Die Letzten ihres Fachs

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Qualität im Handwerk in Nordschwaben und Oberbayern
Steinmetz
Die Letzten ihres Fachs
Wolfgang Strakosch und André Rößner sind die Letzten,
die das handwerkliche Herstellen von Natur-Mühlsteinen beherrschen
Privatpersonen, die sich den
Luxus einer eigenen Naturstein-Mühle gönnen. Da die
Steine im Laufe der Zeit an
Schärfe verlieren, gehört auch
das Nachschleifen und die
Mühlenrestauration zu den
Aufgaben eines Mühlsteinbauers. Zudem gibt es Sonderprojekte. So hat Rößner für
die Kinder der Waldorfschule
in Augsburg eine germanische
Handmühle hergestellt. Eines
der aufwendigsten Projekte,
das für 2013 und 2014 geplant
ist, wird der Bau eines dreiteiligen,
kaskadenförmigen
Mühlsteinbrunnen für die Gemeinde Sonthofen.
VON DIANA PFISTER
Lange Zeit war Wolfgang
Strakosch aus Dillingen der
einzige in Deutschland, der
sich noch auf die Herstellung
und Restaurierung von Mühlsteinen aus Naturstein versteht. Doch seit einiger Zeit
hat er André Rößner an seiner
Seite. Der Zufall wollte es
2011 so, dass Rößner die Zeitung aufschlägt und eine Reportage über Strakosch, den
letzten Naturstein-Mühlenbauer liest, der einen Nachfolger sucht.
Noch in Zunfthose
zum Vortrag
Vier Tage Arbeit
Wenig später hält Strakosch
zur Saisoneröffnung des Klostermühlenmuseums in Thierhaupten einen Vortrag. Rößner kommt, gleich nach der
Arbeit, noch in Zunfthose.
Der 28-Jährige aus Neuburg
ist Steinmetz – eine optimale
Voraussetzung. Die beiden
Handwerker kommen ins Gespräch. Schnell wird klar:
Rößner möchte von Strakosch
lernen und die Tradition der
Natur-Mühlsteinherstellung
weiterführen.
Und auch Strakosch freut sich,
dass der junge Mann Interesse
Wolfgang Strakosch und André Rößner arbeiten Seite an Seite.
an der Arbeit zeigt. „Es war
sehr leicht, André einzulernen. Er hat viel künstlerisches
Talent“, schwärmt Strakosch
von seinem ehemaligen Azubi.
Mittlerweile arbeitet Rößner
relativ eigenständig. Die beiden Handwerker telefonieren
häufig und sehen sich aber gerade im Winter, wo es wegen
der Kälte weniger zu tun gibt,
„leider viel zu selten.“
Zu den Auftraggebern von
Strakosch und Rößner gehören vor allem Museen, aber
auch Mühlenbetreiber oder
Die Größe der Mühlsteine variiert stark. Die kleinsten, sogenannte Ziermühlsteine, haben einen Durchmesser von
nur 12 Zentimeter. Das Fertigen eines solchen Steins dauert
etwa eine Stunde. Die größten
können einem Durchmesser
von 1,40 Meter haben. In diese
müssen Strakosch und Rößner
etwa vier Arbeitstage investieren. Was das Material betrifft,
so nehmen die Mühlsteinbauer
am liebsten Basaltplatten. Das
ist Gestein vulkanischen Ursprungs. Wegen seiner natürlich rauen Oberfläche ist dieses
Material oft am besten zum
Mahlen geeignet. Aber auch
Sandstein, Granit, Porphyr
oder Süßwasserquarz sind
gängige Materialien.
Ein Mühlstein
reist bis nach Japan
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Viele Steine finden ihre Abnehmer nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auch
im deutschsprachigen Ausland
wie der Schweiz und Österreich. Auch hier gibt es niemanden mehr, der die Technik des Mühlsteinbauens beherrscht. „In Europa existie-
Von der Idee bis zur Ausführung
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ren sonst nur noch in Holland
solche Handwerker“, erklärt
Strakosch. Den weitesten Weg
jedoch hat ein StrakoschMühlstein hinter sich, der bis
nach Japan reisen durfte.
An den Ruhestand denkt Strakosch noch nicht. Der gelernte
Müller ist häufig in ganz
Deutschland unterwegs, um
Fachvorträge zum Thema
Mühlenbau und Mühlsteinfertigung zu halten, um abgenutzte Mühlsteine zu schärfen
oder um alte Mühlen zu reparieren. Deshalb wird er auch
scherzhaft „Der Mühlendoktor“ genannt. Viele Projekte
aber führt der 59-Jährige zusammen mit Rößner durch
oder tritt sie ganz an ihn ab,
wenn er sie zeitlich nicht bewältigen kann. Rößner hingegen lebt nicht allein von der
Mühlsteinherstellung. Nachdem er seine Lehre zum Steinmetz abgeschlossen hat, machte er sich als Steinmetz selbstständig und fertigt auch heute
noch andere Auftragsarbeiten
aus Stein wie etwa Grabsteine
oder Haustafeln an.
Das hat finanzielle Gründe:
„Von den Mühlsteinen allein
kann ich nicht leben. Ich muss
schließlich eine Familie versorgen“, erklärt der Vater eines kleinen Sohnes. Das zweite
Kind ist gerade unterwegs.
Außerdem ist der 28-Jährige
momentan dabei, seine Meisterprüfung zum Steinmetz zu
absolvieren. Die erste Hälfte
der vierteiligen Prüfung hat er
bereits erfolgreich hinter sich
gebracht. Im April sind Teil
drei und vier an der Reihe.
O
Mehr Informationen und
Videos
bei Augsburg TV unter
http://www.augsburg.tv/wsearch/
muehlenbauer-21_08_2012.html
oder auf http://wolfgang-strakosch.de
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