SERIE Die Alte Ate Kofferfabrik Am Rande der Dattelner Innenstadt steht eine alte Fabrik. Scheinbar abruchreife riesige alte Produktionshallen, kaputte Fenster, Glas und Schutt finden sich überall – und mittendrin steht ein Paar mit einer Vision: Hier entsteht nicht nur Wohnraum, hier lassen Anke und Thomas Langkamp „Die Alte Kofferfabrik“ wie ein Phönix aus der Asche steigen. Bild oben: Anke und Thomas Langkamp mit den Kindern (v.l.) Lara, Konrad, Leonard und Darwin in der Alten Kofferfabrik. Es gibt noch viel zu tun, aber der Zeitplan wird eingehalten. Diese Serie wird präsentiert von: Gebr. Blasey 43x50 Haug 43x50 N icht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird, hat Christian Morgenstern mal gesagt. Der war zwar höchstwahrscheinlich nie in Datteln, aber er würde sich in der Alten Kofferfabrik sicherlich daheim fühlen. Vor allem, wenn die Vision des besonderen Wohnens Wirklichkeit geworden ist. „Unser Zeitplan sieht vor, dass wir zum Jahresende fertig sein wollen“, berichtet Anke Langkamp von ihrem ehrgeizigen Zeitplan. „Was man sich noch vor wenigen Wochen kaum vorstellen konnte.“ Als das Gebäude noch brach lag, höchstens von Jugendlichen zum Musikvideo-Dreh oder zum „abhängen“ genutzt wurde, da verstaubte ein wichtiges Stück Dattelner Geschichte. Die Schicksale der Menschen, die dort mal gearbeitet hatten und die lokale Wirtschaft bis in die 1970er Jahre hinein, gerieten in Vergessenheit, nichts deutete darauf hin, was dort mal geschah. 1919 gründetet Johann Fischer die „Dattelner Gamaschen-, Lederwarenund Kofferfabrik“, bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg waren weit über 300 Mitarbeiter in den Produktionshallen beschäftigt. Überregional galt die Fischer-Fabrik neben dem Bergbau als größter Industriebetrieb am Ort. Einige Monate nach einem nicht eindeutig geklärten Großbrand schloss Johann Fischer im Oktober 1933 unerwartet seine Fabrik und floh mit seiner Familie ins Ausland. Die gesamte Arbeiterschaft blieb unversorgt zurück. Wenige Tage später ging die Kofferfabrik in den Konkurs, wurde aber 1936 von Dr. Wilhelm Fork wiedereröffnet. Nicht nur Dattelner kauften ihre Koffer und Schultaschen dort, die Firma hatte Kunden in den Niederlanden und sogar in Nigeria. Nach dem Ende der Lederwaren-Fertigung 1977 stand das Gebäude lange leer, es waren immer mal wieder Büros oder Lager darin angesiedelt – eine vollkommene Nutzung der großen Fläche allerdings gab es bis jetzt nicht mehr. „Und dann kamen wir“, schmunzelt Anke Langkamp. Zusammen mit ihrem Mann – der Malermeister hat auch die Bauleitung des Unterfangens übernommen – hat sie all ihren Mut zuammen genommen und die alten Gemäuer gekauft. „In der Alten Kofferfabrik entstehen elf Loft-Wohnungen, die ihre Bewohner suchen, um nun das nächste Kapitel in der Chronik der Fabrik zu schreiben.“ Die ungewöhnliche Vorgeschichte des Gebäudes beschäftigte Anke Lamgkamp von Anfang an sehr, tagelang blätterte sie in Unterlagen des Stadtarchivs, kramte alte Fotos und Werbematerialien heraus und tauchte in die Geschichte der Alten Kofferfabrik ein. Anka Hausverwaltung „Manchmal träume ich sogar davon“, sagt sie, halb 43x50 ernst und halb belustigt. „Ein solches Projekt in dieser Größenordnung und vor allem mit so einer faszinierenden Historie, das ist kein Zuckerschlecken.“ Plötzlich sind Kreativität und Bauphysik zusammenhängende Begriffe: Für die gelernte Krankenschwester aber eine schöne Herausforderung. „Wir möchten Wohnungen schaffen, die den unter- schiedlichsten Bedürfnissen gerecht werden, barrierefrei und großzügig gestaltet sind.“ Einige Wohnungen werden einen eigenen Eingang bekommen, andere werden sich eine Haustür mit anderen Wohneinheiten teilen. Und was Anke Langkamp sehr wichtig ist: „Wir möchten gerne vermitteln, dass dieses Gebäude ein besonderes ist. Und dass die zukünftigen Bewohner sich dessen bewusst sind, dass sie in ein historisches Gemäuer ziehen.“ Noch vor wenigen Wochen schien die Fertigstellung in unendlich weiter Ferne, das Gebäude wirkte riesig und verwinkelt – hier sollen mal große und helle Wohnungen entstehen? „In dieser Woche sieht schon alles ganz anders aus“, so Anke Langkamp. Tatsächlich stehen schon die ersten Innenwände und das Dämmen der Außenwände hat begonnen. Es schlängeln sich die ersten Leitungen in ihrer Dämmhülle über den Boden. Trockenbauer und Maurer arbeiten Hand in Hand mit der Sanitärfirma. Zehn Lastzüge mit Kalksandsteinen sind bereits vorgefahren und das war längst nicht alles. „So langsam kann man sich vorstellen, wie die Wohnungen aufgeteilt sein werden.“ Die Einheiten werden zwischen 81 und 137 m2 groß sein, und sollen alle über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen. Das Erdgeschoss wird eine eigene Parkgarage haben und Kelleräume. Sogar eine Fahrradgarage ist geplant. Die Planung steht bereits bis ins kleinste liebevolle Detail. Anke Langkamp: „Wir wollen hier Geschichte und modernes Leben vereinen, mit Stil und Indvidualität.“ Dazu gehört auch der Wunsch, alte Koffer zum Beispiel im Treppenhaus oder an der Außenfassade mit in die Gestaltung einzubinden. „Leider haben wir keine mehr hier, aber vielleicht gibt es ja noch Leute in Datteln und Umgebung, die auf ihrem Dachboden ein paar Schätze herumstehen haben.“ Ein Paar und eine Vision: Anke und Thomas Langkamp planen gemeinsam (oben). Bilder unten: So soll die Alte Kofferfabrik aussehen, wenn sie fertig renoviert ist. Die meisten Dattelner I-Dötzchen in den 1950er und 1960er Jahren hatten ihren ersten Schulranzen aus der Kofferfabrik an der Friedrich-EbertStraße. Mareike Graepel [email protected], 02365/1071415 Wer hat noch Erinnerungen an die Fabrik? Die Bauherren Langkamp suchen noch Bildmaterial und Texte oder Artikel und Werbung über die Alte Kofferfabrik – wer also auf dem Dachboden oder im Keller noch eine Kiste mit Erinnerungen oder gar einen Koffer oder Tornister aus der Fabrik findet, kann sich bei Anke Langkamp melden: 02363-2011 oder [email protected]. Mehr Informationen: www.vestimmo.de. Pennekamp 43x50 Schultz 43x50 Bauen und Leben 43x50
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