Erste entscheidende Phase: Abreise - BUS

Serie Reiseleitung (Folge 1)
Erste entscheidende Phase: Abreise
Für den Kunden ist der erste Eindruck entscheidend: So wie die Reise beginnt, so wird der
Rest der Reise wohl aussehen. Deshalb müssen die einzelnen Phasen der Abfahrt sorgfältig vorbereitet werden: Welche Aufgaben kommen auf den Reiseleiter zu? Welchen Problemen kann er vorbeugen? Wie ihnen begegnen?
Sehr wichtig für den atmosphärischen Fortgang
der gesamten Tour: eine gelungene Abreise.
Unsere neue Serie
Rechtzeitig zur anstehenden Aus- und Fortbildungssaison startet die Bus-Fahrt einen
Kursus für Reiseleiter, Busfahrer, Ausbilder
und Chefs, die Reiseleiter und Busfahrer einsetzen und ausbilden. Die Themen dieser Artikelreihe reichen von A wie Abfahrt über Notfälle und Qualitätssicherung bis Z wie Zertifikat. Denn der Kursus ist auch konzipiert für
die Vorbereitung auf das Reiseleiter-Zertifikat
des BTW und der Hochschule Bremen.
Dieses schließt die Lücke der in Deutschland
fehlenden offiziellen Reiseleiter-Berufsausbildung (weder als Lehrberuf noch als Studium).
Dieser Qualifikationsnachweis für Reiseleiter
wurde unter der Leitung von RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf entwickelt.
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Gauf ist auch federführend für die Realisation dieser Serie. Unter seiner Führung werden
Reiseleiterexperten künftig jeden Monat in
der Bus-Fahrt Bausteine zur Aus- und Fortbildung von Reiseleitern liefern. Dabei werden Reiseleiteraufgaben aus den Fächern Organisation, Landeskunde, Methodik, Didaktik, Reiserecht und Tourismuskunde behandelt sowie Standard- und Extremsituationen
beschrieben und Optimierungen besprochen.
Zur Vertiefung des Kursus wird das Seminar
„Qualifizierte Reiseleitung“ der RDA-Akademie empfohlen. Die nächste Prüfung für das
Reiseleiter-Zertifikat findet am 28. und 29. Januar 2008 in Bremen statt.
Reisevorbereitungen vor der Abreise.
Vor dem ersten Kontakt mit dem Kunden
muss sich der Reiseleiter psychisch vorbereiten. Selbstmotivation ist hier unerlässlich, denn nur wer sich auch mit den
negativen Gegebenheiten des Berufsbildes arrangiert, ist ein guter Reiseleiter
und vermittelt Urlaubsfreude. Ein qualifizierter Reiseleiter wirkt bereits bei der
Vorbereitung der Reise mit. Durch ein Gespräch mit dem zuständigen Sachbearbeiter über Route, Aufgaben, Schwierigkeiten und durch das Einbringen von Erfahrungen kann vielen Problemen schon
im Vorfeld begegnet werden. Eine Arbeitsmappe mit allen erforderlichen Informationen über die Reise, Checklisten
für Standard- und Extremsituationen sowie Kontaktdaten des Unternehmens
dürfen nicht fehlen. Auch Fragen über
Bus-Fahrt 11/2007 - Stünings Medien GmbH, Krefeld - www.busfahrt.com
Reiseleiter-Kompetenz erwerben mit Dieter Gauf
RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf setzt sich seit vielen Jahren mit dem Thema der
Reiseleitung auseinander*: „Reiseleitung ist für zahlreiche Menschen Beruf, Job oder
zeitweilig ausgeübte Tätigkeit. Auf jeden Fall übt sie auf Tausende eine Faszination aus,
die die besonderen psychischen und physischen Belastungen, die mit der Reiseleitung
verbunden
sind,
kompensiert. Für die
Reisegäste sind Reiseleiterinnen
und
Reiseleiter Problemlöser, organisatorischer Katalysator zu
Urlaubsfreuden, Urlaubslexikon, Animateur, Blitzableiter,
Beschwerdeannahmestelle, Beichtvater. Gute Reiseleiter
sichern die erfolgreiche Reise: für den Gast ebenso wie für den Reiseveranstalter. Professionelle Reiseleiter sorgen für den reibungslosen Ablauf und die Qualität unterwegs,
bieten dem Reisenden erwachsenengerechte Informationen über Land und Leute. Und
sie inszenieren unvergessliche Reiseerlebnisse, an die sich die Kunden gerne erinnern–
hoffentlich bis zur nächsten Buchung.“
*Dieter Gauf, MPhil und Diplom-Betriebswirt, Studium in Frankfurt, Worms und Manchester. Hauptgeschäftsführer des RDA, Internationaler Bustouristik Verband. Lehrbeauftragter Fachhochschule
München und Hochschule Bremen. Verfasser unter anderem von „RLT Reiseleiter Training. Aktueller Leitfaden für Ausbildung und Praxis“, Köln, 3. Auflage 2006.
eventuelle Restzahlungen der Kunden
und die Zusammensetzung der Gruppe
sollten besprochen werden.
Wird der Bus vor der eigentlichen
Fahrt als Zubringer eingesetzt, ergeben
sich weitere organisatorische Fragen
(auch bei weiteren Zustiegen). Ebenso
muss der Reiseleiter sich informieren, ob
es sich um einen firmeneigenen oder einen angemieteten Bus handelt. Bei einem
Fremdbus muss er vor der Fahrt sichergehen, dass sich kein fremdes Werbematerial im Bus befindet oder der Fremdfahrer versucht, Kunden abzuwerben
(Grundsatz des Kundenschutzes). Auch
muss sich der Reiseleiter über die Kompetenzen und die Aufgabenverteilung
zwischen dem Fahrer und ihm informieren oder diese in der Firma abklären.
Check-In. Für Kunden und Mitarbeiter ist
die Abfahrt eine entscheidende Phase.
Sie muss organisatorisch stimmen. Für
den Kunden ist sie allerdings auch An-
fang des Urlaubs. Trotz aller abwicklungstechnischen Aufgaben gilt es, Urlaubsatmosphäre zu vermitteln – freundlich, nett und verbindlich. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass der Reiseleiter
selbst sich nicht im Urlaub befindet, vielmehr ist er Problemlöser und Urlaubshelfer für die Gäste.
Unabhängig davon, ob die Abfahrt am
Büro (was sicher Vorteile in puncto Gästebetreuung und Nachreichung von Infos bietet), am ZOB oder „auf der Straße“
erfolgt, können Sammel- oder Infopunkte
zum Registrieren und Verteilen der Kunden, Busse mit gut sichtbarem Zielschild
und Bus-Stellpläne für die Reiseleiter die
Organisation der Abfahrt ungemein vereinfachen.
Am besten begrüßt der Reiseleiter den
Kunden an der vorderen Tür des Busses,
fragt nach dessen Namen und lässt sich
dessen Reiseunterlagen zeigen. Bei der
anschließenden Sitzplatzzuweisung sollte man neben der Sitzreihe die Begriffe
„Fahrer-/Reiseleiterseite“ benutzen, um
Verwechslungen zwischen Lauf- und
Fahrtrichtung auszuschließen. Hier sollte auch schon das Gepäck beim bereitstehenden Buschauffeur abgegeben werden,
der dieses nach dem Ausstiegsort der
Kunden sortiert im Gepäckraum verstaut. (Kofferanhänger/-aufkleber sind
sehr nützlich). Besonders bei mehreren
parallelen Busabfahrten muss dem
Gepäck Aufmerksamkeit gewidmet werden, denn verlorene, vertauschte oder gestohlene Gepäckstücke verursachen Kosten und unzufriedene Kunden.
Erst wenn alle Fahrgäste an Bord sind
(es sei denn, man muss noch auf Nachzügler warten), begibt sich auch der Reiseleiter in den Bus und beginnt mit der
eigentlichen Begrüßung. Dabei kann man
die Gäste mit einer Tasse Kaffee oder einem Stück Konfekt überraschen und so
bereits auf den gewinnträchtigen Bordservice aufmerksam machen.
Verspätungen.
Witterungseinflüsse,
Staus oder Unfälle können Ursache von
unpünktlichem Erscheinen der Fahrgäste
sein. Wie soll der Reiseleiter auf Verspätungen reagieren? Der Reiseleiter muss
gegebenenfalls Hotels oder Fähren und
andere Leistungsträger informieren, um
den ausschreibungsgemäßen Ablauf der
Reise sicherzustellen. Auch wenn Kunden nicht erscheinen, muss der Reiseleiter reagieren. Neben den Auswirkungen
auf die spätere Zimmereinteilung müssen auch die stornierungsbedingten Kosten beachtet werden, alleine schon deshalb, weil sie nicht völlig auf den Gast abgewälzt werden können.
Manche Reiseleiter halten es für ausreichend, sich erst eine halbe Stunde vor
der Zeit am Abfahrtsort einzufinden.
Meistens sind dann schon die ersten
Fahrgäste da, und es bleibt keine Zeit
mehr, den Bus in Ruhe zu „übernehmen“. Sofern es der Betriebsablauf zulässt, sollte die Bus Übernahme/die Kontaktaufnahme mit dem Fahrer bereits am
Vortag am Betriebshof erfolgen. Auf jeden Fall muss die Reiseleitung mit der relevanten Technik vertraut sein (Mikrofonkontrolle,
Bordküchenbedienung)
und Qualitätskontrollen (Sauberkeit,
Funktion der Sitze, Belüftung et cetera)
vornehmen.
Bus-Fahrt 11/2007 - Stünings Medien GmbH, Krefeld - www.busfahrt.com
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