PDF, 156 KB - Deutsches Filminstitut

Pressemitteilung
Frankfurt am Main
14.04.2015
LECTURE & FILM: PIER PAOLO PASOLINI
Vortrag von Regine Prange:
„Das Blinde sehen: Geschichte und Mythos in EDIPO RE“
Donnerstag, 16. April, um 20:15 Uhr
Pier Paolo Pasolini war von der Figur des Jesus Christus ebenso fasziniert
wie von Ödipus, dessen freudianische Deutung er im Prolog zu EDIPO RE
(IT/MA 1967) entfaltete. Beide Figuren – Christus und Ödipus – sind
verbunden durch das Motiv des sühnenden Selbstopfers. An der ÖdipusSage faszinierte Pasolini besonders die Unwissenheit des Helden, die seiner
Handlungsweise eine gewisse Unschuld verleiht. Durch den Versuch, seinem
Schicksal zu entkommen, sorgt Ödipus für die Erfüllung der Prophezeiung.
Pasolinis mythische Filmerzählung EDIPO RE markiert von Anfang an die
‚blinden‘ Momente, in denen sich die Tragödie ankündigt und vollzieht. Sie
wird dabei auch als ein Bild für die Geschichte der modernen Zivilisation
lesbar, welche der Erlösung bedarf. Nach Pasolinis Auslegung transformiert
die Selbst-Blendung des „christomorphen Ödipus“ (Franco Citti) seine
unwissende Blindheit in ein nunmehr erkennendes ‚blindes Sehen‘. Und
zwar nach dem Vorbild des Teiresias – ein Sehen, das sich
der Führung des Volkes überlässt. Es beschreibt
gleichzeitig die Rolle Pasolinis als eines Intellektuellen, dem
im
zeitgenössischen
Italien
eine
Außenseiterrolle
zugewiesen wird.
Regine Prange ist Professorin für Neuere und Neueste
Kunstgeschichte, Kunst- und Medientheorie an der GoetheUniversität Frankfurt.
Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr
EDIPO RE Edipo Re – Bett der Gewalt
Italien/Marokko 1967. R: Pier Paolo Pisolini. D: Silvana Mangano, Franco Citti,
Alida Valli. 104 Min. 35mm. OmeU
Laios und Iokaste, die Herrscher von Theben, erfahren durch ein Orakel, dass
ihr Sohn den Vater umbringen und die Mutter heiraten wird. Sie beauftragen
einen Diener, ihren Sohn Ödipus zu töten. Doch der Diener setzt das Kind in
den Bergen bei Korinth aus. Dort findet es ein Bauer, der es König Kreon
übergibt. Als Ödipus erwachsen ist, erfährt er vom Orakel des Apollon die
grauenvolle Weissagung. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Pasolini
bezeichnete EDIPO RE als seinen autobiografischsten Film, da die
Ödipusfigur darin dem Vatermord näher steht als dem Inzest.
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Die Reihe organisieren das
Institut für Theater-, Filmund
Medienwissenschaft,
das
Institut
für
Kunstgeschichte und das
Institut
für
Romanische
Sprachen und Literaturen
der
Goethe-Universität
gemeinsam mit dem Kino
des
Deutschen
Filmmuseums im Netzwerk
der Hessischen Film- und
Medienakademie.
EDIPO RE
Donnerstag, 16. April, 20:15 Uhr