Werte und Wertschätzung leben Interview

Werte und Wertschätzung leben
Interview «Freiwilligenarbeit»
Helferfest des SATUSSportfests 2014 in Suhr
Gedicht «Der Weg ist das Ziel»
zum SVKT-Themenkreis 2015
swissfit
Offizielles Organ von Swissfit
(SATUS Schweiz und SVKT Frauensportverband)
Nr. 2 April 2015
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SWISSFIT
TITELSTORY
TITELSTORY
Möglichkeitsangebote und deren selbstbestimmte, teils orts- und zeitunabhängige,
Konsumation führen zum Wunsch nach einer
flexiblen und individuellen Freizeitgestaltung. Die Zahl der Aktivmitglieder in den
letzten Jahren zeigt jedoch, dass die Bereitschaft und das Interesse bestehen, für
gemeinsame Werte einzustehen. Diese sind
im Sportverein vielfältig. Über die sportlichen Leistungen hinaus, vertritt ein Sportverein zusätzlich Werte wie Toleranz und
Respekt gegenüber anderen, das Akzeptieren und Einhalten von Regeln, aber auch
Kameradschaft, Integration, Gesundheitsförderung und -prävention, Fairness, Hilfsbereitschaft, Selbstvertrauen und Selbstdisziplin. Doch diesen Werten kann nur
Leben eingehaucht werden, wenn sich Vereinsmitglieder durch ehrenamtliches und
freiwilliges Mitwirken dafür engagieren
(siehe Interview mit Theres Arnet-Vanoni,
Werte des Breitensports und Werte im Sportverein
Werte und Wertschätzung leben
ZAIR A ORSCHEL
as tragende Fundament des Schweizer Sports ist der Breitensport, der
von den Sportvereinen organisiert
wird. Dabei fördern der Breitensport und
die Sportvereine nicht nur die sportlichen
Leistungen, sondern leisten darüber hinaus
auch wertvolle Arbeit für das Gemeinwohl.
Über 20 000 Sportvereine sind gemäss
Auswertung des Bundesamt für Sport
BASPO in der Schweiz aktiv und ermöglichen rund einem Viertel der Bevölkerung
einen einfachen und vielfältigen Zugang zu
Bewegung und Sport. Möglich ist dies weitgehend aufgrund unzähliger freiwilliger und
ehrenamtlicher Mitglieder. Der Breitensport
zeichnet sich durch seine Vielfalt an Inhalten
aus: Er umfasst Leistungsvergleiche in Form
von Wettkämpfen und Turnieren, bietet
dafür verschiedene Bewegungsangebote,
baut Talente für den Übertritt in den Spitzensport auf und steht gleichzeitig für Entspannung, Gesundheit, Spiel, Gemeinschaft
und Erlebnis. Es ist diese Vielfalt an Inhalten,
die im Breitensport als gesellschaftlich för-
D
«Der Breitensport zeichnet
sich durch seine Vielfalt an
Inhalten aus».
derungswürdig angesehen und von der
Bevölkerung zu schätzen sind.
GEFÖRDERTE UND GEFORDERTE
WERTE IM BREITENSPORT
Die Förderung des Breitensports beinhaltet
die politische und finanzielle Unterstützung.
Das BASPO gliedert die Sportförderung in
der Schweiz in drei Bereiche: Nachwuchs
(Jugend und Sport), Spitzensport und Breitensport. Um dessen Förderziel, der altersunabhängigen und barrierefreien Aktivierung von Bewegung und Sport, zu erreichen,
ist eine Vielzahl staatlicher wie auch privater Akteure involviert. Auf staatlicher Seite
sind dies namentlich der Bund, die Kantone
und die Gemeinden. Der Bund (das BASPO)
sensibilisiert zusammen mit Swiss Olympic
die Politik und die Öffentlichkeit für die Thematik der Breitensportförderung, definiert
die Rahmenbedingungen, organisiert mit
weiteren Akteuren die Aus- und Weiterbildung im organisierten Sport und fördert diesen mit ordentlichen Budgets zusätzlich zu
Swisslos, Lotterie Romandie und Sport-Toto-Fonds-Geldern finanziell. Für die finanzielle Förderung der Sportvereine ist nicht
mehr nur eine ausgewiesene Regelmässigkeit des Bewegungsangebots als Rahmen-
bedingung ausreichend. In der heutigen Zeit
gilt es zusätzlich Werte wie Nachhaltigkeit,
Partizipation, Chancengleichheit, Kontinuität und Qualitätssicherung zu vermitteln
und zu erfüllen. Diese Vorgaben werden von
Bund und Kanton an die Verbände, Gemeinden und Sportvereine herangetragen. Die
auf gesetzliche Grundlagen gestützte Vorarbeit des Bundes und der Kantone ist wichtige Voraussetzung für die Unterstützung
auf Gemeindeebene. Denn die Gemeinden
übernehmen eine tragende Rolle für die
Sport- und Bewegungsförderung, indem sie
den bedeutenden Bau und den Betrieb von
Sportanlagen sicherstellen und so den
Sportvereinen eine Basis für ein vielfältiges
Sportangebot bieten. Aufbauend auf dieser
Grundlage sind es jedoch die Menschen in
den Vereinen, die die geforderten und geförderten Werte in die Tat umsetzen.
WERTE UND WERTSCHÄTZUNG IM
SPORTVEREIN
Der vereinsinterne Umgang mit den vorgegebenen Förderrahmenbedingungen stellt
für die Sportvereine eine Herausforderung
dar. Zu berücksichtigen sind zudem die
gesellschaftlichen Veränderungen. Eine
hohe berufliche Belastung, die unzähligen
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MEHR INFORMATIONEN
www.baspo.admin.ch > Dokumentationen > Sportvereine in der Schweiz – Zahlen, Fakten und Analysen zum organisierten Sport
www.baspo.admin.ch > Dokumentationen > Sport Schweiz 2014 – Sportaktivität und Sportinteresse der Schweizer Bevölkerung
www.baspo.admin.ch > Themen >
Förderung > Breitensport > Breitensportkonzept > Werkstattbericht zum Breitensportkonzept
www.swissolympic.ch > Ethik > Freiwilligenarbeit
www.swissolympic.ch > Ausbildung /
Schule
… sondern auch Spiel, Spass und Geselligkeit.
Foto: S.Hofschlaeger / pixelio.de
FÖRDERUNG:
Die Plattform ecosport.ch von Swiss
Olympic unterstützt nachhaltige Massnahmen an Sportveranstaltungen mit
30 000 Franken.
«Der Sportverein lebt
vom Ehrenamt und
der Freiwilligenarbeit».
Nicht nur die sportlich messbare
Leistung gehört zum Breitensport
und zum Vereinsleben…
Foto: S. Hofschlaeger /
pixelio.de
SWISSFIT
Details zu den Förderbeiträgen und
zu den spezifisch unterstützten Massnahmen:
www.ecosport.ch/unterstzuetzung
Präsidentin Benevol Schweiz). Dieses
Engagement kann man nicht genug stark
und häufig wertschätzen. Denn alle Breitensportförderung bewirkt nur dann etwas,
wenn diejenigen, die für die Vereinswerte
einstehen, Wertschätzung erfahren.
Das Leben von Werten und deren Wertschätzung ist Kernthema der Vereine und
der Gesellschaft.
Ohne freiwilliges Engagement und Mitwirken
bleiben diese Matten nach dem Training auf
dem Sportplatz liegen.
Foto: lichtkunst.73 / pixelio.de
Interview mit Theres Arnet-Vanoni, Präsidentin von Benevol Schweiz und SVKT-Mitglied,
zum Thema Freiwilligenarbeit geführt von Zaira Orschel
Portrait
Theres Arnet-Vanoni
Foto: zvg
Was sind die in Vereinen vertretenen Werte
und wieso gilt es diese zu wertschätzen?
Die Vereine – so auch die Sportvereine –
leisten einen wesentlichen Beitrag für die
Gesellschaft. Sie ermöglichen Teilhabe, soziale Kontakte und Integration und sie
unterstützen unbürokratisch dort, wo
Unterstützung nötig ist. Vor allem die vielen
Sportvereine sind aus dem Bereich der
Gesundheitsförderung nicht wegzudenken.
BENEVOL Schweiz ist die Dachorganisation der regionalen Fachstellen
für Freiwilligenarbeit. Die Benevo-Fachstellen informieren und beraten
Personen, Organisationen und Vereine zu allen Aspekten der Freiwilligenarbeit. Freiwilligenarbeit ist ein gesellschaftlicher Wert und Beitrag an
Mitmenschen und Umwelt.
Die freiwillig Engagierten bringen ihre
Kompetenzen ein, gewinnen weitere dazu
und entwickeln sich so persönlich. Betrachten wir die Tatsache, dass die in der
Freiwilligenarbeit geleisteten Stunden fast
gleich hoch sind, wie im ganzen Gesundheits- und Sozialbereich bezahlte Arbeit
geleistet wird, so können wir den enormen
Wert und Nutzen für die Gesellschaft
abschätzen. Deshalb ist es wichtig, dass
Freiwillige und Vereine die Freiwilligenarbeit
ausweisen. Dieses Sichtbarmachen
ermöglicht die öffentliche Anerkennung.
Wie sieht für Sie Wertschätzung für
Freiwilligenarbeit in Vereinen aus?
Die Wertschätzung für Freiwilligenarbeit in
Vereinen ist vielseitig: Die Freiwilligen haben
ein Anrecht auf persönliche, individuelle
Anerkennung. Möglichkeiten der Mitsprache
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SWISSFIT
TITELSTORY
und Beteiligung an Entscheidungsfindungen
fördern die Motivation und die Zugehörigkeit. Weiterbildung ist eine wesentliche
Form der Anerkennung und Wertschätzung
und unterstützt die eigenen Kompetenzen.
Freiwillige haben Anspruch auf Einführung in
ihre Aufgaben, Begleitung, Austausch und
regelmässige Auswertungen. Alle effektiven
Auslagen sind zu entschädigen (Spesenregelung). Damit die wertvolle Ressource Freiwilligenarbeit und ihre Wirkung in der ganzen
Wichtigkeit und Breite sichtbar wird, ist den
Freiwilligen einen Nachweis über die Art und
Dauer ihrer Tätigkeit und die dabei eingesetzten und erworbenen Kompetenzen auszustellen (www.dossier-freiwillig-engagiert.
ch). Damit werden die im freiwilligen Engagement geschulten Kompetenzen übertragbar.
Wie wandeln sich Werte in der Zeit? Welche
Veränderungen nahmen Sie in den letzten
Jahren wahr?
Die Motivationen der Freiwilligen haben sich
verändert. Noch in den 90er Jahren standen
für viele Bereiche der Freiwilligenarbeit die
altruistischen Motive – mir geht es gut, ich
will anderen helfen – im Vordergrund. Die
neuen Umfragen zeigen, dass die Freiwilligen etwas tun wollen, das sie für sinnvoll
INFOS
und wichtig halten, bei dem sie gemeinsam
mit anderen etwas bewegen können.
Was ist der Nutzen der Freiwilligkeit in der
heutigen Zeit?
Freiwilliges Engagement ist ein Blick über
den Tellerrand, es ermöglicht Tätigkeiten
auszuprobieren, die im strukturieren
Arbeitsalltag häufig nicht gefragt sind. In
der Freiwilligenarbeit treffen wir Menschen
und Lebenssituationen, denen wir sonst nie
begegnet wären und dies gibt Anstösse und
bereichert.
Beheimatung erfolgt immer mehr über Interessen: nicht mehr der Ort oder das Quartier
ist unsere Heimat, sondern die Menschen in
unserer Umgebung, mit denen wir unsere
Interessen und Vorstellungen teilen. Das
Engagement in Vereinen und Organisationen ermöglicht uns, Gleichgesinnte zu finden und uns damit an neuen Orten und in
neuen Umgebungen schnell daheim zu fühlen. Mittlerorganisationen wie die BENEVOL-Fachstellen (www.benevol-jobs.ch) helfen, denjenigen Einsatz zu finden, der Freude
macht, den eigenen Interessen entspricht
und aus der eigenen Sicht Sinn macht.
Hat freiwilliges Engagement Grenzen? Wo
machen Sie diese aus?
Sportlicher Steckbrief:
Theres Arnet-Vanoni, Präsidentin BENEVOL Schweiz,
wohnhaft in Oberägeri/ZG
Meine Tätigkeiten im sportlichen Bereich:
– Mitglied SVKT Neuheim seit 1989,
– Schiedsrichterin C Volleyball und Trainerin 2 Volleyball (20 Jahre Damen und 12
Junioren)
– Organisatorin Plauschmeisterschaft ZGtv Volleyball (12 Jahre)
– Leiterin Muki- und Vaki-Turnen (7 Jahre)
– Durch mein Engagement im Sportbereich machte ich den «Sprung» in die Politik.
– Bewegung gehört zu mir wie Nordic Walking, Skifahren und Schneeschuhlaufen,
Velofahren, Wandern, Yoga.
Frau Arnet
in den Bergen
Foto: zvg
SWISSFIT
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Freiwilligenarbeit wird unentgeltlich geleistet und soll mit der Erwerbsarbeit vereinbar
sein. BENEVOL Schweiz empfiehlt für Freiwilligenarbeit im Jahresdurchschnitt pro
Woche sechs Stunden. Dies ermöglicht vielen Menschen, sich zu engagieren und reduziert die Gefahr der Abhängigkeit von Vereinen von einzelnen Personen. Die Rollen,
Aufgaben, Kompetenzen und Verpflichtungen sind eindeutig zu definieren. Und: Jede
Person darf und soll das Mass ihres eigenen
Engagements selbst definieren – Freiwilligenarbeit muss aus freien Stücken sein in
Art und Umfang.
Wie kann Freiwilligenarbeit politisch
gefördert werden?
Freiwilligenarbeit ist ein gesellschaftlicher
Beitrag an Mitmenschen und Umwelt. Schon
diese Aussage ist politisch gefärbt. Freiwilliges Engagement bedeutet Teilhabe und
Mitgestaltung der Gesellschaft.
Freiwilligenarbeit muss wahrgenommen und
einbezogen werden als wichtige Ressource,
die den Zusammenhalt und die Entwicklungen in unserer Gesellschaft stützt. Das freiwillige Engagement darf nicht als selbstverständlich hingenommen und vorausgesetzt
werden, sondern muss stärker anerkannt
und mit unterstützenden Rahmenbedingungen und Massnahmen gefördert werden. Die
Vereine und Organisationen müssen durch
Fachstellen wie die regionalen BENEVOL
Stellen unterstützt und beraten werden
können mit Informationen, Instrumenten
und Weiterbildung. Dazu sind auf jeder
Ebene – Bund, Kantone und Gemeinden –
Ressourcen notwendig. Nur damit können
wir auch in Zukunft auf eine solidarische
Gemeinschaft zählen.
Brücke verbindet: Alle Teilnehmenden der Delegiertenversammlung Swissfit vereint auf der Panoramabrücke in Sigriswil
6. Delegiertenversammlung Swissfit in Sigriswil
Swissfit, die Brücke, die SATUS
und SVKT verbindet
Am 14. März 2015 fand im Solbadhotel in Sigriswil die 6. Delegiertenversammlung
statt. 23 Personen fanden den Weg nach Sigriswil. Sie befanden über wichtige
Traktanden und wurden orientiert darüber, was alles läuft.
Mehr Informationen zur
Arbeit von BENEVOL und zu
deren Dienstleistungen
finden sich auf:
www.benevol.ch
Einmal mehr beherbergte das Solbadhotel in
Sigriswil die Teilnehmenden der 6. Delegiertenversammlung von Swissfit. Im Vorfeld zur Versammlung wurden die Delegierten kulinarisch verwöhnt.
23 Personen aus den Verbänden SATUS Schweiz
und SVKT Frauensportverband folgten der Einladung.
Christian Vifian, Präsident von Swissfit, führte
gekonnt durch die Delegiertenversammlung.
Doris Pauchard erläuterte den Finanzabschluss
2014, die Budgets 2015 und 2016 und beantwortete fachmännisch die gestellten Fragen. Esther
Schwestermann, Revisorin, berichtete über die mit
Adolf Schmid vorgenommene Revision. Sie
bedankte sich bei allen Beteiligten für ihre Arbeit
und empfahl die Annahme der Rechnung.
Informationen rund um das Geschehen in Swissfit konnte den verschiedenen Jahresberichten
entnommen werden. 2014 darf mit Stolz als sehr
erfolgreiches Swissfitjahr bezeichnet werden.
Verschiedenste Projekte konnten abgeschlossen
werden, wie z.B. «Gemeinsames Verbandsorgan»
mit Projektleiterin Andrea Pauchard. Die Rückmeldungen zum neuen ‹swissfit› waren durchwegs
positiv.
Der Vorstand setzt sich zusammen aus:
– Christian Vifian, Präsident
– Irma Suter, Vizepräsidentin
– René Hefti, Sport und Fachorganisationen
– Doris Pauchard, Finanzen
– Rita Bucher, Mitglied
– Edith Bättig, Mitglied
– Andrea Pauchard, stv. Geschäftsführerin
– Silvia Wägli, Geschäftsführerin
T E X T U N D F OTO S S I LV I A W Ä G L I
Christian Vifian führt durch die Delegiertenversammlung
Teilnehmende der
Delegiertenversammlung