In Würde alt werden

60800
Apostel
Zeitschrift der Arnsteiner Patres
Ausgabe 3/2014
In Würde alt werden
Die gute Nachricht beim alt werden
Weitere Themen
Mit Kindern über Gott reden:
Wenn der Klapperstorch abstürzt
Geistlicher Wegbegleiter
für Oktober, November, Dezember
Früh- und Spätschichten in Münster
Innehalten, abschalten, zur Ruhe kommen … sind das Ziel unserer
Früh­ und Spätschichten. Biblische Texte, inhaltliche Impulse und Ge­
danken zur geistlichen Vertiefung, Lieder und Gebete, Meditation und
Stille bilden den Schwerpunkt dieser monatlichen Zusammenkünfte.
Ort: Arnsteiner Patres, Bohlweg 46, 48147 Münster, Tel.: 02 51 48 25 33
n Die nächsten Frühschichten finden am Freitag, den 10. Oktober
und am Freitag, den 7. November jeweils um 6.45 Uhr statt.
n Die nächsten Spätschichten finden am Mittwoch, den 15. Oktober
und am Mittwoch, den 12. November jeweils um 19.30 Uhr statt.
Inhalt
Elternseiten
4
Familie SSCC
6
Nachrichten
8
Geistlicher Wegbegleiter
9
Titelthema: In Würde alt werden
13
Familie SSCC
18
Wallfahrt
in den 1970er-Jahren
Zu den Früh­ und Spätschichten sind alle Interessierten herzlich will­
kommen. Nach den Frühschichten sind alle zum gemeinsamen Früh­
stück und nach den Spätschichten zum gemeinsamen Zusammensein
mit der Kommunität eingeladen.
Herzliche
Einladung
Liebe Leserinn
en und Leser,
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erste Pilgerzug
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Pater Heinz Jo
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(Provinzial)
Weitere Informationen auf www.arnsteiner-patres.de
Impressum Apostel (ISSN 1611-0765)
Herausgeber: Provinzialat der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Arnsteiner Patres e. V.), Kardinal-von-Galen-Straße 3, 59368 Werne,
Tel.: 0 23 89 97 01 50, Fax: 0 23 89 97 01 27, E-Mail: [email protected], Internet: www.arnsteiner-patres.de
SSCC ist die Abkürzung der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen, in Deutschland als Arnsteiner Patres und auch als Picpus (nach der Straße des Mutterhauses in Paris) bekannt.
Redaktion: Heinz Josef Catrein SSCC (verantw.) • Martin Königstein SSCC • Kerstin Meinhardt • Thomas Meinhardt • Ludger Widmaier SSCC
Weitere Mitarbeitende dieser Ausgabe: Mirjam Krug, Baden-Baden • André Madaus, Ingelheim • Hans-Ullrich Willms SSCC, Münster
Verlag: Meinhardt, Magdeburgstraße 11, 65510 Idstein, Tel.: 0 61 26 9 53 63-0, Fax: 0 61 26 9 53 63-11, E-Mail: [email protected], Internet: www.meinhardt.info
Erscheinungsort: Werne
Auflage: 5.700 Exemplare, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
Titel: ©picture alliance / blickwinkel / M
Bildnachweise: Auf der Doppelseite, auf denen die Abbildungen Verwendung fanden; Bilder ohne Nachweis: Archive der Ordensgemeinschaft und der Firma Meinhardt.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung
übernommen werden.
Die Zeitschrift »Apostel« kann kostenfrei beim Herausgeber (Adresse siehe oben) abonniert werden. Über eine Spende, die uns hilft, einen Teil der Herstellungskosten zu finanzieren,
freuen wir uns sehr. Bankverbindung: Arnsteiner Patres e.V., Nassauische Sparkasse Lahnstein, Stichwort: »Spende Apostel«, IBAN: DE 8651 0500 1506 5612 0010, SWIFT-BIC: NASSDE55
2
apostel 3/2014
Oasentage
Die Arnsteiner Oasentage laden ein, zur
Ruhe zu kommen und auf Körper, Seele
und Geist zu hören. Im Wechsel von
Ge­spräch und Meditation, Stille und
Gesang werden verschiedene Themen
aufgegriffen und im Hinblick auf eigene
Erfahrungen bearbeitet. Alle Oasentage
sind thematisch in sich abgeschlossen.
n Samstag, 8. November 2014
»Herr, lehre mich beten«
Referierende: Sieglinde Müssig-Jarnicki,
Pater Peter Harr SSCC
Die Oasentage finden jeweils von 9.30
bis 16.30 Uhr in Kloster Arnstein statt.
Anmeldung bitte bis zehn Tage vor der Ver­
anstaltung in Kloster Arnstein.
56379 Obernhof / Lahn,
Telefon: 02604 9704-0,
Fax: 02604 9704-26,
E-Mail: [email protected]
Vergesst nicht!
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Viele Veranstaltungen erin­
nern derzeit daran. Ich selber habe kürzlich eine Ausstellung in Essen
besucht, die mich sehr beeindruckt hat. Der Boden einer riesigen Halle
war mit scharfkantigen, rostigen Granatsplittern in allen Formen und
Größen bedeckt. Sie haben Menschen getroffen, verstümmelt, getötet.
Genauso schaudererregend war eine Sammlung von Lehrobjekten für
Sanitätspersonal. Die aus Gips geformten Arme, Beine und Gesichter
zeigten realistisch die Folgen von Verwundungen und Wundentzün­
dungen. Entsetzlich waren die Darstellungen aufgerissener Gesichter.
Mit­unter fehlte der ganze Unterkiefer. Besucherinnen und Besucher
schauten stumm auf diese schrecklichen Objekte, bewegten sich dann
weiter, und es ging den meisten wohl wie mir: Die Bilder verfolgen
mich immer noch. Der Erste Weltkrieg war mit einem Mal mehr als die
zwei Jahreszahlen: 1914 –1918. Der Erste Weltkrieg war Blut und Tod.
Es ging nicht mehr um historische Schlachten, sondern um Väter, Söhne,
Brüder, Ehegatten oder Verlobte, die nie mehr heimkehrten.
Aus Gedenken wird Nachdenken: Wie können wir solche Kriege ver­
hindern? Die Vergangenheit mahnt und warnt und hat mitunter auch
eine tröstliche Botschaft: Viele der erbitterten Feinde von damals leben
heute in Frieden miteinander.
rechts oben © picture-alliance / dpa
Citykirche
in Koblenz
Die Citykirche in Koblenz am Jesuiten­
platz wird von der Koblenzer Kommu­
nität der Arnsteiner Patres betreut.
Die Angebote finden Sie unter:
www.arnsteiner-patres.de/
haus_koblenz.0.html
In diesem und im nächsten Jahr feiert auch unsere Deutsche Ordens­
provinz eine Reihe von Gedenktagen. Vor 120 Jahren wurde die erste
Ausgabe des Vorläufers des »Apostel« veröffentlicht; vor 100 Jahren
standen die ersten Missionare bereit, um nach Neuguinea zu ziehen –
wir werden darüber ausführlich berichten; vor 90 Jahren begannen die
Pilgerzüge nach Kloster Arnstein; vor 20 Jahren wurde Pater Damian
seliggesprochen. Die verschiedenen Ereignisse lassen sich auf einen
gemeinsamen Nenner bringen: Sie sind Ausdruck eines Glaubens, der
sich den Menschen mitteilen will. Man nennt dies gemeinhin »Mission«.
Und Mission ist nicht etwas für einige wenige Spezialisten, sondern
unsere gemeinsame Berufung, die aus Taufe und Firmung erwächst.
Politisch mahnen uns die Gedenktage an das hohe Gut des Friedens, und
unsere Ordensgeschichte erinnert an unsere Berufung, die Botschaft Jesu
Christi in die Welt zu tragen. Das passt zueinander. Christi Wunsch und
Auftrag war: »Der Friede sei mit euch!«
Ihr
Pater Heinz Josef Catrein SSCC
3/2014 apostel
3
Eine offene und korrekte
Sprache ist hilfreich
Es kommt darauf an, die richtige
Sprache zu finden. Kinder werden
oft mit Verlegenheitslügen abge­
speist. Das klassische Beispiel
war der Klapperstorch, der auch
früher schon nicht funktionierte.
Es geht darum, die Dinge beim
Namen zu nennen – beim richti­
gen Namen. Viele volkstümliche
Bezeichnungen der menschlichen
Geschlechtsorgane oder sexueller
Aktivitäten sind unangemessen
oder verletzend. Erwachsene soll­
ten sachlich reden. Kinder lernen
so die korrekten Bezeichnungen,
und man vermeidet, dass sexuelle
Dinge lächerlich gemacht oder
mit Gewalt verbunden werden.
Wenn der Klapperstorch abstürzt
Mit Kindern über Sexualität reden
Die Sexualität ist eine
Gabe Gottes
Die Heilige Schrift spricht davon,
dass Gott den Menschen als Mann
und Frau erschaffen hat. Dass wir
Menschen verschieden sind, hat
Gott so gewollt. Es gibt deshalb
an unserem Körper keine guten
und schlechten Teile. In ihrer Ver­
schiedenheit sollen Mann und
Frau sich ergänzen. Sie können
sich so ihre Liebe zeigen und zu­
sammen neues Leben hervorbrin­
gen. Es gibt ja viele Beispiele, die hier herangezogen
werden können: das Hochzeitsbild der Eltern und
Großeltern, eine Hochzeit oder Taufe im Bekannten­
kreis, eine Schwangerschaft in der Familie.
Ich habe mir dreimal überlegt, ob ich diesen wirk­
lich erlebten Dialog niederschreiben soll. In unserer
Generation sind es viele nicht gewohnt, über Sexua­
lität zu sprechen. Wir reagieren mit Verlegenheit,
wenn Kinder und Enkel ganz unbefangen Worte in
den Mund nehmen, die uns selbst als Erwachsenen
schwer über die Zunge kommen. Aber die Verlegen­
heit kann auch in blankes Entsetzen umschlagen,
wenn wir hören, in welcher Weise Kinder über Sexu­
alität reden. Sie benutzen häufig verletzende Aus­
drücke und obszöne Gebärden, die sie in ihrem Um­
feld oder in den Medien aufgeschnappt haben. Wie
verhält man sich als Eltern oder Großeltern dazu?
4
apostel 3/2014
Sprechen Sie über den Zusammenhang zwischen
Liebe und Fruchtbarkeit. »Du bist unser Kind, weil
wir uns ganz lieb hatten. Wenn wir dich sehen, den­
ken wir an unsere Liebe.« Auch Aussagen wie »Der
liebe Gott hat dich uns geschenkt« zeigen, dass jedes
Leben von Gott gegeben wird. Viele Eheleute heira­
ten in der Kirche, weil sie Gott um seinen Segen für
ihre Liebe und ihre Kinder bitten.
© picture-alliance / akg-images
Es geschah bei der Katechese mit einer sogenannten »Wibbelgruppe«,
Kinder zwischen vier und sechs Jahren. Irgendwie hatten die Kinder
auf einmal eine Darstellung von Adam und Eva vor sich und begannen
zu feixen: »Guck mal, Adam hat ein Würstchen.« Ich sagte: »Das heißt
nicht Würstchen, sondern Penis.« Heidrun: »Pater, hast du auch einen
Penis?« Meine Antwort: »Alle Männer haben einen Penis.« Einen Au­
genblick war Funkstille. Dann nickte Kerstin – die jüngste – ernst und
bestätigend und fuhr fort: »Ja, mein Papa hat auch einen.« Damit war
die Sache fertig. Ganz normal ging es weiter.
Die christliche Ehe ist ein brauchbares Leitbild
Das beste Rollenbild sind natürlich intakte Ehen aus
dem Umkreis der Kinder. Doch Kinder erleben häu­
fig eine andere Wirklichkeit: Paare sind nicht verhei­
ratet, oder Menschen wechseln immer wieder ihre
Sexualpartner. Es sind vor allem die »großen« Vor­
bilder, die solches tun: die Sportler, Sänger, Schau­
spieler oder Models. Was hilft, ist wohl, dass man
die Sehnsucht der Kinder nach Geborgenheit an­
spricht. »Glaubst du, dass es gut ist, wenn Kinder
auf einmal eine neue Mama oder einen Papa haben?
Glaubst du, die freuen sich, wenn sie mit der neuen
Mama oder dem neuen Papa in eine andere Stadt zie­
hen und ihre Freunde zurücklassen müssen?«Hier
ist natürlich viel Fingerspitzengefühl notwendig.
Scheidungen gibt es in jeder Familie. Man muss auf­
passen, dass man nicht die verurteilt, die nicht in
einer Ehe nach katholischem Verständnis leben.
Manche möchten das ja, aber die kirchlichen Geset­
ze lassen es nicht zu.
Liebe ist nicht nur ein Tanz auf Rosen
Liebe hat viel mit Romantik zu tun, und dass Kinder
sich diese Sicht zu eigen machen, ist gut zu verste­
hen. Sie träumen vom weißen Kleid, von einer Traum­
hochzeit. Die Bilder des Werbefernsehens schleichen
sich ein: das tolle Haus, das große Auto, die hüb­
schen gesunden Kinder und jeden Morgen der Kuss,
wenn’s aus dem Haus geht. Der Hund versteht alles
und wedelt dann wohlgefällig mit dem Schwanz. So
ist es ja nicht. Es geht nicht nur um Flitterwochen,
sondern auch um ein langes Leben, das man zusam­
men gestaltet, sich um die Kinder sorgt, Glück und
Leid miteinander teilt, Geborgenheit erfährt, aber
auch die »Fehler« des anderen und die eigenen ak­
zeptieren lernt, zusammen arbeitet, spart und den
Grundstock für das Alter aufbaut.
Ein Blick auf Gefahren ist angebracht
Liebe ist so schön, aber kein Schmerz ist größer als
Liebeskummer. Bei Abschieden nach einer Kinder­
freizeit oder einer Klassenfahrt spielen sich herzzer­
reißende Szenen ab. Wir dürfen nicht lachen. Kinder
und Jugendliche haben ein tiefes Verlangen nach fes­
ten Freunden. Aber es ist gut, darauf hinzuweisen,
dass diese Sehnsucht nach Liebe verbunden mit pu­
bertärer Neugier gefährlich sein kann. Sie wird mit­
unter schamlos ausgenutzt. Kindern müssen auch
lernen, »Nein« zu sagen. Unsere Argumentation soll­
te nicht sein: »Das ist verboten.« Besser ist: »Pass auf
dich auf, bewahre dich vor Schaden und Tränen,
denn nicht alle sind ehrlich zu dir.« Bei Kindern ist
sicher auch der Hinweis auf Missbrauch angebracht,
verbunden mit Ratschlägen, an wen man sich wen­
den kann.
Es geht auch mal schief
Sexualität ist ein Lernprozess, und da geht auch
schon mal was schief. In den christlichen Kirchen
hatte man eine Tendenz, die Sünden gegen das sechs­
te Gebot an die allererste Stelle zu setzen. Das ist
nicht die Sicht der Zehn Gebote. Das sechste Gebot
steht erst an sechster Stelle, also gibt es viele Dinge,
die wichtiger sind. Auch Jesus war trotz klarer
Grundsätze mild gegen Menschen, die sexueller Ver­
gehen beschuldigt wurden. Jesus sprach weitaus
härtere Worte gegen Machtmissbrauch und Habgier.
Hier können wir lernen. Nicht jedes sexuelle Verge­
hen ist eine Todsünde – Unterscheidung tut gut.
Klare Positionen sind kein Hindernis, um Kindern
zu signalisieren: Ihr könnt nach einem Fehler zu mir
kommen. Ich werde euch nicht fallen lassen.
Auch Kinder sollten diese Haltung lernen. Viele
Schimpfwörter beziehen sich auf sexuelles Anders­
sein oder Fehlverhalten: »Du Homo, du Hure!« Es ist
wichtig, dass man Kindern deutlich macht: Men­
schen, die anders sind oder anders handeln, als wir
es für richtig halten, haben genauso einen Anspruch
auf faire Behandlung. Die goldene Regel ist hier hilf­
reich: »Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg
auch keinem anderen zu.« n
heinz josef catrein sscc
»Wo
kommen denn die
kleinen Kinder her?«,
irgendwann stellen Kinder
diese Frage. Auch Ordensleute
hören Fragen, die sie schon
einmal in Verlegenheit
bringen.
Hilfreich sind die Broschüren
aus der Reihe Elternwissen.
Die neueste Broschüre vom
August 2014 behandelt das
Thema »Pornographie«
(0,60 Euro + Versandkosten).
Bestellungen an:
Katholische Landesarbeitsgemeinschaft
Kinder- und Jugendschutz NW e.V.,
Salzstraße 8, 48143 Münster,
E-Mail: [email protected],
www.thema-jugend.de
4/2013 apostel
3/2014
5
familie sscc
Eine Brücke der Freundschaft
ters, der straffällig gewordene Kinder und Jugend­
liche betreut, besuchten den Integrationsbeauftrag­
ten von Rheinland-Pfalz in Mainz und den Betreiber
eines Solarparks in Kobern-Gondorf. An zwei »sozia­
len Tagen« lernten die Jugendlichen die Behinderten­
werkstatt und das Seniorenzentrum St. Martin in
Lahnstein kennen. Ganz andere Erlebnisse boten
ihnen das »Haus der Sinne« in Wiesbaden oder die
Loreley. Sehr beeindruckend waren ein Konzert am
Koblenzer Stadtstrand zur Unterstützung von
Flüchtlingsfrauen aus verschiedenen Ländern und
eine kleine Gedenkfeier für die von den National­
sozialisten ermordeten Sinti und Roma am Koblenzer
Mahnmal.
Die diesjährige Begegnung zwischen Jugendlichen
aus Lahnstein und Peja, Kosovo, (4. 8.–15. 8. 2014)
führte 10 Kosovaren und 20 Deutsche zusammen.
Im Rahmen eines sehr abwechslungsreichen Pro­
gramms trafen die Jugendlichen mit Mitgliedern der
katholischen Gemeinden in Lahnstein und Braubach
und den Arnsteiner Patres in Koblenz zusammen.
Sie erfuhren etwas über die Arbeit eines Sozial­arbei­
Die vielen Begegnungen und Erfahrungen haben die
Freundschaft gestärkt, die dieser Austausch seit 2005
fördern will. Eine Freundschaftsbrücke, die deut­
sche, kosovarische und in diesem Jahr auch afghani­
sche Jugendliche verbindet, Christen und Muslime,
Menschen verschiedener Sprache, Kultur und Reli­
gion. n
luger widmaier sscc
10 Jahre Experiment Citykirche
Es war schon sehr ungewöhnlich,
dass eine kleine, schrumpfende
Ordensgemeinschaft, die überall
Häuser schließen musste, eine
ganz neue Herausforderung an­
nimmt. Bisher »spezialisiert« auf
Schul-, Pfarr- und Wallfahrtsseel­
sorge, nahmen die Arnsteiner Pa­
tres 2003 das Angebot des Bistums
Trier an, ein neues Konzept der
City-Seelsorge in Koblenz zu ent­
wickeln. In enger Zusammenar­
beit mit den Innenstadtpfarreien
und dem Dekanat entstand 2004
die Citykirche am Jesuitenplatz.
Eine kleine Kommunität der Arn­
steiner Patres bezog das direkt
angrenzende ehemalige Jesuiten­kloster.
Heute leben in dem Konvent in
der Koblenzer Altstadt fünf Pat­
res, die gemeinsam mit hauptamt­
lichen kirchlichen Mitarbeiterin­
nen und vielen Ehrenamtlichen
6
apostel 3/2014
Vier aus dem Leitungsteam der Citykirche: v.l.n.r.
Hans-Peter Kuhnen (bis vor
kurzem Dekanatsreferent
in Koblenz), Pater Martin
Königstein SSCC, Monika
Kilian (pastorale Mitarbeiterin und verantwortlich
für die »Offene Tür« in der
Citykirche), Pater Ludger
Widmaier SSCC
die zahlreichen Angebote der City­
kirche ermöglichen. Neben den
regelmäßigen Gebets-, Gottes­
dienst- und Beichtangeboten, den
unterschiedlichen thematischen
Ausstellungen, den religiösen und
gesellschaftspolitischen Vorträgen
und Gesprächsforen prägt vor
allem das Projekt »Offene Tür«
den Charakter dieser Einrich­
tung. Hier sind an fünf Tagen die
Woche Menschen ansprechbar
für jeden, der kommt. Manchmal
wird nur eine Auskunft gewünscht,
andere möchten sich etwas von
der Seele reden, suchen Beratung
oder einfach einen Gesprächs­
partner. So ist die Citykirche heute
ein Ort der Gastfreundschaft, ein
Ort des Dialogs, der Seelsorge und
ganz besonders ein Ort, an dem
man sich Zeit für Menschen
nimmt. – Ein gelungenes und
sich immer weiter entwickelndes
Experiment einer Kirche von
heute. n
titelthema
oben: © itsmejust – Fotolia.com, unten: © picture alliance
Matt oder lebenssatt?
Die drei alten Pfarrer hatten sich am Sterbebett ihres Kollegen einge­
funden. Hilflos standen sie da und versuchten, dem Sterbenden noch
etwas Gutes zu tun. »Willst du vielleicht etwas essen?«, fragte der Erste.
»Nein, kein Appetit«, hauchte der Alte. »Sollen wir dir noch eine Zigar­
re anstecken?«, fragte der Zweite. Der Patient schüttelte den Kopf. »Ich
hab deinen Lieblingswein dabei«, fuhr der Dritte fort. Aber auch hier
kam ein Zeichen der Ablehnung. Die drei Herren waren verzweifelt.
»Können wir dir denn gar nichts Gutes mehr tun?«, fragten sie verzwei­
felt. »Doch«, sagte der Sterbende, »kommt, wir schimpfen noch ein
bisschen auf den Bischof.«
Die Geschichte scheint mir ty­
pisch zu sein. Alter ist für viele
Menschen nichts anderes als ein
Verlust von Möglichkeiten, die
durch ein Anwachsen der Klagen
ausgeglichen wird. Wir haben
un­
sere Vorstellungen von den
jammernden, nörgelnden, ewig
unzufriedenen Alten. Stimmen
sie? Hat Stefan Heym recht, wenn
er sagt: »Es gehört zu den vielen
Merkwürdigkeiten des Lebens,
dass der Mensch immer bissiger
wird, je weniger Zähne er hat.«
Niemand wird bestreiten, dass es
alte Menschen gibt, die perfekt
diese Vorstellung bestätigen.
Aber jeder wird auch welche ken­
nen, die trotz vieler Lebensjahre
im Herzen jung und liebenswert
geblieben sind.
Wer oder was ist überhaupt »alt«?
Meiner Ansicht nach ist es ein
sehr persönliches Gefühl. Bei mei­
nem 40. Geburtstag sagte mir mein
Arzt, dass ich jetzt ins »vorsorge­
bewusste« Alter komme. Ich war
geschockt. Als ich meinen 50. Ge­
burtstag feierte, fühlte ich mich
wirklich alles andere als alt. Aller­
dings musste ich zu meinem
Leid­wesen hören, dass die vietna­
mesischen Kinder mich als
»Großvater« ansprachen. Es war
keine Frechheit, sondern eine
Tatsache. Ihre Großväter waren
in meinem Alter. Mit dem 60. Ge­
burtstag sah es schon anders aus.
Ich hatte ein Hörgerät bekom­
men, und der Orthopäde hatte
mir eine Arthrose in der linken
Hüfte bestätigt. Obwohl ich nicht
alles höre und für alle sichtbar
hinke, fühle ich mich wiederum
nicht alt. Außerdem schien es
mir, als habe mich die Weisheit
des Alters nicht einmal gestreift.
Auch die Gelassenheit des Alters
schlägt noch immer einen großen
Bogen um mich. Was also war an­
ders als vor 20 oder 30 Jahren?
3/2014 apostel
7
titelthema
alt werden ist nicht harmlos
Was das Wort »alt« bedeutet,
scheint mir schwer definierbar zu
sein. Auf alten Familienbildern
sehen die 40-Jährigen älter aus
als die heutigen 70-Jährigen. Sie
waren oft auch kränker und
verschlissener.
»Alte« gibt es eigentlich gar nicht
mehr, nur noch Senioren. Und
die machen was los: Seniorenrei­
sen, Seniorensport, Seniorenuni­
versität. Kirchlich gesehen sind
sie unsere Kerngruppe. Ohne die
Scharen engagierter rüstiger Rent­
ner sähe es trist aus in den Ge­
meinden. Es ist erfreulich, dass
ältere Menschen heute viel mehr
Alt werden – alt sein. In Würde
altern. Das ist das Titelthema die­
ses Heftes.
»Es gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des
Lebens, dass der Mensch immer bissiger wird,
je weniger Zähne er hat.«
Möglichkeiten haben als früher.
Es ist aber auch eine Tatsache,
dass man viele Alte nicht mehr
sieht. Irgendwann sind sie ans
Haus oder Pflegeheim gefesselt,
irgendwann werden die Plagen so
schlimm, dass sie wie meine alte
Tante sagen: »Alt sein ist nicht
schön.« Irgendwann kommt ein­
mal der Tag, wo der eine oder an­
dere auch sehr bewusst sagt: »Es
reicht jetzt.«
Und vielleicht lässt sich die Ge­
schichte des sterbenden Pfarrers
ja auch anders verstehen?! Der
Sterbende möchte einfach nichts
mehr konsumieren, nicht essen,
nicht trinken, nicht rauchen. Das
Gespräch mit seinen Freunden,
das Miteinander ist es, das ihm
Freude bereitet, was letztlich ja
das Wichtigste ist, auch wenn es
sich im gemeinsamen Schimpfen
äußert. n
heinz josef catrein sscc
8
apostel 3/2014
© picture alliance / Dietrich / Bild
Das Einzige, was ich sagen kann,
ist, dass ich in dieser Zeit Neues
erlebt habe. Ich war an neuen
Orten und in anderen Ämtern.
Ich habe Menschen verloren und
Menschen kennengelernt. Und
ich selbst? Ich fühle mich noch
immer nicht alt. Aber das ist
selbstverständlich subjektiv. Ob­
jektiv betrachtet gehöre ich zur
älteren Generation. Die Arztbesu­
che werden häufiger. Meine Klas­
senkameraden sind vielfach
schon in Rente.
Unsere Gesellschaft vergöttert
das Jung- und Fit-Sein. Es ist ein
angenehmes Gefühl, und es lässt
sich Geld damit verdienen. Es ist
aber auch ein Selbstbetrug. Wir
werden alt, wir werden schwach,
und es stellt sich die Frage, wie
wir damit umgehen. Ein impo­
nierendes Beispiel war für mich
ein 95 Jahre alter blinder Bauer,
dem ich regelmäßig die Kommu­
nion brachte. Auf meine Frage,
ob es nicht bitter sei, nichts mehr
zu sehen, sagte er: »Ich bin nicht
traurig, ich hab doch so viel
sehen dürfen.« Ohne jede Unru­
he, oder Angst, plante er mit mir
seine Beerdigung. Er wollte, dass
es für die Gäste ein guter Tag
werde. Dass es für ihn ein guter
Tag werden würde, stand außer
Frage. Denn er hatte etwas begrif­
fen: Das Alter ist nicht nur Nie­
dergang und Verfall, sondern die
Annäherung an das Ziel unserer
irdischen Pilgerschaft. Das Alter
kann Hoffnung wecken.
Anregungen für die Monate Oktober, November und Dezember
geistlicher
wegbegleiter
Das glaub ich – damit leb ich
Geistlicher Begleiter zum Heraustrennen
Ich glaube an Jesus Christus, er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters
»Die da oben sitzen doch nur rum und tun nichts.
Sitzungen ohne Ende, außer Spesen nichts gewesen!«
Einspruch! Sitzen ist ein uraltes Symbol für Herrschaft
und Macht. Richter sitzen zu Gericht. Gottheiten,
Kaiser, Könige geben sitzend
ihre Befehle. Wer rechts
neben dem Herrscher sitzt,
ist derjenige, der dessen
Macht am nächsten kommt
und sie mit ihm teilt. Jesus
sitzt zur Rechten Gottes. Das
heißt, Jesus ist ganz auf der
Seite Gottes: »Ich und der
Vater sind eins« (Joh 10,30).
Und er ist zugleich ganz auf
der Seite des Menschen.
Damit bekennen die Chris­
ten, dass letzten Endes nie­
mand anders als Jesus Chris­
tus, der gekreuzigte Er­Löser, diese Welt regiert. Er ist
es, der herrscht über Zeit und Ewigkeit.
Bilderzyklus volo credere Nr. 7b © Kerstin Meinhardt, Idstein 2014
Und da ist er wieder, der Anfangsverdacht: »Die da
oben ...«
Die »All«macht des Bösen, das uns tagtäglich nicht
nur in den Medien überschwemmt, spricht lautstark
gegen eine Welt­Herrschaft Jesu Christi. »Er sitzt zur
Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters.« – Hier
macht der Glaube uns ein lebenswichtiges Angebot:
Übersieh nicht den Weizen im Unkraut! Die unschein­
baren und auch die größeren Zeichen der Liebe und
Heilung in meiner kleinen, in unserer großen Welt. –
Warum nicht darin die so menschliche Herrschaft
Jesu Christi in unserer Zeit entdecken? Und ihr auf
der Spur bleiben? Denn das Angebot geht weiter:
Das ist erst der Anfang, der Anfang vom Ende, von
einem end­gültig guten Ende – kein Zufall, kein letz­
tes Aufflackern in einem herzlos alles zermalmenden
Weltgetriebe.
»Jesus Christus sitzt zur
Rechten Gottes« – Gott, der
in Jesus seinen Himmel ver­
lässt, der »heruntergekom­
mene« Gott, lässt den Men­
schen nicht sitzen. Irdische
Reiche werden vergehen.
Gottes Reich wird sich durch­
setzen. Die Welt wird nicht
zum Teufel gehen, sie wird
am »Jüngsten Tag« vollendet.
Vor diesem Jüngsten Tag
brauchen wir keine Angst zu
haben. Die Herrschaft Gottes
funktioniert nicht nach den Spielregeln menschlicher
Machtpolitik. An Jesus Christus, der »zur Rechten
Gottes« sitzt, können wir ablesen, was es mit der Got­
tesherrschaft auf sich hat.
Seine Macht macht keine Angst, droht nicht mit Teu­
fel und Hölle. Sie befreit, schützt, heilt, nimmt nicht
Leben, gibt Leben. Leben durch den Tod hindurch.
Und er wird sich diese Macht durch nichts und nie­
manden nehmen lassen, so wahr Gott Gott ist. Und
Gott sei Dank ist er es, der zur Rechten des Vaters
sitzt, »der kommen wird zu richten die Lebenden und
die Toten«.
Diesem großen Versprechen möchte ich mit Ihnen in
den kommenden Monaten nachgehen.
Ihr
Pater Hans-Ulrich Willms SSCC
Impuls für den Monat Oktober
Gericht – zum Glück
Von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten
selbstvergewisserung
Gericht, Hölle, wie eine Drohung stehen sie da.
Dabei sind die arroganten Drohpredigten vergan­
gener Jahrzehnte mit ihrer Angst erzeugenden
Botschaft weithin der Verkündigung der grenzen­
losen, unendlichen Liebe Gottes gewichen.
Und doch – auch wenn wir fest davon überzeugt
sind, dass die Geschichte Gottes mit uns Men­
schen die Geschichte einer ganz großen Liebe
und Treue ist – tief in unserer Seele spüren wir,
dass es ein Gericht am Ende des Lebens geben
muss. Selbst wenn wir dieses Gespür weitgehend
verdrängen, manchmal steigt Angst in uns hoch:
Was wird sein am Ende meines Lebens? Was ist,
wenn es einen Gott gibt und ich vor ihm stehen
werde mit meinem Leben? Ich mit meinem Leben,
ganz persönlich und ganz allein. Wie auch immer:
Ein Gericht über unser Leben muss es geben – um
des Menschen willen und Gottes wegen auch. Zu
unserem Glück muss es das geben! Wie das?
Kann ich mehr leben lernen im Vertrauen
auf einen Richter, der mich genauer kennt
und leiden-schaftlicher liebt, als ich jemals
selbst meinen liebsten Menschen kennen
und lieben kann?
Das Entscheidende ist: Wir haben es mit einem
Richter zu tun, der uns persönlich kennt wie nie­
mand sonst, besser als wir selbst uns kennen. Die­
ser Richter ist uns Bruder, Heiland und Erlöser.
Einer, der selbst für jede
und jeden am Kreuz ge­
storben ist. Wer das auf
sich nimmt, wird Partei
ergreifen – nicht gegen
den Menschen, sondern
für ihn. Der wird sagen:
Ich bin für dich gestor­
ben – wie solltest du da
nicht leben?
Zunächst: Die biblischen Bilder von Gottes Ge­
richt (zum Beispiel Mt 25,31– 46) sind kein Dreh­
buch. Es geht nicht um »links« oder »rechts«,
nicht um »Schafe« oder »Böcke«. Es geht um das
Alles oder Nichts unseres Lebens. Das ist die
entscheidende und gleichzeitig frohe Botschaft
dieser Vorstellung, die sich auf den ersten Blick so
grausam darstellt: Dieses Gericht ist nicht ein
Gericht von Menschen über Menschen. Davor
müssten wir eine Höllenangst haben.
Gebet
Gott, du weißt, wie es uns geht und wie es um uns steht. Ob wir lachen oder
weinen, beten oder zweifeln – nichts ist dir verborgen. Du kennst unser Leben,
unsere Ängste und Sorgen, unsere Schwächen und Fehler, unsere Fragen und
Anfragen an dich. Nimm unser Leben an und birg alles, was dieses Leben
ausmacht, in deiner befreienden, heilenden und erlösenden Liebe!
Impuls für den Monat November
Gericht – zum Leben
Bilderzyklus volo credere Nr.6 © Kerstin Meinhardt, Idstein 2014
Von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten
Gebet
Gott, deine Liebe gehört uns ganz und immer. Das ist
fromme Selbstberuhigung, sagt die Vernunft. Davon
hast du nichts, sagt die Berechnung. Das bringt dich im
Alltag nicht weiter, sagt die Erfahrung. Du, Gott, sagst,
nimm sie an, meine Liebe. Lass sie nicht los. Lebe mit
und aus ihr. Dann wirst du frei. Frei für dich selbst.
Frei für die anderen. Frei für das Leben. Jetzt und in
der Stunde deines Todes. Hilf uns, Gott, aus dieser
Liebe zu leben in dieser Zeit für die Ewigkeit!
Jesus ist nicht gekommen,
um Streicheleinheiten zu
verabreichen. Er wollte
Feuer auf die Erde brin­
gen, entflammen zu seiner
Liebe, anstecken mit sei­
ner Liebe. Auch wenn die
Bibel von Gottes Gericht
über unser Leben spricht,
tut sie das im Bild von
Feuer und Flammen.
Als Kind habe ich mir
vorgestellt: »O Gott, eine
Ewigkeit brennen, ohne
dass das jemals aufhört!«
Eine grausame Vorstel­
lung! Wenn Jesus Feuer
auf die Erde bringt, dann
nicht, um zu quälen, son­
dern um den Menschen
heimzuholen selbst aus
den schmutzigsten und dreckigsten Gossen dieser
Welt. Er ist gekommen, damit alle Menschen den
Himmel erreichen.
Gericht, ein heilendes Gericht also. »Na
prima, dann können wir ja so richtig
drauflossündigen! Der sanfte, nette, lie­
bende Jesus auf dem Richterstuhl nimmt
alles ja nicht so ernst. Schweinereien hin
oder her – alles wird gut.« So sicher
nicht! Das Maß, nach dem wir gemessen
werden, wird uns kompromisslos vor
Augen geführt: Es ist das Maß unserer
Menschlichkeit. Und diesem Maßstab
entgeht niemand, ob er nun Christ ist
oder nicht.
selbstvergewisserung
Gericht: nicht Verurteilung, nicht Vernichtung.
Gott richtet zurecht, was wir angerichtet haben.
Verleiht mir diese Botschaft für meine Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und zu mir
selbst Freiheit und Mut zum Handeln?
Was in diesem reinigend heilenden Gericht übrig
bleibt, ist das, was ein Leben mit Gott, den Him­
mel für alle erst möglich macht. Aus diesem
Grunde kann niemandem dieses Gericht erspart
bleiben. Gericht als die große und letzte Chance
jedes Menschen, ob er getauft ist oder nicht, sein
Leben in die richtige Richtung zu bringen. Ge­
richt im biblischen Sinne als Ereignis, in dem
unser Leben ge­richtet wird, auf Gott hin gerich­
tet wird, endgültig und für immer über alle Le­
bens­ und Seelen­Brüche hinweg.
Einen Bruch gerichtet zu bekommen, tut höllisch
weh, sagen wir. Das Leben in die richtige Rich­
tung gebracht zu bekommen, wird ebenfalls höl­
lisch wehtun – ohne Feuer und Flammen, in der
Seele wehtun.
Impuls für den Monat Dezember
Gericht – für mich
Von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten
schen sind, von Gott geliebt, geliebt von Anfang an,
geliebt in Ewigkeit. Denn: Weder Tod noch Teufel,
weder Engel noch Menschen, weder Gegenwärtiges
noch Zukünftiges können uns trennen von der Liebe
Gottes in Jesus Christus (Röm 8,35 –39).
selbstvergewisserung
Aber machen wir es uns damit
nicht zu einfach? Betrügen wir
Wenn ich heute sterbe,
was leuchtet meinen Mit­uns mit einer barmherzigen Lüge,
menschen auf? Was wünsche
indem die Wirklichkeit von
ich mir am meisten, dem
Elend, Ungerechtigkeit, Grausamnoch hinzufügen zu können
keit, ... irgendwie kleingeredet
mit meinem Leben?
wird? Die Dimension von Gottes
Gericht kennt keine Einheits­
größe: Alles wird gut, einfach so.
Nein, einige werden gehörig abspecken müssen –
nicht wegen ihrer Körperfülle. Gottes Gerechtigkeit
macht nicht gleich, schert nicht über einen Kamm.
Liebe gibt es nicht ohne Gerechtigkeit. Gnade ist
nicht billig.
Welch eine Ermutigung zum Leben!
Welch ein Trost im Sterben! Auch
wenn das Evangelium vom Gericht
(Mt 25,31– 45) beim ersten Hören
furchterregend wirkt, es ist Frohe
Botschaft, für die es sich zu leben
lohnt und aufgrund derer es sich zu
sterben lohnt: Ich sterbe in die lieben­
den Arme Gottes. Von ihm werde ich
aufgefangen. Von seiner Liebe. Sie
zählt und sonst gar nichts.
Was in diesem Gericht geschieht, ist, was am Ende
unseres Lebens auch bei jedem und jeder von uns im
Leben der Mitmenschen aufleuchten wird. Manch­
mal fragen wir uns am Grabe eines Menschen: Was
bleibt von dem Gestorbenen? Eigenartig – dann
verblassen die Fehler nach und nach; das Gute lebt
in der Erinnerung auf. Genau das ist das wahrhaft
Göttliche: Das Gute bleibt. Es bleibt, dass wir Men­
Gebet
Gott, du liebst nicht nur das, was stark ist, sondern auch das, was
schwach ist. Nicht nur, was schön, sondern auch, was hässlich ist.
Du liebst, was meine Liebe nicht lieben kann. Du rettest, was meine
Liebe nicht retten kann. Du hältst, was meine Liebe nicht halten
kann. Lass mich im Vertrauen auf diese Liebe die Herausforderun­gen
meines Lebens annehmen und sie darin aufleuchten lassen.
Bilderzyklus volo credere Nr. 24 © Kerstin Meinhardt, Idstein 2014
»Wer kann uns verurteilen? Christus Jesus, der ge­
storben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist,
sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein« (Röm
8,34). Jesus ist nicht Scharfrichter, Jesus ist Erlöser
und Heiland. Er richtet nicht hin, er richtet auf. Was
Menschen auch immer angerichtet haben, was nicht
mehr gelöst und gutgemacht werden kann, Jesus
wird es zum Leben erlösen.
titelthema
Das Leben kann
menschlicher werden
oben: © picture-alliance / ZB, unten: © picture alliance / dpa
Das wird ein schöner Tag. Der Himmel ist blau, die Fenster des Nach­
barhauses reflektieren die ersten Sonnenstrahlen, und die Luft ist schon
angenehm warm. Da kommt ein Anruf, der plötzlich alles ändert. Oma
ist im Krankenhaus – Schlaganfall. Und jetzt? Innerhalb von Sekunden
läuft der innere Film ab. Wie schlimm ist es? Wird sie wieder nach
Hause können? Geht das überhaupt in der Wohnung, im Haus? Wer
wird für sie und Opa sorgen, wer putzen, wer kochen? Vielleicht müssen
sie ins Altersheim, wo die Pflegekräfte doch meist chronisch überar­
beitet sind und menschlich viel auf der Strecke bleibt? Oder finden wir
doch einen Ort, an dem sie liebevoll gepflegt werden und sich auch
wohl fühlen? … Auf einmal ist es da, das Alter – von jetzt auf gleich.
So oder so ähnlich geht es vielen. Wir werden alle
kontinuierlich älter, und doch trifft es uns wie aus
heiterem Himmel. Ja, es heißt, unsere Gesellschaft
wird immer älter. In Deutschland leben fast zwei
Millionen Menschen, die älter sind als 85 Jahre. Es
gibt fünfmal mehr Hundertjährige als vor 30 Jahren.
Die Alterspyramide steht auf dem Kopf. Politiker
warnen vor Altersarmut. Klar ist, es wird mehr Pfle­
gende und mehr Pflegeheime brauchen ... Aber mit
mir hat das doch (noch lange) nichts zu tun. Alt sind
nur die anderen. Dass das ein Irrtum ist, liegt auf der
Hand. Trotzdem will es kaum einer wahrhaben.
Nicht nur gesellschaftlich, auch ganz direkt betrifft
es jeden von uns. So, wie wir vielleicht unser Studi­
um und den Beruf planen, überlegen, ob oder wie
viele Kinder wir bekommen wollen, genau so sollten
wir unser Alter und unseren Tod vor Augen haben.
Nicht erst dann, wenn es nicht mehr anders geht.
Paar im Altersheim.
Er kümmert sich um
seine kranke Ehefrau.
»ich bleibe zu hause,
solange es geht«
Es ist also klug, sich beizeiten auf das Alter einzu­
stellen. Räume zu schaffen oder zu suchen, sich in
Gedanken mit den möglichen Begleitumständen zu
beschäftigen und Vorsorge zu treffen. Immer mehr
Menschen möchten im Alter möglichst lange selbst­
ständig bleiben und im lieb gewonnenen eigenen
Zu­hause leben. »Solange ich das entscheiden kann,
bleibe ich hier!« Diesen Spruch habe ich nicht nur
einmal gehört.
Längst gibt es eine Reihe alternativer Wohnformen
zwischen dem herkömmlichen Seniorenheim und
dem Lebensabend daheim: das altersgerecht umge­
baute Eigenheim, das betreute Wohnen, die Senio­
ren-Wohngemeinschaft oder die Wohngruppe. »Das
Wohnen im Alter ist inzwischen so bunt wie das
3/2014 apostel
13
titelthema
Alter selbst«, bestätigt Anne Helmer vom Verband
katholischer Altenhilfe in Deutschland, VKAD. »Es
gibt einen Trend zu ambulanten Modellen sowie
einen Ausbau der haushaltsnahen Dienstleistungen.«
Noch machen die neuen Wohnformen im Alter nur
einen sehr kleinen Teil aus. Schätzungen gehen
davon aus, dass beispielsweise der Anteil an gemein­
schaftlichen Wohnprojekten von Menschen über 65
Jahren bei höchstens einem Prozent liegt. »In den
Städten gibt es dabei deutlich mehr Möglichkeiten«,
so Anne Helmer. Neben den finanziellen Mitteln sei
es auch wichtig, sich im Alter einen möglichst regen
Austausch mit Familie, Freunden und Bekannten zu
bewahren. »Wenn man ganz allein ist, wird es
schwierig.«
Alleine sein im Alter, das wollte auch
Wulf Werbelow nicht. Nach dem Tod
seiner Frau hatte der 76-jährige Pfälzer
versucht, eine Alten-WG zu finden, zu­
nächst ohne Erfolg. Irgendwann stieß er
auf das Schammatdorf bei Trier. Hier
leben rund 280 Menschen zusammen,
Junge und Alte, Singels und Familien,
Menschen mit und ohne Behinderung. Wulf Werbelow
Die Bewohner kommen aus allen sozia­
len Schichten. Jeder hat seine eigene
kleine Wohnung, die wiederum in meh­
reren Häusern zu einem Hof zusammengefasst sind.
Wulf Werbelow lebt seit fast zehn Jahren im Scham­
matdorf. Anfang der 1980er Jahre wurde es auf Initi­
ative der benachbarten Benediktiner gemeinsam mit
städtischen Trägern gegründet. Es funktioniert bis
heute. »Hier hat eine Idee für ein soziales Miteinan­
der praktische Formen gefunden«, sagt Werbelow.
Die Wohnungen im Schammatdorf sind eher klein,
deshalb musste er sich etwas einschränken. Von
einem großen Haus ist Werbelow in eine 50-Qua­
dratmeter-Wohnung gezogen. Bereut hat er diesen
14
apostel 3/2014
Schritt jedoch nie. »Meiner Erfah­
rung nach leben alte Menschen bes­
ser, wenn sie nicht immer unter sich
sind«, ist er überzeugt. »Hier im Dorf
muss ich mich auf die Belange von
Kindern und Erwachsenen, von Hartz4-Empfängern und Akademikern ein­
stellen. Das macht es für mich im
Alter so lebens- und liebenswert. Und
die Achtsamkeit, die ich als alter
Mensch erwarte, die muss ich hier
erst einmal einbringen, indem ich auf
die anderen achte!«
Das Schammatdorf ist nur ein Bei­
spiel, wie alternative Wohnformen
aussehen können. Tatsächlich brin­
gen mittlerweile einige Kommunen
© Inge Duhr
Schammatdorf: eines von
vielen alternativen Wohnprojekten. Auf dem Gelände der Abtei St. Matthias
gibt es 144 Wohnungen,
von denen 44 barrierefrei
sind. Etwa 280 Menschen
wohnen dort: Familien mit
Kindern, Menschen mit
und ohne Behinderungen,
ältere Menschen, Studenten, Alleinerziehende.
Ziele sind gute Nachbar­
schaft und sich gegenseitig
im Alltag dort helfen, wo es
Probleme gibt.
Alt werden …
Die Fürsorge für die alten Ordensleute ist für alle Ordensgemeinschaften in Deutschland eine gewaltige Herausforderung. Es ist
nicht zu übersehen, dass die Mehrheit der Ordensleute inzwischen
über 75 Jahre alt ist. In unserer eigenen Ordensprovinz, die zurzeit
45 Mitbrüder zählt, gibt es gerade
noch 8 Mitbrüder, die jünger als 65
sind.
Wenn Verwandte und Freunde mich
fragen, wann ich pensioniert werde,
antworte ich gerne: »mit Erreichen
der Trotteligkeitsgrenze«. Das muss
ich dann erklären. Unsere Ordensgemeinschaft geht davon aus, dass
jeder bis zu seinem 70. Lebensjahr
eine aktive und bezahlte Arbeit
ausführt. Dies ist die Regel, aber
da das Leben des Ordensmannes
ja mehr Berufung als Beruf ist, ist
das 70. Lebensjahr keine feste
Gren­­ze. Viele reduzieren ihre Arbeit und passen sie ihren Kräften
an. Andere übernehmen mehr
Ämter und feste Dienste in unse­
ren Gemeinschaften. Diese Tätigkeiten werden nicht entlohnt, für
titelthema
mit Wohnungsbaugesellschaften und Trägern wie
beispielsweise auch der Caritas vermehrt neue Woh­
nideen und Projekte auf den Weg.
jeder will alt werden, aber keiner will es sein
Die richtige Lebensform fürs Alter finden und Vor­
sorge treffen, sind wichtige Schritte. Mindestens ge­
nauso wichtig aber ist die innere Einstellung. Ba­
den-Baden bietet hier viel »Anschauungsmaterial«.
Die Kurstadt ist gerade bei Älteren sehr beliebt. Es
gibt eine Vielzahl von Senioren- und Altersresiden­
zen und Pflegeheimen. Im Umkreis von nur 2 km
um unsere Wohnung liegen mindestens sechs ver­
schiedene Einrichtungen, für betuchtere und weni­
ger begüterte Ältere. Aber egal, mit wem ich hier ins
Gespräch komme, es wird schnell deutlich, kaum
jemand will sich als »alt« bezeichnen lassen. Mich
macht es traurig, wenn ich betagte Damen um die 80
durch die Allee laufen sehe, die kaum mehr gehen
können, aber dennoch Stöckelschuhe tragen und
wie Mitte 30 wirken wollen. Frauen wie Männer
versuchen, mit Botox, Operationen und viel Schmin­
ke ihr Alter zu verstecken, was in den wenigsten
Fällen gelingt.
Jeder will alt werden, aber keiner will es sein. Dieses
Sprichwort bringt es auf den Punkt. Woran liegt
das? Liegt es daran, dass wir, wie Pater Heinz Josef
schreibt, das Jung- und Fit-Sein vergöttern? Und
dass wir beim Thema Alter immer gleich an Nieder­
gang denken? Wo sind die Altersweisheit, die Er­
fahrung, die Ruhe und Gelassenheit, die das Alter
auch auszeichnen können? Wo ist das Bild des Ur­
großvaters, der schon so viel gesehen und erlebt
hat, dass er immer ein wunderbarer Ratgeber ist?
Diese Interpretation des Alters hat mich schon
im Kloster
die jeweilige Kommunität sind sie
jedoch ein Segen und sparen zudem Personalkosten. Manch einer
findet im Alter erst die Zeit, Dinge
zu tun, für die er früher keine Zeit
hatte. Das Gebetsleben hat für die
allermeisten einen neuen Stellenwert bekommen.
Viele unserer »Rentner« sind immer noch aktiv: Sie arbeiten in Haus
und Garten, lassen sich gerne zu
Aushilfsdiensten einspannen, lesen,
studieren und schreiben. Es ist sehr
ermutigend zu sehen, wie viele
sich auch mit ihren schwindenden
Kräften bis zuletzt für die Gemeinschaft einsetzen. Sie wissen, vom
Ordensleben wird man nie pensioniert, und in jeder Lebenssituation muss man sich fragen, was der
Herr von einem will. Ordensleute,
denen dies nicht gelingt, geben da­
gegen ein trauriges Bild ab.
Es gibt keine Bestimmungen darüber, wo der Ordensmann seinen
Lebensabend verbringen soll. Man
ging immer davon aus, dass er
dort als alter Mensch leben sollte,
wo er auch sein Leben lang gearbeitet hat. Heute ist dies nicht
immer so einfach. Viele Häuser
sind geschlossen worden, und das
zwingt manchmal zu schmerzhaf­
ten Ortsveränderungen. Die Deutsche Provinz hat schon vor vielen
Jahren Weichen gestellt. Werne
wurde zur Altenkommunität ausgebaut. Das heißt: ein Haus mit
Aufzug, automatischen Türen, behindertengerechten Bädern usw.
Ziel ist es, dass die Mitbrüder so
lange wie möglich in klösterlicher
Gemeinschaft leben können. Für
die Pflege einzelner Mitbrüder
werden die örtlichen Pflegedienste
beansprucht. Manchmal kann es
nötig werden, einen Bruder in ei­
nem Pflegeheim unterzubringen.
Das St. Josefshaus in Horchheim
war ein solches Haus, und wir ge­
denken mit Dankbarkeit der Fürsorge der Ordensschwestern und
des Personals. Heute lebt ein pflege­
bedürftiger Mitbruder im Kathari­
nenstift in Werne. Der kurze Abstand zur Kommunität macht es
einfach, in Verbindung zu bleiben.
Unsere klösterlichen Gemeinschaf­
ten sind ein Spiegelbild unserer
überalterten Gesellschaft. Es wird
uns immer deutlicher, wie wichtig
es für unsere Kommunitäten ist,
ein Beispiel dafür zu sein, wie man
miteinander im Vertrauen auf die
Verheißung des Herrn auch die
letzte Etappe der irdischen Pilgerschaft gemeinsam zurücklegt. n
heinz josef catrein sscc
3/2014 apostel
15
titelthema
immer berührt. Ein Mensch, der in sich ruht, der
nicht allem hinterher hechelt, was angeblich jung
und modern ist, jemand, der milde und besonnen
reagiert, der sich und die Welt akzeptiert. Wäre das
nicht ein schönes Alters-Vorbild? So könnte das
Alter tatsächlich die »Annäherung an das Ziel unse­
rer irdischen Pilgerschaft« sein, wie Pater Heinz
Josef schreibt.
das alter als chance
Sicher, wenn Knie und Hüfte schmerzen, der Geist
vielleicht langsam nachlässt, die Freunde nach und
nach sterben, dann ist es nicht immer einfach, das
Alter anzunehmen. Was aber ist die Alternative?
Was hilft es, das Negative hervorzuheben? Mut ma­
chen hier auch die Worte des chilenischen Paters
Pablo Fontaine SSCC: »Das Leben kann im Alter
menschlicher werden!« Pater Pablo, geboren 1925,
war viele Jahre als Pfarrer, als Rektor der Ordens­
schule und als Novizenmeister in Santiago de Chile
Schammatdorf bei Trier: Gemeinsam leben und feiern
hier Jung und Alt. Die Architektur des Dorfes schafft
für die Ziele der Integration und Kommunikation gute
Voraussetzungen.
eine schwere Tasche schleppt, die Vögel, die mich
manchmal zutraulich beäugen und manchmal scheu
davonfliegen. Das alles lässt mich an
Gleichnisse Jesu denken und lädt
Mit Slogans wie »Stopp!
mich ein, in größerer Freiheit mit
Schiebt uns nicht ins Aus«
ihm zu gehen. Das heißt, der Weg
nehmen mehrere hundert
schenkt mir Gegenstände, die ich auf
alte Menschen am 7.11.2013
schlichte Weise betrachten kann und
in Bremen an einer Protest­
die mich der Schöpfung und dem
kundgebung gegen die
Menschen Jesus näherbringen.« Pater
Kürzung der Zuschüsse
Pablo verschweigt dabei nicht, dass er
für die 28 Bremer Senio­renes schon allein wegen der schweren
Begegnungsstätten um insund unsicher gewordenen Beine
gesamt 60.000 Euro teil.
heute nicht mehr so eilig habe.
16
apostel 3/2014
Die Sichtweise Pater Pablos mag nicht für jeden pas­
send sein. Aber sie gibt ein Beispiel, sich mit dem,
was zwangsläufig kommt, auseinanderzusetzen.
Was uns im Alter erwartet, welche Krankheiten uns
zusetzen, wie viel Zeit uns bleibt, das liegt nicht al­
lein in unserer Hand. Aber zu versuchen, Alter und
Tod in Würde und Gottvertrauen zu begegnen, die
persönlichen Dinge zu regeln und Versöhnung zu
suchen, diesen Aufgaben können wir uns stellen. n
andré madaus und mirjam krug
oben: © Inge Duhr, Mitte: © picture alliance / dpa
tätig. In seinen Reflexionen über das Älterwerden
und den Tod schreibt der heute 89-Jährige, ein
Leben nach dem Evangelium und in der Nachfolge
Jesu könne im Alter freier werden. Er beschreibt
seine persönliche Erfahrung im Umgang mit der Zeit
und der geringer werdenden Verantwortung im
Alter. Pater Pablo kommt zu der Schlussfolgerung,
dass auch die Einsamkeit und selbst die Betrachtung
des Todes dem Menschen eine gelassene Freude zu
schenken vermögen. Im Alter werden die Aufgaben
weniger: »Das ermöglicht mir, Situationen und
Dinge wahrzunehmen, die ich
früher leicht übersehen habe«,
schreibt er. Erst wenn wir uns
ohne die Hektik des Alltags
die Zeit leisten können, ge­
winnen die kleinen, alltäg­
lichen Dinge an Tiefe. »Diese
alte Frau, die mit einem mü
den und traurigen Gesicht Pablo Fontaine SSCC
Selbstverständlich, Älterwerden be­
deutet auch, Kräfte und Einfluss
schwinden zu sehen. Das sieht auch Pater Pablo: »Es
ist ein mich Einüben ins Loslassen und gleichzeitig
eine Form, weiterhin Verantwortung mitzutragen,
ohne mich dabei selbst zu überfordern und ohne
dem Erfolg oder Misserfolg allzu viel Gewicht zu
geben.« Und in Bezug auf unser Sterben schreibt er:
»Der Blick auf den Tod gibt mir eine gewisse Frei­
heit, die mir hilft, die Dinge weniger dramatisch zu
sehen und die Proportionen zu wahren.«
titelthema
»Im Alter gibt es auch Zweifel
des Glaubens …«
Ein Gespräch mit Pater Gabriel Simon SSCC (77) aus Münster über die religiöse Dimension des Altwerdens
Pater Gabriel, aus der Sicht eines
jüngeren Menschen klingt es im
Grunde verlockend: Später, im
Alter, wirst du mehr Zeit haben
und weniger Verantwortung
tragen. Wie sehen Sie das?
Ein russisches Sprichwort sagt:
Wenn Gott dir eine Tür zuschlägt,
öffnet er dir ein Fenster. Es stimmt,
dass sich nach dem Berufsleben
neue Möglichkeiten eröffnen. Ich
persönlich versuche, das Staunen
und die Neugier zu bewahren.
Durch die Lebens­erfahrung gehen
einem manche Dinge neu auf, die
man vorher gar nicht so wahrge­
nommen hatte. Ich habe zum Bei­
spiel Teile der Bibel neu entdeckt.
Aber ich glau­be, es ist auch wich­
tig, dass man frühzeitig eine sinn­
volle Beschäftigung für diese Zeit
in den Blick nimmt. Für mich ist
das die Auseinandersetzung mit
unserer Ordensgeschichte, die
ich früher als Hobby betrieben
habe. Jetzt kann ich mich dem
ganz widmen, was mich ausfüllt
und dankbar macht gegenüber
den Mitbrüdern der Vergangen­
heit. Ein Weiteres ist für mich das
Zweite Vatikanische Konzil, das
ich als Zeitzeuge erleben durfte.
Davon gebe ich heute bei Vorträ­
gen oder Besinnungswochenen­
den viel weiter, damit diese Erin­
nerung lebendig bleibt.
Welchen Einfluss hat das Alter
auf den Glauben?
Das Alter hat gerade auch eine re­
ligiöse Dimension. Es ist eine Zeit,
in der man mit seinem Glauben
und seiner religiösen Einstellung
in eine neue Phase eintritt. Es ist
ein wichtiger Abschnitt unseres
irdischen Lebens, aber christlich
gesehen mit einer Perspektive,
die darüber hinausgeht – nämlich
dass wir noch eine endgültige Zu­
kunft bei Gott erwarten, die das
eigentliche Ziel und die Vollen­
dung unseres Lebens ist. Das gibt
dem Alter eine ganz besondere
Note. Das Alter sagt uns aus dem
Blickwinkel des Glaubens: Das
Beste liegt noch vor uns! Es mag
etwas fromm klingen, aber ich
glaube, für uns Christen ist das
eine wichtige Dimension. Man
sollte Dinge wie das Abschied­
nehmen und das Loslassen recht­
zeitig einüben.
Bei all dem Positiven ist Alt­
werden auch nicht nur schön ...
Das stimmt, man sollte das Alter
natürlich nicht verklären und die
Mühsal und Beschwerden des All­
tags nicht unterschlagen. Die Be­
wegungsräume werden enger,
auch in den Beziehungen mit
Menschen. Das schränkt schon
ziemlich ein. Außerdem sind alte
Menschen auch nicht unbedingt
fromm. Im religiösen Leben gibt
es im Alter auch Anfechtungen
und Zweifel. Das bleibt nicht aus.
Aber Gott begleitet uns auch im
Alter auf unserem Glaubensweg.
Ich merke jedoch immer mehr
bei mir selbst und bei anderen äl­
teren Menschen, die früher ganz
selbstverständlich Kirchgänger
waren, dass mit dem Alter Zweifel
kommen. Stimmt das wirklich
alles, was ich immer geglaubt
habe? Wie ist das mit dem Leben
nach dem Tod?
Wird der Glaube also noch
einmal auf die Probe gestellt?
Ja, damit muss man rechnen. Um­so wichtiger ist, dass man einen
neuen Zugang zum Glauben fin­
det. Für mich sind das die Sakra­
mente, insbesondere die Feier der
Eucharistie, die ich neu entdecke
und tiefer sehe. Die Eucharistie
ist im besten Sinne eine Wegzeh­
rung, sie gibt Kraft für diese letzte
Wegstrecke. Da wird ein Stück
von dem vorweggenommen, was
Gott uns bereitet hat. Ich glaube,
es gibt auch in der religiösen Di­
mension eine Art Nachreifen im
Alter. Früher hatte ich das nicht
so im Blick, aber heute denke ich,
dass das christliche Leben ein
immer tieferes Hineinwachsen ist
in die Freundschaft mit Jesus,
jenseits aller Gebote und Verbote.
Ich glaube, uns als Christen ist
aufgetragen, durch die Art und
Weise, wie wir mit Alter, Krank­
heit, Einschränkung und Tod
umgehen, ein Stück Zeugnis zu
geben von der Hoffnung, die uns
trägt. n
interview: andré madaus
3/2014 apostel
17
familie sscc
40 Jahre Sommerzeltlager der GCL
Die Gemeinschaft vom christlichen Leben (GCL) bildet seit vielen
Jahren einen Grundstein der Schulseelsorge am Johannes­Gymnasi­
um in Lahnstein. Patres des Johannesklosters begleiteten sie seit den
1950er Jahren. Seit 40 Jahren ist Pater Ernst Karbach SSCC Lehrer
am Johannes­Gymnasium und Leiter der GCL. Und auch seit 40
Jahren gehören die Zeltlager in Dahlheim (Verbandsgemeinde Lore­
ley) zum Programm und sind für viele Schüler der Höhepunkt des
Jahres. Die Zeltlager bestehen immer aus einer Mischung aus Lager­
leben, Spiel, Sport und Gottesdienst. Auch eine Sammelaktion in
den umliegenden Ortschaften zugunsten der Deutschen Lepra­
und Tuberkulosehilfe (DAHW) gehört dazu. In diesem Jahr nah­
men – wie in den letzten Jahren auch – rund 100 Jugendliche teil,
die von Pater Karbach und seinem langjährigen »Stab« betreut
wurden.
Das 40­jährige Jubiläum wurde zunächst mit einem festlichen
Gottesdienst gefeiert. Für das anschließende gemeinsame Fest
hatten die Gruppenleiter ein Spanferkelessen organisiert.
60 Jahre
60-jähriges Ordensjubiläum
Bruder Stephan Gehlen SSCC
65 Jahre
65-jähriges Ordensjubiläum
Pater Olav Müller SSCC
Pater Olav Müller feierte am 5. September 2014 sein
60­jähriges Priester­ und begeht am 7. Oktober 2014
sein 65­jähriges Ordensjubiläum
in Trondheim (Norwegen). Der
Jubilar beging im April seinen
90. Geburtstag (siehe Apostel
2 / 2014) und ist seelsorglich und
schriftstellerisch noch immer
aktiv. Die körperlichen Plagen
des Alters erträgt er mit Humor
und Gelassenheit.
18
apostel 3/2014
Bruder Stephan Gehlen wurde 1933 in Stolberg gebo­
ren. Nach der Volks­ und Berufsschule machte er
eine kaufmännische Lehre, die er mit der kaufmän­
nischen Gehilfenprüfung ab­
schloss. Unmittelbar danach trat
er ins Noviziat ein und legte am
29. September 1954 in Burgbrohl
seine ersten Ordensgelübde ab.
Den immer munteren Rheinlän­
der kennen viele unserer Lese­
rinnen und Leser als »Reisebru­
der«, der lange Jahre die Freunde und Wohltäter un­
serer Ordensgemeinschaft betreute. Im Jahr 2001
beendete er die Tätigkeit als »Reisebruder« und
übernahm den Pfortendienst in Kloster Arnstein.
Sein Humor, seine geduldige Aufmerksamkeit und
seine Frömmigkeit waren auch in dieser Funktion
von großem Nutzen, seine Kirchen­ und Klosterfüh­
rungen legendär. Seit 2010 machten sich bei Bruder
Stephan immer stärker gesundheitliche Probleme
bemerkbar. So zog er zunächst ins Altenheim in
Horchheim, wo er dank guter Pflege so zu Kräften
kam, dass er in die Kommunität nach Werne wech­
seln konnte. Sein Demenzleiden verschlimmerte
sich jedoch derart, dass Bruder Stephan heute im
Katharinenstift in Werne lebt.
familie sscc
Immer wieder Pfingsten in Arnstein
Sie kommen immer wieder an Pfingsten und das seit
30 Jahren: die Arnsteingemeinschaft. An diesem für
viele von ihnen fast magischen Ort trafen sich auch
in diesem Jahr wieder 50 Erwachsene, Jugendliche
und Kinder zu Begegnung, Glaubensgesprächen,
Gottesdiensten, Stille, aber auch zu gutem Essen,
Trinken und fröhlichen Feiern.
Einige sind schon als Kleinkinder an der Hand der
Eltern oder Großeltern den steilen Berg hinaufgepil­
gert und kamen Jahr für Jahr wieder. Andere erin­
nern sich an die Arnsteiner Jugendwallfahrten: das
Treffen in Lahnstein, der lange Marsch über Berg
und Tal, die kurze Nacht zum Sonntag und der
Sonntag selbst mit Gottesdiensten, Gruppenarbeit
und viel Gesang. Manch einer hat seine ganz persön­
liche Lebensgeschichte: Hier sind sie ihrem späteren
Ehepartner zum ersten Mal begegnet. Hier hat man
sich verstohlen angeschaut, geflirtet, und manch
einer hat auch in der Kirche den Bund fürs Leben
geschlossen.
Zuwachs in Werne
Fragebogen-Aktion
47 Leserinnen und Leser des Apostel haben den in
der letzten Ausgabe beigegebenen Fragebogen aus­
gefüllt zurückgesandt. Nochmals vielen herzlichen
Dank hierfür. In der nächsten Ausgabe des Apostel
werden wir über die Ergebnisse berichten und die
Gewinner des Wochenendaufenthalts in Kloster
Arnstein vorstellen.
Bruder Andreas Lüttmer SSCC (o.)
sowie die Patres Gerd Nieten SSCC
(m.) und Alfred Bell SSCC (u.) verstär­
ken den Konvent in Werne. Während
Bruder Andreas vorher in Koblenz
wirkte, kehrt Pater Gerd nach einem
längeren Krankenhausaufenthalt nach
Werne zurück. Pater Alfred schließ­
lich hat seine Aufgabe als General­
postulator und Generalprokurator der
Ordensgemeinschaft in Rom beendet.
Er übernimmt ab Oktober eine halbe
Stelle im Offizialat (= Bischöfliches
Gericht) in Münster.
3/2014 apostel
19
Die Jugendbegegnungsstätte der
Arnsteiner Patres – auf den Höhen des
romantischen Lahntals nahe Nassau
gelegen – befindet sich in den Mauern
eines fast 900 Jahre alten Klosters.
Hier ist Raum für Gruppen aus Pfarreien,
Schulen und Verbänden – für Seminare,
Schulungen oder Familienfreizeiten.
Die Anlage besteht aus mehreren
eigenständigen Häusern und bietet
63 – 67 Übernachtungsplätze in Mehrbettzimmern.
Nutzen Sie das Haus als Selbstversorger,
oder aber – NEU – buchen Sie eine Fachkraft, die sich um den Einkauf und die
Zubereitung einer Mahlzeit kümmert.
Im Außengelände gibt es verschiedene
Sitzgruppen, eine Tischtennisplatte,
Grillmöglichkeiten und viel Platz auf
dem Klosterhof.
Mehr Informationen bekommen Sie bei
der Leiterin der Jugendbegegnungsstätte:
Erni Lelle, Telefon: 0 26 04 97 04 10,
[email protected], www.sscc.de/jbs.html
Unsere Niederlassungen in Deutschland
Arnsteiner Patres, Provinzialat
Kardinal-von-Galen-Straße 3 n 59368 Werne
Tel.: 0 23 89 97 01 50 n Fax: 0 23 89 97 01 27
[email protected]
Arnsteiner Patres
Bohlweg 46 n 48147 Münster
Tel.: 02 51 48 25 33 n Fax: 02 51 4 82 53 59
[email protected]
Ordensgemeinschaft von den Heiligsten
Herzen (zur polnischen Provinz gehörig)
Immenstädter Straße 50 n 87435 Kempten
Tel.: 08 31 5 12 36 80 n Fax: 08 31 51 23 68 19
Kloster Arnstein
56379 Obernhof / Lahn
Tel.: 0 26 04 9 70 40 n Fax: 0 26 04 16 06
[email protected]
Arnsteiner Patres
Jesuitenplatz 4 n 56068 Koblenz
Tel.: 02 61 9 12 63-0
[email protected]
Niederlassung der Deutschen Provinz
in Belgien: Pères des Sacrés Coeurs
Quai de Brabant, 38/5 n B-6000 Charleroi
Tel.: 00 32 71 70 02 46
www.arnsteiner-patres.de
familie sscc
gung aus der noch ärmeren Nach­
barregion Huancavelica. Diese Ein­
wanderer verdingen sich vornehm­
lich als Landarbeiter.
Interview mit Pater Hermann Wendling SSCC
Worin bestehen die Haupt­
aufgaben in dieser Pfarrei?
Der Erzbischof von Hauncayo bot
uns diese Pfarrei an, weil dort Pries­
ter fehlten. Wir begannen unsere
Arbeit vor zwei Jahren mit fünf Brü­
dern, heute sind wir noch vier, da
von drei Priester und ein Student
im Pastoraljahr. Der Kern unserer
Aufgabe ist die Seelsorge in einer
Pfarreiengemeinschaft. Das Pfarr­
haus von Huaripampa ist Sitz unse­
rer Kommunität, zwei weitere Pfar­
reien werden von Schwestern gelei­
tet. Es gibt fünf größere Kirchen
und etwa 20 Kapellen. Zur Pfarrei
gehören etwa 30 Ortschaften mit
Seelsorge im Hochland der Anden
Seit zehn Jahren lebt Pater Hermann Wendling in Peru. Der
1951 in Sabershausen im Hunsrück geborene Priester zog
vor zwei Jahren nach Huaripampa im zentralen Andenhochland. Die Pfarrei liegt auf einer Höhe von 3.300 Metern
über dem Meeresspiegel in einer ländlich geprägten Region.
Zurzeit ist Pater Hermann auf Heimaturlaub und schildert
seine Eindrücke von der neuen Aufgabe.
Pater Hermann, wie leben die Menschen in der
von unserer Gemeinschaft betreuten Pfarrei?
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Klein­
bauern, die von Landwirtschaft und Viehzucht leben.
Die meisten Jugendlichen wandern nach der Schul­
zeit in die größeren Städte ab, hauptsächlich nach
Lima. Einige ziehen auch in die Bergbaugebiete, um
dort Arbeit zu finden. Die Menschen leben in der
Regel sehr bescheiden. In allen Dörfern gibt es Volks­
schulen, die oft aus einer Klasse bestehen. In den
größeren Orten können Sekundarschulen besucht
werden, die nach elf Jahren zu einem qualifizierten
Abschluss führen. Die politische Lage ist insgesamt
stabil, doch in der Bevölkerung ist die Erinnerung an
den rücksichtslosen Krieg zwischen den Sicherheits­
kräften des Staates und der Guerilla­Gruppe »Leuch­
tender Pfad« weiter lebendig. Der Pfarrer von Huari­
pampa verlor bei einem Terroranschlag der Guerilla
sein Leben. Es gibt eine starke Einwanderungsbewe­
19.000 Katholiken. Das christliche Le­
ben ist hier sehr traditionell geprägt.
Die Feste des Kirchenjahres und die
Patronatsfeste werden mit Gottes­
diensten, Prozessionen und folklo­
ristischen Tänzen ausgiebig gefeiert.
Außerdem werden viele verschiedene
Heilige verehrt, deren Bruderschaften
ihren Patron mit mehr oder weniger
großem Aufwand feiern. Der Einfluss
der vorkolonialen Religion ist vor allem bei der Ver­
ehrung des heiligen Jakobus spürbar, der als Schutz­
patron für das Vieh gilt.
Die Kommunitaet von Huaripampa mit P. Javier Alvarez
(Generaloberer) und P. Pankratius Kraeng (Generalrat)
µµ Fortsetzung
3/2014 apostel
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familie sscc
Welche pastoralen Schwerpunkte prägen
die Arbeit?
Wir legen großen Wert darauf, angesichts der vielen
verehrten Heiligen die zentrale Stellung Jesu Christi
hervorzuheben. Die Weitergabe eines an Jesus Chris­
tus festgemachten Glaubens sehen wir deshalb als
wichtige Aufgabe an. Denn es besteht die Gefahr,
dass sich die Religiosität in folkloristischen Traditi­
onen erschöpft, die im Extremfall nur noch einen
Anlass zu übermäßigem Alkohol­
genuss darstellen. Unsere Familien­
katechese in Verbindung mit der
ersten heiligen Kommunion möchte
alle Familienmitglieder erreichen.
Wir versuchen dabei bewusst, auch in
die kleineren, abgelegenen Gemein­
den zu kommen. Solche Katechesen
können morgens um sieben Uhr be­
ginnen, damit die Leute anschlie­
Dies tun wir am Schuljahresbeginn und versorgen
dabei etwa 500 Kinder. Die Spenden aus dem Aus­
land helfen uns hier sehr. Ein anderer Teil der Spen­
den dient der Schulspeisung in dem besonders
armen und abseits gelegenen Ort Paccha. 45 Kinder
und Jugendliche sowie zwölf ältere Leute erhalten
an den Schultagen eine warme Mahlzeit. Manche
Schulen laden uns auch zu Gesprächen über Erzie­
hungsfragen mit den Eltern ein. Wir unterstützen
In Paccha gibt es
eine Primarschule
mit etwa 100
Kindern und eine
Sekundarschule mit
etwa 70 Schülern
Erstkommunion in Ullusca
ßend noch auf dem Feld arbeiten können. Wir ver­
suchen auch, den Gemeinschaftscharakter des Glau­
benslebens zu stärken, um dem wachsenden Indivi­
dualismus und dem Konsumdenken entgegenzu­
wirken, die sich auch hier im religiösen Bereich
ausbreiten.
Welche Aufgaben stellen sich im schulischen
und sozialen Bereich?
Viele ältere Leute leben hier alleine. Diesen Men­
schen versuchen wir mit Lebensmittelspenden zu
helfen. Bisher war es üblich, dass bei Festmessen
Brot, Wein und Trauben als Gaben für den Priester
gespendet wurden. Wir haben vorgeschlagen, dass
stattdessen Lebensmittel für unsere älteren Men­
schen geschenkt werden. Dieser Vorschlag wurde
gut angenommen. Da wir in gutem Kontakt zu den
Schulen sind, wurde an uns auch die Bitte heran­
getragen, den Kindern mit Schulmaterial zu helfen.
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apostel 3/2014
zudem bedürftige Kranke beim
Arztbesuch und verschaffen
ihnen Zugang zu Medizin.
Manche Leute können sich
nicht einmal eine Brille für ein
Schulkind leisten.
Es ist mir deshalb ein Anliegen, allen Menschen zu
danken, die unsere Arbeit im Andenhochland in den
letzten Jahren finanziell unterstützt haben. Ohne diese
Spenden wäre uns vieles nicht möglich gewesen. n
interview: heinz josef catrein sscc
Wenn Sie Pater Hermann Wendling SSCC
und die Arbeit in Peru unterstützen möchten,
überweisen Sie bitte Ihre Spende mit dem
Vermerk »Hilfe für Pater Wendling« auf das
Konto der Arnsteiner Patres.
Bankverbindung:
Nassauische Sparkasse
IBAN: DE86 5105 0015 0656 1200 10
SWIFT / BIC Code: NASS DE 55