Wie wird Österreich familienfreundlicher?

5 euro april 2015
Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich
Wie wird Österreich
familienfreundlicher?
Foto Regina Hügli
Ideen für eine moderne und nachhaltige Familienpolitik
INTERVIEW:
Sophie Karmasin über Adoptionsverbot und Mehrkindbonus
von der wiege bis zum spaten: daten
Neuerungen bei Österreichs E-Goverment-Strategie
Der Multikulti-Hotspot
Wie der Integrationsfonds Migranten hilft, sozialen Anschluss zu finden
P. b. b., Zul.-Nr. 09Z038082M, Österr. Wirtschaftsverlag, Grünbergstr. 15, 1120 Wien, Retouren an PF 555, 1008 Wien, Postnummer 1
Lehrlingsausbildung 2015
raz!
in G
Erstmals
FACHTAGUNG
5. und 6. Mai 2015
ORT Steiermarkhof, Graz
PAUSCHALE ¤ 790,– (exkl. 20 % USt)
TERMIN
Jetzt Ticket sichern
und gleich anmelden!
Profitieren Sie von Praxisbeispielen und
wertvollen Tipps für Ihre Lehrlingsausbildung!
Themen-Schwerpunkte:
Früh
b
Meld ucherb
o
en S
ie sic nus!
7. 4.
h bis
an, S 2015
ie sp
€ 50 aren
,–
•
Lehrlings-Recruitingtrends 2015
•
Angeleitetes und selbstständiges Lernen am Arbeitsplatz
•
Zusammenarbeit zwischen den Generationen
•
Praxisaustausch in Round Tables
•
Innovationsworkshop – so findet man die besten Ideen für die Lehrlingsausbildung
Weitere Informationen und Anmeldung unter:
www.b2bevents.at oder [email protected]
Editorial
Jürg Christandl
1,1
Stefan Grampelhuber
Chefredakteur
Eine Reform und
ihr Image
Milliarden Euro müssen es sein. Ohne Verwaltungseinsparungen
in dieser Höhe ist die Steuerreform nicht umsetzbar. Andere Maßnahmen wie die Betrugsbekämpfung durch Schwarzarbeit werden
nämlich weniger rasch greifen, sondern etwas mehr Zeit in der Umsetzung benötigen. Deshalb sollen nun Bund, Länder und Gemeinden diese 1,1 Milliarden
einerseits über Kürzungen bei den Förderungen lukrieren, andererseits über
die viel gerühmte Verwaltungsreform.
Die Ergebnisse der derzeit noch tagenden Expertenkommission zur Deregulierungs- und Verwaltungsreform, in der hochrangige Beamte vertreten sind,
könnten damit tatsächlich aufgegriffen werden. Und nicht in der Schublade
verschwinden, so wie dies bei einigen Vorgängerprojekten der Fall war. Allerdings geht es dem Vernehmen nach dabei um eine Summe im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Fest steht: Große Sprünge wird man so nicht machen können.
Überhaupt bekommt – und das sollte auch einmal betont werden – die Verwaltungsreform zunehmend ein negatives Image. Grund: Sie wird immer nur
dann aus dem Hut gezaubert, wenn es um Kostensenkungen geht. Und daran
scheitert sie dann auch. Die Einsparungen stehen im Vordergrund. Nicht sinnvolle Strukturreformen, mit denen es nicht immer ganz so viel zu holen gibt.
Was auf jeden Fall nicht passieren sollte: Eine Verwaltungsreform sollte
nicht wie vor drei Jahren ablaufen. Im damaligen „Konsolidierungspaket 2012
bis 2016“ waren die Haupteinnahmequellen im Öffentlichen Dienst ein Aufnahmestopp im Bundesdienst und eine Null-Lohnrunde. Und keine Strukturreform. Ironie des Schicksals: Durch die „besoldungsrechtlichen Maßnahmen“,
wie es in den Unterlagen zum Konsolidierungspaket heute noch zu lesen ist,
sollte nach damaliger Vorstellung exakt der Betrag von 1,1 Milliarden lukriert
werden.
Gudrun Haigermoser
Sandra Dudek
Andrea Krieger
Gudrun Haigermoser gibt in der vorliegenden Schwerpunkt-Strecke einen
Überblick über Österreichs Aktivitäten in der Familienpolitik und hat außerdem
die zuständige Ministerin Sophie Karmasin gefragt, wie sie es schafft, Familie
und Beruf miteinander zu vereinbaren (ab Seite 10). Mit welchen Maßnahmen
die Alpenrepublik immer digitaler wird und außerdem ihren Sonderstatus als
Top-E-Government-Nation in Europa ausbauen will, hat Sandra Dudek herausgefunden (Seite 22). Und Andrea Krieger hat dem Integrationsfonds einen Besuch
abgestattet und Beraterin Bernadette Feiner gefragt, wie sie Betroffenen hilft, sozialen Anschluss und einen Job zu finden (Seite 28).
April 2015
3
I n h a lt
K ur z me l d u n g e n
IMPRESSUM
Medieninhaber, Verleger
Herausgeber, Redaktion
Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH
1120 Wien, Grünbergstraße 15/Stiege 1
T: (01) 546 64-0, F: (01) 546 64-711
www.wirtschaftsverlag.at
Beamtenpensionen I
Geschäftsführer
Thomas Zembacher
DVR-Nr.: 0368491
Objektleiter
Stefan Böck
T: (01) 546 64-380, E: [email protected]
Chef vom Dienst
Stephan Strzyzowski
T: (01) 546 64-381, E: [email protected]
WeiterE Autoren dieser Ausgabe
Sandra Dudek, Gudrun Haigermoser, Andrea Krieger, Daniel Mayr
BIG / Manfred Seidl
Chefredakteur
Stefan ­Grampelhuber
T: (01) 546 64-389, E: [email protected]
Ein Bericht des Rechnungshofs untersucht
die Praxis der Pensionierungen im Öffentlichen Dienst. Unter die Lupe genommen wurden das BMI, das BMASK und das BMJ. Nur
drei Prozent der Männer gingen 2011 in diesen Häusern mit 65 – also zum gesetzlichen
Pensionsalter – in den Ruhestand. Bei den
Frauen waren es sogar nur ein Prozent. Alle
anderen nahmen die Möglichkeit einer Frühpension in Anspruch, mehr als die Hälfte die
sogenannte Hacklerregelung. 2012 war das
durchschnittliche Pensionsantrittsalter im
BMASK 60 Jahre, im BMJ 59,2 und im BMI
58,3 (Exekutive) bzw. 58,4 Jahre (Verwaltung).
Anzeigenverkauf
Nina Grünauer
T: (01) 546 64-282, E: [email protected]
Anzeigenservice
Nina Hewson
T: (01)546 64-484, E: [email protected]
Beamtenpensionen II
Gr afisches Konzept
Dirk Merbach
Grafik Design
Simon Jappel
Aboservice
Aboservice Österr. Wirtschaftsverlag
1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 24
T: +43/1/361 70 70-570, F: +43/1/361 70 70-9570
E: [email protected]
Jahresbezugspreis: Inland 42 Euro, Ausland 67 Euro
Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf
­geschlechtsspezifische Ausformulierung
und den Verweis auf (nicht)akademische Titel.
Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter
www.wirtschaftsverlag.at/offenlegung ständig abrufbar.
thinkstockphotos.de
Hersteller
Friedrich VDV, Vereinigt Druckereien- und
Verlags-GmbH & CO KG, 4020 Linz
Zamenhoferstr. 43–45, www.friedrichvdv.com
Ein deutlich besseres Ergebnis hat der erste
„BeamtInnen-Pensionsmonitor“ – herausgegeben vom BKA – vorzuweisen, in dem alle
Bundesbeamte untersucht wurden. Die Anzahl der Neupensionierungen betrug im Vorjahr 1.889 und ist laut diesem Bericht um 53
Prozent gesunken. Das durchschnittliche
Pensionsantrittsalter hat sich gegenüber 2013
um zehn Wochen auf 60 Jahre und elf Monate
gesteigert. Es liegt damit 1,3 Jahre über jenem
der Privatwirtschaft. Die Pensionsantritte mit
Erreichen des Regelpensionsalters sind 2014
um 19 Prozent zurückgegangen. Das liege am
jetzt schwierigeren Zugang zur Hacklerpen­
sion, so das BKA.
thinkstockphotos.de
Agentur für Fahrgäste
4
April 2015
Die Aufgaben der Schienen Control werden ab 1. Mai 2015 ausgeweitet und danach
„Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte“
heißen. Sie kümmert sich dann nicht mehr
nur um Personen, die Bahn fahren, sondern
auch Passagiere von Bus, Schiff und Flugzeug
können sich dann an sie wenden. Pro Jahr
werden 3.000 Beschwerdefälle erwartet, die
von sechs Mitarbeitern bearbeitet werden sollen. Die jährlichen Gesamtkosten der Agentur
von 586.000 Euro teilen sich BMVIT (60 Prozent) und die vom Schlichtungsverfahren betroffenen Unternehmen (40 Prozent).
I n h a lt
pers ö n l i c h
6 Porträt des Monats: Andreas Thaller
8 Aufsteigerin des Monats: Judit Engel
9 Austria Abroad: Harald Posch
s c h w erpu n k t
06
Andreas Thaller ist BMBF-Generalsekretär.
F a m i l i e n p o l i t i k
10 Mutter, Vater, Kinder – oder?
Überblick: Österreichs Familienpolitik auf dem Prüfstand
16 „Von der Zuschauerbank aufs Spielfeld“
Sophie Karmasin über Kinderbetreuung und Adoptionsverbot
T h em a
20 Bio jetzt billiger
10
Wie sich die Familienpolitik im Lande
entwickelt.
Biosimilars und ihre Wirkung auf das Gesundheitssystem
22Von der Wiege bis zum Spaten: Daten
Welche Neuerungen in Sachen E-Government auf Österreich zukommen
26Alles öffentlich?
Wie das neue Gesetz zur Informationsfreiheit aussehen soll
serie
R e p o r t a g e
28 Der Multikulti-Hotspot
22
Von der Wiege bis zum Spaten: Daten.
Auf Besuch beim Österreichischen Integrationsfonds
ser v i c e & i n f o
30Terminkalender
k a rriere n
32 Wer macht was
pri v a t
26
Wie geht’s mit der Streichung des
­Amtsgeheimnisses voran?
34 Georg Rebernig:
„Joggen und Ö1-Sendungen hören“
April 2015
5
Persönlich
» Menschen, die selbst
nur ­Fragen, aber keine
­Antworten haben, sind im
Öffent­lichen Dienst weniger
gut aufgehoben.
Andreas Thaller, BMBF
I
Sektionschef Thaller hat ein besonderes Hobby: Er besitzt im Bezirk Bruck/
Mürzzuschlag ein Grundstück in der Größe von einem Hektar und ist am
Wochenende oft als Do-it-yourself-Mann aktiv.
6
April 2015
n meinem früheren Job hab ich gelernt,
rasch Entscheidungen zu treffen“, sagt Andreas Thaller. Der heutige Generalsekretär im Bundesministerium für Bildung und
Frauen (BMBF) verbrachte viele Jahre im Polizeidienst. Genauer gesagt von 1994 bis 2002 in Graz
und Leoben. Ein Polizist könne schließlich nicht
drei Tage lang überlegen, ob er eine verdächtige
Person laufen lassen kann oder aufgrund dringenden Tatverdachts festnehmen muss, so der
46-Jährige.
Gerade in der Bundesverwaltung erweist
sich diese Erfahrung von Vorteil: „Minister und
ihre Kabinette wollen Antworten auf ihre Fragen. Und das rasch. Menschen, die selbst nur Fragen, aber keine Antworten haben, sind deshalb
im Öffentlichen Dienst weniger gut aufgehoben“,
bringt es Thaller in seinem schnörkellosen Stil
auf den Punkt.
Als Präsidialchef im BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK) war der
gebürtige Steirer gemeinsam mit dem BKA-Verfassungsdienst maßgeblich daran beteiligt, im
Vorjahr eine Novelle des Sonderpensionsgesetzes auszuarbeiten. Dabei ging es um eine bis
zu 25-prozentige Senkungen von hohen Zusatzpensionen in vielen staatlichen und staatsnahen
Einrichtungen, u.a. in der Nationalbank. Thaller:
„Das Thema hat emotionale Reaktionen ausgelöst, da die Betroffenen einiges an Geld verlieren.“
Mit nicht immer einfachen Fragestellungen
wird Thaller auch in seinem neuen Job konfrontiert sein. Nach vier Jahren als BMASK-Präsidialchef folgte nun sein nächster Schritt auf der Karriereleiter: Nachdem Wolfgang Stelzmüller in
den Ruhestand wechselte, verpflichtete Gabriele
Heinisch-Hosek den gebürtigen Steirer im Februar für die BMBF-Sektion III (Personal- und Schul-
PERSönlIch
Burnout – oder delegieren
startete seine Karriere mit einer
Mechanikerlehre. Nach vier Jahren an der Spitze der BMASK-Präsidiale
wurde er nun zum Generalsekretär im Bildungs- und Frauenressort
ernannt.
Text Stefan Grampelhuber
p o r t r ät d e s M o n at s : a n d r e a s t h a l l e r
Foto Simon Jappel
management, Recht und Legistik). Kurz darauf
wurde er auch noch zum BMBF-Generalsekretär
ernannt. Schon Heinisch-Hoseks Vorgängerin
Claudia Schmied setzte mit Hanspeter Huber einen Generalsekretär ein. Vorteil: Dieser Posten ist
mit einer Weisungsbefugnis verbunden – natürlich nur nach Abstimmung mit der Ministerin.
Wichtig ist dem Sektionschef, der seinen
Führungsstil als „bestimmt und kooperativ“ bezeichnet, dass sein Team selbstständig arbeitet:
„Ab einer gewissen Größe einer Organisationseinheit hat man zwei Möglichkeiten als Führungsperson: Man macht alles selber und endet
in einem Burnout, oder man lernt zu delegieren.
Ich bevorzuge Zweites.“ Information sei für ihn
deshalb eine wichtige Sache: „Ich muss nicht bei
jedem Meeting dabei sein, aber ich möchte über
das Vorgehen in den Abteilungen immer gut informiert werden.“
Seine Karriere startete Thaller mit einer Lehre als Büromaschinenmechaniker und arbeitete bis 1994 in diesem Beruf. Während seiner anschließenden Tätigkeit als Polizist absolvierte
er ein Jusstudium und wechselte 2003 als juristischer Referent ins Bundeskanzleramt. Von
2007 bis 2010 war er in den Kabinetten von Doris Bures, Gabriele Heinisch-Hosek und Andreas
Schieder als Experte für den Öffentlichen Dienst
zuständig. 2011 übernahm er schließlich den
Chefsessel in der BMASK-Sektion I.
Thaller ist außerdem in einigen Gremien aktiv. Besonders hervorzuheben ist die Aufgabenreform- und Deregulierungskommission, die
seit Mitte 2014 Vorschläge ausarbeitet, mit denen Erleichterungen für Bürger und Unternehmen und damit eine Senkung der Verwaltungskosten erreicht werden sollen. Und wie gewinnt
er Abstand vom Arbeitsalltag? Thallers Antwort:
„Wenn ich am Freitagabend Richtung Steiermark
fahre, geht das meist sehr schnell. Unter dem
Semmering dürfte ein Magnetfeld existieren, das
Prioritäten neu ordnet.“
bildung &
soziales
gesundheit &
naturwissenschaften
internationales &
wirtschaft
koMMunikation &
Medien
recht
Wer aufhört, besser
werden zu wollen,
hört auf, gut zu sein.
1
t
15/
Jetz üre 20
s ch n
tbro forder
m
a
n
s
a
Ge
6
Marie von ebner-eschenbach
WEITERBILDEN AN DER UNIVERSITÄT WIEN
Masterprogramme, Universitätslehrgänge und Zertifikatskurse
in den Bereichen:
• Bildung & Soziales
• Gesundheit & Naturwissenschaften
• Internationales & Wirtschaft
• Kommunikation & Medien
• Recht
www.postgraduatecenter.at
APRIL 2015
7
PERSönlIch
Die Eisenbahn im Blut
ist das Mastermind
hinter dem Bau des neuen Hauptbahnhofs. Projektmanagement
kann kaum umfangreicher sein.
Text Andrea Krieger
a u f s t e i g e r i n d e s M o n at s : j u d i t e n g e l
Judit Engel©ÖBB
A
Judit Engel, ÖBB
ls am 10. Oktober 2014 um 10 Uhr der
Hauptbahnhof eröffnet wurde, hatte eine
Person ganz besondere Glücksgefühle:
Judit Engel, die ÖBB-Projektleiterin dieses Mammutvorhabens. Fast zehn Jahren hatte Engel und
ihr 30-köpfiges Team dieses Ziel vor Augen. Die
Wochen und Monate vor der Eröffnung seien besonders fordernd gewesen. „Aufgrund des großen öffentlichen Interesses wollten wir selbst den
kleinsten Fehler vermeiden“, so Engel. Wenn Ende 2015 auch die letzte Bautätigkeit auf dem 106
Hektar großen Areal abgeschlossen ist, werden
hier täglich stolze 1.100 Züge verkehren. Das rund
eine Milliarde Euro teure Projekt habe sie sehr
verändert, sagt Engel. „Ich habe viel Erfahrung
im Umgang mit Menschen und ihren Problemen
gesammelt, kann heute leichter tragfähige Kompromisse herbeiführen“, sagt Engel. Wie sie das
zur person
Judit Engel, 37
1995–2000
Studium Bauingenieurswesen an der tU Wien
1995–2002
mitarbeiterin eines Büros für Ziviltechnik,
projektleiterin in einem Zivilingenieursbüro
Jänner–Oktober 2003
projektleiterin ÖBB-infrastruktur
2003–2005
erstellung von ausschreibungen bei der
ÖBB infrastruktur ag
seit April 2005
projektleiterin planung und Bau der
Hauptbahnhof Wieninfrastruktur ag
Testen Sie republik
ein Jahr für 20,–!
Das unabhängige Magazin
für Führungskräfte
im öffentlichen Bereich
8
APRIL 2015
So einfach geht’s:
Senden Sie eine e-mail mit ihrer postadresse an
[email protected]
» Aufgrund des großen
öffentlichen Interesses
wollten wir selbst den
kleinsten Fehler vermeiden.
Arbeiten als Frau in ein Männerdomäne findet?
Als Absolventin des Bauingenieurstudiums an
Technischen Universität Wien und ausgebildete
Sprengmeisterin ist das für Engel schlicht etwas
„ganz Normales“.
Neben der Arbeit engagiert sich die 37-Jährige als Betriebsrätin, erwarb einen Master of
Science und einen MBA und schloss eine Ausbildung zur Akademischen Finanzmanagerin ab.
Damit nicht genug, unterrichtet sie Eisenbahninfrastrukturtechnik an der FH St. Pölten. Klingt
nach Tausendsassa. Man fragt sich, wie die zweifache Mutter das alles schafft? Strukturiertes Arbeiten gibt Engel als eine ihrer maßgeblichen Eigenschaften an – neben Konsequenz und einem
langen Atem.
Das Interesse für Züge wurde ihr als Tochter eines ehemaligen Universitätsprofessors für
Eisenbahnwesen wohl in die Wiege gelegt. Da ist
es eigentlich nur logisch, dass die Hietzingerin
nach einigen Jahren Mitarbeit im elterlichen Ziviltechnikbetrieb und als Projektleiterin eines Zivilingenieursbüros 2003 bei den ÖBB anheuerte.
Zunächst allerdings im Bereich Postbusse. Neun
Monate später wechselte sie in die ÖBB-Infrastruktur AG und war für die Ausschreibung und
Abwicklung EU-weiter Vergabeverfahren verantwortlich. Ab 2005 ging es schließlich darum, den
Hauptbahnhof aus dem Boden zu stampfen.
Persönlich
Die Käsekrainer und der Weltraum
schupft als Österreichs
höchster Orbit-Manager derzeit den Ratsvorsitz der
Europäischen Weltraumorganisation.
Text Andrea Krieger
F
ür ein Chefzimmer hat Harald Poschs Büro
bescheidene Ausmaße. „In einer Raumkapsel ist es viel enger“, sagt der Leiter der Agentur für Luft- und Raumfahrt in der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und lacht. Außerdem
hat er derzeit einen weiteren Arbeitsraum im Paris. Denn Posch ist bis 2016 Ratsvorsitzender der
Europäischen Weltraumorganisa­
tion ESA. „Der
ESA-Rat ist mit dem Aufsichtsrat zu vergleichen.
Er entscheidet über Strategien, Programme und
Budgets.“ Demnächst bereitet der 59-Jährige die
Wahl eines neuen Generaldirektors vor.
Das Andocken der Raumsonde Rosetta am
Kometen „Tschuri“ hat er an vorderster Front
miterlebt – im ESA-Kontrollzentrum. „Wir sind
einander um den Hals gefallen und haben uns
gefreut wie kleine Kinder“, sagt Posch in Erinnerung an das „wichtigste Event nach der Mondlandung“. Noch nie ist ein von Menschen gebautes
Objekt auf einem Kometen gelandet.
Stolze 500 Millionen Euro lässt sich Österreich die ESA-Mitgliedschaft kosten. Der Forschungszweig hat in Österreich einen soliden
Kern, und Vernetzung ist wichtig. „Überall steckt
heute Weltraumforschung drin: in der Telekommunikation, der Navigation, der ­Meteorologie und
bei Satellitenübertragungen im TV“, sagt Posch.
So weit zu kommen hätte sich der HTL-Absolvent nie träumen lassen. Nach ein paar Seme-
stern Uni heuerte Posch ab 1984 bei Weltraumtechnikfirmen und einem Anbieter von Rundfunkinfrastruktur an. Später arbeitete er als Manager bei diversen Technologiefirmen. Danach
wurde er mit der Leitung des Raumfahrtbereichs
bei der österreichischen Gesellschaft für Weltraumfragen betraut. Wie erholt er sich vom anstrengenden Hin-und Herjetten? „Da bin ich einfach gestrickt“, sagt der Vater eines erwachsenen
Sohnes. Gerne darf es ein Thermen-Wochenende
mit seiner Frau sein. Zwischendurch belohnt er
sich mit der einer oder anderen Käsekrainer. Vielleicht auch mit beiden. „Ich trage jedenfalls maßgeblich zum Erhalt des Würstelstandes am Westbahnhof bei“, so Zugfahrer Posch.
z u r p e r s o n Harald Posch © Petra Spiola
Austria Abroad: Harald Posch
Harald Posch, FFG
Striving for a top career?
Join the MBA programs of Europe’s largest business university:
students from over 30 nations & internationally renowned faculty.
Global Executive MBA
2 degrees. FT ranked. 3 international residencies (Asia, CEE, USA).
Jointly offered with the University of Minnesota, USA.
Professional MBA
International residency (USA). Specialization e.g. in Finance,
Marketing & Sales, Energy Management, Project Management,
Performance Management, Public Auditing.
WU Executive Academy
[email protected]
+43-1-313 36-4816
executiveacademy.at/mba
h ips
Schola rs le
avai la b
Harald Posch, 59
1984–1998
Mitarbeit bei Weltraumtechnikfirmen und in der Rundfunkinfrastruktur
1998–2002
Management auf Zeit in verschiedenen
­Technologiebereichen
2002–2005
Leitung des Raumfahrtbereichs bei der ­Österreichischen
Gesellschaft für Weltraumfragen
seit 2005
Leitung des Bereichs Raumfahrt in der FFG
seit 2014
Vorsitzender des Rats der Europäischen ­Weltraumbehörde
15-003_MBA_gesamt_90x127_KW13.indd 1
April 2015
9
23.03.15 10:14
SchwERPUnKt
Vater, Mutter, Kind – oder?
Der Begriff Familie umfasst nicht mehr nur
die traditionelle Vater-Mutter-Kind-Konstellation. Aus dem
Grund diskutiert REPUBLIK mit Experten über „neue“ Formen
von Familie, über die Vorreiterrolle der Öffentlichen Hand in
Sachen Familienförderung und darüber, wie finanzielle und
sachliche Zuwendungen am wirksamsten zu organisieren sind.
fa M i l i e n p o l i t i k
Text Gudrun Haigermoser
10
APRIL 2015
SchwERPUnKt
D
ie klassische Vater-Mutter-Kind-Beziehung ist noch oft als Idealvorstellung in vielen Köpfen verankert.
Aber: „Diese Familien werden generell etwas weniger“, sagt die Leiterin der Sektion Familie und Jugend im BMFJ, Ingrid Nemec.
So ging laut Bericht „Familie in Zahlen 2014“ die
Anzahl der klassischen Familien mit Kindern unter 15 Jahren von 2002 bis 2013 um rund neun
Prozent zurück. Wobei sich der Rückgang etwa
gleichmäßig auf Paar- und Alleinerzieherfamilien verteilt.
Mehr Vielfalt
Die Vielfalt nimmt hingegen zu: Unverheiratete Paare, Alleinerzieher, Patchworkfamilien
und gleichgeschlechtliche Partnerschaften prägen ein buntes Familienbild. Und sie werden zunehmend zur gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit. „Die Statistik zeigt die starke Veränderung von Familiengebilden im Laufe der Jahrzehnte“, sagt Rudolf Richter vom Institut für
Soziologie an der Universität Wien. Die in den
Siebzigern noch verpönte „wilde Ehe“ ist zu einer
gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit geworden, die Anzahl der Lebensgemeinschaften mit
Kindern stieg um fünfzig Prozent (2003 bis 2013).
Mehr als vierzig Prozent der Erstgeborenen kommen mittlerweile außerehelich zur Welt.
Eine bessere Anerkennung homosexueller
Paare als Eltern versucht man in der Stadt Wien
durch die Ausdehnung der Pflegekindschaft zu
forcieren. Schon vor geraumer Zeit im Jahr 2007
gab es eine entsprechende Pflegeeltern-Kampagne, die speziell gleichgeschlechtliche Paare (und
Alleinerzieher) ansprechen sollte. „Nach unserer
Initiative war und ist das Interesse groß, wir machen gute Erfahrungen“, sagt die leitende Sozialarbeiterin des Referats für Adoptiv- und Pflegekinder der Stadt Wien, Martina Reichl-Roßbacher. Die Zahl der Pflegeeltern stieg im Jahr danach gleich von 33 auf 71 an.
Entwicklungen wie diese bestätigen die steigende Akzeptanz gegenüber neuen Familienformen. „Viele Entscheidungen der jüngsten Zeit
sind Zeichen für eine sich ändernde Situation“,
sagt Politikwissenschaftlerin Sonja Blum vom Institut für Familienforschung (ÖIF). Mit neuen Gesetzen – zum Teil durch Urteile des Verfassungsgerichtshofs ausgelöst – ist Österreich langsam
auf dem Weg zur legistischen Gleichstellung. Dazu gehören zum Beispiel die Aufhebung des Adoptionsverbots für homosexuelle Paare, die Entscheidung pro Kindergeldsplitting für gleichgeschlechtliche Paare und der Beschluss des liberalen Fortpflanzungsmedizingesetzes. Dadurch
Stefan Caspari
Wie Familie begann: „Die Erschaffung Adams“
von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle.
» Chancengleichheit
ist eine wesentliche
Aufgabe der frühkind­
lichen Bildung.
Ingrid nemec, BMFJ
APRIL 2015
11
Universität Wien
Schwerpunkt
» Die Auffassung
von Familie hat
sich im Laufe der
Jahrzehnte stark
verändert.
Rudolf Richter,
Universität Wien
werden unter anderem Samenspenden für lesbische Paare möglich. Auch für Unverheiratete
mit Nachwuchs hat sich vieles verbessert: Eheliche und uneheliche Kinder haben mittlerweile
die gleichen Erbrechte, es gibt die gemeinsame
Obsorge, beiden Partnern steht Pflegeurlaub zu.
Viele Neuerungen stehen an
Mit der Gründung eines eigenen Familienund Jugendressorts im Jahr 2013 gab die Regierung dem Thema einen besonderen Stellenwert.
Das kleinstrukturierte Ressort, bestehend aus
dem Kabinett der Ministerin, einem Präsidialbereich und einer Sektion mit neun Abteilungen,
verfügte 2014 über ein Budget von 6,8 Milliarden,
für 2015 sind 7,023 Milliarden veranschlagt. Im
Vergleich zu anderen Ressorts (Gesundheit mit
953 bzw. 957 Millionen oder Äußeres mit 418 bzw.
409 Millionen Euro) ein relativ hohes Budget ohne Sparvorgaben. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass ein Großteil des Budgets
zweckgebunden ist und vor allem in Transferleistungen wie Familien- und Kinderbeihilfe fließt.
Für eigene Projekte bleibt wenig übrig.
Die Anhebung der Familienbeihilfe und deren monatliche Auszahlung wurden bereits 2014
erreicht. Ab Mai 2015 ist die Umsetzung der antragslosen Familienbeihilfe mit einer automatischen Auszahlung ab der Geburt geplant, zudem
wurde und ein Schwerpunkt in Sachen Elternbildung angekündigt. Hier hat etwa Oberösterreich schon seit 2007 eine europaweite Vorreiterrolle inne. Dafür wurde das Land mit dem europäischen Verwaltungspreis „European Public Sector
Award“ ausgezeichnet. Mit einem Jahresbudget von 250.000 Euro werden Gutscheine für Bildungsangebote zur Steigerung der Erziehungskompetenz finanziert. Im Durchschnitt wird die
Hälfte der Bons eingelöst. Zu den mehr als 2.000
Angeboten in hundert Einrichtungen gehören
auch Spielgruppen, geleitet von ausgebildeten
Spezialistinnen. „Um mehr ethnische Minderheiten für die Eltern-Kind-Zentren zu interessieren, werden soeben Migrantinnen zu Spielgruppenleiterinnen ausgebildet“, erklärt Franz Schützeneder, Familienreferent des Landes.
Gratisjahr verlängern?
Zudem steht eine Verlängerung der mit Ende
August 2015 auslaufenden 15a-Vereinbarung in
Sachen verpflichtendes Gratiskindergartenjahr
an. Der halbtägige Kindergartenbesuch ist für
Fünfjährige seit 2009 gratis und seit 2010 Pflicht.
Die Kostenbeteiligung des Bundes beträgt 70 Millionen Euro pro Jahr. Die Besuchsquote der Fünf-
12
April 2015
jährigen liegt österreichweit bei 97,2 Prozent. Neben der finanziellen Entlastung hat die Maßnahme trotz der vorher schon hohen Betreuungsquote für die frühkindliche Bildung und in Sachen
Integration einiges gebracht. So stieg der Anteil
der Fünfjährigen mit nichtdeutscher Muttersprache in den Kindergärten um fünf Prozent. Obwohl das Familienressort klar dafür ist, ist eine
Verlängerung aus budgetären Gründen noch keine fixe Sache. Die Verhandlungen mit den hauptfinanzierenden Ländern starten in Kürze. Dabei soll auch die Möglichkeit eines zweiten verpflichtenden Gratiskindergartenjahres zur Sprache kommen.
Alles auf einem Konto
Ein wahrlich „großer Brocken“ ist die für
2016 geplante Einführung des Kinderbetreuungsgeld-(KBG-)Kontos. Für eine flexiblere Abwicklung sollen vier Pauschalvarianten umgestellt werden, das einkommensabhängige Modell ist von der Reform nicht betroffen. Die Bezieher sollen dann am Anfang einen individuellen
Zeitrahmen festlegen, können sich aber während
der Laufzeit für einen anderen Bezugszeitraum
entscheiden. Die Zuverdienstgrenze bleibt, auch
wird es eine Mindestbezugsdauer geben. Derzeit
werden die Ergebnisse der Facharbeitskreise im
BMFJ legistisch ausgewertet, die Begutachtung
soll noch vor dem Sommer starten.
Sonja Blum vom ÖIF hält sowohl die Flexibilisierung als auch den geplanten Partnerschaftsbonus für richtige Ansätze. Ob der Bonus wie gewünscht wirkt, komme allerdings „sehr auf die
Ausgestaltung an“. Gut für eine Bewusstseinsänderung sei eine offene Formulierung, wie das in
den skandinavischen Ländern schon lange üblich und mittlerweile auch beim österreichischen
Kinderbetreuungsgeld verwirklicht sei, so Blum.
Unwillige Väter?
Eine höhere Väterbeteiligung war schon bei
der Reform des KBG 2010 ein Eckpfeiler. Laut
BMFJ beträgt der aktuelle Männeranteil am Kinderbetreuungsgeldbezug durchschnittlich 17, bei
der einkommensabhängigen Variante rund 26
Prozent. Das Ziel bei Einführung des Modells lag
bei zwanzig Prozent. „Damit wurden die in die
Reform gesetzten Erwartungen innerhalb kurzer
Zeit übertroffen“, erklärt Sektionschefin Nemec.
Da aber ein Arbeitsverhältnis neben dem Bezug möglich ist, sind die Zahlen kein eindeutiger
Indikator für die gerechte Aufteilung der Obsorge
zwischen Mann und Frau. Und obwohl es keine
rechtliche Festlegung gibt, wer kürzer oder länger
Schwerpunkt
um die Kinder zu kümmern ist für Männer und
Frauen aller Hierarchieebenen ein akzeptierter
Grund, seine Arbeit früher zu beenden.
Papamonat für alle?
Der Papamonat, den es seit 2011 für öffentlich Bedienstete gibt, zielt ebenfalls auf mehr Väterbeteiligung ab. Bis Ende 2014 haben rund tausend Beamte das Angebot einer unbezahlten Freistellung von bis zu vier Wochen während des
Mutterschutzes genützt. Besonders beliebt ist das
Modell laut Beamtenstaatssekretariat im Exekutivdienst, beim Militär, bei den Lehrern und der
Richterschaft. Im Regierungsprogramm wurde
vereinbart, die Maßnahme auch für die Privatwirtschaft zu prüfen. Laut Sozialministerium ist
ein Inkrafttreten für 2016 geplant, vonseiten der
Wirtschaftsvertreter sind die Zeichen allerdings
noch verhalten.
Wie auch immer die Ausweitung vorangehen wird, die Initiative kommt gut an. „Der Trend
geht zur Förderung der Gleichzeitigkeit“, bestätigt Rudolf Richter. Teilzeitarbeit ist eine der
Christine Geserick
Kinderbetreuungsgeld bezieht, ist „eine indirekte
Vorgabe durch die Bezeichnung der Modelle wie
zwölf plus zwei Monate da“, kritisiert Soziologe
Rudolf Richter. Ist Chancengleichheit gewünscht,
müsse diese von der Politik in den Strukturen verankert werden. Der Experte plädiert für eine Förderung der Wirtschaftsbetriebe. Dass Väter sich
immer noch so wenig in die Kinderbetreuung
einbringen, „liegt nicht an deren Willen, sondern
ist vor allem ein Akzeptanzproblem im Umfeld“.
Eine weitere Schwierigkeit ist für Richter der hohe Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern in der Privatwirtschaft. „Dieser Gender Pay
Gap bewirkt, dass eher die Männer im Beruf und
die Frauen bei den Kindern bleiben.“
Auch die gesellschaftliche Grundstimmung
ist entscheidend, wie Familien in einem Land zurechtkommen. „Vor allem in der privaten Arbeitswelt besteht in Österreich noch Verbesserungsbedarf“, sagt Sonja Blum und nennt das Vorbild
Dänemark, wo Familienfreundlichkeit im Alltag
wirklich gelebt wird. Dort werden nach 17 Uhr
keine wichtigen Meetings mehr angesetzt. Sich
» In den skandina­
vischen Ländern wird
Familienfreundlichkeit
ganz selbstverständ­
lich gelebt.
Sonja Blum, ÖIF
H i n t e rg r u n d We are family
Christian Schön und sein
Partner wurden 2007 durch
die Wiener Werbekampagne
auf die Möglichkeit der Pflegeelternschaft für homosexuelle Paare aufmerksam. Da
eine gemeinsame Adoption
damals noch nicht erlaubt
war, entschieden sie sich für
die Pflegeelternschaft mit
Christian Schön
gemeinsamer Obsorge. Während der vorgeschriebenen
einjährigen Grundausbildung spielten die Pflegeväter
viele Themen durch. „Diese Vorbereitung war wichtig.
Dadurch wurde uns u. a. bewusst, dass die leiblichen
Eltern für die Kinder immer eine Ressource bleiben“,
erzählt Schön. Beide Mädchen kamen mit 1,5 Jahren
in ihre neue Familie, sie sind heute vier und acht Jahre
alt. Die Väter (beide 37) – Christian Schön ist bei der
Stadt Wien im Bereich Controlling tätig, sein Partner
Gerald Fiala-Schön ist Lehrer – teilen sich die Familienarbeit gleichberechtigt. In Sachen Akzeptanz hatten die
beiden Männer weder im Job noch im Kindergarten, in
der Schule oder im privaten Umfeld Schwierigkeiten.
„Die Gesellschaft ist viel toleranter geworden. Unsere
anfänglichen Ängste haben sich schnell zerstreut.“
Benefizmatinee
zum Muttertag
Sonntag, 10. Mai 2015, 11:00 – 12:30 Uhr
NEIN ZU KRANK UND ARM
Mit Robert Meyer, Solisten der Volksoper und
den Stargästen Kurt Rydl und Neil Shicoff.
Mit Ihrem Kartenkauf unterstützen Sie hilfsbedürftige
Menschen in Not und den Verein NEIN ZU KRANK UND ARM.
Information: 01/514 44 -3670
Karten: 01/513 1 513
[email protected]
www.volksoper.at
April 2015
13
Stadt Wien
Schwerpunkt
» Wir suchen
gute Familien für
die Kinder und
nicht die
­passenden Kinder
für Familien.
Martina Reichl-Roßbacher,
Referat für Adoptiv- und
Pflegekinder, Stadt Wien
Strategien, um die Zeit, in der man sich gemeinsam um die Kinder kümmern kann, so lang wie
möglich hinauszuzögern. Obwohl die Experten
die Chancen positiv bewerten, sehen sie auch die
Kehrseite der Medaille. Sonja Blum: „Es fehlt vor
allem das Wissen über die Nachteile in Sachen
Karriere, Alterssicherung und Verdienst.“ Die Familienforscherin fordert daher mehr Aufklärung
und neue Anreize für eine vollzeitnahe Teilzeit
von 30 bis 35 Stunden. Denn speziell in Öster­
reich ist Teilzeitarbeit noch immer ein sehr weibliches Phänomen (s. Grafik).
Barcelona ist das Ziel
Laut einer aktuellen ÖIF-Studie über Familienförderung wünschen sich rund 62 Prozent
der Befragten bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten und bestätigen damit die aktuelle Schwerpunktsetzung. Für Sektionschefin Ingrid Nemec
geht es beim Ausbau nicht nur um eine Verbesserung der Vereinbarkeit: „Ein wesentliches Ziel
der frühkindlichen Bildung ist die Erhöhung der
Chancengleichheit.“ Daher ist die Erreichung des
Barcelona-Ziels von einer 33-prozentigen Betreuungsquote für unter dreijährige Kinder erklärter
Mittelpunkt der Anstrengungen.
IN FO Ein Fonds für die Familien
Der vom Bund gespeiste Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) ist das zentrale Geldleistungsinstrument der österreichischen Familienförderung. Die Gesamtausgaben
2013 betrugen 6,6 Milliarden Euro (davon 3,2 für die Familienbeihilfe, 1,1 Mrd. für das
Kinderbetreuungsgeld). Weiters werden aus dem Fonds u. a. Freifahrten, Schulbücher
und Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen bezahlt. Seit der Einrichtung 1968 haben sich
die Gesamtausgaben nominell mehr als verzwölffacht. Real – unter Einbeziehung der
allgemeinen Teuerung – haben sie sich etwa verdreifacht.
Quelle: BMFJ
Ginge es nach dem Europäischen Rat, der
diese Ziele 2002 in Barcelona formulierte, hätte
Österreich schon 2010 so weit sein sollen. Dort
ist die Alpenrepublik – trotz einer großen Aufholjagd – mit einer aktuellen Quote von 23 aber
heute noch nicht angekommen. Daher schießt
der Bund von 2014 bis 2017 im Rahmen einer neuen 15a-Vereinbarung 305 Millionen Euro zu. Damit sollte – bei einer Kofinanzierung von knapp
135 Millionen durch Länder und Gemeinden – die
Vorgabe bis 2017 erreicht sein. Weitere Ziele sind
14
April 2015
unter anderen die Ausweitung der Öffnungszeiten und die Senkung des Betreuungsschlüssels. Die EU stellt sich hier ein Verhältnis von eins
zu vier bei unter Dreijährigen vor. In Vorarlberg
ist man dort schon angekommen, in Wien kommt
derzeit noch ein Betreuer auf sieben Kleinkinder.
Keine neuen Steuern für Familien
Für all die geplanten Neuerungen spielt auch
die aktuelle Steuerreform eine nicht unwesentliche Rolle. Einhundert der 500 Millionen Euro
schweren Tarifreform kommen ab 2016 den Familien zugute, hier wird der Kinderfreibetrag von
220 auf 400 Euro aufgestockt. Darüber hinaus
wurde z. B. die Zuverdienstgrenze beim Alleinverdiener- bzw. Alleinerzieherabsetzbetrag von
4.400 auf 6.000 Euro erhöht.
Neben steuerlichen Rahmenbedingungen
wirkt vor allem ein ausgeglichenes Fördersystem. „Institutionelle Strukturen – sprich Kinderbetreuungsplätze – bringen neben Geldleistungen am ehesten die gewünschten Effekte
für eine bessere Vereinbarkeit für alle“, erklärt
Rudolf Richter. Dass hierzulande im internationalen Vergleich lange ein starker Überhang
bei den Geldleistungen aufschien, lag zu einem
großen Teil an der Art der Erhebung. So berücksichtigte die OECD lange nur die Geldleistungen
des Bundes, aber nicht die Sachleistungen der
Länder. Einen anderen Grund erklärt Ingrid Nemec: „Wir zahlen bis zum 24. Lebensjahr Familienbeihilfe aus. In Frankreich ist schon mit 18
Jahren Schluss.“ Die Gesamtsumme ist dadurch
erheblich höher.
Bei Kindern bis zum Schuleintritt ist das Verhältnis von Sach- und Geldleistungen bereits ausgeglichen. Aus dem Budget des FLAF stehen jährlich rund 1,79 Mio. Euro für sie zur Verfügung.
Die Sachleistungen der Länder machen 1,85 Milliarden Euro aus. „In der Zeit, in der Kinder die
Betreuung wirklich brauchen, liegt das Verhältnis
also schon fast bei eins zu eins“, so die Sektionschefin. Verbesserungsbedarf ortet sie allerdings
noch bei der Nachmittagsbetreuung für Kleinund Schulkinder.
Im Zusammenhang mit der Anhebung der
Betreuungsqualität steht auch die Ausbildungsreform für Kindergartenpädagogen. Eine komplette Akademisierung wird so schnell nicht
kommen, „jedoch ein vertieftes Angebot für bestimmte Bereiche wie Leitung, Sprach- und Bewegungsförderung“, so Nemec.
Werbung
KWF 2015: „Leere Taschen, volle Kassen –
modern und ästhetisch investieren und finanzieren“
Die Initiatoren des Kommunalwirtschaftsforum 2015, Deloitte Österreich, Porr Bau GmbH, Raiffeisen-Leasing,
Siemens AG Österreich und VASKO+PARTNER, freuen sich über das große Teilnehmerinteresse. Das KWF fand
vom 16. und 17. März 2015 im Wiener Rathaus statt, mehr als 200 Entscheidungsträger aus Gemeinden und
Städten kamen, um zu diskutieren, sich zu informieren und zu netzwerken.
Kommunalwirtschaftsforum 2015 im Wiener Rathaus. Bild rechts: Mag. Alexander Schmidecker (Geschäftsführung / CEO / Raiffeisen-Leasing GmbH), Dr. Alexander Hohendanner
(Partner / Financial Advisory Services / Deloitte Österreich), Ing. Josef Stadlinger (Head of Building Technologies / Europe Zone East / Siemens AG Österreich), Ing. Mag. Arnold Vielgut
(Partner / Projektentwicklung / Vasko + Partner Der Generalkonsulent / Ziviltechniker für Bauwesen und Verfahrenstechnik GesmbH), Ing. Josef Pein (Geschäftsführung / Porr Bau GmbH).
Mehr als 200 Teilnehmer kamen zum Kommunalwirtschaftsforum 2015 ins Wiener Rathaus.
Die Initiatoren des KWF, Deloitte Österreich,
Porr Bau GmbH, Raiffeisen-Leasing, Siemens
AG Österreich und VASKO+PARTNER, wählten
ein offensichtlich spannendes Thema, das kleine Gemeinden wie auch große Städte berührte.
Die Teilnehmer, Bürgermeister, Amtsleiter wie
auch Entscheidungsträger aus Kommunen, kamen aus allen Bundesländern und zeigten sich
über die Referentenauswahl wie auch die konstruktiven Gespräche und Diskussionen in den
Workshops begeistert. „Das starke Interesse der
Kommunen bestätigt uns den Wissensbedarf
über zukünftige Lösungen und neue Perspektiven. Beeindruckend waren vor allem unsere Keynote-Speaker wie z. B. Konrad Paul Liessmann
mit seiner unkonventionellen und zynischen,
klugen Art, mit der er in seinem Festvortrag
wertvolle Gedankenanstöße hinsichtlich Finanzierungen und Kommunen lieferte. Einerseits
ganz Philosoph, anderseits unterhaltsam, ein
perfekter Auftakt für das KWF“, so Edgar Hauer,
Sprecher des KWF. Das Kommunalwirtschaftsforum (KWF) bietet Raum für innovative Ideen,
www.kommunalwirtschaftsforum.at
gewagte, interdisziplinäre Ansätze, zeigt Best- der „Software“ und nicht „Aufbau der Hardware“.
Practice-Beispiele auf und ermöglicht mutige „Die Gemeinden sind als sozialer Kitt unserer
Gesellschaft für den hohen Lebensstandard in
Schritte für eine starke Zukunft.
Österreich verantwortlich. Um diesen Standard zu
erhalten, gibt es viel Potenzial. Etwa mit der Hilfe
Nachhaltig managen
Mit großem Interesse wurden die Ausführungen von neuen, effizienten und gesamtwirtschaftlich
von Franz Fischler am zweiten Tag des KWF ver- sinnvollen Kooperationsmodellen in Schulen,
folgt, der eine Vielzahl an spannenden Ideen für Krankenhäusern und Kindergärten. All das erforein nachhaltiges Management lieferte. Für Auf- dert einen Impulsgeber, der Kommunen untersehen sorgte der Auftritt von Gerald Hörhan, der stützt und trotz beschränkter Mittel das Optimum
mit seinen provokanten Thesen und Aussagen für für den Wirtschaftsstandort Österreich herauseine lebhafte Diskussion sorgte. Hörhan ist davon holt. Um in Österreich weiterhin wirtschaftlich erüberzeugt, dass die ganze Kraft eines Landes in folgreich zu sein, benötigen wir Public Leader, die
den Gemeinden liegt – dennoch ist die Mittel- mit einem Kompass durch Schlüsselaufgaben wie
strategisches Finanzmanagement, Entwicklung
schicht zurzeit der größte Verlierer.
Die Gemeinden sind in Summe die größten öffent- von Betriebsgebieten, Sanierung von Haushalten
lichen Investoren Österreichs. Ein Fazit des KWF: und klassische ergebnisorientierte FührungsMit Investitionsentscheidungen allein ist es nicht arbeit navigieren“, sind die Initiatoren des KWF
getan. Investitionen müssen nachhaltig gemanagt überzeugt.
werden, d. h. es müssen zum Beispiel Folgekos- „Das KWF hat sich als die Plattform für Entscheiten berücksichtigt werden (Stichwort „Life-Cycle- dungsträger der öffentlichen Hand und Vertreter
Analyse“). Vor allem das Instrument einer mittel- der Wirtschaft etabliert. Wir werden die Anregunfristigen Finanzplanung kann Planungssicherheit gen und einzelne Diskussionsergebnisse als Aufschaffen. Schließlich sollte sich die Gemeinde auf trag für das KWF 2016 mitnehmen“, erklärt Edgar
ihre Kernkompetenzen konzentrieren: Bedienung Hauer.
Schwerpunkt
„Familie ist dort, wo sich Menschen zuhause fühlen und wo ein
Zusammenschluss von Liebe, Vertrauen und Verantwortung getragen
wird“, beschreibt Sophie Karmasin ihr Bild von Familie. Eine offene
Sichtweise, die dennoch ihre Grenzen hat: Die Institution Ehe bleibt
für die Familienministerin heterosexuellen Paaren vorbehalten.
„Von der Zuschauerbank
aufs Spielfeld“
Fa m i l i e n p o l i t i k Seit einem Jahr hat Österreich ein eigenes Familienund Jugendressort. REPUBLIK befragte Ministerin Sophie Karmasin über
ihre Definition von Familie, Wege zu mehr Betreuungsgerechtigkeit und
die notwendige Vorbildwirkung in Sachen Vereinbarkeit. Interview Gudrun Haigermoser
Fotos Regina Hügli
» Wir brauchen
viel mehr
an positiver
Stimmung und
gesellschaft­
lichem Wandel
gegenüber
Familien.
16
werden. Mit welchem Ziel? Generiert ein solcher Anreiz nicht neue Ungerechtigkeiten,
etwa gegenüber Alleinerziehern?
Der Bonus kann nichts erzwingen, soll aber
ein Umdenken vorantreiben. Mit der Väterbeteiligung direkt nach der Geburt ist es nämlich
nicht getan. Ziel ist ein Wandel hin zu einem
partnerschaftlichen Kümmern um Kinder. Daher sollen – wenn beide Elternteile die Bezugsdauer des Kinderbetreuungsgeldes splitten –
auch beide belohnt werden. Für Alleinerzieherinnen einen Partnerbonus zu gewähren wird
schwierig. Aber wir werden eine Lösung finden,
Für die Vereinfachung der Familienförde- ebenso wie für homosexuelle Paare.
rung planen Sie ab 2016 ein flexibles Kinderbetreuungsgeldkonto. Mit welcher Zielset- Ist es für Beamte in Österreich einfacher, Familie und Beruf zu koordinieren, als für Perzung?
Grundsätzlich wird es dieses System ein- sonen, die in der Privatwirtschaft tätig sind?
facher machen, die passende Variante zu wählen Wie weit ist das System im Öffentlichen
und sich etwa für eine frühere Rückkehr ins Ar- Dienst fortgeschritten?
Die Arbeitsplatzsicherheit ist für Beamte
beitsleben zu entscheiden. Eine Ausschüttung
des Gesamtbetrages wird durch eine Mindest- ein Vorteil. Der Papamonat und die Möglichkeit,
bezugsdauer von wahrscheinlich zwölf Monaten bis zu sechs Jahre unbezahlt in Karenz zu genicht möglich sein. Dass Familien das Geld auf hen, sind weitere gute Angebote. Allerdings gibt
einmal abholen und zweckentfremden, ist näm- es im Öffentlichen Dienst auch Berufsgruppen
mit Nacht- und Wochenenddiensten, etwa Polich nicht zielführend.
lizisten oder Mitarbeiter von öffentlichen KranIm Rahmen dieses Kontos soll auch ein Väter- kenanstalten. Da ist es schon schwieriger mit
beziehungsweise Partnerbonus eingeführt der Vereinbarkeit.
Das traditionelle Familienbild ist im Wandel.
Wie definieren Sie für sich selbst den Begriff
Familie?
Für mich ist Familie dort, wo sich Menschen zuhause fühlen und wo ein Zusammenschluss von Liebe, Vertrauen und Verantwortung
getragen wird. Diese Werte definieren den Begriff Familie. Aber er ist auch weit gefasst, weil
er meiner Ansicht nach nichts über biologische
Abstammung, über Alter, Geschlecht, Religion oder die Gesetzesgrundlagen für das Zusammenleben aussagt.
April 2015
Schwerpunkt
April 2015
17
Schwerpunkt
» Zur Hebung der
Betreuungsquote
unter ­Dreijähriger
­müssen die ­Länder
und Gemeinden
mitziehen.
Zur Person
Sophie Karmasin
geboren am 5. Jänner 1967
in Wien
1993–1995
Produktmanagerin bei
Henkel (Ö, B, NL)
1995
Dissertation in Psychologie
1995–2013
Leitung empirische Abteilung
am Institut für Motivforschung
2006–2013
Geschäftsführerin Karmasin
Motivforschung GmbH
2011–2012
Lehrgang Systemisches
Coaching und Consulting
Competence
2009–2013
Gründung/Leitung Beratungs­
unternehmen Sophie
­Karmasin Market Intelligence
GmbH
Seit Dez. 2013
Bundesministerin für
Familien und Jugend
(parteiunabhängig)
18
Die heimische Familienförderung konzentriert sich mehr auf Geld- als auf Sachleistungen. Das liegt auch an der niedrigen Betreuungsquote bei unter Dreijährigen. Wird
das Angebot erhöht?
Durch die von 2014 bis 2017 gültige 15aVereinbarung zur Erhöhung der Betreuungsquote wollen wir am Ende mindestens das bisher verfehlte Barcelona-Ziel von 33 Prozent erreichen (Anm. d. Red.: 2002 forderte der Europäische Rat in Barcelona Betreuungsplätze für
mindestens 33 Prozent der unter Dreijährigen
bis 2010). Im Rahmen dieser größten Ausbauoffensive, die es in Österreich je gegeben hat –
die Mittel wurden von 85 auf 305 Millionen ­Euro
versechsfacht –, schafft die Politik Entscheidungsmöglichkeiten für Eltern. Nun müssen
auch die Länder und Gemeinden entsprechend
mitziehen. Denn die Erfahrung zeigt, dass überall dort, wo ein solches Angebot neu aufgesetzt
wird, dieses in Kürze ausgebucht ist.
Alle administrativen Aufgaben, die in
einem Ministerium anfallen, werden geteilt bearbeitet. Dazu gehören unter anderem die Personalabrechnung, technische Belange, die Websitewartung, die Immobilienverwaltung und
Mietabwicklung. Unsere Präsidiale ist keine
Sektion, sondern ein Bereich, bestehend aus
zwei Abteilungen. Die Mitarbeiter fungieren als
Verbindungsstelle zum BMLFUW und verwalten
das Budget des Ressorts.
Wie haben Sie den Wechsel von der Selbstständigkeit ins Ministeramt erlebt?
Der große Unterschied liegt in der Wirksamkeit der Arbeit für Österreich. Das war in
meinem früheren Beruf nur bedingt der Fall.
Die Möglichkeit des Mitwirkens war auch meine Motivation, das Angebot anzunehmen, Familienministerin zu werden. Es hat mich gereizt, mein Wissen einzubringen und Ö
­ sterreich
familienfreundlicher zu machen. So bin ich
quasi von der Zuschauerbank aufs Spielfeld
Der Verfassungsgerichtshof hat das Adop­ vorgerückt.
tionsverbot für homosexuelle Paare aufgehoben, Sie haben die rasche gesetzliche Umset- Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder.
zung angekündigt. Trotz des Trends sind Sie Wie bringen Sie selbst Familie und Beruf ungegen die Gleichstellung gleichgeschlechtli- ter einen Hut?
cher Partnerschaften mit der Ehe. Warum?
Manchmal ist beides gut vereinbar, manchMeiner Meinung nach gibt es bald keine mal läuft es nicht nach Plan. Daher ist es wichsubstanziellen Unterschiede mehr, denn wir tig, die Balance zu halten und darauf zu acharbeiten gemeinsam mit dem Innen- und Ju- ten, dass die Kinder, der Partner und man selbst
stizressort weiter am Abbau. So könnten Ein- nicht zu kurz kommen. Dazu braucht es Mut
getragene Partnerschaften bald am Standes- zum Gegensteuern. Das heißt konkret, auch
amt geschlossen werden, und ein gemeinsamer Termine einmal nicht anzunehmen und früher
Familienname könnte möglich werden. Das nachhause zu gehen. Denn Vereinbarkeit hat
­VfGH-Erkenntnis bezüglich des Adoptionsver- für mich auch mit Vorbildwirkung zu tun: Sonst
bots wird umgesetzt werden. Was bleibt, ist eine kann ich als Ministerin nicht authentisch verandere Bezeichnung der beiden Rechtsinstitute. mitteln, dass Familie ihren Stellenwert haben
Und da sehe ich keinen breiten gesellschaft- muss.
lichen Konsens, die Ehe als Hauptrechtsinstrument für heterosexuelle Paare für andere Partnerschaftsformen zu öffnen.
Sie haben mit dem BMLFUW ein Verwaltungsübereinkommen geschlossen. Welche
Aufgaben werden gebündelt erledigt? Und
warum benötigt Ihr relativ kleines Ressort
dennoch eine eigene Präsidiale?
April 2015
Advertorial
RFID: Chip oder Flop?
RFID-Technik bei Miettextilien - Technologieführer
SALESIANER MIETTEX erklärt, was diese kann und was nicht
TEXTIL-LOGISTIK:
Marktführer SALESIANER MIETTEX
sieht Fortschritt immer im Hinblick auf
Vorteile des Kunden, nicht als Imagefaktor
für die eigene Marke. Neue Techniken werden auf Effektivität und Sicherheit geprüft,
bevor sie zum Einsatz kommen. Das gilt
auch für RFID-Technologie.
Was steckt hinter der RFID-Technik?
Mit RFID (Radio-Frequency-Identification) können automatisch und berührungslos
Informationen ausgelesen werden. Die
Technik stammt aus der Rüstungsindustrie
der 50er Jahre. Heute findet sie in der
Industrie, seit einigen Jahren auch in der
Versand-Logistik und in der Textillogistik
Verwendung. Der Chip wird im Wäscheteil eingenäht und von Lesegeräten vor Ort
ausgelesen. Chips müssen gegen Waschvorgänge thermisch und chemisch resistent
sein und ermöglichen Anwendungen zur
Unterstützung der Bestellung und Lagerhaltung. Dafür braucht der Wäscherei-Kunde
allerdings ein komplexes System mit Lesestationen und Datentransfer vor Ort.
Chip oder Barcode?
Barcode-Lösung zu 100% einschätzbar und
sieht die in vielen Anwendungen unverzichtbare händischer Kontrolle, vor. Eingriffe in die technische Infrastruktur des
Kunden sind nicht nötig.
Bei SALESIANER MIETTEX prüfen Mitarbeiterinnen, ob sich ein Fleck oder Fehler
eingeschlichen hat, ob eine Naht aufgegangen
ist oder ein Handtuch fasert – diese Information wird kein Chip jemals liefern können.
SALESIANER MIETTEX setzt, wo es vorteilhaft ist, diese oder jene Technik ein. RFID
hat seinen Platz in der vollautomatisierten
Bekleidungsausgabe ABAS im Gesundheitsbereich. Dieses Gesamtsystem versorgt das
Personal in Krankenanstalten automatisiert
mit frischer Wäsche. Dem Kunden wird hier
kein zusätzlicher Aufwand auferlegt, die
Lesegeräte sind ins geschlossene System integriert, die Ergebnisse sind seit Jahren bewährt
und sicher. „Wir können es uns nicht leisten,
Techniken, die nicht in Großserien erprobt
sind, beim Kunden auszuprobieren. Bei 350
Tonnen Wäsche pro Tag wirken sich Ausfälle
im Zehntelprozent-Bereich katastrophal aus.
Deshalb agieren wir grundsätzlich zielorientiert statt technologieorientiert. Als Technologie- und Marktführer sehen wir uns dazu
verpflichtet,“ so Dr. Philipp, Geschäftsführer
von SALESIANER MIETTEX.
Laut Experten haben beide Systeme Vorzüge und Nachteile und können auch parallel
laufen. Vorteil des Chip-Systems ist die
größere örtliche Unabhängigkeit. Das Lesegerät braucht den Chip nicht zu „sehen“, um Zusammenfassend ist zu sagen:
ihn zu lesen. UHF (Ultra-High-Frequency)
Die RFID-Technik ist weder neu noch
erlaubt dafür einen Abstand von einigen Allheilmittel. Weder Sicherheit für die AlltagMetern. Nachverfolgung oder Beobachtung sanwendung bei Berufskleidung oder Flachdes Warenflusses gibt es nur bei entspre- wäsche noch der von manchen propagierte
chender Infrastruktur des Anwenders – eben Wirtschaftlichkeitseffekt kann allgemein
Lesegeräte und Anbindung an seine EDV, bestätigt werden. Es besteht die Gefahr, dass
was oft nicht gewünscht wird. Außer- „rückgebaut“ werden muss, wenn der erwartete
dem wird die Funktionalität in Großserien Nutzen ausbleibt. SALESIANER MIETTEX
gefährdet, wenn Chips aus der Wäsche fallen. bietet ausschließlich Lösungen, deren KostenZusätzliche Kontrolle bleibt der Wäscherei Nutzen-Faktor erwiesen ist. Und garantiert,
– und dem Kunden – nicht erspart. Dem ge- dass der Chip nicht zum Flop wird.
genüber ist die millionenfach angewendete
www.salesianer.com
salesianer/adv_180x255_rfid_republik_0115.indd 1
Barcodes werden automatisch vom Bügel ausgelesen –
darüber hinaus bietet
„menschliche“ Qualitätskontrolle ein Mehr an Sicherheit.
Bestens bewährt hat sich
RFID im geschlossenen
System der automatischen
Bekleidungsausgabe.
Hier gibt es keinerlei Risiko
für den Anwender.
26.01.15 16:52
Thema
Bio jetzt billiger
Biosimilars könnten die explodierenden Kosten im
Gesundheitssystem eindämmen. Doch kommen Krankenkassen und
Gesundheitspolitik, Pharmaindustrie und Ärzte bei diesem Thema auf
einen grünen Zweig? Text Andrea Krieger
thinkstockphotos.de
Gesundheitspolitik Biosimilars – Folgeprodukte biologisch hergestellter Medikamente –
wird eine rosige Zukunft
vorausgesagt. Bis dahin
müssen allerdings noch
ein paar gesundheitspolitische Hürden überwunden werden.
20
G
eht es um Einsparungen bei Arzneimitteln, taucht in Fachkreisen schnell der
Begriff Biosimilars auf. Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um hochtechnologische Generika. Aber die Bezeichnung kommt
nicht von ungefähr. Während Generika chemisch
hergestellte Medikamente imitieren, sind Biosimilars Folgeprodukte biologisch hergestellter
Arzneimittel, sogenannter „Biopharmazeutika“.
Charakteristisch ist die Verwendung lebender
Zellen zur Herstellung. Dadurch kann ein Biosimilar dem ursprünglichen Arzneimittel niemals
zu 100 Prozent gleichen.
Ob Krebs, chronische Gelenksentzündung
oder multiple Sklerose: Biopharmazeutika haben
die Medizin revolutioniert. Nur sind sie laut Ge-
April 2015
nerikaverband 22-mal so teuer wie chemisch produzierte Arzneimittel. Dass bald viele dieser Patente ablaufen und mit einem ganzen Schwall an
Biosimilars zu rechnen ist, kommt den Krankenkassen da gerade recht.
Status quo in Österreich
In der Alpenrepublik ist sogar der Biosimilar-Weltmarktführer zu finden. Er sitzt im
4.000-Seelen-Dorf Kundl in Tirol. Es handelt sich
um eine Produktionsstätte des zu Novartis gehörenden Schweizer Pharmariesens Sandoz. In
Kloster­neubug stellt die Firma Polymun Biosimilars her. Auch Boehringer Ingelheim forscht in
Österreich. Und Baxter plant künftig, hierzulande zu produzieren und zu forschen.
Unrentabel für Hersteller?
Damit zahlt der HVB den Pharmafirmen für
Biosimilars prinzipiell das Gleiche wie für Generika. „Biosimilars sind aber keine Generika“,
so Ingo Raimon, Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Öster-
reich (FOPI.) „Sogar die EMA erkennt an, dass die
Herstellung komplexer ist. Wir fordern daher eine eigene Preisregelung.“
Tatsächlich dauern Herstellung und Zulassung sechs bis neun Jahre, für ein Generikum hingegen nur zwei bis drei. Ganz anders argumentiert
der Hauptverband: „Für uns sind nicht die Herstellungskosten relevant, sondern die therapeutische
Wirkung, also der Nutzen für die Patienten. Und
der ist vergleichbar mit jenem des Referenzprodukts“, sagt Jutta Piessnegger, Leiterin der Abteilung Vertragspartner Medikamente im HVB.
Der zweite Knackpunkt betrifft die Ärzte.
Schließlich sind Einsparungen nur dann möglich, wenn die Mediziner Biosimilars in großem Umfang verschreiben. Der HVB weist auf die
„Richtlinie über die ökonomischen Verschreibweise von Heilmitteln“ hin. Dort heißt es: „Stehen
mehrere gleich wirksame Mittel zur Verfügung,
soll der Arzt jenes verordnen, das die geringsten
Kosten verursacht.“ Ob das tatsächlich passiert,
bleibt fraglich. Der Hauptverband wünscht sich
von den Ärzten jedenfalls „mehr Kostenbewusstsein als bisher. Im Bereich der Biosimilars gilt
das in erster Linie für Neueinstellungen von Patienten.“ Einige Mediziner sind skeptisch ob der
gleichen Wirksamkeit und Sicherheit. Das FOPI
stellt sich auf ihre Seite und fordert zusätzliche
Studien. Raimon: „Die Entscheidung zur Ersteinstellung und Umstellung auf Biosimilars kann
nur von den Ärzten ausgehen.“
Christoph Baumgärtel vom BASG diagnostiziert außerdem einen großen Infobedarf. „Bis vor
kurzem waren schließlich weder Generika noch
Biosimilars noch monoklonale Antikörper im
Medizinstudium ein Thema.“ Baumgärtel tingelt
von einem Kongress zum nächsten und hält Vorträge zum Thema. Der Arzneimittelexperte fühlt
sich an die Anfangszeit der Generika erinnert.
„Schon damals gab es regelrechte Glaubenskriege.
Geht man davon aus, dass Biosimilars die hochtechnologische Fortsetzung sind, könnten diese jetzt noch heftiger ausfallen.“ Er ist aber zuversichtlich, dass sich die Skepsis mit der Zeit legen
wird. Auch wenn das noch etwas dauern kann.
» Nicht die Herstel­
lungskosten, sondern
die therapeutische
Wirkung ist relevant.
Jutta Piessnegger, HVB
Simon Jappel
Derzeit ist die zweite Generation im Anflug: sogenannte monoklonale Antikörper, also aus einem einzigen Eiweiß entstehende Immunstoffe. Bereits zugelassen ist diesbezüglich
ein Biosimilar des Wirkstoffs Infliximab, ein Mittel gegen schweres Rheuma und Morbus Crohn.
Für die Behandlung mit dem Originalpräparat
gab der Hauptverband 2014 23 Millionen Euro
aus. Wird stattdessen ein Biosimilar verschrieben, kommt das um fast die Hälfte billiger. Und
das wäre erst der Anfang. Das Berliner IGES, ein
unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen, errechnete für das österreichische Gesundheitssystem ein Sparpotenzial von 850 Millionen Euro in
den nächsten fünf Jahren.
Fragt sich nur, ob die Rahmenbedingungen
für eine rasche Verbreitung passen? Rechtliche
Grundlage für die Verwendung von Biosimilars
ist eine EU-Richtlinie, die durch einen Passus im
Arzneimittelgesetz in nationales Recht übertragen wurde. Welche Biosimilars tatsächlich auf
den Markt kommen, entscheidet die Europäische
Kommission auf Basis der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA). Ein mehrstufiges klinisches Prüfprogramm klärt vorweg: Ist das beantragte Mittel so wirksam und sicher wie das
Originalpräparat? Grünes Licht bedeutet eine EUweite Zulassung.
Hierzulande ist im Anschluss das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG)
am Ball. Parallel dazu geht es um die Aufnahme
in den Erstattungskatalog des Hauptverbands
(HVB). Ein breiter Einsatz ist nur dann möglich,
wenn keine Chefarztpflicht nötig ist. Dazu muss
ein Biosimilar um 48 Prozent günstiger als das
Original zum Ursprungspreis sein. So sieht es die
Preisbildungsregelung des Hauptverbands vor.
Foto Wilke
Thema
» Es gibt einen
enormen Infor­ma­
tionsbedarf bei
den Ärzten.
Christoph Baumgärtel, BASG
April 2015
21
Thema
Von der Wiege
bis zum Spaten: Daten
Österreich wird digitaler. Mit der Handysignatur und dem
neuen Personenstandsregister werden Verwaltungsservices nun noch
unabhängiger von Zeit und Ort. – REPUBLIK bietet einen Überblick über
die österreichische E-Government-Landschaft.
Text Sandra Dudek
thinkstockphotos.de
E- G o v e r n m e n t „Das Gold des 21. Jahrhunderts“ – so bezeichnet der Leiter der IKT-Strategie des Bundes, Roland Ledinger, Daten. Aus den
Big Data, die bei den Behörden schlummern, müssen allerdings noch Smart Data werden. Das neue ZRP ist eine erste solche
Anwendung.
E
in Klick, ein Leben. Von der Geburt über
die Ehe oder die eingetragene Partnerschaft bis zum Tod, Namensänderungen
und Staatsbürgerschaft inklusive: Mit dem neuen
Zentralen Personenstandsregister (ZPR) sind nun
alle Daten über sogenannte Personenstandsfälle elektronisch abrufbar (s. Kasten). Die oft noch
handgeschriebenen Geburten-, Ehe- oder Sterbebücher in mehr als 1.400 Behörden werden damit
obsolet. Die gute alte Dokumentenmappe hat also ausgedient. Anträge und Ausdrucke kann man
nun bequem über den Computer erledigen.
22
April 2015
Siebenstellige Einsparungen
„Die Verwaltung wird zukünftig nicht mehr
durch IT unterstützt, sondern nur mehr mit IT
funktionieren“, sagt Günther Lauer, Bereichsleiter E-Government im Bundesrechenzentrum
(BRZ). Früher waren technische und fachliche
Lösungen getrennt, jetzt sind die Systeme eng
miteinander verzahnt. Erst behördenübergreifende Lösungen lassen bürgerfreundliche Modelle wie den One-Stop-Shop, also die Erledigung sämtlicher Amtswege bei einer einzigen
Stelle, Realität werden. Ein Beispiel dafür ist das
Thema
Deutschland
45 %
Schweiz
62 %
Österreich
72 %
L ä n dervergleich : W ie viele B ü rger n utze n E- G over n me n t ?
Beim E-Government-Monitoring, einem europäischen Vergleichsbericht in Sachen digitale
­Verwaltungsdienste, liegt Österreich unverändert an der Spitze. In Deutschland besteht nach
wie vor Handlungsbedarf.
Unternehmensserviceportal. Von dort aus können auch Applikationen wie etwa das ZPR bedient werden. „Im E-Government findet derzeit
ein Transformationsprozess statt. Die Digitalisierungs- hat die IT-Strategie abgelöst“, sagt er.
Mit zirka 300 Personen entwickelt Lauer ITAnwendungen für die elektronische Verwaltung
und für den E-Government-Bereich alle SharedServices-Elemente, die übergreifend für mehrere Verwaltungseinheiten gebaut werden. Dazu gehören etwa das Dokumentenmanagementsystem „Elak“, Informationsportale wie help.
gv.at und gesundheit.gv.at, „FinanzOnline“ für
die selbstständige Finanzverwaltung der Steuerzahler. Über das zentrale Internetportal der österreichischen Verwaltung haben diese einen direkten Zugang zu zahlreichen E-Government-Anwendungen. Mit einer einmaligen Anmeldung
können sie etwa in FinanzOnline ihre Steuermeldungen, in ELDA online die Meldungen der
Sozialversicherung oder im EDM die Umweltmeldungen erledigen. „Durch Integration und
Automatisierung der Verwaltungsverfahren zueinander sollen die Anwendungsmöglichkeiten
verbessert, aber auch Kosten innerhalb der Verwaltungsprozesse und der EDV gespart werden“,
so Lauer.
Echtes Non-Stop-Government
Mehr als 3,3 Millionen Bürger und 400.000
Unternehmer nutzen aktuell das FinanzOnlinePortal. „FinanzOnline ist ein gutes Bespiel, wie
man die richtigen Motivatoren einsetzt. Durch
eine schnelle Abwicklung wurde das Verfahren
attraktiv gemacht“, sagt Roland Ledinger, Leiter
der IKT-Strategie des Bundes im Bundeskanzleramt (BKA). Innerhalb von drei Tagen wird die
Gutschrift überwiesen, und zwar ohne Amtswege
und Zettelwirtschaft. Bei einigen Verfahren soll
es schon bald keine Behördenprüfung mehr geben. „Als nächsten Schritt wollen wir die Anträge
zur Familienbehilfe automatisieren. Das ist dann
echtes Non-Stop-Government“, sagt Ledinger.
Schon heute kann man mehr als 100 Behördenwege und Online-Services erledigen, ohne einen einzigen Stopp auf dem Amt einzulegen. Rund 150.000 Österreicher nutzen heute
die Bürgerkarte. Sie wurde anfangs wegen Befürchtungen um die Datensicherheit zögerlich
angenommen. Heute ist die Bürgerkarte ohnehin Schnee von gestern, sie wurde von der neueren Handysignatur überholt: Etwa 450.000 aktive
Nutzer gibt es mittlerweile österreichweit, pro
Tag nehmen sie 10.000 Signaturen vor. Monatlich
kommen zirka 30.000 Neuanmeldungen dazu.
BRZ
Quelle: Initiative D21 e. V., Institut for Public Information Management: „E-Government-Monitor 2014“
» Die
Digitalisierungs­
strategie hat die ITStrategie abgelöst.
Günther Lauer, BRZ
April 2015
23
Simon Jappel
Thema
» Als nächsten
Schritt wollen wir
die Anträge zur
­Familienbehilfe
automatisieren.
Roland Ledinger, BKA
Die Handysignatur als Nachweis der Identität im Internet gewinnt auch auf europäischer
Ebene an Bedeutung. Mit der „Verordnung für
elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt (eIDAS-VO)“ sind die EU-Mitgliedstaaten ab 2016 verpflichtet, gegenseitig ihre Systeme
zur elektronischen Identifizierung anzuerkennen. Für Bürger und Unternehmen bedeutet dies,
dass sie sich künftig EU-weit bei allen Behörden
mit der Handysignatur elektronisch identifizieren können.
Öffentliche Daten privat verwenden
„Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts.
Die Wirtschaft, Verwaltung und Forschung müssen besser zusammenarbeiten“, sagt Ledinger.
Die Cooperation Open Government Data Österreich und das BKA haben neben dem Verwaltungsportal data.gv.at – das 2014 mit dem UN-
Public Service Award ausgezeichnet wurde – das
Schwesternportal opendataportal.at geschaffen.
Dort haben NGOs und NPOs, die Wirtschaft und
die Zivilbevölkerung die Möglichkeit, ihre Daten zu veröffentlichen. „Ich denke an banale Daten wie Standorte, Öffnungszeiten, aber auch an
technische Daten für Geräte, zum Beispiel Wartungszyklen. Diese Daten kann man zur Entwicklung von Shopping-Guides oder Service-Apps
verwenden“, sagt er. So wurden zum Beispiel die
beliebtesten Vornamen für Babys in Engerwitzdorf (siehe dazu auch Beitrag Seite 26) von einem
privaten Entwickler für seine App „Baby benamsen“ verwendet.
Bereits mehr als zwei Drittel der Österreicher
nutzen E-Government-Angebote. Das ergab eine
Studie der Initiative D21 und ipima für das Jahr
2014, durchgeführt von TNS Infratest. Österreich
lag damit klar vor den Vergleichsländern Schweden, der Schweiz und Deutschland – hier nehmen
I n t e rv i e w Hochzeit ohne Zettelwirtschaft
Seit November 2014 ist das Zentrale Personenstandsregister (ZPR) in Betrieb. Mit REPUBLIK
hat Markus Blank, technischer Projektleiter im Innenministerium, über Benefits für die
­Nutzer und Verknüpfungen mit anderen Registern gesprochen.
Das ZPR ist seit rund fünf Monaten in Betrieb, wie läuft es?
Die Systeme laufen seit Beginn stabil und störungsfrei. Die Antwortzeiten liegen in 99 Prozent der Fälle zwischen 0,2 und 0,4 Sekunden.
Im Schnitt befinden sich täglich 2.000 User in den Systemen ZPR und
ZSR. Täglich werden bis zu 500.000 Transaktionen abgewickelt.
Markus Blank
Sie sind von rund 600 Zugriffen pro Minute ausgegangen, wie
sieht es tatsächlich aus?
Aktuell liegt die Anzahl der Requests bei durchschnittlich 1.100 pro
Minute. Zu beachten ist aber, dass derzeit Nacherfassungen erfolgen,
die zusätzlich zum Normalbetrieb stattfinden.
Ist das ZPR mit dem ZMR (Zentralen Melderegister) und dem
ZSR (Zentrales Staatsbürgerschaftsregister) verknüpft?
Das ZMR , ZPR und ZSR sind getrennte Systeme. Aufgrund gesetzlicher Grundlagen besteht
­jedoch ein sogenannter Änderungszugriff. So werden etwa bei Namensänderungen, etwa durch
Heirat, die Namen im ZMR aktualisiert.
Welche Vorteile bringt das ZPR?
Bürger müssen bei einer Hochzeit keine Geburtsurkunden mehr vorlegen, sie können öster­
reichweit bei jedem Standesamt Änderungen beantragen oder sich Urkunden ausstellen lassen.
Der Verwaltungsaufwand wird erheblich reduziert, die Abwicklung wesentlich beschleunigt.
Können auch Bürger selbst auf die Daten zugreifen?
Es wird eine Möglichkeit zum Ausdruck von Urkunden unter Verwendung der Bürgerkarte
geben.
24
April 2015
lediglich etwas mehr als ein Drittel der Befragten
E-Government-Angebote in Anspruch. Mit 38
Events war Österreich beim European Cyber Security Month im Oktober 2014 absoluter Spitzenreiter. Und bei der bisher größten Cyber-Security-Übung Europas war es mit 28 von insgesamt
200 Organisationen überdurchschnittlich häufig
vertreten. Aus dem öffentlichen Sektor nahmen
hier das koordinierende BKA, das Innen-, das
Verteidigungs- und das Wirtschaftsressort teil.
E-Government lernen
Im EU-Vergleich gehen Österreicher also besonders souverän mit Onlineangeboten um und
nehmen die Sicherheit im Internet ernst. Aber
woher kommt das eigentlich? „Österreich ist
eines der wenigen Länder, in dem E-Government
unterrichtet wird“, meint Ledinger. In den Schulen steht ein vom Bildungsressort und dem BKA
zusammengestellter E-Government-Koffer mit
fertigen Unterrichtsmaterialien bereit. Selbst für
Kindergärten gibt es altersgerecht aufbereitete
Angebote, etwa zum Sicherheitsaspekt im virtuellen Raum. Der selbstverständliche Umgang mit
dem Internet hat auch andere Gründe: „In Österreich gibt es schon lange eine hohe Mobiltelefondichte, die auf das große Tarifangebot der Anbieter zurückzuführen ist. Internettarife waren bei
uns schon früh mit einer Flatrate ausgestattet“,
sagt er.
Ein weiterer Schritt war 2005 die Einführung
der Marke „Digitales Österreich“, die das strategische Dach für sämtliche E-Government-Agenden von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden
bildet. „Bei Gemeinden wollen wir stärker forcieren, dass der einmal entstandene Content nicht
mehrfach eingepflegt und gewartet werden muss.
Bürger sollen immer die richtig gewartete, gleich
strukturierte Information vorfinden. Auch umgekehrt gilt: Wir übernehmen regionalisierten Content in andere, zentrale Portale“, so Ledinger.
122014
Das Magazin des Österreichischen Wirtschaftsverlags
Motiviert seit 1945
Ich hau den
Hut drauf!
An der Grenze zwischen
Aufgeben und Weitermachen
Oder doch
nicht?
P. b. b., Retouren an PF555, 1008 Wien, Zul.-Nr. GZ 02Z030737 M Postnummer 10 www.wirtschaftsverlag.at
DW_1214.indd 1
28.11.2014 15:44:36
„Open-Data-Vorreiter“
Für den Gemeindebund steht die Benutzerfreundlichkeit im Vordergrund: „Wir wollen weg
vom theoretischen hin zu einem stärker bürgerzentrierten E-Government. Jede Gemeinde hat ihre Webseite anders strukturiert, die Bürger finden
sich oft nicht zurecht“, sagt Christian Schleritzko, Konsulent des Gemeindebundes für Finanzen und E-Government. Anfang Dezember startete daher ein gemeinsames Projekt von Bund,
Ländern und Gemeinden, in dem Gestaltungsrichtlinien für amtliche Webseiten definiert werden sollen. Die Empfehlungen will man in einer
Guideline über den Referenzserver herausgegeben. „Bei rund 2.200 Einzelgemeinden kann dies
nur so gehen. Aufgrund der föderalen Rechtsordnung unterscheiden sich viele Grundansuchen
und damit die Formulare. Daher gibt es den Referenzserver, wo trotz der Unterschiede einheitliche Lösungsvorschläge abgerufen werden können“, so Schleritzko.
Doch nicht alles, was auf Bundesebene gut
funktioniere, ist eins zu eins auf Gemeindeebene
anwendbar, etwa der Elak. „Wenn in einer kleinen
Gemeinde zwei Bedienstete in der Kanzlei sitzen, dann hat der Elak wenig Sinn. Da muss man
schon auf die Notwendigkeit achten“, gibt Schleritzko zu bedenken.
Der Gemeindebund dreht den Spieß um und
fordert neben dem Zentralen Melde- und dem
Zentralen Personenstandsregister außerdem
noch ein Zentrales Haushaltsregister, in dem die
Gemeinden, die Gemeindeverbände und die ausgegliederten Einheiten ihre Haushaltsdaten direkt eintragen können. Zugang zu diesen Daten
sollen sowohl Behörden als auch Bürger haben.
Schleritzko: „Die Öffentlichkeit will die Daten auf
einen Blick haben, etwa wissen, ob die Gemeinde
Schulden hat oder wie vermögend sie ist. Österreich ist doch Open-Data-Vorreiter – diesem Namen müssen wir gerecht bleiben.“
er besser
m
h
e
n
r
e
t
Als Un
t mit dem
r
e
i
m
r
o
f
in
r von
Newslette
Reinhard Brein
thEMa
» Wir wollen weg
vom theoretischen
hin zu einem stärker
bürgerzentrierten
E­Government.
Christian Schleritzko,
Gemeindebund
» Kostenloser Zugang zur Online-Ausgabe
» Exklusive Leserangebote und Vergünstigungen
» Teilnahme an Umfragen
Jetzt anmelden: www.die-wirtschaft.at
DW_Ins_NL_185x28_sib.indd 1
24.02.2015 15:01:10
APRIL 2015
25
Thema
Alles öffentlich?
Am t s g e h e i m n i s 2016 soll die Streichung des Amtsgeheimnisses in Kraft
treten. Nach einer Reihe kritischer Einwände wurde der Begutachtungs­
entwurf nun entscheidend abgeändert. REPUBLIK hat die Architekten
der Gesetzesnovelle zu den Nachjustierungen befragt. Text Sandra Dudek
thinkstockphotos.de
fentlich, außer es muss geheim gehalten werden“,
beschreibt Gerhard Hesse, Sektionschef des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt (BKA),
den neuen Zugang zum staatlichen Handeln.
Die legistische Grundlage dafür liefert eine
geplante Novelle zum Bundesverfassungsgesetz
bezüglich der Informationsfreiheit, die im Jänner
im Verfassungsausschuss des Nationalrats diskutiert wurde. Gegen ein grundsätzliches Aus für
das Amtsgeheimnis gab es dabei keine Einwände.
Derzeit laufen Gespräche auf parlamentarischer
Ebene zwischen den Klubs, um die Details auszuhandeln. Vor dem Sommer soll der endgültige Beschluss fallen und 2016 die BVG-Novelle schließlich in Kraft treten.
Datenzugang für alle: Ab 2016 sollen die riesigen Datenmengen, die in Ämtern
und Behörden schlummern, für jedermann einfacher zugänglich werden.
J
asmin war 2011 der beliebteste Mädchenname für Neugeborene in Engerwitzdorf. Beim
männlichen Zuwachs rangieren gleich sechs
Namen auf Platz eins. Dies erfährt man auf der
Webseite www.data.gv.at, die von Bund, Ländern
und Gemeinden ins Leben gerufen wurde. Auf
der Plattform können – und sollen – offene Daten
der Verwaltung publik gemacht werden.
Nach Wien, Linz und Graz hat Engerwitzdorf
derzeit die meisten Infos online gestellt. Auch
heiklere Daten wie Fremdwährungsdarlehen
oder Flächenwidmungspläne macht die ober­
österreichische Kleinstadt der Öffentlichkeit zugänglich. Sie folgt damit ganz der Devise einer
transparenten Verwaltung. „Es ist nun alles öf26
April 2015
Informationsrecht im Verfassungsrang
„Es passiert faktisch in weiten Kreisen schon,
dass aktive Gemeinden Daten von allgemeinem
Interesse veröffentlichen. Derzeit ist das noch
freiwillig. Über kurz oder lang wird es aber selbstverständlich sein, Auskunft zu geben oder OpenData-Plattformen zu nutzen“, sagt ­
Elisabeth
Dujmovits, stellvertretende Leiterin der Abtei­
lung Verfassungslegislative und Verwaltungsverfahren im BKA. Neben Sektionschef Hesse gehört sie zu den federführenden Architekten des
Gesetzesentwurfs.
Nach mehr als sechzig Einwänden und dem
ersten Begutachtungsverfahren gibt es nun eine Regierungsvorlage. Anstelle des veralteten
„Amtsgeheimnisses“ und der Auskunftspflicht
soll „unter Wahrung des Grundrechts auf Datenschutz eine Verpflichtung zur Veröffentlichung
von Informationen von allgemeinem Interesse“
treten. Weiters soll „das Recht auf Zugang zu Informationen – unabhängig von einem rechtlichen Interesse“ – verfassungsgesetzlich verankert werden. So steht es in den adaptierten Erläuterungen zur Regierungsvorlage. Wird der Zugang zu staatlichen Daten nicht gewährt, ist der
reguläre Gang zum zuständigen Verwaltungsgericht und zum Verfassungsgerichtshof vorgesehen. Auch die Volksanwaltschaft kann mit Prüfungen betraut werden.
Amtsverschwiegenheit für Minister fällt
Die Definition der „Informationen von allgemeinem Interesse“ war einer der Punkte, die im
Kreuzfeuer der Kritik standen. „Wir haben uns
die Ergebnisse des Begutachtungsverfahrens gut
angesehen. Es gab eine große Anzahl an Einwänden. Wir sind ihnen genau nachgegangen und
haben die Erläuterungen um Beispiele und Präzisierungen ergänzt“, so Hesse.
Im Wesentlichen unterscheidet sich die Regierungsvorlage vom Begutachtungsentwurf
durch zwei Punkte: Es gibt nun die allgemeine
Verpflichtung, sogenannte „Informationen von
allgemeinem Interesse“ von sich aus zugänglich zu machen. „Wir hatten eine beispielhafte
Aufzählung im Gesetzestext, die aber eine Einschränkung der Informationspflicht bedeutet
hätte. Deshalb haben wir sie wieder herausgenommen und stattdessen die Erläuterungen präzisiert“, sagt Hesse. Wenn es um die Auslegung
eines Gesetzes geht, seien Erlässe allgemein relevant. Gutachten oder Statistiken gehören ebenso dazu wie Tätigkeitsberichte und Geschäftsordnungen. Infos zum rein internen Gebrauch, etwa
Fragen der Ablauforganisation oder Protokolle
nichtöffentlicher Sitzungen, fallen per definitionem nicht darunter.
Die zweite wesentliche Änderung betrifft
das Interpellationsrecht. Derzeit kann sich ein
Minister bei einer Anfrage des Nationalrats darauf berufen – und schweigen. „Künftig soll dies
nur mehr aus Datenschutzgründen möglich sein,
zum Beispiel bei der Frage nach einem konkreten
Verwaltungsstraftäter. Informationen über ihn
müssten auch in Zukunft nicht genannt werden,
aber sonst sind die Minister verpflichtet, dem
Nationalrat wesentlich mehr bekanntzugeben als
derzeit“, sagt Hesse.
Hesse und Dujmovits gehen davon aus,
dass sich für Staatsdiener, die in engem Kontakt mit den Bürgern stehen, nicht viel ändern
wird. „Durch die Auskunftspflicht gibt es ja heute schon grundsätzlich einen Anspruch auf Informationszugang. Beamte müssen also abwägen, so wie bisher“, meint Hesse. Zur Unterstützung gebe es daher den klar definierten Katalog,
so Dujmovits.
BKA/Verfassungsdienst
Thema
» Minister müssen
zukünftig dem
­Nationalrat wesentlich
mehr bekanntgeben
als derzeit.
„Work in Progress“ bleibt geheim
Informationen unterliegen weiterhin der
Geheimhaltung, die u. a. die „Vorbereitung einer Entscheidung“ betreffen (s. Kasten). Mit dem
für Nichtjuristen nebulösen Begriff wird alles zusammengefasst, was noch kein fertiges Produkt
ist, wo es also um „Work in Progress“ gehe, erklärt Hesse. „Der Hauptzweck einer Behörde ist
ja nicht, der Informationsfreiheit Genüge zu tun,
sondern ihren Job zu machen“, sagt er.
Laufende Verfahren wie das Vorbereiten
eines Gesetzestextes gehören dazu, aber auch Planungsentscheidungen wie die Geschwindigkeitsverordnung. Zuerst werden straßenpolizeiliche
Gutachten gemacht, dann wird die Verordnung
erlassen. Ob das notwendig sei oder nicht, müsse
die Behörde entscheiden. Dujmovits: „Bei Behörden ist manchmal der Entscheidungsablauf geschützt. Das soll nicht ausgehebelt werden. Das
wäre sonst so, als würden Sie diesen Artikel konzipieren, und noch bevor er fertig ist, will ihn jemand sehen.“
Gerhard Hesse, BKA
Was bleibt geheim?
Laut Bundesverfassungsgesetznovelle „Informationsfreiheit“ unterliegen Informationen weiterhin der
Geheimhaltung, wenn zumindest einer der folgenden sechs Gründe zutrifft: zwingende außen- und integ­
rationspolitische Gründe, nationale Sicherheit, umfassende Landesverteidigung und Aufrechterhaltung der
öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit, die „Vorbereitung einer Entscheidung“, „wirtschaftliche oder
finanzielle Interessen einer Gebietskörperschaft“ (z. B. die Nichtoffenlegung des finanziellen Spielraums vor
einer Auftragsvergabe) und die „Wahrung überwiegender berechtigter Interessen eines anderen“ (dazu zählt
etwa der Datenschutz). Weiters kann die Geheimhaltung zur „Wahrung anderer gleich wichtiger öffentlicher
Interessen“ per Bundes- oder Landesgesetz angeordnet werden.
privat
I n fo » Die Nutzung von
Open-Data-Platt­
formen sollte über
kurz oder lang selbst­
verständlich sein.
Elisabeth Dujmovits, BKA
April 2015
27
Projekte
Eine junge Migrantin hat ihren ersten Termin am Welcome Desk. Die ÖIF-Beraterin übergibt der Migrantin eine
­Broschüre über die Anerkennung von Qualifikationen. Demnächst wird sie einen Sprachkurs im Haus besuchen.
Der Multikulti-Hotspot
R e p o r ta g e Die Arbeit des Integrationsfonds setzt nach positivem
Abschluss des Asylverfahrens an. Die Betroffenen erhalten wichtige
Beratungsleistungen, um in Österreich sozialen Anschluss und einen Job
zu finden. REPUBLIK besuchte den zentralen Dienstleister des Bundes. Interview Andrea Krieger
Fotos Simon Jappel
E
Serie Spannende Berufe
REPUBLIK widmet den
­spannendsten Berufen im
Öffentlichen Dienst eine
eigene Serie. Sie gibt Einblicke
in die Arbeitsweisen, Gestaltungsspielräume, Sachzwänge
und Herausforderungen eines
Jobs im Öffentlichen Dienst.
28
in unauffälliger Stiegenaufgang auf der
Landstraßer Hauptstraße. Oben verbirgt
sich das Integrationszentrum (IZ) Wien
mit seinen Deutschkursen. Wer hier hinaufsteigt,
hat noch immer einen weiten Weg vor sich, aber
die Gewissheit, in Österreich bleiben zu dürfen.
Wie jene Inderin, die diese Erstanlaufstelle und
Infodrehscheibe für Neuzuwanderer gerade betritt. In einem Raum voller Broschüren steuert sie
auf einen Schreibtisch mit der Aufschrift „Welcome Desk“ zu. Dahinter sitzt, unter einer leuchtenden Österreich-Karte, Bernadette Feiner. Die
28-Jährige begrüßt die Migrantin herzlich auf
Englisch. Diese will ihr Deutsch verbessern und
bekommt einen Termin zum Einstufungstest.
April 2015
Und sie möchte wissen, wie sie zu einem Schulplatz für ihre Kinder und einer Krankenversicherung kommt. Mit einer „Welcome Box“ mit den
wichtigsten Unterlagen und Infos zum Wohnort
verlässt sie den Raum.
Orientierung im Behördendschungel
38.000 Personen wurden bisher am Welcome Desk beraten. Dabei gibt es diese in allen
sechs österreichischen Integrationszentren existierende Einrichtung erst seit Mitte 2013. Die
Idee dahinter: eine zentrale Stelle zu schaffen, wo
Flüchtlinge, Arbeitsmigranten beziehungsweise
deren Angehörige und ausländische Studierende
eine erste Unterstützung bei zentralen Themen
Beschaffung
des Lebens erhalten und quasi durch den Behördendschungel gelotst werden. Das passiert in allen wichtigen Sprachen.
Vier von zehn IZ-Angestellten haben selbst
Migrationshintergrund. Sie wissen, was es heißt,
fremd zu sein, und dienen gleichzeitig als Beispiele gelungener Integration. Der Welcome Desk
heißt nicht zufällig so. „Die Zuwanderer sollen
sich wirklich willkommen fühlen. Es braucht
schließlich Bemühungen von beiden Seiten“, sagt
Quereinsteigerin Feiner.
Die studierte Archäologin ist eine von 150
Mitarbeitern des Integrationsfonds ÖIF, dem Betreiber der IZ in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt sowie dutzender mobiler
Einrichtungen. Der 2013 mit 9,5 Millionen Euro dotierte Fonds der Republik Österreich wurde
vor mehr als 50 Jahren anlässlich der Ungarnkrise
gegründet und ist der zentrale Dienstleister des
Bundes in Sachen Integration.
Im Zentrum des ÖIF steht die Förderung von
Deutschkenntnissen und Bildung. Hinzu kommt
die Zertifizierung von Kursen anderer Anbieter,
der Betrieb eines Jobcenters und Studien über
Chancen und Herausforderungen bei der Integration und Migration. Bis 2011 war man auch noch
für die Verwaltung und Vermittlung tausender
Wohnungen für Zuwanderer zuständig. 2007 kritisierte der Rechnungshof deren lange Nutzungsdauer. Mittlerweile wurde der Bereich Wohnen
abgegeben. Dafür wird das Thema Sprache als A
und O der Integration mehr denn je forciert. Zwischen 2011 und 2014 haben sich die Ausgaben
für Kursförderungen auf mehr als eine Million
verdoppelt.
Deutsch allgemein bis sehr speziell
Während die indische Migrantin den Einstufungstest macht, schreibt ein Sprachtrainer
typisch österreichische Dialektausdrücke an die
Tafel. „No na net“ etwa oder „a“ statt der unbestimmten Artikels. Wenige Türen weiter lernen
angehende Pflegehilfen Fachbegriffe, in einem
anderen Raum läuft ein Deutschkurs für Imame.
Allein 400 Personen kamen 2014 täglich zum
Unterricht in das IZ Wien. An allen Standorten
schlossen 2.000 Teilnehmer erfolgreich 195 verschiedene Kurse ab – ob für Anfänger oder Fortgeschrittene, ob allgemeiner oder berufsspezifischer Natur.
Derzeit sitzen besonders viele syrische
Flüchtlinge in den Kursen. Sie machen aufgrund
des Bürgerkriegs mehr als ein Viertel der Personen mit Sprachförderung aus. „Zumeist handelt es sich um recht gebildete Leute“, erzählt
Feiner. Das hausinterne Jobcenter hilft den Neuankömmlingen bei der Aktualisierung des Lebenslaufs und der Anerkennung der Ausbildung.
„Wir wollen Zuwanderer so als rasch als möglich
fit für den Arbeitsmarkt machen“, sagt Feiner.
Nach erfolgreich bestandenen Deutschprüfungen kommen sie vielleicht mit anderen Problemen wieder zu ihr, zum Beispiel: „Wie schaffe
ich den Einstieg in den Beruf?“ Dafür vermittelt
das IZ Mentoren.
Mehrstufiger Prozess
„Integration von Anfang an“ (IVA) lautet die
Losung des Außenministeriums seit 2013. Damit
Zuwanderer aus Drittstaaten schnell Deutsch lernen und die österreichischen Werte verinnerlichen, gibt es neuerdings einen fixen „Integrationsbogen“, ein standardisiertes Verfahren vom
Erstkontakt an der österreichischen Botschaft
des Heimatlandes über ein ausgiebiges „IVA-Gespräch“ am Welcome Desk und weitere Followup-Termine bis zur Einbürgerung. „Zuerst geht es
darum, die basalen Bedürfnisse abzudecken. Danach besprechen wir die österreichischen Werte“, sagt Feiner. Sie mag ihre Arbeit sehr, findet
sie kommunikativ und abwechslungsreich. Und
sie schätzt auch die verlangte Eigeninitiative.
„Wir müssen uns laufend mit anderen Institutionen vernetzen.“ Aufgrund von Kunden, die tragische Schicksale hinter sich haben, sei es zwar
„kein Job, den man um 17 Uhr abstreift. Dafür hat
man das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und bekommt viel Dankbarkeit zurück.“
» Gelungene
Integration braucht
Bemühungen von
beiden Seiten.
Bernadette Feiner, IZ Wien
Hintergrund
Der bundesweite Integrationsdienstleister wurde 1960 vom
UN-Flüchtlingshochkommissariat und dem BMI geschaffen und 1991 ausgegliedert.
Aufgabe: Betrieb von sechs
Integrationszentren und
etlichen mobilen Integrationsstellen; Finanzierung, Organisation und Zertifizierung von
allgemeinen und berufsspezifischen Sprachkursen,
Integrationsforschung, Betrieb
eines Jobcenters.
Finanzierung: 2013 kamen
9,5 Millionen Euro von der
­Öffentlichen Hand. 1,9 Millionen wurden eingenommen,
etwa für Deutschkurse im
Auftrag von Firmen.
Linkes Bild: Die Welcome Box ist eine Art erste Dokumentenmappe für Neuzuwanderer mit
wichtigen Informationen über den Wohnort. Rechts: Deutschkurs für Fortgeschrittene. Diesmal
sind wichtige Dialektausdrücke ein Thema.
Leitung: ÖIF-Geschäftsführer
Franz Wolf-Maier steht 150
Mitarbeitern vor, 70 Prozent
davon sind weiblich.
April 2015
29
SERvIcE & Info
terMinübersicht
Veranstaltungen
April / Mai 2015
13.–14.
April
Dritte Speyerer Tagung zu Public Corporate Governance
thema: „nachhaltige und wirkungsorientierte Steuerung von öffentlichen Unternehmen“
Veranst.: Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer
Ort: Dt. Universität für Vw.-Wissenschaften, Freiherr-vom-Stein-Straße 2, 67346 Speyer
www.uni-speyer.de
14.
April
Workshop: „Corporate Volunteering 2.0“
thema „firmen-Engagement für nPos strategisch planen und nachhaltig gestalten”
Veranst.: NPO & SE Kompetenzzentrum der WU Wien
Ort: WU Campus, Gebäude AD, Welthandelsplatz 1, 1020 Wien
www.wu.ac.at/npo
17.
April
The Banking Union
Internationale Konferenz zur Europäischen Bankenunion
Veranst.: ECSA Austria, Zentrum für Europ. Integration Innsbruck, Dipl. Academy Vienna,
Salzburg Centre for EU Studies, WU Wien
Ort: Diplomatic Academy of Vienna, Favoritenstraße 15a, 1040 Wien
www.da-vienna.ac.at/de/events
27.–28.
April
Pressearbeit für Städte und Gemeinden
workshop über Medienarbeit für Print-, hörfunk- oder onlinemedien
Veranst.: KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung
Ort: Steigenberger Hotel Linz, Am Winterhafen 13, 4020 Linz
www.kdz.eu
28.–30.
April
16. Österreichischer Klimatag
tagung zu aktuellen nationalen forschungsaktivitäten im Bereich Klimawandel
Veranst.: Climate Change Centre Austria
Ort: WU Wien, Gebäude LC, Welthandelsplatz 1, 1020 Wien
www.ccca.ac.at
18.–22.
Mai
Smart Grids Week Wien 2015
workshops und fachkonferenz zum themenkreis „Intelligente Strominfrastruktur“
Veranst.: BM für Verkehr, Innovation und Technologie
Ort: The Stage, Tech Gate Vienna, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien
www.smartgridsweek.com
19.
Mai
Drittes ÖVG-Forum: Verkehrsinfrastruktur
thema: „ab in den Süden. Schieneninfrastruktur bis 2025“
Veranst.: Österr. Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft
Ort: TU Wien, Festsaal, Karlsplatz 13, 1040 Wien
www.oevg.at
21.
Mai
E-Health-Konferenz 2015
Kongress bezüglich Elga und weiteren E-health-angeboten
Veranst.: Arbeitsgemeinschaft Datenverarbeitung
Ort: Euro Plaza, Gebäude G, Am Europlatz 2, 1120 Wien
www.adv.at/Events
28.–29.
Mai
Forum „Focusing on Human Rights“
Internationale tagung für gemeinden mit dem Schwerpunkt Menschenrechte
Veranst.: Kongress der Gemeinden und Regionen Europas (KGRE), Land Steiermark, Stadt Graz, ETC Graz
Ort: Congress Graz (28. 5.) + Schloss St. Martin Graz (29. 5.)
www.coe.int/t/congress
30
APRIL 2015
VON DEN BESTEN LERNEN
KONGRESS
»WELTMARKTFÜHRER IN ÖSTERREICH 2015«
SAVE THE DATE!
Weltmarktführer in Österreich
14. und 15. Oktober 2015
Wien
WWW.WELTMARKTFUEHRER.CO.AT
Karrieren
Redaktion:
Gudrun Haigermoser
Justizministerium
Langjähriger Vize zum Präsidenten gekürt
Name Gerhard Jelinek Jahrgang 1956
Neue Position Präsident des Oberlandesgerichts Wien BMJ
Bisherige Position Vizepräsident des OLG Wien (seit 2008)
Finanzministerium
Österreicherin übernimmt strategische Aufgabe
in internationalem Banken-Board
BMF/Grondahl
Name Carina Lakovits Jahrgang 1983
Neue Position Exekutiv Direktorin der Inter-American Investment Corporation (IIC)
Hintergrund Die IIC ist innerhalb der Inter-American Development Bank (IDB) für die Privatsektorentwicklung in
Lateinamerika und der Karibik zuständig.
Wirtschaftsministerium I
Betriebswirt wird Abteilungsleiter
Name Alexander Palma Jahrgang 1975
Neue Position Leiter der Abteilung II/10, Gesellschaften (vor allem BIG) und Sonderfinanzierungen im BMWFW
BMWFW
Bisherige Position Referent in der Abteilung
Wirtschaftsministerium II
Jurist kümmert sich um Energiebelange
Name Michael Zöhrer Jahrgang 1977
BMWFW
Neue Position Leiter der Abteilung III/5, Erneuerbare Energien, Elektrische Energie und
Fernwärme inkl. Kraft-Wärme-Kopplung
Bisherige Position stv. Leiter der Abteilung C2/4, EU-Koordination
Land Niederösterreich
Erfahrener Bauingenieur ist neuer Straßenbaudirektor
Name Josef Decker Jahrgang 1965
NLK/Pfeiffer
Neue Position Straßenbaudirektor für das Land Niederösterreich
Bisherige Position stv. Straßenbaudirektor, Leiter der Abteilung Straßenbetrieb
Land Salzburg
Neue Abteilung, neuer Leiter
Name Walter Aigner Jahrgang 1968
Land Salzburg
Neue Position Leiter der Abteilung 10, Wohnen und Raumplanung, im Amt der Salzburger Landesregierung
32
Bisherige Position Bezirkshauptmann Tamsweg
April 2015
Karrieren
Karriereinfos senden Sie bitte an
[email protected]
D a s G e h e i m n i s m e i n e s E r f o lg s
Eine bewusste Entscheidung
Neue Position Vorstandsdirektor für den Bereich Energie der Wiener Stadtwerke
Holding AG seit Dezember 2014
Bisherige Position Geschäftsführer der Wien Energie GmbH seit 2008, Ressortänderung 2013
S
eit Robert Grüneis 1995 seine berufliche Laufbahn bei den
Wiener Stadtwerken begonnen hat, führt sein Weg auf
der Karriereleiter nach oben. Ende 2014 ist der 46-Jährige
durch die Ernennung zum Energievorstand an der Spitze der
Wiener Stadtwerke Holding angelangt.
Diesen Aufstieg schreibt der Jurist der konzerninternen
Ausbildung und dem Mentoring durch gute Führungskräfte zu.
In besonders guter Erinnerung sind dem Wirtschaftscoach die
speziell auf den Energiebereich und das Controlling abgestimmten Schulungen geblieben. Außerdem ein vierwöchiger Aufenthalt in Brüssel: „Die europäischen Institutionen und deren Player kennenzulernen war wichtig, um deren Bedeutung für das
eigene Unternehmen besser einzuschätzen.“
Zu den beruflichen Höhepunkten zählen seine Mitarbeit an
Großprojekten. Etwa die Ausgliederung der Wiener Stadtwerke
1998, die Gründung der Wien Energie und der Energie Allianz
Austria 2001 und die strategische Konzernneuausrichtung 2013.
Aufgrund all dieser Erfahrungen ist Grüneis heute ruhiger als zu
Wiener Stadtwerke
Name Robert Grüneis Jahrgang 1968
seinen beruflichen Anfängen: „Ich habe von Mitarbeitern oft zu
viel erwartet und schon mal unter der Kollegenschaft Konflikte
produziert.“
Die vielen Herausforderungen, die er bis heute meisterte,
bestätigen seine vor knapp zwanzig Jahren bewusst gefällte Entscheidung: nämlich, sofort nach dem Studium in einem Großkonzern zu arbeiten. Seine profunden Kenntnisse der Energiewirtschaft qualifizierten Robert Grüneis nun wie keinen anderen für den neuen Top-Job.
Ein ebenso zentraler Erfolgsfaktor ist für den gebürtigen
Oberösterreicher, die eigene Karriere als laufenden Veränderungsprozess zu sehen. Neben steter Selbstreflektion „muss man
sich auch immer ein Fremdbild holen. Denn ab einer bestimmten Position bekommt man nicht mehr automatisch den Spiegel vorgehalten.“ Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Freundeskreis, nicht nur im beruflichen Umfeld, um sich „einen offenen
Blick zu erhalten“.
Stadt Wien I
Neues Direktorenteam für Österreichs größtes Krankenhaus
Name Gabriela Kornek Jahrgang 1961
Neue Position interimistische Ärztliche Direktorin des Allgemeinen Krankenhauses (AKH)
AKH/Matern
Zusatzinfo Die kaufmännischen und technischen Agenden übernimmt der bisherige stellvertretende Direktor
Herwig Wetzlinger.
Stadt Wien II
Neuer Baustellenkordinater eingesetzt
picturesborn/Nessler
Name Peter Lenz Jahrgang 1962
Neue Position Projektkoordinator Strategisches Baustellenmanagement in der Baudirektion in der
­Magistratsdirektion
Bisherige Position seit 2007 in der Baudirektion, Gruppe Tiefbau, für die Koordination von Großbaustellen
(u. a. Krankenhaus Nord) tätig.
1
2
3
In aller Kürze
1. Wolfgang Zerobin (geb. 1955; Bild), Betriebsvorstand des größten österreichischen Wasserversorgers MA 31 (Wr. Wasser), und Manfred
Pachernegg (geb. 1964), GF der Energienetze Steiermark, sind das neue Führungsduo des ÖVGW (Österr. Vereinigung für das Gas- und
Wasserfach). 2. Lucia Giefing (Jg. 1966) wurde für fünf Jahre zur Tierschutzombudsfrau für NÖ wiederbestellt. 3. Andreas Strobl (geb. 1965)
wechselt als Bezirkshauptmann von Wiener Neustadt nach Wien-Umgebung.
FotoS: NLK/Reinberger
April 2015
33
Umweltbundesamt_Groeger
Privat
„Joggen und Ö1-Sendungen hören“
Alleingeschäftsführer des Umweltbundesamts,
feiert 2015 ein besonderes Jubliäum und ist darauf gespannt, ob es
im Jahr 2050 tatsächlich keine CO2-Emissionen mehr geben wird.
Interview Stefan Grampelhuber
G eo r g R e b e r n i g ,
S t ec k b r i e f
Georg Rebernig
geb. 1963 in Wien
1989
Abschluss des Studiums
Handelswissenschaften an der
WU Wien (Diplomarbeit: „Das
Konzept einer eigenständigen
Regionalentwicklung und
seine Umsetzung am Beispiel
des Waldviertels“)
1990–1994
Stellvertretender Leiter der
Abteilung Umwelt­ökonomie
und Energie im BM für
­Umwelt, Jugend und Familie
1994–1999
Umweltattaché in der Ständigen Vertretung Österreichs
bei der EU (während der
österr. Präsidentschaft im
2. HJ. 1998: Vorsitzender
der Arbeitsgruppe Umwelt
des Rates der EU)
seit März 1999
Geschäftsführer der
­Umweltbundesamt GesmbH;
Georg Rebernig ist verheiratet
und hat zwei Kinder.
34
Auf welches Ereignis freuen Sie sich gerade? Welche Entscheidung hätten Sie gern anders
2015 feiern wir das 30-jährige Bestehen des Um- gefällt?
Dass ich als Jugendlicher das Gitarrelernen aufweltbundesamtes, darauf freue ich mich.
gegeben habe.
Welche drei Dinge nehmen Sie auf die einWovon können Sie nicht genug bekommen?
same Insel mit?
Tauchausrüstung, das Buch „Die Null-Grenzko- Joggen und dabei Ö1-Sendungen hören.
sten-Gesellschaft“ von Jeremy Rifkin und einen
guten Kopfpolster. Und ich hoffe, meine Frau be- Über welche Tatsache sind Sie am unglücklichsten?
gleitet mich!
Wir Menschen haben grundsätzlich alle VorausWas würden Sie mit einer Million Euro machen? setzungen, die großen Probleme zu lösen. Leider
Eine erstklassige Ausbildung für meine Söhne tun wir es aber nicht.
und ein Kooperationsprojekt mit der Caritas zuWas ist der größte Irrtum der meisten Östergunsten jugendlicher Flüchtlinge.
reicher?
Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen Viele von uns erleben die Politik als einen
könnten, wohin und in welches Jahr würde ­isolierten Bereich, den wir gern für viele Probleme zuständig machen. Tatsächlich ist die
diese gehen?
In die Zukunft, ins Jahr 2050. Ich möchte wissen, Politik das, was wir alle als Gesellschaft herob und wie wir die Transformation in ein „koh- vorbringen, in ihren guten und weniger guten
Ausprägungen.
lenstofffreies“ Zeitalter schaffen.
Gibt es einen Menschen, den Sie gern einmal
treffen möchten?
Frans Timmermans, den neuen ersten Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, er wird in
den nächsten Jahren einer der einflussreichsten
europäischen Politiker sein und wäre ein wichtiger Verbündeter für unsere Anliegen.
April 2015
Wovon haben Sie zuletzt geträumt?
Dass mein Vater wieder gesund wird.
Mit wem würden Sie gern einen Tag lang tauschen?
Bill Gates, außerordentlich erfolgreich und erstaunlich sozial verantwortungsbewusst.
Eine Initiative
der gewerblichen
Immobilienwirtschaft
Gesundheit – Made in Austria
Nichts ist so außergewöhnlich
wie ein normales Leben
Wien
Novartis hat die Vision, möglichst vielen Patienten
den Wunsch zu erfüllen, wieder ein normales Leben
führen zu können.
Kundl
Als größter Produzent von Medikamenten in Österreich
haben wir das Privileg, auch Produkte made in Austria
anbieten zu können. Mit mehr als 4.600 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern sind wir die Nummer 1 in der
Schaftenau
Unterach/Attersee
Datum der Erstellung: 03/2015 | AT1406218945
heimischen Pharma-Branche.
www.novartis.at