Presseschau Stiftung Zukunft Berlin April 2015

Presseschau Stiftung Zukunft Berlin 04/2015
1. Artikel während der Stiftungswoche
20.04.2015
Pläne für Museum der Moderne in Berlin
Groß, leuchtend und auf solidem Fundament
von Birgit Rieger
Das Museum der Moderne am Kulturforum ist Berlins neues Prestigeprojekt.
Im Mai beginnt ein Architekturwettbewerb für den Neubau. Kein leichtes
Unterfangen, denn er erfordert eine beeindruckende Geste und Anpassung
zugleich.
Die Planung für Berlins neues Prestigeprojekt, das Museum für die Kunst des 20.
Jahrhunderts am Kulturforum, schreitet zügig voran. Schon sind die ersten Weichen gestellt.
Wie die aussehen, will Kulturstaatsministerin Monika Grütters in dieser Woche dem
Ausschuss für Kultur und Medien im Bundestag vorstellen. Anscheinend ist die Lust auf das
neue Haus, das die für Berlin so wichtigen Werke der Nationalgalerie und der Sammlungen
Marx, Marzona und Pietzsch endlich angemessen beherbergen soll, ungebrochen.
Und das soll es werden: ein Museum mit 14 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf
mehreren Etagen an der Potsdamer Straße vor der Matthäuskirche. Der exponierte, vom Bund,
der Stiftung Preussischer Kulturbesitz und den Sammlern einstimmig favorisierte Standort ist
nun endgültig gesetzt. Das Grundstück gehört zu rund 80 Prozent dem Land Berlin, den
restlichen Teil besitzen die Evangelische Kirche und ein Hamburger Unternehmer. Der
Regierende Bürgermeister Michael Müller hat signalisiert, dass der Berliner Grundstücksteil
kostenneutral an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehen soll.
Das bringt die Dinge zusätzlich in Schwung. Nach der Arrondierung des Grundstücks kann
der Bebauungsplan erstellt werden, eineinhalb Jahre sind dafür angesetzt. Bei diesem
Museumsbau wollen Bund und Preußen-Stiftung anscheinend die optimale Reihenfolge
einhalten. Erst der Bebauungsplan, dann der Zuschlag für den Bauauftrag. Falls es gelingt,
einen Schritt nach dem anderen zu gehen, trotz des Wunscheröffnungstermins im Jahr 2021,
kann das Risiko böser Überraschungen und Kostensteigerungen wie bei der Staatsoper oder
der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel, vielleicht von Beginn an verringert werden.
Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht.
Museumsneubau: Man ist offen für ungewöhnliche Vorschläge
Der wichtigste Punkt ist die architektonische Idee. Wie soll so ein Leuchtturm inmitten von
Leuchttürmen aussehen? Ein Museumsneubau – umrahmt von Scharouns Philharmonie, Mies
van der Rohes Nationalgalerie und der Matthäuskirche von Stüler, erfordert eine
beeindruckende Geste und Anpassung zugleich. Bereits im Mai soll ein offener,
internationaler Ideenwettbewerb beginnen, an dem sich auch junge Büros und „Architekten,
die noch keine großen Museen oder ähnliche Gebäude geplant oder realisiert haben“
beteiligen sollen, heißt es in Grütters’ Papier. Man ist offen für ungewöhnliche Vorschläge,
das ist schon mal gut.
Im Anschluss daran soll ein mehrstufiger Projektwettbewerb beginnen. Daran sollen einige
Preisträger aus dem Ideenwettbewerb teilnehmen; außerdem fünf bis zehn renommierte
Büros, die von den Bauherren explizit eingeladen werden; dazu 25 Teilnehmer, die aus einem
weiteren offenen Wettbewerb rekrutiert werden, an dem sich nur Architekten beteiligen
dürfen, die schon ein ähnliches Gebäude realisiert haben. Das gesamte Bewerberfeld besteht
dann aus ungefähr 40 Positionen, aus denen letztlich maximal sechs Entwürfe ausgewählt
werden. Die städtebauliche Gesamtgestaltung des Kulturforums ist dagegen jetzt kein Thema.
Es soll keine Verzögerungen mehr geben.
Gebäude soll als öffentlich private Partnerschaft umgesetzt werden
Grütters’ Papier gibt auch Aufschluss darüber, wie die Realisierung des Baus vonstattengehen
soll. Das Gebäude soll nämlich als ÖPP, als öffentlich private Partnerschaft, umgesetzt
werden. Das war bei der Anhörung im Haushaltsausschuss des Bundestages im Februar noch
nicht klar. Der Generalunternehmer, der sich den Auftrag schnappen will, muss einen der
sechs Sieger des Architekturwettbewerbs im Boot haben. So die Regel.
Beim ÖPP-Modell wird üblicherweise ein Generalunternehmer mit allen Aufgaben
beauftragt, von der Planung über Durchführung bis hin zum Betrieb. Der Bund und die
Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Auftraggeber würde dann eine Art Miete zahlen, wenn
das Museum in Betrieb ist. Bund und Preußenstiftung versprechen sich von dem Vorgehen
eine schnellere und kostengünstigere Realisierung, als wenn der Museumsbau in der Hand des
Bundes wäre. Das ist Neuland für alle, denn: Die sonstigen Bauprojekte der Preußen-Stiftung,
etwa die Sanierung der Neuen Nationalgalerie, werden vom Bundesamt für Bauwesen und
Raumordnung (BBR), umgesetzt.
200 Millionen Euro für den Bau des Moderne-Museums
Ob der Bau tatsächlich wirtschaftlicher durchgeführt werden kann, wenn ein privater
Unternehmer und nicht die öffentliche Hand die Verantwortung trägt, ist in Fachkreisen
umstritten. Die Erfahrungen sind divers. Die Zahlen für ÖPP-Bauprojekte sind nicht
öffentlich und können kaum verglichen werden. In Deutschland wurden bisher vor allem
Autobahnabschnitte, Schulen und Kindergärten mit ÖPP umgesetzt. In Frankreich ist das
Modell weiter verbreitet. Seit die öffentliche Hand in Frankreich aber auch die ÖPP-Bauten
im Haushalt ausweisen muss, gingen die Projekte laut Experten um ein Fünftel zurück. Im
Bundeshaushalt sind 200 Millionen Euro für den Bau des Moderne-Museums eingestellt. Das
war vor allem ein Verdienst von Monika Grütters, die nun offensichtlich weiterhin auf die
Tube drückt.
heute: Diskussion mit Tim Renner und den Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs und
Rüdiger Kruse, 19 Uhr, Haus der Commerzbank, Pariser Platz 1
http://www.tagesspiegel.de/kultur/plaene-fuer-museum-der-moderne-in-berlin-gross-leuchtend-undauf-solidem-fundament/11658770.html
20.04.2015
Standortstreit über Museum der Moderne
Wohin mit Marzona, Marx und Pietzsch?
von Birgit Rieger
Welcher Standort ist für das neue Museum der Moderne am besten?
Bundesregierung und Senat sind sich in dieser Frage einig. Der Bundestag
allerdings hat Bedenken, wie eine öffentliche Diskussion am Montagabend
zeigte.
Ist die Potsdamer Straße doch nicht der richtige Standort für das geplante Moderne-Museum,
in dem wichtige Teile der Sammlung der Nationalgalerie sowie Werke aus den Sammlungen
Pietzsch, Marzona und Marx unterkommen sollen? Steht der geplante Bau am besten an der
Potsdamer Straße, so wie es in einem Bericht der Kulturstaatsministerin Monika Grütters als
optimale Lösung genannt wird (Tagesspiegel berichtete am 20.4.). Oder würde ein
Museumsgebäude an der Sigismundstraße doch den besseren Zugang zum Kulturforum
bilden, dass dann organischer erschlossen werden könnte? Die Bundesregierung und der
Berliner Senat waren sich über den Standort Potsdamer Straße bereits einig. Aber offenbar
haben sie die Rechnung ohne den Bundestag gemacht. Das wurde bei einer öffentlichen
Diskussion am Montagabend deutlich.
Bundestag besorgte Geld
Die Bundestagsabgeordneten und Mitglieder im Haushaltsausschuss, Rüdiger Kruse (CDU)
und Johannes Kahrs (SPD), die beide auf dem Podium saßen, fühlten sich nämlich über die
Standortentscheidung der Bundesregierung nicht informiert. Dabei seien es die Parlamentarier
gewesen, die maßgeblich dafür gesorgt hätten, dass der Bund das Geld für den
Museumsneubau zur Verfügung stellte, betonte Kahrs. Er und Kruse fordern nun, dass der
architektonische Ideenwettbewerb für den Museumsneubau, der eigentlich im Mai starten
sollte, alle Standortvarianten offen lässt. Das heißt: Potsdamer Straße, Sigismundstraße und
sogar die Tiergartenstraße. Das gefährde den Zeitplan bereits jetzt, halten Kulturstaatssekretär
Tim Renner und Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (beide SPD), als Vertreter des
Landes Berlin, dagegen.
Wie kann das neue Museum das misslungene Kulturforum aufwerten?
Die Stiftung Zukunft hatte am Montagabend zu einer Diskussion mit dem Titel "Ein
Geschenk und seine Folgen" eingeladen. Das Geschenk ist das neue Moderne-Museum, für
das der Bund 200 Millionen Euro bereitstellt. Dieses Geld wollen Kahrs und Kruse im
Haushaltsausschuss nur dann schnell freigeben, wenn der für Mai angesetzte ArchitekturIdeenwettbewerb möglichst offen bleibt. Die Architekten sollen Vorschläge machen, wo der
Bau am besten stehen soll. Warum sich von Anfang an beschränken? Zu recht wurde bei der
Planung des neuen Museums für die Kunst des 20. Jahrhunderts bisher gelobt, dass der Bund,
das Land Berlin und die Nationalgalerie mit vereinten Kräften an einem Strang ziehen. Nun
zeigt sich, dass es auf Bundesebene doch unterschiedliche Vorstellungen gibt.
Es geht vor allem darum, wie der Museumsneubau das Kulturforum aufwerten kann. Wie
Aufenthaltsqualität und ein geschlossener Eindruck des Areals entstehen sollen. Und
inwiefern das jetzt mitgeplant werden kann oder muss.
Berlin soll zwei Baugenehmigungen erteilen
Berlin solle Baugenehmigungen für zwei Standorte erteilen, dann könne die beste Variante
gewählt werden, so die Kritik der Parlamentarier. Stadtentwicklungssenator Geisel dazu: "Wir
erteilen das Baurecht, wenn es gewünscht ist auch für zwei Standorte". In der gestalterischen
Pflicht sieht er Berlin nicht. "Der Bund ist der Bauherr."
"Wir dürfen uns nicht erlauben, dieses Projekt zu verstolpern", so Udo Kittelmann, Direktor
der Nationalgalerie, deren Sammlung in Teilen in das neue Haus einziehen soll. Er selbst sei
sich sicher: Das neue Haus solle neben der Neuen Nationalgalerie stehen, also an der
Potsdamer Straße. Das sei zumindest das beste für die Kunst. Was das beste für das
Kulturforum ist, könnte eine andere Sache sein.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/standortstreit-ueber-museum-der-moderne-wohin-mit-marzonamarx-und-pietzsch/11664750.html
21.04.2015
Leipziger Platz
Ein Ahorn in der Wüste - zehn Jahre Kanada-Haus
von Lars von Törne
Vor zehn Jahren wurde am Leipziger Platz die Botschaft Kanadas eröffnet.
Damals war es eines der ersten neuen Gebäude im einstigen Niemandsland.
Jetzt wird Jubiläum gefeiert.
Außenminister Joschka Fischer war gekommen, die kanadische Generalgouverneurin sowie
etliche Diplomaten, Politiker, Unternehmer und Künstler wie der Regisseur Wim Wenders.
Und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit geriet ins Schwärmen: „Dieses Gebäude
gibt dem Leipziger Platz, der vor der Wende lange Jahre wie eine Wüste aussah, einen
besonderen Glanz.“
Zehn Jahre ist es am 29. April her, dass auf dem einstigen Todesstreifen zwischen Ostund
West-Berlin die neue Botschaft Kanadas eröffnet wurde. „In wenigen Jahren werden hier die
Wunden des Kriegs nicht mehr sichtbar sein“, hatte Wowereit während der Bauzeit des
Kanada-Hauses an der Nordwest-Ecke des Leipziger Platzes prophezeit.
Und tatsächlich: Wenn man heute mit Botschafterin Marie Gervais-Vidricaire auf dem Balkon
im zehnten Stock steht und den Blick schweifen lässt, muss man die Fantasie sehr anstrengen,
um sich zu erinnern, wie kahl und unfertig es hier noch vor wenigen Jahren aussah.
Im April 2005 war die Botschaft von Baulücken umgeben, das historische Oktagon des
Leipziger Platzes nur zu erahnen. Zehn Jahre später sind mit Ausnahme des direkten
Nachbargrundstücks, auf dem eine bedruckte Plane Bauherren anlocken soll, alle damaligen
Freiflächen mit Neubauten gefüllt, gegenüber lockt ein Transparent Besucher in die Mall of
Berlin.
„Ich bin stolz, dass wir damals unsere Botschaft hier gebaut haben“, sagt Marie GervaisVidricaire später beim Gespräch in ihrem Büro. Vom Schreibtisch aus hat sie einen
spektakulären Blick über die Ebertstraße und den Tiergarten bis zum Reichstag. Die Vertreter
der kanadischen Regierung, die das 33-Millionen-Euro-Projekt in einer öffentlich-privaten
Partnerschaft mit einer privaten Immobiliengesellschaft baute, hätten damals „eine Vision von
der Renaissance Berlin“ gehabt, die heute zumindest in diesem Areal fast vollendet ist: „Es ist
aufregend, ein Teil davon zu sein“, sagt die Botschafterin.
Mit Deutschland ist die heute 59-Jährige seit Schultagen verbunden: Während der CollegeZeit in Québec-City entschied sie sich, neben Englisch und Spanisch auch Deutsch zu lernen.
Und das, obwohl sie nicht wie rund jeder zehnte Kanadier familiäre Bindungen zu dem Land
hat. Sondern aus Neugierde: „Ich wollte etwas anderes lernen, eine weitere europäische
Sprache, die mir einen Zugang zu Philosophie, Kultur und Gesellschaft eines anderen Landes
gibt.“ In der Universität setzte sie das Deutsch-Studium dann fort, neben den Fächern
Internationale Beziehungen und Journalismus. 1975 lebte sie zum ersten Mal für vier Wochen
durch einen Studentenaustausch bei einer deutschen Familie. Einen Berlin-Besuch hat sie in
besonderer Erinnerung: „Was für eine Stadt der Kontraste!“, sei damals ihre Empfindung
gewesen. Später, als Botschafterin Kanadas in Wien, besuchte Marie Gervais-Vidricaire dann
immer wieder auch Berlin. Das war damals „the place to be“, erinnert sie sich, die
Lebendigkeit der Stadt und das neue Botschaftsgebäude beeindruckten sie.
Seit eineinhalb Jahren nun leitet die Diplomatin, die zwei erwachsene Söhne hat und deren
Mann bis zu seinem kürzlich angetretenen Ruhestand ebenfalls Diplomat war, die Botschaft
am Leipziger Platz. An diesem Mittwoch wird sie aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums die
"Hauptstadt-Rede" der Stiftung Zukunft Berlin halten, in der sich traditionell Botschafter oder
Ministerpräsidenten über die Rolle der Hauptstadt Gedanken machen. Darin will sie betonen,
wie wichtig es den Kanadiern ist, dass ihre Botschaft so offen ist, wie es auch ihr Land sein
möchte. Denn anders als viele andere diplomatische Vertretungen ist das Kanada-Haus
tatsächlich bemerkenswert zugänglich für Besucher: Fast 100 000 seien es seit der Eröffnung
gewesen, sagt Gervais-Vidricaire. So habe alleine eine Networking-Veranstaltung für die
Filmbranche zur Berlinale im Februar 800 Besucher angelockt, auch bei Events zur
Tourismusmesse ITB, bei politischen Diskussionen oder Kulturveranstaltungen wie einer
Lesung von Star-Autorin Margaret Atwood im vergangenen Jahr kämen regelmäßig hunderte
Gäste.
Bei Podiumsdiskussionen wie jüngst zum geplanten europäisch-kanadischen
Freihandelsabkommen Ceta versuchen die Botschafterin und ihre Mitarbeiter, deutsche
Bedenken gegen die engere Kooperation auszuräumen, die oft damit zu tun haben, dass in der
Debatte das Abkommen mit Kanada in einem Atemzug mit dem Freihandelsabkommen TTIP
mit den USA genannt wird. „Unsere Botschaft ist: Ceta ist ein Abkommen zwischen der EU
und Kanada, einem Land mit 35 Millionen Einwohnern sowie einem Sozialsystem und
Standards, die denen in Deutschland sehr ähnlich sind“, sagt die Botschafterin. „Es geht um
eine Vision für die Zukunft, die unsere Länder einander noch näher bringt und von der beide
Seiten profitieren werden.“
Ein anderes Thema vieler Veranstaltungen ist die Einwanderungspolitik, bei der Kanada mit
seinem Punktesystem von vielen Deutschen als Vorbild gesehen wird. „Wir tragen gerne zur
Diskussion bei, aber wir sagen niemandem, was das Beste für Deutschland ist“, sagt Marie
Gervais-Vidricaire diplomatisch. So habe ihr Land zwar sehr gute Erfahrungen mit der
entsprechend den wirtschaftlichen Bedürfnissen gesteuerten Zuwanderung gemacht.
Deutschland und andere EU-Länder seien jedoch schon geografisch nur bedingt mit Kanada
vergleichbar.
Im Erdgeschoss des Hauses können sich Interessierte im Marshall-McLuhan- Salon zudem
auf interaktiven Videoleinwänden über Kanada informieren. „Es freut mich, dass die
Botschaft ein integraler Teil des öffentlichen Lebens von Berlin geworden ist“, sagt Marie
Gervais-Vidricaire. Sie schwärmt von der „kulturellen Dynamik“ der Stadt und ihrer
Lebendigkeit, die gerade jüngere, kreative Menschen auch aus Kanada anziehe. Nur an zwei
Dinge kann die Diplomatin sich bis heute nicht gewöhnen: dass es aus der Hauptstadt des
wirtschaftlich größten europäischen Landes keine Direktflüge nach Kanada gibt. „Und die
große Toleranz der Berliner für Graffiti, die die Schönheit vieler Gebäude beeinträchtigen, ist
auch schwer nachzuvollziehen.“
25. April: Tag der offenen Tür in der Botschaft von Kanada, Leipziger Platz, inkl.
Informationen über Reisen nach Kanada, Austauschprogramme, Präsentationen der Botschaft
und der Deutsch-Kanadische Gesellschaft, Snacks und Getränke, 14 bis 18 Uhr, Anmeldung
nicht erforderlich
http://www.tagesspiegel.de/berlin/leipziger-platz-ein-ahorn-in-der-wueste-zehn-jahre-kanadahaus/11663874.html
21.04.2015
Neubau für die Kunst der Moderne in Berlin
Eine neue Chance für das Kulturforum
Von Nikolaus Bernau
2021 soll der Neubau für die Kunst der Moderne in Berlin stehen, dann wird das jetzt
noch so zugige und kahle Kulturforum ganz anders aussehen. Die
Kulturstaatsministerin Monika Grütters sorgt jetzt für Tempo. Aber es müsste vorher
auch nochmal gerechnet werden.
Ob die Moderne-Sammlung der Berliner Nationalgalerie wirklich „weltweit einmalig“ ist, wie
Kulturstaatsministerin Monika Grütters in einem Bericht für den Bundestagskulturausschuss
über den planten Nationalgalerie-Neubau schreibt, sei dahingestellt. Das Centre Pompidou in
Paris oder das Museum of Modern Art in New York sollen ja auch ganz anständige
Sammlungen beherbergen. Aber dass die Nationalgalerie mehr Platz benötigt, ist seit dem
„Berliner Museumsstreit“ der frühen 1990er-Jahre bestens bekannt. Dennoch wurde damals
von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gegen weltweite Proteste beschlossen, die sinnvoll
für die Moderne nutzbaren Grundstücke am Kulturforum mit der Neuen Gemäldegalerie für
die Alten Meister zuzubauen, statt diese neben dem Bode-Museum auf der Museumsinsel zu
errichten. Eine fatale Blockade für alle Museen westlicher Kunst entstand, die erst im
vergangenen Herbst durch den Bundestag aufgebrochen wurde.
2021 soll der Neubau stehen
Am 27. November vergangenen Jahres beschloss dessen Kulturausschuss auf Initiative der
Hamburger Abgeordneten Johannes Kahrs und Rüdiger Kruse, der Preußen-Stiftung weitere
200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Am Kulturforum soll ein Haus gebaut werden,
nun wirklich für die Nationalgalerie. 14000 Quadratmeter Nutz- und nicht etwa
Ausstellungsfläche, wie zunächst gemeldet wurde, soll der Neubau umfassen. 9 200
Quadratmeter sind davon tatsächlich für die Präsentation von Kunst gedacht. Der Neubau ist
damit im Vergleich zu anderen neueren Museen für moderne Kunst keineswegs billig
kalkuliert.
Wenn die Bundestagsabgeordneten wollten, könnten sie Grütters also fragen, ob denn die
Vergleichskalkulation von 2012 heute noch haltbar ist, auf Grund derer die Preußen-Stiftung
für den Nationalgalerie-Neubau votierte. Damals unterlag die Gemäldegalerie mit ihrem
umfassenden Neubauwunsch an der Museumsinsel mit Depots, Werkstätten und Büros
diesem reinen Ausstellungshaus-Projekt auf dem Kulturforum. Für das noch nicht einmal alle
Kosten für die Grundstücke bekannt sind. An der Sigismundstraße könnte zwar auf schon
jetzt staatlichem Land gebaut werden.
Im Zentrum des Kulturforums, zwischen der Philharmonie und der Staatsbibliothek Hans
Scharouns und der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe aber gehören nur 80
Prozent der Grundstücke der Öffentlichkeit. Über den Rest wird mit der evangelischen Kirche
und einem Hamburger Unternehmer verhandelt.
Obwohl es auch noch keinen Bebauungsplan gibt, macht Monika Grütters nun noch mehr
Druck. Sie will 2021 den Neubau stehen sehen. In den nächsten Wochen soll der
Hauptausschuss des Bundestags das Geld dafür freigeben. Dann muss das Raumprogramm
der Nutzer und das Bauverfahren detailliert geklärt sein. Geplant ist ein ÖPP-Verfahren, in
dem von einer privatrechtlichen Firma gebaut wird, die Preußen-Stiftung aber nur Mieter sein
wird. Das bringt zwar vielleicht die schnelle Realisierung, wird aber aller Erfahrung nach
teuer für die künftigen Nutzer. Doch will die Kulturstaatsministerin offenkundig das sonst für
Bauarbeiten der Preußen-Stiftung zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung aus
dem Prozess heraushalten.
Auch soll schon im Mai der erste Wettbewerb eines insgesamt voraussichtlich dreistufigen
Verfahrens ausgeschrieben werden. Aus der ersten, europaweit offenen Ideenkonkurrenz
sollen fünf bis zehn Teilnehmer in die zweite Stufe, außerdem die gleiche Anzahl
eingeladener Architekten sowie etwa 25 aus einem weiteren Wettbewerb eruierte Büros. Aus
diesen etwa 40 Teilnehmern werden dann vier bis sechs Entwürfe ausgewählt, die sich mit
Realisierungsfirmen um den Auftrag bewerben können.
Mit dieser komplizierten Staffelung will Grütters erreichen, dass auch junge, unerfahrene
Büros eine Chance erhalten. Wie auch die beiden Hamburger Abgeordneten bei einer
Diskussionsveranstaltung am Montagabend sagten: Es geht nicht nur darum, betonumbauten
Raum für die Moderne-Sammlungen zu errichten, sondern dem Kulturforum eine neue
Chance zu geben.
http://www.berliner-zeitung.de/kultur/neubau-fuer-die-kunst-der-moderne-in-berlin-eine-neuechancefuer-das-kulturforum,10809150,30489276.html
22.04.2015
Stadtplanung
Ein Geschenk und seine Folgen
Von Gabriela Walde
Der Standort für das Museum der Moderne ist umstritten. Der Senat und die
Kulturstaatsministerin plädieren für die Potsdamer Straße
Im Mai soll eigentlich der Ideenwettbewerb für das Museum der Moderne anlaufen. Kurz vor
Schluss gibt es nun Streit über den endgültigen Standort des Hauses, das auch die
Sammlungen von Heiner und Ulla Pietzsch sowie Erich Marx aufnehmen soll. Ist die
Potsdamer Straße die optimale Lösung? Wer über das Museum der Moderne spricht, meint
immer auch das Kulturforum, das nach einer Neuordnung schreit.
Nun ist es so, dass die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) die letzten Monate
keinen Zweifel daran ließ, für welchen Standort sie sich entschieden hat: den Platz an der
Potsdamer Straße, zwischen Nationalgalerie und Berliner Philharmonie gelegen. "Unser
Sehnsuchtsort", sagte sie zuletzt auf einer Pressekonferenz in der geschlossenen
Nationalgalerie – mit direktem Blick auf das Gelände. Sie steht in Kontakt mit den Berliner
Sammlern Ulla und Heiner Pietzsch, Erich Marx und Egidio Marzona. Sie weiß, die Sammler
haben gemeinsam in einem Schreiben an die Preußenstiftung den Standort Sigismundstraße
abgelehnt.
Doch das sieht das Parlament offenbar anders. Die Bundestagsabgeordneten und Mitglieder
im Haushaltsausschuss Rüdiger Kruse (CDU) und Johannes Kahrs (SPD) fordern einen
offenen Wettbewerb unter Einbeziehung aller möglichen Standorte, also Sigismundstraße,
hinter der Nationalgalerie gelegen, und sogar die Tiergartenstraße, die als dritte Option
kursiert. Das gefährde aber den Zeitplan für den Ideenwettbewerb, so Kulturstaatssekretär
Tim Renner.
Für Kruse und Kahrs geht es nicht um "nur" ein Modernemuseum, sondern um die
Entwicklung des Kulturforums. "Hier muss offen diskutiert werden, um andere Optionen
nicht gleich zu verbauen. Es geht darum, das Beste für das Kulturforum zu bekommen",
findet Rüdiger Kruse (CDU). Der Ideenwettbewerb solle so breit wie möglich angelegt, die
Bebauungspläne am Kulturforum so wenig wie möglich festlegt sein.
"Eine Vorfestlegung ist gefährlich", findet auch Johannes Kahrs. Offenbar gibt es da noch
Diskussionsbedarf zwischen den Parlamentariern und der Kulturstaatsministerin. Denn erst
die Parlamentarier haben dafür gesorgt, dass der Bund die 200 Millionen Euro für das
Museum trägt. Irgendwann in der durchaus hitzigen Diskussion sagte Rüdiger Kruse: "Noch
sind die Gelder nicht entsperrt." Das hörte sich an diesem Abend an wie eine Drohung.
Am Montagabend hatte die Stiftung Zukunft Berlin geladen, symbolisch, an den Pariser Platz
Nr. 1, Sitz der Commerzbank. "Ein Geschenk und seine Folgen", so der sinnige Titel des
Abends. Das Geschenk ist das Moderne-Museum, für das der Bund überraschend die 200
Millionen Euro bewilligt hat. Auf dem Podium saßen außerdem Udo Kittelmann, Chef der
Nationalgalerie, und Wilfried Wang, stellvertretender Direktor der Sektion Baukunst der
Akademie der Künste. Volker Hassemer, ehemals Stadtentwicklungssenator und
Vorstandsvorsitzender der Stiftung, moderierte. Er selbst ist in seiner Amtszeit am
Kulturforum gescheitert. Eine "sauschwere Aufgabe", findet er das Projekt am Kulturforum.
Zwischen die Fronten geriet an diesem Abend der Berliner Stadtentwicklungssenator Andreas
Geisel (SPD). Er ging davon aus, dass Berlin und der Bund sich über das Grundstück an der
Potsdamer Straße einig sind. Seit einem Jahr hätte es Abstimmungsplanungen mit der
Staatsministerin gegeben, deren Aussage sei klar gewesen: nur Potsdamer Straße. "Und Berlin
hält seine Zusage", sagte Geisel. "So macht man das nicht", konterte Kruse. Berlin solle
gefälligst Baugenehmigungen für zwei Standorte erteilen, dann könne flexibel geplant
werden, forderte Kruse ihn auf. "Wir sind nicht der Bauherr", sagte Geisel. "Aber wir erteilen
das Baurecht, wenn es gewünscht ist, auch für zwei Standorte."
http://www.morgenpost.de/printarchiv/kultur/article139897692/Ein-Geschenk-und-seine-Folgen.html
22.04.2015
Streit über Standortfrage für das Museum der Moderne
Bundestag kritisiert Grütters-Bericht
Mitglieder des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages haben den Bericht von
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zum Bau des neuen Museums der Moderne
am Kulturforum kritisiert. Es gebe noch "keine endgültige Entscheidung des Bundestages in
der Standortfrage vor Ort", sagten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) auf einer
Veranstaltung zum Thema in Berlin. Für den Bund, der das Museum mit 200 Millionen Euro
finanzieren wird, seien noch zwei Flächen als mögliche Grundstücke für den Neubau denkbar:
an der Sigismundstraße hinter der Neuen Nationalgalerie und an der Potsdamer Straße. Sie
forderten Berlin auf, dies bei der Aufstellung des Bebauungsplans (B-Plan) zu
berücksichtigen. Grütters hatte in dem am Montag bekannt gewordenen Bericht an den
Bundestag angekündigt, dass der geplante Neubau an der Potsdamer Straße realisiert werden
soll. Dies unterstützen auch das Land Berlin und die Staatlichen Museen. Außerdem soll im
Mai bereits der Architektenwettbewerb für das Museum starten. Bausenator Geisel (SPD)
forderte den Bund auf, sich in der anscheinend strittigen Frage zu einigen. (rola)
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2015%2F04%2F22%2Fa0119&cHash=
51429ad2db373314b368386ac5c8c19f
2. Weitere Artikel
10.02.2015
Bewerbung Berlin Olympische Spiele 2024
Berliner Olympiastadium
von Armin Lehmann
Eigentlich ist es eine einfache Geschichte: Sieg oder Niederlage. Die oder wir. Berlin
oder Hamburg. Doch in der Hauptstadt geht es bei der Bewerbung um die Spiele wie
immer gleich ums Ganze. Wer sind wir, wo wollen wir hin? Eine Begegnung mit Fans
und Feinden.
Vielleicht endet diese Geschichte erst im Jahr 2024. Vielleicht schon in wenigen Wochen.
Man weiß es nicht, und das macht die Lage so diffus. Man sucht diese Geschichte, als wäre
sie in eine dichte Nebelwand geraten, kaum Konturen zu erkennen. Dabei ist es eigentlich
eine einfache Geschichte: Sieg oder Niederlage. Die oder wir. Berlin oder Hamburg. Es geht
um die Frage, welche der beiden Städte für Deutschland ins Rennen um die Olympischen
Spiele 2024 gehen darf. Schon im März wird der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)
darüber entscheiden, aber für die meisten Menschen scheint die Bewerbung noch so fern wie
ein heißer Sommertag.
Haben wir nicht andere Sorgen?
Diese eine Frage schwingt immer mit, wenn man dieser Tage durch die Stadt streift, um
Menschen zu treffen, die für oder gegen die Bewerbung sind. Es geht in Berlin, diesem
Wesen aus Metropolis und Posemuckel, bei allen großen Projekten sowieso immer gleich ums
Ganze. Wer sind wir, wo wollen wir hin, sind wir sexy oder arm oder, eine Nummer kleiner,
wie kann die Politik die Bürger von den Spielen überzeugen, wenn sie schon beim
Tempelhofer Feld gescheitert ist?
Kaweh Niroomand lächelt, denn er hat eine einfache Antwort auf diese Fragen. „Die Bürger
müssen diese Bewerbung wollen.“ Niroomand ist nicht irgendwer, sondern eine Art EdelVolunteer der Berliner Olympiabemühungen und eine der wichtigsten Personen in der
Leitungsgruppe des Senats. Nun sitzt er zwischen seinen unzähligen Terminen in Sachen
Olympia in einem Zehlendorfer Café und trinkt Tee. Der 62 Jahre alte Manager des Berliner
Volleyball-Klubs BR Volleys und Topmanager der Softwarebranche ist ein großer, smarter
Mann; er würde auch als Filmstar durchgehen mit seinem graumelierten Haar und dem
unglaublich gut sitzenden Anzug. Wer etwas über eine grundsätzlich konstruktive Haltung,
über Kampfgeist und Glaubwürdigkeit lernen will, ist bei dem gebürtigen Iraner genau
richtig.
Seine Eltern haben ihn 1965 mit zwölf Jahren aus dem Iran in den Teutoburger Wald
geschickt, nach Tecklenburg, wo er ohne ein Wort Deutsch zu sprechen auf ein konservatives
Gymnasium kam. Er war der einzige Ausländer. Er wurde Schulsprecher und später
Bauingenieur, zog 1971 nach Berlin. Die Softwarefirma für die Hotelbranche, die er
schließlich gründete und zum Weltmarktführer machte, hat er verkauft. 25 Jahre habe er rund
um die Uhr gearbeitet. Jetzt ist er frei und finanziell unabhängig, ein gemachter Mann.
Eine Frage von Stolz?
Aber was macht Niroomand? Stürzt sich ins nächste Abenteuer: „Ich brauche gute Projekte.
Und Berlin auch.“ Niroomands Vision ist ein großer städtebaulicher Entwurf, in dem Olympia
klug eingebettet wird. Ein solches Projekt angehen, heißt für ihn vor allem: dahinterstehen
und arbeiten – strategisch, ehrlich, fleißig. Es sind nicht unbedingt die Adjektive, die man mit
der bisherigen Bewerbung verbindet. Niroomand weiß das, aber er mag es nicht, wenn man
das eigene Potenzial schlechtredet; so werde man nichts. Er kann nicht verstehen, warum die
Berliner ständig zweifeln, warum in der Stadt wegen des Flughafen-Desasters die Stimmung
herrsche, wir könnten es nicht. „Umgekehrt müssen wir doch denken: Wenn wir uns jetzt
etwas vornehmen, schaffen wir das erst recht.“ Für Niroomand ist das eine Frage von Stolz.
Deshalb hat er mit seinen Mitstreitern aus dem Berliner Sport im vergangenen Sommer beim
Senat angefragt, ob man nicht mal vorbeischauen dürfe in einer Olympia-Sitzung. Niroomand
ist ein Diplomat, möchte niemanden öffentlich kritisieren, aber es ist ein offenes Geheimnis,
dass sich die Berliner Politik bis Ende des Jahres sehr schwer tat, in die Gänge zu kommen.
Als Niroomand wieder aus der Sitzung herauskam, sagte er sinngemäß: Wir müssen uns jetzt
einmischen, sonst wird es zu spät sein. Ende des Monats schon will der DOSB eine
Telefonumfrage von Forsa veröffentlichen, in der die Stimmung in Hamburg und Berlin ab
dem 22. Februar abgefragt wird. Ergibt das Votum nicht mehr als 50 Prozent Zustimmung,
heißt es, ist Berlin raus. Die fachlichen Kriterien und die technischen Daten spielen für den
DOSB zunächst eine untergeordnete Rolle. Vor allem will man auf keinen Fall mit einer Stadt
ins Rennen gehen, sagen Funktionäre hinter vorgehaltener Hand, in der die Bevölkerung erst
langwierig überzeugt werden müsste. Man kann es auch anders ausdrücken: Die
Sportfunktionäre haben Angst vor Protest und Widerstand – das IOC mag keinen Widerstand.
Doch genau darum ginge es bei einer glaubhaften Bewerbung: um eine ehrliche
Auseinandersetzung. Niroomand will sie auch, er glaubt an reformierte Spiele, einen
Gegenentwurf zum Gigantismus von Staaten, die wenig demokratisch legitimiert sind. Spiele,
bei denen sich die Stadt nicht dem Diktat des IOC unterwirft. Er sagt: „Respekt und
Bürgerengagement müssen die Säulen der Bewerbung sein.“ Keinesfalls dürfe man
spekulieren, sondern müsse seriös rechnen. Es dürften der Stadt später keine dauerhaften
Kosten auf die Füße fallen.
Bei den Olympia-Gegnern würde Niroomand mit seiner offenen Art keine Punkte machen –
und so bricht Judith Demba beim Stichwort von den reformierten, „richtigen Spielen“ in
schallendes Gelächter aus. Für die Linken-Politikerin ist das ganze System des IOC „korrupt“
und das „Reformgerede unglaubwürdig“. Deshalb schließt sie es kategorisch aus, dass es
Bedingungen geben könnte, unter denen auch für die Gegner akzeptable Spiele
herauskommen würden.
Demba und Niroomand kennen sich nicht, aber sie teilen die Leidenschaft für den Volleyball
– und die Leidenschaft zur Mobilisierung. Zur Wahrheit dieser Geschichte gehört allerdings,
dass die Mobilisierung der Olympiagegner so zäh verläuft wie die der Befürworter. Aus
autonomen Kreisen ist zu hören: „Die radikale Linke interessiert das Thema nicht, es gibt
anderes zu tun, Pegida, Flüchtlinge, anti-rassistische Arbeit eben.“
Lesen Sie, was die Gegner der Bewerbung sagen
Und so ist es kein Wunder, dass man bei den Gegnern wieder diejenigen trifft, die schon
gegen Berlins Bewerbung für das Jahr 2000 waren. Nur 25 Jahre älter. Judith Demba, 57
Jahre, hört es nicht gern, aber sie ist eine Veteranin des Widerstands. Und würde es sie nicht
geben, es gäbe in der Stadt wohl noch keine organisierte Nolympics-Bewegung. An einem
nasskalten Februartag sitzen in den kargen Räumen der Grünen Liga in der Prenzlauer Allee
zwölf Olympia-Gegner, angeführt von Judith Demba, einst sportpolitische Sprecherin der
Alternativen Liste/Die Grünen und heute einfaches Parteimitglied der Linken und
Geschäftsführerin der Naturfreunde.
Damals, vor 25 Jahren, musste Demba das Amt der sportpolitischen Sprecherin übernehmen –
es war kein anderes übrig. Sie hatte als DDR-Bürgerin gern Olympische Spiele geschaut, wird
sie später erzählen. Aber direkt nach der Wende, sagt sie heute, habe sie gespürt, dass das
nicht richtig sein könne und die Stadt überfordert ist. So ist sie da Anfang der Neunziger
reingerutscht. Heute sind fast alle Mitstreiter Dembas über 50 Jahre alt, sie kommen aus
verschiedenen Gruppen, dem Naturschutzbund, dem Wassertisch, den Pro-Tempelhofern, den
Naturfreunden, der Grünen Liga. Sie repräsentieren in ihrem Selbstverständnis den kritischen
Bürger, der sich einmischt und obrigkeitsskeptisch ist.
Politiker haben Angst: Sind Kompromisse noch möglich?
Dieser Kampf der Bürger für ihre Interessen, wie Stuttgart 21 oder Tempelhof in Berlin, wird
stetig vielfältiger. Das klassische System der repräsentativen Demokratie mit seinen Checks
and Balances reicht heutzutage für die Konsensfindung offenbar nicht mehr aus. Ohne
ausreichende Bürgerbeteiligung geht nichts mehr. Nur was passiert, wenn auch trotz
ausreichender Bürgerbeteiligung nichts mehr geht? Die Frage, die sich politische
Entscheidungsträger ängstlich stellen, lautet: Sind bei großen Projekten überhaupt noch
Kompromisse möglich?
Demba sagt, dass nicht der Senat ihr Feind sei, sondern das IOC. Die Politik sei naiv zu
glauben, sie könne Spiele nach eigenen Regeln ausrichten. Die Arbeitssitzung der
Olympiagegner wird von ihr, dunkelrot gefärbtes Haar, schwarz-rote Brille, mit strengem
Regiment geführt. Widerspruch wird nur in der gewährten Redezeit geduldet, und wenn er
kommt, wirkt sie genervt. Es ist kalt im Raum, es gibt weder Getränke noch etwas zu essen.
Widerstand ist kein Kaffeekränzchen!
Später, im persönlichen Gespräch, ist sie entspannter und erzählt, warum sie wieder OlympiaGegnerin geworden sei. Im Herbst 2013 habe sie eine Journalistin angerufen und gefragt, was
sie davon halte, dass der Senat über eine neue Bewerbung nachdenke. „Ich habe das für einen
Witz gehalten. Ich dachte, das trauen die sich jetzt nicht. Berlin bekommt nichts auf die
Reihe, die soziale Spaltung nimmt zu, die Infrastruktur ist maroder als damals. Und dann
Olympia.“ Jeder im Raum kann eine Geschichte von sozialer Ungerechtigkeit erzählen,
manche handeln von gestiegenen Mieten, andere vom Kampf der Obdachlosen um
Pfandflaschen. Dembas Beobachtung geht so: „Die Menschen werden aggressiver und
introvertierter. Sie gucken nicht mehr links noch rechts. Interessiert keinen.“
Während Niroomand und seine Mitstreiter in den Sportverbänden oder der Wirtschaft fest
daran glauben, dass Olympische Spiele ein Konjunkturprogramm wären, erwarten Demba und
ihre Freunde eine größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Angesichts dieser Fronten
scheint Konsens unmöglich zu sein. Allerdings bewegt diese Olympiadiskussion zurzeit nur
sehr wenige in der Stadt. Eine Massenbewegung für Pro oder Contra wird es frühestens
geben, wenn Berlin Kandidat werden sollte. Und so ist die Berliner Olympiabewerbung in der
Stadt kaum sichtbar. Das angestrahlte Brandenburger Tor, der bunte Fernsehturm, der BerlinFlieger mit dem Olympia-Motto, Fahnen an der Messe und dem ICC, Plakate und Aufkleber –
das gibt es. Aber eine Botschaft, eine Figur, ein Gesicht, einer, der wirklich bekannt ist und
sich traut, für Olympia einzustehen, ist nicht in Sicht. Kein Regierender Bürgermeister, kein
Sportsenator, nur das Fußvolk von der Sportjugend und viele engagierte Sportfunktionäre.
Lesen Sie, warum der Senat selbst die Autonomen fragt
An diesem Donnerstag startet der Senat einen offiziellen Bürgerdialog mit einer
Veranstaltung im E-Werk in Kreuzberg, die Olympiagegner haben Protest angekündigt. Doch
sie haben Angst, dass zu wenige kommen könnten. Einer sagt: „Wir müssen raus aus der
Komfortzone!“ Die vom Senat beauftragte Agentur hat sogar die Autonomen in Kreuzberg
besucht, um sie zum Dialog „einzuladen“. Die verdutzten Gegner haben die Gäste nach 20
Minuten wieder herausgeleitet. Sie kommen, aber nur zur Demo. Der Senat hat auch ein
Online-Bürgerbüro unter dem Titel „Was will Berlin“ eröffnet, um Beteiligung zu
ermöglichen. Viel ist nicht los im virtuellen Raum. Diese berlinische Nicht- oder AntiHaltung bringt wiederum Menschen auf die Palme, deren Beruf es ist, Berlin zu vermarkten.
Einer ihrer höchsten Repräsentanten, der Geschäftsführer von Visit-Berlin Burkhard Kieker,
sagt: „Ich bin völlig fassungslos darüber, wie riesengroß die Diskrepanz der Wahrnehmung
Berlins außerhalb Deutschlands mit der Eigenwahrnehmung der Berliner ist.“ Er, der ständig
für Berlin um die Welt reist, glaubt: „Die Welt traut uns Berlinern alles Gute zu.“ Niemand
außerhalb Deutschlands käme auf die Idee, dass Hamburg statt Berlin ins Rennen gehen
könnte.
Volker Hassemer kennt diese merkwürdige Diskrepanz der Ansichten, die mitunter herzhaft
verpeilte Verwaltung und die Berliner Meckerkoppmentalität. Lange Jahre hat er die Stadt als
Senator etwa für Stadtentwicklung begleitet, war im Senat, als die Bewerbung Berlins für die
2000er Spiele 1993 kläglich endete. Jetzt, mit 71 Jahren, ist er Vorstandschef der Stiftung
Zukunft Berlin. Und wenn man ihn trifft, sieht man nicht nur einen sportlich-schlanken
Herren mit weißem Haar, sondern einen Berlinverliebten.
Hassemer sieht – mit oder ohne Olympia – im Nebel die Konturen eines neuen Berlin. Die
„Kreativen“, die man vor Jahren noch als „Latte-Macchiato-Prekariat“ belächelt habe, seien
der Kern eines womöglich neuen Industriezeitalters der Stadt. Sie seien nicht nur kreativ,
sondern immens produktiv. Er schwärmt.
Was Olympia angeht, wäre Hassemer ein guter Brückenbauer zwischen Gegnern und
Befürwortern, er hat Sympathie für beide Seiten. Bürger, „die gleich hinter jeder Wurst
herhüpfen“, entsprechen nicht seiner Vorstellung von einer selbstbewussten Stadtgesellschaft.
„Berlin verlangt eine größere Gründlichkeit, bessere Qualität, Glaubwürdigkeit.“ Nur weil
man meint, gute Gründe zu haben, dürfe die Politik nicht sagen: Folgt uns blind! Und wenn es
jetzt unbedingt ganz schnell gehen muss, weil der DOSB sein Votum an eine einzige
Telefonumfrage hängt – empfiehlt Hassemer: Gelassenheit. „Wenn man nichts zu verbergen
hat, kann man kämpfen. Die Politik kann Hamburg sowieso nicht schlagen, das muss die
Stadt selbst können.“ Diese Stadt ist in großen Teilen schon sehr stolz auf ihr
Widerstandspotenzial. Warum nicht. Wollte die Politik Olympia wirklich, hätte sie davor
keine Angst. Widerstand gehört zur DNS der Stadt wie Individualismus und Freiheit – man
muss diese Mischung nur zu nutzen wissen. Daraus ließe sich doch ein schicker,
widerborstiger Markenkern basteln.
http://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/bewerbung-berlin-olympische-spiele-2024-berlinerolympiastadium/11349628.html
18.03.2015
12.02.2015
Der Rütli-Campus wird erweitert
Von Martin Klesmann
Vor acht Jahren hatten die Lehrer die Rütli-Schule aufgegeben. Inzwischen ist alles
anders, ein Bildungscampus Rütli ist entstanden. Ab Montag beginnen die
Erweiterungsarbeiten. Dafür müssen in Nord-Neukölln erst einmal 34 alte Bäume
gefällt werden.
Ab Montag rücken an der einst berüchtigten Rütli-Schule die Bauarbeiter an. Dann werden
erst einmal 34 alte Bäume gefällt. Es muss Platz geschaffen werden für die Erweiterung des
Campus Rütli. Denn aus der einstigen Hauptschule, der das eigene Lehrerkollegium in einem
legendären Brandbrief aus dem Jahr 2006 keinerlei Zukunft mehr gab, ist längst eine gefragte
Gemeinschaftsschule geworden. „Wir wollen künftig vier Klassen pro Jahrgang aufnehmen“,
sagte Schulleiterin Cordula Heckmann. Bis Sommer 2017, so ist es geplant, entstehen nun auf
dem Areal rund um die Rütlistraße in Nord-Neukölln vier neue Gebäude. Ein großer Neubau
ist für die Erweiterung der Schule vorgesehen. Hier sollen vor allem die Grundschüler hin, die
jetzt weit entfernt an der Weserstraße untergebracht sind. In einem weiteren Neubau wird
künftig das Fach Arbeitslehre unterrichtet, wobei auch allerlei handwerkliche Geräte zum
Einsatz kommen. Direkt daneben wird auch die neue Berufswerkstatt ihren Platz haben. Und
mit einem vierten Neubau-Projekt soll sich der Campus Rütli auch für Eltern und den
gesamten Kiez öffnen. In jenem Begegnungs- und Beratungshaus ist ein Elternzentrum
geplant, gleichzeitig soll die Pädagogische Werkstatt „Ein Quadratkilometer Bildung“ der
Freudenberg Stiftung dafür sorgen, dass im Reuterkiez wirklich ein lokaler Bildungsverbund
entsteht, wo Eltern und auch Pädagogen Beratung bekommen und Schüler Unterstützung
finden. Der Zahnärztliche Dienst sowie der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst machen
Familien zusätzliche Angebote. Die Neubauten sollen insgesamt rund 21 Millionen Euro
kosten, die das Land Berlin aufbringt. Keine Frage, es ist viel passiert seit dem Brandbrief vor
acht Jahren. Damals beschrieben die Lehrer – eine reguläre Schulleitung gab es nicht - ihren
Berufsalltag so: „Gegenstände fliegen zielgerichtet gegen Lehrkräfte durch die Klassen,
Anweisungen werden ignoriert. Einige Kollegen/innen gehen nur noch mit dem Handy in
bestimmte Klassen, damit sie über Funk Hilfe holen können.“ Die Hauptschule sei am Ende
der Sackgasse angekommen, einen Wendepunkt gebe es nicht mehr. Nur vier Jahre später
schaffte der Senat mit seiner Schulreform tatsächlich alle Hauptschulen ab und setzte auf die
neuen Sekundarschulen. Die Rütli-Schule in Neukölln wurde zu einer Gemeinschaftsschule,
an der alle Schüler von der 1. bis mindestens zur 10. Klasse zusammen lernen. Im
vergangenen Jahr machten erstmals Schüler dort sogar ihr Abitur. Der scheidende
Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) entwickelte mit vielen Helfern bald die Idee
vom Campus Rütli, viel Geld und Hilfe kam von der Stiftung Zukunft, deren stellvertretenden
Vorsitzende Christina Rau, Witwe des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau, sich
persönlich um den Wandel der Rütli-Schule kümmerte.
Bäume werden neu gepflanzt
Auf dem Campus entstanden Neubauten wie die Sporthalle. Kleingärtner und
Autowerkstätten mussten weichen. Mit dem Campus Efeuweg in Gropiusstadt versucht der
Bezirk gerade, das Campus-Konzept zu wiederholen. Für die 34 Bäume, die nun ab Montag
rund um die Rütlistraße gefällt werden, muss aus rechtlichen Gründen ein ökologischer
Ausgleich geschaffen werden. Deshalb sollen auf dem Areal wieder 49 Bäume neu gepflanzt
werden.
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/schule-in-berlin-neukoelln-der-ruetli-campuswirderweitert,10809148,29838604.html
14.02.2015
Stadtplanung
Historisch, modern und DDR-Look
Von Isabell Jürgens
Für die Gestaltung der alten Stadtmitte gibt es viele Vorschläge. Von Montag an sollen
Berliner im Internet mitreden können
Wo in anderen europäischen Metropolen die Menschen durch ihre Altstadt flanieren – im
Zentrum der Stadt – verlieren sie sich in Berlin inmitten einer Ansammlung monumentaler
Gebäude verschiedenster Bauepochen. Auf dem Schloßplatz thront das im Rohbau bereits
nahezu fertige Humboldtforum, das an drei Seiten mit den historischen Fassaden des 1950
gesprengten Berliner Schlosses verkleidet wird. Jenseits der Spree und der Spandauer Straße
schließen sich dann das trutzige Berliner Rathaus und der Neptunbrunnen aus dem 19.
Jahrhundert, die Rathauspassagen und Wasserbecken im Stil der DDR-Moderne und die in die
Ecke gedrängte mittelalterliche Marienkirche an. Überragt wird das Ganze schließlich vom
368 Meter hohen Fernsehtrum, ebenfalls errichtet zu DDR-Zeiten.
Ideen und Vorschläge, wie dieses Gebäudekonglomerat zu einer attraktiven Stadtlandschaft
verschmelzen kann, gab es in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwar viele. Doch geschehen
ist bislang wenig. Das soll sich jetzt ändern, verspricht Senatsbaudirektorin Regula Lüscher.
Unter ihrer Federführung startet am Montag ein "ergebnisoffener Dialogprozess, um auch
diejenigen anzusprechen, die bisher in der öffentlichen Debatte nicht zu Wort gekommen
sind", sagte Lüscher. Die ersten beiden Monate soll dieser Beteiligungsprozess im Internet
stattfinden. Dort können sich Interessierte über das Verfahren informieren und ihre Meinung
zum derzeitigen Zustand des Areals äußern. Am 18. April soll dann im Berliner Congress
Centrum am Alexanderplatz das erste Auftaktforum stattfinden.
Senat verzichtet auf Vorgaben
Wer auf dieser Auftaktveranstaltung, der dann bis in den Herbst hinein eine ganze Reihe von
Werkstattgesprächen, Kolloquien, Ausstellungen und "partizipativen Theaterabenden" folgen
sollen, konkrete Diskussionsvorschläge der Senatsbaudirektorin erwartet, wird enttäuscht.
"Ganz bewusst haben wir darauf verzichtet, irgendwelche Vorgaben zu machen", betonte
Lüscher am Freitag bei der Vorstellung des Konzepts. Man habe aus den Fehlern der
Vergangenheit gelernt, sagte sie in Anspielung auf den erfolgreichen Volksentscheid zum
Tempelhofer Feld, in dem die Mehrheit der Wähler sich gegen die vom Senat vorgeschlagene
Bebauung ausgesprochen hatte. "Deshalb werde ich mich mit meiner persönlichen Meinung
auch zurückhalten", ergänzte sie. Man wolle den Eindruck vermeiden, dass der
Beteiligungsprozess nur ein Feigenblatt sei, mit dem man bereits fertige Pläne verberge.
Um sich diesem Vorwurf nicht auszusetzen, gibt es deshalb auch keine architektonischen
Visionen für das Areal, die man den Forumsteilnehmern präsentieren könnte. Das war vor
fünf Jahren noch anders. Damals hatte die Senatsbaudirektorin für das 14 Hektar große Areal
zwischen Alexanderplatz und Schloßplatz, Berliner Rathaus und Marienkirche noch über
einen Architekturwettbewerb "Visionen für den Stadtkern" gesucht. "Die Stadtdebatte soll
zunächst einmal das Areal, so wie es ist, in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken",
begründete Lüscher. Deshalb habe man auch ein mit 14 Bürgern besetztes Kuratorium
einberufen, das dafür Sorge tragen soll, dass möglichst alle Interessengruppen Gehör finden.
Das Gremium ist besetzt mit Vertretern des Bezirks Mitte, Anrainern wie die
Wohnungsbaugesellschaft Mitte, der evangelische Kirche und der Vereinigung der
Geschäftsleute. Darüber hinaus sind auch Organisationen, Institutionen und Vereine wie
BUND, Stiftung Zukunft Berlin, Stiftung Berliner Schloß – Humboldtforum, Visit Berlin,
Hermann-Henselmann-Stiftung sowie das Bürgerforum Historische Mitte Berlin vertreten.
Ziel der Veranstaltungsreihe: Bis Jahresende sollen unter Mitwirkung der Öffentlichkeit
Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Areals erarbeitet und an das Abgeordnetenhaus
übergeben werden. Auf dieser Grundlage soll dann 2016 der städtebaulicher Wettbewerb für
die Mitte Berlins ausgeschrieben werden.
http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article137447066/Historisch-modern-und-DDRLook.html
14.02.2015
Ideen für die Mitte gesucht
Von Bernd Kammer
Die Senatsbaudirektorin startet einen Dialogprozess zur Gestaltung des Berliner
Zentrums
Im Streit um die historische Mitte sind jetzt die Bürger gefragt. Ihre Vorschlägen sollen
Grundlage für die Entscheidung des Abgeordnetenhauses sein.
Das Rote Rathaus zugebaut, hübsche Bürgerhäuser mit historisierenden Fassaden auf
historischem Stadtgrundriss davor und das Luther-Denkmal in der Mitte: So stellt sich die
Gesellschaft Historisches Berlin künftig die historische Mitte Berlins vor. Für
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher eine der «Extrempositionen» für die Gestaltung des
Areals zwischen Fernsehturm, Schlossneubau und Nikolaiviertel. Eine andere: Der große
Freiraum als Erbe der Nachkriegs- und DDR-Moderne bleibt erhalten. Eine Position, die
besonders bei den Anhängern der Linkspartei verbreitet ist, der aber auch die
Senatsbaudirektorin bisher nicht allzu fern stand.
Von nun an will sie sich aber mit persönlichen Äußerungen über die Zukunft des seit Jahren
umkämpften Raums zurückhalten. Denn nun sollen die Bürger zu Wort kommen. In einem
breit angelegten Dialogprozess, dessen Prozedere sie am Freitag vorstellte, sollen sie der
Politik Empfehlungen liefern, auf deren Grundlage das Abgeordnetenhaus zum Jahreswechsel
entscheiden kann. Bis Ende 2016 werde dann ein städtebaulicher Wettbewerb organisiert, der
das Programm des Abgeordnetenhauses umsetzen soll, so Lüscher.
Die Auftaktveranstaltung für den Dialogprozess, der unter dem Motto «Alte Mitte - neue
Liebe» steht, ist für den 18. April geplant. Bis zum Herbst sollen Werkstätten, Kolloquien,
Foren folgen. Konzipiert und moderiert wird das Ganze von der Agentur Zebralog, die in
einem europaweiten Ausschreibungsverfahren ausgewählt wurde. Sie hat sich auch so
sympathisch klingende Formate wie Stadtspaziergänge, künstlerische Aktionen im Stadtraum
und «partizipative Theaterabende» ausgedacht. «Wir brauchen eine solch breite
Beteiligungsorganisation, um die Berliner für dieses Thema zu begeistern», so Lüscher. Denn
alle sollen mitmachen: Anwohner, Initiativen, Experten, Touristen.
Es gehe um die künftigen Nutzungen und die Leitlinien für die Entwicklung. Die Bürger
sollen Ideen zusammentragen und die, die Übereinstimmung finden, weitergegeben an jene,
die schließlich entscheiden müssten, sagt die Senatsbaudirektorin. Sie kann sich vorstellen,
dass es «am Ende vielleicht nicht die eine Empfehlung geben wird, sondern mehrere Punkte,
die bei der Gestaltung zu berücksichtigen sind».
Eine solche Möglichkeit, über ihr historisches Zenrum nachzudenken, gebe es in keiner
anderen Stadt, sagte Stefan Richter von der Stiftung Zukunft Berlin. Diese ist zusammen mit
weiteren Stiftungen, dem Bezirksamt Mitte und Initiativen von Fachleuten Mitglied im
Kuratorium Berliner Mitte, das den Dialogprozess begleiten soll. «Wir sind die Wächter des
Dialogprozesses», so Richter, der die ergebnisoffene Diskussion als oberstes Erfolgskriterium
sieht. «Wir werden sicherstellen, dass alle zu Wort kommen und berücksichtigt werden»,
assistierte Kuratoriumsmitglied Tilmann Heuser vom Bund für Umwelt und Naturschutz
(BUND).
Ein hoher Anspruch auch angesichts der gegensätzlichen Interessenlagen bei diesem Thema.
Das Neue sei, dass die unterschiedlichen Vorstellungen nicht gegen-, sondern miteinander
diskutiert werden sollen, sagte Heuser. Lüscher, ebenfalls Kuratoriumsmitglied, will deshalb
auch nicht gleich mit der Frage starten, ob die Mitte bebaut werden soll oder nicht. «Wir
fangen viel weiter hinten an.» Sie möchte zum Beispiel erst mal erfahren, «was für dich dieser
Ort bedeutet. Und dann fragen wir, was aus ihm werden soll.»
Die Abgeordneten, die schließlich über alles entscheiden müssen, sollen in diesen Prozess
eingebunden und auf einen «Beteiligungsstatus» verpflichtet werden, wie Lüscher sagte. Die
Gefahr, dass im heraufziehenden Wahlkampf «die guten Positionen im Abgeordnetenhaus
zerfleischt werden», sieht offenbar auch Johanna Schlaack von der Gruppe Think Berlin und
ebenfalls im Kuratorium vertreten. Sie hofft auf eine «Bindungswirkung der Vorschläge.
Bevor es am 18. April richtig losgeht, gibt es eine sogenannte Warm-up-Phase, in der sich alle
Interessierten schon mal für die Auftaktveranstaltung anmelden und erste Beiträge abliefern
können. Dazu startete am Freitag die Internetplattform www.altemitte-neueliebe.de. Ab April
wird dort regelmäßig über das Verfahrens informiert. Für die Teilnahme werden die
Senatsbaudirektorin und Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am Montagabend
auch bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung werben.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/961810.ideen-fuer-die-mitte-gesucht.html
10.03.2015
21.04.2015
Dichter aus der Prignitz gewürdigt Der Schauspieler
Detlef Bierstedt las aus dem Werk von Gottfried
Benn. Junge Plattsnacker rezitierten Carl Fürböter.
Von Bernd Atzenroth
Steffenshagen Mit Vergleichen ist das immer so eine Sache. So ist es mit Detlef Bierstedt.
Der Mann ist die deutsche Stimme von Hollywoodstar George Clooney und sieht ihm gar
nicht ähnlich. Dabei ist auch sein Gesicht kein unbekanntes. Bierstedt ist seit Jahrzehnten ein
erfolgreicher und oft im Fernsehen zu sehender Schauspieler. Und ein höchst sympathisch
daherkommender Zeitgenosse obendrein. Bierstedt war am Sonntagnachmittag nach
Steffenshagen (Stadt Pritzwalk) gekommen, um aus einer Biografie über Gottfried Benn zu
lesen und Gedichte des in Mansfeld bei Putlitz geborenen Autors zu rezitieren. Nachbarn bei
Nachbarn Berliner Künstler lesen in Brandenburgs Kirchen lautet der Titel der Reihe, in deren
Rahmen diese Lesung möglich wurde. Ursprünglich sollte auch nach Mansfeld eingeladen
werden, doch dort wäre nicht genug Platz gewesen für die Gäste der Lesung. Bierstedt las aus
einer neuen Biographie, die Holger Hof über Gottfried Benn verfasst hat. Er skizzierte dabei
die Lebensstationen des am 2. Mai 1886 als Sohn eines Pastors geborenen Schriftstellers, der
schon in jungen Jahren mit seinen Eltern die Prignitz verlassen hatte. Später trug Bierstedt
mehrere Gedichte Benns vor, zum Beispiel Teilsteils und Abschied. Da man in Steffenshagen
war, gedachte man auch des dort geborenen Prignitzer Heimatdichters Carl Fürböter. Kinder
aus der Putlitzer Plattsnackergruppe von Ulla Berndt rezitierten und sangen aus seinem
Schaffen. Musikalische Akzente setzte Pritzwalks Kantor Maxim Burtsew. Die
Veranstaltungsreihe geht auf eine Initiative der Stiftung Zukunft Berlin zurück, deren
Vorstandsvorsitzender Volker Hassemer auch in Steffenshagen zugegen war. Ziel sei es, die
Kenntnis voneinander und die gegenseitige Achtung in Berlin und Brandenburg zu erhöhen.
Persönlichkeiten des Berliner Kulturlebens erweisen dabei brandenburgischen Orten die Ehre,
die durch die Initiative ihrer Bewohner zu neuer Stärke gekommen sind. Zu den Partnern der
Stiftung gehört neben dem Deutschen Theater Berlin der Förderkreis Alte Kirchen
Berlin/Brandenburg. Dessen Geschäftsführer Bernd Janowski ist Mitglied der Arbeitsgruppe
innerhalb der Stiftung, die die Reihe organisiert, und hat zusammen mit Wolf-Dietrich MeyerRath, im Förderkreis für die Prignitz zuständig, das Ereignis in Szene gesetzt. Etwa 50
Besucher der Veranstaltung kamen aus Berlin und etwa genauso viele Einheimische folgten
der Einladung in die wunderschöne Steffenshagener Dorfkirche. Meyer-Rath sieht in ihr ein
Gesamtkunstwerk. Dieses Wort nahm auch Udo Piekarek vom Heimatverein Steffenshagen in
den Mund, vor allem angesichts der Innenbemalung, die dem Künstler Robert Sandfort zu
verdanken ist. Die Begrüßung übernahm Pritzwalks Pfarrerin Ina Piatkowski. Piekarek dankte
Rath und Janowski, ohne sie wären wir nicht in den Genuss dieser schönen Veranstaltung
gekommen. Janowski hatte sich an die Gastfreundschaft und den guten Knieper in
Steffenshagen erinnert. Auch diesmal sorgte das ganze Dorf, angefangen von Ortsvorsteherin
Margit Vogel über die Feuerwehr, den Heimatverein, den Gemeindekirchenrat bis hin zur
Gaststätte Lindenkrug, die zum Selbstkostenpreis ein Schwein am Spieß zur Verfügung
gestellt hatte, für das Wohlergehen der Gäste.
Gewürdigt wurde mit der Veranstaltung auch die Arbeit des Gottfried-Benn-Förderkreises.
Nach der Lesung fuhren die Gäste zur Benn-Gedenkstätte nach Mansfeld. Im Übrigen war es
für Bierstedt ein Ausflug in bekannte Gefilde. Seine Mutter wurde ganz in der Nähe in
Preddöhl geboren. Vielleicht kommt für 2016 wieder eine Veranstaltung in der Prignitz
zustande die Stiftung hat Kontakt zum Verein Kirchturmspitze Putlitz aufgenommen.
20.03.2015
Stiftung Zukunft Berlin arbeitet an einem Intendanz-Modell für das Humboldt-Forum
Berlin auf dem Beifahrersitz
Von Gabriela Walde
Das Humboldt-Forum ist nicht weniger als das größte kulturpolitische Vorhaben des Bundes
in den kommenden Jahren. Die Ansprüche sind immens, es soll weit mehr sein als nur ein
neues Museum und auch eine Klammer bilden für die Museumsinsel gegenüber. So sorgt der
überraschende Kurswechsel des Regierenden Bürgermeisters und Kultursenators Michael
Müller (SPD) in der Stadt für viel Wirbel.
Müller hat vor einigen Tagen angekündigt, anstelle der geplanten "Welt der Sprachen" eine
Ausstellung zur Berliner Geschichte zu zeigen. "Welt.Stadt.Berlin", so der Arbeitstitel des
Projekts. Das werde, verspricht er, weder zu zusätzlichen Kosten noch zu einer
Zeitverzögerung im Bau kommen, es erfordere lediglich eine "Neumöblierung" der Beletage
im Humboldt-Forum.
Bei der Stiftung Zukunft Berlin stößt Müllers Neukonzeption durchaus auf positive
Reaktionen. "Das Gute an dem Vorstoß Müllers ist, dass er – so wie es Berlin bisher nicht
getan hat – als Bürgermeister die hochpolitische Bedeutung des Humboldt-Forums
unterstreicht", sagt Volker Hassemer, Vorsitzender der Stiftung. Mit dieser Neuausrichtung
setzt sich Berlin quasi neben dem Bund auf den "Beifahrersitz" und bekräftige selbstbewusst
seine Rolle, das Humboldt-Forum zu einem Ort der Gegenwart zu machen, der im "Dienste
der Kulturen" der Welt stünde.
Vorbereitung bis 2019
Der Zeitpunkt für den Kurswechsel sei spät, liege aber schließlich noch vor dem Richtfest,
das für Juni angekündigt ist. Für die Vorbereitung habe man noch einige Jahre Zeit. 2019 soll
das Schloss eröffnet werden. Und auch danach würde sich das Humboldt-Forum im Verlauf
immer noch "justieren", ähnlich wie das Pariser Centre Pompidou, das heute ein anderes
Profil hat als zur Einweihung.
Eine Gefahr sieht Hassemer dennoch: "Wenn Berlin sich in einem Haus, das den Kulturen der
Welt gewidmet ist, mit seinen Potenzialen, seiner geschichtlichen Leistungskraft in den
Mittelpunkt stellt, das wäre peinlich." Dann würde das Humboldt-Forum seine
"Dienstleistungsaufgabe" für die Kulturen der Welt nicht erfüllen. Bislang hat Kultursenator
Müller für das Konzept noch keine Partner, die senatseigenen Kulturprojekte will er als
Veranstalter ins Boot holen. Allerdings, so Hassemer, gäbe es Institutionen wie das HAU, die
Berliner Festspiele oder das Gorki Theater, die im Geiste der Humboldt-Brüder arbeiten. "So
kann man zum richtigen Beitrag für das Humboldt-Forum kommen."
Ein nächster Schritt muss nun die Wahl eines Intendanten sein, Müllers Neuausrichtung
könnte die Berufung womöglich aber noch beeinflussen. Die Entscheidung eines Intendanten
hängt maßgeblich davon ab, welche Gestaltungsmöglichkeiten er überhaupt noch hat im
künftigen Humboldt-Forum mit den verschiedenen Partnern. Ein hochkarätiger
Museumsmann wie der britische Kandidat Neil MacGregor hat sicher keine Interesse, sein
Amt als Frühstücksdirektor zu führen. Aber MacGregor ist ohnehin, nach allem, was man
hört, aus dem Rennen.
Unabhängig von Müllers neuen Plänen arbeitet das Team der Stiftung Zukunft Berlin seit
einiger Zeit an einem Modell für eine Gründungsintendanz. Eine Stiftung hätte den Vorteil,
dass sie ein eigenes Budget verwalten und unabhängig von der Politik entscheiden kann, also
keine Unterabteilung des Bundeskanzleramtes wäre. Der Stiftungsbeirat wäre für
programmatische Themen zuständig, könnte Vertreter von Institutionen wie dem GoetheInstitut oder dem Haus der Kulturen der Welt berufen. Das würde die "Fernkompetenz"
erhöhen, so Eckhardt Barthel von der Stiftung. Man darf gespannt sein, was
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zu dieser Fernkompetenz zu sagen hat.
http://www.morgenpost.de/printarchiv/kultur/article138597247/Berlin-auf-dem-Beifahrersitz.html
27.03.2015
NATIONALTHEATER: Stiftung Zukunft ehrt Initiative der Förderer
Erster Preis für „NThusiasten“
Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge
Ganz dicht davor waren sie schon mehrfach - und dann riesig enttäuscht, dass es nicht
klappte. Doch nun haben es die "NThusiasten" geschafft, sind sie erstmals mit einem ersten
Platz nach Mannheim zurückgekehrt. In Berlin holten sie beim Wettbewerb "Junge Ideen"
anlässlich des Symposiums der "Freundeskreise in der Kultur" der "Stiftung Zukunft" den
Sieg. Die "NThusiasten" waren 2008 von den Freunden und Förderern des Nationaltheaters
gegründet worden. Sie wenden sich an Schüler ab 16, Studenten und junge Berufstätige.
Unter dem Motto "Wir nehmen Dich mit" bieten ihnen die "NThusiasten" gemeinsame
Besuche im Theater und in Akademiekonzerten zu einem günstigen Preis, Werkeinführungen
vor der Vorstellung durch Dramaturgen und Regisseure sowie Nachgespräche mit
Schauspielern und Sängern, Führungen hinter den Kulissen sowie Partys an. Sie haben ferner
ein Zusatzprogramm kreiert wie "TheaterKlatsch" und "Dramatischer Salon". Mehrfach war
dieses Projekt schon für Preise nominiert, etwa für den Titel "Förderverein des Jahres" oder
für den "Deutschen Engagementpreis". Das letzte Quäntchen Glück fehlte aber in der
Endrunde.
Doch diesmal, in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin, war alles anders. Bei
dem eintägigen Symposium hatten Vertreter vieler Kulturinstitutionen gemeinsam erörtert,
wie sie junges Publikum gewinnen und dann auch halten können. Junge, aufstrebende
Kulturfördervereine aus ganz Deutschland durften dabei ihr Konzept präsentieren. Neben den
"NThusiasten" hatte ein Auswahlkomitee auch den "Jungen Kunstfreunden" aus Chemnitz
sowie den "Jungen Freunden der Kunsthalle Hamburg" die Chance gegeben, das als Jury
fungierende Publikum des Symposiums von ihrer Idee einzunehmen.
"Beste junge Idee"
"Wir hatten nur fünf Minuten Zeit, wobei die präsentierten Ideen nicht nur neuartig und
innovativ, sondern auch auf andere Vereine übertragbar sein mussten", berichteten die
"NThusiasten"-Teammitglieder Josephine Thomer und Markus Mertens, die stellvertretend
für das derzeit achtköpfige ehrenamtliche Organisationsteam präsentierten. Beim abendlichen
Empfang im Jüdischen Museum Berlin gab's dann großen Jubel, als die Mannheimer als
"Beste junge Idee" ausgezeichnet wurden.
Die Auszeichnung sei "eine Belohnung für das langjährige Engagement" und gleichzeitig
"Ansporn, auch in Zukunft nicht locker zu lassen, Großes zu wagen und innovativ zu
denken", so Thomer und Mertens. Sie wollten weiter alles versuchen, "junge Mannheimer zu
begeisterten Theaterliebhabern zu machen".
http://www.morgenweb.de/mannheim/mannheim-stadt/erster-preis-fur-nthusiasten-1.2172901
31.03.2015
Ausgabe 03/2015, Veranstaltungen Rückblick
Stiftung Zukunft Berlin als Gastgeberin für
Förder- und Freundeskreise der Kultur
Für Niedersachsen in Berlin
Stiftung Zukunft Berlin als Gastgeberin für Förder- und Freundeskreise
Fachtagung deckt Bedarfe auf
Förder- und Freundeskreise sowie Institutionen aus dem Kultur- und Museumsbereich kamen
kürzlich auf Einladung der Stiftung Zukunft Berlin in der Landesvertretung zu einer
Fachtagung zusammen. Nach der Begrüßung durch Niedersachsens Dienststellenleiter
Michael Pelke, der die gemeinsamen Interessen an partizipativen Kunstprojekten betonte und
die Anwesenden zu den Veranstaltungen des Kulturprogramms „inspektionen // teilhabe_n“
einlud, gab Dr. Matthias Dreyer (Stiftung Niedersachsen) einen breiten Überblick über die
Mitgliedergewinnung und -bindung.
Er betonte den Wert des Engagements von Förder- und Freundeskreisen, das weit über eine
finanzielle Unterstützung ihrer Institution hinausgehe und von Öffentlichkeitsarbeit bis zu
zeitlichem Einsatz bei Hilfsarbeiten für die jeweilige Institution reiche. Dabei hob er auch den
emotionalen Aspekt hervor, der nach seinen Worten für die Motivation der Mitglieder eine
wichtige Rolle spielt. In anschließenden Praxis-Foren tauschten die 130 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer ihre persönlichen Erfahrungen aus, entwickelten sehr engagiert ihre Ideen weiter
und konkretisierten Bedarfe. In ihrem Resümee zog die Moderatorin des Symposiums,
Professorin Ingrid Stahmer (Forum Freundeskreise der Stiftung Zukunft Berlin) den Schluss,
dass die Mitgliederbindung der Freundinnen und Freunde zukünftig verstärkt werden könne,
wäre es ihnen möglich, sich mit mehr Mitverantwortung für ihre Institutionen einbringen zu
können. Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner würdigte in seinen Worten am Abend der
Fachtagung das Engagement von Freundeskreisen in der Kultur. Sie leisteten im Kultur- und
Museumsbereich einen wichtigen Beitrag. Ein Höhepunkt des Tages zweifellos: Der
Freundeskreis NThusiasten vom Mannheimer Nationaltheater konnte den Preis des
Wettbewerbs „Junge Ideen“ aus den Händen von Dr. Volker Hassemer Vorstandsvorsitzender
der Stiftung Zukunft Berlin) entgegennehmen.
Deren Ideen hatte die Mehrzahl der Teilnehmenden des Symposiums als Siegerideen gewählt.
Ihr Format „Wir nehmen Dich mit!“ konnte vollauf begeistern und selbst Dr. Hassemer
musste neidvoll anerkennen, dass ein solches Angebot bis jetzt in Berlin seinesgleichen sucht.
Die aus den verschiedensten Bundesländern angereisten „Freunde“ nahmen neue Kontakte
und Inspirationen für ihre Arbeit mit nach Hause.
http://fuer-niedersachsen-in-berlin.de/2015/03/stiftung-zukunft-berlin-als-gastgeberin-fuer-foerderund-freundeskreise-der-kultur/