DER RING - Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

Juni 2015
DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Wir sind gesegnete Menschen Gottes
»Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn«
Foto: privat
( Monatsspruch Juni; 1. Mose 32,27 )
Diakon Thomas Kreutz.
»Segnen bedeutet, sich unter
den Schutz Gottes zu stellen. Zu
erfahren, dass Gott auch mit mir
ist und sich mir zuwendet. Der
Wunsch, sich segnen zu lassen,
kommt aus der tiefen Sehnsucht
in uns, von Gottes Hand berührt
und im Alltag begleitet zu wer­
den«, so formuliert es der Bene­
diktinerpater Anselm Grün.
Vor zwei Jahren habe ich mich
nach langjähriger Lehrtätigkeit
in den Gesundheitsschulen ent­
schlossen, meine Stelle zu wech­
seln, und einen neuen (berufli­
chen) Schritt in meinem Leben
zu wagen. Ich weiß noch sehr
genau, wie ich mit mir gerungen
habe. Kann ich mich auf dieses
Wagnis einlassen? Bin ich der
neuen Aufgabe gewachsen? Was
lasse ich los bzw. gebe ich auf?
In meiner neuen Aufgabe im
Stiftungsbereich Altenhilfe Bethel
begegnen mir viele Menschen
mit Lebensläufen, die oftmals
nicht geradlinig verlaufen sind.
Titelbild: Carsten Linn (r.) besucht
regelmäßig das neu eröffnete PIKSL
Labor Bielefeld. Der offene Treffpunkt
für Menschen mit und ohne Behinderungen bietet Zugang zu modernen
Kommunikations- und Informationstechnologien. Bethel-Mitarbeiter Arne
Scholz unterstützt die Besucherinnen
und Besucher bei Fragen. Mehr dazu
ab Seite 18. Foto: Schulz
2
Ich denke dabei auch an Kol­
leginnen und Kollegen aus
anderen Herkunftsländern, die
in unseren Arbeitsfeldern tätig
sind. Oftmals hat wirtschaftliche
Not dazu geführt, dass sie sich
entschieden haben, ihre Heimat
zu verlassen, um hier bei uns in
Bethel neu zu beginnen. Was hat
diese Menschen ermutigt, diesen
Schritt, der mit so vielen Unsi­
cherheiten und Schwierigkeiten
verbunden ist, zu gehen?
Zurück zum Monatsspruch und
dem Textzusammenhang, in dem
er steht: Jacob macht sich auf
den Weg zu seinem Bruder Esau,
den er einst um den väterlichen
Segen des Erstgeborenen betro­
gen hat. In der Nacht vor seiner
Rückkehr kämpft Jacob mit einer
nächtlichen Gestalt. Jacob spürt,
dass er mit Gott um den gött­
lichen Segen ringt, der für ihn
lebenswichtig ist.
Kann es sein, dass wir an Wen­
depunkten und Übergängen in
unserem Leben besonders emp­
fänglich sind für die Gegenwart
Gottes?
Der Segen Gottes ist ein Geschenk
und eine Zusage zugleich. Mög­
licherweise ist das Ringen um
dieses Geschenk ein Ringen mit
uns selbst. Es fällt uns leicht,
unsere Erfolge zu zeigen und
damit zu glänzen. Schwer ist es
dagegen, auch dazu zu stehen,
was uns in diesem Leben nicht
gelingt. »Ich lasse dich nicht,
du segnest mich denn«, ist die
Erkenntnis, dass wir auf den
Segen, den Rückhalt, die Zusage
Gottes angewiesen sind.
Mit der Glaubenserfahrung,
dass wir gesegnete und geliebte
Menschen Gottes sind, können
wir uns auch in unseren Arbeits­
bezügen bestärken, mehr von
unserem wahren Selbst zu zei­
gen. Licht­ und Schattenseiten in
unser Leben zu integrieren kann
dabei eine neue und verständ­
nisvollere Wahrnehmung bei uns
selbst und bei unseren Mitmen­
schen ermöglichen. Der Zuspruch
des Segens kann uns gerade
auch für Neuanfänge oder in
schwierigen Übergängen stär­
ken. In diesem Sinne wünsche
ich Ihnen einen segensreichen
Sommermonat Juni.
– Diakon Thomas Kreutz –
(Referent für Personalmarketing
im Stiftungsbereich Altenhilfe)
DER RING. Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. 55. Jahrgang.
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl, Vorsitzender des Vorstandes, in Zusammenarbeit mit
der Gesamtmitarbeitervertretung. Redaktion: Jens U. Garlichs ( verantwortlich ), Petra
Wilkening. Satz und Gestaltung: Andrea Chyla. Sekretariat: Bruni Außendorf/Chris­
tina Heitkämper. Anschrift: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld, Telefon: 0521 144­3512,
Telefax 0521 144­2274. E­Mail: [email protected]. Druck: Gieseking Print­ und Verlags­
services GmbH, 33617 Bielefeld. Nachdruck ist mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
© bei v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel. DER RING ist Mitglied im Gemeinschafts­
werk der Evangelischen Publizistik ( GEP ).
Interessierte können die Zeitschrift kostenlos abonnieren. – Spendenkonto: IBAN: DE48
4805 0161 0000 0040 77, BIC: SPBIDE3BXXX. Bethel im Internet: www.bethel.de
Redaktionsschluss für den Juli­RING: 10. Juni 2015
i
Inhalt
Das tägliche Tun
Kurz gesagt
5
Helmut Braun ist der neue
ärztliche Direktor im Stiftungs­
bereich Bethel.regional.
Inklusion und Vielfalt
6
Bethel gibt in einem neuen
Positionspapier Orientierung
für die Arbeit in der Behin­
dertenhilfe.
Was hilft tatsächlich?
8
Die Selbstheilung von Sucht
sowie ethische Fragen waren
Themen des CRA­Kongresses
2015 in Bielefeld­Bethel.
Bethel inklusiv
10
Nachwuchs gesucht
15
Im Internetportal »blicksta«
zur Berufsorientierung für
junge Leute ab 15 Jahren
präsentiert sich seit Monats­
beginn auch Bethel.
Bethel in …
16
… Vechta. Dort gibt es die
Janusz­Korczak­Schule.
Surfen und Chatten
Bethel hat das »PIKSL Labor
Bielefeld« eröffnet. Der offene
Treffpunkt ermöglicht den
Zugang zur digitalen Kommu­
nikationstechnik.
Vielfalt leben
Der 32­jährige Osman Yilmaz
hat den Schritt auf den ers­
ten Arbeitsmarkt gewagt und
arbeitet jetzt in einem Biele­
felder Lebensmittelmarkt.
Das SEO-Schema
12
Bei einer Tagung im Ev. Kran­
kenhaus Königin Elisabeth
Herzberge stellte Prof. Dr.
Anton Došen vor, wie der
emotionale Entwicklungsstand
diagnostiziert werden kann.
Mit Nebenwirkungen
14
Angesichts der Zunahme
multiresistenter Keime werden
wieder frühere hoch toxische
Antibiotika eingesetzt. Das
war ein Thema beim Biele­
felder Intensivtag.
18
20
Neue Klinikgebäude
Voraussichtlich im Oktober wer­
den der Umbau und die Erweite­
rung des Zentrums für Behinder­
tenmedizin der Klinik Mara in Bie­
lefeld­Bethel abgeschlossen sein.
Künftig stehen für die Behinder­
tenmedizin weiterhin 60 Betten
zur Verfügung auf dann zwei
neuen interdisziplinär geführ­
ten Stationen mit mehr Thera­
pieräumen. Chirurgie und Innere
Medizin sind auf beiden Statio­
nen integriert. In der neuen Kli­
nik gibt es nur noch Einzel­ und
Zweibettzimmer. Die Baumaßnah­
me für rund 3,6 Millionen Euro
wird aus Krankenhausfördermit­
teln des Landes Nordrhein­West­
falen finanziert. Die Klinik nutzen
jeweils zur Hälfte Patienten aus
der Ortschaft Bethel und aus dem
regionalen sowie überregionalen
Umfeld. Jährlich werden rund
1.600 Menschen mit Behinder­
ungen stationär versorgt.
RING-Magazin
23
Mitarbeiterkreis
29
Zurzeit laufen die vorbereitenden
Arbeiten für den Neubau der
Epilepsie­Reha­Klinik zwischen
der Klinik Mara und der bis­
herigen Epilepsie­Reha­Klinik.
Die jetzige Klinik ist zu klein
und entspricht nicht mehr dem
erforderlichen Standard. 1997
hatte Bethel diese damals erste
Epilepsie­Reha­Klinik in Deutsch­
land mit 25 Plätzen eingerichtet.
In dem Neubau entstehen wegen
der verstärkten Nachfrage jetzt
35 Plätze für die berufliche Reha­
bilitation von Epilepsie­Patienten.
Der Neubau kostet rund vier Mil­
lionen Euro und wird von Bethel
aus Eigenmitteln finanziert; die
neue Klinik soll im Sommer 2016
fertig sein. Das bisherige Klinik­
gebäude wird dann abgerissen.
Namen
31
– JUG –
Menschen aus Bethel betei­
ligten sich an verschiedenen
Standorten am Europäischen
Protesttag.
Ein gelungener Tag
22
Das Freistätter Jahresfest
war wieder Publikumsmagnet
in der Region.
3
Aus Bethel – Für Bethel
Was tut Bethel eigentlich für Flüchtlinge?
Bunte Handabdrücke, Menschen, jung und
alt, die sich an den Händen halten, ein
knallrotes Herz, ein arabischer Schriftzug,
und darunter ist in lateinischen Buchstaben
zu lesen: »Brothers« und »Bruder«. Gemalt
und gesprayt hat es der dreizehnjährige
Gihad aus Syrien. Energie und Lebensfreude
strahlt das Bild aus und das, obwohl Gihad
in seinem jungen Leben schon Dinge erlebt
und erlitten hat, die wir uns kaum vorstellen
können: Bürgerkrieg, Gewalt, Hunger, Kälte,
Flucht und Angst.
Zurzeit lebt Gihad in einem von zwei gro­
ßen Flüchtlings­Übergangswohnheimen in
unmittelbarer Nachbarschaft des Ev. Kran­
kenhauses Königin Elisabeth Herzberge
(KEH) in Berlin. Über 750 Flüchtlinge leben
dort, davon rund 400 Kinder und Jugend­
liche. Das KEH unterstützt diese Flüchtlinge
in Form von akuter medizinischer Versor­
gung und zudem im Jahr 2014 mit einer
ganz besonderen Veranstaltung: Unter der
Überschrift »Adventsball im KEH« hatten
die Stiftung Ev. Diakoniewerk Königin Elisa­
beth (EDKE) und das KEH zu einem Wohl­
tätigkeitsball zugunsten der Kinder und
Jugendlichen eingeladen. Die Veranstaltung
bot Einblicke in deren Lebenswelt neben
dem KEH. Es gab eine Tombola und eine
Graffiti­Versteigerung von Bildern junger
Flüchtlinge. Gihad und die anderen jungen
Künstlerinnen und Künstler waren selbstver­
ständlich zum Ball geladen und genossen an
diesem Abend im wahrsten Sinne des Wor­
tes Wertschätzung und Gastfreundschaft.
Seit vier Jahren nehmen wir in der Ortschaft
Bethel unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
in unsere Obhut. Sie werden im Clearing­
verfahren sowie in nachsorgenden Jugend­
hilfe­Angeboten betreut und stehen somit
nicht alleine vor der Herausforderung, fern
der Heimat und Familie ihre Fluchterlebnisse
und Kriegserfahrungen zu verarbeiten und
zugleich eine neue Sprache und Kultur
kennen zu lernen. Im vergangenen Jahr
4
konnten wir 66 Jugendliche aufnehmen,
die sich Perspektiven in Deutschland erhof­
fen und sehr motiviert sind, dafür zu lernen,
zu arbeiten und eigenes Geld zu verdienen.
Zurzeit wird in Breckerfeld bei Dortmund
der ehemalige Heimathof hergerichtet.
Voraussichtlich im Sommer wird unsere
Jugendhilfe auch dort ein weiteres Haus
für 18 bis maximal 36 unbegleitete min­
derjährige Flüchtlinge im Alter von 12 bis
18 Jahren eröffnen.
In Bielefeld­Bethel wird das Haus Daheim,
das sich in unmittelbarer Nachbarschaft
zur Zionskirche befindet, umgebaut. Dort
entsteht Wohnraum für mehrere Flücht­
lingsfamilien.
Aus dem Tschad, aus Syrien, Palästina und
aus kurdischem Gebiet kommen die Flücht­
linge, die nun im Bernauer Ortsteil Lobetal
leben. Ein Willkommensabend bot den »Alt­
und Neulobetalern« Gelegenheit, einander
kennen zu lernen. Es war ein gelungener
Abend, der Herzlichkeit, Anteilnahme und
Empathie deutlich spürbar werden ließ.
Was tut Bethel eigentlich für Flüchtlinge?
Diese Frage höre ich oft, ich antworte
gerne. Der Vorstand hat jetzt auch Erhard
Wehn beauftragt, die Flüchtlingsaufgaben
in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel zu koordinieren. »Der Fremde soll bei
euch wohnen wie ein Einheimischer; und du
sollst ihn lieben wie dich selbst«, heißt es in
der Bibel im 3. Buch Mose. Ich finde, das ist
deutlich. Das ist biblisch. Christlich. Diako­
nisch. Das ist Bethel.
Ihr
Pastor Ulrich Pohl
Neuer ärztlicher Direktor in Bethel.regional
Für Helmut Braun hat das tägliche Tun Vorrang
Helmut Braun ist ein »Betheler
Urgestein«. 1974 war der heute
62­Jährige zum ersten Mal für
Bethel tätig: als freier Mitarbeiter
im Haus Ophra in der Ortschaft
Eckardtsheim. Nach dem Medi­
zinstudium kehrte der gebürtige
Sauerländer 1983 nach Bethel
zurück, arbeitete in verschiede­
nen Einrichtungen und über­
nahm 1998 die Aufgabe des
leitenden Arztes in der damali­
gen Teilanstalt Eckardtsheim. Als
die Betheler Teilanstalten 2001
im Zuge der Regionalisierung der
Hilfeangebote aufgelöst wurden,
wechselte er in den neuen Stif­
tungsbereich Gemeindepsychia­
trie und mit diesem 2005 in die
Integrationshilfen. Hier wurden
die Angebote der Gemeindepsy­
chiatrie und der Wohnungslo­
senhilfe sowie der Arbeitsfelder
»Sucht« und »Menschen mit
erworbenen Hirnschädigungen«
zusammengeführt, und Helmut
Braun übernahm als leitender
Arzt die Verantwortung für den
ärztlichen Dienst der Integrati­
onshilfen, bis sie 2011 Teil des
neuen Stiftungsbereichs Bethel.
regional wurden.
Wer lange in Bethel arbeitet, er­
lebt viele Veränderungen – Hel­
mut Braun sieht darin ein großes
Plus in seinem Berufsleben. »Für
Foto: Schulz
Projekte sind wichtig, um
neue Dinge auf den Weg zu
bringen, aber das Tagesgeschäft muss auch laufen. Das
steht für Helmut Braun fest.
»Der Alltag und das tägliche
Tun sind für mich der Schwerpunkt meiner neuen Aufgabe.« Seit Jahresbeginn ist
Helmut Braun im Stiftungsbereich Bethel.regional ärztlicher Direktor, leitender
Arzt der Fachkrankenhäuser
Bethel und Eckardtsheim in
Bielefeld und Leiter des ärztlichen Dienstes in Bethel und
Eckardtsheim.
Helmut Braun hat sein Hauptbüro in Eckardtsheim.
mich sind Veränderungen eine
Bereicherung. In Bethel läuft
man nicht Gefahr, sich festzu­
fahren. Hier gibt es eine Vielfalt
an Möglichkeiten, und man hat
immer wieder Gelegenheit, sich
umzuorientieren.«
Das Leben gestalten
Ein großes Lob gibt es auch für
die Betheler Vision »Gemein­
schaft verwirklichen«. »Das ist
eine Chance, Bewohner ganz
anders kennen zu lernen. Und
es ist klasse, dass der Dienstge­
ber das ermöglicht.« Für Helmut
Braun ist es eine Bestätigung sei­
nes eigenen Anspruchs. »Unsere
Aufgabe ist es zu helfen, das
Leben zu gestalten. Wir sind
keine Akutklinik.« Darum unter­
nimmt der Arzt, der ein großes
Faible für die See hat und gelern­
ter Schiffsfunker ist, schon seit
23 Jahren auf der Ostsee Segel­
Freizeiten mit Bethel­Bewohnern.
Und als begeisterter Marathon­
Läufer – auf der Weltrangliste
der Vielläufer steht er auf Platz
234 – gründete Helmut Braun
während seiner früheren Tätig­
keit in der Klinik Pniel für die
Patienten gleich eine Langlauf­
gruppe. »Unsere Bewohner
werden sich nie ein Auto leisten
können, aber im Sport können
sie gleichberechtigt sein und am
normalen Leben teilhaben.«
Das Hauptbüro von Helmut
Braun befindet sich im Haus
Heidegrund in Eckardtsheim,
ein weiteres im Haus Adullam
in der Ortschaft Bethel. Im Haus
Heidegrund, einer Einrichtung
des Fachkrankenhauses Eckardts­
heim, leben auch 32 Menschen
mit schweren psychischen Beein­
trächtigungen. Mittendrin zu
sein, nahe bei den Menschen,
um die es geht, ist für Helmut
Braun selbstverständlich. Aber er
weiß auch, dass er einen Teil sei­
ner ärztlichen Versorgungsarbeit
delegieren muss, damit er Zeit
für seine umfangreiche Leitungs­
aufgabe hat. Zu seinem Bereich
gehören 25 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter.
– Petra Wilkening –
5
Neues Positionspapier zur Behindertenhilfe
Wandel im Zeichen von »Multikulti« und Inklusion
»Inklusion schließt alle Menschen mit ein – unabhängig
von ihrer religiösen oder
kulturellen Prägung. Das
gilt auch für die Angebote
unseres Arbeitsfeldes Behindertenhilfe«, sagt Bethels
stellvertretender Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Günther Wienberg. Das Thema
werde in Zukunft an Gewicht
gewinnen, ist er überzeugt.
Immer mehr Menschen mit
Behinderungen mit einem
nicht-christlichen Hintergrund
würden Leistungen Bethels in
Anspruch nehmen.
»Darauf müssen wir uns ein­
stellen«, so Prof. Wienberg. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
würden in Zukunft zunehmend
auf ein anderes Verständnis von
Behinderungen und Krankheiten
treffen. »Dann gilt es, auf unge­
wohnte Ansichten von Men­
schen mit Migrationshintergrund
und ihren Angehörigen einzu­
gehen und sie zu respektieren.«
Die Entwicklung habe auch Aus­
wirkungen auf die Personalpo­
litik. Bethel werde gezielt neue
Mitarbeiter mit unterschiedlicher
kultureller und religiöser Her­
kunft im Arbeitsfeld Behinder­
tenhilfe einstellen.
Die Unterstützung von Men­
schen mit unterschiedlicher Prä­
gung ist eines der Themen im
Positionspapier Behindertenhilfe,
das der Vorstand der v. Bodel­
schwinghschen Stiftungen Bethel
im November 2014 beschloss.
Der Fachausschuss Behinderten­
hilfe erarbeitete es unter dem
Vorsitz von Prof. Dr. Günther
Wienberg, die Redaktion lag bei
Heidi Post von der Stabsstelle
Unternehmensentwicklung.
Die Unterstützung von Men­
schen mit Behinderungen sei
eng mit dem diakonischen Auf­
trag und dem Selbstverständnis
6
Mohamet Ibrahim gefällt das Leben im Wohnheim am Stadtring, einem sozialraumorientierten Angebot in Bielefeld.
Bethels verbunden, heißt es in
dem Papier. »Mit unseren Leis­
tungen wollen wir Menschen mit
Behinderungen dabei unterstüt­
zen, ein erfülltes, gelingendes
Leben zu leben und dieses Leben
so weit wie möglich selbstbe­
stimmt zu gestalten.«
Im Sinne der Vision
Das Positionspapier steht ganz
im Zeichen von Inklusion. Es
löst seinen Vorgänger aus dem
Jahr 2004 ab. »Seitdem hat
sich die Behindertenhilfe gravie­
rend gewandelt, nicht zuletzt
wegen der UN­Behinderten­
rechtskonvention«, begründet
Prof. Dr. Günther Wienberg die
Aktualisierung. Die Konvention
sei richtungsweisend für die Ent­
wicklung des Arbeitsfeldes. In
ihr werde konkret durchbuchsta­
biert, was soziale Teilhabe und
Selbstbestimmung bedeuteten.
Die Messlatte der UN­Konven­
tion gelte selbstverständlich auch
für die v. Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel, »wobei unsere
Vision ›Bethel – Gemeinschaft
verwirklichen‹ aus dem Jahr
2001 bereits der Inklusions­Idee
entspricht«, so Prof. Wienberg.
Wandel im Zeichen …
Fotos: Schulz
Ȇber das gesetzlich gebotene
Maß hinaus« sollen die Teilhabe­
möglichkeiten von Menschen mit
Behinderungen auch in Bethel
weiter ausgeweitet werden,
heißt es im neuen Positionspa­
pier. Menschen mit Behinderun­
gen sollen dabei unterstützt wer­
den, ihr Recht auf Selbstbestim­
mung zu verwirklichen und ihre
Wahlrechte auszuüben. Gemein­
sam mit den Nutzerinnen und
Nutzern der Dienste und Ein­
richtungen sollen die Rahmen­
bedingungen für ein möglichst
selbstbestimmtes Leben weiter
verbessert werden.
Gefahr für Lebensrechte
Das Positionspapier gilt für den
Lebensbereich Wohnen und
soziale Teilhabe von Erwachsenen
mit kognitiver Einschränkung,
geistiger oder mehrfacher Behin­
derung. Innerhalb der v. Bodel­
schwinghschen Stiftungen Bethel
ist dieses traditionelle Arbeits­
feld eng vernetzt mit anderen
Arbeitsfeldern. Der Vorstand
nennt elf Leitlinien, an denen sich
die zukünftige Entwicklung der
Behindertenhilfe orientieren soll.
Prof. Dr. Günther Wienberg und Heidi Post wollen mit dem neuen Positionspapier
Orientierung für die Arbeit in der Behindertenhilfe geben.
Mit Nachdruck tritt der Vor­
stand für das uneingeschränkte
Lebensrecht von Menschen mit
Behinderungen ein. »Wir erleben
auf der einen Seite eine positive
Entwicklung für inklusivere
Lebensbedingungen im Sinne
unserer Bethel­Vision. Leider gibt
es aber auf der anderen Seite
immer noch Tendenzen in unse­
rer Gesellschaft, die die Lebens­
rechte von Menschen mit Behin­
derungen elementar gefährden«,
sagt Prof. Wienberg. Stichworte
seien hier einmal mehr die Ent­
wicklungen der Präimplantati­
onsdiagnostik und der pränata­
len Diagnostik. Bethel tritt dafür
ein, »dass eine etwaige Zulas­
sung der Präimplantationsdiag­
nostik in bestimmten Ausnahme­
Technische Assistenz
fällen nicht mit dem Argument
der Vermeidung von Behinde­
rung begründet wird«. Abge­
sehen davon, dass die Mehr­
zahl der Behinderungen ohne­
hin nicht genetisch bedingt sei,
würde damit »Behinderung« im
öffentlichen Diskurs als ein uner­
wünschter Zustand diskriminiert,
den es zu beseitigen gelte.
Damit selbstbestimmtes Leben
und soziale Teilhabe gelingen,
werden auch technische Assis­
tenz­ und Kommunikationssys­
teme entwickelt und erprobt.
Dabei werden Menschen mit
Behinderungen als Experten in
eigener Sache mit einbezogen.
Aktuelle Projekte wie das neu
eröffnete PIKSL­Labor Bielefeld
setzten bereits Maßstäbe, so
Prof. Wienberg. In Neubaupro­
jekten oder bei umfassenden
Sanierungen von Gebäuden im
Arbeitsfeld Behindertenhilfe sol­
len zudem die technischen Vor­
aussetzungen für hochmoderne
funkbasierte Assistenzsysteme
geschaffen werden.
Zu den Kernpunkten des neuen
Positionspapiers gehören auch
die weitere sozialraumorientierte
Dezentralisierung und Ambulan­
tisierung der Angebote sowie
die Beteiligung an der Schaffung
inklusiver Sozialräume. »Auf dem
Weg, die Infrastruktur an unse­
ren Standorten inklusionsfähig
zu machen, sind wir schon sehr
weit voran gekommen«, sagt
Prof. Wienberg. Dazu gehörten
vielfältige Wohnangebote, die
Schaffung von Begegnungszent­
ren und Beratungsangeboten
und die enge Vernetzung mit
den Kirchengemeinden vor Ort.
– Gunnar Kreutner –
Das neue Positionspapier
»Behindertenhilfe – Aktuelle
Entwicklungen und Perspek­
tiven« ist veröffentlicht im
Intranet unter »Stabsstelle
Unternehmensentwicklung«
und im Internet unter www.
bethel.de/ueber­uns/stand­
punkte. Eine Fassung in leich­
ter Sprache ist in Vorberei­
tung.
7
CRA­Kongress in Bethel
Was hilft tatsächlich gegen Sucht?
Dr. Martin Reker (v. l.), die Ergotherapeutin Carmen Mucha
aus Schleswig-Holstein und Privatdozent Dr. Hans-Jürgen Rumpf
arbeiten und forschen für ein innovatives Suchthilfesystem.
Nach den Vorträgen der renommierten Referenten und deren
Literaturvorschlägen war der Andrang am Büchertisch der Buchhandlung Bethel groß.
Der suchtkranke Mensch und die therapeutischen Möglichkeiten, Selbstheilungsprozesse zu
unterstützen, standen im Mittelpunkt des diesjährigen Kongresses für gemeindeorientierte
Suchttherapie in Bielefeld-Bethel. Dass die gemeindeorientierte Suchttherapie mit dem »Community Reinforcement Approach« (CRA) ein erfolgreiches Konzept ist, spricht sich inzwischen in
Deutschland herum. Zwei Tage lang setzten sich 220 Fachkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet
mit dem Thema »Von den Chancen und Risiken, Suchtkranken zu vertrauen« auseinander.
Wer ein erstrebenswertes Ziel
hat, hat auch einen Grund, mit
dem Alkohol­ bzw. Drogenkon­
sum aufzuhören. Das ist kurz
gesagt der Ansatz der CRA­The­
rapie, die auch in der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
Bethel zur Anwendung kommt.
Die dortige Abteilung für Abhän­
gigkeitserkrankungen war unter
der Leitung von Dr. Martin Reker
die erste, die in Deutschland
das CRA­Konzept eingeführt
hat. 2010 gründete Dr. Reker
den Verein für gemeindeorien­
tierte Psychotherapie mit dem
Anspruch, den Community Rein­
forcement Approach als psycho­
therapeutisches Konzept in den
gemeindepsychiatrischen Netz­
werkstrukturen zu verankern und
in Deutschland zu verbreiten.
Hohe Rate der Selbstheilung
Der Auslöser für eine spätere Sucht kann
in der frühen Kindheit liegen.
8
Es gibt professionelle Suchtthe­
rapien, wie CRA, aber auch eine
wirksame Methode, die keine
Institutionen braucht – die
Selbstheilung. Mit diesem Phäno­
men beschäftigt sich Dr. Hans­
Jürgen Rumpf, Privatdozent der
Universität Lübeck. »Menschen
schaffen es auch ohne professio­
nelle Hilfe, die Sucht zu über­
winden«, betonte der Referent
in seinem wissenschaftlichen
Vortrag. Die Rate der Selbsthei­
lungen bei Alkoholabhängigkeit
liege in Deutschland bei über 50
Prozent. In Amerika und Kanada
sei sie sogar mit über 70 Prozent
noch höher.
Aber diese Erkenntnisse der
Selbstremission wurden lange
ignoriert. Noch im Jahr 2008
kam die Bundesregierung in
ihrer Gesundheitsberichterstat­
tung zu dem Schluss: »Unbehan­
delt führt Alkoholabhängigkeit
meist zum Tod.« Das ist falsch.
Zweifel daran seien schon in den
1960er­Jahren aufgekommen,
informierte Dr. Rumpf. »Untersu­
chungen von Vietnam­Veteranen
hatten ergeben, dass viele, die
während ihres Kriegseinsatzes in
Vietnam drogenabhängig waren,
keine Drogen mehr nahmen, als
sie zurück in Amerika waren. Die
Sucht war von alleine ausgeheilt.«
Die Möglichkeit der Selbsthei­
lung von Suchtkranken müsse
Konsequenzen für die professio­
Was hilft …
Fotos: Schulz
nelle Behandlung haben, forderte
Dr. Rumpf. Ein Grund, weshalb
die Menschen sich selbst heilen
und sich nicht in professionelle
Behandlung begeben, ist unter
anderem die Stigmatisierung der
Behandlung. Um dieser Patien­
tengruppe professionelle Unter­
stützung anbieten zu können,
braucht es andere Strukturen.
Eine Vision für die Suchttherapie
der Zukunft ist daher die Etablie­
rung von Gesundheitszentren, in
denen auch andere Krankheiten
behandelt werden.
»Keine MPU für Kinder«
»Den Patienten Fertigkeiten zu
vermitteln, mit denen sie ihre
Ziele erreichen, ist ein taugliches
Mittel zur Abstinenz«, hielt der
Philosoph Prof. Dr. Ralf Stoecker
von der Universität Bielefeld fest.
Viele der geförderten Lebensziele
der Patientinnen und Patienten
beträfen aber auch andere Men­
schen. »Darf man Suchtkranken
helfen, Partner zu finden, Kinder
zu bekommen und Auto zu fah­
ren?«, fragte Prof. Dr. Ralf Stoe­
cker aus ethischer Sicht. Was ist,
wenn die Partnerschaft scheitert,
das Kind leidet oder bei einem
Prof. Dr. Ralf Stoecker untersuchte die
ethische Seite der CRA-Therapie.
Mehr als 220 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen im Assapheum zusammen.
Autounfall Menschen verletzt
werden? Ist der Therapeut dann
mitverantwortlich?
Einfach zu beantworten ist die
Frage nach dem Führerschein.
Denn der Patient, der ihn zurück­
haben will, muss zur Medizi­
nisch­Psychologischen Untersu­
chung. »Da ist der Therapeut
fein raus«, so der Referent. »Die
Verantwortung übernimmt ein
anderer. Aber für Kinder und
Partner gibt es keine MPU.«
Über die neuen Partner mache
er sich nicht so große Sorgen,
betonte Prof. Stoecker. Denn sie
hätten die Freiheit, sich gegen
die Partnerschaft zu entschei­
den. »Jeder ist seines Glückes
Schmied. Es wäre vom Therapeu­
ten anmaßend, die Verantwor­
tung für einen möglichen Kum­
mer zu übernehmen«, bemerkte
der Philosoph. Aber was ist mit
dem Kinderwunsch? »Das ist die
schwerste aller Fragen«, räumte
er ein. »Denn das Kind ist nicht
seines Glückes Schmied. Wenn
es dem Kind schlecht ergeht,
dann ist der Therapeut mitver­
antwortlich. Der Herzenswunsch
nach einem Kind taugt also
nicht als ein Mittel zur Suchtbe­
kämpfung«, so Prof. Dr. Stoecker
beim 5. CRA­Kongress.
Flucht in die Nicht-Existenz
Um Menschen mit Suchterkran­
kungen besser verstehen zu kön­
nen, unternahm Dr. Martin Reker
einen gedanklichen Ausflug in
die Tiefenpsychologie. »Tiefen­
psychologen gehen davon aus,
dass frühe Reifungsdefizite etwas
mit der Sucht zu tun haben.« Die
Hypothese sei, dass Bedürfnisse
des Säuglings nach Wärme, Nah­
rung und Sicherheit nicht befrie­
digt worden seien. Die damit
verbunden existenziellen Ängste
würden von diesen Menschen
früh abgewehrt. Das führe dazu,
so die Vermutung, dass Sucht­
kranke sich von lebensbedroh­
lichen Entwicklungen in ihrem
Umgang mit Suchtmitteln oft
kaum beeinflussen ließen. Statt­
dessen seien Rauschzustände in
angstbesetzten Situationen die
Flucht in eine zwischenzeitliche
Nicht­Existenz, über die sich die
Suchtkranken das Leben erträg­
licher machten.
– Silja Harrsen –
9
Förderschule arbeitete er sechs
Jahre in der Betheler Werkstatt
Kracks in der Holzbearbeitung.
Seinen eigentlichen Berufs­
wunsch hat er aber nie aus den
Augen verloren. Und so nahm er
vor zwei Jahren all seinen Mut
zusammen und sprach seinen
Vorgesetzten in der Werkstatt
an. Der stellte sofort den Kontakt
zum Integrationsfachdienst her.
Osman Yilmaz sorgt für frisches Obst und Gemüse.
Von der Werkstatt in den Supermarkt
Traumjob zwischen Bohnen und Birnen
Karambole, Cherimoya oder Tamarillo – wer soll bei dieser
Auswahl exotischer Früchte noch den Überblick behalten? Gut,
dass es Menschen wie Osman Yilmaz gibt. Der 32-Jährige arbeitet in der Obst- und Gemüse-Abteilung in einem Lebensmittelmarkt in Bielefeld und steht den Kunden bei Fragen zur Seite.
Bis vor zwei Jahren war er noch in einer Werkstatt für behinderte Menschen beschäftigt. Dann wagte er den Schritt auf den
allgemeinen Arbeitsmarkt und hat jetzt sogar einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen.
Wenn sich Osman Yilmaz auf
den Weg zu seinem Arbeits­
platz macht und den Super­
markt »real,­« durchquert, ist
der schüchtern wirkende Mann
kaum wiederzuerkennen. Selbst­
bewusst und schnellen Schrittes
eilt er durch die Gänge. »He
Osman, alles klar?«, hört man
aus verschiedenen Ecken und
Winkeln. Osman Yilmaz winkt
seinen Kollegen zu. Manche
begrüßt er per Handschlag. Der
junge Mann ist in das Team inte­
griert und fühlt sich wohl.
In der Obst­ und Gemüse­Ab­
teilung wirft er als erstes einen
kritischen Blick auf das Sorti­
10
ment. Sind noch genug Gurken
da? Gibt es Druckstellen an den
Äpfeln? Oder muss noch Selle­
rie halbiert werden? Bis Osman
Yilmaz seine Kontrollrunde durch
die große Abteilung gemacht
hat, kann schon einmal eine
Stunde vergehen. Er ist gründlich
und nimmt seine Arbeit ernst.
»Wenn ich durch bin, kann ich
fast schon wieder von vorne
anfangen«, erklärt er. 25 Stun­
den wöchentlich arbeitet er.
Mit dem Job im Supermarkt ist
für ihn ein Kindheitstraum in
Erfüllung gegangen. »Ich wollte
schon immer im Einzelhandel
arbeiten«, erzählt er. Nach der
Der Integrationsfachdienst Biele­
feld/Gütersloh unterstützt in Träger­
schaft der v. Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel und im Auftrag
des Integrationsamtes des Land­
schaftsverbandes Westfalen­Lippe
(LWL) unter anderem Menschen
mit Behinderungen bei einem
Wechsel aus der Werkstatt auf
den allgemeinen Arbeitsmarkt.
»Für viele Beschäftigte ist der
Arbeitsplatz in einer Werkstatt
für behinderte Menschen genau
der richtige, aber manche haben
andere Ziele. Dabei begleiten
wir sie«, sagt Hildegard Kreling.
Zum Beispiel hilft der Integra­
tionsfachdienst bei der Vermitt­
lung von Praktika, bei Vorstel­
lungsgesprächen oder bei der
Vorbereitung auf den allge­
meinen Arbeitsmarkt. Osman
Yilmaz machte zunächst ein
Praktikum im CAP­Markt, der
vom Stiftungsbereich proWerk
betrieben wird. In dem Bethe­
ler Supermarkt arbeiten Men­
schen mit und ohne Behinderun­
gen gemeinsam. So konnte der
32­Jährige in einem »geschütz­
ten« Raum erproben, ob die
Arbeit im Lebensmittel­Einzel­
handel seinen Erwartungen und
Fähigkeiten entspricht.
Nach einem weiteren Praktikum
in einem Bielefelder Lebensmit­
telladen bekam er seine Chance
im »real,­«­Markt und nutzte sie.
»Osman Yilmaz passte gut ins
Team und wurde von den ande­
Fotos: Schulz
Projekt-Förderung
Ein gutes Team: Osman Yilmaz (l.), Hildegard Kreling und Heinz-Dieter Kemper.
ren schnell ins Herz geschlos­
sen«, erinnert sich der Filialleiter
Heinz­Dieter Kemper. Er schätzt
an seinem Mitarbeiter besonders
seine nette und freundliche Art.
Deshalb hat er auch nicht lange
gezögert und den auslaufenden
befristeten Vertrag jetzt in einen
unbefristeten umgewandelt.
Stolz auf die neue Arbeit
»Osman Yilmaz hat einen Riesen­
fortschritt gemacht und sich toll
entwickelt«, sagt der Filialleiter.
Anfangs war auch die Sprache
eine große Hürde. Da er privat
eher türkisch sprach, war sein
Deutsch »holprig«. Und das
große Sortiment an Obst und
Gemüse sei anfangs eine Heraus­
forderung gewesen. »Ich habe
mich geschämt, weil ich nicht
sofort alles kannte«, gesteht
Osman Yilmaz und lächelt. Aber
er hat dazu gelernt. »Das hat ihn
sicherer gemacht und ich glau­
be auch ein bisschen stolz«, so
Heinz­Dieter Kemper. Er könne
sich auf seinen Mitarbeiter ver­
lassen, und stundenweise arbei­
tet der sogar allein in der großen
Abteilung.
Osman Yilmaz ist nicht der
einzige Mitarbeiter mit einer
Behinderung – insgesamt zwölf
Menschen mit Behinderungen
gehören zum Team. »Ich sehe in
ihnen großes Potenzial«, sagt der
Filialleiter. »Sie sind sehr moti­
viert, gerade weil sie es schwer
auf dem ersten Arbeitsmarkt
haben.« Um Vorurteile und Bar­
rieren in den Köpfen abzubauen
und auch andere Unternehmen
zu ermutigen, Menschen mit
Behinderungen einzustellen,
berät und unterstützt der Inte­
grationsfachdienst Firmen, zum
Beispiel bei der Beantragung von
Fördergeldern.
Anders behandelt wird Osman
Yilmaz wegen seiner Behinde­
rung nicht. Er arbeitet ebenso
wie die Kollegen und Kollegin­
nen im Schichtdienst. »Die
Spätschicht am Samstag bis
22 Uhr mache ich nicht so
gerne«, gibt er zu. Dann muss
das ganze Sortiment ins Lager
geräumt werden. »Früher habe
ich eine Stunde dafür gebraucht
und war erst um 23 Uhr fertig.
Jetzt schaffe ich das alleine in
einer halben Stunde«, erzählt er
stolz. Die Arbeit sei anstrengen­
der als damals in der Werkstatt,
aber zurück möchte er trotz­
dem nicht. Dafür mache ihm das
Sortieren der Lebensmittel, der
Kontakt zu den Kunden und vor
allem das Miteinander im Team
zu viel Spaß. Zwischen Bohnen
und Birnen hat Osman Yilmaz
seinen Traumjob gefunden.
Die Geschichte von Osman
Yilmaz ist ein gutes Beispiel
für Inklusion. Um eben solche
Geschichten geht es bei der
neuen Kampagne »Bethel.
inklusiv – anders ist normal«.
Beispiele für das Miteinander
von Menschen mit und ohne
Behinderungen werden im
RING und im Internet auf
www.bethel­inklusiv.de vor­
gestellt.
Besonders gelungene Praxis­
Projekte zur Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben wer­
den jetzt auch finanziell unter­
stützt. Dafür stellt der Bethel­
Vorstand 2015 insgesamt
10.000 Euro zur Verfügung.
Die maximale Förderung für
ein Projekt beträgt 5.000 Euro.
Die Praxis­Projekte sollen eine
Brückenfunktion haben, das
heißt die Begegnung zwischen
Menschen mit und ohne Be­
hinderungen fördern.
Ein Auswahlgremium sichtet
in regelmäßigen Abständen
die eingereichten Projekte
und entscheidet über die Ver­
gabe der finanziellen Mittel.
Zur Jury gehören neben dem
Vorstandsvorsitzenden Pastor
Ulrich Pohl und seinem Stell­
vertreter Prof. Dr. Günther
Wienberg auch die Vorsitzende
des Gesamtwerkstattrates
proWerk, Claudia Hofer, und
ein Vertreter aus einem Heim­
berat von Bethel.regional.
Die Projektvorschläge werden
über ein Formular bei der
Unternehmensentwicklung
eingereicht. Weitere Informa­
tionen und das Formular gibt
es auf www.bethel­inklusiv.de
in der Rubrik MITMACHEN.
– Christina Heitkämper –
11
Europaweite Psychiatrie­Fachtagung im KEH
Emotionen entschlüsseln auffälliges Verhalten
hängig von dem Hirnbereich,
der für die kognitive Entwicklung
zuständig ist. »Wenn eine hohe
Diskrepanz zwischen emotiona­
ler und kognitiver Entwicklung
besteht, erhöht sich das Risiko
für Verhaltensauffälligkeiten«,
erklärte Anton Došen, emeri­
tierter Professor der Radboud
Universität in Nijmwegen, bei
der gemeinsamen Veranstaltung
des KEH und des Ev. Jugend­
und Fürsorgewerks (EJF).
Fest verankert im KEH
Dr. Tanja Sappok arbeitet seit vielen Jahren mit dem emotionalen Entwicklungsansatz
von Prof. Dr. Anton Došen.
»Emotionen sind der Schlüssel, um das Verhalten von Menschen mit Intelligenzminderung zu verstehen«, sagte Prof. Dr.
Anton Došen Anfang Mai bei einer europaweiten Fachtagung
zur Bedeutung der emotionalen Entwicklung bei Menschen mit
geistiger Behinderung. Sein international beachtetes »Schema
der emotionalen Entwicklung«, kurz SEO genannt, stand im
Fokus der Veranstaltung im Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth
Herzberge (KEH) in Berlin-Lichtenberg.
Verhaltensauffälligkeiten sind
erheblich vom emotionalen
Entwicklungsstand eines Men­
schen mit geistiger Behinde­
rung abhängig. Diese Erkennt­
nis verdankt die Wissenschaft
nicht zuletzt auch dem »SEO­
Urvater« Prof. Dr. Anton Došen.
Der Ansatz des niederländischen
Facharztes für Kinder­, Jugend­
und Erwachsenenpsychiatrie
hilft, den emotionalen Entwick­
lungsstand eines geistig behin­
derten Menschen zu ermitteln
und Verhaltensstörungen zu
12
verstehen. Der SEO­Beobach­
tungsbogen ist ein wichtiges
Instrument für eine angemes­
sene Diagnose und Behandlung.
Das Schema hilft zudem, den
Umgang mit den Betroffenen
zu verbessern.
SEO-Ansatz
SEO basiert auf der Erkenntnis,
dass es im Gehirn ein eigen­
ständiges neuronales System für
Emotionen gibt. Und dieses Sys­
tem entwickelt sich relativ unab­
Neben sozialen, biologischen
und kognitiven Aspekten spiel­
ten Emotionen eine entschei­
dende Rolle für die Persön­
lichkeitsentwicklung, so Prof.
Došen. »Emotionale Entwicklung
beginnt direkt nach der Geburt.
Sie ist die Basis für die Ich­Wer­
dung«, sagte er vor mehr als 200
Experten im Festsaal des KEH.
Entwicklungsverzögerungen
im emotionalen Bereich müss­
ten beim Umgang mit geistig
behinderten Menschen berück­
sichtigt werden. Ein erwachsener
Mensch mit Intelligenzminde­
rung könne sich auf dem emoti­
onalen Entwicklungsstand eines
Sechsjährigen befinden – ent­
sprechend seien seine Bedürf­
nisse und sein Verhalten zu
verstehen. Anton Došen hat die
emotionale Entwicklung eines
Menschen in fünf Phasen ein­
geteilt. Die erste Phase »Adap­
tion« entspricht beispielsweise
dem Entwicklungsstand eines
Neugeborenen bis zum fünften
Lebensmonat. In dieser Phase ist
der Mensch dabei, seinen Körper
zu entdecken und seine Sinne zu
erproben.
SEO wird seit zehn Jahren äußerst
erfolgreich im Psychiatrie­Bereich
des KEH angewendet – insbe­
sondere im Behandlungszentrum
für erwachsene Menschen mit
geistiger Behinderung und psy­
Emotionen entschlüsseln …
chischen Störungen. »Der Ansatz
von Anton Došen ist mittlerweile
so fest in unserem Behandlungs­
zentrum verankert, dass er nicht
mehr wegzudenken ist«, sagt
Dr. Tanja Sappok, die die Tagung
gemeinsam mit dem Chefarzt
der KEH­Abteilung Psychiatrie,
Psychotherapie und Psychosoma­
tik, Prof. Dr. Albert Diefenbacher,
geleitet hat. Die Privatdozentin
und Leiterin der Psychiatrischen
Institutsambulanz im KEH ist
selbst SEO­Expertin. Sie schult
die Mitarbeitenden, aber auch
das Personal anderer Einrichtun­
gen in der Anwendung.
Sabine Zepperitz gab Impulse aus der
heilpädagogischen Arbeit.
Olaf Kops. Mit dem emotionalen
Entwicklungsansatz könne man
individuelle Assistenz­ und Unter­
stützungsangebote auswählen,
die dem Entwicklungsniveau ent­
sprächen.
gen haben sowohl Olaf Kops als
auch Sabine Zepperitz, pädago­
gische Leiterin des Behandlungs­
zentrums im KEH, gemacht. In
der Praxis sei es ein schwieriger
Spagat, das Erwachsensein mit
kindlichen Bedürfnissen zusam­
menzubekommen, sagte Diplom­
Pädagogin Sabine Zepperitz.
»Diesem Problem stellen wir uns
bei jeder Interaktion.«
Schwieriger Spagat
Eine Herausforderung für Mit­
arbeitende ist es, einerseits mit
der Anspruchshaltung und den
Rechten eines erwachsenen
Menschen umzugehen, anderer­
seits aber auch mit dem kindli­
chen Verhalten. Diese Erfahrun­
– Gunnar Kreutner –
Fotos: Kreutner
Was SEO für den Lebensalltag
in Einrichtungen der Eingliede­
rungshilfe bedeutet, erläuterte
Olaf Kops, freiberuflich beraten­
der Psychologe mit dem Schwer­
punkt »Menschen mit komplexer
Behinderung«. Der Ansatz sei
wichtig, weil die Eingliederungs­
hilfe bei Menschen mit heraus­
forderndem Verhalten oft an ihre
Grenzen stoße. Viele Unterstüt­
zungsangebote seien mangelhaft
und betreuungsintensiv. »Förder­
pläne sind oft nicht realistisch
und damit nicht effektiv«, so
SEO-Experte Olaf Kops: »Förderpläne
sind oft nicht realistisch!«
Rund 200 internationale Experten begrüßten (v. l.) Dr. Tanja Sappok, EJF-Verbundleiter Michael Schlüter und Prof. Dr. Albert Diefenbacher im KEH-Festsaal.
13
11. Bielefelder Intensivtag
Die resistenten und multiresistenten Keime nehmen zu,
und neue Antibiotika, die
gegen die genveränderten
Keime wirken, gibt es nicht.
Diese gefährliche Entwicklung stellt die Intensivmedizin unverändert vor enorme
Probleme und war auch beim
11. Bielefelder Intensivtag
Ende April in der Ravensberger Spinnerei ein Thema.
Renommierte Mediziner aus
verschiedenen Kliniken bundesweit beleuchteten in dem
wissenschaftlichen Symposium des Ev. Krankenhauses
Bielefeld (EvKB) die »Herausforderungen in der Intensivmedizin«.
Inzwischen greife man auf früher
verwendete Antibiotika zurück,
berichten die Betheler Mediziner
Prof. Dr. Friedrich Mertzlufft und
Dr. Friedhelm Bach. Der Chefarzt
und der leitende Oberarzt der
Klinik für Anästhesiologie, Inten­
siv­, Notfall­, Transfusionsmedi­
zin und Schmerztherapie sind
die Organisatoren und wissen­
schaftlichen Leiter des Bielefel­
der Intensivtages. Die »alten«
Antibiotika habe man nicht mehr
eingesetzt, weil sie hoch toxisch
seien und Organe oder Gefäße
schädigten, aber sie seien die
einzigen, die bei den multiresis­
tenten Keimen noch wirkten, so
Dr. Bach.
Neue Verfahren können dazu
beitragen, die Nebenwirkungen
von Antibiotika zu verringern. So
gibt es inzwischen zum Beispiel
bei einer Lungenentzündung die
Möglichkeit, Antibiotika auch
durch Inhalieren und nicht mehr
oral oder intravenös zuzuführen.
»Mit der inhalativen Methode
bringen wir das Antibiotikum
genau dorthin, wo es gebraucht
wird, nämlich in die Lunge. Das
bedeutet, dass es weniger hoch
dosiert werden muss und dass
14
Foto: Schulz
Herausforderungen in der Intensivmedizin
Dr. Friedhelm Bach (l.) und Prof. Dr. Friedrich Mertzlufft leiteten den Intensivtag.
seine Wirkung keine unbetei­
ligten Organe betrifft, wie zum
Beispiel die Niere«, erläutert Dr.
Friedhelm Bach. Neue Antibio­
tika erwarten er und Chefarzt
Prof. Mertzlufft nicht: »Für die
Pharmaindustrie ist es nicht sehr
lukrativ, neue Antibiotika zu
entwickeln. Den hohen Kosten,
die den Firmen bis zur Marktein­
führung entstehen, stehen nicht
ausreichend lukrative Gewinne
gegenüber, denn ein Antibio­
tikum muss man ja nur einige
Tage und nicht ein Leben lang
einnehmen.«
Schonendere Verfahren
Neben neuen pharmakologi­
schen Ansätzen der Antibiotika­
Therapie waren die Therapie
bei akuter Herzinsuffizienz und
akutem Nierenversagen oder
auch die Zukunft der Beatmung
weitere Themen des Bielefelder
Intensivtags. Wie für das Herz
gilt auch für die Lunge, dass auf
diesen Gebieten viel getan wird,
um die Organe von Intensivpa­
tienten mit apparativen Verfah­
ren zu unterstützen oder auch
vorübergehend zu ersetzen,
wenn sie schlecht funktionie­
ren. »Die frühere Beatmung von
Intensivpatienten mit hohem
Druck und hohem Beatmungs­
volumen schädigte zum Beispiel
das zarte Lungengewebe. Da
gibt es heute erheblich scho­
nendere Verfahren. Und es wird
weiter geforscht«, so Dr. Bach.
»Inzwischen kann man eine
Lunge sogar für eine begrenzte
Zeit ganz ruhig stellen, um ihren
Heilungsprozess zu fördern,
ohne dass sie kollabiert. Zu den
maschinellen begleitenden Ver­
fahren gibt es viele Studien und
neue Ansätze.«
Ein zunehmend wichtiges The­
ma auf der Intensivstation ist
das akute Nierenversagen. Die
Fälle nehmen zu, weil immer
mehr ältere Patienten behan­
delt werden. Bei ihnen wirkt sich
eine Operation noch mehr als
bei anderen ungünstig auf die
Organfunktionen aus. Die 118
teilnehmenden Intensivmediziner
und Anästhesisten informierten
sich beim Bielefelder Intensivtag
darum über aktuelle und zukünf­
tige Therapiestrategien auf die­
sem Gebiet. Zum Abschluss des
Fachsymposiums standen ethi­
sche Fragen rund um den Thera­
pieverzicht auf dem Programm.
– Petra Wilkening –
Neues Internetportal zur Berufsorientierung
»blicksta – Zukunft blicken«,
so heißt einer der neuen
Wege, den Bethel im Schülermarketing beschreitet.
Angesichts eines bevorstehenden Engpasses bei der
Nachwuchsgewinnung sollen
rechtzeitig junge Leute für
eine Berufsausbildung im
Sozial- und Gesundheitssektor gewonnen werden. »Als
Bethel wollen wir insbesondere für die Berufe in der
Pädagogik und der Pflege
werben«, betont Diakonin
Klaudia Stahlschmidt. Insgesamt gibt es in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel rund 1.600 Plätze
in Berufskollegs und Fachschulen sowie 500 Plätze im
Betheljahr.
blicksta ist ein neues Internet­
portal zur Berufsorientierung für
junge Leute ab 15 Jahren. Bethel
ist hier zunächst für ein Jahr Part­
ner geworden neben bekannten
Markenfirmen, wie Bertelsmann
und Coca Cola. »Wir sind bisher
der einzige Partner aus dem sozi­
alen Bereich. Wir möchten auch
Jugendliche erreichen, die noch
gar nicht auf die Idee gekommen
sind, dass es für sie auch ein
Beruf im Sozialen sein könnte«,
formuliert Anette Seidel. Zusam­
men mit Klaudia Stahlschmidt
trägt sie in der Stabsstelle Stra­
tegische Personal­ und Bildungs­
arbeit die Verantwortung für das
neue Internet­Engagement.
Seit Monatsbeginn ist Bethel
unter www.blicksta.de präsent.
Junge Leute können dort kosten­
los testen, welche Ausbildungen
ihren Interessen und Fähigkeiten
entsprechen, und sich infor­
mieren, welche Anforderungen
bestimmte Berufe haben oder
was für Erfahrungen Auszubil­
dende auf ihrem Weg ins Berufs­
leben gemacht haben. Für die
jungen Leute ist es entscheidend,
Foto: Schulz
Junge Leute für soziale Berufe gewinnen
Diakonin Klaudia Stahlschmidt (v. l.), Saskia Walter und Anette Seidel sind schon mit
dem Smartphone bei »blicksta« unterwegs.
dass sie bei Interesse über das
Netz zu den Ausbildungsstät­
ten Kontakt aufnehmen oder
zulassen können. Die Betheler
Berufskollegs haben ihrerseits die
Chance, Schüler in der Berufs­
orientierungsphase von der ers­
ten Überlegung bis zur konkre­
ten Bewerbung an sich zu bin­
den. Diese zurückhaltende und
auf Information und Interaktion
ausgerichtete Strategie ist das
Erfolgsrezept von blicksta, sind
sich Anette Seidel und Klaudia
Stahlschmidt sicher.
Werbung für Bethel
»Mit blicksta geht es darum, die
jungen Leute da zu treffen, wo
sie im Alltag unterwegs sind,
nämlich im Internet«, begrün­
det Anette Seidel die neuen
Aktivitäten. Zusammen mit den
Stiftungs­ und Unternehmens­
bereichen ist der neue Weg im
Schülermarketing diskutiert und
vorbereitet worden. Im Januar
hatte der Vorstand dann den
Beschluss für alle beruflichen
Bildungsbereiche gefasst. »Mich
freut dabei die Bethel­übergrei­
fende Zusammenarbeit«, sagt
der Vorstandsvorsitzende Pastor
Ulrich Pohl; blicksta biete gute
Chancen der Werbung für die
dreijährigen Ausbildungsgänge,
aber auch für die Bekanntheit
Bethels bei jungen Leuten.
In der Entwicklung und Beglei­
tung von blicksta haben die Stra­
tegische Personal­ und Bildungs­
arbeit und der Dankort Bethel
eng zusammengearbeitet; nach
der Definition und Beschreibung
der Arbeitgebermarke Bethel ist
dies nun das zweite Kooperati­
onsprojekt beider im Personal­
marketing.
Für die Koordinierung von blicksta
und als erste Ansprechpartnerin
ist Saskia Walter zuständig. Sie
hat gerade ihr duales Studium
in Bethel zur Betriebswirtin mit
dem Bachelor abgeschlossen.
»Für mich ist blicksta eine super
spannende und zukunftsweisen­
de Aufgabe«, freut sie sich und
hofft auf einen Erfolg für Bethel.
– Jens U. Garlichs -–
15
Bethel in Vechta
Janusz­Korczak­Schule
Eine Schule, die Spaß macht
Die Janusz-Korczak-Schule liegt am Ende einer ruhigen Sackgasse.
Es ist acht Uhr morgens. Die Klassenzimmer sind leer. Dafür
ist auf dem Pausenhof der Janusz-Korczak-Schule im niedersächsischen Vechta Hochbetrieb. Die jüngeren Schüler spielen,
toben oder bolzen. Die älteren ziehen sich lieber ans Ende des
Schulgeländes zurück. Mittendrin in dem Trubel stehen die Lehrerinnen und Lehrer – und zwar das gesamte Kollegium. Schon
vor dem Unterricht sind sie für ihre Schüler da, hören zu, beruhigen, trösten und entscheiden, wann ihre Klasse soweit ist,
sich auf den Unterricht zu konzentrieren.
Jetzt kann es los gehen, findet
Maciej Kulinski. Mit einer Hand­
glocke ruft er die 6. Klasse zum
Unterricht. Denn eine offizielle
Achim kann seinen Klassenlehrer Maciej
Kulinski alles fragen.
16
Schulklingel gibt es nicht. Das
Fach »Werte und Normen« steht
auf dem Stundenplan. Heute
geht es um gute Umgangsfor­
men am Telefon. Klassenlehrer
Maciej Kulinski erklärt den 12­
bis 14­Jährigen, dass es höflich
ist, sich als Anrufer mit seinem
Namen zu melden. Zehn Schüler
sitzen ihm im Klassenzimmer
gegenüber, darunter auch das
einzige Mädchen der Schule.
»Die meisten Kinder kommen
gerne zur Schule«, ist Klaus
Waldhelm überzeugt. Er leitet
die Janusz­Korczak­Schule. Die
Förderschule mit dem Schwer­
punkt »Emotionale und soziale
Entwicklung« gehört zum Schul­
verbund Freistatt des Unterneh­
mensbereichs Bethel im Norden.
»Bei uns erfahren die Kinder
– vielleicht zum ersten Mal in
ihrem Leben –, was Sicherheit,
Verlässlichkeit und Fairness sind.«
Die meisten Kinder und Jugend­
lichen, die die Janusz­Korczak­
Schule besuchen, waren vorher
in einer Regelschule. Nicht, dass
sie weniger intelligent wären als
die anderen – sie hatten andere
Probleme. Zum Beispiel spreng­
ten sie als notorische Störenfriede
den Unterricht oder schlugen
im Affekt alles kurz und klein.
»Die Janusz­Korczak­Schulen –
im Schulverbund Freistatt gibt
es mehrere – sind die letzten
Anlaufstellen für erziehungs­
schwierige und verhaltensauffäl­
lige Schüler«, sagt Heinz Thie­
mann, der Leiter des Schulver­
bunds. »Es ist gut, die Kinder für
einige Zeit aus der Regelschule
herauszunehmen. Denn für ihre
Probleme brauchen sie Spezialis­
ten, und die haben wir.«
Einer der Spezialisten ist Helmut
Koller. Morgens steht er in der
Kantinenküche und schmiert
Brötchen für die Frühstückspause.
Einige Jugendliche helfen ihm
»Klaus Waldhelm ist der Beste«, lobt
Andrej (l.) seinen Schulleiter.
Bethel in …
dabei. Für manch einen Jungen
ist die Küche Neuland. »Es gibt
Schüler in der siebten Klasse, die
noch nie ein Brötchen aufge­
schnitten haben«, sagt Helmut
Koller. Der Lehrer passt so gar
nicht in das herkömmliche Rol­
lenbild von Männern und Frauen.
Denn Helmut Koller ist zum
einen ein exzellenter Handwer­
ker, der in der Schulwerkstatt die
tollsten Dinge baut, zum anderen
kann er auch nähen, stricken
und häkeln. »Das ist für Machos
eine wichtige Erfahrung«, betont
Klaus Waldhelm.
Streng, fair, authentisch
Die Anforderungen an die 15
Lehrinnen und Lehrer sind hoch.
Sie sollen streng, fair, authen­
tisch und nicht nachtragend sein.
Jeder Schüler, und hat er sich
noch so schlecht benommen,
bekommt eine neue Chance.
Sätze wie »das bist mal wieder
typisch du« sind tabu. Jeden Tag
nach dem Unterricht trifft sich
das Kollegium, um das Erlebte
aufzuarbeiten. »Unsere Lehrer
könnten jederzeit in eine staatli­
che Schule wechseln. Sie würden
dort mit Kusshand genommen
und mehr verdienen«, sagt Klaus
Waldhelm. »Aber sie bleiben,
weil unser Klima sehr gut ist.«
Auch die gute Ausstattung der
Schule ist für Lehrer und Schüler
gleichermaßen attraktiv. »Wir
gehören zu Bethel und profi­
tieren von Spendengeldern«,
erläutert Heinz Thiemann vom
Schulverbund Freistatt. Auf dem
rund 5.000 qm großen Außen­
gelände gibt es vielfältige Sport­
und Spielangebote. Und auch
die Innenausstattung lässt keine
Wünsche offen. In der Werkstatt
steht seit Kurzem ein Brenn­
ofen für Ton. Das Herzstück der
Schule ist jedoch der Bewegungs­
raum. Zwischen Hängematten,
Gymnastikbällen und Schwung­
tüchern werden die Kinder von
Motopädinnen in Bewegung
gebracht. Das soll ihre Fantasie
anregen und Mut machen für
neue körperliche Erfahrungen.
Die ebenerdige Schule gehörte
früher zu einem großen Energie­
konzern. 2004 kaufte Bethel im
Norden das Areal in Vechta. 50
Schüler von der ersten bis zur
achten Klasse werden dort zur­
zeit unterrichtet. Im Anschluss
wechseln sie an den Standort
Lohne für ältere Schüler. Vieles
habe sich verändert in den ver­
gangenen Jahren, sagt Klaus
Waldhelm. Problematisch sei
der Einfluss des Internets. »Wäh­
rend die Eltern schlafen, wird
Fotos: Schulz
Helmut Koller (l.) zeigt Emra, wie man aus Holz Flugzeuge baut.
Nicht zuhören, nicht antworten, nur
spielen – Luca im Bewegungsraum.
am Computer alles geguckt vom
Gewaltvideo bis zum Porno«, so
der Schulleiter. Das habe schlim­
me Folgen. Aber es gebe auch
positive Veränderungen. »Noch
nie haben so viele Schüler den
Realschulabschluss gemacht
oder streben ihn an. Das ist ein
Erfolg.«
– Silja Harrsen –
Janusz-Korczak-Schule Vechta
· 50 Plätze für Kinder und
Jugendliche mit dem Unter­
stützungsbedarf »Emotionale
und soziale Entwicklung«
· 15 Sonderpädagogen, Gym­
nasiallehrer, Real­ und Haupt­
schullehrer mit den Zusatz­
ausbildungen Schulmediation
und Systemisches Arbeiten
· 4 Sozialpädagogen mit den
Zusatzausbildungen Ergo­
therapeut, Motopädin und
Reittherapeutin
· 2 Schulsekretärinnen
· 2 Reinigungskräfte
17
PIKSL Labor Bielefeld eröffnet
Surfen, Chatten und Mailen lernen
mit Freunden online auszutau­
schen. Wenn sie Unterstützung
braucht, stehen ihr die Bethel­
Mitarbeiterinnen und ­Mitarbei­
ter im PIKSL Labor zur Seite.
Wie wähle ich mein Passwort
aus? Welche Daten gebe ich
über mich weiter? Wie finde
ich in den sozialen Netzwer­
ken Freunde? – Das sind häufig
gestellte Fragen. »Wir beraten
die Besucher und sensibilisie­
ren sie auch dafür, vorsichtig
mit ihren persönlichen Daten im
Internet umzugehen«, erklärt
Sonja Friedhof.
Digitale Inklusion
Bethel-Mitarbeiter Arne Scholz steht Nina Hennen zur Seite.
»Ich freunde mich gerade erst mit dem Computer an«, sagt
Nina Hennen. Längst nicht für alle Menschen sind der Umgang
mit dem PC, das Surfen im Internet oder der Austausch mit
Freunden via Facebook selbstverständlich. Gerade Menschen
mit Behinderungen fehlt häufig der Zugang – sei es weil sie keinen eigenen PC haben oder weil sie nicht wissen, wie sie damit
umgehen sollen. Um das zu ändern, hat Bethel jetzt das »PIKSL
Labor Bielefeld« in der Gadderbaumer Straße eröffnet.
Das PIKSL Labor Bielefeld ist ein
offener Treffpunkt für Menschen
mit und ohne Behinderungen.
PIKSL – das steht für personen­
zentrierte Interaktion und Kom­
munikation für ein selbstbestimm­
tes Leben. Hier können die Besu­
cherinnen und Besucher aktuelle
Kommunikationsmedien kennen
lernen, ausprobieren und nutzen.
»In der Öffentlichkeit wird häufig
von Inklusion im Zusammenhang
mit Bildung oder Bauen gespro­
chen, aber nur selten wird der
Zugang zu modernen Kommu­
nikations­ und Informationstech­
nologien erwähnt«, so Prof. Dr.
Günther Wienberg, stellvertre­
tender Vorstandsvorsitzender der
v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel. Ebendieser Zugang wird
auch in der UN­Behinderten­
rechtskonvention gefordert.
18
Insgesamt zehn Computer ste­
hen den Besucherinnen und
Besuchern im PIKSL Labor zur
Verfügung. »Nicht alle wollen
ins Internet. Manche möchten
einfach nur einen Text am PC
schreiben oder verschiedene Pro­
gramme ausprobieren«, berich­
tet Projektleiterin Sonja Friedhof.
»Die Interessen sind so vielfäl­
tig wie die Menschen und ihre
Lebensgeschichten. Das macht
die Arbeit so spannend.«
Computer noch Neuland
Für Nina Hennen ist ein Compu­
ter noch Neuland. Seit einigen
Tagen kommt sie regelmäßig in
das PIKSL Labor Bielefeld. »Ich
habe keinen PC zuhause und
übe hier«, sagt sie. Ihr Ziel ist es,
irgendwann ein eigenes Face­
book­Profil anzulegen und sich
Carsten Linn braucht kaum Hilfe
am PC. Er kommt mehrmals die
Woche ins PIKSL Labor, um zu
recherchieren, was es von seiner
Lieblings­Musikgruppe an Beiträ­
gen, Videos und Interviews im
Netz gibt. »Ich bin fit am Com­
puter und kann sogar den ande­
ren helfen«, sagt er. Es käme
schon vor, dass sich die Besucher
gegenseitig unterstützten, bestä­
tigt Sonja Friedhof.
Das möchte sie gerne weiter
ausbauen und die Besucherinnen
und Besucher mehr einbezie­
hen. Vorbild dafür ist das PIKSL
Labor Düsseldorf, das die In der
Gemeinde leben gGmbH, eine
gemeinsame Tochtergesellschaft
der Stiftung Bethel und der Dia­
konie Düsseldorf, ab 2011aufge­
baut hat. »Im PIKSL Labor Düs­
seldorf unterstützen zum Beispiel
Menschen mit Behinderungen
Senioren und Seniorinnen aus
dem Stadtteil bei der Internet­
Nutzung«, erläutert Prof. Dr.
Günther Wienberg.
»Neben der digitalen Inklusion
erfüllt das PIKSL Labor Bielefeld
auch die Aufgabe, Menschen
mit Behinderungen in die Ent­
wicklung und Erprobung neuer
Fotos: Schulz
Surfen, Chatten …
Prof. Dr. Günther Wienberg (v. l.), Sonja Friedhof, Prof. Dr. Helge Ritter und Dr. Thorsten Jungeblut, Leiter des Projekts KogniHome,
freuen sich über die Eröffnung des PIKSL Labors Bielefeld.
Technologien einzubeziehen«,
so Prof. Wienberg. Das Prob­
lem sei, dass Technik häufig
von Ingenieuren für Ingenieure
gemacht werde. Deswegen falle
es Menschen mit Behinderungen
schwer, sich damit vertraut zu
machen. »Besser ist es, die
Menschen mit Behinderungen
gleich an der Entwicklung zu
beteiligen.« Daher arbeitet
Bethel bereits seit einigen Jahren
eng mit der Universität Biele­
feld zusammen. »Auch für uns
ist es schwierig, immer ›up to
date‹ zu sein, bei den rasanten
technischen Entwicklungen«,
gesteht Prof. Dr. Helge Ritter von
der Bielefelder Universität ein.
Mit ihrer besonderen Sensibilität
könnten Menschen mit Behin­
derungen helfen, Technologien
an die Wünsche und Bedürfnisse
der Nutzer anzupassen und bes­
ser verständlich zu machen. »Wir
wollen, dass Technik Bodenhaf­
tung behält und sich am Men­
schen orientiert«, sagt der Wis­
senschaftler. Die Besucherinnen
und Besucher des PIKSL Labors
Bielefeld könnten zukünftig mit
ihrer Beteiligung an Forschungs­
prozessen zu einem aktiven
Abbau von Barrieren beitragen.
Das PIKSL Labor Bielefeld ist ein
Teil des Projektes KogniHome.
In dem Innovationscluster Kogni­
Home arbeiten 14 Projektpartner
aus Wissenschaft, Wirtschaft und
Industrie aus Ostwestfalen­Lippe
in den kommenden drei Jahren
gemeinsam an Technologien,
die die Gesundheit, Lebensquali­
tät und Sicherheit von Familien,
Singles und Senioren fördern.
»Die Technik soll den Menschen
mehr Selbstständigkeit im pri­
vaten Umfeld ermöglichen«, so
Prof. Wienberg. »Damit sie mög­
lichst lange ein selbstbestimmtes
Leben führen können.«
Förderung durch Bund
Neben dem PIKSL Labor Bielefeld
gehört unter anderem auch eine
Forschungswohnung in Bethel,
in der neue Technologien einge­
baut und getestet werden, zu
KogniHome. Das Bundesministe­
rium für Bildung und Forschung
(BMBF) fördert das gesamte Pro­
jekt KogniHome über drei Jahre
bis 2017 mit acht Millionen Euro.
– Christina Heitkämper –
Das PIKSL Team: Lilia Petker (l.), Arne Scholz und Claudia Brinkmann sind die
Ansprechpartner für die Besucherinnen und Besucher.
Das PIKSL Labor Bielefeld in
der Gadderbaumer Straße 29
ist geöffnet dienstags von
14 bis 19 Uhr, mittwochs
und donnerstags von 10 bis
19 Uhr, freitags von 12 bis
21 Uhr und samstags von
11 bis 16 Uhr.
19
Europäischer Protesttag 2015
Fotos (3): Schulz
Begegnungen bauen Vorurteile ab
Bunte Vielfalt dank vieler Hände in Bielefelds Innenstadt.
»Begegnung« war das übergeordnete Thema der Aktionen, die in der Woche um den 5. Mai in
vielen europäischen Städten auf die besonderen Lebenssituationen von Menschen mit Behinderungen aufmerksam machten. Auch Menschen aus Bethel waren mit von der Partie und gingen
in Bielefeld, Gütersloh, Paderborn, Erkner und Bernau für ihre Rechte auf die Straße.
Stube«, sorgten anschließend
Tanz­, Theater­ und Musikgrup­
pen für Aufsehen. Rund 500
Menschen ließen sich von dem
wechselhaften Wetter nicht
abschrecken und beteiligten
sich an der Veranstaltung.
zum 21. Mal stattfand. Unter
dem Motto »Bielefeld begegnet
sich. Vielfalt leben!« zog eine
Demonstration am 5. Mai durch
die Innenstadt, vom Hauptbahn­
hof bis zum Alten Markt. Ange­
kommen in Bielefelds »guter
Foto: Elbracht
»Eine Begegnung, die sich lohnt
… für beide Seiten«, »Schaut
nicht weg! Wir sind eine Begeg­
nung wert!«, »Nicht ich, nicht
Du – wir!«, lauteten einige
Slogans beim Protesttag, der in
Bielefeld in diesem Jahr bereits
Für eine inklusive Stadt gingen Demonstranten in Gütersloh auf die Straße.
20
Ein breites Bündnis von Organi­
sationen und Selbsthilfegruppen
hatte den Protesttag in Biele­
feld gestaltet. »Begegnungen
bauen Vorurteile ab«, sind die
Veranstalter überzeugt. Deshalb
machen sie sich stark für die
Schaffung neuer Begegnungs­
möglichkeiten in Bielefeld, sei es
in der Nachbarschaft, im Bereich
Arbeit oder in inklusiven Schul­
klassen. Zu den Akteuren des
Protesttags zählten auch Einrich­
tungen und Dienste aus Bethel.
Die Bethel­Band Maluka lenkte
jede Menge Aufmerksamkeit
Foto: privat
Begegnungen bauen …
Der Politische Stammtisch Bethel lud zur Diskussion ein.
auf sich, die »Neue Schmiede«
versorgte die Protestierenden mit
Kaffee und Keksen, und auf der
Bühne zogen die »integra«­Hip­
Hop­Gruppe, die Theaterwerk­
statt und die Musical­Tanzgruppe
aus Bethel alle Blicke auf sich.
Wer Information und Diskussion
suchte, wurde am proWerk­
Stand und beim Politischen
Stammtisch aus Bethel fündig.
Impulse für einen politischen Dis­
kurs kamen von Bielefelds Ober­
bürgermeister Pit Clausen und
Wolfgang Baum, dem Vorsit­
zenden des Beirats für Behinder­
tenfragen der Stadt, die auf der
großen Bühne auftraten.
In Erkner hieß das dem Motto »Begegnung auf Augenhöhe«.
Einen Tag später versammelten
sich auch in Gütersloh Menschen
mit und ohne Behinderung, um
gemeinsam zu demonstrieren.
Auf dem Konrad­Adenauer­Platz
startete ein Protestzug durch die
Innenstadt. Mit Trillerpfeifen und
Plakaten verliehen die Demons­
tranten ihren Forderungen nach
mehr Barrierefreiheit in alltäg­
lichen Lebensbereichen Nach­
druck: »Elektronische Türöffner
an allen Türen«, »Inklusion durch
ein gemeinsames Hobby« und
»Arztpraxis ohne Hindernisse«.
Am Berliner Platz wurde das Pro­
gramm mit einer Kundgebung
fortgesetzt, an der sich auch
Landrat Sven­Georg Adenauer
und Bürgermeisterin Maria
Unger beteiligten. Die Politike­
rin bestätigte, dass noch weitere
Entwicklungen nötig seien, um
Menschen mit Behinderungen in
Gütersloh ein vollständig selbst­
bestimmtes Leben zu ermögli­
chen. Niemand, betonte Maria
Unger, dürfe aus der Gesellschaft
ausgegrenzt werden. Nach der
Kundgebung ging es sportlich
weiter. Fünf integrative Fußball­
teams, davon zwei aus Bethel
und drei aus Gütersloh, trugen
ein Turnier aus.
»Behinderungs-Parcours«
Auch in Erkner und Lobetal gab
es Aktionen: Während auf dem
Kirchplatz in Erkner Mitarbeitende
und Klienten der Lobetaler Be­
hindertenhilfe gemeinsam mit
Schülern der Korczak­Schule aus
Fürstenwalde einen »Behinde­
rungs­Parcours« aufgebaut hat­
ten, besuchten Schülerinnen und
Schüler aus der Oberschule Klos­
terfelde den Seniorenwohnpark
am Kirschberg in Lobetal.
– Robert Burg –
Mit vereinten Kräften: die Theaterwerkstatt Bethel auf dem Alten Markt in Bielefeld.
21
Bethel im Norden feierte Jahresfest in Freistatt
Kleine und große Besucher waren wieder begeistert
Mit einem Open-Air-Gottesdienst wurde das Freistätter
Jahresfest von Bethel im Norden an Christi Himmelfahrt
wieder traditionell um 10 Uhr
eröffnet. Rund 300 Besucherinnen und Besucher hatten
sich vor dem Verwaltungsgebäude an der von-Lepel-Straße
eingefunden. Die Predigt hielt
Bethel-Vorstand Pastor Dr.
Johannes Feldmann.
Schon lange vor dem Gottes­
dienst gab es bereits den ers­
ten großen Besucherandrang.
Kennzeichen aus der gesamten
Region waren auf dem um 9 Uhr
mehr als gut gefüllten Parkplatz
zu sehen. Ebenso voll waren
auch die Straßen und Wege. Hier
informierten sich die Leute an
den verschiedensten Ständen,
bummelten an den weit über
200 Flohmarktangeboten vorbei
und genossen anschließend die
reichhaltigen Angebote für das
»leibliche Wohl«.
Während die Erwachsenen sich
in Ruhe umschauten, hatten die
Kinder und Jugendlichen derweil
Spaß an der Kletterwand des
Schulverbundes, bei den Spiel­
angeboten der Kinder­, Jugend­
und Familienhilfe im Sinnes­
garten, auf der Hüpfburg der
Eingliederungshilfe oder auch bei
der Musik der Band Beat’n Blow
und von Heiner, dem Rockmusi­
ker für Kinder.
Die zehnjährige Claire erprobte die Kletterwand.
Eröffnet wurde das Freistätter Jahresfest mit einem Open-Air-Gottesdienst.
Fotos: Semper
Schließlich fuhren viele Besu­
cherinnen und Besucher mit der
Feldbahn in Richtung Heimstatt,
um dort Kaffee und Kuchen zu
genießen oder auch beim Kin­
der­ und Jugendbiathlon zuzu­
schauen, der gemeinsam vom
Altenhilfezentrum Heimstatt und
dem Schützenverein Groß­Lessen
organisiert wurde.
– Ingolf Semper –
Rund 200 Stände gab es beim Flohmarkt (hier ein kleiner Ausschnitt).
22
RING-Magazin
Trauer um
Angelika Stock
Foto: Schulz
Angelika Stock starb am 19.
April im Alter von 52 Jahren.
Sie war seit 1983 in Bethel
tätig, unter anderem als
Teamleiterin in den Häusern
Nebo und Kapernaum, und
arbeitete zuletzt im Unter­
stützten Wohnen Am Her­
bergsweg in Bielefeld­Bethel.
Pulsschlag
Wie sich mit Bildern und Symbo­
len eine einfache Sprache für die
seelsorgerliche Begleitung ent­
wickeln lässt, zeigt Pastor Wolf­
gang Rosemeier am 11. Juni in
der Reihe »Pulsschlag – Theolo­
gie für den diakonischen Alltag«
auf. Der Dozent hat viele Jahre in
der seelsorgerlichen Begleitung
von Menschen mit Behinderun­
gen gearbeitet. Die Veranstal­
tung mit Vortrag und Diskussion
findet von 15 bis 18 Uhr in Biele­
feld­Bethel statt und wird von
Bildung & Beratung Bethel und
der Ev. Bildungsstätte für Diako­
nie und Gemeinde organisiert.
Die Teilnahme ist kostenlos,
eine Anmeldung unter www.
bbb­bethel.de möglich.
Der 12. Mai war der Internationale Tag der Pflege. Auch Bethel
beteiligte sich in Bielefeld und Hannover an den Aktionen, die in die­
sem Jahr unter dem Motto »Nicht nur Blumen brauchen Pflege« statt­
fanden. Auf dem zentralen Jahnplatz in Bielefeld präsentierten sich
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Altenhilfe und der ambulanten
Dienste mit einem Stand. Auch Sylvia Baduks vom Pflegezentrum
»Am Lohmannshof« (Foto oben) überreichte Rosen und klärte über
die schwierige Situation in der Pflege auf. In Hannover (Foto unten)
informierten die Betheler Mitarbeitenden ebenfalls in der Innenstadt
Passanten, verteilten Info­Material und überreichten mehr als 500 Rosen.
Kunst im Hospiz
Foto: Semper
Arbeiten der Künstlerin Marlies
Jung sind zurzeit im Hospiz Haus
Zuversicht in Bielefeld­Bethel zu
sehen. Die Ergotherapeutin der
Klinik Mara im Epilepsie­Zentrum
Bethel verarbeitet Veränderungs­
prozesse und die damit verbun­
denen persönlichen Erfahrungen.
Sie verwendet Gouache­, Acryl­
und Ölfarben sowie bei Misch­
techniken Sand und Papiere. Die
Ausstellung wird am 19. Juni um
15.30 Uhr eröffnet. Interessierte
können sich unter Tel. 0521 144­
6180 anmelden.
23
RING-Magazin
Foto: Reimann
EvKB: Frauenklinik
Foto: Schulz
Die Altenpflegeschule des Diakonischen Bildungszentrums
Lobetal hat ein neues berufsbegleitendes Angebot eröffnet. Für 18
Umschülerinnen und Umschüler aus Brandenburger Altenpflegeein­
richtungen begann im April ein neuer Lebensabschnitt. Nach mehr
oder weniger langer Tätigkeit als Hilfskräfte in der Altenpflege absol­
vieren sie nun die vierjährige berufsbegleitende Ausbildung, die sie
als staatlich anerkannte Altenpfleger abschließen. Gefördert wird die
Maßnahme durch die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter.
Als neue Rektorin der Fachhochschule der Diakonie wurde Prof. Dr.
Hilke Bertelsmann Mitte April im Assapheum in Bielefeld­Bethel einge­
führt. Die 44­Jährige ist Expertin für evidenzbasierte Entscheidungsfin­
dung in der Gesundheitspolitik und seit 2007 Professorin für Gesund­
heitswissenschaften an der Fachhochschule der Diakonie. Neuer Pro­
rektor ist der Arbeits­ und Gesundheitspsychologe und dienstälteste
Professor der Fachhochschule Dr. Tim Hagemann. Lehrschwerpunkte
des 44­jährigen Diplom­Psychologen sind Organisations­ und Personal­
entwicklung sowie Arbeits­ und Gesundheitspsychologie.
24
Die Klinik für Gynäkologie und
Geburtshilfe des Ev. Kranken­
hauses Bielefeld (EvKB) hat ihren
künftigen Standort in neuen
Räumlichkeiten im Haus Gilead I;
bislang befand sich ein Teil der
Klinik am Standort Johannesstift.
Die Klinik unter der Leitung von
Privatdozent Dr. Dominique Finas
umfasst 70 Betten. Während
der zweijährigen Umbaumaß­
nahmen wurden die gynäkolo­
gisch­geburtshilfliche Station, ein
Ambulanzbereich mit Patienten­
annahme und Eingriffsraum
sowie die Geburtsanmeldung
und die Räume für die ambulante
Versorgung von Schwangeren
völlig neu aufgebaut. Zugleich
verfügt die Klinik nun über fünf
neue, nach modernsten tech­
nischen Standards ausgestat­
tete Kreißsäle und zwei neue
geburtshilfliche Operationssäle
mit einem Versorgungsraum für
Drillinge direkt im Kreißsaal.
Den gynäkologischen Patien­
tinnen, bisher vorwiegend im
Johannesstift behandelt, bietet
die Klinik alle Möglichkeiten der
Brustdiagnostik, wie Mamma­
MRT, Mammographie, Sono­Elas­
tographie und hochauflösende
Sonographie, Hochgeschwindig­
keitsstanze, Vakuumstanze für
Mamma­MRT und Mammogra­
phie. Auch arbeitet die Klinik
weiterhin innerhalb des zertifi­
zierten Tumorzentrums Bielefeld.
Für alle Patientinnen mit gynäko­
logisch­onkologischen Erkran­
kungen besprechen Spezialisten
unterschiedlicher Fachrichtun­
gen in Tumorkonferenzen die
optimale Therapie. Die beiden
gynäkologischen Operations­
säle entsprechen den höchsten
Anforderungen, um spezielle
Krankheiten der Frau, wie onko­
logische Erkrankungen, Endome­
triose, Inkontinenz und Myome,
zu therapieren.
– PW -
Fotos: Schulz
RING-Magazin
Die Stiftung Sarepta feierte Mitte April in Bielefeld­Bethel ihr 146. Jahresfest. In einem Festgottesdienst
in der Zionskirche ehrte die Schwesternschaft 34 Diakonissen und Diakonische Schwestern für ihre 25­,
40­, 50­, 60­ und 70­jährige Zugehörigkeit zur Schwesternschaft. Die Predigt hielt Bethel­Vorstand Pastorin
Dr. Johanna Will­Armstrong.
Die Stiftung Nazareth und die Diakonische Gemeinschaft Nazareth feierten Mitte Mai in Bielefeld­
Bethel ihr 138. Jahresfest. In einem Festgottesdienst in der Zionskirche und beim anschließenden Empfang
im Assapheum wurden 36 Diakoninnen und Diakone geehrt. Ihr Einsegnungs­ bzw. Aufnahmejubiläum
liegt 60, 50 oder 25 Jahre zurück. Tags zuvor hatte die Mitgliederversammlung der Diakonischen Gemein­
schaft Nazareth eine neue Ordnung diskutiert und verabschiedet. Bethel­Vorstand Pastorin Dr. Johanna
Will­Armstrong hatte die Versammlung mit einer Bibelarbeit eröffnet.
25
RING-Magazin
Foto: Schulz
Kirchentag 2015
Die Premiere des Theaterstücks »Preußenschreck Arminia« ließen
sich die Ex­Arminia­Profis Ansgar Brinkmann (Mitte, kniend) und
Tobias Rau (3. v. l.) nicht entgehen. Gemeinsam mit rund 300 Schüle­
rinnen und Schülern der Mamre­Patmos­Schule fieberten die Fußball­
Prominenten bei den Abenteuern von Nachwuchs­Hoffnung »Ar­
minius« und seiner Prinzessin mit. Das Stück hatten sich die Schüler
der Oberstufenklasse »O5« ausgedacht und gemeinsam mit Lehrerin
Carolin Schwack (8. v. r.) auf die Bühne gebracht. Herausgekommen
ist ein spannendes Fußballmärchen. Für Tobias Rau war der Theaterbe­
such ein Heimspiel: Der ehemalige Nationalspieler arbeitet im Rahmen
seines Lehramtsstudiums als Sportlehrer an der Betheler Förderschule.
Betheler Infomaterial
Epilepsie-Kolloquium
Über Bethel informieren Bro­
schüren und Faltblätter. Einen
Überblick über die Materia­
lien gibt es im Intranet unter
Bereiche/Stiftung Bethel/Öffent­
lichkeitsarbeit, Dankort/Abtei­
lung PR Information/Material­
versand. Die Materialien können
unter Tel. 0521 144­3604 oder
per E­Mail an medienverleih@
bethel.de bestellt werden.
Über die »funktionelle Bildge­
bung in der Epileptologie« infor­
miert Prof. Dr. Susanne Knake,
Leiterin des Epilepsiezentrums
Marburg, am 24. Juni im Berlin­
Brandenburger Epilepsie­Kollo­
quium. Das Forum zur Diskus­
sion neuer wissenschaftlicher
Erkenntnisse findet von 17.30
bis 19 Uhr in der Heinrich­Böll­
Stiftung in Berlin, Schumann­
straße 8, statt. Mitveranstalter
ist das Betheler Epilepsie­Zent­
rum Berlin­Brandenburg.
Hospiz-Forum Lazarus
»Was bleibt, wenn nichts geht,
oder was geht, wenn nichts
bleibt – Liebe ohne Tabu am
Lebensende« ist das Thema
im Forum des Lazarus­Hospizes
in Berlin am 8. Juni. Die Veran­
staltung mit Lazarus­Seelsorger
Carsten Wolf beginnt um 18 Uhr
im Festsaal in der Bernauer Straße
115 –118. Der Eintritt ist frei.
Haus Salem
Das Haus Salem bietet vom
19. bis 21. Juni ein Bibliodrama­
Wochenende zur »Speisung der
5000« an. Eine Einführung in
das »Enneagramm in christlicher
Tradition« findet vom 26. bis 28.
Juni statt.
Kontakt: Tel. 0521 144­2486
26
Unter dem Motto »all(es) inklusiv
– gemeinsam lernen« ist Bethel
beim Kirchentag vom 3. bis
7. Juni in Stuttgart vertreten. In
der Zelthalle 14 auf dem Stand
ZH 14­D03 veranschaulicht die
Öffentlichkeitsarbeit durch zahl­
reiche spielerische Aktionen,
welche persönlichen Fähigkeiten
für Ausbildungen in pädagogi­
schen und pflegerischen Berufen
notwendig sind. Eindrucksvoll
können die Besucherinnen und
Besucher »Soft skills«, wie Ein­
fühlungsvermögen, Selbstrefle­
xion und Geduld, durch eigene
Aktivitäten nachempfinden und
zum Beispiel erfahren, wie es ist,
wenn die Motorik verlangsamt
ist oder wenn andere einem die
Zähne putzen müssen.
Am 5. Juni lädt Bethel gemein­
sam mit der Thomasgemeinde
in Stuttgart­Kaltental zu einem
inklusiven Feierabendmahl ein.
Der Gottesdienst beginnt um
18 Uhr in der Thomaskirche in
der Schwarzwaldstraße 7. An
der liturgischen Gestaltung sind
Menschen aus Bethel beteiligt,
die musikalische Begleitung
übernehmen die Posaunenmission
Bethel und die Lautenbacher
Blaskapelle. Rund 40 Freiwillige
aus dem Betheljahr sind vor Ort,
um Menschen mit Hilfebedarf
zu unterstützen.
Palliativversorgung
»Das ethische Fallgespräch als
Unterstützung in schwierigen
Situationen« steht am 25. Juni in
der Ringvorlesung »Pädiatrische
Palliativversorgung OWL« auf
dem Programm. Die Referentin
Tanja Löbbing, Klinische Ethike­
rin im Ev. Krankenhaus Bielefeld,
gibt einen Einblick in die prakti­
sche Ethikarbeit. Die Veranstal­
tung findet von 17 bis 19 Uhr im
Kinder­ und Jugendhospiz Bethel
im Remterweg 55 in Bielefeld statt.
RING-Magazin
Das bisherige »Hellweg­Zentrum
für Beratung und Therapie« in
Bielefeld wird künftig als Ambu­
lante Suchthilfe Bethel weiter­
geführt. Zu diesem Zweck hat
das Ev. Krankenhaus Bielefeld
(EvKB) das Zentrum zum 1. Mai
vom Ev. Johanneswerk übernom­
men. Die Angebote der Beratung
und ambulanten Rehabilitation
bei Sucht und Glückspielsucht
werden künftig der EvKB­Klinik
für Psychiatrie und Psychothera­
pie Bethel zugeordnet. Im Laufe
dieses Jahres zieht die Beratungs­
stelle von der Schildescher Straße
in die Ortschaft Bethel um. Im
Rahmen des Trägerwechsels blei­
ben die 5,5 Personalstellen erhal­
ten. Die Leitung hat weiterhin
Frank Jürgen Gauls.
Geriatrie in Berlin
Ein spezielles Behandlungszent­
rum für ältere Patientinnen und
Patienten wurde Anfang Mai im
Ev. Krankenhaus Königin Elisa­
beth Herzberge (KEH) in Berlin­
Lichtenberg offiziell mit Andacht,
Empfang und einem Symposium
zum Thema »Schmerz im Alter«
eröffnet. Unter einem Dach
kooperieren in dem Zentrum seit
Jahresbeginn die Geriatrische
Tagesklinik mit zehn Behand­
lungsplätzen und die Tagesklinik
für Spezielle Schmerztherapie
mit fünf Therapieplätzen für
ältere Patienten. Darüber hinaus
besteht ein Liaisonprojekt mit der
Psychiatrie. Damit wird sowohl
dem ganzheitlichen Behand­
lungsansatz im KEH als auch der
Nachfrage nach einer moder­
nen, interdisziplinären Versor­
gung älterer Patienten Rechnung
getragen. Das Zentrum befindet
sich in sanierten und neu aus­
gestatteten Räumlichkeiten. Ein
besonderes Farbkonzept hilft den
älteren Patienten, sich in den Flu­
ren zu orientieren.
Foto: Schulz
Ambulante Suchthilfe
Der Beratungsstelle Bethel wurde jetzt eine gute Arbeit bescheinigt:
Das von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung verliehene
Gütesiegel wurde bis 2019 verlängert. Die Beratungsstelle berät
Kinder, Jugendliche und Eltern in Erziehungsfragen und hat die be­
sonderen Schwerpunkte Epilepsien, Entwicklungsauffälligkeiten und
Behinderungen. Für die Verlängerung des Gütesiegels hat das Be­
ratungsteam auf Empfehlung der Prüfungskommission Themen wie
Ethische Grundsätze, Beschwerdemanagement, Kinderschutzgesetz
und Migration intensiv bearbeitet. In einem aufwändigen Prozess wur­
den die Beratungskonzeption neu formuliert und sämtliche Arbeits­
materialien umfassend aktualisiert. Über das gute Ergebnis freuen sich
(v. l.) der Leiter der Beratungsstelle Bethel Friedrich Kassebrock, Anette
Meyer, Annette Hartwig, Margret Büker, Susanne Schedler, Sabine
Gehrmann­Gerlach, Karin Ursula Hildebrand und Dirk Baum.
Kirchenmusik in Zion
Haus der Stille
In der Zionskirche in Bielefeld­
Bethel spielen am 7. Juni ab
17 Uhr Monica Apostol (Viola)
und Christof Pülsch (Orgel)
Werke von Telemann, Graun,
Ahrens, Reger und Bruch.
Mit der westfälischen Präses
Annette Kurschus findet am
10. Juni von 19 bis 21 Uhr im
Haus der Stille in Bielefeld Bethel,
Am Zionswald 5, ein Salonabend
unter dem Titel »Von der Macht
der Worte« statt. Eine Anmel­
dung ist nicht erforderlich.
Ein Chor­ und Orgelkonzert
mit englischer Musik steht am
14. Juni ab 17 Uhr auf dem Pro­
gramm. Die Mitwirkenden sind
der Musikverein der Stadt Biele­
feld und Christof Pülsch.
Der inzwischen »4. Konzert­
abend für die Schuke­Orgel«
findet am 27. Juni ab 18 Uhr
statt.
Anlässlich des 50. Todestags
des Philosophen Martin Buber
lädt die Sarepta Schwestern­
schaft vom 12. bis 13. Juni zum
Wochenendseminar »Anerken­
nung im Ich & Du« im Haus
der Stille ein. Anmeldung: Tel.
0521 144­2207
27
RING-Magazin
Die ersten 14 Absolventinnen und Absolventen des berufsbe­
gleitenden Bachelor­Studiengangs Pflege an der Fachhochschule der
Diakonie wurden Mitte April im Assapheum in Bielefeld­Bethel von
Studiengangsleiterin Prof. Dr. Doris Tacke (3. v. r.) verabschiedet. Der
Studiengang ist der einzige dieser Art in Ostwestfalen. Gegenwärtig
sind insgesamt 720 Studierende an der Fachhochschule der Diakonie
eingeschrieben. Davon befinden sich 49 im berufsbegleitenden Stu­
diengang Pflege.
Martin Henke führte in den
vergangenen sechs Jahren
die Geschäfte der »wertkreis
Gütersloh gGmbH«, die unter
anderem Arbeitsangebote für
Menschen mit Behinderungen
unterhält. Davor gehörte er
dem Vorstand der Mariaberger
Heime in Gammertingen an. Im
Stiftungsbereich proWerk über­
nimmt Martin Henke die Verant­
wortung für rund 1.300 Mitar­
beitende und 2.600 Beschäftigte
mit Behinderungen. Der große
Bereich sei noch einmal eine
deutliche Herausforderung für
ihn, auf die er sich sehr freue.
Dem diplomierten Sozialarbeiter
und Pädagogen liegt die beruf­
liche Teilhabe von Menschen mit
Behinderungen besonders am
Herzen. Den Anforderungen der
UN­Konvention zur Inklusion
gerecht zu werden sei eine große
Aufgabe.
Foto: Schulz
Vorstandsmitglied Thorsten Dreyer (l.) verabschiedete sich im Mai
aus Bethel. Er möchte eine neue verantwortungsvolle Aufgabe in der
Privatwirtschaft übernehmen. Der Vorstandsvorsitzende Pastor Ulrich
Pohl dankte ihm für seine knapp zweijährige verantwortliche Tätigkeit
in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bei einem Empfang in
der Neuen Schmiede. Thorsten Dreyer hatte als Schwerpunkte seiner
Vorstandstätigkeit die Bereiche Personal, Recht und Immobilien.
28
Der Stiftungs­
bereich pro­
Werk hat mit
Martin Henke
einen neuen
Geschäfts­
führer. Der
57­Jährige
gehört dem
dreiköpfigen
Leitungsgre­
mium von
proWerk seit
dem 1. Juni
an. Er tritt die Nachfolge von
Ottokar Baum an, der Ende
August in den Ruhestand geht.
Martin Henke ist in Bethel kein
Unbekannter. Von 1997 bis 2000
war er hier Fachbereichsleiter
für die Region Ruhrgebiet und
anschließend bis 2005 Leiter der
Abteilung Projekte des Vorstands.
– PW –
Foto: privat
Foto: Schulz
Neuer Geschäftsführer
RING-Magazin
Betheler Kinderchor
»Unterwegs in ein neues Land«
heißt das diesjährige Singspiel
des Betheler Kinderchores. Die
Aufführung mit rund 110 Kin­
dern zwischen 4 und 13 Jahren
findet am 21. Juni ab 16 Uhr
in der Zionskirche in Bielefeld­
Bethel statt. In anschaulichen
Spielszenen, mitreißenden Lie­
dern und schwungvollen Tänzen
stellen sie die alttestamentarische
Geschichte vom Auszug der
Kinder Israels aus Ägypten dar.
Foto: Schulz
Bildung & Beratung Bethel
Der Lobetaler Künstler Detlef von Dossow ist einer der 20 Preis­
träger beim diesjährigen Bundeskunstpreis für Menschen mit Behin­
derungen. Detlef von Dossow, Jahrgang 1951, lebt seit Mitte der
1960er­Jahre unter dem Dach der heutigen Hoffnungstaler Stiftung
Lobetal. Seit etwa 1969 arbeitet er in der Kreativen Werkstatt Lobetal
und verbringt jede freie Minute im Atelier. Die Ausstellung zum Bun­
deskunstpreis ist bis zum 28. Juni in der Villa Bosch in Radolfzell am
Bodensee zu sehen.
• Kooperation mit Angehörigen,
18. August bis 27. Oktober
• Trainingsprogramm für Füh­
rung und Management in
sozialen und diakonischen
Organisationen, 18. August
2015 bis 29. Januar 2016
• Weiterbildung zur Kinder­
schutzfachkraft, 25. August
bis 17. November
• Einführung in die Energetische
Psychotherapie nach Dr. F.
Gallo, 3. September
• »Eine christlich­diakonische
Unternehmenskultur – vom
leeren Versprechen zur leben­
digen Praxis?«, 8. bis 9. Sep­
tember
• Grundkurs Kinaesthetics,
8. bis 10. September
Anmeldung: Tel. 0521 144­5770
Aus dem Mitarbeiterkreis
Geburtstag
91 Jahre: Diakonisse Helga Goebel, Haus Abendlicht, am 7.6. – 90 Jahre: Diako­
nische Schwester Hannelore Bandmann, Haus Abendfrieden, am 28.6. – 80 Jahre:
Diakonisse Johanna Müller, Wohnstift Frieda­v.­Bodelschwingh, am 2.6. – Diakon
Manfred Schöler, Bielefeld, am 2.6. – Diakon Horst Tiemeyer, Bielefeld, am 3.6. –
Diakonisse Helga Walther, Bielefeld, am 17.6.
Arbeitsplatzund Gemeinschaftsjubiläum
45 Jahre: Gerhard Hornbruch, Sarepta, am 24.7. – 40 Jahre: Ralf Presser, EvKB,
am 4.7. – Elke Hornbruch, Bethel.regional, am 13.7. – 35 Jahre: Ursula Adam,
Bethel.regional, am 1.7. – Harald Glueer, Zentraler Bereich, am 1.7. – Martin
Kuepers, EvKB, am 1.7. – Lothar Rennemann, Bereich Betriebe, am 1.7. – Dr.
Barbara Rohden, EvKB, am 1.7. – Christine Schaffert, Bethel.regional, am 1.7.
29
Aus dem Mitarbeiterkreis
Arbeitsplatzund Gemeinschaftsjubiläum
– Petra Schülke, Birkenhof Jugendhilfe, am 1.7. – Anette Stipp, EvKB, am 1.7.
– Ulrike Wasmuth, Bereich Betriebe, am 1.7. – Heinz Wille, Bethel.regional, am
1.7. – Regina Dörmann, EvKB, am 5.7. – Rosemarie Hedicke-Epkenhans, Bethel.
regional/EvKB, am 5.7. – Lothar Hirschfelder, proWerk, am 15.7. – Binefs Kartal,
Sarepta, am 15.7. – Nezahat Demircan, proWerk, am 17.7. – Eveline Reiner,
Mara, am 17.7. – Michael Odparlik, Bethel.regional, am 18.7. – Susanne Heitland, proWerk, am 21.7. – Christian Pieper, Bethel.regional, am 24.7. – 30 Jahre:
Doris Bauer, EvKB, am 1.7. – Uwe Baumann, proWerk, am 1.7. – Dr. Stefan
Heinzel, EvKB, am 1.7. – Regina Henn-Stief, proWerk, am 1.7. – Ulrike Leßmann,
proWerk, am 1.7. – Barbara Schittko, EvKB, am 1.7. – Fred Stief, Bethel.regio­
nal, am 1.7. – Dr. Steffi-Christiane Koch-Stöcker, EvKB, am 3.7. – Uwe Stüwe,
Bereich Betriebe, am 3.7. – Reno Sommer, Bethel.regional, am 4.7. – Petra
Rodenberg, Bethel.regional, am 13.7. – Beate Schael-Frevert, Bethel.regional,
am 15.7. – Eckhard Spiwoks, proWerk, am 15.7. – 25 Jahre: Stefanie Boch,
Mara, am 1.7. – Claudia Cors, Bethel.regional, am 1.7. – Detlef Dallmann, Bethel.
regional, am 1.7. – Hartmut Dey, Mara, am 1.7. – Elke Falland, EvKB, am 1.7. –
Thomas Gerth, Bethel.regional, am 1.7. – Peter Grosse, proWerk, am 1.7. – Anne
Janings, Bethel.regional, am 1.7. – Christel Jödemann, Bethel.regional, am 1.7. –
Oliver Johannhardt, SB Altenhilfe, am 1.7. – Elke Junker, Bethel.regional, am 1.7.
– Barbara Laska, Bethel.regional, am 1.7. – Simone Märtens, Bethel.regional, am
1.7. – Susanne Nerstheimer, Mara, am 1.7. – Elke Niewöhner, Bethel.regional,
am 1.7. – Barbara Nowak, EvKB, am 1.7. – Jörg Oelmann, Nazareth, am 1.7. –
Gertrudis Quittenbaum, Bethel.regional, am 1.7. – Sabine Sandbote, EvKB, am
1.7. – Bernd Schenk, Bereich Betriebe, am 1.7. – Gabriele Schmidt, EvKB, am 1.7.
– Bärbel Schupke, Sarepta, am 1.7. – Klaus van Stephaudt, EvKB, am 1.7. – Dr.
Alfred Stroband, Zentraler Bereich, am 1.7. – Min-Choung Tischendorf, Bethel.
regional, am 1.7. – Winfried Weber, Bethel.regional, am 1.7. – Marion KastnerWienberg, Bethel.regional, am 7.7. – Ulrike Guenther, Bethel.regional, am 11.7.
– Dr. Heike Sagert, EvKB, am 15.7. – Rolf Warning, Sarepta, am 16.7. – Lydia
Zielke, proWerk, am 16.7. – Rita Bücker, EvKB, am 18.7. – Bettina Ramhorst, Be­
thel.regional, am 18.7. – Michael Risse, Mara, am 22.7. – Mario Schrecke, Mara,
am 22.7. – Sabine Mitscherling, Bethel.regional, am 23.7. – 20 Jahre: Stephanie
Basli, EvKB, am 1.7. – Brigitte Bock, Birkenhof ambulante Pflegedienste, am 1.7. –
Maria Dziadzia, Bethel.regional, am 1.7. – Elisaweta Goerzen, EvKB, am 1.7. – Dr.
Christoph Hagemeister, EvKB, am 1.7. – Markus Hanusch, EvKB, am 1.7. – Selma Janz, EvKB, am 1.7. – Ute Lahr, Bethel.regional, am 1.7. – Sonja Lange, EvKB,
am 1.7. – Juergen Moeller, Bereich Betriebe, am 1.7. – Oliver Scheurer, Bethel.
regional, am 1.7. – Meike Sommer, Freistatt, am 1.7. – Reinhard Südhaus, EvKB,
am 1.7. – Klaus Wilke, EvKB, am 1.7. – Rainer Kruse, Bethel.regional, am 15.7. –
Elisabeth Lipsewers, EvKB, am 15.7. – Dieter Patrzek, Bethel.regional, am 15.7.
– Uwe Rethage, Zentraler Bereich, am 15.7. – Michaela Ritze, Mara, am 15.7.
Ruhestand
Anne-Dore Bögeholz, Bethel.regional, zum 1.5. – Rosemarie Dahle, Bethel.
regional, zum 1.5. – Christiane Molske, Bethel.regional, zum 1.6. – Abdallah
Aidi, EvKB, zum 1.7. – Edeltraud Bleich, EvKB, zum 1.7. – Ralf François, Zent­
raler Bereich, zum 1.7. – Annegret Frese, EvKB, zum 1.7. – Halina Kempin, EvKB,
zum 1.7. – Eberhard Krause-Sparmann, EvKB, zum 1.7. – Waltraud Oerding,
Zentraler Bereich, zum 1.7. – Margarete Pfäfflin-Pingel, Mara, zum 1.7. – Helga
Shahjahan, Sarepta, zum 1.7. – Udo Wöstenfeld, Bethel.regional, zum 1.7.
Gestorben
Günter Seutter, Gütersloh, 75 Jahre, am 2.1. – Marianne Koch, Bielefeld, 78 Jahre,
am 7.3. – Freda Boysen, Bielefeld, 84 Jahre, am 16.4. – Diakon Lothar Schimmelpfennig, Bad Salzuflen, 86 Jahre, am 18.4. – Frieda Enderle, Bielefeld, 99 Jahre,
am 19.4. – Angelika Stock, Bielefeld, 52 Jahre, am 19.4. – Diakonische Schwester
Renate Andersen, Bethel, 76 Jahre, am 1.5. – Lisa Bielke, Bielefeld, 92 Jahre,
am 2.5.
30
Namen
Bethel.regional und die Dia­
konie im Kirchenkreis Reckling­
hausen haben jetzt in Castrop­
Rauxel in der Ickerner Straße 33
eine neue Anlaufstelle für Men­
schen in besonderen Lebensla­
gen eröffnet. Im »Ickerner Eck«
erhalten Menschen, die von
Wohnungslosigkeit betroffen
oder bedroht sind, Beratung und
Unterstützung.
Dr. Bruno Breitfeld aus Panketal
wurde im April von der Staatskanzlei Potsdam als »Ehren­
amtler des Monats« geehrt. Der
72­jährige Diplom­Chemiker war
der erste ehrenamtliche Mitar­
beiter der 2001 gegründeten
Lobetaler Agentur Ehrenamt.
Seitdem ist er eine wichtige Stütze
für die Freiwilligenarbeit im
Landkreis Barnim.
Im Diakonischen Bildungszentrum Lobetal feierten unter
dem Motto »Pflege internati­
onal« 60 Schülerinnen, Schü­
ler und Lehrende der Lobetaler
Altenpflegeschule, der Fachschule
für Sozialwesen sowie der polni­
schen Partnerschule in Szczecin
im Mai den diesjährigen Europatag. Die angehenden Fachkräfte
nutzten das Treffen, um sich
über die praktische Arbeit im
Pflegebereich, besonders über
Prophylaxen, auszutauschen und
voneinander zu lernen.
Matthias Gräßlin, Leiter der
Theaterwerkstatt Bethel in
Bielefeld, gehörte zu den 300
Teilnehmern der Westfälischen
Kulturkonferenz im April in
Bad Sassendorf. Diskutiert wurde
die Inklusion von Menschen mit
Behinderungen in der Kultur.
Michael Herzer ist der neue
hauptamtliche Pastor der Ev.
Kirchengemeinde Freistatt
im Unternehmensbereich Bethel
im Norden. In einem Festgottes­
dienst in der Moorkirche wurde
Übrigens
der 43­Jährige Mitte Mai in sein
Amt eingeführt.
Das Forschungsprojekt »Kogni­
Home – die mitdenkende
Wohnung« ist in die Liste der
100 besten Ideen der Initiative
»Deutschland – Land der
Ideen« aufgenommen worden.
An dem Projekt der Universität
Bielefeld sind auch die v. Bodel­
schwinghschen Stiftungen Bethel
beteiligt. In dem Projekt entwi­
ckeln 14 Partner aus Wissen­
schaft, Industrie und dem Sozial­
und Gesundheitswesen eine
Wohnung, die mit intelligenter
Technik Menschen mit Einschrän­
kungen im Alltag unterstützt.
Seit 2002 haben fast 100 Bie­
lefelder Betriebe das Programm
»Ökoprofit – Kosten senken
im Betrieb” erfolgreich absol­
viert; 18 Betriebe arbeiten jetzt
gemeinsam im neuen einjährigen
»Ökoprofit-club OWL« weiter,
darunter aus Bethel die Energieberatung und der Stiftungsbe­
reich proWerk.
Die Werkstatt für behinderte
Menschen »proWerk A & I«
(Arbeit und Integration) von
Bethel im Norden ist neben Frei­
statt und Diepholz bald auch in
Sulingen vertreten. Dort ent­
steht zurzeit eine neue 1.200
Quadratmeter große Betriebs­
stätte. Jetzt wurde an der
Hans­Hermann­Meyer­Straße
das Richtfest gefeiert. Für die
Werkstatt werden rund 1,2 Mil­
lionen Euro investiert. Sie soll
im Juli den Betrieb aufnehmen
und bietet 24 Arbeitsplätze für
Menschen mit seelischer Behin­
derung.
Im Netz gefangen
Das Netz ist für die einen der
schreckliche Ort, von dem sie
nicht mehr entkommen kön­
nen, wenn sie darin gefangen
sind; für die anderen ist es die
Rettung, wenn es sie auffängt
bei drohendem Absturz. Positiv
ist auch das Netz aus Beziehun­
gen und Kontakten, die wir so
haben. »Netzwerken« heißt es
heute, wenn es darum geht,
sich mit anderen auszutauschen.
Ein gutes »Netzwerk« um sich
zu haben ist allemal hilfreich im
Leben, auch im Berufsleben –
und hier sind zusätzlich die Mög­
lichkeiten der Informationstech­
nologie, das gute »Netzwerk«,
gefragt.
Das Bethel­Netzwerk ist über fast
150 Jahre entwickelt worden,
Beziehungen und Kooperationen
sind entstanden, die gar nichts
mit dem world wide web, dem
Internet oder der Datentechno­
logie zu tun haben. Im Raum der
Kirche, in der Diakonie, mit Poli­
tik und Wirtschaft, Universitäten
und Unternehmen sowie vielen
anderen sind über Jahrzehnte
Verbindungen entstanden zum
gegenseitigen Nutzen. Die müs­
sen gepflegt und ausgebaut wer­
den, genauso wie die Beziehun­
gen zur allgemeinen Öffentlich­
keit; und das geschieht immer
wieder und weiter. Zum Beispiel
jüngst im Februar bei der Bil­
dungsmesse didacta in Hannover,
jetzt gerade beim Ev. Kirchentag
in Stuttgart oder Mitte dieses
Monats beim Hauptstadtkon­
gress Medizin und Gesundheit in
Berlin – und an vielen anderen
Orten und bei zahlreichen weite­
ren Gelegenheiten ist Bethel am
»Netzwerken«. Mal geht es um
Netz und doppelten Boden für
schwierige Themen und mal nur
um den losen Kontakt, aus dem
später vielleicht mal mehr wird.
Muss sein, meint …
– Götz Pförtner –
31
Foto: Schulz
Den Master-Studiengang »Bildung im Gesundheitswesen – Berufspädagogik Pflege« von Bildung &
Beratung Bethel haben jetzt die ersten elf Studierenden abgeschlossen. In festlichem Rahmen im Haus
Nazareth in Bielefeld­Bethel wurden ihnen die Abschlusszeugnisse und Urkunden im Beisein ihrer Dozenten
überreicht. Die erfolgreichen Absolventen des zweijährigen Studienangebots sind befähigt, eine Lehrtätig­
keit auf pflegerischem Gebiet auszuüben, zum Beispiel als Lehrkräfte in Gesundheits­ und Pflegeschulen.
Der Abschluss berechtigt sie europaweit zu einem Promotionsstudium oder zum Eintritt in ein Doktoran­
denprogramm. Für den Studiengang arbeitet Bildung & Beratung Bethel mit der Fachhochschule Münster
zusammen.
Veranstaltungen
03.06.– Bethel beim 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart: Stand ZH 14­D03
07.06. in der Zelthalle 14 mit dem Motto »all(es) inklusiv – gemeinsam lernen«
bis
14.06.
Eckardtskirche, Bielefeld­Eckardtsheim: Kunstausstellung »Bethels Gedächtnis«
(Öffnungszeiten: montags bis freitags 8–12 Uhr, 14–16 Uhr; samstags 14–16 Uhr;
sonntags nach dem Gottesdienst)
10.–
12.06.
Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2015 mit Experten­Forum Bethel auf
dem Stand A33 im Ausstellerforum
17.06.
Ev. Krankenhaus Bielefeld, Burgsteig 13: 18–20.15 Uhr, AINS­Forum mit Prof. Dr. Dirk
Repkewitz, Bezirkskrankenhaus Günzburg, »Anästhesie beim Patienten mit cerebro­vaskulärer
Insuffizienz« (Informationen: Tel. 0521 772­79105)
20.06.
Sportpark Gadderbaum, Bielefeld, An der Rehwiese 64: 10 – 18 Uhr, 19. Bethel athletics
(Informationen: www.bethel­athletics.de)
bis
25.06.
Ortschaft Eckardtsheim, Bielefeld: täglich, Ortschaftsfest »Eckardtsheim mittendrin«
mit Spiel­ und Begegnungsfest, kulturellem Bühnenprogramm im SPuK­Biergarten und
Sportveranstaltungen (Informationen: www.eckardtsheim­mittendrin.de)
für die Ortschaften Bethel und Eckardtsheim
Mo – Fr 13 – 14, 18 – 19 Uhr, Sa 16 Uhr, So 10 Uhr