08/15
”VIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION” NR._____
Für den Inhalt verantwortlich: Prof. Dr. Franz X. Heinz
Prof. Dr. J. Aberle, Prof. Dr. St. Aberle
Prof. Dr. H. Holzmann, Prof. Dr. Th. Popow-Kraupp
Prof. Dr. E. Puchhammer
Redaktion: Dr. Eva Geringer
Department f. Virologie d. Med. Universität Wien
1090 Wien, Kinderspitalgasse 15
Tel. +43 1 40160-65500 Fax: +43 1 40160-965599
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homepage: www.virologie.meduniwien.ac.at
Parvovirus-Diagnostik – ein Update
Parvovirus-Diagnostik – ein Update
Karin Pollak und Lukas Weseslindtner
Karin Pollak und Lukas Weseslindtner
Anlässlich des gehäuften Auftretens von Infektionen mit Parvovirus B19 in den
Anlässlich des gehäuften Auftretens von Infektionen mit Parvovirus B19 in den
letzten Wochen möchten wir in der aktuellen Ausgabe der Virusepidemiologischen
letzten
Wochen
wir in der aktuellen
Ausgabe Bedeutung
der Virusepidemiologischen
Information
an möchten
diese Virusinfektion,
ihre klinische
und Diagnostik
Information
an diese Virusinfektion, ihre klinische Bedeutung und Diagnostik
erinnern.
erinnern.
Parvovirus B19 (PAV B19) ist ein kleines, einzelsträngiges DNA Virus aus der
B19 (PAV
isteinen
ein kleines,
DNA Virus aus der
FamilieParvovirus
der Parvoviridae.
EsB19)
weist
starkeneinzelsträngiges
Tropismus für Vorläuferzellen
Familie
der Parvoviridae.
Es weist (Erythroblasten)
einen starken Tropismus
Vorläuferzellen
roten Blutzellen
im Knochenmark
auf, was für
erklärt,
warum es der
im
Rahmen
einer PAV
B19 Infektion (Erythroblasten)
mitunter zur passageren
roten
Blutzellen
im Knochenmark
auf, was Retikulozytopenie
erklärt, warum esund
im
gelegentlich
zurPAV
Anämie
kommen mitunter
kann. Bei
Patienten und
Rahmen
einer
B19 Infektion
zur immunsupprimierten
passageren Retikulozytopenie
und
insbesondere
beiAnämie
Menschen
mit erworbenen
oder angeborenen Störungen
der
gelegentlich zur
kommen
kann. Bei immunsupprimierten
Patienten und
Bildung
von roten
insbesondere
bei Blutkörperchen
Menschen mit (Sichelzellanämie,
erworbenen oderThalassämie,
angeborenenKugelzellanämie)
Störungen der
kann PAV B19 sogar lebensbedrohliche, aplastische Krisen verursachen.
Bildung von roten Blutkörperchen (Sichelzellanämie, Thalassämie, Kugelzellanämie)
PAV
B19
Infektionen
treten
weltweit
auf,
gehäuft
im
Frühling
kann PAV B19 sogar lebensbedrohliche, aplastische Krisen verursachen.
und
Frühsommer. Die Übertragung erfolgt in der Regel durch Tröpfchen, wobei die
PAV
B19
Infektionen
treten
weltweit
auf,
gehäuft
im
Frühling
und
Infektion meist im Kindesalter erfolgt. So wird eine mit dem Alter ansteigende
Frühsommer. Die Übertragung erfolgt in der Regel durch Tröpfchen, wobei die
Seroprävalenz (Kleinkinder: 15-60%, junge Erwachsene: 50-70%, ältere Menschen:
Infektion meist im Kindesalter erfolgt. So wird eine mit dem Alter ansteigende
ca. 85%) beobachtet. Etwa ein Drittel der PAV B19 Infektionen im Erwachsenenalter
Seroprävalenz (Kleinkinder: 15-60%, junge Erwachsene: 50-70%, ältere Menschen:
und ein Großteil der Infektionen bei Kindern verlaufen subklinisch. Wird die Infektion
ca. 85%) beobachtet. Etwa ein Drittel der PAV B19 Infektionen im Erwachsenenalter
klinisch manifest, entwickelt sich nach einer Inkubationszeit von etwa 14 Tagen das
und
ein Großteil
Infektionen(Erythema
bei Kindern
verlaufen subklinisch.
Wird die
Infektion
typische
Bild derder
Ringelröteln
infectiosum).
Dieses ist durch
Fieber
und
klinisch
manifest, entwickelt
sich nach
einer Inkubationszeit
etwa
14 Tagen von
das
ein
makulo-papulöses
Exanthem
gekennzeichnet,
wobeivon
die
Ausbildung
typische
Bild der Ringelröteln
(Erythema
ist sein
durchdürfte
Fieber
und
Immunkomplexen
an der Entstehung
desinfectiosum).
AusschlagesDieses
beteiligt
(siehe
ein
Exanthem gekennzeichnet,
wobei
die Ausbildung von
auch makulo-papulöses
VEI 2008-15). Im Allgemeinen
verläuft die Infektion
bei Immunkompetenten
in
Immunkomplexen
an der Entstehung
Ausschlages
beteiligt
sein anhaltenden,
dürfte (siehe
der Folge komplikationslos,
in seltenen des
Fällen
kann es jedoch
zu länger
mitunter
sehr schmerzhaften
bei
denen wiederum
auch
VEI 2008-15).
Im AllgemeinenArthritiden
verläuft diekommen,
Infektion bei
Immunkompetenten
in
Immunkomplexen
eine kausale
Rolle zugeschrieben
wird.
der
Folge komplikationslos,
in seltenen
Fällen kann es
jedoch zu länger anhaltenden,
Besondere
Bedeutung haben
PAV
mitunter
sehr schmerzhaften
Arthritiden
B19 Infektionen
jedochwiederum
in der
kommen,
bei denen
Schwangerschaft.
Kommt
es im
Rahmen
der Erstinfektion
der Mutter zu einer
Immunkomplexen eine
kausale
Rolle
zugeschrieben
wird.
transplazentaren Übertragung (bei etwa 30% der Fälle), kann dies in der ersten
Besondere
Bedeutung
haben
PAV
B19
Infektionen
jedoch
in
der
Schwangerschaftshälfte zum intrauterinen Fruchttod führen. Insbesondere zwischen
Schwangerschaft. Kommt es im Rahmen der Erstinfektion der Mutter zu einer
der 12. und 24. Schwangerschaftswoche (bei gesteigerter Erythropoese des Fetus)
transplazentaren Übertragung (bei etwa 30% der Fälle), kann dies in der ersten
Schwangerschaftshälfte
Mit
Unterstützung der Firma Pfizer. zum intrauterinen Fruchttod führen. Insbesondere zwischen
Copyright by Prof. Dr. Franz X. Heinz. Veröffentlichungen auch auszugsweise sind nur mit Genehmigung gestattet.
der 12. und 24. Schwangerschaftswoche (bei gesteigerter Erythropoese des Fetus)
besteht aus oben beschriebenen Gründen das Risiko einer fetalen Anämie und der
damit verbundenen Entstehung eines Hydrops fetalis (siehe auch VEI 2005-15). Dies
ist bei ca. 1/6 bis 1/3 der intrauterinen Virusübertragungen der Fall, allerdings mit
sehr unterschiedlich ausgeprägtem Schweregrad. Wichtig ist, dass es im Gegensatz
zu anderen Virusinfektionen in der Schwangerschaft (z.B. Röteln, Varizellen und
Zytomegalie) zu keinen Organmissbildungen kommt.
Das Problem für werdende Mütter besteht darin, dass Infizierte (z.B. Kinder)
schon eine Woche vor Ausbruch des Exanthems das Virus ausscheiden und eine
mögliche Übertragung auf die Schwangere jedoch in den meisten Fällen klinisch
nicht apparent wird. Bei Kontakt zu einer potentiell ansteckenden Person ist daher
eine umfassende PAV B19 Diagnostik erforderlich, wie sie bei uns am Department
durchgeführt wird. Da es bereits wenige Tage nach der Infektion zur Virämie kommt,
sollte nicht nur auf Antikörper untersucht werden, sondern auch ein direkter
Virusnachweis mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) aus dem Serum erfolgen.
Dies ist deshalb wichtig, da im Falle einer frischen Infektion das Virus bereits im Blut
zirkuliert, während die PAV B19 spezifischen IgM-Antikörper noch nicht nachweisbar
sind. Diese werden gewöhnlich erst 10-12 Tage nach der Infektion – meist zeitgleich
mit dem Beginn der möglichen Symptomatik – nachweisbar und sprechen dann für
eine frische Infektion.
Virusspezifische IgG-Antikörper, die in der Regel ab der zweiten Woche nach
der Infektion detektiert werden können, bleiben in der Folge lebenslang erhalten,
wobei die typische Befundkonstellation von nachweisbaren IgG-Antikörpern,
negativer PCR und nicht-nachweisbaren IgM für eine bereits durchgemachte
Infektion und Immunität spricht.
VIR. EP. INF. NR. 08/15-2
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Prof. Dr. E. Puchhammer, Department f. Virologie d. Med. Universität Wien. Redaktion: Dr. Eva Geringer; Department f. Virologie d. Med. Universität Wien
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