Kanzelfeuer

e-paper: 0010065407
Hann. Münden
Samstag, 8. August 2015
Nach-Gedacht
Quelle: HNA v. 08.08.2015
Endgültige Entscheidungen
F
ür viele Dinge im Leben
gibt es Alternativen.
Kaum eine Sache der
Welt ist alternativlos, geschweige denn endgültig. Verpassen Sie den Zug, der Sie
nach Hause bringen sollte,
werden Sie wohl etwas warten
müssen, aber Sie können den
nächstmöglichen Zug nach
Hause nehmen. Verliert eine
Mannschaft heute ein Fußballspiel, wird sie nächste Woche
vielleicht schon wieder die
Chance zur Wiedergutmachung haben.
Doch nichts ist so endgültig
wie der Tod! Mit dem Tod endet das Leben hier auf dieser
Erde mit einer absoluten Endgültigkeit - und damit auch
alle Chancen, Möglichkeiten
und Alternativen. Mit dem
letzten Atemzug erlischt jegliche Alternative. Von jetzt auf
nachher ist alles, was man
sich vielleicht bisher noch für
die Zukunft erhofft, ausgemalt und erträumt hat, Vergangenheit. Für jede Entscheidung, die man vor sich her geschoben hat, wird es zu spät
sein. Was man vielleicht
schon lange in Ordnung bringen wollte, wird dann nicht
mehr möglich sein. Es ist dann
nicht mehr zu realisieren.
Endgültig vorbei. Da gibt es
keine zweite Chance. Der Tod
trifft mit grausamer Endgültigkeit.
Da springt ein Vater mit seinen beiden Kindern in den
Tod. Was für eine Tragödie!
Als erweiterter Suizid wird
diese Handlung in der Fachsprache der Notfallseelsorge
bezeichnet. Drei Leben weggeworfen!? Solche Berichte machen mich immer wieder fassungslos. Gab es keinen anderen Ausweg für den alleinerziehenden Vater? Man kann
nur mutmaßen, schon gar
nicht den Stab über diesen
Mann brechen. Aber es ist so
endgültig! Auch für die getrennt von ihm lebende Exfrau. Wie gern hätte man diesem verzweifelten Menschen
Pastor Andreas Salzmann.
Archivfoto:nh
geholfen, um diese Tat zu vermeiden. Vier kostbare Leben
zerstört. Endgültig!
Entscheidungen
müssen
wir in diesem Leben treffen.
Es kommt der Tag, an dem es
dafür zu spät sein wird. Wenn
wir die Endlichkeit unseres Lebens begreifen, sollten wir
„weise“ werden. Wenn es eine
Ewigkeit gibt, wäre es klug,
darauf hinzuleben. Denn die
wenigen Tage unseres Lebens
verfliegen. Das Leben ist nur
ein Hauch, ein Dampf, der so
schnell vorübergeht. Jesus
möchte, dass wir die Ewigkeit
bei ihm verbringen, im Himmel. Die Tür dazu ist weit offen, und durch Bekennen unserer Sünden dürfen wir hindurchgehen. Das Eingeständnis unserer Schuld Gott gegenüber ist wahre Weisheit.
So lehre uns denn zählen
unsere Tage, damit wir ein
weises Herz erlangen! Psalm
90,12
Ich wünsche Ihnen gute
endgültige
Entscheidungen
und
verständnisvolle
Gesprächspartner.
Pastor Andreas Salzmann, Freie
Christengemeinde Volkmarshausen und Fachberater für Notfallseelsorge der Feuerwehr der Stadt
Hann. Münden
Der „Bad Königshof“ um 1855: Repro einer Lithographie von Robert Geissler.
Repro: Schäfer
Der Königshof als Heilbad
1853 eröffnete Heinrich Bonhoff Institut für chronisch, orthopädisch und geistig Kranke
VON STEFAN SCHÄFER
HANN.MÜNDEN. Es wird ordentlich gebaut am Klinikum
am Vogelsang. Den Beschäftigten und den Mündenern ist
eine gesicherte Zukunft dieser
Einrichtung zu wünschen. An
dieser Stelle ist es vor vielen
Jahren schon einmal sehr bewegend zum Wohle der Patienten zugegangen.
Das Jahr 1851: Dr. Heinrich
Bonhoff teilte der Stadt mit,
dass er das Gut Königshof von
„Consul Koepke käuflich aquiriert“ habe. Er stamme aus
Hannover und sei sogar mit einer Gräfin von In und von
Kniephausen verehelicht, mit
der er drei Kinder erzeugt
habe. Bonhoff teilte dies mit,
um Bürger der Stadt Münden
werden zu können. Das Bürgerrecht wurde ihm am 21.
November 1851 verliehen.
Eine kostspielige Angelegen-
heit, er musste 54 Taler, 18
Gutegroschen und 8 Pfennige
Bürgergewinngeld zahlen.
Nach Grundstückstausch sicherte sich Bonhoff ein großflächiges Areal, auf dem nach
umfangreichen Baumaßnahmen im Mai 1853 ein „Institut
für chronisch und orthopäHNA-SERIE
Mündener
Ansichten
disch Kranke sowie Geisteskranke“ eröffnet wurde, das
geläufiger auch als „Kaltwasser- und Naturheilanstalt, Bad
Königshof“ bekannt war. Bereits von 1846 bis 1852 betrieb
Bonhoff eine Privatklinik in
Hannover, die er verkaufte, da
eine große Stadt nicht der
rechte Ort für eine private
Heilanstalt sei. Bonhoff selbst
erklärte, wie er auf den Standort Münden und den Vogelsang gekommen ist:
„Nach vielen Bemühungen
ist es mir endlich gelungen, in
einer der schönsten Gegenden
Hannovers eine Localität zu
finden, welche nichts zu wünschen übrig lässt. Das Institut
ist in einer zweckmäßigen
Entfernung von der Stadt
Münden gelegen und wohl einer der schönsten Punkte dieser überall schönen Gegend.
Die zahlreichen, nie versiegenden silberreinen Bergquellen in der unmittelbaren Nähe
des Instituts laden außerdem
zu Trink- und Badekuren ein.
Für letztere, so wie für ergiebige Douche-Bäder wird noch in
diesem Sommer Sorge getragen werden.“
Bereits in den 1830er-Jahren begannen sich in Deutschland Kaltwasser-Badeanstalten
zu etablieren, weil die vitali-
sierende Wirkung auf Herz
und Kreislauf erkannt wurde.
Drei Patientengruppen
Bonhoff richtete sein Angebot an drei Patientengruppen:
1. Innere und äußere langwierige Krankheiten wie etwa
Gicht, Rheuma, Magenleiden,
Diarrhöe, Schwindsucht, Epilepsie, bei der er besonders
auf die Homöopathie setzte.
2. Orthopädisch Kranke. Er
sei in der Behandlung dieser
Patientengruppe deshalb so
erfolgreich gewesen, da er
Streckbetten und Schraubstöcke aus seiner Behandlung
verbannte und dafür zweckmäßige Muskelübungen anwandte.
3. Geisteskranke, die in einem besonderen Haus untergebracht wurden, für die die
„Heiterkeit des Gemüths“ die
Haupterfordernis der Heilung
ist.
ARTIKEL UNTEN
Von Rückschlägen gekennzeichnet
Trauerfall und Konkurs – Bonhoff gab den Privatklinikbetrieb 1867 wieder auf
„Gemeinsam gegen einsam“: Das DRK-Projekt, hier im Historischen Packhof mit Besuch des Theaterstücks der Doktor-Eisenbarth-Spielgruppe, fand großen Anklang.
Foto: Siebert
Eisenbart hilft auch
gegen Einsamkeit
DRK-Projekt zu Gast im Mündener Theater
HANN. MÜNDEN. Gemeinsam haben die Frauen und
Männer des sozialen DRK-Projektes „Gemeinsam gegen einsam“ das Theaterstück „What
a Man – Doktor Eisenbarth“
der Doktor-Eisenbarth-Spielgruppe Hann. Münden im
Packhof erlebt.
Das Theaterstück mit Szenen aus dem Leben des legendären Wanderarztes der Barockzeit kam gut an. Die Besucher hatten Freude an der unterhaltsamen Reise in die Vergangenheit.
Zuvor hatte Gerd Neufang,
der Ideengeber des Projektes
im DRK-Ortsverband Münden
und Beauftragter für die DRK-
Shops sowie die sozialen Projekte im Ortsverband, die Gäste begrüßt. Er berichtete, dass
solche Angebote aus den Einnahmen der beiden DRKShops in Münden gesponsert
werden.
In diesem Zusammenhang
dankte er denjenigen, die gut
erhaltene Kleidung in den
Shop bringen, und auch denen, die mit dem Kauf der
Kleidung solche Projekte unterstützen. (zpy)
Mehr zu diesem Thema
im Regiowiki:
http://regiowiki.hna.
de/Dr._Johann_Andreas_Eisenbart
D
ie Einrichtung Bonhoffs der Kuranstalt
zielte eigentlich auf
auswärtige und vor allem zahlungskräftige Patienten ab.
Ein Aufenthalt, bei dem ein Jeder wie ein Familienmitglied
behandelt werden sollte, war
kostspielig. Nach Absprache
war es aber auch möglich, den
eigenen Diener mitzubringen.
Das Engagement von Heinrich Bonhoff endete letztlich
aber in mehreren persönlichen und finanziellen Katastrophen.
Ehefrau verstarb
Nachdem Dr. Bonhoffs erste
Ehefrau an einem Schlaganfall
am 17. Februar 1855 verstarb,
bat er den Magistrat um die Erlaubnis für ein Privatgrab auf
seinem Gelände. Am Teich
wurde ein Mausoleum errichtet. Bonhoff musste ertragen,
dass auch die zweite und dritte Ehefrau in kurzer Folge
starben, ebenso seine Tochter.
Sie alle fanden in dem Mausoleum ihre letzte Ruhe. 1867
ging der Privatklinikbetrieb in
Konkurs und Dr. Bonhoff
Die Gartenanlage mit Mausoleum vor 1906: ein Foto unbekannter Herkunft aus der Sammlung von
Dr. Karl Brethauer.
Foto: Schäfer
praktizierte als homöopathischer Arzt in der Tanzwerderstraße eine Zeit weiter, bis er
nach Kassel ging.
1880 starb er im Alter von
72 Jahren. Der am 3. April
1864 in „Bad Königshof“ geborene Sohn Heinrich Bonhoff
jun. studierte ebenfalls Medizin und leitete vom 1. November 1891 bis 1. April 1896 das
Hygiene-Institut der Kaiser-
Wilhelm-Akademie in Berlin,
um danach eine Laufbahn als
Militärarzt einzuschlagen. Ein
Lichtblick in der Ahnenkette,
den Heinrich Bonhoff sen.
nicht mehr erleben durfte.