Hin und wieder zurück, die Geschichte eines Hobbits und dem Herr

Hin und wieder zurück, die Geschichte eines Hobbits und dem Herr der Ringe.
Mit diesem Zitat des Abenteurers Frodo Beutlin aus dem Film „Der Herr der Ringe“ machte ich mich auf dem Weg
bis ans andere Ende der Welt. Eine Reise, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde.
Am 16. Februar 2014 nahm ich Abschied von meiner Familie am zentralen Omnibus-Bahnhof in Berlin. So weit weg
von zu Hause war ich noch nie. Eine letzte Umarmung und dann ging es auch schon los nach Frankfurt. Als ich am
nächsten Tag im Flugzeug saß, die Turbinen hochfuhren und das Flugzeug abhob, wusste ich, es gibt kein Zurück
mehr.
Nach einem Zwischenstopp in der malaysischen Hauptstadt Kuala
Lumpur kam ich Mitternacht in Auckland an. Und dann das
Erwachen. Ach du großer Gott.. Ganz auf mich alleine gestellt, am
anderen Ende der Welt, versuchte ich verzweifelt den Bus und
anschließend das Hostel in mitten der Großstadt Auckland zu
finden. Ich war froh, andere Deutsche auf meinem Flug getroffen zu
haben, die dasselbe Problem hatten wie ich. Wenn ich an den
Moment denke, in dem wir endlich den Zugang des Hostels fanden
mit dem dazugehörigen „Fahrstuhl“, bekomme ich auch nach
einem Jahr noch das Schmunzeln.
Einen Lastenaufzug aus den 20er Jahren mit Scherengittertüren. Ok. Spätestens an diesem Punkt realisierte ich, dass
mein Abenteuer Neuseeland losging.
In meinen ersten zwei Wochen
absolvierte ich einen Sprachkurs im
sonnigen Auckland und wohnte in
einer persischen Gastfamilie. Ich
wurde herzlich aufgenommen, als
ob ich schon seit Jahren zur Familie
gehörte. Mit meinen japanischen,
türkischen, taiwanesischen, und
spanischen Mitschülern schloss ich
sofort internationale
Freundschaften. Doch das sollte nur
der Beginn meiner Reise sein.
Piha Beach, Nähe Auckland
Nach einem verlängertem Wochenende in den Bay of Islands und
einem Abstecher auf der Trauminsel Waiheke Island, auf der ich
spontan zum Klippenspringen in einer verlassenen idyllischen Bucht
eingeladen wurde, machte ich mich mit einem deutschen Mädchen,
Bianca, auf dem Weg Richtung Südinsel. Im Surferort Raglan blieb die
Zeit stehen. Eine kleine süße Ortschaft voller Hippies, die das Leben in
vollen Zügen genießen. Das Highlight war dabei unsere Unterkunft. Da
diese außerhalb des Ortes lag, blieb uns nichts anderes übrig als per
Anhalter zu fahren.
Waiheke Island
Wir erreichten das Hostel am späten Abend. Einen
Schlüssel, sagte der nette benebelte Typ mit Rasterlocken,
bräuchten wir nicht, als er uns zu unserem „Zimmer“
führte. Wir machten Halt vor einem Tippi-Zelt. Das sollte
unsere Unterkunft für die nächsten Tage sein? Allerdings
freundeten wir uns schnell mit der Hippie-Oase an und
verlängerten sogar unseren Aufenthalt, den wir mit
nächtlichen Lagerfeuern am Strand verbrachten. Weiter
ging es auf den Spuren Mittelerdes. Nähe Matamata fing
meine persönliche Geschichte des Ringträgers an. Ich
besorgte mir den „einen Ring“ und sah es als meine
Aufgabe, ihn auf meiner Neuseelandreise vom Auenland,
quer durch Mittelerde, bis hin zum Schicksalsberg zu
bringen. In mitten einer ausgedörrten Ackerlandschaft lag
das grüne Paradies. Das bezaubernde Hobbingen,
vergleichbar mit einem Gemälde. Man fühlte sich schon
fast zugehörig, wie eben ein Hobbit in Hobbingen.
Über die Hauptstadt Wellington nahmen wir die Fähre auf
die Südinsel. Wir erreichten die Fjorde des Malborough
Sounds, die sich in ihrer vollsten Pracht zeigten. Genau so
stellte ich mir Neuseeland vor. Wir waren fast sprachlos bei
dem Anblick dieser atemberaubenden Landschaft. Mit
einem kleinen Campervan machten wir uns auf dem Weg.
Bevor es los ging, fand ein kleines Britzer-Treffen statt. Ich
verbrachte ein paar schöne Tage mit meiner Freundin von
zu Hause, die zur selben Zeit Neuseeland bereiste. Über
den Nelson-Lakes Nationalpark mit seiner wunderschönen
Seelandschaft und den riesigen Sandstränden in Golden
Bay fuhren Bianca und ich die Westküste hinunter.
Marlborough Sounds
Nelson Lakes National Park
Golden Bay
Golden Bay
Westcoast
Queenstown
Keas
Unser Ziel hieß Queenstown, ein kleines aber lebendiges
Örtchen in mitten der Berge am See. Der Erfolg, dort
Arbeit zu finden, blieb jedoch aus. Also machten wir uns
auf dem Weg ins Fjordland. So überwältigend schön, dass
ich es mit Worten nicht ausdrücken kann. Noch nicht ein
Mal mit Bildern. Das Weltkulturerbe thront mit seinen
gigantischen Bergen und Tälern, mystischen Seen,
dichtem Regenwald und den größten Wasserfällen des
Landes. Wanderungen durch diese unberührte Natur
machten es zu einem ganz besonderen Abenteuer. Es ist
der Moment, der einen nach einem mühsamen Aufstieg
auf der Bergspitze überwältigen lässt.
Fjordland
Fjordland
Fjordland
Milford Sound, Fjordland
Nach einem Abstecher an der Südküste reisten wir die Catlins entlang, nördlich, nach Dunedin.
Nugget Point, Catlins
Purakaunui Falls, Catlins
Landschaftlich und architektonisch für mich die schönste Stadt Neuseelands. Eine gemütliche Altstadt findet man
hier auf der Insel vergeblich. Jedoch verleiht der gotische Stil vieler Bauwerke der Stadt einen gewissen Charme.
Nach einem Besuch in der Speights-Brauerei lädt das zentrale Ocatogon in eine der vielzähligen authentischen Pubs
zum Ausgehen ein. Die Stadt liegt im langen Hafenbecken am Fuße von dramatischen Bergformationen. Auf der
angrenzenden Otago Halbinsel findet man Pinguine, Robben und Albatrosse in mitten der malerischen Natur.
Bei einem Besuch in Dunedin lohnt sich eine Nacht im Hogwarts-Hostel alle Mal. Hier arbeitete ich einen Monat für
Unterkunft und weiß, wovon ich spreche, wenn ich sage, wie liebevoll es von der Schweizerin Maja und ihrem
neuseeländischen Ehemann Gilbert geführt wird.
Tunnel Beach, Umgebung Dunedin
Auf meiner Weiterreise verschlug es mich zurück in die Marlborough
Sounds, in der ich Arbeit im Irish Pub und in einem familiären Hostel
fand, das aussah wie die Villa Kunterbunt. Viele Touristen sehen
Picton leider nur als Durchfahrtspunkt, wenn sie die Südinsel mit der
Fähre erreichen. Jedoch steckt so viel mehr in diesem
wunderschönen Fleckchen. Neben einen der Great Walks, dem
Queen Charlotte Track und anderen naturtreuen Wanderungen, ist
Picton der Ausgangspunkt für die Touren des Postbooten durch eine
der bezauberndsten Regionen Neuseelands.
Das Fjordland der Nordspitze ist ein gezacktes, verzahntes Labyrinth voller Passagen, Inseln und Inselchen, in dem
nur wenige Menschen leben. Kein Wunder, warum ich hier den Großteil meiner Zeit in Neuseeland verbrachte.
Nichtsdestotrotz zog es mich weiter. Nur konnte ich mich so weit doch noch nicht von dieser herrlichen Gegend
losreißen. In einem weiten Tal zwischen den Bergen des Marlborough Sounds und den Kaikoura Ranges liegt die
Weinhochburg Neuseelands. Weinfelder so weit das Auge reicht. Hier bereitete ich die Pflanzen für die nächste
Saison vor. Auch wenn die Arbeit einem Hungerlohn entsprach, habe ich nur gute Erinnerungen an meine Zeit in
Blenheim durch die wundervollen Menschen, die ich dort kennenlernen durfte.
Mit einem Campervan dreier Freunde, die gerade auf der Durchreise waren, machten wir uns auf einen erneuten
Roadtrip durch die Südinsel. Wir campten mit großem Lagerfeuer am Steinstrand Kaikouras und überquerten den
Arthurs Pass.
Am Morgen noch breite, mit Kies gefüllte Flusstäler, umrandet von ausgedehnten Buchenwäldern, Mittags eine
Klettertour in einer außergewöhnlichen Steinlandschaft, wonach wir abends die westlichen Ausläufer des Passes im
dichten Regenwald erreichten. Ein weiterer Beweis dafür, wie vielfältig die Landschaft Neuseelands doch ist.
Wir nutzten das unüblich gute Wetter an der Westküste aus und machten kleine Wanderungen. Erstere führte uns
über eine der vielzähligen abenteuerlichen Hängebrücken zu einem strahlend blauem Flussverlauf, dem Hokitika
Fluss. Einige Kilometer südlich führte uns ein Track zum Franz Joseph Gletscher, worauf es mittlerweile dunkel
wurde.
Westcoast
Hokitika Fluss
Franz Joseph Gletscher
Auf einem einsamen Wildcampingplatz direkt am idyllischen See in mitten des Regenwaldes, übernachteten wir.
Auch am nächsten Tag hatten wir herrlichsten Sonnenschein, als wir den Haast Pass überquerten. Meiner Meinung
nach, der schönste Pass, der die West- mit der Ostküste verbindet. In Queenstown sammelten wir meine beste
Freundin ein, die mich zwei Wochen besuchen wollte.
Als begeisterte Wintersportler konnten wir uns eine
Skifahrt durch die atemberaubenden Berge Neuseelands
nicht entgehen lassen. Anschließend fuhren wir ins
Fjordland, um auch meine Freundin von der
atemberaubenden Schönheit dieser Insel zu überzeugen.
Eine Bootstour durch den gigantischen Doubtful Sound,
der durch seine wilde, urwüchsige Landschaft mit steilen
Felsgipfeln, dichtem Regenwald und verborgenen
Seitenfjorde beeindruckt.
Noch am selben Abend erkundeten wir die Westufer des Lake Te Anau, an dem sich unter dem Gebirge ein großes
Höhlensystem verbirgt. Vorbei an tosenden unterirdischen Wasserfällen gelangten wir mit einem kleinen Boot in
eine stille verborgene Grotte, die von Tausenden von Glühwürmchen bewohnt wurde.
Unser „Roadtrip“ trieb uns weiter nördlich nach Wanaka, wo wir fernab von
sämtlicher Zivilisation eine Wanderung zum Rob Roy Gletscher unternahmen.
Schon die „Straße“ dorthin war ein Abenteuer für sich. Mit unserem
stinknormalen Campingmobil ging es über die Bäche und buckligen Kuhäcker
Neuseelands. Wir beschlossen am Abend zum Mount Cook zu fahren, um die
meist wolkenfreie Morgenstunde am höchsten und spektakulärsten Berg
Neuseelands auszunutzen. Und so war es auch. Im Herzen der Alpen
aufgewacht, strahlte uns die Sonne entgegen, die sich am Gipfel eines empor
ragenden Berges spiegelte. Wir begaben uns auf dem Weg zum Fuße des Mount
Cooks, an dem wir einen großen Gletschersee aus dem Eis des Berges
vorfanden.
Nach einer sternenklaren Nacht am Lake Tekapo fuhren wir in das nächst gelegene Tal, das unter den „Der Herr der
Ringe“-Fans besser bekannt ist als Riddermark Mittelerdes. Umrandet von imposanten Bergen, ein kleiner Hügel.
Zwar wurde das komplette Set des Dorfes Edoras nach den Dreharbeiten abgerissen, trotzdem blieb der Blick
derselbe, den man im Film von der Burg aufs weite Bergland hatte.
Zusammen mit meiner Freundin erkundeten wir die Ostküste und
wachten mit morgendlichen Meerblicken in unserer Camperhöhle auf.
Durch die gewaltige Landschaft des Central Otago mit seinen
sonnenverbrannten, braunen Bergen, wilden Flüssen und Örtchen, die an
hinterbliebene Westernstädtchen erinnern, fuhren wir weiter ins
Landesinnere. In Wanaka machten wir eine unglaublich mühsame aber
genauso gigantische Wanderung. Nach einem 3 stündigen Aufstieg hatten
wir einen überwältigenden Ausblick auf den Lake Wanaka, umrandet von
den neuseeländischen Alpen. Sämtliche Anstrengungen hatten sich
gelohnt.
Durch Queenstown, am Lake Wakatipu entlang, erreichten wir
Glenorchy. Ein winziges Örtchen im hintersten Eck der Berge. Doch
unser Weg führte uns noch tiefer ins Gebirge, ins Paradies. Ein
beeindruckendes Fleckchen Erde, so schön, dass man wirklich auf dem
Orteingangschild „Paradise“ lesen kann. Viele Szenen aus „Der Herr
der Ringe“-Trilogie wurden hier gedreht. Sogar die lila Milka-Kuh ist
hier über die grünen Wiesen spaziert. Bei unserem Besuch verdeckten
leider dichte Regenwolken die gewaltigen Berge. Trotzdem verleihte
genau diese vernebelte Sicht einen gewissen Charme.
Nach zwei aufregenden Wochen mit meiner besten Freundin musste ich in Queenstown wieder Abschied von ihr
nehmen. Das nächste Mal würden wir uns erst wieder in Deutschland sehen. Ich übergab ihr liebe Grüße an meine
Familie und Freunde daheim, bevor wir uns ein letztes Mal umarmten.
Von nun an war ich wieder auf mich alleine gestellt.
Mit einem mulmigen Gefühl, an all diesen Orten
vielleicht ein letztes Mal zu sein, fuhr ich die
Westküste entlang Richtung Norden. Bevor ich die
Südinsel hinter mir lassen wollte, besuchte ich
meine gute Freundin Annett, die ich zuvor in den
Marlborough Sounds kennenlernte. Mit ihrer
quirligen und liebevollen Art ist sie eine der
kostbarsten Kontakte, die ich auf meiner Reise
knüpfen durfte.
Neuseeland ist schon seit einigen Jahren ihr Zuhause, nachdem sie aus Deutschland auswanderte. Auf einer kleinen
Farm zwischen den grünen Bergen, auf der sie lebt, heizten wir mit einem Quad über den Kuhacker und kochten
Königsberger Klopse am anderen Ende der Welt.
Die darauffolgenden Wochen arbeitete ich in Wellington in einem Cafe im Flughafen. An diese Zeit habe ich gute
aber auch schlechte Erinnerungen. Die Suche nach einer Unterkunft lief auch noch während meiner Arbeitszeit
dürftig und bei dem geringen Lohn kam ich in der teuren Hauptstadt nicht viel zum sparen. Trotzdem lernte ich auch
hier jede Menge wundervoller Menschen kennen, die zu echten Freunden wurden.
Mit Freunden aus meiner Zeit in Blenheim bereiste ich im Anschluss den Großteil der Nordinsel. Nach dem
neuseeländischen Winter wollten wir nun endlich im Tongariro National Park den Mount Ngauruhoe besteigen,
besser bekannt als Schicksalsberg aus „Der Herr der Ringe“. Hier sollte auch meine symbolische Ringreise ein Ende
finden. Wegen Unwetter und starkem Schneefall wurde vom Aufstieg allerdings dringend abgeraten. Mit einer
Wanderung durch das Gebiet der Taranaki Wasserfälle am Fuße des Berges bereiteten wir uns auf die große
Eintageswanderung vor. Am darauffolgenden Tag wurde eine leichte Verbesserung des Wetters
Festgestellt und wir machten uns auf den Weg. Bei Nebel und
Regen folgten wir einen Lavafluss, der uns über
Mondlandschaften bis zur Schneefallgrenze führte. Ein sicherer
Aufstieg war nur mit Steigeisen an den Schuhen möglich. Beim
letzten Anstieg durchzog mich das Adrenalin. Windböen um die
70km/h auf einem Bergkamm, gerade mal so breit, dass
stellenweise Stahlseile zum festhalten angebracht waren. Neben
mir, ein, in Nebel getauchter Abhang.
Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, das ich
beim Erreichen des Gipfels hatte. Ich zeigte ins
Weiße mit den Worten: „Irgendwo dort müsste ein
See sein“. In diesem Moment pustete der Wind
eine gigantische Wolke vor uns weg und wir hatten
eine unglaubliche Sicht auf eine gewaltige
schneebedeckte Kraterlandschaft.
Vorbei an smaragdgrünen Seen begann der Abstieg durch eine büschlige Hügellandschaft, in der es aus allen Ecken
Schwefel dampfte. Die aktive Vulkanzone begann und an jedem Schild wurde auf kurze Pausen hingewiesen. Nach
Nebel, Regen, Wind und Schnee, liefen wir bei strahlendem Sonnenschein durch den grünen Regenwald. 19,4km und
7 Stunden Wanderung lagen hinter uns. Die abenteuerlichsten 19.4km und 7 Stunden meines Lebens.
Am angrenzenden See erholten wir uns im beschaulichen
Städtchen Taupo von unserem Muskelkater. Mit einem
umgebauten Campervan erkundeten wir die sonnige Ostküste
der Nordinsel. Durch die 20er und 30er Jahre Hochburg
Napier, fuhren wir über eine Frucht- und Gemüsefarm weiter
Richtung Norden.
Das sonnige Eastland ist bekannt für schöne, oft
menschleere Strände. In diesem entspannten und etwas
abseits gelegenen Landstrich scheint sich die Welt
langsamer zu drehen. Wir campten direkt am Strand. Am
frühen Morgen schoben wir die Tür des Autos zur
Meerseite auf und schauten uns an, wie die Sonne den
Horizont berührte. Der erste Sonnenaufgang der Welt
und ich hatte Gänsehaut in meinem molligen Schlafsack.
Durch den dichten heimischen Dschungel des Te Urewera National Parks
gelangten wir nach Rotorua. Der Ort hochtürmender Geysire, heißen
Quellen und blubbernden Schlammlöcher. Nirgendwo auf der Welt findet
man so hohe geothermische Aktivitäten wie hier und sitzt wortwörtlich auf
dem Pazifischen Feuerring. In einem Wald, ganz in der Nähe, wurden wir in
einem Maori-Dorf mit den alten Traditionen der neuseeländischen Ureinwohnern bekannt gemacht. Wir wurden mit
einer Willkommenszeremonie, dem Powhiri, im Kreis der Maori herzlich aufgenommen. Rituale wie das Ta Moko,
eine Tattoo-Kunst der Maori, die über die Lebensgeschichte seines Trägers erzählt, dem traditionellen Poi-Spiel der
Frauen und den berühmten Haka-Tanz, der sogar von den neuseeländischen Rugby-Spielern vorgeführt wird,
konnten wir hautnah erleben. Zum Abschluss wurde mit einem Putara-Horn zum Hangi gerufen. Ein großes Festmahl
nach alt-polynesischem Brauch.
Mount Maunganui, Tauranga
In der sonnigen Hafenstadt Tauranga
verbrachten wir einen Tag am
weiten Sandstrand und genossen auf
der auslaufenden Halbinsel die Aussicht vom schlafenden Vulkan Mount
Maunganui. Von dort aus fuhren wir
auf die Coromandel Peninsula.
Große Wälder, lange ruhige Sandstrände und viel unberührte Natur.
Über einer heißen Quelle buddelten
wir uns unsere natürliche private
Badewanne am Hot Water Beach. So
warm, dass wir uns jedes Mal über
eine hereinschwappende kühle
Welle freuten.
Wir nahmen den Küstenweg zur Cathedral Cove. Eine riesige
gewölbte Höhle, die die Landspitze zwischen zwei traumhaften
Buchten durchbricht. Mit einer Kanadierin und Britin erkundete ich
den Rest dieser bezaubernden Halbinsel. Auf einer Farm im
äußersten Norden wohnten wir im eigenen Cottage. Wir
kümmerten uns um die Tiere, heizten mit dem Quad umher,
machten kleine Wanderungen zu Wasserfällen und ritten mit den
Pferden über die Ranch.
Hot Water Beach
Cathedral Cove
Küstenweg zur Cathedral Cove
Meine letzten drei Wochen verbachte in Paihia, das in
mitten der wunderschönen Region Bay of Islands liegt.
Wie der Name schon verrät, wird die Küste von
zahlreichen Inseln umgeben. Eine Bootsfahrt ist hier nur
zu empfehlen. Auf meiner Ersten Tour, die ich schon zu
Beginn meiner Reise machte, ging es durch die „Hole in
the Rock“ und anschließend auf die kleine Insel
Urupukapuka. Bei meinem zweiten Besuch unternahm
ich mit einem deutschen Mädchen eine Segeltour.
Unter strahlendem Sonnenschein führte uns der
kanadische Skipper in die Kunst des Segelns ein. Es
dauerte nicht lange, bis sich dem Segelboot ein Delphin
anschloss. Schon bei meiner ersten Bootsfahrt sprangen
eine Gruppe Delphine aufgeregt hinter uns her. Dieses
Mal ging es auf eine noch kleinere Insel. Ein grünes
Paradies mit leuchtend blauen Buchten und weißem
Sandstrand.
Einen Tag lief ich zu einem Wasserfall, den Haruru Falls.
Obwohl dieser sich als unerwartet groß herausstellte, war
der 2 stündige Weg dorthin eigentlich viel spektakulärer.
Quer durch den neuseeländischen Dschungel erreichte ich
einen breiten Flussverlauf. Eine lange tiefe Holzbrücke
führte mich direkt in den tropischen Mangrovenwald. Gibt
es eigentlich irgendetwas, das das Land nicht bieten kann?
„Am anderen Ende der Welt gibt es ein Land, das so vielfältig ist, wie vielleicht kein zweites. Strände wie am
Mittelmeer, Fjorde wie in Skandinavien, Landschaften wie das Allgäu oder wie in Irland. Eine Bergwelt wie in den
Alpen, vulkanische Aktivität wie im Yellowstone Nationalpark und eine Flora wie auf Hawaii. All das ist Neuseeland.“
Auf meiner Reise habe ich so viel erlebt, dass in diesem Bericht nicht alle Geschichten hineinpassen. Ich habe
gelernt, einfache Dinge mehr zu schätzen. Auch wenn es nur warm-waschende Waschmaschinen oder ein einfaches
Mischbrot ist. Aber vor allem meine Familie, die auch am anderen Ende der Welt immer für mich da war.
Ich kann es gar nicht beschreiben, wie ich mich in der Nacht in Auckland
vor meinem Heimflug fühlte. Die Vorfreude auf Familie und Freunde
war riesig. Trotzdem gingen mir all die schönen Erinnerungen der
letzten 10 Monate durch den Kopf. Am freiesten fühlte ich mich immer,
wenn ich mit einem Campervan unterwegs war. Einfach dort anhalten,
wo es einem gerade gefällt. Unter sternenklarem Himmel am
Lagerfeuer wurden die aufregendsten Backpacker-Geschichten erzählt.
Und am Morgen wachte ich bei Wellenrauschen am Strand oder mit
wildem Vogelgezwitscher im neuseeländischen Urwald auf. Fern ab von
manipulierenden Medien und europäischer Hektik genoss ich am
hintersten Ende der Erde das entspannte Leben auf der Insel in vollen
Zügen.
Ich habe es gemacht. Ich habe es geschafft. Ich war dort. Ich habe all meinen Mut zusammen genommen und
machte mich auf dem Weg, um meine eigenen Fußspuren auf dieser unfassbar riesigen und wunderschönen Welt zu
hinterlassen. Und genau das habe ich geschafft. Ich bin wiedergekommen mit einem Herzen voll Menschen, Orte
und Erfahrungen, die mir niemand mehr nehmen kann.
Auckland Flughafen