Zusammenfassung der Veranstaltung (PDF, 395 KB, nicht barrierefrei)

„Ein Denken in Systemen wird notwendig sein“
Boden ist mehr, als das, worauf wir stehen.
Das Thema, Bodenschutz, ist wichtiger denn
je.
Die UNO-Generalversammlung hat das
2015 zum «Internationalen Jahr
Bodens»
erklärt.
Damit
rückt
Lebensraum zu unseren Füssen ein
lang ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Jahr
des
der
Jahr
Die Landwirtschaftskammer des Saarlandes,
der saarländische Bauernverband und die
Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) hatten unter der
Federführung des Ministeriums für Umwelt
und Verbraucherschutz am 10. März zu einer
Fachveranstaltung „Boden schafft Leben –
Belebter Boden ist fruchtbarer Boden“ in
Homburg / Schwarzenbach sowie Einöd
eingeladen. Der Aufruf zum nachhaltigen
Umgang mit Ackerböden stand an diesem
Tag im Fokus.
Herr Schreiber vom IAD (Institut für
Nachhaltige Landwirtschaft) reiste aus Paris
an, um zu Beginn mit seinem Vortrag einen
Blick in den Boden zu werfen. Schnell wurde
klar, dass sich in ihm eine unermessliche
Vielzahl von Lebewesen tummeln. Genau
diese sind unschätzbar und zu oft von
unterschätzter Bedeutung für die Pflanzen.
Dank dieser Lebewesen ist Boden in der
Lage, Stoff- und Energiekreisläufe zwischen
der Atmosphäre, dem Grundwasser und der
Pflanzendecke in Gang zu halten. Die
Zusammenhänge
wurden
ausführlich
dargestellt. Sprichwörtlich kann eine Kette
nur so stark sein, wie ihr schwächstes Glied.
Gesunder Boden schafft Leben.
Verborgenen liegen der Ursprung
Herausforderung und seine Lösung.
müssen wir die Innenwelt verstehen um
Außenwelt zu schützen.
Im
der
So
die
Leider lassen sich die Zusammenhänge und
Notwendigkeiten in keine Formel fassen. So
greift die Arbeit aller Bodenbewohner eng
ineinander. Es entsteht ein kompliziertes
Gebilde, das ein Nahrungsnetz zwischen den
Bodentieren und Bodenmikroorganismen
darstellt. Jeder Winzling ist Spezialist genau
in seiner Materie und hat eine unverzichtbare
Aufgabe im Team Bodenleben. Sie alle
haben unterschiedliche Funktionen, die
wiederum eine Vielzahl an Vorgängen
auslösen. Im Boden finden die elementaren
Kreisläufe des Lebens statt. Er ist
physikalisch, chemisch und biologisch
ständig in Bewegung. Sinnbildlich ist das mit
einem Hocker vergleichbar, der genau auf
diesen drei Beinen steht. Mikroorganismen
sind in der Lage Nährstoffe im Boden frei zu
setzen und pflanzenverfügbar zu machen.
Wurzelausscheidungen sind wiederum ein
Motor für die Bodenfruchtbarkeit.
Im Edaphon sind neben der Gruppe der
Bakterien
und
Pilze
besonders
die
Bodentiere für die Bodenfruchtbarkeit und
den Bodenaufbau von entscheidender
Bedeutung. Regenwürmer sind aus der
Gruppe der Bodentiere besonders wichtige
Vertreter um Humus im Boden beim
Zusammenspiel mit den anderen Akteuren
zu produzieren. Entscheidend bei der
Förderung der Regenwürmer sind das
permanente Nahrungsangebot und der
reduzierte Eingriff in den Boden z.B. durch
Minimalbodenbearbeitung. In einem fruchtbaren Ackerboden können je nach Standort
bis zu 350 Regenwürmer pro Quadratmeter
vorkommen.
Herr
Kivelitz
von
der
Deutschen
Saatveredelung lenkte in seinem Vortrag den
Blick ebenfalls auf das Bodenleben. Über
pflanzenbauliche Kulturmaßnahmen, wie den
Zwischenfruchtanbau, kann es gefüttert und
gefördert werden. Schnell wurde deutlich, um
es in die Worten des Pflanzenbauberaters
Näser zu fassen, Zwischenfrüchte sind keine
Zwischenkultur,
sondern
stehen
als
Schlüsselkultur in heutigen (modernen)
Ackerbausystemen zwischen den Früchten.
Ihnen gebührt die gleiche Aufmerksamkeit
wie die der Hauptfrüchten. Ebenfalls wurde
durch den Vortrag deutlich, dass zum
Gelingen einer erfolgreichen Bewirtschaftung
aus pflanzenbaulicher Sicht EU-GreeningAuflagen alleine nicht immer zielführend sein
müssen und man gegebenfalls mehr
Aufwand betreiben muss, damit sich die
gewünschten Erfolge einstellen und das
Bewirtschaftungssystem funktioniert.
Am Nachmittag wurden die theoretischen
Zusammenhänge an verschiedenen Profilgruben praxisnah dargestellt. Alle wussten
bereits, dass Boden nicht gleich Boden ist.
Seine Entstehung sagt vieles darüber aus
und der Blick in ihn hinein lohnt sich immer,
um zu verstehen, warum die Bewirtschaftung
so und nicht anders zu erfolgen hat.
und deren Handlungshilfe zusammen mit den
Teilnehmern anschaulich durchgeführt und
besprochen. Das Bild vom Wachstum der
Wurzeln in die Tiefe, das Aufspüren von
verdichteten
Bodenschichten,
das
Vorhandensein von Regenwurmröhren sowie
der darin gebildete Humus können
zusammen mit der Krümelstruktur des
Bodens schon eine Menge darüber
aussagen,
ob
Bewirtschaftungsfehler
gemacht wurden.
Auf der Fachveranstaltung wurde ebenfalls
das Konzept des konservierenden Landbaus
(„Conservation Agriculture“, www.ecaf.org)
vorgestellt und diskutiert. Die Grundprinzipien
sind
dabei
permanente
Bodenbedeckung, minimaler Bodeneingriff
und eine weite Fruchtfolge.
Herr Dr. Erlach, Diplom-Geograph und
Bodenkundler aus Soest, zeigte dies mit
einfachen Mitteln. So reichen Bohrstock und
„Plastik-Bello“ bereits aus, sich ein Bild über
seinen Acker zu verschaffen. Die für die
Veranstaltung
aufwendig
hergerichteten
Bodenprofile zeigten und bestätigten deutlich
alle Erfahrungen des Landwirts, welche
Herrn Riedinger und sein Vater bei seiner
Bewirtschaftung über Jahre gemacht hatten.
Aus einem Acker, den damals keiner haben
wollte, wurde ein fruchtbarer Schlag für den
Betrieb. Der gute Landwirt zeigt auf
schlechten Standorten was er kann.
Abschließend stellte Herr Lintel-Höpping in
Vertretung von Frau Dr. Epperlein für die
GKB die „Einfache Feldgefügeansprache für
den Praktiker“ vor. Das einfachste Werkzeug
– der Spaten – ist gleichzeitig das Wichtigste.
So wurde der Umgang mit diesem Instrument
Ein verarmtes Bodenleben, Humusverlust
und
falsche
Bewirtschaftung
können
zwangsläufig zu negativen Auswirkungen im
Boden und dessen Funktionen führen (z.B.
Verdichtungen).
Die
heutigen
Herausforderungen
der
Landwirtschaft stehen schon länger vor der
Tür. Der sich abzeichnende Klimawandel
kündigt sich durch fehlende Zeiten von Frost,
extreme Trockenheit und Hitze sowie die
Verfügbarkeit von Wasser zum richtigen
Zeitpunkt
auf
den
landwirtschaftlich
genutzten Flächen oder Starkregen an. Die
Auswirkungen von Erosion belasten unsere
Gesellschaft. Das neue Pflanzenschutzrecht
der EU lässt die Verfügbarkeit der Wirkstoffe
von
Pflanzenschutzmittel
schwinden.
Resistenzen kündigen sich an. Ein
sorgsamer Umgang mit den vorhandenen
Mitteln ist mehr als angesagt. Schließlich
wird noch die Umsetzung zur Novellierung
der Düngeverordnung erwartet, welche
weitere Anforderungen an die Praxis stellen
wird.
Lebendiger Boden und der Aufbau von
Humus werden der Schlüssel zum Erfolg
sein, um diesen
Herausforderungen
zu begegnen!
An das Management werden hohe
Anforderungen
gestellt. Mit der
Fachveranstaltung wurden Inhalte und
Zusammenhänge vorgestellt. Sie müssen
erkannt und angewandt werden. Ein Denken
in Systemen ist notwendig. Die gesamte
Partitur pflanzenbaulicher Kulturmaßnahmen
muss dafür genutzt werden.
Jeder Betrieb wird mit seinen Fähigkeiten auf
seinem
Standort
mit
seiner
Produktionsausrichtung eigene Erfahrungen
sammeln müssen. Weiter wird Geduld
gefordert sein, da alle Prozesse Zeit
benötigen und sich der Erfolg erst nach
einiger Zeit einstellen wird.
20. März 2015
Frank Mohr
GKB e.V. für den Arbeitskreis Saarland
Bei der Abwägung müssen Bewertungen zur
Ökologie immer Vorzug gegenüber denen
der Ökonomie gewährt werden. Der Aspekt
von Nachhaltigkeit wird erfüllt, welches für
die landwirtschaftliche Bewirtschaftung zu
geringeren Risiken, mehr Sicherheit und
langfristig zu wirtschaftlichen Erfolgen führen
wird.
John Maynard Keynes beschrieb es einst
treffend: «Die Schwierigkeit besteht nicht
darin neue Ideen anzunehmen, sondern den
Alten zu entkommen».