P.b.b. Retouren an PF555, 1008 Wien GZ 09Z038186M ISSN 2306-8213 EUR 7,– Jahrgang 9 | 2015 Medizinisches Fachjournal Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin Mikroskopische Kolitis: Sehen wir nur die Spitze des Eisbergs? Seite 39 EBOLA Fakten und Vorsorge in Osterreich Seite 7 2015/1 JATROS Universimed CMC GmbH Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien NEU dolutegravir/abacavir/ lamivudine InnereStärke Triumeq® - Das onepill-Regime mit Dolutegravir Eine Tablette einmal täglich1 Unabhängig von den Mahlzeiten1 Unabhängig von der Tageszeit1 Wirksam ohne Booster1 Wenige Wechselwirkungen mit häufig verwendeten Medikamenten1 Auswahl klinisch relevanter Sicherheitsinformationen zu Triumeq®. Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe, gleichzeitige Einnahme von Dofetilid. Warnhinweise: Hypersensitivitätsreaktion gegen Abacavir oder Dolutegravir; Auftreten eines Immun-RekonstitutionsSyndroms; eine kausale Beziehung zwischen der Behandlung mit Abacavir und dem Risiko für einen Myokardinfarkt kann derzeit weder bestätigt noch widerlegt werden. Nebenwirkungen: Überempfindlichkeitsreaktionen, Immun-Rekonstitutions-Syndrom, Laktatazidose, Pankreatitis, Rhabodmyolyse, schwerwiegende Hautreaktionen, aplastische Anämie. Für eine vollständige Auflistung der Kontraindikationen, Warnhinweise und Nebenwirkungen siehe die Fachinformation. Fachkurzinformation WDieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Triumeq 50 mg/600 mg/300 mg Filmtabletten. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jede Filmtablette enthält 50 mg Dolutegravir (als Natrium-Salz), 600 mg Abacavir (als Sulfat) und 300 mg Lamivudin. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mannitol (E421), Mikrokristalline Cellulose, Povidon K29/32, Poly(O-carboxymethyl)stärke-Natriumsalz, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Opadry II Violett 85F90057 bestehend aus:Poly(vinylalkohol), Titandioxid, Macrogol, Talkum, Eisen(II,III)-oxid, Eisen(III)-oxid. KLINISCHE ANGABEN: Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung, Antivirale Mittel zur Behandlung von HIV-Infektionen, Kombinationen, ATC-Code: J05AR13. Anwendungsgebiete: Triumeq ist angezeigt zur Behandlung von Infektionen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) bei Erwachsenen und Jugendlichen im Alter von über 12 Jahren, die mindestens 40 kg wiegen (siehe Abschnitt 4.4 und 5.1 der Fachinformation). Vor Beginn der Behandlung mit Abacavir-haltigen Arzneimitteln sollte unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit jeder HIV-infizierte Patient auf das Vorhandensein des HLA-B*5701-Allels hin untersucht werden (siehe Abschnitt 4.4 der Fachinformation). Patienten, bei denen bekannt ist, dass sie das HLA-B*5701-Allel tragen, sollten Abacavir nicht anwenden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Dolutegravir, Abacavir oder Lamivudin oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile. Siehe Abschnitte 4.4 und 4.8. der Fachinformation. Gleichzeitige Anwendung mit Dofetilid (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). INHABER DER ZULASSUNG: ViiV Healthcare UK Limited, 980 Great West Road, Brentford, Middlesex, TW8 9GS, Vereinigtes Königreich. ZULASSUNGSNUMMERN: EU/1/14/940/001; EU/1/14/940/002 Abgabe: NR, rezept- und apothekenpflichtig Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Ausführliche Informationen zu diesem Arzneimittel sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur http://www.ema.europa.eu/verfügbar. Hinweise zur Dosierung und Art der Anwendung: Die empfohlene Dosis von Triumeq® beträgt eine Tablette einmal täglich bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren, die mindestens 40 kg wiegen. Triumeq® kann mit oder ohne eine Mahlzeit eingenommen werden. Triumeq® ist eine fixe Kombination und darf nicht für Patienten verschrieben werden, die eine Dosisanpassung benötigen (darunter: Patienten mit einer dokumentierten oder klinisch vermuteten Integrase-Inhibitor-Resistenz, bei denen Dolutegravir 50 mg zweimal täglich zusammen mit einer Mahlzeit verabreicht werden soll). Monopräparate mit Dolutegravir, Abacavir und Lamivudin stehen zur Verfügung. Die Patientensicherheit steht für GSK stets an oberster Stelle. Jeder Verdacht auf eine unerwünschte Wirkung, die bei einem Patienten auftritt, ist dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen/Medizinmarktaufsicht in Übereinstimmung mit dem nationalen Erfassungssystem für Spontanberichte zu melden. Gerne steht Ihnen auch unsere Pharmakovigilanzabteilung für die Erfassung dieser Informationen zur Verfügung. Sie erreichen uns telefonisch unter 01/970 75 – 0 oder schriftlich unter [email protected]. Reference: 1. Triumeq ® Fachinformation, Stand September 2014. AT/TRIM/0002/14a, Oktober 2014 TRIUMEQ ® ist eine eingetragene Marke der ViiV Healthcare Unternehmensgruppe. ©2014 ViiV Healthcare Unternehmensgruppe. Alle Rechte vorbehalten. INHALT HIV/Aids CROI 2015: Highlights vom größten HIV-Kongress des Jahres 19 © AGES A. Zoufaly, Wien Hepatologie AGES-Fortbildung Ebola Seite 7 Infektiologie Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin Emerging Infections Ebola – Fakten und Vorsorge in Österreich 7 Hepatitis-C-Virusinfektion Interaktionspotenzial der neuen interferonfreien Kombinationstherapie 23 L. Meemken, Wien Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Virushepatitis C – Update 2015 27 I. Graziadei, Hall i. Tirol Giftiger Dienstag Infektionen des Respirationstrakts Impfmedizin Impfen und Kinder 9 Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Fettleber/NASH: Von der Ignoranz zur häufigsten Lebererkrankung – wo stehen wir? 30 C. Datz, Oberndorf 11 R. Kerbl, Leoben Nosokomiale Infektionen Clostridium difficile – Gefahr im Krankenhaus ÖGACH-Jahrestagung Machen Enterokokken krank? Gastroenterologie 14 15 O. Janata, Wien ÖGACH-Jahrestagung Makrolide: Geschichte und aktueller Stellenwert 17 ECCO 2015 Neue Therapieansätze und individualisierte Dosierung 35 Darm-selektiver Wirkansatz bei CED 37 Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Mikroskopische Kolitis – sehen wir nur die Spitze des Eisbergs? 39 S. Miehlke, Hamburg R. Gattringer, Linz Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Behandlung des Reizdarmsyndroms: Fortschritte in Sicht? 42 M. Thumshirn, Basel Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Highlights aus der gastrointestinalen Onkologie 46 E. Wöll, Zams Impressum Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien. [email protected]. Geschäftsführung: Dr. med. Bartosz Chłap, MBA. Tel.: 01/876 79 56. Fax: DW 20. Chefredaktion: Mag. Thomas Schindl. E-Mail: [email protected]. Redaktion: Mag. Sandra Winter-Toman. Externer Redakteur: Dr. Norbert Hasenöhrl. Projektleitung: Mag. René Milich. Grafik: Albert Ressi. Lektorat: DI Gerlinde Hinterhölzl, Dr. Patrizia Maurer, Mag. Sabine Wawerda, Mag. Josef Weilguni. Druck: AV + Astoria Druckzentrum GmbH, 1032 Wien. Fotonachweis: iStockphoto, Fotolia, Archiv. Gerichtsstand: Wien. Offenlegung: Universimed Cross Media Content GmbH (100%ige Tochter der Universimed Holding GmbH). Eigentümer und Medieninhaber: Universimed Holding GmbH. Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 33,–, Einzelheft EUR 7,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Versandspesen. Das Medium Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse sowie News. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Diese Beiträge fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print und Internet an Universimed über. Für unverlangt eingereichte Manuskripte und Bilder übernimmt Universimed keine Haftung. Hinweise: Für die Preisangaben sowie Angaben zu Diagnose und Therapie, insbesondere Dosierungsanweisungen und Applikationsformen, kann seitens der Redaktion keine Garantie/Haftung übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen (z.B. Austria-Codex) auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Geschützte Warenzeichen werden nicht in jedem Fall kenntlich gemacht. 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Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Seite 3 I JATROS GASTROENTEROLOGIE-HEPATOLOGIE Liebe Leserinnen und Leser! P. Ferenci, Wien H. Tilg, Innsbruck „Mikroskopische Kolitis – sehen wir nur die Spitze des Eisbergs?“ Dieser spannenden Frage widmet sich der Artikel von Prof. Dr. Stephan Miehlke, Hamburg-Eppendorf, der auf einen Vortrag im Rahmen des Update Gastroenterologie-Stoffwechsel, 14.–15. November 2014 in Innsbruck, zurückgeht; nachzulesen ab Seite 39 in dieser Ausgabe. „Die mikroskopische Kolitis wurde lange Zeit als seltene Erkrankung betrachtet. Neue epidemiologische Studien aus Europa und Nordamerika zeigen jedoch, dass die Inzidenzraten der mikroskopischen Kolitis in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen und mit denen der klassischen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vergleichbar sind“, so Prof. Miehlke. In einer populationsbasierten Studienkohorte aus Kanada lag die Inzidenz der mikroskopischen Kolitis sogar über derjenigen von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Angesichts dessen könnte sich unsere Wahrnehmung der Erkrankung in Zukunft nachhaltig verändern. Demgegenüber scheinen die therapeutischen Möglichkeiten in der Behandlung der Erkrankung jedoch noch nicht ausreichend erforscht. Lediglich die Wirksamkeit von oralem Budesonid ist bis dato durch Daten aus randomisierten, placebokontrollierten Studien belegt. Mit dem wichtigen Thema „Fettleber/NASH: Von der Ignoranz zur häufigsten Lebererkrankung“ befasst sich Univ.-Prof. Dr. Christian Datz, Oberndorf, in seinem Artikel ab Seite 30. Aus den USA liegen für die nicht alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) Prävalenzdaten von bis zu 46% vor. Insbesondere in Risikogruppen von Patienten mit Diabetes mellitus und krankhafter Adipositas steigen diese Zahlen auf bis zu 70–90% an. Damit zählen nicht alkoholische Fettlebererkrankungen gegenwärtig zu den häufigsten schwerwiegenden Lebererkrankungen in der westlichen Welt. „Aus prognostischer Sicht relevant ist, dass die NAFLD als nunmehr häufigste Lebererkrankung mit einem hochsignifikant erhöhten Risiko für extrahepatische Erkrankungen und Mortalität einhergeht“, gibt Prof. Datz zu bedenken. Klarerweise gibt es auch zur Behandlung von Fettlebererkrankungen bisher keine zielgerichteten medikamentösen Therapien. Die Ausarbeitung und Erprobung von multimodalen Therapiekonzepten, bestehend aus Lebensstilmodifikationen und medikamentösen bzw. chirurgischen Ansätzen, wird uns in den nächsten Jahren als Herausforderung mit großer Bedeutung für die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung begleiten. Wir wünschen Ihnen eine spannende und informative Lektüre! Univ.-Prof. DDr. h.c. Peter Ferenci Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg Co-Editor Hepatologie Co-Editor Gastroenterologie Wissenschaftlicher Beirat – Gastroenterologie & Hepatologie OA Dr. H. Bognar, Krems; Univ.-Prof. Dr. C. Datz, Oberndorf; Univ.-Prof. Dr. I. Graziadei, Innsbruck; Univ.-Doz. Dr. M. Gschwantler, Wien; OA Dr. T. Haas, Salzburg; Univ.-Prof. Dr. P. Knoflach, Wels-Grieskirchen; Univ.-Prof. Dr. R. Koch, Innsbruck; OA Dr. W. Korak, Klagenfurt; Univ.-Prof. Dr. L. Kramer, Wien; Prof. Dr. C. Madl, Wien; OA Dr. A. Maieron, Linz; Priv.-Doz. DDr. A. R. Moschen, Innsbruck; Univ.-Prof. Dr. M. Peck-Radosavljevic, Wien; Univ.-Prof. Dr. W. Petritsch, Graz; Univ.-Prof. Dr. W. Reinisch, Wien; Univ.-Prof. Dr. R. Stauber, Graz; Assoc. Prof. Dr. C. Steininger, Wien; OA Dr. M. Strasser, Salzburg; Univ.-Prof. Dr. W. Vogel, Innsbruck; Univ.-Prof. Dr. H. Vogelsang, Wien JATROS I Seite 4 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 INFEKTIOLOGIE EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, F. Thalhammer, Wien die erfreulichste Meldung der letzten Monate war die Information des Bundesministeriums für Gesundheit sowie der Österreichischen Ärztekammer, dass das Sonderfach „Innere Medizin und Infektiologie“ im Fächerkanon der Inneren Medizin weiterbestehen wird – in Analogie zum Sonderfach „Innere Medizin und Angiologie“ zunächst einmal bis 2021, anschließend werden beide Fächer reevaluiert. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen beteiligten Personen und Institutionen für die trotz aller Heftigkeit letztlich konstruktiven Gespräche bedanken. Die beherrschenden infektiologischen Themen der letzten Monate waren Ebola und MERS. Die ÖGIT veranstaltete zu beiden Themen einen eigenen Fortbildungsabend, die AGES (www.ages.at) organisiert eigene Schulungen, die auch von unserer Gesellschaft mitgetragen werden. Mehr dazu im Heftinneren. Ein weiteres wichtiges Thema, nicht unbedingt als Ruhmesblatt geeignet, ist die Impffreudigkeit von Herrn und Frau Österreicher – oder deren Mangel. Wir haben auch dieses Thema aufgegriffen und für Sie aufbereitet. Die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für antimikrobielle Chemotherapie (ÖGACH) war meinem Altchef Herrn Univ.-Prof. DDr. Wolfgang Graninger und der Infektiologie in seiner Schaffensperiode gewidmet. Aus der großen Themenvielfalt wurden zwei Aspekte herausgegriffen: die Enterokokken als Vertreter der Bakterien und die Makrolide als jene der Antibiotika. Zu guter Letzt darf ich Sie noch auf den 9. Österreichischen Infektionskongress hinweisen, der sich vom 15. bis 18. April 2015 im Hotel Gut Brandlhof dem Thema „(Re-)Emerging Infections“ unter der Kongressleitung von Herrn Univ.-Prof. Dr. Robert Krause und Frau Priv.-Doz. Dr. Ines Zollner-Schwetz widmen wird. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe von JATROS Infektiologie und hoffe, viele von Ihnen am Österreichischen Infektionskongress antreffen zu können. Mit herzlichen Grüßen Florian Thalhammer Präsident der ÖGIT Wissenschaftlicher Beirat – Infektiologie Univ.-Doz. Dr. P. Apfalter, Linz; Prim. Dr. C. Aspöck, St. Pölten; Univ.-Prof. Dr. H. Burgmann, Wien; Univ.-Prof. DDr. A. Georgopoulos, Wien; Univ.-Prof. DDr. W. Graninger, Wien; OA Dr. O. Janata, Wien; Univ.-Prof. Dr. C. Lass-Flörl, Innsbruck; OA Dr. A. Lechner, Salzburg; Univ.-Prof. Dr. A. Lischka, Wien; Ao. Univ.-Prof. DDr. E. Marth, Graz; Univ.-Prof. Dr. I. Mutz, St. Marein i. M.; Univ.-Prof. Dr. M. Peck-Radosavljevic, Wien; Univ.-Prof. Dr. E. Presterl, Wien; Ass.-Prof. OA Dr. A. Rieger, Wien; Univ.-Prof. Dr. T. Staudinger, Wien; Ao. Univ.-Prof. Dr. F. Thalhammer, Wien; Prim. Dr. N. Vetter, Wien; Ao. Univ.-Prof. Dr. G. Weiss, Innsbruck; Prim. Univ.-Doz. Dr. C. Wenisch, Wien; Univ.-Prof. Dr. W. H. Wernsdorfer, Wien; Univ.-Prof. Dr. B. Willinger, Wien Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Seite 5 I JATROS HIV/AIDS EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser! A. Zoufaly, Wien Der weltweit größte wissenschaftliche HIV-Kongress, die Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI), fand dieses Jahr von 23. bis 26. Februar in Seattle statt. Erneut trafen sich über 4.000 HIV-Forscher und Kliniker aus aller Welt, um die neuesten wissenschaftlichen Errungenschaften und ihre Anwendbarkeit in der Klinik zu diskutieren. Auch wenn dieses Jahr wieder Ernüchterung in Bezug auf die baldigen Möglichkeiten einer Heilung von HIV eingetreten ist, erscheint das Bild darüber, wie und wodurch HIV Schaden anrichtet und wo therapeutische Interventionen möglich sind, vollständiger als zuvor. Es wurde unter anderem gezeigt, dass eine bedarfsweise Einnahme von antiretroviralen Medikamenten (sogenannte Prä-Expositionsprophylaxe) kurz vor und nach dem ungeschützten Geschlechtsakt eine Ansteckung mit HIV bei homo/bisexuellen Männern wirkungsvoll verhindern kann. Obwohl eine solche Maßnahme natürlich teurer ist als Kondome und nicht vor allen sexuell übertragbaren Infektionen schützt, sollte diese durchaus auch bei uns als Teil eines Präventionspakets in Hochrisikopopulationen diskutiert und angeboten werden. So wie in den letzten Jahren konnten auch diesmal neue Therapieoptionen zur Behandlung der HIV/Hepatitis-C-Koinfektion vorgestellt werden. Die exzellenten Heilungsraten durch die direkt antiviral wirksamen Substanzen wurden auch für koinfizierte Patienten eindrucksvoll bestätigt. In der vorliegenden Ausgabe finden Sie eine subjektive Auswahl von Highlights der CROI 2015. Dazu stellen wir das Interaktionsprofil einer neu in Österreich erhältlichen Kombinationstherapie zur Behandlung der Hepatitis C vor. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre! Dr. Alexander Zoufaly Co-Editor HIV/Aids JATROS I Seite 6 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin REFERAT INFEKTIOLOGIE Emerging Infections Ebola – Fakten und Vorsorge in Österreich Obwohl die Ebola-Epidemie im Abklingen zu sein scheint und es bisher zu keinem Fall in Österreich gekommen ist, muss das Land dennoch vorbereitet sein. Zu diesem Zweck veranstaltete die AGES in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen eine Fortbildung für „Multiplikatoren“, die das Gelernte in ihrer eigenen Institution weitergeben sollen. Hier einige Informationen aus dem Kurs und ein Interview mit einem Teilnehmer. Stuhl oder Blut. Solche Tröpfchen können beim Niesen, Husten, Erbrechen oder durch spritzendes Absetzen von Stuhl bei Diarrhö auf die Schleimhaut oder nicht intakte Haut eines Empfängers gelangen (abzugrenzen von einer aerogenen Transmission über mehrere Meter). Weitere theoretische Möglichkeiten der Transmission betreffen Gegenstände, wie z.B. Nadeln, Spritzen oder kontaminierte Oberflächen, wofür es aber wenig Evidenz gibt. Keine Evidenz gibt es für eine Transmission durch natürliche Aerosolisierung, wie dies z.B. bei Masern, Influenza, Varizellen oder Tuberkulose der Fall ist. Und auch über Wasser oder Lebensmittel konnte bisher keine EbolaTransmission nachgewiesen werden. Bisher wurde in Österreich noch kein Ebola-Patient behandelt, aber dennoch müssen entsprechende Vorsorgemaßnahmen gesetzt werden. Auf Anregung des Gesundheitsministeriums veranstaltete die AGES im Dezember 2014 erstmals eine Schulung unter dem Titel „Nationales Multiplikatoren-Training für Gesundheitspersonal“ zum Thema Ebola. Die Infektion mit dem Ebola-Virus kann durch direkten Kontakt mit einer erkrankten Person erfolgen (Haut zu nicht intakter Haut oder Schleimhaut) oder durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Erkrankten oder Verstorbenen. Dabei ist die letztere Möglichkeit mit einem höheren Ansteckungsrisiko behaftet. Körperprodukte mit dem höchsten Transmissionsrisiko sind Blut, Stuhl und Erbrochenes. Hingegen gibt es für Speichel, Tränenflüssigkeit und Muttermilch nur schwache Evidenz bezüglich der Transmission. Im Schweiß kann zwar durch molekulare Methoden Ebola nachgewiesen werden, es gibt jedoch keinerlei Evidenz für eine Transmission. Eine Tröpfchentransmission ist theoretisch möglich. Dabei kann es sich um Tröpfchen respiratorischer Sekrete bei gleichzeitig bestehender respiratorischer Infektion handeln oder auch um Tröpfchen von Erbrochenem, diarrhoischem Expositions- und klinische Kriterien Eine Person gilt als Ebola-exponiert, wenn sie sich entweder in einem betroffenen Gebiet aufgehalten hat oder während der letzten 21 Tage (= von der WHO angegebene durchschnittliche Inkubationszeit) Kontakt mit einem wahrscheinlichen bzw. bestätigten Ebola-Fall hatte. Eine Kontaktperson ist per definitionem asymptomatisch und hatte direkten Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten oder kontaminiertem Material. Das Infektionsrisiko einer Kontaktperson richtet sich danach, © AGES Übertragungswege Das Risiko für den Import eines EbolaFalls nach Österreich wurde und wird als gering bewertet. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Abb. 1: Schutzanzüge erfolgreich angelegt Seite 7 I JATROS INFEKTIOLOGIE ob es sich um eine Hochrisiko- oder eine Niedrigrisiko-Exposition handelt. Eine Hochrisiko-Exposition liegt vor, wenn ein enger oder direkter Kontakt ohne Schutzanzug bzw. ohne Augenschutz mit einem Erkrankten erfolgt ist, wenn direkter Kontakt mit kontaminiertem Material oder eine perkutane Verletzung mit kontaminierten Gegenständen vorliegt, weiters wenn direkter Kontakt mit sterblichen Überresten eines Erkrankten oder mit Tierarten (Fledermäusen, Nagetieren, Primaten oder Buschantilopen) aus einem betroffenen Gebiet vorliegt oder Kontakt mit sogenanntem Buschfleisch (meist von Affen) bzw. Verzehr von solchem erfolgte. Eine Niedrigrisiko-Exposition besteht dann, wenn nur beiläufiger Kontakt (z.B. in einem öffentlichen Verkehrsmittel) mit einer exponierten Person vorlag, die zum Zeitpunkt des Kontakts lediglich Fieber hatte. Klinische Kriterien für eine Ebola-Infektion sind Fieber 38,6°C und mindestens ein weiteres der folgenden Kriterien: starke Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, unerklärliche Blutungen sowie Multiorganversagen. Auch ein plötzlicher, unerwarteter Todesfall wird (im entsprechenden Kontext) als Verdachtskriterium gewertet. Berufliche Exposition Als beruflich exponiert gelten alle Personen, die an Transport, Pflege und Behandlung eines Ebola-Patienten mitgewirkt haben (dazu gehört auch das Reinigungspersonal im involvierten Krankenhaus!), weiters Personen, die im Labor mit Proben eines Ebola-Patienten gearbeitet haben, und Personen, die in betroffenen Gebieten direkten beruflichen Kontakt mit Ebola-Patienten gehabt haben und dann in ihr Heimatland zurückkehren. Krankheitsverlauf Die Erkrankung entwickelt sich in mehreren Phasen. In der frühen febrilen Phase (Tag 0–3) bestehen Fieber, Unwohlsein, Müdigkeit, Arthralgie und Myalgie. Es folgt die gastrointestinale Phase (Tag 3–10) mit epigastrischen SchmerJATROS I Seite 8 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin zen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Konjunktivitis und Allgemeinsymptomen. Zwischen Tag 7 und 12 kommt es entweder zu Schock oder zu Erholung. Wenn Schock eintritt, entsteht Multiorganversagen mit Oligo-/Anurie, Koma, Kreislaufversagen, pulmonalem Versagen und „capillary leak“. Tritt Erholung ein, so klingt die gastrointestinale Symptomatik ab und der Patient wird zunehmend belastbarer. Späte Komplikationen können GI-Blutungen, Sekundärinfektionen bis hin zur Sepsis und Meningoenzephalitis sein. ■ REFERAT Bericht und Interview: Dr. Norbert Hasenöhrl Quelle: Unterlagen vom „Nationalen MultiplikatorenTraining für Gesundheitspersonal/HygieneAusbildungskurs ,Ebola‘“ der AGES, veranstaltet in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP), der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT), der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, dem Roten Kreuz und der Magistratsabteilung 15 (Gesundheitsamt Wien); 9.–11. Dezember 2014 ■16 Vom praktischen Umgang mit Ebola-Patienten JATROS Infektiologie sprach mit Christoph Schöller, Desinfektionsassistent, Qualitätsmanager sowie Schulungsleiter an der Zentraldesinfektion im AKH Wien und Teilnehmer an der Ebola-Schulung der AGES im Dezember 2014. Was war das Ziel des AGES-Kurses zu Ebola? C. Schöller: Das Ziel war es, jene Personen zusammenzubringen, die sich in Österreich mit dem Thema Ebola beschäftigen. Es ging einerseits natürlich um konkrete Fortbildung, wobei die Teilnehmer in ihren jeweiligen Häusern als Multiplikatoren wirken sollen, andererseits auch um den Austausch von Meinungen und Erfahrungen. Was waren die Schwerpunkte? C. Schöller: Ein ganz zentraler Punkt war der Umgang mit der Schutzausrüstung. Rund um dieses Thema gibt es natürlich eine Reihe weiterer Fragen bezüglich des Aufbaus und Betriebs von Krankenhauseinrichtungen, die geeignet sind, um hochinfektiöse Patienten, wie etwa Ebola-Kranke, aufzunehmen. Was könnten solche Fragen sein? C. Schöller: Nebst der Schulung des Personals wurden Fragen zur Logistik behandelt, z.B. zum Umgang mit potenziell infektiösem Müll, der bei Kontakt mit infektiösen Patienten entsteht, und wie dieser entsorgt werden soll. Zum Thema Schutzanzug: Was sind Ihre Erfahrungen, wo liegen die Probleme? C. Schöller: Zunächst muss ich sagen, dass es wünschenswert wäre, wenn die Hersteller klarere Anweisungen zur Dekontamination und zum richtigen Ausziehen der Schutzanzüge geben würden. Das ist deshalb so relevant, weil man ja gehört hat, dass Ebola-Infektionen von medizinischem Personal beim Ausziehen von Schutzanzügen passiert sind. Ein weiterer Punkt scheint mir zu sein, dass es zu wenige unterschiedliche Größen gibt. Im Rahmen der Schulung wurde das Anlegen und Ablegen eines Schutzanzuges geübt und es wurden Erfahrungen ausgetauscht, mit dem Ziel, Achtsamkeit in Bezug auf ein sicheres Anlegen und kontaminationsfreies Ablegen zu entwickeln. Wer sollte denn eigentlich für die Assistenz beim Ausziehen von Schutzanzügen, aber auch für die Dekontamination von Räumen etc. verantwortlich sein? C. Schöller: Idealerweise gibt es dafür Desinfektionsassistenten, deren Ausbildung vor Kurzem neu geregelt und aufgewertet wurde. Allerdings stehen solche Desinfektionsassistenten in kleineren Häusern nicht zur Verfügung. Dort wird diese Aufgabe wohl von speziell geschultem Pflegepersonal übernommen werden müssen. Welche Faktoren sind noch zu bedenken? C. Schöller: Wichtig ist sicher auch, dass man für die Betreuung auch nur eines einzigen EbolaPatienten einen hohen Personalaufwand hat. Es ist somit eine Herausforderung, mit dem bestehenden Personal auch diesen Aufgaben gerecht zu werden. Und nicht zuletzt sind natürlich die hohen Kosten ein Thema. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 INFEKTIOLOGIE KONGRESS Giftiger Dienstag Infektionen des Respirationstrakts Erreger, die Infektionen im Respirationstrakt verursachen können, sind Legion. Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, MedUni Wien, sprach bei einem „Giftigen Dienstag“ über einige der wichtigsten respiratorischen Infektionen und klärte dabei vor allem die Frage, wann ein Antibiotikum erforderlich ist und wann nicht. Die Erreger von Infektionen der Atemwege umfassen ein breites Spektrum – einige der wichtigsten Erreger sind in Tab. 1 zusammengefasst. Bakterien Mykoplasmen Pneumokokken Akute Bronchitis „90% aller Episoden von akuter Bronchitis sind durch Viren bedingt“, stellte Prof. Dr. Florian Thalhammer, supplierender Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, MedUni Wien, fest. Die Inkubationszeit liegt zwischen zwölf Stunden und drei Tagen. „In solchen Fällen brauchen wir definitiv kein Antibiotikum!“, betonte Thalhammer. „Wir wissen, dass ein Großteil der in solchen Fällen verschriebenen Antibiotika schlicht und einfach sinnlos ist.“ Nur 5–10% aller Infektionen der oberen Atemwege sind primär bakteriell bedingt, allerdings gibt es bakterielle Superinfektionen. Legionellen Pseudomonaden Staphylokokken Pilze Aspergillus Candida Pneumocystis Viren Adenoviren Coronaviren (MERS, SARS) Herpesviren Influenzaviren Metapneumoviren Quelle: F. Thalhammer Tab. 1: Erreger von Atemwegserkrankungen „Diese zeigen sich meist durch Fieber, das über mehr als drei bis vier Tage KeyPoints • Bei der akuten Bronchitis, die in aller Regel viral bedingt ist, sind Antibiotika meist sinnlos. • Für Prävention und Therapie der „common cold“ ist Zink eine interessante Option. • Gegen Grippe sollte geimpft werden; Neuraminidasehemmer sind nur in den ersten 24–48 Stunden wirksam. • MERS könnte jederzeit wieder nach Österreich eingeschleppt werden; ein Fall wurde in Wien erfolgreich mit Lopinavir behandelt. • Die wichtigsten Antibiotika bei akuten Exazerbationen der COPD sind Amoxicillin/ Clavulansäure und moderne Chinolone. • Haupterreger der CAP sind immer noch Pneumokokken. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 anhält, oder durch einen neuerlichen Fieberschub nach anfänglicher Besserung oder durch Veränderung eines ursprünglich serösen Schnupfensekrets zu einem gelbgrünlich-eitrigen Sekret.“ Eine relativ rezente Studie zeigte, dass bei Patienten mit akuter Bronchitis und verfärbtem Sputum eine Behandlung mit Amoxicillin/Clavulansäure nicht besser wirkt als Ibuprofen und beide auch nicht besser als Placebo.1 „Common cold“ Die gewöhnliche Erkältung oder „common cold“ (CC) ist eine selbstlimitierende Virusinfektion der oberen Atemwege, die in der Regel die Nase, die Nasennebenhöhlen, den Rachen und den Larynx betrifft. 2014 wurde die Evidenz für die Prävention und Therapie der CC einem kritischen Review unterzogen.2 „Diese Evidenz ist natürlich eher schlecht“, kommentierte Thalhammer. Für die Prävention der CC finden sich die noch relativ besten Daten einerseits für eine gute Händehygiene, andererseits eventuell auch für Zink-Supplemente. „Diese wirken evtl. auch therapeutisch, müssen aber in jedem Fall ausreichend dosiert sein“, berichtete der Infektiologe. In der Therapie der CC sind Paracetamol und NSAR symptomatisch wirksam (gegen Schmerzen und Fieber). Etwas schwächer ist die Evidenz für Schleimhaut-abschwellende, Antihistaminika enthaltende Produkte sowie intranasales Ipratropium. In BeSeite 9 I JATROS INFEKTIOLOGIE zug auf nichttraditionelle Therapien gibt es die besten Daten für die schon erwähnten Zink-Supplemente sowie bei Husten für Honig vor dem Schlafengehen (Erwachsene und Kinder ab einem Jahr). Influenza „Bei der Grippe ist es wichtig, die Spreu vom Weizen zu trennen, mit anderen Worten: die echte Influenza von der ‚common cold‘ zu unterscheiden“, betonte Thalhammer. Die Rhinitis ist bei der Influenza zumeist weniger ausgeprägt als bei der CC, dafür sind Symptome wie Kopf- und Halsschmerzen, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Husten, Frösteln, Fieber und Muskelschmerzen bei der Influenza meist deutlich stärker.3 „Zu Neuraminidasehemmern ist klar zu sagen, dass sie wirken, aber nur innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden“, sagte Thalhammer deutlich. Die Grippeimpfung ist daher immer noch alternativlos, allerdings gibt es jetzt auch in Österreich einen nasalen Impfstoff, der den bisherigen Vakzinen in der Wirksamkeit überlegen sein dürfte. „Dieser Impfstoff hat den Vorteil, keine Konservierungsstoffe oder Adjuvanzien zu enthalten, und natürlich erspart man sich eine Injektion“, kommentierte der Infektiologe. „Durch die lokale Applikation auf die Schleimhaut des Nasen-Rachen-Raums entsteht nicht nur eine systemische, sondern auch eine lokale Immunität durch schleimhautständige IgA-Antikörper und somit ein Schutz dort, wo er gebraucht wird.“ Die nasale Grippeimpfung ist in Österreich (im Gegensatz zu den USA) nur für Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 18 Jahren, nicht aber für Erwachsene zugelassen. „Zu beachten ist, dass es sich bei dieser Impfung um einen Lebendimpfstoff handelt“, schränkte Thalhammer ein. MERS Das „Middle East Respiratory Syndrome“, kurz MERS, ausgelöst durch MERS-CoV, ein Coronavirus, ist ein JATROS I Seite 10 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin schwerer akuter respiratorischer Infekt mit Husten, der mit oder auch ohne Fieber auftreten kann und klinisch mit Verdacht auf Pneumonie bzw. ARDS einhergeht, wobei die Symptome per definitionem nicht auf eine andere Krankheit oder Infektion zurückzuführen sind. Zusätzlich zu diesen klinischen gibt es auch epidemiologische Kriterien: Es muss Kontakt zu einem bestätigten oder wahrscheinlichen MERS-Fall bestanden oder in den letzten 14 Tagen (also innerhalb der maximalen Inkubationszeit) eine Reise in ein Risikogebiet stattgefunden haben oder auch ein Aufenthalt an einem Ort, an dem sich auch ein Patient mit wahrscheinlichem oder bestätigtem MERS in der symptomatischen Phase aufgehalten hat. Als wahrscheinlich gilt ein Fall dann, wenn die klinischen und epidemiologischen Kriterien erfüllt sind; bestätigt wird ein Fall erst durch die Labordiagnostik. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion (maximale Reichweite ca. 1,5m) oder engen Kontakt. „Es gibt eine Therapie, nämlich Lopinavir, die zwar nicht zugelassen ist, mit der aber die bisher einzige MERS-Patientin, die in Wien behandelt wurde, geheilt werden konnte“, so Thalhammer. Akute Exazerbation der COPD In diesem Fall ist die – allerdings besser fremdbeurteilte – Sputumfarbe oft ein guter Anhaltspunkt. Eine Studie zeigte, dass purulentes (grünes) Sputum mit einer Sensitivität von 94% und einer Spezifität von 77% für eine hohe bakterielle Belastung und damit für einen potenziellen Nutzen einer Antibiotikatherapie bei COPD-Patienten spricht.4 „Die Keimbesiedelung ändert sich auch mit dem COPD-Schweregrad“, fuhr Thalhammer fort. Auch zu diesem Krankheitsbild gibt es einen österreichischen Konsensus.5 „Die wichtigsten Antibiotika in dieser Indikation sind Amoxicillin/Clavulansäure sowie moderne Fluorchinolone“, so der Infektiologe. KONGRESS Ambulant erworbene Pneumonie (CAP) „Der negative Vorhersagewert einer Auskultation für die CAP ist mit 96% sehr hoch, der positive Vorhersagewert hingegen mit 57% nahezu unbrauchbar“, erläuterte Thalhammer.6 Das Erregerspektrum der CAP wird immer noch von den Pneumokokken dominiert, die 40 bis 60% aller CAPErreger ausmachen, gefolgt von Mykoplasmen und Legionellen. Zur Therapie der CAP gibt es ein österreichisches Expertenstatement.7 „Bei Pneumokokken ist übrigens Penicillin G noch immer Therapie der ersten Wahl, sofern keine Resistenz besteht“, so Thalhammer abschließend. „Die Therapiewahl hängt aber auch vom Schweregrad, d.h. vom CRB-65■ Score, ab.“ Literatur: 1 Llor C et al: Efficacy of anti-inflammatory or antibiotic treatment in patients with non-complicated acute bronchitis and discoloured sputum: randomised placebo controlled trial. BMJ 2013; 347: f5762. doi:10.1136/bmj.f5762 2 Allan GM, Arroll B: Prevention and treatment of the common cold: making sense of the evidence. Can Med Assoc J 2014; 186(3): 190-199. doi:10.1503/ cmaj.121442 3 Thalhammer F et al: Konsensusstatement: Therapie der Grippe. Medical Dialogue/Supplementum ÖÄZ, November 2010 4 Stockley RA et al: Relationship of sputum color to nature and outpatient management of acute exacerbations of COPD. Chest 2000; 117(6): 1638-1645 5 Wenisch C et al: Konsensusstatement: Antimikrobielle Therapie von Exazerbationen der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung. Medical Dialogue/Supplementum ÖÄZ, April 2009 6 van Vugt SF et al: Diagnosing pneumonia in patients with acute cough: clinical judgment compared to chest radiography. Eur Respir J 2013; 42(4): 10761082. doi:10.1183/09031936.00111012 7 Thalhammer F et al: Expertenstatement: Ambulant erworbene Pneumonie. Medical Dialogue/Supplementum ÖÄZ, April 2008 Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl Quelle: Giftiger Dienstag – „Infektionen des Respirationstraktes – Bronchitis – Pneumonie“, Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, 27. Jänner 2015, Wien ■16 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 INFEKTIOLOGIE REFERAT Impfmedizin Der Nutzen und die extrem günstige Nutzen-Risiko-Relation von Impfungen sind wissenschaftlich unbestritten. Leider drückt sich dies nur zum Teil auch in entsprechenden Durchimpfungsraten aus. Viele Eltern – und sogar manche Ärzte – nehmen eine skeptische oder gänzlich ablehnende Haltung gegenüber Impfungen ein. Die Gründe dafür sind zum Teil simple Fehlschlüsse, wie dass bestimmte Erkrankungen ausgerottet seien, die in Wirklichkeit nur durch Herdenimmunität in Schach gehalten werden. Zudem werden von Impfgegnern zahlreiche Fehlinformationen, vor allem via Internet, verbreitet. „Um sich die Bedeutung von Impfungen für Kinder, aber natürlich auch für Erwachsene, vor Augen zu halten, braucht man sich nur anzusehen, wie viele Menschen im 20. Jahrhundert – vor Beginn der Impfära – an impfpräventablen Erkrankungen gestorben sind“, begann Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Abteilung für Kinder und Jugendliche, LKH Leoben, seinen Vortrag (Tab. 1). „Niemand leugnet, dass es auch Impfschäden gibt“, fuhr der Pädiater fort, „aber die Komplikationsraten von Impfungen gegenüber jenen der Krankheiten, gegen die geimpft wird, sind verschwindend gering!“ (Tab. 2) Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern Es gibt einige praktisch relevante Unterschiede zwischen der Impfsituation bei Kindern und jener bei Erwachse- nen. Im Gegensatz zu diesen erhalten Kinder relativ viele Impfungen in rascher Abfolge, können den Sinn dieser meist doch eher schmerzhaften Maßnahmen – wenigstens anfangs – nicht verstehen und entscheiden auch nicht selbst über die Verabreichung. Dies setzt die Eltern unter Druck, die ohnehin oft skeptisch gegenüber der relativen Vielzahl angebotener Impfungen sind. „Dazu kommt, dass Eltern sich oft genug aus fragwürdigen Quellen informieren, z.B. im Internet, wo es für den medizinischen Laien de facto nicht möglich ist, zwischen seriöser und unseriöser Information zu unterscheiden“, so Kerbl. „Das führt zu dem interessanten Phänomen, dass viele Eltern, die sich als Impfskeptiker bezeichnen, glauben, die Empfehlungen des österreichischen Impfplans irgendwie modifizieren zu müssen, wofür es allerdings keine rationalen Begründungen gibt“, so Kerbl. Ein weiterer Faktor sind die KeyPoints • Die Komplikationsraten von Impfungen sind um viele Zehnerpotenzen geringer als jene der Erkrankungen, gegen die geimpft wird, und das Nebenwirkungsspektrum ist auch qualitativ anders. • Dennoch gibt es eine größere Zahl an Eltern, die Impfungen skeptisch oder gänzlich ablehnend gegenüberstehen. • Die Impfaufklärung durch Pädiater wäre in einigen Punkten noch optimierbar. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 ® Kerbl MAM Impfen und Kinder R. Kerbl, Leoben Kosten bei jenen Impfungen, die nicht von der öffentlichen Hand finanziert werden, wie z.B. bei Varizellenimpfung. Gibt es ein Recht auf Impfung? Die Frage, ob Kinder einen Rechtsanspruch auf Impfungen haben, ist nicht ganz einfach zu beantworten. In der auch von Österreich ratifizierten UNKinderrechtskonvention heißt es zwar, das jedes Kind das Recht „auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit“ habe und dass „die Gesundheitsvorsorge“ sowie „die Elternberatung“ auszubauen seien; Impfungen als konkrete medizinische Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge werden jedoch nicht explizit erwähnt. Was denken Kinder und Jugendliche? Für Kleinkinder und junge Schulkinder gibt es keine Studien, die zeigen würden, wie sie zu Impfungen stehen. Sehr wohl gibt es solche Studien für Jugendliche. Hier zeigt sich, dass die Meinung über Impfungen mit steigender Aufklärung besser wird, was keine Überraschung darstellt. Durch Aufklärung, die persönlich, aber auch über Internet, Apps und dergleichen erfolgen kann, lassen sich die Beteiligungsraten Jugendlicher an Impfungen deutlich erhöhen. Seite 11 I JATROS Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin INFEKTIOLOGIE Was denken Eltern? Eltern lassen sich erfahrungsgemäß und laut den vorliegenden Daten, was die Einstellung zu Impfungen angeht, in vier Gruppen einteilen. Die erste Gruppe sind Impfbefürworter (sie machen ungefähr 40% aus), die die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums befolgen. Eine zweite Gruppe befürwortet Impfungen zwar grundsätzlich auch, hat aber das Bedürfnis, die vorhandenen Impfempfehlungen zu modifizieren (z.B. Impfungen erst ab dem fünften und nicht ab dem dritten Lebensmonat; Masernimpfung ja, aber nur eine etc.). Eine dritte Gruppe sind die sogenannten Impfskeptiker, die sich sehr kritisch über Impfungen äußern und dabei verschiedenste (und sehr oft falsche) Argumente verwenden, jedoch Impfungen noch nicht vollständig ablehnen. Die vierte Gruppe sind Impfgegner, die jegliche Impfung ablehnen, und dies meist mit stark ideologisierter Argumentation. Diese Gruppe macht etwa 3 bis 4% aller Eltern aus und ist für rationale, naturwissenschaftlich fundierte Argumente kaum erreichbar. Was denken Kinderärzte? „Die hier beschriebenen vier Gruppen gibt es wohl auch bei den Kinderärzten, allerdings haben die Gruppen zwei bis vier einen deutlich geringeren Anteil als bei den Eltern“, erläuterte Kerbl. „Eine Diplomarbeit1 an unserer Abteilung hat anhand von 33 österreichischen Kinderordinationen erhoben, wie es mit der Impfaufklärung in pädiatrischen Ordinationen aussieht“, fuhr Kerbl fort. Wie der Oberste Gerichtshof im Jahr 1999 feststellte, besteht eine Aufklärungspflicht nicht nur bei operativen Eingriffen, sondern unter anderem auch bei Impfungen, wobei der Umfang der Aufklärung von den Umständen des Einzelfalls abhängt. Wie aus der Umfrage hervorgeht, werden in pädiatrischen Ordinationen durchschnittlich 48 Impfungen pro Woche verabreicht. „Deshalb ist es schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich, jede einzelne noch so unwahrscheinliche Nebenwirkung im Rahmen eines Aufklärungsgesprächs zu erläutern“, schränkte der Pädiater ein. JATROS I Seite 12 Erkrankung REFERAT Geschätzte Zahl der Todesfälle im 20. Jahrhundert vor Einführung der Impfung Todesfälle im Jahr 2002 Pocken 4,81 Millionen 0 Poliomyelitis 1,63 Millionen 0 Diphtherie 17,60 Millionen 2 Haemophilus influenzae 2,00 Millionen 22 Masern 5,03 Millionen 36 Mumps 1,52 Millionen 236 Pertussis 1,47 Millionen 6.632 Röteln 4,77 Millionen 20 0,13 Millionen 13 Tetanus † Zahlen aus den USA; Quelle: Nabel GJ et al2 Tab. 1: Todesfälle vor und nach Beginn der Impfära† Symptom/Erkrankung Komplikationsraten Bei Erkrankung Nach Impfung (MMR) Exanthem 98% 5%, abgeschwächt Fieber 98%, meist hoch 3–5%, selten hoch Fieberkrämpfe 7–8% ≤1% Thrombopenie 1/3.000 1/30.000–50.000 Enzephalitis 1/1.000–10.000 1/1 Mio. (Zusammenhang unsicher) Masern Letalität 30% Defektheilung 20% Vorübergehende Immunsuppression Oft Folgekrankheiten wie z.B. Pneumonie Mumps Parotitis 98% 0,5% Pankreatitis 2–5% 0,5% Orchitis bei Jugendlichen und Erwachsenen 20–50% 1/1 Mio. Meningitis ca. 15% 1/1 Mio. Taubheit 1/20.000 0 Gelenksbeschwerden bei erwachsenen Frauen 40–70%, anhaltend 1/10.000, meist kurz und schwach Enzephalitis 1/6.000 0 Thrombopenie 1/3.000 1/30.000–50.000 Embryopathie bei Infektion in der Schwangerschaft >60% 0 Röteln Quelle: Meyer C et al3 Tab. 2: Komplikationen nach Erkrankung vs. nach Impfung anhand der MMR-Impfung Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 INFEKTIOLOGIE REFERAT 94% der Befragten betreiben eine mündliche Aufklärung, 72% verteilen auch Informationsbroschüren. „Interessanterweise gaben jedoch nur 25% an, dass Fragen der Eltern beantwortet werden, was mich selbst ein wenig verwundert“, so Kerbl. Fragen nach dem Inhalt der Aufklärung zeigen, dass alle antwortenden Kinderärzte den Eltern erläuterten, vor welchen Krankheiten die Impfung schützt. 93% fragen nach Komplikationen bei vorangegangenen Impfungen, 82% klären über das richtige Verhalten nach Impfung auf, 70% geben Auskunft über Herdenimmunität bzw. erklären den Impfstoff. „60% fragen nach Allergien, das sollten aber eigentlich alle tun“, kommentierte Kerbl. Die meisten Kinderärzte (82%) sind der Überzeugung, dass ihre Variante der Aufklärung die beste sei; 43% geben an, aus rechtlichen Gründen aufzuklären. 50% machen eine zweizeitige Aufklärung, d.h., es wird erstmals einige Tage vorher (beim vorigen Besuch) aufgeklärt und ein zweites Mal unmittelbar vor der Impfung. 50% nehmen sich weniger als fünf Minuten Zeit für die Aufklärung, weitere 47% jedoch zwischen sechs und 15 Minuten – im Durchschnitt sind es knapp sieben Minuten. „Ebenfalls interessant finde ich, dass sich 70% der Befragten die Impfaufklärung von den Eltern nicht schriftlich bestätigen lassen; nur 30% tun das“, so der Pädiater. 61% klären die Kinder und Jugendlichen selbst gesondert über Impfungen auf, wobei 6% dies schon ab dem achten, 21% ab dem zehnten Lebensjahr tun. 79% gaben an, bereits mit Impfnebenwirkungen bzw. -komplikationen zu tun gehabt zu haben. Am häufigsten waren diese Fieber und Schmerzen an der Einstichstelle sowie Impfgranulome und Fieberkrämpfe. Von längerfristigen gesundheitlichen Einschränkungen wurde nicht berichtet. „Wir haben auch eine Studie gemacht, um zu sehen, wie viel Prozent der österreichischen Kinder alle empfohlenen Impfungen haben“, so der Pädiater abschließend. „Dies waren 56%, in einer anderen Studie waren es noch weniger, nämlich nur 40%. Einer der häufigsten Fehlschlüsse, die als Gründe für das Nicht-impfen-Lassen angegeben werden, lautet, dass es die betreffende Erkrankung ohnehin nicht mehr gebe, was bekanntlich aber nur so lang wahr ist, wie eben weiter geimpft wird.“ ■ Literatur: 1 Pirsch O et al: Impfaufklärung in Österreich. Paediatr Paedolog 2013; 48: 10-14 2 Nabel GJ et al: Designing tomorrow‘s vaccines. N Engl J Med 2013; 368(6): 551-560 3 Meyer C et al: Vaccine opponents and sceptics. History, background, arguments, interaction. Bundesgesundheitsblatt 2004; 47(12): 1182-1188 Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl Quelle: Vortrag „Impfen und Kinder“ von Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, LKH Hochsteiermark/Leoben im Rahmen der Tagung „Schutzimpfungen – rechtliche, ethische und medizinische Aspekte“, veranstaltet durch das Institut für Ethik und Recht in der Medizin (IERM), 18. September 2014, Wien ■16 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin 15. bis 18. April 2015 | Brran ndlhof | Saalfelden in Zusammenarbeit mit Öst Ö Ös s erreichis hische che Ges Ge e elllschaft sch chaft für Hygiene, Mikrobi fü bo olo ogie gie und nd Präventivmedizin (ÖGHMP) Öster Öste erreic ichis hische his hische he Ges h Gesel ellsch ell sch ch haft a af fü ür Me Med M e ed diziinissche ch he Myk Mykolo olo ogie g (ÖG (Ö ÖGMM) ÖG MM) Ös er Ös Öst errreic ic chis hi che e Ges Gesell essell el sch schaft aftt für f fü Trope openme p nme n diz dizin, n, P Pa Par a asitol asi sitol t o to ogi gie un u und Migrat Mi Mig rat a ion onsme on sme sme ed dizzin n (ÖG ÖGTPM TPM)) TPM Information & Anmeldung: www.oegit.eu Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Seite 13 I JATROS INFEKTIOLOGIE Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin KONGRESS Nosokomiale Infektionen Clostridium difficile – Gefahr im Krankenhaus Es ist wenig bekannt, dass in Europa jährlich genauso viele Menschen an Infektionen mit Clostridium difficile sterben wie infolge von Verkehrsunfällen. Und immerhin ein Viertel aller CD-Infektionen wird gar nicht erkannt. Doch nun wird auf EU-Ebene versucht, diesem Problem beizukommen. In Österreich ist eine einheitliche Erfassung sowohl von antimikrobiellen Resistenzen als auch von nosokomialen Infektionen geplant. In diesem Zusammenhang sind „antimicrobial stewardship“ und gute Hygienemaßnahmen entscheidend, wie Experten bei einer Pressekonferenz festhielten. Laut einer Studie der ESCMID1 verursachen Infektionen mit Clostridium difficile (CDI) in der EU Kosten von ca. 3 Mrd. Euro pro Jahr. Das Problem besteht jedoch nicht nur in der Behandlung bekannter, sondern auch in der Erkennung unbekannter CDI-Fälle, wie die österreichische EU-Abgeordnete Karin Kadenbach (SPÖ) bei einer Pressekonferenz erklärte. So zeigte die vor Kurzem publizierte EUCLID-Studie auf,2 dass alleine in den teilnehmenden Krankenhäusern in Europa pro Jahr ca. 40.000 CDI-Fälle unerkannt bleiben – das sind ca. 25% aller CDI. Deshalb forderte Kadenbach bessere Testverfahren und einen verringerten Antibiotikaeinsatz, um das Problem CDI in den Griff zu bekommen. Einheitlicher Standard für Österreich „Die Sterblichkeit bei CDI ist deutlich höher als bei anderen Durchfallerkrankungen“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin, AGES, Wien. „Jährlich sterben in der EU 27.000 Menschen daran, genauso viele wie durch Verkehrsunfälle.“ In Österreich beträgt die CDI-Rate 4,1/10.000 Patiententage. Damit liegt Österreich europaweit im Mittelfeld. Das österreichische Gesundheitsministerium ist derzeit bemüht, eine bundesweit einheitliche Erfassung sowohl von antimikrobiellen Resistenzen als auch von nosokomialen Infektionen wie CDI festzulegen, um die Situation zu verbessern. „Die Einführung verbindlicher Qualitätsstandards in Form einer Richtlinie soll noch 2015 umgesetzt werden“, so Allerberger. JATROS I Seite 14 Difficile heißt „schwierig“ Dass Clostridium difficile seinen Namen nicht umsonst trägt, erklärte die Hygienebeauftragte Ärztin der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien, OÄ Dr. Agnes Wechsler-Fördös. „Dieses Bakterium kann in der Umgebung, insbesondere aber in Krankenhäusern, weit verbreitet sein, ist enorm beständig gegen Umwelteinflüsse und leider – aufgrund seiner Sporenbildung – auch gegen konventionelle Desinfektionsmaßnahmen wie Hände- und Flächendesinfektion.“ Es gibt im Wesentlichen zwei Strategien, um CD-Infektionen einzudämmen: einerseits eine konsequente, gründliche Reinigung und Desinfektion, andererseits einen verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika („Antimicrobial Stewardship“). „Da CD-Sporen resistent gegenüber gängigen Hand- und Flächendesinfektionsmitteln sind, ist auf das intensive Waschen der Hände mit Warmwasser und Seife und auf die Verwendung sporozider Flächendesinfektionsmittel wie Persäuren, Chlor- oder Sauerstoffabspalter Wert zu legen“, betonte Wechsler-Fördös. „CDI sind zweifellos als Kollateralschäden der Antibiotikagabe zu betrachten. Und wir wissen, dass es Bereiche gibt, in denen prinzipiell viel zu viele Antibiotika unnütz verabreicht werden, etwa bei Infektionen des oberen Respirationstrakts oder bei asymptomatischer Bakteriurie“, so Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, supplierender Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, MedUni Wien. Ein anderer Bereich, in dem häufig sinnlos mit antimikrobiellen Substanzen behandelt wird, ist eine positive Borrelienserologie ohne klinisches Substrat. „Ein gezielter Einsatz von Antibiotika hilft uns, die CDI-Inzidenz zu reduzieren“, betonte Thalhammer. Umgekehrt muss eine CDI selbst ebenfalls mit bestimmten Antibiotika behandelt werden. „Dies sind z.B. Vancomycin, Metronidazol oder das neuere Fidaxomicin, das zwar mit höheren Kosten, aber auch mit einer niedrigeren Rezidivrate verbunden ist“, so Thalhammer abschließend. Zu Prävention, Diagnostik und Therapie der CDI gibt es ein österreichisches Konsensus-Statement.3 ■ Literatur: 1 Antibiotika: Ursache und Abhilfe Ein falscher, aber auch ein notwendiger, vital indizierter Antibiotikaeinsatz kann zu einer CDI führen. Wichtig ist es, die Indikation zu überprüfen, die Dauer der AB-Therapie so kurz wie möglich zu halten, die Verabreichung (Dosis, Intervall, Infusionsdauer) zu optimieren und bestimmte Substanzklassen restriktiv zu verwenden. Kuijper EJ et al: Clin Microbiol Infect 2006; 12(Suppl 6): 2-18 2 Davies KA et al: Lancet Infect Dis 2014; 14(12): 1208-1219 3 Thalhammer F, Weiss G et al: „Clostridium-difficile-Infektion [CDI] – Prävention, Diagnostik, Therapie“, Supplementum der Österreichischen Ärztezeitung, März 2014; als pdf erhältlich unter www.oegit.eu/publikationen.htm Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl Quelle: „Clostridium difficile – der stille Feind in meinem Krankenhaus“, Pressegespräch am 23. Jänner 2015, Wien ■1602 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 INFEKTIOLOGIE KONGRESS ÖGACH-Jahrestagung Enterokokken sind ubiquitäre Erreger, die eine gewisse Rolle bei intraabdominellen und nosokomialen Infektionen spielen. Welche Rolle dies genau ist und wie pathogen diese Erreger wirklich sind, ist jedoch im Grunde bis heute nicht ganz klar. Daher wird auch immer noch darüber diskutiert, welcher mikrobiologische Befund tatsächlich eine gegen Enterokokken wirksame Therapie rechtfertigt, wie OA Dr. Oskar Janata bei der ÖGACH-Jahrestagung erläuterte. soll, ist E. faecium nur etwa bei 20–40% vorhanden. Als resistente nosokomiale Erreger haben vor allem Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Zimmer, in denen Patienten mit VRE- oder anderen Enterokokkeninfektionen behandelt wurden, müssen adäquat gereinigt und dekontaminiert werden. „Bei Enterokokken scheint das – im Gegensatz zu Clostridium difficile – zu funktionieren, wenn man den Raum mit H2O2 ausgast“, bemerkte Janata. Vorkommen und Bedeutung im Krankenhaus Virulenz und Resistenz Enterokokken sind imstande, eine „Enterokokken gehören zu den ubiqui- ganze Reihe von Virulenzfaktoren zu tären Erregern und sind somit nahezu exprimieren, die in vitro auch genau überall in Wasser, Erde und verschiedensten Lebewesen nachweisbar“, erklärte OA Dr. Oskar Janata, Hygienebeauftragter im SMZ Ost. „Als Fäkalkeime sind Enterokokken natürlich auch im Krankenhaus anzutreffen und spielen für die Spitalshygiene eine gewisse Rolle.“ Im Menschen können Enterokokken nicht nur im Intestinaltrakt, sondern auch im Pharynx, in den Gallenwegen, dem Urogenitaltrakt und der Haut vorkommen. Während E. faecalis bei allen Menschen vorkommen Abb. 1: Enterokokken bei Pneumonie (Gramfärbung) Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 O. Janata, Wien beschrieben wurden. Dazu gehören beispielsweise Hämolysin, aggregationsfördernde Substanzen, Gelatinase, „enterococcal surface protein“ und andere. „Von manchen Autoren werden auch Resistenzgene zu den Virulenzfaktoren gezählt, hier ist die Abgrenzung recht unscharf“, so der Infektiologe. „Das Problem bei der Sache ist nur, dass sich in vivo keine Korrelation zwischen dem Vorhandensein von Virulenzfaktoren und der Fähigkeit, Infektionen zu verursachen, findet“, fuhr Janata fort. Auch zwischen Virulenzfaktoren und 14-Tages-Mortalität durch Enterokokken fand sich in einer Studie keine Korrelation. Tabelle 1 gibt Auskunft über die generelle Resistenzsituation von Enterokokken. „Dabei muss man jedoch bedenken, dass die Resistenzsituation von E. faecium anders ist als jene von E. faecalis“, schränkte Janata ein. „Und die Resistenz von Enterokokken gegen Cephalosporine und Peneme ist auch kein ganz einfaches Kapitel – man denke nur an die Tatsache, dass in den Guidelines zur Therapie der VRE-Endokarditis die Kombination von Ampicillin mit Ceftriaxon Mittel der Wahl ist!“ Ein ins Auge fallender Unterschied zwischen der Resistenzsituation von E. faecalis Quelle: Centers for Disease Control and Prevention, Public Health Image Library/Dr. Mike Miller Die Erstbeschreibung der Enterokokken (Abb. 1) erfolgte 1899 durch Thiercelin. Enterokokken sind – zumindest morphologisch – Streptokokken und wurden (als sogenannte LancefieldGruppe D) ursprünglich auch zu diesen gezählt, später jedoch – seit 1984 – als eigene Gattung bezeichnet. Innerhalb der Enterokokken lassen sich drei Gruppen unterscheiden: Zur ersten Gruppe gehört E. avium, zur zweiten Gruppe zählen E. faecalis, E. faecium, E. galinarum und E. casseliflavus, zur dritten Gruppe gehört E. durans. © intmedcom Machen Enterokokken krank? Seite 15 I JATROS Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin INFEKTIOLOGIE und E. faecium ist die Tatsache, dass laut AURES-Bericht in Österreich um die 90% aller Isolate von E. faecium, aber weniger als 2% von E. faecalis resistent gegen Aminopenicilline sind. Therapie – theoretisch und praktisch „Seit Jahren wird die Frage diskutiert, ob man einen durch Enterokokken verursachten Harnwegsinfekt mit Cotrimoxazol behandeln kann bzw. soll oder nicht“, fuhr Janata fort. Beide Substanzen, Trimethoprim und Sulfamethoxazol, hemmen (unterschiedliche) Enzyme der bakteriellen Folsäuresynthese. „Allerdings sind Enterokokken auch in der Lage, externe Folsäure zu verwerten, was sich in einer reduzierten Empfindlichkeit gegenüber Cotrimoxazol bei Zufuhr von Folsäure ausdrückt“, berichtete Janata. „Die klinische Erfahrung lehrt uns, dass die Therapie eines Enterokokken-Harnwegsinfekts zwar möglich ist, es aber eine gewisse Rate von Therapieversagern bzw. Durchbruchsinfektionen gibt. Auch die Situation bei Fluorchinolonen ist nicht eindeutig, denn einerseits besteht hier eine mehr oder weniger ausgeprägte Resistenz der Enterokokken, andererseits gibt uns aber die EUCAST einen Breakpoint für die Behandlung sogenannter unkomplizierter Harnwegsinfekte mit Fluorchinolonen“, so der Infektiologe. Für die Vancomycin-Resistenz von Enterokokken – die dann per definitionem als VRE bezeichnet werden – gibt es für Österreich Daten aus dem AURES-Bericht. Sie liegt für E. faecium bei ca. 4%, für E. faecalis unter 1%. „Gegen VRE gibt es wenige zugelassene Substanzen – man denkt hier vor allem an Linezolid –, aber eine ganze Reihe von nicht zugelassenen Antibiotika, denen jedoch eventuell trotzdem eine gewisse Nützlichkeit zukommt; dazu gehören etwa Daptomycin und Tigecyclin, aber auch Nitrofurantoin, Fosfomycin, Rifampicin und sogar Tetrazykline“, referierte Janata. Krankheitsbilder Enterokokken treten relativ häufig als Erreger nosokomialer Infektionen auf. Ein beträchtlicher Teil davon sind Katheter-assoziierte Infektionen (E. faecalis häufiger als E. faecium), aber auch auf Fremdkörpern wie Gelenksimplantaten, bei immunsupprimierten Patienten sowie in der Neonatologie spielen Enterokokken eine Rolle. „Die Fähigkeit zur Biofilmbildung, die Enterokokken besitzen, ist natürlich eine wichtige Voraussetzung vor allem für Katheter- und andere Fremdkörperinfektionen“, ergänzte Janata. Intrinsische Resistenz/Toleranz Erworbene Resistenz Aztreonam Aminopenicilline Flucloxacillin, Ticarcillin Aminoglykoside Amidinopenicilline, Temocillin Glykopeptide Polymyxine Lipopeptide Cephalosporine Oxazolidinone Peneme Pristinamycin KONGRESS Andere Krankheitsbilder sind erheblich seltener und weniger gut belegt. „Zum Beispiel gibt es zur Frage, ob Enterokokken einen Hirnabszess verursachen können, keine Studien, sondern nur einzelne Kasuistiken, bei denen der Infektionsweg etwa über eine chronische Otitis media, eine Endokarditis, eine Zahnextraktion, neonatal oder über eine Superinfektion nach Blutung gelaufen sein soll.“ „Ein anderes schwieriges Kapitel sind Enterokokken im Bereich der Lunge“, so der Infektiologe. Auch hier existieren verschiedene Kasuistiken, wobei aber immer wieder ein Zusammenhang mit abdominellen Infektionen und bauchchirurgischen Eingriffen hergestellt wurde – ob es einen Pleuraerguss mit Enterokokken ohne abdominelle Pathologie gibt, bleibt unklar. „Ich persönlich würde sagen, dass es eine Enterokokkenpneumonie nicht gibt“, betonte Janata. Im Bereich des Abdomens sind bei Infektionen Enterokokken zwar in fast einem Viertel der Fälle zu finden, scheinen aber nicht übermäßig pathogen zu sein. „Wir müssen der Ehrlichkeit halber zugeben, dass wir die Rolle von Enterokokken bei intraabdominellen Infektionen nicht zur Gänze verstehen und daher auch nicht mit Sicherheit sagen können, wann in solchen Fällen ein Enterokokken-wirksames Antibiotikum gegeben werden soll“, vermerkte Janata. Bei Bakteriämien im Krankenhaus sind, wie von Wolfgang Graninger 1992 gezeigt, Enterokokken in 8% der Fälle als Erreger zu erwarten (Graninger W, Ragette R, Clin Infect Dis 1992). „Aber auch bei Bakteriämie bzw. Sepsis ist der genaue Beitrag, den die Enterokokken zur Mortalität leisten, nicht wirklich klar definiert“, so Janata abschließend. ■ Makrolide, Clindamycin* Tetrazykline* Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl Chloramphenicol* Cotrimoxazol* Chinolone* * unterschiedlich ausgeprägte Resistenz bzw. Toleranz Tab. 1: Resistenzsituation von Enterokokken JATROS I Seite 16 Quelle: Oskar Janata Quelle: „Machen Enterokokken krank?“ Vortrag von OA Dr. Oskar Janata im Rahmen der ÖGACH-Jahrestagung, 17. November 2014, Wien ■16 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 INFEKTIOLOGIE KONGRESS ÖGACH-Jahrestagung Makrolide: Geschichte und aktueller Stellenwert Immer wieder hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass der unkritische und breite Einsatz von Makroliden zu einem massiven Anstieg der Makrolidresistenz bei Bakterien führt. Ketolide, als Weiterentwicklung der Makrolide, sind wegen Lebertoxizität in Verruf geraten. Eventuell könnten jedoch neue Ketolide oder Fluorketolide in Zukunft einen Stellenwert im antimikrobiellen Armamentarium erlangen, wie OA Dr. Rainer Gattringer im Rahmen der ÖGACH-Jahrestagung ausführte. „Wenn man heute über Makrolide spricht, ist es vielleicht doch interessant, auch einen Blick zurück zu werfen“, so OA Dr. Rainer Gattringer, stellvertretender Leiter des Instituts für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin des Krankenhauses der Elisabethinen, Linz. Die Telithromycin-Story „Vor ca. einem Jahrzehnt haben wir gemeinsam mit der klinischen Pharmakologie am Wiener AKH eine pharmakokinetische Studie zu Telithromycin durchgeführt, einem damals neuen oralen Ketolid, also einem Makrolidderivat“, erinnerte sich der Infektiologe.1 „Wir haben damals zehn Probanden rekrutiert, denen einerseits Venflons und andererseits Mikrodialysesonden in die Oberschenkelmusku- latur und ins Subkutangewebe gesetzt wurden. Dann erhielten sie einmalig 800mg Telithromycin per os. In Abständen von 30 Minuten entnahmen wir Blut und Gewebsdialysat. Die Proben wurden mittels ‚high-performance liquid chromatography‘, kurz HPLC, analysiert“, erklärte Gattringer den Studienaufbau. Es zeigte sich, dass Telithromycin für die Therapie von Haut- und Weichteilinfektionen wahrscheinlich nicht wirklich geeignet ist, weil die Gewebskonzentrationen für die Behandlung von Staphylokokkeninfektionen nicht ausreichen. Im Jahr 2006 wurde bekannt, dass Telithromycin erhebliche Leberprobleme verursachen kann und zudem nicht von Patienten eingenommen werden darf, die an Myasthenia gravis leiden. Aufgrunddessen wurde die Substanz KeyPoints • Makrolide sind vor allem gegen Atemwegsinfektionen einsetzbar, doch es gibt auch weitere Einsatzgebiete. Azithromycin kann als Single-Shot-Infusion für die APAT verwendet werden. • Neue Ketolide bzw. Fluorketolide könnten in Zukunft das therapeutische Spektrum bereichern. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 R. Gattringer, Linz 2007 zwar nicht gänzlich vom Markt genommen, jedoch in ihren Indikationen erheblich eingeschränkt. Telithromycin ist nur noch für Atemwegsinfektionen zugelassen, wenn der Patient über 18 Jahre alt ist, eine milde CAP (ambulant erworbene Pneumonie) vorliegt und eine Resistenz gegen Makrolide sowie Betalaktame zu erwarten ist. Die Indikationen Sinusitis und Bronchitis wurden aufgehoben. De facto ist Telithromycin in Österreich nicht mehr verfügbar. Apropos Mikrodialyse Die klinische Mikrodialyse ist eine Untersuchungstechnik, die es erlaubt, Gewebsspiegel kleiner Moleküle in verschiedenen Organen zu messen. Durchgeführt wird die Untersuchung mittels einer dünnen Sonde, die von einer semipermeablen Membran umgeben ist und mittels einer Führungskanüle ins Gewebe eingebracht wird. Mit einer Pumpe wird eine Trägerlösung, das Perfusat, in die Sonde gepumpt. Aufgrund von Konzentrationsgradienten treten im Gewebe vorhandene körpereigene oder pharmakologisch wirksame Moleküle in das Perfusat über, das so zum Dialysat wird. Umgekehrt können über das PerSeite 17 I JATROS Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin INFEKTIOLOGIE fusat auch Substanzen in das lokale Gewebe eingebracht werden. Mikrodialyse ist im ZNS möglich, weiters in der Haut, der Leber, dem subkutanen Fett, der Peritonealhöhle, verschiedenen Muskeln, aber im Prinzip auch in fast allen anderen Geweben. „Auch intraoperativ kann Mikrodialyse durchgeführt werden“, kommentierte Gattringer. Allerdings weist die Methode bestimmte Limitationen auf. So sind die Probenvolumina sehr klein und benötigen daher eine sensitive Analysemethode. Die Untersuchung lipophiler und großer Moleküle ist schwierig. Intrazellulär gelegene Substanzen können nicht untersucht werden und der Zugang zu manchen Geweben ist limitiert. Makro- und Ketolide allgemein Die Basis jedes Makrolids ist ein Lactonring, der 14-, 15- oder 16-gliedrig sein kann. Makrolide mit 14-gliedrigem Lactonring sind Erythromycin, Clarithromycin und Roxithromycin, einen 15-gliedrigen Ring besitzt Azithromycin und einen 16-gliedrigen Josamycin (Abb. 1). „Übrigens sind auch Tacrolimus und Sirolimus Makrolidderivate“, ergänzte Gattringer. Ketolide wie Telithromycin zeichnen sich durch eine Ketogruppe an Position 3 des Lactonrings aus. Außer Telithromycin existieren noch andere Ketolide wie Cethromycin, Modithromycin und Solithromycin, die jedoch alle (noch) nicht auf dem Markt sind. Die Zulassung für Cethromycin wurde 2009 von der FDA in den USA abgelehnt. Die anderen beiden Substanzen befinden sich in Phase II (Modithromycin) oder III (Solithromycin). Makrolide und Ketolide haben den gleichen Wirkmechanismus. Sie wirken bakteriostatisch, indem sie an die 50S-Untereinheit prokaryotischer Ribosomen binden und so die bakterielle Proteinsynthese unterbinden. „Ketolide binden besser an ihr Target und wirken daher auch bei makrolidresistenten Erregern“, so der Infektiologe. Ein Resistenzmechanismus gegen Makrolide kann die Mutation des Target (23-S-ribosomale RNA) sein, weiters die Produktion von Esterasen oder Kinasen, welche das Makrolid inaktivieren, und schließlich die Expression von Effluxpumpen. Fluorketolide als dritte Generation? „Die Frage, ob Makrolide oder besser gesagt Ketolide noch eine Chance haben, ist nicht ganz einfach zu beantworten“, führte Gattringer aus. „Es gibt Kollegen, die meinen, dass dies nicht der Fall sein wird, solange das Problem der Lebertoxizität nicht gelöst ist.“ Diese wird angeblich durch einen Nikotinrezeptor ausgelöst, dessen Affinität zu Solithromycin geringer KONGRESS sein soll als zu den anderen Ketoliden. Eine weitere Neuentwicklung sind die Fluorketolide.2 „Diese Substanzen besitzen, wie der Name schon sagt, zusätzlich zur Ketolidstruktur noch ein Fluoratom und sollen durch ein etwas verändertes Bindungsverhalten am Ribosom eine stärkere Dysregulation des bakteriellen Stoffwechsels auslösen als andere Ketolide“, so der Infektiologe. „Dies sollte den Therapieerfolg erhöhen.“ Zumindest die bisher publizierten minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) für die erwähnten Fluorketolide gegenüber verschiedenen Bakterienspezies scheinen vielversprechend zu sein. Makrolide 2015 Makrolide werden heute vor allem bei Infektionen der Atemwege und des Rachenraums eingesetzt, wie z.B. bei CAP, atypischer Pneumonie, Pertussis, Tonsillitis und anderen Erkrankungen. Insbesondere Azithromycin mit seiner langen Halbwertszeit kommt als „single shot“ (1,5g i.v. über 3–4h) auch für die ambulante parenterale Antibiotikatherapie (APAT) infrage. Weitere mögliche Einsatzgebiete sind die Helicobacter-Eradikation, die Therapie von Mykobakterien, Borrelien oder Campylobacter. „Auch beim ,Knacken‘ des Biofilms wird den Makroliden eine Wirksamkeit zugesprochen“, so Gattringer abschließend. ■ Literatur: Erythromycin als Ausgangssubstanz, Ketolide (obere Reihe) und Fluorketolide (untere Reihe) 1 Gattringer R et al: Pharmacokinetics of telithromycin in plasma and soft tissues after single-dose administration to healthy volunteers. Antimicrob Agents Chemother 2004; 48(12): 4650-4653. doi:10.1128/ AAC.48.12.4650-4653.2004 2 Krokidis MG et al: Insights into the mode of action of novel fluoroketolides, potent inhibitors of bacterial protein synthesis. Antimicrob Agents Chemother 2014; 58(1): 472-480. doi:10.1128/AAC.01994-13 Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl Quelle: Krokidis M et al, Antimicrob Agents Chemother 2014; 58(1): 472-80 Abb. 1: Strukturformeln von Ketoliden und Fluorketoliden JATROS I Seite 18 Quelle: „Der Stellenwert von Makroliden 2014?“, Vortrag von OA Dr. Rainer Gattringer im Rahmen der ÖGACH-Jahrestagung, 17. November 2014, Wien ■16 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 HIV/AIDS KONGRESS CROI 2015 Highlights vom größten HIV-Kongress des Jahres Aktuelles zur PrEP, neue ART-Strategien, kardiovaskuläres und renales Risiko unter Langzeit-ART sowie Neues zur Therapie der HIV/HCVKoinfektion – dies waren nur einige der Highlights, die im Rahmen der diesjährigen Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI), 23.–26. Februar in Seattle/USA, diskutiert wurden. Aktuelle Daten zur PrEP Aus immer mehr Studien wird klar, dass die antiretrovirale „Pre-Exposure“Prophylaxe (PrEP) wirksam gegen eine Ansteckung mit HIV ist. Untersucht wurde bisher vor allem die Kombination aus Tenofovir (TDF)/Emtricitabin per os, die in den USA seit 2012 zur PrEP zugelassen ist. In allen bisherigen Studien zeigte sich eine starke Abhängigkeit der Wirksamkeit von der Einnahmehäufigkeit bzw. Adhärenz (Abb. 1). Adhärenz ist und bleibt ist somit die Achillesferse der PrEP. Klar ist aber auch, dass die HIV-PrEP nur vor einer Ansteckung mit HIV schützt, nicht aber vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen. Der relativ hohe Preis ist eine weitere Herausforderung für die Gesundheitssysteme. In zwei neu vorgestellten Studien konnten erneut die guten Schutzraten einer kontinuierlichen PrEP bzw. einer intermittierenden PrEP eindrucksvoll dargestellt werden. In der PROUD-Studie wurden über 500 HIV-negative MSM („men who have sex with men“) randomisiert in Arme mit sofortiger oder um ein Jahr verzögerter PrEP mit Truvada. Eingebettet war diese Intervention in eine routinegemäße STI-Beratung an den Kliniken. Im Sofortarm zeigten sich 3 HIV-Serokonversionen versus 19 im Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Verzögerungsarm. 2 der Serokonversionen im Sofortarm traten wohl schon zu Studienbeginn auf. Es zeigte sich eine 86%ige Schutzrate durch die PrEP, die „number needed to treat“ (NNT) in dieser Hochrisikopopulation war mit 13 sehr niedrig. Die PrEP wurde gut vertragen und Hinweise auf ein geändertes Risikoverhalten gab es nicht. Die Rate an sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in beiden Gruppen war hoch, statistisch aber nicht unterschiedlich. Eine Kosteneffektivitätsanalyse folgt. In der IPERGAY-Studie wurde die Wirksamkeit einer intermittierenden PrEP untersucht. 445 HIV-negative MSM mit Hochrisikoverhalten wurden randomisiert in einen Placeboarm und einen Interventionsarm. Die Intervention beinhaltete 2 Tabletten Truvada 2–24 Stunden vor dem Sex und je eine Tablette 24 bzw. 48 Stunden nach dem Sex. Der Placeboarm wurde bereits vorzeitig bei signifikant mehr Ansteckungen beendet. Es zeigte sich erneut keine Änderung des Sexualverhaltens bzw. der durchschnittlichen Anzahl der Partner. Die Adhärenz zur Intervention war gut, die PrEP wurde gut vertragen. In beiden Gruppen war die Rate an STI sehr hoch mit je 20% Chlamydien/ Gonorrhö und 10% Lues ohne Unterschiede zwischen den Armen. Die HIVInzidenz konnte um 86% gesenkt werden, dies entspricht einer NNT von 18. A. Zoufaly, Wien Erneut enttäuschte die Anwendung eines mikrobiziden Vaginalgels mit 1% TDF 12 Stunden vor und nach dem Sex in einer Studie aus Südafrika. Über 2.000 Frauen wurden in einen Interventions- bzw. Placeboarm randomisiert und die HIV-Inzidenz war in beiden Armen gleich hoch. Ursache war eine schlechte Adhärenz, nur 13% der Frauen gaben an, >80% der notwendigen Dosen verabreicht zu haben. Die derzeitig verfügbaren Applikationsformen des Vaginalgels sind somit anscheinend nicht geeignet, um eine HIVInfektion effektiv zu verhindern. Neue antiretrovirale Medikamente und Strategien Tenofovir-Alafenamid (TAF) ist eine Weiterentwicklung von Tenofovir-Disoproxilfumarat (TDF), mit vergleichbarer antiviraler Potenz bei niedrigeren Tenofovir-Plasmaspiegeln. In den PhaseIII-Studien GS 104 und 111 wurde 1.733 Patienten in Elvitegravir/Cobicistat/Emtricitabin/TAF vs. Stribild randomisiert. Nach 48 Wochen waren 92% bzw. 90% unter der Nachweisgrenze von 50cop/ml, eine klare Nichtunterlegenheit. Bei 5 vs. 3 Versagern traten Integraseresistenzen auf, bei denen allerdings Dolutegravir als Option bleibt. Die Medikation wurde gut vertragen und die von Patienten berichteten Nebenwirkungen sind mit denjenigen von Seite 19 I JATROS HIV/AIDS JATROS I Seite 20 virale Fitness. Andererseits wurde angemerkt, dass der GSS veraltet ist und nicht immer die klinische Realität widerspiegelt, sodass einige der NRTI trotz eines Scores von 0 möglicherweise durchaus noch wirksam gewesen wären. Neues zu kardiovaskulärem Risiko und Statinen Zumindest zwei neue Untersuchungen belegen den Nutzen einer Statintherapie in der Primärprävention zur Verhinderung des Progresses von artherosklerotischen Plaques bei HIV-Patienten. 100 80 ● iPrEX ● TDF2 ● ● 40 20 0 ● CAPRISA 004 ● ● ● 60 Effektivität (%) Interessant erscheint auch BMS 955174, ein Maturationshemmer der zweiten Generation. In einer Phase-IIa-Studie wurden variable Dosierungen (5– 120mg 1x/Tag) hinsichtlich Sicherheit und antiviraler Potenz getestet. Der neue Inhibitor wirkt spät im Replikationszyklus und blockt ein Gag-Polyprotein, was dazu führt, dass ein unvollständiges nichtinfektiöses Viruspartikel hergestellt wird. Im Vergleich zu Bevirimat, einem Maturationshemmer der ersten Generation, hat die neue Substanz eine 176-fach größere Potenz und wirkt auch bei Bevirimat-resistenten Stämmen. Bereits ab 10mg/Tag zeigt sich ein Abfall der Viruslast (VL) von 1 Log-Stufe nach 10 Tagen, bei 40mg zeigte sich bereits die maximale antivirale Potenz. Die Halbwertszeit (HWZ) der Substanz ist lange und zeigt einen VL-Abfall noch 7 Tage nach Absetzen. Gag-Polymorphismen, die zum Teil zu einer eingeschränkten Wirksamkeit gegenüber Bevirimat geführt haben, sind für die Substanz kein Problem. Es traten keine Grad-3- oder -4-Nebenwirkungen auf, bis zu einer Dosierung von 80mg/Tag zeigten sich keinerlei Laborveränderungen. Eine Koformulation scheint möglich zu sein. Die EARNEST-Studie ist eine SecondLine-Studie aus Afrika, in der Patienten, die auf 2 NRTI + NNRTI nicht angesprochen hatten, auf einen Prote- asehemmer (PI) mit 2–3 NRTI vs. PI + Raltegravir vs. PI-Monotherapie randomisiert wurden. Der PI-Monotherapie-Arm schnitt überraschend schlecht ab und wurde vorzeitig gestoppt. 60% der eingeschlossenen Patienten hatten einen NRTI-GSS („Stanford genotypic sensitivity score“) von 0, d.h., es war von keiner Aktivität des NRTI auszugehen. Dennoch schützen die scheinbar nicht wirksamen NRTI den PI und die Ansprechrate des PI+2NRTIArms sind vergleichbar mit der bei zwei neuen Substanzen (PI + RAL). Möglicherweise spielen hier die NRTI eine wichtige bleibende Rolle für die ● Partners PrEP (TDF) ● Partners PrEP (Truvada) ● ● 0 10 20 ● FemPrEP ●30 40 50 60 70 80 90 –20 ● VOICE (TDF) ● VOICE (Truvada) ● VOICE (TFV gel) –40 ● –60 Abb. 1: Zusammenhang zwischen Adhärenz und Effektivität der PrEP ▲ Multivariabel ■ Univariabel 1,80 Inzidenzrate pro zusätzlichen Jahr ARV-Exposition (95% CI) Stribild vergleichbar. 10% der Studienteilnehmer in beiden Armen hatten zu Baseline eine Proteinurie, die Proteinausscheidung im Studienverlauf war unter TAF signifikant geringer. Ebenso war der Abfall der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) bei TAF geringer, aber aufgrund des Cobicistat-Effektes dennoch vorhanden. In beiden Armen trat keine Tubulopathie auf. Auch die Abnahme der Knochendichte war bei TAF gering (–0,6 Hüfte und –1,3 WS) und insgesamt signifikant weniger ausgeprägt als bei Stribild. Die Lipidwerte stiegen unter TAF geringfügig mehr an als unter TDF, die Cholesterin/HDL-Ratio blieb gleich. KONGRESS 1,60 1,40 ■ ▲ 1,20 ■ ■ ▲ ▲ ■ ■ ▲ 1,00 ▲ 0,80 TDF ATV/r LPV/r Andere PI/r ABC Abb. 2: ART-Exposition und Auftreten eines Nierenversagens (univariable und multivariable Analyse) Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 HIV/AIDS KONGRESS In einer weiteren randomisierten Studie aus dem Massachusetts General Hospital verhinderte Atorvastatin 20– 40mg täglich vs. Placebo bei vorwiegend mit PI-basierter ART behandelten Patienten den Progress von nicht kalzifizierenden koronaren Plaques. Diese Plaques bedeuten ein besonders hohes Risiko für eine Ruptur. Ohne Statintherapie hatten immerhin 80% der Patienten einen nachweisbaren Progress der Plaques. Kumulative ART-Exposition und renales Risiko Eine Analyse aus der D:A:D-Kohorte beschäftigte sich mit der Frage, ob eine kumulative Exposition mit gewissen antiretroviral wirksamen Substanzen mit dem Auftreten eines Nierenversagens vergesellschaftet ist (Abb. 2). Von über 23.000 Studienteilnehmern in der Kohorte entwickelten 0,9%/Jahr Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 ein Nierenversagen (GFR <60ml/min). In der adjustierten Analyse stieg das Risiko für ein Nierenversagen pro Jahr mit Tenofovir um 12%, mit geboostertem Atazanavir um 27% und mit geboostertem Lopinavir um 16% an. Das Risiko unter Atazanavir war in den Analysen konsistent am höchsten und blieb auch dann bestehen, wenn alle Patienten, die Tenofovir als Teil des NRTI-Backbones erhielten, ausgeschlossen wurden. Neuere PI wie Darunavir sowie Integrasehemmer sind in dieser Analyse leider noch nicht enthalten. bielle Translokation (sCD14), Inflammation (IL-6, CRP), Koagulation (DDimer) und Fibrose (Hyaluronsäure). Abgesehen vom D-Dimer blieben alle diese Marker trotz der ultrafrühen ART im Verlauf von 12 Wochen erhöht. Konsequenz dieser Studie ist, dass der Schaden bereits sehr früh zu Beginn der Infektion angerichtet wird und selbst eine ultrafrühe ART dies nicht verhindern kann. Frühe ART schützt nicht vor erhöhter Immunaktivierung durch HIV-Infektion In der ION-4-Studie wurden 335 HIV/ Hepatitis-C-koinfizierte Patienten – fast ausschließlich mit HCV-Genotyp (GT) 1 (98%, GT4: 2%) – mit Sofosbuvir/Ledipasvir über 12 Wochen behandelt. Die ART bestand aus Tenofovir/Emtricitabin plus Rilpivirin, Raltegravir oder Efavirenz. 20% hatten eine kompensierte Zirrhose. Es zeigte sich eine ausgezeichnete „sustained virologic response“ zu Woche 12 (SVR 12) von 96%, unabhängig davon, ob die Patienten therapienaiv oder vorbehandelt waren, zirrhotisch oder nicht zirrhotisch. Einziger Risikofaktor für den Relaps war die Zugehörigkeit zur In die bemerkenswerte RV254-Studie wurden 78 thailändische MSM mit akuter HIV-Infektion eingeschlossen und sofort nach Diagnose mit Atripla bzw. Atripla/Maraviroc/Raltegravir behandelt. Das Infektionsalter zu ARTBeginn wurde je nach Reaktivität der Antigen- bzw. Antikörper-basierten HIV-Tests ermittelt und lag in einem Bereich von 8 bis 12 Tagen. Bei allen Probanden zeigten sich, verglichen mit Nichtinfizierten, erhöhte Marker für Enterozytenuntergang (IFABP), mikro- Aktuelles zur Behandlung der Hepatitis C bei HIV-Koinfizierten 30 behandeln in F2 % die während ihres Lebens ein Ereignis erfahren In der SATURN-Studie wurden ARTbehandelte Patienten mit einem Serum-LDL<130mg/dl in einen Arm mit Rosuvastatin 10mg vs. Placebo über 96 Wochen randomisiert. Untersucht wurde die Auswirkung der Statintherapie auf die Intima-media-Dicke der Carotis (IMD) sowie auf den koronaren Kalkscore im CT – beides Surrogate für die kardiovaskuläre Mortalität. Unter Statintherapie zeigte sich nach 96 Wochen ein signifikanter Rückgang der IMD. Bei den Patienten, die bereits einen Calcium-Score von >0 zu Baseline hatten (ca. 30%), war ein signifikant geringerer Progress des koronaren Kalks in der Statingruppe zu verzeichnen. Beide Veränderungen waren unabhängig von PI-Gebrauch, Lipidwerten, Markern der Insulinresistenz und CD4-Zellzahl. Der größte Vorteil hinsichtlich einer geringeren Zunahme von IMD und koronarem Kalk und somit einer Verringerung des kardiovaskulären Risikos durch Rosuvastatin zeigte sich bei Patienten, bei denen bereits Plaques nachgewiesen worden waren. behandeln in F3 behandeln in F4 20 10 0 DC HCC liver death Abb. 3: Wahrscheinlichkeit des Auftretens von dekompensierter Zirrhose (DC), hepatozellulärem Karzinom (HCC) und leberassoziiertem Tod („liver death“) je nachdem, in welchem Fibrosestadium die Therapie begonnen wird (Annahme 90% Heilungsrate) Seite 21 I JATROS schwarzen Ethnie. Es zeigte sich kein Unterschied in den pharmakokinetischen (PK) Daten zwischen den Ethnien, genauere genetische Analysen folgen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen und Müdigkeit, es gab keine Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen. Ein Kreatininanstieg wurde bei lediglich 4 Patienten verzeichnet und führte bei 2 Patienten zu einer Dosisreduktion/zum Absetzen von Tenofovir. 1 N!3 OHN ZE E R EN (K KONGRESS Z-) R E S I S EU T E SL U T N G! MI A -E M PFEH L Meine Leber sagt leben. Meine Leber sagt VIREAD. 99,3% HBV-DNASupression*, 2 96,0% 74,0% Regression oder Stillstand der Leberfibrose 4 Reversion der Leberzirrhose 4 In der ALLY-2-Studie wurden 203 Patienten mit allen Genotypen in zwei Kohorten unterteilt. In der ersten Kohorte wurden nur therapienaive Patienten in 8 vs. 12 Wochen Sofosbuvir und Daclatasvir randomisiert. In der zweiten Kohorte wurden therapieerfahrene Patienten über 12 Wochen mit SOF/DCV behandelt. Die meisten Patienten hatten GT1a, 14% hatten eine Zirrhose. Die SVR12-Raten nach 12 Wochen Therapie waren auch hier exzellent und bei therapienaiven und vorbehandelten Personen gleich (GT1: 96%, GT2-4: 100%). Auch das Vorliegen einer Zirrhose beeinflusste die Heilungschance nur gering (SVR12: 89–93%). Die kürzere Behandlungsdauer von 8 Wochen führte zu einer eingeschränkten SVR12 von 76%, wobei alle Patienten mit <2 Mio. IE/ml geheilt werden konnten. Die Therapie wurde sehr gut vertragen, allerdings bleibt der derzeit hohe Preis für diese Kombination sicherlich ein Hemmnis. In einer Modellberechnung aus der Schweizer HIVKohorte wurde berechnet, um wie viel das Risiko für dekompensierte Zirrhose, Leberkrebs und leberassoziierten Tod differiert, je nachdem in welchem Fibrosestadium eine Therapie mit den modernen direkt antiviralen Substanzen (DAA) begonnen wird (Abb. 3). Einfluss haben neben sehr guten Raten des Ansprechens auf die Therapie auch der natürliche Verlauf und andere Risikofaktoren wie Alkoholgebrauch und auch die langjährige Einnahme von ART. Ab dem Fibrosestadium F2 zeigten sich insgesamt mehr Komplikationen nach der HepatitisC-Elimination als davor und das Risiko z.B. für HCC und Tod ist mehr als doppelt so hoch, wenn die Therapie im Stadium F3 begonnen wird statt im Stadium F2. Obwohl ein solches Modell natürlich Limitationen hat, wurde damit erstmals quantifiziert, wie groß der Schaden durch die Verzögerung der Therapie sein kann. ■ Literatur beim Verfasser Referenzen: 1. EASL Clinical Practice Guidelines., J Hepatol 2012; 57:167-185. 2. Marcellin P et al., AASLD 2013; Poster #926. 3. Kitrinos K et al., Hepatology 2013; 59(2):434-442. 4. Marcellin P et al., Lancet 2013 Feb 9; 381(9865):468-75 * HBV-DNA < 400 Kopien/ ml nach 6 Jahren 1. Es wird empfohlen, die Kreatinin-Clearance bei allen Patienten vor Beginn der Therapie mit VIREAD zu berechnen. 2. Die Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance und Serumphosphat) sollte bei Patienten ohne Risikofaktoren für eine Nierenfunktionsstörung nach 2 bis 4 Behandlungswochen, anschließend nach 3 Monaten und im weiteren Therapieverlauf alle 3 bis 6 Monate überwacht werden. Bei Patienten mit einem Risiko für eine Nierenfunktionsstörung ist eine häufigere Überwachung der Nierenfunktion erforderlich. 3. Wenn die Kreatinin-Clearance auf < 50 ml/min oder der Serumphosphatspiegel auf < 1,0 mg/dl (0,32 mmol/l) gesunken ist, sollte eine Unterbrechung der Therapie mit Tenofovirdisoproxilfumarat erwogen werden. Für den Fall, dass die Nierenfunktion kontinuierlich abnimmt, ohne dass ein anderer erkennbarer Grund vorliegt, sollte ebenfalls eine Unterbrechung der Therapie mit Tenofovir Disoproxil Fumarat erwogen werden. 4. VIREAD sollte bei erwachsenen Patienten mit Nierenfunktionsstörung nur dann eingesetzt werden, wenn der potentielle Nutzen der Behandlung gegenüber dem potentiellen Risiko überwiegt. Bei erwachsenen Patienten mit einer Kreatinin-Clearance von 30-49 ml/min ist die Anpassung der täglichen Dosis durch Verwendung von VIREAD 33 mg/g Granulat empfohlen. Alternativ kann eine Anpassung der Dosierungsintervalle von VIREAD 245 mg Filmtabletten gemäß Fachinformation vorgenommen werden. Für erwachsene Patienten mit einer Kreatinin-Clearance < 30 ml/min und Patienten unter Hämodialyse wird eine Dosisanpassung unter Verwendung von VIREAD 33 mg/g Granulat empfohlen. Für Patienten, für die das Granulat nicht geeignet ist und die keine andere Therapieoption haben, können verlängerte Dosiierungsintervalle von VIREAD 245 mg Filmtabletten gewählt werden. 5. VIREAD sollte aufgrund eines erhöhten Risikos renaler Nebenwirkungen nicht gleichzeitig mit Adefovir Dipivoxil oder gleichzeitig/kurz nach nephrotoxischen Arzneimitteln angewendet werden. Ref: Viread 245 mg, 204 mg, 163 mg, 123 mg Filmtabletten und 33 mg/g Granulat SmPC (Aug 2014) Erstellungsdatum: Februar 2015 50 Fachkurzinformation: siehe Seite xx VIR/AT/15-02/MI/1031 Autor: Dr. Alexander Zoufaly Facharzt für Innere Medizin, Infektiologie Sozialmedizinisches Zentrum Süd – Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Gottfried von Preyer’schem Kinderspital, Wien E-Mail: [email protected] ■16 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 HEPATOLOGIE REFERAT Hepatitis-C-Virusinfektion Interaktionspotenzial der neuen interferonfreien Kombinationstherapie Die Europäische Kommission hat eine weitere hocheffektive, nebenwirkungsarme Interferon-freie Kombinationstherapie für die Hepatitis-C-Virus (HCV)Infektion mit relativ kurzer Therapiedauer zugelassen. Die Kombinationstherapie besteht aus zwei direkt antiviral wirksamen Medikamenten, Exviera® und Viekirax®. L. Meemken, Wien Exviera® und Viekirax® wird bei dem Genotyp 1 einer Hepatitis C Infektion eingesetzt. Bei der Therapie des HCV-Genotyps 1a wird Ribavirin hinzugegeben, bei Patienten mit einem Genotyp 1b ohne Zirrhose ist Ribavirin in der Regel nicht notwendig. Beim Genotyp 4 wird nur Viekirax® verwendet und mit Ribavirin kombiniert. Viekirax® besteht aus dem NS3Proteasehemmer Paritaprevir, der mit Ritonavir geboostert wird, und dem NS5A-Inhibitor Ombitasvir. Die Tabletten werden einmal täglich eingenommen. Exviera® ist zweimal täglich einzunehmen und enthält den nichtnukleosidischen Polymerase (NS5B)-Inhibitor Dasabuvir.1, 2 Wie bei allen direkt antiviral wirksamen Arzneistoffen (DAA) ist auf das Interaktionspotenzial der Substanzen zu achten. Bei dieser Kombination verursacht Ritonavir einen Großteil der Interaktionen. Viele davon sind durch die Therapie der HIV-Infektion mit HIV-Proteasehemmern (PI) bekannt. Insgesamt sind vier verschiedene Interaktionsmechanismen zu beachten. Typ-1-Interaktion: Dosisreduktion der Begleitmedikation durch Hemmung von Isoenzymen und Transportermolekülen Ritonavir wird zur Boosterung von Paritaprevir eingesetzt, wodurch die Halbwertszeit (HWZ) verlängert wird Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 und die Paritaprevir-Spiegel angehoben werden können. Dies macht eine Einnahme einmal täglich möglich. Doch der hemmende Effekt auf das Isoenzym CYP3A4 wirkt sich nicht nur auf Paritaprevir aus, sondern auch auf die Begleitmedikation. Über 50% der Medikamente werden über das Enzym abgebaut. Weiters hemmen alle drei Wirkstoffe die Glucunoryltransferase UGT1A1 und Transportermoleküle wie z.B. OATP1A1/3 bzw. BCRP. Deshalb sollte insgesamt bei der Begleitmedikation auf Nebenwirkungen geachtet und ggf. eine Dosisreduktion vorgenommen werden. Typ-2-Interaktion: Risiko eines Wirkungsverlusts der DAA durch CYP3A4-Induktoren Es gibt einige wenige CYP3A4- bzw. P-Glykoprotein-Induktoren wie die alten Antiepileptika, Rifampicin und Johanniskraut, die den Abbau der DAA beschleunigen. Durch die vermehrte Produktion von CYP3A4-Isoezymen bzw. des P-Glykoproteins können nicht ausreichende DAA-Spiegel aufgebaut werden. Das Risiko eines Wirkungsverlusts ist erhöht. Diese Interaktion betrifft alle DAA wie Simeprevir, Daclatasvir, Ledipasvir, Sofosbuvir und Paritaprevir. Deshalb sollten diese Induktoren durch Alternativen ersetzt werden. Für Car- bamazepin, Primidon, Phenobarbital und Phenytoin werden Gabapentin, Pregabalin oder Levetiracetam empfohlen. Bei Viekirax®/Exviera® wird Rifampicin mit Rifabutin ausgetauscht und Johanniskraut durch ein anderes Antidepressivum wie z.B. Venlafaxin ersetzt. Vorsicht ist auch bei den pflanzlichen Kombinationspräparaten wie z.B. Sedariston plus® oder Remifemin plus® geboten, da sie versteckt ebenfalls kleine Mengen Johanniskraut enthalten, die die Hepatitis-C-Therapie gefährden können. Typ-3-Interaktion: mögliche Nebenwirkungen einiger DAA aufgrund von CYP3A4-Inhibitoren Die Makrolidantibiotika und Azolantimykotika können den Abbau der DAA hemmen und damit das Risiko von vermehrten Nebenwirkungen der DAA erhöhen. Davon sind die DAA betroffen, die über das Isoenzym CYP3A4 abgebaut werden, wie Daclatasvir, Simeprevir und Paritaprevir. Hier ist es sinnvoll, eine Alternative zu finden, um dem Patienten Beschwerden zu ersparen. Ein interaktionsarmes Azol ist Fluconazol, bei den Makrolidantibiotika ist Azithromycin zu bevorzugen; wobei die meisten Antibiotika renal ausgeschieden werden und damit mit Viekirax® und Exviera® kombinierbar sind. Seite 23 I JATROS HEPATOLOGIE Arzneistoffklasse REFERAT Kontraindikation oder vermeiden Geringe oder keine Interaktion Antibiotika Moxifloxacin2 Amoxicillin3, Cephalosporine3 Ciprofloxacin3, Levofloxacin3, Penicilline3, Piperacillin3, Tazobactam3 Diverse Makrolide Clarithromycin5 Clindamycin2 , Azithromycin3 Antiarrhythmika Amiodaron2, Chinidin2 GT1: Viekirax®+Exviera®: Digoxin1, Sotalol3 GT 4: Viekirax® ohne Exviera®: Digoxin1, 2 (30–50% der Dosis) Antihypertensiva Lisinopril3, Captopril3, Benazepril3, Ramipril3 ACE-Hemmer -Blocker Kalziumblocker Carvedilol3, Metoprolol3, Propranolol3 Lercanidipin2, 9 (vermeiden) Amlodipin1 (1/2 Dosis), alle Kalziumkanalblocker Alle anderen Sartane Azilsartan3, Eprosartan3 Sartane Typ-4-Interaktion: evtl. verminderte Wirkung der Protonenpumpenhemmer Analgetika Diverse Metamizol4 (vermeiden) Acetylsalicylsäure3, Diclofenac3, Ibuprofen3, Paracetamol3 Opioide Flupirtin10 (vermeiden) Dihydrocodein2 , Fentanyl2 Tilidin2 , Tramadol2 Codein3, Pethidin3, Morphin3 -Antagonisten Salmeterol2 Fenoterol2 , Formoterol2 Salbutamol3 Kortikosteroide Kortison-Injektion2 (vermeiden) Budesonid2 , Betamethason4 , Dexamethason2 , Hydrocortison2 , Triamcinolon2 , Beclomethason3, Ciclesonid2 Antiasthmatika Fluticason2, 9 (vermeiden) Antidiabetika Diverse Insulin3, Metformin3 DPP-4-Inhibitoren Saxagliptin2 (2,5mg QD), Sitagliptin8, Vildagliptin3 Meglitinide Repaglinid2 , Nateglinid3 Sulfonylharnstoffe Gliclazid7 , Glibenclamid3, Glimepirid3 Antiepileptika Carbamazepin1, Phenobarbital4, Phenytoin4 Lamotrigin2 Valproinsäure2 Gabapentin3, Levetiracetam3, Pregabalin3 Antihistaminika Astemizol2, Terfenadin2 Fexofenadin2 , Loratadin2, 9 , Cetirizin , Diphenhydramin3 Antiretrovirale Therapie Referenzen: Diverse Efavirenz4, 1, 10, Etravirin4, Nevirapin4, Rilpivirin2, Cobicistat5 Maraviroc2 NRTI, Dolutegravir3, Raltegravir1 HIV-PI Lopinavir/Ritonavir GT4: Viekirax®: Atazanavir1 (vermeiden) Darunavir1 (vermeiden) GT1: Viekirax® + Exviera® Atazanavir1 300 mg QD ohne Ritonavir; Darunavir1 800 mg QD ohne Ritonavir (in Abwesenheit von ausgeprägten PI-Resistenzen) Rivaroxaban2, 9 (vermeiden) Dabigatran2 , Phenprocoumon6 (INR messen), Warfarin1 NOAK 1 Pharmakokinetische Studien mit DAA Fluvastatin2 , Pravastatin1, 2 (1/2 Dosis) GT1: Viekirax® + Exviera®: Rosuvastatin (max. 5mg QD) GT4: Viekirax®: Rosuvastatin1, 2 (max. 10mg QD) Fibrate Viekirax® + Exviera®: Gemfibrozil1 Bezafibrat2 Hormone Ethinylestradiol1, 10 Progestin-haltige Pille Neuroleptika Pimozid2, Quetiapin2 Aripiprazol2 , Fenofibrat2 , GT4: Viekirax®: Gemfibrozil3 (z.B. Levonorgestrel3, Norethisteron1) , Risperidon2 (Dex-)Lansoprazol7 PPI , Asenapin3, Perphenazin3 ,Omeprazol1,7 Antazida3, Famotidin3, Ranitidin3 , Pantoprazol7 Psychopharmaka Arzneistoff-Metabolismus sowie mit CYP2C9-Substraten und mit pH-Wert-verändernden Substanzen Begleitmedikation 6 Abgeleitet von Warfarin 7 Theoretisch: Abfall der Begleitmedikation-Spiegel aufgrund von Induktion über CYP2C19 durch DAA oder CYP2B6 durch RTV. Evtl. Dosiserhöhung der Begleitmedikation 8 Bei normaler Nierenfunktion 9 PK-Studie mit CYP3A4-Inhibitor Ketokonazol oder geboostertem HIV-PI 10 Stark erhöhtes Risiko eines Anstiegs der Transaminasen 11 Bei Patienten mit renaler oder hepatischer Insuffizienz Abkürzungen Triazolam2, Midazolam (oral)2 Alprazolam1 Diazepam2 , Flunitrazepam2 , Lorazepam2 , Oxazepam2 , Bromazepam3, Diphenhydramin3, Zolpidem1 Fluvoxamin2 , Sertralin2 , Citalopram1, Fluoxetin1, Paroxetin3 SSRI Sonstige 3 Keine Interaktionen zu erwarten aufgrund von In-vitro-Daten zum 5 Theoretisch: Anstieg der DAA-Spiegel durch CYP-3A4-Inhibitoren der Lovastatin2, Simvastatin2, Atorvastatin2 Benzodiazepine Inhibition von RTV, 2-facher Anstieg durch UGT1A1-Inhibition der DAA oder OATP1B1-Inhibition von RTV und Paritaprevir Begleitmedikation Fettsenker Statine 2 Theoretisch: Anstieg der Begleitmedikation-Spiegel durch CYP3A4- 4 Theoretisch: Abfall der DAA-Spiegel durch CYP3A4-Induktoren der Furosemid1 , Spironolacton3, Triamteren3 Diuretika Diese Interaktion betrifft spezifisch Viekirax® und Exviera®. Paritaprevir/ Ritonavir/Ombitasvir mit und ohne Dasabuvir können das Isoenzym CYP2C19 induzieren und damit den Abbau der PPIs beschleunigen. Diese Dosisanpassung ist aber nicht mit einer pH-Wert-abhängigen Interaktion zu verwechseln, die z.B. mit Ledipasvir/Sofosbuvir auftreten kann. Hier ist ein 4-stündiger Abstand zur Einnahme der Antazida einzuhalten und die Omeprazol Dosis auf max. 20mg zu begrenzen. Johanniskraut4 Mirtazapin 2, Venlafaxin2 , Duloxetin1, Opipramol3 Trizyklische Antidepressiva Amitriptyllin2 , Clomipramin2 , Desipramin3, Nortriptylin3 Substitution Buprenorphin1, Methadon1, Naloxon1 eventuell: Dosis steigern eventuell: Dosis senken bzw. mit einer möglichst niedrigen Dosis beginnen PI: Protonenpumpeninhibitor GT: Genotyp NOAK: Neue orale Antikoagulanzien PPI: Protonenpumpeninhibitoren SSRI: Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer Tab. 1: Übersicht über das Interaktionspotenzial von Viekirax® und Exviera®3, 4 JATROS I Seite 24 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 ATHCV150077,06022015 Fachkurzinformation zu Inserat siehe Seite 50 Das neue Gesicht der HCV-THERAPIE AbbVie GmbH, Lemböckgasse 61/3. OG, 1230 Wien, Austria, www.abbvie.com HEPATOLOGIE Fazit Bei einer Therapie mit DAA sollte generell auf Interaktionen geachtet werden. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen und der vielen pharmakokinetischen Studien, die mit Ritonavir als Booster durchgeführt worden sind, sind die Interaktionen gut abzuschätzen und gut zu handhaben. Interaktionsdatenbanken wie z.B. www.hepdruginteractions.org sind zur Durchführung des Interaktions-Checks hilfreich. Aber auch in interdisziplinären Expertenforen, wie z.B. www.meettheexperts.at oder www.inxfo.de, können individuelle Fälle diskutiert und Expertenmeinungen eingeholt werden. Weiters ist zu beachten, dass sich das REFERAT Interaktionspotenzial bei der Therapie von Genotyp 1 und Genotyp 4 leicht unterscheidet, da es sich einmal um eine Zweifach- und das andere Mal um eine Dreifachtherapie handelt. Interaktionen mit nierengängigen Medikamenten sind nicht zu erwarten, da Viekirax® und Exviera® intensiv über die Leber abgebaut werden. Bei Patienten mit HCV-Infektion und leichter, mittelschwerer oder schwerer Nierenfunktionsstörung wird keine Dosisanpassung von Viekirax® mit und ohne Dasabuvir empfohlen.3–6 ■ 2 Leberhilfe. Pressemitteilung Zulassung Paritaprevir/ Ritonavir, Ombitasvir, Dasabuvir. www.leberhilfe.org 2015. 3 Exviera®, Viekirax® Fachinformation 2015 4 Tseng A: Drug-drug-interaction table. www.hcvdruginfo.ca 2015. 5 Menon R et al: Drug-drug interaction profile of the all-oral anti-hepatitis C virus regimen of paritaprevir/ ritonavir, ombitasvir and dasabuvir. J Hepatol 2015 Jan 31; S0168-8278(15)00057-4 6 Soriano V et al: Drug interactions with new hepatitis C oral drugs. Expert Opin Drug Metab Toxicol 2015; 11: 333-41 Autorin: Leonie Meemken Pharmazeutin E-Mail: [email protected] www.meettheexperts.at ■1016 Literatur: 1 Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten; Leitlinien der chronischen Hepatitis C 2015. www.dgvs.de/leitlinien/ therapie-der-chronischen-hepatitis-c Wie AbbVie (NYSE: ABBV) kürzlich bekannt gab, hat die Europäische Kommission der rein oralen, interferonfreien Kurzzeitbehandlung VIEKIRAX® (Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir-Tabletten) + EXVIERA® (Dasabuvir-Tabletten) die Zulassung erteilt.1, 2 Die Zulassung gilt mit oder ohne Ribavirin (RBV) für die Behandlung von Patienten mit chronischer Infektion mit dem HepatitisC-Virus (HCV) vom Genotyp 1 (GT1), einschließlich Patienten mit kompensierter Leberzirrhose, HIV-1-Koinfektion, Patienten unter Opioidsubstitutionstherapie sowie Patienten mit Lebertransplantat.1, 2 Zusätzlich wurde VIEKIRAX in Kombination mit RBV zur Behandlung von Patienten mit chronischer HCV-Infektion vom Genotyp 4 (GT4) zugelassen.1 JATROS I Seite 26 Die Zulassung folgt einer beschleunigten Beurteilung durch die europäische Zulassungsbehörde EMA, ein Verfahren, das auf neue Arzneimittel mit großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit angewandt wird. Sie stützt sich auf ein robustes klinisches Entwicklungsprogramm zur Untersuchung der Sicherheit und Wirksamkeit des Therapieregimes, das über 2.300 Studienteilnehmer in 25 Ländern umfasste.1, 2 Das Programm setzte sich aus sechs Zulassungsstudien der Phase III zusammen, die für VIEKIRAX + EXVIERA eine Heilung von 95–100% der HCV-Patienten mit GT1 belegten, die mit dem empfohlenen Regime behandelt worden waren. Weniger als 2% der Patienten zeigten ein virologisches Versagen.1, 2 Zudem beendeten über 98% (n=2.011/2.053) der Studienteilnehmer einen vollständigen Behandlungszyklus.3 Die häufigsten Nebenwirkungen (>20%) unter VIEKIRAX + EXVIERA mit RBV waren Müdigkeit und Übelkeit.1, 2 ■ Literatur: 1 Fachinformation zu VIEKIRAX® Tabletten (Ombitasvir/ Paritaprevir/Ritonavir). Maidenhead (Großbritannien). AbbVie, Ltd. 2 Fachinformation zu EXVIERA® Tabletten (Dasabuvir). Maidenhead (Großbritannien). AbbVie, Ltd. 3 Daten liegen vor. Kontakt AbbVie GmbH Mag. Nina Waibel Communications & Patient Relations Manager Tel.: 01/205 89-0 E-Mail: [email protected] Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 ATHCV150019_2015-01-16 Klinische Phase-III-Studien belegen Heilung unter VIEKIRAX + EXVIERA für 95–100% der Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion vom Genotyp 1.1, 2 Entgeltliche Einschaltung EMA erteilt Zulassung zur Behandlung chronischer Hepatitis C Fachkurzinformation siehe Seite 50 VIEKIRAX® + EXVIERA® HEPATOLOGIE REFERAT Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Virushepatitis C – Update 2015 Die Infektion durch das Hepatitis-C-Virus (HCV) ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Nach Schätzung der WHO sind etwa 190 Mio. Menschen mit dem HCV infiziert. Die Durchseuchung variiert geografisch und zwischen Bevölkerungsgruppen stark. Die Prävalenz liegt in Staaten Afrikas, in Südostasien und im östlichen Mittelmeerraum deutlich höher als in Nordamerika und Europa. Österreich gehört, wie vor Kurzem publiziert, mit einer Prävalenz von etwa 0,3 bis 0,5% zu den Niedrigendemiegebieten. Obwohl die Zahl der Neuinfektionen in den letzten Jahren stetig rückläufig war, wird der Höhepunkt der Komplikationen der chronischen Infektion, wie der Leberzirrhose und des hepatozellulären Karzinoms (HCC), erst in einigen Jahren erreicht werden. Unverändert stellt die HCV-assoziierte Leberzirrhose neben der Fettleberzirrhose in Europa und in den USA die Hauptindikation zur Lebertransplantation dar. Aus diesem Grund ist die komplette Viruselimination essenziell, um das Fortschreiten der Erkrankung in eine Leberzirrhose und deren Komplikationen zu verhindern. Neben der Effektivität der Therapie ist, wie eine internationale Studie belegte, vor allem auch eine Steigerung der Zahl der Erstdiagnosen mithilfe effizienter Screeningmaßnahmen zur Reduktion der HCV-assoziierten Morbidität und Mortalität essenziell. Personen, die zwischen 1945 und 1965 geboren wurden (die sogenannte „Baby boomer“-Generation), weisen eine bis zu 8-fach erhöhte HCV-Prävalenz auf und stellen daher neben den bekannten Risikopopulationen, wie Drogensüchtigen, eine besondere Zielgruppe für ein HCV-Screening dar. Revolution der Hepatitis-C-Therapie Erfreulicherweise kam es in den letzten Jahren zu einer Revolution in der Therapie der chronischen Hepatitis C. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Die rasanten Fortschritte in der antiviralen Therapie haben daher in den letzten Jahren die internationalen Topjournale und die Kongresse ganz wesentlich geprägt. Durch die Verfügbarkeit hochpotenter oraler, direkt antiviral wirkender Substanzen („directly acting antivirals“, DAA), die im letzten Jahr die Zulassung in Österreich erhielten, wurde ein weiterer entscheidender Schritt geschafft, um therapeutische Möglichkeiten für Patienten unabhängig vom Stadium der Lebererkrankung und des Genotyps bieten zu können. Im Jahre 2012 kam es zur Markteinführung der ersten DAA, der Proteaseinhibitoren (PI) der ersten Generation Telaprevir und Boceprevir, und zur Etablierung der Tripeltherapie, Telaprevir oder Boceprevir in Kombination mit pegyliertem Interferon (PEGIFN) und Ribavirin (RBV), als neuem Therapiestandard für Genotyp-1-Patienten. Die Tripeltherapie führte bei Genotyp-1-Patienten zu einer Steigerung der Ansprechraten von bisher 40–50% auf 70–80% der Patienten. Erste Ergebnisse aus dem klinischen Alltag zeigten jedoch, dass die Dreierkombinationstherapie gerade bei schwer zu behandelnden Patientengruppen, insbesondere Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung, bei denen wiederum die höchste Dringlichkeit einer Heilung besteht, nicht den erhofften durchschlagenden Effekt er- I. Graziadei, Hall i. Tirol reicht. Zudem war diese Therapie durch ein hohes, potenziell lebensbedrohliches Nebenwirkungsprofil limitiert. Die sogenannten „second-wave PI“ Simeprevir und Faldaprevir zeigten in Studien zwar vergleichbare Ansprechraten, jedoch ein deutlich verbessertes Nebenwirkungsprofil. Allerdings müssen diese Präparate ebenfalls entweder mit PEG-IFN und RBV oder mit anderen DAA kombiniert werden. Die Einführung von NS5B-Polymeraseund NS5A-Inhibitoren führte zu einer weiteren Verbesserung der HCV-Therapie. Ergebnisse zu IFN-freien, oralen Therapien wurden erstmals 2010 präsentiert. In den darauffolgenden Jahren konnte gezeigt werden, dass Kombinationstherapien verschiedener DAAGruppen in der Behandlung der chronischen Hepatitis C hocheffizient sind. Inzwischen wurden zahlreiche Studien mit ausschließlich IFN-freien Therapiearmen mit zwei bis drei unterschiedlichen DAA, teilweise in Kombination mit RBV, präsentiert. Diese erreichten bei nicht zirrhotischen Genotyp-1Patienten unabhängig von Therapiestatus (unbehandelt oder Null-Responder) und Therapiedauer (12 oder 24 Wochen) Raten an virologischer Heilung von >90%. Allgemeine Schwäche, Asthenieund Fatigue waren die häufigsten Nebenwirkungen, die jedoch äußerst selten zum Therapieabbruch führten. Die Ergebnisse zweier IFNfreier Studien bei Genotyp-2- und Seite 27 I JATROS HEPATOLOGIE -3-Patienten mit dem NS5B-Polymerase-Inhibitor Sofosbuvir in Kombination mit RBV ergaben beim Genotyp 2 bei über 90% der Patienten eine anhaltende Viruselimination. Der Genotyp 3 sprach signifikant schlechter an, jedoch führte eine Therapieverlängerung von 12 auf 16–24 Wochen zu einer deutlichen Verbesserung des Ansprechens. Neue Optionen für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung Auch für bisher schwer zu behandelnde Patientengruppen, insbesondere Leberzirrhotiker, geben die rezent vorgestellten Studien zunehmend Hoffnung auf eine Heilung. Im letzten Jahr wurden erstmals Daten zur IFN-freien Therapie bei dekompensierten Leberzirrhotikern und Patienten mit einem Hepatitis-C-Rezidiv nach Lebertransplantation vorgestellt, welche eine große medizinische Herausforderung darstellen. Die Behandlung mit Sofosbuvir in Kombination mit dem NS5A-Inhibitor Ledipasvir führte bei Patienten mit Leberzirrhose wiederum zu Ansprechraten von >90%. Zudem konnte bei der Mehrzahl der Patienten eine signifikante Verbesserung der Leberfunktion bzw. der Prognosescores (ChildPugh und MELD) beobachtet werden. Es besteht daher die große Hoffnung, dass die antivirale Therapie bei Patienten mit dekompensierter HCV-Zirrhose vergleichbare positive Effekte, insbesondere Rekompensation der Le- REFERAT berzirrhose mit Möglichkeit der Streichung von der Warteliste zur Lebertransplantation und Reversibilität der Leberzirrhose, bewirken kann, wie sie bei Patienten mit Hepatitis B seit Jahren gesehen werden. Bei Patienten mit einem Hepatitis-CRezidiv konnten mit Sofosbuvir/Ledipasvir ebenso ausgezeichnete Ergebnisse ohne wesentliche Nebenwirkungen und Interaktionen mit der Medikation gegen die Organabstoßung erzielt werden. Hervorzuheben ist, dass beide Substanzen in einer Tablette kombiniert werden konnten, sodass die sogenannte „one pill strategy“ Wirklichkeit wurde. Sofosbuvir zusammen mit dem NS5A-Inhibitor Daclatasvir und dem PI Simeprevir führten auch in dieser Kombination wiederum zu Ansprechraten von >90%, unabhängig von Genotyp, Zirrhose und früherem Therapieansprechen. Neben Sofosbuvir (Sovaldi®), Simeprevir (Olysio®), Daclatasvir (Daklinza®) sowie Sofosbuvir/Ledipasvir (Harvoni®), die jeweils einmal täglich in Form von einer Tablette verabreicht werden, stehen seit Kurzem in Österreich mit dem Kombinationspräparat Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir (Viekirax®) und Dasabuvir (Exviera®) weitere Therapieoptionen für Patienten mit chronischer HCV-Infektion zur Verfügung. Aufgrund der hohen Therapiekosten (je nach Therapiedauer zwischen 60.000 und 120.000 Euro pro Patient) können diese neue Substanzen vorab allerdings nur Patienten mit fortge- schrittener Lebererkrankung (Fibrosegrad 3 und 4) verschrieben werden. Die Revolution in der Therapie der chronischen Hepatitis C geht weiter. Im Rahmen des amerikanischen Leberkongresses Anfang November 2014 wurden zahlreiche weitere hocheffektive und nebenwirkungsarme Substanzen vorgestellt. Es ist nun zu hoffen, dass diese Therapien in Bälde allen Patienten, im Speziellen Patienten mit Fibrosegrad 2, für die Studien einen klaren Benefit einer erfolgreichen Viruselimination belegen, zur Verfügung stehen werden. Zusammenfassung Obwohl die Zahl der Hepatitis-CVirus-Neuinfektionen deutlich rückläufig ist, hat die maximale Last der Komplikationen der chronischen Infektion, wie Leberzirrhose und Leberzellkarzinom, ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Im Management der Hepatitis-C-VirusInfektion ist neben der effektiven Therapie eine Steigerung der Zahl der Neudiagnosen mittels lückenlosen Screenings der Bevölkerung, insbesondere von Risiko-populationen, essenziell. Mit Einführung oraler, direkt antiviral wirksamer Substanzen, der sogenannten „directly acting antivirals“ (DAA), kam es in der Therapie der chronischen Hepatitis C zu einer Revolution. Diese neuen Interferon-freien, nebenwirkungsarmen Therapieregime, zumeist in Form von ein bis zwei Tabletten täglich, führen unabhängig vom Stadium der Lebererkrankung, des Genotyps und des Therapiestatus bei über 90% der Patienten zu einer erfolgreichen Viruselimination bzw. Ausheilung der Erkrankung. Erste Studien konnten auch belegen, dass die erfolgreiche Viruselimination bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose mit einer deutlichen Verbesserung der Leberfunktion und der Prognosescores einhergeht. ■ © iStockphoto Literatur beim Verfasser JATROS I Seite 28 Autor: Prim. Univ.-Prof. Dr. Ivo Graziadei Abteilung für innere Medizin, Landeskrankenhaus Hall i. T. E-Mail: [email protected] ■1016 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 DAKLINZA® (Daclatasvir): Ihr starker Partner für eine effektive Therapie1,2 NEU ZUGELASSEN EIN LANG ERWARTETER ERFOLG IN DER HEPATITIS-C-THERAPIE Heilung* für nahezu alle Patienten – sogar für diejenigen mit hohem therapeutischen Bedarf: Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung, PI**-Versagen oder Genotyp 3 1,2 1392AT14PR06486-01, 8/2014 Der hochwirksame NS S5A-Inhibitor DAKLINZA A® in Kombination mit Sofosbuvir1,2 • Ausschließlich oral einzunehmen1 • Interfferon- und Ribavirin-fre ei***,1 • Pangenotypissches Potential #,1,2 Ihr Erfolg mit DAKLINZA® in Kombination mit Sofosbuvir: Heilung* für nahezu alle Patienten mit Hepatitis C1,2 Pangenotypisches Potential#,1,2 Einfache Anwendung1 Sehr gute Verträglichkeit1,2 * Langzeit-Follow-Up-Studien haben gezeigt, dass nach einer SVR12 in über 99% der Fälle auch eine endgültige Ausheilung der HCV-Infektion erreicht wird.3,4; ** Proteaseinhibitoren (Boceprevir oder Telaprevir); *** ausgenommen bei Genotyp 3 siehe Fachinformation; # Antivirale Aktivität wurde gezeigt bei Genotyp 1–6 in vitro und bei Genotyp 1–4 in vivo Referenzen: 1. DAKLINZA® Fachinformation. Stand 2014. 2. Sulkowski MS, Gardiner DF, Rodriguez-Torres M, et al. Daclatasvir plus sofosbuvir for previously treated or untreated chronic HCV infection. N Engl J Med. 2014;370:211–221. 3. EASL Clinical Practice Guidelines: Management of hepatitis C virus infection. J Hepatol. 2014;60:392–420. 4. Swain MG, Lai MY, Shiffman ML, et al. A sustained virologic response is durable in patients with chronic hepatitis C treated with peginterferon alfa-2a and ribavirin. Gastroenterology. 2010;139:1593–1601. FACHKURZINFORMATION: Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8. der Fachinformation. | BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Daklinza 30 mg Filmtabletten, Daklinza 60 mg Filmtabletten Pharmakotherapeutische Gruppe: ATC-Code: noch nicht zugewiesen | QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jede Filmtablette enthält Daclatasvir Dihydrochlorid entsprechend 30 mg bzw. 60 mg Daclatasvir. | Sonstige Bestandteil(e) mit bekannter Wirkung: Jede 30-mg-Filmtablette enthält 58 mg Lactose. | Jede 60-mg-Filmtablette enthält 116 mg Lactose. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Lactose, Mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose-Natrium, Siliciumdioxid (E551), Magnesiumstearat, Tabletten-Filmüberzug: Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol 400, Indigocarmin Aluminiumsalz (E132), Eisen(II,III)-hydroxid-oxid x H20 (E172). | ANWENDUNGSGEBIET: Daklinza wird in Kombination mit anderen Arzneimitteln zur Behandlung der chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) bei Erwachsenen angewendet (siehe Abschnitte 4.2, 4.4 und 5.1 der Fachinformation). | Zur spezifischen Aktivität gegen die verschiedenen HCV-Genotypen, siehe Abschnitte 4.4 und 5.1 der Fachinformation. | GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. | Koadministration mit Arzneimitteln, die starke Induktoren für Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4) und P-Glycoprotein-Transporter (P-gp) sind, da dies zu einer geringeren Exposition und Wirksamkeitsverlust von Daklinza führen kann. Solche Wirkstoffe sind unter anderem Phenytoin, Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Rifampicin, Rifabutin, Rifapentin, systemisch angewendetes Dexamethason und das pflanzliche Mittel Johanniskraut (Hypericum perforatum). PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER: Bristol-Myers Squibb Pharma EEIG, Uxbridge Business Park, Sanderson Road, Uxbridge UB8 1DH | Vereinigtes Königreich | Kontakt in Österreich: Bristol-Myers Squibb GesmbH, Wien, Tel: + 43 1 60 14 30 | VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. | Stand: 09/2014 | Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. HEPATOLOGIE REFERAT Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Fettleber/NASH: Von der Ignoranz zur häufigsten Lebererkrankung – wo stehen wir? Das Charakteristikum der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) ist die hepatische Steatose, definiert durch eine hepatozelluläre Triglyzeridakkumulation von mehr als 55mg/g Leber (5,5%). Die NAFLD kann zur nicht alkoholischen Steatohepatitis (NASH) fortschreiten. Die NASH ist charakterisiert durch Zeichen der hepatozellulären Schädigung mit begleitender Inflammation und Kollagenablagerung. Ca. 10–29% aller Patienten mit NASH entwickeln im Laufe von 10 Jahren eine Zirrhose. Die NAFLD ist ein unabhängiger und klassischer Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Geschichtliche Aspekte Bereits 1839 beschrieb Rokitansky, dass eine hepatische Fettakkumulation die primäre Affektion für die Entwicklung einer Leberzirrhose sein könnte. 1945 publizierten Holmann und Mitarbeiter eine „Leberzirrhose bei Hunden“, die mit einer fettreichen Nahrung gefüttert wurden. Der Österreicher Prof. Heribert Thaler erkannte 1962 als Erster die pathoge- netische Beziehung zwischen Fettleber und Leberzirrhose. 1980 tauchte dann erstmals die bis heute akzeptierte Bezeichnung „nicht alkoholische Fettlebererkrankung“ auf. Jürgen Ludwig und Mitarbeiter von der Mayo-Klinik beschrieben eine Lebererkrankung, die klassische Charakteristika der alkoholtoxischen Hepatopathie aufwies, jedoch vornehmlich bei Frauen auftrat, die keine oder keine relevanten Mengen an Alkohol KeyPoints • Die NAFLD stellt heute die häufigste schwerwiegende Lebererkrankung in der westlichen Welt dar. • Der deskriptive Begriff „Fettleber“ umfasst ein breites Spektrum unterschiedlicher Lebererkrankungen, von der „benignen Steatose“ bis zur nicht alkoholischen Steatohepatitis, verbunden mit einem erhöhten Risiko für Leberzirrhose und HCC. • Nach wie vor gibt es keine medikamentöse Therapie der NAFLD; das zentrale Therapiekonzept besteht aus Ernährungsumstellung mit Reduktion des Fruktosekonsums und verstärkter körperlicher Aktivität. JATROS I Seite 30 C. Datz, Oberndorf konsumierten.1 Als dann Willner und Mitarbeiter 2001 im American Journal of Gastroenterology erstmals beschrieben, dass die nicht alkoholische Fettlebererkrankung als hepatische Manifestation des metabolischen Syndroms angesehen werden muss, war die NAFLD endgültig in der Hepatologie angekommen.2 Der Terminus „Fettleber“ ist ein deskriptiver Begriff, um ein Spektrum unterschiedlicher Lebererkrankungen zu subsumieren. Grundsätzlich kann die Erkrankung als fettige Infiltration im Sinne einer „benignen Steatose“ in Erscheinung treten oder aber sich als nicht alkoholische Steatohepatitis präsentieren, verbunden mit einem deutlich erhöhten Risiko, eine Leberzirrhose oder ein hepatozelluläres Karzinom zu entwickeln. Unverändert stellt die Leberbiopsie die einzige Möglichkeit dar, unterschiedliche Manifestationsformen der NAFLD voneinander abzugrenzen. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 FILMTABLETTEN MOMENTE WIE DIESER... SO se VA it L 1.1 1.2 DI® nk RE 01 elg 1 4 e (d u Der Durchbruch in der HCV-Therapie lb eB ox ) SOVALDI®: Der erste nukleotidische Polymerase-Inhibitor mit starker Wirksamkeit und hoher Resistenzbarriere für alle Genotypen* * Fachinformation Sovaldi®; Stand: November 2014 Fachkurzinformation Sovaldi® 400 mg Filmtabletten Pharmakotherapeutische Gruppe: Direkt wirkendes antivirales Mittel. ATC Code: noch nicht zugewiesen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 400 mg Sofosbuvir. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mannitol (Ph.Eur.) (E421), Mikrokristalline Cellulose (E460i), Croscarmellose Natrium, Hochdisperses Siliciumdioxid (E551), Magnesiumstearat (E470b). Filmüberzug: Poly(vinylalkohol) (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol 3350 (E1521), Talkum (E553b), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172). Anwendungsgebiete: Sovaldi wird in Kombination mit anderen Arzneimitteln zur Behandlung der chronischen Hepatitis C (CHC) bei Erwachsenen angewendet. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung: Gilead Sciences International Ltd., Cambridge, CB21 6GT, Vereinigtes Königreich. NR, apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, sowie Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Jeder Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu Sovaldi ist zu melden an Gilead Sciences GesmbH, Fax-Nr.: +43 (0)1 260 83 99, E-Mail: [email protected], und/oder über das nationale Meldesystem an das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, Traisengasse 5, 1200 Wien, Österreich, Fax: +43 (0) 50 555 36207, Website: www.basg.gv.at. Stand der Information: November 2014 Erstellungsdatum: Dezember 2014 SOV/AT/15-02/MI/1042 HEPATOLOGIE Prävalenz und natürlicher Verlauf der NAFLD/NASH Die Prävalenz der NAFLD/NASH ist sehr stark abhängig von der Untersuchungsmethode, aber auch von der Risikogruppe. Während Leberwerte denkbar schlechte Surrogatmarker für die NAFLD sind, kann man mittels bildgebender Diagnostik (Sonografie/ Computertomografie/Magnetresonanztomografie/Magnetresonanzspektroskopie) populationsbasiert 13–44% der NAFLD-Patienten erfassen. Diese Untersuchungsmethoden sind jedoch ungeeignet, um eine NASH zu diagnostizieren. Eine Studie aus den USA zeigte eine histologische Prävalenz der NAFLD in 46% und der NASH in 12,2%.3 In Risikogruppen – wie Patienten mit Diabetes sowie morbider Adipositas – steigen diese Zahlen auf über 70–90% für die NAFLD bzw. auf 25–35% für die NASH. Aus prognostischer Sicht relevant ist, dass die NAFLD als nunmehr häufigste Lebererkrankung mit einem hochsignifikant erhöhten Risiko für extrahepatische Erkrankungen und deren Mortalität einhergeht. In diesem Zusammenhang ist vor allem eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität, gefolgt von einer Malignom- bzw. Leber-assoziierten Sterblichkeit, hervorzuheben. Alarmierend ist auch, dass das hepatozelluläre Karzinom auf Basis der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung als Indikation für eine Lebertransplantation in den letzten Jahren deutlich mehr zugenommen hat als alle anderen Indikationen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der effektiven antiviralen Therapie der Hepatitis-B- und -C-Virusinfektion ist davon auszugehen, dass die nicht alkoholische Fettlebererkrankung in spätestens 10 Jahren die häufigste Indikation für die Lebertransplantation darstellen wird. Die Leberbiopsie ist zum jetzigen Zeitpunkt die einzige Option, die pathognomonischen Features Steatose, Inflammation und Fibrose zu erfassen. Wie bereits erwähnt, sind „Leberwerte“ relativ ungeeignet, um die nicht alkoholische Fettlebererkrankung zu diagnostizieren, geschweige denn das Ausmaß des Leberparenchymschadens zu erfassen. Mittels sogenannter PaJATROS I Seite 32 REFERAT nel-Marker (NAFLD Fibrosis Score, Fib4 Score, BAAT Fibrotest, ELF etc.) ist es auf serologischer Basis möglich, das Fibroseausmaß mit einer guten „accuracy“ zu erfassen. Bildgebend ist die Steatose mittels Sonografie, MRSpektroskopie und MR-Elastografie gut detektierbar, die Fibrose kann mittels Sonoelastografie (Fibroscan, ARFI [„acoustic radiation frequency imaging“] und SWE [„shear wave elastography“]) diagnostiziert werden. Die MR-Elastografie ist eine hochinteressante Möglichkeit, nicht nur die Steatose, sondern auch Ausmaß und Distribution der Fibrose in exzellenter Weise darzustellen (Tab. 1). Pathophysiologie Wenngleich die Pathophysiologie der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung nur unzureichend verstanden wird, ist die von Tilg und Moschen propagierte Hypothese der „multiple parallel hits“ generell akzeptiert.4 Diese Hypothese basiert auf einer komplexen Interaktion im Sinne einer „metabolischen Inflammation“ als hormoneller „cross talk“ zwischen Darm, viszeralem Fett und der Leber. So kommt es einerseits aufgrund inflammatorischer Veränderungen im viszeralen Fettgewebe zu einer Imbalance sogenannter Adipo- kine, vornehmlich zu einer verminderten Produktion von antiinflammatorischem Adiponektin bei gleichzeitig verstärkter Expression proinflammatorischer Adipo-/Zytokine wie Leptin, TNF- und Interleukin 6. Das intestinale Mikrobiom ist in den letzten Jahren aus pathophysiologischer Sicht in den Fokus des Interesses getreten. So scheint es aufgrund einer intestinalen Dysbiose, verbunden mit einer erhöhten intestinalen Permeabilität, zu einer vermehrten Einschwemmung von Substanzen in das portalvenöse System zu kommen, die nicht nur steatogen wirken, sondern auch in der Progression der Fettlebererkrankung eine entscheidende Rolle spielen dürften. Der erste Insult, den die Leber erfährt, nämlich die Leberzellverfettung, erklärt sich durch eine generalisierte Lipotoxizität mit einem vermehrten Influx freier Fettsäuren, durch inflammatorische Stimuli, die intestinale Mikrobiota sowie durch Ernährungs- und genetische Faktoren. Für die Erkrankungsprogression dürften neben der Quantität der Ernährung vor allem auch qualitativen Faktoren wie dem Konsum von Transfetten, Phosphatidylcholin, Fruktose und Kaffee eine entscheidende Bedeutung zukommen. Extrahepatische Mediatoren wie das obstruktive Schlafapnoe- Tab. 1 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 HEPATOLOGIE REFERAT Extrahepatische Faktoren, die in der Erkrankungsprogression eine Rolle spielen – obstruktives Schlafapnoesyndrom Abb. 1 syndrom (OSAS) bzw. körperliche Aktivität spielen hier ebenso eine wichtige Rolle (Abb. 1). Genetik der NAFLD (PNPLA3, TM6SF2) Das PNPLA3(patatin-like phospholipase domain-containing protein 3)-Gen wurde im Rahmen eines „genomewide association scan“ identifiziert. Es zeigte sich, dass die Variante PNPLA3 I148M mit einer ausgeprägten Fettleber, unabhängig von der Insulinresistenz, assoziiert war. Auffälligerweise fanden sich auch signifikante Unterschiede in der Häufigkeit dieser Variante hinsichtlich der ethnischen Zugehörigkeit. PNPLA3 kodiert für ein Genprodukt namens Adiponutrin, das in Adipozyten in der Leber exprimiert wird und dessen Funktion bislang unklar war. Mittlerweile haben mehrere Studien nicht nur die Assoziation mit der Steatose bestätigt, sondern auch gezeigt, dass diese genetische Variante mit der Höhe der Leberwerte, mit NASH, Fibrose und auch mit dem Auftreten eines hepatozellulären Karzinoms assoziiert ist.5 Eine rezent publizierte Arbeit hat nun gezeigt, dass die Mutation I148M zu einem „loss of function“ einer Lipaseaktivität führt und dadurch die LDLInfektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Sekretion aus der Leber beeinträchtigt. Weiters dürfte die Variante im Vitamin-A-Stoffwechsel eine bedeutende Rolle spielen, da sie die Retinylpalmitat-Lipaseaktivität in humanen „hepatic stellate cells“ modifiziert und dies ein möglicher Erklärungsansatz für die verstärkte Fibroneogenese und die HCC-Suszeptibilität darstellen könnte, der exakte Wirkmechanismus ist jedoch unklar.6 2014 wurde in einer „genome-wide association study“ ein Transmembran6-Superfamily-2-Gen (TM6SF2) entdeckt, das für ein Protein mit demselben Namen kodiert. In einer ersten großen Studie konnten Holmen et al zeigen, dass TM6SF2 E167K mit einem verminderten Risiko für einen Myokardinfarkt einhergeht.7 TM6SF2 reguliert den Leberfettmetabolismus mit einem hemmenden Effekt auf die Sekretion von triglyzeridreichen Lipoproteinen und den hepatischen Fetttröpfchengehalt. Träger der Variante E167K sind offenbar suszeptibler für die Progression von NAFLD/NASH, aber vor kardiovaskulären Erkrankungen offenbar eher geschützt. Erklärt wird dieser Mechanismus der Lebertoxizität mutmaßlich durch einen beeinträchtigten VLDL-Export.8 Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) ist durch eine partielle Verlegung der oberen Atemwege mit intermittierenden rekurrenten hypoxischen Episoden während des Schlafs charakterisiert. Von Apnoe spricht man ab 10 Apnoeereignissen von mindestens 10 Sekunden pro Stunde Schlafzeit. Aus pathophysiologischer Sicht dürften diese intermittierenden hypoxischen Episoden und die Reoxygenierung zu einer erhöhten SympathikusAktivierung, zu vermehrtem oxidativem Stress und zur Induktion einer Inflammationskaskade führen, die in Summe zu einer intrahepatischen endothelialen Dysfunktion führen und auf diese Weise in der Pathophysiologie der NAFLD eine wichtige Rolle spielen. Mittlerweile konnten in mehreren Studien, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, gezeigt werden, dass das Vorliegen und der Schweregrad des OSAS mit dem Vorhandensein von NASH/Fibrose unabhängig von BMI, viszeraler Adipositas, metabolischem Syndrom und Insulinresistenz korreliert sind und die Dauer des Sauerstoffsättigungsabfalls mit intrahepatischen Entzündungsparametern, Apoptose und Fibroneogenesemarkern assoziiert ist.9 Diese Erkennt nisse bieten einen faszinierenden Ansatz zur Therapie der NAFLD bei Patienten mit gleichzeitig vorliegendem OSAS in Form einer CPAP-Maskenbeatmung. So könnte es durch die Reduktion der Hypoxiephasen zu einer positiven Beeinflussung der Erkrankungsprogression kommen. Extrahepatische Faktoren – Ernährung Fruktose Mehrere epidemiologische Studien haben gezeigt, dass der übermäßige Konsum von Fruktose, vor allem in Form von Softdrinks und „high fructose corn syrup“-hältigen Nahrungsmitteln, für die Entstehung und auch die Progression der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung von Bedeutung ist. Aus Seite 33 I JATROS HEPATOLOGIE Tierversuchen ist bekannt, dass exzessiver Fruktosekonsum mit einer intestinalen Dysbiose und konsekutiver Endotoxinämie, endoplasmatischem Retikulumstress, einer verstärkten hepatischen Lipidperoxidation und einer erhöhten TNF--Expression einhergeht. Diese lipogenetischen und proinflammatorischen Effekte dürften auch für eine transiente intrahepatische ATPDepletion und eine Erhöhung intrazellulärer Harnsäure sowie eine Hyperurikämie verantwortlich sein.10 Kaffee In den letzten 10 Jahren konnte eine Reihe von epidemiologischen Studien klar zeigen, dass der Konsum von Kaffee mit erniedrigten Leberwerten, einer geringeren Inzidenz chronischer Lebererkrankungen und einer verminderten leberassoziierten Mortalität einhergeht. Rezente Arbeiten konnten außerdem zeigen, dass der Konsum von Kaffee in Bezug auf die Entwicklung einer NAFL und einer NASH und auch auf das Ausmaß der hepatischen Fibrose protektiv ist. Es ist derzeit noch unklar, wodurch dieser vorteilhafte Effekt von Kaffee zu erklären ist. Kaffee setzt sich aus über 2.000 Substanzen zusammen, wobei wichtige Bestandteile wie Koffein, antimikrobiell wirkende Terpene, antioxidativ und antiinflammatorisch wirkende Bestandteile wie Tocopherole und Polyphenole sowie antikanzerogene Substanzen wie Melanoidine in sämtlichen Prozessen der Steatoseinduktion und der Erkrankungsprogression bis hin zum hepatozellulären Karzinom eine Rolle spielen dürften.11 Körperliche Bewegung In einer elegant durchgeführten Studie konnten Oh et al in Hepatology vor Kurzem zeigen, dass regelmäßige körperliche Aktivität in Form von Jogging oder Walking von zumindest 2,5 Stunden, idealerweise jedoch 4 Stunden pro Woche, in Kombination mit einer Ernährungsberatung und einer Reduktion der täglichen Nahrungsaufnahme auf 1.680kcal zu einer signifikanten Besserung der viszeralen Adipositas, der Steatose und auch der Fibrose führte.12 In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Gallensäuren als RegulaJATROS I Seite 34 REFERAT toren des Lipid-, Glukose- und Energiestoffwechsels eine entscheidende Rolle spielen und dass sie für die Aufrechterhaltung einer metabolischen Homöostase von enormer Bedeutung sind. Eine zentrale Rolle spielt hier der Farnesoid-X-Rezeptor (FXR), ein nukleärer Hormonrezeptor, der in der Regulation des Glukose- und Fettstoffwechsels eine wesentliche Bedeutung hat. Ein semisynthetisches Derivat der primär menschlichen Gallensäure Chenodesoxycholsäure, Obeticholsäure (OCA), ist ein natürlicher Agonist dieses FXR. In ersten Tierexperimenten konnte OCA die Insulinresistenz verringern und Steatose und Leberwerte verbessern. In einer im November im „Lancet“ publizierten Arbeit (FLINT Trial) konnte eindrucksvoll gezeigt werden, dass es unter dieser Medikation zu einer signifikanten Besserung der Fibrose kommt. Der mit dieser neuen therapeutischen Option verbundene Optimismus wurde allerdings durch die Tatsache gedämpft, dass 25% der Patienten über Pruritus klagten, es zu einer Verminderung der HDL- und zu einer Erhöhung der LDLWerte sowie der alkalischen Phosphatase kam und dass sich im Langzeitsetting auch die Insulinresistenz verschlechterte.13 Derzeit wird eine breite Palette von innovativen Substanzen wie PPAR-/, CCR-Typ 2, CCR-5, TGR5, FXR/TGR5-Agonisten, Antifibrotika wie Simtuzumab und FA-BAKonjugate wie Aramchol in Phase-IIund Phase-III-Studien untersucht. Hier bleibt abzuwarten, welche dieser Substanzen den Weg in die klinische Anwendung finden. Es sei hier festgehalten, dass derzeit keine medikamentöse Therapie der NAFLD existiert. Das zentrale Konzept besteht in einer Ernährungsumstellung mit Reduktion des Fruktosekonsums und verstärkter körperlicher Aktivität. Ein interessanter pathophysiologischer Ansatz ist die CPAP-Beatmung bei Patienten mit NAFLD/NASH und OSAS, wenngleich hier keine prospektiven Studien vorliegen. Da die NAFLD meist Teil einer Multisystemerkrankung ist, sind Antihypertensiva, Statine sowie Metformin und Thiazolidindione bei gleichzeitig vorliegendem Diabetes klassische Therapieoptionen. Fazit Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die NAFLD eine Erkrankung mit einer komplexen Pathophysiologie darstellt, für die aktuell keine medikamentöse Therapie existiert. Es ist möglich, Patienten mit einem erhöhten Risiko einer Erkrankungsprogression genotypisch besser zu charakterisieren. Wir brauchen dringend Langzeitstudien, um Begriffe wie Erkrankungsprogression bzw. auch „Erkrankungsregression“ sowie neue Therapieendpunkte besser zu definieren. Gesichert ist, dass eine Gewichtsabnahme von bis zu 10%, sei es durch eine Lebensstilmodifikation oder auch durch bariatrische Chirurgie, zu einer signifikanten Verbesserung der Lebererkrankung führt. Die Reduktion von Fruktose sowie Transfetten bei Animation zu verstärktem Konsum von Kaffee sind Optionen im Sinne einer Ernährungsmodifikation. Da die NAFLD nicht nur mit einer erhöhten Inzidenz eines HCC, sondern auch mit mehr extrahepatischen Tumoren, vor allem Kolonkarzinomen, einhergeht, sei an dieser Stelle nochmals auf die dringende Notwendigkeit hingewiesen, diese Patienten dahingehend zu screenen.14 ■ Literatur: 1 Jürgen Ludwig et al: Mayo Clin Proc 1980; 55(7): 434438 2 Willner IR et al: Am J Gastroenterol 2001; 96(10): 2957-61 3 Williams et al: Gastroenterology 2011;140(1): 124-31 4 Tilg, Moschen: Hepatology 2010; 52(5); 1836-46 5 Liu et al: Hepatology 2014; 61(1): 75-81 6 Pirazzi et al: Hum Mol Genet 2014; 23(15): 4077-85 7 Holmen et al: Nat Genet 2014; 46(4): 345-51 8 Dongiovanni et al: Hepatology 2015 Feb; 61(2): 506-14 9 Nobili et al: Am J Resp Crit Care Med 2014; 189(1): 66-76 10 Sapp et al: Hepatology 2014; 60(5): 1581-92 11 Chen et al: J Gastroenterol Hepatol 2014 Mar; 29(3): 435-41 12 Oh et al: Hepatology 2014; doi: 10.1002/hep.27544 13 Neuschwander-Tetri et al: Lancet 2014; pii: S01406736(14)61933-4. doi: 10.1016/S0140-6736(14)61933-4 14 Stadlmayr et al: J Intern Med 2011; 270(1):41-9 Autor: Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Datz Vorstand der Abteilungen für Innere Medizin, Krankenhaus Oberndorf/Salzburg E-Mail: [email protected] ■1002 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 GASTROENTEROLOGIE KONGRESS ECCO 2015 Neue Therapieansätze und individualisierte Dosierung Am diesjährigen Kongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) wurden neben innovativen Therapieansätzen auch spannende Konzepte zur individualisierten Dosisadaptierung präsentiert. Die Ergebnisse einer an Mäusen durchgeführten Studie erhärten die Hypothese, dass das intestinale Mikrobiom einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ausübt. Rolle des Mikrobioms in der Pathogenese von CED Anti-MAdCAM-Antikörper: OPERA und TURANDOT Dass das Vorliegen einer Dysbiose im intestinalen Mikrobiom bei der Pathogenese von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) eine wesentliche Rolle spielt, ist ein heiß diskutiertes Thema. Die mukosale Barriere stellt die erste Front in der Prävention dar, wobei zahlreiche weitere Faktoren wie die adäquate Synthese von antimikrobiellen Peptiden (AMP) in diese physiologischen Prozesse involviert sind. Demgemäß wird davon ausgegangen, dass Barriere-assoziierte Funktionsstörungen die Entwicklung von CED entscheidend beeinflussen.1 Die Inhibition der Translokation von Leukozyten aus den Blutgefäßen in die intestinale Mukosa stellt einen spannenden neuen Ansatz im Management von CED dar.3, 4 Im Rahmen des ECCOKongresses wurden vielversprechende Ergebnisse zum voll humanen AntiMAdCAM-Antikörper (AK) PF-00657659 (PF) präsentiert. MAdCAM ist ein Zelladhäsionsmolekül, das hauptsächlich von den Endothelzellen der mukosalen Venolen exprimiert wird und eine wesentliche Rolle bei der Einwanderung von T-Lymphozyten in die intestinale Mukosa spielt. Im Gegensatz zu Vedolizumab, das via Blockade von 4 7, dem Liganden von MAdCAM, die Migration von Leukozyten und somit die Promotion des inflammatorischen Prozesses blockiert,5 übt PF direkte Effekte auf MAdCAM aus. In der vierarmigen, doppelblinden, randomisierten Phase-II-Studie OPERA3 (NCT01276509) wurden Wirksamkeit und Sicherheit von PF an MC-Patienten mit vorangegangenem Versagen einer Anti-TNF-Therapie und/oder einer Therapie mit Immunsuppressiva untersucht, die eine hs(high sensitivity)CRP >3,0mg/l sowie koloskopisch bestätigte Ulzerationen aufgewiesen hatten. Die Patienten (n=267) wurden zum Erhalt von PF à 22,5, 75 oder 225mg bzw. Placebo als subkutane (s.c.) Injektion Monika Schaubeck, Technische Universität München, hat am ECCO-Kongress die Ergebnisse einer Studie an Mäusen präsentiert, die diese Hypothese weiter bekräftigen: Analog zur Humanpathologie entwickeln TNFdeltaARE-positive Mäuse, d.h. Mäuse, die eine Deletion in der regulatorischen Region ARE 3‘ des TNF-Rezeptors aufweisen, eine Morbus-Crohn(MC)ähnliche transmurale Inflammation mit prädominanter Beteiligung des Ileums. Diese wurde ausgelöst durch den Transfer eines funktionell dysbiotischen Mikrobioms von ARE-deletierten Mäusen in Mäuse, die unter keimfreien Konditionen gehalten wurden.2 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 alle 4 Wochen randomisiert. Als primärer Endpunkt (EP) wurde die CDAI-70Response in den Wochen 8 bzw. 12 definiert. Zusätzlich wurden die 7-Expression auf zentralen CD4+-T-Gedächtniszellen, die CRP-Spiegel und die Spiegel von löslichem MAdCAM als krankheitsspezifische Biomarker evaluiert. Wenn auch gemäß der CDAI-70-Response in Woche 12 zwischen PF und Placebo keine statistische Signifikanz konstatiert werden konnte, zeigten Patienten mit Baseline-CRP-Werten >18mg/l substanziell höhere Remissionsraten als jene unter Placebo (Tab. 1), was darauf hindeutet, dass sich initial hohe CRP-Werte als Prädiktor für eine Response erweisen könnten. Der primäre EP wurde in dieser Studie zwar nicht erreicht, jedoch geht aus den begleitenden Untersuchungen hervor, dass PF eine dosisabhängige Aktivität zeigt: Für die zirkulierenden 7-exprimierenden CD4-Lymphozyten konnte in den Wochen 8 bzw. 12 ein Anstieg und für freies MAdCAM eine anhaltende Reduktion nachgewiesen werden. In die Studie TURANDOT4 (NCT01620255), die konzipiert wurde, um die optimale Dosis von PD für die Induktion einer Remission bei Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) zu identifizieren, wurden 357 Patienten mit einem Versagen von mindestens einer zugelassenen CU-Therapie eingeschlossen. Dosierung und Randomisierung erfolgten analog zur OPERA-Studie. Seite 35 I JATROS GASTROENTEROLOGIE KONGRESS TNF-Antikörper: Pharmakokinetik und Immunogenität Der enorme Vorteil der Spezifität von monoklonalen AK gegenüber dem ZielAntigen (AG) geht mit dem Risiko für die Entwicklung von „anti-drug antibodies“ (AB) einher: Diese binden anstelle des AG an die Substanz und können dadurch – insbesondere bei langfristiger Applikation – zu einer Neutralisierung der Wirksamkeit bis hin zum Verlust der Response führen. Darüber hinaus können inter- und intraindividuelle Unterschiede hinsichtlich Bioverfügbarkeit und Pharmakokinetik (PK) zum Problem der insuffizienten Wirksamkeit beitragen. Im Kontext mit dem hohen Kostenfaktor und den limitierten Optionen für einen Switch zu einem anderen Biologikum wirft dies die Frage nach der Identifikation von rationaleren Dosisregimes auf. Auch die Art der Verabreichung (i.v. oder s.c.) kann Effekte auf die PK ausüben: Die i.v. Applikation korreliert mit einer raschen Verteilung und einer geringen Variabilität in der Bioverfügbarkeit und ermöglicht die Infusion großer Volumina in mehrwöchigen Abständen. Demgegenüber können bei s.c. Applikation nur kleine Volumina injiziert werden, die Substanz muss hochkonzentriert sein und in kürzeren Abständen verabreicht werden, es bietet sich aber der Vorteil der Selbstapplikation. Eine häufig diskutierte Frage ist, inwieweit die Entwicklung von AB mit dem Applikationsintervall und -modus in PK bedingt sein könnte, und schlug zwecks Evaluierung der optimalen individuellen Dosis die regelmäßige Messung der Ctrough vor, um sowohl bei supra- als auch bei i.v. verabreichte Substanz suboptimalen Substanzs.c. verabreichte Substanz konzentrationen rechtoptimaler Bereich zeitig Dosisadaptierungen vornehmen zu können. In diesem Zusammenhang Spitzenspiegel Intermediärspiegel Talspiegel entwickelten Gills und Zeit Vande Casteele6 das Konzept des therapeutischen Abb. 1: Pharmakokinetisches Profil einer intravenös (i.v., rote Linie) bzw. subkutan (s.c., blaue Linie) verabreichten Anti-TNF-Substanz gemäß einem Fensters, bei dem eine theoretischen Erhaltungsdosis-Regime. Konzept eines therapeutischen Unterscheidung zwischen Fensters (optimaler Bereich: grau) mit Kennzeichnung der Spitzen- und der intermediären Konzentration bzw. Ctrough für die i.v. verabreichte Substanz i.v. und s.c. verabreichten Substanzen vorgenommen Zusammenhang steht. Hierzu liegen je- wird und die Grenzen für die optidoch bisher divergierende Ergebnisse male Wirksamkeit für jede Substanz vor. Auch die Vermutung, dass voll separat bestimmt werden müssen humane vs. chimärische oder murine (Abb. 1). Dieses Modell könnte zur AK mit einer geringeren Immunogeni- Optimierung der Anti-TNF-Therapie tät einhergehen, konnte bis dato nicht dienen, indem den Patienten indivibestätigt werden.6 duell eine maßgeschneiderte Therapie Jedoch konnte u.a. für Infliximab (IFX) basierend auf den engmaschig geprüfgezeigt werden, dass die Entwicklung ten Serumkonzentrationen anstelle des von AB mit einem erhöhten Risiko für Standardregimes offeriert wird. ■ Infusionsreaktionen und einer reduzierten Responsedauer assoziiert ist7 und Literatur: eine konkomitante Therapie mit Im- 1 Antoni L et al: Intestinal barrier in inflammatory bowel disease. World J Gastroenterol 2014; 20: 1165-1179 munmodulatoren das Risiko für das 8 2 Auftreten von AB reduziert. Schaubeck M et al: ECCO 2015; Abstract #OP001 Konzept des therapeutischen Fensters6 Konzentration Der primäre EP, eine Remission, definiert durch einen Mayo-Score 2 ohne Subscore >1, war unter den Dosierungen 22,5 und 75mg signifikant höher als in der Placebogruppe; das Gleiche trifft auf die mukosalen Heilungsraten zu. Die Substanz zeigte eine gute Verträglichkeit und ging mit keiner erhöhten Infektionsrate einher. Konzept des therapeutischen Fensters In einer Studie mit Adalimumab nach IFX-Versagen wurde bei jenen Patienten, die die Therapie abgebrochen hatten, eine direkte Assoziation mit niedrigen Serumkonzentrationen festgestellt. Dies traf v.a. auf jene Patienten zu, die AB entwickelt hatten.9 Prof. Dr. Ann Gills, Universität Leuven, Belgien, die am ECCO-Kongress über diese Thematik referierte, argumentierte, dass ein Anti-TNF-Versagen aufgrund von AB durch eine veränderte Placebo PF 22,5mg PF 75mg PF 225mg CDAI-70-Response in Woche 12 59% (9,0%) 62% (9,0%) 65% (9,0%) 58% (8,9%) Remission in Woche 12 23% (8,3%) 27% (9,1%) 28% (9,7%) 29% (9,3%) Remission in Woche 12 bei Patienten mit CRP-Werten >18mg/l 14% (7,6%) 37% (11%) 24% (9,2%) 39% (10,2%) Tab. 1: Ergebnisse zur Wirksamkeit des voll humanen Anti-MAdCAM-Antikörpers PF in Woche 123 JATROS I Seite 36 3 D’Haens G et al: ECCO 2015; Abstract #OP022 4 Vermeire S et al: ECCO 2015; Abstract #OP021 5 Fachinformation Vedolizumab, Stand: Juni 2014 6 Vande Casteele N, Gils A: Pharmakokinetics of anti-TNF monoclonal antibodies in inflammatory bowel disease: adding value to current practice. J Clin Pharmacol 2015; 55: S39-S50 7 Baert F et al: Influence of immunogenicity on the longterm efficacy of infliximab in Crohn’s disease. N Engl J Med 2003; 348: 601-608 8 Colombel JF et al: Infliximab, azathioprine, or combination therapy for Crohn’s disease. N Engl J Med 2010; 362: 1383-1395 9 Karmiris K et al: Influence of trough serum levels und immunogenicity on long-term outcome of adalimumab therapy in Crohn’s disease. Gastroenterology 2009; 137: 1628-1640 Bericht: Mag. Dr. Anita Schreiberhuber Quelle: ECCO-Kongress 2015, 18.–21. Februar, Barcelona ■02 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 GASTROENTEROLOGIE KONGRESS Darm-selektiver Wirkansatz bei CED Mit dem humanisierten IgG1-Antikörper Vedolizumab (Entyvio®) ist erstmals ein Medikament verfügbar, das eigens zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen entwickelt wurde. Der komplett neue Wirkmechanismus zeigt sich nicht nur als effektive Option bei vorangegangenem Scheitern einer Anti-TNF-Behandlung, sondern auch als mögliche Biologika-First-Line-Therapie. In den vergangenen beiden Jahrzehnten haben sich mit der Einführung von TNF--Inhibitoren die Strategien zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) komplett verändert. Doch nicht alle Patienten profitieren von diesen Medikamenten. So sprechen manche von Beginn an nicht auf eine Anti-TNF-Behandlung an, bei anderen lässt deren Wirkung mit der Zeit nach, gab Prof. Dr. Michael Kamm von der Universität Melbourne bei der Jahrestagung der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO), 18.–21. Februar 2015 in Barcelona, zu bedenken. Daraus können unkontrollierte Inflammation und weitere Komplikationen resultieren.1 Mit dem humanisierten IgG1Antikörper Vedolizumab (Entyvio®) ist nun erstmals ein Medikament verfügbar, das eigens zur Behandlung von CED entwickelt wurde.2, 3 Namhafte Spezialisten stellten anhand aktueller Fälle die Anwendungsmöglichkeiten dieser hochselektiven Substanz im Rahmen der ECCO-Jahrestagung vor. Konventionelle Therapie unzureichend So berichtete Prof. Dr. Jean-Frederic Colombel aus New York von einem 45-jährigen Mann mit Bluthochdruck, der über häufige und anfallsartige Durchfälle und Rektalblutungen geklagt hatte. Die Koloskopie offenbarte eine kontinuierliche Entzündung vom Rektum bis zur linken Flexur. Zwar konnte eine Behandlung mit 5-Aminosalicylsäure (oral und rektal) die Stuhlfrequenz etwas herabsetzen, aber erst die zusätzliche Therapie mit Prednison (40mg) und Budenosid brachte eine spürbare Verbesserung. Allerdings war Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 es auch ein Jahr nach Beginn dieser Kombinationsbehandlung nicht möglich, die Kortikosteroidbehandlung auf unter 10mg täglich zu reduzieren oder gar komplett auf sie zu verzichten. Mehr noch: Neben vier bis fünf dringenden Stuhlgängen am Morgen machten dem Patienten die regelmäßig auftretenden Blutungen Sorgen. „Wie man an diesem Fall gut sehen kann, ist eine konventionelle Therapie bei moderater bis schwerer Colitis ulcerosa (CU) nicht immer komplett erfolgreich“, gab Prof. Colombel zu bedenken. Daraufhin wurde eine Therapie mit Vedolizumab (300mg in Woche 0, 2 und 6; danach alle 8 Wochen) eingeleitet (in Kombination mit Azatioprin, 2mg/kg/Tag). Tatsächlich befand sich der Patient nach 12 Wochen in Remission (Mayo Endoscopic Score: 1), was zeige, „dass dieses darmselektive Immunsuppressivum für biologikanaive CU-Patienten eine effektive First-LineSubstanz ist“, so Colombel. Details zu Vedolizumab Der humanisierte IgG1-Antikörper Vedolizumab (Entyvio®) bindet hochselektiv an das zelluläre Adhäsionsmolekül 47-Integrin auf der Oberfläche von aktivierten Lymphozyten. Dadurch wird verhindert, dass Lymphozyten sich an bestimmte MAdCAM-Rezeptoren auf Darmendothelzellen binden und vom Blut ins Gewebe des Magen-Darm-Trakts einwandern. Die Abwehrzellen werden also selektiv am Übertritt in das Magen-Darm-Gewebe gehindert, ihnen wird „der Weg versperrt“. Durch diese selektive immunsupprimierende Wirkung werden von Vedolizumab weitere chronische Entzündungsprozesse im Darmtrakt gestoppt. Gute Wirkung, wenig Nebenwirkungen Voraussetzung für die im vergangenen Sommer erteilte Zulassung von Vedolizumab war das klinische GEMINI-Studienprogramm zur Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffs bei CED. So habe die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte GEMINI-1-Studie mit 895 Colitis-ulcerosa-Patienten deutlich gemacht, dass Vedolizumab sowohl bei TNF--naiven Patienten als auch bei Teilnehmern, deren TNF-Behandlung zuvor gescheitert war, signifikant wirksam sei, sagte Colombel. Sechs Wochen nach Beginn der Vedolizumab-Behandlung zeigten 47,1% der CU-Patienten eine klinische Response (Placebo 25,5%), 16,9% befanden sich in Remission (Placebo 5,4%) und 40,9% wiesen eine Mukosaheilung auf (Placebo 24,8%, alle p0,001). Nach 52 Wochen mit dieser Therapie zeigten im achtwöchigen Behandlungsintervall 41,8% eine klinische Remission und 51,6% eine Mukosaheilung (Placebo 15,9% bzw. 19,8%) (Abb. 1). Bemerkenswert sei dabei das Sicherheitsprofil von Vedolizumab. So war das Auftreten von Nebenwirkungen in der Verumund Placebogruppe vergleichbar, sagte Colombel. „Weil Vedolizumab an das Molekül 47-Integrin auf der Oberfläche von Lymphozyten des Darmbereichs bindet, kommt es zu speziellen immunsuppressiven Effekten im Darm, ohne dass bisher andere systemische Effekte identifiziert werden konnten.“ Morbus Crohn: Frühe Behandlung Ist diese spezifische Substanz auch bei Morbus Crohn (MC) wirksam? Eine Seite 37 I JATROS GASTROENTEROLOGIE KONGRESS 100% 80% Patienten (%) 70% ■ Vedolizumab, alle 8 Wochen (n=126) (n=125) p<0,001 p<0,001 p<0,001 51,6 41,8 p<0,001 p<0,001 60% 50% ■ Vedolizumab, alle 4 Wochen (n=122) p<0,01 p<0,008 56,0 44,8 45,2 40% 31,4 30% 20% p<0,001 20,5 19,8 15,9 13,9 24,0 8,7 10% 0% Klinische Remission Mukosale Heilung Glukokortikoidfreie Remission Quelle: adaptiert nach Feagan BG et al, NEJM 20132 Anhaltende klinische Remission 100% 90% ■ Placebo ■ Vedolizumab, alle 8 Wochen (n=153) ■ Vedolizumab, alle 4 Wochen (n=154) (n=154) 80% p<0,004 p<0,005 p<0,04 Patienten (%) 70% 60% p<0,001 50% 39,0 40% 30% p<0,01 p<0,02 Literatur: 43,5 45,5 36,4 31,7 30,1 28,8 21,4 21,6 15,9 20% 14,4 16,2 10% 0% Klinische Remission CDAI-100 Response Glukokortikoidfreie Remission Quelle: adaptiert nach Sandborn WJ et al, NEJM 20133 Abb. 2: Studienergebnisse in der Erhaltungstherapie bei MC-Patienten (52 Wochen) JATROS I Seite 38 © UNIVERSIMED ® Abb. 1: Studienergebnisse in der Erhaltungstherapie bei CU-Patienten (52 Wochen) Tatsächlich wurden in die GEMINI2-Studie über 1.000 Patienten mit mittelschwerem bis schwerem MC und unterschiedlichen Vorbehandlungen eingeschlossen. Allen gemeinsam war, dass die vorhergehende konventionelle Therapie (Glukokortikoide, Immunsuppressiva wie Azathioprin, Mercaptopurin oder Methotrexat) oder Anti-TNFBehandlung entweder ohne Wirkung geblieben war oder nicht akzeptable Nebenwirkungen aufgetreten waren. Innerhalb von sechs Wochen erreichte jeder siebente MC-Patient unter Vedolizumab einen deutlichen Symptomrückgang. Nach 52 Wochen hatte sich der Anteil der Patienten in Remission signifikant auf 39% gesteigert, knapp doppelt so viele wie in der Placebogruppe (21,6%, p<0,001) (Abb. 2).3 Patienten, die zuvor vergeblich mit TNFInhibitoren behandelt worden waren, befanden sich unter Vedolizumab nach zehn Wochen zu 26,6% in Remission (Placebo: 12,1%).5 Die Therapie wurde allgemein gut vertragen, wobei es zu einem etwas häufigeren Auftreten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse unter Verum als unter Placebo kam (24,4% vs. 15,3%). Das Fazit von Prof. von Assche: „Vedolizumab stellt eine wichtige Bereicherung in der Therapie des Morbus Crohn dar.“ ■ Anhaltende klinische Remission 1 Panaccione R et al: Aliment Pharmacol Ther 2008; 28: 674-88 2 Feagan BG et al: N Engl J Med 2013; 369: 699-710 3 Sandborn WJ et al: N Engl J Med 2013; 369: 711-21 4 D’Haens GR: Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2010; 7: 86-92 5 Sands BE et al: Gastroenterology 2014; 147: 618-27 Bericht: Dr. Klaus Duffner Quelle: Takeda Satellite Symposia: IBD Treatment at the Crossroads. ECCO, 19. Februar 2015, Barcelona ●02 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 ENTPR03151 ■ Placebo Hoffnung auch nach gescheiterter Anti-TNF-Behandlung Entgeltliche Einschaltung 90% lungsoptionen.“ Vedolizumab mit seinem neuen selektiven Wirkmechanismus habe das Potenzial, anti-TNF-bedingte Resistenzen zu umgehen. Die Substanz habe in den Zulassungsstudien sowohl biologikanaive als auch -vorbehandelte Patienten in eine lang anhaltende Remission gebracht. Fachkurzinformation siehe Seite 50 entwickelte sie nach zwei Jahren trockene Haut und juckende Ekzeme auf ihrer Kopfhaut. Zudem klagte die junge Frau über (starken) Haarverlust, der sich auch durch eine Intervallverlängerung der Biologikabehandlung nicht besserte. Man entschied sich daher, die Anti-TNF-Behandlung abzubrechen und eine Vedolizumab-Therapie zu beginnen. Tatsächlich würden nicht wenige MC-Patienten, die eine Behandlung mit einem ersten TNF-Inhibitor nicht vertrügen oder deren erste Anti-TNF-Behandlung gescheitert war, auch auf einen zweiten TNF-Hemmer schlechter reagieren, so Prof. von Assche: „Deshalb existiert ein klar definiertes Bedürfnis nach neuen Behand© UNIVERSIMED ® 18-jährige Frau stellte sich mit abdominalen Krämpfen, nichtblutiger Diarrhö und Gewichtsverlust vor. Eine Ileokoloskopie offenbarte tiefe Ulzerationen und inflammatorische Stenosen im terminalen Ileum und im Dickdarm. Da die junge Frau eine schlechte Verlaufsprognose hatte, entschied man sich für eine baldige Anti-TNF-Therapie, erklärte Prof. Dr. Gert von Assche von der Universität Leuven in Belgien. Gerade solche Risikopatienten würden bei einer raschen Therapie mit Biologika ein langfristig besseres Outcome zeigen.4 Die Patientin sprach gut auf die Medikamente an und befand sich acht Wochen nach Behandlungsbeginn in Remission. Allerdings GASTROENTEROLOGIE REFERAT Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Mikroskopische Kolitis – sehen wir nur die Spitze des Eisbergs? Die mikroskopische Kolitis wurde lange Zeit als seltene Erkrankung betrachtet. Neue epidemiologische Studien aus Europa und Nordamerika zeigen jedoch, dass die Inzidenzraten der mikroskopischen Kolitis in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen und mit denen der klassischen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vergleichbar sind.1 Wie häufig ist die mikroskopische Kolitis? ca. 16% aller Ursachen für die chronische nicht blutige Diarrhö aus.4 Einer populationsbasierten Studie aus Kanada zufolge stieg die Inzidenz der mikroskopischen Kolitis von 16,9/100.000 im Jahre 2004 auf 26,2/100.000 im Jahre 2008.2 Im Vergleich waren die Inzidenzraten für Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) in derselben Population mit 16,5/100.000 und 11/100.000 sogar niedriger. Eine Analyse des nationalen dänischen Pathologieregisters im Zeitraum 2002 bis 2011 ergab auf der Grundlage von 7.777 Fällen mit mikroskopischer Kolitis eine deutlich steigende Inzidenz (2011: 24,7/100.000).3 Einer aktuellen italienischen Studie zufolge macht die mikroskopische Kolitis Ist die mikroskopische Kolitis eine CED? Die mikroskopische Kolitis wird heute als eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) angesehen, die nur histologisch diagnostiziert werden kann. Folgerichtig wurde die Erkrankung auch in die ECCO-Guidelines zur Histopathologie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen aufgenommen.5 Der endoskopische Befund ist typischerweise unauffällig. Histologisch werden die kollagene Kolitis, die lymphozytäre Kolitis und die inkomplette mikroskopische Kolitis unterschieden (Abb. 1).6 Allen gemeinsam ist eine lymphoplasmazelluläre Infiltration der KeyPoints • Mikroskopische Kolitis ist ähnlich häufig wie andere CED; Risikofaktoren: weibliches Geschlecht, höheres Patientenalter und Rauchen • Leitsymptom: chronische, nicht blutige Diarrhö; häufige Begleitsymptome: Bauchschmerzen, nächtliche Diarrhö und imperativer Stuhldrang • Diagnose nur histologisch anhand von Stufenbiopsien aus dem gesamten Kolon möglich; histologisch wird zwischen kollagener Kolitis, lymphozytärer Kolitis und inkompletter mikroskopischer Kolitis unterschieden • Therapie der ersten Wahl ist orales Budesonid – bislang das einzige Medikament, für das hohe Effektivität in der Remissionsinduktion und in der Remissionserhaltung belegt ist Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 S. Miehlke, Hamburg Lamina propria des Kolons. Histologisches Kennzeichen der kollagenen Kolitis ist ein verbreitertes subepitheliales Kollagenband >10µm. Eine lymphozytäre Kolitis liegt vor, wenn die Zahl der intraepithelialen Lymphozyten >20/100 Epithelzellen beträgt. Werden diese arbiträren Grenzwerte nicht erreicht, spricht man von einer inkompletten mikroskopischen Kolits.7 Da die histologischen Veränderungen im proximalen Kolon meist ausgeprägter sind, wird zur sicheren Diagnosestellung eine komplette Koloskopie mit Stufenbiopsien empfohlen.6 Risikofaktoren und „burden of disease“ Die Ätiologie der mikroskopischen Kolitis ist nicht vollständig geklärt. Gesicherte Risikofaktoren sind das weibliche Geschlecht (Verhältnis 4:1) und das höhere Patientenalter (mittleres Alter bei Diagnosestellung 50 bis 60 Jahre).1 In 3 Fallkontrollstudien wurde übereinstimmend gezeigt, dass Rauchen das Risiko für die mikroskopische Kolitis deutlich erhöht. Zudem scheinen Raucher 13 bis 14 Jahre früher als Nichtraucher zu erkranken.8–10 Mehrere Fallkontrollstudien haben zudem eine Assoziation der mikroskopischen Kolitis mit der Einnahme bestimmter Medikamente gezeigt.1, 11 Hierzu zählen insbesondere NSAR, Lansoprazol und SSRI. Eine Seite 39 I JATROS GASTROENTEROLOGIE Die Therapie der mikroskopischen Kolitis sollte den Schweregrad der Symptome, die Lebensqualität und den Leidensdruck des Patienten sowie die Verfügbarkeit von Ergebnissen kontrollierter klinischer Studien berücksichtigen.13 Orales Budesonid ist bislang das einzige Medikament, dessen Wirksamkeit durch randomisierte, placebokontrollierte Studien (RCT) belegt ist. Für die kollagene Kolitis liegen inzwischen 4 RCT vor,17, 18 die nach 6- bis 8-wöchiger Therapie mit Budesonid 9mg täglich Remissionsraten von 80% und mehr zeigen (Abb. 2). Für die lymphozytäre Kolitis existieren JATROS I Seite 40 Diagnose Kollagene Kolitis, n=270 Lymphozytäre Kolitis, n=168 Inkomplette MC n=101 Alter (Jahre) 65 63 62 Weibliches Geschlecht (%) 74 64 82 Monate bis zur Diagnose 6 4 5 Stühle/Tag (n) 7 6 5 Wässrige Diarrhö (%) 92 88 68 Nächtliche Diarrhö (%) 57 39 31 Abdominelle Schmerzen (%) 48 52 56 Gewichtsverlust (%) 59 48 59 Imperativer Stuhldrang (%) 74 67 75 43 34 22 Inkontinenz (%) Tab. 1: Symptomlast der mikroskopischen Klinische Remission (HjortswangKriterien) Kolitis12 ITT PP p<0,0006 100 p<0,0012 p<0,0033 p<0,0001 80 84,6 80,0 © UNIVERSIMED ® Wie können wir therapieren? Abb. 1: Histologisches Spektrum der mikroskopischen Kolitis Proportion der Patienten (%) echte Kausalität konnte allerdings nur in einzelnen Fällen belegt werden. Das Leitsymptom der mikroskopischen Kolitis ist die chronische, meist wässrige, nicht blutige Diarrhö. Darüber hinaus leiden die Patienten häufig an Bauchschmerzen, nächtlicher Diarrhö, imperativem Stuhldrang und Inkontinenz (Tab. 1).12, 13 Klinisch besteht eine erhebliche Symptomüberlappung mit dem Reizdarmsyndrom.14 Die klinische Manifestation der mikroskopischen Kolitis unterscheidet sich nicht wesentlich hinsichtlich der 3 histologischen Subtypen. Laborchemische und mikrobiologische Untersuchungen sind in der Regel unauffällig. Das fäkale Calprotectin ist häufig erhöht, aber nicht ausreichend sensitiv.15 Der Verlauf der Erkrankung ist in der Regel chronisch rezidivierend, Spontanremissionen sind jedoch möglich. Die mikroskopische Kolitis führt nicht zu strukturellen Veränderungen der Darmwand und ist nach derzeitigem Wissensstand nicht mit einem erhöhten Risiko für Kolonadenome oder kolorektale Karzinome assoziiert.1 Schwere Dehydratationen sind selten. Bei Patienten mit mikroskopischer Kolitis werden gehäuft Autoimmunerkrankungen gefunden, z.B. rheumatische Erkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Zöliakie oder Diabetes mellitus.13 Die Symptomlast der mikroskopischen Kolitis führt bei den betroffenen Patienten zu einer signifikanten Reduktion der Lebensqualität, vergleichbar mit der Colitis ulcerosa.16 REFERAT 60 44,4 42,4 37,8 40 32,0 20 0 Budesonid Mesalazin Placebo Budesonid Mesalazin Placebo ITT: intent to treat; PP: per protocol Abb. 2: Klinische Remissionsraten mit Budesonid 9mg/d versus Mesalazin 3g/d18 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 GASTROENTEROLOGIE REFERAT 9 Aktive mikroskopische Kolitis 10 Fernández-Bañares F et al: Impact of current smoking on the clinical course of microscopic colitis. Inflamm Bowel Dis 2013; 19(7): 1470-6 11 Bonderup OK et al: Drug exposure and risk of microscopic colitis: a nationwide Danish case-control study with 5751 cases. Inflamm Bowel Dis 2014; 20: 1702-7 12 Bjørnbak C et al: Microscopic colitis: clinical findings, topography and persistence of histopathological subgroups. Aliment Pharmacol Ther 2011; 34: 1225-1234 13 Madisch A et al: Microscopic colitis: clinical presentation, treatment and outcome of 494 patients. Z Gastroenterol 2014; 52: 1062-1065 14 Abboud R et al: Symptomatic overlap between microscopic colitis and irritable bowel syndrome: a prospective study. Inflamm Bowel Dis 2013; 19: 550-3 15 Wildt S et al: Metabolic and inflammatory faecal markers in collagenous colitis. Eur J Gastroenterol Hepatol 2007; 19: 567-74 16 Hjortswang H et al: Health related quality of life is impaired in active collagenous colitis. Dig Liv Dis 2011; 43: 102-109 17 Chande N et al: Interventions for treating collagenous colitis. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2008, Issue 2. Art. No.: CD003575. DOI: 10.1002/ 14651858.CD003575 18 Miehlke S et al: Budesonide is more effective than mesalamine or placebo in short-term treatment of collagenous colitis. Gastroenterology 2014; 146: 12221230 19 Miehlke S et al: Budesonide is effective in treating lymphocytic colitis: a randomized double-blind placebo-controlled study. Gastroenterology 2009; 136: 2092-100 20 Pardi DS et al: A randomized double-blind, placebo controlled trial of budesonide for the treatment of active lymphocytic colitis. Gastroenterol 2009; 136 (Suppl 1): T 1193 21 Miehlke S et al: Risk factors for symptom relapse in collagenous colitis after withdrawal of short-term budesonide therapy. Inflamm Bowel Dis 2013; 19: 2763-7 22 Wigh T et al: Epidemiology of microscopic colitis: a 10year nationwide Danish cohort study. J Crohn’s Colitis 2013; 7(Suppl 1): S268 Miehlke S et al: Oral budesonide for maintenance treatment of collagenous colitis: a randomized, doubleblind, placebo-controlled trial. Gastroenterology 2008; 135: 1510-6 23 Tontini GE et al: Microscopic colitis and colorectal neoplastic lesion rate in chronic nonbloody diarrhea: a prospective, multicenter study. Inflamm Bowel Dis 2014; 20: 882-91 Bonderup OK et al: Long-term budesonide treatment of collagenous colitis - a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Gut 2009; 58: 68-72 24 Münch A et al; on behalf of the BUC-63 investigators: Low-dose budesonide for maintenance of clinical remission in collagenous colitis: a randomised, placebo-controlled, 12-month trial. Gut 2014 Nov 25. pii: gutjnl-2014-308363. doi: 10.1136/gutjnl-2014308363. [Epub ahead of print] 25 Münch A et al: Current status, present and future challenges: statements of the European Microscopic Colitis Group. J Crohn’s Colitis 2012; 6(9): 932-45 Budesonid 9mg/d, 6–8 Wochen Loperamid Yen EF et al: Current and past cigarette smoking significantly increase risk for microscopic colitis. Inflamm Bowel Dis 2012; 18: 1835-41 Colestyramin Bismuth Nichtansprechen/Unverträglichkeit Budesonid 9mg/d, gefolgt von Budesonid niedrig dosiert (3–6mg/d) evidenzbasiert + Kalzium/Vitamin D empirisch Ileostomie Relaps Nichtansprechen Azathioprin, 6-MP Infliximab, Adalimumab Nichtansprechen/ Unverträglichkeit Abb. 3: Therapiealgorithmus der mikroskopischen Kolitis25 bislang 2 kleine RCT,19, 20 die ähnlich hohe Remissionsraten zeigen. In prospektiven Studien zeigen 60–80% der Patienten einen rezidivierenden Verlauf, wobei sich eine lange Diarrhödauer (>1 Jahr) und eine hohe Stuhlfrequenz (>5/Tag) vor Beginn der Remissionsinduktionstherapie als signifikante Risikofaktoren für ein klinisches Rezidiv erwiesen haben.21 In 2 RCT konnte übereinstimmend gezeigt werden, dass mit einer täglichen Gabe von 6mg Budesonid über 6 Monate eine klinische Remission in 75% der Fälle erhalten werden kann.22, 23 In einer aktuellen europäischen Multicenterstudie ließ sich mit einer niedrig dosierten Therapie mit Budesonid (4,5mg/Tag) über 1 Jahr bei 61% der Patienten mit kollagener Kolitis eine Remission aufrechterhalten.24 Abgesehen von Budesonid gibt es derzeit kein Medikament, dessen Wirksamkeit nach evidenzbasierten Kriterien belegt worden ist. In einer europäischen RCT war orales Mesalazin in einer Dosierung von 3g täglich in der Behandlung der kollagenen Kolitis nicht wirksamer als Placebo.20 Antidiarrhoika wie Loperamid sind ebenfalls nicht durch RCT geprüft, sind aber erfahrungsgemäß bei milder Symptomatik als alleinige Maßnahme oder bei schwerer Symptomatik als additive Therapie hilfreich. Auch Colestyramin kann empirisch eingesetzt werden, da die mikroskopische Kolitis häufig mit einem Gallensäureverlust assoziiert ist. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Die Datenlage zu Immunsuppressiva (Azathioprin/6-MP) und Biologika ist bislang sehr begrenzt und zudem kontrovers, sodass ein genereller Einsatz nicht empfohlen werden kann. Basierend auf der bislang verfügbaren Literatur hat die European Microscopic Colitis Group (EMCG) einen Therapiealgorithmus formuliert, der als Hilfestellung für das praktische Management der mikroskopischen Kolitis dienen kann (Abb. 3).25 ■ Literatur: 1 Tong J et al: Incidence, prevalence, and temporal trends of microscopic colitis: a systematic review and metaanalysis. Am J Gastroenterol 2015; 110(2): 265-276. doi: 10.1038/ajg.2014.431. Epub 2015 Jan 27 2 Stewart M et al: The association of coeliac disease and microscopic colitis: a large population-based study. Aliment Pharmacol Ther 2011; 33: 1340-1349 4 5 Magro F et al; European Society of Pathology (ESP): European Crohn‘s and Colitis Organisation (ECCO) European consensus on the histopathology of inflammatory bowel disease. J Crohns Colitis 2013; 7: 827-51 6 Miehlke S et al: Microscopic colitis – new insights relevant to clinical practice. Z Gastroenterol 2013; 51: 1389-94 7 Langner C et al: Histology of microscopic colitis-review with a practical approach for pathologists. Histopathology 2014; doi: 10.1111/his.12592. [Epub ahead of print] 8 Vigren L et al: Is smoking a risk factor for collagenous colitis? Scand J Gastroenterol 2011; 46: 1334-9 Autor: Prof. Dr. Stephan Miehlke Magen-Darm-Zentrum, Facharztzentrum Eppendorf E-Mail: [email protected] ■02 Seite 41 I JATROS GASTROENTEROLOGIE REFERAT Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Behandlung des Reizdarmsyndroms: Fortschritte in Sicht? Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine der häufigsten gastrointestinalen Erkrankungen.1 Je nach Vorherrschen der Stuhlgewohnheiten eines Patienten kann das RDS in vier Subtypen unterteilt werden:2 in einen Typ mit vorwiegend Obstipation (RDS-O), einen mit vorwiegend Diarrhö (RDS-D), einen gemischten Typ mit alternierend Obstipation und Diarrhö und einen unspezifischen Typ. Der folgende Artikel soll einen Überblick über Diagnose, Pathophysiologie und Therapie des RDS geben. Die Diagnose RDS kann klinisch mit großer Sicherheit basierend auf den sogenannten Rom-III-Kriterien gestellt werden.3 Die Diagnose RDS sollte keine Ausschlussdiagnose sein, sondern auf der typischen Symptomkonstellation nach einer Basisdiagnostik und einer individuellen, problemorientierten weiteren Diagnostik beruhen.2 Die Genese des RDS ist multifaktoriell und letztlich sind die zugrunde liegenden pathophysiologischen Zusammenhänge noch nicht vollständig bekannt. Dementsprechend ist die Entwicklung von neuen, gezielt auf die jeweiligen pathogenetischen Mechanismen einwirkenden Medikamenten erschwert. Neue und vielversprechende Medikamente stehen aber zur Behandlung des obstipationsdominanten Reizdarmsyndroms zur Verfügung. Diätetische Maßnahmen und Hypnotherapie sind für viele Patienten wirkungsvolle nicht pharmakologische Therapieoptionen. Pathophysiologie Das Reizdarmsyndrom wird pathogenetisch durch eine Kombination oder komplexe Interaktion verschiedener Faktoren erklärt.1 Die wichtigsten Faktoren sind Motilitätsstörungen, eine Störung der gastrointestinalen Sensorik (viszerale Hypersensitivität) und psychosoziale Einflüsse. Verschiedene Motilitätsprobleme können beim Reizdarmsyndrom nachgewiesen werden, z.B. eine beschleunigte oder verzögerte KeyPoints • Eine FODMAP-reduzierte Diät kann bei RDS-Patienten zu einer deutlichen Beschwerdebesserung, v.a. zu einer Reduktion von Blähungen und Diarrhö, führen. • Eine wirkungsvolle Therapieoption, auch bei bisher therapierefraktärem RDS, stellt die Hypnotherapie (Einzel- oder Gruppenhypnotherapie) dar. • Linaclotid (Constella®) ist ein potentes Laxans für Patienten mit schwerem RDS-O; zudem zeigt die Substanz einen antinozizeptiven Effekt. • Das Antibiotikum Rifaximin ist mäßig effektiv bei RDS-Patienten ohne Obstipation; aufgrund der Gefahr der Resistenzentwicklung sollte es restriktiv eingesetzt werden. JATROS I Seite 42 M. Thumshirn, Basel intestinale Transitzeit, ein verstärkter gastrokolischer Reflex mit Diarrhö nach Mahlzeiten oder eine funktionelle Defäkationsstörung mit konsekutiver Obstipation. Die verstärkte Wahrnehmung viszeraler Reize kann durch eine Herabsetzung der Reizschwelle innerhalb der sensorischen Innervation des Magen-Darm-Trakts wie auch bei der Verarbeitung und Wahrnehmung sensibler viszeraler Reize im zentralen Nervensystem (Hinterhorn des Rückenmarks, ZNS) bedingt sein. Die Wahrnehmungsschwelle für viszerale Reize wird sowohl durch physischen als auch psychischen Stress beeinflusst. Viszerale sensible Nerven werden durch eine Vielzahl osmotischer, chemischer und mechanischer endoluminaler Stimuli aktiviert. Experimentelle und klinische Studien konnten mehrere dieser viszeralen Hypersensitivität zugrunde liegende Mechanismen oder Stimuli identifizieren. Diese umfassen eine abnorme mukosale Immunreaktion, ausgelöst durch eine Gastroenteritis (postinfektiöses Reizdarmsyndrom), verschiedene diätetische Komponenten (malabsorbierte Zucker wie Laktose und Fruktose), eine veränderte intestinale Bakterienflora (Dysbiose) sowie endoluminale Substanzen wie kurzkettige Fettsäuren und Gallensalze. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 1x täglich bei Reizdarmsyndrom mit Obstipation* 3-fach wirksam • bei abdominellen Schmerzen1, 2, 3 • bei Blähungen1, 2, 3 • bei Obstipation1, 2, 3 Erstattungsfähig Under license of * Das genaue Anwendungsgebiet von Constella® entnehmen Sie bitte der gültigen Fachinformation. 1. Rao S, Lembo AJ, Shiff SJ, et al. A 12-week, randomized, controlled trial with a 4-week randomized withdrawal period to evaluate the efficacy and safety of linaclotide in irritable bowel syndrome with constipation. Am J Gastroenterol 2012;107(11):1714 – 24 (vs. Placebo). 2. Chey WD, Lembo AJ, Lavins BJ, et al. Linaclotide for irritable bowel syndrome with constipation: a 26-week, randomized, double-blind, placebo-controlled trial to evaluate efficacy and safety. Am J Gastroenterol 2012;107(11):1702–12 (vs. Placebo). 3. Quigley EM, Tack J, Chey WD, et al. Randomised clinical trials: linaclotide phase 3 studies in IBS-C - a prespecified further analysis based on European Medicines Agency-specified endpoints. Aliment Pharmacol Ther 2013;37(1):49 – 61 (vs. Placebo). Blähungen und Obstipation waren in den klinischen Studien sekundäre Endpunkte. Constella® 290 Mikrogramm Hartkapseln. Rezept- und apothekenpflichtig. Zusammensetzung: Wirkstoff: Jede Kapsel enthält 290 Mikrogramm Linaclotid. Sonst. Bestandt.: Kapselinhalt: Mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Calciumchlorid-Dihydrat, Leucin. Kapselhülle: Titandioxid (E171), Gelatine, Eisen(III)oxid (E172), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172). Kapseltinte: Schellack, Propylenglycol, Konzentrierte Ammoniak Lösung, Kaliumhydroxid, Titandioxid (E171), Eisen(II,III)-oxid (E172). Wirkstoffgruppe: Andere Mittel gegen Obstipation. ATCCode: A06AX04. Anwendungsgebiete: Constella wird zur symptomatischen Behandlung des mittelschweren bis schweren Reizdarmsyndroms mit Obstipation (RDS-O) bei Erwachsenen angewendet. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Patienten mit bekannter oder vermuteter mechanischer gastrointestinaler Obstruktion. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information: März 2014 Almirall, S. A., Spanien; örtlicher Vertreter: Almirall GmbH • 1120 Wien, www.almirall.com GASTROENTEROLOGIE Therapie Grundsätzlich sind den Patienten ein verständliches pathophysiologisches Krankheitsmodell und ein Behandlungskonzept zu vermitteln. Individuelle Triggerfaktoren sollten gezielt eruiert und berücksichtigt werden. Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung und den vorwiegenden Symptomen sollte ein individueller Therapieplan erstellt werden. Basis der Behandlung eines Patienten mit RDS ist das Gespräch. Wichtig ist, den Patienten in eine Lage zu versetzen, seine Beschwerden besser zu ertragen („coping“), ihm die Ängste vor einer schweren Erkrankung (v.a. Krebsangst) zu nehmen und akute Beschwerdesteigerungen medikamentös zu lindern. Ernährung Viele Patienten beschreiben eine Zunahme ihrer Beschwerden nach Genuss bestimmter Nahrungsstoffe (Fett, rohes Gemüse, Früchte und Milchprodukte). Echte Nahrungsmittelallergien sind beim RDS aber sehr selten. FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole) beinhalten eine Vielzahl von Substanzen, die im Dünndarm nur schlecht absorbiert werden, sodass sie im distalen Verdauungstrakt osmotisch wirksam sind oder durch Bakterien unter Gasbildung fermentiert werden. Zu den FODMAPs gehören kurzkettige Kohlenhydratverbindungen wie Fruktose, Fruktane, Galaktose und Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit. Mit einer FODMAP-Diät können insbesondere Blähungen und Diarrhö verringert werden. Es findet sich eine zunehmende Evidenz für die Wirksamkeit einer FODMAP-reduzierten Diät bei Patienten mit RDS. In einer aktuellen, prospektiven, kontrollierten Cross-over-Studie4 bestätigte eine australische Forschergruppe die gute Wirksamkeit der Diät. Sie behandelte 30 RDS-Patienten und 8 gesunde Probanden als Kontrollgruppe über je 3 Wochen mit einer typischen australischen Diät oder einer FODMAParmen Diät. Anhand verschiedener Skalen wurden RDS-Symptome, Stuhlfrequenz und -gewicht ermittelt. Die RDS-Patienten gaben unter der FODMAP-reduzierten Diät signifikant weJATROS I Seite 44 REFERAT niger RDS-Symptome und eine festere Stuhlkonsistenz an. Hypnotherapie Eine spezielle RDS-Hypnotherapie in Einzelsitzungen erwies sich in mehreren Studien als wirksam. Die Forschungsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Gabriele Moser, Universitätsklinik Wien, konnte nun zeigen, dass eine Gruppenhypnotherapie zur Behandlung eines bisher therapierefraktären RDS ebenso effektiv ist. 100 Patienten wurden randomisiert über 12 Wochen entweder mit Medikamenten und Gesprächen oder spezieller Gruppenhypnotherapie plus Medikamenten und Gesprächen behandelt. Die Gruppenhypnotherapie bewirkte eine signifikante Reduktion der Reizdarmsymptome mit Verbesserung des physischen und psychischen Wohlbefindens wie auch eine Steigerung der Lebensqualität. Hervorzuheben ist der gute Langzeiteffekt; auch über 12 Monate nach Therapieabschluss berichteten die Patienten der Hypnotherapiegruppe über deutlich weniger Beschwerden als Patienten der Vergleichsgruppe.5 Medikamentöse Therapie des RDS-O Beim RDS-O können Ballaststoffe durch Zunahme des Stuhlvolumens und Anregung der Darmperistaltik die Stuhltransitzeit beschleunigen und die Stuhlkonsistenz verbessern. Der Einsatz von natürlichen (Kleie oder Leinsamen) oder künstlichen Ballaststoffen bzw. Quellmitteln (Psyllium, Ispaghula, Mucilaginosa, Pektine) kann jedoch insbesondere bei RDS mit vorwiegend Schmerzen oder Blähungen die Beschwerden verstärken. Im Vergleich zu Faserstoffen wie Kleie werden die künstlichen Ballaststoffe weniger fermentativ zersetzt und dank der geringeren Gasbildung von Patienten oft besser akzeptiert. Beim Obstipationstyp kann in hartnäckigen Fällen eine Kombination mit osmotisch wirkenden Abführmitteln (Lactulose, Polyethylenglycol) erforderlich werden. Eine neue Substanz zur Behandlung einer Obstipation ist der hochselektive 5-HT4-Agonist Prucaloprid (Resolor®).6 Für das RDS existieren aber keine Studiendaten zu diesem Medikament. Ebenfalls ein neueres Medikament zur Behandlung der schweren chronischen Obstipation ist der Chloridkanalaktivator Lubiproston (Amitiza®). Bisher ist Lubiproston nur in den USA zur Behandlung des RDS-O7 zugelassen. Eine neue Therapieoption bei Patienten mit obstipationsdominantem Reizdarmsyndrom ist der GuanylatzyklaseC-Rezeptoragonist Linaclotid (Constella®). Studien zeigten eine deutliche Verringerung abdomineller Schmerzen und der Obstipation. Linaclotid (Constella®) ist ein vielversprechendes und zurzeit das einzige in der EU zugelassene Medikament zur Therapie des mittelschweren bis schweren RDS-O. Linaclotid (Constella®) bewirkt durch direkte Aktivierung der im Darmepithel vorkommenden Guanylatzyklase C eine lokale Erhöhung der cGMPKonzentration, die wiederum über eine Aktivierung des CFTR(„cystic fibrosis transmembrane conductance regulator“)Chloridionenkanals zur Sekretion von Chlorid, Bikarbonat und Wasser in das Darmlumen führt. Darüber hinaus werden der Substanz schmerzlindernde Eigenschaften zugeschrieben, die aus einer Beeinflussung der viszeralen Hypersensitivität resultieren, welche wiederum beim RDS eine wesentliche pathogenetische Rolle spielt. In den placebokontrollierten Zulassungsstudien mit 1.600 Patienten8, 9 kam es unter Therapie mit 290µg Linaclotid tgl. zu einer signifikanten Steigerung der Stuhlfrequenz im Vergleich zur Placebogruppe. Ebenso berichtete ein Drittel der Patienten über einen Rückgang von Blähungen und Abdomenschmerzen. Aufgrund der geringen oralen Bioverfügbarkeit ist die Wirkung der Substanz fast ausschließlich auf den Darm beschränkt und deshalb ohne signifikante Nebenwirkungen, abgesehen von Diarrhö. Medikamentöse Therapie des RDS-D Für das Antibiotikum Rifaximin wurde ein moderater Effekt bei der Behandlung von RDS mit Blähungen und Diarrhö nachgewiesen. In zwei placebokontrollierten Studien mit gleichem Design bei insgesamt 1.260 RDS-Patienten ohne Obstipation wurden mit einer 2-wöchigen Therapie mit RifaInfektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 REFERAT ximin eine deutliche Beschwerdeabnahme im Vergleich zu Placebo erzielt.10 Der Effekt hielt in der Behandlungsgruppe bis zu 10 Wochen nach Therapieende an. Ein Nachweis einer bakteriellen Fehlbesiedelung ist keine Voraussetzung für die Wirksamkeit. Wegen des Fehlens von Langzeitstudien und der Gefahr der Resistenzentwicklung sollten nicht resorbierbare Antibiotika prinzipiell zurückhaltend angewendet werden. Nun kann ich mich wieder voll und ganz meiner Familie widmen.* Dadurch werden wichtige Momente nicht mehr zunichte gemacht.2,3,* Bei diarrhödominantem RDS erwies sich der 5-Hydroxytryptamin-3(5-HT3)-Rezeptorantagonist Alosetron als effektiv. Wegen schwerwiegender Nebenwirkungen, u.a. ischämischer Kolitis, ist die Substanz nicht mehr zugelassen. Ein anderer, seit vielen Jahren ohne wesentliche Nebenwirkungen als Antiemetikum eingesetzter 5-HT3-Rezeptorantagonist ist Ondansetron. In einer randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Cross-over-Studie wurde Ondansetron (4mg täglich über 5 Wochen) an 120 Patienten mit RDSD untersucht.11 Ondansetron bewirkte eine signifikante Abnahme von Blähungen, Stuhldranggefühl und Stuhlfrequenz. Unter Behandlung mit Ondansetron berichteten 65% der Patienten über eine adäquate Besserung ihrer Symptome, dagegen nur 14% der Patienten unter ■ der Placebobehandlung. Ich muss nicht mehr ständig auf die Toilette verschwinden.1 1 Camilleri M: Peripheral mechanisms in irritable bowel syndrome. N Engl J Med 2012; 367(17): 1626-35 2 Layer P et al: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom. Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Z Gastroenterol 2011; 49: 237-93 3 Longstreth GF et al: Functional bowel disorders. Gastroenterology 2006; 130: 1480-91 4 Halmos EP et al: A diet low in FODMAPs reduces symptoms of irritable bowel syndrome. Gastroenterology 2014; 146: 67-75 5 Moser G et al: Long-term success of GUT-directed group hypnosis for patients with refractory irritable bowel syndrome. Am J Gastroenterol 2013; 108: 602-9 6 Camilleri M et al: A placebo-controlled trial of prucalopride for severe chronic constipation. N Engl J Med 2008; 358: 2344-54 7 Chey WD et al: Safety and patient outcomes with lubiprostone for up to 52 weeks in patients with irritable bowel syndrome with constipation. Aliment Pharmacol Ther 2012; 35: 587-99 8 Chey WD et al: Linaclotide for irritable bowel syndrome with constipation. Am J Gastroenterol 2012; 107: 1702-12 9 Rao S et al: A 12-week, randomized, controlled trial with a 4-week randomized withdrawal period to evaluate the efficacy and safety of linaclotide in irritable bowel syndrome with constipation. Am J Gastroenterol 2012; 107: 1714-24 10 Pimentel M et al: Rifaximin therapy for patients with irritable bowel syndrome without constipation. N Engl J Med 2011; 364: 22-32 11 Garsed K et al: A randomised trial of ondansetron for the treatment of irritable bowel syndrome with diarrhoea. Gut 2014; 63: 1617-25 Autorin: Priv.-Doz. Dr. Miriam Thumshirn Chefärztin Bauchzentrum Abteilung Gastroenterologie St. Claraspital Basel E-Mail: [email protected] ■02 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 ATHUG140664a-151214 Literatur: HUMIRA® – Ein vertrauter Weg bei Colitis Ulcerosa Referenzen: 1 Sandborn WJ et al. Inflamm Bowel Dis 2011; 17(S2):S4 2 Rubin DT et al. Dig Dis Sci 2010; 55:1044-52 3 Sandborn WJ et al. Gastroenterology 2011; 140(5): S-263. *Der Therapieerfolg kann individuell variieren. Fachkurzinformation auf Seite 50 XY. GASTROENTEROLOGIE KONGRESS Update Gastroenterologie-Stoffwechsel Highlights aus der gastrointestinalen Onkologie In den letzten Jahrzehnten konnte das Fünfjahresüberleben von Krebspatienten erfreulicherweise deutlich gesteigert werden. Derzeit überleben 66% aller Patienten mit onkologischen Diagnosen 5 Jahre oder länger. Das entspricht einer 25- bis 50%igen Steigerung über die letzten 20 Jahre. Neben einer gesünderen Lebensweise und verbesserten Vorsorgemöglichkeiten hat hier auch der generelle Zugang zu neuen Therapien einen wesentlichen Stellenwert. Wesentliche Highlights in der gastrointestinalen Onkologie sind neue Zytostatika, neue Therapiekonzepte, molekulare Typisierung sowie der Einsatz neuer Biologika. Neue Zytostatika Auch wenn in den letzten Jahren keine wesentlich neuen Zytostatika entwickelt wurden, ist ein Highlight des vergangenen Jahres die Einführung von Nab-Palitaxel in der Therapie des metastasierten Adenokarzinoms des Pankreas. Bei Nab-Paclitaxel handelt es sich um ein an Albumin-Nanopartikel gebundenes Paclitaxel, das in der Therapie des Mammakarzinoms schon seit 2008 zum Einsatz kommt. Durch die Albuminbindung ist eine Akkumulation von Paclitaxel in der Tumorzelle zu erreichen. In der MPACT-Studie, einer randomisierten Phase-III-Studie, wurde bei Patienten mit metastasiertem Adenokarzinom des Pankreas Gemcitabin gegenüber Gemcitabin und Nab-Paclitaxel untersucht. 842 Patienten wurden randomisiert. Durch die Zugabe von Nab-Paclitaxel konnte das mediane Gesamtüberleben von 6,7 auf 8,5 Monate gesteigert werden; das entspricht einer HR von 0,72 und ist statistisch hochsignifikant (p=0,000015). Auch das progressionsfreie Überleben und die Ansprechrate konnten erhöht werden. Dabei ist die Toxizität im Ver- KeyPoints • Magenkarzinom: Zweitlinientherapie etabliert; Ramucirumab plus/minus Paclitaxel als Option • mCRC: Patientenselektion durch Testung des pan-RAS-Wildtyps obligat; beste Erstlinientherapie derzeit nach wie vor nicht geklärt; Individualisierung der Therapie: Für einzelne Patienten kann Erhaltungstherapie probates Konzept darstellen • Pankreaskarzinom: Gemcitabin plus Nab-Paclitaxel neue Option für Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom • HCC: keine adjuvante Therapie etabliert JATROS I Seite 46 E. Wöll, Zams gleich zum Kontrollarm etwas erhöht, insbesondere was periphere Neutropenien, die Diarrhörate und Fatigue betrifft. Es ist dies die erste Studie, die eine Verbesserung des Gesamtüberlebens durch Zugabe eines Zytostatikums zu Gemcitabin zeigen konnte. Insgesamt hat diese praktikable Kombinationstherapie Eingang in das Therapiekonzept des metastasierten Pankreaskarzinoms gefunden. Neue Therapiekonzepte Grundsätzlich können fixe Therapiezeiten mit anschließender Therapiepause einer verlängerten Therapie oder Erhaltungstherapie gegenübergestellt werden. Vorteile eines Erhaltungstherapiekonzeptes wären eine mögliche Verlängerung der Zeit bis zur Progression und damit gegebenenfalls eine Verbesserung der Lebensqualität mit einer späteren Zweitlinientherapie sowie gegebenenfalls einem verlängerten Gesamtüberleben. Auch die Möglichkeit von zusätzlichen Therapielinien könnte ein Vorteil sein. Zu den möglichen Nachteilen zählt neben der Toxizität und den Kosten auch eine etwaige Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 GASTROENTEROLOGIE KONGRESS Resistenzentwicklung (Abb. 1). Bezüglich des metastasierten kolorektalen Karzinoms (mCRC) liegen mehrere randomisierte Studien vor, die eine Erhaltungstherapie mit einer Observation vergleichen. Beim ASCO-GI 2014 konnten die definitiven Ergebnisse der CAIRO-3-Studie präsentiert werden. Es wurden 558 Patienten mit mCRC randomisiert. Sie erhielten sechs Zyklen XELOX (Capecitabin und Oxaliplatin) plus Bevacizumab. Bei stabiler Erkrankung oder besserem Ansprechen wurden sie in einen Observationsarm oder einen Erhaltungstherapiearm mit Bevacizumab und Capecitabin randomisiert. Bei Progredienz wurde in beiden Armen wieder Bevacizumab und XELOX appliziert. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur weiteren Progression nach Reinduktionstherapie. Dabei konnte für die Erhaltungstherapie ein deutlicher Vorteil in diesem Endpunkt gezeigt werden (11,7 vs. 8,5 Monate). Im gesamten Überleben zeigte sich jedoch kein statistischer Vorteil. Die Lebensqualität blieb dabei erhalten. Als generelles Therapiekonzept kann die Erhaltungstherapie somit nicht angesehen werden. Für ausgewählte Patienten ist sie jedoch ein probates Konzept, um eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens und allenfalls die Option für zusätzliche Therapielinien bei reduzierter Toxizität zu ermöglichen. Auch die Therapie über den Progress hinaus ist eine neue Therapiestrategie, die im letzten Jahr im Rahmen der TML-Studie präsentiert wurde. Hier wurde Bevacizumab in Kombination mit einer Erstlinienchemotherapie (Oxaliplatin- oder Irinotecanbasiert) durchgeführt. Bei Progredienz wurde Bevacizumab beibehalten und es wurde auf das alternative Chemotherapieprotokoll gewechselt. Hier konnte neuerlich ein Ansprechen erreicht werden. Dies deutet gemeinsam mit den Daten für Regorafenib und Aflibercept darauf hin, dass auch bei Progression nach antiangiogenetischer Therapie ein weiteres antiangiogenetisches Therapiekonzept angeschlossen werden kann. Auch dadurch kann das Armamentarium der therapeutischen Optionen erweitert werden. Biological und molekulare Typisierung Beim mCRC stehen mit Cetuximab und Panitumumab zwei monoklonale Antikörper zur Verfügung, die den EGFR-Weg hemmen können. Bereits seit Langem ist klar, dass eine Mutation im Exon 2 des KRAS-Gens ein Ansprechen auf diese monoklonalen Antikörper vereitelt und Patienten, die im Exon-2-KRAS mutiert sind, daher diese Therapie nicht erhalten sollten. Post-hoc-Analysen haben PR: partial response; SD: stable disease; CR: complete remission; PD: progressive disease; OS: overall survival; TTP: time to progression Abb. 1 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 nun gezeigt, dass auch Mutationen in weiteren Exons des KRAS-Gens (Exon 3 und Exon 4) sowie Mutationen im NRAS-Gen als negativ-prädiktive Marker eingesetzt werden können. Aus der PRIME-Studie ergeben sich somit 17% weitere Patienten mit RASMutationen, was insgesamt bei 59% eines mCRC-Patientenkollektivs eine pan-RAS-Mutationssituation darstellt. Diese Patienten profitieren nicht von einer Anti-EGFR-Therapie, in einigen Studien ist diese sogar mit einem negativen Effekt behaftet. Ähnliche Ergebnisse wurden auch durch weitere Studien bestätigt, sodass die Testung auf einen all-RAS- (oder pan-RAS-) Wildtyp vor dem Einsatz einer AntiEGFR-Therapie als obligat angesehen werden muss. Lediglich Patienten mit all-RAS-Wildtyp profitieren bei mCRC von einer Anti-EGFR-Therapie mit Panitumumab oder Cetuximab. Auch für das Magenkarzinom konnte durch Analyse des Genoms eine neue molekulare Typisierung erfolgen. Es wird ein chromosomal instabiler Tumor von einem genomisch stabilen Tumor sowie einem Tumor mit Mikrosatelliteninstabilität und einem EBVassoziierten Tumor unterschieden. Inwieweit diese molekulare Typisierung Eingang in eine Therapieprädiktion findet, wird sich erst in Zukunft zeigen. Bereits nachgewiesen ist der Effekt einer Anti-VEGFR-Therapie beim Magenkarzinom. Dies ergaben zwei große randomisierte Studien mit dem gegen VEGFR gerichteten Antikörper Ramucirumab, deren Outcomes in den letzten Jahren vorgestellt wurden (Abb. 2). In der REGARD-Studie wurde in der Zweitlinientherapie beim Magenkarzinom Ramucirumab gegen die beste unterstützende Therapie untersucht. Auch wenn diese Daten unvollständig sind, zeigten sich hier eine statistisch signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens und des progressionsfreien Überlebens sowie tendenziell eine Verbesserung der Lebensqualität. Mit Spannung wurden die Ergebnisse der RAINBOW-Studie erwartet, die 2014 vorgestellt wurden. In dieser Studie wurde ebenfalls in der Zweitlinie beim metastasierten Magenkarzinom eine etablierte Zweitlinientherapie mit PacSeite 47 I JATROS GASTROENTEROLOGIE KONGRESS Therapie bereits Eingang in die Zweitlinientherapie des Magenkarzinoms gefunden hat. Negative Ergebnisse wurden in der adjuvanten Therapie des hepatozellulären Karzinoms (HCC) im Hinblick auf Biologika vorgestellt. Die lange erwarteten Ergebnisse der STORM-Studie, die Sorafenib 400mg in der adjuvanten Therapie bei operiertem oder radiofrequenzablatiertem HCC untersucht hat, fielen, bei deutlich erhöhter Toxizität, bezüglich der primären und sekundären Endpunkte leider negativ aus. Für das HCC ist daher derzeit keine adjuvante Therapie etabliert. ■ Literatur beim Verfasser Abb. 2 litaxel randomisiert um Ramucirumab erweitert. Dadurch konnte sich eine beeindruckende Verbesserung der Gesamtüberlebenszeit um 2 bis 3 Monate (HR: 0,807; p=0,0169) erreichen las- Autor: Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus St. Vinzenz Zams E-Mail: [email protected] ■0215 sen. Auch die sekundären Endpunkte des progressionsfreien Überlebens und der Ansprechrate wurden durch die Zugabe von Ramucirumab zu Paclitaxel deutlich verbessert, sodass diese Eine aktuelle Publikation von Colombel et al im „American Journal of Gastroenterology“ vom November 2014 berichtet über neue Langzeitdaten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Adalimumab bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa.1 Es werden Daten aus bis zu 4 Jahren für mit Adalimumab behandelte Patienten aus den Studien ULTRA 1 und 2 sowie der offenen Fortsetzungsstudie ULTRA 3 vorgestellt. Insgesamt wurden 600 von den 1.094 in die Studien ULTRA 1 und 2 aufgenommenen Patienten in die Behandlungsgruppen mit Adalimumab randomisiert und in die Intent-to-Treat(ITT-)Analysen der Studien einbezogen. Davon wendeten 199 Patienten nach 4 Jahren der Nachbeobachtung noch Adalimumab an. In Woche 208 lagen die Remission gemäß partiellem Mayo-Score bei 24,7%, die Remission gemäß IBDQ-Score bei 26,3%, die Mukosaheilung bei 27,7% (NRI) und das Absetzen der Kortikosteroide bei 59,2% („as observed“). Colombel et al zeigen die Aufrechterhaltung von Remission und Mukosaheilung unter langfristiger Adalimumab-Therapie über bis zu JATROS I Seite 48 4 Jahre. So zeigen die Autoren, dass die auf dem partiellen Mayo-Score basierende klinische Remission der Patienten (n=242), die bei Eintritt in ULTRA 3 bereits in Remission waren, auch bei etwa vier von fünf Patienten über drei Jahre aufrechterhalten werden konnte. Eine LOCF-Analyse zeigte Werte zwischen 86,4% (Woche 8) und 78,1% (Woche 144) zu allen Messzeitpunkten bis Woche 156. Die Mukosaheilung wurde nach den Studien ULTRA 1 oder 2 bis zum dritten Jahr der ULTRA-3-Studie von 59,9% der Patienten aufrechterhalten (NRI). Von den Patienten, die in der ULTRA-3-Studie nachbeobachtet wurden (588/1.094), wendeten insgesamt 360 Patienten 3 Jahre später noch Adalimumab an. Die Raten unerwünschter Ereignisse blieben über diesen Zeitraum stabil. Colombel et al leiten aus den ULTRA-3-Studienergebnissen folgende neue Erkenntnisse zur Langzeitbehandlung mit Humira® über 4 Jahre in der UC ab: - Erhaltung der Remission und der mukosalen Heilungsraten - geringe Kolektomie- und Hospitalisierungsraten - verbesserte Lebensqualität ■ Literatur: 1 Colombel JF et al: Am J Gastroenterol August 2014; doi:10.1038/ajg.2014.242 Weitere Informationen: AbbVie GmbH Dr. med. Nadja Walder Medical Manager Lemböckgasse 61, 3. OG, 1230 Wien Tel.: 01/205 89-359 E-Mail: [email protected] Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 Entgeltliche Einschaltung ULTRA-3-Ergebnisse ATHUG150059a-27012015 Erhaltungstherapie über 4 Jahre Fachkurzinformation siehe Seite 50 Neue Daten zu Humira® bei der mittelschweren bis schweren aktiven UC INFEKTIOLOGIE FACHKURZINFORMATIONEN Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 22 VIREAD® 245 mg Filmtabletten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung; Nukleosid- und Nukleotid-Reverse-Transkriptase-Hemmer, ATC Code: J05AF07. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 245 mg Tenofovirdisoproxil (als Fumarat). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Tablette enthält 164 mg Lactose (als Monohydrat). Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Croscarmellose-Natrium, Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (E572), Mikrokristalline Cellulose (E460), Stärke, vorverkleistert Tablettenfilm: Triacetin (E1518), Hypromellose (E464), Indigocarmin-Aluminiumsalz (E132), Lactose-Monohydrat, Titandioxid (E171). Anwendungsgebiete: • HIV 1 Infektion: Viread 245 mg Filmtabletten werden in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln zur Behandlung HIV 1 infizierter Erwachsener angewendet. Bei Erwachsenen basiert der Beleg des klinischen Nutzens von Viread zur Behandlung einer HIV 1 Infektion auf Ergebnissen einer Studie bei nicht vorbehandelten Patienten, einschließlich Patienten mit einer hohen Viruslast (> 100.000 Kopien/ml), und Studien bei antiretroviral vorbehandelten Patienten mit frühem virologischem Versagen (< 10.000 Kopien/ml, bei den meisten Patienten < 5.000 Kopien/ml). Viread wurde von den vorbehandelten Patienten dabei zusätzlich zu einer stabilen antiretroviralen Kombinationstherapie (hauptsächlich Dreifach-Kombination) eingenommen. Viread 245 mg Filmtabletten werden auch zur Behandlung HIV 1 infizierter Jugendlicher im Alter von 12 bis < 18 Jahren angewendet, bei denen der Einsatz von First-Line-Arzneimitteln aufgrund einer Resistenz gegenüber NRTI oder aufgrund von Unverträglichkeiten ausgeschlossen ist. Die Entscheidung für Viread zur Behandlung von antiretroviral vorbehandelten Patienten mit HIV 1 Infektion sollte auf viralen Resistenztests und/oder der Behandlungshistorie der einzelnen Patienten basieren. • Hepatitis B Infektion: Viread 245 mg Filmtabletten werden angewendet für die Behandlung chronischer Hepatitis B bei Erwachsenen mit: - kompensierter Lebererkrankung mit nachgewiesener aktiver viraler Replikation, dauerhaft erhöhten Alaninaminotransferase- (ALT )Werten im Serum und histologischem Nachweis einer aktiven Entzündung und/oder Fibrose; - nachgewiesenem Lamivudin-resistenten Hepatitis-B-Virus; - dekompensierter Lebererkrankung. Viread 245 mg Filmtabletten werden angewendet für die Behandlung chronischer Hepatitis B bei Jugendlichen im Alter von 12 bis < 18 Jahren mit: - kompensierter Lebererkrankung und nachgewiesener immunaktiver Erkrankung, d.h. aktiver viraler Replikation, dauerhaft erhöhten Serum-ALT-Werten und histologischem Nachweis einer aktiven Entzündung und/oder Fibrose. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung: Gilead Sciences International Limited, Cambridge, CB21 6GT, Vereinigtes Königreich. NR, apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, sowie Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Stand der Information: Juli 2014 Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 25 und Pharma-News auf Seite 26 BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Viekirax 12,5 mg/75 mg/50 mg Filmtabletten. ZUSAMMENSETZUNG: Jede Filmtablette enthält 12,5 mg Ombitasvir, 75 mg Paritaprevir und 50 mg Ritonavir.. ANWENDUNGSGEBIETE: Viekirax wird in Kombination mit anderen Arzneimitteln zur Behandlung der chronischen Hepatitis C (CHC) bei Erwachsenen angewendet (siehe Abschnitte 4.2, 4.4 und 5.1 der Fachinformation). Zur spezifischen Aktivität gegen die verschiedenen Genotypen des Hepatitis-C-Virus (HCV) siehe Abschnitte 4.4 und 5.1 der Fachinformation. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile. Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh C). Anwendung ethinylestradiolhaltiger Arzneimittel wie etwa die in den meisten oralen Kombinationskontrazeptiva oder kontrazeptiven Vaginalringen enthaltenen.Arzneimittel, deren Abbau und Ausscheidung stark von CYP3A abhängen und bei denen ein erhöhter Wirkstoffspiegel im Plasma mit schwerwiegenden Ereignissen vergesellschaftet ist, dürfen nicht zusammen mit Viekirax verabreicht werden. Beispiele für CYP3A4-Substrate sind: Alfuzosinhydrochlorid, Amiodaron, Astemizol, Terfenadin, Chinidin, Cisaprid, Colchicin bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörung, Ergotamin, Dihydroergotamin, Ergometrin, Methylergometrin, Fusidinsäure, Lovastatin, Simvastatin, Atorvastatin, oral angewendetes Midazolam oder Triazolam, Pimozid, Quetiapin, Salmeterol, Sildenafil (bei Behandlung einer pulmonalen arteriellen Hypertonie), Ticagrelor. Bei gleichzeitiger Anwendung von Viekirax mit oder ohne Dasabuvir mit Arzneimitteln, die starke oder moderate Enzyminduktoren sind, ist zu erwarten, dass die Plasmakonzentrationen von Ombitasvir, Paritaprevir und Ritonavir sinken und ihre therapeutische Wirkung reduziert ist; sie dürfen nicht zusammen angewendet werden. Beispiele kontraindizierter starker oder moderater Enzyminduktoren sind: Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Efavirenz, Nevirapin, Etravirin, Enzalutamid, Johanniskraut (Hypericum perforatum), Mitotan, Rifampicin. Bei gleichzeitiger Anwendung von Viekirax mit oder ohne Dasabuvir mit Arzneimitteln, die starke Inhibitoren von CYP3A4 sind, ist zu erwarten, dass die Plasmakonzentrationen von Paritaprevir ansteigen; sie dürfen daher nicht zusammen mit Viekirax angewendet werden. Beispiele kontraindizierter starker CYP3A4-Inhibitoren sind: Clarithromycin, Telithromycin, Cobicistat, Conivaptan, Indinavir, Lopinavir/Ritonavir, Saquinavir, Tipranavir, Itraconazol, Ketoconazol, Posaconazol, Voriconazol. SONSTIGE BESTANDTEILE: Tablettenkern: Copovidon, Tocofersolan, Propylenglykolmonolaurat, Sorbitanlaurat, Hochdisperses Siliciumdioxid (E 551), Natriumstearylfumarat. Filmüberzug: Poly(vinylalkohol) (E 1203), Polyethylenglykol 3350, Talkum (E 553b), Titandioxid (E 171), Eisen(III)-oxid (E 172). NAME UND ANSCHRIFT DES PHARMAZEUTISCHEN UNTERNEHMERS: AbbVie Ltd, Maidenhead, SL6 4XE, Vereinigtes Königreich. VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. PHARMAKOTHERAPEUTISCHE GRUPPE: Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung; direkt wirkende antivirale Mittel, ATC-Code: noch nicht zugewiesen. Informationen zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. STAND DER INFORMATION: 01/2015 BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Exviera 250 mg Filmtabletten. ZUSAMMENSETZUNG: Jede Filmtablette enthält 250 mg Dasabuvir (als Natrium-Monohydrat). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Filmtablette enthält 44,94 mg Lactose (als Monohydrat). ANWENDUNGSGEBIETE: Exviera wird in Kombination mit anderen Arzneimitteln zur Behandlung der chronischen Hepatitis C (CHC) bei Erwachsenen angewendet (siehe Abschnitte 4.2, 4.4 und 5.1 der Fachinformation). Zur spezifischen Aktivität gegen die verschiedenen Genotypen des Hepatitis-C-Virus (HCV) siehe Abschnitte 4.4 und 5.1 der Fachinformation. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Anwendung ethinylestradiolhaltiger Arzneimittel wie etwa die in den meisten oralen Kombinationskontrazeptiva oder kontrazeptiven Vaginalringen enthaltenen. Bei gleichzeitiger Anwendung von Exviera mit Arzneimitteln, die starke oder moderate Enzyminduktoren sind, ist zu erwarten, dass die Dasabuvir-Plasmakonzentrationen sinken und seine therapeutische Wirkung reduziert ist. Beispiele kontraindizierter Induktoren sind Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Efavirenz, Nevirapin, Etravirin, Enzalutamid, Johanniskraut (Hypericum perforatum), Mitotan, Rifampicin. Arzneimittel mit starken CYP2C8-hemmenden Eigenschaften können zu einer erhöhten Plasmakonzentration von Dasabuvir führen und dürfen nicht zusammen mit Exviera verabreicht werden. Ein Beispiel kontraindizierter CYP2C8-Inhibitoren ist Gemfibrozil. Exviera wird zusammen mit Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir angewendet. Zu den Kontraindikationen für Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir siehe die entsprechende Fachinformation. SONSTIGE BESTANDTEILE: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose (E 460(i)), Lactose-Monohydrat, Copovidon, Croscarmellose-Natrium, Hochdisperses Siliciumdioxid (E 551), Magnesiumstearat (E 470b). Filmüberzug: Poly(vinylalkohol) (E 1203), Titandioxid (E 171), Polyethylenglycol 3350, Talkum (E 553b), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E 172), Eisen(III)-oxid (E 172), Eisen(II,III)-oxid (E 172). NAME UND ANSCHRIFT DES PHARMAZEUTISCHEN UNTERNEHMERS: AbbVie Ltd, Maidenhead, SL6 4XE, Vereinigtes Königreich. VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. PHARMAKOTHERAPEUTISCHE GRUPPE: Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung; direkt wirkende antivirale Mittel, ATC-Code: noch nicht zugewiesen. Informationen zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. STAND DER INFORMATION: 01/2015 Fachkurzinformation zu Artikel auf Seite 37 Entyvio® 300mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. ▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Jede Durchstechflasche enthält 300mg Vedolizumab. Nach Rekonstitution enthält 1ml Infusionslösung 60mg Vedolizumab. Vedolizumab, ein humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper, produziert in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen), bindet an das humane 47-Integrin. Liste der sonstigen Bestandteile: L-Histidin, L-Histidin-Monohydrochlorid, L-Arginin-Hydrochlorid, Saccharose, Polysorbat 80. Anwendungsgebiete: Colitis ulcerosa: Entyvio ist indiziert für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa, die entweder auf konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha (TNF)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen. Morbus Crohn: Entyvio ist indiziert für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerem bis schwerem aktiven Morbus Crohn, die entweder auf konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha (TNF)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Aktive schwere Infektionen wie Tuberkulose, Sepsis, Cytomegalievirus, Listeriose und opportunistische Infektionen, wie z.B. progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML). Pharmakotherapeutische Gruppe: Immunsuppressiva, selektive Immunsuppressiva, ATC-Code: L04AA33. Inhaber der Zulassung: Takeda Pharma A/S, Dybendal Alle 10, 2630 Taastrup, Dänemark. Abgabe: rezept- und apothekenpflichtig. Informationen zu Besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. [04. 2014] Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 45 und Pharma-News auf Seite 48 BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Humira 40 mg Injektionslösung im vorgefüllten Pen (Injektor, vorgefüllt/FertigPEN) ZUSAMMENSETZUNG: Jede Einzeldosis mit 0,8 ml des vorgefüllten Pens enthält 40 mg Adalimumab. Adalimumab ist ein rekombinanter humaner monoklonaler Antikörper, der in Ovarialzellen des Chinesischen Hamsters exprimiert wird. ANWENDUNGSGEBIETE: Rheumatoide Arthritis: Humira ist in Kombination mit Methotrexat indiziert zur Behandlung der mäßigen bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis bei erwachsenen Patienten, die nur unzureichend auf krankheitsmodifizierende Antirheumatika einschließlich Methotrexat angesprochen haben. Behandlung der schweren, aktiven und progressiven rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat behandelt worden sind. Humira kann im Falle einer Unverträglichkeit gegenüber Methotrexat, oder wenn die weitere Behandlung mit Methotrexat nicht sinnvoll ist, als Monotherapie angewendet werden. Humira reduziert in Kombination mit Methotrexat das Fortschreiten der radiologisch nachweisbaren strukturellen Gelenkschädigungen und verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit. Juvenile idiopathische Arthritis: Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis: Humira ist in Kombination mit Methotrexat indiziert zur Behandlung der aktiven polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis bei Patienten ab dem Alter von 2 Jahren, die nur unzureichend auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) angesprochen haben. Humira kann im Falle einer Unverträglichkeit gegenüber Methotrexat, oder wenn die weitere Behandlung mit Methotrexat nicht sinnvoll ist, als Monotherapie angewendet werden. Bei Patienten, die jünger als 2 Jahre sind, wurde Humira nicht untersucht. Enthesitisassoziierte Arthritis: Humira ist zur Behandlung der aktiven Enthesitis-assoziierten Arthritis bei Patienten indiziert, die 6 Jahre und älter sind und die nur unzureichend auf eine konventionelle Therapie angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit gegenüber einer solchen Therapie haben. Axiale Spondyloarthritis: Ankylosierende Spondylitis (AS): Humira ist indiziert zur Behandlung der schweren aktiven ankylosierenden Spondylitis bei Erwachsenen, die nur unzureichend auf eine konventionelle Therapie angesprochen haben. Axiale Spondyloarthritis ohne Röntgennachweis einer AS: Humira ist indiziert zur Behandlung der schweren axialen Spondyloarthritis ohne Röntgennachweis einer AS, aber mit objektiven Anzeichen der Entzündung durch erhöhtes CRP und/oder MRT, bei Erwachsenen, die nur unzureichend auf nicht-steroidale Antirheumatika angesprochen haben oder bei denen eine Unverträglichkeit gegenüber diesen vorliegt. Psoriasis Arthritis: Humira ist indiziert zur Behandlung der aktiven und progressiven Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica) bei Erwachsenen, die nur unzureichend auf eine vorherige Basistherapie angesprochen haben. Humira reduziert das Fortschreiten der radiologisch nachweisbaren strukturellen Schädigungen der peripheren Gelenke bei Patienten mit polyartikulären symmetrischen Subtypen der Erkrankung und verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit. Psoriasis: Humira ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren chronischen Plaque-Psoriasis bei erwachsenen Patienten, die auf eine andere systemische Therapie, wie Ciclosporin, Methotrexat oder PUVA, nicht angesprochen haben oder bei denen eine Kontraindikation oder Unverträglichkeit gegenüber einer solchen Therapie vorliegt. Morbus Crohn: Humira ist indiziert zur Behandlung des mittelschweren bis schweren, aktivenMorbus Crohn bei erwachsenen Patienten, die trotz einer vollständigen und adäquaten Therapie mit einem Glukokortikoid und/oder einem Immunsuppressivum nicht ausreichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit gegenüber einer solchen Therapie haben oder bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist. Morbus Crohn bei Kindern und Jugendlichen: Humira ist indiziert zur Behandlung des schweren, aktiven Morbus Crohn bei Kindern und Jugendlichen (ab dem Alter von 6 Jahren), die nur unzureichend auf eine konventionelle Therapie, einschließlich primärer Ernährungstherapie, einem Glukokortikoid und einem Immunsuppressivum, angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit gegenüber einer solchen Therapie haben oder bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist. Colitis ulcerosa: Humira ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven Colitis ulcerosa bei erwachsenen Patienten, die auf die konventionelle Therapie, einschließlich Glukokortikoide und 6-Mercaptopurin (6-MP) oder Azathioprin (AZA), unzureichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit gegen eine solche Therapie haben oder bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Aktive Tuberkulose oder andere schwere Infektionen wie Sepsis und opportunistische Infektionen, mäßige bis schwere Herzinsuffizienz (NYHA Klasse III/IV). SONSTIGE BESTANDTEILE: Mannitol (Ph. Eur.), Citronensäure-Monohydrat, Natriumcitrat, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, Natriumchlorid, Polysorbat 80, Natriumhydroxid, Wasser für Injektionszwecke NAME UND ANSCHRIFT DES PHARMAZEUTISCHEN UNTERNEHMERS: AbbVie Ltd, Maidenhead, SL6 4XE, Vereinigtes Königreich VERTRETUNG DES ZULASSUNGSINHABERS IN ÖSTERREICH: AbbVie GmbH, Wien VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: NR, apothekenpflichtig. PHARMAKOTHERAPEUTISCHE GRUPPE: Selektive Immunsuppressiva. ATC-Code: L04AB04 Informationen zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. STAND DER INFORMATION: 09/2014 Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 52 Bezeichnung des Arzneimittels: Remicade 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung Jede Durchstechflasche enthält 100 mg Infliximab. Infliximab ist ein chimärer, human-muriner monoklonaler IgG1-Antikörper, der mittels rekombinanter DNA-Technologie in murinen Hybridomzellen hergestellt wird. Nach Rekonstitution enthält jeder ml 10 mg Infliximab. Liste der sonstigen Bestandteile: Sucrose, Polysorbat 80, Natriumdihydrogenphosphat, Dinatriumhydrogenphosphat. Anwendungsgebiete: Rheumatoide Arthritis : Remicade ist in Kombination mit Methotrexat indiziert zur: Reduktion der Symptomatik und Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit bei: • erwachsenen Patienten mit aktiver Erkrankung, die nur unzureichend auf krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs), einschließlich Methotrexat, angesprochen haben. • Methotrexat-naive, erwachsene Patienten oder erwachsene Patienten, die nicht mit anderen DMARDs vorbehandelt wurden, mit schwergradiger, aktiver und fortschreitender Erkrankung. Bei diesen Patienten wurde anhand von radiologischen Untersuchungen eine Reduktion der Progressionsrate der Gelenkschäden nachgewiesen. Morbus Crohn bei Erwachsenen: Remicade ist indiziert zur: • Behandlung eines mäßig- bis schwergradig aktiven Morbus Crohn bei erwachsenen Patienten, die trotz eines vollständigen und adäquaten Therapiezyklus mit einem Kortikosteroid und/oder einem Immunsuppressivum nicht angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikationen für solche Therapien haben. • Behandlung von aktivem Morbus Crohn mit Fistelbildung bei erwachsenen Patienten, die trotz eines vollständigen und adäquaten Therapiezyklus mit einer konventionellen Behandlung (einschließlich Antibiotika, Drainage und immunsuppressiver Therapie) nicht angesprochen haben. Morbus Crohn bei Kindern und Jugendlichen: Remicade ist indiziert zur Behandlung eines schwergradigen, aktiven Morbus Crohn bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren, die nicht auf eine konventionelle Therapie einschließlich einem Kortikosteroid, einem Immunmodulator und einer primären Ernährungstherapie angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikationen für solche Therapien haben. Remicade wurde nur in Kombination mit einer konventionellen immunsuppressiven Therapie untersucht. Colitis ulcerosa: Remicade ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven Colitis ulcerosa bei erwachsenen Patienten, die auf eine konventionelle Therapie, einschließlich Kortikosteroide und 6-Mercaptopurin (6-MP) oder Azathioprin (AZA), unzureichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikation für solche Therapien haben. Colitis ulcerosa bei Kindern und Jugendlichen: Remicade ist indiziert zur Behandlung der schweren aktiven Colitis ulcerosa bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren, die auf eine konventionelle Therapie, einschließlich Kortikosteroide und 6-MP oder AZA, unzureichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikation für solche Therapien haben. Ankylosierende Spondylitis: Remicade ist indiziert zur Behandlung der schwerwiegenden, aktiven ankylosierenden Spondylitis bei erwachsenen Patienten, die auf eine konventionelle Therapie unzureichend angesprochen haben. Psoriasis-Arthritis: Remicade ist indiziert zur Behandlung der aktiven und fortschreitenden Psoriasis-Arthritis bei erwachsenen Patienten, wenn deren Ansprechen auf eine vorhergehende krankheitsmodifizierende, antirheumatische Arzneimitteltherapie (DMARD-Therapie) unzureichend gewesen ist. Remicade sollte verabreicht werden - in Kombination mit Methotrexat - oder als Monotherapie bei Patienten, die eine Unverträglichkeit gegenüber Methotrexat zeigen oder bei denen Methotrexat kontraindiziert ist. Remicade verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit bei Patienten mit Psoriasis-Arthritis und reduziert die Progressionsrate peripherer Gelenkschäden, wie radiologisch bei Patienten mit polyartikulärem symmetrischem Subtyp der Krankheit belegt wurde. Psoriasis: Remicade ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis vom Plaque-Typ bei erwachsenen Patienten, die auf eine andere systemische Therapie, einschließlich Ciclosporin, Methotrexat oder PUVA, nicht angesprochen haben, bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist oder nicht vertragen wird. Gegenanzeigen: Patienten, bei denen aus der Anamnese eine Überempfindlichkeit gegenüber Infliximab, gegenüber anderen murinen Proteinen oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile bekannt ist. Patienten mit Tuberkulose oder anderen schweren Infektionen wie Sepsis, Abszessen und opportunistischen Infektionen. Patienten mit mäßiggradiger oder schwerer Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse III/IV). Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit: Frauen im gebärfähigen Alter: Frauen im gebärfähigen Alter müssen eine adäquate Empfängnisverhütung anwenden und diese über mindestens 6 Monate nach der letzten Remicade-Behandlung fortführen. Schwangerschaft: Die recht geringe Anzahl (ungefähr 450) an prospektiv erfassten, Infliximab-exponierten Schwangerschaften mit bekanntem Ausgang, einschließlich einer begrenzten Anzahl (ungefähr 230), die im ersten Trimester exponiert war, zeigte keine unerwarteten Auswirkungen auf den Ausgang der Schwangerschaften. Wegen der TNF-Hemmung könnte durch die Anwendung von Infliximab während der Schwangerschaft die normale Immunantwort des Neugeborenen beeinflusst werden. Eine Studie zur Entwicklungstoxizität, die an Mäusen mit einem analogen Antikörper durchgeführt wurde, der die funktionelle Aktivität des murinen TNF selektiv hemmt, lieferte keinen Hinweis auf eine maternale Toxizität, eine Embryotoxizität oder eine Teratogenität. Die verfügbare klinische Erfahrung ist zu begrenzt, um ein Risiko auszuschließen. Eine Verabreichung von Infliximab während der Schwangerschaft wird deshalb nicht empfohlen. Infliximab ist plazentagängig und wurde bis zu 6 Monate im Serum von Säuglingen nachgewiesen, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Infliximab behandelt wurden. Somit könnten diese Säuglinge ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Eine Verabreichung von Lebendimpfstoffen an Säuglinge, die in utero Infliximab ausgesetzt waren, ist für 6 Monate nach der letzten während der Schwangerschaft erfolgten Infliximab-Infusion nicht zu empfehlen. Stillzeit: Es ist unbekannt, ob Infliximab in die Muttermilch übergeht oder nach der Aufnahme systemisch resorbiert wird. Da Humanimmunglobuline in die Muttermilch übergehen, dürfen Frauen nach der Remicade-Behandlung mindestens 6 Monate lang nicht stillen. Fertilität: Es gibt nur ungenügende präklinische Daten, um Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Infliximab auf die Fertilität und die Fortpflanzungsfähigkeit zu ziehen. Pharmakotherapeutische Gruppe: Tumornekrosefaktor-alpha(TNF)-Inhibitoren, ATC-Code: L04AB02. Inhaber der Zulassung: Janssen Biologics B.V., Einsteinweg 101, 2333 CB Leiden, Niederlande. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. Stand der Information: Juli 2014. Weitere Angaben zu Dosierung und Art der Anwendung, Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, Pharmakologische Eigenschaften und Pharmazeutische Angaben sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. JATROS I Seite 50 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/15 $-1"'$- (- .2 ' !$- $(- $"'2 3% (+%$ $1' +! +$(12$- #($ $ ,1 4.- 7062$ .'-$ 0$-6$- (- 03-# 8-#$0- 3- !'8-&(&$ ,$#(6(-(1"'$ $01.0 &3-&!$( 230* 2 120./'$-3-#/(#$,($-!$(&$5 +2282(&$-.-<(*2$-3-# +9"'2+(-&120 &:#($-;!$0(++(.-$- 2($-2$-5$0#$-)8'0+("'!$' -#$+2 .12$-+.1$+25$(2(0*$-($,(23,$(1/($+,(2$(-$0/$-#$ -*$ .-2.-3,,$0 '0$/$-#$5(0*25$+25$(2 (0# -*$-3-1$0$, 02-$0 Mäßig- bis schwergradig aktiver Morbus Crohn* Mäßig- bis schwergradig aktive Colitis ulcerosa* Morbus Crohn mit Fistelbildung* Schwerer, aktiver Morbus Crohn*, schwere, aktive Colitis ulcerosa* bei Kindern und Jugendlichen MC/CU päd. MC/CU Helfen Sie Ihren Patienten ... ... ihre Welt wieder zu entdecken Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H. Euro Plaza, Gebäude G, 5. Stock, Am Euro Platz 2, A-1120 Wien ® Registered Trademark, Copyright © 2013 Merck Sharp & Dohme Corp., ein Unternehmen von Merck & Co., Whitehouse Station, NJ, USA. 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