SONDERVERÖFFENTLICHUNG IN GEGENWARTSKUNST POTSDAM POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN FREITAG, 20. MÄRZ 2015 SEITE 23 „Kunst im öffentlichen Raum soll aufklären“ Neuer Kunstkalender Potsdam Interview mit Stefan Pietryga Auf der Internetseite www.neuer-kunstkalender.de werden die jeweils aktuellen Ausstellungen und Veranstaltungen folgender Galerien, Kunstvereine und Museen veröffentlicht. Herausgeber ist die AG Gegenwartskunst (AGK) Potsdam. Welche Bedeutung hat für Sie das kulturelle Umfeld in Potsdam? Potsdam mit seiner Präsenz von außergewöhnlichen Beiträgen vom 18. bis 20. Jahrhundert, die Architekturgeschichte schreiben, ist ein besonderes Phänomen und immer wieder wert entdeckt zu werden. ae Galerie Hermann-Elflein-Straße 18 Tel.: (030) 803 49 35 www.ae-galerie.de Brandenburgischer Kunstverein Potsdam e.V. Warum engagieren Sie sich für Kunst im öffentlichen Raum in Potsdam? In Potsdam ist nach der Wende nichts Wesentliches unternommen worden, um hier ein ernstzunehmendes Profil zu erarbeiten. Hier sehe ich einen Bruch zu der homogeneren, kulturellen Entwicklung in früheren Zeiten. Bei Kunst im öffentlichen Raum steht die Vermittlung von aufklärerischen Inhaltenim Vordergrund. Erstrebenswert ist, bei Neubauten, wie etwa einer neuen Havelbrücke, derStadtbücherei, Schulneubauten und so weiter offensiv künstlerische Gestaltungen schon in der Vorplanung zu berücksichtigen. Pavillon auf der Freundschaftsinsel Tel.: (0331) 279 753 980 www.bkv-potsdam.de Gedenkstätte Leistikowstraße Leistikowstraße 1 Tel.: (0331) 201 15 40 www.gedenkstaette-leistikowstrasse.de Filmmuseum Potsdam Breite Straße 1a, Marstall am Lustgarten Tel.: (0331) 271 81 12 www.filmmuseum-potsdam.de Galerie Bauscher Warum haben Sie eine Steuben-Skulptur gemacht? Die Steuben-Skulptur am Marstall ist mit eines der größten Bronzedenkmäler der Stadt. Der Prozess der Aufstellung an diesem Ort spiegelt auch die Geschichte der Stadt, von der Kaiserzeit über Krieg, Wiedervereinigung bis heute wider. Die Aneignung der Figur als historisches Stadtzeichen in einem künstlerischen Prozess, der klassischen Bildhauerei, mit gegenwärtigen Interventionen in Stadträumen verknüpft, ist eine Herausforderung und als Beitrag zu verstehen in der Diskussion um die Rekonstruktion eines Stadtbildes nach Leitmotiven vergangener Epochen. Rosa-Luxemburg-Straße 40 Tel.: (0331) 710 319 www.galerie-bauscher.de Galerie Ruhnke Charlottenstraße 122 Tel.: (0331) 505 80 86 www.galerie-ruhnke.de Haus der BrandenburgischPreußischen Geschichte Kutschstall, Am Neuen Markt 9 Tel.: (0331) 620 85 50 www.hbpg.de Kunst-Kontor Sehmsdorf Bertinistraße 16 b Tel.: (0331) 581 73 66 www.kunst-kontor-sehmsdorf.de Wo ist Kunst im öffentlichen Raum positiv umgesetzt worden? Beispiele dafür sind etwa die Projekte der „documenta“ in Kassel, die Skulpturenprojekte in Münster oder das Skulpturenmuseum in Marl. Diese Städte haben inzwischen eine Tradition mit Kunst im öffentlichen Raum. Am Anfang stand die Idee, Skulpturprojekte als Dialog zu sehen,die in einem partnerschaftlichenProzess umgesetzt werden konnten und neue Orte als Identitäten der Städte bilden. Kunsthaus sans titre Französische Straße 18 Tel.: (0331) 647 481 55 www.sans-titre.de Kunstraum Potsdam Schiffbauergasse 4 d Tel.: (0331) 2715630 www.kunstraumpotsdam.de Kunstverein KunstHaus Potsdam Ulanenweg 9 Tel.: (0331) 200 80 86 www.kunsthaus-potsdam.de Museum Fluxus+ Armando, Der Krieger nr. 155, 2013, Bronze, 200x127 cm, Foto: Andreas Klaer Schiffbauergasse 4 f Tel.: (0331) 601 08 90 www.fluxus-plus.de Museumshaus „Im Güldenen Arm“" „In Potsdam gibt es Nachholbedarf“ Kunst im öffentlichen Raum. Ein Gespräch mit Jutta Götzmann Stefan Pietryga Foto: privat Welches Gewicht sollte moderne Kunst im neuen Potsdam Museum haben? Das Potsdam Museum hat die Aufgabe, künstlerische Prozesse der Stadt widerzuspiegeln. Hier kann an die Tradition der Moderne angeknüpft werden in Beziehung zu den geschichtlichen Marken der Stadt. Die Aufarbeitung der Magazine aus den Sammlungen, insbesondere mit Kunst aus der DDR, halte ich für vordringlich. Damit könnte der Blick auf die noch erhaltenen Relikte geschärft werden. — Die Fragen stellte Werner Ruhnke — Der Bildhauer Stefan Pietryga lebt in Potsdam. Er wurde 1954 in Ibbenbüren geboren. Pietryga setzt sich seit den frühen 1980er-Jahren mit den Grundlagen skulpturaler Zeichen in urbanen und natürlichen Zusammenhängen auseinander. Bei seinen Visualisierungen bezieht er sich sowohl auf barocke, stadtplanerische Gesamtkunstwerke als auch auf romantisch-idealistische Traditionen (nach der Brockhaus-Enzyklopädie) C INDEX D HERAUSGEBER: Arbeitsgemeinschaft Gegenwartskunst (AGK) Potsdam Redaktion: Daniela Dietsche Mit freundlicher Unterstützung der Potsdamer Neuesten Nachrichten Frau Götzmann, gibt es ein Kunstwerk im öffentlichen Raum, das Ihnen besonders wichtig ist? Es gibt zwei Skulpturen, die ich gerne für Potsdam benennen möchte. Die eine Skulptur ist untrennbar mit der Freundschaftsinsel, dem grünen Biotop inmitten der historischen Innenstadt und ihrem Gartengestalter verbunden: Es ist die „Hommage Karl Foerster“ von Christian Roehl, die als dreiteilige Skulptur aus Edelstahl und Glas am 9. März 1974 eingeweiht wurde. Die zweite Skulptur ist aus Bronze und stammt von dem niederländischen Künstler Armando, der seit vielen Jahren in Potsdam lebt und arbeitet. Mit dem Titel „Krieger“ steht sie beispielhaft für Armandos figurative Arbeiten, die den Menschen im Krieg zum Thema haben. Ein Thema, das durch die vielen Krisenherde weltweit eine besondere Aktualität erfährt. Die Arbeit wurde als Dauerleihgabe des Künstlers am 28. August 2014 als dritte Arbeit des Potsdamer Skulpturenpfads vor dem Designcenter an der Schiffbauergasse aufgestellt. Welche Bedeutung hat Kunst im öffentlichen Raum allgemein? Kunst im öffentlichen Stadtraum dient der Auseinandersetzung und Reibung. Plätze, Gebäude, Orte, die zuvor unbestimmt gewesen sind, werden mit einem Kunstwerk beschrieben, Dialoge eröffnet, Stadt- und Kulturräume werden auf Dauer oder für eine Zeit definiert. Kunst im öffentlichen Raum ist für alle zugänglich, jenseits der Museums- und Galerietüren, sie ist ein elementarer Teil der Stadt und für jeden unmittelbar erfahrbar. Sie kann in Beziehung zur Stadt, zum Standort, zum Leben stehen und neue Perspektiven eröffnen. Kunst im öffentli- chen Raum dient nicht allein der Ästhetik, vielmehr ist sie ein fester Bestandteil unserer kulturellen Gegenwart. Welche Beziehung gibt es zwischen Kunst im öffentlichen Raum und Architektur? Sobald eine Skulptur im Stadtraum aufgestellt wird, geht sie auch eine Beziehung zur Architektur, zur bebauten Umgebung ein. Für Neubauten, die insbesondere durch den Bund und die Länder initiiert werden, gibt es aus einem baukulturellen Anspruch heraus die Regelung, einen gewissen Anteil – meist ein Prozent der Baukosten öffentlicher Bauten – für Kunst zu verwenden. Aus dem Wettbewerb für den Brandenburgischen Landtag in Potsdam ist Florian Dombois mit seinen historisch orientierten Pavillons für den Innenhof hervorgegangen, den zweiten Preis erhielt Annette Paul für ihren goldenen Schriftzug an der Fassade „Ceci n’est pas un château“. Viele Firmengebäude oder akademische Institutionen haben Skulpturen auf ihrem Gelände aufgestellt, so stiftete beispielsweise das Bankhaus Sal. Oppenheim die Bronzeskulptur „Perspektiven“ von Volker Bartsch für die Freie Universität in Berlin. Volker Bartsch ist in Potsdam Mitglied des Beirats für Kunst im öffentlichen Raum. Welche Rolle spielt Kunst im öffentlichen Raum zurzeit in Potsdam? In Potsdam fiel die Entscheidung, einen Skulpturenpfad ins Leben zu rufen, der an 14 Standorten die Möglichkeit bietet, Positionen der Gegenwartskunst aufzustellen, die sich mit dem Thema Weg, Wasser, Landschaft und mit der unmittelbaren Umgebung auseinandersetzen. Der Pfad verläuft entlang der Havel und verbindet die Kulturstandorte Schiffbau- ergasse und den Alten Markt. Die Eröffnung des Walk of Modern Art Potsdam erfolgte am 11. Juli 2013 mit Arbeiten von Jörg Plickat und Rudolf Valenta. Jährlich wird dieser Pfad um Skulpturen erweitert, die Aufstellung der oben genannten Bronzearbeit von Armando erfolgte 2014. Für 2015 ist eine Stahlskulptur von Hubertus von der Goltz vorgesehen. Die Konzeption und Erarbeitung von Vorschlägen liegt beim Beirat für Kunst im öffentlichen Raum, der den Kulturausschuss und die Kulturabteilung der Stadt berät. Mit diesem Projekt knüpft die Landeshauptstadt Potsdam an frühere Traditionen an und etabliert Bildende Kunst in städtischen Freiräumen. Ein weiteres Anliegen ist, regionale und internationale Positionen innerhalb des Skulpturenpfads miteinander zu verbinden. Da der Etat für die Aufstellung nicht fest im Haushalt der Stadt verankert ist, gilt es immer, Sponsoren zu finden. Für die Realisierung ist daher bürgerschaftliches Engagement sehr willkommen – durch Patenschaften, Leihgaben, Schenkungen oder Unterstützungen in jeglicher Form. Gibt es Städte, die für Potsdam ein Vorbild sein können? Es gibt zahlreiche Städte, die sehr kontinuierlich Kunst im öffentlichen Raum projektbezogen oder dauerhaft gefördert haben. Man denke etwa an Münster, an Frankfurt/Main oder an Hannover, wo 2013 zudem ein eigenes Vermittlungsprogramm für Kunst im öffentlichen Raum ins Leben gerufen wurde. Als Landeshauptstadt muss sich Potsdam auch mit den übrigen Landeshauptstädten messen lassen, und da gibt es noch Nachholbedarf. Es wäre wünschenswert, den begonnenen Potsdamer Skulpturenpfad auch Brandenburgischer Kulturbund e.V. Hermann-Elflein-Straße 3 Tel.: (0331) 291 570 www.brandenburgischer.kulturbund.de Potsdamer Kunstverein e.V. mit einem Etat auszustatten, um Aufstellungen realisieren zu können. Immerhin sind die Skulpturen der Stadt bislang als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt worden. Welche Bedeutung haben moderne Skulpturen im Potsdam Museum? Die Skulpturensammlung des Potsdam Museums ist Teil der Sammlung Bildende Kunst. Die historische Sammlung weist Büsten und Reliefs, aber auch Bauskulptur auf. Die Sammlung zur Kunst nach 1945, die auch Skulpturen enthält, hat ihren Schwerpunkt in den Jahrzehnten der DDR und war Bestandteil der ehemaligen Galerie Sozialistische Kunst. Hierzu zählt beispielsweise die Porträtbüste Otto Nagels von Wieland Förster, die im Herbst 2013 Bestandteil der Ausstellung „Lebenswerke“ zum 10. Jahrestag des Brandenburgischen Kunstpreises war, und nun in der permanenten Ausstellung des Potsdam Museums zu sehen ist. 25 Jahre nach dem Mauerfall ist es an der Zeit, in der Ausrichtung der Skulpturensammlung neue Akzente zu setzen. Mit dem Ankauf einer aus Holz geschnitzten Statuette des in Potsdam tätigen Künstlers Stefan Pietryga, die 2014 als Mastermodell für sein groß angelegtes Projekt „Steubenparade“ entstand, haben wir einen Anfang getätigt. Pietryga setzt sich in dem Projekt mit einem der wichtigsten innerstädtischen Denkmäler auseinander. — Jutta Götzmann ist Direktorin des Potsdam Museums und Vorsitzende des Beirats Kunst im öffentlichen Raum — Die Fragen stellte Werner Ruhnke Charlottenstraße 121 Tel.: (0331) 243 612 86 www.potsdamer-kunstverein.de Potsdam Museum Am Alten Markt 9 (Altes Rathaus) Tel.: (0331) 289 68 21 www.potsdam.de/potsdam-museum Produzentengalerie M des BVBK Charlottenstraße 122 Tel.: (0331) 270 65 38 www.bbk-brandenburg.de Sperlgalerie Wilhelm-Staab-Straße 10/11 Tel.: (0331) 280 06 08 www.sperlgalerie.de Villa Schöningen Berliner Straße 86 Tel.: (0331) 200 17 41 www.villa-schoeningen.de DIE AGK D Brandenburgischer Kunstverein Potsdam e.V. (BKV) Brandenburgischer Verband Bildender Künstler e.V. (BVBK) Galerie Ruhnke Kunsthaus sans titre e.V. Kunstraum Potsdam Kunstverein KunstHaus Potsdam e.V. Villa Schöningen
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