Flash Glucose Monitoring 07.04.2015 FGM: erste Kassen

Flash Glucose Monitoring
07.04.2015
FGM: erste Kassen übernehmen die Kosten
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Das Messsystem &quot...
Lesegerät mit Sensor..
.
"Flash Glucose Monitoring" (FGM) ist eine technische Revolution, erste
Krankenkassen übernehmen jetzt die Kosten. Wochenlang war das "FreeStyle Libre"System allerdings nicht lieferbar; der Verkauf lief erst im März wieder an. Was die
Krankenkassen über eine Kostenübernahme denken, lesen Sie hier.
Angela Monecke, die Autorin dieses Beitrags, kennt sich bestens aus in der
Gesundheitspolitik. Seit Jahren schreibt sie für das Diabetes-Journal über alle
gesundheitspolitischen Themen und ist auch für die anderen Zeitschriften des KirchheimVerlags in diesem Bereich aktiv.
Das Messsystem von Abbott ist seit November 2014 in Deutschland zu haben. Es
funktioniert so: Ein Sensor am Oberarm, der etwa so groß ist wie eine 2-Euro-Münze und
dessen Fühler dicht unter der Haut liegt, misst und speichert permanent Daten. Bei jedem
Scan mit dem Lesegerät über den Sensor werden der aktuelle Glukosewert, der
Glukoseverlauf der letzten 8 Stunden und ein Trendpfeil angezeigt. Der Pfeil gibt an, ob der
Glukosewert steigt, sinkt oder sich kaum ändert
Wer den FreeStyle Libre getestet hat – das zeigen jedenfalls die vielen positiven Reaktionen
und Kommentare von Diabetespatienten im Netz – ist begeistert. Die Schattenseite: Das
System war für Neueinsteiger seit einigen Monaten nicht lieferbar – aufgrund der hohen
Nachfrage, beschränkter Produktionskapazitäten und dadurch bedingter
Lieferschwierigkeiten. Lesegerät und Sensoren müssen sich Diabetiker beim Hersteller
selbst bestellen. Für Schwerpunktpraxen sind die FGM-Systeme nur zur Ansicht und
Vorführung vorgesehen. Sie werden an Patienten demnach nicht wie Blutzuckermessgeräte
ausgegeben (siehe Kasten).
Warteliste und lange Wartezeiten
Seit März gehe der Verkauf weiter, sagte ein Mitarbeiter der Abbott-Hotline, allerdings hätten
sich die ersten Interessenten schon im November 2014 auf der Warteliste eingetragen, die
jetzt chronologisch abgearbeitet werde. Man solle sich auf lange Wartezeiten einstellen. Von
Neukunden könnten derzeit keine Bestellungen angenommen werden, heißt es auf der
Internetseite www.freestylelibre.de. Dort kann man sich aber mit seiner E-Mail-Adresse auf
der Warteliste eintragen. Sobald das Produkt wieder verfügbar sei, melde sich das
Unternehmen dann bei dem einzelnen Interessenten.
Starterpaket: rund 170 Euro
Das Starterpaket kostet 169,90 Euro und enthält ein Lesegerät und zwei Sensoren (für
jeweils bis zu 14 Tage) – ausreichend für bis zu vier Wochen. Sicher haben Sie die
Schlagzeilen in den letzten Wochen mitverfolgt, dass die ersten Krankenkassen die Kosten
für das System ganz oder teilweise übernehmen und damit auch den ersten Schritt in die
Regelversorgung machen. Thomas Bodmer, Vorstandsmitglied der Krankenkasse DAK
Gesundheit, spricht in einer Presse-Information vom Februar von einer "Medizin-Revolution",
die den Versicherten "so schnell wie möglich als freiwillige Leistung zur Verfügung" gestellt
werden soll.
FGM für 1000 DAK-Versicherte
Ab Juni werden monatlich jeweils rund 1 000 Diabetiker, die bei der DAK versichert sind, mit
dem neuen System ausgestattet, erklärt der DAK-Pressesprecher Jörg Bodanowitz auf
Anfrage. Die Kosten für das System müssten die Versicherten nicht auslegen, sondern sie
werden direkt beliefert, wenn sie das neue System nutzen wollen. Für das Lesegerät wird
einmalig die gesetzliche Zuzahlung fällig. Die Sensoren sind zuzahlungsfrei und werden den
versicherten Diabetikern ohne weitere Verordnung direkt vom Hersteller regelmäßig
zugeschickt.
"Wir werden das Angebot zunächst denjenigen machen, die eine intensivierte Insulintherapie
benötigen und am stärksten unter dem ständigen Zuckermessen leiden", sagt er. "Aufgrund
der limitierten Verfügbarkeit mussten wir ein Verfahren finden, unseren Versicherten das
neue System zur Verfügung zu stellen. Es gibt deshalb keine Warteliste oder die Möglichkeit,
sich registrieren zu lassen." Die Diabetespatienten werden aus den Disease-ManagementProgrammen (DMPs) nach Zufallsprinzip ausgewählt und angeschrieben. Diese Versicherten
müssen gegenüber der Kasse dann nur erklären, dass sie das neue System nutzen wollen.
So machen es Techniker Krankenkasse und Barmer
Auch die Techniker Krankenkasse (TK) ist vom FreeStyle Libre überzeugt. Die Kosten des
Lesegeräts werden übernommen, allerdings mit einer Eigenbeteiligung von 10 Prozent. Die
Sensoren werde man voraussichtlich mit 60 Euro bezuschussen, was den laufenden Kosten
der Blutzuckermessung mit Teststreifen entspricht.
Die Barmer GEK hingegen agiert deutlich vorsichtiger. Nach Angaben der Krankenkasse
gebe es noch keine aussagekräftigen Studien zur Gewebszuckermessung. Auch über den
Nutzen und eventuelle Risiken fehlten bislang wissenschaftlich fundierte Aussagen. Die
Krankenkasse befindet sich aber im Dialog mit dem Hersteller, der weitere Studien zu
Patientennutzen und -sicherheit beauftragt hat.
Gute Ergebnisse
Prof. Dr. Thomas Haak aus Bad Mergentheim ist Leiter zweier europäischer Studien mit Typ1- und Typ-2-Diabetikern zum langfristigen Nutzen von FGM für die Diabeteseinstellung,
deren Ergebnisse in der zweiten Jahreshälfte erwartet werden. "Die bisherigen Daten sind
positiv", sagt der Diabetologe, der laufend den aktuellen Zwischenstand erhält.
DDG rät vor der Nutzung von FGM-Systemen zur Schulung
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und ihre Arbeitsgemeinschaft für Diabetologische
Technologie (AGDT) haben im Januar eine Stellungnahme zum Flash Glucose Monitoring
(FGM) abgegeben.
Grundsätzlich bewertet es die AGDT als positiv, dass eine neue Option zum
Glukosemonitoring verfügbar ist, betont allerdings, dass die Nutzung des FGM-Systems nicht
ohne vorhergehende Therapieschulung erfolgen sollte.
Das Schulungsmaterial gibt es übrigens direkt beim Hersteller. Die Schulung nimmt das
Diabetesteam vor.
Aufgrund der begrenzten Studienlage könne die AGDT allerdings keine Aussage zur Güte
der Glukosemessung und zu anderen offenen Fragen zum FGM-System machen, heißt es in
der Stellungnahme weiter. "Es ist zu hoffen, dass der Hersteller diese Fragen rasch und
belastbar beantworten kann."
Prof. Dr. Thomas Haak aus Bad Mergentheim, der zwei europäische Studien zum FGM für
Typ-1- und Typ-2-Diabetiker leitet, geht davon aus, dass das System schon bald zur
Regelversorgung gehören wird. Bis dahin sind noch offene Fragen zu klären – zum Beispiel
zum Datenschutz: So wurde Kritik laut, dass die Messdaten des Anwenders, sobald er die
dazugehörige Software nutzt und das Programm startet, an einen Server in den USA
übertragen werden – allerdings anonymisiert. Nach Angaben von Abbott werden diese Daten
zur Produktweiterentwicklung benötigt.