! Seite 1 DC White Paper „Evolution des Online-Marketing“ „Eine Website ohne Personalisierung ist wie ein Messestand ohne Verkaufspersonal“ Frank Welsch-Lehmann, Chairman Global Online Marketing Forum im Diplomatic Council, Welsch-Lehmann COMMUNICATION, Agentur für Online-Marketing und E-Business Einführung Das Internet ist für Unternehmen und Kunden bereits ein so selbstverständlicher Teil des Tages geworden, dass man sich gar nicht mehr an eine Zeit "davor" erinnern kann. Es hat schon viele Aufgaben übernommen, von einfacher Informationsquelle bis zu Verkaufsarm. Dabei ist der erste Browser "Mosaic" gerade einmal 20 Jahre alt. Eine unterhaltsame Darstellung der Entwicklung mir Screenshots aller Browser hat das Google Chrome Team aufbereitet: http://evolutionofweb.appspot.com/ Als Marketingexperten spricht man ständig über den Einsatz von Online Marketing im Unternehmen. Dabei lassen sich vier Evolutionsstufen über die Rolle des Internets im Unternehmen beobachten: Stufe 1: "Ich bin drin" Stufe 2: Image und Pflichtübung Stufe 3: Dialog und Commerce Stufe 4: 100% E-Tailer ! Seite 2 Die Abfolge der Evolutionsstufen ist nur bedingt eine stringente zeitliche Folge von einem Schritt nach dem anderen. Natürlich haben Agenturen bereits 1999 Online-Präsenzen entwickelt, die zur Stufe 2 oder sogar 3 gehörten. Aber auch heute noch ist wohl die weitaus größte Mehrzahl der Unternehmens-Seiten in Stufe 2 einzuordnen. Gleichzeitig wächst die Gruppe der "100% E-tailer" (100% Geschäft über Online-Handel), die mit ihrem disruptiven Verhalten einzelne Branchen gehörig aufmischen und neu strukturieren (z.B. Buchhandel, Schuhe, TV und Zeitungen). (Quelle: http://www.excitingcommerce.de/ 2013/05/e-commerce-xxl.html) ! Seite 3 Etwa 15% der Unternehmen in Deutschland haben noch gar keinen Internet-Auftritt. (Quelle: IHK Kongress "Online Marketing", 18.6.2013, Frankfurt). Es wäre bestimmt sehr spannend, die Gründe hierfür zu erfahren, aber darum soll es in diesem Artikel nicht gehen. 85% der Unternehmen sind demnach also mit einem Internet-Auftritt präsent. Stufe 1: "Ich bin drin" Am besten hat es "Bobbele" auf den Punkt gebracht: "Ich bin drin" (http://www.bild.de/ video/clip/boris-becker/becker-aol-11084808.bild.html) beschreibt treffend das bewundernde Erstaunen, wenn man als Unternehmen das erste Mal seine eigene Firmenseite im Internet aufruft und voller Stolz betrachtet. Die Internet-Adresse musste noch ganz genau buchstabiert werden ("haatehtehpeh-doppelpunktdoppelschrägstrich….") und nicht jeder hatte überhaupt Zugang zu einem Browser im Unternehmen. Die typische Lösung war eher ein Nachschlagewerk oder eine "Visitenkarte" mit Kurzvorstellung des Unternehmens und den Kontaktdaten. Die technische Basis war einfaches HTML (mit eher wenigen Seiten) und kleinen Grafiken, so z.B. auch animated-GIF. These: Bis auf ganz wenige sinnvolle Ausnahmen hat sich diese Stufe überlebt und ist obsolet geworden. Stufe 2: Image und Pflichtübung Schon ganz kurze Zeit später haben einige Unternehmen das Potential erkannt (oder zumindest erahnt), dass man Gelegenheitsbesuchern mehr bieten kann als nur ein "Türschild im Internet". Sie haben angefangen ihre Online-Präsenz weiterzuentwickeln. Die wichtigsten Informationen aus dem Unternehmen wurden gesammelt und online dargestellt. In den meisten Fällen eher im Sinne einer Image-Broschüre, die mit viel "Hochglanz" den besonderen Wert des Unternehmens darstellen soll. Damit ist auch der intensive Einsatz der Flash-Technologie zu erklären. Information, Image und erste Ideen von Interaktion ("Spiele") waren die vorherrschenden Ziele. Glücklicherweise hat sich das Thema Flash heutzutage erledigt. Die weitaus größte Zahl (über 90%) der Webseiten von Klein- und Mittelständischen Unternehmen (KMU) sind nach wie vor in der Stufe „Image und Pflichtübung“ anzusiedeln. (Quelle: Studie "Mittelstand und Werbung 2012", http://www.telegate.com/static/medien/ media/ managament_Summary_Mittelstand_und_Werbung_Teil_2_Wie_praesentieren_sich_deut sche_KMU_im_Internet.pdf, Seite 8). Ein Grund scheint darin zu liegen, dass die bewährten Vertriebsstrukturen entweder nicht überdacht werden sollen (oder dürfen?) oder dass die Kompetenz im Umgang mit dem Online-Marketing einfach noch nicht vorhanden ist. Damit wird der Internet-Auftritt dann zu einer Art "Pflichtübung", ohne die es scheinbar nicht mehr geht. Aber wirklich geliebt (und gelebt) wird das Instrument dadurch nicht, sondern möglichst günstig an einen Dienstleister wegdelegiert. Das durchschnittliche Budget für die Erstellung eines Internet-Auftritts eines KMU lag 2012 bei ! Seite 4 etwa 2.000 Euro. Dafür bekommen Unternehmen in den meisten regionalen Tageszeitungen oder Fachmagazinen noch nicht einmal eine größere Anzeige…. These: Die notwendigen Investitionen für Online-Marketing werden dramatisch unterschätzt und vernachlässigt. Der wesentliche Lernfortschritt, der in der Stufe 2 gesammelt wird, ist die Kenntnis der Grundlagen, der Techniken und das Lernen des "angemessenen Verhaltens" (die "Netiquette"). Also, z.B. die Erkenntnis, dass der E-Mail-Posteingang auch zeitnah beobachtet und Anfragen umgehend beantwortet werden. Die Erkenntnis, dass eine Website auch regelmäßig aktualisiert werden muss, und der Umgang mit dem Web für JEDEN Mitarbeiter im Unternehmen wichtig ist. Der Mehrwert für das Unternehmen liegt also darin, dass man als zeitgemäßes, modernes Unternehmen angesehen wird. Gleichzeitig erfüllt das Unternehmen zumindest die Minimalanforderungen, um eine Präsenz in den Suchmaschinen zu erreichen. Stufe 3: Dialog und Commerce = Systematische Vertriebsunterstützung, eCommerce Transaktionen Jetzt fängt's an spannend zu werden: Von Information zu Interaktion Wenn ein Unternehmen schon tausende von Besuchern mit Informationen auf der Website versorgt, dann stellt sich doch die Frage, warum man nicht auch gleich ein Verkaufsgespräch oder zumindest einen Dialog beginnen kann? Man könnte doch Nachfragen stellen, Interesse abfragen oder Kaufsignale erkennen?! These: Unternehmenswebseiten ohne Interaktionsmöglichkeiten sind Geldverschwendung. Die gedankliche Grundlage jeder Website in dieser Stufe, ist die Erkenntnis, das jede Interaktion mit einem Besucher auf der Seite immer ein Berührungspunkt (=Touchpoint) irgendwo auf dem Pfad hin zu einem Verkaufsabschluss (Erst- oder Wiederholungskauf) ist. Optisch wird dafür üblicherweise das Bild des Vertriebstrichters genommen. McKinsey hat dieses Bild zu einer Art "Schnecke" weiterentwickelt, die den Kreislauf der B2B Customer Decision Journey abbildet (http://cmsoforum.mckinsey.com/wp-content/uploads/ 2013/04/The-B2B-customer-decision-journey.pdf). Gleichzeitig hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass heutzutage so gut wie jede Kaufentscheidung vorher durch eine Suchabfrage vorbereitet wird. Der geplante Kauf vom Kühlschrank, Kamera, Buch oder auch Tisch wird erstmal gegoogelt. Das gilt sowohl im B2C-Bereich für jeden Konsumenten als auch in B2B-Märkten für Fachabteilungen, um den Kauf für die Einkaufsabteilung vorzubereiten. Früher war der Fachhandel der erste Ansprechpartner, heute übernimmt das Internet diese Rolle. Testberichte werden gelesen, Kundenbewertungen studiert und natürlich auch Preise verglichen. ! Seite 5 Das bedeutet für den Verkäufer, dass der allergrößte Teil der Kaufentscheidung, man spricht von etwa 70%, bereits getroffen wurde, bevor der Interessent das erste Mal mit einem Vertreter des Unternehmens gesprochen hat. Das Bild eines Messestandes ist ein guter Vergleich Dann entspricht eine Website der Stufe 2 einem Messestand, der perfekt und wunderschön aufgebaut wird, mit allen Broschüren, Prospekten und Preislisten ausgestattet und vielleicht sogar an einer Lauflage auf dem Messegelände platziert wurde. Aber OHNE Standpersonal! Denn egal, welche Seite der Besucher aufruft, egal mit welchem Vorwissen oder Zielsetzung der Besucher einer Webseite kommt, der Besucher wird immer bei seiner Suche nach Informationen alleine gelassen. Man stelle sich vor: Ein Besucher kommt auf den Messestand, schaut sich die bunten Bilder an, nimmt sich eine Broschüre und eine Preisliste und …. und geht dann wieder weg! Das tut jedem Verkäufer doch richtig weh! Vergleicht man das mit einem personell gut ausgestatteten Messestand, auf dem der Besucher begrüßt, nach seinen Wünschen befragt, zu den gewünschten Infos begleitet und im Gespräch beraten wird. Der Verkäufer sieht welche Infos der Besucher anschaut oder in die Hand nimmt. Der Verkäufer erkennt auch, dass der Kunde sich zwar für Produkt A interessiert, B aber eigentlich viel besser geeignet und die Zusatzoption Y auch attraktiv für den Kunden wäre. Damit der Kunde sich dann besser entscheiden kann, zeigt er ihm gezielt ein paar Info-Videos, damit der Kunde überhaupt die notwendigen Vorkenntnisse erhält. Und ganz zum Schluss wird die Preisliste erklärt, eine Entscheidungsmatrix verschenkt und vielleicht sogar eine Kalkulationstabelle zum Selbstausfüllen mitgegeben. Der Unterschied ist offensichtlich! Die Website als systematisches Verkaufswerkzeug Eine Website der Stufe 3 ist wie ein Messestand mit gut geschultem Personal, also ein systematisches Instrument, um die Vermarktung (d.h. den Verkauf) von Produkten zu ! Seite 6 unterstützen, d.h. die die Entscheidung des Interessenten richtig vorzubereiten. Manchmal geschieht der Verkaufsabschluss dann auch online (= eCommerce). Im B2B-Umfeld ist das nicht immer sinnvoll möglich. Aber den angestammten Vertrieb in seiner Arbeit zu unterstützen, so dass der Abschluss von dem Verkäufer auf dem 'normalen' Weg wesentlich besser herbeigeführt wird, das ist IMMER möglich. Auch (und gerade) bei komplexen technischen Gütern, wie z.B. im Maschinen- und Anlagenbau. Die Ziele und die Lernschritte von einem Online-Marketing-System der Stufe 3 sind: .: Bestandskunden - Bindung .: Neukunden - Gewinnung .: Interessenten - Identifikation schon in der Phase der Vorabinformation ("70%-Phase") .: Upselling ermöglichen .: Churn reduzieren Die technischen Mittel, um diese Ziele zu realisieren sind: .: Inbound-Marketing und Content-Marketing .: Newsletter-Marketing .: Landing-Pages .: Marketing-Automation .: Social-Media-Marketing [JEWEILS MIT LINKS auf die passenden Seiten in welsch-lehmann.com/communication] Stufe 4: 100% E-Tailer Ist das nun die "Königsklasse" oder sind das verrückte Techies? Die meisten der wirklich erfolgreichen E-Tailer haben die einzelnen Evolutionsstufen entweder in anderen Unternehmen durchlaufen oder sie gleich ganz übersprungen. Alle ETailer haben Mittel und Wege gefunden, mit Interessenten und Kunden zu kommunizieren und konnten es einrichten, einen starken "online-Vertriebsarm" aufzubauen. E-Tailer haben die digitalen Möglichkeiten in allen Teilbereichen ihres Unternehmens so durchdrungen, dass das Unternehmen zu einem Marktund Meinungsführer geworden ist. Hier arbeiten "Digital Natives" für "Digital Immigrants und Digital Natives" (http:// de.wikipedia.org/wiki/Digital_Native). Diese Art von Unternehmen haben ein derartiges Momentum entwickelt, dass sie ganze Märkte mit neuen Wegen und Mitteln aufwirbeln und zur Neustrukturierung zwingen. In Deutschland besonders gut zu sehen in den Märkten Schuhe (Zalando vs. Deichmann oder Görtz http://www.excitingcommerce.de/ 2013/04/zalando-und-der-online-schuhmarkt-2012.html), oder natürlich der Buchhandel und Medien (Zeitungen http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/springer-verkauftabendblatt-und-berliner-morgenpost-a-913022.html). ! Seite 7 E-Tailer nutzen jede Art der digitalen Information. Sie kombinieren Erkenntnisse aus dem Kundenverhalten auf der eigenen Website (d.h. Klicks, Kommentare, Besucherpfade und Formulare), mit Wetterbeobachtung und dem aktuellen Fernsehprogramm. Daraus werden Empfehlungen für Anzeigen oder Sonderangebote abgeleitet und dem Interessenten topaktuell auf dem passenden Weg (eMail, Twitter, Facebook Message oder SMS) zugeleitet. Die Offline-Welt und die Internet-Welt verschmelzen miteinander. Die technischen Mittel, für diese Ziele sind: .: Big Data Analysen .: Volle Personalisierung der Kundenansprache .: Cross-Channel Kampagnen und Erfolgskontrolle .: Perfekte Beherrschung der Social-Media-Klaviatur Zusammenfassung: Die Schere in der Wettbewerbsfähigkeit und Reifegrad der großen Menge an Unternehmen, die sich noch in Stufe 2 ("Messestand ohne Personal") befinden (und dabei noch nicht einmal ein Störgefühl haben, weil sie es nicht besser wissen) und den Unternehmen der Stufe 4 (100%-Ecommerce) wird immer größer. Dabei könnte dieser "digitale Graben" ganz prima und Schritt für Schritt überwunden werden, indem der Weg über die Stufe 3, also eine systematische Nutzung der Website für den aktiven Dialog und die Vertriebsunterstützung, gegangen wird. Jedes Unternehmen, das diesen Weg geht, gewinnt Erfahrung und eine notwendige Reife in der eigenen Marketingabteilung, um die zukünftigen Anforderungen meistern zu können. Die Geschäfts-Chancen sind groß, die Möglichkeiten in vielen Bereichen noch Pioniergewinne zu realisieren, ist immer noch gegeben. Der Weg muss ernsthaft und mit einer ähnlichen Investitionsbereitschaft angegangen werden, als wenn ein Unternehmen z.B. ein neues Werk oder den Eintritt in einen neuen Markt (z.B. China) plant. Denn die Lernkosten sind z.T. nennenswert, je nachdem, wo man auf der Lernkurve startet. Die Lernkurve ist vorgezeichnet, die notwendigen Werkzeuge und auch die Dienstleistungspartner sind bereit. Das Global Online Marketing Forum im Diplomatic Council versteht sich als erste Anlaufstelle für alle Belange rund um das Thema. Eine E-Mail an das Generalsekretariat ist der einfachste Weg, Kontakt aufzunehmen und sich in das Thema Online Marketing einzubringen. Weitere Informationen: Diplomatic Council, The Hague, Direktkontakt zum Generalsekretariat: [email protected], Web: www.diplomatic-council.org Das Diplomatic Council (www.diplomatic-council.org) ist ein globaler Think Tank zur Förderung der internationalen Völkerverständigung und handelt gemäß der Charta der Vereinten Nationen. Als Mitglieder sind ausdrücklich nicht nur Diplomaten willkommen, sondern auch Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Sport und Politik.
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