Pressedossier KUNST FÜR ALLE

Pressedossier
KUNST FÜR ALLE
Multiples, Grafiken, Aktionen
aus der Sammlung Staeck
18. März – 07. Juni 2015
Pressevorbesichtigung
Dienstag, 17. März 2015, 10 Uhr
Mit
Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung
Thomas Wagner, Kunstkritiker und Essayist
Moderation: Johannes Odenthal, Programmbeauftragter der Akademie der Künste
Inhalt
Daten
Pressetext
Zur Ausstellung
Künstlerliste
Wandtexte in der Ausstellung
Zur Publikation
Vorwort von Klaus Staeck
Veranstaltungen
Vermittlungsprogramm KUNSTWELTEN
Pressefotos
Pressekontakt
Im Auftrag der Akademie der Künste:
Artefakt Kulturkonzepte
Stefan Hirtz, Tel. 030 440 10 688
[email protected]
Akademie der Künste
Pressestelle Tel. 030 200 57-1514
[email protected]
Stand: 13.03.2015
Daten
Titel
KUNST FÜR ALLE
Multiples, Grafiken, Aktionen
aus der Sammlung Staeck
Laufzeit
18. März – 07. Juni 2015
Ort
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Tel. 030 200 57-2000, [email protected]
Öffnungszeiten
dienstags bis sonntags 11-19 Uhr
Eintritt
6/4 €, bis 18 Jahre und dienstags von 15 bis 19 Uhr Eintritt frei
Pressevorbesichtigung
Dienstag, 17. März 2015, 10 Uhr
Mit Thomas Wagner, Thomas Krüger, Klaus Staeck, Johannes Odenthal
Ausstellungseröffnung
Dienstag, 17. März 2015, 18 Uhr
Mit Horst Bredekamp, Achim Freyer, Hermann Parzinger und Klaus Staeck
Wöchentliche Führungen
Donnerstags 18 Uhr, sonntags 11.30 Uhr, ohne Anmeldung
Publikation
Kunst für alle. Multiples, Grafiken, Aktionen aus der Sammlung Staeck
Herausgegeben von der Akademie der Künste, Berlin 2015
ca. 144 S., ca. 111 Farb- und s/w-Abbildungen, 18 €
ISBN 978-3-88331-210-1
Gefördert von
Bundeszentrale für politische Bildung
Medienpartner
Berliner Zeitung, GALORE, strassenfeger
In Kooperation mit
Mihai. Kulturplakatierung
Konzept
Klaus Staeck
Realisierung
unter Mitarbeit von
Bettina Huber, Claudia Jansen, Kirsten Klöckner, Caro Rehberg,
Rolf Staeck, Thomas Wagner
Ausstellungsgestaltung
Realisation
Simone Schmaus, Antje Mollenhauer, Jörg Scheil, Isabel Schlenther und
Mount Berlin
Registrar
Stefan Kaltenbach
Vermittlungsprogramm
Marion Neumann, Martina Krafczyk
Publikation
Julia Bernhard
Ausstellungsgrafik
und Buchgestaltung
Christian Klier, Jonas Vogler, Berlin
Die Akademie der Künste wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
KUNST FÜR ALLE
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Pressetext
KUNST FÜR ALLE
Multiples, Grafiken, Aktionen
aus der Sammlung Staeck
Das Ausstellungsprojekt KUNST FÜR ALLE widmet sich einer bis heute aktiven Bewegung von Künstlern für
eine Demokratisierung der Gesellschaft und des Kunstmarktes. Ausgangspunkt sind die 1960er Jahre, in
denen Künstler ihre Unabhängigkeit von vorhandenen Institutionen suchten und zugleich bezahlbare Kunst für
möglichst viele produzierten. Mittel zur Umsetzung und Symbol für diesen kultur- und gesellschaftspolitisch
geprägten Ansatz war das Multiple, ein in höherer Auflage vervielfältigtes originäres künstlerisches Werk, das
die Regeln des traditionellen Kunstbetriebs unterlief. Die Sammlung Staeck dokumentiert diesen Aufbruch in
besonderer Weise. Sie umfasst neben der Edition Staeck auch Arbeiten von vergleichbaren Initiativen und
Verlagen.
Die Schau mit über 300 künstlerischen Exponaten sowie einer Vielzahl von Dokumenten zu politischen
Aktionen und zur künstlerischen Selbstorganisation, vom Festival „intermedia ’69“ über alternative
Kunstmessen bis zur 3. Bitterfelder Konferenz 1992, entwirft ein Panorama der Kunst seit den 1960er Jahren.
Sie gibt auf ästhetisch unterschiedlichste Weise Einblick in die Geschichte eines gesellschaftspolitischen
Aufbruchs und skizziert das Porträt einer unangepassten Künstlergeneration. KUNST FÜR ALLE zeigt Objekte,
Grafiken, Künstlerbücher von mehr als 150 Künstlern, die dieses Demokratisierungsmodell unterstützt haben
und bis heute tragen, darunter Joseph Beuys, Marcel Broodthaers, Christo, Hanne Darboven, Jochen Gerz,
Rebecca Horn, Kirsten Klöckner, A. R. Penck, Sigmar Polke, Neo Rauch, Gerhard Richter, Daniel Spoerri,
Rosemarie Trockel, Wolf Vostell.
Die Ausstellung wird am 17. März von Horst Bredekamp, Achim Freyer, Hermann Parzinger und Klaus Staeck
eröffnet. Sie ist begleitet von Veranstaltungen von und mit Akademie-Mitgliedern und Gästen, darunter das 57.
bis 62. aus der Reihe der „Akademie-Gespräche“ des Präsidenten Klaus Staeck, Filmen, Konzerten sowie
einem umfangreichen Vermittlungsprogramm.
Die Künstlerin Kirsten Klöckner lädt auf Facebook in einen virtuellen Kunstraum ein:
www.facebook.com/KUNSTFUERALLE.
Die reich bebilderte Publikation „Kunst für alle“ enthält unter anderem Originalbeiträge von Claudia Jansen,
Oskar Negt, Thomas Wagner und Stephan von Wiese.
Eine Ausstellung der Akademie der Künste, gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung
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Zur Ausstellung
Mit der Ausstellung „KUNST FÜR ALLE. Multiples, Grafiken, Aktionen aus der Sammlung Staeck“ widmet sich
die Akademie der Künste den Kunstentwicklungen und Ideen, die von einer seit den 1960er Jahren
existierenden, bis heute international aktiven Bewegung von Künstlern für die Demokratisierung der
Gesellschaft und des Kunstmarktes ausgehen.
Was der Künstler und Verleger, der kulturpolitische Aktivist und engagierte Demokrat, der Zeitzeuge und
Sammler Klaus Staeck hier erstmals so umfassend zeigt, umspannt ein Panorama der Kunst seit den 1960er
Jahren und der gesellschaftspolitischen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Schon vor 1968
gehörten Künstler zu den ersten, die die Erstarrung der Nachkriegsgesellschaft und ihres traditionellen
Kunstbetriebs aufbrechen wollten. Künstlerischer Ausdruck dieses Freiheitsgedankens war das Multiple, das in
höherer Auflage vervielfältigte originäre künstlerische Werk, mit dem Künstler fast aller stilistischer und
konzeptioneller Richtungen die Regeln des Kunstmarktes unterliefen, indem sie bezahlbare und zugleich
höchste avantgardistische Ansprüche vertretende Kunst für möglichst viele produzierten. Verbunden damit
waren aktiv und mutig betriebene Initiativen der Selbstorganisation, mit denen eine unangepasste Generation
von Künstlern Unabhängigkeit von den überkommenen Institutionen suchte und freiere, egalitäre
Produktionsbedingungen schuf.
Klaus Staeck gehört als Künstler zu den Miterfindern dieser Auflagenkunst, war schon früh einer ihrer
Protagonisten und ist bis heute einer ihrer bedeutendsten Verleger. Seine Sammlung umfasst, neben den von
der Edition Staeck publizierten, hunderte von Arbeiten vergleichbarer Initiativen und Verlage. Lässt sich der
Zustand einer Gesellschaft am Interesse für vervielfältigte Kunst-Originale ablesen? Klaus Staecks These und
ein Leitmotiv seines Sammelns und Schaffens provoziert weitere Fragen: Welche Kunst soll heute für ‚alle‘ da
sein und wer sind wir – alle, an die die Kunst sich richtet, die sie in Auftrag geben, bezahlen, öffentlichen
Umgang mit ihr pflegen, ihre Freiheit schützen – aktuelle und politische Fragen also. Dabei folgt sie nicht einer
historischen Chronologie und nimmt keine kunstwissenschaftlichen Eingrenzungen vor. Auf ästhetisch
überraschende Weise, assoziativ, dokumentarisch, narrativ inszeniert, lädt sie zur gedanklichen Partizipation
ein.
Im Zentrum der Ausstellung sind wie eine großräumige Collage in direkter Zusammenschau mehr als 300
Multiples und Grafiken zu sehen, darunter einige der berühmtesten Objekte der Auflagenkunst. Joseph Beuys,
den mit Klaus Staeck eine lebenslange kongeniale Partnerschaft verband, und der bis heute von der Edition
Staeck verlegt wird, ist mit mehr als vierzig seiner Objekte vertreten, neben Marcel Broodthaers, Christo,
Hanne Darboven, Felix Droese, Robert Filliou, Jochen Gerz, Erwin Heerich, Rebecca Horn, Kirsten Klöckner,
Mauricio Kagel, Jannis Kounellis, Rune Mields, Harald Naegeli, Yoko Ono, Nam June Paik, Blinky Palermo, A.
R. Penck, Sigmar Polke, Neo Rauch, Gerhard Richter, Dieter Roth, Daniel Spoerri, Rosemarie Trockel,
Günther Uecker, Wolf Vostell und vielen weiteren, mehr als 150 Künstlern, die hier vereint zu sehen manchen
auch überraschen mag.
Als Verleger und Sammler ging es Klaus Staeck, wie der Kunstkritiker Thomas Wagner im Buch zur
Ausstellung schreibt, „bewusst nicht darum, nur die eigene Vorstellung von Kunst bestätigt zu sehen. Was
zählt, ist die Breite des Spektrums … Kollegen aus Ost und West, Gleichgesinnte und Andersdenkende,
erfolgsverwöhnt oder nicht, in ihren Werken offen politisch oder hermetisch bis idiosynkratisch, mal ironisch,
mal mahnend oder einfach nur künstlerisch überzeugend – ob zur Pop Art, zur Konzeptkunst, zum Informel,
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zur Minimal Art oder irgendeiner anderen Spielart zu rechnen – wurden unter dem Dach der Kunst als einem
offenen Medium und über das Prinzip von Grafik-Editionen und Auflagenobjekten vereint“.
Das zweite, nicht minder wichtige Kapitel handelt von den Veränderungen der Kunstwelt durch die Künstler
selbst. Es wird eröffnet durch eine mediale Rauminszenierung zum Festival „intermedia ʼ69“, dem legendären,
im Verlauf nahezu anarchisch ausgeuferten „Versuch, Kunst und Gesellschaft in einer Produktionsöffentlichkeit
zusammenzubringen und mit allen daraus resultierenden Folgen aufeinander reagieren zu lassen“ (Thomas
Wagner).
Material-Tableaus aus gedruckten und fotografischen Sammlungsraritäten bilden eine anschauliche Struktur.
Alternative Kunstmessen, Produzentengalerien, Versandkunsthandel, Künstlerkollektive, experimentelle
Zeitschriften, Namen wie Editions Agentzia, General Idea, Grapus, zehn neun Kunstproduktions- &
Vertriebsgesellschaft mbH, 7. Produzentengalerie, Künstlergruppe Clara Mosch und andere stehen für die
vielen einfalls- und auch risikoreichen Wege abseits des institutionalisierten und des kommerziellen
Kunstbetriebs, ohne die die Freiheit der heutigen Kunstproduktion nicht zu denken ist. Wie Interventionen
zeigen sich überall von Künstlern entworfene Postkarten – das kleinste und vielseitigste Format eines Multiples
– Künstlerplakate und Aktionsfotos. Immer wieder tritt Klaus Staeck auch selbst ins Bild, als Ideengeber, Motor
und Organisator vieler unabhängiger Aktionen, mit denen Künstler, von der Anti-Bild-Kampagne „Wir arbeiten
nicht für Springer-Zeitungen“ 1980 bis zur 3. Bitterfelder Konferenz 1992 das „Niemandsland zwischen Kunst
und Politik“ (Klaus Staeck) künstlerisch besetzten.
Der öffentliche, egalitäre Umgang mit Kunst muss von jeder Generation neu erprobt werden, in der
demokratischen Gesellschaft, die sich in ihr kritisch widerspiegeln, sie als kollektives Gedächtnis befragen, ihre
utopischen Entwürfe durch sie sichtbar werden lassen möchte. Klaus Staeck plädiert auch als Präsident der
Akademie der Künste für ein offenes und Position beziehendes Auftreten überall dort, wo Kunst unmittelbar
aufklärerisch und solidarisierend wirken kann, die von ihm initiierte Reihe der Akademie-Gespräche hat viele
aktuelle und auch strittige Themen aus Kunst und Gesellschaft zum Gegenstand.
Das Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung „KUNST FÜR ALLE“ diskutiert im 57. bis 62. AkademieGespräch heutige Handlungsmöglichkeiten und stellt aktuelle Konzepte einer „Musik für alle“ vor, AkademieMitglieder erinnern an wichtige Entwicklungen im künstlerisch-politischen Dokumentarfilm, an das
Mitbestimmungstheater und an die Gründungszeit der Kunstvereine, ein umfangreiches Vermittlungsprogramm
mit Aktionen und Führungen für Schulklassen und Jugendliche begleitet die Ausstellung.
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Künstlerliste
Carlo
Otmar
Gabor
HP
Horst
Alfano
Alt
Altorjay
Alvermann
Antes
Arman
Art Workers Coalition
Michael
Badura
Nino
Barbieri
Thomas
Bayrle
Bernd und Hilla Becher
Joseph
Beuys
Bernhard Johannes Blume
Hilmar
Boehle
Claus
Böhmler
Raimund
Böll
Victor
Bonato
George
Brecht
KP
Brehmer
Marcel
Broodthaers
Klaus
vom Bruch
Ursula
Burghardt
Klaus
Burkhardt
Manfred
Butzmann
Rafael
Canogar
Mario
Ceroli
Christo
Kiddy
Citny
Clara Mosch
Carlfriedrich
Claus
Lutz
Dammbeck
Hanne
Darboven
Antônio
Dias
Herbert
Distel
Felix
Droese
Franz
Eggenschwiler
Olafur
Eliasson
Equipo Crónica
Ulrich
Erben
Hans Martin
Erhardt
Uwe
Esser
Gottfried
Faßbender
Hans-Peter
Feldmann
Robert
Filliou
Thomas
Florschütz
Y.
Fongi
Rupprecht
Jochen
Moritz
Dan
Götz
Günter
Monika
Hans
Joe
Dieter
Richard
Keith
Erwin
Marten
Anatol
Albert
Dick
June
Ottmar
Rebecca
Olimpia
Thomas
Peter
Jörg
Joachim
Siegfried
Mauricio
Dani
Gunther
Siegfried
Astrid
Kirsten
Karin
Axel
Kiki
Christof
Jannis
Karl Heinz
Thomas
Via
Oskar
Denis
Wolfgang
Geiger
General Idea
Gerz
Götze
Graham
Gramlich
Grapus
Grass
Günther
Haacke
Hackbarth
Hacker
Hamilton
Haring
Heerich
Hendriks
Herzfeld
Hien
Higgins
Hildebrand
Hörl
Horn
Hruska
Huber
Hutchinson
Immendorff
Jansong
Kaden
Kagel
Karavan
Keusen
Kischko
Klein
Klöckner
Kneffel
Knopp
Kogelnik
Kohlhöfer
Kounellis
Krüll
Lenk
Lewandowsky
Man Ray
Manigk
Masi
Mattheuer
KUNST FÜR ALLE
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Christoph
Jonathan
Klaus
Olaf
Rune
Bernd
Ernst
Manfred
Lienhard von
Philippe
Tony
Michael
Harald
Christa
Peter
Maurizio
Siegfried
Max
Carsten
Olaf
Wolfgang
Ansgar
Werner
Markus
Yoko
Eduard
C.O.
Robin
Nam June
Blinky
Bert
A.R.
Wolfgang
Wolfgang
Georg Karl
Sigmar
Lubomír
Arnulf
Thomas
Neo
Wolfgang
Raffael
Chris
Gerhard
Klaus
Reiner
Meckel
Meese
Mettig
Metzel
Mields
Minnich
Mitzka
Mohr
Monkiewitsch
Mora
Morgan
Morgner
Naegeli
Näher
Nagel
Nannucci
Neuenhausen
Neumann
Nicolai
Nicolai
Niedecken
Nierhoff
Nöfer
Oehlen
Ono
Ovčáček
Paeffgen
Page
Paik
Palermo
Panamarenko
Papenfuß
Penck
Petrick
Petrovsky
Pfahler
Polke
Přibyl
Rainer
Ranft
Rauch
Reindel
Rheinsberg
Reinecke
Richter
Rinke
Roemer
Dieter
Borislav
Karin
Karl
Felix
Rolf
Emil
Martin
Reiner
Fritz
Katharina
Roman
Leszek
Peter
Pravoslav
Giangiacomo
Daniel
Klaus
Rolf
André
Richard
Roland
Horst
Rosemarie
Günther
Max
Timm
Tomi
Ben
Emilio
Ernst
Young
Wolf
Henning
Andy
Ryszard
Olaf
Günter
Kurt
Stefan
Mikael
Rainer
Claus-Peter
Erwin
Walter
Roth
SALTOARTE
Sajtinac
Sander
Schaper
Schlenker
Schneider
Schumacher
Schwarz
Schwarz
Schwegler
Sieverding
Signer
Sobocki
Sorge
Sovak
Spadari
Spoerri
Staeck
Staeck
Strawalde
Thomkins
Tipping
Topor
Tress
Trockel
Uecker
Uhlig
Ulrichs
Ungerer
Vautier
Vedova
Volland
Voss
Vostell
Wagenbreth
Warhol
Wasko
Wegewitz
Weseler
Westergaard
Wewerka
Witte
Wittenborn
Wittig
Wortelkamp
Zimbrich
KUNST FÜR ALLE
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Wandtexte in der Ausstellung
KUNST FÜR ALLE
Multiples, Grafiken, Aktionen aus der Sammlung Staeck
Die Ausstellung entwirft ein Panorama der Kunst nach 1945 und der gesellschaftspolitischen Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland. Mehr als 300 Multiples und Grafiken werden in einer Collage ausgebreitet.
Darunter sind einige der berühmtesten Objekte der Auflagenkunst, mit der Künstler wie Joseph Beuys, Hanne
Darboven, Daniel Spoerri, Wolf Vostell und viele andere seit den 1960er Jahren die Regeln des Marktes
unterliefen und für eine Demokratisierung der Gesellschaft, der Kunst und des Kunstmarktes eintraten.
Postkarten und Plakate zu politischen Aktionen, Rauminszenierungen und Materialtableaus zu einfallsreichen
Initiativen der Selbstorganisation, zur intermedia ’69, zu alternativen Kunstmessen und zur 3. Bitterfelder
Konferenz 1992 dokumentieren die Veränderung der Kunstwelt durch die Künstler selbst. Joseph Beuys hat
die Alternative präzise benannt, als er in Bezug auf seine eigenen Multiples feststellte: „Ich bin interessiert an
der Verbreitung von physischen Vehikeln in Form von Editionen, weil ich an der Verbreitung von Ideen
interessiert bin.“
Exemplarisch für eine erfolgreiche Art der Selbstorganisation zur Sicherung geistiger Freiheit und
ökonomischer Unabhängigkeit stehen einerseits die Aktivitäten von Klaus Staeck selbst. An erster Stelle die
Edition Staeck und deren Programm, Kunst und ihren Betrieb nicht als exklusives Terrain zu begreifen und
ohne Auftrag und auf eigene Rechnung bezahlbare Kunst für alle und jeden anzubieten. Sodann die
zahlreichen, von Staeck initiierten und organisierten politischen Aktionen, Konferenzen und Ideentreffs.
Andererseits teilte Klaus Staeck den Ansatz, sich in Produktion und Vertrieb unabhängig zu machen, Grafiken
und Multiples in gemeinsam gegründeten Editionen zu vertreiben, in den 1960er und 1970er Jahren mit
zahlreichen anderen Initiativen. Einiges, was andere Künstler, Künstlergruppen und -kollektive,
Produzentengalerien, Editionen und Autorenverlage produziert, ausgestellt und angeboten haben, hat Staeck
gesammelt. Sichtbar wird also auch eine Art des Sammelns, die sich verpflichtet fühlt, der selten gradlinigen
Verbreitung von Ideen, kritischen Ansätzen und Utopien ebenso nachzugehen wie den gescheiterten
Hoffnungen, die auch damit verbunden sind.
Was der Künstler, Verleger, Zeitzeuge und Sammler Klaus Staeck hier erstmals umfassend ausstellt, zielt auf
Veränderung, hat eine andere Kunst und eine andere Politik im Sinn. Stets wird der selbstgewählten und
selbstverursachten Wirkungslosigkeit von Kunst eine Absage erteilt und Einspruch erhoben gegen die Willkür
defizitärer Verhältnisse. Was sich in unterschiedlichen Arten der Selbstorganisation und in künstlerischen
Werken ästhetisch überaus reichhaltig entfaltet, ist die Vision einer für alle rezipierbaren, Ideen stiftenden
Kunst im Dialog mit der Zeit.
Gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung
In Kooperation mit Mihai. Kulturplakatierung
intermedia ’69
Die intermedia ’69 fand vom 16. Mai bis zum 22. Juni 1969 in Heidelberg statt. Als Veranstalter traten auf:
Friedrich Gerling, Jochen Goetze (ag kunst am klausenpfad) und Klaus Staeck (edition tangente). Auf dem
Programm standen „environment – objekte – film – aktionen – happening – exp. musik – information“. Die Idee
war in Reaktion auf eine geplante Jubiläumsausstellung des Heidelberger Kunstvereins zur „Plastik der
Gegenwart“ entstanden. Provinz sollte als Herausforderung begriffen werden. Staeck beschreibt es so: „Nicht
flüchten in die Zentren, sondern Terrainerweiterung außerhalb der Metropolen war unser Arbeitsansatz.
Ausschwärmen, Rückkopplung, Stützpunkte ausbauen, nicht einigeln, aufeinanderhocken. Es ging nicht um
den Ausbau des Elfenbeinturms, sondern um seine Sprengung.“
KUNST FÜR ALLE
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 8
Die Kunst fand tatsächlich nicht mehr „im Saale“ statt. Es wurden Tabugrenzen überschritten und neue
Veranstaltungsformen erprobt. Hemmungslos eroberten und veränderten Künstler und Kunst für alle sichtbar
die Stadt, die Straße – und ein Studentenwohnhaus (am Klausenpfad). Kunstrichtungen und Medien waren so
bunt gemischt wie die Liste der Teilnehmer. Christo verhüllte das Heidelberger Amerika-Haus und sorgte für
Schlagzeilen.
„– intermedia war der Höhepunkt des ständigen Versuchs, Kunst und Gesellschaft zusammenzubringen
– intermedia sägte am überkommenen Kunstbegriff
– intermedia fand außerhalb der traditionellen Kunsträume statt
– intermedia war ein Protest gegen die ewige Provinz
– intermedia war ein Ausblick auf die Kunst der 1970er und 1980er Jahre
– intermedia hatte Folgen.“ (Klaus Staeck)
Selbstorganisationen
Sich selbst organisieren, frei und unabhängig agieren – der Wunsch ließ in den 1960er und 1970er Jahren, von
ihrem jeweiligen Programm abgesehen, zahlreiche Künstlerinitiativen, Editionen, Produzenten- und
Autorenkollektive entstehen. Parolen und Schlachtrufe gab es viele, mit denen der Aufbruch in eine
selbstbestimmte Zukunft bekräftigt wurde. „Image is a virus“ lautete einer der Slogans des kanadischen
Künstlerkollektivs General Idea, denn wie ein Virus sollten Bild und Botschaft eine möglichst breite
Öffentlichkeit infizieren. Das Plakat, das der Künstler Dieter Hacker 1971 zur Eröffnung seiner 7.
Produzentengalerie in Berlin entwarf, sagt es drastischer: „Tötet Euren Galeristen. Kollegen! Gründet Eure
eigene Galerie. Gründet eine Produzentengalerie.“
Unter anderem entstanden 1967 die Editions Agentzia auf Initiative von Jean-François Bory und Jochen Gerz
auf der Basis einer experimentellen Zeitschrift. 1968 gründete Albrecht/d. in Stuttgart die Reflection Press,
einen Verlag, der künstlerische Ideen im günstigen, handgefertigten Format verbreitete. 1969 waren es in New
York Jon Hendricks, Jean Toche und Poppy Johnson, die als Guerilla Art Action Group – GAAG mit politischen
Kunstaktionen und Performances auf sich aufmerksam machten. Zur selben Zeit wurde in Toronto von Felix
Partz, Jorge Zontal und AA Bronson das Kollektiv General Idea ins Leben gerufen. In München nannte sich die
Kunstproduktions- & Vertriebsgesellschaft mbH zehn neun nach der Nummer ihres Postfachs und bezeichnete
sich als „genossenschaftlichen Kunstvertrieb“. Und in der DDR waren es Carlfriedrich Claus, Thomas Ranft,
Dagmar Ranft-Schinke, Gregor-Torsten Schade (alias Kozik) und Michael Morgner, die 1977 in Karl-MarxStadt, dem heutigen Chemnitz, die Produzentengalerie Clara Mosch gründeten.
Editions Agentzia (1967–1971)
Agentzia entstand auf Initiative von Jean-François Bory und Jochen Gerz und war in den ersten zwei Jahren
eine experimentelle Zeitschrift. 1969 beschlossen die beiden Gründer, einen Künstlerverlag zu betreiben. Bis
1972 erschienen 32 Publikationen, an denen unter anderem William S. Burroughs, A. R. Penck, Wolf Vostell
und Carl Weissner beteiligt waren. Neben dem Magazin wurden Objekte, Bücher, Plakate, Hefte und Aufkleber
vertrieben. Man sah sich als Teil der Gesellschaft durch Kunst. „Ich selbst kam 1966 nach Paris […]. Bory und
ich trafen uns bei einem Vortrag von Max Bense im Goethe-Institut von Paris, zu dem ich gemeinsam mit
Manfred Mohr ging. Es war Bekanntschaft und Freundschaft und eine neue Stadt in einem neuen Land, doch
1968 hat dann für mich einen Einschnitt bedeutet und eine größere Öffnung hin zur Gesellschaft (und zur
Kunst, die ein offeneres Medium für unsere Fragen war als Literatur). Insofern war 1968 wichtiger für die
weitere Entwicklung als die spannende Zeit von Agentzia. Umgekehrt stimmt auch, dass es ohne Agentzia
1968 für mich nicht gegeben hätte.“ (Jochen Gerz)
KUNST FÜR ALLE
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Reflection Press (1968–2013)
Albrecht/d. (Dietrich Albrecht) gründete 1968 die Reflection Press, um künstlerische Ideen im günstigen,
handgefertigten Format zu vertreiben. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigte sich Albrecht/d. mit
Happening, Fluxus(-Konzerten) und Mail-Art. Er war, wie Klaus Staeck, Hans Haacke, KP Brehmer, Gustav
Metzger an der Ausstellung „Art into Society – Society into Art. Seven German Artists“ 1974 in London beteiligt
und hielt dort ein spontanes Konzert mit Joseph Beuys ab, über das Christos M. Joachimides schrieb: „In den
ersten Tagen der Ausstellung hat Albrecht D. zusammen mit Beuys ein Konzert in der Fluxus-Tradition
gemacht, das englische Schulkinder, die die Ausstellung besuchten, zum Mitspiel animierte und sich zu einem
großen überschwenglichen Spielereignis ausweitete.“ Ein künstlerisches Konzert wurde ganz im Sinne der
Veranstalter zum Mitmachprojekt. Aufgrund der Eigenschaft von Happening und Fluxus als temporären
Ereignissen widmete sich eine Ausgabe der Reflection Press von 1974 der Dokumentation des Konzerts, eine
Langspielplatte erschien ebenfalls.
General Idea (1969–1994)
Felix Partz, Jorge Zontal und AA Bronson riefen in Toronto das Kollektiv General Idea ins Leben. Mit der
Aneignung der Massenmedien wollten die Künstler sich von ihrer Außenseiterposition ins gesellschaftliche
Bewusstsein drängen. 1972–1989 brachten sie das FILE Megazine heraus, mit dem sie das US-amerikanische
Magazin LIFE in Farbe, Typografie und Heftgröße kopierten. 1974 gründeten sie das selbstorganisierte
Künstlerzentrum Art Metropole, um Magazine, Künstlerbücher und Mail-Art verschiedener Künstler
herauszugeben und Ausstellungen zu veranstalten. Einer ihrer Slogans „Image is a virus“ beschreibt ihren
Ansatz: Wie ein Virus soll sich das Bild ins Gedächtnis einprägen. In diesem Zusammenhang wandelte
General Idea das Bild LOVE (1966) von Robert Indiana 1988 zu einer neuen Aussage, AIDS, indem
Typografie, Farbgebung und Hintergrund desselben kopiert und lediglich die Buchstaben ausgetauscht
wurden. Neben unzähligen Vervielfältigungen wurde dieses „Logo“ 1989 in Leuchtschrift am Times Square
gezeigt. General Idea profitierte vom Bekanntheitsgrad bereits existierender Arbeiten oder Produkte in offener,
bewusster Aneignung und Veränderung derselben. Partz und Zontal starben 1994 an Aids, AA Bronson
arbeitet heute in Paris und Berlin.
Grapus (1970–1990)
Die Gründer der Grafikergruppe Grapus, François Miehe, Gérard Paris-Clavel und Pierre Bernard, lernten sich
1968 in Paris beim Studium an der École nationale supérieure des arts décoratifs kennen. Der Mai ’68 prägte
das Bewusstsein ihrer Generation, alle drei traten der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) bei. Die
erste gemeinsame Arbeit war eine Serie von neun Plakaten zum Vietnamkrieg Un peuple uni et détérminé pour
son indépendance (1970). 1975 stieß Jean-Paul Bachollet zur Gruppe, 1976 Alex Jordan. Wesentlich für die
Künstler war das Auftreten im Kollektiv, die Anwendung einer gemeinsamen Signatur als Gegenposition zum
Individualismus. In den Anfangsjahren wurden insbesondere Plakate für die PCF oder den Gewerkschaftsbund
CGT entworfen. Man wollte mit der künstlerischen Arbeit die Welt verändern. „On ne va pas mettre ça au
service de l’économie marchande, on va mettre ça au service d’un projet de transformation du monde!“
(François Miehe) 1990 löste sich die Gruppe auf, einige Mitglieder gründeten neue Initiativen, die bis heute
fortbestehen.
7. Produzentengalerie (1971–1984)
Dieter Hacker eröffnete 1971 die 7. Produzentengalerie in Berlin, ab 1972 erschien die gleichnamige
Zeitschrift. Das Plakat „Tötet euren Galeristen. Kollegen! Gründet Eure eigene Galerie. Gründet eine
Produzentengalerie.“ zur Eröffnung beschreibt deutlich die Absicht, sich selbst zu organisieren. Hacker hatte
daher schlicht sein Atelier zur Galerie umfunktioniert, um dort frei von den Zwängen des Kunstmarkts
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Ausstellungen präsentieren zu können. Da aber „ein Prolet allein noch keine Revolution machen kann“,
forderte er die unbedingte Zusammenarbeit aller Produzentengalerien. „Im Sinne der kommunistischen
Kulturrevolution und im Geiste der sich in viele konkurrierende Mini-Parteien und dogmatische Politsekten
atomisierenden Studentenbewegung kritisiert auch er [Dieter Hacker] als politisch bewusster Künstler des
Westens die Kunst als kleinbürgerlich-individuelle Produktion von Werken, die in Galerien verkauft werden. Die
Kunst soll dem Volke dienen.“ (Eckhart Gillen)
Clara Mosch (1977–1982)
In der DDR war die gesellschaftliche Ausgangsposition für Künstlerinnen und Künstler eine andere als in den
kapitalistischen Ländern. Kunst sollte von Beginn an am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft mitwirken und
viele Künstler wollten sich auch politisch-gesellschaftlich betätigen. Jedoch wurde Künstlern, die nicht den Weg
des figurativ-realistischen Gestaltens beschritten, die Anerkennung durch Ausstellungen erschwert
beziehungsweise verweigert. 1977 gründeten Carlfriedrich Claus, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke,
Michael Morgner und Gregor-Torsten Schade (alias Kozik) in Karl-Marx-Stadt die Produzentengalerie Clara
Mosch (ein Akronym aus den Namen der Gründer). Der Fotograf Ralf-Rainer Wasse komplettierte die Gruppe
etwas später. Am Ort der Galerie sollte sich Kunst entfalten können, die von staatlicher Seite missbilligt wurde.
Im Vorfeld wurden die Betreiber vom Verband Bildender Künstler der DDR aufgefordert, sich für ihr Vorhaben
zu rechtfertigen: Vertreter der SED und des Bezirksrates verlangten eine Zusammenarbeit mit dem Kulturbund,
andernfalls werde die Galerie geschlossen. Die Künstler stimmten zu und konnten eröffnen. Sie machten vor
allem mit Happenings und Pleinairs auf sich aufmerksam, die allesamt von Wasse fotografisch dokumentiert
wurden. Etwa 120 „inoffizielle Mitarbeiter“ des Ministeriums für Staatssicherheit, unter ihnen auch der Fotograf,
sollten für die Zersetzung der Gruppe sorgen, die sich schließlich 1982 auflöste.
Objekte und Grafiken (Multiples)
Wo Galerien und Händler über den Absatz von Werken entscheiden, sind Künstlerinnen und Künstler mehr
oder weniger fremdbestimmt. In den 1960er Jahren forderte eine Kunstproduktion neuen Typs mit grafischen
Editionen in hoher Auflage und mit multiplizierten Objekten – sogenannten Multiples – die tradierten Praktiken
des Kunsthandels heraus. Es wurde nicht allein über die Demokratisierung der Kunst diskutiert. Um
Abhängigkeiten zu reduzieren und breite Sammler- und Publikumsschichten zu erreichen, wurden alternative
Wege der Produktion und Distribution entwickelt. Zahlreiche Künstlerinitiativen mit ähnlichen, Beteiligung
einfordernden Zielen entstanden und machten auf ungewöhnliche Kunstformen und aktuelle politische Themen
aufmerksam.
Auch die Edition Staeck, 1965 als edition tangente in Heidelberg gegründet und 1972 in Edition Staeck
umbenannt, ist aus diesem Geist des Aufbruchs hervorgegangen. Im Unterschied zu vielen anderen
Künstlerinitiativen ist sie bis heute aktiv und wirksam geblieben. Entscheidend dafür sind mehrere Faktoren:
Die Edition war stets Teil einer Gesamtstrategie zur Sicherung von Staecks eigener Unabhängigkeit – oder hat
sich zumindest in diese Richtung entwickelt. Die in der Edition vertretenen Künstler sind für Staeck immer
zuerst Kollegen und erst dann Geschäftspartner. Und bei der Auswahl der Positionen hat es nie eine Rolle
gespielt, zu welcher Kunstrichtung ein Künstler gezählt wurde, ob er aus dem Osten oder Westen stammte,
mehr oder weniger erfolgreich oder gar mit Staeck politisch einer Meinung war. Bis heute zielt das Panorama
der Kunst nach 1945 der Edition Staeck darauf ab, Denkanstöße zu geben und gewohnte Sichtweisen in Frage
zu stellen.
KUNST FÜR ALLE
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 11
Aktionen
Wer politisch tätig werden will, ist gut beraten, sich nach Partnern umzusehen. Wer für die Verbreitung
politisch-künstlerischer Inhalte eintritt, muss mit den Leuten reden, sich einmischen, Flagge zeigen,
Andersdenkende zu überzeugen suchen. Dementsprechend hat sich das Ausbrechen aus dem Kunstghetto
auch in Aufrufen, Aktionen, Ideentreffs und Initiativen niedergeschlagen. Staeck hat derart viele von diesen
lockeren Organisationsformen, die mit einem Minimum an Bürokratie auskommen, ins Leben gerufen,
mitgegründet oder unterstützt, dass sie sich nicht mehr zählen lassen. Weit gefächert ist auch das Spektrum
der Themen und aktuellen Fragen aus Politik, Medien und Kultur, die angepackt und diskutiert werden.
Bei der Aktion „Wir betreten den Kunstmarkt“ erzwangen Beuys, Vostell, der Galerist Rywelski und Staeck
1970 durch lautstarkes Klopfen mit Schlüsseln gegen die Glastüren der Kölner Kunsthalle die Öffnung des
Kunstmarktes. 1973 gründete Beuys gemeinsam mit Staeck, Georg Meistermann und Willi Bongard die „Free
International University“ (FIU). 1977 war es der „Arbeitskreis Medien“, der sich für eine Stärkung des öffentlichrechtlichen Rundfunksystems einsetzte. 1978 hieß es „Stoppt Dregger“. Und 1979 entstand die unabhängige
Bürgerinitiative „Freiheit statt Strauß. Aktion für mehr Demokratie“, die in mehr als 200 Veranstaltungen über
150.000 Menschen erreichte. Staeck engagiert sich in der SPD, diskutiert mit Gewerkschaftern und
Unternehmern, organisiert Widerstand gegen Nazi-Kunst in Museen und den Rückzug des Staates aus der
Finanzierung von Kultur. 1992 lud er zusammen mit Eugen Blume und Christoph Tannert unter dem Motto
„Kunst. Was soll das?“ zur 3. Bitterfelder Konferenz ein. 1994–1998 veranstaltete er zusammen mit Hans
Misselwitz und Oskar Negt Ideentreffs, um Intellektuelle für einen Regierungswechsel zu mobilisieren.
KUNST FÜR ALLE
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 12
Veranstaltungsprogramm im Rahmen von KUNST FÜR ALLE
Akademie-Gespräche, Dokumentarfilme und Gespräche, Konzerte
Eintritt frei
Do, 26.3., 19 h
57. Akademie-Gespräch „Die Publikumsmaschine“
Anja Caspary (Radiojournalistin) im Gespräch mit Herbert Fritsch (Schauspieler und
Regisseur), Peter Licht (Musiker und Autor), Klaus Staeck
Applaus! Ein Publikum soll interessiert und meinungsfähig sein. Ein Publikum, dem es nicht
freisteht, wegzulaufen, ist keines. Ein Publikum ist Teil eines Systems. Wie eine
Belohnungs- oder Verurteilungsmaschine entwickelt es eine Eigendynamik, der sich der
Künstler aussetzt, vielleicht sogar ausliefert. Oder ist der Künstler bloße Projektionsfläche
und damit der beliebige Teil des Systems? Kann Publikums-Teilhabe die Demokratisierung
von Kunst fördern? Oder findet Kunst immer abgekoppelt vom wirklichen Leben statt?
Ein Akademie-Gespräch über die Stellschrauben einer Maschine, ohne die das Werk zwar
autonom, der Künstler jedoch sehr allein wäre. Applaus?
Sa, 28.3., 19 h
58. Akademie-Gespräch „Nicht einknicken! 12 Wochen nach Charlie Hebdo“
Bettina Huber (Akademie der Künste) im Gespräch mit Katharina Greve (Cartoonistin u. a.
für TITANIC), Thomas Krüger (Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung), Aiman
A. Mayzek (Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland), Til Mette (Cartoonist
für den stern), Klaus Stuttmann (Karikaturist u. a. für den Tagesspiegel) und Klaus Staeck
In den ersten Tagen nach dem Mordanschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie
Hebdo kannten die Medien kein anderes Thema. Der Angriff auf das Herzstück der
Demokratie, die Meinungs- und Pressefreiheit, wog schwer. Noch nie wurde der Satire als
Lackmustest für die freie Meinung so viel Beachtung geschenkt. Nach den Attentaten sei
nichts mehr wie zuvor, hieß es allenthalben. Blasphemie-Paragraph, Zensur, Islamophobie,
Pegida – eine Welle von drängenden Problemen und Fragen rollte auf uns zu, die so
manche vernünftige Überzeugung infrage stellte. Je unübersichtlicher die Lage, desto
einfacher die Ansichten? Es ist, den Gesetzen der Aufmerksamkeitsökonomie folgend,
inzwischen wieder ruhiger geworden um das Thema Kunstfreiheit. Zeit, sich erneut über die
Zuspitzungen, Störungen und Provokationen der Satire zu verständigen. Ist sie um jeden
Preis zu verteidigen? Dass sie keine Nebensache ist, haben die Ereignisse in Paris und
auch in Kopenhagen auf entsetzliche Weise bewiesen.
Keine Kunst
Die Veranstaltungen „Keine Kunst“ sind filmische Beiträge zur Ausstellung KUNST FÜR ALLE. In den
1960/70er Jahren war es unter jungen Filmemachern verpönt, die eigene Arbeit „Kunst“ zu nennen. Vielmehr
verstand man die Kamera als Aufklärungsinstrument, mitunter sogar als Waffe, in Anlehnung an die
revolutionären Bewegungen in der „Dritten Welt“, mit der sich viele solidarisierten. Filmische Experimente
wurden als unpolitisch vehement abgelehnt. Dabei übersah man, dass diese Experimente auf eine
Veränderung des Sehens hinwirkten und dadurch auf ihre Weise zu einer Aufklärung beitrugen. Der Film
exprmntl 4 knokke von Claudia von Alemann dokumentiert dies beispielhaft. Im Fernsehen waren Fragen nach
Kunst in jener Zeit nachgeordnet. Hier ging es eher, wie Hans-Dieter Grabe beschreibt, darum, der Gefahr der
„Schere im Kopf“ zu entgehen.
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Do, 9.4., 19 h
Keine Kunst. Dokumentarfilme und Gespräche
Filme von Claudia v. Alemann und Hans-Dieter Grabe
Gespräch Claudia von Alemann, Hans-Dieter Grabe, Jeanine Meerapfel
exprmntl 4 knokke
Film von Claudia von Alemann und Reinold E. Thiel. Kamera: Horst Bever, Ton: Manfred
Maenicke, Schnitt: Hansjosef Hüls, s/w, BRD 1967/68, 45 Minuten
Vom 25. Dezember 1967 bis zum 2. Januar 1968 fand im damals leer stehenden Kasino
des belgischen Seebads Knokke-le-Zoute die legendäre „exprmntl 4“ statt, seinerzeit das
Mekka des unabhängigen experimentellen Films in Europa und den USA.
Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang
Film von Hans-Dieter Grabe. Kamera: Carl-Franz Hutterer, Schnitt: Elfi Kreitter, ZDF, 1970,
44 Minuten
1970 war der Krieg in Vietnam mangels spektakulärer Ereignisse in den Medien fast in
Vergessenheit geraten. Nur noch selten – wenn überhaupt – wurde er mit Formulierungen
wie „Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang“ erwähnt. Die Auswirkungen dieser ‚leichten
Kämpfe‘ zeigt der Film an Bord des deutschen Hospitalschiffes „Helgoland“.
Di, 14.4., 19 h
59. Akademie-Gespräch
Keine Kunst. Dokumentarfilme und Gespräche
Filme von Georg Stefan Troller, Gespräch mit Klaus Staeck, Moderation Rüdiger
Suchsland
Die Filme von Georg Stefan Troller haben Fernsehgeschichte geschrieben. Drei von ihnen
aus den 1970er Jahren werden an diesem Abend gezeigt:
La Violencia. Gewalt in Guatemala (WDR, 1971/1972, 43 Min.) erzählt von der
Landbevölkerung unter der Herrschaft des Militärs und des amerikanischen BananenImperiums United Fruit Company.
Eugene Smith. Wer weint warum in Minamata (ZDF, 1975, 28 Min.) dokumentiert eine
Umwelttragödie in dem südjapanischen Städtchen Minamata: Ein Chemiewerk hat seinen
Giftmüll in die Bucht abfließen lassen.
Ron Kovic. Warum verschwindest du nicht? (ZDF, 1977, 30 Min.) berichtet von Ron,
geboren am amerikanischen Nationalfeiertag, der freiwillig in den Vietnamkrieg zieht und
querschnittsgelähmt zurückkehrt. Er wird zum Kriegsgegner und damit in der Nixonzeit zum
Staatsfeind.
Di, 28.4., 19 h
Keine Kunst. Dokumentarfilme und Gespräche
Film von Klaus Wildenhahn. Gespräch Jeanine Meerapfel, Gisela Tuchtenhagen, Klaus
Wildenhahn, Moderation Hans Helmut Prinzler
Harlem Theater. Film von Klaus Wildenhahn, NDR 1969, 97 Minuten
Harlem Theater ist ein Film über die Arbeit einer schwarzen Schauspielertruppe, über die
Stimmung in Amerika im Sommer 1968, unmittelbar nach der Ermordung von Martin Luther
King, und über das Verhalten von Menschen in politischer und sozialer Unterdrückung. Die
außerordentliche Leistung des Films besteht darin, die theatralischen wie politischen Emotionen seiner Protagonisten freizulegen. Die sparsamen Kommentare geben lediglich
Hinweise zum Verständnis des eingefangenen Geschehens; somit macht der Film den
Betrachter nicht zum besserwissenden Zuschauer, sondern zum unmittelbaren Zeugen.
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Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 14
Musik für alle
Der revolutionäre Aufbruch in den 1960/70er Jahren, wie ihn die Ausstellung thematisiert, erfasste auch die
Musik jener Zeit. Es entstanden Gruppen und Konzepte, die Musik und Politik neu verknüpften. Ihr Aktionsfeld
war die Straße, waren Demonstrationen, Protestveranstaltungen, Feste; ihr Terrain ein demokratisiertes
Kunstverständnis, jenseits des bürgerlichen Konzertsaals, mit offenen Zugangsschleusen für Improvisation,
Jazz, Arbeiterlieder, Folklore. „Musik für alle“ setzt einige der damaligen Entwicklungen wieder in Betrieb.
Junge Musikerinnen und Musiker - Laien wie Profis - interpretieren sie aus heutiger Sicht. Das
Landesjugendensemble Neue Musik Berlin ist mit Stücken von Hanns Eisler, Louis Andriessen, dem
Sogenannten Linksradikalen Blasorchester und Francesco Filidei vor Ort, gefolgt vom Berliner
Lautsprecherorchester, das Karlheinz Stockhausens „Kurzwellen“ realisiert (beides 8.5.). Die composerperformer-Formation Berliner Splitter Orchester, Nachfolger so bekannter Gruppen wie „Globe Unity Orchestra“
oder „Scratch Orchestra“, wartet mit einem umfangreichen Porträt-Abend von Solo bis Großformat auf (9.5.)
Fr, 8.5., 20 h
Musik für alle
Landesjugendensemble Neue Musik Berlin. Hanns Eisler, Suite für Orchester Nr. 3
„Kuhle Wampe“ op.26 (1931/32); Louis Andriessen, Workers Union (1975). Stücke vom
Sogenannten Linksradikalen Blasorchester (1976-1981). Francesco Filidei,
I funerali dell’anarchico Serantini (2006). Jobst Liebrecht, Gerhard Scherer-Rügert, Leitung
Fr, 8.5., 22 h
Musik für alle
Berliner Lautsprecherorchester. Karlheinz Stockhausen, Kurzwellen (1968) für 6 Spieler.
Wolfgang Heiniger, Leitung
Sa, 9.5., 18 h
Musik für alle
Echtzeitmusik-Abend mit dem Berliner Splitter Orchester
Teil I: Splitter in da House // Orchestrale Installation im ganzen Gebäude
Teil II: Splittergruppen // Das aufgesplitterte Orchester vom Zweier bis zum Zehner
Teil III: Splitter Orchester // Komposition und Improvisation im Großformat
So, 17.5., 17 h
60. Akademie-Gespräch „Kunst von Allen? Das Mitbestimmungstheater“. Mit
Nele Hertling, Hans Neuenfels, Claus Peymann, Elisabeth Schwarz, Klaus Staeck
Ende der 1960er Jahre vollzog sich vor dem Hintergrund der politischen Verhältnisse in der
Bundesrepublik ein entscheidender Wandel in einigen deutschen Theatern. Gegen die
verkrusteten Hierarchien und die Allmacht der Intendanten führten Auseinandersetzungen
um die Demokratisierung von Theaterstrukturen zu neuen Modellen, zu größerer
Mitbestimmung im Ensemble, zur Suche nach einem anderen Publikum. In München,
Bremen, Zürich und vor allem in Frankfurt und Berlin entstanden Modelle eines
Mitbestimmungstheaters. Die damit verbundene Hoffnung: Die größere Verantwortung der
Mitarbeiter für das Ganze müsste das Interesse steigern und als besondere Qualität in die
Produktionen eingehen – und an ihnen sichtbar werden. „… Zwischen nicht nachlassenden
Angriffen von außen und aufreibenden Diskussionen nach Innen hat die Forderung nach
Mitbestimmung das Theater politisiert. Der Streit um das Theater wurde zum Streit für eine
bessere Ordnung der Gesellschaft…“ (Peter Iden)
KUNST FÜR ALLE
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 15
Zu fragen ist nach der Wirkung, der Veränderung der Spielpläne, der Einbindung eines
Publikums, nach dem Widerspruch zwischen kollektiver Struktur und der Autonomie des
Kunstwerks und des Künstlers. Zu fragen ist aber auch nach der Stellung des Theaters und
seiner Künstler in unserer heutigen Gesellschaft.
Mi, 20.5., 19 h
61. Akademie-Gespräch „Der Kunstverein. Auslaufmodell oder Zukunftsmusik?“
Mit Marius Babias, Dieter Hacker, Birgit Hein, Wulf Herzogenrath, Uwe Schneede,
Klaus Staeck
Der Kunstverein als die zentrale Vermittlungsinstanz für zeitgenössische Kunst ist eine
besondere und typisch deutsche Institution. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden so die
aktive Förderung und der Genuss der Künste durch das aufstrebende Bürgertum zu einem
Vorläufer demokratischer Prozesse. Heute engagieren sich rund 120.000 Mitglieder in über
300 Kunstvereinen, Zahlen, die für die Aktualität dieses Modells sprechen. Mitglieder sowie
die Sammler unter ihnen, Künstler und Kommunen profitieren von den Ausstellungen,
Publikationen und Jahresgaben. Worin besteht nun konkret die Attraktion, um die uns viele
ausländische Kunstfreunde so beneiden?
So, 7.6., 19 h
62. Akademie-Gespräch „Heinrich Böll – notwendige Erinnerung“. Mit Helge Malchow,
Ulrich Peltzer, Uwe Timm, Klaus Staeck, Günter Wallraff
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Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 16
Vermittlungsprogramm KUNSTWELTEN
Ausführliche Programminformation und Anmeldung www.adk.de/kunstwelten.
Führungen
Wöchentliche Führungen donnerstags 18 Uhr, sonntags 11.30 Uhr, ohne Anmeldung.
Führungen für Schulklassen ab 1. Klasse, mit Anmeldung. € 30
Kuratorenführung für Schüler ab 10. Klasse, Do 19.3., 11 Uhr, mit Klaus Staeck, mit Anmeldung.
Weitere Kuratorenführungen auf Anfrage, € 2 (zuzüglich Ausstellungsticket für Teilnehmer ab 18 Jahre)
Sonderführungen Englisch, Französisch, Russisch, für Schulklassen und Gruppen, mit Anmeldung, € 30
(zuzüglich Ausstellungsticket für Teilnehmer ab 18 Jahre)
Führungen für sehbehinderte und blinde Besucher und Führungen in Gebärdensprache, mit Anmeldung,
ermäßigter Eintritt, Begleitung frei
Werkstätten
Schülerwerkstätten mit Künstlern
Architektur-, Film-, Fotografie-, Tanz-, Musik- Paperart- und Rapwerkstätten mit Führungen durch die
Ausstellung (Dauer jeweils zwei bis fünf Vormittage, 9 bis 13 Uhr), mit Anmeldung
Sonntagswerkstätten mit Künstlern für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
22.3. bis 10.5.2015, jeweils 11.30-18 Uhr, ohne Anmeldung
KUNST FÜR ALLE
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 17
Zur Publikation
Kunst für alle. Multiples, Grafiken, Aktionen aus der Sammlung Staeck
Erscheinungstermin: 17. März 2015
Das Buch zur Ausstellung zeigt die Vielfalt, Modellhaftigkeit und politische Relevanz der Editions- und
Multipleszene und stellt eine künstlerische Arbeits- und Organisationsform vor, die sich seit den 1960er Jahren
herausbildete und hochaktuelle Potenziale aufweist – die Künstlerselbstorganisation.
Thomas Wagner beschreibt diese „Selbstorganisation der Freiheit“ als Basis der Arbeiten von Klaus Staeck,
der Künstler, Sammler, Initiator von Aktionen und Verleger in einem ist und dessen engagiertes künstlerisches
Werk nur in der Zusammenschau aller dieser Aspekte zu verstehen ist.
Mit weiteren Beiträgen von Claudia Jansen, Oskar Negt, Stephan von Wiese und Wolfgang Ullrich.
Inhalt:
Klaus Staeck: KUNST FÜR ALLE – Ein Feldversuch
Thomas Wagner: Nichts ist erledigt. Klaus Staeck und die Selbstorganisation der Freiheit
Stefan von Wiese: Mehr Demokratie in die Kunst! Multiples, Grafiken und Aktionen: Die Sammlung Staeck als
Bild einer Aufbruchszeit
Claudia Jansen: „Tötet Euren Galeristen. Kollegen!“. Künstlerselbstorganisationen aus der Sammlung Staeck
Selbstorganisationen
Wolfgang Ullrich: Warum Klaus Staeck der nützlichste Künstler der Bundesrepublik ist
Oskar Negt: Klaus Staeck – Der Mahner und Aufklärer
Anhang: Autoren, Bildinformationen, Zitat-, Abbildungsnachweis, Impressum
Kunst für alle. Multiples, Grafiken, Aktionen aus der Sammlung Staeck
Herausgegeben von der Akademie der Künste, Berlin 2015
ca. 144 S., ca. 111 Farb- und s/w-Abbildungen
ISBN 978-3-88331-210-1, Best.-Nr. 1167
18,00 €
Rezensionsexemplar:
Anfrage bitte an Tel.: 030 200 57-1514, [email protected]
KUNST FÜR ALLE
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 18
KUNST FÜR ALLE – Ein Feldversuch
Vorwort zur Publikation von Klaus Staeck
Im Rückblick erscheint vieles folgerichtig, was es ursprünglich meist gar nicht war. Mitte der 1960er Jahre
suchte ich einen Weg, meine Arbeiten, damals im Wesentlichen noch in kleiner Auflage gedruckte Holzschnitte
und Siebdrucke, an ein möglichst breites Publikum heranzutragen. Die in Heidelberg ansässigen Betreiber
einer Reihe Studentenclubs boten sich in Alternative zum herkömmlichen Galeriebetrieb als Partner an.
Ich wollte und konnte nicht mit der Mappe unterm Arm umherziehen und in Galerien um eine Ausstellung
betteln. Deshalb mussten neue Angebots- und Vertriebswege her. Mir und auch anderen wollte ich damit
beweisen, dass die Selbstorganisation ein Ausweg aus dieser für mich beklemmenden Situation sein konnte.
Das allgemeine gesellschaftliche Klima schien für solche Experimente günstig. Es war die Gründerzeit für
Produzentengalerien, genossenschaftliche und Künstlerzusammenschlüsse aus den verschiedensten Motiven
heraus. Gleichzeitig interessierte sich das angestrebte Publikum für die neu gegründeten Produzentenmessen.
Nach fünfzig Jahren Erfahrung mit der Produktion, der Edition und dem Sammeln vervielfältigter Kunst
behaupte ich, gesellschaftliche Veränderungen an der Nachfrage nach Originalen und multiplizierter Kunst
ablesen zu können. Das allgemeine Klima der späten 1960er und der 1970er Jahre war für einen Ausbruch
aus dem Original-Ghetto gut geeignet. Dabei ging es mir nie um die Denunzierung des Originals. Auch wenn
es auf den ersten Blick widersprüchlich klingt: Ich wollte dem vervielfältigten „Original“ Geltung verschaffen, es
vom Verdacht des Nebenprodukts oder des nur Beiläufigen befreien. Das lässt sich am besten an der
Produktion der zahlreichen Postkarten anschaulich machen, den oft massenhaft vervielfältigten „Originalen“,
für die viele Künstlerinnen und Künstler einen Entwurf zur Verfügung stellten. Von wenigen Ausnahmen
abgesehen, handelt es sich dabei nicht um die Reproduktion bereits existierender Arbeiten, sondern um
eigenständige Kunstwerke, um Originale.
Joseph Beuys, den ich 1968 während der documenta 4 in Kassel kennenlernte, hat dieses Prinzip sofort
verstanden. Auch weil er an der möglichst weiten Verbreitung seiner Ideen interessiert war, nahm er die
Konzeption einer Karte so ernst wie jede andere Arbeit. Nicht zuletzt um den Originalcharakter hervorzuheben,
wurden die Karten stets einzeln mit größter Präzision in bis zu acht Druckgängen produziert.
Ich war immer neugierig auf die Arbeiten anderer Künstler, und ich wollte möglichst viele neugierig machen auf
die der Kunst innewohnende Energie jenseits von l’art pour l’art. Es geht um Lust auf Kunst, sie möglichst allen
zugänglich zu machen, ohne Schwellenangst, ohne Eignungsprüfung vor selbsternannten Tempelwächtern der
Kultur. Getreu dem Credo der Fluxus-Bewegung sollte die künstliche Trennung zwischen Kunst und Leben
aufgehoben werden, ohne auf Qualität zu verzichten.
Als Kind der Aufklärung habe ich der Kunst stets eine gewisse emanzipatorische Kraft zugetraut, ohne diese
durch allzu konkrete Erwartungen zu überfordern. Die Kunst muss nichts, aber es bleibt spannend, was sie
kann und was geschieht, wenn sie sich produktiv an der Politik reibt. Auch wenn die Kunst in ihrer Fähigkeit,
zur Konfliktbewältigung beizutragen, häufig überschätzt wird.
Neben der Lust auf Kunst wollte und will ich Lust auf Demokratie machen, jene Staatsform, die schon in
unserer Verfassung die freie Meinung und die Freiheit der Kunst zu vorrangig schützenswerten Gütern erklärt.
Für mich ist Kunst Geheimnis und Geheimnisverrat zugleich, darüber hinaus birgt sie immer auch ein Risiko in
sich und entzieht sich damit jeder verordneten Reglementierung. Kunst, wie ich sie verstehe, bleibt Abenteuer.
Ein Bewohner des Elfenbeinturms war ich nie. Ich habe zu jeder Zeit die Öffentlichkeit gesucht. Aber gerade
der öffentliche Raum muss immer wieder neu vermessen werden, wenn er nicht schrumpfen soll. Für mich ist
die Einmischung in Sachen Demokratie und Rechtsstaat eine Bürgerpflicht. Kunst und Politik gehören
zusammen. Daraus erklärt sich auch die Fülle an Aktionen zu unterschiedlichen Anlässen. Nie war das eine
KUNST FÜR ALLE
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 19
nur Nebengleis des anderen. So habe ich es selten nur bei der Kritik bewenden lassen, sondern immer
versucht, allein oder zusammen mit anderen dazu beizutragen, die beklagten Missstände zu beseitigen.
Die Gründung der „Aktion für mehr Demokratie“ 1979 wurde zum Fundament von zahlreichen Interventionen.
Während das Heidelberger Festival „intermedia ’69“ weitgehend noch im kulturellen Umfeld stattfand, gehörte
bei der 3. Bitterfelder Konferenz 1992 der Spagat zwischen Kunst/Kultur und Politik zum Konzept.
Auch kein juristisches Risiko scheuend, habe ich den Kampf um das Primat der Politik über die Wirtschaft nie
aufgegeben. Das gilt besonders in einer Zeit, in der ein alltäglicher Kapitalismus zum Neoliberalismus mutiert
ist. Die aktuellen Auseinandersetzungen um die geplanten Freihandelsabkommen CETA, TTIP und TISA
zwingen zur Einmischung, gerade in einer vor allem durch den Politikstil der amtierenden Bundeskanzlerin
bewusst in Kauf genommenen Entwicklung zu einer unpolitischen Gesellschaft. Wir nähern uns einem
Zustand, in dem rechtsradikales Denken und Handeln für immer größere Bevölkerungsteile ein verlockendes
Angebot zu werden drohen.
Viele Selbstorganisationen von damals und aus der jüngsten Vergangenheit haben aus den verschiedensten
Gründen nicht überlebt. Andere sind geblieben und ständig gründen sich neue, weil die Idee und das Modell
der unabhängigen Selbstvermarktung nichts von ihrer Attraktivität verloren haben, will sich eine Künstlerin oder
ein Künstler aus der Abhängigkeit existierender Strukturen befreien. Es bleibt dabei: Nichts ist erledigt!
KUNST FÜR ALLE
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 20
Pressefotos
KUNST FÜR ALLE
Multiples, Grafiken, Aktionen
aus der Sammlung Staeck
18. März – 07. Juni 2015
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der schriftlichen Zustimmung. Eine Weitergabe an Dritte ist nicht erlaubt. Die Pressefotos sind 4 Wochen nach Ablauf der
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von www.adk.de bitte erfragen unter Tel. 030 200 57-1514 oder per E-Mail an [email protected]
Datei: adk15_KUNST_Beuys
Joseph Beuys
Demokratie ist lustig, 1973
© The Estate of Joseph Beuys / VG Bild-Kunst, Bonn
2015
Datei: adk15_KUNST_Beuys_Gold
Joseph Beuys
Neues vom Gold, 1983
© The Estate of Joseph Beuys / VG Bild-Kunst, Bonn
2015
Datei: adk15_KUNST_Polke
Sigmar Polke
Bargeld lacht, 2002
© The Estate of Sigmar Polke,
Cologne / VG Bild-Kunst, Bonn
2015
Datei: adk15_KUNST_Paik
Nam June Paik
TV News, 1991
© Nam June Paik Estate, California / Edition
Staeck, Heidelberg 2015
Datei: adk15_KUNST_Vautier
Ben Vautier
Geld ist ego, 2000
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Datei: adk15_KUNST_Christo
Christo
Kölner Dom packed, 1969
© Christo, New York / Edition
Staeck, Heidelberg 2015
Foto: Nick Ash
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18. März – 07. Juni 2015
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Datei: adk15_KUNST_Gerz
Jochen Gerz
ABC des Lesens (Revolution), 1971
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Datei: adk15_KUNST_Darboven
Hanne Darboven
Theatre, 1985
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Datei: adk15_KUNST_Kloeckner
Kirsten Klöckner
Shareware, 2008
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Datei: adk15_KUNST_Wewerka
Stefan Wewerka
Homburger, 1970
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Datei. adk15_KUNST_Staeck
Klaus Staeck
Schnabeltasse für pensionierte
Diktatoren, 1970
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Foto: Simone Schmaus
Pressefotos
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Datei: adk15_KUNST_Staeck_Beuys
Klaus Staeck und Joseph Beuys
Rom 1972
© Archiv Staeck
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Tony Morgan intermedia `69, Heidelberg1969
© Estate of the Artist, Courtesy Richard Saltoun,
London