Der Reiz des Neuen - www.passion2015.de.

Allgäu-Kultur
NUMMER 100
Der Reiz des Neuen
Zugabe
VON ERNST T. MADER
Waaler Passion Regisseur Florian Werner will das traditionsreiche Spiel „dramaturgisch bereichern“.
Denn Besucher kommen immer weniger aus religiösen Gründen, sondern wollen packendes Theater sehen
Waal Er ist einer, der sich sofort auf
das fokussieren kann, was gerade
ansteht. Das merkt man im Gespräch mit Florian Werner schnell,
und das ist wohl auch eine Grundvoraussetzung für seine Arbeit. Denn
der 43-Jährige hat nicht nur die Intendanz des Stadttheaters Landsberg inne und arbeitet am Gymnasium des benachbarten Klosters
St. Ottilien als Theaterpädagoge.
Seit 2009 ist Werner auch Spielleiter
der Waaler Passion. Heuer inszeniert er zum zweiten Mal das traditionsreiche Spiel vom Leiden und
Sterben Christi auf der Bühne des
Theaters in der Ostallgäuer Gemeinde. Dabei hat er konkrete Vorstellungen für eine modernere Version, wie er im Interview erklärt.
Haupt voll Blut und Wunden“ geschrieben, der sich in verschiedenen
Versionen durch das gesamte Stück
zieht. Andererseits ist die Textvorlage von Arthur Maximilian Miller mit
ihrem Wechsel zwischen Dialekt,
hochdeutscher Prosa und Versen eine
interessante Grundlage, mit der man
sehr gut arbeiten kann.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit
mit dem großen Laienensemble?
Werner: Das ist eine sehr reizvolle
Sache. Denn die kontinuierliche
Neu- und Umbesetzung der Rollen,
die mir sehr wichtig ist und bei der
ich mir auch kaum reinreden lasse,
bringt zusätzlich Leben und Abwechslung in die Inszenierungen. So
ist Benedikt Hornung, der heuer
den Jesus spielt, ein ganz anderer
Typ als der Christus von 2009. Das
beeinflusst natürlich auch das Spiel.
Insgesamt habe ich den Eindruck,
dass hier alle Beteiligten – nicht nur
auf der Bühne – sich und ihre Arbeit
sehr schätzen und das gemeinsame
Ziel verfolgen, diese Tradition, aber
auch ihr eigenes Theatergebäude zu
erhalten. Wir sind hier absolute
Selbstversorger – das macht Spaß.
Herr Werner, noch eine Woche bis zur
Premiere der Passion. Steigt so langsam die Nervosität?
Werner: Natürlich gibt es zum Ende
hin immer ein bisschen Hektik.
Aber das ist angenehmer Stress.
Denn ich habe mir diese Tätigkeit
ausgesucht und bin damit recht
glücklich. Außerdem liegen wir
recht gut im Zeitplan.
Ist inzwischen Routine im Spiel?
Schließlich ist die Passion 2015 schon
Ihre zweite in Waal und mit dem
Franziskusspiel 2012 die dritte große
Inszenierung am dortigen Theater.
Werner: Routine ist ja immer ein
bisschen negativ belegt. Aber dass
die organisatorischen Abläufe inzwischen gut eingespielt sind, dass sich
alle Beteiligten gut kennen und einander einschätzen können, das sehe
ich durchaus positiv. Wenn man wie
Inszeniert die Passion in Waal: Regisseur Florian Werner.
ich 2009 ganz von vorne anfangen
muss, dann kostet das sehr viel
Energie. Die kann ich jetzt in die Inszenierung stecken.
Können die Zuschauer also mit neuen
Akzenten beim traditionsreichen Passionsspiel rechnen?
Werner: Im Gegensatz zu meinem
Vorgänger Otto Kobel bin ich ein
Foto: Mathias Wild
Regisseur, der vor allem als Schauspieler denkt und inszeniert. Deshalb mache ich einige Dinge anders,
aber nicht alle. Ich denke, die Mischung aus Bewährtem und Neuem
macht den Reiz aus. Man kann so ein
Passionsspiel sicher nicht so aufziehen, wie es das deutsche Regietheater in der heutigen Zeit tun würde.
Auf der anderen Seite haben wir ne-
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Der Mai beschwingt und er beschert Ihnen in rtv Land & Leute, dem Landmagazin Ihrer
Tageszeitung, einen Strauß bunter, lesenswerter Geschichten. Lesen Sie, wie sich ein
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Selbermachen!
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Wie setzten Sie diesen Anspruch um?
Werner: Ich habe beispielsweise die
Szene, in der Jesus bei Freunden zum
ersten Mal sein Leiden und Sterben
ankündigt, gestrichen. Dafür habe
ich eine fiktive Szene eingefügt, in
der er seine Unterstützer besucht.
Dabei kommt auch Maria Magdalena
zum ersten Mal ins Spiel. Das ist mit
Blick auf das Neue Testament vielleicht nicht ganz korrekt, dramaturgisch aber durchaus bereichernd.
Beim Bühnenbild, das zu einem großen Teil von Projektionen von Jeanette Arnd leben wird, schaffen wir
diesmal auch kleinere Räume für entsprechende Szenen. Bei der musikalischen Gestaltung, die wieder in der
Hand von Hans-Joachim Willrich
liegt, gibt es ebenfalls neue Akzente.
Er hat einen neuen Chorsatz zu „O
● Seit 1621 gibt es Waaler Passionsspiele, die auf ein Gelübde aus der
Pestzeit zurückgehen. Damit ist die Gemeinde zwischen Kaufbeuren und
Buchloe der älteste und einzige Passionsspielort in Bayerisch-Schwaben.
● Premiere der Passion ist am Sonntag, 10. Mai, (für geladene Gäste).
● Weitere Aufführungen im 600 Zu-
IHR ER TAG ES ZE ITU NG
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GARTEN
ben dem schrumpfenden klassischen
Publikum, das vor allem aus religiösen Gründen nach Waal kommt,
eine immer größere Zahl an Zuschauern, die dort ansprechendes
Theater sehen wollen. Wir müssen
beiden Gruppen gerecht werden.
Ist in diesem Zusammenhang auch der
von Ihnen angepeilte Rhythmus zu sehen, das Waaler Theater künftig alle
drei Jahre zu bespielen?
Werner: Aus ökonomischer Sicht und
solange die Beteiligten mit Freude
dabei sind, ist das sicher sinnvoll.
2021 gibt es die Waaler Passion seit
400 Jahren, da wird auf jeden Fall gespielt. Und dazwischen würde ein
anderes Stück gut reinpassen – vielleicht auch eines, das ein paar Frauenrollen mehr aufweist.
Wenn man hierzulande Passionssiele
inszeniert, schielt man dann zwangsläufig auf das große Oberammergau?
Werner: Oberammergau spielt für
mich gar keine Rolle. Die Spiele dort
haben eine ganz andere Struktur, die
sind in einer ganz anderen Liga. Das
gilt auch für den dortigen Regisseur
Christian Stückl. Wenn es eine Parallele gibt, dann vielleicht die, dass
mit Stückl und mir Regisseure an
eine traditionsreiche Institution gelassen wurden, die die Sache etwas
anders, etwas umtriebiger angehen.
Das tut der Passion in Oberammergau gut – und hoffentlich auch der in
Waal.
Interview: Martin Frei
Seit 1621 gibt es in Waal Passionsspiele
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SAMSTAG, 2. MAI 2015
schauer fassenden Theater bis
4. Oktober immer sonntags von 13 Uhr
bis 17 Uhr (nicht am 24. Mai, 19.
Juli, 23. August).
O Karten gibt es in den Service-Centern unserer Zeitung, Telefon
0831/206 55 55 sowie im Internet:
www.passion2015.de
I
» [email protected]; Fax: 0831/206-137
Blick
auf Bäume
D
as
innerste
Geheimnis
der Welt nennt
die Bibel den
„Baum der Erkenntnis“. Ein
willkürlich
gewählter Begriff?
Eine
beliebige
Metapher? Hätte es auch eine Rose
sein können? Oder ein Blitz? Warum sperrt sich etwas dagegen,
vom „Schwein der Erkenntnis“ zu
reden? Macht wirklich nur Gewohnheit die Komik aus, wenn es
heißt: An allen Wurzeln dürft ihr
nagen, nur an dieser nicht?
Manche erinnern sich mit Bert
Brecht noch an eine Zeit, in der
Gespräche über Bäume als Verbrechen gelten konnten. Vor dreißig
Jahren wich diese Scheu ihrem Gegenteil: Eine Mehrheit der Deutschen, gerade im Allgäu, trieb lange
Zeit die Sorge um, künftige Generationen könnten Bäume nicht mehr
als alltäglichen Anblick empfinden. „Waldsterben“ wurde zum
Angstwort und der Baum zum
Pflegefall. Die Sorge sorgte für Bewegung in der Politik: Abgasnormen für Fabriken und Autos verbesserten die Qualität der Luft für
Menschen und die übrige Natur.
Was die nicht davon abhielt,
Wäldern auf andere Weise zuzusetzen: Vor gut einem Monat fegte
ein Orkan durchs Land und knickte oder entwurzelte Bäume in Massen. Getarnt als Niklas, also mit
dem harmlosen, nur leicht veränderten Namen eines Mannes, der
ansonsten Geschenke bringt und
besser zu Weihnachten passt als zu
Ostern.
Inzwischen können sich Hänsel
und Gretel in jedweder Kombination wieder in den Wald trauen und
Herzen mit ihren Namen in die
Rinde eines Baumes schnitzen. Herz
und Harz gehören einfach zusammen.
Nun sind Bäume keine Spezialität
des Allgäus. Dem Auge aber erscheinen sie hier oft auf eine besondere Weise: ganz deutlich als Einzelwesen. Natürlich kann man auch
zwischen Lech und Bodensee unbeanstandet Bäume umhauen, auch
im Garten – wenn sie nicht ausdrücklich unter Schutz stehen –,
während die Erweiterung eines
Klos um sieben Zentimeter über die
bisherige Grundfläche des Hauses
hinaus einer amtlichen Genehmigung bedarf. Aber häufiger als in
Gebieten mit Ackerbau blieben im
Allgäu Bäume stehen: allein auf einer Wiese, allein bei einem Wegkreuz, allein auf einem Hügel. Und
der Blick kann auf ihnen ruhen.
Keine bizarre Natur lenkt ihn ab.
Und wir können spüren, wozu Bäume vor allem da sind: um einfach
da zu sein.
Starauftritte bei
der Schubertiade
in Hohenems
Landestheater:
Zweckverband will
Beiträge erhöhen
Heavy-Metal-Oper
„Kanaan“ unter
freiem Himmel
Hohenems Sieben Teile hat die diesjährige Schubertiade in Hohenems
und Schwarzenberg (Vorarlberg).
Es werden wieder erstklassige Sänger und Musiker auftreten. Der erste Teil läuft noch bis 10. Mai im
Markus-Sittikus-Saal Hohenems.
Ausschnitte aus dem Programm:
● Das Modigliani Quartett mit der
Klarinettistin Sabine Meyer ist am
Montag, 4. Mai (16 Uhr), zu Gast
(mit Brahms’ Klarinettenkonzert,
Mozart- und Schubert-Quartetten).
● Die Sopranistin Annette Dasch
singt am Montag, 4. Mai, um 20 Uhr
Lieder von Schubert (begleitet von
Wolfram Rieger am Klavier).
● Pianist Martin Stadtfeld spielt
am Mittwoch, 6. Mai (20 Uhr),
Werke von Schubert und Schumann
● Fazil Say (Klavier) und das Minetti Quartett widmen sich am
Donnerstag, 7. Mai (20 Uhr),
Haydn, Schubert und Mozart. (az)
Karten unter 0043/5576/720 91.
Memmingen Die Landkreise, Städte
und Gemeinden im Zweckverband
des Landestheaters Schwaben (LTS)
müssen künftig mehr zahlen. Der
Verband möchte seine Beiträge ab
2016 um fünf Prozent anheben.
Dieser Vorschlag stellt eine Reaktion auf steigende Personalkosten dar,
die bei der Sitzung des Gremiums in
Memmingen Thema waren. Bei der
Jahresrechnung 2014 ergibt sich laut
Oberspielleiter Peter Kesten ein
Plus von 22 000 Euro, das in die
Rücklage fließt. Einer der Gründe
für den positiven Abschluss des
Haushalts ist das Engagement des
Landestheaters in Form sozialer
Projekte, die Fördergeld in die Kasse bringen. Auf der anderen Seite
sorgten höhere Personalkosten für
steigende Ausgaben. Der Zweckverband will dieser Entwicklung mit
der Beitragsanhebung begegnen –
eine konkrete Entscheidung hierzu
soll aber erst im Herbst fallen. (ver)
Marktoberdorf Die Heavy-MetalOper „Kanaan – The Story of Abraham“ des Landestheaters Schwaben
ist am Samstag, 9. Mai, um 20 Uhr
in Marktoberdorf zu sehen. Bei guter Witterung wird das Werk unter
freiem Himmel beim Modeon aufgeführt, ansonsten im Haus. „Kanaan“ ist eine Kooperation des Landestheaters mit den israelischen
Heavy-Metal-Musikern von „Orphaned Land“ und „Amaseffer“ sowie dem Graffiti-Künstler Loomit
und thematisiert die Wurzeln von
Judentum, Christentum und Islam.
Das Stück erzählt die biblische Geschichte Abrahams in lyrischer
Form und empfindet die Motive
und Gefühle der Protagonisten
nach. Mit der Aufführung endet die
Saison im Modeon 2014/15. (az)
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Karten-Vorverkauf unter Telefon
08342/40 123 und zum Direktausdruck im Internet unter www.modeon.de