Offener Brief an Wipperfürth`s

Verein zur Förderung der wirtschaftlichen
Entwicklung der Stadt Wipperfürth e.V.
ESW e.V. – Postfach 11 42 – 51675 Wipperfürth
An den
Bürgermeister der Stadt Wipperfürth
Herrn Michael von Rekowski
- Rathaus 51688 Wipperfürth
Postfach 11 42
51675 Wipperfürth
Tel. 0151 5171 3133
[email protected]
www.esw-wipp.de
Vereinsregister AG Köln VR 800283
Volksbank Wipperfürth-Lindlar
BLZ 370 698 40
Konto 5202729012
Kreissparkasse Köln
BLZ 370 502 99
Konto Nr. 0321006084
Ust-IdNr. DE12323159
Wipperfürth, den 28.05.2015
Offener Brief an den Herrn Bürgermeister Michael von Rekowski
Sehr geehrter Herr Bürgermeister von Rekowski,
da Sie weder auf Schreiben des ESW, der IG oder einzelner Bürger reagiert haben, erlauben wir uns,
Ihnen unsere Bedenken gegen Teile des InHK auf diesem Wege kund zu tun.
Natürlich begrüßen wir die Erneuerung der Innenstadt. Auch wir möchten eine Stadt zum Verweilen,
Klönen und Einkaufen.
Was wir nicht wollen ist eine tote Stadt, die zwar schön anzuschauen, aber nicht mehr lebendig ist.
Leider zeichnet sich letzteres immer mehr ab!
Dass die momentane Sperrung der Unteren Straße als Blaupause für die beschlossene Sperrung der
Hochstraße angesehen werden kann, ist eindeutig. Es ist ruhig in der Hansestadt geworden.
Als Folge gibt es freie Parkplätze zuhauf. Das bedeutet gleichzeitig weniger Kunden und fehlende
Umsätze im Einzelhandel. Ein Einzelhändler bringt es wie folgt auf den Punkt: „Die Stadt hat es
geschafft, jahrelange Kundenbeziehungen in wenigen Tagen zu vernichten! Herzlichen Dank dafür.“
Einzelne Händler resignieren bereits und die Leerstandsquote wird weiter steigen.
In diesem Zusammenhang die interessante Aussage eines reisenden Händlers: „Ich habe noch nie
eine Stadt gesehen, die ihr Zentrum derart versteckt“.
Das InHK ist unter Ihnen als Bürgermeister in seiner vorliegenden Form, federführend entwickelt und
beschlossen worden.
Die Schwachpunkte des Konzeptes sind offensichtlich und es ist an Ihnen für eine Optimierung zu
sorgen.
Der ESW fordert, dass folgende Punkte in erster Linie umgesetzt werden:
•
•
•
Verzicht auf die Sperrung der Hochstraße (unabhängig vom Ergebnis des mit der Prüfung der
IG Alternativplanung befassten Verkehrsplaners)
Große Hinweisschilder an den Einfallstraßen mit dem Hinweis auf unsere historische
Innenstadt
Die Errichtung eines funktionierenden Parkleitsystems
In Gevelsberg, das von Ihnen immer als leuchtendes, funktionierendes Beispiel genannt wird, hat man
bei der Umsetzung des integrierten Innenstadtkonzeptes bewusst auf eine Straßensperrung verzichtet
um die Lebendigkeit der Innenstadt zu erhalten. Somit dürfte unsere Hauptforderung im ersten Punkt
für Sie nachvollziehbar und folgerichtig sein. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass eine Sperrung
zwanzig Jahre Bestand haben würde, wenn man nicht Gelder zurückzahlen will. Wollen Sie dieses
Risiko eingehen?
Wir als ESW setzen in dieser für unsere Stadt auf Jahre entscheidenden Phase auf Ihren gesunden
Menschenverstand.
Wir wünschen vor allem dem Wipperfürther Rat, auf ihm lastet auch die Verantwortung, dass er sich in
Mehrheit für eine weiterhin lebendige, attraktive Stadt ohne Sperrungen entscheiden wird und Ihnen,
Herr Bürgermeister, dadurch die Möglichkeit gibt, die oben geforderten Punkte umzusetzen.
Die Bezirksregierung hat es erklärt und die Tür für Änderungen geöffnet: „Schlauer werden darf man
immer. Und wenn es andere Möglichkeiten gibt, die Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu befreien,
stehen wir nicht im Wege. Es bedarf nur eines Antrags“.
Als Beleg und Argument für die Ablehnung jeglicher Sperrungen in der Innenstadt hier
stellvertretend für den Handel und viele Wipperfürther die Meinung von Stefan Hagen,
profunder Kenner des Einzelhandels und permanent im Thema:
„In den Zeiten, in denen alternative Einkaufsmöglichkeiten, wie das Internet, aber auch andere Städte,
immer mehr Zulauf haben, können Kommunen wie Wipperfürth nur überleben, wenn sie Menschen in
die Stadt holen. Ich kenne so viele Beispiele, wo gerade kleine Kommunen ihre Fußgängerzonen
wieder zurück entwickeln.
Die Menschen müssen in die Stadt kommen. Und ich kann nicht verstehen, wie eine Hansestadt
versucht, sich vor Reisenden - also mit dem Auto kommenden - Menschen abzuriegeln. Wir haben
immer davon gelebt, dass Menschen mobil zu uns kommen. Schon vor achthundert Jahren. Und jetzt
wollen wir die Stadt "schützen"?
Die Verkehrsführung über Surgeresplatz und Ringstraße ist nicht nur stauanfällig, sondern gefährlich.
Alle Städte sind gehalten, den Verkehr an Schulen und Kindergärten vorbei zu führen. Wir machen
diese Wege zu Hauptverkehrsachsen, legen mit der Hochstraße eine lebenswichtige Achse lahm.
Ich glaube, dass eine verkehrsberuhigte Innenstadt zwar viel Aufenthaltsqualität besitzen wird, aber
diese dann nur noch die Wipperfürther zu schätzen wissen. Die Innenstadt wird dann nicht mehr ein
Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden sein. Eine lebendige Stadt braucht Menschen. Die
kommen leider nicht mit Bussen oder der Bahn zu uns, sondern mit Autos. Diese Menschen sind
unsere Kunden. Und das weiß normalerweise jeder Planer und die Kaufleute ohnehin: Wir sollten es
unseren Kunden leichter und nicht schwerer machen.“
Und dazu eine weitere Meinung eines Wipperfürther Politikers:
„Die in der Stadt wohnen, müssen dort einkaufen. Es sei denn, die Arbeitenden kaufen dort ein, wo
es auf dem Arbeitsweg eine günstige Gelegenheit gibt.
Die aus den Dörfern haben alle eine Alternative. Hämmern in Hückeswagen; Kreuzberg und Egen in
Rade oder Halver; Agathaberg und Ohl in Marienheide oder Gummersbach; Thier und Wipperfeld in
Kürten.
Welche Auswirkung Entscheidungen haben, die nicht bis zu Ende gedacht wurden, sehen wir derzeit
in der Bahnstraße. Man muss erkennen, dass viele durch die Bahnstraße und nicht weiter über die
Tangente fahren. Die Bahnstraße ist hoffnungslos überlastet seit die Brücke an der Tangente offen
ist. Das ist eben gefühlt der schnellste Weg.
Nach meiner Einschätzung wollen die Bürger morgens schnell zur Arbeit und abends auf dem
schnellsten (und nicht kürzesten) Weg nach Hause. Das gilt morgens für alle, abends für 80%. Die
20%, die auf dem Heimweg noch überlegen ob sie was kaufen wollen oder nicht, biegen da von ihrer
Route ab, wo sie mit kurzem Umweg ihre Geschäfte erreichen können.
Das bedeutet für Wipperfürth (im Prinzip für alle Städte), dass man von allen (möglichst vielen) Seiten
auf direktem Wege zum Zentrum (bei uns Marktplatz) kommen muss. Einschränkungen und Umwege
führen dazu, dass sich die Kunden andere Haltepunkte oder Einkaufsmöglichkeiten suchen.
Schon die alten Römer, für ihre Städteplanung berühmt, legten die Straßen so an, dass man aus
allen Richtungen kommend auf schnellstem und damals natürlich auch kürzestem Weg ins Zentrum
kam. Das ist vom Grundsatz her heute aktueller denn je und war in der Vergangenheit immer das
besondere Plus der ältesten Stadt im Bergischen um das wir oft beneidet wurden.
Das aktuelle Verhalten der Bürger bestätigt meine Befürchtungen: Es ist sehr ruhig, zu ruhig
geworden. Die anfänglichen großen Staus haben sich etwas reduziert, weil inzwischen bereits viele
der Hansestadt als Einkaufstadt den Rücken gekehrt haben“.
Obwohl wir die Form des offenen Briefes gewählt haben, gehen wir davon aus, dass Sie sich als
unser Bürgermeister eine Antwort nicht nehmen lassen werden und sehen dieser entgegen.
Mit freundlichen Grüßen
Tobias Vossebrecher (1. Vorsitzender)
Stefan Koletzko (2. Vorsitzender)
Angelika Herforth (Kassiererin)
Klaus Horn (Schriftführer)