Biogas aus Strom und Abgasen Archaeen unter Strom Strom speichern und dabei CO2 binden Jugend forscht Arbeit von Marvin Grotepaß - Für den Landeswettbewerb ergänzte Fassung - Abb. 1: Versuchsaufbau Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 1 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Strom speichern und dabei CO2 binden................................................................................. 1 Einleitung ............................................................................................................................... 3 Das Grundprinzip ................................................................................................................... 4 Umsetzung / Apparatur .......................................................................................................... 5 Funktionsweise................................................................................................................... 5 Ergebnis der vorherigen Jugend forscht Arbeit...................................................................... 6 Diesjährige Jugend forscht Arbeit.......................................................................................... 7 neuer Volumensensor ............................................................................................................. 7 Optimierung der Elektroden und Zusatzstoffe ....................................................................... 8 weitere Messungen ................................................................................................................. 9 Messung mit Graphitkathode ............................................................................................... 10 "Berliner Blau - Agar".......................................................................................................... 12 Sauerstoffkonzentration während der Messung ................................................................... 14 Fazit ...................................................................................................................................... 15 Ausblick ............................................................................................................................... 15 Patent .................................................................................................................................... 16 Danksagung .......................................................................................................................... 17 Quellen ................................................................................................................................. 17 Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 2 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Einleitung Die Klimaerwärmung und die Energieversorgung bestimmen unsere Zukunft: Fossile Ressourcen wie Erdöl und Erdgas werden immer knapper, gleichzeitig emittiert ihre Nutzung riesige Mengen des klimaschädlichen Gases CO2. Zwar wird der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert, jedoch steht man immer wieder vor dem gleichen Problem: Wie soll die Energie gespeichert werden, wenn sie aus Windkraft oder Photovoltaikanlagen stammt und andere Energiequellen nicht einfach abgestellt werden können? Eine Möglichkeit wäre es, die überschüssige Energie zu fernen Verbrauchern zu transportieren: In der Nord- und Ostsee werden Offshore-Windparks errichtet, aber auch im Süden braucht man Strom. Aktuell sind hierfür gigantische Stromtrassen geplant, die jedoch keiner in seiner Nähe haben möchte. Besser wäre es Möglichkeiten zu nutzen, die keine neuen Stromtrassen oder Ähnliches erfordern. Hier bietet sich das Erdgasnetz an: Das Netz ist weit verzweigt und bietet einen weiteren großen Vorteil, da sich darin die Energie leicht speichern lässt. Allein das Erdgasnetz enthält ein Fünftel des jährlichen Bruttostrombedarfs von Deutschland.i Man braucht also eine Möglichkeit Strom in Erdgas (hauptsächlich Methan) umzuwandeln. Es gibt bereits Unternehmen, welche den überschüssigen Strom zur Wasserstofferzeugung verwenden. Aus diesem wird dann unter hohem Druck und hoher Temperatur zusammen mit reinem CO2 Methan erzeugt (Sabatier-Prozess).ii iii ivIn diesen Anlagen werden Wirkungsgrade von ca. 60% erreicht. Dies ist auf jeden Fall besser, als den überschüssigen Strom nicht zu nutzen, wenn er durch regenerative Energien ohnehin zur Verfügung steht. Eine weitere Idee ist Methan biologisch herzustellen. Mit dieser Idee habe ich mich in meiner Jugend forscht Arbeit aus dem vorigen Jahr beschäftigt und werde dies mit dieser Arbeit fortsetzen. Im nachfolgenden soll die Arbeit aus dem vorigen Jahr kurz vorgestellt werden. Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 3 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Das Grundprinzip Methan aus CO2 und H2 kann auf verschiedenen Wegen gebildet werden: 1. Im Biogasreaktor aus Biomasse: So genannte Methanbildner sind Archaeen, welche in der Lage sind, aus Wasserstoff und CO2 Methan zu bildenv. Durch einen mikrobiellen, oxidativen Abbauprozess der Biomasse, wie z.B. eine Oxidation einer Kohlenstoffverbindung, vereinfacht durch C dargestellt, wird der dazu notwendige Wasserstoff in Form von H+ und e- dargestellt: C + 2H2O CO2 + 4e- + 4H+ Dieser wird von den Archaeen zusammen mit CO2 zu CH4 umgesetzt CO2 + 8 H+ + 8 e- CH4 + 2 H2O 2. In der Technik wird Methan nach dem Sabatierprozess direkt aus Wasserstoff und CO2 hergestellt. Der dafür notwendige Wasserstoff (H2) wird durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen. Dieser Wasserstoff muss dann wieder unter hohem Energieeinsatz (hohem Druck und hoher Temperatur) erneut gespalten werden, um mit dem CO2 Methan zu bilden. CO2 + 4 H2 CH4 + 2 H2O 3. In gewisser Weise ist die von mir verfolgte bioelektrochemische Methanerzeugung eine Kombination der beiden Methanherstellungen: Als Energiequelle dient nicht Biomasse sondern elektrischer Strom. Somit ergibt sich folgende Reaktionsgleichung für die Methanbildung: CO2 + 8 H+ + 8 e- CH4 + 2 H2O Die Protonen (H+) und Elektronen (e-) werden durch Teilelektrolyse des Wassers erzeugt: 2H2O 4 H+ + 4 e- + O2 Vorteilhaft ist dabei, dass keine Edelmetallelektroden wie Platin wie bei der vollständigen Wasserelektrolyse notwendig sind. Der Umweg über den molekularen H2 wie im Sabatierprozess ist nicht nötig, da die Archaeen die an der Anode gebildeten H+-Ionen direkt verwenden können und die zusätzlich notwendigen Elektronen vermutlich durch kooperierende Bakterien von der Kathode geliefert bekommen oder sich selbst dort ansiedeln. (Siehe auch meine Jugend forscht Arbeit vom letzten Jahr, wo ich nachweisen konnte, dass die Methanbildung auch ohne Elektronentransporter wie Methylenblau funktionierte.) Bei der Teilelektrolyse des Wassers muss beachtet werden, dass die Archaeen strikte Anaerobier sind und somit den gleichzeitig entstehenden Sauerstoff nicht vertragen. Um dieses Problem zu umgehen, wird die Anode von der Kathode mittels einer PEMFolie abgetrennt (PEM = Proton Exchange Membrane = Protonen-AustauschMembrane). Diese Folie ist protonendurchlässig, aber fast sauerstoffundurchlässig. Das für die Methanbildung noch notwendige CO2 wird von außen kontrolliert zugeführt. Möglich wäre es, dieses CO2 aus Biogasanlagen oder Kraftwerken zu beziehen. Im Gas der Biogasanlage ist auch Ammoniak (NH3) und Schwefelwasserstoff (H2S) enthalten, die die Archaeen für die Bildung von Aminosäuren brauchen, im Erdgasnetz stören diese Gase. Man könnte mit den Archaeen also auch das Gas von Biogasanlagen reinigen und verbessern. Dies ist ein gravierender Vorteil dieses bioelektrochemischen Verfahrens gegenüber dem technischen Sabbatier-Verfahren, bei dem hochreines CO2 gebraucht wird. Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 4 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Umsetzung / Apparatur Funktionsweise Abb. 2: Schema der ablaufenden Reaktion Wie oben beschrieben, werden mittels Elektrolyse Protonen bereitgestellt. Die PEM-Folie schirmt die anaerobenvi Archaeen vom O2 ab. Das CO2 wird als Gas zugeführt. An der Kathode werden Elektronen über in Symbiose lebende Bakterien zu den Archaeen transportiert. Von der Anode kommen die Protonen. Das entstehende Methan wird nun entnommen. Wie man sieht, wird an der Anode H2O verbraucht und von den Archaeen produziert. In Summe ist jedoch ein Verbrauch festzustellen. Abb. 3: Foto der Apparatur Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 5 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Ergebnis der vorherigen Jugend forscht Arbeit Im Rahmen meiner vorherigen Jugend forscht Arbeit konnte ich die Funktion des Reaktors belegen, sowie mittels Gaschromatographie sicherstellen, dass sich wirklich Methan bildete. Im folgenden Diagramm ist eine Messung dargestellt, die die Methanproduktion in Abhängigkeit zur Stromversorgung zeigt. Abb. 4: Abhängigkeit der Methanproduktion vom Strom Nach dem Anschließen der Apparatur ist etwas Methan vorhanden, da das durchströmende CO2 das früher erzeugte Methan in den Sensor transportiert. Anschließend sinkt die Konzentration, da die Archaeen ihren Stoffwechsel vom Faulschlamm auf das CO2 und die H+-Ionen umstellen. Nach dieser Umstellung, und mit dem Einschalten des Stromes, steigt die Methankonzentration bis der Strom ausgeschaltet wird. Danach wird ein Maximum erreicht, das konstant gehalten wird. Nach dem erneuten Ausschalten des Stromes sinkt die CH4-Konzentration wieder. Mit dem Einschalten steigt die Konzentration wieder an, usw. Gaschromatographie Um sicher zu gehen, dass ich in meinem Reaktor wirklich Methan produziere, habe ich dies mittels Gaschromatographie überprüft. Zum einen habe ich den links dargestellten, selbstgebauten Gaschromatographen genutzt (Aluminiumoxidsäule mit dem Methansensor als Sensor für CHAbb. 5: Schema des selbstgebauten Gaschromatographen Verbindungen). Außerdem konnte ich die Methanbildung mit einem Gaschromatographen des Berufskollegs Hilden testen, sodass ich sicher bin das mein Gasgemisch, bis auf Methan, keine weiteren CH-Verbindungen enthält, auf die der Methansensor auch reagieren würde. Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 6 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Diesjährige Jugend forscht Arbeit neuer Volumensensor Um meine Messungen hinsichtlich des der produzierten Methanmenge genauer auswerten zu können, habe ich den Volumensensor der Jugend forscht Arbeit aus dem letzten Jahr optimiert: Abb. 6: Foto des Sensors Abb. 7: neuer Volumensensor Hierbei wird das Gas durch eine kleine Öffnung in ein mit Wasser gefülltes Rohr geleitet. Die einzelnen aufsteigenden Blasen werden durch eine Lichtschranke erfasst. Signal bei Blasendurchgang Abb. 8: Signal einer Gasblase Nebenstehend sieht man im Diagramm den Spannungsverlauf an der Fotodiode beim Blasendurchgang. Man sieht dass es keine Blase keine Blase beim Eintritt und Austritt der Blase ein Maximum gibt. Daher wurde die Totalrefexion Lichtschranke so programmiert das nach der Erkennung einer Blase etwas gewartet Verdunkelungszeit =Blasendurchmesser/Geschwindigkeit wird, bis erneut eine Blase registriert werden kann. In diesem Jahr wurde die Wobbeln der Blase am unteren Ende Software des Zählers weiter optimiert um 150 0 20 40 60 80 100 120 Reflexionen, die entstehen wenn eine Zeit in ca. s/1000 Blase die Lichtschranke nicht mittig passiert, besser zu berücksichtigen. Dazu wurde die Lichtschranke besser abgeschirmt, sowie das Signal mittels abgeschirmter Leitung und Kondensator entstört um empfindlicher Messen zu können. Dadurch können auch die leichten Lichtverluste durch Reflexionen, die am Rand der Blase entstehen, erkannt und die Blasen gezählt werden. 350 transparenter Mittelbereich der Blase Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 7 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Optimierung der Elektroden und Zusatzstoffe Im Rahmen meiner vorherigen Jugend forscht Arbeit konnte ich zeigen, dass Eisen und dessen Salze eine wichtige Rolle in dem Prozess spielen: Abb. 9: Messung mit Titanelektroden (eisenfrei) und Eisenzugabe Eine wichtige Rolle des Eisens ist der Sauerstoffverbrauch bei der Oxidation des Eisens im Wasser. Die ist auch im obigen Diagramm zu erkennen. Nach Eisenzugabe sinkt der Sauerstoffgehalt deutlich. Insgesamt ist mit Eisenzusatz eine gute Methanproduktion möglich. Im diesjährigen Projekt habe ich mich nun mit den Einflüssen weiterer Stoffe befasst. Zunächst hatte ich jedoch noch ein technisches Problem zu lösen. Wie man oben sieht ist der Durchfluss nicht sehr konstant und wird auch nur ungefähr gemessen (in 3 mL Schritten). Dies führt zu Ungenauigkeiten und erschwert die Auswertung. Daher habe ich einen Volumensensor entwickelt, der präziser messen kann und auch einen geringeren Betriebsdruck erfordert als der bisherige. Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 8 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 weitere Messungen 25 1,6 1,4 H2 I 20 1,2 15 1 10 0,8 Konz. CH4 Konz. H2 und I in mA CH4 0,6 5 0,4 0 0,2 -5 04.01. 12:00 05.01. 00:00 05.01. 12:00 06.01. 00:00 06.01. 12:00 07.01. 00:00 07.01. 12:00 08.01. 00:00 08.01. 12:00 0 09.01. 00:00 Zeit Abb. 10: Messung mit Nickelkathode 25 1,6 Für die obige Messung habe ich 1,4 20 eine Nickelektrode 1,2 verwendet, da 15 1 Nickel häufig als 0,8 10 Katalysator für 0,6 Hydrierungen zum 5 Einsatz kommt. 0,4 0 Ich habe daher 0,2 vermutet, dass es -5 0 07.01. 00:00 07.01. 04:48 07.01. 09:36 07.01. 14:24 07.01. 19:12 08.01. 00:00 08.01. 04:48 08.01. 09:36 08.01. 14:24 08.01. 19:12 für die Zeit Methanproduktion hilfreich sein kann. Zunächst fällt auf, dass die Kurven (siehe Abb.) teilweise stark schwanken, bzw. deutliche Peaks zu erkennen sind. Dies liegt daran, dass es während der Messung zu ungleichmäßigem Durchfluss kam und teilweise spontan Gas ausgespült wurde. Des Weiteren sieht man, dass der Wasserstoffanteil sehr hoch ist (bis zu 20%). Es wurden also viele H3O+-Ionen nicht zu Methan verwertet, sondern an der Kathode zu Wasserstoff reduziert. Weiterhin sieht man, dass die Methanproduktion anstieg, als die Wasserstoffproduktion abfiel. Die vorhandene Energie wurde also besser in Methan umgewandelt. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Abschnitt im orangen Kasten. Dort wurde Methan produziert, aber kein Wasserstoff. Die Ausbeute war also sehr hoch. Auffällig ist, dass in Abb. 12: Methanansammlung diesem Bereich der Strom stärker schwankt, geändert wurde nichts (es H2 I Konz. CH4 Konz. H2 und I in mA CH4 um Archaeen Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 9 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 wurde nichts zugegeben oder die Spannung verändert). Vermutlich wurden die H3O+-Ionen zu einem großen Teil in Methan umgewandelt, sodass für die Wasserstoffbildung keine H3O+-Ionen mehr zur Verfügung standen. Die schwankende Stromstärke dürfte mit zeitweise durch u.a. Gas bedeckten Elektroden zusammenhängen. So konnte ich beim Öffnen der Apparatur sehen, dass sich an der Anode eine dicke Schlammkruste (teilweise aus Eisenoxid) angelagert hatte, wohingegen die Kathode nicht oxidiert war (trotzdem Ni2+ in der Lösung nachweisbar (Blaufärbung mit Ammoniak)). Unter der Annahme, dass die Schlammkruste die Archaeen enthält, wäre ein unregelmäßiger Stromfluss sinnig: Die Archaeen produzieren Methan und geben dieses langsam ab. Das Methan setzt sich im porösen Faulschlamm fest und blockiert so mit der Zeit die Elektrode oder den Protonenfluss (sowohl zur Kathode als auch zu den Archaeen). Ist genug Methan freigesetzt worden, steigt es auf und gibt die Elektrode wieder frei. Die Stromstärke steigt sprunghaft an. Messung mit Graphitkathode Abb. 13: Messung mit Graphitkathode Bei dieser Messung habe ich die Kathode durch ein Graphitstück ersetzt. Außerdem kam der oben beschriebene Volumensensor zum Einsatz. Im obigen Diagramm sieht man in blau das Volumen das in 5 Minuten durch die Apparatur gelangt ist. In pink ist das Gesamtvolumen aufgetragen. Im unteren Diagramm (zeitlich "synchron") sind Wasserstoff- und Methankonzentration sowie Stromstärke aufgetragen. Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 10 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Man sieht zunächst, dass am Anfang Methan ausgeströmt ist, das sich noch in der Apparatur befand. Im weiteren Verlauf sieht man, dass die Methankonzentration immer wieder mal schwankt. Interessant ist aber auch die Stromkurve. Diese weißt wie in der Messung mit Nickelkathode immer wieder kleine Sprünge auf, die häufig ähnlich groß sind (ca. 1mA). Auch bei dieser Messung war zu beobachten, dass sich mit der Zeit eine Schlammkruste auf der Anode bildet. Wahrscheinlich ergab sich dann das gleiche Phänomen, wie oben beschrieben. Die Tatsache, dass nach unterbrochenem Stromfluss ein sehr hoher Strom fließt, die Stromstärke aber sofort exponentiell abfällt, unterstützt die Vermutung, das dass entstehende Gas den Stromfluss blockiert. Weiterhin fällt auf, dass die Methankurve teilweise für einige Zeit abfällt und anschließend wieder ansteigt. Jedoch wurde der Strom wesentlich früher ausgeschaltet. Entweder handelt es sich also um einen weiteren Effekt oder das ganze System reagiert extrem träge. Diese Trägheit erschwert es auch die Zugabe diverser Zusätze auszuwerten. So habe ich Eisenpulver und Eisen(II)-chlorid zugegeben, da dies nach den Ergebnissen der vorherigen Arbeit die Methanbildung unterstützte. Bei der Zugabe der Aktivkohle handelt es sich um einen Katalysator zu dessen Verwendung mich ein Artikel über Eisenoxidkatalysatoren anregte.vii Daher habe ich ein Gemisch aus Aktivkohle und AmmoniumeisenII-sulfat ( (NH4+)2 Fe2+ (SO42-)2 ) verwendet das ich erhitzt habe um Berliner Blau (Fe3+4[Fe2+(CN)-6]3) und gelbes Blutlaugensalz zu erhalten und damit den Archaeen einen "Elektronentransporter" zur Verfügung zu stellen, da gelbes Blutlaugensalz ein Redoxsystem ist, das leicht Elektronen abgibt. Die Aktivkohle hat dabei den Vorteil, dass sie eine extrem große Oberfläche besitzt und das mobile, gelbe Blutlaugensalz, bzw. die Elektronen somit gut zur Verfügung stehen. Außerdem bietet die große, raue Oberfläche noch Halt für die Archaeen, damit diese sich besser ansiedeln können. Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 11 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 "Berliner Blau - Agar" Da das gelbe Kaliumhexacyanoferrat zusammen mit der Aktivkohle nicht funktionierte, habe ich mich entschlossen einen Elektronentransporter aus Berliner Blau zu testen. Dazu habe ich den Faulschlamm zusammen mit Berliner Blau, das ich aus Fe2O3, Fe2Cl und gelbem, sowie rotem Blutlaugensalz hergestellt habe, in Agar eingegossen. Diese Agarplatte habe ich dann vor der Kathode befestigt. Abb. 14: schematischer Aufbau der Apparatur "Berliner Blau - Agar" Abb. 15: Reaktionen im Redoxsystem Berliner Blau Die Elektronen von der Eisenkathode reduzieren ein Fe3+ des Berliner Blau - Komplexes. Über die CN-Bindungen wird das Elektron durch Reduktion und Oxidation der Eisenionen an die Archaeen weitergegeben. Der Vorteil bei der Verwendung des Berliner Blaus ist das es sich um ein Redoxsystem handelt, das sehr leicht Elektronen aufnehmen und abgeben kann. Außerdem ist der Übergang der Elektronen von der Elektrode auf den Berliner Blau Komplex und dann auf die Archaeen wesentlich besser möglich als ein direkter Elektronenübergang von der Elektrode auf die Archaeen. Dies liegt daran, dass die Archaeen offenbar kaum an der Kathode halten (siehe vorherige Messungen). Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 12 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 7 6 35 30 Methan Strom 25 4 20 3 15 2 10 1 5 I in mA Konz. Methan Spannung 5 0 01.03.2015 16:48 0 01.03.2015 21:36 02.03.2015 02:24 02.03.2015 07:12 02.03.2015 12:00 02.03.2015 16:48 02.03.2015 21:36 Zeit Abb. 16: Messung mit "Berliner Blau Agar" Zunächst fällt auf, dass deutlich höhere Methankonzentrationen erzielt wurden als bei den vorherigen Versuchen. Außerdem sieht man, dass die Methanproduktion stoßweise stattfindet, bzw. das Methan stoßweise aus der Apparatur in den Sensor gelangt. Weiterhin fällt auf, dass die Stromstärke deutlich über der, der vorherigen Versuche liegt. Die erhöhte Stromstärke und die erhöhte Stromstärke könnten ein Indiz dafür sein, dass das Berliner Blau als Redoxsystem wie oben beschrieben funktioniert und die Elektronen gut übertragen kann. Interessant ist aber auch das stoßweise Abgeben von Methan: Entweder wird das Methan nur stoßweise produziert oder nur stoßweise abgegeben. Gegen eine stoßweise Produktion spricht, dass sich die Stromstärke nicht entsprechend abrupt geändert hat oder die Spannung abrupt verändert wurde. Vermutlich wurde das Methan stoßweise abgeben: Die Archaeen, die sich im Agar befinden produzieren Methan. Dieses Methan sammelt sich um die Archaeen und kann erst durch die Agarstruktur durchdringen, sobald der Druck hoch genug ist. Außerdem führt diese "Absperrung" der Archaeen durch das Methan dazu, dass sie immer stärker von Elektronenund Protonenquelle abgeschirmt sind. Steigt das Methan auf, können die Archaeen wieder "auf Höchstleistung arbeiten". Abb. 17: Methanblasen im Agar Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 13 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Sauerstoffkonzentration während der Messung Abb. 18: Sauerstoffkonzentration während der Messung Im obigen Diagramm sieht man die Sauerstoffkonzentration am Sensor der näher an der Sauerstoff bildenden Elektrode sitzt, im zweiten Diagramm die Sauerstoffkonzentration des Sensor der weiter von der Sauerstoff bildenden Elektrode entfernt ist. Es fällt auf, dass die Sauerstoffkonzentration bei Sensor 1 zunächst ansteigt und dann konstant verläuft. Dies liegt daran, dass zu Beginn der Messung sauerstoffarmer Faulschlamm in der Apparatur ist. Zu Beginn der Messung gelangt Sauerstoff von der Anode zu den Archaeen (Diffusion durch PEM-Folie). Außerdem gelangt Sauerstoff durch Diffusion durch die Kunststoffwand der Zelle zu dem Faulschlamm. Dadurch beginnen die Mikroorganismen diesen zum Stoffwechsel zu verwenden und halten insgesamt die Sauerstoffkonzentration konstant niedrig. Bei Sensor 2 in der Nähe der Kathode sieht man, dass die Sauerstoffkonzentration so gering ist, dass die Messgenauigkeit des Sensors an seine Grenzen geht. Die Sauerstoffkonzentration ist dort praktisch null, man misst nur noch ein Rauschen. Zum Vergleich: Mit Sauerstoff gesättigtes Wasser enthält bei 20 °C 9,1 mg Sauerstoff pro Liter. Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 14 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Fazit Durch die Verwendung des in Agar eingegossen Faulschlamms in Kombination mit dem Berliner Blau scheint das System bereits deutlich schneller auf Änderungen zu reagieren als früher. Außerdem werden durch dieses Redoxsystem die Elektronen deutlich besser übertragen und die Methanausbeute ist höher. Problematisch ist allerdings noch, dass das Methan nur stoßweise abgegeben wird. Ausblick Für die weitere Entwicklung des Projektes möchte ich zunächst erreichen, dass das Methan kontinuierlich abgeben wird. Da die Ursache für die unregelmäßige Methanabgabe offenbar darin liegt, dass der Agar das Methan nicht ausreichend durchlässt, soll dieser gasdurchlässiger werden. Zunächst werde ich demnächst mit einer dünneren Agarschicht arbeiten, sodass zumindest zu den Seiten hin ein besserer Gasaustausch gewährleistet ist. Weiterhin werde ich testen, ob sich das Problem durch ein Perforieren der Agarschicht mit einem Nagelbrett lösen lässt. Außerdem ist geplant Siedesteinchen mit in den Agar zugeben, da diese die Bildung der Gasblasen erleichtern. Ein weiteres Problem, das ich angehen möchte ich ist der Sauerstoff. Die PEM-Folie schirmt diesen zwar prinzipiell ab, aber etwas Sauerstoff kann trotzdem durch PEM-Folie und die Kunststoffwand der Zelle diffundieren. Dies zeigt sich häufig zu Beginn der Messungen in Form von Verzögerungen bei der Methanproduktion. Um dieses Problem zu lösen, soll die Apparatur künftig in eine Aluminiumfolie eingewickelt werden, welche den Sauerstoff praktisch völlig abhält. Um den von der Anode zur Kathode diffundieren Sauerstoff einzudämmen, soll dieser an der Anode möglichst nicht einfach abgeleitet, sondern verbraucht werden. Das wäre zum Beispiel mittels Bakterien möglich, welche Sauerstoff für Ihren Stoffwechsel benötigen und dabei Kohlenwasserstoffe aus dem Faulschlamm umsetzen. Das entstehende CO2 käme dann sogar noch den Archaeen zugute. Alternativ könnte der Sauerstoff chemisch verbraucht werden, z.B. mittels Natriumsulfit: Natriumsulfit: O2 + 2 SO322 SO42alternativ wäre Natriumsulfid möglich: S2- + 2 O2 SO42oder als weitere Alternative das Schwefeldioxid: O2 + 2 SO2 + 2 H2O 4 H+ + 2 SO42Die Problematik bei der chemischen Lösung ist jedoch, dass Natriumsulfit und Natriumsulfid die an der Anode gebildeten Protonen (→Säure) für die Bildung der leichtflüchtigen Säuren z.B. H2S und H2SO3 → H2O + SO2 verbrauchen. Bei der Oxidation von Schwefeldioxid zu Sulfat würden zwar Protonen entstehen, doch könnten diese zusätzlichen Protonen nicht ohne weiteres für die Methanproduktion genutzt werden, da die "zugehörigen" Elektronen an der Kathode fehlen und das Medium um die Archaeen immer saurer wird. Insgesamt bietet sich also eher die biologische Sauerstoffbindung an, z.B. nach folgendem Aufbau: Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 15 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 An der Kathode befindet sich eine dünne Agarschicht, in der die Archaeen zusammen mit Siedesteinchen (s.o.) eingebettet sind. Zwischen dieser Schicht und der PEM-Folie wird eine zweite Agarschicht eingebracht. In diese sind Bakterien, welche für Ihren Stoffwechsel bevorzugt Sauerstoff verwenden, zusammen mit Faulschlamm (als Nährmedium eingegossen). Diese "Schutzschicht" gegen den eindiffundierenden Sauerstoff wurde bisher so nicht benötigt, da die Archaeenschicht dick genug war. Bei einer sehr dünnen Archaeenschicht (<1cm) wird Abb. 19: geplanter Aufbau für weitere Messungen diese Schutzschicht aber benötigt, da sonst der Sauerstoff zu viele Archaeen erreichen würde. Zunächst soll also die oben abgebildete Apparatur getestet werden, um genauer zu ermitteln welchen Sauerstoffschutz die Archaeen benötigen und wie die Archaeen optimal auf der Kathode fixiert werden können. Patent Die vorliegende Arbeit oder Teile daraus, sollen eventuell bis zum Landeswettbewerb patentiert werden. Daher bitte ich darum die Arbeit bis zum Landeswettbewerb am 23.03.2015 nicht zu veröffentlichen oder an Personen weiterzugeben, die nicht der Jury des Landeswettbewerbes NRW von Jugend forscht angehören. Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 16 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400 Danksagung Da mir dieses Projekt sehr viel Freude bereitet, bedanke ich mich herzlich bei allen, die dies unterstützt haben. Zuerst möchte ich mich vor allem bei meinen Eltern bedanken, die mich zu den vielen Besorgungen begleiteten und in Allem unterstützten. Ein besonderer Dank gilt der Firma BlueSens, mit den Herren Dr. Müller und Wiltfang, die mir den Methansensor, den Wasserstoffsensor und den Durchflusssensor zur Verfügung stellten, ohne die ein Nachweis von Methan und Wasserstoff für mich sehr schwierig geworden wäre. Ebenfalls gilt der Firma Pyroscience ein großer Dank für das Ausleihen von zwei Sauerstoffsensoren. Ebenso möchte ich mich bei dem Bergisch Rheinischen Wasserverband für die unkomplizierte Überlassung von Faulschlamm aus der Kläranlage Langenfeld-Monheim bedanken. Auch besonders bedanken möchte ich mich bei Herrn Dr. Schuhmacher für das Sponsoring der PEM-Folie durch 3M. Ebenso danke ich Stud. Chem. Arne Hüneke, der mich mit Tipps und Hilfe in der Chemie AG unterstützte. Ein großer Dank geht ebenfalls an meinen Betreuer Herrn Dr. Enßlin, der mich bei diesem Projekt mit viel Engagement und Diskussionsbeiträgen unterstützt hat. Auch bedanken möchte ich mich bei Frau Dr. Dickenscheid Simon, die zusammen mit Herrn Dr. Enßlin die wöchentliche Chemie-AG betreut, in der ich an meinem Projekt gearbeitet habe. Quellen i http://www.lokalkompass.de/ennepetal/politik/der-groesste-energiespeicher-in-deutschland-ist-das-erdgasnetzsamt-seinen-gasspeichern-waehrend-das-stromnetz-in-deutschland-mit-allen-pumpspeichern-nur-004terawattstunden-twh-elektrische-energie-aufnehmen-kann-haben-die-erdgasspeicher-eine-kapazitaet-von-220twh-thermischer-energie-in-form-von-gas-in-flexiblen-gaskraftwerken-lassen-sich-daraus-wiederum-etwa-120twh-strom-gewinnen-was-knapp-einem-fuenftel-des-jaehrlichen-bruttostrombedarfs-entsprichtm1077224,209048.html 2015-03-08 ii http://www.bine.info/newsuebersicht/news/strom-speichern-und-dabei-co2-binden/ 2013-01-16 iii http://de.wikipedia.org/wiki/Sabatier-Prozess 14.01.2013 09:35. iv http://www.solar-fuel.net 14.01.2013 9:36 v http://de.wikipedia.org/wiki/Archaeen 14.01.2013 9:38 vi http://de.wikipedia.org/wiki/Archaeen 14.01.2013 9:38 vii http://www.laborpraxis.vogel.de/index.cfm?pid=7534&pk=442528&fk=707554&op=1&type=article#1 14.01.2015 22:04 Jugend forscht Arbeit aus dem Jahr 2015 von Marvin Grotepaß Seite 17 von 17 Rudolf-Harbig-Weg 11, 40764 Langenfeld E-Mail: [email protected] • Tel.: 021 73 / 968 400
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