Juni 15 | #530 Das Kommunale Kino Wiens, Akademiestraße 13, 1010 Wien Marcel Ophüls, „The Memory of Justice“, ab 1. Juni im Stadtkino Apichatpong Weerasethakul, „Mekong Hotel“ & Matt Porterfield, „Take What You Can Carry“, ab 22. Mai im Stadtkino Ignaz Kirchner liest Joseph Roth, am 30. Mai im Filmhaus Kino Vorläufiges Happy End für einen verloren geglaubten Film Notizen zur Österreichpremiere der restaurierten Fassung von Marcel Ophüls’ Meisterwerk „The Memory of Justice“ im Stadtkino im Künstlerhaus. RALPH EUE W ahrscheinlich mutet die Produktions- und Rezeptionsgeschichte fast jedes verschwundenen, untergegangenen oder verloren geglaubten und manchmal, gottlob, wieder aufgetauchten Films im Rückblick wie ein fulminantes Liebes-Hass- und Macht-Drama an. Doch selbst im Zusammenhang dieser Subgeschichte von Film und Kino kommt Marcel Ophüls’ The Memory of Justice über die Nürnberger Prozesse und ihre Folgen eine Ausnahmerolle zu. In diesem Film untersucht Ophüls die Beziehungen zwischen der Geschichte moderner Gesellschaften und ihren jeweiligen Konzepten von Gerechtigkeit. 1976, als The Memory of Justice herauskam schrieb der Regisseur: „Die Notwendigkeit, Urteile über Menschen und ihre Handlungen zu fällen, wird ständig mit dem Problem konfrontiert, über andere zu urteilen. Die Verbrechen der Nazis sind entsetzlich – in ihrem Ausmaß, in ihren verabscheuungswürdigen Motiven und in der Präzision der Ausführung. Doch sind die Deutschen, ob zu unserem Glück oder Unglück, letztlich auch nicht anders als andere. Und gerade deshalb können wir vielleicht aus den Urteilen von Nürnberg lernen. So ist Nürnberg der Ort, an dem sich individuelle und kollektive Schicksale kreuzen. Von diesem Punkt aus sind analytische Rückblenden möglich, hier können Betrachtungen zur Gegenwart und zur Zukunft ansetzen. Vietnam, Algerien, die Atombombe, der Stalinismus, CIA, Folter.“ Schon die Nationalität dieses Films über die Nürnberger Prozesse und ihre Folgen zu bestimmen, ist keine leichte Aufgabe. Gewiss, es gibt das hinterlegte Copyright, wonach die Sache eindeutig ist: The Memory of Justice ist US-amerikanischer Herkunft. Jedoch allein das nahm nur den Status Quo aus einer spannungsund konfliktreichen Vorgeschichte auf und fixierte ihn. Zieht man die Website Cinematografie des Holocaust des Frankfurter Fritz Bauer Instituts zu Rate (im Moment allerdings in Fortsetzung auf Seite 2 » Inhalt Double-Feature Zwei Stadtkino-Gehern nicht unbekannte Regiegrößen in einem Programm. 3 Kurzfilmfestival Die 12.Ausgabe von Vienna International Shorts wieder zu Gast im Stadtkino. 5 Texte zum Kino Burgschauspieler Ignaz Kirchner liest aus „Drei Sensationen und zwei Katastrophen“ von Joseph Roth. Zulassungsnummer GZ 02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b. 6 02 Marcel Ophüls, „The Memory of Justice“ » Fortsetzung von Seite 1 Komplettüberarbeitung und deshalb nicht zugänglich), eine der verlässlichsten Informationsquellen für Filme über den Nationalsozialismus im Allgemeinen und Antisemitismus im Besonderen, so findet man, dass The Memory of Justice koproduziert wurde von (1) USA, (2) BR Deutschland, (3) Großbritannien (jedoch eingeklammert). Als Produktionszeitraum findet man 1973 – 1976, deutlicher Hinweis auf einen mühseligen Entstehungsprozess. Laut Abspann tauchen darin über 60 Mitwirkende und Interviewpartner auf. Auf der erwähnten Website findet sich übrigens noch ein interessantes PS aus dem man sich einige der damaligen Konflikte erschließen kann. In diesem PS erfährt man, dass verschiedentlich auch ein zweiteiliger Film mit dem Titel Spuren der Gerechtigkeit als Kurzfassung des Films The Memory of Justice genannt werde. An der Herstellung dieses Films, als dessen Regisseur jedoch Lutz Becker genannt wird, war Marcel Ophüls indes, ich zitiere, „von einschließlich der Montage ab“ nicht beteiligt. Was kann-darf-soll man dem entnehmen? Versuch einer knappen Rekonstruktion: Ein politischer und künstlerischer Streit zwischen den britischen Produzenten David Puttnam (Visual Programme Systems, London) und Sanford Lieberson (BBC, London) auf der einen und Marcel Ophüls auf der anderen Seite führte nach Besichtigung der ungemischten Bildschnittfassung des Films am 20. Dezember 1974 zur Entlassung Ophüls’ aus seinem Vertrag. („Wie so oft in meinem Leben fiel das Weihnachtsfest nicht besonders fröhlich aus“, schreibt Ophüls in seiner gerade erschienenen Autobiografie Meines Vaters Sohn über diese Etappe seines Lebens.) Grundlegend war die Aussage aus unterschiedlichen Gründen nicht nach dem Geschmack der britischen noch der deutschen Auftraggeber. Die britischen Produzenten (zusammen mit Polytel International, Hamburg) beauftragten daraufhin Lutz Becker aus Ophüls’ Material einen neuen Film zu machen. Beckers Film sollte am 31. Oktober (1. Teil) und 1.November 1975 (2.Teil) vom ZDF ausgestrahlt werden, die Sendung musste aber aufgrund einer Intervention von Ophüls Anwalt ausfallen. Dem war vorausgegangen, dass Ophüls sich im Frühjahr 1975 mit Hilfe zweier tapferer Frauen, der britischen Co-Produzentin Ana Carigan und der deutschen Cutterin Inge Behrens in den Besitz seiner eigenen Schnittfassung bringen und sie nach USA schaffen konnte. Der Mithilfe zweier weiterer Personen, den unabhängigen Produzenten Hamilton Fish und Max Palevsky und deren Geschick, eine ausreichende Menge „frischen Geldes“ aufzutreiben, war es schließlich zu verdanken, dass The Memory of Justice exakt nach Ophüls’ Vorstellungen fertig gestellt werden konnte. Nach massiven Rechtstreitigkeiten um die Besitzverhältnisse an diesem Film (also dem EB-S_Anz.Stadtkino_260x122_RZ_10.06.indd 2 Marcel Ophüls bei der Verleihung der Berlinale Kamera im Februar 2015 Negativ) wurde er schließlich nach seiner Weltpremiere in Cannes gar in großem Stil für einen Film dieses Themas, dieser Art und dieser Länge im Oktober 1976 von Paramount in die amerikanischen Kinos gebracht – als mehrsprachige Version mit englischer Voice Over. Eine originäre internationale Originalfassung mit Untertiteln, worin die Mitwirkenden (darunter Albert Speer, Karl Dönitz, Telford Taylor, Yehudi Menuhin, Hans-Joachim Kulenkampff, Joan Baez und Daniel Ellsberg) in ihrer jeweils eigenen Sprache zu sehen und zu hören sind, kam allem Anschein nach nicht zustande, zumindest nie zur Aufführung. Nach einem Umbau der Geschäftsführung von Paramount und einer Umstrukturierung des Verleihprofils verschwand der Film nach zwei Wochen aus den Kinos, eine Reihe von 16mm Kopien kursierten noch bis zum mechanischen Exitus oder dem Auslauf der Lizenzen an verschiedenen amerikanischen Universitäten. In Deutschland war The Memory of Justice in der von Ophüls autorisierten Version erstmals im Februar 1978 auf der Berlinale zu sehen. Diese Filmkopie wurde vom Deutschen Filmmuseum in Frankfurt erworben.Von der Bildspur plus der damals anscheinend noch problemlos zugänglichen originalen Tonmischung stellte der NDR eine deutsche Voice OverFernsehfassung her, die am 18. März 1978 ausgestrahlt wurde. Nach zwei Wiederholungen in den dritten Programmen der Nordschiene verschwand der Film auch hier in der Versenkung. Im Rahmen nicht-kommerzieller Filmvorführungen im deutschsprachigen Raum wurde The Memory of Justice nicht öfter als zwei Dutzend Mal in den letzten 30 Jahren aufgeführt, und doch ist es für die, die das Privileg hatten, diesen Film zu sehen, unstrittig dass es sich um einen Meilenstein des dokumentarischen Kinos der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts handelt. Die Bemühungen The Memory of Justice für nachfolgende Generationen wieder sichtbar zu machen begannen 2003. Damals hatte Hamilton Fish als Produzent des Films erstmals wieder Anstrengungen unternommen, mit Hilfe der Steven Spielberg Foundation Ophüls’ Film wieder aus der Vergessenheit hervorzuholen. Das Archiv der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences bekundete Entsetzen, dass Ophüls, der 1988 für Hotel Terminus einen Oscar erhielt, nicht nur keinen Zugang zu seinen eigenen Filmen hatte sondern im überwiegenden Teil der Fälle gar nicht wusste, ob Negative seiner Filme existieren bzw. wo sie lagern. Eine konkrete Recherche in Sachen The Memory of Justice ergab, dass Paramount im Besitz der Ausgangsmaterialien sein sollte, die Elemente sich aber in einem aufgegebenen Bunker befänden, der wahrscheinlich (!) einem Erdbeben zum Opfer gefallen sei. Nur der Neugier einer Prak- Sie können diesen Film gerne in ganz Österreich zeigen. Aber nur bei freiem Eintritt. Dies war in etwa die Reaktion, als der Stadtkino Filmverleih anfragte, ob man Marcel Ophüls’ restauriertes Meisterwerk The Memory of Justice im Rahmen der Wiener Festwochen präsentieren dürfe.Tatsächlich wird der Film nun für Sondervorführungen in ganz Österreich zur Verfügung stehen, Vorführungen etwa in Linz, Graz, Innsbruck sind bereits geplant - ein Projekt in Kooperation zwischen Stadtkino, Österreichisches Filmmuseum,Wiener Festwochen, Film Foundation und mit freundlicher Unterstützung durch die RD Foundation Vienna. StadtkinoZeitung tikantin des Studios war es zu verdanken, dass dieser Befund 2007 revidiert werden musste. Die Materialien – Bildnegativ und die orignalen Tonaufnahmen – befanden sich seit Jahren zwischengeparkt in einem Ersatzhalle, dafür aber in erstaunlich gutem Zustand. Martin Scorseses Film Foundation übernahm schließlich im Jahr 2010, auch als allseits gewünschter Intermediär zu Paramount, die Leitung des gesamten Restaurierungsprozesses. Eine juristische Prüfung des Films ergab indes, dass The Memory of Justice eigentlich nicht aufführbar ist, da für die ursprüngliche Auswertung in den 1970er Jahren die Ausschnittsrechte nicht oder nur unzureichend geklärt wurden oder längst ausgelaufen sind – der Film könnte zwar wiederhergestellt, doch eigentlich nicht gezeigt werden. Für die Klärung der minimalen Rechte, um den Film immerhin im Rahmen von Festivals und für Bildungszwecke wieder zugänglich zu machen, ergab sich ein Bedarf von über 200.000 $. Eine darüber hinaus gehende Veröffentlichung (als DVD, BluRay oder gar als Kinowiederaufführung) erschien und erscheint gar nicht kalkulierbar. Die Aufführung des digital restaurierten Films - erstmals überhaupt in der mehrsprachigen Originalfassung - ist ein vorläufiges Happy End eines veritablen Restaurierungskrimis. Es sollte indes nur der Anfang sein, dem Film wieder neues Leben einzuhauchen! Der Befund von Vincent Canby vom 5. Oktober 1976 in der New York Times ist immer noch gültig: „Monumental. The Memory of Justice erweitert die Vorstellungen dessen, was ein Dokumentarfilm zu leisten vermag auf eine Weise, dass man alle künftigen Leistungen auf diesem Gebiet daran messen muss.“ • Marcel Ophüls The Memory of Justice (Deutschland, Großbritannien, USA 1975) Regie, Drehbuch, Kamera Marcel Ophüls Schnitt Inge Behrens Produktion Stuyvesant Films Verleih The Film Foundation Länge 278 Min. Format DCP / Farbe und s/w Vom 1.-4. Juni jeweils um 18 Uhr im Stadtkino im Künstlerhaus. 10.06.14 12:10 StadtkinoZeitung Double-Feature: Weerasethakul & Porterfield im Stadtkino 03 Spuk im Hotel Hotels sind ideale Kinoorte, weil sie, wie Filme, einen Erfahrungsraum für die Begegnung mit dem Fremden herstellen. Anmerkungen zu Apichatpong Weerasethakuls „Mekong Hotel“. LUKAS FOERSTER W enn man im Hotel ist, ist man nicht zu hause und schon im Blick aus dem Fenster ist potentiell ein Abenteuer enthalten. Weil man eh bald wieder weg ist, darf man unbesorgt neugierig sein: nicht nur kann man sich in einer ungewohnten Umgebung umschauen, mit einem Blick, der nicht immer schon von dem eigenen Vorwissen eingeschränkt ist; auch und vor allem kann man sich den Nachbarn auf Zeit im Zimmer nebenan zuwenden, man kann sie beobachten, sich ihnen nähern, über sie zu fantasieren zu beginnen. So kann man sich zum Beispiel vorstellen, dass die beiden Frauen, die gemeinsam einen dieser minimalistisch eingerichteten Räume (in deren man die drückende, tropische Hitze fast zu sehen meint) bezogen haben, nicht nur Mutter und Tochter sind, sondern auch vampirische, beziehungsweise kannibalistische Ambitionen haben. Und dass die jüngere Frau einen Mann kennenlernt (oder schon immer gekannt hat? Das ist nicht die einzige Parallele zu Letztes Jahr in Marienbad, einem anderen großen Hotelfilm), der von Geistern verfolgt, oder gar besessen ist. Man kann diesen Menschen auch versuchsweise Namen geben: Jen nennt man die alte, Phon die junge Frau; den Mann einmal Tong, ein paar Szenen später Masato. Man beobachtet die drei bei ein paar Gesprächen, schaut geduldig zu, wie sie sich mal skeptisch beäugen, mal vorsichtig miteinander flirten, zwischendurch stellt man ihnen selbst ein paar Fragen oder blickt einfach nur ein bisschen aus dem Fenster - und schon hat man, schon hat Apichatpong Weerasethakul einen Film gedreht. Und zwar einen großartigen. Der Titel ist Programm: Das Hotel gibt einen, der Fluss Mekong einen anderen, vielleicht noch wichtigeren Teil des poetischen Konzepts von Mekong Hotel vor. Tatsächlich hat man das Gefühl, dass die mit einfachsten Mitteln, ohne jeden psychologisierenden Überbau in den Film hinein gestellten Erzählfragmente sofort in sich zusammenfallen würden, wenn es nicht den breiten Strom geben würde, der hinter den Fenstern seelenruhig (das darf man ruhig wörtlich nehmen in einem Film, in dem die Seelen keine Ruhe finden, nicht in den Körpern, nicht in der Geschichte) vor sich hin fließt, von der ersten bis zur letzten Einstellung. Die Kraft des Mekong meint man auch in den wenigen Einstellungen zu spüren glaubt, in denen er nicht zu ihrer paramilitärischen Ausbildung und von ihren Erfahrungen als Laotischem Flüchtling. Die Fernsehnachrichten wiederum zeigen, wie Bangkok der Gegenwart von einer Flut heimgesucht wird. „Wasser kümmert sich nicht”, sagt die ältere Frau einmal. Aber dann fährt sie fort: „Das Wasser dringt in Deinen Mund ein, in Deine Wunden.“ Anders ausgedrückt: Das Wasser verbindet, indem es zerstört. Entstanden ist Mekong Hotel während, oder vielleicht besser: anlässlich von Proben zu einem anderen, bis heute nicht gedrehten Film namens Ecstasy Garden. Dass Weerasethakul selbst am Anfang und am Ende im Bild auftaucht (was er ansonsten in seinen Filmen nicht tut), mag auf diesen Entstehungszusammenhang verweisen. Keineswegs allerdings ist Mekong Hotel ein Nebenwerk in der Filmografie des Cannes-Gewinners. Ganz im Gegenteil: in eine derart konzentrierte, dichte und souveräne Form hat der thailändische Regisseur sein einmaliges Kinokonzept noch kaum einmal gebracht. Man könnte fast von einem Manifest der weerasethakul’schen Ästhetik sprechen - freilich beißt sich eine derartig lautsprecherische, auftrumpfende Begrifflichkeit mit der filigranen Unaufgeregtheit, die auch und gerade Mekong Hotel prägt. Weerasethakul dreht keine Manifeste, sein Kino legt sich nicht fest, bleibt ständig im Fluss. • Geheimnisvoll und gespenstisch: „Mekong Hotel“ sehen ist - was freilich auch damit zu tun hat, dass er auf der Tonspur verdoppelt wird durch hypnotische Gitarrenklänge, die beinahe dem gesamten Film unterlegt sind. politisch gemeint: Der Mekong ist schon deshalb ein Medium von Geschichte, weil er zwischen Thailand und Laos fließt, entlang einer Grenze, die vor allem während des kal- In eine derart konzentrierte, dichte und souveräne Form hat der thailändische Regisseur sein einmaliges Kinokonzept noch kaum einmal gebracht. Wenn das Hotel zum Fabulieren einlädt, der Fiktion zuneigt, dann hat der Fluss eine Nähe zum Dokumentarischen, markiert die unbedingte Weltzugewandtheit des Kinos Weerasethakuls. In diesem Fall ist das direkt ten Kriegs keine friedliche war. Die blutigen politischen Verwerfungen Südostasiens bildeten schon immer die Rückseite des spielerischen Offenheit der Filme Weerasethakuls; in Mekong Hotel erzählt die ältere Frau von Apichatpong Weerasethakul Mekong Hotel (Großbritannien, Thailand 2012) Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt Apichatpong Weerasethakul Darsteller Jenjira Pongpas, Maiyatan Techaparn, Sakda Kaewbuadee, Apichatpong Weerasethakul, Chai Bhatana, Chatchai Suban Musik Chai Bhatana Ton Akritcharlerm Kayalanamitr Produktion Kick The Machine Films, Illumination Films Verleih Stadtkino Filmverleih Format DCP / Farbe Länge 59 Min. Ab 22. Mai gemeinsam mit „Take What You Can Carry“ im Stadtkino im Künstlerhaus. DAS GROSSE MUSEUM EIN FILM VON JOHANNES HOLZHAUSEN JETZT AUF BLU-RAY UND DVD IM HANDEL UND AN UNSEREN KINOKASSEN ERHÄLTLICH • 19,95 04 Double-Feature: Weerasethakul & Porterfield im Stadtkino StadtkinoZeitung Baltimore–Berlin – oder: Sehnsucht nach dem Ankommen. Mit nur drei Spielfilmen zählt Matt Porterfield bereits zu einem der originellsten Filmemacher des Independent-Kinos unserer Zeit. INTERVIEW VON ANDREW GRANT Hamilton (2006), Putty Hill (2010) und I Used to Be Darker (2012) gewannen nicht nur zahlreiche Preise auf internationalen Festivals, die beiden letztgenannten waren auch regulär im Stadtkino zu sehen und erfreuten sich der Gunst des Publikums. 2014 drehte Porterfield seinen ersten Kurzfilm, den 30 minütigen Take What You Can Carry, der diesen Februar seine Premiere bei der Berlinale feierte. Ausgehend von einem Zitat des französischen Autors Georges Perec arbeitet der in Baltimore geborene Regisseur erneut (auf etwas abstraktere Art und Weise als sonst) mit der Schauspielerin Hannah Gross als Lilly, die im Film eine Amerikanerin verkörpert, die sich auf einem ausgedehnten Berlin-Aufenthalt befindet, und reflektiert das Spannungsfeld zwischen Kommunikation, Kreativität und Raum. Lilly lebt seit einiger Zeit in Berlin. Sie ist US-Amerikanerin und auf der Durchreise. Sie hat einen Lover und kein Penthouse. Die Beziehung ist vage. Lilly ist ein Drifter zwischen Welten und Orten. Sucht Menschen, Verbindungen, und bleibt doch immer nur im Außen. Matt Porterfield erzählt in ruhig komponierten Bildern von der Sehnsucht nach dem Ankommen. Er zeichnet das Porträt einer Generation junger Menschen, die trotz aller Begabung nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Das Leben als Probe. Kiràly Zusammenarbeit ist das Stichwort. Wir hatten nicht viel Geld, verbrachten aber sehr viel Zeit in diesen drei Monaten zusammen, das allein war ein Geschenk. Ich habe dabei sehr viel gelernt, aber jedes Projekt funktioniert unterschiedlich und wir konnten uns glücklich schätzen, so frei arbeiten zu können. Matt war immer für Vorschläge offen, und selbst bei unterschiedlichen Auffassungen gab es immer schnell eine Lösung. Eine perfekte Kombination aus emotionalem Einsatz und Pragmatismus. Das Performance-Kollektiv Gob Squad ist ebenfalls Teil des Films. Wer hat also den Film finanziert und wie hoch war das gesamte Budget? Porterfield Ich hatte ein Stipendium vom Wexner Center for the Arts in Ohio und glücklicherweise erhielt ich den Robert Gardner Preis vom Harvard Film Studies Center, das uns zusätzliches Geld brachte. Kiràly Insgesamt hatten wir rund 10.000 Euro zur Verfügung, dazu einen sehr großen Anteil an In-Kind-Services. Porterfields Produzentin Zsuzsanna Kiràly arbeitet für Maren Ades (Alle Anderen) Produktionsfirma Komplizen Film und ist Redaktionsmitglied beim renommierten deutschen Filmmagazin „Revolver“, das außerdem Hamilton und Putty Hill im deutschen Sprachraum auf DVD veröffentlicht hat. • Deine Filme sind ziemlich bekannt im deutschsprachigen Raum – zwei von ihnen kamen in die hiesigen Kinos und alle drei sind auf DVD verfügbar. Haben du und Zsuzsanna euch auf diese Weise kennen gelernt? Matt Porterfield Ja, ich habe sie 2010 getroffen als ich mit Putty Hill hier war und wir blieben miteinander über die Zeit im Gespräch. Auf der Berlinale 2014 haben wir ernsthaft besprochen, wie es wäre, miteinander einen Film zu drehen und wie ein solches Projekt überhaupt zustande kommen könnte. Unterm Jahr unterrichte ich an der Johns Hopkins University in Baltimore, daher war von Vorneherein klar, dass ich nur im Sommer Zeit hätte. Ich kam also im Juni an und schon innerhalb kürzester Zeit war alles bereit – von der Ausrüstung, über die Schauspieler bis zur Crew. Kamst du mit einem Drehbuch an? Porterfield Alles, was ich hatte, war der Text, der den Film inspirierte: ein paar Zeilen aus Träume von Räumen von Georges Perec – und ein paar äußere Vorgaben: Wir hatten insgesamt zwölf Wochen Zeit und der Film würde um Hannah herum aufgebaut sein. War von Anfang an klar, dass es ein Kurzfilm wird, oder wolltet ihr ursprünglich einen Langfilm machen? Zsuzsanna Kiràly Ich habe Matt vor ein paar Jahren gefragt, ob er sich vorstellen könne, hier in Berlin einen Kurzfilm zu drehen, das war also von Anfang an die Idee. Außerdem war Matts Aufenthalt zeitlich so begrenzt, dass wir nicht mehr machen konnten. Es standen uns nur drei Monate von der Vorbereitung bis zum Beginn der Postproduktion zur Verfügung und obwohl dieser Zeitplan sehr eng war, war er auch sehr effektiv und engte uns nicht in unserer Arbeit ein. Porterfield Und es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Wir sind praktisch einen Monat lang Als deutsche Produzentin kennst du natürlich die verschiedenen Möglichkeiten für Filmförderung. Weshalb habt ihr um keine angesucht? Kiràly Ehrlich gesagt, hätte das aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Dieser Prozess kann mehrere Monate dauern und diese Zeit stand uns einfach nicht zur Verfügung, um Matts Filmwerk entsprechend an das Deutsche Fördersystem heranzuführen. Außerdem wollte ich mich genau wie Matt herausfordern, er indem er an einem anderen Ort arbeitet, und ich außerhalb eines mir bekannten Systems. Auf der Suche nach der eigenen Identität: Hannah Gross in der Hauptrolle. mit dem Rad durch Berlin gefahren, auf der Suche nach Locations und Inspiration. kieren, zuweisen. Er gehört mir nie, ist mir nie gegeben.“ Der Film fängt auch die immense Kurzlebigkeit in der Stadt ein. Ist das etwas, das dir in diesem ersten Monat besonders aufgefallen ist? Porterfield Zu einem gewissen Grad, ja. Berlin scheint ein Treffpunkt für Menschen aus der ganzen Welt zu sein, aber ich kenne dieses Gefühl auch aus meinem Leben. Meine Zeit ist aufgeteilt zwischen Baltimore und New York, zusätzlich reise ich in der ganzen Welt auf Festivals – aus dieser Situation beziehe ich sehr viel, was meine eigenen Gefühle gegenüber Vergänglichkeit und Unbeständigkeit betrifft. Es war eine Herausforderung, eine Stadt wie Berlin abzubilden, etwas zu finden, was zuvor noch nicht gemacht wurde und ohne zu touristisch zu wirken. Der Film vermeidet die gängigen Berlin-Klischees … Kiràly (lacht) Vielen Dank, Mission erfüllt! Wir haben uns darüber ausführlich unterhalten und es war für uns sehr interessant Berlin auf diesem Wege mit Matts Augen neu zu entdecken. Wir haben in diesem Zusammenhang unter anderem darüber gesprochen, wie man sich in einer Stadt wie Berlin ein Leben aufbaut. Raumwahrnehmung spielt in deinen Filmen grundsätzlich eine große Rolle, vor allem in „Hamilton“ und „Putty Hill“, die in Umgebungen spielen, in denen du dich sichtlich wohlfühlst. Diesmal ist ein gewisses Fehlen dieser Vertrautheit spürbar. Porterfield Definitiv. Ich kann nicht so tun, als würde ich Berlin kennen, aber das Erforschen und Erlernen von Dingen ist einer der Gründe, weshalb ich Filme mache. Das gilt sowohl für Orte, die ich kenne, als auch für die, die ich nicht kenne. Perec schreibt: „Raum ist Zweifel: Ich muss ihn ständig mar- Welchen Herausforderungen musstest du, Matt, dich stellen? Worin unterscheidet sich die Arbeit kreativ und anderweitig mit einer deutschen Produzentin, einer deutschen Crew? Porterfield Ich finde das Sprechen über Kino in Deutschland wirklich faszinierend, genauso wie das Deutsche Kino selbst. Darin finde ich Berührungspunkte, die mir nahe sind, auf die ich mich beziehen kann. Ich hoffe, mit diesem Film in diese Diskussion einsteigen zu können. Die größte Herausforderung war tatsächlich, einen Film außerhalb eines mir bekannten Milieus zu machen. In Baltimore kenne ich mich einfach aus, aber hier kann ich nicht mal die Sprache und musste mich komplett auf Zsuzsanna und Kamerafrau Jenny Lou verlassen. Das ist seltsam. Aber da wir befreundet sind, war es eine schöne Zusammenarbeit. Ich habe beobachtet, dass hier nur wenige Filmmacher bereit sind, ohne Förderung zu arbeiten. In den USA, wo Fördermittel beschränkter zur Verfügung stehen, tun Regisseure was auch immer nötig ist, um ihre Filme drehen zu können. Kiràly Die Filmhochschulen hier bereiten die Studenten auf das Fördersystem vor, das sehr hierarchisch ist und zu dem es auch keine Alternative gibt. Ich meine, es ist toll, wunderbar und an sich für alle zugänglich, aber diese Strukturen erlauben wenig Raum für Flexibilität und das vermisse ich einfach. Daher wollte ich gerne mit Matt auf diese Weise arbeiten. Möchtest du weiterhin Filme außerhalb des Systems drehen? Kiràly Als Produzentin wäre es hier gänzlich außerhalb des Fördersystems schwer zu arbeiten. Aber ich hoffe doch, ein gewisses Maß an Flexibilität für zukünftigen Projekte zu finden. Erstveröffentlichung unter www.filmmakermagazine.com – Abdruck mit freundlicher Genehmigung. Matt Porterfield Take What You Can Carry (Deutschland, USA 2015) Regie und Drehbuch Matt Porterfield Darsteller Hannah Gross, Jean-Christophe Folly, Angela Schanelec, Mat Hand, Tina Pfurr, Sharon Smith, Laura Tonke Kamera Jenny Lou Ziegel Schnitt Amanda Larson Produktion Zuzsanna Kiràly , Matt Porterfield Verleih Stadtkino Filmverleih Format DCP / Farbe Länge 30 Min. Ab 22. Mai gemeinsam mit „Mekong Hotel“ im Stadtkino im Künstlerhaus. StadtkinoZeitung „Vienna Independent Shorts“ im Stadtkino 05 Der kurze Film zwischen Kunst und Kino Das Kurzfilmfestival VIS Vienna Independent Shorts expandiert in seiner 12. Ausgabe und präsentiert 320 Filme auf der Leinwand – u.a. von Claire Denis, Jerzy Kucia und Don Hertzfeldt. DANIEL EBNER D er kurze Film ist heute allgegenwärtig: Im Internet, am Smartphone, im Fernsehen, auf öffentlichen Screens, in Galerien und Museen begegnen wir, teils millionenfach verbreitet, experimentellen, animierten, musikalisch basierten oder realistischen Bewegtbildern. Gerade die kurze Form eignet sich für die Präsentation von Filmen außerhalb des klassischen Kinoraums besonders – und das wird von Österreichs größtem Festival für Kurzfilm, Animation und Musikvideo, das bereits zum 12. Mal die internationalen Entwicklungen in dem Bereich bündelt, auch ausgiebig genützt. Eine Ausstellung mit von der Decke hängenden Leinwänden im Festwochen-Zentrum im Künstlerhaus thematisiert zum Beispiel ab 27. Mai unter dem Titel „U/Tropia“ gesellschaftspolitische Fragen aus großteils afrikanischer Sicht. Kurzfilm, Animation, Musikvideo von 26.-31. Mai sind 320 Filme in 102 Programmen zu entdecken. Trotz des diesjährigen Schwerpunkts „State of the Art“, der ganz im Stil des Expanded Cinema den Kinoraum mehrfach mit dem Kunstraum tauscht, bleibt die konzentrierte Vorführung von Filmen bis zu einer Länge von 30 Minuten im dunklen Saal der zentrale Aspekt des Festivals. Immerhin 320 Filme sind in diesem Jahr in Wettbewerbs- und kuratierten Programmen zu sehen, davon 102 in den vier Wettbewerbsschienen. Unter den internationalen Beiträgen, die um die Gunst von Jury und Publikum ringen, finden sich heuer auch einige prominente Namen: Die „World of Tomorrow“ – die neueste Arbeit von Sundance-Gewinner und Festival Stargast Don Hertzfeldt französische Regisseurin Claire Denis ist etwa mit der reduzierten Beziehungsstudie Voilà l'enchaînement in „Fiction & Documentary“ (Wettbewerb für Kurzspiel- und Kurzdokumentarfilme) vertreten, ebenso wie die Schweizerin Ursula Meier mit Tisina Mujo oder der Rumäne Radu Jude (zuletzt bei der Berlinale für Aferim ausgezeichnet) mit dem beeindruckenden One-Shot It can pass through the wall. Mit Oliver Pietsch oder Yuri Ancarani sind auch einige jüngere Stars des künstlerischen Kinos in diesem Jahr mit von der Partie. Im Wettbewerb „Animation Avantgarde“ wiederum, der sich seit einigen Jahren gemeinsam mit ASIFA Austria dem Experimental- und dem Animationsfilm widmet, muss man auf der Suche nach großen Namen ebenfalls nicht lange suchen: Der polnische Altmeister Jerzy Kucia, einst für die animierte Gestaltung von MTV mitverantwortlich, wird in Wien persönlich seine jüngste Arbeit Fugue for Cello, Trumpet and Landscape vorstellen. Auch die Künstlerinnen Anouk De Clercq und Maria von Hausswolff sind in der Sektion mit ihren neuen Arbeiten vertreten, und mit den österreichischen Aushängeschildern Virgil Widrich und Johann Lurf sowie dem diesjährigen VIS-Stargast Don Hertzfeldt und seinem neuesten Streich, dem Sundance-Jurypreisträger World of Tomorrow, ist hochkarätiges Programm garantiert. Zu guter Letzt stehen im ÖsterreichWettbewerb mit Gabriele Mathes, Michaela Grill, Christoph Rainer, Björn Kämmerer oder Patrick Vollrath einige alte Bekannte des Festivals im Line-up, das u.a. Weltpremieren von Sandra Wollner (Louis und Luk) und David Krems (Tindaya) aufweist. Ebenso wie die Wettbewerbsprogramme des ÖsterreichWettbewerbs garantieren um Mitternacht die Midnight Movies volle Kinosäle im Stadtkino im Künstlerhaus. Gleich an drei Abenden bringt das Festival mit „Très chic“, „PopPorn“ und „Nightmares“ Absurdes, Erotisches und Erschreckendes auf die Leinwand. Dazu kommen schließlich die Galapremiere der für den Nachwuchswettbewerb „Night of the Light“ entstandenen Drei-Minüter, durch die Michael Ostrowski führen wird, ein Programm mit neuen Kurzfilmen vom Balkan sowie ein Blick in die Schatzkiste der ASIFA Austria, die ihren 30. Geburtstag mit einem umfangreichen Programm am abschließenden Festivalsonntag (31.) begeht. Ohne Zweifel, es werden einige intensive Tage im Zeichen des kurzen Films. • Was bisher geschah … AB 5. JUNI LÜFTET SICH DER VORHANG ZUM ZWEITEN TEIL VON „LI’L QUINQUIN“ IM STADTKINO E rstens: Madame Lebleu und Monsieur Bhiri waren ein Liebespaar. Z weitens: Wir finden ihre Leichen. D rittens: In Stücke geschnitten. V iertens: In Kühen. E s ist der Teufel in Person. Commandant Van der Weyden und sein Assistent Carpentier, ratlos. Ignaz Kirchner liest im Filmhaus Kino 06 StadtkinoZeitung „Mir bleibt nichts erspart“ „Drei Sensationen und zwei Katastrophen - Feuilletons zur Welt des Kinos“: Rund hundert wunderbare, bis dato unbekannte Texte von Joseph Roth haben Helmut Peschina und Rainer-Joachim Siegel zu einem bemerkenswerten Buch kompiliert. Burgschauspieler Ignaz Kirchner liest daraus am 30. Mai um 20 Uhr im Filmhaus Kino am Spittelberg. Joseph Roth: Texte zum Film Der österreichische Autor Joseph Roth (1894-1939) hat nicht nur große Romane geschrieben (Die Rebellion, Radetzkymarsch, Die Kapuzinergruft), sondern in den 1920er und 30er Jahren als Journalist auch viele inter-essante Texte publiziert. Das damals noch neue Medium Film spielte bei Roth eine große Rolle, er war neugierig, oft skeptisch, gelegentlich auch begeistert. Helmut Peschina und Rainer-Joachim Siegel haben jetzt im Wallstein Verlag einen Band mit „Feuilletons zur Welt des Kinos“ herausgegeben: „Drei Sensationen und zwei Katastrophen“. Rund hundert Texte von Joseph Roth zum Thema Film haben die Herausgeber gefunden, sie wurden zunächst in der Wiener Zeitschrift Die Filmwelt und dann vor allem im Berliner Börsen-Courier und in der Frankfurt Zeitung veröffentlicht. Roth hat sich nicht als professionellen Filmkritiker gesehen, sondern als Beobachter der Kunstszene, in die er auch das Kino einbezog. Er konnte scharf urteilen. So schreibt er über den zweiten Teil der NIBELUNGEN: „Man hat den zweiten Teil des Nibelungenfilms mit großer Spannung erwartet. Er hat enttäuscht. Ja, er ist sogar eine Katastrophe. Denn er ist, was gerade noch ein altes Epos sein darf, ein Film aber unter keinen Umständen: langweilig. (…) Es ist hart, einem so begabten Filmregisseur Ehre den Dächern von Paris! Seit einigen Wochen läuft in Frankfurt der französische Tonfilm: Unter den Dächern von Paris. … Die Handlung dieses Tonfilms entsteht ebenso aus der Atmosphäre der Stadt Paris, wie etwa ein Volkslied entsteht aus der Seele einer bestimmten Landschaft. Es ist, als gebäre der zitternde, ewig bewegte Nebel "Kafka" Ein Projekt von Elmar Goerden Mit Regie Elmar Goerden Maria Köstlinger, Alexander Absenger, Peter Kremer, André Pohl, Toni Slama »Ein ganz großer Erfolg. Und der ganz große Jubel vom Premierenpublikum. Fünf wirklich großartige Darsteller.« (Kurier) »Tragisch und komisch. Äußerst stimmige Inszenierung.« (Der Standard) UFF URA ÜHR UNG www.josefstadt.org Trailer zu sehen auf INSERAT_Kafka_01.indd 1 irdischen und zufälligen Ebene der „Existenz“ und der „Begebenheit“ in die metaphysische, einmalige, gültige und notwendige Atmosphäre. Den Dichter Carl Mayer berührt es nicht, ob der Film überhaupt ein „Kunstwerk“ ist oder nicht. Seine Filme sind jedenfalls Dichtungen. Er ist kein Sprachdichter, sondern ein Bilddichter. Der Dichter malt, singt und spricht mit Worten. Der Filmdichter, wie ihn allerdings der einzige Carl Mayer repräsentiert, malt, singt und spricht in direkten Bildern. Die Tatsache, daß er „Manuskripte“ verfaßt, also mit Papier, Feder oder Schreibmaschine arbeitet, wie ein Schriftsteller, spielt hier eine ganz untergeordnete Rolle. Sein „Manuskript“ ist ein Brief an den Regisseur, mit Anweisungen. Man müßte für solche Filmdichter ein Instrument erfinden, etwa ein Bildklavier, mit zahllosen Situations- und Bildskalen, mit Tasten, deren Berührung die Projektion des vom Autor gewollten Bildes verursacht. Frankfurter Zeitung. Frankfurt a. M. Jg. 69 Nr. 20 vom 8.1.1920 wie Fritz Lang sagen zu müssen, daß seine Mühe größer war als seine Achtung vor dem Sujet.“ (Frankfurter Zeitung, 14.5.1924). Eine fast klassische Filmkritik schrieb Roth über Murnaus LETZTEN MANN, mit einer Verneigung vor dem Autor Carl Mayer und dem Hauptdarsteller Emil Jannings, skeptischen Bemerkungen zum Epilog („ironischer Konzessions-Schluß“) und dem Resümée: „einer der besten Filme nicht nur Deutschlands, sondern der Welt“. (Frankfurter Zeitung, 8.1.1925). Roths große Liebe galt Charles Chaplin, seine Verachtung den amerikanischen Erfolgsfilmen. Im Anhang enthält das Buch zwei Treatments: „Kinder des Bösen“ und „Der letzte Karneval von Wien“. 80 Seiten Anmerkungen liefern wichtige Informationen zu den Texten. Das Nachwort der Herausgeber beschreibt das ambivalente Verhältnis von Joseph Roth zum Film. Hans Helmut Prinzler, mehr zum Buch: drei-sensationen-und-zwei-katastrophen.html Karten und Info unter: T +43 1 42700-300 07.05.15 08:03 über den Dächern von Paris die Geheimnisse, die sich unter ihnen abspielen. Der leichte, graue Dunst über dem tänzelnden Gewirr der Schornsteine, der das erste Bild des Films überschwebt, gleicht einem Vorhang, der sich auflöst und in das Spiel verwandelt, das er in sich geborgen hat. Ist das Spiel dann zu Ende, so hat es nicht aufgehört, sondern es ist wieder eingekehrt in den fruchtbaren Nebel, der sein Ursprung ist und seine Heimat. … Die Mustergültigkeit dieses Tonfilms beruht denn auch auf der Parallelität und der gesetzmäßigen Gleichnamigkeit des Films und des Gassenhauers, der die Handlung durchwirkt, begleitet und umsäumt. Die Bilder erheben sich aus der Flut der Melodie, und sacht und ohne Aufhören umschmeichelt sie die Konturen der Bilder. Alle alte, verfallene, ewig verfallene Süße des Pariser Volkslebens entströmt ihnen: der heitere Moder der kleinbürgerlichen Wohnungen hinter den langen Fenstern von schlanker, fürstlicher Noblesse; der Kaffee- und Schnapsgeruch der engen Bistros, der anmutigsten Sündenpfüle der Welt, dieser Schenken, die keine Lasterhöhlen sind, sondern gleichsam Lastergrotten aus dem Märchen. Frankfurter Zeitung. Frankfurt a. M. Jg. 75 Nr. 805 vom 28.10.1930 „Der letzte Mann“ Der große künstlerische deutsche Film dieses Jahres heißt: Der letzte Mann. Sein Verfasser ist Carl Mayer, der einzige deutsche Film-Dichter. Ich betone "Dichter", weil es viele Manuskriptverfasser und –Verfertiger gibt. Carl Mayer aber dichtet Filme, wie man Gedichte, Erzählungen und Dramen dichtet; das heißt: er überträgt einen Stoff aus der materiellen, Aus: Rekognoszierung am Abend Es regnet Einsamkeit, Bitternis, schmutziges Wasser, Heimweh nach Kino. Selbstverständlich spielt man dort den „Faust“. Ich kenne ihn bereits. Den großen Werken nationaler Filmkunst immer wieder auf ihrem Siegeslauf durch die Welt zu begegnen ist mir von Gott verhängt. Chaplins Goldrausch sah ich nur einmal. Aber in Leningrad traf mich der Nibelungen-Film, in Paris Metropolis, in Saarbrücken der Faust. Dabei regnet es immer. Ich habe alles noch frisch im Gedächtnis, es ist die grausamste Gehirnpartie: den Engel aus Pappendeckel und Schwanenpelz, den mysteriösen Nebel, der die Metaphysik der Branche ist, Faustens Bart aus grauer Holzwolle und Gretchens Zöpfe aus dem Flachs, den sie selbst gesponnen; diese falsche Mischung aus legendarischer Naivität und hochentwickelter Großaufnahmetechnik, die beide einander nicht gewachsen sind; diese fortwährenden, mühevollen Arbeiten beim Urnebel der deutschen Mystik im Filmatelier; dieses Bestreben, es nicht billiger zu geben als mit Himmel, Erde, Pest, Gotik, Hölle: Elemente, die naiv behandelt werden sollten, aber im deutschen Film natürlich pathetisch werden; und kurz und gut, um in der Sprache der Branche zu reden: aufgewachsen beim Hexeneinmaleins! Diesen Faust soll ich nun noch einmal sehen, in Saarbrücken, weil es regnet. Mir bleibt nichts erspart. Ich werde in ein Kaffeehaus gehen. Frankfurter Zeitung, 22.11.1927 Buchpräsentation am 30. Mai um 20 Uhr im Filmhaus Kino. Eintritt frei! Kartenvorbestellungen unter [email protected] Impressum Telefonische Reservierungen von Mo. bis Do. 8.30-17 Uhr, Fr, 8.30-14 Uhr unter 522 48 14 – während der Kassaöffnungszeiten: Stadtkino im Künstlerhaus Akademiestraße 13, 1010 Wien, Tel. 712 62 76 / Filmhaus Kino am Spittelberg Spittelberggasse 3, 1070 Tel. 522 48 16. Online www.stadtkinowien.at Herausgeber, Medieninhaber Stadtkino Filmverleih und Kinobetriebsgesellschaft m.b.H., Spittelberggasse 3/3, 1070 Wien Graphisches Konzept Markus Raffetseder Redaktion Claus Philipp Druck Druck Styria GmbH & Co KG, Styriastraße 20, 8042 Graz Offenlegung gemäß Mediengesetz 1. Jänner 1982 Nach § 25 (2) Stadtkino Filmverleih und Kinobetriebsgesellschaft m.b.H. Unternehmungsgegenstand Kino, Verleih, Videothek Nach § 25 (4) Vermittlung von Informationen auf dem Sektor Film und Kino-Kultur. Ankündigung von Veranstaltungen des Stadtkinos. Preis pro Nummer 7 Cent / Zulassungsnummer GZ 02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b. StadtkinoZeitung Kulinarik im Stadtkino im Künstlerhaus 07 KOLLEKTIV LUDWIG & ADELE STELLT SICH VOR Das „Ludwig & Adele“ ist seit September 2013 für die Kulinarik im Stadtkinofoyer zuständig. Zeit, sich einmal vorzustellen. Luke Bereuter, Mathias Kappaurer und Josef Kaufmann erklären, was sie unter guter Gastronomie verstehen. Eine einzigartige Location im Herzen Wiens Als sich uns im Herbst 2013 die Möglichkeit bot, in den 1. Bezirk vorzudringen und das Stadtkino gastronomisch zu betreuen, zögerten wir nicht lange. Uns reizte die Herausforderung, den Foyercharakter des Stadtkinos mit den Anforderungen eines Restaurants zu verbinden. Auch die damit verbundene Kulturkomponente war für uns ein spannender Aspekt. Durch die Vielseitigkeit der Lokalität und Gäste, die zu Freunden geworden sind, ist das Ludwig & Adele unsere Homebase geworden. Kreativität statt überteuertes Designkonzept Bei der Einrichtung wollten wir uns von gängigen GastroDesignkonzepten abheben. Das Mobiliar sollte unsere eigene unverkennbare Handschrift tragen. Wir griffen also selbst zum Werkzeug und setzten auf klare, einfache Linien, Funktionalität und den ehrlichen Charakter von Holz. Somit verleihen unsere Tische und Sitzelemente dem Stadtkinofoyer puristischen Flair. Während der Sommersaison öffnen wir bei Schönwetter außerdem unsere selbst designte Terrassenbar und einen urbanen Gastgarten, wobei sich hier wieder unsere Liebe zum Holz zeigt. Neben unserer feinen Restaurantkarte werden auch After-Work-Snacks zum Aperitivo angeboten. Die Küche: Leidenschaft trifft Innovation Mit Ludwig Linser als Chefkoch konnten wir uns einen Mann an Bord holen, der mit seiner innovativen Küche genau unseren Stil widerspiegelt. Linser verbindet österreichische Gerichte mit asiatischen Klassikern und experimentiert mit ausgewählten Produkten. Limonaden und Tonic aus der hauseigenen Getränkemanufaktur ergänzen das Ganze – somit bieten wir unseren Gästen ein rundes, bodenständiges Konzept. Die saisonal wechselnde Karte ermöglicht unserem jungen Küchenteam die Qualität von Ludwig & Adele stets auf hohem Niveau zu halten. Unser Werdegang Angefangen hat das Ganze bereits im Frühling 2012, als wir uns relativ spontan dazu entschlossen, unsere eigene Bar im 6. Bezirk zu eröffnen: die Tonstube. Schon hier setzten wir bei allen Arbeitsschritten auf DIY und legten selbst Hand an. Auch an unserem eigenen Eistee, dem homemade Kaluko, wurde erstmals in der Tonstubenküche in Eigenregie getüftelt. Was mit einer spontanen Idee begann, entwickelte sich ziemlich schnell zu einem Selbstläufer und so kam es, dass das nächste Projekt nicht lange auf sich warten ließ. Ludwig & Adele unterwegs Im Herbst 2013 wurde uns die Möglichkeit geboten, im Foyer des Stadtkinos ein Restaurant zu eröffnen. Das Ludwig & Adele wurde ins Leben gerufen. Mit zahlreichen Caterings, unter anderem im Kulturbereich für renommierte Kunden wie die Wiener Festwochen und die Viennale, konnten wir uns zudem einen Namen in der Wiener Gastroszene machen und durften nur ein Jahr später drei weitere Locations betreuen: Nicht nur das Porgy & Bess sowie das Wien Museum, auch die Ottakringer Brauerei vertraut seit über einem halben Jahr auf unser junges Team. Und es folgt der nächste Streich Man könnte meinen, da wäre fürs erste genug zu tun, aber weil wir Vorarlberger ja bekanntlich Arbeitstiere sind, wurden jetzt wieder die Ärmel hochgekrempelt und das Prost Mahlzeit am Badeschiff und der Tonstube Beach realisiert - zwei neue Herausforderungen, denen wir uns gerne stellen. Hepa hotshit und Prost Mahlzeit Im Mai 2015 enterte unsere Crew das Badeschiff am Donaukanal. Dem altehrwürdigen Kahn wurde ein neues Konzept inklusive Anstrich verpasst und neues Leben eingehaucht. Wieder ist Holz ein zentraler Bestandteil der Einrichtung, die Gestaltung der Möbel wurde gemeinsam mit dem jungen Designkollektiv MO-NI-KA erarbeitet. Gastronomische Vielfalt Weiterhin gibt es natürlich den allseits beliebten Pool im Donaukanal. Im Restaurant am Hauptdeck, welches unter der Leitung von Ludwig Linser steht, gibt es eine maritim geprägte Bistrokarte am Abend sowie eine Salad-Bar zu Mittag, die alle Stückchen spielt. Vormittags und abends sind unsere selbstgemachten Picknickkörbe mit feinen Kleinigkeiten zum Mitnehmen erhältlich. Küchenchef ist der Vorarlberger Florian Isenberg. Ebenfalls am Hauptdeck ist die Bar von Nik Tomic untergebracht. Er serviert auch bei stürmischem Seegang ausgesuchte Spirituosen mit hausgemachten Bestandteilen. Urban Camping und Sonnenbad Das Sonnendeck teilt sich unsere Open-Air Bar mit unseren Urban Camping Mini-Lofts, welche die einzige Innenstadtbeherbergung mit Outdoorpool und großartigem Kulinarikangebot darstellen. An der Sonnenbar servieren wir Erfrischungen direkt am Liegestuhl sowie täglich wechselnde Spießkreationen. Auch die Tonstube ist mitgezogen und residiert den Sommer über neben der Laimgrubengasse auch auf weißem Sand am Festland gegenüber. Im Schiffsbauch ist weiterhin die Kegelbahn beherbergt, welche sich ausgesprochen gut für Feste erfolgreicher Seeräuberinnen und Freibeuter eignet. „EINE INFERNALISCHE KOMÖDIE IM EXTRAFORMAT.“ FAZ EIN FILM VON SCOPE 50 DER SIEGER FILM 2015 ©2014 KINO LORBER POSTER: MATT FROST ALANE DELHAYE LUCY CARON BERNARD PRUVOST PHILIPPE JORE PHILIPPE PEUVION LISA HARTMANN CORENTIN CARPENTIER STADTKINO FILMVERLEIH und NDM INTERNATIONAL SALES präsentieren eine 3B PRODUCTIONS und ARTE FRANCE Koproduktion mit PICTANOVO Mit Unterstützung des RÉGION NORD PAS-DE-CALAIS und LE FRESNOY STUDIO NATIONAL DES ARTS CONTEMPORAINS in Zusammenarbeit mit der CNC und COFINOVA 10 und der Beteiligung des CNC und TV5 MONDE Regie und Drehbuch BRUNO DUMONT Produziert von JEAN BREHAT RACHID BOUCHAREB MURIEL MERLIN Kamera GUILLAUME DEFFONTAINES Schnitt BRUNO DUMONT BASILE BELKHIRI Ton PHILIPPE LECOEUR OLIVIER WALCZAK EMMANUEL CROSET Produktionsmanager CÉDRIC ETTOUATI Regieassistenz CYRIL PAVAUX AFAR Script VIRGINIE BARBAY Casting CLÉMENT MORELLE CLAUDE DEBONNET Kostüm ALEXANDRA CHARLES Makeup ALICE ROBERT Aufnahmeleitung JULIEN BOULEY Requisiten MARTIN DUPONT-DOMENJOUD Redaktion arte JUDITH LOUIS Planungsreferentin arte MARIE-PIERRE GREGORIE Künstlerische und technische Koordination ODILE CARRIER Presse DOROTHÉE VAN BEUSEKOM TEIL 1 DERZEIT IN DEN ÖSTERREICHISCHEN KINOS - KINOSTART TEIL 2 AM 5. JUNI
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