranstaltungen hat man hierbei v.a. Unterstützung bei Administrativen Vorgängen wie der Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung etc. erhalten. Dies war sehr hilfreich, da in den Behörden keinerlei Englische Ansprechpartner vorhanden waren und die Bürokratie in Brasilien leider sehr umfänglich ist. Auf Grund von Klausuren in München habe ich einige Welcome-Days verpasst, was kein Problem dargestellt hat. In den ersten Tagen hat man so gut wie alle Austauschstudenten kennengelernt - ich würde also empfehlen wenn möglich die Einführungswoche nicht komplett zu verpassen. Spätestens zu der ersten Welcome-Party für Exchange Students am zweiten Wochenende waren dann alle Studenten anwesend. Studium (Kurswahl, Durchführung der Kurse, Prüfungen) Die Kurswahl hat am 26.06 per Online-Plattform stattgefunden. Hierzu gab es von Seiten der FGV frühzeitig Informationen. Im Vergleich zu München, wo Seminare oftmals in Sekundenschnelle ausgebucht sind, stehen ausreichend Plätze zur Verfügung, weshalb man nicht Nachts aufbleiben muss um sofort nach Systemfreischaltung die Kurse zu wählen. Die erste Uni-Woche ist eine „Addand Drop“ Woche, in der man nochmals umwählen könnte (nur im MGPI Programm). Allgemein gibt es an der FGV zwei Module je Semester (jeweils ca. 8 Wochen mit anschließenden Klausuren). Im Master war es möglich nur einen Block zu belegen und den zweiten für Reisen etc. zu nutzen. Neben den Business Kursen wurde auch ein Portugiesisch-Kurs angeboten, der von einem externen Dienstleister durchgeführt wurde (Kosten ca. 150 Dollar). Da die FGV eine sehr renommierte Business School ist waren aus jedem Europäischen Land etwa 3-4 Studenten der dortigen Top-Business Schools anwesend. Dies hat für ein sehr inspirierendes Arbeitsklima gesorgt und man konnte sehr gute Kontakte knüpfen. Das Niveau der Vorlesungen war im Vergleich zu München niedrig - allerdings ist der Workload nicht zu unterschätzen. Alle Vorlesungen fanden wöchentlich statt (jeweils 4 Stunden), sind in Seminarstruktur (ca. 20-40 Studenten) angelegt und haben einen starken Fokus auf Case-Arbeit. Zur Vorbereitung mussten meist ca. 2 wissenschaftliche Paper durchgearbeitet und vorbereitet werden. Zusätzlich hatte jede Gruppe wöchentlich einen ausführlichen Case zu bearbeiten und als Report einzureichen. Die Paper und der Case haben dann die Grundlage für die Vorlesungen dargestellt, die stark auf Diskussion und Mitarbeit ausgerichtet waren (Inkl. wöchentlicher Bewertung der Mitarbeit). Auch die eingereichten Reports wurden bewertet. Darüber hinaus musste in jeder der Vorlesungen ein wissenschaftliches Paper als Report vorbereitet und präsentiert werden und ab ca. der Hälfte Vorlesungszeit der Module hat jede Gruppe an einem Final Projekt (Entwicklung eines Business Plan, Marketing Plan etc.) gearbeitet, der dann durch einen Report (ca. 40 Seiten) und eine Präsentation bewertet wurde (ca. 50% der Note). Alles in allem hat man sehr viel gelernt, v.a. intensive Zusammenarbeit in der Gruppe, Koordination vieler Gruppenmeetings, Case Arbeit etc.. Gerade als Deutscher musste man hierbei stark pushen, da viele Studenten nur im Pass/Fail-Modus unterwegs waren oder schlicht eine andere Arbeitsmoral hatten. Sehr spannend waren auch die Exkursionen zu brasilianischen Unternehmen. Belegt Kurse: - International Supply-Chain Management International Marketing Management Low Income and Social Business Die letzten beiden Kurse wurden als freie Einbringungen anerkannt, SC Management sogar im Schwerpunkt Organization. Die FGV ist sehr stark in der Wirtschaft verknüpft und bietet viele Events. Einige von uns haben das Angebot des Career-Office genutzt und Praktika bei sehr renommierten Unternehmen gefunden, die sie unter dem Semester oder im Anschluss absolviert haben. Ein guter Grundstock an Portugiesisch ist dafür aber empfehlenswert. Leben an der Uni und in der Stadt/Land Ausstattung der Uni Da wir fast alle direkt an der FGV gewohnt haben war die Uni immer Anlaufpunkt für Gruppenarbeiten, Sport und natürlich auch Treffpunkt für gemeinsame Aktivitäten. Es werden eine Vielzahl von Sportarten bis hin zu stündlichen Fitnesseinheiten angeboten. An der FGV gibt es Lernräume und eine Bibliothek zum Studium, Copy-Shops, eine Buchhandlung, zwei Cafes und eine Mensa (sehr gut, mit diversen Food-Courts wie Sushi, Pizza, oder Brasilianisch; aber auch gehobene Preise (ca. 8-10€/Essen)). Hier gibt es auch eine Lounge mit Playstations, Kicker etc.. Sao Paulo Sao Paulo ist eine unglaublich große Stadt in der es nie langweilig wird. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten hat man relativ schnell abgehackt (Siehe 10 things to do, Times). Sehr beliebt war bei uns der Park Ibirapuera, in dem man super Sport machen konnte. Darüber hinaus gibt es sehr viel gute Museen, Barviertel und Restaurants. Auch die Stadtstrände von Sao Paulo Santos und Guarujá waren ideal für Strandtage am Wochenende (Mit Bus in ca. 2 Stunden zu erreichen). Allerdings sollte hier die Gefahr nicht unterschätzt werden (Nur in Gruppen, keine Wertsachen, auf keinen Fall Nachts oder Abends!) Verkehrsmittel Da in der Stadt faktisch zu jeder Zeit Verkehrschaos herrscht empfiehlt es sich die U-Bahn zu nutzen. Diese ist sehr preiswert und Tags wie Nachts wirklich sicher. Nach Antrag der Aufenthaltsgenehmigung könnte man eine aufladbare Karte beantragen, die den etwas umständlichen Kartenkauf in der U-Bahn ersetzt. Auch Busse sind ein gutes Fortbewegungsmittel, wenngleich man hier einen Blick auf seine Wertsachen haben sollte. Vor allem Abends empfiehlt es sich immer ein Taxi zu nehmen. Diese sind sehr günstig und sicher. Kosten Im Allgemeinen ist Brasilien/Sao Paulo kein billiges Land für ein Auslandsstudium. Vor allem Lebensmittel, Mieten und Restaurants/Bars sind nicht billig. Mit ca. 1000-1500€ Budget im Monat kann man aber durchaus sehr viel Spaß haben. An fast allen Geldautomaten konnte mit Deutschen Kreditkarten Bargeld abgehoben werden (Kostenfrei mit DKB o.ä.). Sicherheit Die Sicherheit spielt in Sao Paulo eine wichtige Rolle. Hier wird vor allem auch von Seiten der FGV sehr auf gute Information geachtet, da bereits Studenten in Brasilien ums Leben kamen. Allgemein gilt aber: wer sich an die üblichen Spielregeln hält und nicht gerade alleine Nachts in Favelas unterwegs ist kommt sehr gut zurecht. Schmuck und Smartphones sollten aber nicht offen getragen werden, da es hier selbst direkt an der Uni zu Diebstählen kam. Und auch in Clubs sind verhältnismäßig viele Handys/Geldbörsen verschwunden. Feiern In Sao Paulo gibt es eine Vielzahl von sehr guten Clubs und natürlich unzählige Bars. Auch die FGV Partys sollte man auf jeden Fall mitnehmen. Reisen Brasilien/Südamerika bietet eine unglaubliche Zahl an charmanten Reisedestinationen. Da ich nur drei Monate in Sao Paulo sein konnte haben wir uns bei unseren Reisen auf Brasilien fokussiert. Verhältnismäßig Nahe zu Sao Paulo sind Rio, Ilha Bela, Ilha Grande, Paraty, Floreanopolis/Santa Caterina, wo man überall mit Bussen hinfahren konnte. Wir haben auch das ein oder andere Mal Mietwähen geliehen, was immer auch eine gute und preiswerte Alternative war. Für alles andere waren Flüge nötig (Wichtig: der Flughafen Campinas wird zwar unter Sao Paulo angezeigt, liegt aber ca. 2 Stunden außerhalb der Stadt). Klassische Flug-Destination in Brasilien waren Manaus, die Küsten im Norden (ab Fortaleza), der Süden inkl. der Iguazu Fälle. Daneben waren bei uns Bolivien, Peru und Argentinien hoch im Kurs. Fazit: Alles in allem war das Auslandssemester in Sao Paulo ein tolles Erlebnis. Neben dem südamerikanischen Leben und Sao Paulo als spannender Stadt konnte man (wenn man will) wirklich sehr von der Uni profitieren und einiges an Input mitnehmen. Daneben waren die Mitstudenten sehr spannend und man konnte viele Kontakte knüpfen.
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