70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges

05
Mai 2015
24. Jahrgang
Mesačník Nemcov na Slovensku • Monatsblatt der Deutschen in der Slowakei
Das ehemalige
g Lager
g Novákyy
70 Jahre
Ende des Zweiten Weltkrieges
Warum das rechte Erinnern gut ist
Es gibt keinen Weg zum Frieden, wenn nicht der Weg schon Frieden ist.
Martin Luther (1483 - 1546)
Inhalt
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 Infoservice
Besuch vom Deutschen Bundestag bei den Karpatendeutschen
Klaus Brähmig: „Vertriebenenpolitik ist ein Bohren dicker Bretter“
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Vorsitzender des EU-Ausschusses des Deutschen Bundestages
zu Besuch in Pressburg
Berlin: Konferenz zur Geschichte der Deutschen in der Slowakei
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 Aus den Regionen
Anerkennung der Verdienste von Frau Rosina Stolár-Hoffmann
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Ein Blick zurück und zwei nach vorne – Jahresversammlung in Pressburg
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Von der Glashütte in das Tal des Baches Parna
Pressburgerkipferl.sk auf Deutsch vorgestellt
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Jahreshauptversammlung in Kaschau
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34. Bundestreffen in Karlsruhe
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 Jugendblatt
Besuch der karpatendeutschen Jugend im rumänischen Oradea
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 Berühmte Zipser
Metzenseifner in Amerika – John Gabel (1872-1955)
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 Mundartecke
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Mundarten im Hauerland
 Gedanken zur Zeit
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Warum das rechte Erinnern gut ist
 Geschichtskapitel
14-15
Das ehemalige Lager Nováky
 Erinnerungen
70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges
Das Ende des Zweiten Weltkrieges: Schicksalsmonat Mai 1945
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 Nachrichten aus Heim und Familie
18 - 19
19
Wir gratulieren
In stiller Trauer
 Kaleidoskop
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Hopgarten lädt ein
Kultur - und Begegnungsfest
Editorial
Impressum
Ein einzigartiger
karpatendeutscher
Künstler
Stefan Weißer ist 1920 in Königsberg an der
Gran (Nová Baňa) geboren. Die Jugend hat er
in Kesmark verbracht und studierte dann an der
Kunstakademie in Prag. Ein Jahr unterrichtete er
in Kesmark, nach dem Krieg kam er nach Pfarrkirchen in Bayern, wo er im Schuldienst tätig
war. Er war ein besonders vielseitiger Künstler,
neben der Malerei beschäftigte er sich auch mit
Gebrauchsgraphik und Restaurierungsarbeiten.
Dieses Aquarell zeigt den Alten Markt mit dem
Rathausturm in Kesmark.
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TERMINE
im Juni
7. Juni,
Hopgarten –
23. Tag der Zipserdeutschen Kultur
19. – 20. Juni, Prerau/Přerov,
Mähren – Erinnerung
an die Hinrichtung der
Karpatendeutschen
vor 70 Jahren
26. – 27. Juni, Kesmark – 20.
Kultur- und Begegnungsfest
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Infoservice
Besuch vom Deutschen Bundestag bei den Karpatendeutschen
Vom 14. bis 16. April besuchten die Slowakei die Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion
des Deutschen Bundestages Uta Bertram und
Klaus Brähmig. Nach einem kurzen Abstecher
nach Ungarn und einer Besichtigung der Altstadt von Pressburg traf die Delegation im Museum der Kultur der Karpatendeutschen ein.
Sie besichtigten die Ausstellung und darauf-
Klaus Brähmig (Dritter von rechts) spricht bei dem Empfang im Stadtamt Metzenseifen
Besuch im Museum der Kultur der Karpa- Im ostslowakischen Kaschau stand auch ein Stadttendeutschen in Pressburg (von links nach rundgang mit der karpatendeutschen Jugend auf
rechts: Ondrej Pöss, Klaus Brähmig, Ute Ber- dem Plan
tram, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Botschafter
Thomas Götz)
hin wurde über die Lage und Pläne des Museums und die Unterstützung der kulturellen
Aktivitäten der deutschen Minderheit gesprochen. Am Regierungsamt der Slowakischen
Republik trafen die Gäste die Beauftragte des
Bevollmächtigten für nationale Minderheiten
Mária Jedličková. Im slowakischen Nationalrat hat die Parlamentarier der stellvertretende
Parlamentsvorsitzende und Vorsitzende der
Deutsch-Slowakischen Freundschaftsgruppe
Miroslav Číž empfangen.
Am Abend ging es weiter in die Ostslowakei. Dort hatte die Delegation ein besonders reiches Programm: Stadtrundgang
und Gespräche mit der Bürgermeisterin von
Metzenseifen Valerie Flachbart, Besuch des
Museums des ehemaligen Staatspräsidenten Rudolf Schuster und Gespräche mit den
KDV-Mitgliedern und der Jugend. In Kaschau
hat man noch kurz das besonders schöne
Stadtzentrum besichtigt. Unterwegs nach
Hopgarten wurde ein Kranz an der Kriegsgräberstätte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Preschau niedergelegt. Bei
Alt-Lublau besuchte die Delegation ein erfolgreiches Unternehmen, welches durch die Karpatendeutsche Assoziation unterstützt wird.
In Hopgarten erwarteten sie die Vereinsmitglieder aus der Oberzips sowie die Bürgermeisterin und ehemalige Europaabgeordnete
Zita Plaštinská. Kinder aus der Grundschule
Hopgarten begrüßten die Gäste mit deutschen Liedern. Nach angenehmen, lockeren
Gesprächen übernachtete die Delegation in
Oberrauschenbach. Früh am nächsten Tag
fuhren sie dann nach Krakau weiter.
Red
Klaus Brähmig: „Vertriebenenpolitik ist ein Bohren dicker Bretter“
Der deutsche Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig ist Vorsitzender der soziologischen Gruppe
der Vertriebenen, Aussiedler und
deutschen Minderheiten der CDU/
CSU-Fraktion. Bei seinem Besuch in
der Slowakei stand er dem Karpatenblatt Rede und Antwort.
KB: Ihre Arbeitsgruppe im deutschen Bundestag trifft einmal pro Woche zusammen. Wie muss man sich
denn so eine Sitzung vorstellen?
Klaus Brähmig: Weil parallel Termine
sind, kommen von den 71 Mitgliedern so
um die zehn bis fünfzehn Kollegen. Da versuchen wir dann Anträge,
die im Bundestag laufen, oder die Haushaltsplanung als soziologische
Gruppe mit zu begleiten. Das macht unendlich viel Freude und Spaß. Wir
haben nicht immer den Erfolg, den wir uns wünschen, aber es ist nun
mal in der Politik so, dass Vertriebenenpolitik auch ein Bohren dicker
Bretter ist.
KB: Dieses Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges
zum 70. Mal. Wie gehen Sie denn in der Arbeitsgruppe auf dieses
Jubiläum ein?
Brähmig: Damals haben ja im Grunde die großen Flüchtlingswellen
begonnen. Unser Hauptanliegen ist die Stiftung Flucht, Vertreibung,
Versöhnung soweit auszustatten, dass diesem Schicksal der deutschen
Heimatvertriebenen auch ordentlich Rechnung getragen wird. Das ist
aus meiner Sicht eine ganz wichtige Aufgabe, weil ich mich nicht den
heutigen Flüchtlingsströmen reinen Herzens widmen kann, wenn ich
zum Beispiel nicht das Schicksal des eigenen Volkes kenne. Ich denke,
die Vertriebenen haben eine Rechnung bezahlt, die sie teilweise überhaupt nicht bestellt haben, wenn man davon ausgeht, dass die Vertriebenen im Wesentlichen das NS-Regime nicht gewählt haben konnten.
Es ist für uns wichtig, dass wir den Menschen in all ihrer Betroffenheit
Solidarität entgegenbringen, auch wenn das jetzt schon die dritte oder
teilweise die vierte Generation ist.
KB: Wie sieht denn konkret Ihre Zusammenarbeit mit der Slowakei aus?
Brähmig: Der slowakische Botschafter in Deutschland ist sehr interessiert und das ist sehr wichtig. Ansonsten haben wir natürlich auch
durch die Landsmannschaft in Deutschland einen guten, engen Kontakt.
Ich selber stelle mir vor, rein aus demographischen Gründen, dass wir irgendwie hinbekommen, dass die verschiedenen landsmannschaftlichen
Volksgruppen stärker zusammenarbeiten. Sie sind dadurch dann auch
absolut eine ganz andere Stimme, weil sie größere Zahlen darstellen und
wir können aus dem Bundeshaushalt heraus dann auch ganz anders argumentieren. Das muss jetzt die nächsten Jahre organisiert werden, da
sich in einigen Gebieten die Deutschen in Osteuropa eher assimilieren,
statt die deutsche Fahne hochzuhalten.
KB: Was haben Sie denn abgesehen von Ihrer Arbeit für einen
persönlichen Bezug zu der Thematik?
Brähmig: Ich bin selber kein Vertriebener. Mein Wahlkreis ist ja die
Sächsische Schweiz und ich sag immer liebevoll, ich hab eine einhundert Kilometer lange Grenze zu Altösterreich. Ich habe in meinem Familienumfeld Freunde und Bekannte, die allesamt Vertriebene waren. Sie
müssen sich vorstellen, die Menschen, die nach 1945 aus ihrer Heimat
verjagt worden sind, haben sich in den Grenz nahen Gebieten niedergelassen, weil sie gehofft haben, dass sie so schnell wie möglich wieder in
die Heimatregionen zurück können. Ich habe mich schon immer für dieses Thema interessiert und es gibt in meinem Umfeld eine ganze Reihe
von Beziehungen.
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Infoservice
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Vorsitzender des EU-Ausschusses des Deutschen Bundestages zu Besuch in Pressburg
© NRSR
Der Vorsitzende des EU-Ausschusses
des Deutschen Bundestages, Gunther
Krichbaum, traf am 30. April 2015 mit dem
Vorsitzenden des Europaausschusses des
slowakischen Nationalrats, Luboš Blaha
(auf dem Foto links), dem Vorsitzenden der
KDH und stellvertretenden Nationalratsvorsitzenden Ján Figel‘ und dem Staatssekretär im Außen- und Europaministerium
Peter Javorčík zusammen. Bei seinen Ge-
sprächen standen die Vorbereitung auf die
slowakische EU-Ratspräsidentschaft im
zweiten Halbjahr 2016, die Situation in der
Eurozone und Entwicklungen in der östlichen Nachbarschaft der EU im Mittelpunkt.
Bei der Deutsch-Slowakischen Industrieund Handelskammer informierte sich MdB
Krichbaum über die Rolle der Slowakei als
Wirtschafts- und Investitionsstandort.
DBP
Konferenz zur Geschichte der Deutschen in der Slowakei
Die Teilnehmer der Konferenz im Garten der slowakischen Botschaft in Berlin
Prof. Jörg Meier, der Vorsitzende des
Karpatendeutschen Kulturwerkes, hat einen
Vortrag über die deutsche Sprache im Kontext der slowakischen Geschichte gehalten.
Von der Comenius Universität in Pressburg
referierten Professor Josef Tancer über die
Sprachbiographien der Bewohner Pressburgs in der Zwischenkriegszeit und Juraj
Šedivý über mittelalterliche deutsche Texte in der Slowakei im 14. bis 16. Jahrhundert. Von der Slowakischen Akademie der
Wissenschaften haben die Historiker Peter
Šoltés, Dušan Kováč, Dušan Segeš und
Michal Schvarc und Ethnographin Gabriela Kiliánová Vorträge gehalten. Prof. Karl
Schwarz von der Universität Wien sprach
über die Reformation in Oberungarn und
Prof. Klaas-Hinrich Ehlers über die Integration der vertriebenen Karpatendeutschen
aus Oberstuben in Mecklenburg. Das Abschlusswort und eine Zusammenfassung
der Tagung hat Professor Konrad Gündisch
aus München übernommen.
Manche der Referate haben ganz neue
Kenntnisse und Blickpunkte auf die Deutschen in der Slowakei gebracht. Deswegen
ist besonders wichtig, dass sie in einem
Sammelband erscheinen.
Am ersten Abend der Tagung wurde in
den Räumen der slowakischen Botschaft
außerdem die Ausstellung „Holzkirchen in
der Slowakei“ eröffnet. Dort kann der Besucher auch die wunderschöne Artikularkirche in Kesmark und die Kirchen in Altschmecks und Tatranská Javorina von dem
Architekt Gedeon Majunke bewundern.
O.P.
Die Teilnehmer begrüßte Igor Slobodník,
„Die Geschichte ethnischer Gruppen
in ihren regionalen Kontexten, intereth- der Botschafter der Slowakischen Republik
nischen Bezügen und übergeordneten in Berlin (seit Mai 2015 Staatssekretär im
Bezügen und übergeordneten Entwick- Außenministerium). Das einführende Relungen zu verfassen, stellt weiterhin eine ferat zum Thema „Überlegungen zu einer
Herausforderung für die Geschichtswis- Geschichte der Deutschen in der Slowakei“
senschaften und ihre Nachbardisziplinen hat Professor Martin Zückert, Geschäftsfühdar. Am Beispiel der Deutschen in der rer des Collegium Carolinum in München,
Slowakei werden auf der Tagung Analy- gehalten. Es folgten Referate von hochsemöglichkeiten erörtet, die jenseits gän- qualizierten slowakischen und deutschen
giger, vielfach isolierter Gruppendarstel- Historikern, Sprachwissenschaftlern, Theolungen nach neuen Wegen suchen. logen und Ethnographen, über die wir nur
Zugleich zielt die Tagung darauf ab, neue stichwortartig berichten können.
Erkenntnisse zur Geschichte der Deutschen in der heutigen Slowakei im Kontext der slowakischen Geschichte zu diskutieren.“
Das sind Sätze von dem Einladungsbrief
der Organisatoren einer Fachtagung, des
Collegium Carolinum und des Historischen
Instituts der Slowakischen Akademie der
Wissenschaften. Im Rahmen dieser allgemeinen Thesen hat die Konferenz mit dem
Titel „Kulturelle Vielfalt – Migration – Zentrum und Peripherie. Neue Zugänge zur
Geschichte der Deutschen in der Slowakei“
am 17. – 18. April 2015 an der Botschaft
Die beiden Organisatoren der Konferenz:
Ein kleiner Einblick in die Ausstellung „Holzder Slowakischen Republik in Berlin statt- Martin Zuckert (links) und Michal Schvarc
kirchen in der Slowakei“ in der slowakischen
gefunden.
Botschaft
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Aus den Regionen
Anerkennung der Verdienste Von Frau Rosina Stolár-Hoffmann
Seit dem Jahr 1993 vergibt der Oberbürgermeister (Primator) der Hauptstadt der Slowakischen Republik an Persönlichkeiten, die sich
um die Stadt Pressburg (Bratislava) verdient
gemacht haben, den Preis „Cena Primátora“. Traditionsgemäß findet die Verleihung im Rahmen
eines Galaabends im Spiegelsaal des Primatialpalastes am 24. April statt. So werden jährlich
lediglich fünf bis sechs Persönlichkeiten geehrt.
Diese erhalten symbolisch eine Bronze-Statue
des Ritters Roland, der als Schützer der Stadtrechte und –privilegien gilt.
Wie Oberbürgermeister Ivo Nesrovnal in seiner Rede festhielt, war die Wahl der Kandidaten dieses Jahr außerordentlich
anspruchsvoll. Es war ihm aber eine Ehre, den Preis an fünf Persönlichkeiten zu verleihen, deren selbstlose und großzügige Arbeit
maßgeblich zur Entwicklung der Stadt beitrugen. Diese Persönlichkeiten, ihre Taten und Lebensgeschichten hinterließen deutliche
Spuren im Leben der Stadt. Ihre Liebe und Begeisterung helfen
den Bürgern der Stadt und des Landes sich an die tausendjährige Geschichte zu erinnern. Sie tragen dazu bei, Traditionen zu
erhalten, den Fortschritt voranzutreiben sowie den guten Ruf und
Namen Pressburgs in der Welt zu bewahren und weiter zu verbreiten. Dies sollte dem Oberbürgermeister zufolge in der heutigen von
Stress und Materialismus geprägten Zeit allen ein Vorbild sein. Er
sagte: „Mit Demut würdige ich die mühevolle, freiwillige und enthusiastische Arbeit dieser Leute unsere Stadt positiv zu gestalten.“
Den Preis „Cena Primátora“ erhielten 2015:
- Ing. Zora Breierová - für ihre soziale und organisatorische Tätigkeit zur Erneuerung und Entwicklung der Assoziation der slowakischen Frauen „ŽIVENA“.
- Doc. MUDr. Michal Mego, PhD. - für äußerst aktive wissenschaftliche und pädagogische Tätigkeiten bei der Erforschung
und Behandlung von onkologischen Krankheiten.
- PhDr. Margaréta Musilová - für ihren signifikanten Einfluss auf
die archäologische Erforschung der Geschichte der Stadt und
deren Erhaltung für die nachkommenden Generationen.
- PhDr. Peter Salner, DrSc. - für seine Arbeit im Dienste der jüdischen Gemeinde der Stadt und den herausragenden Beitrag
auf dem Gebiet der Toleranz und des Verständnisses zwischen
den Menschen, Nationen, Rassen und Religionen.
- Rosina Stolár-Hoffmann - für ihre Arbeit zur Bewahrung der
kulturellen Traditionen der deutschen Gemeinde der Stadt sowie den außerordentlichen Beitrag zu Toleranz und Verständnis
zwischen den Menschen, Nationen, Rassen und Religionen.
Frau Rosina Stolár-Hoffmann ist auch Trägerin des Goldenen
Verdienstzeichens der Republik Österreich, das ihr am 25. Januar 2010 vom Bundespräsidenten der Republik Österreich Heinz
Fischer verliehen wurde. Außerdem erhielt sie am 19. November
2010 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Christian Wulff.
Sie trägt die Silberne Ehrennadel der Karpatendeutschen
Landsmannschaft in der Bundesrepublik Deutschland, die ihr von
der Vorsitzenden der Karpatendeutschen Landsmannschaft in der
Bundesrepublik Deutschland Frau Brunhilde Reitmeier-Zwick am
26. September 2014 übergeben wurde.
Wie Frau Stolár-Hoffman bei jeder Gelegenheit bescheiden feststellt, und so war es auch bei der letzten im Primatialpalais, sind
diese Auszeichnungen nicht persönlich für sie selbst. Sie sind viel
mehr Anerkennungen für alle aktiven Mitglieder der Ortsgruppe,
der Region und des ganzen Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei. Wir, die sie aber Jahrzehnte kennen, wissen, dass es der
endlosen Energie und Aktivität dieser kleinen, aber geistig unendlich großen Persönlichkeit zu verdanken ist, was der Karpatendeutsche Verein heute darstellt.
MJS
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Aus den Regionen
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Ein Blick zurück und zwei nach vorne – Jahresversammlung in Pressburg
Unsere kulturellen Aktivitäten für das Jahr 2015 haben wir Pressburger am 13. Februar 2015 mit unserer Jahresversammlung und
einem schönen Kulturprogramm begonnen. Wie wir in unserem
Karpatenblatt berichteten, ist es den Akteuren dieser Veranstaltung gelungen, ein für alle Teilnehmer zufriedenstellendes und
aufschlussreiches Programm auf die Bühne zu bringen. Die Kinder beider mit uns zusammenarbeitenden Grundschulen waren mit
Begeisterung dabei und überzeugten uns von ihren guten Deutschkenntnissen. Unsere Omas bringen immer eine schöne familiäre
Athmosphäre in den Saal und gute Musik war für alle Anwesenden
ein richtiger Ohrenschmaus. Unser „Küchenchef“ Andi mit seinen
fleißigen Bienen hat, trotz einer beachtlichen Ebbe in unserer Kasse, für unser leibliches Wohl gesorgt, sodass wir eigentlich zufrieden sein sollten. Aber trotz allem haben wir diesen Nachmittag mit
einem lachenden und einem weinenden Auge erlebt. Der eigentliche Grund lag nicht ausschließlich am finanziellen Problem, aber
diesmal an der unerwartet niedrigen Besucherzahl, die wir damals
dem schlechten Wetter, einem ungünstig gewählten Termin oder
Austragungsort zugeschrieben haben. Aber diese Frage beschäftigt uns bis heute und in der Retrospektive sehen wir die Sache aus
einem anderen Licht.
26 Jahre sind seit der Gründung des Karpatendeutschen
Vereins vergangen.
Die Begeisterung der ersten Jahre der Freiheit verblasst, die
Erlebnisgeneration kann aus Altersgründen nicht mehr so aktiv an
unseren Veranstaltungen teilnehmen. Es verbreitet sich eine allgemeine Müdigkeit und Resignation. Und die Einstellung der heute
aktiven Generation können wir verstehen. In Arbeit und Familie sind
sie voll ausgelastet, sie haben keine Zeit und an eine rege Vereinstätigkeit ist kaum zu denken. Auch infolge der vielen Mischehen
ist heute die Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit in den
Hintergrund gedrängt. Eine große Rolle spielt auch, dass im Jahr
1945 alle deutschen Schulen in unserem Lande geschlossen wurden, von einem Tag auf den nächsten mussten die Kinder in eine
slowakische Schule wechseln, ihre Muttersprache wurde ihnen genommen. Für unsere Enkel ist Deutsch eine Fremdsprache.
Schicksale und bittere Erlebnisse der Nachkriegszeit verblassen, sind zwar verziehen, sollten aber nicht vergessen werden, sie
sollen der Mahnung für die weiteren Generationen dienen. Wir leben in einer Zeit, in der bisher geltende Werte an Gewicht verlieren.
Die gewaltige Völkerwanderung und Vertreibung der Deutschen
aus dem östlichen Teil Europas bewirkte eine Veränderung des
Begriffs Heimat. Viele fanden eine neue Heimat und die jüngere
Generation erinnert sich bestenfalls daran, woher ihre Eltern gekommen sind, aber damit ist auch ihr Interesse an dem Land ihrer
Väter zu Ende... Und die, die zu Hause geblieben sind, erkennen
ihre Heimat nicht wieder. Neue Menschen sind zugezogen, keiner
kennt keinen mehr...
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Die Welt ist heute offen, Grenzen verschwinden und viele junge
Menschen suchen ihr Auskommen in anderen Ländern. Niemand
zwingt sie ihre Heimat zu verlassen. Heimat ist dort, wo ich mich
wohlfühle und wo ich gut leben kann. So ist der Lauf der Zeit, die
uns davonläuft, uns überrollt. Und das betrifft nicht nur das kleine
Häuflein der Karpatendeutschen in der Slowakei. Diese Probleme
beschäftigen auch unsere Landsleute in Österreich, wo man bereits von schwindenden Leserzahlen des Heimatblattes und auch
das Wort “Auflösung“ hörte. In Deutschland klagt man über einen
Leserschwund der Karpatenpost. Das sind Stimmen, die uns erschrecken.
Wie können wir dann weiter bestehen?
Wenn wir die vielen Fotos aus unserer bisherigen Tätigkeit betrachten, können wir nur feststellen, dass sich die Aufbruchstimmung der Neunziger Jahre nunmehr in Nostalgie verwandelt hat.
Es bleibt uns nur die Erinnerung daran, dass wir unser Bestes gegeben haben.
Wir haben den Kindern unsere geliebte Muttersprache nähergebracht, mit ihnen gesungen und immer darauf hingewiesen, dass
die meistverbreitete Umgangssprache in Europa eben die deutsche Sprache ist. In den vielen Jahrgängen unserer Wettbewerbe
im Vortragen von Poesie und Prosa haben die Kinder die Schönheit
dieser Sprache kennengelernt. Und in dieser Beziehung können
wir noch heute, da in unserem Lande die englische Sprache dem
Deutschen vorgezogen wurde, Pluspunkte vermerken. Jetzt wurde
nach den Einschulungen der „Erstklässler“ ein unvermindertes, ja
steigendes Interesse am Deutschschunterricht verzeichnet.
Stolz und Freude erfüllt uns, wenn wir uns die vielen Bilder aus
unserer Vereinstätigkeit vor Augen führen. Die gemeinsamen Feste,
die uns zusammengeführt haben, die wunderbare Gemeinschaft,
die wir in diesen Jahren erleben durften, der Zusammenhalt und
die vielen Freundschaften mit Menschen aus den Regionen und
unseren vertriebenen Landsleuten, das alles erfüllt uns mit Freude
und Genugtuung. Das soll und kann nicht vergessen und ausgelöscht werden. Heute müssen wir unseren Zusammenhalt stärken,
zusammenrücken und aufeinander zugehen, auch über die Grenzen hinaus.
Ein schönes Beispiel erlebten wir unlängst, als unser Regionsvorsitzender Professor Sobek 57 Landsleute aus Österreich, mit
ihrem Vorsitzenden Herr Robert Kudlicska und dessen neuestem
Stellvertreter, Herrn Gerhard Zeihsel, in unserem Haus der Begegnung begrüßen durfte. Ein voller Saal, mit unseren Leuten über
achtzig Personen - alle hatten Platz: Freunde, Vertriebene, Karpatendeutsche, Sudetendeutsche und Zuhause-Gebliebene. Im Lied
„Wahre Freundschaft” fühlten wir den Beweis von Gemeinschaft
und ein Aufeinander-Zugehen. Das soll unsere Devise für unsere
Zukunft sein!
(st)
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Aus den Regionen
Von der Glashütte in das Tal des Baches Parna
Die deutschen Holzfäller aus Glashütte hatá genannt wird. Von hier aus verkehrte sitzer investierten viel Geld in Fischzucht,
und Umgebung besuchten oft, meistens an einmal eine Schmalspurbahn, die Holz ab- Landwirtschaft, Sägewerke und gründeten
Sonn- und Feiertagen, die Ortschaft Holind, transportierte. Im Abschluss des Tales liegt auch eine Fabrik zur Trockendestillation von
aber die Arbeit führte sie in das Tal des Ba- eine Gruppe Häuser, die unter dem Namen Buchenholz. Viele deutsche Familien lebten
ches Parna bis zum Fischteich Parina. Diesen Nové Domy bekannt ist. Hier stand ebenfalls in Majdan, Loschonz, Skarbak, (Jahodník) bei
Weg benützen auch die Touristen, obwohl er einst ein Haus der deutschen Holzfäller und dem Forsthaus in Polamane (Gebrochene)
ein Jagdhaus. Ein Abstecher aus dem Tal führt und auch in Smolenitz. Die Deutschen wohnnicht ausgezeichnet ist.
ten hier nicht isoliert und das brachte eine
Hier gab es einst viele Häuser der deut- uns nach Nová Bohatá.
Dieses Gebiet unterscheidet sich in man- schnellere Assimilation mit sich.
schen Holzfäller, aber heute findet man keine
Spur mehr von ihnen. Sie arbeiteten für den cher Hinsicht von den vorigen Gebieten rund
Marian Markus
Grafen Josef Pálffy von der Burg Smolenitz. In um die Städte Bösing und Modern. Die Bediesen Häusern konnte man auch übernachten, denn viele Besitzer hatten extra ein Zimmer für diesen Zweck eingerichtet. Genauso
konnte man hier ein einfaches Essen bekommen. Das beschrieb der slowakische Schriftsteller Ferdinand Dúbravský, der die Kleinen
Karpaten in der Zeit der ersten Republik bewanderte.
Graf Josef Pálffy ließ den Fischteich Parina
bauen und finanzierte ihn mit Subventionen
vom Staat. Er war auch Arbeitgeber der deutschen Holzfäller, denn er bewirtschaftete die
umliegenden Wälder. Von hier aus ist es nur
ein Sprung zum Schlösschen Solirov, wo einmal einige Häuschen der deutschen Holzfäller
standen. Solirov diente als Jagdhaus für herr- Bei der Erkundung dieses Gebietes begleiten mich meine Kameraden vom Karpatenschaftliche Jäger und steht bis heute noch.
deutschen Verein, wie immer Herr Eduard Riegel und Herbert Gewissler. Ich bin ihnen für
Nördlich von Parina liegt ein Tal, das Bo- diese Hilfe sehr dankbar.
Pressburgerkipferl.sk auf Deutsch vorgestellt
Die Dreisprachigkeit gehörte in der Zeit
zwischen den beiden Weltkriegen zum alltäglichen Leben in Pressburg. Neben dem
Slowakischen, das frisch zur Staatssprache
gemacht wurde, galten die deutsche und
die ungarische Sprache auch als Amtssprachen. Das bedeutet natürlich nicht, dass
alle Pressburger alle drei Sprachen auf
gleichem Niveau beherrscht haben. Es gab
solche, die deutsch gesprochen haben,
sich jedoch für Ungarn hielten, viele haben
aber das sog. „Misch-Masch” gesprochen,
d. h. eine lokal typische Mischsprache aus
Deutsch, Slowakisch und Ungarisch.
Über ähnliche Besonderheiten der ehemaligen Pressburger Identität, und vor allem über die damalige deutsche Sprache,
hat Jozef Tancer, Dozent des Lehrstuhls für
Germanistik der Comenius-Universität, berichtet. Er hat auch einige Tonaufnahmen
präsentiert, auf denen Pressburger, oder
aus Pressburg stammende alte Leute sprechen und dadurch die charakteristischen
Merkmale der lebendigen damaligen Pressburger Sprache präsentieren.
Das alles war am 31. März im GoetheInstitut zu hören, wo die deutsche Version
der Webseite der Bürgervereinigung Press-
burger Kipferl vorgestellt wurde. Auf pressburgerkipferl.sk können Sie ab jetzt die Produkte unserer „Bäckerei” auch auf Deutsch
verzehren, bzw. lesen. Die Tätigkeit der
Bürgervereinigung hat der Kunsthistoriker
Csanda Máté vorgestellt. Dann diskutierte
der Schriftsteller Michal Hvorecký mit dem
zu sozialistischen Zeiten aus Pressburg
emigrierten Robert Hofrichter und mit Peter
Janoviček – den Autoren des Buches „Von
Pressburg nach Salzburg“.
Herr Hofrichter lebt in Salzburg, und wie
er selbst berichtete, sein Deutsch verrät
sofort, dass er kein gebürtiger Salzburger
ist. „Einmal, an einem dortigen Tanzabend,
fragte mich eine Dame, wo ich herkomme.
Ich sagte, aus Pressburg. Und geht es Ihnen schon besser? – fragte die Dame zurück” – erzählte lachend Hofrichter. Wer
im Goethe-Institut dabei war, dem „ging es
sicher sofort besser” - man hatte ja da die
Möglichkeit gehabt, viele interessante und
lustige Geschichten über Alt-Pressburg zu
hören.
István Veres
(pressburgerkipferl.sk)
Die Sache mit den Kipferln
Pressburger Kipferl heißt auch der Bürgerverein, der die gleichnamige Webseite betreibt. Er setzt sich zum Ziel, die Traditionen von
Pressburg zu retten und zu präsentieren. Auf pressburgerkipferl.sk
finden Sie nicht nur regelmäßig aktualisierte, interessante Artikel
über die slowakische Hauptstadt, sondern beispielsweise auch eine
reiche Postkartensammlung, die sie in das Pressburg vergangener
Tage entführt.
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Aus den Regionen
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Jahreshauptversammlung in Kaschau
Wie jedes Jahr im April, trafen sich auch diesmal am 11. April
2015 im Klubraum engagierte Mitglieder der Kaschauer OG zur
Jahreshauptversammlung, um etwas über die Tätigkeit des vergangenen Jahres der Ortsgemeinschaft zu hören.
Nach der Einleitung durch den Nachtigallenchor, der die Zipser
Hymne mit allen Mitgliedern der OG des KDV sang, eröffnete die
Vorsitzende Dr. Anna Thuroczy mit der Begrüßung der Anwesenden
die Jahreshauptversammlung und stellte die einzelnen Punkte der
Tagesordnung vor. Auch den Verlauf des weiteren Programmes moderierte sie. Nach dem Grußwort des Regionalvorsitzenden Peter
Sorger folgten die Tätigkeitsberichte für das Jahr 2014.
Frau Thuroczy hat über die Tätigkeit unserer OG im vergangenen Jahr ausführlich berichtet. Sie sagte, dass unsere Tätigkeit sehr
reich war. Sie orientierte sich thematisch an der Kultur der Deutschen in der Ostslowakei mit dem Ziel: die Kultur und Traditionen
unserer Vorfahren zu erhalten, mit der Sprache unserer Eltern zu
sprechen und die schönen Lieder unserer Großeltern der Jugend
und anderen Minderheiten bei verschiedenen Gelegenheiten beizubringen.
Am Anfang erörterte sie das Thema Deutschunterricht der Kinder in der Kaschauer OG. Nach einigen Problemen haben wir mit
Hilfe von Frau Urbančoková eine neue Deutschlehrerin gefunden.
Schade nur, dass jedes Jahr immer weniger Kinder den spielerischen Unterricht besuchen. Sie deutete an, dass der Deutschunterricht auch weiter fortsetzen sollte.
Als nächstes bewertete die Vorsitzende die guten Leistungen
des Nachtigallenchores, den seit April 2014 die Dirigentin Katarína Budaiová leitet. Für die vorzügliche Repräsentation auf den Regionen-Festivals und anderen öffentlichen Bühnen dankte sie der
Chorleiterin und dem ganzen Chor besonders. Weiter betonte Frau
Thuroczy, dass wir eine gute Zusammenarbeit sowohl mit führenden Persönlichkeiten der Stadt Kaschau, dem Magistrat, als auch
mit anderen Kulturorganisationen und OG des KDV pflegen. Bei
den Projekten wurde festgehalten: Der Vorstand hat sich verpflichtet, die Kulturprojekte für 2014 gut vorzubereiten und man kann
feststellen, dass es auch gelungen ist. Leider bekommen wir Jahr
für Jahr weniger finanzielle Unterstützung vom Kulturministerium.
In einem weiteren Punkt referierte die Vorsitzende über die recht
zahlreichen Treffen unserer Mitglieder im Klubraum oder in der Öf-
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fentlichkeit. Nicht zufrieden war sie mit dem Abonnieren des Karpatenblattes. In unserer OG sind es nur 20 Mitglieder, die bei gemeinsamer Bestellung abonniert haben. Die Jugendfrage war voriges
Jahr ein schwieriger Punkt unserer Tätigkeit. Wir haben keine jungen Leute im Verein, die regelmäßig aktiv arbeiten würden. Auf den
größeren Veranstaltungen treten unter der Leitung von Frau Dubík
Studenten des Gymnasiums Poštová 9 auf. Zum Schluss ihres Referates erbat die Vorsitzende Frau Thuroczy eine Gedenkminute für
sieben verstorbene treue Vereinsmitglieder.
Die Kulturreferentin Frau Jakab hat sich dafür entschuldigt, dass
sie voriges Jahr aus familiären Gründen nicht in ihrer Funktion tätig war. Die Dirigentin Frau Budaiová informierte alle Anwesenden
über kulturelle Aktivitäten und Veranstaltungen, an denen die Chormitglieder und Mitglieder der OG 2014 aktiv teilgenommen haben.
Den Kassenbericht hat die Kassiererin Kveta Žáková vorgetragen.
Sie stellte fest, dass die Finanzierung der Aktivitäten der OG im Jahr
2014 laut gültigen Buchhaltungsvorschriften verlief.
Nach den Berichten war die Kaffeepause, in der belegte Brötchen, Kaffee, Tee und Mineralwasser serviert wurden. Das alles
haben die Frauen Žáková, Celbová, Jablonská, Jakab und Dubík
selbst vorbereitet. Die Chronik stand auch zur Verfügung. Neugierige konnten auch in Bildern etwas über das Leben der OG erfahren
und in der Chronik blättern.
Nach der Pause wurde die Diskussion und Ansprache von Frau
Thuroczy eröffnet. Der Regionsvorsitzende Peter Sorger bewertete
die Tätigkeit der Kaschauer OG als sehr reichhaltig und intensiv,
wofür er den Dank des Regionsvorstandes Bodwatal aussprach.
Zugleich erklärte er Kürzungen der finanziellen Mittel bei den Projekten. Frau Dubík stellte für mehrere Mitglieder den Antrag, den
Mitgliedsbeitrag unserer OG von 2,50 € auf 4,- € pro Jahr zu erhöhen. Der Antrag wurde von der Versammlung einstimmig angenommen. Nach der Diskussion forderte Frau Thuroczy die Mitglieder
der OG zum Singen der „Wahren Freundschaft…“.
Damit endete die Jahreshauptversammlung der Kaschauer OG.
Am Ende bedankte sich die Vorsitzende bei allen Anwesenden für
ihre Teilnahme und wünschte viel Energie und Optimismus in den
weiteren Tagen.
ADU
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Aus den Regionen
34. Bundestreffen in Karlsruhe
Peter Sorger, Hilda Steinhüblova, Maria Rechtenwald und Brunhilde Reitemeier-Zwick
(von links nach rechts)
Bürgermeister Wolfram Jäger bei seiner Ansprache
Am 25. April 2015 hat in Karlsruhe
-Durlach in der Karlsburg das 34. Bundestreffen der Karpatendeutschen stattgefunden. Erfreulich war, dass an diesem
Treffen ziemlich zahlreich auch die Vertreter des Karpatendeutschen Vereins in der
Slowakei (KDV) teilnahmen. Nach Karlsruhe fuhren die beiden Stellvertreter des
KDV Hilda Steinhüblová und Peter Sorger,
sowie die Vorsitzende der Region Oberzips
Maria Recktenwald. Besonders haben sich
auf das Treffen die Mitglieder der Jugendtanzgruppe Schadirattam aus Metzenseifen
unter der Leitung Vilma Bröstl gefreut. Sie
hatten noch in Erinnerung die Erzählungen
der ehemaligen Mitglieder von Schadirattam, die vor 22 Jahren in Karlsruhe waren.
Nach dem ökumenischen Gottesdienst
bereicherten mit ihren Grußworten das
Fest der Karpatendeutschen der erste Bürgermeister von Karlsruhe Wolfram Jäger,
die Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft Brunhilde Reitmeier-Zwick, der slowakische Botschafter
in Berlin Igor Slobodník, der Präsident des
Bundes der Vertriebenen MdB Bernd Fabritius. Das Grußwort im Namen des KDV
hat der Stellvertreter des KDV Peter Sorger
übernommen. Nach der Begrüßung der
Gäste sagte Herr Sorger:
„Es ist für mich eine ganz besondere Ehre Ihnen herzliche Grüße der Kar-
Bei der Verleihung der Goldenen Nadel
der Karpatendeutschen
patendeutschen aus der Slowakei zu
übermitteln. Liebe Landsleute, wir werden auf unserem diesjährigen Weg an
einigen Meilensteinen vorbeigehen: Wir
werden an die dramatischen Ereignisse
vor 70 Jahren erinnern, die unsere Karpatendeutsche Gemeinschaft besonders
schwer betroffen haben. Die darauffolgenden 45 Jahre waren wir in unserer
Heimat verstummt. Zu einer Neubelebung kam es vor 25 Jahren durch die
Gründung unseres Karpatendeutschen
Vereins in der Slowakei. Am 27. Juni dieses Jahres treffen wir uns schon zum 20.
Mal in Kesmark bei unserem Kultur- und
Begegnungsfest. Nach den Ereignissen
vor 70 Jahren scheinen diese jüngeren
Jubiläen fast wie ein Wunder. Sehr geehrte Damen und Herren, die Vereinigungen
der Karpatendeutschen gehören im Vergleich zu anderen Landsmannschaften
zu den kleineren Verbänden. Deswegen
sind gute Beziehungen zwischen allen
karpatendeutschen Organisationen lebenswichtig. Die Geschichte und Kultur
der Karpatendeutschen muss auch in der
Zukunft ein Thema bleiben. Wir in unserem Verein schaffen zwar aufgrund der
Eigeninitiative unserer Mitglieder vieles,
aber ohne die Unterstützung seitens der
Bundesrepublik Deutschland, der Slowakischen Republik und der Landsmannschaften wäre unser Vereinsleben viel
Die Jugendtanzgruppe Schadirattam
stand in Karlsruhe auch auf der Bühne
ärmer, besonders die Tätigkeit in unseren
Häusern der Begegnung als Zentren der
Kulturarbeit wäre sehr bedroht. Herr Botschafter, liebe Brunhilde, Herr Präsident,
wir bedanken uns für diese Hilfe! Sehr
geehrte Damen und Herren, der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei will
für Sie ein aktiver, zuverlässiger Partner
sein, was sicher den Interessen aller
Karpatendeutschen entspricht. Ich und
auch die anwesenden Mitglieder des Vereinsvorstandes und unsere Tanzgruppe
Schadirattam aus Metzenseifen grüßen
Sie alle sehr herzlich und wünschen uns
allen, dass dieses 34. Bundestreffen den
richtigen Weg in die Zukunft weist!
Im Namen des Landesrates des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei,
Peter Sorger (Stellvertreter des Vorsitzenden)
Nach dem offiziellen Teil mit den Auszeichnungen mit der Goldenen Nadel der
Karpatendeutschen umrahmten die Trachtengruppen aus Schwäbisch Gmünd und
unser Schadirattam den Kultur- und Heimatnachmittag. Es war für uns wieder ein schönes Erlebnis, vor allem eine große Erfahrung für unsere anwesenden Jugendlichen.
Peter Sorger
Wolfram Jäger bei der Ehrung
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Journal der Karpatendeutschen Jugend in der Slowakei
JUGEND
t
t
a
l
B
E v e n t s i m N e t z
V-2015
Besuch der Karpatendeutschen Jugend im rumänischen Oradea
Vom1.5.2015 bis zum 3.5.2015 war unsere Jungend nach
Oradea in Rumänien vom Demokratischen Forum der Deutschen
(DFD) des Kreises Bihar in Grosswardein zu einem Programm der
Zusammenarbeit der Karpatendeutschen Jugend aus der Slowakei
und der Jugend des deutschen Forums aus Grosswardein eingeladen. Das Programm, das für die Jugend vorbereitet war, war sehr
reichhaltig an Ausflugsfahrten, wo sie die Kultur der Länder besser
kennenlernen konnten. Am ersten Abend konnten sie von einem
großen Berg, der Ciuperca hieß, die Stadt aus der Vogelperspektive besichtigen und anschließend waren sie in das Forum der Jugend der Deutschen aus Grosswardein eingeladen, wo die Jugend
ihren Sitz hat. Im Forum folgte ein kurzes Programm, wo sich alle
während des Programmes, die sich noch nicht kannten, kennenlernen konnten. So sind auch neue Freundschaften zwischen den
zwei Minderheiten entstanden.
Am anderen Tag fuhren die zwei Gruppen aus der Slowakei
und aus Rumänien zu einem Ausflug nach Salina Turda, was ein
Salzbergwerk in der Stadt Turda ist. Nach dem Ausflug konnte die
slowakische Gruppe die Nationalgerichte von Rumänien kosten. Es
waren sehr köstliche Speisen. Die Vorspeise war Brot mit Butterschmalz beschmiert und oben drauf war Zwiebel. Das Hauptgericht, das in Rumänien sehr beliebt und natürlich auch traditionell
ist heißt „Mititei“, was wir unter der Benennung čevapčiči kennen.
Nach dem Abendessen folgte eine kleine Abschlussparty, wo getanzt wurde und man konnte auch die Tänze der anderen Kultur
kennenlernen. Die Tanzgruppe „Regenbogen“ hat auch ein paar
Tänze vorgeführt und der slowakischen Gruppe ein paar beigebracht.
Am Sonntag, der schon der letzte Tag des Aufenthaltes in Rumänien war, haben alle zusammen gefrühstückt und sind anschließend in die Stadt gefahren, um einen kleinen Spaziergang zu machen und natürlich auch einen kleinen Schaufensterbummel. Zum
Schluss haben alle noch zusammen Mittaggegessen, um diesen
Aufenthalt abzuschließen und danach haben wir uns dann verabschiedet. Es war eine sehr schöne Zeit in Rumänien, die vielen
in Erinnerung bleiben wird. Die Karpatendeutsche Jugend möchte
sich sehr herzlich bei dem Demokratischen Forum der Deutschen
in Rumänien für die Einladung bedanken und wir hoffen, dass unsere Zusammenarbeit noch weiter andauern wird.
Anna Fábová
Blasmusikfreunde aufgepasst!
Der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei und die Gemeinde Einsiedel an der Göllnitz
laden Sie zur Blaskapellenschau am 30. Mai 2015 in Einsiedel an der Göllnitz im Haus der Begegnung ein. Um 11 Uhr findet ein Umzug der Blaskapellen durch die Gemeinde statt und um
14 Uhr beginnt die Blaskapellenschau. Bewirtung, Bier und gute Laune warten auf Sie! Für die
Unterhaltung sorgen der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde, die Blaskapelle
Stoss, Inavanka Bösing und Sviťanka aus Svit.
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Berühmte Zipser
Metzenseifner in Amerika – John Gabel (1872-1955)
Hören Sie gerne Musik? Haben Sie vielleicht sogar noch Schallplatten und einen
funktionsfähigen Plattenspieler? Dann kennen Sie bestimmt auch die Musikbox (engl.
Jukebox), mit der gegen Einwurf von Münzen
Schallplatten wiedergegeben wurden. Diese
Musikbox ist untrennbar mit einem in der Zips
Geborenen verbunden: John Gabel.
Am 24. Mai 1872 schrieb der Ober-Metzenseifner Pfarrer Ambrosius Dyker einen
unscheinbaren Eintrag in das Geburtsregister
seiner Kirchengemeinde: Joannes, Sohn des
Nagelschmieds Michael Göbl und seiner Frau
Sophia geb. Eiben. Weder er noch Joannes
Eltern ahnten, dass dieses Kind einmal in den
USA ein begnadeter Erfinder und Konstrukteur wird.
Bis dahin war es aber ein langer und
schwerer Weg. Als Kind oft krank, versäumte
Joannes zwei Schuljahre und hatte Probleme
in der Schule. Da die wirtschaftliche Situation
nicht nur im Ort schlecht war, beschloss sein
Vater – wie viele andere zu dieser Zeit – für
seine Familie ein besseres Leben in den USA
aufzubauen. Mit 14 Jahren, der englischen
Sprache nicht mächtig, kam Joannes 1886
nach Philadelphia. Bei der Einwanderung änderte sich sein Name zu John Gabel. Er lernte
Metallbearbeitung und trug wie sein Bruder
Vincent durch kleine Arbeiten zum Unterhalt
der Familie bei. Als er 16 Jahre alt war, ging
er nach Chicago.
Chicago war zu dieser Zeit eine sich dynamisch entwickelnde Stadt. Zwischen 1880
und 1890 verdoppelte sich die Einwohnerzahl
auf eine Million. Es war aber auch die Zeit der
technischen Entwicklungen. 1890 wurden zur
Volkszählung erstmals Lochkartenmaschinen
eingesetzt. Die Zeitersparnis beim Auszählen
war groß. Folgerichtig wurde auch in anderen
Bereichen nach ähnlich produktiven Lösungen gesucht. Mechanische Vorrichtungen
schossen aus dem Boden, Fachleute wurden
dringend gesucht. Unser John Gabel fand Arbeit bei der Firma Felt & Terrants, die mechanische Rechenmaschinen (Comptometers)
herstellte. Hier beschäftigte sich John mit
den internen Abläufen solcher Maschinen und
bewies sein besonderes Talent für das Entwickeln von effektiven Abläufen in Systemen mit
Zahnrädern, Nocken und Hebeln. Mehrmals
wechselte er seinen Arbeitsplatz und ging zu
Firmen, die Spielautomaten herstellten.
Hier wurde ihm klar, dass er als eigener
Unternehmer viel besser seine Ideen umsetzen könnte. Ende 1898 war es soweit. Er
gründete die “Automatic Machine and Tool
Company” und begann mit drei Beschäftigten. Die von ihm erdachten Spielautomaten
verkauften sich gut und bereits 1900, nach
zwei Jahren, arbeiteten 50 Männer im Unternehmen. Was für eine Karriere! John Gabel
kam ohne Ausbildung in die USA, lernte erst
mit 16 Jahren Englisch und war im Alter von
28 Jahren ein wohlhabender Mann.
Zur Weihnachtszeit 1903 stieß er auf den
Phonographen Victor von Victor Talking Ma-
chine Company. Er kaufte ihn, zusammen mit
10 Schallplatten. Obwohl er mit dem Klang
nicht zufrieden war, hörte er sich oft am
Abend alle Schallplatten an. Dabei dachte er
darüber nach, wie man einen Phonographen
für breitere Nutzung, etwa in der Öffentlichkeit, verändern müsste.
Der Betrieb von Spielautomaten war nicht
in allen Bundesstaaten erlaubt, eine Abspieleinrichtung für Schallplatten könnte er überall
verkaufen. Diese müsste eine ganze Anzahl
von Schallplatten automatisch abspielen können und weitere Verbesserungen bezüglich
der Tonqualität haben. John Gabel untersuchte die Mechanik des Abtastens und Übertragens von der Rille der Schallplatte bis zum
“Horn”, dem damaligen Lautsprecher, und erkannte sofort verschiedene Schwachstellen.
Er begann ein Modell nach seinen Vorstellungen zu bauen, das 24 Schallplatten abspielen
konnte. Im Frühjahr 1905 war die erste Musikbox fertig, der Name: The Automatic Entertainer. Weitere Exemplare entstanden und
kamen im Jahr darauf auf den Markt.
Um seine Erfindung zu schützen, nahm
John Gabel im August 1905 Kontakt zu einem
Patentanwaltsbüro auf. Wie er bald erfuhr, war
dieses aber auch für die Victor Talking Machine Company tätig. Das Schicksal drehte
sich. Die Patentanwälte informierten die Victor
Company, die sofort mit allen Mitteln versuchte, den Verkauf der Neuheit zu verhindern.
Es gab Patentstreitigkeiten. Händler, die ihre
Phonographen verkauften, durften nicht mit
Gabels Entertainer handeln. Dessen finanzielle Lage verschlechterte sich dramatisch.
Wegen der nationalen Wirtschaftskrise des
Jahres 1907 war das ökonomische Umfeld
ohnehin nicht gut.
Doch es gab Rettung in Person von Howard Wurlitzer, dem Chef der Rudolph Wurlitzer Co., einem großen Unternehmen, das
Pianos herstellte. Wurlitzer baute seit 1896
mit Münzeinwurf betriebene Pianos (Tonophone). Einer seiner wichtigsten Händler,
Bacigalupi, gab ihm den Hinweis auf Gabels
außergewöhnliche Fähigkeiten und Wurlitzer
überzeugte sich persönlich vom The Automatic Entertainer. Obwohl die Victor Co. auch
Wurlitzer sofort unter Druck setzte, bestellte
der sofort 100 Stück unter der Bedingung,
die ersten 26 seien innerhalb von 30 Tagen
zu liefern. John Gabel schaffte das. Da inzwischen auch Patentklagen der Victor Co. gegen ihn abgewiesen wurden, war die Wende
geschafft!
John Gabel entwickelte seine Maschinen
weiter, erhielt auf der Panama-Pazifik-Messe
1915 dafür eine Goldmedaille und exportierte
seine Musikbox nach Hawaii, Australien und
die Philippinen. Der Entertainer wurde bis
1928 hergestellt, 1936 ging Gabel in den verdienten Ruhestand. Er starb am 23. Dezember 1955 im Alter von 83 Jahren. Ein erfolgreiches Leben hatte sich vollendet.
Dr. Heinz Schleusener
Patentzeichnung, Vorderansicht der Musikbox
Patentzeichnung, Hinteransicht der Musikbox
(Dank an Rick Crandall [http://www.rickcrandall.net/article13.php] für die Unterstützung
mit Bild- und Textmaterial)
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Mundartecke
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Mundarten im Hauerland
Die Mundart der Karpatendeutschen war
nicht überall einheitlich. Das Pressburger
Sprachgebiet hat rein bayerisch-österreichischen Charakter, in der Oberzips findet
man Schlesisch, während die Unterzips eine
Mischmundart aufweist. Ähnlich wie in der Unterzips war die Entwicklung in der Sprachinsel
Kremnitz - Deutschproben.
Jozef Hanika um 1932 in Oberturz
Der Philologe Josef Hanika beschäftigte
sich intensiv mit der Mundart des Hauerlandes
Matthias Bel wurde 1684 in der Nähe von
Altsohl geboren
Als Erster berichtete über die deutsche
Mundart im Hauerland der Polyhistor Matthias Bel, der sie als rauh und unverständlich
beschrieb. Der „Vater des Namens Karpatendeutsche“ Raimund Friedrich Kaind sprach
in seinem Grundwerk Geschichte der Deutschen in Karpathenländern (1907 – 1911)
sogar von „Goten, die noch heute das alte
Gotisch sprechen sollen“. In der Januar-Ausgabe des Karpatenblattes haben wir über die
Verdienste von Karl Julius Schröer um die
Erforschung der deutschen Mundarten im
Hauerland geschrieben. Von ihm stammen
der Beitrag zu einem Wörterbuch der deutschen Mundarten des ungarischen Berglandes und der Versuch einer Darstellung
der deutschen Mundarten des ungarischen
Berglandes mit Sprachproben und Erläuterungen. Die Erforschung der deutschen
Mundarten im Hauerland war für ihn eine
Herzensangelegenheit. Er war bemüht „gerade jenen deutschen Vororten, die man kaum
mehr als dem Namen nach kennt“ seine Aufmerksamkeit zu widmen.
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Neuere Ergebnisse sind dem sudetendeutschen Philologen und Volkskundler Josef Hanika zu verdanken. Er beschäftigte
sich in mehreren Werken und Aufsätzen mit
den Fragen der Hauerländer Mundarten. Im
ersten Jahrgang (1928) der Zeitschrift Karpatenland veröffentlichte er den Beitrag Zur
Wortgeographie der deutschen Mundarten.
Als selbständiges Buch ist im Jahre 1933 sein
Werk Bairisch-ostmitteldeutsche Volkstums-
mischung im westkarpatischen Bergbaugebiet, dargestellt an Herkunft, Besiedlung,
Recht und Mundart der Sprachinsel Kremnitz-Deutschproben erschienen. Neueste
Kostproben bieten die meisten Hauerländer
Heimatbücher, Mundartproben und Mundartlieder. Selbständig sind Mundartwörterbücher
von Krickerhau, Schmiedshau und Hochwies
erschienen. Bearbeitet wurden auch einige Diplomarbeiten an Universitäten über die
Mundart im Hauerland, selbständig ist die Diplomarbeit von Renate Oswald über die Kuneschauer Mundart erschienen.
Obzwar alle 24 deutsche Ortschaften des
Hauerlandes eine eigene Mundart sprechen,
die mehr oder weniger voneinander abweicht,
können drei Hauptgruppen unterschieden
werden: die Deutschprobener Sprachinsel,
die Kremnitzer Sprachinsel und die Sprachinsel um Hochwies und Paulisch. Im Allgemeinen sprachen die Hauerländer eine bayerisch-österreichische, von ostmitteldeutschen
Sprachelementen durchsetzte Mischmundart.
Die Unterschiede lassen sich sehr gut an zwei
Wenkersätzen (nach dem deutschen Sprachwissenschaftler Georg Wenker) aufzeigen:
Deutschprobener Sprachgruppe, Zeche:
- Hendar unserem Haus stéh drai schena
Opopam met ru´tn Apôn.
- Hot ija net a Stecke baißa Säf of main
Tésch wje mé g´wunt´n?
Kremnitzer Gruppe, Deutschlitta:
- Hajntr aumson Haus stauin drei schaujini
Opplbama mit räjutn Äppl.
- Hott auins k´Stückl beißi Säf wi mauich
uff meim Tauisch g´awaumn´a?
Red
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Gedanken zur Zeit
Warum das rechte Erinnern gut ist
Nachdenken über die tiefe Sehnsucht des menschlichen Herzens
(Teil 1)
von Ferdinand Klein
Über das etwas umständlich formulierte
Thema „Sinn im Sinnlosen finden nach logotherapeutischem Verständnis.Nachdenken über die tiefe Sehnsucht des menschlichen Herzens und Erfahrungen beim
Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz (Unterzips)“ habe ich beim Bernrieder
Heimat- und Kulturseminar des Hilfsbundes Karpatendeutscher Katholiken e.V.
München – Landesverband Bayern in der
Karwoche 2015 gesprochen. Den Vortrag
habe ich überarbeitet. Er möchte auch
den Leserinnen und Lesern des Karpatenblattes Impulse zum rechten Erinnern und
Nachdenken geben und sie zum Gespräch
motivieren. Heute lesen Sie den ersten von
vier Teilen dazu.
Um was geht es mir?
Die Zeit ist reif für das Nachdenken
über die ganze Geschichte. Das fällt noch
vielen schwer, sie verstecken sich offenbar
lieber hinter einer Rolle. Als ich den Coach
und Heilpraktiker für Psychotherapie Ulrich
Sachweh beim Bernrieder Vortrag 2013
nach dem Erinnern an das Leiden des
Menschen fragte, wies er auf Viktor Frankls
Logotherapie (Sinn-Lehre) hin.
Frankls Lehre vom „Willen zum Sinn“
spielte bei der Lindauer Psychotherapiewoche 2009 eine Rolle, bei der über seelische Verletzungen und Lebenskrisen der
Heimatvertriebenen nachgedacht wurde.
Und bei der Debatte im Deutschen Bundestag zum 60-jährigen Bestehen des
Bundesvertriebenengesetzes im Herbst
2013 wurde auch an das Schicksal der
Erlebnisgeneration gedacht und auf die
Chance der Versöhnung der Heimatvertriebenen aufmerksam gemacht. Das war
angewandte Logotherapie im Bundestag!
Sowohl die Erfahrungen mit traumatisierten Menschen als auch die Debatte
im Bundestag erinnern mich an die Ansprache von Pfarrer Andreas Metzl beim
ökumenischen Gottesdienst zum Karpatendeutschen Bundestreffen in Karlsruhe
am 2. Juni 2001. Er sagte: „Die Vertreibung aus unserer Heimat hat unter den
meisten Gefühle des Hasses, der Rache
und Vergeltung aufkeimen lassen. Aber die
meisten von uns haben diesen Gefühlen
nicht Raum gegeben“, sie ließen sich vom
Geist Gottes leiten, folgten der Charta der
Heimatvertriebenen und damit der tiefen
Sehnsucht des menschlichen Herzens.
Doch wie steht es mit der Versöhnung des
einzelnen mit sich selbst?
Sich um Wahrhaftigkeit bemühen
Ich stimme dem jungen slowakischen
Historiker František Neupauer zu, wenn
er sagt: "Einfach vergessen und vergeben
und nicht mehr zurückblicken. Das sind
aber Stasi-Argumente. Jeder muss sich
vor den Spiegel stellen und fragen, welche
Verantwortung er trägt" (zit. n. http://www.
tagesschau.de, Stand; 09. 12. 2014).
Neupauers Bemühen um Wahrhaftigkeit
hat das im Sinn, was die frühere Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen und jetzige Vorsitzende der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN Erika Steinbach
sagte, dass nämlich die Zeit reif ist für eine
vollständige Betrachtung der Geschichte.
Auf dieser Spur bewegt sich auch das Beispiel Karl Krauß.
Beispiel Karl Krauß
Frau Murzko (102 Jahre) zu Besuch bei
Herrn Krauß (100 Jahre)
Bei der Feier seines 100. Geburtstags
am 26. Juni 2009 fragte ich in Anwesenheit auch von Schwedlern, die bis zur
politischen Wende für die kommunistische
Partei eintraten: Was hat Herr Krauß nach
Kriegsende 1945 erlebt?
Abends wurden etwa 50 Männer wieder
in die Schule gerufen und von dort unter
strenger Bewachung vor das Rathaus gebracht. Von beiden Kirchen läuteten die
Glocken. Wir wurden abgeführt. (…) Wir
kamen nach Göllnitz und wurden dort in
Keller gesperrt. Als wir uns einmal beim
Lagerkommandanten wegen des schlechten Essens beschwerten, sagte er: ‚Für
euch Hitlergesindel ist auch dieses Essen
zu schade!’ Das Grauen im Lager lässt sich
nicht beschreiben. Nach drei Monaten
Kerker wurde mir der Prozess gemacht.
Ich kam vor das Volksgericht, das keinen
einzigen Beweis fand. Nach vielen Verhören und Schikanen wurde ich endlich entlassen. Ich fand meine Familie im ausgeraubten Haus. Das Elend war in jeder Ecke
zu spüren.“
Herr Krauß fand wieder Arbeit und ging
1969 in Rente. „Die Zeiten waren schwer“,
sagte er, „wir haben sie überstanden. Heute danken wir Gott, dass er uns auch in der
schwersten Zeit beschützt hat. Wir sind in
der Heimat alt geworden. Wir bitten Gott:
Herr, gib uns Frieden, beschütze unser
schönes Zipserland!“.
Wie ich das Beispiel verstehe
Herr Krauß wurde zur Zielscheibe des
Hasses. Mit der ihm eigenen „Trotzmacht
des Geistes“ (Frankl) erzählte er über das,
was er und seine Familie erlebt und erlitten
haben. Er fühlte sich von Gott gehalten und
sprach in schwierigen Lebenslagen Worte,
die ihm Gott in den Mund gelegt hat. Sein
Glaube war die stärkste Kraftquelle.
Herr Krauß war um Wahrhaftigkeit bemüht. Wahrhaftigkeit drückt das persönliche und gemeinsame Bemühen aus, sich
nach der Wahrheit zu orientieren und sich
auf den Weg zu ihr zu begeben. Sehnen
wir uns nicht danach? Verstecken sich
nicht viele hinter einer Rolle? Versäumen
diese Rollenspieler nicht über die tiefe
Sehnsucht des menschlichen Herzens
nachzudenken?
Herr Krauß feiert seinen 100. Geburtstag
Herr Krauß erzählte mir, nachdem sei-ne Familie in Mähren wieder zusammen-e
gefunden hatte, ging er mit seiner Familie
nach Schwedler zurück. Gleich nach derr
Ankunft wurde die Familie im Keller derr
e
Schule, in der jetzt die Begegnungsstätte
ist, eingesperrt. Herr Krauß erzählte wei-e
ter: „Wir wurden von den Partisanen wie
Verbrecher behandelt. Sie brüllten unss
h
an. Frauen und Kinder weinten. (…) Ich
d
fragte sie: ’Was wollt ihr von uns? Wir sind
zu Hause in Schwedler!’ Mein Schicksall
m
nahm folgenden Verlauf: Ich wurde zum
Verbrecher gestempelt. Warum? Einess
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Geschichtskapitel
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Das ehemalige Lager Nováky
Anfang des 20. Jahrhunderts waren ungefähr 600 Jahre vergangen, als die ersten
Deutschen in Oberungarn siedelten. Manchmal waren slowakische und deutsche Ortschaften nur wenige Hundert Meter entfernt
und in den Städten lebten mehrere Ethnien auf
engstem Raum zusammen. Da gab es sicher
auch Spannungen, aber im Wesentlichen begegneten sich die Menschen freundlich. Als
die Entwicklung des nationalen Bewusstseins
von Slowaken und Karpatendeutschen 1939
im Staatsnationalsozialismus gipfelte, war
plötzlich alles anders. Der Wert eines Menschen hing nun von seiner Rasse, Ethnie,
der Religion oder der politischen Einstellung
ab. Die meisten Menschen merkten nicht,
dass sie manipuliert und missbraucht wurden.
Das war ein guter Nährboden für Hass und
Gewalt. Physischer Ausdruck dafür war die
Einrichtung mehrerer Lager in Oberungarn,
wie zum Beispiel das in der Nähe von Nováky.
Die Vorgänge in den Lagern markierten einen
Tiefpunkt des Deutschtums in Oberungarn
und zerstörten die Basis für ein freundschaftliches Zusammenleben von Slowaken und
Deutschen auf lange Zeit.
Das ehemalige Lager Nováky bestand aus
drei Teillagern, die etwa 500 Meter voneinander getrennt waren. Hier wurden Menschen
teils unter schlimmen Bedingungen interniert.
Zu der bekanntesten und von der Zeitabfolge
ersten Gruppe gehörten die Juden (1941 1944). Auf dem Schild am Eingangstor stand:
PRACOVNÝ TÁBOR ŽIDOV. Die Intention war
eindeutig: Die Juden aller Nationalitäten sollten, abgeschlossen von der Öffentlichkeit,
endlich „richtig arbeiten lernen“. Tatsächlich
aber war das Lager Nováky anfänglich ein
verlängerter Arm des Vernichtungslagers
Auschwitz. Jeder Häftling konnte jederzeit in
den Tod geschickt werden – einfach so. Ab
Kriegsende 1945 wurden dann die Karpatendeutschen ins Lager „eingewiesen“. Die Gewaltausübung auf der Basis einer postulierten
Kollektivschuld aller Deutschen wurde durch
die Beneš-Dekrete abgedeckt – auch nachträglich. Nach Angaben der Lagerverwaltung
war es ein Sammellager – eine Zwischenstation vor der Abschiebung (Odsun). Je nach
Standpunkt wird der damalige Vorgang als
Vertreibung, Abschiebung oder ganz neutral
als Transfer bezeichnet. Über die Beschreibung der Vorstufe, das Leben im Lager, gibt
es aber keinen Zweifel. Hier herrschten Unrecht, Hunger und Gewalt. Das Lager war
jedoch durchlässiger geworden. Glück hatte,
wer bei slowakischen Bekannten oder einfach
nur Menschen mit Mitleid arbeiten konnte und
auch dort Nahrung bekam. Aber Kleinkinder,
Alte und Kranke waren auf die Hungerrationen
im Lager angewiesen. Besonders am Anfang
war es sehr hart, da war der Tod ständiger
Gast im Lager. Er kam auf leisen Sohlen, auch
am Weihnachtsabend 1945, als man vom
nahen Koš die Glocken läuten hörte und die
Erwachsenen aus Gram und Hunger keinen
Schlaf fanden. In dem Maße, wie die Karpatendeutschen vom Lager in das Nachkriegsdeutschland abgeschoben wurden, wurden
zunehmend Slowaken „eingewiesen“. Von
der demokratischen Vorkriegs-ČSR war nur
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der Name geblieben. Anfängliche demokratische Strukturen wurden nach und nach durch
stalinistische ersetzt. Äußeres Zeichen dafür
waren die Einrichtung von „Volksmilizen“ und
die Februar-Ereignisse. Verdacht auf Sabotage, Konterrevolution, Säuberungsaktionen in
der kommunistischen Partei und Denunziation
führten schnell zur Einlieferung in Arbeitslager. Nach dem Tod Stalins 1953 fand man
effektivere Methoden der Feindbekämpfung
als die „Lagerhaltung“. Das Lager Novaky
wurde bereits im September 1951 endgültig
aufgelöst.
Das Leid so vieler unschuldiger Menschen
ist Grund und Verpflichtung genug, sich mit
der „Problematik“ Novaky näher zu beschäftigen. Doch Erinnerung ist ein ständiger Kampf
mit dem Konkreten. Das wurde sofort klar bei
dem Versuch, den ehemaligen Standort des
Lagers unter heutigen Bedingungen zu rekonstruieren.
Die jeweiligen Machthaber hielten sich mit
Dokumentationen sehr zurück, was ja auch
verständlich ist. Auch für die Lagerinsassen
war der Lageralltag viel wichtiger als die geografische Einordnung. Da half auch der Blick
auf das etwa 5 km entfernte, wunderschöne
Schloss Weinitz (Bojnice) und die beeindruckenden Gebirgszüge in der Ferne sicher
nicht weiter.
Doch es gibt sie, die historische Karte von 1942. Sie ist enthalten in dem Buch
von Baka, Igor: „Das jüdische Lager Nováky
1941-1944“. Es handelt sich hierbei um eine
Art maßstäbliche Skizze und ist für eine Synchronisation mit aktuellem Kartenmaterial gut
geeignet.
Bei der Synchronisation der Karten wurde
wie folgt vorgegangen:
Ehemaliges Lager Nováky – Einordnung in aktuelles Kartenmaterial
Punkte a, b, c: Fixpunkte zur Synchronisation
der Karten
Teillager: 1, 2, 3; Charakteristischer Punkt d des
ehemaligen Teillagers 2 auf der heutigen Fernstraße E572: GPS 48°43'35.6"N 18°35'30.8"E
(48.72656, 18.59188)
Die Punkte a (Schnittpunkt Bach mit Eisenbahnlinie) und b (Schnittpunkt Bach mit
Straße) sind in aktuellen Karten und in der
historischen Karte eindeutig erkennbar. Damit
konnte der Maßstab umgerechnet werden.
Der Punkt c wurde in der historischen Karte
als Tangente eines Baches mit dem Teillager 3
definiert. Das Dreieck a, b, c der historischen
Karte wurde nun maßstäblich in die aktuelle
Karte übertragen. Die Synchronisationsgenauigkeit hängt hauptsächlich von der Genauigkeit der historischen Karte ab.
Die heutige Fernstraße E572 durchquert
damit mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit
auf einer Strecke von etwa 100 m das ehemalige Teillager 2.
Die Anordnung der Teillager und die Struktur der Barackenanordnung in den Lagern
wurden während der gesamten Lagerzeit faktisch nicht verändert.
Die Teillager in Einzeldarstellung (ohne Berücksichtigung der Lage zueinander); die postalische Anschrift für die Familie Güll lautete im
Mai 1947: Nováky Sústred. tábor, objekt I (Teillager 1), barak 1. Die entsprechende Baracke
ist rot gekennzeichnet.
Die Teillager 1, 2, 3 sind hier als eigene
maßstäbliche Skizzen nach den Angaben von
Baka für das Jahr 1942 dargestellt mit den
Daten:
- Zahl der Internierten: 1.630
- Gesamtfläche: 2,27 km2
- Zahl der Unterkünfte: 24 (grau)
- Zahl der Werkstätten
und Wirtschaftsgebäude: 29 (weiß)
- Lager 1, Wachstube (schwarz)
- Lager 2, Kommandantenbaracke
(schwarz)
Heute gibt es vor Ort (unmittelbar am ehemaligen Lager) keinerlei direkte Hinweise
mehr auf dieses Lager. Dafür wurde am Bahnhof Nováky 1998 eine Tafel in englischer und
slowakischer Sprache angebracht, mit der an
die Deportation von Tausenden Juden nach
Auschwitz erinnert wird.
Erinnerungstafel am Bahnhof von Nováky, etwa
5 km vom ehemaligen Lager entfernt, Aufnahme 2012, Wanko
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Nur Eingeweihte kennen das sehr abseits
gelegene Holzkruzifix von 1946 am deutschen
Friedhof des Lagers. Der Friedhof selbst ist
heute nicht mehr als solcher zu erkennen.
Geschichtskapitel
Man mag kaum glauben, dass über 70
Jahre nach den schrecklichen Ereignissen
um das Lager Nováky die brutale Gewaltausübung gegenüber Wehrlosen in Europa immer
noch ein Thema ist. So bedeutet Nováky nicht
nur Erinnerung der Opfer und Nachfahren der
Opfer an eine düstere Zeit, sondern vor allem
Sensibilisierung der jungen Generation zur
Verteidigung von demokratischen Strukturen.
Zur Erinnerung an alle Opfer des Lagers
könnte an geeigneter Stelle eine Erinnerungstafel angebracht werden. Es bietet sich
z. B. der Abschnitt der Fernstraße E572 an,
der im ehemaligen Teillager 2 liegt. An deutschen Autobahnen sind Hinweistafeln zu historischen Sachverhalten sehr verbreitet (z. B.
ehemalige deutsch/deutsche Grenze oder
auch in der Nähe von Weimar der Hinweis auf
das KZ Buchenwald).
Kruzifix am deutschen Friedhof in der Nähe
des ehemaligen Lagers Novaky, Entfernung
zum Teillager 3 etwa 150 m, Aufnahme 2012,
Wanko
Entwurf einer möglichen Hinweistafel auf das
ehemalige Lager Novaky an der Fernstraße
E572: Zur Erinnerung an die Opfer von Gleichgültigkeit und Gewalt
Der Vorsitzende des KDV in der Slowakei,
Herr Ondrej Pöss, stellte in einem sehr bemerkenswerten Artikel im KB 3/2007 fest:
„Die Gedenkstätten schreiben die Geschichte. Wenn die Karpatendeutschen in die
Geschichte heimkehren wollen, müssen sie
sich auch um die Gedenkstätten kümmern.
Das muss einer der Schwerpunkte unserer
Zukunftstätigkeit werden.“
Ein Kreuz aus Eisen auf dem wahrscheinlichen
deutschen Gräberfeld, 2012, Wanko
Das Lager Nováky ist ein Synonym für
Machtmissbrauch und Gewaltausübung an
Unschuldigen bzw. Wehrlosen. Dabei ist es
untergeordnet, ob dieser Missbrauch rassistisch, politisch oder ideologisch motiviert war.
Am Anfang stand immer die Gleichgültigkeit
der großen Mehrheit. Selbst als gute Nachbarn abgeführt wurden, schaute man weg. Als
das Leid über alle kam, war es für eine Umkehr viel zu spät.
Es muss nicht besonders betont werden,
dass es die alleinige Entscheidung der zuständigen Behörden vor Ort ist, ob eine solche Ehrung der Opfer vorgenommen wird und
in welcher Form das geschieht. Wir möchten
uns jedoch erlauben, den Vorstand des KDV
in der Slowakei zu bitten, sich für dieses Vorhaben einzusetzen.
Die Autoren:
Gustav Güll (1940 in Pressburg/Bratislava geboren)
„Mein Vater wurde, wie damals üblich,
noch kurz vor Kriegsende zum Kriegsdienst eingezogen und in Frankreich als
Kriegsgefangener festgesetzt. Ihm war
es nicht mehr möglich, in die Slowakei
zurückzukehren. Meine Mutter musste
nun allein für meine Schwester und mich
sorgen. Sie konnte uns noch relativ lange Zeit vor dem Lagerleben im nahen
Engerau (Petržalka) bewahren. Ich wurde am 1. September 1946 sogar noch
eingeschult, da ich auf der Straße beim
Spielen mit den Kindern schnell Slowakisch gelernt hatte. Aber am 16. Oktober
1946 war es dann soweit, wir mussten
alle ins Lager. Es brach eine Welt zusammen, was sollte aus uns werden? Nach
mehreren Monaten der Entbehrung und
Not wurden wir dann im eiskalten Februar 1947 per Bahn ins Lager Nováky
überstellt. Der Freiheitsentzug sollte noch
über 2 Jahre dauern. Erst am 24. Juli
1949 wurden wir als letzte karpatendeutsche Lagerinsassen in einer Gruppe von
12 Personen in eine sehr ungewisse Zukunft entlassen. Die erste Unterkunft war
in einem Altersheim in Horné Obdokovce.
Obwohl sich die äußeren Bedingungen
mit der Zeit im Lager besserten, hat mich
das alles sehr geprägt. Wie schön hätte
meine Kindheit sein können, wenn es diese furchtbaren Lager nicht gegeben hätte? Doch auch die Zeit nach dem Lager
war nicht einfach. Als Deutsche enteignet, entrechtet und für die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft noch nicht
als würdig befunden (erst 1953). Ich
wünsche von ganzem Herzen, dass die
nachfolgenden Generationen nie wieder
eine solche oder ähnliche Kindheit und
Jugend erleben müssen.“
Helmut Wanko (1947 im Nachkriegsdeutschland geboren)
„Die Familie stammt aus Drexlerhau
(Janova Lehota). Mutter und Vater waren
bis Kriegsende 1945 im Zementwerk Rüdersdorf bei Berlin tätig. Von hier flüchteten sie mit meiner Oma (damals 67
Jahre) und meinen zwei Schwestern (5
Jahre, 8 Monate) vor der Roten Armee
Richtung Westen und wurden in Parchim
(bei Schwerin) von der West- und Ostfront eingeholt. Alle Angaben in den Ausweisdokumenten waren in slowakischer
Sprache. Also war eine „slowakische Familie“ nach dem totalen Zusammenbruch
Deutschlands auf der „Flucht“ in ihr Heimatdorf. Nur meine Eltern sprachen Slowakisch, was für eine Herausforderung.
Die Enttäuschung muss maßlos gewesen
sein, als die Fahrt im Lager Nováky endete. Nach einer endlos scheinenden Zeit
des Hungers und der Ungewissheit ging
es wieder und endgültig nach Deutschland. Meine Mutter berichtete nie von sich
aus über das Lager. Wenn aber die Rede
darauf kam, wurde die Stimmung angespannt und traurig. Erst sehr viel später
hatte ich Zugang zu Details über das ehemalige Lager. Bei meiner Drexlerhaureise im Jahre 2012 suchte ich auch nach
Hinweisen auf dieses Lager, was nicht so
einfach war. Nach 70 Jahren ist es an der
Zeit, alle Opfergruppen gemeinsam zu
ehren.“
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Erinnerungen
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70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges
Es ist der 16. April 1945. Die Rote Armee ist zum Sturm auf Berlin bereit. Nur versprengte Haufen von Wehrmachts- und SS-Einheiten
stehen den sowjetischen Truppen zur Verteidigung der Hauptstadt gegenüber. Am 21. April erklärt Propagandaminister Joseph Goebbels
Berlin zur Frontstadt. Noch am selben Tage erreicht die Rote Armee
unter Marschall Zhukov Vororte Berlins.
Am 25. April meldet BBC: „Ost und West haben sich getroffen...
zwanzig vor fünf haben sich Verbände von General Bradleys 12. Armee
und sowjetische Einheiten von Marschall Konevs 1. Ukrainischer Armee in der Nähe der deutschen Stadt Torgau an der Elbe gegenüber
gestanden.“ Drei Tage später bekommt Hitler die Nachricht, dass der
Sturm der Roten Armee auf die Reichskanzlei unmittelbar bevorsteht.
Hitler will weder tot noch lebendig in die Hände der Sowjets fallen. Am
30. April um 15.30 Uhr erschießt er sich. Zu seinem Nachfolger wurde
Großadmiral Dönitz ernannt.
Die bedingungslose Kapitulation
Am 7. Mai muss die deutsche Delegation im französischen Reims,
dem Hauptquartier von US-General Eisenhower, in die bedingungslose
Kapitulation einwilligen. Dönitz überbringt den Deutschen die Nachricht mit den Worten: „Am 8. Mai um 23 Uhr schweigen die Waffen.“
Auf Drängen Stalins muss die Zeremonie bei Marschall Zhukov in Berlin
wiederholt werden. Zudem wurde der Kapitulationsurkunde durch die
Unterzeichnung seitens hochrangiger Vertreter aller drei Wehrmachtsteile sowie des Oberkommandierenden der Roten Armee und des
Stellvertreters von General Eisenhower größeres Gewicht verliehen.
In Berlin-Karlshorst ratifizierten Wilhelm Keitel für das Oberkommando der Wehrmacht und für das Heer, Hans-Georg von Friedenburg
für die Marine und Hans-Jürgen Stumpff für die Luftwaffe die Kapitulationsurkunde für alle Wehrmachtsteile. Unterzeichnet wurde die auf den
8. Mai 1945 datierte Urkunde erst kurz nach Mitternacht, also am 9.
Mai. Verhandlungen über Textveränderungen und das Fehlen von Zeilen in der russischen Fassung hatten die eigentlich für den Nachmittag
vorgesehene Unterzeichnung verzögert.
Damit war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet.
Die Bilanz war tragisch
Mehr als 60 Millionen Menschen waren tot: gefallen an der Front,
ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt, auf der großen Flucht. Nach
dem Ende der Kämpfe begann die Rache der Sieger, Rache für großes Leid, das von Deutschen und ihren Helfern angerichtet worden
war. Der Zorn gegen den Deutschen führte zu Morden, Plünderungen,
Vergewaltigungen und Vertreibungen von 15 Millionen Menschen aus
ihrer Heimat. Der Zweite Weltkrieg hat seine tiefen Spuren in der Geschichte hinterlassen und wirkt noch bis in die Gegenwart hinein. Egal
ob Orte, Gefühle oder Politik – das Kriegsende vor 70 Jahren begleitet
uns auch heute.
Ondrej Pöss
Der Reichstag nach dem Fall Berlins
In der Mitte einer der Unterzeichner der Kapitulation: Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel
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Die Kapitulationsurkunde, die am 9. Mai 1945 unterzeichnet wurde
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Erinnerungen
Das Ende des Zweiten Weltkrieges: Schicksalsmonat Mai 1945
- Am 3. 5. wurde durch die Liquidation der deutschen Einheiten in
den Weißen Karpaten die gesamte Slowakei von der Roten Armee besetzt. Die letzte befreite Gemeinde war Makov in Kysuce.
- Anfang Mai wurden in Engerau aus fünf Massengräbern 460 bis
490 Opfer des dortigen Konzentrationslagers exhumiert. Die
meisten waren Juden aus Ungarn, unter ihnen waren aber auch
Ukrainer, Italiener und Polen.
- Am 6. 5. übersiedelte die Tschechoslowakische Regierung von
Kaschau nach Pressburg.
- Am 7. 5. unterzeichnete der deutsche General Jodl im Namen
des deutschen Oberkommandos die Gesamtkapitulation aller
Streitkräfte im Alliierten Hauptquartier in Reims. Josef Stalin
hatte zuvor deutlich gemacht, dass er die Gültigkeit der Gesamtkapitulation nur bei Unterzeichnung durch den Oberkommandierenden der Roten Armee, Marschall Georgij Schukow,
anerkennen werde.
- Am 8. 5. wurde die Kapitulationsurkunde nochmals im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst unterschrieben. Damit
war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet.
- Am 8. 5. hat der Rest der slowakischen Regierung im österreichischen Kremsmünster vor dem XX. US-Corps unter General
Walton Walker die Kapitulation unterschrieben.
- Am 10. 5. kam die tschechoslowakische Regierung aus
Pressburg nach Prag.
- Am 15. 5. entschied der Slowakische Nationalrat (SNR) auf seiner ersten Sitzung im Erlass Nr. 33/1945 über die „Bestrafung
faschistischer Verbrecher, fremder Unterdrücker, Verräter und
Kollaborateure und über die Schaffung eines Nationalgerichtes
und die Einrichtung von Volksgerichten“.
- Am 19. 5. wurden im Dekret des Staatspräsidenten Beneš alle
Personen, die sich in zurückliegenden Volkszählungen als Deutsche oder Magyaren eintragen ließen, zu „staatlich unzuverlässigen Personen“ erklärt und ihr Besitz unter staatliche Verwaltung
gestellt. Auf dieser Grundlage wurden ganze Personengruppen
verhaftet und interniert. Durch ein aufgenähtes „N“ für „Deutscher – Nemec“ oder durch Armbinden mussten sie sich zu erkennen geben.
In Kremsmünster unterschrieb die slowakische Regierung am achten
Mai die Kapitulation
Ein großes „N“
für „Nemec“ (Deutscher)
kennzeichnete
die Deutschen
- Ab Mai versuchten vor den Kämpfen geflüchtete Deutsche aus
den ehemals deutschen Gebieten in ihre Heimat zurückzukehren. Nach provisorischer Sanierung wurde die Barackenanlage
in Nováky wieder mit Menschen gefüllt. Zuerst waren es die Hilflosesten, Alte, Kranke, Frauen, Kinder und kleine Gruppen der
heimgekehrten evakuierten Karpatendeutschen.
Fast fünfhundert Opfer wurden in Engerau Anfang
Mai 1945 exhumiert
Deutsche warten nach Kriegsende
auf ihren Abtransport ins Ungewisse,
wie hier in Prag
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Nachrichten aus Heim und Familie
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Wir gratulieren
Region I. Pressburg
gratuliert Robert Bátovský zum 40., Miroslava Doubková zum 42., Dagmar Gajarská
zum 39., Elisabeth Gilláyiová zum 77.,
Petra Hanzelová zum 43., Ing. Vladimír
Hrnčiar zum 45., Vlasta Margočová zum
38., Peter Markocsy zum 53., Mgr. Anna
Pritz zum 74., Emilia Regenová zum 86.,
Martin Šikulaj zum 39., Monika Schindlerová zum 42., Mária Štejfová zum 88.,
Greta Šuranová zum 79., Jan Wechter
zum 44., Andreas Wagner zum 68., Erika
Záhorovská geb. Zimmermann zum 77. und
Gertruda Žvachová zum 82. Geburtstag.
Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit,
Glück und Gottes Segen, und viele schöne
Tage im Kreise der Familie.
Region II. Hauerland
• Die OG des KDV in Tužina/Schmiedshau gratuliert Alžbeta Vnučková zum 78.,
Eva Mendelová zum 69., Lýdia Krasková
zum 66., Vladimír Polevka zum 64., Gizela
Grmanová zum 63., Mária Slávičková zum
60. und Zuzana Henzelová zum 45. Geburtstag. Alles Gute, viel Gesundheit und
Gottes Segen im Kreise Ihrer Familien!
• Die OG des KDV in Horná Štubňa/
Ober-Stuben gratuliert Alfred Greschner
zum 74., Etela Hamorová zum 71., Ing.
Janeta Hantabalová (Pressburg) zum 45.,
Oto Herčut zum 59., Walter Hirschner zum
62., Mária Hirschnerová zum 61., Anna
Hoghová zum 76., Anna Kaděrková zum
67., Emília Kapitančíková (Martin) zum 61.,
Helena Kapustová (Martin) zum 89., Slávka
Mrváňová zum 42. und Jarmila Striczová
zum 55. Geburtstag. Alles Gute, viel Glück,
Gesundheit und Zufriedenheit.
• Die OG des KDV in Handlová/Krickerhau gratuliert Anežka Daubnerová zum 81.,
Anton Ďuriš zum 76., Margite Jakabová
zum 72., Jozef Oswald zum 65., Valeria Padyšaková zum 72., Ing. Jozef Paluš
zum 49., Gabriela Uličná zum 74., Mária
Vidová zum 82. und Anton Schubada zum
66. Geburtstag. Von ganzem Herzen wünschen wir alles Gute, viel Gesundheit und
Zufriedenheit in den weiteren Jahren!
• Die OG des KDV in Kľačno/Gaidel gratuliert Vilma Vrábelová zum 85., Hans Miko
zum 63. und Renata Leitmanová zum 44.
Geburtstag. Von ganzem Herzen wünschen
wir alles Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit!
• Die OG des KDV in Turček/Oberturz gratuliert Jozef Pittner zum 60., Ján Gajdoš
zum 56., Nora Šipková zum 41. und Marcela Kováčová zum 31. Geburtstag. Wir
wünschen alles erdenkbar Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit in den weiteren
18
Jahren!
• Die OG des KDV in Malinová/Zeche
gratuliert Miroslav Luprich zum 63., Jarmila Luprichová zum 59., Jolana Pediačová
zum 58., Lýdia Richterová zum 58., Maria Richterová zum 56., Marta Stiffelová
zum 54., Lýdia Maurerová zum 48., Dana
Hegedüšová zum 45. und Jozef Dudáš zum
29. Geburtstag. Alles Gute, viel Gesundheit
und Zufriedenheit im Kreise Ihrer Familien.
• Die OG des KDV in Kunešov/Kuneschhau
gratuliert Emília Balážová zum 75., Ján
Ihring zum 61. und Branislav Schmidt zum
63. Geburtstag. Wir wünschen viel Gesundheit und Glück in weiteren Jahren im
Kreise Ihrer Lieben.
• Die OG des KDV in Nitrianske Pravno/
Deutsch-Proben gratuliert Erich Diera zum
81., Edita Šovčíková zum 69. und Thomas
Antol zum 40. Geburtstag. Viel Gesundheit,
Glück und Spaß in den weiteren Jahren.
• Die OG des KDV in Janova Lehota/Drexlerhau gratuliert Jan Klajban zum 49., Peter Legin zum 33., Zdenko Manik zum 29.
und Ludmila Petrikova zum 19. Geburtstag.
Alles Gute, viel Glück und Gottes Segen in
den weiteren Jahren.
• Die OG des KDV in Krahule/Blaufuss
gratuliert Anna Príhodová zum 88. und
Hilda Pittnerová zum 58. Geburtstag. Wir
wünschen von ganzem Herzen alles Gute,
Gesundheit und Gottes Segen.
Region III. Oberzips
• Die OG des KDV in Spišská Nová Ves/
Zipser Neudorf gratuliert Helena Chládeková zum 93. Geburtstag. Wir wünschen Gesundheit und Zufriedenheit im Kreise Ihrer
Lieben.
• Die OG des KDV in Poprad/Deutschendorf gratuliert Juliana Pataky zum 92., Marta Klein zum 79., Silvia Roth zum 78., Ing.
Jozef Pritz zum 74., Brigitte König zum 72.
und Zorica Stojanovičová zum 24. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit, Glück und Gottes Segen und noch viele schöne Tage im Kreise der Familie.
• Die OG des KDV in Kežmarok/Kesmark
gratuliert Jolana Jurská zum 92., Karol
Uljan zum 83., Ivo Imrich zum 51. und Ing.
Ernest Abt zum 60. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Glück, viel Gesundheit und Lebensmut in den weiteren Jahren.
• Die OG des KDV in Chmeľnica/Hopgarten gratuliert Emil Cebula zum 71., Josef Faltičko zum 69., Stefan Kormanský
zum 65., Johann Zavacký zum 65., Ján
Julenyi zum 51., Viliam Klimko zum 50.,
Paul Majerčák zum 45., Rastislav Smrek
zum 40., Mathias Kravčík zum 35., Ingrid
Lang zum 35. und Edith Pleštinská zum 30.
Geburtstag. Begeisterung ist eine der größten Qualitäten des Lebens. Du hast sie. Zeige sie heute. Alles Gute zum Geburtstag.
Region IV. Unterzips
•Die OG des KDV in Mníšek nad Hnilcom/
Einsiedel an der Göllnitz gratuliert Amalie
Müller zum 82., Hildegard Czölder zum
73., Mgr. Ladislav Andor zum 71., Peter
Marcinko zum 62., Zdena Tóthová zum 60.,
Ing. František Slovinský zum 60., Mária
Handlovičová zum 55., Ján Ölschläger zum
54., František Czölder zum 53., Gertrúda
Širilová zum 52., Ing. Bronislava Ďurdíková
zum 38. und Radovan König zum 31. Geburtstag. Wir wünschen gute Gesundheit,
Gottes Segen, viel Glück, Freude, persönliches Wohlergehen und viele angenehme
Momente im Kreise Ihrer Familien.
• Die OG des KDV in Dobšiná/Dobschau
gratuliert Vladimír Bebčák zum 73., Oľga
Wagnerová zum 71., Tibor Lang zum 62.,
Darina Horváthová zum 54. und Jozef Góč
zum 51. Geburtstag. Gottes Segen möge
euch auch in den weiteren Jahren begleiten.
• Die OG des KDV in Smolnícka Huta/
Schmöllnitz Hütte gratuliert Ján Čech zum
64. Geburtstag. Auf einem Zweige drei
Vöglein singen, sie sollen dir drei Wünsche
zum Geburtstag bringen. Der erste Wunsch
zu jeder Zeit, Gesundheit, Freude und Fröhlichkeit. Der zweite Wunsch, ganz klipp und
klar, viel Glück im neuen Lebensjahr. Der
dritte Wunsch, es soll auf Erden, was man
wünscht erfüllt auch werden.
• Die OG des KDV in Smolník/Schmöllnitz gratuliert Viliam Fritsch zum 83., Janka
Jägerová zum 75., Marián Ňoch zum 51.
und Milan Brutovský zum 48. Geburtstag.
Wir wünschen Ihnen alles Gute, viel Gesundheit, Glück und Gottes Segen in den
weiteren Jahren.
• Die OG des KDV in Švedlár/Schwedler
gratuliert Emma Dorothea Loy zum 91.,
Viktoria Patzová zum 87., Ladislav Murzko
(Deutschland) zum 83., Prof. Dr. Ferdinand
Klein (Deutschland) zum 81., Michal Patz
zum 77., Marta Klimašová (Prakendorf) zum
68., Helena Bódiová (Göllnitz) zum 66., Ing.
Gabriela Ivančová zum 55. und Bc. Lukáš
Ivančo zum 25. Geburtstag. Manchmal
geht man weg, weiß nicht wohin, man fühlt
sich schlecht, und sucht nach Sinn. Wünsche von gestern, sind immer noch Traum,
es gibt nichts Besseres, als nach vorne
schaun.
Region V. Bodvatal
• Die OG des KDV in Medzev/Metzenseifen gratuliert Andreas Antl zum 78., Terezia
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Nachrichten aus Heim und Familie
Benedik zum 60., Anna Bistika zum 74.,
Frederika Bröstl zum 46., Henrieta Bröstl
zum 39., Oľga Eiben zum 60., Maria Filčak
zum 77., Anna Frankovič zum 76., Helene
Göbl zum 83., Maria Griga zum 40., Renata
Juhas zum 50., Mgr. Gertruda Kovalik zum
52., JUDr. Vladimir Lenďak zum 58., Michal
Quallich zum 70., Magdalena Schmotzer
zum 85., Filip Schmotzer zum 78., Helene
Sorger zum 64. und Peter Sorger zum 53.
Geburtstag. Wir wünschen gute Gesundheit, Gottes Segen, viel Glück, Freude,
persönliches Wohlergehen und viele angenehmen Momente im Kreise Ihrer Familien.
• Die OG des KDV in Vyšný Medzev/
Ober-Metzenseifen gratuliert Martin Balog
zum 46., Erika Cehlar zum 43., Sabina
Fabian zum 70, Brigita Gedeon zum 46.,
Anabela Hoffman zum 36., Michal Macorlik
zum 58., Eva Pliestik zum 63., Monika
Szabová zum 28. und Maria Stark zum 43.
Geburtstag. Ein kleiner Wunsch, er schaut
vorbei, er möchte gerne bei Dir sein, er breitet seine Hände aus, und bringt mit einem
Blumenstrauss ein kleines Glück ins Haus.
• Die OG des KDV in Košice/Kaschau gratuliert Viera Adamčová zum 66., PhDr. Danica Remetei zum 58. und Peter Kochyt zum
35. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute,
viel Gesundheit und Zufriedenheit im Kreise
Ihrer Liebsten.
In stiller Trauer
OG des KDV in Schwedler ist in stiller
Trauer. Menschen kommen und Menschen
gehen. Doch einige von ihnen hinterlassen
tiefe Spuren. Spuren in unseren Herzen.
So wie Ilse Szabová.
Sie war immer freundlich, immer hilfsbereit.
Ein wirklich guter Mensch ist von uns
gegangen, plötzlich, still und unvergesslich.
Sie war Mitglied und Sängerin unserer OG. Im
Alter von 74 Jahren hat sie uns für immer verlassen. In unseren Herzen lebt sie aber weiter.
Zur Hochzeit
Lívia VLČEKOVÁ und Michal DEBNÁR
haben sich am 2. Mai in der Pfarrkirche in Jánova Lehota
das Ja-Wort gegeben. Die OG wünscht den Frischvermählten
alles Gute, drückt die Daumen für die Zukunft und wünscht
den beiden zum goldenen Ring goldene Zeiten hinzu.
Auch zwei Freunde
der Karpatendeutschen sind gestorben
Im April haben uns zwei traurige
Nachrichten erreicht: Am 14. April ist in
Pressburg Michal Stolár gestorben, der
Ehemann von Frau Rosina Stolár, und
am 22. April in Lewenz/Levice Stanislav Radovský, der Ehemann von Hilda
Radovská aus Krickerhau/Handlova. Herr
Stolár wurde 1924 in Freistadt/Hlohovec geboren, er lebte in Pressburg. Herr
Radovský erblickte 1931 in Krickerhau
das Licht der Welt, wo er auch lebte.
Heinrich Heine sagte, dass unter jedem Grabstein eine Weltgeschichte liegt.
Und es ist tatsächlich so: Jeder Verstorbene hatte seine eigenen Lebensschicksale.
Bei den beiden Verstorbenen war diese
Lebensgeschichte vor allem mit ihren Familien verbunden: Herr Stolár lebte mit seiner Gattin Rosina und beiden Söhnen bereits sechzig Jahre, Stanko Radovský mit
der Hilda und dem Sohn und Tochter sogar
mehr als 62 Jahre. Was wir in der Lebensgeschichte der letzten mehr als 20 Jahre
bei den beiden Verstorbenen ganz besonders hoch geschätzt haben, war die überzeugende Unterstützung der Ehefrauen
bei ihrer Tätigkeit im Karpatendeutschen
Verein in der Slowakei, auch wenn sie allein nicht karpatendeutscher Abstammung
waren. Viele von uns konnten bestätigen,
dass, wenn man Frau Stolár oder Frau
Radovská in Vereinsangelegenheit angerufen hat, sich oft Herr Stolár oder Herr
Radovský meldeten. Und beide waren immer hilfsbereit. Die Verbundenheit beider
mit den Karpatendeutschen hat sich bei
beiden immer weiter vertieft: Herr Stolár
machte mit bei den Pressburger Treffen,
Stanko Radovský war Mitbegründer und
auch Seele der karpatendeutschen Heimatstube in Krickerhau.
Man sagt, dass ein Mensch wirklich
tot ist, wenn niemand mehr an ihn denkt.
Unsere beiden verstorbenen Freunde werden in unseren Erinnerungen und unseren
Herzen auch weiterhin bei uns bleiben!
Ondrej Pöss
Herr Radovský im Museum in Krickerhau
Die OG des KDV in Einsiedel an der
Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom verabschiedete
sich von ihrem langjährigen Mitglied
Frau Mária Gablasová,
geb. Murcko, die uns mit 90 Jahren
am 11. April 2015 für immer verlassen hat.
Gott schenke ihr die ewige Ruhe.
Die OG des KDV in Einsiedel an der Göllnitz/
Mníšek nad Hnilcom verabschiedete sich von
ihrem langjährigen Mitglied,
Herrn Julius Müller,
der uns in seinem 82. Lebensjahr am
30. April 2015 für immer verlassen hat.
Gott schenke ihm die ewige Ruhe.
Die OG des KDV in Spišská Nová Ves/
Zipser Neudorf verabschiedete sich
von ihrem lieben Mitglied,
Frau Elena Absolonová,
die uns im Alter von 77 Jahren
für immer verlassen hat.
Gott gebe ihr die ewige Ruhe!
Am 4. März 2015 ging nach schwerer Krankheit für die Ewigkeit die verehrte
Frau Mgr. Monika Lehner,
geb. Drexler. Sie war viele Jahre Vorsitzende
der OG des KDV in Glaserhau/Sklené. Liebe
Monika, wir danken Dir, dass Du das Erbe
unserer Ahnen entwickelt hast.
Gott gebe ihr die ewige Ruhe!
ECHO Hauerland, Dr.med. Helga Nikles
Die OG des KDV in Kunešov/Kuneschau
verabschiedete sich von ihrem
langjährigen Mitglied,
Herrn Ing. Ľudovít Oswald,
der uns mit 75 Jahren für immer verlassen hat.
Gott schenke ihm die ewige Ruhe!
Herr Stolar unter uns
Die OG des KDV in Švedlár/Schwedler verabschiedete sich von ihrem langjährigen Mitglied,
Herrn Gottfried Münnich,
der in seinem 80. Lebensjahr uns für
immer verlassen hat. Vielen Dank für seine
Arbeit als Kulturreferent in unserer OG.
Gott gebe ihm die ewige Ruhe!
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Kaleidoskop
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arpatendeutscher Verein in der Slowakei
K
Lichardova 20, 040 01 Košice, tel/fax: 00421/55/622 41 45, e-mail: [email protected], www.kdv.sk
Kultur - und Begegnungsfest
Kesmark 26. – 27. juni 2015
Freitag: 26. 6. 2015
13.00 Empfang beim Bürgermeister der Stadt Kesmark PhDr. Mgr. Ján Ferenčák /Rathaus/
14.00 Eröffnung der Ausstellung „25 Jahre des Karpatendeutschen Vereines in der Slowakei“
/Museum Kesmark, MUDr. Alexandra 11/
16.00 Begleitveranstaltung - Konzert /Stadtbühne neben dem Rathaus/
Samstag: 27. 6. 2015
10.00 Ökumenischer Gottesdienst /Hölzerne Artikularkirche/
11.00 Stadtumzug
11.30 Hauptprogramm
Auftritte der hiesigen Folkloregruppen und Gäste | Präsentation der Handarbeiten
/Burg Kesmark/
Účinkujúci:
• POSAUNENCHOR, Mníšek nad Hnilcom | Einsiedel an der Göllnitz
• Blaskapelle, Štós | Stoß
• Singgruppe GOLDSEIFEN, Medzev | Metzenseifen
• Tanzgruppe SCHADIRATTAM, Medzev | Metzenseifen
• Schüler der Grundschule Hradné námestie Kežmarok | Kesmark
und Ortsgruppe Kežmarok | Kesmark
• Singgruppe NEUTRATALER, Kľačno | Gaidel
• Folkloregruppe VRŠATEC
• Kinder der Grundschule Chmeľnica | Hopgarten
• Singgruppe, Horná Štubňa | Oberstuben
• Tanzgruppe MARMON, Chmeľnica | Hopgarten
• MUSIKAPOSTEL
• Duo VYŠIVANKA
• HÜTTNA BRIMSENSÄEA, Smolnícka Huta | Schmöllnitz Hütte
• Singgruppe HUMMELCHOR, Vyšný Medzev | Obermetzenseifen
• Singgruppe SINGENDE OMAS, Bratislava | Pressburg
und Kinder der Grundschule Za kasárňou
und Hlboká cesta, Bratislava | Pressburg
• Singgruppe NACHTIGALL, Košice | Kaschau
• Duo MORAVAN
• KOLOSLAVUJ
• Singgruppe SPITZENBERG, Mníšek nad H. | Einsiedel an der G.
• Ján König
HOPGARTEN LÄDT EIN
Schon zum 23. Mal wird in Chmeľnica/Hopgarten der traditionelle Kultursommer mit den
„Tagen der deutschen Kultur - Kultur der Zipser Deutschen“
eröffnet. Gesang, Tanz und familiäre Atmosphäre sind Devisen dieser
einzigartigen Veranstaltung, die am 7. Juni 2015 stattfindet.
Nehmen Sie die Einladung der Organisatoren an, und kommen
Sie nach Hopgarten, wo Sie herzlich willkommen geheißen werden!
nerns an das Kriegsende vor 70 Jahren und
des Gedenkens der Millionen Kriegsopfer
und der Ermordung jüdischer Menschen geht
ein anderer Rückblick leicht unter: die Tragödie von Flucht und Vertreibung von mehr als
14 Millionen Deutschen aus Mittelosteuropa.
Mit einem Abstand von 70 Jahren lässt sich
deutlich erkennen, dass am Ende des Zweiten Weltkrieges zwar die Waffen verstummt
sind und die Menschen von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft befreit wurden,
die Freiheit aber am 8. Mai 1945 nicht für alle
kam. Nicht für Millionen Vertriebene, nicht für
die Masse der Deutschen in Stalins Lagern
und auch nicht für die Menschen vieler Völker
in ganz Mittelosteuropa. Wie kann man den
deportierten Kindern, Frauen und Männern
erklären, dass sie „befreit“ wurden? Oder
den Millionen, die vertrieben wurden?
Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte
2009 bei ihrer Rede zum „Tag der Heimat“
fest: „Die Geschichte von Flucht und Vertreibung geht uns alle an. Sie ist Teil unserer nationalen Identität und unserer gemeinsamen
Erinnerungskultur.“ Sicher, die Erinnerungskultur ist ein komplexes Zusammenspiel von
vielen Akteuren, Debatten und Traditionen.
Wichtige Orte der Erinnerung sind Denkmäler und Gedenktafeln. Der Oldenburger Historiker Stephan Scholz hat mit seiner Arbeit
„Vertriebenendenkmäler“ auf 440 Seiten eine
bebilderte „Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft“ vorgelegt. Er kommt zu
dem Schluss, dass in der Nachkriegs-Bundesrepublik die öffentliche Erinnerung an die
Vertreibung nie ein Tabu gewesen sei. Von
den 1584 Vertriebenen-Denkmälern liegt
die große Mehrheit auf dem Gebiet der alten
Bundesrepublik. Nach der Wende 1989 entstanden sie auch in den deutschen Ostländern, aber in den Herkunftsgebieten sind es
immer noch ziemlich wenige. Gründe dafür
gibt es sicher mehrere: Jahrzehnte herrschte ein negatives Bild über die Deutschen,
ein Tabu-Thema auch für die historische
Forschung. Jede Generation muss sich mit
diesem Thema neu auseinandersetzen, sie
einordnen und bewerten. Deswegen sind wir
auch allen dankbar, wie z. B. Herrn Wanko,
Herrn Güll oder Herrn Klein, die uns in dieser
Richtung neue Impulse geben, um die Angst
vor dem Unbekannten oder Unbenannten
und dieses immer noch ziemlich tief verwurzelte Tabu-Thema zu beseitigen. Es hat nichts
mit Aufrechnung zu tun, wenn auch der karpatendeutschen Opfer in Prerau (19. - 20.
Juni 2015) oder in den Lagern Nováky, Engerau (20. Juni 2015) oder anderen gedacht
wird.
Ihr Ondrej Pöss
KARPATENBLATT, mesačník Nemcov na Slovensku. Realizované s finančnou podporou Úradu vlády Slovenskej republiky - program Kultúra národnostných menšín 2015.
Vydavateľ: Karpatskonemecký spolok na Slovensku, Lichardova 20, 040 01 Košice, IČO 17 083 664 • E-Mail: [email protected]
Roč.: 24. • Číslo: 274 • Uzávierka do 5. každého mesiaca • Dátum vydania: 15.05.2015
ISSN - 1336-0736 • Evidenčné číslo: 3095/09 • Náklad: 2000 výtlačkov
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Gedanken zur Zeit
XX.
Liebe Leserin,
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in den vergangenen Wochen des Erin-