Sport Dienstag 31. März 2015 19 Das Ziel, das keines war, ist erreicht VOLLEYBALL Der VBC Köniz steigt dank einem 3:0-Sieg (26:24, 28:26, 25:23) im Rückspiel gegen Münchenbuchsee in die Nationalliga B auf. Sonntag, 15.36 Uhr: ein Pass, perfekt gespielt auf Aussenangreiferin Zoé Vergé-Dépré, ein platzierter Smash, Freudentaumel, Tristesse. Dank zwei 3:0-Siegen nach Sätzen sicherten sich die Könizer Volleyballerinnen in der gefüllten Halle des Oberstufenzentrums den Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse. Münchenbuchsee muss sich trotz starker Leistung klar geschlagen geben, und dies obwohl die Gäste auch im Rückspiel oftmals näher am Satzgewinn waren als Köniz. Aber die Vorstädter drehten immer exakt dann auf, wenn es aus ihrer Sicht brenzlig geworden war. Die individuelle Klasse setzte sich am Ende durch. Trost in der stillen Ecke Während die Siegerinnen nach Spielschluss vor lauter Glücksgefühlen wild im Kreis tanzten, zog sich Münchenbuchsees Trainer Fabian Bünger mit seinem Team in die stillste Ecke der Halle zurück. Zum Saisonabschluss musste er seine enttäuschten Spielerinnen trösten. «Wir haben uns unter Wert geschlagen, aber das Spiel haben wir nicht heute verloren», sagte Bünger, nachdem er seine Frauen in die Kabine entlassen hatte. Aufgrund der 0:3-Niederlage der Buchser aus dem Hinspiel hätte das Team ebenso hoch gewinnen müssen, damit es aufgestiegen wäre. Nachdem Köniz den ersten Satz hatte gewinnen können, waren demnach auch die Hoffnungen Münchenbuchsees schnell dahin. Dass Münchenbuchsee aber in jedem der sechs Sätze 20 und mehr Punkte erzielen konnte, spricht für das Kollektiv. Ginge es nach Bünger, wären es noch mehr Punkte gewesen: «Einige Entscheidungen des Schiedsrichters in entscheidenden Phasen konnte ich nicht nachvollziehen.» Neue Entwicklungschancen Anders die Gefühlslage bei Köniz. «Der Aufstieg war Anfang Saison nicht der Plan», sagte Trainer Ronald Triller. Wegen des erfreulichen Saisonverlaufs sei er dann doch mehr und mehr zum Ziel avanciert. Triller erachtet den Aufstieg in jeder Hinsicht als gute Sache. Das Team brauche eine höhere Liga, damit es sich weiterentwickeln könne; und auch dass der Niveauunterschied zum Fanionteam, der NLAEquipe von Volley Köniz, schrumpfe, sei sehr erfreulich. Noch lange nach dem Spiel standen die Spielerinnen von Köniz auf dem Spielfeld und fütterten ihre sozialen Netzwerke mit der frohen Kunde. Selbst Akteurinnen wie Céline Ackermann, die bereits erste NLA-Erfahrungen gesammelt haben, waren sichtlich aufgewühlt. «Ich fühle mich voll und ganz als Teil dieser Mannschaft, deshalb freue ich mich riesig», sagte Ackermann. Es sei für das Team gedanklich nicht ganz einfach gewesen, zumal sie nur noch einen Satzgewinn gebraucht hätten. Am Ende des Tages zählen die Fakten. Und demnach hat Köniz nun nebst dem NLA-Team eine Equipe in der zweithöchsten Liga. Daniel Ernst Ausgelassene Freude: Céline Ackermann (ganz links) und der VBC Köniz bewegen sich künftig in höheren Gefilden. Andreas Blatter Bild mit Symbolcharakter: Skorpion Emmental (Nathalie Spichiger, vorne) bekundet gegen die physisch starken Dietlikerinnen zuweilen Mühe. Marcel Bieri An der Aufgabe wachsen UNIHOCKEY Skorpion Emmental steht nach zwei Halbfinalniederlagen (3:4, 1:5) gegen Dietlikon vor dem Playoff-Out. Für das junge Team dienen diese Partien vorab als «Lehrblätz». Das Gebimmel der Kuhglocken verhallt, ein erstes Mal hadert der Grossteil der 295 Zuschauer in der Ballsporthalle Oberemmental in Zollbrück. Eben hat das Schiedsrichterduo auf Penalty für Dietlikon entschieden – ein etwas harter Entscheid. Michelle Wiki ist dies egal, die Zürcherin bezwingt Stefanie Blaser im Tor von Skorpion Emmental souverän zum 2:1. Es ist aus Sicht der Gastgeberinnen der Anfang vom Ende. Sie verlieren den Faden und ermöglichen Dietlikon innert dreier Minuten zwei weitere Treffer, erzielt von Nationalspielerin Wiki. Das junge Team aus Zollbrück fängt sich in der Folge zwar wieder auf, kann die Partie jedoch nicht mehr wenden – am Schluss steht es 1:5. Damit führt Dietlikon im Playoff-Halbfinal 2:0, weil die Zürche- rinnen die Ouvertüre 4:3 gewannen.AmnächstenSamstagkönnen sie mit einem weiteren Sieg den Einzug in den Superfinal – wie bei den Männern wird der Meister in einem Spiel ermittelt – schaffen. «Können nur profitieren» «Um dieses Team bezwingen zu können, müssten wir 60 Minuten lang so spielen wie im ersten Drittel», hält Aldo Casanova fest. Im Startabschnitt agierte die Equipe des Skorpion-Trainers auf Augenhöhe mit dem Favoriten, ging nach einem sehenswerten Drehschuss Nathalie Spichigers (13.) verdient in Führung. Doch lediglich 64 Sekunden später gelang Nina Bärtschi – notabene eine Emmentalerin in Zürcher Diensten – der Ausgleich. Was hernach folgte, ist bekannt. «Im zweiten Drittel haben wir 7, 8 Minuten lang den Fokus verloren, die Hypothek wog danach zu schwer. Wir können nicht jedes Mal einem Rückstand hinterherrennen», sagt Casanova. Im ersten Playoff-Spiel war sein Team 0:3 in Rückstand geraten, glich danach aus, um schliesslich trotzdem mit leeren Händen dazustehen. Derweil betont Spichiger, dass der Penalty dem Team einen Knick gegeben habe: «Wir können eine solche Aktion nicht abhaken. Einige wurden danach hektisch, mental sind wir diesbezüglich noch nicht so weit.» Gewiss, es handelt sich für Spichiger und ihre Teamkolleginnen um die erste Playoff-Teilnahme. Skorpion spielte vor 3 Jahren noch in der 1. Liga, stieg seither zweimal de suite auf und verpasste im letzten Frühjahr die Playoffs erst in der letzten Qualifikationsrunde. 21 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt im Team, es überrascht deshalb kaum, bezeichnet Spichiger die derzeitige Situation als «Lehrblätz». «Wir können nur lernen und profitieren.» Casanova stimmt ihr zu, sagt, sein Team könne an der jetzigen Aufgabe wachsen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Wechsel als Wegbegleiter Freilich soll der eingeschlagene Weg für die Emmentalerinnen noch nicht zu Ende sein. Es gelte jetzt den Grundstein dafür zu legen, sich auf längere Zeit in den Top 3 der Schweiz etablieren zu können, sagt Spichiger. Die 20Jährige steht exemplarisch für das Potenzial, welches im Oberemmental vorhanden ist – das NLATeam besteht grösstenteils aus Spielerinnen aus der Region. «Mit exakt derselben Equipe könnten wir in 3, 4 Jahren weiss was herausholen», sagt Casanova. Der Konjunktiv verrät: Er weiss, dass dieser Fall nicht eintreten wird. Wechsel und Rücktritte sind im Frauenunihockey ständige Begleiter, Ende Saison werden sechs Spielerinnen den Klub verlassen. Sie sollen grösstenteils mit eigenen Juniorinnen ersetzt werden, Skorpion will seiner Philosophie treu bleiben. Viel anderes bleibt dem Verein nicht übrig – der Schweizer Markt ist ausgetrocknet. Auch deshalb blickt der Klub erstmals über die Landesgrenzen hinaus. «Die Defensive ist dünn besetzt», begründet Casanova diesen Schritt, fügt aber an: «Wir werden nur aktiv, wenn wir eine wirklich gute ausländische Verteidigerin finden.» Marco Oppliger WIZARDS BERN BURGDORF Kellerhals holt Bronze SKI ALPIN Die 700 schnellsten Skirennfahrerinnen und -fahrer zwischen acht und sechzehn Jahren fanden sich in Les Crosets VS ein, um sich beim GP-Migros-Final zu messen. Die Berner reisten als zweitstärkster Kanton mit einer Ausbeute von 16 Medaillen nach Hause. Zuoberst auf dem Treppchen standen mit Nadja Lausegger (Wilderswil), Nadja Bircher (Mülenen) und Noel Bähler (Wattenwil) drei BOSVTalente. Noel, der jüngere der beiden Söhne der früheren Weltcupfahrerin Heidi Zeller-Bähler, zeigte im Combi-Race-Rennen eine eindrückliche Leistung. Für den einzigen Podestplatz eines Berner Flachländers sorgte Kaspar Kellerhals aus Frieswil. In der Jahrgangskategorie 2002 eroberte er sich im Combi-RaceRennen den dritten Rang. pvt Zweitbester Schweizer LEICHTATHLETIK Adrian Lehmann (LV Langenthal) zeigte am international äusserst stark besetzten Halbmarathon in Berlin eine ausgezeichnete Leistung. Hinter 15 Afrikanern und 10 schnellen Europäern kam der Langenthaler unter über 25 000 Klassierten als hervorragender 26. ins Ziel und verbesserte dabei in 1:05:17 Stunden seine persönliche Bestzeit um 52 Sekunden. Mit dieser Zeit liegt Lehmann in der nationalen Bestenliste hinter Topläufer Tadesse Abraham aktuell auf Platz 2. An der 10-km-SM in Uster kam Martina Strähl (LV Langenthal) als zweitbeste Schweizerin ins Ziel. Strähl verbesserte dabei ihre Bestzeit um über 1:20 Minuten . Als Vierte verpasste die 14jährige Delia Sclabas (LG Gerbersport) knapp das Podest. mhl Des Trainers Plädoyer für die Aufstockung Die Wizards Bern Burgdorf sind gegen Piranha Chur trotz klarer Fortschritte chancenlos. Hinter dem Gefälle verbirgt sich ein Strukturproblem. Radomir Malecek schüttelt ob seiner eigenen Aussage den Kopf, ein Lächeln huscht ihm über das Gesicht. Doch der Trainer wiederholt die Worte, sagt, «ich bin stolz auf die Frauen». Die Rede ist von den Wizards, Unihockeyanerinnen aus Bern und Burgdorf, die soeben auch den zweiten Playoff-Halbfinalvergleich mit den Piranhas aus Chur verloren haben. 2:7 lautet das Verdikt, es spiegelt in etwa die Kräfteverhältnisse. War bei den Bündnerinnen kein Gefälle ersichtlich, traten seitens der Bernerinnen in den Bereichen Ballkontrolle und Passqualität erhebliche Unterschiede zutage. Entsprechend sah sich die aus dem Kollektiv herausstechende Simone Wyss in der Regel mit zwei Gegenspielerinnen konfrontiert; Akzente vermochte die Topskorerin keine zu setzen. Spätestens im Mitteldrittel dürfte fast jedem der 232 Zuschauer in der Kirchberger Grossmatt klar geworden sein, dass die Wizards am nächsten Samstag in Chur ausgezaubert haben werden, sofern in dieser Woche kein Wunder geschieht. Trotzdem wäre es verfehlt, Malecek falschen Stolz zu unterstellen. Sein Ensemble hat in den letzten Monaten markante Fortschritte gemacht, es vom Abstiegskandidaten zur Nummer 4 des Landes gebracht. In diesem Fakt offenbart sich das Kernproblem, welchem die Sparte unterworfen ist. Die NLA umfasst lediglich acht Teams, welche sich in drei bis vier Leistungsklassen unterteilen lassen; von einer Dichte kann nicht einmal im An- Im Aufwind – und trotzdem unterlegen: Die Wizards um Trainer Radomir Malecek (hinten links) stossen im Halbfinal an Grenzen. Hans Wüthrich satz die Rede sein. Malecek sagt, der Weg zur Lösung des Problems sei lang und könne nur über die Aufstockung des Oberhauses führen – auch wenn diese in den ersten Jahren eine noch grössere Verwässerung zur Folge haben würde. Zehn oder zwölf Equipen müssten es sein, Viertelfinals eingeführt werden. «Ich würde gerne öfter junge Spielerinnen einsetzen, ihnen die Möglichkeit geben, sich zu entfalten», sagt der Tscheche. Müsse er jedoch Vierter werden, damit sein Team die Playoffs erreiche, vertrage es keine Experimente. Im Fall der Piranhas bestünde selbst in den Playoffs die Option, die Ausbildung zu forcieren; es scheint jedoch die Bereitschaft zu fehlen. Nur so ist zu erklären, dass Trainerin Brigitta Wegmann trotz klarer Überlegenheit mit zwei Linien durchspielen lässt, auf vier Ausländerinnen wie sechs Nationalspielerinnen setzt, und die Aufstrebenden auf der Bank 60 Minuten lang vergeblich auf eine Chance warten. mjs
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