05 Mai 2015 24. Jahrgang Mesačník Nemcov na Slovensku • Monatsblatt der Deutschen in der Slowakei Das ehemalige g Lager g Novákyy 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges Warum das rechte Erinnern gut ist Es gibt keinen Weg zum Frieden, wenn nicht der Weg schon Frieden ist. Martin Luther (1483 - 1546) Inhalt KB 05/2015 Infoservice Besuch vom Deutschen Bundestag bei den Karpatendeutschen Klaus Brähmig: „Vertriebenenpolitik ist ein Bohren dicker Bretter“ 3 Vorsitzender des EU-Ausschusses des Deutschen Bundestages zu Besuch in Pressburg Berlin: Konferenz zur Geschichte der Deutschen in der Slowakei 4 Aus den Regionen Anerkennung der Verdienste von Frau Rosina Stolár-Hoffmann 5 Ein Blick zurück und zwei nach vorne – Jahresversammlung in Pressburg 6 Von der Glashütte in das Tal des Baches Parna Pressburgerkipferl.sk auf Deutsch vorgestellt 7 Jahreshauptversammlung in Kaschau 8 34. Bundestreffen in Karlsruhe 9 Jugendblatt Besuch der karpatendeutschen Jugend im rumänischen Oradea 10 Berühmte Zipser Metzenseifner in Amerika – John Gabel (1872-1955) 11 Mundartecke 12 Mundarten im Hauerland Gedanken zur Zeit 13 Warum das rechte Erinnern gut ist Geschichtskapitel 14-15 Das ehemalige Lager Nováky Erinnerungen 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges Das Ende des Zweiten Weltkrieges: Schicksalsmonat Mai 1945 16 17 Nachrichten aus Heim und Familie 18 - 19 19 Wir gratulieren In stiller Trauer Kaleidoskop 20 Hopgarten lädt ein Kultur - und Begegnungsfest Editorial Impressum Ein einzigartiger karpatendeutscher Künstler Stefan Weißer ist 1920 in Königsberg an der Gran (Nová Baňa) geboren. Die Jugend hat er in Kesmark verbracht und studierte dann an der Kunstakademie in Prag. Ein Jahr unterrichtete er in Kesmark, nach dem Krieg kam er nach Pfarrkirchen in Bayern, wo er im Schuldienst tätig war. Er war ein besonders vielseitiger Künstler, neben der Malerei beschäftigte er sich auch mit Gebrauchsgraphik und Restaurierungsarbeiten. Dieses Aquarell zeigt den Alten Markt mit dem Rathausturm in Kesmark. 2 TERMINE im Juni 7. Juni, Hopgarten – 23. Tag der Zipserdeutschen Kultur 19. – 20. Juni, Prerau/Přerov, Mähren – Erinnerung an die Hinrichtung der Karpatendeutschen vor 70 Jahren 26. – 27. Juni, Kesmark – 20. Kultur- und Begegnungsfest KB 05/2015 Infoservice Besuch vom Deutschen Bundestag bei den Karpatendeutschen Vom 14. bis 16. April besuchten die Slowakei die Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages Uta Bertram und Klaus Brähmig. Nach einem kurzen Abstecher nach Ungarn und einer Besichtigung der Altstadt von Pressburg traf die Delegation im Museum der Kultur der Karpatendeutschen ein. Sie besichtigten die Ausstellung und darauf- Klaus Brähmig (Dritter von rechts) spricht bei dem Empfang im Stadtamt Metzenseifen Besuch im Museum der Kultur der Karpa- Im ostslowakischen Kaschau stand auch ein Stadttendeutschen in Pressburg (von links nach rundgang mit der karpatendeutschen Jugend auf rechts: Ondrej Pöss, Klaus Brähmig, Ute Ber- dem Plan tram, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Botschafter Thomas Götz) hin wurde über die Lage und Pläne des Museums und die Unterstützung der kulturellen Aktivitäten der deutschen Minderheit gesprochen. Am Regierungsamt der Slowakischen Republik trafen die Gäste die Beauftragte des Bevollmächtigten für nationale Minderheiten Mária Jedličková. Im slowakischen Nationalrat hat die Parlamentarier der stellvertretende Parlamentsvorsitzende und Vorsitzende der Deutsch-Slowakischen Freundschaftsgruppe Miroslav Číž empfangen. Am Abend ging es weiter in die Ostslowakei. Dort hatte die Delegation ein besonders reiches Programm: Stadtrundgang und Gespräche mit der Bürgermeisterin von Metzenseifen Valerie Flachbart, Besuch des Museums des ehemaligen Staatspräsidenten Rudolf Schuster und Gespräche mit den KDV-Mitgliedern und der Jugend. In Kaschau hat man noch kurz das besonders schöne Stadtzentrum besichtigt. Unterwegs nach Hopgarten wurde ein Kranz an der Kriegsgräberstätte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Preschau niedergelegt. Bei Alt-Lublau besuchte die Delegation ein erfolgreiches Unternehmen, welches durch die Karpatendeutsche Assoziation unterstützt wird. In Hopgarten erwarteten sie die Vereinsmitglieder aus der Oberzips sowie die Bürgermeisterin und ehemalige Europaabgeordnete Zita Plaštinská. Kinder aus der Grundschule Hopgarten begrüßten die Gäste mit deutschen Liedern. Nach angenehmen, lockeren Gesprächen übernachtete die Delegation in Oberrauschenbach. Früh am nächsten Tag fuhren sie dann nach Krakau weiter. Red Klaus Brähmig: „Vertriebenenpolitik ist ein Bohren dicker Bretter“ Der deutsche Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig ist Vorsitzender der soziologischen Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/ CSU-Fraktion. Bei seinem Besuch in der Slowakei stand er dem Karpatenblatt Rede und Antwort. KB: Ihre Arbeitsgruppe im deutschen Bundestag trifft einmal pro Woche zusammen. Wie muss man sich denn so eine Sitzung vorstellen? Klaus Brähmig: Weil parallel Termine sind, kommen von den 71 Mitgliedern so um die zehn bis fünfzehn Kollegen. Da versuchen wir dann Anträge, die im Bundestag laufen, oder die Haushaltsplanung als soziologische Gruppe mit zu begleiten. Das macht unendlich viel Freude und Spaß. Wir haben nicht immer den Erfolg, den wir uns wünschen, aber es ist nun mal in der Politik so, dass Vertriebenenpolitik auch ein Bohren dicker Bretter ist. KB: Dieses Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 70. Mal. Wie gehen Sie denn in der Arbeitsgruppe auf dieses Jubiläum ein? Brähmig: Damals haben ja im Grunde die großen Flüchtlingswellen begonnen. Unser Hauptanliegen ist die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung soweit auszustatten, dass diesem Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen auch ordentlich Rechnung getragen wird. Das ist aus meiner Sicht eine ganz wichtige Aufgabe, weil ich mich nicht den heutigen Flüchtlingsströmen reinen Herzens widmen kann, wenn ich zum Beispiel nicht das Schicksal des eigenen Volkes kenne. Ich denke, die Vertriebenen haben eine Rechnung bezahlt, die sie teilweise überhaupt nicht bestellt haben, wenn man davon ausgeht, dass die Vertriebenen im Wesentlichen das NS-Regime nicht gewählt haben konnten. Es ist für uns wichtig, dass wir den Menschen in all ihrer Betroffenheit Solidarität entgegenbringen, auch wenn das jetzt schon die dritte oder teilweise die vierte Generation ist. KB: Wie sieht denn konkret Ihre Zusammenarbeit mit der Slowakei aus? Brähmig: Der slowakische Botschafter in Deutschland ist sehr interessiert und das ist sehr wichtig. Ansonsten haben wir natürlich auch durch die Landsmannschaft in Deutschland einen guten, engen Kontakt. Ich selber stelle mir vor, rein aus demographischen Gründen, dass wir irgendwie hinbekommen, dass die verschiedenen landsmannschaftlichen Volksgruppen stärker zusammenarbeiten. Sie sind dadurch dann auch absolut eine ganz andere Stimme, weil sie größere Zahlen darstellen und wir können aus dem Bundeshaushalt heraus dann auch ganz anders argumentieren. Das muss jetzt die nächsten Jahre organisiert werden, da sich in einigen Gebieten die Deutschen in Osteuropa eher assimilieren, statt die deutsche Fahne hochzuhalten. KB: Was haben Sie denn abgesehen von Ihrer Arbeit für einen persönlichen Bezug zu der Thematik? Brähmig: Ich bin selber kein Vertriebener. Mein Wahlkreis ist ja die Sächsische Schweiz und ich sag immer liebevoll, ich hab eine einhundert Kilometer lange Grenze zu Altösterreich. Ich habe in meinem Familienumfeld Freunde und Bekannte, die allesamt Vertriebene waren. Sie müssen sich vorstellen, die Menschen, die nach 1945 aus ihrer Heimat verjagt worden sind, haben sich in den Grenz nahen Gebieten niedergelassen, weil sie gehofft haben, dass sie so schnell wie möglich wieder in die Heimatregionen zurück können. Ich habe mich schon immer für dieses Thema interessiert und es gibt in meinem Umfeld eine ganze Reihe von Beziehungen. 3 Infoservice KB 05/2015 Vorsitzender des EU-Ausschusses des Deutschen Bundestages zu Besuch in Pressburg © NRSR Der Vorsitzende des EU-Ausschusses des Deutschen Bundestages, Gunther Krichbaum, traf am 30. April 2015 mit dem Vorsitzenden des Europaausschusses des slowakischen Nationalrats, Luboš Blaha (auf dem Foto links), dem Vorsitzenden der KDH und stellvertretenden Nationalratsvorsitzenden Ján Figel‘ und dem Staatssekretär im Außen- und Europaministerium Peter Javorčík zusammen. Bei seinen Ge- sprächen standen die Vorbereitung auf die slowakische EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2016, die Situation in der Eurozone und Entwicklungen in der östlichen Nachbarschaft der EU im Mittelpunkt. Bei der Deutsch-Slowakischen Industrieund Handelskammer informierte sich MdB Krichbaum über die Rolle der Slowakei als Wirtschafts- und Investitionsstandort. DBP Konferenz zur Geschichte der Deutschen in der Slowakei Die Teilnehmer der Konferenz im Garten der slowakischen Botschaft in Berlin Prof. Jörg Meier, der Vorsitzende des Karpatendeutschen Kulturwerkes, hat einen Vortrag über die deutsche Sprache im Kontext der slowakischen Geschichte gehalten. Von der Comenius Universität in Pressburg referierten Professor Josef Tancer über die Sprachbiographien der Bewohner Pressburgs in der Zwischenkriegszeit und Juraj Šedivý über mittelalterliche deutsche Texte in der Slowakei im 14. bis 16. Jahrhundert. Von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften haben die Historiker Peter Šoltés, Dušan Kováč, Dušan Segeš und Michal Schvarc und Ethnographin Gabriela Kiliánová Vorträge gehalten. Prof. Karl Schwarz von der Universität Wien sprach über die Reformation in Oberungarn und Prof. Klaas-Hinrich Ehlers über die Integration der vertriebenen Karpatendeutschen aus Oberstuben in Mecklenburg. Das Abschlusswort und eine Zusammenfassung der Tagung hat Professor Konrad Gündisch aus München übernommen. Manche der Referate haben ganz neue Kenntnisse und Blickpunkte auf die Deutschen in der Slowakei gebracht. Deswegen ist besonders wichtig, dass sie in einem Sammelband erscheinen. Am ersten Abend der Tagung wurde in den Räumen der slowakischen Botschaft außerdem die Ausstellung „Holzkirchen in der Slowakei“ eröffnet. Dort kann der Besucher auch die wunderschöne Artikularkirche in Kesmark und die Kirchen in Altschmecks und Tatranská Javorina von dem Architekt Gedeon Majunke bewundern. O.P. Die Teilnehmer begrüßte Igor Slobodník, „Die Geschichte ethnischer Gruppen in ihren regionalen Kontexten, intereth- der Botschafter der Slowakischen Republik nischen Bezügen und übergeordneten in Berlin (seit Mai 2015 Staatssekretär im Bezügen und übergeordneten Entwick- Außenministerium). Das einführende Relungen zu verfassen, stellt weiterhin eine ferat zum Thema „Überlegungen zu einer Herausforderung für die Geschichtswis- Geschichte der Deutschen in der Slowakei“ senschaften und ihre Nachbardisziplinen hat Professor Martin Zückert, Geschäftsfühdar. Am Beispiel der Deutschen in der rer des Collegium Carolinum in München, Slowakei werden auf der Tagung Analy- gehalten. Es folgten Referate von hochsemöglichkeiten erörtet, die jenseits gän- qualizierten slowakischen und deutschen giger, vielfach isolierter Gruppendarstel- Historikern, Sprachwissenschaftlern, Theolungen nach neuen Wegen suchen. logen und Ethnographen, über die wir nur Zugleich zielt die Tagung darauf ab, neue stichwortartig berichten können. Erkenntnisse zur Geschichte der Deutschen in der heutigen Slowakei im Kontext der slowakischen Geschichte zu diskutieren.“ Das sind Sätze von dem Einladungsbrief der Organisatoren einer Fachtagung, des Collegium Carolinum und des Historischen Instituts der Slowakischen Akademie der Wissenschaften. Im Rahmen dieser allgemeinen Thesen hat die Konferenz mit dem Titel „Kulturelle Vielfalt – Migration – Zentrum und Peripherie. Neue Zugänge zur Geschichte der Deutschen in der Slowakei“ am 17. – 18. April 2015 an der Botschaft Die beiden Organisatoren der Konferenz: Ein kleiner Einblick in die Ausstellung „Holzder Slowakischen Republik in Berlin statt- Martin Zuckert (links) und Michal Schvarc kirchen in der Slowakei“ in der slowakischen gefunden. Botschaft 4 KB 05/2015 Aus den Regionen Anerkennung der Verdienste Von Frau Rosina Stolár-Hoffmann Seit dem Jahr 1993 vergibt der Oberbürgermeister (Primator) der Hauptstadt der Slowakischen Republik an Persönlichkeiten, die sich um die Stadt Pressburg (Bratislava) verdient gemacht haben, den Preis „Cena Primátora“. Traditionsgemäß findet die Verleihung im Rahmen eines Galaabends im Spiegelsaal des Primatialpalastes am 24. April statt. So werden jährlich lediglich fünf bis sechs Persönlichkeiten geehrt. Diese erhalten symbolisch eine Bronze-Statue des Ritters Roland, der als Schützer der Stadtrechte und –privilegien gilt. Wie Oberbürgermeister Ivo Nesrovnal in seiner Rede festhielt, war die Wahl der Kandidaten dieses Jahr außerordentlich anspruchsvoll. Es war ihm aber eine Ehre, den Preis an fünf Persönlichkeiten zu verleihen, deren selbstlose und großzügige Arbeit maßgeblich zur Entwicklung der Stadt beitrugen. Diese Persönlichkeiten, ihre Taten und Lebensgeschichten hinterließen deutliche Spuren im Leben der Stadt. Ihre Liebe und Begeisterung helfen den Bürgern der Stadt und des Landes sich an die tausendjährige Geschichte zu erinnern. Sie tragen dazu bei, Traditionen zu erhalten, den Fortschritt voranzutreiben sowie den guten Ruf und Namen Pressburgs in der Welt zu bewahren und weiter zu verbreiten. Dies sollte dem Oberbürgermeister zufolge in der heutigen von Stress und Materialismus geprägten Zeit allen ein Vorbild sein. Er sagte: „Mit Demut würdige ich die mühevolle, freiwillige und enthusiastische Arbeit dieser Leute unsere Stadt positiv zu gestalten.“ Den Preis „Cena Primátora“ erhielten 2015: - Ing. Zora Breierová - für ihre soziale und organisatorische Tätigkeit zur Erneuerung und Entwicklung der Assoziation der slowakischen Frauen „ŽIVENA“. - Doc. MUDr. Michal Mego, PhD. - für äußerst aktive wissenschaftliche und pädagogische Tätigkeiten bei der Erforschung und Behandlung von onkologischen Krankheiten. - PhDr. Margaréta Musilová - für ihren signifikanten Einfluss auf die archäologische Erforschung der Geschichte der Stadt und deren Erhaltung für die nachkommenden Generationen. - PhDr. Peter Salner, DrSc. - für seine Arbeit im Dienste der jüdischen Gemeinde der Stadt und den herausragenden Beitrag auf dem Gebiet der Toleranz und des Verständnisses zwischen den Menschen, Nationen, Rassen und Religionen. - Rosina Stolár-Hoffmann - für ihre Arbeit zur Bewahrung der kulturellen Traditionen der deutschen Gemeinde der Stadt sowie den außerordentlichen Beitrag zu Toleranz und Verständnis zwischen den Menschen, Nationen, Rassen und Religionen. Frau Rosina Stolár-Hoffmann ist auch Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich, das ihr am 25. Januar 2010 vom Bundespräsidenten der Republik Österreich Heinz Fischer verliehen wurde. Außerdem erhielt sie am 19. November 2010 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Christian Wulff. Sie trägt die Silberne Ehrennadel der Karpatendeutschen Landsmannschaft in der Bundesrepublik Deutschland, die ihr von der Vorsitzenden der Karpatendeutschen Landsmannschaft in der Bundesrepublik Deutschland Frau Brunhilde Reitmeier-Zwick am 26. September 2014 übergeben wurde. Wie Frau Stolár-Hoffman bei jeder Gelegenheit bescheiden feststellt, und so war es auch bei der letzten im Primatialpalais, sind diese Auszeichnungen nicht persönlich für sie selbst. Sie sind viel mehr Anerkennungen für alle aktiven Mitglieder der Ortsgruppe, der Region und des ganzen Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei. Wir, die sie aber Jahrzehnte kennen, wissen, dass es der endlosen Energie und Aktivität dieser kleinen, aber geistig unendlich großen Persönlichkeit zu verdanken ist, was der Karpatendeutsche Verein heute darstellt. MJS 5 Aus den Regionen KB 05/2015 Ein Blick zurück und zwei nach vorne – Jahresversammlung in Pressburg Unsere kulturellen Aktivitäten für das Jahr 2015 haben wir Pressburger am 13. Februar 2015 mit unserer Jahresversammlung und einem schönen Kulturprogramm begonnen. Wie wir in unserem Karpatenblatt berichteten, ist es den Akteuren dieser Veranstaltung gelungen, ein für alle Teilnehmer zufriedenstellendes und aufschlussreiches Programm auf die Bühne zu bringen. Die Kinder beider mit uns zusammenarbeitenden Grundschulen waren mit Begeisterung dabei und überzeugten uns von ihren guten Deutschkenntnissen. Unsere Omas bringen immer eine schöne familiäre Athmosphäre in den Saal und gute Musik war für alle Anwesenden ein richtiger Ohrenschmaus. Unser „Küchenchef“ Andi mit seinen fleißigen Bienen hat, trotz einer beachtlichen Ebbe in unserer Kasse, für unser leibliches Wohl gesorgt, sodass wir eigentlich zufrieden sein sollten. Aber trotz allem haben wir diesen Nachmittag mit einem lachenden und einem weinenden Auge erlebt. Der eigentliche Grund lag nicht ausschließlich am finanziellen Problem, aber diesmal an der unerwartet niedrigen Besucherzahl, die wir damals dem schlechten Wetter, einem ungünstig gewählten Termin oder Austragungsort zugeschrieben haben. Aber diese Frage beschäftigt uns bis heute und in der Retrospektive sehen wir die Sache aus einem anderen Licht. 26 Jahre sind seit der Gründung des Karpatendeutschen Vereins vergangen. Die Begeisterung der ersten Jahre der Freiheit verblasst, die Erlebnisgeneration kann aus Altersgründen nicht mehr so aktiv an unseren Veranstaltungen teilnehmen. Es verbreitet sich eine allgemeine Müdigkeit und Resignation. Und die Einstellung der heute aktiven Generation können wir verstehen. In Arbeit und Familie sind sie voll ausgelastet, sie haben keine Zeit und an eine rege Vereinstätigkeit ist kaum zu denken. Auch infolge der vielen Mischehen ist heute die Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit in den Hintergrund gedrängt. Eine große Rolle spielt auch, dass im Jahr 1945 alle deutschen Schulen in unserem Lande geschlossen wurden, von einem Tag auf den nächsten mussten die Kinder in eine slowakische Schule wechseln, ihre Muttersprache wurde ihnen genommen. Für unsere Enkel ist Deutsch eine Fremdsprache. Schicksale und bittere Erlebnisse der Nachkriegszeit verblassen, sind zwar verziehen, sollten aber nicht vergessen werden, sie sollen der Mahnung für die weiteren Generationen dienen. Wir leben in einer Zeit, in der bisher geltende Werte an Gewicht verlieren. Die gewaltige Völkerwanderung und Vertreibung der Deutschen aus dem östlichen Teil Europas bewirkte eine Veränderung des Begriffs Heimat. Viele fanden eine neue Heimat und die jüngere Generation erinnert sich bestenfalls daran, woher ihre Eltern gekommen sind, aber damit ist auch ihr Interesse an dem Land ihrer Väter zu Ende... Und die, die zu Hause geblieben sind, erkennen ihre Heimat nicht wieder. Neue Menschen sind zugezogen, keiner kennt keinen mehr... 6 Die Welt ist heute offen, Grenzen verschwinden und viele junge Menschen suchen ihr Auskommen in anderen Ländern. Niemand zwingt sie ihre Heimat zu verlassen. Heimat ist dort, wo ich mich wohlfühle und wo ich gut leben kann. So ist der Lauf der Zeit, die uns davonläuft, uns überrollt. Und das betrifft nicht nur das kleine Häuflein der Karpatendeutschen in der Slowakei. Diese Probleme beschäftigen auch unsere Landsleute in Österreich, wo man bereits von schwindenden Leserzahlen des Heimatblattes und auch das Wort “Auflösung“ hörte. In Deutschland klagt man über einen Leserschwund der Karpatenpost. Das sind Stimmen, die uns erschrecken. Wie können wir dann weiter bestehen? Wenn wir die vielen Fotos aus unserer bisherigen Tätigkeit betrachten, können wir nur feststellen, dass sich die Aufbruchstimmung der Neunziger Jahre nunmehr in Nostalgie verwandelt hat. Es bleibt uns nur die Erinnerung daran, dass wir unser Bestes gegeben haben. Wir haben den Kindern unsere geliebte Muttersprache nähergebracht, mit ihnen gesungen und immer darauf hingewiesen, dass die meistverbreitete Umgangssprache in Europa eben die deutsche Sprache ist. In den vielen Jahrgängen unserer Wettbewerbe im Vortragen von Poesie und Prosa haben die Kinder die Schönheit dieser Sprache kennengelernt. Und in dieser Beziehung können wir noch heute, da in unserem Lande die englische Sprache dem Deutschen vorgezogen wurde, Pluspunkte vermerken. Jetzt wurde nach den Einschulungen der „Erstklässler“ ein unvermindertes, ja steigendes Interesse am Deutschschunterricht verzeichnet. Stolz und Freude erfüllt uns, wenn wir uns die vielen Bilder aus unserer Vereinstätigkeit vor Augen führen. Die gemeinsamen Feste, die uns zusammengeführt haben, die wunderbare Gemeinschaft, die wir in diesen Jahren erleben durften, der Zusammenhalt und die vielen Freundschaften mit Menschen aus den Regionen und unseren vertriebenen Landsleuten, das alles erfüllt uns mit Freude und Genugtuung. Das soll und kann nicht vergessen und ausgelöscht werden. Heute müssen wir unseren Zusammenhalt stärken, zusammenrücken und aufeinander zugehen, auch über die Grenzen hinaus. Ein schönes Beispiel erlebten wir unlängst, als unser Regionsvorsitzender Professor Sobek 57 Landsleute aus Österreich, mit ihrem Vorsitzenden Herr Robert Kudlicska und dessen neuestem Stellvertreter, Herrn Gerhard Zeihsel, in unserem Haus der Begegnung begrüßen durfte. Ein voller Saal, mit unseren Leuten über achtzig Personen - alle hatten Platz: Freunde, Vertriebene, Karpatendeutsche, Sudetendeutsche und Zuhause-Gebliebene. Im Lied „Wahre Freundschaft” fühlten wir den Beweis von Gemeinschaft und ein Aufeinander-Zugehen. Das soll unsere Devise für unsere Zukunft sein! (st) KB 05/2015 Aus den Regionen Von der Glashütte in das Tal des Baches Parna Die deutschen Holzfäller aus Glashütte hatá genannt wird. Von hier aus verkehrte sitzer investierten viel Geld in Fischzucht, und Umgebung besuchten oft, meistens an einmal eine Schmalspurbahn, die Holz ab- Landwirtschaft, Sägewerke und gründeten Sonn- und Feiertagen, die Ortschaft Holind, transportierte. Im Abschluss des Tales liegt auch eine Fabrik zur Trockendestillation von aber die Arbeit führte sie in das Tal des Ba- eine Gruppe Häuser, die unter dem Namen Buchenholz. Viele deutsche Familien lebten ches Parna bis zum Fischteich Parina. Diesen Nové Domy bekannt ist. Hier stand ebenfalls in Majdan, Loschonz, Skarbak, (Jahodník) bei Weg benützen auch die Touristen, obwohl er einst ein Haus der deutschen Holzfäller und dem Forsthaus in Polamane (Gebrochene) ein Jagdhaus. Ein Abstecher aus dem Tal führt und auch in Smolenitz. Die Deutschen wohnnicht ausgezeichnet ist. ten hier nicht isoliert und das brachte eine Hier gab es einst viele Häuser der deut- uns nach Nová Bohatá. Dieses Gebiet unterscheidet sich in man- schnellere Assimilation mit sich. schen Holzfäller, aber heute findet man keine Spur mehr von ihnen. Sie arbeiteten für den cher Hinsicht von den vorigen Gebieten rund Marian Markus Grafen Josef Pálffy von der Burg Smolenitz. In um die Städte Bösing und Modern. Die Bediesen Häusern konnte man auch übernachten, denn viele Besitzer hatten extra ein Zimmer für diesen Zweck eingerichtet. Genauso konnte man hier ein einfaches Essen bekommen. Das beschrieb der slowakische Schriftsteller Ferdinand Dúbravský, der die Kleinen Karpaten in der Zeit der ersten Republik bewanderte. Graf Josef Pálffy ließ den Fischteich Parina bauen und finanzierte ihn mit Subventionen vom Staat. Er war auch Arbeitgeber der deutschen Holzfäller, denn er bewirtschaftete die umliegenden Wälder. Von hier aus ist es nur ein Sprung zum Schlösschen Solirov, wo einmal einige Häuschen der deutschen Holzfäller standen. Solirov diente als Jagdhaus für herr- Bei der Erkundung dieses Gebietes begleiten mich meine Kameraden vom Karpatenschaftliche Jäger und steht bis heute noch. deutschen Verein, wie immer Herr Eduard Riegel und Herbert Gewissler. Ich bin ihnen für Nördlich von Parina liegt ein Tal, das Bo- diese Hilfe sehr dankbar. Pressburgerkipferl.sk auf Deutsch vorgestellt Die Dreisprachigkeit gehörte in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zum alltäglichen Leben in Pressburg. Neben dem Slowakischen, das frisch zur Staatssprache gemacht wurde, galten die deutsche und die ungarische Sprache auch als Amtssprachen. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle Pressburger alle drei Sprachen auf gleichem Niveau beherrscht haben. Es gab solche, die deutsch gesprochen haben, sich jedoch für Ungarn hielten, viele haben aber das sog. „Misch-Masch” gesprochen, d. h. eine lokal typische Mischsprache aus Deutsch, Slowakisch und Ungarisch. Über ähnliche Besonderheiten der ehemaligen Pressburger Identität, und vor allem über die damalige deutsche Sprache, hat Jozef Tancer, Dozent des Lehrstuhls für Germanistik der Comenius-Universität, berichtet. Er hat auch einige Tonaufnahmen präsentiert, auf denen Pressburger, oder aus Pressburg stammende alte Leute sprechen und dadurch die charakteristischen Merkmale der lebendigen damaligen Pressburger Sprache präsentieren. Das alles war am 31. März im GoetheInstitut zu hören, wo die deutsche Version der Webseite der Bürgervereinigung Press- burger Kipferl vorgestellt wurde. Auf pressburgerkipferl.sk können Sie ab jetzt die Produkte unserer „Bäckerei” auch auf Deutsch verzehren, bzw. lesen. Die Tätigkeit der Bürgervereinigung hat der Kunsthistoriker Csanda Máté vorgestellt. Dann diskutierte der Schriftsteller Michal Hvorecký mit dem zu sozialistischen Zeiten aus Pressburg emigrierten Robert Hofrichter und mit Peter Janoviček – den Autoren des Buches „Von Pressburg nach Salzburg“. Herr Hofrichter lebt in Salzburg, und wie er selbst berichtete, sein Deutsch verrät sofort, dass er kein gebürtiger Salzburger ist. „Einmal, an einem dortigen Tanzabend, fragte mich eine Dame, wo ich herkomme. Ich sagte, aus Pressburg. Und geht es Ihnen schon besser? – fragte die Dame zurück” – erzählte lachend Hofrichter. Wer im Goethe-Institut dabei war, dem „ging es sicher sofort besser” - man hatte ja da die Möglichkeit gehabt, viele interessante und lustige Geschichten über Alt-Pressburg zu hören. István Veres (pressburgerkipferl.sk) Die Sache mit den Kipferln Pressburger Kipferl heißt auch der Bürgerverein, der die gleichnamige Webseite betreibt. Er setzt sich zum Ziel, die Traditionen von Pressburg zu retten und zu präsentieren. Auf pressburgerkipferl.sk finden Sie nicht nur regelmäßig aktualisierte, interessante Artikel über die slowakische Hauptstadt, sondern beispielsweise auch eine reiche Postkartensammlung, die sie in das Pressburg vergangener Tage entführt. 7 Aus den Regionen KB 05/2015 Jahreshauptversammlung in Kaschau Wie jedes Jahr im April, trafen sich auch diesmal am 11. April 2015 im Klubraum engagierte Mitglieder der Kaschauer OG zur Jahreshauptversammlung, um etwas über die Tätigkeit des vergangenen Jahres der Ortsgemeinschaft zu hören. Nach der Einleitung durch den Nachtigallenchor, der die Zipser Hymne mit allen Mitgliedern der OG des KDV sang, eröffnete die Vorsitzende Dr. Anna Thuroczy mit der Begrüßung der Anwesenden die Jahreshauptversammlung und stellte die einzelnen Punkte der Tagesordnung vor. Auch den Verlauf des weiteren Programmes moderierte sie. Nach dem Grußwort des Regionalvorsitzenden Peter Sorger folgten die Tätigkeitsberichte für das Jahr 2014. Frau Thuroczy hat über die Tätigkeit unserer OG im vergangenen Jahr ausführlich berichtet. Sie sagte, dass unsere Tätigkeit sehr reich war. Sie orientierte sich thematisch an der Kultur der Deutschen in der Ostslowakei mit dem Ziel: die Kultur und Traditionen unserer Vorfahren zu erhalten, mit der Sprache unserer Eltern zu sprechen und die schönen Lieder unserer Großeltern der Jugend und anderen Minderheiten bei verschiedenen Gelegenheiten beizubringen. Am Anfang erörterte sie das Thema Deutschunterricht der Kinder in der Kaschauer OG. Nach einigen Problemen haben wir mit Hilfe von Frau Urbančoková eine neue Deutschlehrerin gefunden. Schade nur, dass jedes Jahr immer weniger Kinder den spielerischen Unterricht besuchen. Sie deutete an, dass der Deutschunterricht auch weiter fortsetzen sollte. Als nächstes bewertete die Vorsitzende die guten Leistungen des Nachtigallenchores, den seit April 2014 die Dirigentin Katarína Budaiová leitet. Für die vorzügliche Repräsentation auf den Regionen-Festivals und anderen öffentlichen Bühnen dankte sie der Chorleiterin und dem ganzen Chor besonders. Weiter betonte Frau Thuroczy, dass wir eine gute Zusammenarbeit sowohl mit führenden Persönlichkeiten der Stadt Kaschau, dem Magistrat, als auch mit anderen Kulturorganisationen und OG des KDV pflegen. Bei den Projekten wurde festgehalten: Der Vorstand hat sich verpflichtet, die Kulturprojekte für 2014 gut vorzubereiten und man kann feststellen, dass es auch gelungen ist. Leider bekommen wir Jahr für Jahr weniger finanzielle Unterstützung vom Kulturministerium. In einem weiteren Punkt referierte die Vorsitzende über die recht zahlreichen Treffen unserer Mitglieder im Klubraum oder in der Öf- 8 fentlichkeit. Nicht zufrieden war sie mit dem Abonnieren des Karpatenblattes. In unserer OG sind es nur 20 Mitglieder, die bei gemeinsamer Bestellung abonniert haben. Die Jugendfrage war voriges Jahr ein schwieriger Punkt unserer Tätigkeit. Wir haben keine jungen Leute im Verein, die regelmäßig aktiv arbeiten würden. Auf den größeren Veranstaltungen treten unter der Leitung von Frau Dubík Studenten des Gymnasiums Poštová 9 auf. Zum Schluss ihres Referates erbat die Vorsitzende Frau Thuroczy eine Gedenkminute für sieben verstorbene treue Vereinsmitglieder. Die Kulturreferentin Frau Jakab hat sich dafür entschuldigt, dass sie voriges Jahr aus familiären Gründen nicht in ihrer Funktion tätig war. Die Dirigentin Frau Budaiová informierte alle Anwesenden über kulturelle Aktivitäten und Veranstaltungen, an denen die Chormitglieder und Mitglieder der OG 2014 aktiv teilgenommen haben. Den Kassenbericht hat die Kassiererin Kveta Žáková vorgetragen. Sie stellte fest, dass die Finanzierung der Aktivitäten der OG im Jahr 2014 laut gültigen Buchhaltungsvorschriften verlief. Nach den Berichten war die Kaffeepause, in der belegte Brötchen, Kaffee, Tee und Mineralwasser serviert wurden. Das alles haben die Frauen Žáková, Celbová, Jablonská, Jakab und Dubík selbst vorbereitet. Die Chronik stand auch zur Verfügung. Neugierige konnten auch in Bildern etwas über das Leben der OG erfahren und in der Chronik blättern. Nach der Pause wurde die Diskussion und Ansprache von Frau Thuroczy eröffnet. Der Regionsvorsitzende Peter Sorger bewertete die Tätigkeit der Kaschauer OG als sehr reichhaltig und intensiv, wofür er den Dank des Regionsvorstandes Bodwatal aussprach. Zugleich erklärte er Kürzungen der finanziellen Mittel bei den Projekten. Frau Dubík stellte für mehrere Mitglieder den Antrag, den Mitgliedsbeitrag unserer OG von 2,50 € auf 4,- € pro Jahr zu erhöhen. Der Antrag wurde von der Versammlung einstimmig angenommen. Nach der Diskussion forderte Frau Thuroczy die Mitglieder der OG zum Singen der „Wahren Freundschaft…“. Damit endete die Jahreshauptversammlung der Kaschauer OG. Am Ende bedankte sich die Vorsitzende bei allen Anwesenden für ihre Teilnahme und wünschte viel Energie und Optimismus in den weiteren Tagen. ADU KB 05/2015 Aus den Regionen 34. Bundestreffen in Karlsruhe Peter Sorger, Hilda Steinhüblova, Maria Rechtenwald und Brunhilde Reitemeier-Zwick (von links nach rechts) Bürgermeister Wolfram Jäger bei seiner Ansprache Am 25. April 2015 hat in Karlsruhe -Durlach in der Karlsburg das 34. Bundestreffen der Karpatendeutschen stattgefunden. Erfreulich war, dass an diesem Treffen ziemlich zahlreich auch die Vertreter des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei (KDV) teilnahmen. Nach Karlsruhe fuhren die beiden Stellvertreter des KDV Hilda Steinhüblová und Peter Sorger, sowie die Vorsitzende der Region Oberzips Maria Recktenwald. Besonders haben sich auf das Treffen die Mitglieder der Jugendtanzgruppe Schadirattam aus Metzenseifen unter der Leitung Vilma Bröstl gefreut. Sie hatten noch in Erinnerung die Erzählungen der ehemaligen Mitglieder von Schadirattam, die vor 22 Jahren in Karlsruhe waren. Nach dem ökumenischen Gottesdienst bereicherten mit ihren Grußworten das Fest der Karpatendeutschen der erste Bürgermeister von Karlsruhe Wolfram Jäger, die Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft Brunhilde Reitmeier-Zwick, der slowakische Botschafter in Berlin Igor Slobodník, der Präsident des Bundes der Vertriebenen MdB Bernd Fabritius. Das Grußwort im Namen des KDV hat der Stellvertreter des KDV Peter Sorger übernommen. Nach der Begrüßung der Gäste sagte Herr Sorger: „Es ist für mich eine ganz besondere Ehre Ihnen herzliche Grüße der Kar- Bei der Verleihung der Goldenen Nadel der Karpatendeutschen patendeutschen aus der Slowakei zu übermitteln. Liebe Landsleute, wir werden auf unserem diesjährigen Weg an einigen Meilensteinen vorbeigehen: Wir werden an die dramatischen Ereignisse vor 70 Jahren erinnern, die unsere Karpatendeutsche Gemeinschaft besonders schwer betroffen haben. Die darauffolgenden 45 Jahre waren wir in unserer Heimat verstummt. Zu einer Neubelebung kam es vor 25 Jahren durch die Gründung unseres Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei. Am 27. Juni dieses Jahres treffen wir uns schon zum 20. Mal in Kesmark bei unserem Kultur- und Begegnungsfest. Nach den Ereignissen vor 70 Jahren scheinen diese jüngeren Jubiläen fast wie ein Wunder. Sehr geehrte Damen und Herren, die Vereinigungen der Karpatendeutschen gehören im Vergleich zu anderen Landsmannschaften zu den kleineren Verbänden. Deswegen sind gute Beziehungen zwischen allen karpatendeutschen Organisationen lebenswichtig. Die Geschichte und Kultur der Karpatendeutschen muss auch in der Zukunft ein Thema bleiben. Wir in unserem Verein schaffen zwar aufgrund der Eigeninitiative unserer Mitglieder vieles, aber ohne die Unterstützung seitens der Bundesrepublik Deutschland, der Slowakischen Republik und der Landsmannschaften wäre unser Vereinsleben viel Die Jugendtanzgruppe Schadirattam stand in Karlsruhe auch auf der Bühne ärmer, besonders die Tätigkeit in unseren Häusern der Begegnung als Zentren der Kulturarbeit wäre sehr bedroht. Herr Botschafter, liebe Brunhilde, Herr Präsident, wir bedanken uns für diese Hilfe! Sehr geehrte Damen und Herren, der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei will für Sie ein aktiver, zuverlässiger Partner sein, was sicher den Interessen aller Karpatendeutschen entspricht. Ich und auch die anwesenden Mitglieder des Vereinsvorstandes und unsere Tanzgruppe Schadirattam aus Metzenseifen grüßen Sie alle sehr herzlich und wünschen uns allen, dass dieses 34. Bundestreffen den richtigen Weg in die Zukunft weist! Im Namen des Landesrates des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei, Peter Sorger (Stellvertreter des Vorsitzenden) Nach dem offiziellen Teil mit den Auszeichnungen mit der Goldenen Nadel der Karpatendeutschen umrahmten die Trachtengruppen aus Schwäbisch Gmünd und unser Schadirattam den Kultur- und Heimatnachmittag. Es war für uns wieder ein schönes Erlebnis, vor allem eine große Erfahrung für unsere anwesenden Jugendlichen. Peter Sorger Wolfram Jäger bei der Ehrung 9 Journal der Karpatendeutschen Jugend in der Slowakei JUGEND t t a l B E v e n t s i m N e t z V-2015 Besuch der Karpatendeutschen Jugend im rumänischen Oradea Vom1.5.2015 bis zum 3.5.2015 war unsere Jungend nach Oradea in Rumänien vom Demokratischen Forum der Deutschen (DFD) des Kreises Bihar in Grosswardein zu einem Programm der Zusammenarbeit der Karpatendeutschen Jugend aus der Slowakei und der Jugend des deutschen Forums aus Grosswardein eingeladen. Das Programm, das für die Jugend vorbereitet war, war sehr reichhaltig an Ausflugsfahrten, wo sie die Kultur der Länder besser kennenlernen konnten. Am ersten Abend konnten sie von einem großen Berg, der Ciuperca hieß, die Stadt aus der Vogelperspektive besichtigen und anschließend waren sie in das Forum der Jugend der Deutschen aus Grosswardein eingeladen, wo die Jugend ihren Sitz hat. Im Forum folgte ein kurzes Programm, wo sich alle während des Programmes, die sich noch nicht kannten, kennenlernen konnten. So sind auch neue Freundschaften zwischen den zwei Minderheiten entstanden. Am anderen Tag fuhren die zwei Gruppen aus der Slowakei und aus Rumänien zu einem Ausflug nach Salina Turda, was ein Salzbergwerk in der Stadt Turda ist. Nach dem Ausflug konnte die slowakische Gruppe die Nationalgerichte von Rumänien kosten. Es waren sehr köstliche Speisen. Die Vorspeise war Brot mit Butterschmalz beschmiert und oben drauf war Zwiebel. Das Hauptgericht, das in Rumänien sehr beliebt und natürlich auch traditionell ist heißt „Mititei“, was wir unter der Benennung čevapčiči kennen. Nach dem Abendessen folgte eine kleine Abschlussparty, wo getanzt wurde und man konnte auch die Tänze der anderen Kultur kennenlernen. Die Tanzgruppe „Regenbogen“ hat auch ein paar Tänze vorgeführt und der slowakischen Gruppe ein paar beigebracht. Am Sonntag, der schon der letzte Tag des Aufenthaltes in Rumänien war, haben alle zusammen gefrühstückt und sind anschließend in die Stadt gefahren, um einen kleinen Spaziergang zu machen und natürlich auch einen kleinen Schaufensterbummel. Zum Schluss haben alle noch zusammen Mittaggegessen, um diesen Aufenthalt abzuschließen und danach haben wir uns dann verabschiedet. Es war eine sehr schöne Zeit in Rumänien, die vielen in Erinnerung bleiben wird. Die Karpatendeutsche Jugend möchte sich sehr herzlich bei dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien für die Einladung bedanken und wir hoffen, dass unsere Zusammenarbeit noch weiter andauern wird. Anna Fábová Blasmusikfreunde aufgepasst! Der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei und die Gemeinde Einsiedel an der Göllnitz laden Sie zur Blaskapellenschau am 30. Mai 2015 in Einsiedel an der Göllnitz im Haus der Begegnung ein. Um 11 Uhr findet ein Umzug der Blaskapellen durch die Gemeinde statt und um 14 Uhr beginnt die Blaskapellenschau. Bewirtung, Bier und gute Laune warten auf Sie! Für die Unterhaltung sorgen der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde, die Blaskapelle Stoss, Inavanka Bösing und Sviťanka aus Svit. 10 KB 05/2015 Berühmte Zipser Metzenseifner in Amerika – John Gabel (1872-1955) Hören Sie gerne Musik? Haben Sie vielleicht sogar noch Schallplatten und einen funktionsfähigen Plattenspieler? Dann kennen Sie bestimmt auch die Musikbox (engl. Jukebox), mit der gegen Einwurf von Münzen Schallplatten wiedergegeben wurden. Diese Musikbox ist untrennbar mit einem in der Zips Geborenen verbunden: John Gabel. Am 24. Mai 1872 schrieb der Ober-Metzenseifner Pfarrer Ambrosius Dyker einen unscheinbaren Eintrag in das Geburtsregister seiner Kirchengemeinde: Joannes, Sohn des Nagelschmieds Michael Göbl und seiner Frau Sophia geb. Eiben. Weder er noch Joannes Eltern ahnten, dass dieses Kind einmal in den USA ein begnadeter Erfinder und Konstrukteur wird. Bis dahin war es aber ein langer und schwerer Weg. Als Kind oft krank, versäumte Joannes zwei Schuljahre und hatte Probleme in der Schule. Da die wirtschaftliche Situation nicht nur im Ort schlecht war, beschloss sein Vater – wie viele andere zu dieser Zeit – für seine Familie ein besseres Leben in den USA aufzubauen. Mit 14 Jahren, der englischen Sprache nicht mächtig, kam Joannes 1886 nach Philadelphia. Bei der Einwanderung änderte sich sein Name zu John Gabel. Er lernte Metallbearbeitung und trug wie sein Bruder Vincent durch kleine Arbeiten zum Unterhalt der Familie bei. Als er 16 Jahre alt war, ging er nach Chicago. Chicago war zu dieser Zeit eine sich dynamisch entwickelnde Stadt. Zwischen 1880 und 1890 verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf eine Million. Es war aber auch die Zeit der technischen Entwicklungen. 1890 wurden zur Volkszählung erstmals Lochkartenmaschinen eingesetzt. Die Zeitersparnis beim Auszählen war groß. Folgerichtig wurde auch in anderen Bereichen nach ähnlich produktiven Lösungen gesucht. Mechanische Vorrichtungen schossen aus dem Boden, Fachleute wurden dringend gesucht. Unser John Gabel fand Arbeit bei der Firma Felt & Terrants, die mechanische Rechenmaschinen (Comptometers) herstellte. Hier beschäftigte sich John mit den internen Abläufen solcher Maschinen und bewies sein besonderes Talent für das Entwickeln von effektiven Abläufen in Systemen mit Zahnrädern, Nocken und Hebeln. Mehrmals wechselte er seinen Arbeitsplatz und ging zu Firmen, die Spielautomaten herstellten. Hier wurde ihm klar, dass er als eigener Unternehmer viel besser seine Ideen umsetzen könnte. Ende 1898 war es soweit. Er gründete die “Automatic Machine and Tool Company” und begann mit drei Beschäftigten. Die von ihm erdachten Spielautomaten verkauften sich gut und bereits 1900, nach zwei Jahren, arbeiteten 50 Männer im Unternehmen. Was für eine Karriere! John Gabel kam ohne Ausbildung in die USA, lernte erst mit 16 Jahren Englisch und war im Alter von 28 Jahren ein wohlhabender Mann. Zur Weihnachtszeit 1903 stieß er auf den Phonographen Victor von Victor Talking Ma- chine Company. Er kaufte ihn, zusammen mit 10 Schallplatten. Obwohl er mit dem Klang nicht zufrieden war, hörte er sich oft am Abend alle Schallplatten an. Dabei dachte er darüber nach, wie man einen Phonographen für breitere Nutzung, etwa in der Öffentlichkeit, verändern müsste. Der Betrieb von Spielautomaten war nicht in allen Bundesstaaten erlaubt, eine Abspieleinrichtung für Schallplatten könnte er überall verkaufen. Diese müsste eine ganze Anzahl von Schallplatten automatisch abspielen können und weitere Verbesserungen bezüglich der Tonqualität haben. John Gabel untersuchte die Mechanik des Abtastens und Übertragens von der Rille der Schallplatte bis zum “Horn”, dem damaligen Lautsprecher, und erkannte sofort verschiedene Schwachstellen. Er begann ein Modell nach seinen Vorstellungen zu bauen, das 24 Schallplatten abspielen konnte. Im Frühjahr 1905 war die erste Musikbox fertig, der Name: The Automatic Entertainer. Weitere Exemplare entstanden und kamen im Jahr darauf auf den Markt. Um seine Erfindung zu schützen, nahm John Gabel im August 1905 Kontakt zu einem Patentanwaltsbüro auf. Wie er bald erfuhr, war dieses aber auch für die Victor Talking Machine Company tätig. Das Schicksal drehte sich. Die Patentanwälte informierten die Victor Company, die sofort mit allen Mitteln versuchte, den Verkauf der Neuheit zu verhindern. Es gab Patentstreitigkeiten. Händler, die ihre Phonographen verkauften, durften nicht mit Gabels Entertainer handeln. Dessen finanzielle Lage verschlechterte sich dramatisch. Wegen der nationalen Wirtschaftskrise des Jahres 1907 war das ökonomische Umfeld ohnehin nicht gut. Doch es gab Rettung in Person von Howard Wurlitzer, dem Chef der Rudolph Wurlitzer Co., einem großen Unternehmen, das Pianos herstellte. Wurlitzer baute seit 1896 mit Münzeinwurf betriebene Pianos (Tonophone). Einer seiner wichtigsten Händler, Bacigalupi, gab ihm den Hinweis auf Gabels außergewöhnliche Fähigkeiten und Wurlitzer überzeugte sich persönlich vom The Automatic Entertainer. Obwohl die Victor Co. auch Wurlitzer sofort unter Druck setzte, bestellte der sofort 100 Stück unter der Bedingung, die ersten 26 seien innerhalb von 30 Tagen zu liefern. John Gabel schaffte das. Da inzwischen auch Patentklagen der Victor Co. gegen ihn abgewiesen wurden, war die Wende geschafft! John Gabel entwickelte seine Maschinen weiter, erhielt auf der Panama-Pazifik-Messe 1915 dafür eine Goldmedaille und exportierte seine Musikbox nach Hawaii, Australien und die Philippinen. Der Entertainer wurde bis 1928 hergestellt, 1936 ging Gabel in den verdienten Ruhestand. Er starb am 23. Dezember 1955 im Alter von 83 Jahren. Ein erfolgreiches Leben hatte sich vollendet. Dr. Heinz Schleusener Patentzeichnung, Vorderansicht der Musikbox Patentzeichnung, Hinteransicht der Musikbox (Dank an Rick Crandall [http://www.rickcrandall.net/article13.php] für die Unterstützung mit Bild- und Textmaterial) 11 Mundartecke KB 05/2015 Mundarten im Hauerland Die Mundart der Karpatendeutschen war nicht überall einheitlich. Das Pressburger Sprachgebiet hat rein bayerisch-österreichischen Charakter, in der Oberzips findet man Schlesisch, während die Unterzips eine Mischmundart aufweist. Ähnlich wie in der Unterzips war die Entwicklung in der Sprachinsel Kremnitz - Deutschproben. Jozef Hanika um 1932 in Oberturz Der Philologe Josef Hanika beschäftigte sich intensiv mit der Mundart des Hauerlandes Matthias Bel wurde 1684 in der Nähe von Altsohl geboren Als Erster berichtete über die deutsche Mundart im Hauerland der Polyhistor Matthias Bel, der sie als rauh und unverständlich beschrieb. Der „Vater des Namens Karpatendeutsche“ Raimund Friedrich Kaind sprach in seinem Grundwerk Geschichte der Deutschen in Karpathenländern (1907 – 1911) sogar von „Goten, die noch heute das alte Gotisch sprechen sollen“. In der Januar-Ausgabe des Karpatenblattes haben wir über die Verdienste von Karl Julius Schröer um die Erforschung der deutschen Mundarten im Hauerland geschrieben. Von ihm stammen der Beitrag zu einem Wörterbuch der deutschen Mundarten des ungarischen Berglandes und der Versuch einer Darstellung der deutschen Mundarten des ungarischen Berglandes mit Sprachproben und Erläuterungen. Die Erforschung der deutschen Mundarten im Hauerland war für ihn eine Herzensangelegenheit. Er war bemüht „gerade jenen deutschen Vororten, die man kaum mehr als dem Namen nach kennt“ seine Aufmerksamkeit zu widmen. 12 Neuere Ergebnisse sind dem sudetendeutschen Philologen und Volkskundler Josef Hanika zu verdanken. Er beschäftigte sich in mehreren Werken und Aufsätzen mit den Fragen der Hauerländer Mundarten. Im ersten Jahrgang (1928) der Zeitschrift Karpatenland veröffentlichte er den Beitrag Zur Wortgeographie der deutschen Mundarten. Als selbständiges Buch ist im Jahre 1933 sein Werk Bairisch-ostmitteldeutsche Volkstums- mischung im westkarpatischen Bergbaugebiet, dargestellt an Herkunft, Besiedlung, Recht und Mundart der Sprachinsel Kremnitz-Deutschproben erschienen. Neueste Kostproben bieten die meisten Hauerländer Heimatbücher, Mundartproben und Mundartlieder. Selbständig sind Mundartwörterbücher von Krickerhau, Schmiedshau und Hochwies erschienen. Bearbeitet wurden auch einige Diplomarbeiten an Universitäten über die Mundart im Hauerland, selbständig ist die Diplomarbeit von Renate Oswald über die Kuneschauer Mundart erschienen. Obzwar alle 24 deutsche Ortschaften des Hauerlandes eine eigene Mundart sprechen, die mehr oder weniger voneinander abweicht, können drei Hauptgruppen unterschieden werden: die Deutschprobener Sprachinsel, die Kremnitzer Sprachinsel und die Sprachinsel um Hochwies und Paulisch. Im Allgemeinen sprachen die Hauerländer eine bayerisch-österreichische, von ostmitteldeutschen Sprachelementen durchsetzte Mischmundart. Die Unterschiede lassen sich sehr gut an zwei Wenkersätzen (nach dem deutschen Sprachwissenschaftler Georg Wenker) aufzeigen: Deutschprobener Sprachgruppe, Zeche: - Hendar unserem Haus stéh drai schena Opopam met ru´tn Apôn. - Hot ija net a Stecke baißa Säf of main Tésch wje mé g´wunt´n? Kremnitzer Gruppe, Deutschlitta: - Hajntr aumson Haus stauin drei schaujini Opplbama mit räjutn Äppl. - Hott auins k´Stückl beißi Säf wi mauich uff meim Tauisch g´awaumn´a? Red KB 05/2015 Gedanken zur Zeit Warum das rechte Erinnern gut ist Nachdenken über die tiefe Sehnsucht des menschlichen Herzens (Teil 1) von Ferdinand Klein Über das etwas umständlich formulierte Thema „Sinn im Sinnlosen finden nach logotherapeutischem Verständnis.Nachdenken über die tiefe Sehnsucht des menschlichen Herzens und Erfahrungen beim Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz (Unterzips)“ habe ich beim Bernrieder Heimat- und Kulturseminar des Hilfsbundes Karpatendeutscher Katholiken e.V. München – Landesverband Bayern in der Karwoche 2015 gesprochen. Den Vortrag habe ich überarbeitet. Er möchte auch den Leserinnen und Lesern des Karpatenblattes Impulse zum rechten Erinnern und Nachdenken geben und sie zum Gespräch motivieren. Heute lesen Sie den ersten von vier Teilen dazu. Um was geht es mir? Die Zeit ist reif für das Nachdenken über die ganze Geschichte. Das fällt noch vielen schwer, sie verstecken sich offenbar lieber hinter einer Rolle. Als ich den Coach und Heilpraktiker für Psychotherapie Ulrich Sachweh beim Bernrieder Vortrag 2013 nach dem Erinnern an das Leiden des Menschen fragte, wies er auf Viktor Frankls Logotherapie (Sinn-Lehre) hin. Frankls Lehre vom „Willen zum Sinn“ spielte bei der Lindauer Psychotherapiewoche 2009 eine Rolle, bei der über seelische Verletzungen und Lebenskrisen der Heimatvertriebenen nachgedacht wurde. Und bei der Debatte im Deutschen Bundestag zum 60-jährigen Bestehen des Bundesvertriebenengesetzes im Herbst 2013 wurde auch an das Schicksal der Erlebnisgeneration gedacht und auf die Chance der Versöhnung der Heimatvertriebenen aufmerksam gemacht. Das war angewandte Logotherapie im Bundestag! Sowohl die Erfahrungen mit traumatisierten Menschen als auch die Debatte im Bundestag erinnern mich an die Ansprache von Pfarrer Andreas Metzl beim ökumenischen Gottesdienst zum Karpatendeutschen Bundestreffen in Karlsruhe am 2. Juni 2001. Er sagte: „Die Vertreibung aus unserer Heimat hat unter den meisten Gefühle des Hasses, der Rache und Vergeltung aufkeimen lassen. Aber die meisten von uns haben diesen Gefühlen nicht Raum gegeben“, sie ließen sich vom Geist Gottes leiten, folgten der Charta der Heimatvertriebenen und damit der tiefen Sehnsucht des menschlichen Herzens. Doch wie steht es mit der Versöhnung des einzelnen mit sich selbst? Sich um Wahrhaftigkeit bemühen Ich stimme dem jungen slowakischen Historiker František Neupauer zu, wenn er sagt: "Einfach vergessen und vergeben und nicht mehr zurückblicken. Das sind aber Stasi-Argumente. Jeder muss sich vor den Spiegel stellen und fragen, welche Verantwortung er trägt" (zit. n. http://www. tagesschau.de, Stand; 09. 12. 2014). Neupauers Bemühen um Wahrhaftigkeit hat das im Sinn, was die frühere Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen und jetzige Vorsitzende der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN Erika Steinbach sagte, dass nämlich die Zeit reif ist für eine vollständige Betrachtung der Geschichte. Auf dieser Spur bewegt sich auch das Beispiel Karl Krauß. Beispiel Karl Krauß Frau Murzko (102 Jahre) zu Besuch bei Herrn Krauß (100 Jahre) Bei der Feier seines 100. Geburtstags am 26. Juni 2009 fragte ich in Anwesenheit auch von Schwedlern, die bis zur politischen Wende für die kommunistische Partei eintraten: Was hat Herr Krauß nach Kriegsende 1945 erlebt? Abends wurden etwa 50 Männer wieder in die Schule gerufen und von dort unter strenger Bewachung vor das Rathaus gebracht. Von beiden Kirchen läuteten die Glocken. Wir wurden abgeführt. (…) Wir kamen nach Göllnitz und wurden dort in Keller gesperrt. Als wir uns einmal beim Lagerkommandanten wegen des schlechten Essens beschwerten, sagte er: ‚Für euch Hitlergesindel ist auch dieses Essen zu schade!’ Das Grauen im Lager lässt sich nicht beschreiben. Nach drei Monaten Kerker wurde mir der Prozess gemacht. Ich kam vor das Volksgericht, das keinen einzigen Beweis fand. Nach vielen Verhören und Schikanen wurde ich endlich entlassen. Ich fand meine Familie im ausgeraubten Haus. Das Elend war in jeder Ecke zu spüren.“ Herr Krauß fand wieder Arbeit und ging 1969 in Rente. „Die Zeiten waren schwer“, sagte er, „wir haben sie überstanden. Heute danken wir Gott, dass er uns auch in der schwersten Zeit beschützt hat. Wir sind in der Heimat alt geworden. Wir bitten Gott: Herr, gib uns Frieden, beschütze unser schönes Zipserland!“. Wie ich das Beispiel verstehe Herr Krauß wurde zur Zielscheibe des Hasses. Mit der ihm eigenen „Trotzmacht des Geistes“ (Frankl) erzählte er über das, was er und seine Familie erlebt und erlitten haben. Er fühlte sich von Gott gehalten und sprach in schwierigen Lebenslagen Worte, die ihm Gott in den Mund gelegt hat. Sein Glaube war die stärkste Kraftquelle. Herr Krauß war um Wahrhaftigkeit bemüht. Wahrhaftigkeit drückt das persönliche und gemeinsame Bemühen aus, sich nach der Wahrheit zu orientieren und sich auf den Weg zu ihr zu begeben. Sehnen wir uns nicht danach? Verstecken sich nicht viele hinter einer Rolle? Versäumen diese Rollenspieler nicht über die tiefe Sehnsucht des menschlichen Herzens nachzudenken? Herr Krauß feiert seinen 100. Geburtstag Herr Krauß erzählte mir, nachdem sei-ne Familie in Mähren wieder zusammen-e gefunden hatte, ging er mit seiner Familie nach Schwedler zurück. Gleich nach derr Ankunft wurde die Familie im Keller derr e Schule, in der jetzt die Begegnungsstätte ist, eingesperrt. Herr Krauß erzählte wei-e ter: „Wir wurden von den Partisanen wie Verbrecher behandelt. Sie brüllten unss h an. Frauen und Kinder weinten. (…) Ich d fragte sie: ’Was wollt ihr von uns? Wir sind zu Hause in Schwedler!’ Mein Schicksall m nahm folgenden Verlauf: Ich wurde zum Verbrecher gestempelt. Warum? Einess 13 Geschichtskapitel KB 05/2015 Das ehemalige Lager Nováky Anfang des 20. Jahrhunderts waren ungefähr 600 Jahre vergangen, als die ersten Deutschen in Oberungarn siedelten. Manchmal waren slowakische und deutsche Ortschaften nur wenige Hundert Meter entfernt und in den Städten lebten mehrere Ethnien auf engstem Raum zusammen. Da gab es sicher auch Spannungen, aber im Wesentlichen begegneten sich die Menschen freundlich. Als die Entwicklung des nationalen Bewusstseins von Slowaken und Karpatendeutschen 1939 im Staatsnationalsozialismus gipfelte, war plötzlich alles anders. Der Wert eines Menschen hing nun von seiner Rasse, Ethnie, der Religion oder der politischen Einstellung ab. Die meisten Menschen merkten nicht, dass sie manipuliert und missbraucht wurden. Das war ein guter Nährboden für Hass und Gewalt. Physischer Ausdruck dafür war die Einrichtung mehrerer Lager in Oberungarn, wie zum Beispiel das in der Nähe von Nováky. Die Vorgänge in den Lagern markierten einen Tiefpunkt des Deutschtums in Oberungarn und zerstörten die Basis für ein freundschaftliches Zusammenleben von Slowaken und Deutschen auf lange Zeit. Das ehemalige Lager Nováky bestand aus drei Teillagern, die etwa 500 Meter voneinander getrennt waren. Hier wurden Menschen teils unter schlimmen Bedingungen interniert. Zu der bekanntesten und von der Zeitabfolge ersten Gruppe gehörten die Juden (1941 1944). Auf dem Schild am Eingangstor stand: PRACOVNÝ TÁBOR ŽIDOV. Die Intention war eindeutig: Die Juden aller Nationalitäten sollten, abgeschlossen von der Öffentlichkeit, endlich „richtig arbeiten lernen“. Tatsächlich aber war das Lager Nováky anfänglich ein verlängerter Arm des Vernichtungslagers Auschwitz. Jeder Häftling konnte jederzeit in den Tod geschickt werden – einfach so. Ab Kriegsende 1945 wurden dann die Karpatendeutschen ins Lager „eingewiesen“. Die Gewaltausübung auf der Basis einer postulierten Kollektivschuld aller Deutschen wurde durch die Beneš-Dekrete abgedeckt – auch nachträglich. Nach Angaben der Lagerverwaltung war es ein Sammellager – eine Zwischenstation vor der Abschiebung (Odsun). Je nach Standpunkt wird der damalige Vorgang als Vertreibung, Abschiebung oder ganz neutral als Transfer bezeichnet. Über die Beschreibung der Vorstufe, das Leben im Lager, gibt es aber keinen Zweifel. Hier herrschten Unrecht, Hunger und Gewalt. Das Lager war jedoch durchlässiger geworden. Glück hatte, wer bei slowakischen Bekannten oder einfach nur Menschen mit Mitleid arbeiten konnte und auch dort Nahrung bekam. Aber Kleinkinder, Alte und Kranke waren auf die Hungerrationen im Lager angewiesen. Besonders am Anfang war es sehr hart, da war der Tod ständiger Gast im Lager. Er kam auf leisen Sohlen, auch am Weihnachtsabend 1945, als man vom nahen Koš die Glocken läuten hörte und die Erwachsenen aus Gram und Hunger keinen Schlaf fanden. In dem Maße, wie die Karpatendeutschen vom Lager in das Nachkriegsdeutschland abgeschoben wurden, wurden zunehmend Slowaken „eingewiesen“. Von der demokratischen Vorkriegs-ČSR war nur 14 der Name geblieben. Anfängliche demokratische Strukturen wurden nach und nach durch stalinistische ersetzt. Äußeres Zeichen dafür waren die Einrichtung von „Volksmilizen“ und die Februar-Ereignisse. Verdacht auf Sabotage, Konterrevolution, Säuberungsaktionen in der kommunistischen Partei und Denunziation führten schnell zur Einlieferung in Arbeitslager. Nach dem Tod Stalins 1953 fand man effektivere Methoden der Feindbekämpfung als die „Lagerhaltung“. Das Lager Novaky wurde bereits im September 1951 endgültig aufgelöst. Das Leid so vieler unschuldiger Menschen ist Grund und Verpflichtung genug, sich mit der „Problematik“ Novaky näher zu beschäftigen. Doch Erinnerung ist ein ständiger Kampf mit dem Konkreten. Das wurde sofort klar bei dem Versuch, den ehemaligen Standort des Lagers unter heutigen Bedingungen zu rekonstruieren. Die jeweiligen Machthaber hielten sich mit Dokumentationen sehr zurück, was ja auch verständlich ist. Auch für die Lagerinsassen war der Lageralltag viel wichtiger als die geografische Einordnung. Da half auch der Blick auf das etwa 5 km entfernte, wunderschöne Schloss Weinitz (Bojnice) und die beeindruckenden Gebirgszüge in der Ferne sicher nicht weiter. Doch es gibt sie, die historische Karte von 1942. Sie ist enthalten in dem Buch von Baka, Igor: „Das jüdische Lager Nováky 1941-1944“. Es handelt sich hierbei um eine Art maßstäbliche Skizze und ist für eine Synchronisation mit aktuellem Kartenmaterial gut geeignet. Bei der Synchronisation der Karten wurde wie folgt vorgegangen: Ehemaliges Lager Nováky – Einordnung in aktuelles Kartenmaterial Punkte a, b, c: Fixpunkte zur Synchronisation der Karten Teillager: 1, 2, 3; Charakteristischer Punkt d des ehemaligen Teillagers 2 auf der heutigen Fernstraße E572: GPS 48°43'35.6"N 18°35'30.8"E (48.72656, 18.59188) Die Punkte a (Schnittpunkt Bach mit Eisenbahnlinie) und b (Schnittpunkt Bach mit Straße) sind in aktuellen Karten und in der historischen Karte eindeutig erkennbar. Damit konnte der Maßstab umgerechnet werden. Der Punkt c wurde in der historischen Karte als Tangente eines Baches mit dem Teillager 3 definiert. Das Dreieck a, b, c der historischen Karte wurde nun maßstäblich in die aktuelle Karte übertragen. Die Synchronisationsgenauigkeit hängt hauptsächlich von der Genauigkeit der historischen Karte ab. Die heutige Fernstraße E572 durchquert damit mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auf einer Strecke von etwa 100 m das ehemalige Teillager 2. Die Anordnung der Teillager und die Struktur der Barackenanordnung in den Lagern wurden während der gesamten Lagerzeit faktisch nicht verändert. Die Teillager in Einzeldarstellung (ohne Berücksichtigung der Lage zueinander); die postalische Anschrift für die Familie Güll lautete im Mai 1947: Nováky Sústred. tábor, objekt I (Teillager 1), barak 1. Die entsprechende Baracke ist rot gekennzeichnet. Die Teillager 1, 2, 3 sind hier als eigene maßstäbliche Skizzen nach den Angaben von Baka für das Jahr 1942 dargestellt mit den Daten: - Zahl der Internierten: 1.630 - Gesamtfläche: 2,27 km2 - Zahl der Unterkünfte: 24 (grau) - Zahl der Werkstätten und Wirtschaftsgebäude: 29 (weiß) - Lager 1, Wachstube (schwarz) - Lager 2, Kommandantenbaracke (schwarz) Heute gibt es vor Ort (unmittelbar am ehemaligen Lager) keinerlei direkte Hinweise mehr auf dieses Lager. Dafür wurde am Bahnhof Nováky 1998 eine Tafel in englischer und slowakischer Sprache angebracht, mit der an die Deportation von Tausenden Juden nach Auschwitz erinnert wird. Erinnerungstafel am Bahnhof von Nováky, etwa 5 km vom ehemaligen Lager entfernt, Aufnahme 2012, Wanko KB 05/2015 Nur Eingeweihte kennen das sehr abseits gelegene Holzkruzifix von 1946 am deutschen Friedhof des Lagers. Der Friedhof selbst ist heute nicht mehr als solcher zu erkennen. Geschichtskapitel Man mag kaum glauben, dass über 70 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen um das Lager Nováky die brutale Gewaltausübung gegenüber Wehrlosen in Europa immer noch ein Thema ist. So bedeutet Nováky nicht nur Erinnerung der Opfer und Nachfahren der Opfer an eine düstere Zeit, sondern vor allem Sensibilisierung der jungen Generation zur Verteidigung von demokratischen Strukturen. Zur Erinnerung an alle Opfer des Lagers könnte an geeigneter Stelle eine Erinnerungstafel angebracht werden. Es bietet sich z. B. der Abschnitt der Fernstraße E572 an, der im ehemaligen Teillager 2 liegt. An deutschen Autobahnen sind Hinweistafeln zu historischen Sachverhalten sehr verbreitet (z. B. ehemalige deutsch/deutsche Grenze oder auch in der Nähe von Weimar der Hinweis auf das KZ Buchenwald). Kruzifix am deutschen Friedhof in der Nähe des ehemaligen Lagers Novaky, Entfernung zum Teillager 3 etwa 150 m, Aufnahme 2012, Wanko Entwurf einer möglichen Hinweistafel auf das ehemalige Lager Novaky an der Fernstraße E572: Zur Erinnerung an die Opfer von Gleichgültigkeit und Gewalt Der Vorsitzende des KDV in der Slowakei, Herr Ondrej Pöss, stellte in einem sehr bemerkenswerten Artikel im KB 3/2007 fest: „Die Gedenkstätten schreiben die Geschichte. Wenn die Karpatendeutschen in die Geschichte heimkehren wollen, müssen sie sich auch um die Gedenkstätten kümmern. Das muss einer der Schwerpunkte unserer Zukunftstätigkeit werden.“ Ein Kreuz aus Eisen auf dem wahrscheinlichen deutschen Gräberfeld, 2012, Wanko Das Lager Nováky ist ein Synonym für Machtmissbrauch und Gewaltausübung an Unschuldigen bzw. Wehrlosen. Dabei ist es untergeordnet, ob dieser Missbrauch rassistisch, politisch oder ideologisch motiviert war. Am Anfang stand immer die Gleichgültigkeit der großen Mehrheit. Selbst als gute Nachbarn abgeführt wurden, schaute man weg. Als das Leid über alle kam, war es für eine Umkehr viel zu spät. Es muss nicht besonders betont werden, dass es die alleinige Entscheidung der zuständigen Behörden vor Ort ist, ob eine solche Ehrung der Opfer vorgenommen wird und in welcher Form das geschieht. Wir möchten uns jedoch erlauben, den Vorstand des KDV in der Slowakei zu bitten, sich für dieses Vorhaben einzusetzen. Die Autoren: Gustav Güll (1940 in Pressburg/Bratislava geboren) „Mein Vater wurde, wie damals üblich, noch kurz vor Kriegsende zum Kriegsdienst eingezogen und in Frankreich als Kriegsgefangener festgesetzt. Ihm war es nicht mehr möglich, in die Slowakei zurückzukehren. Meine Mutter musste nun allein für meine Schwester und mich sorgen. Sie konnte uns noch relativ lange Zeit vor dem Lagerleben im nahen Engerau (Petržalka) bewahren. Ich wurde am 1. September 1946 sogar noch eingeschult, da ich auf der Straße beim Spielen mit den Kindern schnell Slowakisch gelernt hatte. Aber am 16. Oktober 1946 war es dann soweit, wir mussten alle ins Lager. Es brach eine Welt zusammen, was sollte aus uns werden? Nach mehreren Monaten der Entbehrung und Not wurden wir dann im eiskalten Februar 1947 per Bahn ins Lager Nováky überstellt. Der Freiheitsentzug sollte noch über 2 Jahre dauern. Erst am 24. Juli 1949 wurden wir als letzte karpatendeutsche Lagerinsassen in einer Gruppe von 12 Personen in eine sehr ungewisse Zukunft entlassen. Die erste Unterkunft war in einem Altersheim in Horné Obdokovce. Obwohl sich die äußeren Bedingungen mit der Zeit im Lager besserten, hat mich das alles sehr geprägt. Wie schön hätte meine Kindheit sein können, wenn es diese furchtbaren Lager nicht gegeben hätte? Doch auch die Zeit nach dem Lager war nicht einfach. Als Deutsche enteignet, entrechtet und für die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft noch nicht als würdig befunden (erst 1953). Ich wünsche von ganzem Herzen, dass die nachfolgenden Generationen nie wieder eine solche oder ähnliche Kindheit und Jugend erleben müssen.“ Helmut Wanko (1947 im Nachkriegsdeutschland geboren) „Die Familie stammt aus Drexlerhau (Janova Lehota). Mutter und Vater waren bis Kriegsende 1945 im Zementwerk Rüdersdorf bei Berlin tätig. Von hier flüchteten sie mit meiner Oma (damals 67 Jahre) und meinen zwei Schwestern (5 Jahre, 8 Monate) vor der Roten Armee Richtung Westen und wurden in Parchim (bei Schwerin) von der West- und Ostfront eingeholt. Alle Angaben in den Ausweisdokumenten waren in slowakischer Sprache. Also war eine „slowakische Familie“ nach dem totalen Zusammenbruch Deutschlands auf der „Flucht“ in ihr Heimatdorf. Nur meine Eltern sprachen Slowakisch, was für eine Herausforderung. Die Enttäuschung muss maßlos gewesen sein, als die Fahrt im Lager Nováky endete. Nach einer endlos scheinenden Zeit des Hungers und der Ungewissheit ging es wieder und endgültig nach Deutschland. Meine Mutter berichtete nie von sich aus über das Lager. Wenn aber die Rede darauf kam, wurde die Stimmung angespannt und traurig. Erst sehr viel später hatte ich Zugang zu Details über das ehemalige Lager. Bei meiner Drexlerhaureise im Jahre 2012 suchte ich auch nach Hinweisen auf dieses Lager, was nicht so einfach war. Nach 70 Jahren ist es an der Zeit, alle Opfergruppen gemeinsam zu ehren.“ 15 Erinnerungen KB 05/2015 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges Es ist der 16. April 1945. Die Rote Armee ist zum Sturm auf Berlin bereit. Nur versprengte Haufen von Wehrmachts- und SS-Einheiten stehen den sowjetischen Truppen zur Verteidigung der Hauptstadt gegenüber. Am 21. April erklärt Propagandaminister Joseph Goebbels Berlin zur Frontstadt. Noch am selben Tage erreicht die Rote Armee unter Marschall Zhukov Vororte Berlins. Am 25. April meldet BBC: „Ost und West haben sich getroffen... zwanzig vor fünf haben sich Verbände von General Bradleys 12. Armee und sowjetische Einheiten von Marschall Konevs 1. Ukrainischer Armee in der Nähe der deutschen Stadt Torgau an der Elbe gegenüber gestanden.“ Drei Tage später bekommt Hitler die Nachricht, dass der Sturm der Roten Armee auf die Reichskanzlei unmittelbar bevorsteht. Hitler will weder tot noch lebendig in die Hände der Sowjets fallen. Am 30. April um 15.30 Uhr erschießt er sich. Zu seinem Nachfolger wurde Großadmiral Dönitz ernannt. Die bedingungslose Kapitulation Am 7. Mai muss die deutsche Delegation im französischen Reims, dem Hauptquartier von US-General Eisenhower, in die bedingungslose Kapitulation einwilligen. Dönitz überbringt den Deutschen die Nachricht mit den Worten: „Am 8. Mai um 23 Uhr schweigen die Waffen.“ Auf Drängen Stalins muss die Zeremonie bei Marschall Zhukov in Berlin wiederholt werden. Zudem wurde der Kapitulationsurkunde durch die Unterzeichnung seitens hochrangiger Vertreter aller drei Wehrmachtsteile sowie des Oberkommandierenden der Roten Armee und des Stellvertreters von General Eisenhower größeres Gewicht verliehen. In Berlin-Karlshorst ratifizierten Wilhelm Keitel für das Oberkommando der Wehrmacht und für das Heer, Hans-Georg von Friedenburg für die Marine und Hans-Jürgen Stumpff für die Luftwaffe die Kapitulationsurkunde für alle Wehrmachtsteile. Unterzeichnet wurde die auf den 8. Mai 1945 datierte Urkunde erst kurz nach Mitternacht, also am 9. Mai. Verhandlungen über Textveränderungen und das Fehlen von Zeilen in der russischen Fassung hatten die eigentlich für den Nachmittag vorgesehene Unterzeichnung verzögert. Damit war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. Die Bilanz war tragisch Mehr als 60 Millionen Menschen waren tot: gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt, auf der großen Flucht. Nach dem Ende der Kämpfe begann die Rache der Sieger, Rache für großes Leid, das von Deutschen und ihren Helfern angerichtet worden war. Der Zorn gegen den Deutschen führte zu Morden, Plünderungen, Vergewaltigungen und Vertreibungen von 15 Millionen Menschen aus ihrer Heimat. Der Zweite Weltkrieg hat seine tiefen Spuren in der Geschichte hinterlassen und wirkt noch bis in die Gegenwart hinein. Egal ob Orte, Gefühle oder Politik – das Kriegsende vor 70 Jahren begleitet uns auch heute. Ondrej Pöss Der Reichstag nach dem Fall Berlins In der Mitte einer der Unterzeichner der Kapitulation: Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel 16 Die Kapitulationsurkunde, die am 9. Mai 1945 unterzeichnet wurde KB 05/2015 Erinnerungen Das Ende des Zweiten Weltkrieges: Schicksalsmonat Mai 1945 - Am 3. 5. wurde durch die Liquidation der deutschen Einheiten in den Weißen Karpaten die gesamte Slowakei von der Roten Armee besetzt. Die letzte befreite Gemeinde war Makov in Kysuce. - Anfang Mai wurden in Engerau aus fünf Massengräbern 460 bis 490 Opfer des dortigen Konzentrationslagers exhumiert. Die meisten waren Juden aus Ungarn, unter ihnen waren aber auch Ukrainer, Italiener und Polen. - Am 6. 5. übersiedelte die Tschechoslowakische Regierung von Kaschau nach Pressburg. - Am 7. 5. unterzeichnete der deutsche General Jodl im Namen des deutschen Oberkommandos die Gesamtkapitulation aller Streitkräfte im Alliierten Hauptquartier in Reims. Josef Stalin hatte zuvor deutlich gemacht, dass er die Gültigkeit der Gesamtkapitulation nur bei Unterzeichnung durch den Oberkommandierenden der Roten Armee, Marschall Georgij Schukow, anerkennen werde. - Am 8. 5. wurde die Kapitulationsurkunde nochmals im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst unterschrieben. Damit war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. - Am 8. 5. hat der Rest der slowakischen Regierung im österreichischen Kremsmünster vor dem XX. US-Corps unter General Walton Walker die Kapitulation unterschrieben. - Am 10. 5. kam die tschechoslowakische Regierung aus Pressburg nach Prag. - Am 15. 5. entschied der Slowakische Nationalrat (SNR) auf seiner ersten Sitzung im Erlass Nr. 33/1945 über die „Bestrafung faschistischer Verbrecher, fremder Unterdrücker, Verräter und Kollaborateure und über die Schaffung eines Nationalgerichtes und die Einrichtung von Volksgerichten“. - Am 19. 5. wurden im Dekret des Staatspräsidenten Beneš alle Personen, die sich in zurückliegenden Volkszählungen als Deutsche oder Magyaren eintragen ließen, zu „staatlich unzuverlässigen Personen“ erklärt und ihr Besitz unter staatliche Verwaltung gestellt. Auf dieser Grundlage wurden ganze Personengruppen verhaftet und interniert. Durch ein aufgenähtes „N“ für „Deutscher – Nemec“ oder durch Armbinden mussten sie sich zu erkennen geben. In Kremsmünster unterschrieb die slowakische Regierung am achten Mai die Kapitulation Ein großes „N“ für „Nemec“ (Deutscher) kennzeichnete die Deutschen - Ab Mai versuchten vor den Kämpfen geflüchtete Deutsche aus den ehemals deutschen Gebieten in ihre Heimat zurückzukehren. Nach provisorischer Sanierung wurde die Barackenanlage in Nováky wieder mit Menschen gefüllt. Zuerst waren es die Hilflosesten, Alte, Kranke, Frauen, Kinder und kleine Gruppen der heimgekehrten evakuierten Karpatendeutschen. Fast fünfhundert Opfer wurden in Engerau Anfang Mai 1945 exhumiert Deutsche warten nach Kriegsende auf ihren Abtransport ins Ungewisse, wie hier in Prag 17 Nachrichten aus Heim und Familie KB 05/2015 Wir gratulieren Region I. Pressburg gratuliert Robert Bátovský zum 40., Miroslava Doubková zum 42., Dagmar Gajarská zum 39., Elisabeth Gilláyiová zum 77., Petra Hanzelová zum 43., Ing. Vladimír Hrnčiar zum 45., Vlasta Margočová zum 38., Peter Markocsy zum 53., Mgr. Anna Pritz zum 74., Emilia Regenová zum 86., Martin Šikulaj zum 39., Monika Schindlerová zum 42., Mária Štejfová zum 88., Greta Šuranová zum 79., Jan Wechter zum 44., Andreas Wagner zum 68., Erika Záhorovská geb. Zimmermann zum 77. und Gertruda Žvachová zum 82. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit, Glück und Gottes Segen, und viele schöne Tage im Kreise der Familie. Region II. Hauerland • Die OG des KDV in Tužina/Schmiedshau gratuliert Alžbeta Vnučková zum 78., Eva Mendelová zum 69., Lýdia Krasková zum 66., Vladimír Polevka zum 64., Gizela Grmanová zum 63., Mária Slávičková zum 60. und Zuzana Henzelová zum 45. Geburtstag. Alles Gute, viel Gesundheit und Gottes Segen im Kreise Ihrer Familien! • Die OG des KDV in Horná Štubňa/ Ober-Stuben gratuliert Alfred Greschner zum 74., Etela Hamorová zum 71., Ing. Janeta Hantabalová (Pressburg) zum 45., Oto Herčut zum 59., Walter Hirschner zum 62., Mária Hirschnerová zum 61., Anna Hoghová zum 76., Anna Kaděrková zum 67., Emília Kapitančíková (Martin) zum 61., Helena Kapustová (Martin) zum 89., Slávka Mrváňová zum 42. und Jarmila Striczová zum 55. Geburtstag. Alles Gute, viel Glück, Gesundheit und Zufriedenheit. • Die OG des KDV in Handlová/Krickerhau gratuliert Anežka Daubnerová zum 81., Anton Ďuriš zum 76., Margite Jakabová zum 72., Jozef Oswald zum 65., Valeria Padyšaková zum 72., Ing. Jozef Paluš zum 49., Gabriela Uličná zum 74., Mária Vidová zum 82. und Anton Schubada zum 66. Geburtstag. Von ganzem Herzen wünschen wir alles Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit in den weiteren Jahren! • Die OG des KDV in Kľačno/Gaidel gratuliert Vilma Vrábelová zum 85., Hans Miko zum 63. und Renata Leitmanová zum 44. Geburtstag. Von ganzem Herzen wünschen wir alles Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit! • Die OG des KDV in Turček/Oberturz gratuliert Jozef Pittner zum 60., Ján Gajdoš zum 56., Nora Šipková zum 41. und Marcela Kováčová zum 31. Geburtstag. Wir wünschen alles erdenkbar Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit in den weiteren 18 Jahren! • Die OG des KDV in Malinová/Zeche gratuliert Miroslav Luprich zum 63., Jarmila Luprichová zum 59., Jolana Pediačová zum 58., Lýdia Richterová zum 58., Maria Richterová zum 56., Marta Stiffelová zum 54., Lýdia Maurerová zum 48., Dana Hegedüšová zum 45. und Jozef Dudáš zum 29. Geburtstag. Alles Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit im Kreise Ihrer Familien. • Die OG des KDV in Kunešov/Kuneschhau gratuliert Emília Balážová zum 75., Ján Ihring zum 61. und Branislav Schmidt zum 63. Geburtstag. Wir wünschen viel Gesundheit und Glück in weiteren Jahren im Kreise Ihrer Lieben. • Die OG des KDV in Nitrianske Pravno/ Deutsch-Proben gratuliert Erich Diera zum 81., Edita Šovčíková zum 69. und Thomas Antol zum 40. Geburtstag. Viel Gesundheit, Glück und Spaß in den weiteren Jahren. • Die OG des KDV in Janova Lehota/Drexlerhau gratuliert Jan Klajban zum 49., Peter Legin zum 33., Zdenko Manik zum 29. und Ludmila Petrikova zum 19. Geburtstag. Alles Gute, viel Glück und Gottes Segen in den weiteren Jahren. • Die OG des KDV in Krahule/Blaufuss gratuliert Anna Príhodová zum 88. und Hilda Pittnerová zum 58. Geburtstag. Wir wünschen von ganzem Herzen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen. Region III. Oberzips • Die OG des KDV in Spišská Nová Ves/ Zipser Neudorf gratuliert Helena Chládeková zum 93. Geburtstag. Wir wünschen Gesundheit und Zufriedenheit im Kreise Ihrer Lieben. • Die OG des KDV in Poprad/Deutschendorf gratuliert Juliana Pataky zum 92., Marta Klein zum 79., Silvia Roth zum 78., Ing. Jozef Pritz zum 74., Brigitte König zum 72. und Zorica Stojanovičová zum 24. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit, Glück und Gottes Segen und noch viele schöne Tage im Kreise der Familie. • Die OG des KDV in Kežmarok/Kesmark gratuliert Jolana Jurská zum 92., Karol Uljan zum 83., Ivo Imrich zum 51. und Ing. Ernest Abt zum 60. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Glück, viel Gesundheit und Lebensmut in den weiteren Jahren. • Die OG des KDV in Chmeľnica/Hopgarten gratuliert Emil Cebula zum 71., Josef Faltičko zum 69., Stefan Kormanský zum 65., Johann Zavacký zum 65., Ján Julenyi zum 51., Viliam Klimko zum 50., Paul Majerčák zum 45., Rastislav Smrek zum 40., Mathias Kravčík zum 35., Ingrid Lang zum 35. und Edith Pleštinská zum 30. Geburtstag. Begeisterung ist eine der größten Qualitäten des Lebens. Du hast sie. Zeige sie heute. Alles Gute zum Geburtstag. Region IV. Unterzips •Die OG des KDV in Mníšek nad Hnilcom/ Einsiedel an der Göllnitz gratuliert Amalie Müller zum 82., Hildegard Czölder zum 73., Mgr. Ladislav Andor zum 71., Peter Marcinko zum 62., Zdena Tóthová zum 60., Ing. František Slovinský zum 60., Mária Handlovičová zum 55., Ján Ölschläger zum 54., František Czölder zum 53., Gertrúda Širilová zum 52., Ing. Bronislava Ďurdíková zum 38. und Radovan König zum 31. Geburtstag. Wir wünschen gute Gesundheit, Gottes Segen, viel Glück, Freude, persönliches Wohlergehen und viele angenehme Momente im Kreise Ihrer Familien. • Die OG des KDV in Dobšiná/Dobschau gratuliert Vladimír Bebčák zum 73., Oľga Wagnerová zum 71., Tibor Lang zum 62., Darina Horváthová zum 54. und Jozef Góč zum 51. Geburtstag. Gottes Segen möge euch auch in den weiteren Jahren begleiten. • Die OG des KDV in Smolnícka Huta/ Schmöllnitz Hütte gratuliert Ján Čech zum 64. Geburtstag. Auf einem Zweige drei Vöglein singen, sie sollen dir drei Wünsche zum Geburtstag bringen. Der erste Wunsch zu jeder Zeit, Gesundheit, Freude und Fröhlichkeit. Der zweite Wunsch, ganz klipp und klar, viel Glück im neuen Lebensjahr. Der dritte Wunsch, es soll auf Erden, was man wünscht erfüllt auch werden. • Die OG des KDV in Smolník/Schmöllnitz gratuliert Viliam Fritsch zum 83., Janka Jägerová zum 75., Marián Ňoch zum 51. und Milan Brutovský zum 48. Geburtstag. Wir wünschen Ihnen alles Gute, viel Gesundheit, Glück und Gottes Segen in den weiteren Jahren. • Die OG des KDV in Švedlár/Schwedler gratuliert Emma Dorothea Loy zum 91., Viktoria Patzová zum 87., Ladislav Murzko (Deutschland) zum 83., Prof. Dr. Ferdinand Klein (Deutschland) zum 81., Michal Patz zum 77., Marta Klimašová (Prakendorf) zum 68., Helena Bódiová (Göllnitz) zum 66., Ing. Gabriela Ivančová zum 55. und Bc. Lukáš Ivančo zum 25. Geburtstag. Manchmal geht man weg, weiß nicht wohin, man fühlt sich schlecht, und sucht nach Sinn. Wünsche von gestern, sind immer noch Traum, es gibt nichts Besseres, als nach vorne schaun. Region V. Bodvatal • Die OG des KDV in Medzev/Metzenseifen gratuliert Andreas Antl zum 78., Terezia KB 05/2015 Nachrichten aus Heim und Familie Benedik zum 60., Anna Bistika zum 74., Frederika Bröstl zum 46., Henrieta Bröstl zum 39., Oľga Eiben zum 60., Maria Filčak zum 77., Anna Frankovič zum 76., Helene Göbl zum 83., Maria Griga zum 40., Renata Juhas zum 50., Mgr. Gertruda Kovalik zum 52., JUDr. Vladimir Lenďak zum 58., Michal Quallich zum 70., Magdalena Schmotzer zum 85., Filip Schmotzer zum 78., Helene Sorger zum 64. und Peter Sorger zum 53. Geburtstag. Wir wünschen gute Gesundheit, Gottes Segen, viel Glück, Freude, persönliches Wohlergehen und viele angenehmen Momente im Kreise Ihrer Familien. • Die OG des KDV in Vyšný Medzev/ Ober-Metzenseifen gratuliert Martin Balog zum 46., Erika Cehlar zum 43., Sabina Fabian zum 70, Brigita Gedeon zum 46., Anabela Hoffman zum 36., Michal Macorlik zum 58., Eva Pliestik zum 63., Monika Szabová zum 28. und Maria Stark zum 43. Geburtstag. Ein kleiner Wunsch, er schaut vorbei, er möchte gerne bei Dir sein, er breitet seine Hände aus, und bringt mit einem Blumenstrauss ein kleines Glück ins Haus. • Die OG des KDV in Košice/Kaschau gratuliert Viera Adamčová zum 66., PhDr. Danica Remetei zum 58. und Peter Kochyt zum 35. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit und Zufriedenheit im Kreise Ihrer Liebsten. In stiller Trauer OG des KDV in Schwedler ist in stiller Trauer. Menschen kommen und Menschen gehen. Doch einige von ihnen hinterlassen tiefe Spuren. Spuren in unseren Herzen. So wie Ilse Szabová. Sie war immer freundlich, immer hilfsbereit. Ein wirklich guter Mensch ist von uns gegangen, plötzlich, still und unvergesslich. Sie war Mitglied und Sängerin unserer OG. Im Alter von 74 Jahren hat sie uns für immer verlassen. In unseren Herzen lebt sie aber weiter. Zur Hochzeit Lívia VLČEKOVÁ und Michal DEBNÁR haben sich am 2. Mai in der Pfarrkirche in Jánova Lehota das Ja-Wort gegeben. Die OG wünscht den Frischvermählten alles Gute, drückt die Daumen für die Zukunft und wünscht den beiden zum goldenen Ring goldene Zeiten hinzu. Auch zwei Freunde der Karpatendeutschen sind gestorben Im April haben uns zwei traurige Nachrichten erreicht: Am 14. April ist in Pressburg Michal Stolár gestorben, der Ehemann von Frau Rosina Stolár, und am 22. April in Lewenz/Levice Stanislav Radovský, der Ehemann von Hilda Radovská aus Krickerhau/Handlova. Herr Stolár wurde 1924 in Freistadt/Hlohovec geboren, er lebte in Pressburg. Herr Radovský erblickte 1931 in Krickerhau das Licht der Welt, wo er auch lebte. Heinrich Heine sagte, dass unter jedem Grabstein eine Weltgeschichte liegt. Und es ist tatsächlich so: Jeder Verstorbene hatte seine eigenen Lebensschicksale. Bei den beiden Verstorbenen war diese Lebensgeschichte vor allem mit ihren Familien verbunden: Herr Stolár lebte mit seiner Gattin Rosina und beiden Söhnen bereits sechzig Jahre, Stanko Radovský mit der Hilda und dem Sohn und Tochter sogar mehr als 62 Jahre. Was wir in der Lebensgeschichte der letzten mehr als 20 Jahre bei den beiden Verstorbenen ganz besonders hoch geschätzt haben, war die überzeugende Unterstützung der Ehefrauen bei ihrer Tätigkeit im Karpatendeutschen Verein in der Slowakei, auch wenn sie allein nicht karpatendeutscher Abstammung waren. Viele von uns konnten bestätigen, dass, wenn man Frau Stolár oder Frau Radovská in Vereinsangelegenheit angerufen hat, sich oft Herr Stolár oder Herr Radovský meldeten. Und beide waren immer hilfsbereit. Die Verbundenheit beider mit den Karpatendeutschen hat sich bei beiden immer weiter vertieft: Herr Stolár machte mit bei den Pressburger Treffen, Stanko Radovský war Mitbegründer und auch Seele der karpatendeutschen Heimatstube in Krickerhau. Man sagt, dass ein Mensch wirklich tot ist, wenn niemand mehr an ihn denkt. Unsere beiden verstorbenen Freunde werden in unseren Erinnerungen und unseren Herzen auch weiterhin bei uns bleiben! Ondrej Pöss Herr Radovský im Museum in Krickerhau Die OG des KDV in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom verabschiedete sich von ihrem langjährigen Mitglied Frau Mária Gablasová, geb. Murcko, die uns mit 90 Jahren am 11. April 2015 für immer verlassen hat. Gott schenke ihr die ewige Ruhe. Die OG des KDV in Einsiedel an der Göllnitz/ Mníšek nad Hnilcom verabschiedete sich von ihrem langjährigen Mitglied, Herrn Julius Müller, der uns in seinem 82. Lebensjahr am 30. April 2015 für immer verlassen hat. Gott schenke ihm die ewige Ruhe. Die OG des KDV in Spišská Nová Ves/ Zipser Neudorf verabschiedete sich von ihrem lieben Mitglied, Frau Elena Absolonová, die uns im Alter von 77 Jahren für immer verlassen hat. Gott gebe ihr die ewige Ruhe! Am 4. März 2015 ging nach schwerer Krankheit für die Ewigkeit die verehrte Frau Mgr. Monika Lehner, geb. Drexler. Sie war viele Jahre Vorsitzende der OG des KDV in Glaserhau/Sklené. Liebe Monika, wir danken Dir, dass Du das Erbe unserer Ahnen entwickelt hast. Gott gebe ihr die ewige Ruhe! ECHO Hauerland, Dr.med. Helga Nikles Die OG des KDV in Kunešov/Kuneschau verabschiedete sich von ihrem langjährigen Mitglied, Herrn Ing. Ľudovít Oswald, der uns mit 75 Jahren für immer verlassen hat. Gott schenke ihm die ewige Ruhe! Herr Stolar unter uns Die OG des KDV in Švedlár/Schwedler verabschiedete sich von ihrem langjährigen Mitglied, Herrn Gottfried Münnich, der in seinem 80. Lebensjahr uns für immer verlassen hat. Vielen Dank für seine Arbeit als Kulturreferent in unserer OG. Gott gebe ihm die ewige Ruhe! 19 Kaleidoskop KB 05/2015 arpatendeutscher Verein in der Slowakei K Lichardova 20, 040 01 Košice, tel/fax: 00421/55/622 41 45, e-mail: [email protected], www.kdv.sk Kultur - und Begegnungsfest Kesmark 26. – 27. juni 2015 Freitag: 26. 6. 2015 13.00 Empfang beim Bürgermeister der Stadt Kesmark PhDr. Mgr. Ján Ferenčák /Rathaus/ 14.00 Eröffnung der Ausstellung „25 Jahre des Karpatendeutschen Vereines in der Slowakei“ /Museum Kesmark, MUDr. Alexandra 11/ 16.00 Begleitveranstaltung - Konzert /Stadtbühne neben dem Rathaus/ Samstag: 27. 6. 2015 10.00 Ökumenischer Gottesdienst /Hölzerne Artikularkirche/ 11.00 Stadtumzug 11.30 Hauptprogramm Auftritte der hiesigen Folkloregruppen und Gäste | Präsentation der Handarbeiten /Burg Kesmark/ Účinkujúci: • POSAUNENCHOR, Mníšek nad Hnilcom | Einsiedel an der Göllnitz • Blaskapelle, Štós | Stoß • Singgruppe GOLDSEIFEN, Medzev | Metzenseifen • Tanzgruppe SCHADIRATTAM, Medzev | Metzenseifen • Schüler der Grundschule Hradné námestie Kežmarok | Kesmark und Ortsgruppe Kežmarok | Kesmark • Singgruppe NEUTRATALER, Kľačno | Gaidel • Folkloregruppe VRŠATEC • Kinder der Grundschule Chmeľnica | Hopgarten • Singgruppe, Horná Štubňa | Oberstuben • Tanzgruppe MARMON, Chmeľnica | Hopgarten • MUSIKAPOSTEL • Duo VYŠIVANKA • HÜTTNA BRIMSENSÄEA, Smolnícka Huta | Schmöllnitz Hütte • Singgruppe HUMMELCHOR, Vyšný Medzev | Obermetzenseifen • Singgruppe SINGENDE OMAS, Bratislava | Pressburg und Kinder der Grundschule Za kasárňou und Hlboká cesta, Bratislava | Pressburg • Singgruppe NACHTIGALL, Košice | Kaschau • Duo MORAVAN • KOLOSLAVUJ • Singgruppe SPITZENBERG, Mníšek nad H. | Einsiedel an der G. • Ján König HOPGARTEN LÄDT EIN Schon zum 23. Mal wird in Chmeľnica/Hopgarten der traditionelle Kultursommer mit den „Tagen der deutschen Kultur - Kultur der Zipser Deutschen“ eröffnet. Gesang, Tanz und familiäre Atmosphäre sind Devisen dieser einzigartigen Veranstaltung, die am 7. Juni 2015 stattfindet. Nehmen Sie die Einladung der Organisatoren an, und kommen Sie nach Hopgarten, wo Sie herzlich willkommen geheißen werden! nerns an das Kriegsende vor 70 Jahren und des Gedenkens der Millionen Kriegsopfer und der Ermordung jüdischer Menschen geht ein anderer Rückblick leicht unter: die Tragödie von Flucht und Vertreibung von mehr als 14 Millionen Deutschen aus Mittelosteuropa. Mit einem Abstand von 70 Jahren lässt sich deutlich erkennen, dass am Ende des Zweiten Weltkrieges zwar die Waffen verstummt sind und die Menschen von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft befreit wurden, die Freiheit aber am 8. Mai 1945 nicht für alle kam. Nicht für Millionen Vertriebene, nicht für die Masse der Deutschen in Stalins Lagern und auch nicht für die Menschen vieler Völker in ganz Mittelosteuropa. Wie kann man den deportierten Kindern, Frauen und Männern erklären, dass sie „befreit“ wurden? Oder den Millionen, die vertrieben wurden? Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte 2009 bei ihrer Rede zum „Tag der Heimat“ fest: „Die Geschichte von Flucht und Vertreibung geht uns alle an. Sie ist Teil unserer nationalen Identität und unserer gemeinsamen Erinnerungskultur.“ Sicher, die Erinnerungskultur ist ein komplexes Zusammenspiel von vielen Akteuren, Debatten und Traditionen. Wichtige Orte der Erinnerung sind Denkmäler und Gedenktafeln. Der Oldenburger Historiker Stephan Scholz hat mit seiner Arbeit „Vertriebenendenkmäler“ auf 440 Seiten eine bebilderte „Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft“ vorgelegt. Er kommt zu dem Schluss, dass in der Nachkriegs-Bundesrepublik die öffentliche Erinnerung an die Vertreibung nie ein Tabu gewesen sei. Von den 1584 Vertriebenen-Denkmälern liegt die große Mehrheit auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik. Nach der Wende 1989 entstanden sie auch in den deutschen Ostländern, aber in den Herkunftsgebieten sind es immer noch ziemlich wenige. Gründe dafür gibt es sicher mehrere: Jahrzehnte herrschte ein negatives Bild über die Deutschen, ein Tabu-Thema auch für die historische Forschung. Jede Generation muss sich mit diesem Thema neu auseinandersetzen, sie einordnen und bewerten. Deswegen sind wir auch allen dankbar, wie z. B. Herrn Wanko, Herrn Güll oder Herrn Klein, die uns in dieser Richtung neue Impulse geben, um die Angst vor dem Unbekannten oder Unbenannten und dieses immer noch ziemlich tief verwurzelte Tabu-Thema zu beseitigen. Es hat nichts mit Aufrechnung zu tun, wenn auch der karpatendeutschen Opfer in Prerau (19. - 20. Juni 2015) oder in den Lagern Nováky, Engerau (20. Juni 2015) oder anderen gedacht wird. Ihr Ondrej Pöss KARPATENBLATT, mesačník Nemcov na Slovensku. Realizované s finančnou podporou Úradu vlády Slovenskej republiky - program Kultúra národnostných menšín 2015. Vydavateľ: Karpatskonemecký spolok na Slovensku, Lichardova 20, 040 01 Košice, IČO 17 083 664 • E-Mail: [email protected] Roč.: 24. • Číslo: 274 • Uzávierka do 5. každého mesiaca • Dátum vydania: 15.05.2015 ISSN - 1336-0736 • Evidenčné číslo: 3095/09 • Náklad: 2000 výtlačkov Korešpondenčná adresa redakcie: Redakcia Karpatenblatt, Lichardova 20, 040 01 Košice Tel./Fax: +421-55-622 41 45 • E-Mail: [email protected] • Web: www.karpatenblatt.sk Šéfredaktor: M.A. Katrin Litschko • Predseda redakčnej rady: Dr. Ondrej Pöss, CSc. • Grafika a pre-press: Beki Design, s. r. o., Košice • Nepredajné Gedanken zur Zeit XX. Liebe Leserin, lieber Leser in den vergangenen Wochen des Erin-
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