Programmheft - Residenztheater

König Ödipus
ZUM STÜCK
Labdakos, Enkel des Kadmos, Begründer des Stammes der Labdakiden, war König in Theben. Sein Sohn Laios nahm
Iokaste, eine Nachfahrin der legendären „gesäten Männer“, zur Frau. Dieser Laios verliebte sich in seiner Jugend in den
Sohn seines Wohltäters Pelops und entführte ihn gewaltsam nach Theben. Pelops verfluchte ihn: ER SOLLE NIEMALS
EINEN SOHN ERHALTEN, WENN ABER DOCH, SO SOLLE IHN DIESER TÖTEN. Und die Priesterin in Delphi bestätigte den
Fluch. Ursprünglich war Delphi eine der Erdgöttin ergebene, pagane Stätte, die im Zuge politischer Änderungen zunehmend vom Kult des Apollon übernommen wurde. Dreimal spricht das Orakel in Gestalt der Priesterin im Laufe der
Geschichte: Zuerst zu Laios, dann zu Ödipus und am Ende zu Kreon. „Dreimal macht das Orakel göttliches Wissen zu
menschlichem, dreimal lenkt es damit das Tun der Menschen und lässt sie selber vollstrecken, was über sie verhängt
wurde“ ( Peter Szondi, » Versuch über das Tragische « ). Als Laios Iokaste doch schwängerte, ließen die Eltern das Kind
sofort nach der Geburt im Gebirge Kithairon aussetzen. Der damit Beauftragte übergab es aus Mitleid einem Fremden,
und so gelangte der Säugling nach Korinth, wo ihn der König wie einen Sohn aufzog. Jahre später weckte ein Betrunkener
auf einem Fest in Ödipus Zweifel an seiner Herkunft, die ihm bisher verheimlicht wurde. Verunsichert ging er nach Delphi
und hörte vom Orakel, ER WERDE SEINEN VATER TÖTEN UND SEINE MUTTER HEIRATEN. Um dem Spruch zu entgehen,
kehrte Ödipus nicht zurück, sondern ging in die Fremde. Da traf er an einer Weggabelung seinen ihm unbekannten Vater
Laios, geriet mit ihm in Streit und erschlug ihn. Ödipus kam nach Theben und befreite die Stadt von der Sphinx, einem
Ungeheuer, indem er ihr Rätsel löste. Seit Jahren bedrohte sie die Stadt und unter ihren Opfern, meistens junge Männer,
war auch der Sohn Kreons, der Bruder der Iokaste, der nach Laios‘ Tod übergangsweise König in Theben war. Demjenigen,
der die Sphinx besiege, versprach Kreon die Königswürde und seine Schwester zur Frau. So gewann Ödipus die Herrschaft
über Theben und heiratete seine Mutter. Er zeugte mit ihr vier Kinder: Die Söhne Eteokles und Polyneikes und die Töchter
Antigone und Ismene. Ödipus herrschte lange und segensreich über Theben, bis plötzlich die Stadt in eine Krise gerät und
er die Verantwortung übernimmt: Als erstes schickt er Kreon zum Orakel, das ihm verkündet, DASS DIE MÖRDER DES LAIOS
GEFUNDEN UND BESTRAFT WERDEN MÜSSEN. So beginnt das Stück des Sophokles, in dessen Verlauf Ödipus seine wahre
Herkunft erfährt, sich selber blendet und Iokaste sich erhängt. Als blinder Bettler geht Ödipus abermals in die Fremde,
nur Antigone begleitet ihn. Kreon wird wieder König, bis die Söhne von Ödipus herangewachsen sind. Diese wollen erst
gemeinsam regieren, doch es entsteht Streit unter ihnen. Später töten sie sich gegenseitig.
König Ödipus
von SOPHOKLES
aus dem Griechischen von Dietrich Ebener
Regie Bühne Kostüme Musik
Ton
Licht
Choreographie
Dolmetscherin
Chorarbeit
Dramaturgie MATEJA KOLEŽNIK
RAIMUND ORFEO VOIGT
ALAN HRANITELJ
MITJA VRHOVNIK-SMREKAR
NIKOLAUS KNABL
GERRIT JURDA
MATIJA FERLIN
ALINA ZEICHEN
ANDREAS SIPPEL
GÖTZ LEINEWEBER
REGIEASSISTENZ Jakub Gawlik
BÜHNENBILDASSISTENZ Swetlana Klee
KOSTÜMASSISTENZ Jenny Štumberger
REGIEPRAKTIKUM Torben Hanhart
KOSTÜMPRAKTIKUM Naomi Mead
REGIEHOSPITANZ Mira Stadler
INSPIZIENZ Emilia Holzer
SOUFFLAGE Thomas Rathmann
PREMIERE
17 Okt 2015
Residenztheater
Vorstellungsdauer 80 Min.
Keine Pause
BÜHNENMEISTER Andreas Lorenz + Armin Schäl
BELEUCHTUNGSMEISTER Fabian Meenen
STELLWERK Thomas Keller
TON Michael Gottfried
REQUISITE Armin Aumeier + Frank Kutzora
MASKE Erika Beitinger + Gisela Dlugos + Isabella Krämer +
Sarah Stangler
GARDEROBE Cornelia Faltenbacher + Johannes Schrödl +
Ngozi Unamba-Oparah
ZUM AUTOR
„Sophokles scheint den Neid der Olympischen niemals verspürt zu haben, vielmehr ihr erklärter Liebling gewesen zu sein.
Als Jüngling von bewunderter Anmut und Schönheit ( er stand dem Polygnot Modell ) und gefeierter Meisterschaft im
Zitherspiel und Ballspiel, errang er schon mit achtundzwanzig Jahren seinen ersten Sieg, dem noch dreiundzwanzig andere
folgten, mehr als je ein anderer Tragöde errungen. Er gelangte zu hohen Staatsämtern und erreichte, allgemein verehrt
wegen seines liebenswürdigen und launigen, bescheidenen und vornehmen Charakters, ein Alter von über neunzig Jahren.
Noch als Greis soll er die Liebe berühmter Hetären genossen haben, und noch als Toter blieb er ein Auserwählter, indem
die Athener ihn in den Stand des Heros erhoben, dem alljährlich Opfer dargebracht wurden. Er war ein Menschenalter
jünger als Aischylos und blühte, als dieser starb. Die tragische Ironie Herodots erscheint bei Sophokles in ihrer höchsten
Zuspitzung und Verfeinerung. Sie besteht darin, dass der Mensch frei zu handeln glaubt und dennoch der Spielball dunkler
Mächte ist, dass er sich frei von Schuld glaubt und dennoch unter der Last einer finstern Erbschuld durchs Dasein wandelt.
Die klassische Verkörperung dieser Paradoxie, in exemplarischer Vollendung durch die Jahrhunderte leuchtend, ist
Ödipus: der Untersuchungsrichter, der seinem eigenen Verbrechen nachspürt; ein Vorwurf, der ( und dies ist gerade das
zutiefst Erschütternde ) nur einer anderen Belichtung bedurft hätte, um in die Komödie umzuschlagen. In der griechischen
Tragödie gibt es keine Tageszeit, keine Jahreszeit, keine Witterung, keine Landschaft, überhaupt kein Hier: dies ist die
berühmte Einheit des Orts. Und die Einheit der Zeit besteht darin, dass das seelische Leben keine Entwicklung, keine Akte
und Zwischenakte hat. Man könnte sagen: dies alles hat seine Ursache in der Theaterform. Aber das ist ja eben das psychologische Problem, dass der Grieche eine solche Bühne ertrug. Er brauchte keinen Beleuchtungswechsel, denn im griechischen Drama herrscht die ewiggleiche Sonne Homers. Er brauchte keinen Vorhang, denn der Mythus ist das » es war
einmal «, das heißt: er geschah in der grauen Unwirklichkeit einer unvordenklichen Urzeit, also niemals; und er geschieht
zugleich jetzt, in diesem Augenblick, in einer gespenstischen Nähe, die keine trennende Rampe duldet.“
( Egon Friedell: Kulturgeschichte des Altertums )
THOMAS LETTOW Ödipus, König von Theben
SOPHIE VON KESSEL
Iokaste, Schwester Kreons,
Gattin des Ödipus
BIJAN ZAMANI Kreon, Schwager des Ödipus
HANS-MICHAEL REHBERG Teiresias, der blinde thebanische Seher
RENÉ DUMONT Chorführer
WOLFRAM RUPPERTI Ein Bote aus Korinth
ALFRED KLEINHEINZ Ein alter Hirt
THOMAS GRÄSSLE Ein Diener
ANDREAS BENDIG, WILLIAM COOPER, NENAD DRPA, LUKAS HUGO,
ALEXANDROS IOANNIDIS, PHILIPP KÜNSTLER, PAUL LANGEMANN,
VEDRAN LOVRIC, MICHAEL MALINOWSKI, WILLIAM NEWTON, ANDREW VANONI
Chor des Ältestenrats der Stadt Theben
Philipp Künstler
Michael Malinowski
Vedran Lovric
Andrew Vanoni
William Cooper
Und die Mutter des ( Ödipus ) sah ich, die schöne Io ( Epi ) kaste, welche die unglaubliche Tat ( einst ) vollbrachte, im Unverstand ihres Sinnes, sich dem
eigenen Sohn zu vermählen. Der aber tat es, nachdem er zuvor seinen Vater erschlagen hatte, und nahm sie zur Frau. Sogleich aber machten es die
Götter den Menschen bekannt. Doch herrschte ( Ödipus ) in der vielgeliebten Stadt Theben über die Kadmeionen, wie es die Götter zu seinem Unheil
beschlossen hatten. Sie aber ging in das feste Haus des Hades, des unerbittlichen Torwächters, indem sie einen hoch herabhängenden Strick am Balken
ihres Gemaches befestigte, von ihrem Schmerz überwältigt. Ihm aber ließ sie viele Leiden zurück, soviel eben der Mutter Zorngedanken zu bewirken
mögen. ( Homer: Odyssee XI ) /// die Welt hängt an den Müttern ( Hofmannsthal )
Andreas Bendig
Alexandros Ioannidis
Paul Langemann
Nenad Drpa
William Newton
Lukas Hugo
Thomas Grässle
Insofern die Dichter die Erscheinungswelt nachahmen, welche selbst wieder eine Nachahmung der Ideen ist, muss man jenen Dichtungen im Vergleich zu
diesen Ideen einen geringen Werth beilegen. Statt des Wesens der Dinge erzeugen die Dichter trügerische Scheinbilder. ( Platon: Der Staat )
Hans-Michael Rehberg
ÖDIPUS Was deuten dieses schaudervollen Opfers / Furchtbare Zeichen an? Sprich ohne Furcht, / Was du auch sagst, vernimmet es mein Ohr. / Im
Äußersten verschwindet alle Furcht. / TIRESIAS Das Weh, von dem du die Lösung suchst, wird dir / Dereinst beneidenswürdig dünken noch. / ÖDIPUS Auf!
Melde, was die Götter offenbaren; / Wer ist’s, der seine Hand besudelte / Mit des erschlag’nen Königs Blut? ( Lucius Annaeus Seneca: König Ödipus )
/// ÖDIPUS Die Orakel, gut für das Volk, können uns nicht imponieren. ( André Gide: Oedipe )
Thomas Lettow
Beschlossen ist’s, ich sterbe. – Aber wie? – / Ha! Leih du auch der Mutter deine Faust, / Du Vatermörder! Kröne deine Taten, / Vollführ auch dieses noch!
– Heraus das Schwert! / Mein Gatte fiel ja auch durch diesen Stahl; / Wie nannt’ ich ihn? – Er ist mein Schwäher ja! – Stoß ich das Schwert mir in die
Brust? bohr’ ich / Es in die Kehle? Ha! du schwankest noch? / Weißt du so schlecht zu wählen? In den Leib, / Der Mann und Sohn getragen, der vom Vater
/ Empfangen und vom Sohne, stoß dies Schwert! ( Lucius Annaeus Seneca: König Ödipus )
Sophie von Kessel
IOKASTE Ich eile auf der Stell dorthin. / Man spanne einen Wagen an und bringe mich zu Phorbas. / In seiner Abscheu vor dem Hofe könnt auf eine
Botschaft hin / Sein Alter er vorschützen und aus Laune sich entschuldigen. / In einer Stunde längst werde ich Euch wiedersehen. / Was aber sag ich ihm,
was heißt es zu erfahren? / ÖDIPUS Seit kurzem läuft hier das Gerücht, daß er Euch schlecht gedient, / Daß dieser Sohn, den tot man wähnt, am vollen
Leben sei. / So stellt sich Zweifel ein an Laius’ Wahlspruch; / Was er gesagt, kann sich auf zwei beziehn. (Pierre Corneille: Ödipus)
IKARUS Der Himmel, der in meine Hände Eure Kindheit legte, / Bedeckte Eure Herkunft ganz mit tiefer Nacht; / Nur soviel weiß ich, von Geburt an wart
verdammt Ihr, / Und auf entlegenem Berg dem Tode ausgesetzt, / Wär ich nicht, wäre Euch das Lebenslicht entrissen worden. / OEDIPUS Mein Unglück
fängt mit meinem Leben also an; / Ich wäre von der Wiege an der Schrecken meines Hauses. (Voltaire: Oedipus)
Wolfram Rupperti
Thomas Lettow
TIRESIAS Ich habs gesagt, ich geh warum ich kam. / Und den du überall suchst, der ist hier. / Als Fremder, nach der Rede, wohnt er mit uns / Doch bald
als Eingeborener wird er kund sein / Und als Thebaner, und nicht sich freun am Umschlag. / Sehend aus Blindem, blind aus Sehendem / Und arm und
reich wird er in fremdes Land / Vordeutend mit dem Zepter wandern müssen. / Kund wird er sein, bei seinen Kindern wohnend / Als Bruder und als Vater,
einem Weib / Sohn und Gemahl, in einem Bette mit / Dem Vater und sein Mörder. ( Heiner Müller: Ödipus, Tyrann )
René Dumont
Alfred Kleinheinz
— auf einmal / erschlugen meine Hände einen Mann: / und trunken war mein Herz von Lust des Zornes. / Ich wollte sein Gesicht sehn, doch ein Tuch /
verhüllte das, und weiter riss mich schon / der Traum und riss mich in ein Bette, wo / ich lag bei einem Weib, in deren Armen / mir war, als wäre ich ein
Gott ... ( Hölderlin: Ödipus der Tyrann )
Bijan Zamani
DIE SPHINX Gute Nacht! OEDIPUS Gute Nacht! ( Er geht an ihr vorbei, kommt aber zurück. ) Also, Fräulein, selbst auf die Gefahr hin, dass Ihnen mein
Zurückkommen lästig ist, stellen Sie sich vor, dass ich Ihnen nicht glauben kann und dass mich Ihre Anwesenheit in diesen Ruinen immer neugieriger
macht! DIE SPHINX Sie sind ungläubig. OEDIPUS Denn wenn Sie ein junges Mädchen wie die anderen wären, so hätten Sie schon längst die Füße in die Hand
genommen. DIE SPHINX Sie werden immer komischer, mein Junge. ( Jean Cocteau: Die Höllenmaschine )
ÖDIPUS Ich bin überall, wohin Deine Stimme mich ruft. / Wo immer ich bin, sehe ich uns. / Ich schließe meine Augen. / Ich sehe Dich bevor wir uns trafen
/ Von Anfang an. / Selbst in den Träumen schlafe ich / Ohne zu schlafen, um in die Zeit, in Deinen Körper zu tauchen / In Deinem Fleisch zu schwimmen
das die See ist / Deine Wellen schaukeln mich. / Sag: Die See. / IOKASTE Ich sag: Die See, die See, die See / ÖDIPUS Sobald Du das Wort aussprichst, bin
ich auf Dir, gegen Dich, überspült / In Dir mein ganzes ich / Aber es ist in mir, dass Du, die ganze See, stürmst. ( Hélène Cioux: Oedipus )
ich bin eine / schwarze bestie / von schuld / und ich werde / kein licht / mehr sehen / ( Jan Decorte: Black Biist )
/// Die Handlung des Stücks besteht nun in nichts anderem als in der schrittweise gesteigerten und kunstvoll verzögerten Enthüllung – der Arbeit einer
Psychoanalyse vergleichbar –, daß Ödipus selbst der Mörder des Laios, aber auch der Sohn des Ermordeten und der Jokaste ist. [..] König Ödipus, der
seinen Vater erschlagen hat und seine Mutter geheiratet hat, ist nur die Wunscherfüllung unserer Kindheit. ( Sigmund Freud: Traumdeutung )
Eine „moderne“ Hoffnung lautet, dass durch Selberdenken, durch das Erwachen selbstbewußter, vernünftiger Subjektivität zur Mündigkeit, unsere Praxis
sich so verändern werde, gar schon so verändert habe, dass sie der Gewalt der tragischen Ironie entkommt. Der Titel von der Gegenwart der Tragödie
behauptet dagegen, dass die Gewalt tragischer Ironie fortwirkt. Ein Grund dafür, dass die Erfahrung der Tragödie auch für uns noch gilt, liegt darin, daß,
und wie, wir urteilen – ( Christoph Menke: Die Gegenwart der Tragödie )
Heiner Müller
ÖDIPUSKOMMENTAR
Lajos war König in Theben. Ihm sagte der Gott aus dem Mund der
Priester, sein Sohn werde gehen über ihn. Lajos, unwillig
Zu bezahlen den Preis der Geburt, die kostet das Leben
Riß von den Brüsten der Mutter das Neue, durchbohrte die Zehen ihm
Sorgsam, daß es nicht über ihn geh, und vernähte die dreifach
Gab es, daß der auf dem Tisch der Gebirge den Vögeln es ausleg
Einem Diener, dieses mein Fleisch wird mich nicht überwachsen
Und verbreitete so den Fuß, der ihn austrat, durch Vorsicht:
Dem geflügelten Hunger das Kind nicht gönnte der Diener
Gab in andere Hände zu retten in anderes Land es
Dort das hoch Geborene wuchs auf geschwollenen Füßen
Keiner hat meinen Gang, sein Makel sein Name, auf seinen
Füßen und andern seinen Gang ging das Schicksal, aufhaltsam
Jeder Schritt, unaufhaltsam der nächste, ein Schritt ging den andern.
Seht das Gedicht von Ödipus, Lajos Sohn aus Jokaste
Unbekannt mit sich selber, in Theben Tyrann durch Verdienst: er
Löste, weil Flucht vom verkrüppelten Fuß ihm versagt war, das Rätsel
Aufgestellt von der dreimal geborenen Sphinx über Theben
Gab dem Stein zu essen das Menschen essende Dreitier
Und der Mensch war die Lösung. Jahrlang in glücklicher Stadt drauf
Pflügte das Bett, in dem er gepflanzt war, der Glückbringer glücklich.
Länger als Glück ist Zeit, und länger als Unglück: im zehnten
Jahr aus Ungekanntem die Pest fiel über die Stadt her
Solang glücklich. Leiber zerbrach sie und andere Ordnung.
Und im Ring der Beherrschten, das neue Rätsel geschultert
Auf zu großem Fuß stand, umschrien vom Sterben der Stadt, der
Rätsellöser, warf seine Fragen ins Dunkel wie Netze:
Lügt der Bote, sein Ohr, zu den Priestern geschickt, Mund der Götter?
Sagt der Blinde die Wahrheit, der mit zehn Fingern auf ihn weist?
Aus dem Dunkel die Netze schnellen zurück, in den Maschen
Auf der eigenen Spur vom eigenen Schritt überholt: er.
Und sein Grund ist sein Gipfel: er hat die Zeit überrundet
In den Zirkel genommen, ich und kein Ende, sich selber.
In den Augenhöhlen begräbt er die Welt. Stand ein Baum hier?
Lebt Fleisch außer ihm? Keines, es gibt keine Bäume, mit Stimmen
Redet sein Ohr auf ihn ein, der Boden ist sein Gedanke
Schlamm oder Stein, den sein Fuß denkt, aus den Händen ihm manchmal
Wächst eine Wand, die Welt eine Warze, oder es pflanzt sein
Finger ihn fort im Verkehr mit der Luft, bis er auslöscht das Abbild
Mit der Hand. So lebt er, sein Grab, und kaut seine Toten.
Seht sein Beispiel, der aus blutigen Startlöchern aufbricht
In der Freiheit des Menschen zwischen den Zähnen des Menschen
Auf zu wenigen Füßen, mit Händen zu wenig den Raum greift.
RESIDENZTHEATER SPIELZEIT 2015 / 2016
REDAKTION Götz Leineweber SKIZZEN ZUM BÜHNENBILD Raimund Orfeo Voigt FOTOS Thomas Dashuber GESTALTUNG Herburg Weiland DRUCKEREI G. Peschke Druckerei GmbH
HERAUSGEBER Bayerisches Staatsschauspiel, Max-Joseph-Platz 1, 80539 München
INTENDANT Martin Kušej GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR Holger von Berg CHEFDRAMATURG Sebastian Huber TECHNISCHER DIREKTOR Thomas Bautenbacher
KOSTÜMDIREKTORIN Elisabeth Rauner KÜNSTLERISCHER DIREKTOR Roland Spohr CHEFDISPONENTIN Regina Maier PRESSE- U. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Sabine Rüter
TECHNIK Matthias Neubauer + Gerrit Jurda WERKSTÄTTEN Michael Brousek AUSSTATTUNG Bärbel Kober + Maximilian Lindner BELEUCHTUNG / VIDEO Tobias Löffler
TON Michael Gottfried REQUISITE Dirk Meisterjahn PRODUKTIONSLEITUNG KOSTÜM Enke Burghardt DAMENSCHNEIDEREI Gabriele Behne + Petra Noack
HERRENSCHNEIDEREI Carsten Zeitler + Aaron Schilling MASKE Andreas Mouth GARDEROBE Cornelia Faltenbacher SCHREINEREI Stefan Baumgartner
SCHLOSSEREI Ferdinand Kout MALERSAAL Katja Markel TAPEZIERWERKSTATT Peter Sowada HYDRAULIK Karl Daiberl
GALERIE Christian Unger TRANSPORT Harald Pfähler BÜHNENREINIGUNG Adriana Elia