Abi Extra 2015 - Mint - Bundesagentur für Arbeit

[extra]
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann? | Ausgabe 2015
Umfrage:
Deshalb studiere ich
„untypisch“
Arbeitsmarkt:
„Den Wandel
einfordern“
Wer macht was?
Der kleine Unterschied
in Zahlen
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abi.de
Berufswahl
Frauen, Männer und
andere Vorurteile
abi.de
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Ich werde, was ich will – oder?
Deshalb studiere ich untypisch
Bei der Berufswahl sollten die eigenen Fähigkeiten
und Interessen entscheidend sein. Doch welche
Rolle spielen dabei Klischees? ��������������������������������� 4
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abi.de
[extra]
ABI>> EXTRA | TYPISCH FRAU, TYPISCH MANN? | AUSGABE 2015
Umfrage:
Deshalb studiere ich
„untypisch“
Arbeitsmarkt:
„Den Wandel
einfordern“
Wer macht was?
Der kleine Unterschied
in Zahlen
go
abi.de
Berufswahl
Frauen, Männer und
andere Vorurteile
Wie ist es, im Studium überwiegend von Vertretern
des anderen Geschlechts umgeben zu sein?
abi>> hat sich umgehört. ��������������������������������������� 6
editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
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ie Zeiten, in denen bestimmte Berufe reine Männerdomänen waren,
sind glücklicherweise vorbei! Heutzutage lenken Frauen Flugzeuge,
programmieren Datenbanken oder lehren Physik an ­Universitäten –
man muss leider noch einschränken: Erst einige wenige tun dies.
Viele Frauen entscheiden sich nach wie vor für eher als „typisch“
geltende Berufe, werden Grundschullehrerin, Soziologin oder Übersetzerin. Und
genau das Gleiche gilt für Männer: Sie sind gerade in Berufen, in denen es um Pflege,
Erziehung oder Therapie geht, seltener vertreten. Dabei besteht in den Bereichen
MINT und Pflege Bedarf an beiden Geschlechtern! Gründe hierfür sind vor allem die
rasch voranschreitende Technisierung sowie der demografische Wandel.
Oft sind es einfach Klischees, die dafür sorgen, dass die eher als „typisch“
­geltenden Berufsbilder vorgezogen werden. Dabei steckt hinter vielen Berufen etwas
ganz anderes, als man vermuten würde: Informatikerinnen und Informatiker arbeiten
zwar überwiegend am Computer, sie müssen aber zunehmend auch kommunikations­
stark sein, um Kollegen und Kunden von ihren Ideen zu überzeugen. Und die
wachsenden Aufgaben in Pflege und Erziehung müssen nicht nur fach­männisch
durchgeführt, sondern auch bestens organisiert und geleitet werden. Es gibt also
heute in vielen Berufen breitere Kompetenzerwartungen.
Wenn dadurch die althergebrachten Vorstellungen nach und nach verblassen, so
ergeben sich auch neue Fragen: Welche Faktoren sollten bei der Berufswahl
wirklich den Ausschlag geben? Wie kann man Beruf und Familie besser unter einen
Hut bringen – und was gilt dann für die Rollenverteilung im Privatleben? Weitere
Denk­anstöße und viele Antworten gibt dieses abi>> extra.
Viel Spaß beim Lesen wünscht die abi>> Redaktion
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abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
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Männliche Vorbilder sind wichtig
Wer macht was?
Heilerziehungspfleger David Schmidt (23) hat die
Erfahrung gemacht, dass sich besonders männliche
Klienten über seine Betreuung freuen. ���������������� 14
hintergrund
Ich werde, was ich will – oder?
Wenn es um die Berufs- und Studien­
orientierung geht, sollte man sich von
den eigenen Interessen und Fähigkeiten
leiten lassen. �������������������������������������� 4
Mutige Jungs, zweifelnde Mädchen?
abi>> hat sich unter Studierenden
umgehört, warum sie sich für ein für
ihr Geschlecht eher untypisches Fach
entschieden haben. ...������������������������� 6
„Den Wandel einfordern“
Der Arbeitsmarkt der Zukunft braucht
dringend mehr Frauen in Technik- und
gleichzeitig mehr Männer in Pflegebe­
rufen. Expert(inn)en erklären, welche
Voraussetzungen dafür erfüllt werden
müssen. ���������������������������������������������� 8
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Die Frau auf dem Bau
Im Fachbereich Bauingenieurwesen an
der Technischen Universität Kaisers­
lautern gibt es nur wenige Studentinnen.
Eine davon ist Cathrin Marx (23). ������12
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Über den Wolken
Im Cockpit einer Boeing 737 – dort
fühlt sich Katja Rossi (29) am wohlsten.
Seit sechs Jahren fliegt die Co-Pilotin
aus Frankfurt Passagiermaschinen der
Lufthansa. ���������������������������������������� 20
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Männliche Vorbilder sind wichtig
Besonders männliche Klienten freuen
„Wer macht was?
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Wie studieren und arbeiten die beiden
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Geschlechter in Deutschland? abi>> hat
interessante Zahlen und Fakten zusam­
Leidenschaft fürs Fräsen, Feilen
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und Bohren
Allein unter Männern? Für Anastasia
„Selbstbewusstsein ist gefragt“
Doulgkeri ist das nichts Besonderes.
Familienfreundlicher Arbeitsmarkt für
Die 19-Jährige absolviert eine Ausbil­
dung zur Mechatronikerin. ����������������16 Frauen und Männer? Sybille Ahlborn,
Beauftragte für Chancengleichheit
am Arbeitsmarkt, wagt eine Bestands­
aufnahme. ���������������������������������������� 24
beruf
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Das fällt einem nicht einfach so ein
Dass David Wöstenberg (28) einer der
wenigen Männer im Lehramtsstudien­
gang Sonderpädagogik ist, hat für ihn
nie eine Rolle gespielt. ��������������������� 10
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„Man behandelt immer zwei“
Tierarzt Diethard Rüger (31) sorgt nicht
nur dafür, dass es seinen vierbeinigen
Patienten besser geht, sondern macht
mit seiner Arbeit auch deren Besitzer
glücklich. ��������������������������������������������� 18
weitere rubriken
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Impressum��������������������������������������� 27
Beratungsangebote������������������������ 28
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
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Hintergrund
Hintergrund
Ich werde, was ich will – oder?
Wenn es um die Berufs- und Studienorientierung geht, sollte man sich von den
eigenen Interessen und Fähigkeiten leiten lassen. Trotzdem entscheidet sich die Mehrheit
für einen für das Geschlecht „typischen“ Beruf oder Studiengang, auch wenn die
Foto: Jens Oellermann
Foto: Martin Rehm
klassischen Männer- und Frauendomänen immer stärker aufbrechen.
In Fächern wie Elektrotechnik und Informatik sind Frauen nach
wie vor in der Minderheit.
Anders sieht es in der Zahnmedizin aus: Hier liegt der Männeranteil bei nur neun Prozent.
ie Zahlen aus dem aktuellen Studentensurvey des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung (BMBF) sprechen zumindest
bei manchen Studiengängen eine eindeutige
Sprache: Der Männeranteil in Elektrotechnik
liegt an Universitäten bei 88 Prozent, an Fachhochschulen
sogar bei 91 Prozent. In Maschinenbau sind es an den Unis
75 Prozent, an Fachhochschulen 88 Prozent. Ähnlich sieht es
in Informatik aus: 80 Prozent der Studierenden an Unis und
92 Prozent der Studierenden an Fachhochschulen sind Männer.
Umgekehrt ist das Geschlechterverhältnis beispielsweise in
der Zahnmedizin. Hier liegt der Frauenanteil bei 91 Prozent, in
Anglistik bei 88 Prozent und in der Tiermedizin bei 87 Prozent.
Im Fach Sozialwesen dominieren Frauen an Universitäten mit
82 Prozent.
Worauf lassen sich diese Ergebnisse zurückführen? „Wenn
man eine Skala von ‚Interesse für Menschen und andere Lebewesen‘ bis hin zu ‚Interesse für Dinge‘ aufmacht, dann liegt das
Interesse der Frauen eher bei ‚Menschen und anderen Lebewesen‘, die Männer stehen eher bei den ‚Dingen‘. Das findet
sich in vielen Kulturen, scheint also mit geschlechtsspezifischer Sozialisation, möglicherweise aber auch mit tief verwurzelten, geschlechtsspezifischen Interessen zu tun zu haben“,
sagt Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm, Präsidentin der Deutschen
Gesellschaft für Psychologie. „Aber auch die Selbsteinschätzung der Leistungsfähigkeit in einem Fach, also die Frage ‚Bin
ich dafür kompetent?‘, sowie pragmatische Einschätzungen
der Berufsaussichten, Verdienst- und Karrieremöglichkeiten
spielen eine Rolle“, betont sie.
Was uns interessiert und wie wir entscheiden, hat folglich
sehr viel mit unseren ganz persönlichen Erfahrungen zu tun:
„Wie Freunde und Eltern auf meine Wahl reagieren, wie mein
Beruf nach außen wirkt und welche Vorbilder und Rollen­
modelle es in meinem persönlichen Umfeld gibt, sind starke
Einflussfaktoren“, sagt Lore Funk, wissenschaftliche Referentin
des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit.
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„Kann ich das?“
Beispiel Informatik: „Das Vorurteil, Informatik studierten meist
nur Nerds, die sich sehr gerne mit ihrem Bildschirm unterhalten, hält sich hartnäckig. Frauen können sich damit nur
schwer identifizieren“, bestätigt Prof. Dr. Gerlinde Schreiber,
Leiterin des Internationalen Frauen-Studiengangs Informatik
an der Hochschule Bremen. „Auch sind Frauen in der Beurteilung ihrer technischen Kompetenz meist sehr viel skeptischer
als ihre männlichen Kommilitonen. Dabei können sie das
selbstverständlich genauso gut leisten.“
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Foto: Christof Stache
Hintergrund
„Problematisch
wird es, wenn
junge Menschen
aus Mangel an
Informationen
einfach überholte
Bilder und
Vorstellungen
übernehmen und
sich so Wege
verschließen.“
Tiermedizin, ein reines „Frauenfach“? An den Universitäten finden sich überwiegend
weibliche Studierende, auch weil der NC entsprechend hoch ist.
In anderen Fächern fällt das Selbstbewusstsein höher aus. In Veterinär- und
Zahnmedizin ist der Frauenanteil in jüngerer Vergangenheit geradezu in die Höhe
geschnellt. Die Erklärung, Frauen hätten häufiger bessere Abiturnoten und daher
bessere Chancen auf Studienplätze, auf denen ein hoher NC liegt, reicht für die
Veterinärmedizinerin Dr. Christina Lauer als Erklärung nicht aus. Zumindest
nicht in puncto Tiermedizin. Ihr Eindruck: „Viele Frauen entscheiden sich für das
Studium, weil sie Tiere heilen möchten. Dass die Verdienstaussichten in Kleintierpraxen überschaubar sind, blenden viele Frauen bei der Studienwahl aus.“ Auch dass
die ersten Jahre im Beruf oft nur schwer mit einer Familienplanung zu vereinbaren
sind, schreckt Frauen bei der Studienwahl nicht ab: „Tierärztinnen sind zwar in der
absoluten Mehrzahl, machen sich jedoch deutlich weniger oft selbstständig, arbeiten
häufiger nicht tierärztlich, sondern in der Pharmaindustrie oder in der Verwaltung, und
absolvieren seltener eine Fachtierarztausbildung als ihre männliche Kollegen“, weiß
Christina Lauer.
Karriere bei Männern im Fokus
Anders sieht es bei jungen Männern aus, bei denen laut Dr. Gabriele Körner, die über
die Berufswahlentscheidung junger Menschen promoviert hat, meist Prestige, Verdienst und Karrieremöglichkeiten höher im Kurs stehen: „Nur wenige junge Männer
entscheiden sich daher für einen Pflegeberuf oder eine Tätigkeit als Grundschullehrer. Aber wer es tut, trifft in der Regel eine bewusste Entscheidung und nimmt
die Nachteile in Kauf.“
Eine stereotypische Studiengangs- oder Berufswahl muss nicht per se schlecht
sein: „Problematisch wird es, wenn junge Menschen aus Mangel an Informationen
einfach überholte Bilder und Vorstellungen übernehmen und sich so Wege verschließen. Schülerinnen, die etwa in Mathe gut sind, entscheiden sich nur selten
für ein Studium der Elektrotechnik oder Informatik, eher noch für ein Studium der
Mathematik. Die Vorstellung, technische und ingenieurwissenschaftliche Berufe
hätten nichts mit Menschen zu tun, ist sicherlich ein Grund. Dabei stimmt das gar
nicht.“ <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
links
Weitere Infos
studienwahl.de
Das Infoportal der Bundesländer,
das in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit herausgegeben
wird, widmet sich ebenfalls dem
Thema.
www.studienwahl.de/de/orientieren/
frau-mann-studium.htm
Kompetenzzentrum Technik–
Diversity–Chancengleichheit
www.kompetenzz.de
Komm, mach MINT
Infoportal des Nationalen Pakts für
Frauen in MINT-Berufen
www.komm-mach-mint.de
Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag
www.girls-day.de
Boys’Day – Jungen-Zukunftstag
www.boys-day.de
Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF)
www.bmbf.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Berufe-Quiz zum Thema „Typisch
Frau – typisch Mann?“
www.faz.net/aktuell/beruf-chance/
berufe-quiz-typisch-mann-typischfrau-12865838.html
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Mutige Jungs,
zweifelnde Mädchen?
abi>> hat sich unter Studierenden umgehört, warum
sie sich für ein für ihr Geschlecht eher untypisches
Fach entschieden haben – und welche Besonderheiten
Foto: Privat
diese Wahl mit sich bringt.
Saskia Rütjerodt (21) studiert den Inter­
nationalen Frauenstudiengang Informatik ­­an der
Hochschule Bremen:
Foto: Privat
„Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Informatik zu studieren, wenn ich nicht auf den Seiten der Hoch­
schule Bremen diesen Frauenstudiengang entdeckt hätte. Das hat mich angesprochen. Jungs denken
oft, das wird schon, während Mädchen mehr zweifeln, ob sie etwas wirklich schaffen können. Da wir in
dem Studiengang Informatik unter uns sind, traut sich jede von uns viel eher, Fragen zu stellen. Es ist
eine sehr entspannte Lernatmosphäre. Klar, man braucht mathematisches Verständnis, aber Informatik
ist keine höhere Mathematik. Das Studium macht wirklich sehr viel Spaß. Ich bin froh, dass ich mich
getraut habe.“ <<
Anika Schlöter (25) studiert Gebäudeenergietechnik an der
Hochschule Bremerhaven:
Foto: Privat
„Ich habe nach dem Abitur zuerst eine Ausbildung zur Bauzeichnerin gemacht. Dabei arbeitet man
nach den Anweisungen von Ingenieuren. Da ich gerne selbstständig tätig bin, habe ich mich für das
Studium entschieden. Der Männeranteil in meinem Fach ist sehr hoch, aber das spielt für mich keine
Rolle. Schon in der Schule haben mir vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer Spaß gemacht und
in meinen Leistungskursen saßen auch mehr Männer als Frauen. Im Bekanntenkreis kam, wenn über­
haupt, von Älteren die Frage, ob Gebäudeenergietechnik nicht eher etwas für Männer sei. In meiner
Generation spielt das aber keine Rolle mehr.“ <<
Laura Weiter (22) studiert Materialwissenschaft und Werkstofftechnik
an der Universität des Saarlandes:
„Naturwissenschaften sind meines. Das war schon in der Schule so. Der Studiengang Materialwissen­
schaft und Werkstofftechnik hat mich überzeugt, weil hier nicht nur Mathematik oder Physik über­
wiegen, sondern alle Bereiche – von Chemie über Physik bis Mathe – im gleichen Rahmen angespro­
chen werden. Wir müssen außerdem viele Praktika absolvieren. Für mich hat sich dabei herausgestellt,
dass mir das Praktische eher liegt, also die ingenieurwissenschaftliche Seite. Dass es nur wenige
Frauen in dem Studiengang gibt, habe ich zwar erwartet, aber es hat meine Entscheidung nicht beein­
flusst.“ <<
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abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
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Foto: Julien
Foto: Privat
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Sebastian Tophoff (26) studiert Berufspädagogik im Gesundheitswesen
mit Fachrichtung Pflege an der FH Münster:
Foto: Privat
Foto: Privat
„Während meines Fachabis habe ich über mehrere Monate in einem Krankenhaus gearbeitet und mich
anschließend für eine Ausbildung zum Krankenpfleger entschieden. Die Arbeit hat mir einfach Spaß
gemacht. Noch besser fand ich die Berufsfachschule, in der ich sehr gute, gute und nicht so tolle
Lehrer hatte. Am Ende wollte ich selbst Lehrer werden – natürlich einer von den sehr guten. Sowohl
in der Ausbildung als auch im Studium sind Männer in der Minderheit. Für mich spielt das keine Rolle.
Manchmal bekommt man – ob man will oder nicht – Einblicke in die Sichtweise der Frauen, weil sich
die Kolleginnen natürlich über ihre Themen austauschen. Das kann sehr interessant sein. Ansonsten
werde ich häufig angesprochen auf meine Berufswahl, etwa weil der Verdienst nicht gut ist und man
mit belastenden Situationen zu tun hat. Aber ich mache das aus Überzeugung. Sowohl die Arbeit in der
Pflege als auch die Aussicht, als Lehrer junge Menschen auszubilden, ist einfach meins. Ich möchte
nichts anderes machen.“ <<
Christian Otto (23) studiert Sonderpädagogik an der Universität Würzburg:
„Ich wollte gerne mit Kindern arbeiten und habe zunächst auf Gymnasiallehramt studiert. Meine
Fächerkombination war leider eine Notlösung, sodass das Ganze nicht wirklich zu mir gepasst
hat. Da meine Eltern körperliche Beeinträchtigungen haben und ich auf diesem Gebiet bereits
viel Erfahrung hatte, bin ich auf Sonderpädagogik gekommen. Das passt sehr gut zu mir. Wenn
man sich engagiert, bekommt man von den Schülern sehr viel zurück. Zudem gibt es keine eng
gestrickten Lehrpläne, da die individuelle Förderung im Vordergrund steht. Dass deutlich mehr
Frauen das Fach studieren, hat für mich keine Bedeutung: Es ist eine ganz persönliche Entschei­
dung gewesen.“ <<
Christoph Schnelle (24) studiert Soziale Arbeit an der FH Neubrandenburg:
„Da ich nach dem Abi nicht genau wusste, wie es weitergehen soll, habe ich ein Freiwilliges Soziales
Jahr gemacht, in dem ich mit Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien gearbeitet habe.
Die Arbeit und auch das Miteinander mit den Kollegen waren super. Ich wollte dann unbedingt Soziale
Arbeit studieren. Da ich nicht sofort einen Studienplatz bekommen habe, habe ich die Zeit mit einer
Ausbildung zum Erzieher überbrückt. Mittlerweile hat es mit dem Studienplatz geklappt. Männer sind
zwar in der Minderheit, aber ich habe den Eindruck, dass immer mehr sich für diesen Bereich ent­
scheiden, auch für frühkindliche Erziehung. Ich selbst möchte später am liebsten mit älteren Kindern
und Jugendlichen arbeiten.“ <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
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Exkurs
Exkurs
„Den Wandel einfordern“
Auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft werden unter anderem Ingenieurinnen
und Ingenieure sowie Altenpflegekräfte gebraucht. Wünschenswert wäre
es daher, dass sich für diese Berufe nicht nur jeweils überwiegend ein
Geschlecht entschiede, sondern auch das andere. Es bräuchte dringend
mehr Frauen in Technik- und gleichzeitig mehr Männer in Pflegeberufen.
Experten erklären, welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen.
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Foto: Privat
enn es darum geht, einen
Beruf zu wählen, sollten
eigentlich Fragen wie „Worin
bin ich gut? Was macht mir
Spaß?“ im Vordergrund
stehen. Dennoch spielen bei der Berufswahl von
jungen Frauen und Männern auch andere Fak­
toren eine große Rolle: Neben Eltern, Lehrkräften
und Freunden beeinflussen oft auch Klischees
und überholte Rollenmuster die Entscheidung.
Betrachtet man etwa technische oder hand­
werkliche Berufe, so findet man hier noch immer
deutlich mehr Männer als Frauen. Das gleiche
gilt umgekehrt für Berufe im Bereich Pflege und
Erziehung. „Nach wie vor verteilen sich Männer
und Frauen nicht gleichmäßig auf die verschie­
Prof. Joachim Möller denen Berufe: Die meisten Jobs werden entweder
Institut für Arbeits­ überwiegend von Frauen oder von Männern aus­
markt- und Berufs­ geübt“, sagt Professor Joachim Möller vom Ins­
forschung (IAB) titut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
in Nürnberg in Nürnberg.
Weil durch den demografischen Wandel in
Deutschland aber etwa die Zahl der alten und
pflegebedürftigen Menschen immer weiter
steigen wird, wird auch der Bedarf an Pflege­
personal immer größer. „Um diesen Bedarf zu
decken, wird es auf Dauer notwendig sein, zuneh­
mend auch Männer für diese Berufe zu gewinnen.
Ebenso wird es in einigen männerdominierten
Berufszweigen wie beispielsweise in den Inge­
nieurberufen nötig sein, mehr Frauen zu rekru­
tieren, um genügend Fachkräfte zu haben“, pro­
gnostiziert Joachim Möller.
Kriterien Wert“, erklärt Stefanie Koenig, Leiterin
des Referats Integration, Vereinbarkeit Familie
und Beruf, Chancengleichheit des Deutschen
Industrie- und Handelskammertags (DIHK).
„Während für Jungen häufig gute Verdienst- und
Aufstiegsmöglichkeiten sowie praktische Tätig­
keiten im Vordergrund stehen, ist Mädchen bei
der Arbeit oft ein hoher Kommunikationsanteil
wichtiger; sie wollen viel mit anderen Menschen
zusammenkommen und einen Beruf haben,
der sich gut mit dem Privatleben vereinbaren
lässt.“ Liegt die Problematik also in der Natur
der Sache? Noch immer gibt es Ungleichheiten
zwischen sogenannten Männer- und Frauenbe­
rufen hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen und
Arbeitsmarktchancen. „Nach wie vor finden sich
in ‚Frauenberufen‘ niedrigere Löhne und gerin­
gere Aufstiegschancen. Eine gesellschaftliche
Aufwertung von typischen ‚Frauenberufen‘ –
und damit einhergehend eine bessere Entloh­
nung in diesen Bereichen – ist eine grundle­
gende Voraussetzung dafür, dass junge Männer
mehr Interesse an diesen Berufen zeigen“, so
Joachim Möller.
Vereinbarkeit von Familie und
Beruf wird immer mehr zur
‚Gretchenfrage‘
Umgekehrt könnten bessere Möglich­
keiten der Vereinbarkeit von Familie und
Beruf in klassischen Männerberufen
dazu beitragen, junge Frauen stärker
anzusprechen – aber auch junge Männer
zu halten, für die dieses Thema ebenfalls
Warum gibt’s Unterschiede in der
an Bedeutung gewonnen hat. „Für viele
Berufswahl?
junge Menschen spielt die Vereinbarkeit
„Tradierte Rollenvorbilder sind sicher von Bedeu­ von Beruf und Familie bei der Wahl des
tung, doch legen Jungen und Mädchen bei Arbeitgebers heute mindestens eine so große
ihrer Berufswahl oft auch auf unterschiedliche Rolle wie das Gehalt“, sagt Regina Ahrens.
8
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Stefanie Koenig
Leiterin des Referats
Integration, Vereinbar­
keit Familie und Beruf,
Chancengleichheit des
Deutschen Industrieund Handelskammer­
tags (DIHK)
Nicht nur Politik und Wirtschaft
müssen handeln: auch
Arbeitnehmer/-innen gefragt
Doch es sei auch nicht allein damit getan, dass
Unternehmen eine Betreuung für die Kinder ihrer
Arbeitskräfte anbieten oder bei der Urlaubspla­
nung Rücksicht auf Eltern nehmen, sagt Regina
Ahrens. „Die Mitarbeiter müssen auch ausrei­
chend über die Angebote informiert werden –
und sie müssen sich trauen, diese in Anspruch
zu nehmen.“ Und Sybille Ahlborn, Beauftragte
für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in der
Agentur für Arbeit Hamburg, fügt hinzu: „Die
Auswirkungen des demografischen Wandels
erfordern ein Umdenken hinsichtlich unserer
bisherigen gesellschaftlichen Werte. Viele junge
Frauen und Männer wollen (und sollen) Erwerbs­
tätigkeit verbinden mit Familiengründung, Wei­
terbildung und der Vorbereitung eines möglichen
beruflichen Aufstiegs – das geht nur im Rahmen
flexibler Arbeitszeitmodelle. Die Politik setzt den
Rahmen, die junge Generation kann die Arbeits­
bedingungen dazu einfordern.“ <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Foto: Caroline Queda
Zwar haben sich
die Rahmenbedin­
gungen in den ver­
gangenen Jahren deut­
lich verbessert. Frauen
sind heute wesentlich
häufiger erwerbstätig
als noch vor zehn Jahren
und kehren nach der
Elternzeit schneller wieder
an den Arbeitsplatz zurück –
dennoch: Fast jede zweite
Frau in Deutschland arbeitet
in Teilzeit. „Viele dieser Frauen
möchten gern mehr arbeiten,
aber noch zu häufig hindern sie
kurze oder unflexible Öffnungs­
zeiten bei der Kinderbetreuung,
lange Schließzeiten in den
Ferien oder die fehlende Nach­
mittagsbetreuung ihrer Kinder
im Schulalter daran, in Vollzeit
zu arbeiten“, sagt Stefanie
Koenig. Deshalb fordern
immer mehr Beschäftigte,
auch junge Väter, Ange­
bote vonseiten der Unter­
nehmen und der Politik
ein, die es ihnen ermög­
lichen, Familienleben und
Job unter einen Hut zu
bringen.
„Eine der bekanntesten
politischen Maßnahmen
ist das Elterngeld, das 2007
eingeführt wurde und zuneh­
mend auch von Vätern in
Anspruch genommen wird“, sagt
Dr. Regina Ahrens, Geschäfts­
führerin des Forschungszentrums
Familienbewusste Personalpolitik (FFP) in Münster.
Nur wenn sich auch der andere Partner mindes­
tens zwei Monate zu Hause um die Kinder küm­
mert, wird das Geld über den gesamten Zeitraum
von bis zu 14 Monaten gezahlt. „Das ist nicht nur
für die Familien, sondern auch gegenüber dem
Arbeitgeber ein schlagkräftiges Argument“, so
Regina Ahrens. Im Sommer 2015 wird das ergän­
zende Elterngeld Plus eingeführt. Eine Neuerung,
von der vor allem Eltern profitieren werden, die
während des Elterngeldbezugs in Teilzeit arbeiten
möchten.
Eine familienbewusste Personalpolitik lohnt
sich auch für die Wirtschaft. In familienfreundli­
chen Unternehmen sind die Angestellten zufrie­
dener. Das wiederum wirkt sich auf ihre Arbeit
aus. Und auch neue qualifizierte Mitarbeiter
können so gewonnen werden. Damit nicht genug:
Laut einer Studie, die das FFP 2013 veröffent­
lichte, ist die Fehlzeitenquote in besonders fami­
lienbewussten Unternehmen um sechzig Prozent
geringer als in wenig familienbewussten Unter­
nehmen, die Krankheitsquote um 49 Prozent und
die Eigenkündigungsrate um 20 Prozent. „Das ist
ein Nachweis dafür, dass eine familienbewusste
Personalpolitik auch eine Antwort auf den Fach­
kräftebedarf sein kann“, schlussfolgert Regina
Ahrens. Deshalb schätzen auch Personalverant­
wortliche eine bessere Vereinbarkeit von Beruf
und Familie als wichtiges Thema ein. „Trotz aller
positiven Veränderungen in den vergangenen
Jahren muss man aber klar sagen: Es ist noch
Luft nach oben“, sagt die FFP-Geschäftsführerin.
Foto: Heiner Kirch
Foto: He
idrun
Hönninge
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Exkurs
Dr. Regina Ahrens
Geschäftsführerin des
Forschungszentrums
Familienbewusste
Personalpolitik (FFP)
9
Studium
Studienreportage Sonderpädagogik
Das fällt einem nicht einfach so ein
David Wöstenberg (28) studiert den zehnsemestrigen Lehramtsstudiengang
Sonderpädagogik an der Uni Rostock. Dass er einer der wenigen Männer in dem
Foto: Privat
Studiengang ist, hat für ihn nie eine Rolle gespielt.
a
ls David Wöstenberg angefangen
hat, war er einer von vier Männern
unter 51 Frauen, eine klare Minderheit. Aber das hat nie etwas
bedeutet. „Bei uns ist das Arbeitsklima sehr offen und sozial. Vielleicht liegt das ja auch
an dem Studiengang selbst“, erzählt der Student. Dass er Sonderpädagogik studiert, kommt nicht von ungefähr. Seine Mutter ist
Erzieherin, sein Vater Heilerziehungspfleger. „Das prägt“, sagt der
28-Jährige.
Dennoch ist er nicht einfach in die Fußstapfen seiner Eltern
getreten. Noch während des Abis hatte er ganz andere Pläne,
wollte etwas mit Umweltschutz und Ökologie machen. „Ich habe
meinen Zivildienst in einer Behinderteneinrichtung absolviert. Das
war für mich der Auslöser, die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger anzufangen. Die Ausbildung war top.“ Er konnte in unterschiedlichen Einrichtungen sowohl mit Erwachsenen als auch
mit Kindern arbeiten: „Mein Abschlusspraktikum habe ich dann
an einer Sonderschule gemacht, wo ich als Unterrichtshelfer der
Lehrerin assistieren konnte. Das hat mir nicht nur Spaß gemacht.
Ich habe auch gemerkt, dass ich mich weiterbilden und selber
Lehrer werden will.“
„Kinder sagen einfach, was sie denken“
Seine Studienwahl ist immer wieder Thema bei Bekannten und
Freunden: „Das könnte ich ja nicht, mit Behinderten arbeiten“,
hört David Wöstenberg sehr häufig. „Viele haben kaum Kontakt
zu Behinderten und daher nur eine vage Vorstellung von unserer
Arbeit“, sagt er. Aber das sei nichts Geschlechterspezifisches:
„Diese Reaktion kommt sowohl von Männern als auch von Frauen.“
10
Dabei erlebt David Wöstenberg – der neben
dem Studium als Aushilfslehrer arbeitet – seine
Arbeit als etwas absolut Positives: „Das Schönste
ist, dass die Kinder frei sind, sie sagen einfach,
was sie denken.“ An den Sonderschulen sind die
Klassen klein: „Man kann den Unterricht so differenziert gestalten, dass Zeit bleibt, auf die unterschiedlichen
Bedürfnisse individuell einzugehen. Es ist einfach nur schön,
wenn man dann sieht, wie die Kinder Fortschritte machen.“
Wenn junge Menschen mit Behinderung nach der Schule den
Sprung in den Arbeitsmarkt schaffen und ein hohes Maß an
Selbstständigkeit erreichen, ist das für ihn ein Erfolgserlebnis.
Fachwissen mit hohem Praxisbezug
In Kürze wird er seine Abschlussarbeit schreiben. Auch das
Studium beurteilt er positiv: „Man eignet sich Fachwissen
mit hohem Praxisbezug an.“ In zahlreichen schulpraktischen
Übungen und im Lehrertraining geht es zum Beispiel darum,
wie man in der Diagnostik Fördermöglichkeiten ableiten und
individuelle Maßnahmen konzipieren kann.
Insgesamt umfasst das Studium elf Module, die aufeinander
aufgebaut sind – etwa wissenschaftliches Arbeiten, verschiedene sonderpädagogische Fachrichtungen und sonderschulpädagogische Diagnostik. Zwei der vier Fachrichtungen werden
intensiviert: David Wöstenberg hat sich neben Geistigbehindertenpädagogik für Verhaltengestörtenpädagogik entschieden.
An der Uni Rostock liegt auf dem Studium ein Numerus
clausus, der sich meist um 2,0 bewegt. „Durch den Zivildienst
und meine Ausbildung hatte ich ausreichend Wartesemester,
sodass der NC für mich keine Hürde war“, erzählt er. <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Foto: Frank Pieth
Studium
Ein Unterricht, bei dem er auf die Bedürfnisse der Kinder individuell eingehen kann – das ist David Wöstenberg wichtig.
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
11
Studium
Bachelor Bauingenieurwesen
Die Frau auf dem Bau
Im Fachbereich Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Kaiserslautern gibt es
nur wenige Studentinnen. Eine davon ist Cathrin Marx (23). Ob in der Minderheit oder nicht:
s
Foto: Mathias Klein
Für sie war ihre Studienwahl genau die richtige.
ie wusste nach dem Abitur nicht,
wie es beruflich genau weitergehen sollte. „Also habe ich erst
einmal Work & Travel in Australien gemacht“, erzählt Cathrin
Marx. Die Idee, fernab in Ruhe zu überlegen, welcher Weg
der richtige für sie sein könnte, sei dann nicht wirklich aufgegangen: „Dafür war die Zeit viel zu aufregend.“
Wieder daheim, arbeitete sie systematisch den Studienführer „Studien- und Berufswahl“ der Bundesagentur für
Arbeit durch und suchte die Studiengänge heraus, die zu
ihren starken Schulfächern passten, Mathe und Physik. Bauingenieurwesen, Architektur, aber auch betriebswirtschaftliche Studiengänge standen auf ihrer Liste. Nach weiterer
Recherche und einer Studienberatung war Bauingenieurwesen ihr Favorit.
zunächst die mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundlagen und bekommen darüber hinaus
fachspezifisches Know-how vermittelt. In den
höheren Semestern wählen die Studierenden
zwischen den beiden Studienschwerpunkten
„Konstruktiver Ingenieurbau und Infrastruktur“ und „Umweltplanung“. Hinzu kommt ein Wahlpflichtbereich, angefangen
von Bauphysik über Abfallwirtschaft bis hin zu Immobilienbewertung. Eine weitere Vertiefung oder Spezialisierung kann
dann im Master erfolgen.
Dass es an der Technischen Universität generell wenige
Frauen gibt, ist für Cathrin Marx kein Problem. „In meinem
Studienalltag macht das keinen Unterschied. Ich habe nicht
den Eindruck, dass ich mich besonders durchsetzen muss
oder dass ich anders behandelt werde.“ Auch beim Thema
Konkurrenzdruck winkt sie ab: „Ich muss nicht besser sein
als meine Kommilitonen. Wir vergleichen auch nicht ständig
unsere Noten. Jeder sieht zu, dass er mit dem Stoff durchAuf dem Bau akzeptiert werden
kommt.“ Einen Unterschied gibt es aber doch: Im Studien„Es gab durchaus Vorurteile aus meinem Umfeld: ‚Überleg alltag bewegt sie sich in einer Männerclique und da sind
dir das gut, auf der Baustelle wirst du als Frau nicht akzep- vorwiegend Männerthemen angesagt: „Klar wird da viel über
tiert‘. Für mich war es wichtig zu sehen, wie es sich tatsäch- Fußball gesprochen“, sagt sie und lacht.
lich anfühlt, als Frau auf dem Bau zu arbeiten.“ Aus diesen
Gründen absolvierte sie ein vierwöchiges Praktikum bei einer
Konstruktiver Ingenieurbau und Projektleitung
kleinen Baufirma. „Frei nach dem Motto: Wenn ich das packe,
dann ist das Studium auch das richtige für mich.“
Mit ihrer Studienwahl ist Cathrin Marx rundum zufrieden: Aus
Den Praktikumsplatz bekam Cathrin Marx recht schnell. zahlreichen Exkursionen weiß sie, dass Bauingenieurwesen
Am Anfang schlug ihr durchaus Skepsis entgegen: „Aber ihr sehr vielfältige berufliche Optionen eröffnet: „Man kann
sobald klar war, dass ich mit anpacke, war das Eis gebrochen. zum Beispiel im Bereich Wasser und Mobilität, im konstrukEs wurde dann sogar eine coole Zeit.“
tiven Ingenieurbau oder auch in der Projektleitung arbeiten.“
Mittlerweile studiert sie im neunten Semester Bauingenieur­
Da sie ein Faible für den konstruktiven Ingenieurbau hat,
wesen an der Technischen Universität Kaiserslautern. Sie interessiert sie sich vor allem für die Fächer Stahlbau, Masgehört zum letzten Jahrgang, der noch auf Diplom studiert, sivbau und Statik. In diesem Bereich hat sie auch ihre Vernach ihr wurden die Bachelor- und Masterabschlüsse einge- tiefungsfächer gewählt. „Meine Schwerpunkte sind auf eine
führt. Auch hier ist ein zwölfwöchiges Praktikum – darunter Tätigkeit in einem Büro für Tragwerksplanung ausgerichtet.“
vier Wochen auf dem Bau – vorgesehen. Im Bachelorstu- Mit Blick in die Zukunft kann sie sich auch eine Promotion
diengang Bauingenieurwesen erwerben die Studierenden vorstellen. <<
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abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Foto: Jessica Braun
Studium
Als klar war, dass Cathrin Marx auf der Baustelle mit anpackt, war „das Eis gebrochen“.
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Foto: Martin Rehm
Ausbildung
Vom Kleinkind bis zum Senior: Heilerzieher arbeiten mit körperlich oder geistig behinderten Menschen.
Heilerziehungspfleger
Männliche Vorbilder sind wichtig
Toleranz, Geduld und Empathie sind wichtige Voraussetzungen für David Schmidts Traumberuf: Der 23-Jährige absolviert eine schulische Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.
Besonders männliche Klienten freuen sich über seine Betreuung – denn Männer sind in
diesem Beruf nach wie vor selten.
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abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Foto: Privat
Foto: Martin Rehm
Ausbildung
David Schmidt: „Irgendwann vergisst man die Behinderung und
nimmt die Leute nur noch als Menschen wahr.“
Heilerzieher arbeiten in Förderschulen, bei sozialen Diensten
oder in Pflegeheimen.
ie fühlt es sich an, auf einen Rollstuhl
angewiesen zu sein? Wo trifft man auf
Hürden und Hindernisse? Diese Erfahrung haben David Schmidt und seine
Mitschüler gleich zu Beginn ihrer Ausbildung gemacht: „In einem Rolli-Projekt zur Selbsterfahrung
waren wir einen Tag lang im Rollstuhl in der Stadt unterwegs“,
erzählt der 23-Jährige, der eine dreijährige schulische Ausbildung zum Heilerziehungspfleger an der Beruflichen Schule
„Theodor Hoppe“ des Potsdamer Berufsbildungswerks im
Oberlinhaus absolviert.
Heilerziehungspfleger arbeiten mit körperlich und geistig
behinderten Menschen. Anders als Erzieher oder Altenpfleger decken sie ein wesentlich breiteres Altersspektrum
ab – ihre Klientel reicht vom Kleinkind bis zum Senioren. Das
macht den Beruf nicht nur anspruchsvoll, sondern auch sehr
vielfältig. Geduld, Einfühlungsvermögen und Toleranz gegenüber anderen sind dabei wichtige Voraussetzungen. „Empathie spielt eine große, wenn nicht sogar die größte Rolle in
meinem Beruf“, betont David Schmidt.
Eigenständigkeit und das Leistungsvermögen zu fördern. Den
Beruf des Heilerziehungspflegers entdeckte David Schmidt,
als er nach der Fachhochschulreife ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Behindertenwerkstatt absolvierte. „Nach
dem ersten Tag habe ich meine Mutter angerufen und zu ihr
gesagt: Ich glaube, das könnte mein Traumberuf sein.“ Mit
der Tatsache, dass die meisten seiner Mitschüler und Kollegen Frauen sind, hat er kein Problem. „Sowohl von männlichen als auch von weiblichen Heilerziehungspflegern habe
ich in der Schule und den Praktika viel gelernt.“ Besonders
die männlichen Klienten freuen sich über den Heilerziehungspfleger. „Das ist wie bei den Erziehern: Männliche Vorbilder
und Vertrauenspersonen sind sehr wichtig.“
w
Viel Praxis in der schulischen Ausbildung
Die Lernfelder, die David Schmidt in der Schule behandelt,
reichen von Anatomie über Psychologie bis hin zu Pädagogik.
Mehrere Praktika und Praxisprojekte ergänzen die schulische
Ausbildung. Eine Ausbildungsvergütung erhalten er und seine
Mitschüler nicht. Wer eine schulische Ausbildung absolviert,
hat jedoch die Möglichkeit, Ausbildungs-BAföG zu beantragen, das nicht zurückerstattet werden muss. Die Höhe
des Schulgeldes variiert je nach Ausbildungsstätte. David
Schmidt bezahlt für seine Ausbildung 50 Euro im Monat.
Heilerzieher arbeiten zum Beispiel in Förderschulen, bei
sozialen Diensten und in Wohn- und Pflegeheimen. In Letzteren unterstützen sie die Bewohner im Alltag und übernehmen pflegerische Tätigkeiten, indem sie zum Beispiel bei
Toilettengängen und beim Duschen helfen. Ziel ist es, die
„Viele sehen nur, was Behinderte nicht können“
Dass überwiegend Frauen sich für diesen Beruf entschieden,
schrecke viele ohnehin nicht so sehr ab, glaubt David Schmidt.
Die meisten zeigten eher Berührungsängste mit den Menschen, um die er sich kümmert: „Fast immer, wenn ich von
meiner Ausbildung erzähle, bekomme ich den Satz zu hören:
‚Ich könnte das nicht – jeden Tag so viel Leid sehen‘. Viele
sehen nur, was Behinderte nicht können. Wenn man aber mit
ihnen arbeitet, verschwinden die Berührungsängste schnell
und man merkt: Es geht ihnen überhaupt nicht schlecht. Die
Probleme nicht behinderter Menschen, die sich häufig um
Dinge wie Geld, Arbeit und Wohnung drehen, kennen sie zum
Beispiel meist gar nicht“, sagt der 23-Jährige. „Irgendwann
vergisst man die Behinderung und nimmt die Leute nur noch
als Menschen wahr. Und dafür bekommt man viel zurück und
spürt die Dankbarkeit.“ Wenn David Schmidt seine Ausbildung im Frühjahr 2015 abschließt, möchte er anschließend
am liebsten mit Erwachsenen arbeiten. „Ich könnte mir
außerdem gut vorstellen, mich zum Fachberater für Menschen mit Autismus weiterzubilden. Die Weiterbildung zum
Heilpädagogen oder ein Sozialpädagogikstudium wäre aber
auch eine Option.“ <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
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Foto: Ria Kipfmüller
Ausbildung
Fräsen, Feilen, Bohren: Mechatroniker brauchen für ihre Arbeit handwerkliches Geschick.
Mechatronikerin
Leidenschaft fürs Fräsen,
Feilen und Bohren
Allein unter Männern? Für Anastasia Doulgkeri ist das nichts Besonderes. Die 19-Jährige hat
sich daran orientiert, was ihr am meisten Spaß macht – und absolviert nun eine Ausbildung
zur Mechatronikerin bei einem Automobilzulieferer.
16
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Ausbildung
Foto: Philipp Hack
f
ür Anastasia Doulgkeri stand schon in der
Schule fest, dass sie einen technischen Beruf
lernen will, „in dem ich an Maschinen arbeite
und mir auch mal die Hände schmutzig mache“.
Damit war sie unter ihren Mitschülerinnen eine
echte Ausnahme. Die 19-Jährige absolviert eine Ausbildung
zur Mechatronikerin beim Automobilzulieferer Mann+Hummel
in Ludwigsburg. „Als Kind habe ich gerne meinem Vater bei
handwerklichen Arbeiten geholfen, und da ich mich für Autos
begeistere, fiel es mir leicht, mich für ein Berufsfeld zu entscheiden.“ Auch die Ausbildung zur Kraftfahrzeugmechatronikerin wäre für sie eine Option gewesen. „Ich wollte aber lieber
in der Industrie als in einer Werkstatt arbeiten.“
Nachdem ein Produkt von den Ingenieuren bei Mann+Hummel
konstruiert wurde, übernehmen die Mechatronikerinnen und
Mechatroniker in der Produktionshalle die Regie. Sie sind
für die Steuerung riesiger Produktionsanlagen zuständig, mit Anastasia Doulgkeri wollte einen technischen Beruf erlernen,
denen zum Beispiel Öl- und Luftfilter für verschiedene Auto- „bei dem ich mir auch mal die Hände schmutzig mache“.
mobilhersteller gefertigt werden. Fräsen, Feilen, Bohren – am
meisten Spaß macht Anastasia Doulgkeri die handwerkliche
Arbeit. „An der Fräsmaschine stelle ich zum Beispiel Stöpsel
aus Kunststoff für Ölfiltergehäuse her“, erklärt sie. Als Vorlage
dienen hierfür technische Zeichnungen. Die Arbeit erfordert
eine hohe Konzentration und Genauigkeit. „Auf keinen Fall
darf man bei der Fertigung Zahlen vertauschen oder sich vermessen, sonst muss man noch mal von vorne anfangen. Es
ist sehr wichtig, dass man sauber und ordentlich arbeitet und
auch mehrfach die Maße kontrolliert.“ Später lernt die angehende Mechatronikerin noch, Programme zu schreiben, mit
denen die Anlagen bedient werden können.
Foto: Uwe Niklas
Handwerkliches Geschick und Genauigkeit
Einzige Frau in der Berufsschulklasse
Nach einem Einstellungstest und einem Bewerbungsgespräch
unterzeichnete sie 2014 ihren Ausbildungsvertrag. „Ich hatte
vorab schon ein paar Bedenken, wie es sein würde, nur unter
Männern zu arbeiten“, räumt sie ein. Die verflogen allerdings
schnell, als die Ausbildung startete. „Ich habe auch einige Kolleginnen, unter anderem meine Personalchefin und andere
weibliche Auszubildende, und ich glaube, wir und die männ­
lichen Kollegen ergänzen uns ganz gut.“ Insgesamt dauert die
Ausbildung dreieinhalb Jahre. Anastasia Doulgkeris Ziel ist es,
diese mithilfe guter Noten um ein halbes Jahr zu verkürzen.
Im Betrieb beginnt ihr Arbeitstag schon um 6.30 Uhr. Ihr
erstes Ausbildungsjahr verbringt die junge Frau in der Lehrwerkstatt, wo sie gemeinsam mit angehenden Elektronikern,
Industriemechanikern und -mechatronikern die Grundlagen
ihres Berufs erlernt. Im zweiten Lehrjahr lernt sie dann die verschiedenen Abteilungen in der Produktion kennen. Zwei Tage
pro Woche besucht sie außerdem die Berufsschule. Hier belegt
sie Fächer wie Mechanik und Elektronik. In ihrer Klasse ist sie
die einzige Frau. „Das war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem auch, weil viele von meinen Mitschülern erst
16 Jahre alt sind. Die machen schon mal ihre Scherze.“ Alles
in allem sei es ihr aber leichtgefallen, sich dort zu einzufinden.
„Ich kann jedem nur dazu raten, das zu machen, was einem
Spaß macht, und sich bei der Wahl des Berufs nicht nach
Konzentration und Genauigkeit spielen für Mechatroniker eine
wichtige Rolle.
den Vorstellungen anderer zu richten“, bekräftigt Anastasia
Doulgkeri. Dazu gehört auch, sich als Frau von einem männer­
dominierten Berufsfeld nicht abschrecken zu lassen. „Ich bin
bisher überall sehr offen und sehr nett aufgenommen worden.
Und ich habe auch nicht das Gefühl, meine technischen
Fähigkeiten extra unter Beweis stellen zu müssen.“ Langfristig möchte sie gerne eine Weiterbildung zur Technikerin
für Maschinentechnik machen. „Die Automobilindustrie ist
einfach mein Ding, deshalb möchte ich auch nach der Ausbildung gerne hierbleiben. Meine Firma hat auch einige Werke
im Ausland. Unter anderem in den USA, wo ich bereits ein Jahr
während meiner Schulzeit verbracht habe. Es wäre toll, wenn
ich mal dort arbeiten könnte.“ <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
17
Berufsleben
Tierarzt
„Man behandelt immer zwei“
Tierarzt Diethard Rüger (31) sorgt nicht nur dafür, dass es seinen vierbeinigen Patienten
besser geht, sondern macht mit seiner Arbeit auch deren Besitzer glücklich. Dass
es in seinem Berufsstand deutlich mehr Frauen als Männer gibt, wurde ihm erst mit
Foto: Privat
Beginn des Studiums bewusst.
e
ine wichtige Voraussetzung für
den Beruf von Tierarzt Diethard
Rüger: „Man muss nicht nur mit
Tieren, sondern auch mit Menschen umgehen können. Denn
man behandelt immer zwei: das Tier und den
Besitzer“, sagt der 31-Jährige. Neben solidem Fachwissen sind
daher eine gute Menschenkenntnis und Empathie seiner Meinung nach essenziell. Der Tierarzt behandelt in seiner Praxis
Kleintiere vom Zwerghamster bis zum Hund. „Mir macht es
Spaß, Tieren zu helfen. Am Schluss geht es nicht nur dem Tier
gut, auch der Besitzer freut sich, dass sein Tier wieder gesund
ist. So mache ich also gleich zwei glücklich.“
Impfungen und Wurmkuren
Zu den klassischen Behandlungen gehören Impfungen,
Wurmkuren, Zahnsteinbehandlungen und Zecken-Vorsorge.
Wie Menschen erkranken auch die Vierbeiner besonders
häufig an Schnupfen, Erkältung und Durchfall oder ziehen
sich kleinere Verletzungen zu. Hin und wieder finden sich
auch knifflige Fälle auf Diethard Rügers Behandlungstisch,
bei denen nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, woran es
dem Tier fehlt. „Dann hat der Beruf etwas von einem spannenden Detektivspiel“, sagt er. Größere Eingriffe, bei denen
es zum Beispiel um Knochenbrüche, innere Verletzungen
oder Tumoren geht, führt Diethard Rüger nicht selbst durch,
sondern verweist die Patienten an Tierkliniken in der Umgebung. „Die Spezialisierung in der Tiermedizin nimmt immer
mehr zu. Es gibt heute kaum noch Tierärztinnen und -ärzte,
die alles machen.“
18
Nach dem Abi interessierte er sich zunächst für
ein Medizin­technikstudium. Weil die meisten
Studiengänge in dem Bereich aber an Fachhochschulen angeboten werden und er lieber
an eine Uni wollte, entschied er sich schließlich für Tiermedizin – auch weil die Berufsmöglichkeiten nach dem Studium sehr vielfältig sind
und man sich nicht von vornherein auf ein Berufsfeld
festlegen muss. „Tiermediziner arbeiten nicht nur
als Ärzte, sondern gehen auch in die Forschung, in
die Medizintechnik und in die Pharmazie.“ Als studentische Hilfskraft in einer Kleintierklinik lernte er
schon während des Studiums die praktische Arbeit
mit Tieren kennen. So fiel schließlich die Entscheidung
für den Tierarztberuf.
Frauenanteil bei 87 Prozent
Was ihm erst zu Beginn seines Studiums bewusst wurde: In der
Tiermedizin arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer. Laut
dem aktuellen Studierendensurvey des Bundes­ministeriums
für Bildung und Forschung (BMBF) liegt der Frauenanteil in
der Tiermedizin bei 87 Prozent. „Gestört hat mich das nicht.
Auch wenn der Hörsaal voller Frauen war, habe ich mich nicht
als Hahn im Korb gefühlt.“ Zwar sind auch heute die meisten
seiner Kollegen Frauen. „Es fällt aber auf, dass Führungspositionen meist mit Männern besetzt sind. Das trifft auf die Leiter
vieler Kliniken zu und auch auf meine Profs an der Uni.“ Er
selbst hält gemischte Teams für ideal.
Nach seinem Studium an der Universität Leipzig – eine
von fünf Unis in Deutschland, die Tiermediziner ausbilden –
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Foto: Meramo Studios
Berufsleben
Vom Hund bis zum Zwerghamster: Viele entscheiden
sich für ein TiermedizinStudium, weil sie Tiere mögen
und ihnen helfen wollen.
arbeitete Diethard Rüger in Tierkliniken in Dresden und in Würzburg. Als
sein Vater, der ebenfalls Tierarzt ist, aus gesundheitlichen Gründen eine Vertretung für seine Praxis in St.
­Blasien im Schwarzwald suchte, entschloss er sich, seine
Weiterbildung zum Facharzt für Heimtier- und Kleintiermedizin zu unterbrechen und in der Praxis einzuspringen. Im
Sommer 2013 übernahm er sie. Als Selbstständiger ist er
auch für die Buchhaltung und für Organisato­risches zuständig.
Am Wochenende hat er meist frei, im Notfall können ihn die
Tierhalter aber immer über sein Handy ­erreichen. Anders sah
es während seiner Zeit als Assistenz­arzt aus: Da gehörten
regelmäßige Nacht- und Wochenenddienste dazu. „Für Tierärzte gibt es meist keine Tarifverträge, und die Bezahlungen
wie auch die Arbeitsbedingungen sind in den Assistenzjahren
häufig sehr schlecht“, beklagt er. „Später als qualifizierter
Arzt mit Doktortitel, Fachtierarzt, ­Diplomate [das europäische
Diplom für Tierärzte] oder Tierarzt mit eigener Praxis sind die
Arbeitsbedingungen und die Bezahlung dann aber deutlich
besser.“ Künftig möchte Diethard Rüger einen weiteren Arzt
in seine Praxis holen. Ob es sich dabei um eine Frau oder
einen Mann handelt, spielt für ihn keine Rolle. <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
19
Foto: Andreas Rex
Berufsleben
Heute Rio, morgen Rom: Viele träumen davon, Flugzeuge durch die Lüfte zu lenken.
Pilotin
Über den Wolken
Über den Wolken, im Cockpit einer Boeing 737 – dort fühlt sich Katja Rossi (29)
am wohlsten. Seit sechs Jahren fliegt die Copilotin aus Frankfurt nun Passagiermaschinen
der Lufthansa und empfindet es als großes Privileg, an einem Tag Cappuccino in Rom
trinken zu können und am Tag danach am Strand in Portugal zu liegen.
i
m Cockpit saß Katja Rossi zum ersten Mal mit
14 Jahren. Damals sollte sie als Sprachschülerin
nach England fliegen, doch die Maschine war
überbucht, und so durfte sie vorn bei den Piloten
Platz nehmen. „Ich war so fasziniert von der einmaligen Aussicht, den vielen Knöpfen und den Erzählungen der
Piloten“, schwärmt sie.
Heute kennt sie die Funktion jedes einzelnen Knopfs. Die
29-Jährige ist mittlerweile Copilotin bei der Lufthansa. „Wer
glaubt, dass man als Copilot ‚einfach nur danebensitzt‘, der
irrt“, erklärt Tanja Rossi. Beim Starten und Landen wechselt
20
sie sich mit dem Kapitän ab, sie berechnet die Flugroute, gibt
sogenannte Performance-Daten ein und steht in Kontakt mit
der Flugsicherung. „Der Unterschied zum Kapitän liegt in
dessen langjähriger Erfahrung und natürlich seiner Gesamtverantwortung und Entscheidungsbefugnis“, sagt sie.
Heute London, morgen Mailand
Die Frankfurterin fliegt alle möglichen Ziele an: London, Mailand, Lissabon, Moskau, Tel Aviv, Beirut, Bologna. Gegen Langstrecken hat sie sich allerdings bewusst entschieden: „Man
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Foto: Thomas Lohnes
Foto: Thomas Lohnes
Berufsleben
hat Zeitverschiebungen, fliegt durch die Nacht –
und man macht durch die Länge der einzelnen
Flüge weniger Starts und Landungen“, sagt sie.
Und gerade die machen ihr besonders viel Spaß.
Bevor sie abhebt, bereitet Katja Rossi den Flug
vor. Dafür macht sie sich mit den Gegebenheiten des Zielflughafens vertraut, studiert Anund Abflugkarten, Handbücher der Flugprozeduren und den
Wetter­bericht. Fliegt man über das Meer oder Gebirge? Wie
viel Sprit ist notwendig? Bei der Nachbereitung werden die
gesammelten Dokumente abgeheftet und die Besonderheiten
des Fluges besprochen.
Nach dem Abitur 2004 bewarb sich Katja Rossi bei der Lufthansa – und wurde ein halbes Jahr später zum AssessmentCenter in Hamburg eingeladen. Beim ersten Termin fand
die Berufsgrunduntersuchung (BU) statt, beim zweiten die
Firmen­qualifikation (FQ) sowie das Medical, eine medizinische
Untersuchung. Von Mathe und Physik bis zu Übungen am Flug­
simulator und Rollenspielen – Katja Rossi hat alle ihr gestellten
Aufgaben bewältigt. „Zuletzt gab es ein Auswahlgespräch mit
einem Flugkapitän sowie einem Psychologen“, erinnert sie sich.
Danach konnte sie in die Ausbildung starten, die in der Regel
Foto: Michael Lamberty
Rund 17 Tage im Monat sitzt sie im Cockpit. Starts und Landungen machen Copilotin Katja Rossi dabei am meisten Spaß.
zwischen 29 und 33 Monate dauert. Die damals
21-Jährige erwarb dabei zunächst die Lizenz zur
Privatpilotin (PPL), bekam dann sechs Monate lang
Flugstunden in Phoenix, Arizona, und erlangte dann
die Businessjet-Lizenz sowie die Airline Transport
Pilot License (APTL). Damit darf sie etwa Passagier­
maschinen fliegen. „Der Ausbildungsplan der Lufthansa ändert sich aber alle paar Jahre“, betont sie.
Auf eine Pizza nach Rom
Pro Monat sitzt die junge Pilotin aktuell 17 Tage im Cockpit.
„Zum Glück ist mein Freund ebenfalls Copilot bei Lufthansa
und weiß, wie es ist“, erzählt sie. „Außerdem finde ich es toll,
wenn ich weiß, dass ich nach Rom fliege und dort dann eine
köstliche Pizza essen oder den besten Cappuccino trinken
werde. Ich empfinde das als großes Privileg.“ Ein Museumsbesuch, ein Tag am Strand – da lohnt sich der Stress, den ihre
Arbeit mit sich bringt. Der ist sowieso vergessen, wenn sie aus
dem Cockpit blickt und den Sonnenaufgang über den Wolken
betrachtet. „Ich würde den Job gegen nichts in der Welt eintauschen.“ <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
21
Z ahlen & Fak ten
Wusstest du, dass …
Kindheit
… 46 Prozent der Jungen angeben,
gerne Computerspiele zu spielen,
aber mittlerweile auch 22 Prozent
der Mädchen daran Spaß haben?
… Kinder von Eltern mit
einem naturwissenschaft­lichen Beruf
unabhängig vom Geschlecht gleichermaßen
in ihren technischen Interessen gefördert
werden?
Schulzeit
… dafür aber fast
60 Prozent der Teilnehmer eines Biologie-­
Leistungskurses
weiblich sind?
… die Informatik ursprünglich als Studienfach für Frauen
entwickelt wurde, aber heute
nicht mal 10 Prozent aller
Leistungskursteilnehmer
im Fach Informatik
weiblich sind?
Studium und Ausbildung
… sich nur ­7 Prozent der
jungen Frauen mit der
­Mathematik-Schulnote „sehr gut“
für ein ingenieur­wissenschaftliches
Studium entscheiden?
… der Frauenanteil
unter den Absolventen
einer Lehramtsausbildung für die
Sekundarstufe II
im Fach Mathe­
matik bei über
50 Prozent liegt?
… mehr als die Hälfte aller
Studierenden einer Ingenieurwissenschaft auch „Techno­logie“ bzw. „Technik“ als
Leistungskurs hatten?
… ein Viertel der derzeit
in der MINT-Branche
beschäftigen Frauen
unter 35 Jahre alt ist?
Berufsleben
… Frauen, die sich für MINT-Berufe
entscheiden, vor allem einen Beitrag zum
Gemeinwohl leisten möchten, während Männer eher an den technischen
Aspekten interessiert sind?
… Frauen in MINTBerufen derzeit vor
allem in der Textil­
branche, der Pharmazie, Biologie,
Biochemie und
Biotechnologie stark
vertreten sind?
… fast
80 Prozent der
weiblichen MINTAkademiker im Dienstleistungssektor arbeiten?
Quellen: MINT-Nachwuchsbarometer 2014,
MINT-Herbstbericht 2013
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Z ahlen & Fak ten
Bestandsaufnahme: Wer macht was?
Männerjob? Frauenjob? Was genau
steckt dahinter? So studieren die beiden
Geschlechter in Deutschland.
Fakt 2
Überwiegend von ­Männern neu abgeschlossene
­Ausbildungsverträge 2013:
100%
80%
60%
40%
20%
0%
Fakt 1
(94,3%)
(76,7%)
(75,6%)
(60%)
Seeschifffahrt
Landwirtschaft
Handwerk
Industrie
und Handel
Überwiegend von Frauen neu abgeschlossene
­Ausbildungsverträge 2013:
Studierende im Wintersemester 1996/1997:
1.838.099
Frauenanteil: 42,6 %
Studierende im Winter­
semester 2013/14:
2.618.221
Frauenanteil: 47,6 %
Quelle: www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/
Hochschulen/StudierendeHochschulenEndg2110410137004.pdf?__blob=publicationFile
Studierende in ausgewählten MINT-Studiengängen
im 1. Hoch­schulsemester an deutschen Hochschulen
im Studienjahr 2013:
100%
80%
60%
40%
20%
(93,5%)
(91,2%)
(65,1%)
Freie Berufe
(z.B. Arztpraxen,
Anwaltskanzleien)
Hauswirtschaft
Öffentlicher
Dienst
0%
Quelle: Datenreport des Berufsbildungsberichts 2014 (BIBB)
www.bibb.de/dokumente/pdf/BIBB_Datenreport_2014.pdf
Fakt 3
Informatik
Insgesamt: 33.762
Männer: 26.354 (78 %)
Frauen: 7.408 (22 %)
Maschinenbau
Insgesamt: 41.391
Männer: 33.196 (80 %)
Frauen: 8.195 (20 %)
Die Top 5 der am häufigsten von jungen Frauen
besetzten und für Abiturienten relevanten Ausbildungsberufe
im Jahr 2012:
1. Industriekauffrau
2. Kauffrau – Büromanagement
3. Bankkauffrau
4. Kauffrau – Groß- und Außenhandel
5. Steuerfachangestellte
Die Top 5 der am häufigsten von jungen Männern
besetzten und für Abiturienten relevanten ­Ausbildungsberufe
im Jahr 2012:
Elektrotechnik
Insgesamt: 18.883
Männlich: 16.401 (87 %)
Weiblich: 2.482 (13 %)
Bauingenieurwesen
Insgesamt: 11.789
Männer: 8.328 (71 %)
Frauen: 3.461 (29 %)
Quelle: Statistisches Bundesamt, vorläufige Hochschulstatistik für das Wintersemester
2013/14: www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Hochschulen/SchnellmeldungWSvorlaeufig5213103148004.pdf?__blob=publicationFile
1. Elektroniker
2. Fachinformatiker
3. Kaufmann – Groß- und Außenhandel
4. Industriekaufmann
5. Bankkaufmann
Quelle: Berufsbildungsbericht 2013, Bundesministerium für Bildung und Forschung
www.bmbf.de/pub/bbb_2013.pdf
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
23
vereinbarkeit
Foto: Knut Böhrnsen
>>interview
„Selbstbewusstsein
ist gefragt“
Familienfreundlicher Arbeitsmarkt für Frauen und Männer?
Die Bestandsaufnahme von Sybille Ahlborn, Beauftragte
für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Hamburg, fällt
­diplomatisch aus: „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel.“
abi>> Wie steht es um die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf?
Sybille Ahlborn: Zwar könnten wir schon viel weiter
sein, aber Veränderungen lassen sich nicht von heute auf
­morgen erzwingen. Viele haben noch immer das Modell des
Familien­ernährers im Kopf. Tatsächlich verdienen Männer
häufig besser als Frauen, sodass die Frau die Kinder­
betreuung übernimmt. Auch viele Betriebe tun sich schwer,
den Wunsch von Männern, die Elternzeit nehmen möchten,
positiv zu sehen.
abi>> Dabei kann man Elternzeit doch heute
flexibel gestalten.
Sybille Ahlborn: Ja, die Elternzeit ermöglicht es, sich nach
der Geburt eines Kindes bis zu drei Jahre ganz oder teilweise
um den Nachwuchs zu kümmern, wobei es Eltern freisteht,
wer Elternzeit nimmt und für welche Zeiträume. Männer nehmen jedoch deutlich weniger Monate in Anspruch als Frauen.
Gleiches gilt für die Zeit danach. Laut Statistischem
­Bundesamt arbeiteten im Jahr 2012 in Deutschland mehr als
zwei Drittel – 69 Prozent – der erwerbstätigen Mütter auf
Teilzeitbasis, bei den erwerbstätigen Vätern waren es hin­
gegen lediglich fünf Prozent.
Das neue Elterngeld Plus ist ein Schritt in Richtung mehr
Flexibilität. Wenn beide, Mutter und Vater, sich entscheiden,
jeweils 25 bis 30 Stunden in der Woche zu arbeiten und sich
damit auch die Zeit mit den Kindern zu teilen, gibt es einen
zusätzlichen Partnerschaftsbonus in Form von vier zusätz­
lichen Monaten Elternzeit.
24
abi>> Warum sind solche flexiblen Elternzeitmodelle
so wichtig?
Sybille Ahlborn: Fachwissen und Arbeitsprozesse verändern sich immer schneller. Auch die Arbeitsverdichtung hat
zugenommen, sprich: Der Einzelne muss Aufgaben schneller
erledigen als früher. Das Aufgabenpensum hat zugenommen.
Wenn Männer und Frauen sich die Elternzeit teilen, hat die
Frau bessere Chancen, im Job am Ball zu bleiben und ihre
Position zu halten. Das trifft besonders die Akademikerinnen,
denn tendenziell gilt, je höher die Qualifikation und umso länger die Job-Pause, umso schwieriger ist der Wiedereinstieg.
Das klingt jetzt sehr volkswirtschaftlich. Natürlich
­möchten Eltern auch für ihr Kind da sein. Wichtig ist, dass
Frauen und Männer selbstbewusst mit dem Thema umgehen
und für sich eine Vorgehensweise zu finden, die sich für alle
gut und richtig anfühlt.
abi>> Wie können junge Frauen einen Karriereknick
verhindern?
Sybille Ahlborn: Eizellen einfrieren, wie das in den ­Medien
die Runde machte, halte ich für eine denkbar schlechte
­Lösung. Zum Glück lassen sich junge Frauen und Männer
heute nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen und sich
so weit bevormunden. Junge Männer, die sich für Familie entscheiden, wollen sich auch in die Kindererziehung einbringen,
Frauen wollen in ihrem Job bleiben. Das ist der richtige Weg.
Einen Karriereknick verhindern kann man nur, wenn man
mit dem Partner gemeinsam die Elternzeit plant, von sich
aus aktiv auf den Arbeitgeber zugeht, im Vorfeld signalisiert,
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Foto: Tilman Weishart
vereinbarkeit
„Junge Männer, die sich für Familie entscheiden, wollen sich auch in die Kindererziehung einbringen.“
dass man zurückkommen will, und einen Zeitpunkt benennt.
Auch sollte man sich überlegen, wie man in der Elternzeit den
Kontakt zum Betrieb halten kann.
abi>> Welche Teilzeitmodelle gibt es?
Sybille Ahlborn: Früher hieß Teilzeit meistens eine halbe
Stelle, sprich: 20 oder 25 Stunden. Heute ist vieles möglich,
von zehn bis über 35 Stunden. Je nachdem, wie offen ein
Unternehmen ist, kann Teilzeit auch mit anderen Modellen
wie etwa Telearbeit kombiniert werden.
Auch Führungspositionen können in Teilzeit ausgeführt
werden. Da stehen viele Betriebe erst am Anfang. Für Arbeitgeber bedeutet dies, dass sie umdenken und umstrukturieren
müssen. Viele sind dazu nicht bereit und setzen nach wie vor
auf eine Präsenzkultur.
Dennoch sind wir auch hier auf einem guten Weg: Wer
gutes Personal behalten möchte, muss sich als Arbeitgeber
attraktiv machen. Familienfreundliche Modelle werden häufig
ausgezeichnet, etwa von der Bertelsmann Stiftung, und die
Liste der Betriebe, die einen Preis erhalten haben, wird von
Jahr zu Jahr länger.
abi>> Dann müssen die Kinder nur noch untergebracht
werden …
Sybille Ahlborn: Das Ganze ist natürlich eng mit der
Kinderversorgung verknüpft. In Hamburg haben wir die
wunderbare Situation, dass die ersten drei Jahre der Kinderbetreuung kosten­los sind und genügend Plätze zur Verfügung
stehen. Wenn man aber anderswo nur schwer einen Kitaplatz
bekommt, und der dann auch noch so teuer ist, dass man
den Verdienst gleich durchreicht, schreckt das viele Frauen
ab. Hier muss man aber langfristig denken. Je länger man aus
dem Betrieb raus ist, umso geringer sind die Chancen, wieder
im erlernten Beruf einsteigen zu können. <<
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
25
Quiz
fun
Speichel verursacht Karies?
Wie Karies tatsächlich entsteht und weitere Zahlen und Fakten aus den
Bereichen Soziales und Naturwissenschaften findest du hier.
Von Lithium bis Fraktur
4.
1. Was ist ein Neonatologe?
a) ein Facharzt für Nervenheilkunde
b) ein Kinderarzt, der sich auf Neugeborene spezialisiert hat
c) ein Experte für Nierenkrankheiten
d) ein Leuchtstoffröhren-Profi
elches Teil eines Auspuffs
W
reduziert bei einem Kraftfahrzeug die Lautstärke des
Motors?
a) Ansaugrohr
b) Lambdasonde
c) Schalldämpfer
d) Katalysator
Lösung: b
Lösung: c
5. Was bedeutet der medizinische
Begriff „Fraktur“?
a) Zerrung
b) Prellung
c) Bruch
d) Bluterguss
Lösung: c
die Röntgenstrahlen?
a) 1870
b) 1895
c) 1905
d) 1920
miersprachen gibt es nicht?
a) Anaconda
b) Python
c) C++
d) Perl
Lösung: a
6. Welches sind die drei leichtesten
2. Wann entdeckte Conrad Röntgen
8. Welche der folgenden Program-
chemischen Elemente?
a) Lithium, Kalium, Natrium
b) Magnesium, Calcium, Phosphor
c) Rubidium, Magnesium, Lithium
d) Calcium, Lithium, Platin
Rätselspaß und
Kopf­zerbrechen
1. Ein Passant findet nach einer durchzechten Nacht einen 10-Euro-Schein
auf der Straße. Weder Mond noch
Sterne sind am Himmel zu sehen und
auch die Straßenbeleuchtung ist aus.
Trotzdem konnte der Mann den Schein
schon von Weitem erkennen. Wie ist
das möglich?
Lösung: a
Lösung: Es ist bereits früher Morgen und die Sonne ist
aufgegangen.
2. Es fehlt, aber es ist da. Es wiegt
nichts, weil es nichts ist. Es hat keine
Farbe, doch trotzdem kann man es
sehen. Was ist es?
klassischen Konditionierung?
a) Sigmund Freud
b) John Dewey
c) Carl Gustav Jung
d) Ivan Pavlov
stück eine bestimmte Anzahl Fische.
Ein Zehntel der Fische ergibt ein
Fünftel. Wie viele Fische hat der Pinguin
gegessen?
5.
Eine Flasche mit Korken kostet in
der Herstellung 1,10 Euro. Die Flasche
ist 1 Euro teurer als der Korken. Was
kostet ein Korken?
Lösung: c
Lösung: d
26
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
Lösung: 5 Cent (die Flasche kostet: 1,05 Euro)
3. Wer entdeckte das Prinzip der
4. Ein Pinguin verspeist zum Früh-
Lösung: zwei
stimmt?
a) Karies pflegt und schützt die Zähne.
b) Glukose verbreitet Karies. Fruktose
hingegen ist harmlos.
c) Kariesbildung wird von Mineralstoffen
im Speichel gehemmt.
d) Speichel verursacht Karies.
Lösung: der Atem
7. Welche Aussage über Karies
Lösung: ein Loch
Lösung: b
3.
Was ist leichter als eine Feder und
kann von einem Menschen doch nicht
lang gehalten werden?
I mpre s s u m
Experiment
Wie kommt das Ei in die Flasche?
Auf den ersten Blick erscheint es unmöglich, doch es gibt einen Trick, wie
das Ei in der Flasche landen kann. abi>>
experimentiert!
Du brauchst:
• ein hart gekochtes Ei ohne Schale
•eine Glasflasche mit breitem Hals, z. B. eine
Milchflasche
• heißes und kaltes Wasser
• eine Schale
•Alternative zum Wasser: Streichholz und Papier
Das Experiment:
1. Zuerst spülst du die Glasflasche mit heißem Wasser aus. Anschließend legst
du das hart gekochte, geschälte Ei auf den Flaschenhals/die Öffnung und
stellst die Flasche in kaltes Wasser. Nun kannst du zusehen, wie das Ei langsam
in die Flasche gesogen wird.
2. Um das Ei wieder aus der Flasche herauszubekommen, musst du die Flasche
umdrehen, bis sie senkrecht steht und von unten hineinpusten. Nun wird das Ei
wieder aus der Flasche herausgedrückt.
Erklärung:
Durch das heiße Wasser bzw. das kleine Feuer erwärmt sich die Luft in der
Flasche und dehnt sich aus. Wird das Ei auf den Flaschenhals gesetzt, ist diese
luftdicht verschlossen. Da in der Flasche ein viel niedrigerer Luftdruck als
außerhalb herrscht, wird das Ei von außen in die Flasche gepresst. Pustet man
von unten in die Flasche, hebt sich das Ei kurz an, sodass Luft in das Innere
der Flasche dringt und ein Überdruck erzeugt wird. Zwar verschließt das Ei die
Flasche sofort wieder, doch durch den Überdruck wird es nun aus der Flasche
herausgepresst.
Steckbrief: Ei in der Flasche
Zeit: ca. 10 Minuten
Materialkosten: ein Ei
Wichtig: Der Flaschenhals darf dünner sein als das Ei, aber nicht zu dünn, sonst
geht es nicht.
(Quelle: http://jobfit.jugendnetz.de/index.php?id=78)
Herausgeber
Bundesagentur für Arbeit
Herausgeberbeirat
Petra Beckmann, Wolfgang Biersack,
Dr. Oliver Fischer, Heike Hessenauer,
Yvonne Hollmann, Nadine Hubert,
Niels Kämpfer, Nicole Künzel,
Stefanie Langen, Susanne Meßmann,
Sabine Peters, Natascha Rediske,
Katarina Stein
Redaktion/Verlag
abi>> dein weg in studium und beruf
Meramo Verlag GmbH
Gutenstetter Straße 8d,
90449 Nürnberg
Telefon: 0911 937739-0
Fax: 0911 937739-99
E-Mail: [email protected]
Geschäftsführer: Rainer Möller
Redaktion
Chefredakteur: Andreas Bund
Chefin vom Dienst: Julia Grimminger
Redaktion: Dr. Nina Benkert, ­
Susanne Böhm, Corinna Grümpel,
Teresa Nagengast, Larissa Taufer,
Edith Backer
Redaktionsassistenz: Patricia Drechsel,
Carolin Jochimsen, Manuela Meier
Autoren
Mascha Dinter, Wiebke Toebelmann,
Katharina Vähning
Gestaltung und Layout
Art Direktor: Nero A. Kaiser
Stellv. Art Direktorin: Viviane Schadde
Layout: Claudia Costanza, Lukas Krüger
Titelbild: Thomas Lohnes
Druck
Westermann, Braunschweig
Wer war diese Frau?
Die Geschichte einer Nobelpreisträgerin
Vor knapp 150 Jahren wurde sie in Warschau geboren. Mit
15 Jahren schloss sie das Gymnasium mit Bestnoten ab,
doch der Weg an die Uni blieb ihr verwehrt: Frauen durften
zu dieser Zeit in Polen noch nicht studieren. Weil ihre Eltern
keine Ersparnisse hatten und ihr kein Auslandsstudium
finanzieren konnte, nahm sie an heimlich organisierten
Treffen der „Fliegenden Universität“ teil, einer Art geheime
Hochschule. Doch sie wollte mehr, also beschloss sie, nach
Paris zu gehen und sich das Studium zu finanzieren, indem sie als Gouvernante
oder Hauslehrerin arbeitete. Im Jahr 1891 schrieb sie sich an der Sorbonne für
Mathematik und Physik ein – und bekam erneut Bestnoten, später auch ein
Stipendium. An der Hochschule begegnete sie einem Physiker, mit dem sie in
einem improvisierten Laboratorium arbeitete. Dort isolierten die beiden die
bislang unbekannten Elemente Polonium und Radium und bezeichneten die
Strahlung als „radioaktiv“. 1903 erhielt sie gemeinsam mit ihrem Mann und
einem weiteren Wissenschaftler den Nobelpreis für Physik – als erste Frau. Als
ihr Mann durch einen tödlichen Unfall starb, stürzte sie sich vor Kummer noch
tiefer in die Arbeit und bekam 1911 einen zweiten Nobelpreis verliehen – diesmal im Bereich der Chemie für die Isolierung des Elements Radium. 23 Jahre
später verstarb sie an Leukämie. Übrigens: Nur wenige Jahre nach ihrem Tod
wurde auch ihre Tochter mit einem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Um
welche berühmte Wissenschaftlerin handelt es sich?
Lösung: Marie Curie
abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015
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Nutzung der Inhalte mit Ausnahme
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in Schulen bedarf der vorherigen
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Fall ist eine genaue Quellen­angabe
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die Meinung der Redaktion und des
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­ insendungen und
­Besprechungsstücke.
Gesamtauflage: 270.000
Erscheinungsweise
6 Ausgaben im Jahr
Bestellungen
www.ba-bestellservice.de
Einzelexemplare sind im
Berufsinformations­zentrum (BiZ) der
Agenturen für Arbeit erhältlich.
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Hilfreiche Links und
Infomaterial
abi>> dein weg in studium und beruf
abi>> gibt es auch im Internet. Die Zeitschrift und das Portal
informieren über Studien- und Berufsmöglichkeiten und helfen
bei der Entscheidung, wie es nach dem Abi weitergehen soll.
www.abi.de
Regionale Infos
Hier findest du Informationen über Studiengänge und Hochschulen speziell auf deine Region bezogen, weiterführende
Adressen und Links sowie regionale Ansprechpartner.
www.regional.abi.de
abi>> Infomappen Studienberufe
Die Mappen unterstützen bei der Studien- und Berufswahl
und liefern die nötigen Informationen, welche beruflichen
Möglichkeiten in einem Berufsfeld nach einem Studium
bestehen. Die aus 27 Mappen bestehende Medienreihe
„abi>> Infomappen Studienberufe“ steht als Präsenzmedium
in den Berufs­informationszentren (BiZ) deiner örtlichen
Agentur für Arbeit.
Den Online-Katalog zur Auswahl interessanter Mappen
gibt es unter:
www.abi.biz-medien.de
Komm mach MINT
Viele Informationen zum Thema MINT – vor allem für
junge Frauen – sowie eine Veranstaltungsübersicht.
www.komm-mach-mint.de
Neue Wege für Jungs
Die Webseite stellt Angebote speziell für Jungs bereit,
und zwar zu Themen wie Berufswahlorientierung,
­Rollenvorstellungen und Vermittlung von Sozial­kompetenzen.
www.neue-wege-fuer-jungs.de
e
Das nächst
abi>> Heft
erscheint am
19.03.15
studienwahl.de
Infoportal der Bundesländer in Kooperation mit der
­Bundesagentur für Arbeit. Über den Finder, die Such­
maschine für Studiengänge, kannst du herausfinden,
welche Studiengänge an welchen Hochschulen angeboten
werden.
www.studienwahl.de
Im Portal für Aus- und Weiterbildung der Bundesagentur
für Arbeit kannst du vor allem nach schulischen Berufs­
ausbildungen suchen.
www.kursnet.arbeitsagentur.de
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit,
mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen
in Text und Bild.
www.berufenet.arbeitsagentur.de
Über die JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit kannst
du nach Jobs und Ausbildungsstellen in deiner Region
suchen.
http://jobboerse.arbeitsagentur.de
Mädchen-Zukunftstag
Mädchen entdecken Berufe in Technik, IT, Handwerk
und Naturwissenschaften.
www.girls-day.de
Berater/innen für Akademische Berufe
Sie informieren in den örtlichen Agenturen für Arbeit
über Studium, Beruf und Arbeitsmarkt, bieten individuelle
Beratung und helfen bei der Orientierung vor und während
des Studiums sowie beim Übergang von der Hochschule
ins Berufsleben. Informationen zu den Beratungsangeboten
der Bundesagentur für Arbeit finden sich unter:
www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen & Bürger >
Zwischen Schule und Beruf > Beratung
Jungen-Zukunftstag
Speziell für Jungs: neue Perspektiven in der
Berufs- und Lebensplanung.
www.boys-day.de
MINT OnePage
Website des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-­
Chancengleichheit e.V. mit Podcasts und Steckbriefen.
www.kompetenzz.de