Presseunterlagen 20. April 2015

Herzlich willkommen!
Hilfswerk Österreich
Hilfswerk Pressekonferenz
am 20. April 2015
Pflege: Die demographische
Atempause ist vorbei.
Jetzt kommt der große Sturm!
Pflege ist Thema. Aber pflegen heißt mehr.
Die Hilfswerk Initiative rund um Älterwerden und Pflege,
Gesundheit und Vorsorge.
Hilfswerk Österreich
Unsere Jahrespartner.
Hilfswerk Österreich
Franz Kolland
Univ.-Prof. für Soziologie an der Fakultät für
Sozialwissenschaften der Universität Wien
und Leiter der Forschungsgruppe Alter(n)
Hilfswerk Österreich
Warum das Thema?
Die demografische Entwicklung signalisiert einen Bruch, der sich in
den nächsten Jahren massiv auf die Entwicklung der
Pflegebedürftigkeit auswirken wird
 Statt der geburtenschwachen Jahrgänge der 30er Jahre
rücken die geburtsstarken Jahrgänge der 40er Jahre ins
Pflegealter nach.
 Der Anstieg ist dabei sprunghaft. Von 1938 auf 1939 gab es in
Österreich eine Geburtensteigerung von 47%.
Hilfswerk Österreich
Lebendgeborene in
Österreich 1930-1950
160.000
140.000
120.000
1938-1939
+ 47%
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950
Quelle: Statistik Austria
Hilfswerk Österreich
Warum das Thema?
 Pflegebedürftigkeit nimmt im hohen Lebensalter stark zu.
 Besonders signifikant ist dieser Zusammenhang ab dem 75.
Lebensjahr. Das zeigt die Grafik über den Anteil an
Pflegegeldbeziehern an den jeweiligen Altersgruppen in
Österreich (Ende Dezember 2014).
 Die geburtenstarken Jahrgänge befinden sich gerade am Fuße
dieser Steigung.
Hilfswerk Österreich
Prävalenz für
Pflegebedürftigkeit nach
Alter 2014
Anteil der Pflegegeldbezieher Ende 2014
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
0
5
10
15
Lebensalter
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
90
Quelle: BMASK, Statistik Austria, eigene Berechnungen
Hilfswerk Österreich
Warum das Thema?
Die Übersicht der Geburten in Österreich in den letzten 100 Jahren
und die Verteilung der Wohnbevölkerung nach Altersgruppen
Anfang 2014 zeigt, dass wir uns hinsichtlich Pflegebedürftigkeit am
Beginn eines 30jährigen Anstiegs mit mehreren Gipfeln
befinden, von denen der erste unmittelbar vor uns liegt.
Hilfswerk Österreich
Geburten im Vergleich
zum Alter der
Wohnbevölkerung
180.000
Lebendgeburten pro Jahr
160.000
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
Wohnbevölkerung nach Geburtsjahr
Anfang 2014
40.000
20.000
2013
2010
2007
2004
2001
1998
1995
1992
1989
1986
1983
1980
1977
1974
1971
1968
1965
1962
1959
1956
1953
1950
1947
1944
1941
1938
1935
1932
1929
1926
1923
1920
1917
1914
0
Quelle: Statistik Austria
Hilfswerk Österreich
Geburten im Vergleich
zum Alter der
Wohnbevölkerung
180.000
Lebendgeburten pro Jahr
160.000
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
Wohnbevölkerung nach Geburtsjahr
Anfang 2014
40.000
20.000
2013
2010
2007
2004
2001
1998
1995
1992
1989
1986
1983
1980
1977
1974
1971
1968
1965
1962
1959
1956
1953
1950
1947
1944
1941
1938
1935
1932
1929
1926
1923
1920
1917
1914
0
Quelle: Statistik Austria
Hilfswerk Österreich
Walter Marschitz
Geschäftsführer
Hilfswerk Österreich
Hilfswerk Österreich
Warum das Thema?
Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Prävalenz für
Pflegebedürftigkeit (= Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Alter
pflegebedürftig zu werden) zurückgeht, sie dürfte ziemlich parallel
mit der Entwicklung der Hochaltrigkeit steigen.
Hilfswerk Österreich
Pflegebedürftigkeit steigt
mit Alterung
Pflegeprävalenzen 2011 nach Alter und Geschlecht bezogen auf die
Bevölkerungsfortschreibung des Zensus 1987 vgl. mit Zensus 2011
Hilfswerk Österreich
Warum das Thema?
Rechnet man den Anteil der Pflegegeldbezieher in Österreich mit
31.12.2014 mit den Bevölkerungsprognosen der Statistik Austria
hoch, ergibt sich für die kommenden Jahre folgende Entwicklung:
Hilfswerk Österreich
Entwicklung der
Pflegebedürftigkeit in
Österreich
auf Basis der Pflegegeldzugangskriterien 2014
540.000
534.480
523.168
520.000
512.804
503.070
500.000
493.697
484.665
475.863
480.000
466.831
460.000
457.058
440.000
420.000
400.000
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
Quelle: BMASK, Statistik Austria, eigene Berechnungen
Hilfswerk Österreich
Warum das Thema?
Durch politische Maßnahmen (Erschwerung des Zugangs zu
Pflegegeld, z.B. mit 1.1.2015) kann zwar die Zahl der
Pflegegeldbezieher, nicht aber die Zahl der Pflegebedürftigen
selbst eingebremst werden.
Hilfswerk Österreich
Derzeitige Versorgung der
Pflegebedürftigen
85 %
der Menschen werden zu Hause betreut und wollen
auch zu Hause betreut werden.
Daher muss auf diesen Bereich ein besonderer
Schwerpunkt gelegt werden.
Hilfswerk Österreich
Derzeitige Versorgung der
Pflegebedürftigen
24-Stunden (5%)
Mobile
Dienste (25%)
Pflegeheim
(15%)
Zu Hause
(85%)
Angehörige
(55%)
Hilfswerk Österreich
Othmar Karas
Präsident
Hilfswerk Österreich
Hilfswerk Österreich
Die Herausforderung
In den nächsten Jahren gibt es pro Jahr
Pflegebedürftige mehr.
10.000
Das bedeutet jährlich:
ca.1.500 zusätzliche Heimplätze
ca. 1.000 zusätzliche Pflege- und Betreuungskräfte
ca. 1.000 zusätzliche Personenbetreuer
ca. 150 Millionen Euro Mehrkosten
Hilfswerk Österreich
Die Herausforderung
Dies sind eher optimistische Annahmen, weil sie
von einem gleichbleibenden Anteil pflegender
Angehöriger ausgehen.
Tatsächlich ist angesichts gesellschaftlicher Entwicklungen eher
von einem Rückgang der Angehörigenpflege auszugehen.
Hilfswerk Österreich
Dringendes Handeln
geboten
Wir können diese Entwicklung nicht tatenlos an
uns herankommen lassen, wir müssen aktiv etwas
tun.
Momentan wird aber in allen Diskussionen und Reformvorhaben
der Langzeitpflegebereich im Vergleich zum Spitalsbereich stark
vernachlässigt.
Hilfswerk Österreich
Ziel: leistbare Versorgung
aller Pflegebedürftiger
Ziel muss die Sicherstellung einer leistbaren
Versorgung für alle Pflegebedürftigen sein.
Dafür müssen die Angebote ausgebaut werden, geeignetes
Pflege- und Betreuungspersonal zur Verfügung stehen und die
langfristige Finanzierung gesichert sein.
Hilfswerk Österreich
Die wichtigsten aktuellen
Handlungsfelder
5 Handlungsfelder sind besonders dringlich und
aktuell:
■ Die Langfristige Sicherung der Pflegefinanzierung
■ Die Ausbildung der Pflegekräfte
■ Die Bezahlung der Pflegekräfte
■ Der Ausbau der mobilen Dienste
■ Verbesserungen bei der 24-Stunden-Betreuung
Hilfswerk Österreich
Langfristige Sicherung
der Pflegefinanzierung
Finanzierung/Nachfolgeregelung Pflegefonds
■ Ende 2016 läuft die bisherige Pflegefondsregelung aus, bis
2018 gibt es im Regierungsprogramm eine politische
Vereinbarung über die weitere Finanzierung
■ Grundlage der Pflegefinanzierung ist eine Bund-LänderVereinbarung aus dem Jahr 1993, seit deren Abschluss sich
viele Dinge geändert haben
■ Es soll daher eine neue Bund-Länder-Vereinbarung mit klarer
Aufgabenteilung und österreichweit vergleichbaren
Rahmenbedingungen abgeschlossen werden
■ Die Finanzierung soll gemeinsam mit der Pensionsreform und
in Verbindung zur Gesundheitsreform geklärt werden
Hilfswerk Österreich
Ausbildung der
Pflegekräfte
Reform von Berufsrecht und Ausbildung der
Pflegekräfte
■ Die Diskussion über die Reform der Gesundheitsberufe (GuKG) wird
momentan aus der Sicht und im Interesse der Krankenhäuser geführt.
■ Die österreichische Ausbildung ist seit Jahren veraltet und macht den
Berufseinstieg unattraktiv.
- Einbindung ins Regelbildungswesen (BHS Gesundheits- und Sozialberufe, FHS)
- duale Ausbildung in Zusammenarbeit mit den Trägern
- eine Grundausbildung für alle Settings (Spital, Pflegeheim, häusliche Pflege)
- Förderung von Kursen für Um- und Wiedereinsteiger/innen (Heimhilfe)
■ Die Kompetenzen sind zu kasuistisch geregelt  große Zahl von
Betreuungspersonen beim Kunden.
■ Ein modernes Berufsrecht und eine zeitgemäße Ausbildung muss die
Attraktivität für die Pflegeberufe steigern, um den wachsenden Bedarf
decken zu können.
Hilfswerk Österreich
Bezahlung der
Pflegekräfte
Gehaltsdiskussion Ärzte und Pflegekräfte
■ In Folge der Arbeitszeitregelungen in den Spitälern fordern
nicht nur die Ärzte sondern auch das Pflegepersonal eine
höhere Bezahlung.
■ Wenn die Länder diesen Forderungen im Spitalsbereich
nachkommen, müssen sie auch im Bereich der
Langzeitpflegebereiche die Gehälter (im eigenen Bereich und
mittelbar über die Kostensätze) anpassen.
■ Eine einseitige Besserstellung des Spitalsbereichs darf nicht
zu Rekrutierungsproblemen im Langzeitpflegebereich führen.
Hilfswerk Österreich
Ausbau der mobilen
Dienste
Versorgung durch mobile Dienste
■ Mobile Dienste sind das wichtigste Angebot zur Entlastung
pflegender Angehöriger und ermöglichen den Menschen den
Verbleib in den eigenen 4 Wänden.
■ Die Versorgung mit mobilen Pflegediensten soll österreichweit
sichergestellt werden, die Rahmenbedingungen für die
flächendeckende Versorgung insbes. ländlicher Gebiete
müssen verbessert werden.
■ Die Selbstbehalte sind im Pflegebereich höher als im
Gesundheitsbereich. Dies führt zu teuren Fehlsteuerungen.
■ Die Kosten für die Betroffenen sollen für den einzelnen
österreichweit transparent und nach objektiven,
nachvollziehbaren Kriterien gestaltet sein.
Hilfswerk Österreich
Verbesserungen bei der
24-Stunden-Betreuung
Verbesserung der 24-Stunden-Betreuung
■ Die 24-Stunden-Betreuung ist mittlerweile ein unverzichtbarer
Bestandteil des österreichischen Versorgungssystems. Sie wäre
kurzfristig nicht substituierbar.
■ 40% der Betreuten haben eine demenzielle Erkrankung.
■ Jeder, der dieses System aus ideologischen Gründen in Frage
stellt, stellt die Betreuung tausender älterer Menschen in Frage.
■ Trotzdem herrscht Verbesserungsbedarf punkto Qualitätssicherung
und Vermittlung.
■ Die Förderung wurde in den letzten 8 Jahren – trotz
Preissteigerungen, die durch den Staat selbst verursacht wurden
(Sozialversicherung) – nicht angepasst.
■ Qualitätssteigerung durch neues Gewerbe und Förderrichtlinien
Hilfswerk Österreich
Der Hilfswerk
Pflegekompass.
Die erste multimediale
Orientierungshilfe
rund um Pflege und
Betreuung in
Österreich.
kompakte und
maßgeschneiderte
Information für
Betroffene & Angehörige
- in einer
kostenlosen
Servicebroschüre
- im Web unter:
pflegekompass.hilfswerk.at
Hilfswerk Österreich
Unser Informations- und
Beratungsangebot.
Was bieten wir außerdem noch an?
■ persönliche Information und Beratung
für Interessierte, Betroffene und Angehörige
– in unseren Einrichtungen,
– bei der Beratungsstation der Hilfswerk Family Tour
(57 Stationen, von April bis November 2015)
■ Service Hotline 0800 800 820
(gebührenfrei aus ganz Österreich)
■ Gratis-Info-Paket
mit Hilfswerk Pflegekompass und weiteren nützlichen
Informationsbroschüren rund um das Älterwerden
Hilfswerk Österreich
Vielen Dank!
Hilfswerk Österreich