BEYOND MAINSTREAM /fRU'ga l / EINFACH AM BESTEN Frugale Produkte nicht nur für die Schwellenmärkte: Neue Kundenbedürfnisse profitabel bedienen MAI 2015 THINK ACT FRUGALE PRODUKTE DIE GROSSEN 3 1 4,8 Milliarden Menschen wird die globale Mittelschicht im Jahr 2030 umfassen. Das Rennen um diese neuen Konsumenten ist eröffnet – ein riesiges Marktpotenzial für deutsche und europäische Unternehmen. S. 5 2 4 verschiedene Markt- und Wettbewerbspositionierungen sind es, an denen sich eine erfolgversprechende Produktstrategie orientieren muss. Die Vierfeldermatrix von Roland Berger hilft dabei, frühzeitig die richtigen Entscheidungen zu treffen. S. 6 3 70% der deutschen Topmanager stellen für 2015 das Produktportfolio in den Mittelpunkt ihrer Planungen. Zeit, neue Marktstrategien zu diskutieren, die frugale Produkte ausdrücklich einschließen. S. 9 Neu entwickeln statt abspecken! S. 13 2 ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS THINK ACT FRUGALE PRODUKTE Doppelte Gewinnchance nutzen. Schwellenmärkte schreiben die spannendsten Wachstumsgeschichten. Was oft verkannt wird: Völlig neue Kundensegmente entstehen auch mitten in reifen, westlichen Volkswirtschaften. Mit frugalen Produkten können Unternehmen hier wie dort neue Bedürfnisse adressieren. Wie können Unternehmen in jungen, ebenso wie in reifen, scheinbar gesättigten Märkten weiterhin wachsen? Dazu werden sie noch stärker Kundenbedürfnisse und Produkte in den Mittelpunkt ihrer Strategie stellen müssen. Um vor allem am Wachstum des unteren und mittleren Marktsegments zu partizipieren, hat das Konzept der frugalen Innovation A – die Entwicklung einfacher Produkte für grundlegende Bedürfnisse – nichts von seiner Überzeugungs- und Anziehungskraft eingebüßt. Das beweist das anhaltende Interesse unserer Klienten aus der Industrie. Zwar wurden bisher nicht alle hochfliegenden Erwartungen erfüllt. Das 100-Dollar-Laptop für infrastrukturschwache Entwicklungsländer wartet noch auf seinen Durchbruch, der betont simple "Tata Nano" hat sich als Auto für die Massen nicht einmal auf seinem Heimatmarkt Indien durchgesetzt, geschweige denn in Europa oder den USA. Trotzdem ist frugale Innovation als Wachstumsimpuls aktueller denn je. Unsere bisherigen Studien haben gezeigt, dass Unternehmen strategische und operative Hebel besser stellen können, wenn es um ihre Marktpositionierung und die Definition ihres Produktportfolios geht. Bisher jedenfalls haben einige die Bedürfnisse ihrer Kunden nicht optimal interpretiert. Frugale Innovation ist nicht gleich Innovation zu niedrigsten Kosten. Der klassische Fehler: Ausgereifte, aufwendige Produkte werden nur von gewissen Funktionen befreit, um neue Kunden zu erreichen. Doch offensichtlich ist es nicht attraktiv genug, im "billigsten Auto der Welt" zu fahren. Ein anderer Ansatz ist nötig. Produkte müssen von Grund auf neu durchdacht und entwickelt werden. Eines der populärsten gelungenen Beispiele ist der "Dacia Logan". Aus Beobachtungen in Russland zog Louis Schweitzer als CEO von Renault einst grundsätzliche Schlüsse für seine Modellpolitik. Sein Strategiewechsel hin zur neuen Einfachheit sorgte für einen Kulturwandel. Mehr als zehn Jahre später bietet er immer noch aktuelle Lehren für Wachstumsstrategien und Produktportfolios der Industrie. Der Franzose begleitete Staatspräsident Jacques Chirac auf einer Russlandreise, als ihm auffiel, dass Autohändler auf dem Schwellenmarkt einen antiquierten Lada für 6.000 Euro gut verkauften, aber auf dem Renault für 12.000 Euro sitzen blieben. Warum aber sollte der technische Fortschritt Renault davon abhalten, auch ein gutes Auto für 6.000 Euro zu bauen? Modern, verlässlich, ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS 3 THINK ACT FRUGALE PRODUKTE A FRUGALE INNOVATION STRATEGISCHE UND OPERATIVE HEBEL RICHTIG STELLEN Frugale Produkte werden – hauptsächlich in Schwellenländern – mit sechs Haupteigenschaften verbunden L F LOCAL (lokal) A AFFORDABLE (erschwinglich) FUNCTIONAL (funktional) /fRU'ga l / R ROBUST (robust) Einfach, bescheiden, nicht üppig G GROWING (wachsende Märkte) U USER-FRIENDLY (benutzerfreundlich) Verwandte Konzepte finden sich in Asien und Südamerika /gambiarra/ /zizhu chuangxin/ /Jugaad/ Mit Methoden und allen gegebenen Materialien improvisieren, um ein Problem zu lösen. "Endogene Innovation": Die chinesische Führung nutzt den Begriff, wenn es um wissenschaftliche und technologische Transformation geht. Umgangssprachlich für kreative Improvisation, die mehr mit weniger Ressourcen erreicht. "Halte alles so einfach, wie es geht." BRASILIEN 4 CHINA ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS INDIEN THINK ACT FRUGALE PRODUKTE erschwinglich: Das waren die drei wesentlichen Anforderungen, die er fortan für eine neue Modellreihe vorgab. 2004 präsentierte Renault das unspektakuläre Familienauto "Logan", eine Koproduktion mit der rumänischen Tochtergesellschaft Dacia. Das Gefährt mit 50% weniger Teilen als ein Renault beschert den Franzosen bis heute durchschlagenden Erfolg – selbst in Westeuropa. Die Marke Dacia ist mittlerweile eine starke Säule des Konzerns: Die einfachen Autos machten 2008 schon 20% der weltweiten Verkäufe aus, 2013 sogar 40%. In seiner Berichterstattung zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2014 nennt Renault Dacia "nach wie vor die am schnellsten wachsende Marke in Europa". Die Jahresbilanz 2014 fiel entsprechend positiv aus. Unter den fünf volumenstärksten Modellen des Konzerns sind drei der Marke Dacia: das SUV "Duster" (Platz 1), der "Logan" (Platz 3 nach dem Renault "Clio") und der Kompaktwagen "Sandero" (4). Während der weltweite Absatz von Renault-Pkw im Jahresvergleich um 1,4% auf 1,81 Millionen Einheiten sank, kletterten die Dacia-Verkäufe um 18,8% auf fast 475.000 Autos. Renault hält daran fest, 2015 ein extrem kostengünstiges Auto in Indien einzuführen, und trifft Vorbereitungen, um 2016 Autos in China zu bauen. Dort versucht auch Volkswagen, mit einem besonders günstigen Auto Marktanteile zu sichern. Ein Modell macht Schule. Die frugalen Fahrzeuge treffen einerseits ihre Zielgruppe, gleichzeitig erschließen sie ganz neue Käuferschichten, weit hinaus über die Schwellenmärkte, für die Design, Ausstattung und Preis ursprünglich kalkuliert waren. Ein doppelter Erfolg. Fortan müssen – oder dürfen – Manager mit solchen Marktreaktionen rechnen, wenn sie ihre Produktstrategie entwerfen, nicht nur in der Autoindustrie. Mehrere Stoßrichtungen bieten Potenzial für strategische Wettbewerbsvorteile. B > WACHSTUM IN SCHWELLENMÄRKTEN, um kurz- und mittelfristig von den signifikanten Wachstumsraten der aufstrebenden Volkswirtschaften zu profitieren und um langfristig neue Kunden nach und nach an höhere Marktsegmente heranzuführen ("trading-up"). > WACHSTUM IN ENTWICKELTEN MÄRKTEN, um mittelfristig ungenutzte Potenziale im unteren und mittleren Marktsegment zu heben. > ABWEHR VON WETTBEWERBERN, um langfristig Schwellenmarkt-Unternehmen aus den entwickelten Heimat- oder Stammmärkten fernzuhalten. Wie immer sich Unternehmer hier positionieren, können sie mit stabilen demografischen und wirtschaftliche Faktoren kalkulieren, die ihren frugalen Produkten in die Hände spielen. Experten von Roland Berger haben im Trendkompendium und anderen Publikationen immer wieder analysiert, wie sehr sich Gewichte in der Weltwirtschaft verschieben. Global betrachtet gehen wir davon aus, dass bis 2030 voraussichtlich 95% des Bevölkerungswachstums und 70% des realen BIP-Wachstums in den Schwellenländern stattfinden. 20 Länder machen drei Viertel des Wachstums unter sich aus, darunter Mexiko, Peru, Kolumbien und Argentinien, Nigeria, Südafrika, Iran und Irak, die Türkei, Indonesien, Malaysia oder Vietnam. 2030 wird nur noch gut ein Viertel der Exporte aus Industrieländern stammen, fast drei Viertel aus den jetzigen Schwellenländern. Vier von fünf Konsumenten der Mittelklasse werden außerhalb Europas und der USA leben – mit einem Altersdurchschnitt deutlich unter dem westlicher Länder. Noch dazu steigen ihre Konsumausgaben rund dreimal so schnell wie in der "alten" Welt. Vor fünf Jahren zählte die OECD noch 1,8 Milliarden Menschen zur globalen Mittelklasse, in fünf Jahren werden es demnach 3,2 Milliarden Menschen sein, 2030 dann gar 4,8 Milliarden. C Kurzum: steigende 1 Einkommen, steigende Nachfrage, millionenfache Konsumwünsche, millionenfacher Bedarf an Maschinen, um völlig neue Güter zu produzieren – ein riesiges Marktpotenzial auch für europäische Unternehmen. Gerade das Wachstum der BRICs dürfte sich mittelfristig fortsetzen. Zwar lasten zum Beispiel auf der russischen Wirtschaft im Jahr 2015 – rein ökonomisch argumentiert – die niedrigen Rohstoffpreise. Andererseits kehrt gerade deshalb an anderen Orten das Wachstum zurück. So profitieren zum Beispiel aufstrebende Märkte wie Indien, Thailand oder die Philippinen von den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. In China, heute schon die zweitgrößte Wirtschafts- und Handelsnation mit den größten Devisenreserven der Welt, neigt sich die Waage von einer Investitions- und exportorientierten Wirtschaft stärker in Richtung der Konsum- und Binnen- ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS 5 THINK ACT FRUGALE PRODUKTE B 2 ZWISCHEN WACHSTUM UND WACHSAMKEIT IDEALT YPISCHE MARKTSTRATEGIEN FÜR FRUGALE PRODUKTE: UNTERNEHMENSBEISPIELE UND ENTWICKLUNGSPFADE IN DER VIERFELDERMATRIX VON ROLAND BERGER ENTWICKELTE MÄRKTE PROFITABLES WACHSTUM DURCH MARKTEINTRITT INS UNTERE/MITTLERE SEGMENT 1 REVERSE INNOVATION ist der Prozess, in dem Güter zuerst in Schwellenländern entwickelt werden, um lokale Bedürfnisse zu befriedigen, um dann als NiedrigpreisAngebot auch in Industrieländern platziert zu werden und neue Märkte und Anwendungen entstehen zu lassen. ABWEHR VON WETTBEWERBERN DURCH BESETZUNG UND VERTEIDIGUNG DES UNTEREN/MITTLEREN MARKTSEGMENTS ("FENCING") 6 HENKEL "Syoss"-Kosmetik: professionelle Haarpflegeprodukte für den Massenmarkt, zunächst in den USA. Dort war das Marktsegment nicht besetzt. "Syoss" stellte sich als erfolgreicher Produktlaunch heraus. "Syoss Professional Performance" wurde 2009 auch auf dem deutschen Markt eingeführt. Geworben wird mit einem klaren Anspruch: "professionelle Haarpflege, die man sich leisten kann". 3 ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS THINK ACT FRUGALE PRODUKTE Frugale Produkte folgen Entwicklungspfaden, nur wenige lassen sich entweder a priori eindeutig einer ManagementStrategie zuordnen oder bleiben im Verlauf des Produktzyklus in ihrem Quadranten stehen. Frugale Innovation kann für sich entwickelnde ebenso wie für entwickelte Märkte interessant sein und kann sowohl der Eroberung als auch der Verteidigung von Marktpositionen dienen. Manche Produkte sind für Schwellenmärkte entwickelt und setzen sich dann auch in entwickelten Ländern zu niedrigen Preisen im unteren Marktsegment durch. SCHWELLENMÄRKTE 2 DACIA Die Renault-Tochter trifft die Bedürfnisse immer neuer Kunden. Noch immer hat die Konkurrenz praktisch keine Antwort. UNILEVER Für Menschen mit niedrigem Einkommen sind Standardgrößen von Kaffee, Zahnpasta, Lotionen oder Waschpulver zu teuer. Neues Angebot: Einportionenpackungen einfacher Produkte zu CentPreisen. Nach der Finanzkrise 2008 erfolgreich in gebeutelten Konsumentenschichten Südeuropas und in den USA. GENERAL ELECTRIC Der deutsche Maschinenbauer hat 2013 eine Mehrheitsbeteiligung von 72% am chinesischen Wettbewerber Jiangsu Jinfangyuan (JFY) übernommen, einem Hersteller von Stanzmaschinen. Explizites Ziel: Positionierung im unteren Preissegment. Die Stanzmaschinen der Chinesen kosteten weniger als 100.000 Euro, der Mindestpreis bei Trumpf lag bei 250.000 Euro. DANNON Die US-Tochter des französischen Milchprodukteherstellers Danone reichert Joghurt mit Vitamin A, Eisen und Zink an. 2005 in Südafrika platziert, hilft die Marke "Danimal", Unterernährung zu bekämpfen und Arbeitsplätze zu schaffen. 10% der Verkäufe gehen auf "Daniladies" zurück, die in Townships Joghurts verkaufen – unter Aufsicht von "Danigrandmas", Frauen mit höherer Ausbildung. Ein leichtes, portables EKG-Gerät, ursprünglich gedacht für Mediziner in Indien und China, wird inzwischen auch in den USA erfolgreich verkauft – 20% unter dem Marktpreis für vergleichbare Geräte. TRUMPF PROFITABLES WACHSTUM DURCH MARKTEINTRITT INS UNTERE/MITTLERE SEGMENT SAME DEUTZ-FAHR (SDF) Der italienische Landmaschinenhersteller will ab 2015 in Indien Traktoren im Segment von 35 bis 42 PS verkaufen. "Agrolux" und "Agromax" heißen die lokal gefertigten Marken für den weltweit größten Traktorenmarkt. Das Pricing orientiert sich am indischen Marktführer Mahindra. SDF sieht sich aber im Wettbewerb mit höherpreisigen Modellen von New Holland und John Deere. 4 ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS ABWEHR VON WETTBEWERBERN DURCH BESETZUNG UND VERTEIDIGUNG DES UNTEREN/MITTLEREN MARKTSEGMENTS ("FENCING") 7 THINK ACT FRUGALE PRODUKTE wirtschaft. Die strukturellen Reformen greifen, das neue China öffnet sich. Das Wachstum Chinas wird sich 2015 verlangsamen, aber auf hohem Niveau. Ernste Konkurrenten um neue Kunden Der Wandel Chinas und anderer Schwellenländer bringt einen Perspektivenwechsel in jeder Hinsicht. Einheimische Unternehmen sind nicht mehr nur die verlängerte Werkbank, sondern oft genug ernste Konkurrenten um neue Kunden, sowohl in den sich entwickelnden als auch in den entwickelten Märkten. Der Wettbewerb wird längst nicht mehr nur über den Preis ausgetragen, sondern über eine Differenzierung der Produkte. Wer am Markt erfolgreich sein will, muss lernen, speziell fürs untere und mittlere Segment frugale Produkte passgenau zu entwickeln – für die einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten in den reifen Volkswirtschaften wie auch für die aufstrebende Mittelklasse der Emerging Markets. Die Anforderungen der Kunden zu verstehen, darauf kommt es an. Zusätzlich geht Geschwindigkeit vor Perfektion. Produkte setzen sich durch, wenn sie früh im Markt sind, ihre Qualität "gut genug" ist und sie genau auf relevante Kundenbedürfnisse abzielen. Frugale Innovation ist in Schwellenländern weiter auf dem Vormarsch und hat große Chancen auf einen Durchbruch auch in Industrieländern. Finanzkrise und Rezession, stagnierende Haushaltseinkommen und hohe Arbeitslosigkeit haben zum Beispiel in einigen Ländern Europas die Türen weit aufgestoßen. Doch nicht nur hier. In den USA hat Pew Research ermittelt, dass sich heute nur noch 44% der Amerikaner als Angehörige der Mittelklasse sehen, 9% weniger als 2008. Nach eigener Wahrnehmung sind 40% der Menschen zuletzt in eine niedrigere Einkommensgruppe abgerutscht, 2008 fühlten sich noch 25% als ökonomische Verlierer. Auch so verändern sich Bedürfnisse von Konsumenten. Das ist die Ausgangslage – vielfältige Gründe, ein eindeutiger Trend: Bis 2018 wird sich die Bedeutung der Frugal Products – als Anteil am Umsatz und Gewinn – in den von uns befragten Unternehmen jeweils fast verdoppeln. 8 C WACHSTUM DER GLOBALEN MITTELKLASSE Hoffnungswerte: Immer mehr Menschen [in Milliarden] mit mittlerem Einkommen bedeuten steigende Nachfrage nach frugalen Produkten 4,8 2030 3,2 2020 1,6 2009 Quelle: OECD ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS THINK ACT FRUGALE PRODUKTE Produktportfolio frugal ergänzen. Für die meisten Unternehmen steht jetzt das Produktportfolio im Mittelpunkt. Ein praktikabler Ansatz hilft, frugale Produkte und ihre Märkte systematisch zu bewerten. Welche Produkte und Services sollen geliefert werden, welche nicht mehr, wie lassen sich funktionsübergreifend Produkt- und Servicekosten senken, wie lassen sich kundenorientiert (!) Produkt- und Servicemerkmale ändern? Genau das sind die Fragen, die die Unternehmensleitung vordringlich zu lösen 3 hat, sagen 70% der von uns befragten Topmanager. Es ist das zentrale Ergebnis unseres 6. OperationsEffizienz-Radars, an dem Ende 2014 mehr als 120 Repräsentanten produzierender Unternehmen des Mittelstands bis ca. 5 Milliarden Euro Umsatz teilgenommen haben. In den Chefetagen erscheint das Produktportfolio demnach wichtiger als prozessuale Hebel in den Bereichen Controlling/Finanzen, Working-Capital-Management, Logistik, Einkauf oder Administration. Dabei haben wir eine homogene Haltung der Manager in praktisch allen Branchen ermittelt – ob Automobil, Hightech, Maschinen- und Anlagenbau, Chemie, Pharma oder Bauindustrie. Die Fokussierung gerade der technikgetriebenen Unternehmen auf ein zukunftsfähiges Produkt- und Serviceportfolio lässt es günstig erscheinen, jetzt neue Marktstrategien zu diskutieren, die frugale Produkte ausdrücklich einschließen. Unternehmen rechnen in der Regel mit starkem Marktwachstum für ihre frugalen Produkte, vor allem im Hightech-Bereich. D Um dieses Wachstum auch hebeln zu können, müssen die Kundenanforderungen deutlich im Zentrum stehen. Klare Antworten auf zwei zentrale Fragen sind nötig: Welche Funktionen braucht das Produkt – und welche nicht! – und wie genau kommt es zum Einsatz? In der Regel darf ein bestehendes Produkt nicht einfach abgespeckt werden; zum einen, weil damit meist nicht die spezifischen Kundenanforderungen getroffen werden (oft ohnehin ein Kompromiss); zum anderen, weil damit normalerweise auch nicht die angestrebten Produktkosten erreicht werden können. Positiv formuliert: Nur wer Lösungen vollständig neu durchdenkt, ohne sich von früheren Restriktionen und Kompromissen leiten zu lassen, wird Kundenbedürfnisse und Produktkostenziele vollständig treffen. Nur wer ein frugales Produkt von Grund auf neu entwickelt, wird erfolgreich sein. Aus der weitreichenden Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Praktikern aus der Industrie haben Experten von Roland Berger einen Ansatz entwickelt, der es Unternehmen erlaubt, in jedem Frugal-Projekt Punkt für Punkt systematisch und strategisch vorzugehen. Marktanalyse: Zielmärkte und Kundenbedürfnisse analysieren, Kundensegmente auswählen, Markt- und Wachstumsvolumen einschätzen, Geschäftsmodell aufstellen, Bandbreiten für Produktpreise bestimmen, Zielmargen festlegen. ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS 9 THINK ACT FRUGALE PRODUKTE D WICHTIGE WACHSTUMSFELDER Wie sich westliche Industrieunternehmen erfolgreich positionieren Marktsegment Marktstruktur und -größe Typische Positionierung westlicher Unternehmen ENTWICKELTE MÄRKTE High-end Stark Mid-end Mittel Low-end Schwach Lowlow-end Schwach FRUGALE PRODUKTE SCHWELLENMÄRKTE Hohes Wachstum Mittleres Wachstum Schwaches Wachstum Quelle: Roland Berger Produktdesign: Systematisch das Konzept für die technische Lösung aufstellen, dabei die konkreten Produktfunktionen festlegen, Alternativen für verschiedene Funktionen ausloten, Produktkosten bewerten. Wertschöpfungskette: Entwicklung und Beschaffung, Fertigung und Logistik – einkaufen oder selber machen? Fokus auf lokalem "footprint"; und Marketing/ Sales – enge Zusammenarbeit mit lokalen Vertriebspartnern. 10 Change Management: Roadmap entwickeln sowie Risikomanagement, Implementierung und Monitoring bedenken. Diese Punkte ergeben eine Richtschnur fürs Management, um ein neues Produktportfolio und Geschäftsmodell systematisch und durchgängig erfolgreich zu implementieren. ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS THINK ACT FRUGALE PRODUKTE Entscheidungen konsequent umsetzen. Es gibt wiederkehrende Hürden und Erfolgsfaktoren bei der Einführung frugaler Produkte. Daraus lässt sich lernen. Typische Hürden. Aus vielfältigen Beratungsprojekten wissen wir, dass es Unternehmen vor allem an Kenntnissen der Märkte und der wettbewerbsfähigen Preise mangelt, wenn es bei der Einführung neuer Produktlinien nicht zufriedenstellend läuft. Es fehlen die firmeninterne Akzeptanz und Entschlossenheit sowie konkrete Fähigkeiten beim lokalen Engineering; schließlich hapert es bei der Planung der Produktkosten und beim Design der Wertschöpfungskette. Um dieses tiefe Verständnis neuer Märkte zu entwickeln, reicht es nicht, bewährte Glaubenssätze einfach zu übertragen. Viele Hightech-Unternehmen laufen Gefahr, in einer risikoaversen, angebotsorientierten Qualitätskultur stecken zu bleiben. Mit ihren oft langen Entwicklungszyklen und der Anwendung standardisierter Prozesse werden sie der Anforderung an eine schnelle, flexible, lokale Entwicklung und Produktion nicht gerecht. Sie bringen nicht die nötige Offenheit mit, um neue frugale Produkte zu entwickeln. Dies betrifft häufig sogar die Finanzierung: Banken neigen nach unserer Einschätzung dazu, bei frugalen Produkten zurückhaltender zu sein. Mangelnde Abstimmung mit lokalen Genehmigungsbehörden ist eine weitere Hürde, ebenso wie Reibungen in der Zusammenarbeit zwischen zentralen und lokalen Entwicklern, unterschiedliche Vorstellungen von Qualitätsanforderungen oder Differenzen über Disziplin und Arbeitskultur. Schlimmer noch: Oft fehlt es an einer rigorosen Kostenkontrolle von Anfang an. Dann sind Kosten gerade nicht – wie es sein sollte – ein gleichwertiger Ent- wurfsparameter neben technischen und zeitlichen Vorgaben. Doch eine preislich wettbewerbsfähige Lösung ist nicht einfach zu erreichen, wenn es keine Verbindung gibt zwischen technischen Merkmalen und kommerziellen Implikationen. Dabei ist jede technische Entscheidung auch eine Kostenentscheidung. Typische Erfolgsfaktoren. Ankerpunkte in der Entwicklung und Etablierung eines frugalen Produkts stecken gerade im Verständnis für die nicht benötigten Anforderungen an dieses Produkt, die sich beispielsweise mit einer Conjoint-Analyse ermitteln lassen. Dazu kommt die firmeninterne Entschiedenheit, ausreichend Personal und andere Ressourcen einzusetzen. Nach unserer Ansicht ist insbesondere der Aufbau einer lokalen Entwicklung sinnvoll. Außerdem zählen nach unserer Erfahrung professionelles Change Management, die volle Unterstützung der Unternehmensleitung, offene Kommunikation an die Belegschaft – und ein "langer Atem" zu den Erfolgsfaktoren. Schließlich ist auch eine klare Branding-Strategie wichtig. Um etablierte Markennamen nicht zu gefährden, kann es sinnvoll sein, eine Zweimarkenstrategie zu verfolgen, die die Herkunft des frugalen Produkts deutlich macht ("powered by"), ohne die Platzierung (und Preise) der etablierten Marke zu beeinträchtigen. Dacia als Submarke des Renault-Konzerns ist ein solches Beispiel oder auch die Marke Horki des koreanischen Autoherstellers Kia, die es nur in China geben soll. Der Name Horki ist ein Kunstwort, das sich aus dem chinesischen "Hor" (= China) und "Ki" (= Autofahren) zusammensetzt ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS 11 THINK ACT FRUGALE PRODUKTE und auf das Joint Venture mit einem chinesischen Hersteller zurückgeht: Dongfeng Kia Yueda. Erfreuliches Fazit aus unseren Fallstudien: Unternehmen, die Risiken und Chancen gründlich abgewogen und dabei die typischen Hürden und Erfolgsfaktoren diskutiert haben, kommen in der Regel zu überaus zufriedenstellenden Ergebnissen. Technologieunternehmen übertreffen häufig ihre eigenen Erwartungen im Hinblick auf Kosten, Qualität, Leistungsfähigkeit und Profitabilität ihrer Produkte. Jedoch gilt das nicht für alle Branchen gleichermaßen. Dennoch lassen sich einige Generalisierungen treffen, wie in mehreren Studien gezeigt. So haben wir die Bedeutung der einzelnen Aspekte in dem Begriff FRUGAL von Kunden bewerten lassen. E Das ist aufschlussreich. Robust und nutzerfreundlich müssen Produkte sein und wachsende Märkte bedienen. Robust, das können die Ingenieure offenbar besonders gut. F wie funktional ist nach Einschätzung der Industrie- repräsentanten schon weniger bedeutsam. L wie lokale Fertigung schließlich rangiert in seiner Bedeutung eher hinten, obwohl der Anspruch vergleichsweise leicht umzusetzen ist. Demnach steckt das wichtigste Charakteristikum eines frugalen Produkts im A wie affordable. Gleichzeitig haben Unternehmen genau dort die größten Hürden zu überwinden, um ihren Zielen gerecht zu werden. Sobald die Preispunkte fixiert sind, wird auch die Verbindung von Produktkosten, Kundenanforderungen und Margenzielen sichtbar. Aus dem differenzierten Bild ergibt sich eine eindeutige Schlussfolgerung. Alle Bereiche eines Unternehmens fordern weitreichende, durchdachte Management-Entscheidungen und deren konsequente Umsetzung. Noch stärker als bisher kommt es darauf an, eine Strategie zu entwickeln, die sicherstellt, dass frugale Innovation von Grund auf systematisch angegangen und realisiert wird. E ATTRIBUTE FRUGALER PRODUKTE Das größte Verbesserungspotenzial liegt in der Dimension Erschwinglichkeit ("affordable") Nicht wichtig BEDEUTUNG Sehr wichtig ERFÜLLUNGSGRAD Vollständig Functional Robust User-friendly Growing Affordable Local Überhaupt nicht Bedeutung 12 Erfüllungsgrad Quelle: Roland Berger ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS THINK ACT FRUGALE PRODUKTE F FRUGALE STRATEGIE NUR DIE NEUENTWICKLUNG EINES PRODUKTS FÜHRT ZUM MARKTERFOLG Grundsätzlich lässt sich ein etabliertes Produkt vereinfachen, aber damit werden – gerade in Schwellenmärkten – Kunden- und Preisanforderungen selten adäquat getroffen. Daher empfiehlt sich für die unteren und mittleren Kundensegmente in diesen Märkten die grundlegende Neuentwicklung. /fRU'ga les / Produkt ABSPECKEN EINES KOMPLEXEN PRODUKTS NEUENTWICKLUNG Kundenanforderungen SCHLÜSSELASPEKTE Preis-/Kostenanforderungen ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS 13 THINK ACT FRUGALE PRODUKTE Best Practice. Erschwinglich muss es sein: Frugale Entwicklung neuer Produkte bedeutet, abwechselnd die Perspektive der Kunden und des produzierenden Unternehmens einzunehmen. Aus unserer Analyse zahlreicher Best-Practice-Beispiele sind wir zu Verallgemeinerungen gekommen, die jedes Unternehmen für sich nutzen kann. Wer erfolgreich frugale Produkte einführen möchte, wird von den Anforderungen an diese Produkte (Kundensicht) zu den Merkmalen und ihrer kosteneffizienten Umsetzung (Produzentensicht) zurück zur Frage kommen, welche Produktkonfiguration die Kundenanforderungen am besten erfüllt und damit einen Wettbewerbsvorteil bietet. Die geeignete Produktstrategie zu entwerfen, heißt Antworten auf wiederkehrende, wesentliche Fragen zu finden. F Welcher Produktpreis ist am Markt durchsetzbar? Es geht nicht darum, ein Produkt nur günstiger anzubieten. Im Idealfall passt zum neuen Produkt auch ein innovatives Pricing-Modell, das zum Beispiel Abonnements oder Leasing mit Rückkauf vorsehen kann. Genauso wichtig: Wie lässt sich Transparenz darüber herstellen, wofür Kunden nicht zu zahlen bereit sind? Daraus ergeben sich die notwendigen Hinweise darauf, wie rigoros Funktionen für die frugalen Produkte festzulegen sind – unabhängig davon, ob es sich um eine vollständige Neuentwicklung handelt oder ob der Anstoß zur frugalen Entwicklung von einem komplexeren Produkt ausgeht. Das Design hat klaren Kostenzielen zu folgen. Erschwinglichkeit ist das zentrale Attribut eines frugalen Produkts. Um dieses Ziel zu erreichen, lassen sich am besten lokale Ressourcen nutzen – für 14 Forschung und Entwicklung, für Beschaffung und Produktion. Auch Vertriebskooperationen mit lokalen Sales-Organisationen gehören zu dieser dezentralen Herangehensweise. Die eigene Organisation muss deshalb bei der Entwicklung und Einführung eines frugalen Produkts konsequent und regelmäßig informiert und eingebunden werden. Frugale Produkte sind in den meisten Branchen hochgradig relevant für profitables Wachstum. Das gilt besonders für die Schwellenmärkte. Mit einem systematischen, maßgeschneiderten Ansatz von Anfang an werden Industrieunternehmen Enttäuschungen über Absatz und Profit vermeiden und optimal aufgestellt sein, um nicht den Anschluss an einheimische Unternehmen in Schwellenmärkten zu verlieren. Wer Strategien und Prozesse frühzeitig auf dieses Segment ausrichtet, wird nicht nur in Schwellenländern erfolgreich frugale Produkte anbieten können. Manche der wachsenden Kundensegmente entstehen mitten in reifen, westlichen Volkswirtschaften. Vieles spricht dafür, dass frugale Produkte die Lösung sind, um von diesem Wachstum – im besten Wortsinne – zu profitieren. ROL AND BERGER STRATEGY CONSULTANTS THINK ACT FRUGALE PRODUKTE ÜBER UNS Roland Berger Strategy Consultants Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist die einzige der weltweit führenden Unternehmensberatungen mit europäischer Herkunft und deutschen Wurzeln. Mit rund 2.400 Mitarbeitern in 36 Ländern ist das Unternehmen in allen global wichtigen Märkten erfolgreich aktiv. Die 50 Büros von Roland Berger befinden sich an zentralen Wirtschaftsstandorten weltweit. Das Beratungsunternehmen ist eine unabhängige PartnerWWW.ROLANDBERGER.COM schaft im ausschließlichen Eigentum von rund 220 Partnern. Weiterführende Lektüre Tablet-Version HIER GEHT'S ZU UNSERER KOSTENLOSEN KIOSK-APP Um die digitalen Ausgaben unserer Publikationen zu erhalten, geben Sie "Roland Berger" im iTunes App Store oder bei Google Play ein. COO INSIGHTS INDUSTRIE 4.0 COO INSIGHTS FRUGAL INNOVATION STUDIE FRUGAL PRODUCTS Viele Unternehmen sind im Begriff, mit der digitalisierten Produktion ihre Wertschöpfung zu revolutionieren. Das zeigen unsere Recherchen in europäischen Unternehmen. BMW-Vorstand Harald Krüger spricht optimistisch über die Interaktion von Mensch und Maschine in der Autofertigung. Wir zeigen, wo sich die wirklich interessanten Nischen im 3D-Druck entwickeln, und wir machen deutlich, wie Unternehmen sich gegen CyberAttacken wappnen. Auch Airbus hat uns Einblicke dazu gewährt. Was Unternehmen in der Industrie 4.0 erfolgreich werden lässt, ist eine Frage, auf die wir mehr als nur eine wichtige Antwort gefunden haben. Wie können Unternehmen das Denken von "Big is beautiful" auf "good enough" bzw. "best fit" umschalten? "Frugal Innovation" heißt die Antwort – die Kunst, aus wenig Vorhandenem mehr zu machen. Dazu ein Interview mit Siemens Healthcare – und drei Thesen. Erstens: Märkte der Schwellenländer saugen nicht mehr alles auf, was aus dem HighendWesten kommt. Zweitens: Knappe Rohstoffe zwingen zu effizientem Ressourcen- und Kosteneinsatz. Drittens: Was gut für die Emerging Markets ist, kann gut für die ganze Welt sein. Klingt einfach. Ist es aber nicht. Die Gründe erhellt ein ganzes Magazin COO Insights. Die Studie "Frugal Products" bildet die Basis unserer strategischen Überlegungen. Mehr als 60 Topmanager aus unterschiedlichen Branchen haben sich beteiligt, um die wichtigsten Charakteristika frugaler Produkte und Erfolgsfaktoren entlang der Wertschöpfungskette herauszuarbeiten. Demnach war weniger als die Hälfte der Teilnehmer zufrieden mit Absatz und Profitabilität ihrer Produkte, die in zahlreichen Beispielen als Pars pro Toto vorgestellt werden. Ebenso wie unser Beratungsansatz. Unsere Erfahrung zeigt: Es kommt vor allem auf ein klares Verständnis der Kundenanforderungen an. WWW.THINK - ACT.COM Links & Likes BESTELLEN UND HERUNTERLADEN www.think-act.com INFORMIERT BLEIBEN www.twitter.com/RolandBerger LIKEN UND TEILEN www.facebook.com/ RolandBergerStrategy Consultants 15 THINK ACT FRUGALE PRODUKTE Herausgeber ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS GMBH Competence Center Operations Strategy Sederanger 1 80538 München Germany +49 89 9230-0 www.rolandberger.com Ihre Fragen beantworten die Autoren gerne OLIVER KNAPP Partner +49 711 3275-7213 [email protected] DR. MICHAEL ZOLLENKOP Partner +49 711 3275-7220 [email protected] Redaktion THOMAS REINHOLD [email protected] DR. SEBASTIAN DURST Principal +49 711 3275-7216 [email protected] Die Angaben im Text sind unverbindlich und dienen lediglich zu Informationszwecken. Ohne spezifische professionelle Beratungsleistung sollten keine Handlungen aufgrund der bereitgestellten Informationen getätigt werden. Haftungsansprüche gegen Roland Berger Strategy Consultants GmbH, die durch die Nutzung der in der Publikation enthaltenen Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen. © 2015 ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS GMBH. ALLE RECHTE VORBEHALTEN. TA_15_015_TAB_01 DR. MARC GRANER Project Manager +49 711 3275-7152 [email protected]
© Copyright 2024 ExpyDoc