Das Praxislernen – ein innovativer Ansatz in der Schule

Das Praxislernen –
ein innovativer Ansatz in der Schule
Eine pädagogische Handreichung für
Lehrerinnen und Lehrer
Ministerium für Bildung,
Wissenschaft und Kultur
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort................................................................................................................................................3
von Mathias Brodkorb
Vorwort des Autorenteams....................................................................................................................4
„Hallo! Dürfen wir uns bei Ihnen vorstellen?“.....................................................................................6
Cindy und Julian – Schüler aus der Regionalen Schule „Werner von Siemens“ Schwerin
1. Ablauf und Struktur eines Praxislerntages......................................................................................8
2. Organisation eines Praxislerntages an der Schule.........................................................................8
3. Schüler als Gestalter ihres Lernens.................................................................................................8
4. Notwendigkeit der Fortbildung.........................................................................................................9
5. Veränderte Rolle des Pädagogen/der Pädagogin...........................................................................9
6. Motivation..........................................................................................................................................10
7. Bewertung.........................................................................................................................................10
8. Der Praxislerntag als Bereicherung für die Schulentwicklung....................................................10
Anhang: Beispiele zur Kursauswahl und ihrer Gestaltung.............................................................12
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
diese pädagogische Handreichung wurde von Lehrkräften für
die Lehrerinnen und Lehrer des Landes entwickelt und enthält
eine Fülle von Anregungen, wie der Unterricht unter aktiver
Einbeziehung der Schülerinnen und Schüler interessant und
abwechslungsreich gestaltet werden kann. Sie basiert auf den
Ergebnissen einer dreijährigen Erprobungsphase des vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur initiierten Schulversuches „Handeln, Erkunden, Entdecken – HEE“. Die hierbei
gewonnenen Erfahrungen wurden in der vom Europäischen
Sozialfonds geförderten Maßnahme „Praxislernen“ gesammelt
und für alle allgemein bildenden Schulen des Landes weiterentwickelt.
Die Methoden des Praxislernens sollen zur Qualitätsverbesserung in der Schule beitragen, indem sie die individuelle Berufsfrühorientierung der Schülerinnen und Schüler im Unterricht
unterstützen und ebenso einen wichtigen Beitrag zur Erlangung
der Ausbildungsreife der jungen Menschen leisten.
Mathias Brodkorb
Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Mecklenburg-Vorpommern
„Nicht die Schule ist die beste, in welcher die Kinder die meisten Kenntnisse empfangen,
sondern diejenige, in welcher die Kinder auf dem Wege der Selbsttätigkeit sich ihre Bildung erarbeiten.“
Carl Kehr (1830–1885) – deutscher Volksschulpädagoge
Hand auf´s Herz, liebe Leserinnen und Leser,
fällt es Ihnen in der heutigen Zeit schwer, Ihre Schülerinnen und Schüler zum selbsttätigen
Lernen zu motivieren?
Sie hatten schon immer kreative Ideen, konnten diese aber bislang im Schulalltag nicht so
umsetzen, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Wann konnten Sie sich zuletzt so richtig über eigene Erfolgserlebnisse in Ihrer Arbeit mit
den Schülerinnen und Schüler freuen?
Fragen Sie sich manchmal, warum es trotz aller Bemühungen Ihrerseits in der freien
Wirtschaft kaum einen Handwerksmeister oder Personalchef gibt, der nicht die fehlende
Qualifikation der meisten Ausbildungsbewerber beklagt?
Sehr geehrte Schulleiterinnen und Schulleiter,
nutzen Sie bereits eine flexible Kontingentstundentafel für die Gestaltung eines praxisnahen Unterrichts oder sind Sie für Anregungen, die einen fächerübergreifenden lebensweltund berufsorientierenden Unterricht ermöglichen, dankbar?
Benötigen Sie Unterstützung bei der Motivation und Befähigung Ihres Kollegiums über
eine andere, zukunftsorientierte Lehrerrolle nachzudenken?
Diese Broschüre kann Ihnen helfen, den richtigen Einstieg zu finden oder andere Wege
des Praxislernens zu beschreiten.
Ein praxisorientierter Unterricht fördert in erster Linie die Ausbildungsreife und erleichtert
den Einstieg in das Berufsleben. Der pädagogische Ansatz des Praxislernens geht jedoch
weit über die reine Berufsorientierung hinaus:
Das Lernen im Zusammenhang mit Tätigkeitserfahrungen, produktorientiertes Lernen,
Individualisierung durch selbstständige Wahl von Themen und Lernmethoden sowie von
Formen der Themenbearbeitung und -präsentation, die Nutzung von Elementen der Unterrichtsfächer und anderer kultureller Werkzeuge unterstützen die allseitige Kompetenzentwicklung der jungen Menschen. Die Jugendlichen werden individuell auf das Berufsleben vorbereitet, erlangen Berufswahlsicherheit, ihre Lernmotivation und Leistung können
verbessert werden und sie gewinnen vor allem wieder Freude am Lernen, da sie ihren
Bildungsweg aktiv mitgestalten können.
Die „Baltic-Schule“ Rostock, die „Werner-von-Siemens-Schule“ Schwerin und die „Caspar-David-Friedrich-Schule“ Greifswald haben auf unterschiedliche Weise in den Jahrgangsstufen 7 und 8 über mehrere Jahre praxisnahe Unterrichtsformen erfolgreich erprobt.
Alle drei Schulen sind Standorte mit Produktivem Lernen, dessen methodisch-didaktischer
Ansatz die Grundlage für den Unterricht „Handeln, Erkunden, Entdecken – HEE“ bildet.
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Die in der Broschüre zusammengefassten Erfahrungsberichte, Hinweise und praxisbezogenen Beispiele dieser Schulen möchten Sie ermutigen, diesem Beispiel zu folgen und
sich eine neue Sichtweise auf den Bereich des Praxislernens zu eröffnen.
Sind Sie neugierig geworden? Neugierig auf die Erfahrungen, die die genannten und
andere Schulen gemacht haben? Dann laden wir Sie ein, einem jungen Reporterteam auf
dem Weg der Erkundung von HEE/Praxislernen zu folgen. Finden Sie gemeinsam mit den
Jugendlichen heraus, wie Schülerinnen und Schüler selbst tätig werden und sie eigene
kreative Ideen im schulischen Alltag umsetzen können.
Das Autorenteam
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Hallo! Dürfen wir uns bei Ihnen vorstellen?
Ich bin Cindy und das ist Julian, wir sind 15 Jahre alt und sind Teilnehmer des Produktiven
Lernens in Schwerin.
Heute dürfen wir Sie durch diese Broschüre begleiten und glauben Sie uns, es ist uns eine
Ehre. Warum das so ist, werden wir Ihnen auf keinen Fall vorenthalten:
Hätten Sie uns vor zwei Jahren gefragt, ob wir gerne zur Schule gehen, dann hätten wir
diese Frage verneint.
Wir gehörten leider nicht immer zu den Schülerinnen und Schülern, die sich durch besonders gute Mitarbeit und vorbildliches Lernverhalten auszeichneten. Jetzt im Rückblick
betrachtet, ist uns das eher peinlich.
Jetzt wissen wir, Lernen kann Spaß machen und wir gehen gerne zur Schule und das ist
nicht übertrieben ausgedrückt.“
Cindy:
„Julian, erzähl doch mal!“
Julian:
„Vor vier Jahren wurde in unserer Schule in Klassenstufe 7 das Praxislernen „Handeln,
Erkunden, Entdecken“ eingeführt und von diesem Tag an wurde Lernen wieder aufregend
für mich. „Handeln, Erkunden, Entdecken“, kurz HEE, bedeutet, sich für einen der angebotenen Kurse zu bewerben, die den jeweiligen Interessen entsprechen. Ich z. B. hatte
das Glück, im Theaterkurs angenommen zu werden. Der HEE-Theaterkurs ist aber nicht
einfach nur Wahlpflichtunterricht. Hier durften wir an der Gestaltung der Inhalte mitwirken,
die Stärken jedes Einzelnen wurden besprochen und mit eingebracht. Teamarbeit war eine
besondere Form des Kurses. Auf unser selbstständig erarbeitetes Ergebnis und unsere
Auftritte waren wir unendlich stolz. Unsere Kursleiterin hat uns angeleitet und begleitet und
wir entwickelten ein freundschaftliches Verhältnis.
Cindy, erzähl unseren Leser doch einmal, wie so ein HEE-Tag (PLK-Tag) organisiert ist.“
Cindy:
„Bei uns z. B. fand der Praxislerntag am Donnerstag von der ersten bis zur fünften Stunde
statt. Jeder Teilnehmer arbeitete in seinem Kurs.“
Julian:
„Wir Schülerinnen und Schüler, unsere Kursleiterinnen bzw. Kursleiter, Eltern und viele
Partner der HEE-Kurse (PLK-Kurse) merkten schnell, wie erfolgreich, freudbetont und motiviert an HEE-Tagen in der Schule gearbeitet und gelernt wurde. Wir waren uns alle einig,
dass wir anderen Schulen, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben
wollten, Praxislernen auszuprobieren und die guten Erfahrungen zu nutzen. So entstand
diese Broschüre. Deshalb stellen wir Ihnen jetzt einige Beteiligte vor und werden sie interviewen. Es sind:
Frau Thurow, stellvertretende Schulleiterin an der Regionalen Schule „Caspar-David-Friedrich“ in Greifswald; Diplomlehrerin; Beratungslehrerin für Produktives Lernen/Praxislernen; zertifizierte HEE-Pädagogin
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Frau Schickel, Beraterin für Produktives Lernen und Praxislernen in M-V; Diplomlehrerin
an der Regionalen Schule „Werner von Siemens“ in Schwerin; Projektleiterin PL in Schwerin; zertifizierte HEE-Pädagogin
Frau Gehrt, Diplomlehrerin an der Regionalen Schule „Caspar-David-Friedrich“ in Greifswald; zertifizierte HEE-Pädagogin.“
Julian:
„Wir hoffen, dass Sie ein wenig neugierig geworden sind und wünschen spannende Unterhaltung!“
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1.„Wie gestaltet sich ein Praxislerntag?
Wie muss man sich den Ablauf vorstellen?“
Frau Schickel:
„An einem Tag der Woche arbeiten die Schülerinnen und Schüler über mehrere Stunden in
unterschiedlichen Kursen. Die Schülerinnen und Schüler bewerben sich je nach Interesse
auf die angebotenen Unterrichtskurse.
Die Arbeit in einem Praxislernkurs beginnt grundsätzlich mit einer Orientierungsphase,
um die Schülerinnen und Schüler auf ein möglichst selbstständiges Lernen vorzubereiten. Dazu gehören das Erarbeiten von Kursregeln, das Herausarbeiten ihrer Stärken, die
Struktur von Teamarbeit, die Bedeutung der Übernahme von Verantwortung, das Kennenlernen verschiedener Formen von Selbst- und Fremdeinschätzung und das Verinnerlichen
eines Tagesablaufs im Praxislernunterricht. Von grundlegender Bedeutung ist es, in dieser
Zeit eine grobe Zielstellung mit den Schülerinnen und Schülern zu erarbeiten und einen
Zeitplan zu entwickeln.
Ein Praxislerntag besitzt folgende Struktur:
»» der „Besondere Beginn“
»» Einstieg (Motivation), aktuelle Tagesplanung, Aufgabenverteilung
»» Durchführung/Selbsttätigkeit
»» Reflexion der eigenen Tätigkeiten, das Sich-In-Bezug-Setzen zu den selbst gesteckten
Zielen
»» Ausblick
Vorliegende Arbeitsergebnisse und die damit verbundenen Arbeitsprozesse werden in der
Gruppe betrachtet und bewertet. Das erfolgt durch die Schülerinnen und Schüler selbst.
Diese Vorgehensweise fördert die Kritikfähigkeit, die Selbstreflexion und die Entwicklung
der Persönlichkeit.“
2.„Wie organisiert man in Schule einen Praxislerntag?“
Frau Thurow:
„Die Schulleitung nutzt zur Planung und Realisierung des Praxislerntages die Kontingentstundentafel der Selbstständigen Schule. Die organisatorische Gestaltung des Praxislerntages kann von Schule zu Schule je nach Kursangeboten, dafür zur Verfügung stehenden
Lehrerinnen und Lehrern und der Anzahl der Schülerinnen und Schüler in der entsprechenden Jahrgangsstufe variieren. Der Praxislerntag kann sowohl klassen- als auch
jahrgangsübergreifend (z. B. Klasse 7/8) erfolgen.
Jede Schulleitung entscheidet selbst, aus welchen Stundenanteilen sich der Praxislerntag
zusammensetzt.“
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3.„Lernen Schülerinnen und Schüler weniger, wenn sie anstelle eines
regulären Unterrichtstages in einem Praxiskurs arbeiten?“
Frau Schickel:
„Weniger - nein, aber anders!
Jeder lernt nach seinen Möglichkeiten. Das Lernen an einem Praxislerntag ist sehr komplex, stark praxis- und kompetenzorientiert, d. h. sehr tätigkeitsbezogen. Die Schülerinnen
und Schüler bestimmen in großen Teilen ihre Tätigkeiten selbst. Durch diese Selbstbestimmung und das damit verbundene Tätigwerden übernehmen die Schülerinnen und Schüler
die Verantwortung für ihr Handeln. Sie sind die Gestalter ihres Lernens. Jede Schülerin
bzw. jeder Schüler hat dabei die Chance so zu lernen, wie es ihm möglich ist. Er kommt in
die Situation, sich über das eigene Vorankommen Gedanken zu machen. Soziale Kompetenzen werden herausgearbeitet und können sich entsprechend entfalten. Dadurch werden die Schülerinnen und Schüler selbstständiger und können sich entwickeln. Ausgehend
von den praktischen Tätigkeiten in den Kursen erkennen die Schülerinnen und Schüler
schnell, dass fachliche Kompetenzen in der Praxis unabdingbar sind. Durch die Erfordernisse der Praxis wird ihnen in besonderem Maße deutlich, wozu theoretische Kenntnisse
dienen.
An dieser Stelle sollten wir uns bewusst machen, was der Begriff Lernen bedeutet und wie
umfassend er sein kann und ist.“
4.„Ist es notwendig, dass die Lehrkräfte eine spezielle Ausbildung oder
Fortbildung braucht, um einen Praxislernkurs in der Schule leiten zu
können?“
Frau Schickel:
„Ja! Da das Praxislernkonzept den Prinzipien des Produktiven Lernens folgt und dessen Methodik nutzt, verlangt auch die Praxislernpädagogik Veränderungen. Um den
Anforderungen gerecht zu werden, müssen die Lehrkräfte diesen Aufgaben gemäß ihr
methodisch-pädagogisches Verhalten reflektieren und neu gestalten.“
Frau Thurow:
„Ein Praxiskurspädagoge sollte folgende Eigenschaften mitbringen: Lust auf Veränderung,
Bereitschaft zum Umdenken, Flexibilität, Kinderliebe, Ideenreichtum, Geduld, Organisationstalent, Einfühlungsvermögen, Spontanität und er muss die Schülerinnen und Schüler
für etwas begeistern können. In einer zweijährigen Fortbildung wurden wir in zwölf Weiterbildungsseminaren auf diese Aufgabe vorbereitet. Diese empfanden wir als besonders
wertvoll, weil nicht nur theoretische Grundkenntnisse vermittelt wurden, sondern auch ein
intensiver und fruchtbringender Erfahrungsaustausch stattfand.“
5.„Inwiefern veränderte sich die Rolle als Lehrerin bzw. Lehrer?“
Frau Gehrt:
„Wir, die im Praxiskurs unterrichtenden Pädagoginnen, können über neue Erfahrungen,
veränderte Tätigkeits- und Aufgabenbereiche im Berufsfeld „Lehrer/in“ berichten. Die
gewohnte Lehrerrolle verändert sich insofern, dass wir uns als Bildungsberater, Kulturvermittler, Gruppenmoderator und Bildungsevaluator verstehen. Die Lehrkraft übernimmt eine
überwiegend beratende und begleitende Funktion, auch während der Selbstreflexion der
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Schülerin bzw. des Schülers und in der Bewertungsphase. Für mich bedeutet der Praxislerntag die Chance, meine eigenen Fähigkeiten und Interessen in den Praxislerntag zu
integrieren und damit Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise zu motivieren. Das
Lehrer-Schüler-Verhältnis gestaltet sich neu. Die Schülerinnen und Schüler machen die
Erfahrung, dass sie in die Gestaltung des Unterrichts einbezogen werden und mitbestimmen können. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern erfahren wir Bestätigung und schöpfen Kraft für die Realisierung des Berufsalltags.“
6.„Wie gelingt es, eine Schülerin bzw. einen Schüler für einen Praxislerntag und zum Arbeiten und Lernen zu motivieren?“
Frau Thurow:
„Die Teilnahme am gewählten Praxiskurs basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Grundsätzlich ist allein durch das Interesse der Schülerin bzw. des Schülers dem Kursthema
gegenüber ein hohes Maß an Motivation gegeben. Um daran anzuknüpfen, ist das pädagogische Geschick der Kursleiterin bzw. des Kursleiters gefragt. In der Orientierungsphase
kommt der intensiven Arbeit am Lehrer-Schüler-Verhältnis eine besondere Bedeutung zu,
welches Voraussetzung für die weitere gemeinsame Arbeit und Planung im Praxislernkurs
darstellt. Je mehr Freiraum ich der Schülerin bzw. dem Schüler bei der Zielformulierung,
Planung, Durchführung und Reflexion gebe, desto eher kann ich von ihrer Motivation für
den praxisorientierten Unterricht ausgehen. Erfahrungsgemäß stellen wir nach relativ
kurzer Zeit fest, dass die gewünschte Identifikation der Schülerin bzw. des Schülers mit
seinem gewählten Kurs spürbar ist. Vorgenannte Dinge entbinden eine Kursleiterin bzw.
einen Kursleiter nicht von ihrem bzw. seinem täglichen Bestreben, die Jugendlichen zu
loben, sie wertzuschätzen und damit ebenfalls zu motivieren.“
7.„Wie folgt die Bewertung der Schülerinnen und Schüler an einem
Praxislerntag?“
Frau Thurow:
„Wie Frau Schickel erwähnte, nimmt die Auswertung im Praxiskurs einen besonderen
Stellenwert ein. Grundsätzlich sind Zensuren bislang fester Bestandteil der Bewertung. Im
Praxislernen betrachten wir die Thematik der Einschätzung allerdings umfassender und
komplexer. Die Leiterin bzw. der Leiter gibt ihre bzw. seine vordergründige Stellungnahme als Bewertende/r und Beurteilende/r ab und bezieht gleichzeitig die Schülerinnen und
Schüler als Teammitglieder in die Bewertung mit ein. Dabei ist nicht nur das Arbeitsergebnis
entscheidend, sondern auch wie selbstständig jemand gearbeitet oder wie gut sie bzw. er sich in
das Team eingebracht hat. Um die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, eine Selbst- und
Fremdeinschätzung vornehmen zu können, ist es Aufgabe der Leiterin bzw. des Leiters,
den Jugendlichen diese Fähigkeiten zu vermitteln, ihnen unterschiedliche Reflexionsmöglichkeiten vorzustellen und diese in verschiedenen Arbeitsphasen anzuwenden. Mit dieser
Bewertungsform wird eine Grundlage zur Entwicklung von Kompetenzen gelegt.“
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8.„Ist der Praxislerntag eine Bereicherung für die Schulentwicklung?“
Frau Schickel:
„Ausgehend vom Prozesscharakter eines Praxislernkurses arbeiten wir zielorientiert. Für
die Entwicklung einer Schülerpersönlichkeit ist es unabdingbar, dass sie bzw. er Ergebnisse der Selbsttätigkeit in der Öffentlichkeit präsentiert. Voraussetzung hierfür ist die
Entwicklung von Selbstbewusstsein, aber auch von Organisations- und Präsentationsfähigkeiten. Ein Feedback dient der Wertschätzung erreichter Lernergebnisse und die Erfahrungen, die eine Schülerin bzw. ein Schüler während einer Präsentation sammelt, dienen
der weiteren Motivation. Die Jugendlichen erkennen nachhaltig, dass ihnen ihre Schule
im Praxislernkurs die Chance der Weiterentwicklung ermöglicht. Eine positive Einstellung
zum Lernen auf der einen und zum Lernort auf der anderen Seite ist häufig zu beobachten. Die von allen organisierten Aktionen der Paxislernkurse bringen nicht nur die Schülerinnen und Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung weiter, sondern verhelfen der gesamten Schule zu mehr Anerkennung und Außenwirksamkeit bei den Jugendlichen selbst,
den Eltern und Partnern. Neue Schultraditionen können entwickelt, weiter entwickelt und
auch gelebt werden.“
Cindy:
„Julian und ich möchten uns ganz herzlich für Ihre interessanten Ausführungen bedanken.
Uns bleibt zu wünschen, dass ganz viele Schülerinnen und Schüler in einem tollen Praxislernkurs lernen dürfen. Hätten Sie noch einen letzten Satz für unsere Leser?“
Frau Thurow:
„Das können wir mit unseren Ideen an unserer Schule auch!“ Wenn Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dieser Gedanke während des Lesens in den Kopf kam, dann hat sich die
Arbeit an dieser Broschüre gelohnt!“
Frau Gerth:
„Ich wünsche vielen Kolleginnen und Kollegen den Mut, umzudenken und sich mit dem
Gedanken an eine neue Lehrerinnen- bzw. Lehrerrolle anzufreunden.“
Frau Schickel:
„Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl als zu spüren, dass man für andere Menschen
etwas sein kann.“
(Dietrich Bonhoeffer)
Hinweis zu Fortbildungen:
Zur Thematik des Praxislernens bieten die Projektberaterinnen des Produktiven Lernens/
Praxislernens Fortbildungen an.
(s. Fortbildungskatalog Praxislernen im IQ M-V vorliegend und Adressenverzeichnis)
Kontaktaufnahme über:
Frau Sabine Schickel, Produktives Lernen Schwerin,
Flensburger Str. 22, 19057 Schwerin,
Tel.: 0176 84415217 bzw. 0385 4807706
E-Mail: [email protected]
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