2 1. M A I 2 0 15 Amore mio – eine Liebeserklärung an Italien Mitternacht eine Pizza essen und im Cinquecento durch mittelalterliche Gassen fahren, das ist Italien. BIRGIT KALTENBÖCK Tranquilla, tranquilla – das bekommt man in Italien zu hören, wenn man zu hektisch unterwegs ist, zu viel auf einmal machen möchte und eben so ist, wie die „Nordländer“ so sind. Italiener wissen zu leben und es sich gut gehen zu lassen. „La dolce vita“ ist nicht etwa nur eine leere Floskel, in unserem südlichen Nachbarland ist sie voller Inhalt. Davon weiß auch die gebürtige Wienerin Beate Giacovelli ein Lied zu singen und sogar ein Buch zu schreiben. Es heißt „111 Gründe, Italien zu lieben“. Ihren heutigen Mann, natürlich einen Italiener, hat sie in Schottland kennengelernt. Von dort zog das Paar nach Italien, weil ihr Mann die Zusage für die Fluglotsen-Ausbildung in Rom erhalten hatte. In Italien musste seine Frau Ein Fiat Nuova 500 hat auch in der engsten Gasse – wie hier in der mittelitalienischen Stadt Spoleto – Platz. BILD: KABÖ bei null beginnen. „Alles, was wir als alltäglich empfinden, ist in einem fremden Land ein Abenteuer. Ein Konto eröffnen oder zum Zahnarzt gehen.“ Nach einem Jahr hat sie das höchste Sprachdiplom in Italienisch gemacht. Was Giacovelli an den Italienern besonders schätzt, ist ihre Gastlichkeit. „Sie machen es einem sehr leicht, Freundschaften zu schließen.“ Heute arbeitet Giacovelli als Journalistin für deutschsprachige Zeitungen. Die Autorin kennt Tausende Gründe, warum es so glücklich macht, Italien zu lieben. In ihrem Buch (Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag) schildert sie 111 davon. In witzigen Anekdoten beschreibt sie Stolpersteine im Alltag sowie wunderliche Marotten der Italiener. Weiters schreibt sie über skurrile Erlebnisse von Neuankömmlingen, die den Sprung gewagt haben und hier geblieben sind. Vor allem aber weiht sie ihre Leserschaft in das Geheimnis der italienischen Lebensfreude und Gelassenheit ein und weckt die Sehnsucht nach einem verrückten, chaotischen Land, nach dem süßen Leben. Kurse, Kultur und Reisen auf Italienisch Vor 750 Jahren wurde in Florenz Dante Alighieri geboren. Ihrem Namensgeber widmet die Società Dante Alighieri im neuen Haus in der Strubergasse 18 besonders intensive Kulturwochen. Dazu gibt’s Italienischunterricht. Ein Pfleger der italienischen Sprache ist die Società Dante Alighieri rund um Dottor Giorgio Simonetto. Die Bereiche Literatur, Musik und Reisen und das Auseinandersetzen mit brennenden aktuellen Fragen stehen bei Dante im Vordergrund. Ein Stück von Italien ist seit Gründung des Olympia-Läuferin Samia und ihren Versuch, auf einem Flüchtlingsboot nach Lampedusa zu kommen. Für die Dante-Reisegemeinde gilt es, eine Welt für sich im tiefsten italienischen Süden, eine spröde, wenig bekannte, faszinierende Region zu entdecken: die Basilicata. Das Programm ist reich an Buchpräsentationen und zeitgenössischer Literatur. So zeigen Giancarlo De Cataldo und Carlo Bonini ihr neues Buch über Rom. „Wir vermitteln Sprache und Kultur Italiens in einem.“ Giorgio Simonetto, Società D. A. Vereins 1935 in Salzburg präsent. So singt der Liedermacher Pippo Pollina im Republic, und der Autor Giuseppe Catozzella erzählt über die Jugend der somalischen Parliamo Italiano! Dabei hilft das motivierte Kursleiterteam in Sprachkursen, Konversationsrunden, Einzelunterricht. BILDER: DANTE Ebenfalls dort spielt die Scheidung auf Islamisch in der Via Marconi, die der in Italien lebende Autor Amara Lakhous erzählt. Eine Reise zur Expo nach Mailand erkundet Esskulturen sowie Ernährungs- und Energiekonzepte der Zukunft. Die Karikaturen von Thomas Wizany schmücken seit März die neuen Räumlichkeiten im Stadtwerk. Diese sind hell und mit neuester Technologie ausgestattet. „So können wir einen modernen und abwechslungsreichen Unterricht bieten“, sagt Simonetto. Italienfans erleben Sprache und Kultur beim Zeichnen, Kochen, durch Musik, Film und Literatur. Società Dante Alighieri Salzburg Tel.: +43 662 873541 [email protected] www.dante-salzburg.at ANZEIGE LA BELLA ITALIA 2 1. M A I 2 0 15 Stadt Nachrichten 35 „Deutsch singe ich nur Strophen“ Anfang 20 war Pippo Pollina drei Jahre lang als Straßenmusiker auf Weltreise. Die zweite Station war Salzburg. Am Dienstag, 26. Mai, gibt er hier sein Best-of-Konzert mit einem Überraschungsgast. Kurz nach seinem 52. Geburtstag gibt Liedermacher Pippo Pollina ein Konzert im Salzburger Republic. In Sizilien aufgewachsen, studierte er in Palermo Jura und arbeitete als Journalist, auch um sich gegen die politische Lage in seinem Land und die Mafia zu engagieren. Die ausweglose Situation in Italien veranlasste ihn 1985, auf Weltreise zu gehen. Mit der Gitarre war er singend drei Jahre lang in der ganzen Welt unterwegs. Seit 25 Jahren hat er seinen Lebensmittelpunkt in Zürich, von dem er immer wieder Abschied nimmt, um auf Tour zu gehen. Zu sehen ist er im Salzburger Republic am Dienstag, dem 26. Mai, um 20 Uhr. Redaktion: Mit 22 Jahren sind Sie als Straßenmusiker in der ganzen Welt unterwegs gewesen. Waren Sie auch in der Stadt Salzburg? Pippo Pollina: Als erstes Land meiner Weltreise, die ich mir durchs Musizieren finanzierte, kam ich nach Österreich: Innsbruck, Salzburg, Wien. In Salzburg war ich ein paar Tage, habe nette Leute kennengelernt. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an jene Stadt, wo so viel Musik spürbar ist. Sie engagieren sich gegen Machtmissbrauch, Korruption und die Mafia. Wie geht es Ihnen mit der Situation in Ihrer Heimat Italien? Sie sind viel mit anderen Musikern unterwegs in ganz Europa. Mit welchen stehen Sie am liebsten auf der Bühne? Die meisten Ihrer Leserinnen und Leser werden Konstantin Wecker kennen. Mit ihm habe ich schon mehrmals Konzerte gegeben. Auch mit dem Duo Schmidbauer und Kälberer musiziere ich sehr gerne. Beim Konzert in Salzburg stehe ich mit meiner Band auf der Republic-Bühne. Ihre Lieder sind teilweise im sizilianischen Dialekt verfasst. Was ist der Reiz daran? Es ist ästhetischer als Italienisch. Gewisse melancholische Themen klingen im Dialekt besonders schön. Meistens aber singe ich Italienisch, Deutsch nur strophenweise. Ein ganzes Lied würde ich nicht schaffen. „Salzburger Stier“ gewonnen, aber das ist schon lange her. Wir musizierten miteinander und gingen gemeinsam auf Tour. Es hat mir gefallen, dann dachte ich mir, okay, dann bleib’ ich länger. Mittlerweile sind es 25 Jahre. Sind auch Ihre beiden Kinder musikalisch? Ja. Mein Sohn Julian wird in ein paar Tagen sein erstes Album veröffentlichen. Zurzeit ist er als Vorgruppe von Sophie Hunger, einer Schweizer Sängerin, unterwegs. Auch meine Tochter Madlaina singt, mir ihr bin ich schon mehrere Male gemeinsam auf der Bühne gestanden. Ich habe Jura studiert und wollte als Journalist arbeiten. In den 80er-Jahren schwappte Korruption über das Land. Nach einer kleinen Revolution ist nichts Sie waren auch Hauptdarsteller passiert, sodass in den 90er-Jah- im Kinofilm „Ricordare Anna“. ren wieder alles gleich gemacht Bleibt es dabei oder kommen wurde. In Italien muss die Le- noch mehrere Filme? bensphilosophie verändert wer- Es sind nun zwei Filmproduktioden. nen, die mir auch Spaß gemacht haben. Ich habe festgestellt, dass Warum leben Sie in Zürich? die Schauspielerei nicht meines Das war ein Zufall. Ich habe ist. Es ist mir zu langweilig. Ich den Liedermacher Linard Bardill hätte schon weitere Angebote bekennengelernt, der hat auch den kommen, habe aber abgelehnt. In Salzburg geben Sie ein Best-of-Überraschungskonzert. Können Sie uns vorab etwas darüber verraten? Sie haben mit Ihrer Musik eine Reihe von Preisen erhalten. Welcher hat den größten Wert? Es wird ein Kollege, Liedermacher Emanuele Belloni, als Gast auftreten. Er kommt zum ersten Mal nach Salzburg und reist dafür extra an. Titel wie „Questo Nuova Realtà“ und „Passa Il Tempo“ werden zu hören sein und einige andere Best-ofs. Es sind zwei, die mir am meisten am Herzen liegen. Zuerst der Schweizer Kleinkunstpreis. Er ist mir besonders wichtig, weil ich der erste italienische Musiker bin, der diese Anerkennung erhielt. Und dann „Premio Musica e Cultura“, er wird Künstlerinnen und Künstlern mit Zivilcourage zugedacht. Birgit Kaltenböck Wein ist wie Poesie in Flaschen BILD: SW/DUE FRATELLI LA BELLA ITALIA BILDER: BRIGITTE KUEHN 34 Stadt Nachrichten „due fratelli Proseccheria LXX“ am Herbert-von-Karajan-Platz 1 ist ein gemütliches Lokal mit angenehmer Atmosphäre, exzellenten Prosecchi und Weinen. Besuchen Sie das Lokal mit der besonderen Aussicht, gegenüber der Pferdeschwemme. Öffnungszeiten: Mo.–Sa., 15–24 Uhr, Tel: 0676/962 89 20. Mail: [email protected] ANZEIGE
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