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Vision- Kommunikation -Dimension –Automation
Die Welt der Lagerlogistik bei Würth im Jahr 2015
35 Mitglieder des Arbeitskreises Schule Wirtschaft zu Gast im neuen Logistik-Zentrum der Adolf
Würth GmbH & Co. KG in Gaisbach
Wer von der A6 über die B19 nach Künzelsau fährt, der übersieht sie nicht, die Gebäude des
größten Arbeitgebers in Künzelsau und Umgebung. Jedes Kind in Hohenlohe kennt Würth, wohl
jeder in Hohenlohe hat Verwandte und Bekannte, die in einem Unternehmen der Würth-Gruppe
beschäftigt sind. Wohl kein Unternehmen hat die Region mehr geprägt als Würth, kaum jemand
kennt auf Anhieb die unzähligen Tochterunternehmen, die nicht einmal alle im Bereich der Befestigungs- und Verbindungstechnik aktiv sind. Die Würth-Gruppe ist in ganz verschiedenen Geschäftsbereichen tätig: Von der klassischen Produktion von Befestigungstechnik (Arnold, Reisser,
SWG) über den Vertrieb von allen erdenklichen Komponenten aus diesem Bereich, über elektronische Bauteile, Event- und Reiseveranstaltungen, Gastronomie, bis in den Finanzsektor und darüber hinaus auch die Förderung insbesondere im Bildungsbereich durch die Stiftung Würth. Dass
Würth auch als Sponsor und Förderer in den Bereichen Sport, Kultur und Bildung auftritt, sei der
Vollständig halber erwähnt für die, die in Würth ausschließlich den Weltmarktführer in der Verbindungstechnik sehen.
Genauso spannend wie die Unternehmensgruppe, die vom Geschäftsführer Logistik, Jürgen Graf,
in der Akademie Würth sehr kurzweilig vorgestellt wurde, erschien den 35 Mitgliedern des Arbeitskreises der Besuch an diesem Nachmittag im fast neuen Logistik-Zentrum direkt an der B19
zu werden. Immerhin wirkt das Gebäude von außen doch eher wie eine moderne Kongress –oder
Veranstaltungshalle, wenn da nicht die vielen LKWs am Wareneingang und die Speditions-und
Paketdienstfahrzeuge an den Versandstationen wären.
Betritt man das das neue Versandzentrum, dann erlebt man zuerst einmal einen langen Flur und
eine relative Ruhe und man fragt sich vielleicht, wo die Mitarbeiter sind in diesem Teil der Logistik in Gaisbach. Es sind ja doch insgesamt 800, die 100.000 Artikel entgegennehmen, prüfen, einlagern, kommissionieren, über 18 Kilometer Transportband bewegen, verpacken und acht Millionen Pakete im Jahr an Kunden in aller Welt versenden.
Und tatsächlich: In der neuen Logistik ist vielleicht viel mehr unsichtbar und von Zauberhand geführt als noch in den bisherigen Vetriebszentren. Das Hochregallager ist vollautomatisch, man
könnte meinen, es führte ein Eigenleben. Hokuspokus ist das aber nicht. Die Mitarbeiter im Leitstand haben offensichtlich alles unter Kontrolle. Genauso wie jeder Handgriff sitzt, jeder Weg
durchdacht, jeder Auftrag zuverlässig bearbeitet wird, mit dem die Mitarbeiter in der Logistik
betraut sind. Der Außenstehende muss die komplexen Vorgänge ja nicht durchdringen.
Die Komplexität der Vorgänge, die sensiblen Prozesse zielen eben auf maximale Zuverlässigkeit,
auf einen optimalen Warendurchlauf, günstige Lagerung und pünktliche und richtige Lieferung
ab.
Das Wort der Wahl hier ist Kommunikation. Über Funkstrecken, Barcodes und Scanner kommunizieren die verschiedenen Schnittstellen miteinander. In der Tat hat sich der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft hier verschlankt, natürlich steckt eine unfassbar ausgeklügelte Computersteuerung dahinter, damit man körperlich stark belastende oder auch eintönige und damit fehleranfällige Arbeitsplätze verändern bzw. reduzieren kann. Wenn man über die weiten Flure geht,
Shuttle-Lager und Paletten-Lager besucht, dann sieht man in der Tat nicht allzu viele wuselnde
Mitarbeiter, die in aller Eile ihre Arbeit verrichten. Gerade im Shuttle-Lager wird deutlich, wie es
in Zukunft aussehen könnte: Der Artikel aus dem autarken Hochregal und der Verpackungskarton
treffen unter den Augen des Mitarbeiters aufeinander- oder besser- sie finden zueinander. Der
Mitarbeiter prüft nur noch den Auftrag und macht die Sendung fertig. Es werden Wege und Zeit
gespart, die Mitarbeiter müssen dafür vielseitig und qualifiziert sein. Nach einem bestimmten
Plan tauschen sie hier nämlich die Arbeitsplätze oft nach zwei Stunden-inklusive kurzer Pausedamit die Arbeit nicht zu eintönig und eben wieder zu fehleranfällig wird.
Die Zuverlässigkeit bei der Lieferung ist es nämlich, die beim Kunden später den Unterschied
ausmacht. Die Preise im Vergleich zu anderen Anbietern und auch die Produktqualität unterscheiden sich tatsächlich nur noch geringfügig.
Hier wird aber auch deutlich, was in der Logistik künftig erwartet wird: Extrem zuverlässige, flexible und gut ausgebildete Mitarbeiter mit einem Verständnis für die Bedeutung ihrer Arbeit.
Gewiss werden künftig aufgrund neuer und optimierter Logistikprozesse deutlich weniger Mitarbeiter die gleiche Anzahl von Paketen mit Ware versenden können als in den bewährten Logistikbereichen. Dafür bleibt die Logistik aber sicher am Standort, weil hier eben die qualifiziertesten Mitarbeiter ausgebildet und beschäftigt werden können. Dass die ausgesprochen langweilige Kartonfalterei mittlerweile von vollautomatischen „Kartonaufrichtern“ übernommen wird,
dürfte bei den Mitarbeitern wohl kaum Verlustgefühle auslösen.
In der neuen Logistik kommunizieren die Mitarbeiter untereinander persönlich, in manchen Bereichen wie dem Paletten-Lager über Headsets mit den Sprachcomputer, der sie zu entsprechenden Lagerplätzen und Packstationen leitet.
Obwohl die Technik hier viele Arbeitsschritte übernommen hat, ist der „Faktor Mensch“ nach wie
vor bedeutend bei Würth. Nicht nur bei den Verkäufern im Außen-oder Innendienst, sondern
auch hier bei den Mitarbeitern im Lager. Sie müssen dafür sorgen, dass die bestellte Ware spätestens nach 48 Stunden beim Kunden ist, manchmal werden auch 24 Stunden verlangt.
Überall im neuen Lager finden sich schick eingerichtete Pausenräume mit Nachrichtenfernsehen, kostenlosen Getränken, regelmäßig Obst, ab und zu liegen auch Tageszeitungen aus.
Den im Zweischichtbetrieb eingesetzten Mitarbeiter soll es gut gehen bei der Arbeit, entsprechend hell und akustisch aufbereitet sind die Räume und Versandhallen im Neubau.
Rainer Tschall, Personalreferent Logistik, der mit seinen Kollegen die Besucher durch die Logistik
geführt hat, verweist in der abschließenden Austauschrunde aber auch darauf, wie viel Wert
Würth auf die Ausbildung legt. In der Auswahl der Nachwuchskräfte bleibt man sich treu. Man
trifft eine Vorauswahl, führt Einstellungsgespräche und entscheidet dann. Würth achtet bei der
Einstellung auf eine gute Mischung aus allen Schularten. Ein wichtiger Faktor für die Arbeit bei
Würth ist das Kriterium „Motivation“. Entsprechender Einsatz und Fleiß sind beste Voraussetzungen für eine Übernahme nach der Ausbildung. Immerhin erfüllen 90% aller Ausbildungsabsolventen die Anforderungen.
Nach der Ausbildung werden die Nachwuchskräfte nach ihren Kompetenzen und den betrieblichen Möglichkeiten eingesetzt. Auch hier achtet man darauf, dass die Motivation der Mitarbeiter
entsprechend hoch bleibt.
In der „alten“ Logistik gab es auf 900 Zugriffe schon nur noch einen Fehler. Dieses Verhältnis
dürfte sich in der neuen Logistik noch weiter verbessert haben.
Rainer Tschall bedauert das etwas verstaubte Image des Logistikberufs. Er wünscht sich einen
attraktiveren Namen für die „Fachkraft für Lagerwirtschaft“. Als Besucher wünschte man sich,
dass mehr junge Menschen Einblicke in die Tätigkeiten der Logistik nehmen können. Die Aufgaben sind trotz fortschreitender Automation nach wie vor oder sogar zunehmend spannend,
kommunikativ und anspruchsvoll. Die Arbeitsbedingungen werden immer mehr verbessert.
Da verwundert es schon, dass man selbst bei Würth ein wenig Mühe hat, die jährlich bis zu vier
Ausbildungsplätze in der Logistik zu besetzen.
Keine Mühe dagegen hatten Antje Bertelmann und Stefanie Wilhelm von der Stiftung Würth einen für die Besucher hoch Interessenten Nachmittag mit kompetenten Referenten zu gestalten.
Der Arbeitskreis Schule Wirtschaft Hohenlohekreis bedankt sich bei der Stiftung Würth für diesen
hochinteressanten Nachmittag.
Nächste Termine des AK
1. Mittwoch, 15.04.15 - 14.00 Uhr Johann-Friedrich-Mayer Gemeinschaftsschule Kupferzell
2. Dienstag, 12.05.15 - 19.30 Uhr Referentenabend mit Dr. Katrin Hille vom ZNL in Ulm. Sie
spricht zum Thema Übergangsmanagement aus Neurowissenschaftlicher Sicht