Praxiseinblicke Englisch Schulstufe5 20150422

Praxiseinblicke Englisch:
5. Schulstufe
Laura Bergmann, Birgit Schlichtherle,
Veronika Weiskopf-Prantner, Tanja Westfall-Greiter
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Inhalt
Einstieg in die Praxiseinblicke ................................................................................................................................... 1
Lerndesignarbeit ......................................................................................................................................................... 2
Der Kern der Sache .................................................................................................................................................. 2
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes .................................................................................................. 3
Was ist Lerndesign? ................................................................................................................................................. 4
Erster Schritt in der Lerndesignarbeit: Das WAS .................................................................................................... 4
Die „rückwärtige“ Jahresplanung ............................................................................................................................. 5
Umsetzung des WAS in der Praxis: Entwicklung von Kernideen ............................................................................ 6
Umsetzung des WAS in der Praxis: Lernziele festlegen .......................................................................................... 8
Lerndesign: Families are different/Jede Familie ist anders anders ...................................................................... 8
Umsetzung des WAS in der Praxis: Die Jahresplanung als Orientierung auf dem Weg zum Ziel ......................... 10
3-K Orientierung (Kompetenz, Komplexität, Kriterien) ........................................................................................ 13
Kompetenzorientierung ............................................................................................................................................ 14
Der Kern der Sache ................................................................................................................................................ 14
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes ................................................................................................ 15
Was ist Kompetenz? ............................................................................................................................................... 16
Umsetzung in der Praxis ........................................................................................................................................ 18
Komplexität und Aufgabenkultur ........................................................................................................................... 20
Der Kern der Sache ................................................................................................................................................ 20
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes ................................................................................................ 21
Was versteht man unter der „neuen“ Aufgabenkultur? .......................................................................................... 22
Merkmale einer kompetenz-, handlungsorientierten und komplexen Aufgabenstellung ....................................... 23
Der Paradigmenwechsel von Unterrichtsplanung zum Gutachten ......................................................................... 24
Umsetzung in der Praxis ........................................................................................................................................ 27
Produktive und Rezeptive Fertigkeitsbereichen im Fremdsprachenunterricht ....................................................... 28
Wie wirkt sich die neue Praxis aus? Wo führt sie hin? .......................................................................................... 34
Kriterien als Grundlage von Beurteilung ............................................................................................................... 35
Der Kern der Sache ................................................................................................................................................ 35
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes ................................................................................................ 36
Was ist ein Kriterium? ............................................................................................................................................ 37
Transparenz in der Leistungsbeurteilung ............................................................................................................... 37
Beurteilungsraster zur Dokumentation und Beurteilung von Kompetenzentwicklung .......................................... 38
Umsetzung in der Praxis ........................................................................................................................................ 40
Schreiben ........................................................................................................................................................... 41
Grundsätzliche Überlegungen ........................................................................................................................... 41
Überlegungen zur Leistungsfeststellung von Schreibaufgaben mit der 4.0-Skala............................................. 42
Das Endprodukt: Raster zur Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen in der 5. Schulstufe ................. 43
Vier Praxisbeispiele ........................................................................................................................................... 44
Exkurs: Sprachrichtigkeit versus gelungene Kommunikation ........................................................................... 48
Exkurs: Performanz versus Kompetenz ............................................................................................................. 49
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Speaking ............................................................................................................................................................ 49
Reading .............................................................................................................................................................. 51
Listening ............................................................................................................................................................ 53
Flexible Differenzierung ........................................................................................................................................... 56
Der Kern der Sache ................................................................................................................................................ 56
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes ................................................................................................ 57
Was ist flexible Differenzierung? ........................................................................................................................... 58
Umsetzung in der Praxis ........................................................................................................................................ 61
Die Differenzierungsmatrix ............................................................................................................................... 62
Lernseitigkeit ............................................................................................................................................................. 64
Der Kern der Sache ................................................................................................................................................ 64
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes ................................................................................................ 65
Was ist Lernseitigkeit? ........................................................................................................................................... 66
Der Lernbegriff: Wann ist für Sie Lernen Lernen? ........................................................................................... 67
Lernen als pädagogischer Grundbegriff ............................................................................................................ 67
Lehren im Modus des Lernens .......................................................................................................................... 68
Umsetzung in der Praxis ........................................................................................................................................ 69
Arbeit mit Vignetten .......................................................................................................................................... 71
Literaturverzeichnis.................................................................................................................................................. 73
Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................................ 75
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................................................... 76
Fotoverzeichnis ...................................................................................................................................................... 77
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Einstieg in die Praxiseinblicke
Das zentrale Anliegen der Praxiseinblicke für die 5. Schulstufe ist die Darstellung einer kompetenz- und
kriterienorientierten, inklusiven Praxis in den differenzierten Pflichtgegenständen Deutsch, Mathematik
und Englisch. Eine Praxis, die sich dem schulischen Erfolg jeder Schülerin und jedes Schülers verpflichtet fühlt und dafür Verantwortung übernimmt.
Dabei geht es zum einen um eine Auseinandersetzung damit, was mit Kompetenz gemeint ist und was es
für 10- bis 14-jährige Schülerinnen und Schüler bedeutet, in Englisch, Deutsch und Mathematik kompetent zu sein. Es geht um Klarheit über die Ziele des Unterrichts, die sich aus dem jeweiligen Verständnis
von Kompetenz ergeben. Zum anderen geht es darum, Kompetenz anhand von Kriterien „fassbar“, beschreibbar und messbar zu machen, sowie aufzuzeigen, wie Kompetenzentwicklung durch komplexe
Aufgabenstellungen und Herausforderungen ermöglicht wird.
Die Praxiseinblicke sind keinesfalls als lehrmeisterndes „Wir zeigen euch, wie es geht“ zu verstehen. Sie
stellen vielmehr den Anspruch, Praxis exemplarisch zu beschreiben, um die Auswirkungen der neuen
rechtlichen Richtlinien, pädagogischen Zugänge und Ansätze zu illustrieren und damit „Stoff“ für die
eigene Praxisentwicklung zu bieten. Dabei versuchen die Autorinnen und Autoren ihre eigenen Praxiserfahrungen darzustellen, anstatt allgemein über „die“ Praxis zu schreiben. Die Beispiele aus der Praxis
sind eben „nur“ Beispiele und werden als solche sowohl bei der eigenen Reflexion als auch im kollegialen Austausch mit anderen zu weiteren Bespielen führen.
In den Praxiseinblicken werden folgende Themen behandelt





Lerndesign und Jahresplanung
3-K-Orientierung: Kompetenz, Komplexität und Aufgabenkultur, Kriterien
Kriteriale Leistungsbeurteilung
Flexible Differenzierung
Lernseitigkeit
Um sich über diese Begriffe austauschen zu können, benötigt man eine gemeinsame Sprache. Daher werden die für den Praxisaustausch relevanten Begriffe in jedem Kapitel kurz erörtert.
Die Beispiele in den Praxiseinblicken stellen keine Rezepte dar,
sondern verstehen sich als Anstoß zur Auseinandersetzung mit den
Themen. Um verstehensorientiertes Lernen zu forcieren, wird am
Anfang von jedem Kapitel das WOZU in Form von relevanten
Kernideen und Kernfragen dargestellt. Die Einschätzung des eigenen IST-Standes mit Hilfe des „School Walkthrough“ und die
Denkpause(n) sind als Anregungen zur Selbstreflexion gedacht.
Nach der Selbsteinschätzung folgt zu jedem Thema ein kurzer
theoretischer Input, der mit Hinweisen (Tipps) auf vertiefende
Unterlagen und Materialien abgerundet wird. Anschließend finden
Sie konkrete Beispiele aus unserer Praxis.
Der School Walkthrough ist ein
Werkzeug für kriterienorientierte Praxisentwicklung. Entlang
Qualitätskriterien
wird
beschrieben, wie sich die Umsetzung der besprochenen Themen
zeigen kann. Dabei werden fünf
Entwicklungsstufen auf einer
Skala von „noch nicht“ bis „weiterführend“ dargestellt.
Die Praxiseinblicke eignen sich für das Arbeiten allein oder mit anderen, ob im Fachteam, einer professionellen Lerngemeinschaft (PLG) oder in einem Kurs.
1
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Lerndesignarbeit
Foto 1: aus 3. Bundesweiten Lernatelier der G3, 28. 30.11. 2011.© Veronika Weiskopf-Prantner
Der Kern der Sache
Kernideen bringen in einem Satz auf den Punkt, was es für diesen Themenbereich zu verstehen gilt.
Kernfragen können nicht in einem einzigen Satz beantwortet werden, sondern regen in ihrer Funktion als
„Türöffner“ zum Verstehen eines Sachverhalts, zum Nachdenken, Forschen und zur tieferen Auseinandersetzung mit einem (Lern-)Thema oder einer Idee an.
Kernideen
Kernfragen
Das Ziel ist das Ziel.
Was gilt es zu verstehen? Was muss man dazu
wissen? Was tun Expertinnen und Experten
des Faches?
Verstehen ist vielschichtig.
Wie zeigt sich Verstehen? Woran erkenne
ich, ob jemand etwas verstanden hat?
Verstehendes Lernen geht den Dingen auf
den Grund.
Was braucht es dazu?
Verstehen braucht Auseinandersetzung und
Zeit.
Welche Inhalte/Aufgaben eignen sich für
eine (vertiefte) Auseinandersetzung?
Tabelle 1: Kernideen und Kernfragen zu Lerndesignarbeit
2
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes
Fokus auf Rückwärtiges Lerndesign
Weiterführend Lernzielorientierung: Alle orientieren sich konsequent an den Lernzielen und den
Erfolgskriterien. Die Lernenden bestimmen die Ziele und den Lernweg mit. Sowohl
Lern- als auch Leistungsaufgaben sind relevant, authentisch und glaubwürdig und ermöglichen die Sichtbarmachung des angestrebten Zielbildes.
Klarheit & Transparenz: Die Lernenden wissen, wie sie ihre Kompetenz unter Beweis
stellen können. Sie schätzen die Qualität ihrer Leistung nach transparenten, nachvollziehbaren Erfolgskriterien akkurat ein und dokumentieren ihre Entwicklung.
Planungsflexibilität: Alle haben Raum und Zeit, den eigenen Weg zum Ziel zu bestimmen. Die Dokumentation der eigenen Kompetenzentwicklung wird als Information
für Entscheidungen genützt, damit Lern- und Lehraktivitäten möglichst wirksam sind.
Ziel
Lernzielorientierung: Lernziele sind in Verstehen, Wissen und Können unterteilt. Sie
sind untereinander stimmig und stellen ein klares Kompetenzbild dar. Das Zielbild ist
im Einklang mit den Bildungsstandards und dem Fachlehrplan. Erfolgskriterien sind
authentisch und stimmen mit dem Zielbild überein.
Klarheit & Transparenz: Lernziele und Erfolgskriterien sind transparent und für alle
als Zielbild nachvollziehbar. Sie fungieren stets als Orientierung für Lehr- und Lernprozesse. Das Wechselspiel offener, sinnstiftender Kernfragen und Kernideen stellt
das Erkennen und Verstehen im Mittelpunkt.
Planungsflexibilität: Das Zielbild dient als Referenzrahmen für Lehr- und Lernprozesse. Sowohl Lehrende als auch Lernende haben Spielraum für die Gestaltung von Lehrund Lernprozessen und treffen Entscheidungen über nächste Schritte auf Basis von
Erfolgskriterien.
Am Weg
Lernzielorientierung: Lernziele sind in Verstehen, Wissen und Können unterteilt und
beschreiben das Kompetenzbild, das am Ende beurteilt wird. Bezug zu Bildungsstandards und Fachlehrplan ist teils gegeben. Erfolgskriterien sind angedeutet und relevant zum Ziel.
Klarheit & Transparenz: Lernziele sind für alle als Ziel zugänglich und als Gesamtbild
nachvollziehbar. Kriterien sind angedeutet; die Lernenden wissen zum Teil, wie sie
ihre eigene Leistung einschätzen können.
Planungsflexibilität: Das Lerndesign ermöglicht Flexibilität bei der Planung von Lehrund Lernprozessen. Mehrere Wege zum Ziel bzw. Handlungsoptionen sind möglich.
Lehrkräfte adaptieren nach Bedarf Lehr- und Lernaktivitäten und treffen ihre Entscheidungen im Bezug zum Zielbild.
Beginnend
Lernzielorientierung: Geplante Aktivitäten werden als Tun-Können-Ziele dargestellt.
Verstehensziele kommen nicht vor bzw. werden mit Wissenszielen verwechselt. Kernfragen und Kernideen, falls vorhanden, deuten auf leicht abprüfbares Wissen hin.
Klarheit & Transparenz: Lernziele sind als Teilziele erkennbar und für jede/n zugänglich. Das, was am Ende beurteilt wird, ist implizit und lässt mehrere Interpretationen
zu. Erfolgskriterien sind beiläufig angedeutet oder implizit.
Planungsflexibilität: Lehr- und Lernaktivitäten bzw. Lehr- und Lernprozesse sind
weitgehend fixiert. Es gibt wenig Raum, lernförderliche Entscheidungen mitten im
Geschehen zu treffen. Abweichungen irritieren und erzeugen Druck, werden häufig als
Probleme bzw. Mängel behandelt.
3
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Noch nicht
Lernzielorientierung: Unterrichtsplanung besteht aus Lehrzielen und Aktivitäten entlang einer Zeitachse. Konkrete Lernziele bzw. Erfolgskriterien entstehen im Tun und
variieren je nach Situation bzw. Schüler/in. Leicht abprüfbares Wissen und Können
sind im Fokus.
Klarheit & Transparenz:Die zu erzielenden Kompetenzen, Anforderungen bzw. Lernziele lassen sich schwer erkennen. Lernenden handeln in Erfüllung ihrer Aufgaben und
tun sich schwer, ihre Arbeit in Beziehung zu Kompetenzen bzw. außerschulischen Kontexten zu setzen. Sinn und Zweck fehlen.
Planungsflexibilität: Der Zeitplan ist eng und räumt wenig bis kaum zeitlichen Spielraum für Ungeplantes bzw. individuelle Lernbedürfnisse ein. Die Unterrichtsplanung
bzw. das Schulbuch engt ein und verursacht Druck.
Tabelle 2: School Walkthrough zum Bereich Rückwertiges Lerndesign (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015)
Was ist Lerndesign?
Der Begriff Lerndesign wird in Anlehnung an Wiggins and McTighes (2005) „Understanding by Design“
(Verstehen nach Plan) in der Unterrichtsentwicklung der NMS in
dreifacher Weise verwendet: „Lerndesign“ steht für die KompeDie Lerndesignarbeit ist eine
tenz einer Lehrperson, den Unterricht, ausgehend von seinem beForm von Unterrichtsplanung,
absichtigten Ende, inhaltlich zu planen. „Lerndesign“ steht auch
die die Ansprüche von Lehrfür den Prozess dieser inhaltlichen Entwicklung (auch „Lerndesigplänen und Bildungsstandards
narbeit“) und „Lerndesign“ bezeichnet das Produkt, das dabei
ernst nimmt. Es ist eine Philoherauskommt.
sophie, der es darum geht,
dass Schülerinnen und Schüler
Das Produkt Lerndesign besteht aus Kernideen und Kernfragen,
verstehen und das tun könLernzielen (Verstehen, Wissen und Tun-Können), die einen klaren
nen, was für ihr Leben ReleBezug zu den Bildungsstandards (BiSta) aufweisen, einer oder
vanz hat.
mehreren authentischen Leistungsaufgaben, die den Lernerfolg
sichtbar machen, sowie Kriterien, anhand derer die Lernleistung/das Lernprodukt auf unterschiedlichen Qualitätsstufen beschrieben und letztendlich beurteilt werden
kann.
Erster Schritt in der Lerndesignarbeit: Das WAS
Im ersten Schritt des Lerndesignprozess wird das WAS des Unterrichts festgelegt. Die Schulwirksamkeitsforschung zeigt auf, dass Lernerfolg im Zusammenhang mit Klarheit über die Lernziele und Kriterien steht. Hattie fasst es zusammen:
„Learning starts with ‚backward design‘… with the teacher (and preferably also the student)
knowing the desired results (expressed as success criteria related to learning intentions) and
then working backwards to where the student starts the lesson“. (2011, S. 93)
In der Lerndesignarbeit hat das WAS Priorität und kommt vor dem WIE, d.h. vor der genauen Planung
von Aktivitäten und Prozessen im Unterricht. Welche Themenbereiche sind für den Kompetenzaufbau
wesentlich? Was sollen die Schülerinnen und Schüler verstehen, damit sie in ihren jeweiligen Lebenskontexten erfolgreich handlungsfähig sind?
4
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Die „rückwärtige“ Jahresplanung
Die Jahresplanungen sind an den meisten Schulen bis Mitte Oktober
der Schulleitung vorzulegen. Deren Entstehungsgeschichten sind
höchst unterschiedlich, genauso wie die Art und Weise, wie mit Jahresplanungen nach deren Absegnung durch die Schulleitung verfahren wird, bzw. wie sie weiterhin verwendet werden. Dabei reicht der
Bogen vom Kopieren einer Jahresplanung aus der Schublade bis hin
zu maßgeschneiderten Jahresplanungen, die vom Fachteam entwickelt werden.
„To begin with the end in mind
means to start with a clear
understanding of your destination. It means to know where
you’re going so that you better
understand where you are now
so that the steps you take are
always in the right direction“.
(Covey, 1989, S. 98).
Vom Team entwickelten Jahresplanungen sind wie Landkarten für
das Schuljahr und gründen auf einem Planen „vom Ende her“. Sie beinhalten langfristige Zielsetzungen,
Kernideen und Kernfragen, Hinweise auf den Bezug zum Lehrplan und zu den Bildungsstandards, ausgewählte Themen- bzw. Themenbereiche mit den wesentlichen Lernzielen (Verstehen, Wissen, TunKönnen) und Zeitangaben. Sie sind eine Globaldarstellung (big picture) von mehreren Lerndesigns. Ein
Beispiel dazu wird im Praxisteil illustriert.
Denkpause
Überlegen Sie für sich alleine oder gemeinsam mit Fachkolleginnen und Fachkollegen:

Wie viel Raum und Zeit gebe ich dem Verstehen in meinem Unterricht?

Wie mache ich meinen Schülerinnen und Schülern die Lernziele transparent? Wissen sie um die (Reise-)Ziele?

Wie gestalten Sie Jahresplanungen? Wie entstehen sie?

Welchen Sinn sehen Sie in Jahresplanungen? Was sind für Sie die wesentlichen Punkte, die enthalten sein müssen?

Werden Ihre Jahrespläne nach „Absegnung“ durch die Schulleitung schubladisiert oder sind sie Begleiter durch das Schuljahr, auf die Sie immer
wieder zurückgreifen?

Wo stehen Sie in Ihrer Kompetenzentwicklung zum Bereich „Lerndesignarbeit“? Treffen Sie eine Einschätzung anhand des School WalkthroughRasters.
Tipp
Vertiefende Unterlagen zur Lerndesignarbeit (Videos, Artikel, Bücher, Präsentationen, gesetzliche Verankerung) finden Sie in der NMS-Bibliothek:
www.nmsvernetzung.at
Quellen und Downloads
BGBl. II-(30. Mai 2012 –Nr.185). Die gesetzlichen Grundlagen zur rückwärtigen
Entwicklung von Lehr- und Lerninhalten sind in der Lehrplanverordnung (LPVO)
Teil 3, S.12 verankert:
https://www.bmbf.gv.at/schulen/recht/erk/bgbla_2012_ii_185_
anl1_22513.pdf?4dzi3h
Isecke, H. (2013). Lernziele setzen - Wege definieren. Unterrichtsplanung von der
Reihe bis zur Einzelstunde. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.
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Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Umsetzung des WAS in der Praxis: Entwicklung von Kernideen
Warum Englisch lernen? Ein Motto für das erste Englisch-Lernjahr an der Neuen Mittelschule.
Foto 2: Motto einer Klasse 1a, Schuljahr 2013/14. © Veronika Weiskopf-Prantner
Diese Kernideen wurden von Schülerinnen und Schülern einer ersten NMS-Klasse in einem demokratischen Prozess verfasst. Sie spiegeln die persönlichen Vorstellungen und Überlegungen zur Frage: „Wozu
lernen wir Englisch?“ wider und werden als „Motto“ jahresdurchgängig verwendet. Veronika WeiskopfPrantner erzählt aus ihrer Erfahrung:
Es ist mir seit der Zeit, als ich eingeladen war, als Pilotlehrerin an der Entwicklung der österreichischen Version des Europäischen Sprachenportfolios mitzuwirken, zunehmend wichtiger
geworden, dass sich meine Schülerinnen und Schüler immer wieder bewusst damit auseinandersetzen, was sie in der Schule in Englisch tun, warum sie eine Fremdsprache erlernen müssen, welchen Sinn das für sie ganz persönlich hat, wo mein Lehren und ihr Lernen hinführen
soll und welche Ziele im Fremdsprachenunterricht verfolgt werden. Sie sollten auch immer
wieder die Gelegenheit haben mit zu verfolgen, ob das, was wir im Unterricht tun, auch in Bezug zu diesen Zielen steht und wo jede/r Einzelne auf ihrem/seinem Lernweg steht. […]So
setzten meine Teamkollegin und ich uns das Ziel, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ein „Motto“ zu entwickeln, das uns durch das ganze Schuljahr begleiten soll.
Dazu wurden die Schülerinnen und Schüler in zwei Gruppen geteilt, um jeder, jedem möglichst viel Redezeit zu ermöglichen und dann aufgefordert, die folgenden Fragen zu beantworten:


Warum lernt ihr überhaupt Englisch? Warum sind im Stundenplan 4 Stunden dafür reserviert?
Wozu Englisch?
6
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Dies ist eine Auswahl von Antworten:
Wir brauchen Englisch
im Urlaub, weil fast
jeder kann Englisch
und dann kann ich mit
den Leuten reden,
wenn ich etwas brauche.
Nina
Wir brauchen Englisch
für unseren Beruf.
Baran
Damit man mit Menschen in anderen Ländern kommunizieren
kann. Englisch ist die
Weltsprache, es ist
wichtig für den Job.
Sebastian
Man braucht Englisch,
wenn man einen Film
dreht und z. B. Tom
Cruise fragen will, ob
er mitspielt.
Edita
Du brauchst Englisch,
weil auf der ganzen
Welt jeder Englisch
kann. Man braucht
Englisch lebenslang.
Ihsan
Weil ich muss!
Ferdi
Tabelle 3: Wozu Englisch? Fotos und Antworten von Schülerinnen und Schülern (© Veronika WeiskopfPrantner).
Jede Antwort wurde „namentlich“ festgehalten. Im nächsten Schritt haben die Lehrpersonen eine Sammlung von Kernideen verfasst, die sinngemäß das zum Ausdruck bringen sollten, was die Schülerinnen und
Schüler geäußert hatten.
Diese Kernideen wurden auf farbige DINA4-Blätter geschrieben, auf dem Boden ausgelegt und vorgestellt. Die Schülerinnen und Schüler konnten dann in einem demokratischen Abstimmungsprozess die
Kernideen “abwählen“, die ihnen nicht gefielen. Die Kernideen, die es in die engere Auswahl geschafft
hatten, wurden im Klassenzimmer verteilt an den Wänden befestigt und jede, jeder durfte insgesamt fünf
Punkte vergeben: entweder alle Punkte für die „Lieblingskernidee“ oder die fünf Punkte aufgeteilt auf
mehrere Kernideen. Aus den drei Top-Favoriten hat das Lehrerinnenteam das „Motto“ für das Schuljahr
in Englisch formuliert. Die Schülerinnen und Schüler haben dazu im Zeichenunterricht ein Plakat geschrieben, das in der Klasse aufgehängt wurde.
Endauswahl 1a
Punkte
Englisch macht meine Welt größer.
23
Englisch hilft mir, überall auf der Welt auf eigenen Beinen zu stehen.
18
Englisch gehört zu meiner Lebenswelt dazu.
16
Englisch ist die Weltsprache.
12
Englisch hilft mir, Freundinnen und Freunde auf der ganzen Welt zu finden.
7
Englisch brauche ich in jedem Beruf.
0
Tabelle 4: Wozu Englisch? Abstimmung über die Kernideen
7
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Umsetzung des WAS in der Praxis: Lernziele festlegen
Foto 3: „Das Ziel ist das Ziel“. © Veronika Weiskopf-Prantner
Im Rahmen der Lernatelierarbeit mit Lerndesignerinnen und Lerndesigner ist das Tafelbild zum Lerndesign entstanden. Die Darstellung illustriert den Lerndesignprozess und die Bestandteile eines „fertigen“
Lerndesigns (Ziele, Leistungsaufgaben und Kriterien).
Das im Folgenden vorgestellte „Lerndesign-Produkt“ wurde zu einem bestimmten Themenbereich und im
Zusammenhang mit Lernphase 3 des Jahresplanes erstellt. Der Fokus der zu überprüfenden Kompetenzbereiche liegt auf zusammenhängendem Sprechen und Schreiben. Dabei werden in einem ersten Schritt
Lernziele und in einem zweiten Schritt authentische Leistungsaufgaben formuliert.
Lerndesign: Families are different/Jede Familie ist anders anders
Titel
Families are different
Einheiten
ca.10
Lernthema
Talking and writing about one’s family
Bezug zum
Lehrplan
In Anlehnung an GERS (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen)
Zusammenhängend Sprechen A1: Die Schülerinnen und Schüler können einfache
Wendungen und Sätze gebrauchen, um Leute, die sie kennen, zu beschreiben und um
zu beschreiben, wo sie wohnen.
Zusammenhängend Sprechen A2: Die Schülerinnen und Schüler können mit einer Reihe
von Sätzen und mit einfachen Mitteln z. B. ihre Familie, andere Leute, ihre Wohnsituation, ihre Ausbildung und ihre gegenwärtige (oder letzte berufliche) Tätigkeit als
Schülerinnen und Schüler beschreiben.
Schreiben A1: Die Schülerinnen und Schüler können eine kurze einfache Postkarte
schreiben, z. B. Feriengrüße. Sie können auf Formularen, z. B. in Hotels, Namen, Adresse, Nationalität usw. eintragen.
Schreiben A2: Die Schülerinnen und Schüler können kurze, einfache Notizen und Mitteilungen schreiben. Sie können einen ganz einfachen persönlichen Brief schreiben,
z. B. um sich für etwas zu bedanken.
Die Leistungsaufgaben bewegen sich im
Bereich A1A2.
Bezug zu BiSta
Zusammenhängend sprechen: Deskriptor 7(A2),
Schreiben: Deskriptor 4 (A2+),
An Gesprächen teilnehmen: Deskriptoren: 1(B1) und 3 A2+)
Tabelle 5: Families are different – Exemplarische Darstellung eines Lerndesigns (Veronika Weiskopf-Prantner)
8
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Was ist das langfristige Ziel dieses Lerndesigns?
Die Schülerinnen und Schüler werden
ihre writing skills weiter entwickeln, indem sie

im Rahmen eines writing workshops einen Text über ihre Familie verfassen und diesen nach
Rückmeldung durch eine Mitschülerin/einen Mitschüler und eine Lehrperson überarbeiten und
finalisieren;
ihre speaking skills weiter entwickeln, indem sie




auf Basis eines interview charts ihren Mitschülerinnen und Mitschülern Fragen über deren Familien stellen bzw. Fragen zur eigenen Familie beantworten,
im Rahmen von information gap activities Fragen stellen und Auskunft geben,
Vermutungen darüber anstellen, wer die einzelnen Personen sein könnten, die auf einem Foto
dargestellt sind und mit Hilfe von vorgegebenen Redemitteln das Ausdrücken von Zustimmung
und Ablehnung trainieren,
ihre Familien vorstellen (eventuell unterstützt durch Bilder);
damit sie auf lange Sicht in der Lage sind, selbständig und erfolgreich mit Englisch sprechenden Personen
in Kontakt zu treten und eine Beziehung aufzubauen.
Welche Kernideen (= Verstehensziele) sind für diesen Themenbereich relevant?




Jede Familie ist anders anders.
Ein großer Wortschatz macht eine Erzählung bunt.
Rückmeldung ermöglicht das Vorwärtskommen.
Flüssige Sprache ist leichter verdaulich und besser bekömmlich.
Welche Kernfragen führen zu den Kernideen und dem langfristigen Ziel?




Was ist eine Familie?
Wer gehört zu meiner Familie?
Wie schreibe ich das? Wie erzähle ich das?
Wie wird es besser?
Welche Missverständnisse, Irrtümer oder Einstellungen im Zusammenhang mit diesem Thema kommen häufig vor, die das Lernen möglicherweise behindern können?



Eine Familie = Vater, Mutter, Kind(er).
Ich kann das nicht, das ist zu schwer für mich.
Ich muss über etwas reden, über das ich nicht reden möchte.
9
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Lernziele (Hinweis: Verstehensziele sind Kernideen):
Verstehen
Wissen
Die Schülerinnen und Schüler
verstehen, dass:
words, chunks, phrases:
Die Schülerinnen und Schüler
Ortsangaben: in, near, far, from; können:
I’m from…, etc.
 ihre Familie mündlich vorstellen.
Familienmitglieder: parents,
step-parents, grandparents, sib einen kurzen Text über ihre
lings, half-siblings, etc.
Familie verfassen.
Vermutungen: I think…
Adjektive um Menschen zu
beschreiben: nice, friendly,
helpful, scary, funny, old, goodlooking, etc.
Begründen: He/She is important
to me because…
Zustimmung/Ablehnung: I think
so, too./you’re right. Maybe /
Me, too. I don’t think so, etc.
grammar:
have got / has got; plurals; a /
an
 jede Familie unterschiedlich
ist.
 der Wortschatz ausschlaggebend für die Wirksamkeit eines Textes ist.
 Rückmeldung hilft Texte zu
verbessern.
 die Textflüssigkeit zu besserem Verständnis für Lesende
und Zuhörende führt.
Tun-Können
Tabelle 6: Lernziele zum Lerndesign – Families are different
Umsetzung des WAS in der Praxis: Die Jahresplanung als Orientierung
auf dem Weg zum Ziel
Die vorliegende Jahresplanung wurde von Veronika Weiskopf-Prantner auf Basis der Richtlinien der
Entwicklungsbegleitung der Neuen Mittelschulen erstellt. Veronikas Praxis wird seit einigen Jahren von
dem Prinzip, „A language-rich environment leads to a language-wealthy student“ (Westfall & Weber,
2004, S.6) geleitet und durch ihre Mitarbeit bei der Entwicklung des Europäischen Sprachenportfolios ist
sie mit dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GERS) vertraut.
Das „Neue“ für Veronika war, das langfristige Ziel des Schuljahres und die langfristigen Ziele der einzelnen Kompetenzbereiche zu formulieren, sowie Kernideen und Kernfragen zu ausgewählten Themenbereichen zu entwickeln. Kernideen erfassen, das, was sich den Lernenden durch gezielte Unterrichtsarbeit
nach und nach erschließen soll. So gesehen sind Kernideen nicht neu. Neu ist, dass Veronika sie artikuliert und den Lernenden transparent machen. Kernfragen unterstützen das Erschließen, weil ihnen im
Rahmen des Unterrichts nachgegangen wird und ihre „Verfolgung“ zu einem tiefgreifenden Verständnis
der Kernideen führt.
Als weiteren Entwicklungsschritt zu bisherigen Jahresplanungen hat Veronika eine Kernidee als ganz
persönliches Motto bzw. Leitidee für das Schuljahr an den Anfang dieser kompetenzorientierten Jahresplanung gestellt (s. S. 12). Ihre Jahresplanung umfasst 5 Lernphasen. Im Folgenden wird Lernphase 3
exemplarisch dargestellt. Das Lerndesign „Families are different“ ist Teil dieses Themenbereichs.
10
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Langfristiges Ziel:
Die Schülerinnen und Schüler werden auf den GERS-Sprachkompetenzniveaus A1-A2.1






ihren Wortschatz zu Themenbereichen ihrer unmittelbaren Lebenswelt erweitern,
ihre Aussprache und Intonation trainieren,
Redemittel in einer Vielzahl altersgerechter und schulstufenentsprechender Situationen interaktiv
und monologisch mündlich anwenden,
grammatikalischen Mustern entdeckend auf die Spur kommen und diese kontextualisiert einüben,
altersgerechte und schulstufenentsprechende Texte lesen und dabei unterschiedliche Lesestrategien anwenden (expeditious reading – skimming & scanning; careful reading)
altersgerechte und schulstufenentsprechende Texte hören und dabei unterschiedliche Hörstrategien anwenden (vorwiegend direct meaning comprehension – globales, selektives, detailliertes
Verstehen; teilweise inferred meaning comprehension)
altersgerechte und schulstufenentsprechende Texte schreiben,
damit sie auf lange Sicht in der Lage sind, selbständig und erfolgreich mit Englisch sprechenden Personen in Kontakt zu treten und eine Beziehung aufzubauen. 1
Den Schülerinnen und Schüler wurden die langfristigen, bis zum Ende der 8. Schulstufe zu erreichenden
Bildungsstandards-Ziele in kompakter Form wie folgt zur Verfügung gestellt:
An Gesprächen teilnehmen
Ich trainiere meine Fertigkeiten in speaking with others und bin auf dem Weg, damit ich mich in meiner Freizeit und in meinem späteren Beruf selbständig und erfolgreich mit Menschen auf der ganzen
Welt unterhalten kann, die eine andere Muttersprache sprechen als ich, damit ich sie besser kennen
lernen und eine freundschaftliche und/oder geschäftliche Beziehung mit ihnen aufbauen kann.
Zusammenhängend sprechen
Ich trainiere meine Fertigkeiten in speaking on my own und bin auf dem Weg, damit ich Menschen auf
der ganzen Welt, die nicht meine Muttersprache sprechen, selbständig, erfolgreich und fließend über
mich selbst und meine Familie, meine Freundinnen und Freunde, meine Heimat, meine Erfahrungen,
Beobachtungen und Erlebnisse, meine Pläne, Ziele und Träume erzählen kann.
Schreiben
Ich trainiere meine Fertigkeiten im Schreiben einfacher Texte, E-Mails, Tagebuch- und Forumseinträge
über mich selbst (z. B.: Tagesablauf, Interessen) und mein alltägliches Umfeld (z. B.: Familie, Schule,
Freundinnen und Freunde) und bin auf dem Weg, damit ich mit Menschen auf der ganzen Welt, die
nicht meine Muttersprache sprechen, auch schriftlich kommunizieren kann.
Lesen
Ich trainiere meine Fertigkeiten im schnellen Lesen (expeditious reading) und im sorgfältigen Lesen
(careful reading) und bin auf dem Weg, damit ich selbständig und erfolgreich Briefe, Karten, E-Mails,
Anleitungen und Vorschriften, Geschichten, Lieder und Gedichte verstehen kann und damit ich Prospekten, Speisekarten, Fahrplänen, Schildern, Formularen, Nachrichten im Internet, in Zeitungen und
Zeitschriften die Informationen entnehmen kann, die ich brauche.
Hören
Ich trainiere meine Fertigkeiten im Zuhören und bin auf dem Weg, damit ich selbständig und erfolgreich Anweisungen, Fragen, Auskünfte, Mitteilungen und die Hauptpunkte von Gesprächen und Erzählungen verstehen kann, damit ich Interviews, Berichten, Hörspielen, Sketchen und Filmen folgen kann
und damit ich Wörter, die buchstabiert werden und Zahlen und Mengenangaben verstehen und notieren
kann.
Im vorliegenden Jahresplan wird zu den jeweiligen Themenbereichen eine Vielzahl von möglichen
Kernideen und Kernfragen angeführt. Die Kernideen, die der Lehrperson wesentlich erscheinen und auf
die sie die Unterrichtsarbeit fokussieren möchte, werden in der entsprechenden Lernphase erstmals thematisiert und verstehen sich in Folge als Begleiter durch das Lernjahr bzw. Begleiter des lebenslangen
(Sprach)-Lernweges.
1
Themen, Redemittel, Hör-, Lese-, Schreib- und Sprechaufgaben sind vorwiegend dem Lehrwerk English to go 1 (Westfall &
Weber, 2004) entnommen.
11
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Themen(Bereiche)
Verstehensziele
(= Kernideen)
Lernphase 3
(11 Wochen)
Chatrooms sind Orte
der Begegnung.
International
relationships
Getting in
touch and
getting to
know each
other better
Information ist nicht
immer Wahrheit.
Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist besser.
Rückmeldesignale
signalisieren Interesse.
Wissensziele
Tun-Können-Ziele
Was hat das
mit mir zu
tun?
(basierend auf Units 6, 7, 8, 9, 10, 11)
Speaking – interactive
Schülerinnen und Schüler führen einfache Gespräche, um sich gegenseitig besser kennen zu lernen und unterhalten sich dabei über ihre Herkunftsländer und Nationalität,
ihr Alter und ihre Geburtstage, ihre Familie, bevorzugte Aktivitäten in den 4 Jahreszeiten, Unterrichtsgegenstände, Umstände, die ihnen das Lernen erleichtern, was sie
mögen/nicht mögen (Sport, Lebensmittel), bevorzugte Freizeitaktivitäten und tägliche
Routinen, Haustiere; drücken Überraschung, Freude und Bedauern aus und reagieren
auf solche Gefühlsäußerungen
An Gesprächen
teilnehmen A1:
Beschreibung im
Lehrplan
Speaking – monologue
Schülerinnen und Schüler befolgen Anweisungen der Lehrperson/ihrer Mitschülerinnen
und Mitschüler; vervollständigen Sätze und Lückentexte, markieren zutreffende Sätze
und korrigieren Fehler, machen Notizen zu gezielten Fragen und notieren alles, was sie
im Zusammenhang mit einem Gespräch verstehen, identifizieren aufgrund von Beschreibungen Menschen auf einem Foto, notieren im Rahmen von Interviews die Antworten ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler, identifizieren in einer Collage von Lebensmitteln diejenigen, über die gesprochen wird (direct meaning comprehension –
listening for specific information); sprechen durch genaues Zuhören Wörter und Sätze
richtig nach
Zusammenhängend
sprechen A1:
Beschreibung im
Lehrplan
Was verschweige ich?
Wie schütze
ich mich?
Words, chunks, phrases:
Länder und Sprachen, Ortsangaben in,
near/far from; I’m from…. My grandfather is from/was born in….
Wer will das
wissen?
Familienmitglieder; Vermutungen – I
think…; Adjektive um zu beschreiben,
wie Menschen ausschauen/wirken;
Der Ton macht die
Musik.
Wem will ich
das sagen?
Datum, Jahreszeiten;
Ein großer Wortschatz macht eine
Erzählung bunt.
Wie sage ich
das?
Schreiben ist ein
interaktiver Prozess.
Schreiben braucht
Zeit.
Der erste Versuch
ist nicht das Resultat.
Rückmeldung ermöglicht ein Vorwärts.
Der Adressat bestimmt die Textform.
Konnektoren machen Texte flüssig.
Flüssige Sprache ist
leichter verdaulich
und besser bekömmlich.
Jede, jeder ist
anders anders.
Bezug zu Lehrplan &
Bildungsstandards
Kernfragen
Wie geht es
weiter?
Wie klingt
das?
Warum
schreiben?
Wen interessiert das?
Meinung bzgl. Unterrichtsgegenständen
und diversen Aktivitäten äußern (I
like/don’t like, can’t stand, hate…) und
begründen mit because; Adjektive zur
Beschreibung von Unterrichtsgegenständen (easy, (not) interesting, cool,
boring, difficult, hard,…);
Sportarten, Lebensmittel, Köperteile,
Aktivitäten (smell, taste, listen, watch,
run, pick up,….); Tagesabläufe; Haustiere;
Wie wird es
besser?
Redemittel, um Ähnlichkeiten und
Unterschiede zum Ausdruck zu bringen
(I do, too. So do I. Me, too. I don’t. I
don’t either. Neither do I. Me neither.
But I do.)
Was kann ich
tun?
Grammar:
Warum Rückmeldung?
Fragen mit where und to be, besitzanzeigende Fürwörter; Aussage und Frage
mit have got – has got; Fragen mit
How…? , When…? Why…? What…?
Zeitpräposition on, in;
present simple und third person –(e)s
possessive‘ s
Ordinalzahlen (1st, 2nd, 3rd,…); Nomenbildung durch verb+ing
Fragen mit do/does
Zielt auf Deskriptoren 1 & 2 (B1)
Zielt auf Deskriptoren 4 (A2+), 6 (A2+),
7 (A2)
Writing
Schülerinnen und Schüler schreiben Listen ihrer täglichen Aktivitäten/ Lieblingsspeisen/bevorzugten Sportarten, Länder, in denen sie bereits/noch nicht waren, schreiben
ihren Stundenplan auf (A1.1); schreiben eine E-Mail , in der sie sich vorstellen (Name,
Alter, Geburtstag, Familie, Schule, sportliche Gewohnheiten, Tagesablauf); schreiben
eine Postkarte und bedanken sich für ein Geburtstagsgeschenk
Schreiben A1:
Beschreibung im
Lehrplan
Listening
Schülerinnen und Schüler markieren zutreffende Sätze und korrigieren Fehler, machen
Notizen zu gezielten Fragen und notieren alles, was sie im Zusammenhang mit einem
Gespräch verstehen, identifizieren aufgrund von Beschreibungen Menschen auf einem
Foto, notieren im Rahmen von Interviews die Antworten ihrer Mitschülerinnen und
Mitschüler (direct meaning comprehension – listening for specific information); sprechen durch genaues Zuhören Wörter und Sätze richtig nach
Hören A1:
Beschreibung im
Lehrplan
Reading
Schülerinnen und Schüler lesen Tagebuch- und Forumseinträge, identifizieren die
Themen, um die es geht (expeditious reading – identifying text topics), beantworten
Fragen und unterscheiden richtige von falschen Aussagen über den Text (scanning/reading for detail), verbinden Texte mit Bildern (scanning/reading for detail),
vervollständigen Texte durch fehlende Worte und Sätze (careful reading – understanding the logical organisation of a text), identifizieren Hauptaussagen von Texten
(careful reading – understanding explicitly stated main idea(s) and/or distinguishing
that from supporting details)
Zielt auf Deskriptoren 4 (A2+) & 6 (B1)
Zielt auf Deskriptoren 1 (B1), 2 (B1), 3
(A2) 4 & 5 (B1)
Lesen A1:
Beschreibung im
Lehrplan.
Zielt auf Deskriptoren 1 (A2), 3 (B1), 5
(A2) & 6 (B1)
Tabelle 7: Jahresplanung für 5. Schulstufe – ein Auszug (Veronika Weiskopf-Prantner)
12
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
3-K Orientierung (Kompetenz, Komplexität, Kriterien)
Die 3-K Orientierung (Kompetenzen, Komplexität und Kriterien) ist eine Verdichtung der Anforderungen
an der Praxisentwicklung in der NMS-Lehrplanverordnung vom 30. Mai 2012. Darin gibt es nicht nur
explizite Ausführungen zu Kompetenzen, Komplexität und Kriterien, die als wesentliche Bereiche für die
Leistungsbeurteilung herangezogen werden, sondern die Lehramtstätigkeit wird durch die Ausführungen
zu der pädagogischen Praxis radikal neu definiert.
Grundsätzlich gilt für den Unterricht an Neuen Mittelschulen als Praxisziel eine Orientierung an folgenden Prinzipien (Westfall-Greiter, 2012):





Kompetenzen, Kriterien und Komplexitätsgrade sind im Einklang mit dem Fachlehrplan und den
Bildungsstandards im Vorfeld des Unterrichts festzulegen („vom Ende her“).
Die Lernzielformulierungen stellen dar, welche Kompetenz(en) als Zielbild festgelegt und beurteilt wird (werden).
Die Kriterien sind im Einklang mit den Kriterien für die Beurteilung der BiSt-Kompetenzen und
konkretisieren das Zielbild. Entlang dieser Kriterien werden die Komplexitätsgrade (Qualitätsstufen) einer Leistung in einem Beurteilungsraster festgelegt (kriterienorientierte Beurteilung).
Lernziele, Kriterien und Beurteilungsraster werden den Lernenden im Vorfeld kommuniziert,
damit alle Beteiligten Lern- und Lehrprozesse zielgerecht steuern können.
Beschreibungen von Komplexitätsgraden sind im Einklang mit den Kriterienkatalogen der Bildungsstandards bzw. der Informellen Kompetenz Messung (IKM).
13
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Kompetenzorientierung
Foto 4: Kompetenz ist mehr als die Anwendung einzelner Fertigkeiten, sie zeigt sich nur in Handlungen:
Schüler als Radio-Igel-Reporter. © Wolfgang Kolleritsch
Der Kern der Sache
Kernideen
Kernfragen
Jeder ist kompetent.
Was ist Kompetenz? Wie und wo zeigt sie
sich?
Kompetenz zeigt sich nur in Handlungen.
Welche Handlungen sind geeignet, Kompetenz zu zeigen? Was bedeutet es, wenn eine
Handlung misslingt.
Kompetenz kann ich nicht lehren.
Wie kann ich die Kompetenz der Lernenden
erhöhen? Welche Teilfertigkeiten brauchen
sie um kompetent zu werden?
Tabelle 8: Kernideen und Kernfragen zu Kompetenzorientierung
14
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes
Fokus auf Kompetenzorientierung
Weiterführend Kohärenz & Relevanz: Der Bezug zu den Bildungsstandards bzw. zu den Kompetenzen
im Fachlehrplan ist klar erkennbar. Nachhaltiger Kompetenzaufbau durch Handlung
steht im Vordergrund aller Lehr- und Lernprozesse.
Handlungsorientierung: Die Lernenden sind an der Entwicklung von zielgerechten
handlungsorientierten Aufgaben für das Üben und Demonstrieren von Kompetenz beteiligt. Sie dokumentieren ihre Kompetenzentwicklung und können sich über ihren
aktuellen Lernfortschritt verständigen. Sie erkennen überfachliche und fächerübergreifende Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Sie wählen gezielt Übungsaufgaben
nach Bedarf aus, um noch besser handeln zu können.
Ziel
Kohärenz & Relevanz: Der Bezug zu den Bildungsstandards bzw. zu den Kompetenzen
im Fachlehrplan ist erkennbar. Die Komplexität von Kompetenz ist allen bewusst. Der
Kompetenzaufbau steht im Vordergrund.
Handlungsorientierung: Lern- und Leistungsaufgaben erzeugen Handlungssituationen,
in denen Kompetenz aufgebaut, gezeigt und beurteilt wird. Die Lernenden verstehen
sich als Handelnden und sind im Tun, um ihre Kompetenz weiter zu entwickeln. Gelungenes und Misslungenes wird im Bezug zum Ziel reflektiert. Die Bedeutung von
Übungsaufgaben im reproduktiven Bereich ist klar: sie fokussieren auf Wissen und
Können, die für komplexe Aufgaben notwendig sind, und werden gezielt eingesetzt.
Am Weg
Kohärenz & Relevanz: Der Bezug zu den Bildungsstandards bzw. zu den Kompetenzen
im Fachlehrplan ist teilweise erkennbar.
Handlungsorientierung: Lehr- und Lernprozesse sind am Kompetenzerwerb orientiert.
Manche Aufgaben sind handlungsorientiert und fördern den Kompetenzaufbau; dafür
wird im Unterricht Zeit eingeplant, auch wenn handlungsorientierte Aufgaben mehr
Zeit brauchen und in Konkurrenz mit reproduktiven Aufgaben stehen. Die Lernenden
erleben sich gelegentlich als Handelnden.
Beginnend
Kohärenz & Relevanz: Der Bezug zu den Bildungsstandards bzw. zu den Kompetenzen
im Fachlehrplan ist wenig erkennbar.
Handlungsorientierung: Stoffvermittlung bzw. Automatisierung von Teilfertigkeiten
überwiegt. Komplexe, handlungsorientierte Aufgaben kommen gelegentlich vor; Vorrang haben Aufgaben, die leicht abprüfbares Wissen oder Können durch Wiederholung
festigen und überprüfen sollen. Dabei ist die Verbindung dieser Aufgaben mit Kompetenzaufbau bzw. Kompetenzaufgaben nicht klar.
Noch nicht
Kohärenz & Relevanz: Der Bezug zu den Bildungsstandards bzw. zu den Kompetenzen
im Fachlehrplan ist nicht erkennbar.
Handlungsorientierung: Inhalte werden als „Stoff“ bzw. als Wissen in Form von Daten, Fakten und Informationen positioniert. Der Fokus liegt auf leicht abprüfbaren
Teilfertigkeiten bzw. Wissensbereichen. Aufgaben zielen auf das Merken und Wiedergeben von Informationen ab.
Tabelle 9: School Walkthrough zum Bereich Kompetenzorientierung (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015)
15
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Was ist Kompetenz?
Im Rahmen der Entwicklung der Bildungsstandards hat man sich auf den
psychologisch-wissenschaftlichen
Weinertschen Kompetenzbegriff geeinigt (vgl. Weinert, 2001). Demzufolge besteht Kompetenz aus 3 Komponenten: Wissen (Kenntnisse), Können (Fertigkeiten) und Einstellung,
die im Zusammenspiel sind und bei
neuartigen Situationen eigenständiges Handeln ermöglichen.
Abbildung 1: Kompetenz ist das Zusammenspiel von… (Tanja Westfall-Greiter)
Um handeln zu können, braucht es Situationen, die uns herausfordern, bestimmte Aufgaben zu bewältigen. „Da Kompetenz jedoch die Grundlage kompetenten Handelns darstellt, muss der Einzelne zunächst
Kompetenz besitzen, um daraufhin kompetent handeln zu können. Fassen wir den Kompetenzbegriff so,
wie wir es hier getan haben, dann heißt das aber auch, dass jeder
Mensch Kompetenz besitzt, allerdings in unterschiedlicher AusAus pädagogisch-wissenschaftprägung“ (Vonken, 2005, S. 188).
licher Sicht bedeutet „kompeFähigkeiten und Fertigkeiten können sehr wohl trainiert werden
und Wissen kann auswendig gelernt werden, Kompetenz als solche
nicht. „Die Entwicklung von Kompetenz in Lehr-Lernprozessen
lässt sich nicht sicherstellen, Kompetenz nicht trainieren“ (Vonken, ebd.). Vonken hält aber sehr wohl fest, dass im Rahmen des
Unterrichts Möglichkeiten geschaffen werden können, die Kompetenzentwicklung allgemein zu fördern (a.a.O., S. 187).
Da Kompetenz nur in Handlungen sichtbar wird, bedeutet das im
Hinblick auf den geforderten Kompetenzaufbau, dass die Lehrperson laufend Lernsituationen erzeugen muss, die Schülerinnen und
Schüler zum Handeln in komplexen Situationen zwingen. Weder
das Ausfüllen von Lückentexten, noch das Abschreiben von Merktexten können diesem Anspruch gerecht werden. Es gilt auch zu
beachten, dass Kompetenz nicht in jeder Situation sichtbar wird
und sich nicht nur auf Fertigkeiten beschränkt, wie z.B. „Ich kann
eine Geschichte (in Englisch) schreiben“.
Wenn Handlungen im Vordergrund des Lernens und Leistens stehen wird klar, dass auch die überfachlichen Kompetenzen bei fachspezifischen Kompetenzaufgaben zur Qualität der Leistung beitragen.
tent“ „handlungsfähig“; durch
das komplexe Zusammenspiel
von unserem Wissen, unseren
Fertigkeiten und unseren Dispositionen zur Welt sind wir in der
Lage, in einer Situation, die uns
in Anspruch nimmt, mehr oder
weniger erfolgreich zu handeln.
Kompetenz zeichnet sich durch
die flexible Anwendung und
neue Zusammensetzung von
Wissen und Können in wechselnden, unvertrauten Situationen aus, verknüpft mit unsichtbaren Haltungen und Einstellungen wie Problemlösebereitschaft oder fachspezifischen
Denkweisen und Lösungswegen.
Kompetenz wird erst sichtbar,
wenn sie sich auf eine konkrete
Anforderungssituation bezieht
(Schratz & Westfall-Greiter,
2010).
16
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Denkpause
Überlegen Sie für sich alleine oder gemeinsam mit Fachkolleginnen und Fachkollegen

Was meine ich, wenn ich sage: „Sie/Er ist kompetent?“

Was bedeutet es für unterschiedliche Lebenskontexte, kompetent zu sein?

Wie vertraut ist mir das Kompetenzmodell der Bildungsstandards für mein
Fach?

Auf welche überfachlichen Kompetenzen lege ich besonders viel Wert?

Wie beurteile ich, ob eine Schülerin, ein Schüler über eine bestimmte
Kompetenz verfügt?

Wo stehen Sie in ihrer Kompetenzentwicklung zum Bereich „Kompetenzorientierung“? Treffen Sie eine Einschätzung anhand des School
Walkthrough-Rasters.
Tipp
Rainer Brock (2011) stellt in seinem Artikel „Kompetenzorientierter Unterricht –
Sekundarstufe I –Englisch“ anhand gut nachvollziehbarer Beispiele dar, was „Kompetenz“ und „Kompetenzaufbau“ für die Kompetenzbereiche Hören, Lesen,
Schreiben, Zusammenhängend sprechen und An Gesprächen teilnehmen für den
Unterricht bedeutet.
Er schärft den Blick dafür, was es im Kontext des Fremdsprachenunterrichts bedeutet, erfolgreich lesen, hören, sprechen und schreiben zu können und zeigt auf,
welche konkreten Schritte im Unterricht gesetzt werden müssen, damit Schülerinnen und Schüler nachhaltig das tun können, was die Bildungsstandards in ihrer
Funktion als verbindliche langfristige Ziele für den Fremdsprachenunterricht in
der Sekundarstufe I fordern.
Quellen und Downloads
Brock, R. (2011). Kompetenzorientierter Unterricht – Sekundarstufe I – Englisch. In BIFIE-(Hrsg.), Kompetenzorientierter Unterricht in Theorie und
Praxis, (S. 69-82). Graz: Leykam. Verfügbar unter
https://www.bifie.at/system/files/
dl/bist_vs_sek1_kompetenzorientierter_unterricht_2011-03-23.pdf.
Weitere Informationen (Videos, Artikel, Bücher, Präsentationen, gesetzliche Verankerung) finden Sie in der NMS-Bibliothek: www.nmsvernetzung.at.
17
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Umsetzung in der Praxis
Der erste Schritt in der Kompetenzorientierung ist, sich vor Augen zu führen, welche Kompetenzen die
Lernenden bis zur vierten Klasse (8. Schulstufe) erlangen sollen. Dieser Prozess kann gemeinsam mit den
Lernenden stattfinden.
Im Folgenden beschreibt Veronika Weiskopf-Prantner, wie sie und ihre Teamkolleginnen ihren Schülerinnen und Schülern der 1. Klassen zu Beginn des Schuljahres 2013/14 den GERS „be-greif-bar“ gemacht
haben.
Foto 5: „GERS-Puzzle“. © Veronika Weiskopf-Prantner
„Im Kreis der Kinder am Boden sitzend und ausgerüstet mit einem Stapel Karten, die die
Flaggen und englischen Namen der EU-Mitgliedstaaten abbildeten, habe ich ihnen die „Geschichte“ von den Staaten erzählt, die beschlossen haben, Freundschaft mit anderen Staaten zu
schließen und eng zusammenzuarbeiten.
Da es für enge Zusammenarbeit notwendig ist, dass die Menschen miteinander reden können,
war und ist es diesen Staaten sehr wichtig, dass ihre Bürgerinnen und Bürger möglichst viele
Sprachen sprechen. Der Sprachunterricht sollte deshalb ähnliche Ziele verfolgen und Sprachenkenntnisse sollten vergleichbar sein. Da die Schulnoten eines Landes in einem anderen
Land nicht viel Aussagekraft haben, wurde etwas Besonderes entwickelt. Dieses „Besondere“,
das sich die Staaten für das gemeinsame Sprachenlernen ausgedacht haben, habe ich als ein
GERS-Puzzle in die Stunde mitgebracht. Nachdem die Geschichte fertig erzählt war, wurden
die einzelnen Puzzle-Teile mit der Aufforderung, die Einzelteile zu einem Gesamtbild zusammenzustellen, an die Schülerinnen und Schüler verteilt. In beiden Klassen wurde diese
Aufgabe in ca. 7 Minuten gelöst und es war ein Genuss, dem „Schüler/innen-Schwarm“ beim
eifrigen und auch aufgeregten Arbeiten und Diskutieren zuzuschauen und zuzuhören. Mit dem
in Teamarbeit erstellten und am Boden liegenden Gesamtbild des GERS vor Augen haben wir
uns dann darüber unterhalten, dass der österreichische Lehrplan für Englisch auf diesem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen aufbaut und wir haben die Schülerinnen und Schüler raten lassen, welche Sprachniveaus ihrer Meinung nach bis zum Ende der 8.
Schulstufe erreicht werden sollten und welches Sprachniveau das Ziel für das Ende der 5.
Schulstufe ist.
Besonders beeindruckt hat mich die Meldung von Sebastian, der gemeint hat, dass es nicht am
Können der Schülerinnen und Schüler liegt, dass nicht C2 das Ziel ist: ‚Wir haben einfach zu
wenig Zeit. Wenn wir viel mehr Englischstunden hätten und vielleicht auch noch Nachhilfe,
könnten wir es vielleicht schaffen‘.“
18
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Foto 6: Transparente Ziele an der Wand der 1a.© Veronika Weiskopf-Prantner
„Im Anschluss an diese Erstbegegnung wurden dann die Beschreibungen der Niveaustufen A1
und A2 für die 5 Kompetenzbereiche in beiden Klassen an der Wand befestigt, ebenso wie die
schülerinnenfreundlichen Zielformulierungen der Erweiterten Checklisten des Europäischen
Sprachenportfolios, die das Sprachniveau A1 konkretisieren und greifbar machen.
Wir werfen im Verlauf des Schuljahres immer wieder einen gemeinsamen Blick auf diese Ziele um festzustellen, ob wir im Rahmen des Unterrichts das üben und trainieren, was im Kompetenzraster unserer Checklisten als sprachliche Fertigkeiten beschrieben wird.“
Im nächsten Schritt geht es darum, im Unterricht Aufgaben zu bearbeiten, die nicht nur das Erlernen von
Fertigkeiten fördern, sondern die die Schülerinnen und Schüler dazu bringen, ihre Kompetenzen zu entwickeln und zu zeigen. Mehr dazu im nächsten Kapitel, in dem es um Aufgabenkultur geht.
19
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Komplexität und Aufgabenkultur
Aufgaben sind der Ausgangspunkt für die Unterrichtsarbeit. Die Auswahl, die Gestaltung und die Durchführung von Aufgabenbeispielen sind entscheidend für das Lernen an und für sich und auch für die Lernergebnisse. Man könnte sie auch als das Herzstück von/für/als Lernen bezeichnen (Earl, 2013).
Der Kern der Sache
Kernideen
Kernfragen
Aufgaben sind eine Form des respektvollen
Umgangs mit einem jungen Menschen.
Welche Einstellungen (z. B. Erwartungen,
Vertrauen) zeigen sich, wenn ich meine
Schülerinnen und Schüler mit komplexen
Aufgaben konfrontiere?
Kompetenzen sind komplex und werden nur
durch Handeln in herausfordernden Situationen sichtbar.
Eignet sich diese Aufgabe für Kompetenzentwicklung und das Sichtbar-Machen von
Kompetenz, d.h. Leistungsfeststellung?
Aufgaben bestimmen die Lehr- und Lernkultur.
Worum geht es? Lustbetonter Zeitvertreib
oder schweißtreibende Arbeit?
Komplexe Aufgaben brauchen Raum und Zeit
zum Denken.
In welchen (Lebens-)Situationen ist Schnelligkeit ein wesentliches Erfolgskriterium? Wie
schaffe ich Zeiträume für die Bearbeitung
dieser Aufgabe in der Hektik des Schulalltages?
Der Auftrag bestimmt das Produkt.
Steht der „Lernbeweis“, das Lernprodukt, in
Übereinstimmung mit den Zielen und lassen
die Ergebnisse Rückschlüsse darauf zu, was
die Schülerinnen und Schüler tatsächlich
verstanden haben?
Tabelle 10: Kernideen und Kernfragen zu Komplexität und Aufgabenkultur
20
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes
Fokus auf Aufgabenkultur
Weiterführend Kohärenz & Relevanz: Komplexe Aufgaben sind Ausgangspunkt für Lehr- und Lernprozesse; sie haben bei der Beurteilung von Kompetenzen Vorrang und werden auch gemeinsam mit den Lernenden im Hinblick auf die Lernziele erstellt.
Spektrum an Komplexität: Bewusstsein für unterschiedliche kognitive Ansprüche ist
gegeben; die Auseinandersetzung mit komplexen Aufgaben hat hohe Priorität und es
wird dafür entsprechend Zeit eingeräumt.
Ziel
Kohärenz & Relevanz: Das Angebot von Lern- und Leistungsaufgaben ist im Einklang
mit den Lernzielen. Aufgaben werden systematisch nach dem Webb-Modell analysiert
bzw. erstellt. Der Fokus liegt auf Aufgaben, die dem Komplexitätsgrad der Anforderungen entsprechen. Lehrkräfte kompensieren mangelhafte Angebote im Lehrwerk.
Spektrum an Komplexität: Alle Lernenden setzen sich mit Aufgaben des gesamten
Komplexitätsspektrums auseinander, wobei Aufgaben entsprechend dem Komplexitätsgrad im Zielbild erste Priorität haben. Zeit zu Denken wird im Unterricht geschaffen; auf Tempo wird bei komplexen Aufgaben wenig Wert gelegt.
Am Weg
Kohärenz & Relevanz: Der Komplexitätsgrad von Aufgaben wird systematisch analysiert. Manche Aufgaben werden in Verbindung zu Lernzielen gesetzt und bekommen
dadurch besondere Aufmerksamkeit.
Spektrum an Komplexität: Aufgaben mit unterschiedlichen kognitiven Ansprüchen
werden gestellt, wobei weniger komplexe Aufgaben, die schneller erledigt werden
können, im Unterricht bevorzugt werden. Komplexe Aufgaben, die mehr Zeit brauchen, spielen eine Nebenrolle oder werden als Hausaufgaben gestellt.
Beginnend
Kohärenz & Relevanz: Die Beziehung zwischen Aufgaben und Zielbild im Bezug zum
Fachlehrplan bzw. den Bildungsstandards ist teilweise klar. Der Grad der Komplexität
wird „nach Gefühl“ eingeschätzt.
Spektrum an Komplexität: Aufgaben mit unterschiedlichen kognitiven Ansprüchen
werden nach einer Progression oder in Stufen organisiert und zum Teil auch so gekennzeichnet (z. B. leicht-mittel-schwer). Der Schwierigkeitsgrad wird mit dem Komplexitätsgrad bei der Aufgabenstellung verwechselt.
Noch nicht
Kohärenz & Relevanz: Die Beziehung zwischen Aufgaben und Zielbild im Bezug zum
Fachlehrplan bzw. den Bildungsstandards ist unklar oder widersprüchlich.
Spektrum an Komplexität: Aufgaben zielen auf das Auswendiglernen und die Wiedergabe von Informationen bzw. die Wiederholung von einfachen Verfahren. Aufgaben
erfordern kein strategisches oder erweitertes Denken bzw. sind mit richtig/falsch
leicht korrigierbar.
Tabelle 11: School Walkthrough zum Bereich Aufgabenkultur (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015)
21
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Was versteht man unter der „neuen“ Aufgabenkultur?
Wiggins und McTighe (2005) halten in Understanding by Design fest, dass
ihrer Erfahrung nach der Großteil der Lehrerinnen und Lehrer Unterricht
vielfach entweder als „Beschäftigungsprogramm“ (activity-focused
teaching) oder als „Durchmachen“ von Stoff (coverage-focused teaching)
verstehen, wobei bei keinem dieser Ansätze klar erkennbare intellektuelle
Ziele feststellbar sind (with no clear intellectual goals). „Neither case provides an adequate answer to the key questions at the heart of effective learning: What is important here? What is the point?“ (Wiggins & McTighe,
2005, S. 3). Hattie (2011) bezeichnet das „Beschäftigungsprogramm“ als
„mindless busy work“ (S. 8), bei der die Schülerinnen und Schüler beschäftigt sind, aber niemand weiß, was eigentlich gelernt werden soll.
Authentische Aufgaben,
die einen klaren Bezug
auf die Lernziele haben
und echtes Handeln
erfordern, ermöglichen
Schüler und Schülerinnen ihre Kompetenzen
sichtbar zu machen und
weiter zu entwickeln.
Zur Schärfung der Begriffsklärung zwischen einer Aufgabenstellung und einer Aktivität beschreibt
Brookhart (2013, S.15-18, zusammengefasst und übersetzt von Birgit Schlichtherle) den Unterschied
zwischen einer Aktivität und einer Aufgabenstellung wie folgt:
Aktivität
Aufgabenstellung
Eine Aufgabe, die nicht bewertet bzw.
beurteilt wird, jedoch verwendet wird,
um spezifische Fertigkeiten und Inhalte
zu üben (Beispiele: richtig/falsch Aufgaben, Lückentexte; Strategien: Quizzes,
pair-share, Lesegruppen, etc.).
Eine Aufgabe, die ein sich Einlassen auf
die Inhalte und Fertigkeiten verlangt, zu
einem Produkt führt und ein Raster benötigt um Leistungen von Schülerinnen
und Schülern einzuschätzen.
Tabelle 12: Begriffsklärung – Aktivität und Aufgabenstellung
Lernen und Lehren zielt auf den kontinuierlichen Aufbau von fachspezifischen und überfachlichen Kompetenzen ab. Da sich Kompetenz erst in Handlungen zeigt, sind die Aufgaben, die den Schülerinnen und
Schülern als Arbeitsaufträge präsentiert werden, von besonderer Bedeutung. Auch wenn die zu erzielenden Kompetenzen sowie die Kriterien klar sind, wird Kompetenz erst dann entwickelt, wenn die Aufgaben in einem klaren Bezug zu den Lernzielen stehen und tatsächliches Handeln erfordern, nicht nur ein
Ausfüllen von Lückentexten, Beschriften von Landkarten, Lösen von Kreuzworträtseln, Abschreiben von
Merktexten, Ordnen von Sätzen, Ausrechnen von fehlenden Größen, Umwandeln von Maßeinheiten. In
diesem Zusammenhang sind folgende Kernfragen wesentlich: Welchen Anspruch stellt die Aufgabe? Ist
die Aufgabe im Einklang mit den Lernzielen?
Im Zentrum der neuen Lehr- und Lernkultur an der NMS steht daher die Kunst und Wissenschaft der
Aufgabenstellung. Karin Haderer, Schulleiterin der NMS Sitzendorf an der Schmida, setzt gemeinsam mit
dem Kollegium diesen Schwerpunkt für die Praxisentwicklung an ihrer Schule:
„NMS bedeutet für mich als Direktorin und eine, die sich sehr intensiv mit den Inhalten des
Konzepts auseinandersetzt, einen Paradigmenwechsel auf mehreren Ebenen. Um diesen komplexen Veränderungen gerecht werden zu können, haben wir uns an unserem Standort dazu
entschlossen, an einer neuen, kompetenzorientierten Aufgabenkultur zu arbeiten. Die Beispiele sollen die Schülerinnen und Schüler mit ihren individuellen Fähigkeiten zum Handeln herausfordern und differenzierte Lösungsansätze zulassen – in heterogenen Gruppen die einzige
Möglichkeit, dem breiten Leistungsspektrum gerecht zu werden.
Damit einhergehend muss sich der Unterricht zunehmend lernseitig zeigen, was bedeutet, dass
sich nicht nur die Lehrkraft als LernbegleiterIn zeigen muss, sondern auch die Lernumgebung
dementsprechend vorbereitet sein soll.
Dieser Weg der Veränderung ist ein steiniger: Nicht nur, dass er sehr viel Vorbereitungsarbeit
bedeutet und mit hoher Emotionalität ein veränderter Zugang zu Leistungsbeurteilungen diskutiert wird, gibt es auch kaum Schulbücher, die den neuen NMS-Anforderungen gerecht
werden.
22
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Ich bin jedoch zutiefst überzeugt, dass dieser neue Zugang des kompetenzorientierten Unterrichtens unsere Jugendlichen dazu befähigen wird, ihre Zukunft zu meistern. Denn nur indem
ihre Eigenverantwortlichkeit gefordert wird, erwachsen uns Menschen, die unsere Gesellschaft
verantwortungsbewusst mitzugestalten vermögen.“ (Gute Schule. Neue Mittelschule.
www.nmsvernetzung.at )
Merkmale einer kompetenz-, handlungsorientierten und komplexen Aufgabenstellung
In den Bildungsstandards sind Kompetenzen festgelegt. Einen
Hinweis darauf, wie die geforderte Kompetenz sichtbar gemacht werden kann, geben uns kompetenz- und handlungsorientierte Aufgaben, sogenannte BiSt-Aufgaben.
Wenn Sie kompetenzorientierte Aufgaben analysieren
und/oder selbst erstellen, hilft dabei die Orientierung an folgenden, für kompetenzorientierte Aufgaben typischen Merkmalen:




Es ist nicht nur fragwürdig, sondern
auch nicht zulässig, Schülerinnen
und Schüler durch die Zuteilung
von unterschiedlichen Aufgaben bei
Leistungsfeststellungen
bzw.
–
beurteil-ungen einer bestimmten
Ziffernnote oder einem grundlegenden bzw. vertieften Leistungsniveau zuzuordnen. Das ist der
Paradigmenwechsel der NMS im
Zuge der Aufhebung der Leistungsgruppen. Alle sollen sich mit komplexen Aufgaben auseinander setzen, damit Schülerinnen und Schüler für sich selbst und für die Lehrperson ihr volles Leistungspotential
sichtbar machen können (WestfallGreiter, 2012, S. 18).
Die Aufgabe macht das Zielbild sichtbar (und damit
beurteilbar).
Die Aufgabe ist situiert2 sein, damit sie eine Handlung
auslöst.
Die Aufgabe ist glaubwürdig, damit sie die Lebenserfahrungen und das Weltwissen der Lernenden mobilisiert.
Die Aufgabe ist herausfordernd und stellt Anspruch auf Handlung.
Diese Art der Aufgabenstellung wird im Lerndesign als „authentische Leistungsaufgabe“ bezeichnet.
Eine konkrete Aufgabe zu einer relevanten Sache stößt eine authentische Interaktion mit der Welt an, in
der die Lernenden ihre Kompetenz entwickeln. Sie sind als Praktikerinnen und Praktiker mittendrin in der
Praxis der Sache (in welchem Fach auch immer) positioniert: Je stärker schulische Lernprozesse auf die
lebensweltliche Praxis bezogen werden, in welcher Menschen die erzielte Kompetenz tatsächlich brauchen, desto mehr Erfahrung als wirkmächtigen Anwendenden können sie im Unterricht machen. Crawford bringt es auf dem Punkt: “Practical know-how is always tied to the experience of a particular person.
It can’t be downloaded, it can only be lived” (2009, S. 162; vgl.
auch Keller & Westfall-Greiter, 2014).
Daher werden die gleichen Aufgabe(n) allen gestellt, ob als Lernoder Leistungsaufgabe. Während die Aufgabenstellung gleich
bleibt, hängt der Zweck der Leistung von der Beurteilungsfunktion
ab. Aufgaben, die dem Lernen und Üben dienen, dienen auch zugleich der kontinuierlichen Lernstandserhebung, damit förderliche
Rückmeldung gegeben werden kann und je nach Bedarf auch Differenzierungsmaßnahmen strategisch gesetzt werden können.
Aufgaben, die der summativen Leistungsfestsstellung dienen,
werden als Beleg für die aktuelle Kompetenz aufgezeichnet.
Kontinuierliche
Lernstandsbeobachtung bedeutet, das
Geschehen in der Gruppe kontinuierlich zu beobachten um
den „Unterricht von morgen zu
bestimmen“ - eine Brücke zu
bauen zwischen dem was ist
und dem was sein soll.
(Tomlinson, 2011)
2
Eingebettet in eine Situation, die bezüglich Zeit, Raum, Menschen, Gegenständen definiert ist. Die Situation fordert mich heraus, zu handeln. Die Entscheidung wie ich handle hängt von meiner Wahrnehmung der Sache und der Methode ab. Meine Handlung ist zielorientiert.
23
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Beim Lernen gibt es die Möglichkeit, die Aufgaben nach Bedarf zu
„staffeln“, d.h. mit dem Zielbild der eigenständigen Leistung vor
Augen, bekommen die Lernenden Hilfsmittel. Es gibt eine Vielzahl
an weiteren Lernaufgaben, die dem Kompetenzerwerb fördern und
fordern. Handlungsorientierte Kompetenzaufgaben sind allerdings
meist offen. Offenheit besitzen Aufgaben vor allem dann, wenn unterschiedliche Lösungen möglich sind und wenn Schülerinnen und
Schüler viele eigene Gedanken dabei entwickeln können.
„Das Paradoxe ist, dass Kinder
dadurch klug werden, indem
wir ihnen als intelligente Menschen begegnen und sie auch
so behandeln“
(Costa & Kallick, 2008, S. 8).
Anhand einer offenen Aufgabe können meist recht unterschiedliche Inhalte gelernt werden (in geringem
Ausmaß kann das auch für die Übung und Prüfung gelten). Oft denkt die Lehrkraft aber an bestimmte
Lösungs- und Lernmöglichkeiten (richtig-falsch) und schränkt dadurch das Potenzial einer Aufgabe ein.
Das ist oft sinnvoll oder sogar notwendig, es kann aber zu Irritationen führen, wenn die Einschränkungen
nur gedacht und nicht explizit erwähnt werden (vgl. Blömeke et al., 2006 zitiert in Keller & Bender,
2012, S. 264). Hascher und Hofmann verweisen auf die Haltung und Einstellung der Lehrperson, die bei
der Arbeit mit offenen Aufgabenstellungen unabdingbar ist.
„Es geht darum, eigene Lösungswege von Lernenden zu akzeptieren, gerade bei fortgeschrittenen
Schülern ist dies der Fall, auch wenn diese Lösungsvorstellungen nicht mit denen der Lehrperson
übereinstimmen und diese nicht als Fehlleistungen zu kategorisieren“ (vgl. Hascher & Hofmann,
2008, S.48 zitiert nach Keller & Bender, 2012, S. 12).
Der Paradigmenwechsel von Unterrichtsplanung zum Gutachten
Im Rahmen der Aufgabenkultur lassen sich mehrere Paradigmenwechsel feststellen. Der Wandel von:
 Stofforientierung zu Kompetenzorientierung
 richtig/falsch zu mehr oder weniger gut
 Schwierigkeit zu Komplexität
 Bescheid wissen zu Verstehen/Begreifen
 differenzierten Prüfungsaufgaben zu komplexen Aufgaben für alle
 Aufgaben, die vorwiegend analytisch mit Fokus auf Daten und Fakten sind, zu Aufgaben, die
auch die Interessen und Lernpräferenzen der Lernenden berücksichtigen.
Dieser Paradigmenwechsel geschieht nicht einfach „nur so“. Damit dieser Wandel tatsächlich und nachhaltig vollzogen werden kann, müssen sich Lehrpersonen von „eingefleischten“ Mustern und Gewohnheiten verabschieden. Wiggins und McTighe (2005, S. 150) stellen auch fest, dass Lehrpersonen, sobald sie
ein Lernziel formuliert haben, viel eher dazu neigen (weil sie es gewohnt sind) zu überlegen, welche Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Lernziel unterhaltsam und kurzweilig sein könnten (thinking like an
activity designer), anstatt zu überlegen und sich die Frage zu stellen, welche Performanzen und Lernprodukte notwendig sind, um erworbene Kompetenzen sichtbar zu machen (thinking like an assessor).
Sie weisen darauf hin, dass Rückwärtiges Lerndesign erfordert, diesen „natürlichen Instinkt“ bzw. diese
angenehme Gewohnheit zu überwinden, da Lehrerinnen und Lehrer sonst Gefahr laufen, bei Unterrichtsplanungen (Lerndesigns) die Ziele aus den Augen verlieren oder diese letztendlich wenig Kohärenz mit
den Zielen aufweisen. In der folgenden Gegenüberstellung zeigen Wiggins und McTighe (2005, S. 151)
zwei unterschiedliche Zugänge bei der Erstellung bzw. Auswahl von Aufgaben auf, und bieten damit
gleichzeitig ein nützliches Werkzeug für die Änderung des Blickwinkels an.
24
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
In der Rolle der Gutachterin, des Gutachters (thinking like an assessor)
In der Rolle der Unterrichtsplanerin,
des Unterrichtsplaners (thinking like an
activity designer)
Was wäre ein ausreichender und aufschlussreicher Beweis für Verstehen?
Was wären in Zusammenhang mit diesem
Thema Aktivitäten, die Spaß machen und
interessant sind?
Im Hinblick auf die Ziele: An welchen
Leistungsaufgaben muss sich der Unterricht orientieren?
Welche Projekte könnten sich die Schülerinnen und Schüler bei diesem Thema
wünschen?
Was sind die unterschiedlichen Beweise
im Hinblick auf Wissens-, Verstehens- und
Tun–Können-Ziele?
Welche Tests soll ich im Hinblick auf den
Inhalt des Unterrichts geben?
Auf Basis welcher Kriterien werden wir
arbeiten und unterschiedliche Qualitätsstufen festlegen?
Wie gebe ich Schülerinnen und Schülern
eine Note (und rechtfertige diese vor den
Eltern? Wie komme ich zu einer Note?)
Hat die Leistungsfeststellung zum VorWie gut haben die Aktivitäten funktioschein gebracht, was wirklich verstanniert? Wie ist es den Schülerinnen und
den/nur scheinbar verstanden hat? Weiß
Schülern beim Test ergangen?
ich, wie das Missverstehen entstanden ist?
Tabelle 13: Zugänge zur Erstellung und Auswahl von Aufgaben (nach Wiggins und McTighe, 2005, S. 151)
Denkpause
Denken Sie an die Aufgaben, die Sie in der letzten Zeit zu einem bestimmten
Themenbereich gestellt haben:

Welche Aufgaben stellen wir unseren Schülerinnen und Schülern? Wozu?
Was bezwecken wir damit? Welche Lernkultur ergibt sich daraus?

Welche der von Ihnen erstellten Aufgaben sind eher einer Aktivität als einer Aufgabenstellung (siehe Beschreibung im oben angeführten Raster)
zuzuordnen?

Was erwarten wir von unseren Schülerinnen und Schülern? Inwieweit sind
unsere Erwartungen im Einklang mit den Anforderungen des Fachlehrplans?

Was trauen wir unseren Schülerinnen und Schülern zu?

Wie geben wir unseren Lernenden Halt, wenn der Anspruch zu herausfordernd für sie wird?

Ist der „Lernbeweis“, das Lernprodukt in Übereinstimmung mit den Zielen? Lassen die Ergebnisse Rückschlüsse darauf zu, was die Schülerinnen
und Schüler tatsächlich begriffen haben?

Wo stehen Sie in ihrer Kompetenzentwicklung zum Bereich „Komplexität
und Aufgabenkultur“? Treffen Sie eine Einschätzung anhand des School
Walkthroughs.
25
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Tipps
Hilfreiche Ausführungen und Anregungen zur Entwicklung des Kompetenzbereichs Sprechen finden Sie in der ÖSZ-Handreichung „Aufbau von Sprechkompetenzen in der Sekundarstufe I“ (Horak, Nezbeda, Schober & Weitensfelder,
2011).
Hilfreiche Hinweise zum Aufbau der Schreibkompetenzen finden Sie in der
entsprechenden ÖSZ-Handreichung von Horak, Nezbeda, Schober und Weitensfelder (2012).
Hinweise zum Aufbau der rezeptiven Fertigkeiten (Lesen und Hören) finden
Sie in der Handreichung „Die rezeptiven Fertigkeiten in IKM ( 6. Und 7. Schulstufe; Brock,Wohlgemuth&Fekonjy, 2013) und in BIFIE & ÖSZ (2011). Praxishandbuch Bildungsstandards für Fremdsprachen (Englisch) 8. Schulstufe. Praxisreihe 4. 3., überarbeitete Auflage.
Quellen und Downloads
Horak, A., Nezbeda, M., Schober, M. & Weitensfelder, D. (2011). Aufbau von
Sprachkompetenzen in der Sekundarstufe I. ÖSZ Praxisreihe 16. Graz: ÖSZ.
https://www.bifie.at/system/files/dl/bist_e_sek1_praxisreihe_16_201210-10.pdf.
Horak, A., Nezbeda, M., Schober, M. & Weitensfelder, D. (2012). Aufbau von
Schreibkompetenzen in der Sekundarstufe I. ÖSZ Praxisreihe 17. Graz: ÖSZ.
https://www.bifie.at/system/files/dl/bist_e_sek1_praxisreihe_17_201211-06.pdf.
Brock, R. & Wohlgemuth-Fekonjy, B. (2013). Die rezeptiven Fertigkeiten
in IKM (6. und 7. Schulstufe). BIFIE (Hrsg.). Wien. S.4.
BIFIE&ÖSZ (Hrsg.) (2011). Praxishandbuch Bildungsstandards für Fremdsprachen (Englisch) 8. Schulstufe. Praxisreihe 4. 3., überarbeitete
Auflage. Graz. Leykam. S.40-41 https://www.bifie.at/node/1355
Aufgabensammlungen zu Lesen. Verfügbar unter http://seminar.koeat.com/
Webbs Depth of Knowledge guide: Career and Technical Education Definitions
(2009) http://www.aps.edu/rda/documents/resources/Webbs_DOK_
Guide.pdf
Informationen zur Aufgabenkultur (Videos, Artikel, Bücher, Präsentationen,
gesetzliche Verankerung) finden Sie in der NMS-Bibliothek:
www.nmsvernetzung.at
26
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Umsetzung in der Praxis
Die Komplexität einer Aufgabe wird nach dem Depths of Knowledge (DOK) Modell nach Webb bestimmt (Westfall-Greiter, 2012). Die Entscheidung, das Webb-Modell für die Bestimmung von Komplexität, wurde in Absprache mit der Schulaufsicht bundesweit getroffen. (s. Orientierungshilfe 1: Grundlagen für Leistungsbeurteilung, auf www.nmsvernetzung.at).
Komplexitätsbereiche nach Webb
Bereich 1: Erinnern
Fakten, Informationen, einfache Verfahren
Bereich 2: Fertigkeiten/
Schlüsselkonzepte
Informationen bzw. Schlüsselkonzepte anwenden; zwei oder mehrere
Schritte; Überlegungen über Lösungswege anstellen
Bereich 3. Strategisches Denken
Logisch denken, einen Plan entwickeln, Belege/Daten verwenden,
mehrere Lösungswege zur Verfügung stellen, begründen, Schritte in
Reihenfolge setzen, Abstrahieren
Untersuchen, erkunden, nachdenken, mehrere Bedingungen bei der
Problemanalyse und Lösungsfindung berücksichtigen, vernetzen, in
Bereich 4: Erweitertes Denken
Beziehung setzen, eine Lösungsstrategie aus vielen möglichen entwickeln und anwenden
Tabelle 14: Abbildung der vier Komplexitätsbereiche nach Webb
Ziel ist es, Aufgaben zu stellen die (auch) im komplexen Bereich (strategisches Denken/erweitertes Denken) liegen und die situiert, handlungsorientiert und authentisch sind. Als besonders herausfordernd und
komplex wird dabei oftmals die Auswahl und Erstellung von Aufgaben empfunden, die in den Bereichen
3 und 4 verortet sind.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, gibt es ein Hilfsmittel (in Anlehnung an Wiggins & McTighe,
2005), das für den Bereich Aufgabenstellung als Angebot zur Verfügung steht:
Situation/Kontext
(In welcher Situation braucht man diese Kompetenz? In
welchen lebensweltlichen Kontexten wird sie gebraucht?)
Ziel der Handlung
(Wenn man in dieser Situation ist, was ist das Ziel der
Handlung?)
Produkt/Leistung
(Was ist die Leistung, die erbracht werden muss?)
Für wen?
(Für wen erbringt man diese Leistung? Wer ist Auftraggeber?)
In welcher Rolle?
(Als was erbringt man die Leistung? Als Beraterin, Experte,
Mechanikerin, Bauer, …)
Beurteilungskriterien (Nach welchen Kriterien wird der Auftraggeber die Qualität
der Leistung beurteilen?)
Tabelle 15: Erstellung von authentischen Leistungsaufgaben (nach Wiggins & McTighe, 2005)
27
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Produktive und Rezeptive Fertigkeitsbereichen im Fremdsprachenunterricht
Da sich die Art der Aufgabenstellung im produktiven und dem rezeptiven Bereich grundlegend unterscheidet, werden diese Bereiche gesondert besprochen.
a) Produktiver Bereich – Schreiben und Sprechen
Sich in einer Fremdsprache schriftlich oder mündlich auszudrücken ist an und für sich schon eine sehr
komplexe Aufgabe, die viele „Lösungswege“ zulässt und nur mit Hilfe eines Rasters bewertet werden
kann. Sobald wir also neuartige Aufgaben stellen, um sicherstellen zu können, dass die Schülerinnen und
Schüler selbständig „sprachhandeln“ müssen, decken wir damit den Bereich des strategischen Denkens
ab.
Das bedeutet aber auch, dass wir uns beim Schreiben und Sprechen von „Study and Change–Aufgaben“
zu tatsächlich neuartigen Themenstellungen bewegen (müssen). Da die Schülerinnen und Schüler nun
eigenständig handeln müssen und nicht auf auswendig gelernte Reproduktion von Sätzen oder Textteilen
zurückgreifen können, sinkt damit auch das Ausmaß an Sprachrichtigkeit, das wir erwarten können. Mehr
dazu im Thema Leistungsbeurteilung (S. 35 ff.).
28
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Es gibt aber auch im produktiven Bereich Aufgaben, die dem Webb 1 Bereich zuzuordnen sind.
Writing: Family and friends
DOK Bereich
Beispiele für Aufgabenstellungen
DOK 1: Erinnern/Wiedergeben
DOK 1 Aufgabenstellung (geschlossene Aufgabe)
z. B.
Vokabeltest;
Sätze abschreiben;
aber auch: wenn Aufgabenstellung bekannt ist
und die Kinder einen auswendig gelernten Text
abschreiben;
Kreuzworträtsel;
Wörtersalat, Suchrätsel.
DOK 2: Fertigkeiten/
Schlüsselkonzepte
ACHTUNG:
Da diese Aufgabenstellungen keine
komplexe
Leistung
zulassen, sind
sie als
DOK 2 Aufgabenstellung
Prüfungsz. B.
anhand eines Bildes: Write down what the person aufgaben
ungeeignet!
has got/hasn’t got, Write down what the person
likes/does not like;
Aus wenigen jumbled words Sätze bilden.
DOK 3/4: Strategisches Denken/
Erweitertes Denken
DOK 3 Aufgabenstellung
Leistungsaufgabe zum Kompetenzbereich „Schreiben“:
Aufgabenstellung: Stell dir
vor, dass du eines dieser
Kinder bist und dich auf einer
internationalen Lernplattform kurz vorstellst.
Betty
Paolo
Andrew
Du

erzählst, wie du heißt, wie alt du bist und woher du kommst.

erzählst von den Menschen (Tieren, Dingen), die zu deiner
Familie gehören.

erzählst, wie deine Familienmitglieder heißen und wie alt sie
sind.

gibst zu jedem deiner Familienmitglieder eine zusätzliche Information.
Kriterien für die Leistungsfeststellung:
Aufgabenerfüllung, Textflüssigkeit, Wortschatz, Grammatik
Eine Schülerarbeit und Bewertung zu dieser Aufgabenstellung finden
Sie im Kapitel Leistungsbeurteilung (S. 35 ff.)
Tabelle 16: Zuordnung von Schreibaufgaben zu den vier DOK (Fotos: © Laura Bergmann)
29
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Diese Schreibaufgabe entstand auf Basis folgender Überlegungen:
Situation/Kontext
Die Schülerinnen und Schüler schreiben einen kurzen Text.
Sie sollen sich und ihre Familie darin in einem fiktiven Eintrag auf einem Internetforum vorstellen.
Ziel der Handlung
Sich jemandem Unbekannten vorstellen
Produkt/Leistung
Ein kurzer Text
Für wen?
Peers im Forum
In welcher Rolle?
Als eines der abgebildeten Kinder
Beurteilungskriterien Aufgabenerfüllung, Textflüssigkeit, Wortschatz, Grammatik –
bewertet nach der Skala, die die Schüler bereits in ihrem
Besitz haben, da sie auf alle Schreibleistungen angewendet
wird (Die Skala sehen Sie im Kapitel Leistungsbeurteilung,
(S. 35 ff.).
Tabelle 17: Authentische Schreibaufgabe
Im Bereich Sprechen sind die Leistungsanforderungen sehr gering, dennoch können authentische, situierte Handlungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Speaking: Family and friends
DOK Bereich
Beispiele für Aufgabenstellungen
DOK 1: Erinnern/Wiedergeben
DOK 1 Aufgabenstellung (geschlossene Aufgabe) z.B.
Mündliches Vokabelabfragen;
Bilder benennen, zuordnen (This is a dog. Show me the
dog.);
Nachsprechen von Sätzen (echoing, pronunciation practice);
Einzelne Sätze nach vorgegebenem Schema (phrase builders) formen;
einfache Information (gap activities).
DOK 2: Fertigkeiten/
Schlüsselkonzepte
DOK 2 Aufgabenstellung
z.B.
auswendig gelernte Sätze wiedergeben;
picture prompt: Say what the person likes/doesn’t like,
has got/hasn’t got, etc.;
Kommunikationskarten A & B:
A: Frage deinen Partner wo er wohnt.
B: Where do you live? (Korrekte Antwort zur Kontrolle)
B: Frage deine Partnerin woher sie kommt?
A: Where are you from? (Korrekte Antwort zur Kontrolle).
ACHTUNG:
Da diese Aufgabenstellungen keine
komplexe
Leistung
zulassen, sind
sie als
Prüfungsaufgaben
ungeeignet!
30
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
DOK 3:
Strategisches Denken
Besonders bewährt hat
sich hier „Tea and
Talk“, eine Erfindung
von Christine MayrBauernhofer,
einer
Kollegin aus Graz.
Ein
TeamteachingPartner
oder
Partnerin geht mit
einer Kleingruppe (45) aus der Klasse.
Man trinkt gemeinsam
Tee und isst Kekse,
während man sich
z. B. über die Familie
unterhält – natürlich
auf Englisch. Das ist
authentischer
Small
Talk!
DOK 3 Aufgabenstellung
Die oben besprochene Schreibaufgabe lässt sich leicht abgewandelt auch gut
als Sprechaufgabe einsetzen.
Leistungsaufgabe zum Kompetenzbereich „Sprechen“:
Aufgabenstellung: Work in pairs/ Arbeitet zu zweit. Talk for about 2 minutes
(at least 1 min each) /Sprecht ungefähr 2 Minuten lang (jeder mindestens 1
Minute)
Tell your partner/Erzähle deinem Partner, deiner Partnerin:

your name, how old you are
and where you are from/wie
du heißt, wie alt du bist und
woher du kommst.

about the people (and
animals) that belong to your
family/von den Menschen (und
Tieren), die zu deiner Familie
gehören.

Julia
Flo
Matthew
more about your family (e.g.
names of the family members,
how old they are, what they like …)/etwas mehr über die Mitglieder
deiner Familie (z. B. wie sie heißen und wie alt sie sind, was sie gerne mögen …).
Kriterien für die Leistungsfeststellung:
Aufgabenerfüllung, Sprechflüssigkeit, Wortschatz, Grammatik
DOK4: Erweitertes
Denken
DOK4 Aufgabenstellung
Freespeak
Look at the picture and talk about everything that comes to your mind(Beschreibe, was du siehst und stelle Vermutungen an.)
Tabelle 18: Zuordnung von Sprechaufgaben zu den vier DOK (Fotos: © Laura Bergmann)
b) Rezeptiver Bereich – Lesen und Hören
Im rezeptiven Bereich gestaltet sich die Situation für die Lehrerin, den Lehrer als „assessor“ etwas anders.
Hier kann man zu einem (Hör-)Text unterschiedlich komplexe Fragestellungen entwickeln und so versuchen herauszufinden, in welchem Komplexitätsbereich eine Schülerin, ein Schüler Aufgaben lösen kann.
Dies stellt eine große Herausforderung für die Lehrkraft dar, denn wie Cain und Oakhill (2006) festhalten,„Our evaluation of the strengths and weakness of different measures of reading comprehension reveals that there is not an optimum way to tap an individual’s understanding of a text” (S. 705).
31
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Reading:
Aufgabe abgeleitet von Your Turn 1, Textbook (Harmer, 2007,S. 125)
DOK Bereich
Beispiele für Aufgabenstellungen
DOK 1: Erinnern/Wiedergeben
DOK 1 Aufgabenstellung
Hier wird der Wortlaut des Textes nicht verändert. Es geht darum,
die Information – so wie sie gegeben wurde – im Text wiederzufinden.
z. B. True or false:
Simon likes pets.
Simon has got a pet.
Simon lives in Innsbruck.
DOK 2: Fertigkeiten/
Schlüsselkonzepte
DOK 2 Aufgabenstellung
In diesem Komplexitätsbereich wird Information abgefragt, die zwar
eindeutig gegeben wird, jedoch im Text anders formuliert ist.
z. B.
Has Simon got a dog?
Which animals does Simon love?
DOK 3/4: Strategisches Denken/
Erweitertes Denken
DOK 3/4 Aufgabenstellung
In diesen Bereichen geht es darum, Fragen zu beantworten, bei denen mehrere Informationen abgewogen werden müssen.
z. B. Find a title for the text
 Simon’s family
 Simon’s pets
 Simons’s flat
 Simon’s daily routines
DOK 4: Erweitertes Denken
z. B. responsive reading
DOK4 Aufgabenstellung
Does his mother hate pets? Explain why you think so.3
Tabelle 19: Zuordnung von Leseaufgaben zu den vier DOK (Foto: © Langenscheidt)
3
In diesem Fall gibt es keine richtige Antwort. Die Schülerinnen und Schüler muss ihre Meinung mit Hilfe des Textes begründen. Gelingt ihnen das, ist die Aufgabe gelöst. Da die Erklärung auf Englisch für die Lernenden zu schwierig ist, dürfen sie ihre
Erklärung anfangs auch auf Deutsch schreiben.
32
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Listening: Ausschnitt aus dem Audioscript4
[…]I live with my mother in Graz. My father lives in Vienna. He is a teacher. I often visit him in Vienna at weekends
and in the .[…]
DOK Bereich
Beispiele für Aufgabenstellungen
DOK 1: Erinnern/Wiedergeben
DOK 1 Aufgabenstellung
Hier wird der Wortlaut des Hörtextes nicht verändert. Es geht darum, die Information – so wie sie gegeben wurde – im Text wiederzufinden.
z. B. True or false:
The girl lives in Graz
Her mother lives in Vienna.
Her father is a teacher.
DOK 2: Fertigkeiten/
Schlüsselkonzepte
DOK 2 Aufgabenstellung
In diesem Komplexitätsbereich wird Information abgefragt, die zwar
eindeutig gegeben wird, jedoch im Text anders formuliert ist.
z. B.
Who lives with the girl?
When does the girl go to Vienna?
DOK 3: Strategisches Denken
DOK 3 Aufgabenstellung
In diesen Bereichen geht es darum, Fragen zu beantworten, bei denen mehrere Informationen abgewogen werden müssen
z. B.
Does the girl often see her father?
DOK 4: Erweitertes Denken
DOK 4 Aufgabenstellung
Beispiele für hochkomplexe Aufgaben wären das Erschließen von
neuen Wörtern
z. B.
What does “visit” mean?
Tabelle 20: Zuordnung von Höraufgaben zu den vier DOK (Foto: © Langenscheidt)
4
Autorin: Laura Bergmann.
33
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Wie wirkt sich die neue Praxis aus? Wo führt sie hin?
Im folgenden Erfahrungsbericht von Veronika Weiskopf-Prantner beschreibt sie, wie ihre Praxis sich im
Rahmen der NMS-Werdung entwickelt hat.
„Ich habe vor eineinhalb Jahren das Schuljahr und die Arbeit in zwei ersten Klassen bewusst
mit dem Vorsatz begonnen, die Zeit meiner Schülerinnen und Schüler und auch meine Zeit so
lerndienlich und sinnvoll wie möglich zu nutzen und mich von Praxisgewohnheiten zu verabschieden, die im Lichte einer (Zeit)Kosten-(Sprach)Nutzen- Rechnung (die ich für mich ganz
persönlich und für meine Schülerinnen und Schüler durchgeführt habe) glatt „durchfallen“
würden.
Das Schaffen neuer Zeiträume war mir auch deswegen wichtig, weil ich mich auf das Feld der
kriterienorientierten Leistungsbeurteilung wagen wollte und mir bewusst war, dass dieser
Entwicklungsschritt mit neuer, bisher ungewohnter Arbeit verbunden sein würde.
Die Auswahl ist mir nicht schwer gefallen. Ich habe nach Absprache mit meinen Teamkolleginnen beschlossen, auf Hausübungen zu verzichten, nachdem ich, zur Erkenntnis gekommen
bin, das die immer wieder nervenaufreibende und auch „lästige“ Administration von Hausübungen (Überlegen von sinnvollen Übungen, Hausübungen ansagen, sich vergewissern, dass
jede, jeder weiß, was zu tun ist, Hausübungen einsammeln, sich die Erklärungen und auch
„Entschuldigungsgeschichten“ der Schülerinnen und Schüler für nicht gebrachte Hausübungen
anhören müssen, sich eine „Zusatzaufgabe“ als „Sanktion“ für das Vergessen/Nicht machen
überlegen, etc.) bei vier Wochenstunden ca. eine halbe Stunde wertvoller Unterrichtszeit kostet, ganz zu schweigen von der Zeit, die ich für das Korrigieren von Hausübungen und Rückmeldungen zu Hausübungen brauche.
Viel sinnvoller und für alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen sprachkompetenzerweiternd kann die „gesparte“ Zeit für das Hören von englischen Liedern, für free speaks oder free
writes, für das Schauen von Filmen in englischer Sprache mit englischen Untertiteln, für Lesen,…… verwendet werden.“
Die Zeit, die ich mir dadurch erspare, dass ich keine Hausübungen korrigieren muss, fließt
nicht nur in die Entwicklungsarbeit (auch von komplexen, authentischen Aufgaben), sondern
findet meiner Ansicht nach äußerst sinnvolle Verwendung, wenn ich immer wieder mit einzelnen/mehreren Schülerinnen und Schülern nach dem regulären Unterricht in Bereichen arbeite, in denen sie besondere Unterstützung brauchen.
Nach eineinhalb Jahren bin ich nach wie vor fest davon überzeugt, dass wir durch diesen
Schritt den Sprachkompetenzaufbau unserer Schülerinnen und Schüler in keinster Weise „gefährden“ und zur Überzeugung gelangt, dass Lernen ganz wunderbar ohne Hausübungen funktioniert.
Ich kann diesen „Befreiungsschlag“ nur weiterempfehlen!“
34
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Kriterien als Grundlage von Beurteilung
Ein Standard beschreibt eine spezifische Performanz auf einer
Kompetenzstufe, die erstrebenswert ist. […] Standards werden von
Kriterien konkretisiert. Ein Standard besagt, dass Schülerinnen und
Schüler am Ende der Schule ‚gut schreiben‘ können sollen; Kriterien stellen fest, was ‚gut‘ bedeutet. (Wiggins, 1998, S. 104-105
zitiert nach Westfall-Greiter, 2012, S. 12)
Ohne Kriterien könnten wir
keine Entscheidung treffen. Sie
gehören zum Leben!
Der Kern der Sache
Kernideen
Kernfragen
Transparente Ziele und Kriterien erzeugen
Fairness und erzwingen eine Ehrlichkeit.
Was sind Kriterien?
Wozu Kriterien? Was haben Kriterien mit
Fairness und Ehrlichkeit zu tun?
Kriterien geben Orientierung für die Beurteilung von Kompetenzen und verdeutlichen,
welche Faktoren bei einer Leistung zählen.
Inwieweit hängen Kriterien und Kompetenzen
zusammen?
Was bedeuten Kriterien in Bezug auf Leistung?
Wie messe ich Leistung?
Kriterien und Qualität einer Leistung stehen
im Zusammenhang.
Was ist eine „gute“ bzw. eine „schlechte“
Leistung? Woran messe ich das?
Werkzeuge zur kriterienorientierten Leistungsbeurteilung sind unterschiedlich.
Welche Werkzeuge zur kriterienorientierten
Leistungsbeurteilung gibt es? Wozu Beurteilungsraster & Skalen? Was brauche ich zur
Entwicklung von diesen? Wie, wann und wo
verwende ich sie?
Kriterien sind die Basis für Entscheidungen.
Welches Kriterium ist sinnvoll, nützlich, hilfreich und am besten wirksam? Wie bekomme
ich das, was ich möchte? Wofür soll ich mich
entscheiden? Was ist ein „authentisches“
Kriterium, ein Kriterium mit Lebensbezug?
Tabelle 21: Kernideen und Kernfragen zu Kriterien als Grundlage von Beurteilung
35
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes
Fokus auf kriteriale Leistungsbeurteilung
Weiterführend Kriterienorientierung: Schüler/innen bestimmen die Qualitäts- bzw. Beurteilungskriterien mit und erarbeiten gemeinsam mit den Lehrpersonen Beschreibungen der Qualitätsstufen, die entsprechend der Anforderungen der Schulstufe im Fachlehrplan sowie Bildungsstandards zu erwarten sind.
Transparenz: Beurteilungsraster werden konsequent bei der Leistungsfeststellung, im
Rahmen von Lehr- und Lernprozessen für wirksame Rückmeldung, Selbst-und Peereinschätzung sowie zur Dokumentation der Kompetenzentwicklung verwendet. Alle Beteiligten verstehen die Anforderungen und sind in der Lage, selbst jederzeit eine Note
auf Basis der Leistungsfeststellungs-ergebnissen einzuschätzen.
Rechtskonformität: Anforderungen sind im Einklang mit dem Fachlehrplan bzw. Bildungsstandards und integrieren überfachliche Kompetenzen bzw. die allgemeinen
Bildungszielen im Lehrplan. Beurteilungs-praxis ist rechtskonform.
Erfolgsorientierung: Schüler/innen erkennen ihre Selbstwirksamkeit und sind erfolgsorientiert. Lernen und die eigene Erwartungen zu übertreffen stehen im Vordergrund.
Es herrscht ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Lern- und Leistungsaufgaben sind für die
Einzelnen sinnvoll.
Ziel
Kriterienorientierung: Erfolgskriterien für die Leistungsfeststellung sind authentisch
und durch den Bezug zu realen Handlungssituationen glaubwürdig. Beurteilungsraster
beschreiben entsprechend der Anforderungen der Schulstufe bzw. den Bildungsstandards die unterschiedlichen Qualitätsstufen von Leistungen und werden bei Leistungsfeststellungen konsequent verwendet.
Transparenz: Die Schüler/innen wissen, welche Kompetenzen wesentlich sind und
verstehen die Kriterien und Qualitätsstufen. Sie nützen Beurteilungsraster zur Selbstund Peereinschätzung sowie zur Dokumentation ihrer eigenen Kompetenzentwicklung.
Es ist ihnen klar, wie eine Note ermittelt wird. Sie wissen inwieweit Schwächen im
Kernbereich durch Stärken kompensiert werden können. Eine Note ist aussagekräftig
über den aktuellen Kompetenzstand.
Rechtskonformität: Anforderungen sind im Einklang mit dem Fachlehrplan bzw. Bildungsstandards. Beurteilungspraxis ist im Einklang mit der Rechtslage.
Erfolgsorientierung: Schüler/innen sind am Lernen orientiert und sehen den Sinn
darin, in ihr eigenes Lernen zu investieren. Sie erleben Erfolg, wenn sie ihre Kompetenz durch eigene Anstrengung weiter aufbauen. Die Schüler/innen sind in der Lage,
zwischen Bewertung von Leistung und Bewertung von Persönlichkeit zu trennen.
Am Weg
Kriterienorientierung: Wesentliche Kompetenzen sind in Bezug zu den Bildungsstandards. Kriterien geben Orientierung für die Beurteilung von Kompetenzleistungen und
verdeutlichen welche Faktoren bei einer Leistung zählen. Die Erwartungen entsprechen zum Teil den Anforderungen der Schulstufe im Fachlehrplan.
Transparenz: Die Schüler/innen wissen, was zählt, und können strategisch ihr Lernen
steuern, um gute Ergebnisse zu erzielen, wenn sie wollen. Weil die Anforderungen nur
teilweise im Einklang mit den Bildungsstandards bzw. Fachlehrplan sind, ist es möglich, ohne ausreichende Kompetenz erfolgreich zu sein.
Rechtskonformität: Anforderungen sind nicht im Einklang mit dem Fachlehrplan bzw.
Bildungsstandards. Reproduktives Wissen ohne Handlungskompetenz kann Erfolg sichern.
Erfolgsorientierung: Die Schüler/innen orientieren sich an Leistung und guten Noten.
Lernen und Kompetenzaufbau sind sekundär und nur nötig, wenn sie mit ihren Noten
nicht zufrieden sind.
36
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Beginnend
Kriterienorientierung: Kompetenzraster zur Selbsteinschätzung deuten auf Lernziele
hin, sind jedoch ohne Untermauerung von Kriterien. Kriterien werden fallweise angesprochen bzw. angedeutet. Anforderungen entsprechen nicht den Anforderungen der
Schulstufe im Fachlehrplan bzw. Bezug zu den Bildungsstandards fehlt.
Transparenz: Die Latte wird Schritt für Schritt erhöht, welches das Sichtbar-Machen
der Kompetenzentwicklung erschwert. Schüler/innen haben keine verlässliche Orientierung. Noten werden nach Punkte-/Prozentsystem errechnet und geben wenig Informationen darüber, welche Schritte unternommen werden können, um Kompetenz
aufzubauen.
Rechtskonformität: Leistungsfeststellungen werden benotet; es gibt keine Unterscheidung zwischen Feststellung nach Kriterien und Benotung. Noten werden mechanisch berechnet. Aufzeichnungen sind nicht nachvollziehbar.
Erfolgsorientierung: Die Beurteilungspraxis orientiert sich an Mängel und Defizite.
Schüler/innen sind bewegt, ihre Defizite abzubauen bzw. zu kompensieren. Noten
sind emotionalisiert.
Noch nicht
Kriterienorientierung: Keine Beurteilungskriterien sind erkennbar. Die subjektive
Einschätzung der Lehrperson dient als Maßstab für die Bewertung, Erfolg wird aufgrund individuellen Lernfortschritts beurteilt (Individualnorm) bzw. Maßstäbe werden
an erbrachte Leistungen angepasst oder die Qualität einer Leistung an der Gau’schen
Kurve relativiert (Sozialnorm).
Transparenz: Schüler/innen empfinden die Beurteilung als willkürlich und ungerecht.
Sie fühlen sich dauernd auf dem Prüfstand und der Situation ausgeliefert. Noten sind
für sie und ihre Eltern nicht nachvollziehbar.
Rechtskonformität: Leistungsfeststellungen werden benotet; es gibt keine Unterscheidung zwischen Feststellung nach Kriterien und Benotung. Noten werden mechanisch berechnet. Aufzeichnungen sind nicht nachvollziehbar.
Erfolgsorientierung: Die Beurteilungspraxis wirkt nachtragend und entmutigend. Beurteilung ist bedrohlich und beängstigend. Schüler/innen sind demotiviert und ratlos,
fühlen sich ausgeliefert
Tabelle 22: School Walkthrough zum Bereich kriteriale Leistungsbeurteilung
(Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015)
Was ist ein Kriterium?
Ein Kriterium ist ein Maßstab, nachdem wir etwas beurteilen oder zwei/mehrere Dinge vergleichen. Auch
im täglichen Leben nützen wir Kriterien für jede Entscheidung, oft sogar unbewusst. Wie beim Einkauf
von Schuhen, Kleidung, Lebensmittel, etc. Warum diese Schuhe und nicht jene? Weil sie bequemer,
schöner, billiger, usw. sind. Die Auswahlkriterien sind Tragekomfort, Aussehen und Preis.
Auf den schulischen Kontext bezogen stellt sich die Frage, wie sich Schule und Unterricht ohne Kriterien
zeigen würde? Ohne Kriterien bleibt jegliche (Selbst-)Einschätzung bzw. Bewertung in der Subjektivität
und Leistungsbeurteilung in der Beliebigkeit verhaftet. Es wäre auch unmöglich, Kompetenzentwicklung
zu dokumentieren und infolge wäre die Entwicklung von Fachverständnis und Kompetenz gehemmt.
Transparenz in der Leistungsbeurteilung
Die gesetzlichen Grundlagen weisen unmissverständlich darauf hin, dass Leistungsfeststellungen
und -beurteilungen auf Basis objektiver Kriterien vorzunehmen sind. Die NMS-Lehrplanverordnung (Teil
1, S.10) fordert zusätzlich Transparenz: „Die Anforderungen sind den Schülerinnen und Schülern einsichtig zu machen, vor allem über transparente Beurteilungskriterien mit Bezug zu den jeweiligen Kompeten-
37
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
zen“. Es sind die objektiven Kriterien, die für eine faire und ehrliche Leistungsbeurteilung maßgeblich
und ausschlaggebend sind. Ohne Kriterien bleiben Leistungsbeurteilungen vielfach in subjektiven Einschätzungen der Lehrperson verhaftet, die den Ansprüchen von Ehrlichkeit und Fairness diametral entgegengesetzt sind. Fairness in der Leistungsbeurteilung, so Wiggins (1998), erfordert:




einen hohen Anspruch an alle Schülerinnen und Schüler,
eine konsequente Orientierung an Exzellenz5,
Transparenz von Erwartungen und Zielen sowie
Kriterien.
Sind transparente Ziele und Kriterien entsprechend den Anforderungen des Lehrplans definiert, ist damit die Basis für „ehrliche“
Leistungsrückmeldung geschaffen. Ehrlichkeit in der Leistungsbeurteilung wird jedoch für manche Kolleginnen und Kollegen
ein Stolperstein: sie meinen, durch Ehrlichkeit – besonders wenn
es darum geht, unzureichende Leistungen bewerten und rückmelden zu müssen – bei Schülerinnen und Schülern emotionalen
Schaden anzurichten. Es wird dahingehend argumentiert, dass
schlechte Ergebnisse, besonders bei weniger leistungsfortgeschrittenen Schülerinnen und Schülern à la longue demotivierend und
frustrierend sind und sich schadhaft auf die Persönlichkeitsbildung auswirken.
Wiggins (ebd.) argumentiert im Gegensatz dazu, dass es nicht
respektvoll gegenüber der Schülerin, dem Schüler sei, wenn
schlechte Ergebnisse schön geredet werden, bzw. sie mit „besseren“ Noten beurteilt werden, obwohl die erbrachten Leistungen
unter den Erwartungen liegen und die zu erreichenden Kompetenzen nicht vorhanden sind.
Um Kompetenzen zu beurteilen
braucht es:
Aufgaben, die das volle Spektrum an Transfer (Eigenständigkeit, Anwendung von Wissen &
Können auf neuartige Aufgaben)
sichtbar machen,
Kriterien, die für die Beurteilung der Qualität des Ergebnisses
der
Handlung
herangezogen
werden,
Beurteilungsraster, mit Beschreibungen der Leistungen auf
unterschiedlichen
Qualitätsniveaus, die an den Kriterien und
am Zielbild für die jeweilige
Schulstufe orientiert sind.
Beurteilungsraster zur Dokumentation und Beurteilung von Kompetenzentwicklung
Um Kompetenzentwicklung dokumentieren zu können, braucht es ein Instrument. Als geeignetes Werkzeug hat sich die Entwicklung von Beurteilungsrastern gezeigt. Die Beschreibung von Leistungen auf
unterschiedlichen Qualitätsstufen entlang von sachbezogenen Kriterien ist nicht nur eine unabdingbare
Voraussetzung dafür, Leistungen von Schülerinnen und Schülern nachvollziehbar, fair, ehrlich und lernförderlich messen und beurteilen zu können, sondern ermöglicht auch die im Lehrplan geforderte detaillierte Rückmeldung im Hinblick auf den „Kompetenzzuwachs“ bzw. die Lernfortschritte an die Schülerinnen und Schüler und deren Erziehungsberechtigte.
Beispiele von fachspezifischen Beurteilungsrastern und deren Handhabung werden in der praktischen
Umsetzung erläutert. Konkrete Hinweise zur Erstellung von Beurteilungsrastern finden Sie in den Tipps.
Die Vorteile von Beurteilungsrastern sind vielseitig. Sie schaffen Transparenz, machen die Erwartungen
und Anforderungen klar, sie geben Orientierung und fördern die Entwicklung der Autonomie der Lernenden, weil diese die Qualität ihrer Leistung mit Hilfe eines Rasters selbständig beurteilen können. Sie entlasten auch die Lehrperson: sie reduzieren Wiederholungen in der Leistungsrückmeldung, erleichtern die
Bewertung und eliminieren Fragen wie „Wieso haben Sie mir hier zwei Punkte abgezogen?“ Raster helfen der Lehrperson, den Unterricht auf das Wesentliche und auf Kompetenzen auszurichten, sowie die
Inhalte und Ziele zu schärfen. Wenn Raster im Kollegium entwickelt werden, findet Unterrichtsentwicklung statt. Vor allem aber steigern sie die Qualität von Leistungsbeurteilung.
5
Exzellenz ist ein sperriger Begriff, der in diesem Zusammenhang als Brillanz bzw. als Synonym für „ meisterhaftes Können“
übersetzt werden könnte.
38
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Leistungsfeststellung
Benotung
ist ein Vorgang des Messens.
Das Ergebnis = der Messwert einer Leistung, das aufgezeichnet wird („score“:
4.0, 3.0, 2,0, 1.0).
ist ein Vorgang des Beurteilens.
Die Ziffernote = eine qualitative Aussage
über Leistungen („grade“), die über einen längeren Beobachtungszeitraum
hinweg erbracht wurden.
Tabelle 23: Begriffsklärung: Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung (Benotung)
in der LBVO (vgl. Eder, Neuweg & Thonhauser, 2009)
Ein Beispiel zur Aufzeichnung von Ergebnissen finden Sie in der praktischen Umsetzung (S. 61).
Die Semester- bzw. Jahresnote ist eine Ziffernote, d.h. ein Symbol, das eine Gesamtbeurteilung nach den
Beurteilungsstufen der LBVO ausdrückt. Das bedeutet, dass eine Durchschnittswertbildung bei der Notenfindung nicht machbar ist – abgesehen davon, dass diese Praxis gesetzeswidrig ist. Sie sagt faktisch:
„Dein Durchschnitt ist ‚befriedigend‘, weil ich es errechnet habe und auf befriedigend-Komma-241 gekommen bin“(vgl. Neuweg, 2009, S.104). Bei der Ermittlung der Semester- bzw. Jahresnote braucht es
daher eine Entscheidungsgrundlage und -regeln, die den Beschreibungen in der LBVO entsprechen (vgl.
Stiggins, 2008).
Eine solche Entscheidungsgrundlage wurde von Lerndesignerinnen und Lerndesigner 2012/13 erprobt.
Die überarbeitete Version und Hinweise zur Ermittlung der Note auf Basis ihrer Praxiserfahrung finden
Sie in der Handreichung Vorschläge für eine Entscheidungsgrundlage auf www.nmsvernetzung.at.
Denkpause
Zu Kompetenz und Leistungsbeurteilung:

Inwieweit hängen Kompetenz und Beurteilung für mich zusammen?

Wie beurteile ich Lernzielkontrollen?

Was ist mein Verständnis von „Mitarbeit“?

Gibt es eine Kluft zwischen meiner Beurteilungspraxis und den rechtlichen
Vorgaben? Wie kann ich diese überwinden? Was brauche ich dazu?
Zu Transparenz der Leistungsbeurteilung:
„Es wäre ausgesprochen wünschenswert, wenn der Lehrer schon am Beginn des
Schuljahrs völlige Transparenz in der Notengebung schafft“ (Neuweg, 2009, S.
102).

Wie transparent ist meine derzeitige Beurteilungspraxis?

Bestimmen Sie anhand des School Walkthroughs zur kriterienorientierten
Leistungsbeurteilung ihre derzeitige Beurteilungspraxis: Wo bin ich? Wo ist
mein Fachteam? Wo ist meine Schule?
39
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Tipp
Hilfreiche Hinweise und Unterlagen zur kriterialen Leistungsbeurteilung (Videos,
Artikel, Bücher, Präsentationen, gesetzliche Verankerung) finden Sie in der NMSBibliothek auf www.nmsvernetzung.at
Quellen und Downloads
Westfall-Greiter, T. (2012). Handreichung zu: Orientierungshilfe zur Leistungsbeurteilung, Teil 1 (Grundlagen und Begriffe). Verfügbar unter: NMS-Bibliothek:
www.nmsvernetzung.at
Schlichtherle, B., Weiskopf-Prantner, V., Westfall-Greiter, T. (2013). Handreichung zu: Kriterienorientierte Leistungsfeststellung mit der 4.0-Skala.
www.nmsvernetzung.at
Westfall-Greiter, T. (2014).Handreichung zu: Vorschläge für eine Entscheidungsgrundlage zur Ermittlung einer Gesamtnote auf Basis der Erprobung im SJ
2012/2013. www.nmsvernetzung.at
Gassner, O., Mewald, C. & Sigott, G. (2007). Testing Reading. Specifications for
the E8-Standards. LTC Technical Report 2. Language Testing Centre. AlpenAdria-Universität Klagenfurt. Bifie & BMUKK. S. 14 & 16. http://www.uniklu.ac.at/ltc/downloads/LTC_Technical_Report_2.pdf
Mewald, C., Gassner, O. & Sigott, G. (207). Testing Listening: Specifications for
the E8-Standards. LTC Technical Report 3. Language Testing Centre. AlpenAdria-Universität Klagenfurt. Bifie & BMUKK. S. 13. http://www.uniklu.ac.at/ltc/downloads/LTC_Technical_Report_3.pdf
Umsetzung in der Praxis
Der erste Schritt zu einer kriterialen Leistungsbeurteilung ist die Erstellung oder die Auswahl von geeigneten Skalen. Auch wenn das Erstellen von Skalen eine große Herausforderung darstellt, kann es doch
auch sehr lohnenswert sein, da sich das Englischteam einer Schule – möglicherweise erstmals – mit den
Zielbildern für jeden Jahrgang auseinandersetzen und dabei die unterschiedlichen Kriterien, die für die
Bewertung relevant sind, festlegen muss. Im nächsten Schritt geht es dann darum festzulegen, wie die
Qualitätsstufen definiert werden. Das ist nicht immer einfach und kann bisweilen zu heftigen Diskussionen führen, doch es ist die Mühe wert!
Steht die Skala einmal, muss sie in der Praxis getestet und nachjustiert werden. So kann es einige Jahre
dauern, bis an der Schule ein verbindliches Werkzeug für alle entsteht, das sich auch in der Praxis bewährt hat.
Ist die Entwicklungsarbeit jedoch einmal investiert, zeigt sich, dass die Arbeit mit der Skala die tägliche
Unterrichtsarbeit, das Feedback für die Schülerinnen und Schüler und auch die Leistungsbeurteilung erleichtert. Sobald die Schülerinnen und Schüler die Skalen als Orientierung für ihr Lernen und ihre Arbeit
einsetzen, zeigt sich auch die enorme Wirksamkeit, vor allem wenn der Leistungsverlauf auch von den
Schülerinnen und Schülern selbst aufgezeichnet wird (Marzano, 2009; Hintergrund in Westfall-Greiter,
2012, S. 7).
Da wir in Englisch die Leistungen in unterschiedlichen Fertigkeitsbereichen messen und dafür unterschiedliche Skalen benötigen, werden im Folgenden diese Bereiche hintereinander besprochen. In jedem
Bereich wird versucht, einen kleinen Einblick in unsere Praxis zu geben.
40
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Schreiben
Im Bereich des Schreibens ist die Arbeit mit Skalen bereits am weitesten fortgeschritten und erprobt. Die Skala, die wir hier vorstellen,
hat eine längere Entstehungsgeschichte. Nachdem sie zuerst von
Dagmar Föger, Brigitte Marageter, Edith Pikous-Stöger, AnjaCarina Adam Rominger und Veronika Weiskopf-Prantner entwickelt und bereits im Unterricht eingesetzt wurde, fand sich ein Team
aus 7 Englischlehrerinnen zusammen, um gemeinsam, mit Hilfe der
Skala, die Qualität der Texte von Schülerinnen und Schülern einer
ersten Klasse zu bewerten.
Da die Schülerinnen und Schüler bis Weihnachten des ersten
Schuljahres noch nicht wirklich
an Texten arbeiten, setzen die
meisten Autorinnen der Praxiseinblicke die Skala erst ab dem
zweiten Semester ein.
Ziel dieser Arbeit war es herauszufinden, ob das Raster in der Art praktikabel ist und so „funktioniert“,
dass unterschiedliche Bewertende idealerweise zu gleichen Ergebnissen kommen. Während dieser Arbeit
wurde die Schreibskala überarbeitet und „geschärft“, bis sie im Praxistest eine möglichst große Reliabilität6 aufwies. Die Codes 1.5, 2.0, 3.0 und 4.0 stehen für unterschiedliche Qualitätsstufen einer Leistung,
die anhand von fünf Kriterien definiert und festgestellt wird.
Veronika Weiskopf-Prantner gibt folgenden Erfahrungsbericht:
Und so lief die Bewertung ab: Erst hat jede Lehrerin den Text gelesen und anhand der Skala
bewertet. Dabei wurde im ersten Schritt für jedes einzelne Kriterium eingeschätzt, welcher der
insgesamt 4 Beschreibungen (= Indikatoren) es am ehesten entspricht.
Dann wurden die Einschätzungen verglichen, wobei sich herausstellte, dass in den meisten
Fällen große Übereinstimmung herrschte. Abschließend musste dann eine Bewertung für den
Text als „Gesamtkunstwerk“ gefunden werden. Um die Einschätzung zu erleichtern, welcher
der Qualitätsbeschreibungen der Text – holistisch betrachtet – am ehesten entspricht, hat sich
das Fachteam auf eine „Entscheidungsgrundlage“ (die nichts mit der Entscheidungsgrundlage
zur Ermittlung einer Note zu tun hat!) geeinigt, die nachstehend erläutert wird.
Dieser Prozess bzw. diese Vorgehensweise empfiehlt sich auch für jedes Fachteam, das sich
gemeinsam auf kriteriale Leistungsbeurteilung einlassen möchte.
Grundsätzliche Überlegungen
Der Lehrplan fordert für die 5. Schulstufe für den Kompetenzbereich Schreiben das GERS-Niveau A1
und legt fest:
Die folgende Zuordnung von Kompetenzniveaus und Lernjahren gibt die Grundanforderungen an, die für alle Schülerinnen und Schüler einer bestimmten Lernstufe gelten; vorangehende Niveaus sind dabei stets vorauszusetzen. Wird verschiedenen Lernjahren das gleiche Kompetenzniveau zugeordnet, so sind die Fertigkeiten dieses Niveaus im höheren
Lernjahr durch eine Ausweitung der kommunikativen Situationen, der Themenbereiche
und Textsorten entsprechend zu vertiefen und zu festigen (s. NMS Lehrplan in BGBl. II
Nr. 185/2012: Anlage 1. S.38)
Da der Lehrplan für den Kompetenzbereich Schreiben das Sprachkompetenzniveau A1 als Grundanforderung für die 5. Schulstufe definiert, haben sich die Autorinnen der Schreibskala dazu entschlossen, A1 als
Grundlage für die Beschreibung von 2.0 (Zielbild teilweise getroffen) festzulegen. Für die Autorinnen
liegt das Zielbild für die 5. Schulstufe jedoch über der Grundanforderung des Lehrplanes und enthält daher bereits Elemente von A2 (z. B. Augenmerk auf Textflüssigkeit, höhere Sprachrichtigkeit und die
Verwendung von Konnektoren).
6
Reliabilität = Maß für die formale Genauigkeit bzw. Verlässlichkeit wissenschaftlicher Messungen.
41
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Überlegungen zur Leistungsfeststellung von Schreibaufgaben mit der 4.0-Skala
Im Zielbild (3.0): Damit sich ein Text im Zielbild befindet, müssen prinzipiell alle Kriterien (Aufgabenerfüllung, Textflüssigkeit, Wortschatz und Grammatik) im Zielbild liegen. Eine Kompensation ist nur in
minimalem Ausmaß möglich (z. B. wenn ein kleiner Teilbereich der Aufgabenstellung übersehen wurde,
der Text ansonsten jedoch eindeutig im Bereich von 3.0 ist).
Über dem Zielbild (4.0): Der Text übertrifft in mindestens zwei der vier Bereiche Aufgabenerfüllung,
Textflüssigkeit, Wortschatz und Grammatik das Zielbild und liegt in den anderen Bereichen im Zielbild.
Ausnahme Orthographie: Da die Orthographie in A1 noch keinen Stellenwert hat und nur das Abschreiben gefordert wird (vgl. GERS)7, wurde in der Skala dieser Bereich für 3.0 und 4.0 gleich formuliert. Für die Entscheidung, ob ein Text in die Kategorie 3.0 oder 4.0 fällt ist dieses Kriterium daher
nicht aussagekräftig.
Zielbild teilweise erreicht (2.0): Wenn ein Text noch nicht in allen vier Bereichen (Aufgabenerfüllung,
Textflüssigkeit, Wortschatz und Grammatik) das Zielbild erreicht, sondern in manchen Bereichen noch
als 2.0 eingestuft wird, dann ist das Zielbild nur teilweise erreicht. Dasselbe gilt, wenn der Text in allen
Bereichen bereits die Qualitätsstufe 2.0 erreicht.
Am Start: Da es sich beim Schreiben um eine komplexe Aufgabenstellung handelt, ist jede (zumindest
teilweise) gelungene Kommunikation ohne Hilfestellung als 1.5 einzustufen.
Ausnahme Orthographie: Da orthographische Richtigkeit in A1 noch nicht gefordert wird, wurde in
der Skala dieser Bereich für 1.5 und 2.0 gleich formuliert. Für die Entscheidung, ob eine Text in die
Kategorie 1.5 oder 2.0 fällt, ist daher für dieses Kriterium nicht aussagekräftig.
Was ist mit 1.0? In der ursprünglichen 4.0 Skala steht der Code 1.0 dafür, dass eine Schülerin, ein Schüler mit Hilfe eine Leistung erbringt, die teils den Beschreibungen von 2.0 (Zielbild teils getroffen) und 3.0
(Zielbild getroffen) entspricht.
In der Praxis hat sich herausgestellt, dass das Anbieten von unterschiedlichen Hilfestellungen in Prüfungssituationen mit viel Unsicherheit bezüglich der Handhabung der Hilfestellung verbunden ist. Dazu
kommt, dass Leistungsaufgaben einen Prüfstand darstellen, der Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit gibt zu zeigen, was sie eigenständig leisten können. Dies hat zur Entscheidung geführt, die Skala um
den Code 1.5 zu erweitern, der die Mindestanforderung an eine eigenständig zu erbringende Leistung
definiert.
7
GERS: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen (vgl. Trim, North, & Coste, 2001 S. 118, Orthographic control)
A1: Can copy familiar words and short phrases e.g. simple signs or instructions, names of everyday objects, names of shops and
set phrases used regularly. Can spell his/her address, nationality and other personal details.
A2: Can copy short sentences on everyday subjects – e.g. directions how to get somewhere. Can write with reasonable phonetic
accuracy (but not necessarily fully standard spelling) short words that are in his/her oral vocabulary.
42
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Das Endprodukt: Raster zur Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen in der 5.
Schulstufe
Aufgabenerfüllung: Alle Punkte der Aufgabenstellung werden behandelt, einige davon
ausführlicher.
4.0
Textflüssigkeit: Der Text ist logisch aufgebaut und liest sich überwiegend flüssig. Die
Sätze beginnen unterschiedlich und/oder haben verschiedene Satzstrukturen, wobei sie
teilweise durch Konnektoren (and, but, or, because bzw. first, next, then) verbunden
sind.
Wortschatz: Im Text werden viele der geübten Wörter und Wortgruppen verwendet. Er
Zielbild
ist durchgehend verständlich und zeigt eigenständige Sprachverwendung und Risikobereitübertroffen schaft, bei der die Kommunikation teilweise gelingt.
Grammatik: Mehrere unterschiedliche geübte Strukturen werden verwendet, die größtenteils richtig sind. Zusätzliche finden sich im Text Beispiele für eigenständige Sprachverwendung und Risikobereitschaft, bei denen die Kommunikation teilweise gelingt.
(Orthografie: Häufig verwendete Wörter und Wortgruppen sind zum Großteil richtig
(ab)geschrieben; die Bedeutung der Wörter ist fast immer erkennbar.)
Aufgabenerfüllung: Alle Punkte der Aufgabenstellung werden behandelt.
3.0
Zielbild
getroffen
Textflüssigkeit: Der Text ist überwiegend logisch aufgebaut und liest sich teilweise flüssig. Er ist eine Auflistung von einfachen Sätzen, die vereinzelt durch Konnektoren (and,
but, because) verbunden sind.
Wortschatz: Im Text werden viele der geübten Wörter und Wortgruppen verwendet und
er ist größtenteils verständlich.
Grammatik: Mehrere unterschiedliche geübte Strukturen werden verwendet, die zum Teil
richtig sind.
Orthografie: Häufig verwendete Wörter und Wortgruppen sind zum Großteil richtig
(ab)geschrieben; die Bedeutung der Wörter ist fast immer erkennbar.
Aufgabenerfüllung: Der Großteil der Punkte der Aufgabenstellung wird behandelt.
2.0
Zielbild
teilweise
getroffen
Textflüssigkeit: Der Text ist teilweise logisch aufgebaut. Er besteht aus einer Auflistung
von einfachen, meist kurzen Sätzen, in denen teilweise Wörter und Wortgruppen aneinandergereiht werden (mit and).
Wortschatz: Im Text werden geübte Wörter und Wortgruppen verwendet und er ist größtenteils verständlich.
Grammatik: Geübte Strukturen sind fallweise richtig verwendet, die Kommunikation gelingt größtenteils.
(Orthografie: Häufig verwendete Wörter sind zum Teil richtig (ab)geschrieben; die Bedeutung der Wörter ist meist erkennbar).
Aufgabenerfüllung: Mindestens die Hälfte der Punkte der Aufgabenstellung wird behandelt.
Textflüssigkeit: Der Text ist eine Auflistung von einfachen, kurzen, isolierten Sätzen, die
meistens vollständig sind.
1.5
Start
Wortschatz: Im Text werden geübte Wörter und Wortgruppen verwendet, die Kommunikation gelingt teilweise.
Grammatik: Geübte Strukturen sind fallweise richtig verwendet, die Kommunikation gelingt teilweise.
Orthografie: Häufig verwendete Wörter sind zum Teil richtig (ab)geschrieben; die Bedeutung der Wörter ist meist erkennbar.
Tabelle 24: Raster zu Schreiben, 5. Schulstufe (entwickelt von: Veronika Weikopf-Prantner, Dagmar Föger,
Brigitte Marageter, Edith Pikous-Stöger und Anja-Carina Adam Rominger)
43
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Vier Praxisbeispiele
Bei den folgenden Texten handelt es sich um Performanzen zum Schreibauftrag, den Sie im Kapitel
Komplexität und Aufgabenkultur(Seite 20) finden.
Text 1:
My name is Paolo. I am 13 years old. I live in USA. My dad’s name is Yüksel and My mum’s name
is Zeynep. My dad’s is 41 years old and My mum’s is 38 years old. My dad is very sporty and
friendly. My mum likes Tieren. I am two brother. She name is Alisami and Koray. I am Alisami
is 19 years old. I am Koray is 9 years old.
Teilbereich/
Kriterium
Erklärung (zu Text 1)
Einstufung
Aufgabenerfüllung:
Die Aufgabenstellung ist nicht vollständig erfüllt, da die Kommunikation im
zweiten Teil des Textes völlig zusammenbricht und die Zusatzinformationen
zu den Brüdern fehlen.
2.0
Textflüssigkeit
Der Text ist eine Auflistung von einfachen, Sätzen, wobei eine logische
Struktur erkennbar ist und in zwei Fällen der Konnektor „and“ eingesetzt
wird. Trotzdem wirkt der Text nicht flüssig sondern ist (v.a. im ersten Teil)
eher eine Auflistung isolierter Sätze. Aus diesem Grund scheint die Leistung
am ehesten im Bereich 2.0 zu liegen.
2.0
Wortschatz
Der verwendete Wortschatz ist (auch aufgrund der Kürze) sehr begrenzt
und führt auch einmal zum Zusammenbruch der Kommunikation (My mum
likes Tieren).
2.0
Grammatik
Es werden nur wenige der geübten Strukturen verwendet
und die Kommunikation bricht in den letzten 4 Sätzen zusammen. Diese
Tatsache führt zu einer Einstufung auf 1.5
1.5
Orthographie
Häufige Wörter sind durchgehend richtig geschrieben, daher 3.0/4.0
4.0
Die Gesamteinstufung dieses Textes wurde heftig diskutiert. Hätte der
Schüler über die Brüder gar nichts geschrieben, wäre der Text zwar minimalistisch gewesen, die Einstufung aber eher auf 2.0 gelegen, da die Fehlschläge in der Kommunikation nicht so massiv gewesen wären, die AufgaGesamteindruck benstellung jedoch trotzdem auf 2.0 erledigt gewesen wäre – ein Vorstellen
der Brüder war ja nicht explizit gefordert.
Mit der vorliegenden Aufgabenstellung und dem vorliegenden Text tendierte unsere Gruppe aufgrund der misslungenen Kommunikation in der Mehrheit am ehesten zur Gesamtbewertung von 1.5
1.5
Tabelle 25: Praxisbeispiel 1 – Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen
Text 2:
Hi my name is Paolo. I am 11 years old. I have got 2 brothers. I love computer gamse. I can
many thinks. My mum’s name is Edita. She is 23 years old. She is often grumpy. My dad’s name
is Bersan. He is 25 years old. He from New york. He is always friendly. My brother’s names
are Lukas and daniel. They are always bamm bamm. My grumpy is dad. I love my famly.
44
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Teilbereich/
Kriterium
Erklärung (zu Text 2)
Aufgabenerfüllung:
Da in diesem Text nicht alle Anforderungen der Aufgabenstellung erfüllt
sind, ordnen wir ihn auf der Stufe 2.0 ein. Für eine vollständige Erfüllung
fehlt die Herkunft des Kindes (Teilbereich von Punkt 1), sowie das Alter der
Brüder (Teilbereich von Punkt 3).
2.0
Textflüssigkeit
Obwohl der Text kurz ist, zeigt er bereits Ansätze einer Einleitung und eines Endes und liest sich auch teilweise flüssig. Da die Sätze sehr kurz sind,
Konnektoren völlig fehlen und ein Satz sogar unvollständig ist (He from New
York), fällt er dennoch eindeutig in den Bereich 2.0.
Die Frage, ob der Text eine logische Anordnung aufweist oder nicht hat zu
Diskussionen geführt. Auf den ersten Blick scheint die logische Anordnung
durch den Satz „My grumpy is dad.“ unterbrochen – einerseits müsste die
Information zum Vater gehören, andererseits widerspricht es der Aussage,
dass der Vater immer „friendly“ sei.
Bei genauerem Hinsehen scheint es, dass es sich bei diesem Satz um einen
kompletten „communicative breakdown“ handelt, denn es kommt die Vermutung auf, dass er „My grandpa is dead“ bedeuten könnte.
Aufgrund des Zusammenbruchs der Kommunikation ist eine eindeutige Beurteilung des logischen Aufbaus daher nicht möglich.
2.0
Trotz der Kürze zeigt der Text abwechslungsreiche Sprache und über den
geübten Wortschatz hinausgehende Verwendungen von Adjektiven.
Der Schüler zeigt sogar Risikobereitschaft8, jedoch misslingt die Kommunikation in allen Fällen (They are always bamm bamm, my grumpy is dad).
Aus diesem Grund erfüllt der Text im Bereich Wortschatz nicht die Anforderungen von 4.0. Gleichzeitig darf aufgrund dieses Misslingens der Text nicht
im Bereich von 2.0 eingeordnet werden, da es sich um Kommunikationsversuche außerhalb der erlernten Strukturen handelt und diese Versuche –
auch wenn sie misslingen – keinesfalls „bestraft“ werden dürfen.
3.0
Grammatikalisch sind in diesem Text eine Vielzahl von richtig verwendeten
Strukturen bemerkenswert (possessive s, verb/noun agreement, personal
pronouns).
Das Misslingen der Kommunikation ist auf Wortschatz, nicht Grammatik
zurückzuführen.
3.0
Häufig verwendete Wörter werden zum Großteil richtig geschrieben. Der
Kommunikation bricht nur einmal aufgrund der Rechtschreibung zusammen.
(grumpy/grandpa) Der Text wäre daher im Bereich 3.0/4.0 einzuordnen.
4.0
Gesamteindruck Obwohl der Text in vielen Bereichen bereits Teile des Zielbildes 3.0 erfüllt,
sticht seine Kürze ins Auge und wird letztendlich aufgrund der Leistungen
in den Bereichen Aufgabenstellung und Textflüssigkeit auf der Qualitätsstufe 2.0 eingestuft.
2.0
Wortschatz
Grammatik
Orthographie
Einstufung
Tabelle 26: Praxisbeispiel 2 – Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen
8
„Die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler, neue sprachliche Strukturen in den Bereichen Lexik und Grammatik anzuwenden und dabei Verstöße gegen zielsprachliche Normen zu riskieren, ist im Sinne des übergeordneten Zieles der kommunikativen
Kompetenz von zentraler Bedeutung und bei der Evaluation der Schülerleistungen dementsprechend einzubeziehen“(NMSLPVO, S. 35).
45
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Text 3: Hi, I am Betty. I am 11 years old. I am from England. I have a mum. My mum’s name is
Monica. She is 35 years old. She can drive a car. I have a dad. My dad’s name is Paul. He is 37
years old. He can run and can play football. I have one sister and one brother. My sister’s
name is Anne and My brother’s name is Marco. Anne is 7 years old and Marco is 9 years old.
Anne can play tennis and Marco can play basketball. I have one cat. My cat’s name is Lucy. Lucy is 2 years old and she can spring very high. I love my family.
Teilbereich/
Kriterium
Erklärung (zu Text 3)
Aufgabenerfüllung:
Die Aufgabenstellung ist vollständig erfüllt – alle Familienmitglieder werden
mit Namen, Alter und einer Zusatzinformation angeführt. Einzig beim Vater
werden zwei Fähigkeiten angegeben. Obwohl die Aufzählung der Familienmitglieder sehr umfangreich ist (bis hin zur Katze), geht die Aufgabenerfüllung nicht über das Zielbild hinaus, daher 3.0.
3.0
Der Text besteht aus sehr einfachen, kurzen Sätzen. In zwei Fällen sind
Sätze jedoch durch „and“ verbunden. Trotz der Kürze der Sätze und den
wenigen Konnektoren liest sich der Text flüssig.
Der Aufbau des Textes ist logisch und strukturiert.
Wenn man sich die Indikatoren für 2.0 und 3.0 durchliest, findet sich dieser
Text eher im Bereich von 3.0.
3.0
Es werden viele der geübten Wörter verwendet – bei jeder Person ist eine
andere Eigenschaft angeführt. Es zeigt sich jedoch nur geringe Risikobereitschaft – einzig bei der Katze (spring very high) und keine eigenständige
Sprachverwendung. Der Text wird daher an der Grenze zu 4.0 eingestuft.
3.0
Es werden mehrere der geübten Strukturen verwendet, diese jedoch mehrfach wiederholt und nicht variiert. Die Richtigkeit ist gegeben, die Varianz
ist aber noch gering. Da keine eigenständige Sprachverwendung und Risikobereitschaft sichtbar ist, entspricht dieser Text dem Zielbild, geht aber
nicht darüber hinaus.
3.0
Die Orthographie ist durchgehend korrekt, daher 3.0/4.0
4.0
Gesamteindruck Dieser Text ist ein schönes Beispiel für einen Text im Zielbild. Die geübten
Strukturen werden mit hoher Sicherheit angewendet, die Kommunikation
gelingt. Der Text bleibt aber genau im erarbeiteten Bereich und zeigt noch
kaum Ansätze mit der Sprache zu experimentieren und eigenständig neue
Ideen auszudrücken.
3.0
Textflüssigkeit
Wortschatz
Grammatik
Orthographie
Einstufung
Tabelle 27: Praxisbeispiel 3 – Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen
46
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Text 4 – ein Text der schwierig zu bewerten ist
Hi I’m Andrew I’m 10 years old. I come from Tirol. Play football is very cool bicous its very
stoung. My mum’s name is Annebell. she is very importen to me bicous she helps me all thinks.
My dad’s name is Luc. he come from Turky. he loves me my mum and my sister about all. He
can well play football he plays in Bayern Munich. My sisters name is Cloui she is a very good
swiming girl but she go on my nervs she loves me but one minute left go she on the TV and
looks Barbi. I have two grandperens. My grandpas names are Tobi and Mustafa and my grandmas names are Jullia and Gewri. Thei are the best cooks. I love my family.
Teilbereich/
Kriterium
Erklärung
Aufgabenerfüllung:
Die Aufgabenstellung ist nicht ganz vollständig erfüllt, da die Altersangaben
zu den Personen fehlen, was zu einem 2.0 führen würde. Andererseits ist
die zu den Personen gegebene Zusatzinformation vielfältig und weit über
das Zielbild hinausgehend. Aus diesem Grund entspricht die Erfüllung dieses
Kriteriums bei diesem Text den Anforderungen an eine Leistung im Zielbild.
3.0
Im Bereich der Textflüssigkeit ist die Einordnung nicht einfach. Einerseits
zeigt dieser Text viele Indikatoren von 4.0 (unterschiedliche Satzanfänge,
unterschiedliche Konnektoren und Satzstrukturen) und er weist auch Ansätze zu komplexen Sätzen auf, andererseits wird der Lesefluss immer wieder
durch zahlreiche Fehler gebremst, was wieder auf 3.0 hindeuten würde.
Aufgrund der weit über das Zielbild hinausgehenden Elemente sehen die
Autorinnen das Kriterium Textflüssigkeit über das Zielbild hinausgehend
erfüllt.
4.0
Im Text werden viele der geübten Worte verwendet (z. B. Familienmitglieder) und der Text zeigt sehr viel eigenständige Sprachverwendung und Risikobereitschaft, bei der die Kommunikation teilweise gelingt. All das würde
für eine Einstufung auf 4.0 sprechen.Was jedoch dagegen spricht ist, dass
auch im Bereich der geübten Wörter die Kommunikation teilweise zusammenbricht. So zeichnet sich der Satz: „Play football is very cool bicous its
very stoung“ zwar durch den ambitionierten Versuch aus, eine neue Struktur
zu verwenden (was auch fast gelingt), ist aber im zweiten Bereich, wo es im
Prinzip um geübten Wortschatz geht, völlig unverständlich.
Daher momentan die Einordnung des Textes eher auf 3.0
3.0
Der Text zeigt eine große Anzahl an unterschiedlichen Strukturen, die oft
richtig sind (z. B. possessive s, Übereinstimmung von Verb und Subjekt). Es
gibt auch viele, über das Zielbild hinausgehende Strukturen, die ebenfalls
teilweise richtig sind (z. B. Superlativ: the best cooks). Die wirklich sinnstörenden Probleme treten in Bereichen auf, in denen sich der Versuch eigenständiger Sprachverwendung zeigt (z. B. but one minute left go she on the
TV and looks Barbi). Im geübten Sprachbereich gibt es noch keine Struktur,
mit der die gewünschte Information ausgedrückt werden könnte (e.g.„but if
she’s left alone for a minute“). Fehler in den Bereichen der eigenständigen
Sprachverwendung dürfen daher NICHT zu einer niedrigeren Bewertung führen – im Gegenteil, aufgrund der eigenständigen Sprachverwendung ist dieser Text eindeutig im Bereich 4.0 einzuordnen.
4.0
Die Rechtschreibung behindert zum Teil das Verständnis (Störung), jedoch
ist die Bedeutung fast immer erkennbar, daher 3.0/4.0
4.0
Textflüssigkeit
Wortschatz
Grammatik
Orthographie
Einstufung
47
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Gesamteindruck Da der Text in vielen Bereichen über das Zielbild hinausgeht, ist er auf Basis
der Skala zweifelsfrei im Qualitätsbereich 4.0 einzuordnen. Wirft man einen
holistischen Blick auf den Text, stechen die Risikobereitschaft und Versuche, komplexere Bedeutung durch sprachliche Innovation auszudrücken ins
Auge (z. B. loves me my mum and my sister about all, is a very good swimming girl, she go on my nervs, one minute left go she on the TV and looks
Barbi). Hier gelingt die Kommunikation teilweise. Das ist eine gute Ausgangslage, um im Sinne der förderlichen Rückmeldekultur die Sprachentwicklung voranzutreiben und im Sinne des Lehrplans 9 zu agieren, der an die
Lehrerin,den Lehrer den Anspruch stellt, Risikobereitschaft zu fördern.
Sprachrichtigkeit ist im Bereich des „risk-taking“ sekundär.
So legt auch die holistische Betrachtung eine Einschätzung auf 4.0 nahe.
4.0
Tabelle 28: Praxisbeispiel 4 – Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen
Exkurs: Sprachrichtigkeit versus gelungene Kommunikation
Text 3 zeigt eindrucksvoll, wie schwer der schon seit 2009 mit der Einführung der Bildungsstandards
angesagte Paradigmenwechsel vom „Fokus auf Sprachrichtigkeit“ hin zum „Fokus auf gelungene Kommunikation“ für Lehrerinnen und Lehrer zu vollziehen ist. Da der Text in vielen Bereichen über das Zielbild hinausgeht, ist er auf Basis der Skala zweifelsfrei im Qualitätsbereich 4.0 einzuordnen. Dies auch
tatsächlich zu tun, ist mit inneren Widerständen verbunden, weil Sprachrichtigkeit nach wie vor, aber
ungerechtfertigterweise, einen zentralen Stellenwert innehat. Der Blick auf das, was nicht gelingt, wurde
ein Leben lang geschult und fällt Lehrerinnen und Lehrern wesentlich leichter als der Blick auf das, was
schon gelungen ist.
Vermutlich steckt in vielen Lehrpersonen wohl auch Unbehagen bei dem Gedanken daran, wohin es wohl
führt, wenn man die Sprachrichtigkeit nicht von Beginn an im Auge hat. Sind die Fehler, die Hänschen
macht, bei Hans noch auszubessern? Die Forschung gibt hier Anlass zu etwas mehr Gelassenheit. In den
70er Jahren wurde der Begriff „interlanguage“ von Selinker (1972) geprägt. “The interlanguage concept
relies on two fundamental notions: the language produced by the learner is a system in its own right,
obeying its own rules; and it is a dynamic system, evolving over time.” (Mitchel & Myles, 2004, S. 39)
Auch der österreichische Lehrplan trägt dem bereits Rechnung10:
Im Fremdsprachenunterricht ist weiters auf allen Lernstufen zu berücksichtigen, dass sich
Schülerinnen und Schüler der Zielsprache über lernersprachliche Zwischenschritte annähern
und dass Fehler ein selbstverständlich.
Im Fremdsprachenunterricht ist weiters auf allen Lernstufen zu berücksichtigen, dass sich
Schülerinnen und Schüler der Zielsprache über lernersprachliche Zwischenschritte annähern
und dass Fehler ein selbstverständliches Merkmal des Sprachenlernens sind. Dies ist in
Übungsphasen und bei der Fehlerkorrektur zu berücksichtigen.
Dennoch ist insgesamt und in sinnvollem Maße eine möglichst hohe Qualität und zielsprachliche Richtigkeit der fremdsprachlichen Äußerungen anzustreben; lernersprachliche Abweichungen von der Zielsprache sind dabei stets niveaubezogen und aufgabenspezifisch zu behandeln. (ebd. S.35)
9
„Die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler, neue sprachliche Strukturen in den Bereichen Lexik und Grammatik anzuwenden und dabei Verstöße gegen zielsprachliche Normen zu riskieren, ist im Sinne des übergeordneten Zieles der kommunikativen
Kompetenz von zentraler Bedeutung und bei der Evaluation der Schülerleistungen dementsprechend einzubeziehen“ (BGBl. II
Nr. 185/2012, S.35)
10
Lebende Fremdsprache (Erste, Zweite) (Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch,Tschechisch, Slowenisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Ungarisch, Kroatisch, Slowakisch, Polnisch, Türkisch) vgl. BGBl. II Nr. 185/2012, S.35
48
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Aus dem Lehrplan geht also klar hervor, dass „interlanguage“ und Fehler selbstverständlich sind. Gleichzeitig wird auch betont, dass in sinnvollem Maße hohe Qualität und Richtigkeit anzustreben sind.
Für uns bedeutet das, dass die Bewertung des oben besprochenen Textes auf einer hohen Stufe die Schülerin, den Schüler nicht aus ihrer Pflicht entlassen kann, sich weiter zu entwickeln. Man darf jedoch nicht
aus den Augen verlieren, dass es sich hier um das erste Lernjahr handelt, in dem laut Lehrplan die Grundanforderung das Kompetenzniveau A111 ist. Dennoch ist es zweifellos wichtig, das Bewusstsein für
Sprachrichtigkeit frühzeitig zu wecken und die Entwicklung in diese Richtung zu unterstützen. Die Verankerung von grammatikalischer Korrektheit als Kriterium für die Feststellung der Qualität von sprachlichen Leistungen im Beurteilungsraster für das erste Lernjahr trägt diesem Anspruch Rechnung.
Jede so bewertete Schreibleistung kann von der Schülerin, dem Schüler in einem Kompetenzdiagramm
eingetragen werden. So werden die einzelnen Ergebnisse sichtbar gemacht.
4.0
3.0
2.0
x
x
1.5
x
x
x
x
try again
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Datum
Tabelle 29: Kompetenzdiagramm
Exkurs: Performanz versus Kompetenz
Mithilfe der oben vorgestellten Bewertungs-Skala wurde die Qualität
einer einzelnen Schreibperformanz gemessen bzw. eingeschätzt. Es
muss jedoch hinzugefügt werden, dass in den ersten Lernjahren noch
keine „global proficiency“ gemessen werden kann, da die Qualität
der Textproduktion in hohem Maße von der Beherrschung des benötigten Wortschatzes abhängt. Es kann daher passieren, dass die mit
der Skala gemessene Qualitätsstufe bei einem Text bereits sehr hoch
ist, beim nächsten Text (zu einem anderen Thema) jedoch wieder
niedrig ausfällt, besonders bei Kindern, die für einen Test oder eine
Überprüfung lernen, danach aber nicht mehr.
Fazit: Einzelleistungen lassen keine Rückschlüsse auf die dahinterliegende Kompetenz zu, genauso wenig wie Schwankungen in den
Leistungsergebnissen Rückschlüsse auf die Qualität der Skala zulassen.
Am Ende des Semesters wird
anhand einer Entscheidungsgrundlage (wie z.B. auf S 53
ff.) eine Bewertung für diesen
Kompetenzbereich ermittelt.
Dabei dürfen Ausreißer ignoriert werden, vorausgesetzt
die Schülerin, der Schüler
zeigt eine Entwicklung im entsprechenden
Kompetenzbereich; spätere Leistungen sollten
stärker
berücksichtigt
werden.
Speaking
Im Bereich des Sprechens befinden die Skalen noch stärker im Erprobungsstadium. Nachdem Sprechleistungen als gleichwertiger Teilbereich in die Beurteilung einfließen sollen, ist die kriterienorientierte Bewertung von Sprechleistungen besonders wichtig. Da die Lehrperson im Normalfall keine Möglichkeit
hat, die Leistung mehrmals anzuhören, ist die Bewertung eine wesentlich größere Herausforderung als die
Bewertung von Schreibleistungen. Doch hier gilt für Lehrerinnen und Lehrer: Übung macht den Meister!
Die folgende Skala kann als Ausgangspunkt ür die Entwicklung eigener Raster fungieren.
11
Def. Accuracy A1 according to GERS: Shows only limited control of a few simple grammatical structures and sentence patterns in a memorized repertoire.
49
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Erfüllung der Aufgabe: Das Gespräch dauert länger als eine Minute (in Dialogen gemeinsam 2
Minuten) und behandelt die Aufgabenstellung, inklusive einiger Fakten oder Details.
Wortschatz: Auch Wörter und Wortgruppen, die nicht in besonderer Weise geübt wurden werden verwendet. Sprachliche Risikobereitschaft führt teilweise zu gelungener Kommunikation.
4.0
Aussprache und Intonation: Die Aussprache ist generell gut verständlich. Der Tonfall unterstreicht, was wichtig ist. Sätze und Fragen sind durch die Aussprache klar voneinander zu unterscheiden.
Flüssigkeit: Häufig wird flüssig gesprochen, mit natürlichen Pausen.
Grammatische Korrektheit: Unterschiedliche geübte Strukturen werden häufig richtig verwendet. Sprachliche Risikobereitschaft führt teilweise zu gelungener Kommunikation.
Erfüllung der Aufgabe: Das Gespräch dauert eine Minute (in Dialogen gemeinsam 2 Minuten)
und behandelt die Aufgabenstellung.
Wortschatz (vocabulary): Gelernte Wörter und Wortgruppen werden, passend zur Situation,
verwendet.
3.0
Aussprache und Intonation: Die Aussprache ist meist verständlich. Der Tonfall unterstreicht
manchmal, was wichtig ist. Sätze und Fragen sind durch die Aussprache meistens voneinander
zu unterscheiden.
Flüssigkeit :Es gibt einige flüssige Passagen, dazwischen immer wieder Pausen
Grammatische Korrektheit :Geübte Strukturen werden bereits teilweise richtig verwendet. In
der Regel ist klar, was ausgedrückt werden soll.
Erfüllung der Aufgabe: Die Sprechzeit wird nicht erreicht. Es wird nur wenig über die Aufgabenstellung gesagt.
Wortschatz: Teilweise stockt das Gespräch, da gelernte Wörter und Wortgruppen nicht zur Verfügung stehen. Es können Verständnisprobleme aufgrund falscher Wortwahl oder deutscher Wörter vorkommen.
2.0
Aussprache und Intonation: Die Wörter sind meist erkennbar, Missverständnisse kommen vor.
Die Aussprache ist monoton (= ohne Betonung).
Flüssigkeit: Das Gespräch stockt immer wieder, die Pausen sind lang.
Grammatische Korrektheit: Gelernte Strukturen werden ab und zu richtig verwendet, es kann
jedoch zu Missverständnissen kommen.
Erfüllung der Aufgabe: Sehr einfache Aussagen, zum Teil nur Wortgruppen. Die Inhalte werden
kaum transportiert.
Wortschatz: Aufgrund fehlender oder falscher Wortwahl kommt es häufig zu Missverständnissen.
1.5
Aussprache und Intonation: Falsche Aussprache macht es teilweise schwierig, den Aussagen zu
folgen.
Flüssigkeit: Häufige und lange Pausen stören die Kommunikation.
Grammatische Korrektheit: Aufgrund von fehlender grammatikalischer Richtigkeit ist die Kommunikation häufig gestört.
Tabelle 30: Raster zu Sprechen, 5. Schulstufe (entwickelt von: Veronika Weiskopf-Prantner)
Da die Speaking-Übungen, die bewertet werden, meist im Zweier- oder Kleingruppengespräch stattfinden, werden die Indikatoren anschließend mit den Schülerinnen und Schülern besprochen und erklärt.
50
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Reading
In den rezeptiven Fertigkeitsgebieten gestaltet sich die Arbeit mit den Skalen grundlegend anders als in
den produktiven Bereichen. Geht es bei letzteren darum, die Arbeit einer Schülerin, eines Schülers nach
bestimmten Kriterien zu beurteilen, so geht es in den rezeptiven Bereichen darum, Aufgabenstellungen zu
entwickeln, die uns zeigen, wie gut die Verstehensleistungen der Lernenden sind. Was so einfach klingt,
erweist sich in der Praxis als ungemein herausfordernd.
Auch in den rezeptiven Kompetenzbereichen Lesen und Hören sind die Skalen noch im Entwicklungsstadium. Dabei entwickeln Kolleginnen und Kollegen gemeinsam bestmögliche (sinnmachende und vor
allem praktikable) Modelle.
Eine Möglichkeit für die Entwicklung einer Lese-Skala ist, sich an den E8- Standardtestungen zu orientieren, wo die Bereiche Expeditious Reading und Careful Reading getrennt betrachtet wurden.
Kompetenzbereich Beschreibung
Leseverstehen
Gesamt
Hier siehst du eine Gesamteinschätzung deiner Fähigkeit, Englisch zu
lesen. Deine Stärken und Schwächen können dabei im Bereich Expeditious Reading oder im Bereich Careful Reading, oder in beiden Bereichen liegen.
Expeditious
Reading
Wenn du fit in Expeditious Reading bist, dann kannst du schnell erkennen, was für eine Art von Text du vor dir hast, worum es darin hauptsächlich geht, und wozu der Text überhaupt geschrieben wurde. Dazu
brauchst du den Text nicht sorgfältig Wort für Wort zu lesen, sondern
ihn nur rasch durchzulesen.
Careful Reading
Wenn du fit in Careful Reading bist, dann kannst du Texte in ihren
Einzelheiten gut verstehen. Du findest und verstehst genaue Anweisungen, wie etwas zu tun ist, du kannst Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheiden, erkennen, ob der Text eine Meinung oder Tatsachen beschreibt, verstehen, wie der Text aufgebaut ist, du verstehst
auch Dinge, die im Text nicht wörtlich ausgedrückt sind und du kannst
Wörter, die du noch nicht kennst, aus dem Textzusammenhang verstehen.
Tabelle 31: Feedback for test takers aus “Testing Reading” (Gassner, Mewald & Sigott, 2007, S. 14)
Anhand der Lesestrategien nach Urquhart und Weir (1998, zitiert in Gassner, Mewald & Sigott 2007,
S.16), lassen sich nun Aufgaben für die Bereiche Expeditious Reading und Careful Reading erstellen.
Der Bereich Expeditious Reading umfasst Aufgaben, bei denen es um rasches Lesen geht. Diese Aufgaben können jedoch auch unterschiedlich komplex sein. Bei Careful Reading geht es um das sorgfältige
Durchlesen eines Textes, wobei nach Informationen gefragt werden kann, die direkt aus dem Text entnommen werden können (Webb 1/Webb 2) oder Fragen gestellt werden, für die Schlussfolgerungen nötig
sind (Webb 3/Webb 4). Leseaufgaben sollten immer komplexere und weniger komplexere Fragestellungen umfassen.
Die untenstehende Lese-Skala (Reading Scale), die von Dagmar Föger (Lerndesignerin NMS 1 WelsStadt und PH OÖ) und Edith Pikous-Stöger (Lerndesignerin NMS Waldhausen und PH OÖ) entwickelt
wurde, ist eine Möglichkeit, die Leseleistungen von Schülerinnen und Schülern zu bewerten.
51
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
LESEN
Expeditious Reading:
Careful Reading:
Die Leserin, der Leser erkennt schnell
um welche Textsorte es sich handelt,
worum es im Text hauptsächlich geht,
wozu der Text geschrieben wurde,
Die Leserin, der Leser findet Namen, Zahlen,
Daten und andere klare Informationen im
Text.
Direct meaning
Understanding the text
Die Leserin, der Leser
versteht Texte in ihren Einzelheiten,
findet und versteht genaue Anweisungen,
wie etwas zu tun ist,
unterscheidet Wichtiges von weniger
Wichtigem.
Dazu braucht der Text nicht sorgfältig Wort
für Wort gelesen, sondern lediglich rasch
durchgelesen bzw. überflogen werden.
4.0
3.0
2.0
1.5
Inferred meaning
Understanding the text
Die Leserin, der Leser
erkennt ob der Text eine Meinung oder
Tatsache beschreibt,
versteht, wie der Text aufgebaut ist,
versteht, was im Text nicht wörtlich ausgedrückt wird,
erschließt unbekannte Wörter aus dem
Textzusammenhang.
Aufgaben im Bereich Expeditious Reading
sind fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading sind
fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Expeditious Reading
sind fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading - direct
meaning sind fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading - inferred meaning sind teilweise gelöst.
Aufgaben im Bereich Expeditious Reading
sind fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading- direct
meaning sind fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Expeditious Reading
sind großteils gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading – direct
meaning sind großteils gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading – inferred meaning sind teilweise gelöst.
Aufgaben im Bereich Expeditious Reading
sind großteils gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading – direct
meaning sind teilweise gelöst.
Aufgaben im Bereich Expeditious Reading
sind teilweise gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading - direct
meaning sind teilweise gelöst.
Aufgaben im Bereich Careful Reading – inferred meaning sind teilweise gelöst.
Aufgaben im Bereich Expeditious Reading sind
fast vollständig gelöst.
1.0
mit Hilfe mindestens 2.0
mit Hilfe mindestens 2.0
Tabelle 32: Raster zu Lese-Skala (Reading Scale), 5. Schulstufe (entwickelt von Dagmar Föger und Edith
Pikous-Stöger)
52
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Eine der größten Herausforderungen ist es, genügend Items zu haben, um die Skala anwenden zu können.
Dazu ist es manchmal nötig, Leistungen aus mehreren kleineren Messungen (3 oder 4 Hörübungen, verteilt auf einige Wochen) zusammenzuziehen, um einen Skalenwert zu erhalten.
Listening
Die hier vorgestellte Hör-Skala (Listening Scale) ist von Dagmar Föger und Edith Pikous-Stöger analog
zur Lese-Skala (Reading-Scale) entwickelt worden. Auch hier wird in Anlehnung an die Bildungsstandard-Testungen zwischen direct meaning comprehension und inferred meaning comprehension unterschieden, wobei sich die die Autorinnen der Skala dazu entschlossen haben, den Bereich careful reading
in die Teilbereiche careful direct und careful inferred zu unterteilen.
Beide Skalen werden derzeit unter anderen auch von Veronika Weiskopf-Prantner und ihren Teamkolleginnen erprobt.
Kompetenzbereich
Beschreibung
HÖREN
Gesamt
Hier findest du eine Gesamteinschätzung deiner Fähigkeit, gesprochenes Englisch zu verstehen. Deine Stärken und Schwächen können dabei im Bereich Direct Meaning Comprehension und/oder im
Bereich Inferred Meaning Comprehension liegen.
HÖREN
Teilbereich
DIRECT MEANING
COMPREHENSION
Wenn du fit in Direct Meaning Comprehension bist, kannst du
beim Zuhören mühelos verstehen, worum es geht. Du kannst Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheiden, Meinungen von Tatsachen trennen und Anweisungen genau verstehen.
HÖREN
Teilbereich
INFERRED MEANING
COMPREHENSION
Wenn du fit in Inferred Meaning Comprehension bist, kannst du
beim Zuhören Dinge verstehen, die zwar angedeutet, jedoch nicht
ganz klar ausgedrückt werden. Du kannst die Stimmung der Sprecher erkennen.
Du kannst beurteilen, in welcher Situation ein Gespräch stattfindet. Du erkennst die Absicht, die die einzelnen Sprecher mit dem
Gespräch verfolgen, und du verstehst dir unbekannte Wörter aus
dem Zusammenhang.
Tabelle 33: Feedback for test takers aus “Testing Listening” (Gassner, Mewald &Sigott, 2007, S. 13
Anhand der Hörstrategien nach Weir (1993, zitiert in Gassner, Mewald & Sigott, 2007, S 15), lassen sich
nun Aufgaben für die Bereiche Direct Meaning Comprehension und Inferred Meaning Comprehension erstellen. In beiden Bereichen lassen sich komplexere und weniger komplexere Aufgaben erstellen.
Hörbeispiele sollen immer beides umfassen.
53
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Hören
DIRECT MEANING COMPREHENSION:
INFERRED MEANING COMPREHENSION:
Die Hörerin, der Hörer …
versteht den Text in seinen Einzelheiten,
erkennt, worum es im Text im Wesentlichen geht,
erkennt Hauptpunkte/wichtige Informationen und unterscheidet diese von zusätzlichen Details und Beispielen,
unterscheidet zwischen Meinungen und
Tatsachen,
findet gezielt Informationen und erkennt
wichtige Details,
versteht Zahlenangaben und Buchstabiertes,
folgt Anweisungen.
Die Hörerin, der Hörer
erkennt die Stimmung der Sprecherin, des
Sprechers,
beurteilt, in welcher Situation ein Gespräch stattfindet,
erkennt die Absicht, die die Sprecherin,
der Sprecher verfolgt,
versteht unbekannte Wörter aus dem Zusammenhang.
4.0
Aufgaben im Bereich Direct Meaning Comprehension sind fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Inferred Meaning Comprehension sind fast vollständig gelöst.
3.0
Aufgaben im Bereich Direct Meaning Comprehension sind fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Inferred Meaning Comprehension sind teilweise gelöst.
2.0
Aufgaben im Bereich Direct Meaning Comprehension sind fast vollständig gelöst.
Aufgaben im Bereich Direct Meaning Comprehension sind großteils gelöst.
1.5
1.0
Aufgaben im Bereich Inferred Meaning Comprehension sind teilweise gelöst.
Aufgaben im Bereich Direct Meaning Comprehension sind großteils gelöst.
Aufgaben im Bereich Direct Meaning Comprehension sind teilweise gelöst.
Aufgaben im Bereich Inferred Meaning Comprehension sind teilweise gelöst.
mit Hilfe mindestens 2.0
mit Hilfe mindestens 2.0
Tabelle 34: Raster zu Hör-Skala (Listening Scale), 5. Schulstufe (entwickelt von Dagmar Föger und Edith
Pikous-Stöger)
54
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Ermittlung einer Semesternote oder Jahresnote
Während des Semesters ist es sinnvoll, die Aufzeichnungen für jeden Kompetenzbereich getrennt
zu führen. Um den Lernenden einen Überblick
über ihren Leistungsstand und ihre Lernentwicklung zu geben, können sie selbst ein Leistungsblatt
führen, auf dem sie ihre Leistungen eintragen,
während die die Lehrkraft ein Blatt für jede Schülerin, jeden Schüler für ihre Aufzeichnungen führt.
Am Ende des Semesters oder des Schuljahres muss
jedoch eine Gesamtnote gebildet werden. Dazu
empfiehlt es sich, wieder eine Entscheidungsgrundlage festzulegen, die den Schülerinnen und
Schülern am besten schon zu Jahresbeginn mitgeteilt wird.
Abbildung 2: Graphische Abbildung meiner Leistungen
(für alle Kompetenzbereiche; entwickelt von Laura Bergmann)
Diese kann z. B. wie folgt aussehen12:
Note 4
Ich habe in allen Kompetenzbereichen zumindest Level 1.0 erreicht und in zwei Bereichen bereits überschritten (mindestens zweimal 2.0/zweimal 1.0).
Note 3
Ich habe in allen Kompetenzbereichen Level 2.0 erreicht und in mindestens einem
Kompetenzbereich schon Level 2.0 überschritten. (mindestens einmal 3.0/dreimal
2.0).
Note 2
Ich habe in allen Kompetenzbereichen Level 2.0 erreicht in mindestens drei Kompetenzbereichen schon Level 2.0 überschritten. (mindestens dreimal 3.0/einmal 2.0).
Note 1
Ich habe in allen vier Kompetenzbereichen Level 3.0 erreicht und in mindestens zwei
Bereichen überschritten (mindestens zweimal 3.0/zweimal 4.0).
Tabelle 35: Feststellung einer Gesamtnote mit Hilfe der Entscheidungsgrundlage
12
Diese Entscheidungsgrundlage wurde von Laura Bergmann entwickelt. Sie ermittelt am Ende des Semesters/Schuljahres für
jeden Kompetenzbereich ein Level, wobei monologisch (Zusammenhängend sprechen) und dialogisch (An Gesprächen teilnehmen) Sprechen zusammengefasst werden, da es sich momentan als schwierig erweist, genug Ergebnisse aus beiden Bereichen zu
ermitteln um sie getrennt zu bewerten. Aus diesen vier Ergebnissen ermittelt sie eine Gesamtnote.
Alternativ kann die Entscheidung auch unter Einbeziehung aller Ergebnisse (unabhängig vom Fertigkeitsbereich) getroffen werden.
55
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Flexible Differenzierung
Differenzierung ist vielmehr
eine Philosophie und eine
Denkweise als eine Strategie
- Carol Ann Tomlinson
Der Kern der Sache
Kernideen
Kernfragen
Wir lernen unterschiedlich.
Wie lerne ich? Was sind meine Lernpräferenzen? Was hilft mir beim Lernen?
Wir haben unterschiedliche Interessen, bringen unterschiedliche Erfahrungen, Konzepte,
Kompetenzen und unterschiedliches Vorwissen mit uns.
Wer sind „meine“ Schülerinnen und Schüler?
Was sind ihre Interessen? Wie kann ich diese
in den Unterricht einbauen? Was bringen die
Schülerinnen und Schüler an Vorwissen mit?
Welche möglichen Missverständnisse blockieren ihr Lernen?
"One size does not fit all.
Jede, jeder lernt anders anders.
Wie differenziere ich? Welche Werkzeuge
sind hilfreich zur Erhebung des Vorwissens,
der Interessen und Lernpräferenzen?
Viele Wege führen zum Ziel.
Welche Aufgaben und Methoden sind sinnvoll
und hilfreich, um das Ziel zu erreichen?
Gleichbehandlung ist nicht gerecht.
Gleichwertige Behandlung sichert Chancengerechtigkeit.
Was ist fair?
Der Unterricht wird proaktiv und rückwärts
vom großen Ziel gestaltet.
Was ist das langfristige Ziel? Wie flexibel
bilde ich Gruppen?
Tabelle 36: Kernideen und Kernfragen zu Flexible Differenzierung
56
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes
Fokus auf Differenzierung
Weiterführend Klarheit & Transparenz: Die Lernenden wissen, was zu tun ist und wozu sie es tun;
die Arbeit scheint ihnen sinnvoll und relevant und erweckt dadurch Ernsthaftigkeit.
Flexible Gruppierung & Klassenführung: Es herrscht eine inklusive, förderliche und
respektvolle Lernkultur. Unterschiede werden als Ressourcen positiv thematisiert und
für die Gestaltung von Lernsettings und Gruppenkonstellation genützt. Jede/r hat
Anlass, mit jedem/jeder zu arbeiten.
Respektvolle Aufgaben: An alle Lernenden wird ein hoher Anspruch gestellt. Zutrauen und Zuversicht sind spürbar. Die Aufgaben stehen stets im Bezug zum Zielbild. Die
Lernenden sind an der Aufgabenstellung beteiligt bzw. stellen sich selbst Aufgaben.
Information: Informationen zum Vorwissen, Interessen und Lernpräferenzen werden
fließend stets erhoben und von allen Beteiligten genützt, um den Lernweg zum Ziel
möglichst effizient, wirksam und erfolgsorientiert zu bestimmen.
Ziel
Klarheit & Transparenz: Lernziele (Verstehen, Wissen und Können)und Erfolgskriterien sind transparent und dienen als Kompass für alle Beteiligten. Die Lernenden
haben ein gemeinsames Verständnis von den Anforderungen und beziehen sich darauf.
Flexible Gruppierung & Klassenführung: Differenzierungsmaßnahmen orientieren
sich an Informationen über Vorwissen, Interessen und Lernpräferenzen. Es wird zwischen unterschiedlichen Lernsettings und Gruppenkonstellationen fließend gewechselt. Muster von Zuteilungen oder Etiketten sind nicht erkennbar. Ein Gemeinschaftsgefühl ist spürbar.
Respektvolle Aufgaben: Die Lernenden sind herausgefordert und arbeiten konzentriert an Aufgaben, die relevant für ihren Erfolg sind. Unterschiede in der Gemeinschaft werden als selbstverständlich und positiv gehandhabt. Die Lernenden sind
in der Lage, ihre Aufgaben eigenständig zu bewältigen und holen sie sich Unterstützung von einander und den Lehrpersonen nach Bedarf.
Information: Informationen zum Vorwissen, Interessen und Lernpräferenzen werden
gezielt erhoben, um Differenzierungsmaßnahmen im Hinblick auf Lücken zwischen
Lernstand und dem Zielbild nach Bedarf strategisch zu bestimmen. Differenziert wird
nur nach Bedarf, um Lernzuwachs, Motivation und Effizienz beim Lernen zu unterstützen. Lern- und Leistungsergebnisse werden zunächst als Information verwendet.
Am Weg
Klarheit & Transparenz: Lernziele (Verstehen, Wissen und Können) sind für jede/n
als Zielbild zugänglich und als Gesamtbild nachvollziehbar. Das Zielbild gilt für alle.
Rückmeldung erfolgt meist nach Kriterien, die für alle gelten.
Flexible Gruppierung & Klassenführung: Differenzierungsmaßnahmen orientieren
sich primär an Vorwissen. Relativ fixe Gruppen arbeiten zusammen bzw. entstehen
durch Selbstwahl der Lernenden. Sie nehmen sich gegenseitig different aufgrund
einer Gruppenzugehörigkeit wahr. Klassenführung bei zeitgleich unterschiedlichen
Gruppierungen und Aufgaben gelingt zum Teil.
Respektvolle Aufgaben: Aufgaben sind überwiegend herausfordernd und relevant
zum Unterschiede unter den Lernenden werden gelegentlich thematisiert und berücksichtigt. Zielbild. Manche Lernenden werden auf Grund ihres Lernfortschritts als
Tutor/inn/en eingesetzt bzw. als "Selbstläufer" behandelt.
Information: Informationen zum Vorwissen, Interessen und Lernpräferenzen werden
gelegentlich erhoben. Unterschiedliche Aufgaben werden nach dem Gießkannenprinzip den Lernenden zur Auswahl angeboten. Unklar ist, wie sie was auswählen. Lehrkräfte sind u.U. von dem Aufwand überfordert und erkennen nur schwer, wie welche
Maßnahmen wirken.
57
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Beginnend
Klarheit & Transparenz: Teilziele sind erkennbar. Das, was am Ende beurteilt wird,
bzw. Erfolgskriterien werden beiläufig angedeutet. Es ist kein oder nur geringes gemeinsames Verständnis über die Anforderungen vorhanden.
Flexible Gruppierung & Klassenführung: Die Lernenden sind in fixen Gruppen eingeteilt und nehmen sich gegenseitig different auf Basis einer Gruppenzugehörigkeit
wahr. Der Unterricht findet in Halbklassen oder Halbgruppen statt. Unterschiedliche
Zielsetzungen bzw. unausgewogene Aufgaben für Einzelnen führen zu auseinanderdriftenden Leistungen.
Respektvolle Aufgaben: Manche Lernenden beschäftigen sich häufig mit Aufgaben,
die Reproduktion erfordern und verhindern dabei ihren Kompetenzaufbau. Manche
Aufgaben sind für das Erreichen der Lernziele nicht ausreichend oder nicht relevant.
Information: Annahmen bzw. Zuschreibungen hinsichtlich des Leistungsvermögens
bzw. des Potentials eines/r Schülerin/s sind Grundlage für die Unterrichtsplanung.
Unterschiede wie stark/schwach, langsam/ schnell, einfach/schwierig, wenig/mehr
werden bei der Zuteilung von Aufgaben verwendet.
Noch nicht
Klarheit & Transparenz: Die zu erzielenden Kompetenzen, Anforderungen bzw.
Lernziele lassen sich schwer erkennen. Die Frage, was das Ziel ist bzw. was eine gute
Leistung ausmacht, ist schwer zu beantworten.
Flexible Gruppierung & Klassenführung: Unterschiedliche Vorerfahrungen, Interessen und Lernpräferenzen werden ausgeklammert. Alle Lernenden sind mit den gleichen Aufgaben beschäftigt und sollen im gleichen Tempo arbeiten. Daraus entstehende Unterschiede und Abweichungen werden als Mängel oder Probleme behandelt.
Respektvolle Aufgaben: Ein Weg zum Ziel wird angeboten. Alle arbeiten im gleichen
Takt an den gleichen Aufgaben. Manche fühlen sich untergefordert, andere fühlen
sich übergefordert. Der Bezug zum Zielbild bzw. die Sinnhaftigkeit der Aufgaben für
den eigenen Lernerfolg ist unklar.
Information: Informationen zum Lernstand, Interessen und Lernpräferenzen der Lernenden werden nicht systematisch erhoben. Lern- und Leistungsergebnisse werden
ausschließlich summativ als Belege für Beurteilung genützt.
Tabelle 37: School Walkthrough zum Bereich Differenzierung (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015)
Was ist flexible Differenzierung?
Differenzierung ist das Erkennen von Differenzen in einer Lerngemeinschaft, was zu einer Berücksichtigung der Unterschiedlichkeiten der Lernenden durch eine entsprechende Unterrichtsgestaltung führt und
damit allen Schülerinnen und Schülern eine bestmögliche Bildung ermöglicht. Es gilt, Unterforderung
(bei fortgeschrittenen) Schülerinnen und Schüler und Überforderung (bei weniger fortgeschrittenen Schülerinnen und Schülern (Tomlinson spricht von „struggling learners“) zu vermeiden, damit wir diese Lernenden nicht verlieren und alle zum schulischen Erfolg begleitet werden.
Das Schubladisieren und Etikettieren der Lernenden nach „leistungsstark“ bzw. „leistungsschwach“ ist
nicht stimmig mit der Denkweise der flexiblen Differenzierung und letztendlich für das Lernen und Lehren hinderlich. Arens und Mecheril (2010) betonen die Notwendigkeit einer Differenzsensibilität vor allem in der Sprache, die „scheinbar selbstverständliche Normalitäten nicht insgeheim zum allgemeinen
Maßstab macht […] – eine Sensibilität, die Vielfalt nicht nur beachtet, sondern auch bejaht und wertschätzt“ (S.10).
58
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Die Denkweise, die hinter dieser Praxis liegt ist: Differenzieren statt Generalisieren (Gießkannenprinzip);
(proaktiv) agieren statt reagieren; gestalten statt durchführen; flexibel bleiben statt verplanen; beobachten
statt überwachen; handeln statt erledigen. Die flexible (innere) Differenzierung der Neuen Mittelschule
nimmt, begleitet von Reflexionsfragen, die Unterschiede, die für den schulischen Erfolg („academic
diversity“) relevant sind, in den Blick:



Was ist relevant für den schulischen (Lern-)Erfolg?
Was bringen Schülerinnen und Schüler mit (Vorwissen, Interessen, Lernpräferenzen)?
Was brauchen Lehrpersonen, um proaktiv und produktiv mit „academic diversity“ umzugehen?
Flexible Differenzierung lebt vom Prinzip
permanent wechselnder Gruppierungen
von Lernenden. Um diese Flexibilität zu
gewährleisten, braucht es ein „Wissen“
zur Frage: Wer sind „meine“ Schülerinnen und Schüler? Dieses „Wissen“ grundiert auf Vorerhebungen in den Bereichen
Vorwissen, Interessen und Lernpräferenzen und ist notwendig, um eine starke,
inklusive Lernumgebung für alle zu
schaffen.
In der NMS-Entwicklungsarbeit wird mit
dem Differenzierungsmodell der Differenzierungsexpertin, Lehrerin, Wissenschaftlerin und Autorin Carol Ann Tomlinson gearbeitet.
Abbildung 3: Illustration zu Tomlinsons Differenzierungsmodell
Dabei berücksichtigt die Lehrperson die fachliche Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler (Vorwissen
und Vorerfahrung) in Bezug auf einen bestimmten Lerninhalt zu einer bestimmten Zeit, ihre Interessen
und ihre Lernprofile, um die Lerninhalte, Lernprozesse, Lernprodukte und das Lernumfeld für die Lernenden so zu gestalten, dass sie bestmögliche Lernchancen haben und maximaler Lernerfolg ermöglicht
wird. Dabei gilt es zu beachten, Differenzierungsmaßnahmen sinnvoll und strategisch einzusetzen. Wissenschaftliche Untersuchungen (The Differentiated School, Tomlinson, Brimijoin & Narvaez, 2008) dieses Modells haben gezeigt, dass eine Differenzierung nach:



Interesse eine höhere Motivation bei den Schülerinnen und Schülern bewirkt.
Lernprofilen13 zu größtmöglicher Effizienz im Lernen führt.
Lernbereitschaft einen Lernzuwachs ermöglicht.
Die Prinzipien: starkes klares Curriculum (Festlegung der Ziele, transparente Beurteilungskriterien), respektvolle, authentische Aufgaben, Lernstandsbeobachtung (Erhebung des aktuellen Lernstandes mit Hilfe
formativer Leistungsfeststellung) und flexible Gruppierungen sind fixer Bestandteil für die Planung und
die Gestaltung der Lernprozesse.
13
Lernprofile umfassen z. B. Kultur und Background des Lernenden, sowie Lernpräferenzen Lernbiographie,- Gender,
Denkstrukturen und Intelligenzpräferenzen (Tomlinson, 2005).
59
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Denkpause
Differenzierung nach Tomlinson zielt darauf hin, jedes Individuum zu respektieren
und zu würdigen. Dafür gibt es keine einzige Strategie, Methode oder Rezept.
Respekt und Würdigung kann ich nicht umsetzen, d.h. Differenzierung kann ich
nicht umsetzen, sondern bestenfalls leben, praktizieren, üben, tun.

Wie halte ich diese Unklarheit, dass es kein Rezept gibt, aus?

Kann ich Unterrichtsinhalte so anbieten, dass ich den unterschiedlichen
Vorerfahrungen und dem unterschiedlichen Vorwissen, den unterschiedlichen Lernprofilen und den unterschiedlichen Interessen meiner Schülerinnen und Schüler gerecht werde?

Welche Maßnahmen setze ich, damit sich aus einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern eine produktive Lerngemeinschaft entwickeln kann, in
der sich jede, jeder willkommen und angenommen fühlt?

Wie gestalte ich das Klassenzimmer? Ist es optimal für „bewegten Unterricht“, in dem die Schülerinnen und Schüler in immer wieder wechselnden
Gruppierungen arbeiten und lernen?

Wo stehen Sie in ihrer Kompetenzentwicklung zum Bereich „Flexible Differenzierung“? Treffen Sie eine Einschätzung anhand des School
Walkthrough-Rasters.
Tipp
Vertiefende Unterlagen zur flexiblen Differenzierung (Videos, Artikel, Bücher,
Präsentationen, gesetzliche Verankerung) finden Sie in der NMS-Bibliothek:
www.nmsvernetzung.at
Quellen und Downloads
Website: Differentiation Central http://www.differentiationcentral.com/
Werkzeuge zu Interessenserhebung, zur Personalisierung und Mitbestimmung der
Lernenden von Lernen, Lernstandserhebungen (Gehen Sie auf Rückblick
2009/10) http://nms.tsn.at/cms/index.php
Zur Erhebung des Vorwissens mittels graphic organizers:
http://www.graphic.org/goindex.html und
http://edhelper.com/teachers/graphic_organizers.htm
60
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Umsetzung in der Praxis
Der Prozess der Differenzierung lässt sich wie folgt darstellen:
1. Das Wesentliche zu einem Thema, einem Themenbereich festlegen (Kernideen, Kernfragen)
2. Lernziele (Verstehen, Wissen, Tun können) formulieren
3. Aufgabe(n) für summative Leistungsbeurteilung bestimmen (= Erstellung authentischer Leistungsaufgaben mit entsprechenden Beurteilungskriterien)14
4. Lernprozesse gestalten nach WEG FREI (abgeleitet von Wiggins & McTighe, 2004) den Unterricht an Vorwissen/Interesse und Lernprofile der Schülerinnen und Schüler anpassen
5. Beurteilung
Um Differenzierungsstrategien für ein Lernthema bzw. einen Themenbereich festzulegen, bieten sich
zwei Zugänge an:


Gestaltung der Lernprozesse nach WEG FREI
Verwendung der Differenzierungsmatrix
WEG FREI
Wo(hin)
Was sind die Voraussetzungen? Wie bekomme ich Informationen über das Vorwissen und die Vorerfahrung der
Lernenden? Wie gehe ich damit um, wenn ihr Vorwissen
meinen Voraussetzungen nicht entspricht? Wie mache ich
die Ziele klar und transparent?
Einstieg
Wie wecke ich Neugier und Interesse am Beginn? Was ist
der Anlass? Was ist der Bezug zu ihrem Leben?
Geschehnisse im Unterricht
Was geschieht, damit die Lernenden das Wesentliche
entdecken, selbst Theorien bilden und testen? Wie rüste
ich sie mit dem notwendigen Wissen und Können aus?
Fördern & Fordern
Wie rege ich Auseinandersetzung mit dem Thema an? Wie
fördere und fordere ich sie beim Lernen, Üben, Erweitern
und Vertiefen?
Reflexion
Wie helfe ich ihnen, ihre Lernfortschritte und Lernergebnisse kontinuierlich zu demonstrieren, zu beweisen und
selbst zu evaluieren?
Engagement
Wie personalisiere ich das Lernen, ohne die Lernziele zu
vernachlässigen, damit alle optimal engagiert und arbeitsfähig sind? Wie mache ich die Lernenden von Betroffenen zu Beteiligten?
Implementierung
Wie organisiere und ordne ich die Lernaktivitäten, damit
alle optimal lernen?
Tabelle 38: Gestaltung der Lernprozesse nach WEG FREI
in Anlehnung an Wiggins & McTighs Where to (2004, S. 71)
14
Schritt 2 und 3 sind je nach Präferenz austauschbar.
61
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Beispiel mit WEG FREI: Families are different
Wo(hin): Mit Hilfe eines graphic organizers (z. B. idea wheel) wird eine Vorerhebung gemacht. Die individuellen Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler werden auf der Vorlage
festgehalten und eventuell als Plakat aufgehängt.
Einstieg: Who is who? Die Lehrperson beschreibt eigene Familie anhand eines Fotos, z. B.
von einer Geburtstagsfeier.
Geschehnisse: Es werden Lese- und Hörtexte aus dem Lehrwerk, BiSt-Aufgaben, mit unterschiedlichen Hör- und Lesestrategien bearbeitet. Für den Bereich Sprechen (monologisch und
interaktiv) berichten die Schülerinnen und Schüler über ihre eigenen Familien, stellen sich
Fragen und geben Antwort in einem interview chart. Im Bereich Schreiben soll ein zusammenhängender Text über die eigene Familie im Rahmen eines writing workshops verfasst
werden.
Fördern & fordern: Ein großes Angebot an phrase builders steht zur Auswahl. Die Lernenden können Peer-Feedback einholen. Teilweise gibt es flexible Gruppierungen (freie Wahl des
Peers teilweise von der Lehrperson festgelegte Partnerinnen und Partner (auf Basis von unterschiedlichem Lernstand).
Reflexion geschieht über Selbst- und Fremdeinschätzung mit Hilfe der Schreib- und Sprechraster; die Lernstandserhebung kann anhand von Werkzeugen (s. Tipps) erfolgen.
Engagement: Am Ende werden die Texte vor Publikum in einer Art Lesung präsentiert. Das
bringt die Einheit zu einem Abschluss (bringing closure to lessons, vgl. Tomlinson, 2001) und
stärkt das Lernumfeld durch das Erfolgserlebnis, das mit der Klasse geteilt wurde).
Implementierung: Jene Schülerinnen und Schüler, die sprachbegabt sind, haben die Möglichkeit, weitere Lernprodukte zum Thema zu machen (z. B.: einen Rap oder Song, ein Gedicht;
eigene Ideen). Jene, die sich schwerer tun, bekommen bei Bedarf Hilfestellung (words &
phrases; sentence connectors; etc.).
Die Differenzierungsmatrix
Die Differenzierungsmatrix ist eine Tabelle, die uns hilft, Differenzierungsstrategien zu bestimmen. Laut
Matrix gibt es 3 x 4 = 12 Möglichkeiten der Differenzierung.
Dabei ist es wichtig, eine Auswahl zu treffen, die mir als Lehrperson für das Lernen der Schülerinnen und
Schüler hilfreich erscheint, und die Frage im Blick zu haben: Wie kann ich im Rahmen meiner Ressourcen (Zeit, Energie, Materialien, Raum, Zeit) maximal auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler einwirken?
Dazu empfiehlt es sich, in einem ersten Schritt zu erheben, was „meine“ Schülerinnen und Schüler an
Vorwissen/Vorerfahrung (fachlicher Bereitschaft), an Interessen und Lernpräferenzen mitbringen. WEG
FREI kann dabei unterstützend sein. In einem zweiten Schritt geht es darum, die Differenzierungsstrategien für das Thema, den Themenbereich festzulegen. Nicht immer sind alle Strategien sinnvoll anwendbar und daher muss ich mich für eine Auswahl entscheiden. Wie das geschehen kann wird im Folgenden
anhand eines Beispiels demonstriert.
Families are different
Vorwissen
Interesse
Lernprofile
X
X
X
X
X
Lerninhalte
Lernprozesse
Lernprodukte
Lernumfeld
Tabelle 39: Differenzierungsmatrix (Tanja Westfall-Greiter)
62
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Die Lerninhalte möchte ich bei diesem Thema nicht differenzieren, da diese vorgegeben sind.
Die Lernprozesse möchte ich unter Berücksichtigung des Vorwissens, des Interesses und der Lernprofile
gestalten. Dazu biete ich Aufgabenstellungen zu den 4 skills in unterschiedlicher Komplexität an. Die
Schülerinnen und Schüler haben dabei die Möglichkeit, je nach Interesse und Lernprofil (manche Lernenden bevorzugen das Sprechen vor dem Schreiben), die Aufgaben auszuwählen, um ihnen den Zugang
zu einem Lernthema zu erleichtern. Wichtig ist jedoch, dass alle Schülerinnen und Schüler beide skills
(speaking and writing) üben.
Weiters plane ich eine Differenzierung des Lernumfeldes nach Vorwissen und Interesse. Dazu bestimme
ich, als Lehrperson, zum Teil die Gruppierung nach Vorwissen und bestimme die Wahl der Partnerinnen
und Partner. Teilweise wählen die Schülerinnen und Schüler selbst aus, mit wem sie zusammenarbeiten
möchten. Die Auswahl der Mitschülerinnen und Mitschüler für die Peer-Rückmeldung ist frei wählbar.
Das Lernprodukt (authentische Leistungsaufgabe) wird nicht differenziert und muss von ALLEN gemacht
werden.
63
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Lernseitigkeit
Foto 7: Lernen in Gemeinschaft, NMS Lilienfeld, © Andreas Schubert
Der Kern der Sache
Kernideen
Kernfragen
Lehren erzeugt kein Lernen.
Wie wirkt sich mein Handeln auf die Erfahrung anderer aus?
Lehren und Lernen sind parallele Erfahrungswelten.
Was geschieht im Moment? Wie erfahren die
Einzelnen das, was gerade passiert? Was
widerfährt ihr oder ihm? Welche Wirkung hat
mein Lehren, mein Tun auf die Lernenden?
Lernen ist unsichtbar.
Ist das, was beim Lernen in und mit den Lernenden geschieht, beobachtbar?
Lernen passiert.
Kann Lernen verhindert werden?
Lernen geschieht jenseits des Lehrens.
Wie kann Lernen in Gang gesetzt und gehalten werden? Wie kann Lernen begünstigt
werden?
Schülerinnen und Schüler entwickeln einen
Lernbegriff auf Basis ihrer Schulerfahrung.
Wie wirkt sich der Lernbegriff der Schülerinnen und Schüler auf die Praxis der Lehrperson aus? Wie wirkt sich dieser Lernbegriff auf
die „Praxis“ der Schülerinnen und Schüler
aus?
Tabelle 40: Kernideen und Kernfragen zu Lernseitigkeit
64
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
School Walkthrough: Ermittlung des IST-Standes
Fokus auf Lernseitigkeit
Weiterführend Erfahrungsorientierung: Routinen und Strukturen tragen zu einem lernanregenden
Umfeld bei. Jede Stimme wird gehört; alle sind beteiligt und gestalten das Geschehen
mit. Jede/r hat Stärken, die der Gemeinschaft zugutekommen. Alle sind beteiligt und
gestalten das Geschehen mit.
Responsivität: Es gibt häufig Kontakt unter allen Beteiligten. Alle fühlen sich sozial
und emotional gut aufgehoben sowie kognitiv beansprucht. In einem lebendigen Austausch gehen alle Beteiligten mit Respekt aufeinander zu und ein. Jede Stimme wird
gehört
Resonanz: Die Schule ist ein positiver Resonanzraum, der die Tätigkeiten aller verbindet. Phasen von hoher Konzentration und Ernsthaftigkeit wechseln mit Entspannungsphasen ab. Alle fühlen sich von Themen und Aufgaben angezogen und herausgefordert.
Ziel
Erfahrungsorientierung: Lehrkräfte erkennen Lernen als Erfahrung und den Unterricht als eine Erfahrungswelt. Sie wechseln regelmäßig zwischen lehrseitigen (das, was
sie selbst erfahren) und lernseitigen (das, was die Lernenden erfahren) Perspektiven,
um die Erfahrungen Einzelner in den Blick zu bekommen.
Responsivität: Alle Beteiligten werden ernst genommen. Es herrscht ein respektvoller
Umgang in Beziehung zueinander. Es gibt Raum für persönliche Bedürfnisse und Interessen. Die Lernenden trauen sich und finden in der Gemeinschaft Halt. Lehrkräfte
sind responsiv und gehen auf die sozialen, emotionalen und kognitiven Bedürfnisse der
Lernenden ein.
Resonanz: Der Umgang mit Zeit, Raum und Beziehung fördert das leibliche und geistige Wohl aller Beteiligten. Neugier, Präsenz, Konzentration, Entspanntheit sind vorhanden. Die Gemeinschaft ist ein positives Resonanzfeld für die Einzelnen.
Am Weg
Erfahrungsorientierung: Lehrkräfte orientieren sich an den Schüler/innen. Sie sprechen sie als Individuen an und sind im Kontakt mit Einzelnen. Die außerschulische
Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler ist fallweise im Blick.
Responsivität: Einzelne Schüler/innen werden wahrgenommen, insbesondere dann,
wenn es Probleme, Herausforderungen oder Irritationen gibt. Schwächen und Barrieren zum Schulerfolg werden angesprochen und Lösungen gesucht.
Resonanz: Die Lernenden fühlen sich sicher und sind in Beziehung zu einander und im
Kontakt mit allen Lehrpersonen. Sie haben zumindest eine Bezugsperson im Lehrkörper. Schule wird als angenehmer Ort erlebt.
Beginnend
Erfahrungsorientierung: Die Lernenden werden auf Basis einer Zuteilung oder Zuschreibung wahrgenommen bzw. angesprochen, z. B. als Buben/Mädchen oder als die
„Braven“/die „Störenden“. Der Unterricht wirkt mehr dirigiert als im Fluss.
Responsivität: Das Antwortgeschehen orientiert sich an Zuschreibungen bzw. Etikettierungen. Es gibt Blickkontakt zwischen den Lernenden und Lehrenden. Die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden ist distanziert aber wertschätzend.
Resonanz: Die Lernenden erleben die Schule bzw. den Unterricht weder als belastend
noch als förderlich. Sie finden primär Resonanz durch ihre sozialen Beziehungen in der
Klassengemeinschaft. Sie haben wenig Kontakt zu Lehrpersonen.
65
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Noch nicht
Erfahrungsorientierung: Die Lernenden werden als Objekt des Unterrichts behandelt.
Lehrkräfte richten ihre Aufmerksamkeit auf ihre eigene Lehraktivität. In den Blick
kommen Schüler/innen in erster Linie, wenn sie den geplanten Unterrichtsablauf stören.
Responsivität: Der Umgang zwischen Lehrenden und Lernenden ist distanziert bis
feindlich. Verletzende Handlungen seitens der Lehrkräfte kommen vor. Blickkontakt
ist selten; Kontaktvermeidung seitens der Lernenden ist beobachtbar.
Resonanz: Die Lernenden erleben die Schule bzw. den Unterricht als befremdend,
kühl oder gar bedrohlich. Die Beteiligten sind wenig in Kontakt.
Tabelle 41: School Walkthrough zum Bereich Lernseitigkeit (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015)
Was ist Lernseitigkeit?
Mit dem Begriff „lernseits“ hat Michael Schratz (2009) ein Wort
in die deutsche Sprache eingeführt, um die Aufmerksamkeit auf
das zu richten, was jenseits des Lehrens geschieht. Sein Augenmerk liegt auf dem, was im Unterricht und in der Schule passiert,
was die Einzelnen in der Lebenswelt Schule erfahren, was ihnen
widerfährt, was es ihnen ermöglicht, die Menschen zu werden,
die sie sein können.
Lernseitige Orientierung ist die
Wahrnehmung der Wirkung des
eigenen Handelns auf die Lernenden. Was ereignet sich im Moment? Wie erfahren die Lernenden das, was gerade geschieht?
Lernseitigkeit deutet auf das, was Lehrpersonen tun, wenn sie ihren Blick bewusst darauf richten, welche
Erfahrungen das eigene Tun auf Seiten einer Schülerin, eines Schülers auslöst, wie sie den „Erfahrungsstrom“ des Unterrichts erfahren. Dabei werden jegliche Vorannahmen und Zuschreibungen ausgeblendet,
um immer wieder erneut wahrzunehmen, wie das Lehren auf die Lernenden wirkt (Schratz, Schwarz &
Westfall-Greiter, 2012).
Lernseitige Orientierung bildet das Dach des Hauses der NMS. Sie ist bewusst die Krönung des Gebäudes. Die Kriterien, die für diesen Bereich relevant sind, sind Respekt, Resonanz und Responsivität, die im
School Walkthrough zur Lernseitigkeit in unterschiedlichen Qualitätsbeschreibungen dargestellt sind.
Respekt ist ein vielseitiges Wort und kann auf Höflichkeit („ich begegne jedem mit Respekt“) bis hin zu
Angst („ich verschaffe mir durch Strenge Respekt“) deuten. Im Kontext der Lernseitigkeit geht es um
eine neutralere Definition von Respekt im pädagogischen Sinn: die Achtung, die jeder Mensch jedem
anderen menschlichen Wesen entgegenbringen soll. Wie sich das auswirkt, zeigt sich in der Erfahrung der
Schülerinnen und Schüler. Es entsteht dabei ein Spektrum von unbeachtet – wahrgenommen – ernstgenommen – geachtet werden.
Ein weiteres Kriterium ist Resonanz. Das Wort „Resonanz“ kommt aus dem lateinischen resonare und
meint „widerhallen“. Resonanz ist ein Fachbegriff in mehreren Bereichen (Physik, Technik, Musik) und
bedeutet ein Mitschwingen bzw. Mittönen in Schwingungen mit anderen. In der Soziologie redet Hartmut
Rosa (2014) von Resonanzfeldern, d.h. soziale Umfelder, die „schwingen“, wo man sich wohl fühlt.
Ebenso stellt sich die Frage für ihn, inwieweit die Schule ein Resonanzfeld für die Menschen, die dort
lehren und lernen, darstellt.
Das wechselseitige Antworten, das Resonanz erzeugen kann, wird auch Responsivität genannt – das dritte
Kriterium für lernseitige Orientierung. Vom lateinischen respondere (antworten) abgeleitet, wird Responsivität in mehreren Fachbereichen verwendet. Im Kontext der Pädagogik ist damit im weitesten Sinne
eine Antwortbereitschaft gemeint. Wenn sich Lehrperson und Schülerin oder Schüler responsiv verhalten,
entsteht ein wechselseitiges Antworten, wodurch Resonanz entsteht (vgl. Remsberger, 2013).
66
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Der Lernbegriff: Wann ist für Sie Lernen Lernen?
Lernen ist ein Alltagsbegriff, der ganz selbstverständlich und meist unhinterfragt verwendet wird. Das
Wort ist aber ein Grundbegriff in der Pädagogik (vgl. Göhlich & Zirfas, 2007) und alles andere als eindeutig und unumstritten. Noch wichtiger ist es jedoch festzuhalten, dass die bewussten oder unbewussten
Bilder, die bei der Verwendung dieses Begriffs im Unterrichtsgeschehen mitschwingen, nicht nur eine
Auswirkung auf die Praxis der Lehrperson, sondern auch auf die Praxis von Schülerinnen und Schülern
haben.
In der Lernforschung an der Universität Innsbruck15 haben Forschende an 48 NMS-Standorten Schülerinnen und Schüler der 1. Klassen die Frage gestellt „Was ist Lernen?“. Die Antworten waren alles andere
als ergiebig. Die meisten Schülerinnen und Schüler kamen ins Stocken, vermutlich weil „Lernen“ als
Begriff für sie abstrakt war. In einem weiteren Versuch fragten die Forschenden „Wann ist für dich Lernen Lernen?“. Die Antworten waren überraschend, insofern dass die 10- und 11-Jährigen relativ schnell
reagierten und häufig Verstehen als Merkmal nannten. z. B.: Wenn ich‘s g’schnallt hab.“, „Wenn ich
mich auskenne.“, „Wenn ich’s kapiere.“. Interessant ist, wie sich der Lernbegriff über die Jahre entwickelt. In der 4. Klasse wurde den gleichen Schülerinnen und Schülern dieselbe Fragen noch einmal gestellt; manche gaben völlig andere Definitionen an, etwa wie „wenn ich’s mir merke“.
Die Wissenschaft wiederum stellt sich die zunächst abstrakte Frage „Was ist Lernen?“ und bietet unterschiedliche Definitionen und Paradigmen (Denkweisen) aus den jeweiligen Disziplinen an (wie z. B. Behaviorismus, Kognitivismus, Konstruktivismus, etc.).
In jedem dieser Paradigmen gibt es eine Reihe unterschiedlicher Lerntheorien, d.h. individuelle Konzepte
oder mentale Schemata, auf deren Basis Lernen gedeutet und bestimmt wird. Letztendlich ist es die
Denkweise, die mein Handeln beeinflusst (Denken schafft Handeln). Eine Auseinandersetzung mit dem
eigenen Lernbegriff ist daher empfehlenswert aus der Erkenntnis heraus, dass jede Lerntheorie Risiko und
Gefahren in sich birgt, die dem Lernen dienlich als auch hinderlich sein können.
Lernen als pädagogischer Grundbegriff
In ihrem Buch „Lernen: Ein pädagogischer Grundbegriff“ versuchen
Göhlich und Zirfas (2007), einen Überblick über das komplexe Feld
zu schaffen und die gemeinsamen Nenner aller Definitionen zu identifizieren. Sie bezeichnen Lernen im pädagogischen Sinn als das,
was „die Veränderungen von Selbst- und Weltverhältnissen sowie
Verhältnissen zu anderen“ ausmacht (ebd., S. 17).
„Lernen ist in pädagogischer
Perspektive und in strengem
Sinne eine Erfahrung“ (MeyerDrawe 2008, S. 15).
Für die Pädagogin und Phänomenologin Käte Meyer-Drawe geht es um die Phänomene des Lernens in
der menschlichen Erfahrung. Lernen ist für sie eine Erfahrung, und Erfahrungen sind immer einzigartig
und einmalig. Lernen als Erfahrung zu betrachten bedeutet, dass weniger der Prozess, sondern vielmehr
der Vollzug des Lernens unter die Lupe genommen wird. Lernen, so Meyer Drawe (2008), vollzieht sich,
das heißt, Lernen passiert, ist von vornherein nicht planbar (es sei denn, ich übe, um bereits Gelerntes zu
festigen). Lernen überrascht mich, ist ein Widerfahrnis und zum Teil schmerzhaft. Somit räumt MeyerDrawe die Komplexität des Lernens ein und zeigt auf, wie komplex die pädagogische Arbeit ist. Dieser
Vollzug entzieht sich zwar sowohl den Lernenden als auch den das Lernen Erforschenden, wo er sich
aber andeutet sei ihm Aufmerksamkeit zu schenken (ebd., S. 192). So sei etwa der zeitraubenden Irritation, die Lernen überhaupt erst in Gang setzt, in einer pädagogischen Lerntheorie besondere Aufmerksamkeit zu schenken (ebd., S. 15).
Die Lernseitigkeit basiert auf dieser pädagogischen Lerntheorie.
15
Das Projekt „Personale Bildungsprozesse in heterogenen Gruppen“ wird vom FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich) unter der Nummer P 22230-G17 gefördert.
67
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Lehren im Modus des Lernens
Schratz (2013) betont, dass Lehren und Lernen einander bedingen. Gleichzeitig verweist er auf einen
Mythos, der auch in den Konferenzzimmern immer wieder aufflammt: Lernen ist nach dem Motto „Ich
lehre, also lernen sie“ das Produkt von Lehren. Dieses kausale Verhältnis gibt es nicht; sonst würde überall, wo gelehrt wird, gleichermaßen gelernt, und das wird von der Schulwirksamkeitsforschung eindeutig
widerlegt.
Es braucht beides: eine lehrseitige und eine lernseitige Orientierung. Lehrseits orientiert zu sein bedeutet,
dass der Fokus auf das WAS (Welche Themen, Ziele?) und das WIE (Welche Methoden, Arbeitsformen,
Aufgaben, etc.?) gerichtet ist. Im lernseitigen Modus lautet das Pendant dazu: WAS bedeutet das WAS
für die einzelnen Schülerinnen und Schüler? WIE erfahren sie das, was gerade passiert? WIE handlungsfähig sind sie?
Folgende Illustration verwendet Schratz, um das Wechselspiel zwischen den beiden Perspektiven zu verdeutlichen:
lernseits
lehrseits
Abbildung 4: „Gigagampfa“ (Schratz, 2013)
Denkpause

Wählen Sie eine Kernidee aus, die Ihnen in besonderer Weise auffällt. Was
löst in Ihnen Resonanz aus? Was irritiert Sie?

Wann ist Lernen für Sie Lernen? Was passiert in Ihnen und um Sie herum,
wenn Sie lernen? Was verändert sich? Wie fühlt es sich an, etwas zu lernen? Wie fühlt es sich an, etwas gelernt zu haben?

Wie zeigt sich Lernen im Unterricht? Welche Zeichen geben Ihnen einen
Hinweis darauf, dass Ihr Unterricht Lernen in Gang setzt?

Wie lernseitig war Ihre letzte Unterrichtsstunde? Wie lernseitig ist Ihre
Praxis (in Bezug auf Fach, Klassengemeinschaft, Teamteaching, etc.)?

Wo stehen Sie in ihrer Kompetenzentwicklung zum Bereich „Lernseitigkeit“? Treffen Sie eine Einschätzung anhand des School WalkthroughRasters.
Tipps
Vertiefende Unterlagen zur Lernseitigkeit (Videos, Artikel, Bücher, Präsentationen, gesetzliche Verankerung) finden Sie auf www.nmsvernetzung.at
Quellen und Downloads
Interview mit Hartmut Rosa zum Thema „Resonanz“:
www.taz.de/1/archiv/digitaz/
artikel/?ressort=tz&dig=2012/04/14/a0206&cHash=d21c4a67ec
68
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Umsetzung in der Praxis
Um dem Lernen auf die Spur zu kommen und um sich bewusst zu machen, wie komplex Lernen ist, hilft
die Aufgabenstellung: „Wie lerne ich?“. Sie funktioniert für jede Altersgruppe und dauert ca. 30 Minuten.
1. Listen Sie möglichst schnell 10 Dinge auf, die Sie gut können. Denken Sie dabei an Hobbys und
Interessen, Beruf und Alltag: Nudeln kochen, Öl wechseln, Gemüse anbauen, Skizzen zeichnen,
Fahrrad fahren, moderieren, usw.
2. Wählen Sie aus der Aufzählung eine Sache aus, die Sie im Moment am meisten anspricht und
kreisen Sie sie ein.
3. Machen Sie zu dieser Sache ein Freewrite für 3-5 Minuten. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen
zur Frage: „Wie bin ich darin gut geworden?“ einfällt.
4. Lesen Sie Ihr Freewrite und unterstreichen Sie alles, was zu Ihrer Könnerschaft beigetragen hat,
z. B. Zeitschriften lesen, mich mit Anderen austauschen, mit Anderen darüber reden, einem Profi
etwas nachmachen, Fernsehdokus schauen, Kurse besuchen, probieren, experimentieren, usw.
5. Tauschen Sie sich mit Anderen aus oder machen Sie eine schriftliche Reflexion.
Zur Ergründung und Reflexion der Lernprofile bieten sich Werkzeuge wie „Mein Lernprofil“ an (s. Ressourcenpaket Lernprofile auf www.nmsvernetzung.at). Die Aufgabenstellung (für Schülerinnen und
Schüler) und mögliche Antworten sind hier abgebildet:
Notiere im großen Kreis, was dir beim Lernen hilft. Was macht dir Spaß? Was hilft dir, etwas zu
verstehen? Wie lernst du neue Fertigkeiten? Wie merkst du dir Informationen am besten?
Abbildung 5: Werkzeug zur Erhebung des Lernprofils (exemplarisch): Mein Lernprofil – Graphic organizer
„Idea wheel“ (Birgit Schlichtherle & Tanja Westfall-Greiter)
Die Antworten können anschließend verglichen und gemeinsame Lernstrategien herausgefiltert werden.
Erkenntnisse daraus sind hilfreich bei der Auswahl von Aufgabenbeispielen, bei Gruppierungen, Erhebung des Vorwissens, etc.
69
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Weitere Werkzeuge sind „Ich im Schaubild und „Ich und dieses Fach“. Bei „Ich im Schaubild“ geht es
darum, Änderungen in Einstellungen und Kompetenzen über einen längeren Zeitraum darzustellen. Die
Lernenden verwenden ein Balkendiagramm. Dabei ist es wichtig im Vorfeld den Bezugspunkt zu „Früher“ festzulegen. Für Schülerinnen und Schüler der 5. Schulstufe könnte dies die Volksschule sein.
Abbildung 6: Werkzeug zur Erhebung des Lernprofils (exemplarisch): Ich im Schaubild
(Tanja Westfall-Greiter & Birgit Schlichtherle)
„Ich und dieses Fach“ ist ein Fragebogen, der Einstellungen, Selbstbild und Annahmen im Bezug zu einem bestimmten Fach erhebt.
Abbildung 7: Werkzeug zur Erhebung des Lernprofils (exemplarisch): Ich und dieses Fach
(Tanja Westfall-Greiter & Birgit Schlichtherle)
70
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Für Lehrerinnen und Lehrer ist es wertvoll, möglichst viel über das Lernprofil der Schülerinnen und
Schüler in Erfahrung zu bringen. Dafür können folgende Strategien hilfreich sein:









So viel Beobachtungsraum und -zeit wie möglich im Unterricht schaffen
Notizen über Beobachtungen machen, ein Tagebuch über die Geschehnisse und Begegnungen mit
den Lernenden führen
Die Lernenden beim Arbeiten fotografieren und die Bilder regelmäßig anschauen, reflektieren
Werkzeuge für die Veranschaulichung von Lernpräferenzen in den Unterricht integrieren
Die Lernenden fragen, wie es ihnen geht, was für sie hilfreich war
Die Eltern befragen, z. B. bei KEL-Gesprächen, Elternsprechtage
Kolleginnen und Kollegen zum Beobachten einladen, um eine Außensicht zu bekommen (kann
im Teamteaching umgesetzt werden)
Kolleginnen und Kollegen über Beobachtetes befragen
Ein eigenes Lernprofil erstellen und regelmäßig reflektieren
Arbeit mit Vignetten
Vignetten sind ein weiteres Werkzeug um dem Lernen auf die Spur zu kommen.
Vignetten veranschaulichen Momente, in denen sich
eventuell Lernen, zumindest in Spuren, verkörpert.
Die Vignette beweist nicht, sie behauptet nicht– die
Vignette zeigt Höhen und Tiefen von Erfahrungsmomenten auf. Sie ermöglicht Pädagoginnen und Pädagogen unbelastet von der Verantwortung des Unterrichts, nah dran an der Erfahrung von Lernenden zu
sein.
Folgende Vignette ist im Rahmen einer Englischstunde in der 5.Schulstufe einer NMS entstanden.16
Vignetten sind kurze, prägnante Erzählungen, die (schulische) Erfahrungsmomente fassen. Genau genommen sind
sie Erfahrungen von Erfahrungen, da sie
von Forschenden erfasst werden, die
mitten im Geschehen des Klassenzimmers versuchen, die Erfahrung einer
Schülerin/eines Schülers aufzuspüren
(Schratz, Schwarz & Westfall-Greiter,
2012).
Erdal Vignette: Lernen im Gleichschritt
Heute befindet sich neben der Englischlehrerin, Frau Perlach, noch andere Personen im Unterricht. Herr Köck und Frau Mair leiten als Praktikant und Praktikantin an der Tafel den Unterricht, während Frau Perlach, ihre Praxislehrerin/Mentorin, sie dabei im hinteren Teil des Klassenraumes beobachtet. Herr Köck teilt den Schülerinnen und Schüler ein Arbeitsblatt aus. Ihr
erster Arbeitsauftrag ist, in einem Brainstorming zu überlegen, was ihre persönliche SuperDuper-Can-Do Maschine17 alles tun kann und dazu words and phrases in einer mindmap zu
sammeln. Erdal leiht einigen Mitschülerinnen und Mitschülern seinen UHU-Stick, zeigt ihnen,
welches Übungsheft zu verwenden ist und klebt dann sein Arbeitsblatt in sein Übungsheft. Er
schaut noch einmal auf die abgebildete Maschine an der Tafel und beginnt, an seiner mindmap
zu arbeiten, seine Füße überkreuzend. „Wie sage ich das auf Englisch, Herr Köck?“ fragt
Richard, sein Sitznachbar. Erdal schaut kurz auf. Dann wendet er sich an Frau Perlach, seine
Englischlehrerin und fragt: „Wie sage ich auf Englisch ‚Es kann Bälle machen‘?“ Frau Perlach
sagt es ihm. Er beginnt zu schreiben, kaut an seinem Bleistift, blickt an die Decke, lehnt sich
vor und zurück und schreibt weiter. Peter, ein Mitschüler, fragt Frau Mair, eine weitere Praktikantin, was „rülpsen“ auf Englisch heißt? Erdal hört die Antwort und schreibt das Wort in seine mindmap. Er fragt Frau Perlach, die Mentorin, wie man „furzen“ auf Englisch ausdrückt.
16
Sie wurde von Veronika Weiskopf-Prantner verfasst und von Tanja Westfall-Greiter, Birgit Schlichtherle und Johanna
Schwarz angereichert (überarbeitet).
17
Quelle: English to go, 5. Schulstufe (Westfall & Weber, 2004)
71
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Sie buchstabiert es für ihn. Er grinst und fügt dieses Wort seiner mindmap hinzu. Dann steht er
auf, geht zu Peter, der nach „rülpsen“ gefragt hat und sagt zu ihm auf Deutsch: „Meine kann
furzen.“ Ohne auf die Reaktion seines Mitschülers Peter zu achten geht er auf seinen Platz zurück. Auf dem Weg dorthin begegnet er Herrn Köck, dem Praktikanten, teilt ihm mit, dass er
mit seiner mindmap fertig ist und fragt, ob er mit dem Zeichnen seiner Maschine beginnen
darf? “Noch nicht!“, entgegnet ihm Herr Köck. An seinem Platz angelangt, setzt er sich und
stützt sein Kinn mit seiner linken Hand. Er ist ganz still, sein Blick fixiert Herrn Köck, den
Praktikanten.
1. Lesen Sie die Vignette und lassen Sie sie auf sich einwirken.
 Was passiert hier?
 Was für eine Erfahrung zeigt sich in dieser Vignette? Wie fühlt sie sich an?
 Ist das nach meinen Begriffen von Lernen und nach meinem Verständnis von Lernen „Lernen“?
2. Analyse „Lernen als…“
 Was passiert Erdal? Was ist sichtbar? Spürbar?
 Wie zeigt sich Lernen in dieser Erfahrung? Ergänzen Sie „Lernen als…“ mit so viel Verben
wie möglich, um Erdals Erfahrung möglichst differenziert zu erfassen. (Wie z. B.: Lernen als
konzentriert sein, aufmerksam sein, fasziniert sein, beteiligt sein, etc.):
3. In einem weiteren Schritt könnten die Antworten auf Lehr- und Lernseitigkeit in Bezug auf die
eigene Praxis reflektiert und mit den Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht werden.
72
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Literaturverzeichnis
Arens, S. & Mecheril, P. (2010). Schule - Vielfalt – Gerechtigkeit: Schlaglichter auf ein Spannungsverhältnis, das
die politische und erziehungswissenschaftliche Diskussion in Bewegung gebracht hat. In Lernende Schule
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Aufgabensammlung:
http://seminar.koe-at.com/
http://seminar.koe-at.com/20120616_BISTIKM_Reading_1_easy_Form_1.pdf
http://seminar.koe-at.com/20120616_BISTIKM_Reading_2_easy_Form_2.pdf
http://seminar.koe-at.com/20120616_BISTIKM_Reading_3_difficult_Form_1.pdf
http://seminar.koe-at.com/20120616_BISTIKM_Reading_5_easy_Form_.pdf
http://seminar.koe-at.com/20120616_BISTIKM_Reading_5_easy_Form_.pdf
http://seminar.koe-at.com/20120616_BISTIKM_Reading_7_difficult_Form_.pdf
Zu allen Themenbereichen:
Weitere Informationen (Videos, Artikel, Bücher, Präsentationen, gesetzliche Verankerung) finden Sie in der NMSBibliothek: www.nmsvernetzung.at
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kernideen und Kernfragen zu Lerndesignarbeit .......................................................................................... 2
Tabelle 2: School Walkthrough zum Bereich Rückwertiges Lerndesign (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015) .......... 4
Tabelle 3: Wozu Englisch? Fotos und Antworten von Schülerinnen und Schülern (© Veronika Weiskopf-Prantner).7
Tabelle 4: Wozu Englisch? Abstimmung über die Kernideen ...................................................................................... 7
Tabelle 5: Families are different – Exemplarische Darstellung eines Lerndesigns (Veronika Weiskopf-Prantner) ..... 8
Tabelle 6: Lernziele zum Lerndesign – Families are different .................................................................................... 10
Tabelle 7: Jahresplanung für 5. Schulstufe – ein Auszug (Veronika Weiskopf-Prantner) ......................................... 12
Tabelle 8: Kernideen und Kernfragen zu Kompetenzorientierung ............................................................................. 14
Tabelle 9: School Walkthrough zum Bereich Kompetenzorientierung (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015) ........... 15
Tabelle 10: Kernideen und Kernfragen zu Komplexität und Aufgabenkultur ............................................................ 20
Tabelle 11: School Walkthrough zum Bereich Aufgabenkultur (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015)...................... 21
Tabelle 12: Begriffsklärung – Aktivität und Aufgabenstellung .................................................................................. 22
Tabelle 13: Zugänge zur Erstellung und Auswahl von Aufgaben (nach Wiggins und McTighe, 2005, S. 151) ........ 25
Tabelle 14: Abbildung der vier Komplexitätsbereiche nach Webb ............................................................................ 27
Tabelle 15: Erstellung von authentischen Leistungsaufgaben (nach Wiggins & McTighe, 2005) ............................. 27
Tabelle 16: Zuordnung von Schreibaufgaben zu den vier DOK (Fotos: © Laura Bergmann) .................................... 29
Tabelle 17: Authentische Schreibaufgabe ................................................................................................................... 30
Tabelle 18: Zuordnung von Sprechaufgaben zu den vier DOK (Fotos: © Laura Bergmann) ..................................... 31
Tabelle 19: Zuordnung von Leseaufgaben zu den vier DOK (Foto: © Langenscheidt) ............................................. 32
75
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Tabelle 20: Zuordnung von Höraufgaben zu den vier DOK (Foto: © Langenscheidt) ............................................... 33
Tabelle 21: Kernideen und Kernfragen zu Kriterien als Grundlage von Beurteilung ................................................. 35
Tabelle 22: School Walkthrough zum Bereich kriteriale Leistungsbeurteilung (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015)
......................................................................................................................................................................... 37
Tabelle 23: Begriffsklärung: Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung (Benotung) in der LBVO (vgl. Eder,
Neuweg & Thonhauser, 2009) ......................................................................................................................... 39
Tabelle 24: Raster zu Schreiben, 5. Schulstufe (entwickelt von: Veronika Weikopf-Prantner, Dagmar Föger, Brigitte
Marageter, Edith Pikous-Stöger und Anja-Carina Adam Rominger) .............................................................. 43
Tabelle 25: Praxisbeispiel 1 – Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen........................................................ 44
Tabelle 26: Praxisbeispiel 2 – Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen........................................................ 45
Tabelle 27: Praxisbeispiel 3 – Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen........................................................ 46
Tabelle 28: Praxisbeispiel 4 – Beschreibung/Bewertung von Schreibleistungen........................................................ 48
Tabelle 29: Kompetenzdiagramm ............................................................................................................................... 49
Tabelle 30: Raster zu Sprechen, 5. Schulstufe (entwickelt von: Veronika Weiskopf-Prantner) ................................. 50
Tabelle 31: Feedback for test takers aus “Testing Reading” (Gassner, Mewald & Sigott, 2007, S. 14) ..................... 51
Tabelle 32: Raster zu Lese-Skala (Reading Scale), 5. Schulstufe (entwickelt von Dagmar Föger und Edith PikousStöger) ............................................................................................................................................................. 52
Tabelle 33: Feedback for test takers aus “Testing Listening” (Gassner, Mewald &Sigott, 2007, S. 13 ..................... 53
Tabelle 34: Raster zu Hör-Skala (Listening Scale), 5. Schulstufe (entwickelt von Dagmar Föger und Edith PikousStöger) ............................................................................................................................................................. 54
Tabelle 35: Feststellung einer Gesamtnote mit Hilfe der Entscheidungsgrundlage am Beispiel von Laura Bergmann
......................................................................................................................................................................... 55
Tabelle 36: Kernideen und Kernfragen zu Flexible Differenzierung .......................................................................... 56
Tabelle 37: School Walkthrough zum Bereich Differenzierung (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015) ..................... 58
Tabelle 38: Gestaltung der Lernprozesse nach WEG FREI in Anlehnung an Wiggins & McTighs Where to (2004,
S. 71) ................................................................................................................................................................ 61
Tabelle 39: Differenzierungsmatrix (Tanja Westfall-Greiter) .................................................................................... 62
Tabelle 40: Kernideen und Kernfragen zu Lernseitigkeit ........................................................................................... 64
Tabelle 41: School Walkthrough zum Bereich Lernseitigkeit (Hofbauer & Westfall-Greiter, 2015) ......................... 66
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kompetenz ist das Zusammenspiel von… (Tanja Westfall-Greiter) .................................................... 16
Abbildung 2: Graphische Abbildung meiner Leistungen (für alle Kompetenzbereiche; entwickelt von Laura
Bergmann) ....................................................................................................................................................... 55
Abbildung 3: Illustration zu Tomlinsons Differenzierungsmodell.............................................................................. 59
Abbildung 4: „Gigagampfa“ (Schratz, 2013) .............................................................................................................. 68
Abbildung 5: Werkzeug zur Erhebung des Lernprofils (exemplarisch): Mein Lernprofil – Graphic organizer „Idea
wheel“ (Birgit Schlichtherle & Tanja Westfall-Greiter) .................................................................................. 69
Abbildung 6: Werkzeug zur Erhebung des Lernprofils (exemplarisch): Ich im Schaubild (Tanja Westfall-Greiter &
Birgit Schlichtherle) ......................................................................................................................................... 70
Abbildung 7: Werkzeug zur Erhebung des Lernprofils (exemplarisch): Ich und dieses Fach (Tanja Westfall-Greiter
& Birgit Schlichtherle)..................................................................................................................................... 70
76
Praxiseinblicke Englisch: 5. Schulstufe
Fotoverzeichnis
Foto 1: aus 3. Bundesweiten Lernatelier der G3, 28. 30.11. 2011.© Veronika Weiskopf-Prantner ............................. 2
Foto 2: Motto einer Klasse 1a, Schuljahr 2013/14. © Veronika Weiskopf-Prantner .................................................... 6
Foto 3: „Das Ziel ist das Ziel“. © Veronika Weiskopf-Prantner ................................................................................... 8
Foto 4: Kompetenz ist mehr als die Anwendung einzelner Fertigkeiten, sie zeigt sich nur in Handlungen: Schüler als
Radio-Igel-Reporter. © Wolfgang Kolleritsch................................................................................................. 14
Foto 5: „GERS-Puzzle“. © Veronika Weiskopf-Prantner........................................................................................... 18
Foto 6: Transparente Ziele an der Wand der 1a.© Veronika Weiskopf-Prantner ....................................................... 19
Foto 7: Lernen in Gemeinschaft, NMS Lilienfeld, © Andreas Schubert .................................................................... 64
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