DOKHAUSINFO NO. 006 MAI 2015 WWW.DOKUMENTARFILM.INFO WWW.HDF.DE WWW.DOKVILLE.DE WWW.LANDESFILMSAMMLUNG-BW.DE WWW.FILMREISE.INFO WWW.DOKUMENTARFILMFORSCHUNG.DE METAMORPHOSEN Abschied vom Alten, Hallo zum Neuen: Der Neubeginn im Haus des Dokumentarfilms, der sich durch den Umzug innerhalb Stuttgarts in den Kulturpark Berg ausdrückte, hat auch eine bildliche Äquivalenz erhalten. Innerhalb weniger Wochen haben die Grafiker Chris Veit und Florian Leonhardt (beide Südwestrundfunk) Ende 2014 für unser Haus – bildlich gesprochen – den alten Zopf am damaligen Logo abgeschnitten und einen starken farbigen Kontrast zur Vergangenheit gesetzt. Wir sprechen an dieser Stelle – natürlich – vom Logo und der neuen, zwar immer noch orangenen, aber deutlich kräftiger ins Rot tendierenden Hausfarbe. Zwei Stilelemente, die zum Wiedererkennungszeichen des Hauses des Dokumentarfilms werden sollen. Sie lösen ein et- was in die Jahre gekommenes Logo ab (das ganz unten links auf dieser Seite noch einmal zu sehen ist ), ohne die Erinnerung zu verleugnen. Denn es nimmt die Form des sich dem Zuschauer öffnenden Vierecks auf – leicht abgerundet, als sei es ein Monitor in filmische oder digitale Welten –, verbindet zugleich aber den grafischen Schwerpunkt mit dem Schriftzug zu einem Ganzen. Einige der Vorentwürfe (in der Tat: nur einige wenige von ihnen) vereint diese Seite noch einmal. Wir sehen: Der runde Spot war lange in der Diskussion, doch das Viereck machte das Rennen in dieser orangenen Metamorphose. Und das Schönste daran: Das Neue ist ein starker Typ, aber es bleibt wandelbar ohne sich dabei zu verflüchtigen. Das ist möglicherweise der Beginn einer langen Freundschaft. ANGEKOMMEN UM AUFZUBRECHEN Breite Flure, hohe Decken und weite Ausblicke in den Kul turpark Berg: der neue Standort des Haus des Dokumentarfilms könnte atmosphärischer kaum sein. Reich an Ideen ist das Team Ende 2014 in das ehemalige SWR-Gebäude umgezogen. »In der Teckstraße 62 werden wir die erfolgreichen Veranstaltungen fortführen wie auch neue Veranstaltungen installieren und stellen uns zugleich den Herausforderungen der Digitalisierung indem wir die nachhaltige Präsenz des Hauses in lokalen, filmischen und kulturellen Netzwerken ausbauen«, sagt Dr. Irene Klünder, Geschäftsführerin des Hauses. Dazu inspiriert auch die Umgebung – im selben Gebäude entsteht ein Zentrum für Startups, Produktionsfirmen liegen in der Nähe, der SWR ist nicht weit und mit der DOK HAUSINFO Ausgabe 006 | Mai 2015 Redaktion und Grafik: Thomas Schneider 2 Merz Akademie fühlt man sich inhaltlich und nachbarschaftlich verbunden: »Die Bibliotheken der Akademie und des Haus des Dokumentarfilms wurden zusammengelegt mit großen Synergieffekten«, betont Klünder. Kurz: Der Medienosten entwickelt sich. »Durch die direkte Nähe zu den anderen Medienschaffenden ein kulturelles Zentrum voller kreativer Energie, von wo aus filmisch Dokumentarisches in allen Formen konsumiert, inspiriert, initiiert werden wird«, so Klünder. Und tatsächlich: die Mischung aus den Büros etablierter Architekten und Designern, die sich neben den jungen Medienschaffenden in dem ehemaligen Militärlazarett angesiedelt haben, den Studierenden, die hier Wohnraum finden und dem Haus des Dokumentarfilms sucht ihresgleichen. Mitarbeiter/-innen: Astrid Beyer, Anita Bindner, Dr. Kay Hoffmann, Anna Leippe, Simone Polier, Katrin Rothmund, Katharina Ünver, Dr. Reiner Ziegler. Haus des Dokumentarfilms Teckstaße 62, 70190 Stuttgart Dr. Irene Klünder (Geschäftsführerin) Dr. Manfred Hattendorf (Vorsitzender) 3 WENN DAS JAGDFIEBER ERWACHT Der Drehbuchautor und Filmproduzent Fred Breinersdorfer ließ sich bei einer Meisterklasse im Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms in die Karten schauen. Oder besser gesagt: Er stellte einige seiner Recherchepraktiken vor, mit denen er sich zeitgeschichtlichen und historischen Stoffen nähert. Für den jüngsten Spielfilm »Elser« – das Drehbuch schrieb Breinersdorfer gemeinsam mit seiner Tochter Leonie Claire – hatte er ganz besonderes Originalmaterial aus unserem Archiv verwenden können. In seiner Recherchephase habe er dem Haus des Dokumentarfilms einen »unglaublichen Fund« zu verdanken: etliche alte Filme aus Heidenheim und Take-outs des zerstörten Bürgerbräukellers. Reiner Ziegler, Leiter der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg im Haus des Dokumentarfilms, konnte die Filme schon vor einigen Jahren vom Stadtarchiv Heidenheim in die mehr als 8000 Werke fassende Landesfilmsammlung übernehmen. Im Jahr 2010 nutzte Ziegler Teile des Materials selbst für den Kompilationsfilm »Der Landkreis Heidenheim«. Ein fünf Minuten langer Mitschnitt der Meisterklasse mit Fred Breinersdorfer kann auf unserer Website abgerufen werden » www.hdf.de/klappeauf Viele der ländlichen Szenen, die das Leben in Heidenheim vor mehr als sieben Jahrzehnten darstellen, haben auch Breinersdorfer und die Filmcrew von »Elser« begeistert. »Ich habe im Kino etliche Szenen wiederentdeckt«, berichtet Ziegler von einem ganz besonderen Déjà vu, als er sich kürzlich den fertigen Film ansah. »Elser«-Autor Breinersdorfer wusste bei seiner Meisterklasse, die innerhalb weniger Tage ausgebucht gewesen war, zu berichten, dass sich Kostümbildnerinnen und selbst Regisseur Oliver Hirschbiegel »auf das Material gestürzt« hätten. »Es war für die Kostümbildnerinnen ein gefundenes Fressen. Schon allein die ganze Nazidekoration«, erinnerte sich Breinersdorfer. Auch im Spielfilm ist Authentizität einfach unschlagbar. Realisiert werden konnte laut Breinersdorfer »Elser« nur, weil unter anderem die MFG Filmförderung Baden-Württemberg und der Südwestrundfunk an den Film glaubten und das letztlich sieben Millionen Euro teure Projekt unterstützen. Solche glücklichen Fälle gebe es nicht immer. Der Autor erzählte auch von Büchern, die er nur unter schwierigsten Bedingungen realisieren konnte – oder auch bis heute noch gar nicht. »Zu wissen, wann ein Stoff wieder aktuell wird«, sei mit ein Geheimnis des Erfolgs. Von solchen Archiven wie dem der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg zu wissen, ist ein weiterer Vorteil. Ohne Recherche, ahnt man am Ende der Meisterklasse, gibt es keine gute Story. Aber diese Geschichte muss dennoch erst geschrieben werden. Wie, das bleibt dann wohl das »Breinersdorfer-Rezept«, das vorerst nicht gelüftet werden konnte. Szene aus »Sound of Heimat« 42 35 ? T M M O K WAS SPRENGKRAFT FÜR DEN DOKUMENTARFILM DOKSITE KOMMT Wo lief doch neulich die Dokumentation, von der ich nur noch das Ende mitbekommen habe, und welche Dokus laufen derzeit im Kino? Diese und noch viel mehr Informationen finden Sie auf unserem neuen Portal » www.doksite.de Zu DOKVILLE im Juni werden wir dieses neue Portal starten. Das ist aber noch nicht alles, auf doksite.de können Sie auch in der Landesfilmsammlung stöbern und Dokuversity steht ganz im Zeichen junger Dokumentarfilmemacher. DOK PREMIERE KOMMT YOUNGDOK KOMMT MIT DEM DOK SLAM III ZURÜCK Monatlich im Ludwigsburger Kino Caligari: Kay Hoffmann vom Haus des Dokumentarfilms präsentiert einen aktuellen Film und unterhält sich mit den Machern über ihr Werk. » www.dokpremiere.de Während das Haus des Dokumentarfilms umgezogen ist, haben wir auch unsere Filmreihe pausieren lassen. Doch jetzt geht‘s weiter! In der dreizehnten Ausgabe von YoungDOK findet am 21. Mai ein »DOK Slam« statt. Ab sofort können für diesen Wettbewerb dokumentarische Kurzfilme eingereicht werden. Diese sollten maximal 15 Minuten lang sein. Mit dabei: Experte Andreas Geiger, Dokumentarfilmer und langjähriger Dozent an der Merz Akademie, unserem neuen Kooperationspartner. » www.youngdok.de youngdok returns 6 DO 21.5.2015 DES 19 h | HAUS DOKUMENTARFILMS DOKVILLE 2015 findet in diesem Jahr zum elften Mal statt – und zwar am 18. und 19. Juni. Der vom Haus des Dokumentarfilms in Ludwigsburg ausgerichtete Branchentreff Dokumentarfilm (in diesem Jahr im Scala) wird an vielen Beispielen zeigen, wie sich Filmemacher mit ihren Werken in aktuelle politische Diskussionen einklinken und über soziale Netzwerke sogar ganze Kampagnen für ihre Arbeit nutzen. Dabei stellt sich eine alte Frage ganz neu: Können und dürfen Dokumentarfilmer Auslöser gesellschaftlicher Veränderungen sein? Diesem Thema widmet sich am ersten Tag von DOKVILLE 2015 zum Beispiel Günter Wallraff. Er löst seit den 1960er Jahren mit seinen Aktionen und investigativen Print- wie Filmreportagen breite gesellschaftliche Debatten aus. Mit »Team Wallraff« ist er derzeit wieder erfolgreich. Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Nutzung der sozialen Medien. Viele Filme werden heute auf untypische Art finanziert und beziehen bereits lange vor ihrem Entstehen eine Netzgemeinde mit ein. Darüber berichtet auch der Filmemacher Valentin Thurn. Ein weiterer Themenschwerpunkt bei DOKVILLE 2015 stellt das dokumentarische Filmschaffen in der Schweiz dar. Der Branchentreff bietet auch den Rahmen für die Verleihung des Deutschen Dokumentarfilmpreises. Für die drei Auszeichnungen mit einer Gesamtsumme von 25.000 Euro hat eine Expertenjury zwölf Dokumentarfilme nominiert – darunter Wim Wenders »Das Salz der Erde«, Doris Dörries »Dieses schöne Scheißleben« und Marc Bauders »Der Banker – Master of the Universe«. Donnerstag, 18. Juni Doksite.de – Wir stellen vor Sozialpolitischer Dokumentarfilm – Neue Potentiale durch den Medien- und Strukturwandel Mehr Inhalte, mehr Relevanz, mehr Veränderung mit Dokumentarfilmen • Case Study »10 Milliarden« • Case Study »The Yes Men Are Revolting« • »Team Wallraff« – Interview mit Günter Wallraff Verleihung Deutscher Dokumentarfilmpreis Freitag, 19. Juni Dokumentarfilmland Schweiz – Vortrag und Panel-Diskussion From Idea to Commission – The Documentary Campus Masterschool in Action: Vortrag von Donata von Perfall; Gespräch mit Absolventen Vom Umgang mit Film-Piraten im Netz – Abwehr illegaler Uploads Schnellkurs und Gespräch: u.a. Thomas Frickel (AG Dok) Werkstattgespräch Film Commission mit AMA Film » Info und Anmeldung unter www.dokville.de Am 18. Juni wird der Deutsche Dokumentarfilmpreis im Rahmen von DOKVILLE vergeben. Zwölf Filme sind nominiert. 7 S P R E N G K RA F T F Ü R D E N D O KUM E N TA R F I L M Bild aus »10 Milliarden«, Thurnfilm DOKVILLE 2015 BRANCHENTREFF DOKUMENTARFILM 18. + 19. 6.15 | SCALA LUDWIGSBURG www.dokville.de
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