Grundlegung der Krisenpädagogik

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Grundlegung der Krisenpädagogik
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Hier finden Sie Informationen über die Entwicklung der Krisenpädagogik in folgenden fünf
Buchpublikationen (Wörter in roter Farbe sind Links).
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! Ganzheitlich und gesund leben („Innere Harmonie“ 1990: Inhalt).
! Grundlegung der Krisenpädagogik („Nachtstunden des Lebens“ 1992: Inhalt).
! Weiterentwicklung im vierbändigen Werk „Krisenpädagogik“ Band 1: Veränderung
und Sinn (2002: Inhalt), Band 2: Krise und Entwicklung (2004: Inhalt), Band 3:
Ausbildung und Beratung (2011: Inhalt). Band 4: Krisenträume (erscheint 2015).
! Umsetzung in die Praxis: Ausbildung (seit 2008) und Weiterbildung (seit 2009).
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Durst nach Sinn
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... ist das Kennzeichen unserer Zeit
© Prof. Amini: Grundlegung
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1. Wissenschaftliche Grundlegung (1992)
Kernidee: Jede Krise ist zunächst einmal ein äußeres Ereignis, das außerhalb von uns passiert.
Dass es unser Inneres tangiert, geht auf die Erkenntnistätigkeit unseres Bewusstseins zurück.
Unser Bewusstsein spricht diesem Geschehen einen Sinn zu - im Falle der Krise einen
schmerzhaften und bedrückenden Sinn. Krisenpädagogik setzt hier an und fragt: Wie kann das
Bewusstsein dazu gebracht werden, sich von der unheilvollen Fixierung auf diesen schmerzhaften und bedrückenden Sinn zu lösen und in der Krise einen für die Persönlichkeitsentwicklung notwendigen und förderlichen Sinn zu sehen?
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Grundlegung der Krisenpädagogik (1992)
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In der krisenpädagogischen Beratung wird zunächst Bewusstseinsarbeit geleistet, das heißt
die momentane Fixierung des Bewusstseins erkannt und nach einem neuen Sinn in der Krise
Ausschau gehalten. Am nächsten Tag werden die Träume gedeutet, in denen sich die innere
Wahrheit meldet und (oft verrätselt) auf die richtige Lösung hinweist. Wenn es der Traumdeutung gelingt, die Hinweise zu enträtseln, geschieht ein Wunder. Es kommt bei den Ratsuchenden zu einem spontanen Gefühl von Erleichterung und Glück, und die Krise verschwindet auf
der Stelle. Das ist die neueste Entdeckung der Krisenpädagogik. Übrigens: Beide Gespräche
sind bei Herrn Prof. Amini kostenlos. Halten wir also fest: In nur zwei Gesprächen kann eine
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quälende Krise verschwinden, und das in zwei Tagen durch zwei Gesprächen von je etwa einer Stunde.
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Um die zentralen Begriffe „Bewusstsein“ und „Sinn“ zu erläutern, greift die Krisenpädagogik
auf zwei monumentale Quellen der Kulturgeschichte zurück, nämlich auf Friedrich Hegels
unübertroffene Philosophie des Bewusstseins und auf Viktor Frankls geniale Anthropologie
und Psychologie, weltweit bekannt unter dem Namen Logotherapie & Existenzanalyse. Die
wissenschaftliche Leistung von Prof. Amini besteht darin, diese beiden Quellen zu einem
Konzept vereinigt zu haben, genannt: Krisenpädagogik. Sie ist mittlerweile als Subdisziplin
innerhalb der Erziehungswissenschaft anerkannt. Von besonderem Interesse ist die erst 2012
entdeckten Krisenträume. Es sind Träume, die unmittelbar nach dem ersten Beratungsgespräch kommen und auf individuell maßgeschneiderte Lösungen hinweisen.
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Bewusstsein und Sinn bilden eine Einheit, die aus zwei Hälften besteht. In der Philosophie
nennt man das eine Polarität. Pol und Gegenpol, Satz und Gegensatz, Teil und Gegenteil ergänzen sich so, dass aus ihrer Wechselwirkung und Wechselentsprechung ein Ganzes und
ganz Eines entsteht.
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Das einfachste Beispiel für die Polarität ist der Atmungsvorgang, Einatmen und Ausatmen.
Näher betrachtet, stellt man folgendes fest: Aus dem Einatmen geht das Ausatmen hervor und
umgekehrt. Die Atmung ist die Einheit der Gegensätze Ein- und Ausatmen. Das sind zwar
Gegensätze, aber sie schließen sich ja nicht aus, ganz im Gegenteil: Sie schließen sich ein.
Mehr noch: Sie bedingen sich wechselseitig, sie bringen sich gegenseitig hervor. Polarität ist
eine universale Erscheinung, die man überall beobachten kann. So ist auch die Herztätigkeit
ein polares Geschehen, nämlich Saugen und Pumpen (Systole und Diastole). Das Saugen ermöglicht erst das Pumpen und umgekehrt. Die Einheit der Gegensätze, die sich nicht ausschließen, sondern wechselseitig bedingen und erzeugen, ist eine großartige Erkenntnis und
ein Schlüssel zum Verstehen sämtlicher Lebensphänomene. Das Leben im Ganzen ist polar
beschaffen. Es schließt den Tod mit ein.
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Birth is the first step to death.
In Analogie dazu versucht die Krisenpädagogik, das Phänomen Krise als nur eine Hälfte eines
Gesamtgeschehens zu betrachten; die andere Hälfte ist Entwicklung. So betrachtet sind Krise
und Entwicklung zwei Vorgänge, die sich einschließen und wechselseitig hervorbringen.
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Krisenbewältigung besteht aus einem Reifungsprozess, bei dem die betroffene Person lernt,
die Verflochtenheit beider Seiten zu erkennen. Das wird der Prozess der Sinnsuche genannt.
Das Finden von Sinn ähnelt einer geistigen Neugeburt. Wer den Sinn seiner Krise begreift,
befindet sich auf dem Weg der mentalen Reifung.
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Wer reift, begreift; und wer begreift, reift.
Nicht im Aufgeben des Lebens liegt der Schlüssel zur Krisenbewältigung, sondern in der
Entwicklung eines Bewusstseins, in dem sich die Krise als eine Lebensaufgabe zeigt, die dar-
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auf wartet, angepackt und erledigt zu werden. Krisen können wir nicht umgehen, wohl aber
können und müssen wir lernen, mit ihnen umzugehen. Das ist eine ganz besondere Lernform,
bei der man nicht Sachen lernt, sondern existenziell bedeutsame Erfahrungen macht. Lebenserfahrung, Charakterstärke und Weisheit sind ohne diese Lernform unmöglich. Leiden ist der
unumgängliche Preis für den Erwerb von essenziell bedeutsamer Lebenserfahrung.
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Polarität Bewusstsein/Sinn
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Quelle: Krisenpädagogik. Band 2, S. 18
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2. Weiterentwicklung des Konzepts (2002 - 2011)
Das wissenschaftlich begründete Konzept von 1992 wurde nach zehn Jahren wissenschaftlicher Forschung vorgelegt und seitdem an der Beratungspraxis erprobt. Mittlerweile ist die
Krisenpädagogik als eine neue Subdisziplin innerhalb der Erziehungswissenschaft anerkannt
und offiziell etabliert. Über die Krisenpädagogik werden bereits Diplom- und Magisterarbeiten geschrieben.
Von 2002 bis 2011 wurde das Konzept in einer gänzlich neu formulierten Fassung vorgelegt
(vgl. unten das vierbändige Werk Krisenpädagogik). Die theoretische Grundlegung blieb unverändert. Sie wurde aber zunehmend konkretisiert und mit vielen Fallbeispielen aus der Praxis untermauert. Mit dieser Neufassung wurde der Durchbruch von der theoretischen Grundlegung bis zur Praxis der Beratung, Ausbildung und Weiterbildung vollzogen. Seit 2008 wurden zwei weitere Schritte in Richtung Umsetzung in die Praxis unternommen:
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! Etablierung der einjährigen Ausbildung und
! Etablierung der drei bis fünfjährigen Weiterbildung.
! AbsolventInnen erhalten nach jedem Abschluss ein Zertifikat der Europäische Gesellschaft für Krisenpädagogik.
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Weiterentwicklung der Krisenpädagogik
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2002
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2004
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2011
Die Struktur des Konzepts hat sich seit der Gründung im Jahre 1992 nicht verändert. Die beiden tragenden Pfeiler Bewusstsein und Sinn sowie ihr Bezug zur Philosophie Hegels und Logotherapie Frankls sind nach wie vor gleich geblieben. Allerdings wurde das wissenschaftli-
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che Konzept sukzessive in Richtung Beratungspraxis konkretisiert und durch Fallbeispiele aus
der Praxis veranschaulicht. Im Band 2 und 3 werden folgende Akzente für die Beratung gesetzt:
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! Das Kompetenz-Modell der Krisenpädagogik.
! Das Kommunikations-Konzept der Krisenpädagogik.
Und im Band 4, der noch nicht veröffentlicht ist, wird die sensationelle Entdeckung der Krisenträume dargelegt. Träume, die nach dem ersten Gespräch kommen, verkünden die innere
Wahrheit. Wird sie gehört und verstanden, spüren Ratsuchende spontan ein Gefühl von Erleichterung und Glück. Und ihre Krise verschwindet auf der Stelle. Diese Entdeckung definiert die Beratungsfunktion neu. Wer in die krisenpädagogische Beratung geht, erwartet dort
keinen Rat, sondern ihm wird geholfen, seine eigene innere Wahrheit zu verstehen. Und hier
liegt die Kunst der Traumdeutung. Sie muss die Tür finden, die nach innen aufgeht und den
Ausweg aus der Krise zeigt.
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2.1. Das Kompetenz-Modell der Krisenpädagogik
Es werden drei Bereiche des Kompetenzerwerbs beschrieben und in der Aus- und Weiterbildung vermittelt:
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! Sachkompetenz (Bewältigung der Probleme in der äußeren Welt: Beruf).
! Sozialkompetenz (Bewältigung der Probleme in der sozialen Welt: Kommunikation).
! Selbstkompetenz (Bewältigung der Probleme in der inneren Welt: Selbsterkenntnis).
Wir können uns erstens in einem Sachgebiet bilden, zum Beispiel Arzt, Techniker oder Lehrer
werden. Die hier erworbene, meist berufsbezogene Sachkompetenz ist für die Absicherung
unseres Lebensunterhalts unerlässlich.
Wir können uns zweitens für bessere Kommunikation mit anderen Menschen bilden. Die hier
erworbene Sozialkompetenz ist für den friedlichen Umgang mit unseren Nachbarn, Kollegen,
Freunden und Bekannten oder bei der Gesprächsführung in der Leitungsposition unerlässlich.
Wir können uns drittens in Hinsicht auf unser eigenes Selbst bilden, das heißt unsere Selbsterkenntnis vertiefen und so unsere Selbstkompetenz steigern. Selbstkompetenz ist für die Verwirklichung des Lebenskonzepts und für die Bewältigung von Lebenskrisen unerlässlich.
Selbsterkenntnis ist die höchste denkbare Kompetenz, die wir im Leben überhaupt erwerben
können. Sie ist der Schlüssel zum Selbstverstehen und damit auch der Schlüssel zum Weltverständnis und erst recht der Schlüssel zum beruflichen Erfolg. Nichts in der Welt ist geheimnisvoller als das eigene Selbst. Niemand ist uns so fremd wie das eigene Selbst. Wie soll denn
ein Mensch, der nicht einmal sich selbst versteht, andere Menschen, die Welt oder gar Gottes
Schöpfung verstehen können? In der krisenpädagogischen Aus- und Weiterbildung hat der
Erwerb von Selbstkompetenz den höchsten Stellenwert (vgl. Grafik), denn:
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Wer keine Sachkompetenz hat, hat ein Problem.
Wer keine Sozialkompetenz hat, hat manche Probleme.
Wer keine Selbstkompetenz hat, hat nur Probleme und erzeugt chronisch Krisen.
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Das Kompetenzmodell der Krisenpädagogik
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Quelle: Krisenpädagogik. Band 2, S. 30
2.2. Das krisenpädagogische Konzept der Kommunikation
Das pädagogisch orientierte Konzept der Kommunikation sucht nach sinnvollen Wegen friedlichen Umgangs im täglichen Leben der Menschen. Viele Beziehungskrisen entstehen nachweislich durch chronisch schief laufende Kommunikation. Das hat einen Grund: Wir lernen
nirgendwo, wie Kommunikation gelingt. Fast alle Bildungseinrichtungen (Schule, Hochschule, betriebliche Ausbildung, Erwachsenenbildung usw.) haben sich auf die Vermittlung von
Sachkompetenz spezialisiert. Ist die berufliche Ausbildung abgeschlossen, so ist man zwar
fachlich kompetent, aber in Hinsicht auf kommunikative Kompetenz noch ein blutiger Anfänger. Ärzte, Krankenschwester, Sozialarbeiter, Menschen in helfenden Berufen, ja sogar Lehrer
und Hochschullehrer mögen hohe Sachkompetenz haben. Das bedeutet aber nicht, dass sie
zwangsläufig auch mit ihren Mitmenschen friedlich kommunizieren können. Wo sollten sie
auch diese Sozialkompetenz erworben haben? Diese Lücke schließt das Konzept Pädagogische Kommunikation, insbesondere im 3. Band der Krisenpädagogik.
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Kommunikation muss jeder lernen. Sie ist für den zwischenmenschlichen Frieden ebenso
wichtig wie für den Frieden zwischen den Völkern. Im Band 2 der Krisenpädagogik wird daher die aus der Literatur bekannte Einteilung der Krisen in „Normalkrisen“ versus „Schicksalhafte Krisen“ um zwei weitere Typen ergänzt, nämlich um kommunikative Krisen und spirituelle Krisen. Kommunikative Krisen stehen oft im Mittelpunkt, spirituelle Krisen meist an
der Grenze des Lebens. Bei dem einen Krisentyp geht es um Sterben und Tod, bei dem anderen Typ um den banalen Alltag. Beide Lebenssituationen können belastend oder bereichernd
sein. Krisenpädagogik will Menschen für beide Situationen sensibilisieren getreu nach Platons
Spruch: Philosophieren heißt sterben lernen; sterben lernen ist aber nichts anderes als leben
lernen.
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3. Praktische Umsetzung seit 2008
Während sich die Krisenpädagogik bei der wissenschaftlichen Grundlegung auf die Begriffe
Bewusstsein und Sinn stützt, verfolgt sie in der praktischen Umsetzung in der einjährigen Ausund drei bis fünfjährigen Weiterbildung 3 Ziele, nämlich:
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! Ethisches Menschenbild
! Gelingende Kommunikation und
! Stabile Gesundheit.
3.1. Ethisches Menschenbild
Die Ethik spiegelt das Menschenbild in der Krisenpädagogik wider. Sie reflektiert über erstrebenswerte Ziele von Menschsein und Menschwerden. Ethisch gesehen, lässt sich die Situation
eines Ratsuchenden so beschreiben: Da sitzt ein verzweifelter Mensch vor uns, der unter dem
Druck der Lebensereignisse zusammengebrochen und dessen Selbstwertgefühl auf das Minimum gesunken ist. Sein gegenwärtiger Zustand ist ungeordnet und seine Zukunftsperspektiven düster. Krisenpädagogische Beratung bringt Ordnung in seinen momentanen Zustand und
lotet Perspektiven für seine Zukunft aus. So steigen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.
Krisenpädagogik hat dieses ethische Ziel mit dem Ausdruck: den Anderen erheben belegt.
Folgende Maximen leiten dabei die Beratung:
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Maxime I
Menschen, die krisenpädagogischen Rat suchen, sind nicht krank. Sie haben nur ein Problem,
das sie im Moment allein nicht bewältigen können. Daher sind sie weder als KlientInnen noch
als PatientInnen zu betrachten. Sie sind unsere GesprächspartnerInnen, in gewisser Weise
sind sie sogar unser „Boss“ (nicht zu verwechseln mit „Chef“).
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Maxime II
Menschen, die krisenpädagogisch beraten, verstehen sich nicht nur als HelferInnen bei der
Bewusstseinsentwicklung und Sinnfindung, sondern in gewisser Weise auch als „DienerInnen“ (nicht zu verwechseln mit „Knechten“). Der Boss sucht nach einer Lösung für sein Problem; der Krisenpädagoge dient dabei als Helfer bei der Sinnfindung durch Bewusstseinsarbeit und Traumdeutung.
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Maxime III
Bei der krisenpädagogischen Beratung geht es nicht um eine umfassende Analyse der Vergangenheit. Krisenpädagogik ist lösungsorientiert und sucht nach einem Ausweg aus der gegenwärtigen Lage und einer sinnvollen Lebensgestaltung in naher Zukunft. Ob die vorgeschlagenen Lösungen gut, brauchbar und umsetzbar sind, entscheidet der Boss aufgrund seiner Träume, aus denen seine innere Wahrheit spricht.
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Maxime IV
Krisenpädagogik vermittelt Sachkompetenz und fördert die Sozial- und Selbstkompetenz.
Darüber hinaus unterstützt sie die Gesundheit in ganzheitlicher Hinsicht. Das dazu nötige
Wissen und Können sind interdisziplinär zusammengetragen und werden bei der individuellen
Beratung maßgeschneidert umgesetzt. Die Grundlage für die ganzheitliche Gesundheit ist das
Buch: Innere Harmonie.
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Maxime V
Alles Wissen nützt wenig, wenn den KrisenpädagogInnen die humane Grundhaltung und edle
Charaktereigenschaften fehlen, z. B. Liebe, Menschlichkeit, Bescheidenheit, Voraussicht, Intuition und Weisheit.
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3.2. Respektvolle und gelingende Kommunikation
Wir Menschen werden durch Kommunikation mit den anderen Menschen sozialisiert, also auf
das soziale Miteinander vorbereitet. Die Kommunikation lehrt uns, wie wir unsere Mitwelt
wahrnehmen sollen. Diese Wahrnehmung setzen wir bei den Anderen auch voraus. Wir tauschen diese Wahrnehmungen durch Mitteilung. Darin steckt auch: miteinander teilen. Das ist
die Basis für den Erwerb von Sozialkompetenz. Kommunikation lässt sich also mit einer Brille vergleichen, durch die wir unsere soziale Welt überhaupt erst sehen lernen. Wenn nun diese
Sicht egoistisch und respektlos ist, kommt es zu kommunikativen Krisen. Dann versteht man
sich nicht mehr. Dann gibt es täglich Streit, weil man aneinander vorbei redet. Jedes Wort erzeugt bald nur noch Spannung. Das führt am Ende zu einer Vergiftung der Atmosphäre, in der
nichts mehr gelingt. Oder es sieht zwar alles friedlich aus, aber das scheinbar nette Gespräch
entartet immer wieder zu einem Doppelmonolog. Keiner hört zu, aber jeder redet über sich
selbst. Jeder öffnet gleich seine Ich-Kiste und benutzt den Anderen als Stichwortgeber.
Die krisenpädagogische Beratungserfahrung zeigt: Kommunikative Krisen verschwinden,
wenn die betroffene Person ihre Brille einmal kurz absetzt und die Welt durch eine andere
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Brille betrachtet (also Bewusstseinsarbeit, angewandt auf die tägliche Kommunikation). Krisenpädagogik hat dafür folgende Wendung geprägt:
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Andere Sicht, andere Ansicht;
andere Ansicht, andere Einsicht;
andere Einsicht, andere Weltsicht.
Ändere du deine Sicht,
und die Welt ändert ihr Gesicht.
Das 3. Modul in der Ausbildung widmet sich weitgehend dieser Arbeit, um die Sozialkompetenz der angehenden BeraterInnen zu steigern und ihre Empathiefähigkeit zu verfeinern.
Das in der Krisenpädagogik entwickelte Kommunikationskonzept wird nicht therapeutisch,
sondern pädagogisch eingesetzt. Es analysiert die Kommunikation und ermittelt die wiederkehrenden neuralgischen Punkte. Es schärft das Bewusstsein für den schief gelaufenen Kommunikationsablauf und leistet Prophylaxe für zukünftige Kommunikation. Es spürt die festgefahrenen Sichtweisen auf und macht die zementierten kommunikativen Muster bewusst. Es
entlarvt erstarrte Lebensgewohnheiten und motiviert zur Einübung alternativer Muster. Dadurch lösen sich verkrustete Strukturen in der täglichen Kommunikation auf. Der Respekt vor
dem Anderen steigt und das soziale Miteinander gelingt besser.
In der Krisenpädagogik-Ausbildung wird das Kommunikationskonzept in Übungen konkret
vermittelt und durch Partnerarbeit geübt. In der Weiterbildung wird es noch supervidiert. Dafür hat die Krisenpädagogik spezielle Methoden entwickelt, die jeweils unter einem Leitsatz
stehen. Hier ein Überblick über die zehn krisenpädagogischen Leitsätze der Kommunikation.
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Leitsätze krisenpädagogischer Kommunikation
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Ich achte auf die Körpersprache.
Ich bin präsent und höre konzentriert jedes Wort.
Ich bin empathisch, ohne die Distanz zu verlieren.
Ich versuche, den Kern des Problems zu erkennen.
Ich verorte das Problem.
Ich registriere Hinweise auf mögliche Lösungen.
Ich suche nach der Kehrseite der Krise.
Ich suche nach Sinn und Entwicklungschancen.
Ich biete helfende Begleitung an.
Ich versuche zu leben, was ich rate.
3.3. Stabile Gesundheit
Gesundheit ist unser höchstes Gut. In Krisenzeiten ist sie extrem gefährdet. Wie soll man tun?
Wie soll man sich zum Beispiel ernähren? Welche Getränke sollte man meiden? Welche Nah-
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rung soll man bevorzugen? Was muss ich tun, um meinen Tag- und Nachtrhythmus einzuhalten? Das sind wichtige Fragen für die Krisenbewältigung.
Krisenpädagogik hat ein Gesundheitskonzept entwickelt, das 1990 im renommierten Verlag
Rowohlt publiziert wurde. Dieses ganzheitliche Konzept trägt den Titel „Innere Harmonie“.
Es hat schon vielen Menschen durch einfache Hinweise zur Umstellung der Ernährung geholfen. Das gleichnamige Buch hat mittlerweile viele Auflagen erlebt; es wurde ins Englische
und Japanische übersetzt.
In diesem Konzept wird der Mensch als Einheit von Körper, Seele und Geist betrachtet. Alle
drei Bereiche hängen eng zusammen und beeinflussen sich wechselseitig. Hat der Mensch
körperlich eine Krise (etwa durch eine Krankheit), so ist er ebenso seelisch wie geistig belastet. Hat er eine psychische Krise (verursacht durch Trennung oder Verlust), so ist er ebenso
körperlich und geistig belastet. Es gibt nur einen vernünftigen Weg, der bei der Krisenbewältigung zum Erfolg führt, nämlich die ganzheitliche Sicht. Einzelwissenschaften können diesen
Weg nicht gehen, das kann nur die Philosophie. Denn: Jede Wissenschaft muss sich spezialisieren; sie muss analysieren und differenzieren. Aber das Leben ist nun einmal eine Ganzheit,
das sich nicht in Einzelteile zerlegen lässt. Im Leben hängt alles mit allem zusammen, und das
Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile. Im ganzheitlichen Gesundheitskonzept der Krisenpädagogik, wird der Körper durch gesunde Ernährung, die Seele durch Meditation und der
Geist durch Sinnsuche und Sinnerfüllung ins Gleichgewicht gebracht.
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Das ganzheitliche Gesundheitskonzept der KP
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Wir brauchen ein viel feineres Bewusstsein für die Erhaltung unserer Gesundheit. Krank werden ist oft kein Unfall, sondern häufig die Folge des Raubbaus am eigenen Körper, die Folge
eines chronischen Ungleichgewichts in der Seele oder die Folge einer schiefen mentalen Einstellung zum Leben. Alle Menschen wollen eine stabile Gesundheit. Aber wer fängt an, sich
darüber Gedanken zu machen, dass sein Körper - dieses Wunderwerk der Schöpfung - ihm
lediglich anvertraut worden ist? Kein Autofahrer würde auch nur einmal seinem Auto den falschen Treibstoff zumuten, aber er mutet seinem eigenen Körper täglich alle möglichen Gifte
zu. Übergewicht, Alkoholkonsum, Drogen und Tabak gehören schon zur Normalität unseres
Lebens. Hier ist viel zu tun und erhebliche Bewusstseinsarbeit zu leisten. Einer werdenden
Mutter, die während der Schwangerschaft raucht oder trinkt, fehlt das klare Bewusstsein dafür, was sie sich selbst und ihrem ungeborenen Kind eigentlich antut. Ein Vater, der vor übertriebenem Arbeitseifer sich nur noch mit Kaffee puscht, hat kein klares Bewusstsein für die
Verantwortung, die er als Beschützer und Ernährer der Familie trägt.
In der krisenpädagogischen Praxis wird ein wachsames Bewusstsein für die tägliche Ernährung geweckt, damit wir diesen Körper in einem anständigen Zustand dem Schöpfer wieder
zurück geben. Nach den bisherigen Erfahrungen in der Ausbildung hören einige TeilnehmerInnen spontan auf zu rauchen, sobald sie sich mit einer solchen Einstellung zum Leben beschäftigen. Krisenpädagogik nimmt das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“
wörtlich: Fange an, dich zu lieben, zu schätzen und zu achten; nur dann bist du fähig, Andere
zu lieben, zu schätzen und zu achten. Die Liebe zu sich selbst fängt mit der Pflege der eigenen
Gesundheit an.
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Hass, Feindschaft und Krieg sind vermeidbar, Liebe, Freundschaft
und Frieden sind unvermeidbar.
3.4. Das Ausbildungskonzept (Ausbildung)
In der Ausbildung wird die praktische Umsetzung des Konzepts in den Modulen 3 (Kommunikation) und 4 (Gesundheit) vermittelt, nachdem die Theorie in den Modulen 1 (Bewusstseinstheorie) und 2 (Sinn) anschaulich vermittelt und mit entsprechenden Medien erlebbar gemacht wurde. Die Vernetzung von Erkennen und Handeln hat höchste Priorität, weil
Tun immer Überzeugung voraussetzt. Erst die Einsicht führt zu einer neuen Sicht, und so ändert sich die Welt in den Augen der betroffenen Person. Das 5. Modul bringt nicht nur Theorie
und Praxis zusammen. Es erhebt diese Synthese ins Spirituelle und Kosmische. Es werden
Lichtblicke in ewig gültige Universalgesetze des Lebens vermittelt. Die Wissenschaft, die sich
mit den Universalgesetzen des Lebens beschäftigt, nennt die Krisenpädagogik Evologie. Evologie - ein neuer Ausdruck, den es in keinem Lexikon gibt - fragt nach umfassenden Sinnzusammenhängen im Kosmos (und nicht nur im Individualleben). Evologie fragt nach den Gesetzen, die Himmel und Erde zusammenhalten. Evologie ist die kosmologische Grundlage der
Krisenpädagogik. Sie wurde erstmals im Jahre 2004 im Band 2 der Krisenpädagogik publiziert. Bei jedem der fünf Module führt Prof. Amini mindestens eine Beratung durch. Dabei
erleben die TeilnehmerInnen live, wie das Theoriekonzept praktisch umgesetzt wird.
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„Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden;
es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.“
(Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Hamburg 1950, S. 471)
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3.5. Das Weiterbildungskonzept (Weiterbildung)
Die Weiterbildung dauert 3 bis 5 Jahre und trägt die Bezeichnung Krisenpädagogicum. Die
Aus- und Weiterbildung haben Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Die Ähnlichkeit besteht darin, dass beide ausschließlich von Prof. Amini geleitet und durchgeführt werden. Der
Unterschied liegt darin, dass die Ausbildung nach Teilnahme an fünf Modulen abgeschlossen
wird, während die Weiterbildung nie endet. Zwar wird nach dem Besuch der fünften Einheit
das Zertifikat Krisenpädagogicum verliehen, aber professionelle KrisenberaterInnen können
im Sinne des lebenslangen Lernens weiterhin an der Weiterbildung teilnehmen.
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Die TeilnehmerInnen der Weiterbildung lernen durch echte Live-Beratungen die Kunst der
Sokratischen Gesprächsführung, Traumdeutung und Lösungsfindung. Wer einmal dabei war,
weiß, dass dies in der Regel in weniger als einer Stunde gelingt. Das ist das Besondere an der
krisenpädagogischen Beratung.
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Ziele der Weiterbildung
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Steigerung der eigenen humanen Haltung bei der Krisenberatung.
Steigerung der eigenen Fähigkeit zur Krisenberatung (Sachkompetenz).
Steigerung der eigenen Fähigkeit zur Krisenbegleitung (Sozialkompetenz).
Steigerung der eigenen Fähigkeit zur Selbsterkenntnis (Selbstkompetenz).
Inhalte der Weiterbildung
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Arbeit am Bewusstsein der Ratsuchenden und Anregungen zur Sinnsuche.
Deutung der Krisenträume zur Ermittlung der inneren Wahrheit.
Arbeit am Sozialverhalten der Ratsuchenden und Verbesserung der Kommunikation.
Stabilisierung der Gesundheit der Ratsuchenden und Entwicklung eines tragfähigen
Lebenskonzepts.
Methoden der Weiterbildung
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! Anfertigung schriftlicher Beratungen bei Hilferufen.
! Sokratische Gesprächsführung bei Live-Beratungen.
! Deutung der Krisenträume zur Ermittlung der inneren Wahrheit.
! Tipps zur Förderung der Gesundheit durch ganzheitliche Beratung
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Medien der Weiterbildung
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Audio- und Videoaufzeichnungen von Beratungsgesprächen und Traumdeutungen.
Spontane Feedbacks und professionelle Analyse der durchgeführten Beratungen.
Monitoring der durchgeführten Beratungen
Supervision von Beratungsfällen, die nicht gelöst werden konnten.
Zertifizierung der Weiterbildung
Nach der Teilnahme an der 5. Einheit der Weiterbildung wird von der Europäischen Gesellschaft für Krisenpädagogik das Zertifikat Krisenpädagogicum verliehen. Das ist derzeit die
höchste Qualifikation in Krisenpädagogik. Wer sie erwirbt, gilt als professionell ausgebildeter
Krisenberater/in (nach Prof. Amini).
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