die e-wirtschaft geht neue wege

April 2015
P.B.B. – Zul.-Nr. GZ 022031249 M
„Die Presse“ Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG
Hainburger Strasse 33, 1030 Wien
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Postnummer 1
Das Fachmagazin der österreichischen E-Wirtschaft
DIE E-WIRTSCHAFT GEHT NEUE WEGE
Energieunternehmen wandeln sich erfolgreich zu Dienstleistern
FAIRER STROM FÜR ALLE
Ist eine sozial gerechte Energiewende möglich?
Wissen schafft
Perspektive.
Oesterreichs Energie Akademie ist der führende Anbieter von
Seminaren, Fachtagungen, Kongressen und Publikationen im
Bereich der E-Wirtschaft. Wir vermitteln jährlich in einer Vielzahl
von Veranstaltungen topaktuelles politisches, wirtschaftliches,
technisches und rechtliches Know-how mit hohem Praxisbezug.
Die Akademie ist damit tragende Säule für die Sicherung und den
Ausbau von Kompetenzen in der E-Wirtschaft und gleichzeitig
etablierte Kommunikationsplattform der Branche.
Mehr zu unseren Veranstaltungen und Publikationen finden Sie
im Internet unter www.akademie.oesterreichsenergie.at.
Warum kann Österreich
dem Klimaschutz locker
das Wasser reichen?
Weil Energie in unserer Natur liegt.
Österreichs E-Wirtschaft übernimmt Verantwortung.
Informieren Sie sich auf www.oesterreichsenergie.at
© David Sonnweber – Photos.com
Weil über 60 Prozent unserer Stromerzeugung aus Wasserkraft
stammen. Österreichs E-Wirtschaft setzt auf heimische
Ressourcen, stärkt damit die Wirtschaft unseres Landes und
leistet gleichzeitig ihren Beitrag zum Klimaschutz.
04
INHALT
Inhalt
_ Coverstory
06 Die E-Wirtschaft geht neue Wege
_ Inhalt
06
12 Interview: »Wasserkraft bleibt wichtigste Technologie der Stromerzeugung«
16 Oesterreichs Energie Trendforum:
Fairer Strom für alle
22 Brennpunkt Europa
24 Interview: »Klare Ansage aus Kärnten«
30 Interesse an E-Mobilität wächst
36 Sonnenfinsternis - Gut is g´angen, nix is´ g´schehn
30
40 Smart ist das neue „günstig“
44 Ybbs-Persenbeug - Wo sich Geschichte und Moderne
die Hand reichen
48 Wasserkraftwerk Opponitz - Ökologie und Ökonomie
im Fokus 55 Standardisation Corner 56 Strom als Energieträger der Zukunft 40
60 Blitzlichter
62 Termine
EDITORIAL
Blicke in die Zukunft
 Dr. Barbara Schmidt
Generalsekretärin Oesterreichs Energie
Wer die Zukunft der Elektrizitätsversorgung kennen lernen will, findet schon heute
ausreichend Beispiele für die Stromwelt von morgen und übermorgen. Neue Technologien, gestern noch im Entwicklungsstadium, gehen allenthalben in den Probebetrieb
und junge Start-ups kreieren einen bunten Strauß neuer Ideen. Die Umwälzung der
Erzeugungsstruktur in Richtung dezentral produzierter erneuerbarer Energien geht
täglich weiter. Natürlich kann die E-Wirtschaft im Interesse der Versorgungssicherheit
nicht alles über Bord werfen, was in Jahrzehnten aufgebaut wurde, aber die Umstellung
läuft. Das betrifft nicht nur die Stromproduzenten, die Netzbetreiber und die Stromlieferanten. Auch die Konsumenten sind gefordert. Der Energiekonsum wird auf die neuen
Flexibilitätsanforderungen genauso reagieren müssen, wie die Energieproduktion. Und
Energieeffizienzmaßnahmen werden in Zukunft sicher nicht allein Sache der E-Wirtschaft sein. Damit sie greifen können, benötigen sie Mitwirkung auf breiter Basis.
Einen Blick wert sind auch der Stand des Themas E-Mobilität, die darunterliegenden
Businessmodelle und die Fragen der Basistechnologien. Denn noch hat die elektrische
Fortbewergung auf der Straße nicht ganz den gewünschten Schub, auch wenn das
Interesse daran Fahrt aufnimmt.
Für unser Fachmagazin und für die gesamte Interessenvertretung der österreichischen
E-Wirtschaft sind die Trends der Zeit jedenfalls Aufforderung zum Handeln. Wir wollen
in die Zukunft blicken und uns darauf vorbereiten – ein Vorhaben, für das bereits bei
Oesterreichs Energie Kongress 2014 der Startschuss erfolgte. Den neuen Themen wollen
wir uns bei Oesterreichs Energie im Interesse unserer Mitglieder und ihrer Kunden in
Zukunft auch im Fachmagazin verstärkt widmen – einerseits durch Berichte, Interviews
und Fachbeitrage, andererseits durch Kommentare und Analysen.
Ihre
Generalsekretärin Oesterreichs Energie
05
06
COVERSTORY
COVERSTORY
07
Die E-Wirtschaft
geht neue Wege
Die Energieunternehmen wandeln sich erfolgreich
zu Dienstleistern. Die Mainova AG, ein Unternehmen
mit Sitz in Frankfurt/Main, zeigt dabei mit einem
besonders umfassenden erfolgreichen Ansatz,
wie die Energieversorgung von morgen technisch
aussehen kann.
Von Klaus Fischer
V
Foto: Mainova
on Umbrüchen ist die Rede und davon, dass sich die
E-Wirtschaft wohl binnen weniger Jahre grundlegend wandeln wird. Energiewende, dezentrale Stromerzeugung, erneuerbare Energien, Hybridnetze, Smart Grids sowie umfassende
Digitalisierung bis hin zum „Internet of Everything“ (IoE) sind
nur einige der bekannten Schlagworte, unter denen die Diskussionen geführt werden.
der von Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien
über innovative Speichertechnologien bis zu intelligenter
Netzsteuerung reicht.
Längst haben nicht zuletzt auch österreichische Energieversorger mit gutem Erfolg begonnen, sich zu umfassend ausgerichteten Dienstleistern zu wandeln. Der kWh-Verkauf ist
passé. Was zählt, sind maßgeschneiderte Produkte, und das
schon mittelfristig bis auf die Ebene des Kleingewerbes und
der Haushaltskunden hinab.
Erst vor wenigen Wochen nahm das Unternehmen im Frankfurter Heizkraftwerk Niederrad eine „Power-to-Heat“-Anlage
in Betrieb, die aus überschüssigem Ökostrom Fernwärme
erzeugen kann. Grob gesprochen, handelt es sich um einen
überdimensionalen Durchlauferhitzer, in den die Mainova
ungefähr 1,2 Mio. Euro investierte. In dem Gerät wird Wasser
auf bis zu 130° C erhitzt und anschließend ins Frankfurter
Fernwärmenetz eingespeist. Durch die zwei etwa 7,5 m langen
Rohre mit ihren 50 cm Durchmesser fließen üblicherweise
rund 200 bis 350 m3 Wasser pro Stunde.
Wie die neue Welt der Energiewirtschaft technisch aussehen könnte, zeigt die Frankfurter Mainova, die mit rund
3000 Beschäftigten etwa 730.000 Kunden im Rhein-MainGebiet, einem der wichtigsten Wirtschaftsräume Deutschlands, mit Strom, Erdgas, Wärme, Dampf, Kälte sowie Wasser versorgt. Sie verfolgt dabei einen umfassenden Ansatz,
In den Röhren sind vier Heizeinsätze mit rund 400 Heizstäben enthalten. Sie bringen das Wasser mit Ökostrom auf die
gewünschte Temperatur. Versorgt wird mit der neuen Anlage
primär der Flughafen Frankfurt. Während des Sommers kann
sie dessen Wärmebedarf zu etwa einem Drittel decken und
damit die Verbrennung von rund 800 l Heizöl pro Stunde samt
COVERSTORY
Foto: : Mainova
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Netz mit viel Hirn: Seit 2012 läuft bei Mainova das Smart-Grid-Projekt „Intelligente Ortsnetzsystem“.
den damit verbundenen CO2-Emissionen vermeiden. Die
Anlage mit einer (thermischen) Höchstleistung von acht MW
kommt immer dann zum Einsatz, wenn mehr Ökostrom ins
Netz der Mainova eingespeist wird als gerade nötig. Da sie
hochdynamisch ist, kann sie Regelenergie bereitstellen. Damit
lässt sich das Stromnetz entlasten und die mit Förderungen
auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erzeugte
Elektrizität sinnvoll nutzen.
Flexible Folien
Auch bei der Ökostromerzeugung geht die Mainova neue Wege.
Bereits seit Oktober 2012 betreibt sie eine Versuchsanlage, in
der organische Solarzellen zum Einsatz kommen. Anders als
kristalline Solarzellen auf Basis von Silizium können organische Halbleiter auf Basis von Kohlenstoff auch aus diffusem
Licht sowie Kunstlicht elektrische Energie produzieren.
›Organische Solarzellen könnten Strom aus
Fotovoltaikanlagen ohne Subventionen
rentabel machen.‹
Auch lassen sich die transparenten Kunststofffolien erheblich
flexibler einsetzen als die herkömmlichen starren Fotovoltaikmodule. Beispielsweise können sie großflächig auf Fassaden
angebracht oder in Fensterglas integriert werden. Andere
potenzielle Verwendungsmöglichkeiten sind Hüllen für
Mobiltelefone und Laptops. In ihrer Pilotanlage hat die Mainova neun rechteckige mit durchsichtiger Kunststofffolie
bespannte Module installiert. Den Strom speist sie direkt in ihr
Netz ein.
Eine der wesentlichsten technischen Herausforderungen besteht
darin, den Wirkungsgrad der organischen Solarzellen zu steigern. Unter Laborbedingungen beläuft sich dieser auf etwa zehn
Prozent, im freien Feld allerdings auf nur drei Prozent. Herkömmliche Solarzellen kommen im Vergleich dazu auf bis zu 20
Prozent. Als bereits jetzt gegebenen Vorteil organischer Solarzellen bezeichnet der Vorstandsvorsitzende der Mainova AG,
Constantin Alsheimer, die niedrigen Stromerzeugungskosten.
Diese „ermöglichen perspektivisch, Strom aus Sonnenenergie zu
einem konkurrenzfähigen kW-Preis herzustellen und damit
unabhängig von Subventionen zu machen“.
Bereits seit etwa einem Jahr in Betrieb ist die Power-to-GasVersuchsanlage der Mainova, die ebenso wie die Power-to-HeatAnlage der (Öko-)Stromspeicherung dient. Sie spaltet mittels
Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Letzterer
wird ins Erdgasnetz eingespeist. Nach Angaben der Mainova
liegt der Wirkungsgrad bei bis zu 77 Prozent und damit über
den Erwartungen. Das Kernstück der Apparatur ist der Protonen-Austausch-Membran-(PEM-)Elektrolyseur, der mit (Öko-)
Strom das Wasser spaltet und auf diese Weise nicht direkt
speicherbare elektrische Energie in direkt speicherbare chemisch gebundene Energie umwandelt.
Die Beimischung des Wasserstoffs zum Erdgas im Netz darf
aufgrund bestehender technischer Vorschriften für den Gasnetzbetrieb höchstens zwei Volumsprozent betragen. Um das zu
gewährleisten, konzipierte und installierte die Mainova eine
Gasdruckregelmess- und Mischanlage.
Pro Stunde erzeugt der Elektrolyseur etwa 60 m³ Wasserstoff.
Das ermöglicht, bis zu 3000 m³ mit Wasserstoff angereichertes
Erdgas in das Netz einzuspeisen. Geplant ist, die Versuchsanlage
kommendes Jahr zu erweitern. Im Zuge dessen soll der Wasser-
COVERSTORY
09
stoff unter Reaktion mit CO2 in Methan (CH4) umgewandelt
werden. Dieses Gas ist der Hauptbestandteil von Erdgas und
lässt sich ohne prozentuale Einschränkung in Erdgasnetze
einspeisen.
Wie man bei Mainova festhält, berechneten deutsche Experten,
„dass das deutsche Gasnetz den überschüssigen Windstrom von
30 Tagen speichern kann“. Im Vergleich dazu wären die Speicherseen der deutschen Pumpspeicherkraftwerke schon innerhalb
von sechs Stunden gefüllt. Aus diesem Grund sieht MainovaVorstandschef Alsheimer in Power-to-Gas für Deutschland
„derzeit die einzige erkennbare Technologie, um große Mengen
Energie zu speichern und gleichzeitig die Stromnetze unter
Nutzung des bereits zur Verfügung stehenden Erdgasverteilnetzes zu entlasten. Das Erdgasverteilnetz kann die Batterie der
Zukunft sein“. Er verweist in diesem Zusammenhang auf Berechnungen, denen zufolge der Stromspeicherbedarf im Jahr 2020
bei 17 TWh und 2050 bereits in der Größenordnung von 50 TWh
liegen wird.
Im Lauf des bisherigen Betriebs zeigte sich, dass der Elektrolyseur flexibel gefahren werden kann. Zumindest grundsätzlich ist
es daher möglich, die Power-to-Gas-Technik auch für die Sekundärregelung zu benutzen. Wird zu viel (Öko-)Strom ins Stromnetz eingespeist, kann der Elektrolyseur diesen zur Wasserstoffproduktion verwenden. Der Wasserstoff steht dann im Gegenzug
wieder zur Stromproduktion zur Verfügung, wenn die Windparks
und Solaranlagen nicht ausreichen, um den Bedarf an elektrischer Energie zu decken. Die Pilotanlage der Mainova ist noch
bis Ende 2016 in Betrieb.
iNES managt das Netz
Neben der Stromerzeugung und -speicherung ist auch die
zukunftstaugliche Übertragung bzw. Verteilung elektrischer
Energie ein wichtiges Thema für die Mainova. Seit 2012 läuft
daher ihr Smart-Grid-Projekt „intelligentes Ortsnetzsystem“
(iNES). Bis Ende 2014 dienten die im Zuge des Projekts installierten 15 Messstationen in zwei Netzgebieten ausschließlich dazu,
das Netz zu überwachen. In den vergangenen Monaten begann
die Mainova, die iNES-Komponenten auch für die Netzsteuerung
zu nutzen. Dass dies prinzipiell möglich ist, wies das Unternehmen in einem Test mit zwei Testläufen nach.
In dessen Rahmen schloss die Mainova ein Dieselaggregat mit
630 kVA Leistung an das Niederspannungsnetz (230-kV-Netz) an
Foto: : Mainova
›Das Erdgasverteilnetz kann die Batterie
der Zukunft sein.‹
Im Heizkraftwerk Niederrad hat die Mainova
eine Power-to-Heat-Anlage installiert.
und fuhr es stufenweise hoch. Dadurch stieg die Spannung auf
240 kV, was zu einer kritischen Situation führte. Die iNESMesstechnik sowie das mit ihr verbundene autonome Analyseprogramm erkannten diese „Krise“ und „alarmierten“ einen
dezentralen Spannungsregler, der gegensteuerte und das Netz
wieder in einen stabilen Zustand brachte.
Laut Mainova ist es notwendig, die Netze auf Niederspannungsebene mit solch „intelligenter“ Technik auszurüsten, weil immer
mehr Strom aus dezentralen Anlagen auf Basis erneuerbarer
Energien eingespeist wird. Dies stellt die Netzbetreiber vor
große Herausforderungen, weil die Stromeinspeisung im Vergleich zur Vergangenheit schlecht vorhersehbar ist und – Stichwort Wind- sowie Solardargebot – stark schwanken kann. Den
bisherigen Erfahrungen zufolge reicht es aus, etwa zehn bis 15
Prozent der Netzknoten mit iNES-Hardware auszurüsten, um
einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten. Bereits in Entwicklung ist „iNES 2.0“. Damit soll dann auch das Mittelspannungsnetz intelligent werden.
Bei der Entwicklung und Einführung neuer Technologien im
Energiebereich sind freilich auch Unternehmen aus Österreich
erfolgreich beteiligt. Erst Ende März etwa zeichnete der Verbund-Konzern die Salzburger AB Mikroelektronik und ihren
Partner, die Universität Salzburg, für das Projekt „Vertical
Integrated Chip-Stack Power Module“ mit dem „Verbund-ENovation Award“ aus. Das Unternehmen entwickelte sowohl für
die Antriebstechnik als auch für Batterien ein Leistungsmodul
auf Aluminiumbasis. Damit lassen sich Elektronikkomponenten
erstmals auf Aluminium löten, womit, so der Verbund, „die
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COVERSTORY
Produktion von Elektrofahrzeugen günstiger und noch umweltschonender“ wird.
Die Linzer ECOP wiederum hat eine Hochtemperaturwärmepumpe für den Einsatz in der Prozessindustrie entwickelt, mit
der bis zu 150° C erreicht werden können. Das Gerät nutzt die
Abwärme industrieller Anlagen, vermindert dadurch den Bedarf
an Primärenergie und ermöglicht, Wärme sowie Kälte innerhalb
eines Arbeitslaufs parallel zur Verfügung zu stellen.
Auf das „Internet der Dinge“ setzt die Twingz aus Sulz im Wienerwald. Eines ihrer Produkte ist die App „Smart Energy“, mit
der sich der Energieeinsatz in Haushalten optimieren lässt. Das
Programm leitet Messdaten von Geräten im Haushalt, die Strom
verbrauchen, an ein Smartphone oder einen Tablet-Computer
weiter und macht Vorschläge, wie diese energieeffizienter
gesteuert werden können. Vergleichbare Anwendungen bietet
Twingz auch für Industrie und Gewerbe.
„FlatCloud“ für Smart Homes
Ein ähnliches Produkt hat die Wiener Flat-out-Technologies
entwickelt. Sie konzentriert sich auf Steuerungssoftware für
„Smart Homes“. Über die so genannte „FlatCloud“ können Smart
Homes mittels Tablets, Smartphones, PC sowie Smart-TV-Geräte
ferngesteuert werden. Auf die „FlatCloud“ lässt sich nach Angaben des Unternehmens mit jedem gängigen Internetbrowser
zugreifen.
Eher international unterwegs ist die WebLyzard des Wiener
Medientechnologen Arno Scharl und des Schweizer Informatikers Albert Weichselbraun. Ihre Technologie erlaubt das Filtern
relevanter Informationen aus großen Datenmengen aus OnlineQuellen und deren zielgerichtete Aufbereitung sowie Analyse. Zu
den wichtigsten Anwendungsbereichen gehören der Umweltsektor sowie die Energiewirtschaft. Unter anderem zählt die WebLyzard die US-amerikanische National Oceanic and Atmospheric
Administration (NOAA) sowie den Autokonzern BMW zu ihren
Kunden.
Bodenständiger geben sich dagegen die Geolyth Mineraltechnologie mit Sitz in Traun und der Wiener Dämmstoffhersteller
Spumix. Die Geolyth hat einen selbstaushärtenden Mineralschaum für die Füllung von Hohlziegeln und Hohlblocksteinen
erfunden. Ihr zufolge ist dieser für Neubauten – inklusive Passivhäuser – ebenso geeignet wie für thermische Sanierungen. Die
im Jänner 2014 gegründete Spumix wiederum arbeitet mit der
TU Wien zusammen und entwickelt mineralische Dämmmaterialien, die auf mikroporöser Schaumkeramik beruhen.
Interview
»Neue Energietechnologien
im Einsatz erprobt«
Peter Birkner, Mitglied des Vorstands von Mainova
zieht im Interview mit Oesterreichs Energie ein erstes
positives Resumeé über die Zukunftsprojekte seines
Unternehmens.
Oesterreichs Energie: Die Mainova nahm vor kurzem ihre
erste Power-to-Heat-Anlage in Betrieb. Wie sind die ersten
Erfahrungen?
Peter Birkner: Die Power-to-Heat-Anlage der Mainova am
Standort Niederrad läuft seit einigen Wochen erfolgreich im
Regelbetrieb. Aktuell wird sie zur Bereitstellung von Sekundärregelleistung eingesetzt. Die Maximalleistung liegt bei
acht MW und der Leistungsgradient ist aktuell auf 0,2
MW/s eingestellt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die
Anlage auf einen Kraftwerksstandort errichtet wurde und
Wechselwirkungen mit Generator und Dampfturbine nicht
gänzlich ausgeschlossen werden können. Eine kurzfristige
Verdopplung des Leistungsgradienten dürfte möglich sein.
Weiterhin ist geplant, dass die Anlage bei preiswertem
Börsenstrom auch im Dauerbetrieb eingesetzt wird und
dann in nennenswerten Umfang Fernwärme produziert.
Oesterreichs Energie: Planen Sie weitere Power-to-HeatAnlagen?
Peter Birkner: Eine weiter Power-to-Heat-Anlage mit
Wärmespeicher wird am Kraftwerksstandort Gutleutstraße
konzipiert. Aufgrund steuer- und abgaberechtlicher Regelungen können Power-to-Heat-Anlagen heute nur in
Nischen wirtschaftlich eingesetzt werden. Hierzu gehört
die Bereitstellung von Regelenergie oder der Einsatz an
einem nettoproduzierenden (Kraftwerks-)Standort. Der
Anschluss von Power-to-Heat-Anlagen an das öffentliche
Netz – wo diese Anlagen regenerativ erzeugten Überstrom
sinnvoll und systemdienlich abschöpfen könnten – ist in
den meisten Fällen betriebswirtschaftlich unmöglich, da
Power-to-Heat-Anlagen als Endverbraucher besteuert und
abgaberechtlich behandelt werden und nicht als systemrelevante Energiewandler deklariert werden und somit davon
freigestellt sind. Eine ausgereifte preiswerte Technik zur
Unterstützung der Energiewende bleibt damit außen vor.
Oesterreichs Energie: Seit rund einem Jahr betreibt die Mainova in Frankfurt eine Power-to-Gas-Demonstrationsanlage.
Wo sehen Sie die größten technischen Herausforderungen, um
solche Anlagen wirtschaftlich rentabel zu machen?
Peter Birkner: Die Power-to-Gas-Anlage in PEM-Technik
(Protonenaustauschmembran) läuft mittlerweile technisch
rund, nachdem einige Startschwierigkeiten gelöst waren.
Der maximale Wirkungsgrad der Wasserstofferzeugung
liegt bei 77 Prozent. Dies übertrifft unsere Erwartungen
und ist für eine First-of-its-kind-Anlage ein hervorragender Wert. Die Anlage ist um 20 Prozent überlastbar
und regelenergiefähig. Die optimale Betriebsdauer kann
ohne Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit zwischen 7000 h
und 8760 h variiert werden. Unter der Annahme, dass die
Abwärme als Nahwärme verkauft werden kann und
Erlöse aus der Vermarktung von Regelenergie generiert
werden können, ergibt sich ein Wasserstoffpreis, der um
etwa 40 Prozent über dem von industriell durch Dampfreformierung erzeugten Wasserstoff liegt.
Diese Differenz dürfte durch die zunehmende Massenproduktion der Protonenaustauschmembrane sowie der
zunehmenden Standardisierung der Komponenten in
kurzer Zeit aufgeholt sein. Um Wasserstoff zu Erdgaspreisen zu erzeugen und energetisch zu nutzen, sind die
Investitionskosten eines Elektrolyseurs etwa um einen
Faktor zehn zu senken. Dies ist für die kommenden zehn
Jahre durch Automatisierung der Produktion, Standardisierung der Bauweise und Massenproduktion zu erwarten.
Oesterreichs Energie: Das Power-to-Gas-Projekt läuft bis
2016. Haben Sie darüber hinausgehende Pläne hinsichtlich
des Einsatzes von Power-to-Gas?
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Zur
Person
Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner ist für die Bereiche Asset Netze und
Regulierung, Asset und Anlagenbau Erzeugung, Betrieb und
Instandhaltung Kraftwerke, Arbeitsmedizinischer Dienst,
Sicherheit und Umweltschutz, Innovations- und Wissensmanagement, Netzbetrieb, Straßenbeleuchtung und Energiedienste zuständig. Zudem lehrt er an der Uni Wuppertal.
Peter Birkner: Die Erweiterung der Elektrolyse um eine
Methanisierung reduziert den Gesamtwirkungsgrad deutlich und erhöht den Investitionsbedarf. Insoweit ist der
Einsatz dieser Technologie im Energiesystem auf das
erforderliche Maß zu begrenzen. Die Methanisierung
mittels des Sabatier-Verfahrens bedarf aktuell noch der
technischen Optimierung. Die Methanisierung in Form der
Kombination einer Biogasanlage mit einem Elektrolyseur
ist schon deutlich weiter entwickelt, stellt aber eine
Nischenlösung dar. Die Überlegungen zur weiteren Nutzung
des Elektrolyseurs sind aktuell noch nicht abgeschlossen.
Oesterreichs Energie: Seit Oktober 2012 erzeugt die Mainova
Strom mittels organischer Solarzellen. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen?
Peter Birkner: Die Pilotanlage zum Einsatz organischer
Solarzellen läuft seit 2012 erfolgreich. Die mechanische
Stabilität der Folienkonstruktion konnte nachgewiesen
werden. Der Nennwirkungsgrad in Höhe von 3 Prozent wird
erreicht; es zeigen sich keine Degenerierungseffekte. Diffuses
Licht wird ebenso in Strom umgewandelt wie direkte Sonneneinstrahlung. Mittlerweile könnten auf der Herstellerseite gegenüber der Pilotanlage große Fortschritte erzielt
werden. Die Lebensdauer der organischen Moleküle konnte
verlängert, die Struktur stabilisiert werden. Insbesondere
ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuchtigkeit wurde
erhöht. Mittlerweile gibt es organische Solarzellen auch in
mehreren Farbtönen. Erste größere Chargen mit einem
Wirkungsgrad im Bereich von fünf Prozent werden aktuell
ausgeliefert.
Foto: Mainova
COVERSTORY
12
COVERSTORY
Interview
»Wasserkraft bleibt
wichtigste Technologie
der Stromerzeugung«
Die Energiewirtschaft wird sich in den kommenden
Jahren durch die Trends zu erneuerbarer Energie und
Energieeffizienz, aber auch durch die IKT-Revolution stark
verändern, sagt Salzburg AG-Vorstand Leonhard Schitter.
Von Klaus Fischer
Oesterreichs Energie: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Stromerzeugungs-, Speicher-, Übertragungs- und
Verteilungstechnologien, mit denen sich die Energiewirtschaft
in den kommenden Jahren auseinanderzusetzen hat?
Leonhard Schitter: Vorweg ist zu sagen, dass sich bei den
derzeitigen Rahmenbedingungen Kraftwerksprojekte aller
Art kaum wirtschaftlich darstellen lassen. Für mich ist
Wasserkraft jedoch nach wie vor die wirtschaftlichste
Form der erneuerbaren Stromerzeugung über den
gesamten Lebenszyklus. Dies wird meines Erachtens auch
so bleiben. Denn Wasserkraft verbindet ökologische und
ökonomische Zielsetzungen gleichermaßen: Es wird völlig
CO2-frei und hocheffizient Strom produziert, und durch
bauliche Maßnahmen wie etwa Fischtreppen wird
gewährleistet, dass die Kraftwerke höchsten ökologischen
Ansprüchen genügen. Auch innerhalb der erneuerbaren
Stromerzeugung liegen die Mehrfachvorteile der Wasserkraft in Österreich klar auf der Hand, auch wenn aufgrund
der hohen Förderungen für etwa Fotovoltaik- und Windanlagen aktuell ein sehr ungünstiges Investitionsumfeld für
Wasserkraftwerke herrscht.
Einerseits werden diese durch garantierte Einspeisetarife
subventioniert, andererseits wird der Großhandelspreis
für Strom durch die verpflichtende Einspeisung von
Wind- und Fotovoltaikenergie künstlich gedrückt und
dadurch die Wasserkraft benachteiligt. Neben einem
Wirkungsgrad von über 90 Prozent bei der Energieumwandlung besticht die Wasserkraft auch mit einer konstanten Versorgung oder mit der höchsten Wirkung bei der
Förderung: Mit einem Euro Förderung aus dem Ökostromgesetz können 18 bis 21 kWh erzeugt werden.
›Speicherkraftwerke können einen Beitrag
zum Gelingen der Energiewende leisten.‹
Eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Wasserkraftprojekten könnte durch eine Nivellierung der Rahmenbedingungen erreicht werden, etwa auch durch eine temporäre Befreiung von Wasserkraftprojekten über fünf MW
von Systemnutzungsentgelten. Dazu braucht es aber auch
politische Antworten.
Die Projektliste von Oesterreichs Energie zeigt, dass
Potenzial in Österreich vorhanden wäre, mit welchem
zusätzlich bis zu 300.000 Haushalte versorgt und bis zu
890.000 t CO2 jährlich vermieden werden könnten. Daher
wird, gerade in Österreich, die Wasserkraft auch in den
nächsten Jahren die wichtigste Stromerzeugungstechnologie bleiben, auch wenn die Erzeugung aus Wind- und
Fotovoltaikanlagen richtigerweise an Bedeutung gewinnen
soll und wird.
COVERSTORY
13
Eine Möglichkeit sind virtuelle Kraftwerke, dabei werden
viele kleine Anlagen zu einem großen „virtuellen“ Kraftwerk zusammengeschaltet, mit diesem kann Regelenergie
zum Ausgleich von Netzschwankungen angeboten werden.
Dabei geht es um die Verbindung von Kraftwerkstechnik,
Energiehandels-Know-how und Kommunikationstechnologie. In diesem Bereich sind einige Unternehmen aktiv
und bieten für Drittkraftwerke den Zugang zum Regelenergiemarkt über einen virtuellen Kraftwerkspool an.
Große Batteriespeicher sind derzeit noch zu teuer, um
wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden zu können. Es
gibt aktuell jedoch kleinere Anwendungen von Batteriespeichern, zum Beispiel in Elektroautos, die durchaus jetzt
schon sinnvoll sind.
Bei den Übertragungs- und Verteilungstechnologien wird
das Thema Smart Grids an Bedeutung gewinnen.
Oesterreichs Energie: Laut dem britischen Marktforschungsund Beratungsunternehmen IHS ist die wichtigste Technologie, die in den kommenden Jahrzehnten die Wirtschaft
– inklusive Energiewirtschaft – prägen wird, das „Internet of
Everything“ als Weiterentwicklung des „Internet of Things“.
Teilen Sie diese Ansicht?
Leonhard Schitter: Auf jeden Fall. Ich denke, dass der
Trend, dass „everything“ in Zukunft online sein wird,
gerade auch die Energiewirtschaft sehr stark prägen wird.
Wenn also etwa der Kaffeebecher im Büro oder der Kühlschrank zuhause zu kommunizieren im Stande sind, dann
wird das gerade auch für unsere Branche einen wesentlichen Änderungsbedarf bedeuten.
Zur
Person
Dr. Leonhard Schitter, M.A. studierte Rechtswissenschaften
an der Universität Salzburg und absolvierte an der Fachhochschule Kufstein ein Masterstudium Europäische Energiewirtschaft. Er war unter anderem Referent im Büro der
beiden Salzburger Landeshauptleute Hans Katschthaler
und Franz Schausberger und in der Geschäftsführung der
Kaindl-Gruppe tätig. Seit 2012 ist er Vorstand der Salzburg
AG. Zudem ist er Mitglied des Präsidiums von Oesterreichs
Energie und seit kurzem Vorsitzender von Oesterreichs
Energie Forschung & Innovation.
Foto: Salzburg AG
Bei den Speichertechnologien sind Wasserkraftspeicher
von großer Bedeutung. Speicherkraftwerke haben eine
technisch ausgereifte Technologie, welche die Stromspeicherung in großem Leistungsumfang ermöglicht. Hier ist
Österreich durch seine topografischen Gegebenheiten
bevorzugt. Die österreichischen Speicherkraftwerke
können im Rahmen des gemeinsamen deutsch-österreichischen Strommarktes auch Überschussmengen aus
Deutschland speichern und somit einen Beitrag zum
Gelingen der Energiewende leisten. Außerdem kann mit
Speicherkraftwerken der kurzfristige Ausgleich von
Erzeugung und Verbrauch – Stichwort Regelenergie –
gewährleistet werden. Neben den Speicherkraftwerken
werden in den nächsten Jahren auch völlig neue Ansätze
genutzt, um den Flexibilitätsbedarf der Stromaufbringung sicherzustellen.
14
COVERSTORY
Studien gehen davon aus, dass 2020 rund 50 Mrd. Gegenstände vernetzt sein werden, die zum Beispiel über das
Smartphone miteinander verbunden sind. Im Bereich der
Energiewirtschaft werden die Komponenten von Erzeugung, Netz, Kunden und allenfalls Speichern in Zukunft
miteinander verknüpft sein und sich austauschen können.
So wird die Wärmepumpe in einem Haushalt künftig in
der Lage sein, Informationen vom Netzbetreiber zu
bekommen, wann ein optimaler Einsatzzeitpunkt für sie
ist. Das gilt im Grunde nach auch für das Laden von
Elektroautos, wie auch für die Bewirtschaftung von allfälligen dezentralen Speichern.
Aber auch innerhalb des Netzbetriebes werden die verschiedenen Komponenten dort (Smart Meters, regelbare
Trafostationen) mit dem derzeitigen Leitsystem verknüpft
werden und miteinander kommunizieren können. Damit
wird sichergestellt, dass auch in einer komplexer werdenden Energiewirtschaft die Versorgungssicherheit
gewahrt ist und auch die Kosten gedämpft werden können.
Der Risikofaktor der Datensicherheit muss hier natürlich
mitgedacht werden, hier müssen alle Anstrengungen
unternommen werden, um diese Herausforderung in den
Griff zu bekommen.
Oesterreichs Energie: Sind durch die Digitalisierung auch in
der E-Wirtschaft in den kommenden Jahren stärkere
Umbrüche zu erwarten?
Leonhard Schitter: Die Energiewirtschaft wird in den
kommenden Jahren zum einen durch die Trends zur
erneuerbaren Energie und Energieeffizienz verändert
werden, aber ebenso durch das Übergreifen der ‚IKTRevolution‘ auf die Energiewirtschaft. So wie die rasante
Entwicklung der IKT die gesamte Telekommunikationsbranche verändert hat, wird sie auch die Energiewirtschaft in den künftigen Jahren verändern. Ich gehe also
davon aus, dass der Energieversorger weitere Rollen, wie
etwa die eines Datenmanagers, übernehmen wird, der mit
Milliarden von Daten umzugehen hat.
Oesterreichs Energie: Was halten Sie von organischen Solarzellen? Einerseits sind diese flexibel einsetzbar und vergleichsweise billig. Andererseits ist der Wirkungsgrad mit
drei Prozent gegenüber herkömmlichen Solarzellen gering.
Welche Chancen sehen Sie für den Aufbau einer industriellen
Produktion organischer Solarzellen in Österreich?
Leonhard Schitter: Organische Solarzellen, also Solarzellen, die aus Werkstoffen der organischen Chemie (Kohlenwasserstoffverbindungen) bestehen, können auch ein
Baustein für die Energieversorgung der Zukunft sein. Vor
allem liegt der Fokus hier auf dem gebäudeintegrierten
Einsatz wie zum Beispiel bei Fassenden, Fenstern und
gestalterischen Elementen. Vor allem niedrigere Herstellungskosten und eine einfachere Handhabung können
organische Solarzellen besonders interessant machen.
Fortschritte in der Forschung gibt es zur Zeit bei den
Perowskit-Solarzellen. Erst kürzlich konnten südkoreanische Forscher einen Wirkungsgrad von über 20 Prozent
erreichen. Dies ist ein schöner Erfolg, da das Material erst
2009 für den Einsatz bei Solarzellen entdeckt wurde. Aber
auch bei diesem Hybridmaterial gilt es noch genug Herausforderungen zu lösen, wie zum Beispiel Wetterbeständigkeit oder Haltbarkeit.
›Österreich hat bei Forschung und Entwicklung einen ausgezeichneten Ruf.‹
Die Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie
verfolgen aktiv die aktuellen Forschungen. So hat etwa
unser Unternehmen über das Christian-Doppler-Labor
unter anderem die Forschung zu Sulfosalzen in der Energiegewinnung unterstützt.
Österreich hat auf jeden Fall Chancen, beim Aufbau einer
industriellen Produktion organischer Solarzellen vorne
mit dabei zu sein. Speziell im Bereich der Forschung und
Entwicklung hat Österreich einen ausgezeichneten Ruf.
Oesterreichs Energie: Die Mainova AG nahm kürzlich eine
Power-to-Heat-Anlage in Betrieb, um Ökostrom zwischenspeichern zu können. Führen auch Mitgliedsunternehmen von
Oesterreichs Energie Power-to-Heat-Projekte durch?
Leonhard Schitter: Wir haben selbst bei einem Heizkraftwerk eine Power-to-Heat-Anlage errichtet und diese im
Februar 2015 in Betrieb genommen. Wir waren damit bei
den ersten in Österreich, die in eine solche Anlage investiert haben. Eine Power-to-Heat-Anlage kann ein interessanter Baustein zur Optimierung und Flexibilisierung des
Gesamtsystems Fernwärme sein. Durch den Anstieg der
fluktuierenden erneuerbaren Energien wird der Regelenergiebedarf immer mehr ein Thema. Hier kann die Power-toHeat Anlage eingreifen.
Sie soll die Stromnetzstabilisierung sowie die Nutzung
und den Ausbau von erneuerbaren Energien durch negative Regelenergie unterstützen. Zusätzlich kann man
durch den Einsatz von Ökostrom fossile Energie ersetzen
und spart dadurch Emissionen ein. Mehrere Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie arbeiten am Einsatz
von Power-to-Heat-Anlagen.
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Foto: Verbund
COVERSTORY
Die Wasserkraft ist die bei weitem Wirtschaftlichste Form der erneuerbaren Energien.
Im Bild das Donaukraftwerk Ottensheim, an dem die Salzburg AG Strombezugsrechte besitzt.
Oesterreichs Energie: Welche Bedeutung sehen Sie bei Powerto-Gas-Technologien für die österreichische E-Wirtschaft?
Leonhard Schitter: Die Power-to-Gas-Technologie wurde
in Versuchsanlagen bereits getestet, eine wirtschaftlich
sinnvolle Nutzung dieser Technologie in größerem Stil ist
derzeit jedoch noch nicht möglich. Anwendungsmöglichkeiten für die österreichische E-Wirtschaft sehe ich derzeit daher nur sehr eingeschränkt.
Oesterreichs Energie: Wird die Entwicklung innovativer
Technologien im Bereich Energieversorgung in Österreich
ausreichend gefördert? Was wären Ihre wichtigsten diesbezüglichen Verbesserungswünsche?
Leonhard Schitter: Österreich liegt, was die Themen
Innovation, Forschung und Entwicklung in der Energieversorgung betrifft, europaweit im Spitzenfeld. Es muss
penibel darauf geachtet werden, hier „State of the art“ zu
bleiben. Man darf hier auf keinen Fall den Anschluss
verlieren. Vor allem muss in der Zukunft noch stärker in
die Felder Speichertechnologien, virtuelle Verbraucher
bzw. Kraftwerke und E-Mobilität investiert werden. Nur
so kann Österreich langfristig im Bereich innovativer
Technologien punkten.
Oesterreichs Energie: Bietet das derzeitige Regulierungsregime
für die Netztarife ausreichende Möglichkeiten, Innovationen wie
eben die Entwicklung von Smart Grids zu finanzieren?
Leonhard Schitter: Das derzeitige Regulierungsregime
ist sehr stark „asset-basiert“, das heißt Investitionen
in die „Hardware“ wie etwa 30-KV-Leitungen oder Trafostationen werden dem Netzbetreiber inklusive einem
Investitionsfaktor abgegolten. Investitionen in „Software“
werden hingegen nicht so behandelt, sondern werden in
der Regel nur mit Effizienzabschlägen anerkannt. Daher
ergibt sich derzeit kein besonderer Anreiz für einen Netzbetreiber, wenn er in Smart-Grids-Technologie investiert.
Ein Manko des derzeitigen Regulierungsregimes besteht
darin, dass Kostenersparnisse, die durch die Entwicklung
von Smart-Grids-Lösungen, welche etwa gemeinsam mit
Kunden lukriert werden können, nicht oder nur in Ausnahmefällen an diese Kunden weitergegeben werden können.
Der E-Control sind diese Restriktionen im derzeitigen
Regulierungsregime allerdings bewusst und es gibt sehr
konstruktive Gespräche, das künftige Regulierungsregime
‚Smart-Grids-freundlicher‘ auszugestalten. Insofern gibt
es hier noch Diskussions- und Aufholbedarf.
Österreichische Netzbetreiber denken aber nachhaltig
und eigeninitiativ in die Zukunft. Es gibt bereits zahlreiche Smart Grids-Zukunftsprojekte in Österreich, die
in Pionier- und Modellregionen wie in Vorarlberg und
Oberösterreich getestet werden. Auch Salzburg ist seit
2009 Modellregion für Smart Grids.
16
POLITIK
Fairness für alle
Fotovoltaik boomt. Ihr weiterer Ausbau verändert allerdings Spielregeln und Kosten
für Stromkunden ganz entscheidend – die Folgen dieser Entwicklung standen im
Mittelpunkt des ersten Trendforums von Oesterreichs Energie im heurigen Jahr.
Von Harald Hornacek
F
„
airer Strom für alle – ist eine sozial gerechte Energiewende möglich?“ Unter diesem Motto stand im März das
Trendforum von Oesterreichs Energie. Branchen- und Energiemarktexperten diskutierten vor rund 140 Besuchern in Wien
aktuelle und künftige Fragen einer sozial ausgewogenen und
möglichst verursachergerechten Ausgestaltung der Stromnetzfinanzierung. Denn gerade durch den vermehrten Ausbau der
erneuerbaren Energien gelangt das Thema des Netzausbaus in
den Mittelpunkt – und, damit verbunden, vor allem die Frage:
Wer soll die Kosten dafür tragen?
„Die Energiewende in Europa wird nur gelingen, wenn es
möglichst wenige Verlierer gibt“, unterstrich Barbara Schmidt,
Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, gleich zu Beginn
der Veranstaltung. Bis 2020 ist mit einem massiven Ausbau der
Fotovoltaik in Österreich zu rechnen. Allein die Erfüllung der
Ziele der Energiestrategie von 2010 würde einen Netzzugang
von 1200 MW aus der Fotovoltaik-Produktion bringen, was
umgerechnet 200.000 Klein-Fotovoltaik-Anlagen entsprechen
würde. „Diese müssen an das Verteilernetz angeschlossen
werden und sorgen damit für eine Mehrbelastung der Netze,
die wiederum hohe Investitionen erfordern wird und Auswirkungen auf die Netzfinanzierung hat“, so Schmidt. Oesterreichs
Energie plädiert deshalb dafür, die finanziellen Folgewirkungen der Energiewende frühzeitig zu diskutieren. Schmidt: „Man
muss klar aufzeigen, wer von den Veränderungen profitiert und
wem daraus Belastungen erwachsen, damit man auf Basis
dieser Erkenntnisse im Rahmen einer sachlichen Diskussion zu
einer fairen Verteilung der Kosten kommen kann.“
Die Netzausbau-Kosten müssten gerecht verteilt werden. Denn
allein die Umsetzung der Fotovoltaikleistung auf Basis der
Energiestrategie würde beispielsweise die Verstärkung von
3000 km Niederspannungsnetzen, den Zubau von 300 MVA
POLITIK
01
17
02
03
01 Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie,
eröffnete das Trendforum.
02 Schlussfolgerungen durch
Dipl.-Ing. Wolfgang Anzengruber,
Präsident Oesterreichs Energie.
03 Dipl.-Ing. Günter Pauritsch,
Leiter des Center Energiewirtschaft,
Infrastruktur und Energiepartnerschaften Austrian Energy Agency.
04 Am Podium: v. l. n. r.: Mag. Martin
Graf MBA, Vorstand E-Control
Austria; Ing. Mag. Peter Koren,
Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung; Bundesminister
Rudolf Hundstorfer; Dipl.-Ing. Dr.
Franz Strempfl, Geschäftsführer
Stromnetz Steiermark GmbH,
Spartensprecher Netze Oesterreichs
Energie: Dr. Ing. Wolfgang Fritz,
Geschäftsführer Consentec
Foto: Oesterreichs Energie/Christian Fischer
04
18
POLITIK
Trafoleistung und einen Finanzierungsbedarf von bis zu 300
Mio. Euro auslösen. Doch wer soll das bezahlen, wer soll
generell die dringend nötigen Investitionen in die Netze tragen? Und wie gerecht ist es, wenn Fotovoltaikanlagenbetreiber
zwar ihre eigenen Kosten senken, dafür aber die Allgemeinheit
belasten?
Laut einer Berechnung der Austrian Energy Agency (AEA) im
Auftrag von Oesterreichs Energie bezahlen die Bewohner
eines Einfamilienhauses mit einem Jahresverbrauch von
4500 kWh Strom im Schnitt 895 Euro für Strom. Davon entfallen 308 Euro auf die Energie, 237 Euro auf die Netzkosten,
217 Euro kassiert der Staat an Abgaben und Gebühren,
33 Euro gehen als Verbrauchsabgabe an die Gemeinde, und
der Rest fällt für die Ökostromförderung an.
Installiert man nun auf diesem Haus eine Fotovoltaikanlage
mit vier KWpeak, verändert sich die Stromrechnung deutlich:
Der Haushalt speist rund 2800 kWh pro Jahr Strom ins Netz
ein und bezieht 3300 kWh Strom aus dem Netz. Dass mehr als
die Hälfte des selbst erzeugten Stroms eingespeist wird, liegt
vor allem daran, dass der größte Stromverbrauch des Haushalts nicht zu jenen Zeiten stattfindet, wo die Fotovoltaikanlage
die größte Leistung bietet. „In der Stromrechnung ergibt sich
daraus, dass der Haushalt mit einer Fotovoltaikanlage um
51 Euro weniger an Netzgebühren zahlt als bisher und sich
zudem 76 Euro an Ökostromförderung und Abgaben erspart.
›Das Ziel ist eine Dekarbonisierung der
Stromerzeugung.‹
Das hat keinen Einfluss auf die Finanzierung der Netzbetreiber.
Ihre regulierten Kosten müssen dann in zunehmendem Ausmaß
von den anderen Stromkunden gezahlt werden“, erklärte
Günter Pauritsch, Leiter Center Energiewirtschaft, Infrastruktur, Energiepartnerschaften in der AEA. Haushalte ohne Fotovoltaik müssten damit auch die steigenden Anteile der Netzkosten und der Ökostromförderung schultern, und dies im
Lichte eines stark zunehmenden Ausbaus der Fotovoltaik. „Von
2011–2013 gab es fast eine Verdreifachung der Leistung auf
760 MW im Jahr 2014“, so Pauritsch, „bis 2020 gehen wir von
rund 1300 MW aus.“ Mithin fast eine weitere Verdoppelung im
Vergleich zu heute also. Eben das erfordere, rechnet man den
zusätzlichen Kapazitätsbedarf im Netz hinzu, Investitionen in
Höhe von rund 300 Mio. Euro. „Die Energieerzeuger erzeugen
Druck auf die Allgemeinheit“, meinte Pauritsch, der einen
Sozialisierungsbedarf“ bei den Kosten feststellte.
Am gerechtesten wäre es, bei den Mehrkosten der Eigenerzeugung anzusetzen, meinte Consentec (D)-Geschäftsführer
Wolfgang Fritz. „Bei abnehmendem Energieverbrauch, aber
einer Erhöhung der Netzleistung, könnten Leistungs- oder
Grundpreise erhöht werden. Allerdings muss im Sinne der
Verteilungswirkung beachtet werden, dass es vor allem für
Haushalte mit geringem Energieverbrauch teurer würde.“
Es mache keinen Sinn, Verbraucher dazu zu animieren, mehr
Strom zu verbrauchen, um so wieder gleichbleibende Netzkosten
zu erzielen. „Man könnte die Preise auch stärker an der vertraglichen Leistung anlehnen – aber letzten Endes wird es nur über
höhere Grundpreise zu einem Ausgleich kommen können.“
Das Netz wird nicht billiger
Durch die in den nächsten Jahren vorgesehene Einführung
von Smart Meter könnten auch flexible Leistungsentnahmen
oder -einspeisungen entsprechend bepreist werden. Klar sei
jedenfalls, so Fritz, dass das Netz „nicht billiger wird, im
Gegenteil“. Daher seien, das zeige sich in Deutschland sehr
deutlich, „großräumige Gerechtigkeit“ gefordert. Denn gerade
wenn der Netzausbau regional stark forciert werden müsse –
etwa in Gegenden, in denen es besonders viele Fotovoltaikanlagen gibt –, dann würden bestimmte Gebiete und deren
Einwohner überproportional an den Kosten beteiligt. Das sei
aber nicht im Sinne der Energiewende und der Kostenfairness. Das müsse man ehrlich vermitteln, hier sei vor allem die
Politik gefragt. „Kostenblöcke verteilen bringt immer Gewinner und Verlierer“, stellte Fritz fest, „das muss man aber auch
den Verursachern der Kosten klar machen.“
Zumal man in Deutschland bereits einige Erfahrungen mit
einem Übermaß an erneuerbaren Energien hat: Bei unseren
Nachbarn waren Ende 2014 insgesamt 38,5 Gigawatt Leistung an Fotovoltaik installiert. Damit deckte die Fotovoltaik
laut Zahlen des BDEW mit einer Stromerzeugung von 35,2
TWh rund 6,9 Prozent des Strombedarfs. Alle erneuerbaren
Energien kamen zusammen auf rund 31 Prozent. Das Problem für die Netze zeigte sich im Sommer 2013, als besonders
schönes Wetter herrscht: Die Solareinspeisung in Deutschland kletterte kurzfristig auf 56 Prozent der Netzlast. Derartige PV-Anteile werden in naher Zukunft auch in Österreich
zu erwarten sein.
Künftige Tarifmodelle entwickeln
Für E-Control Austria-Vorstand Martin Graf hat Österreich
viele Hausaufgaben zur Lösung der Kostenverteilungsgerechtigkeit bereits gemacht: „Jetzt müssen zukünftige Netztarifmodelle entwickelt werden, wobei eine Grundgebührenerhöhung allein zu wenig wäre. Wir müssen Tarifmodelle der
POLITIK
19
01
01 V. l. n. r.: Dip.-Ing. Dr. Franz Strempfl, Geschäftsführer Stromnetz
Steiermark GmbH, Spartensprecher Netze Oesterreichs Energie;
Mag. Martin Graf MBA, Vorstand E-Control Austria; Dipl.-Ing. Wolfgang
Anzengruber, Präsident Oesterreichs Energie; Dr. Barbara Schmidt,
Generalsekretärin Oesterreichs Energie; Ing. Mag. Peter Koren, VizeGeneralsekretär der Industriellenvereinigung; Bundesminister Rudolf
Hundstorfer; Dr.-Ing. Wolfgang Fritz, Geschäftsführer Consentec.
02 Get-together: Nach den Diskussionen am Podium war noch lange
nicht Schluss mit dem Meinungsaustausch.
03 Mit großem Interesse folgten 140 Besucher den Ausführungen
der Experten.
04 Energie Burgenland-Vorstandsdirektor Dr. Alois Ecker (li) im
Gespräch mit EVN-Vorstandssprecher Dipl.-Ing. Dr. Peter Layr (re).
02
Foto: Oesterreichs Energie/Christian Fischer
04
03
20
POLITIK
Zukunft entwickeln. Es ist positiv, wenn diese Diskussion
schon sehr früh beginnt.“ Die Verteilungsfrage betreffe ja
auch Industrie oder Erzeuger.
halte derzeit 55 Prozent der Netzkosten, verbrauchen aber nur
25 Prozent der Energie. „Ist das gerecht?“, fragte Hundstorfer.
Die etwaige Erhöhung der Grundgebühr sei natürlich auch eine
soziale Frage. Graf warnte jedoch davor, „mit Kanonen auf
Spatzen zu schießen“. Die E-Control sei mit dem gültigen
Tarifmodell an sich zufrieden, es seien nun aber Verhandlungen über künftige Netztarifmodelle und die Kostenverteilung
– die beispielsweise auch eine Echtzeittarifierung inkludieren
könnten – aufzunehmen.
Investitionen für die Allgemeinheit
Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung
(IV), kritisierte die Auswirkungen der „unseligen Energiewende“,
die „konzeptlos und über Nacht“ in Deutschland eingeführt
worden sei. In Österreich hätten Stromkunden seit der Liberalisierung mehr als zehn Mrd. Euro an Kosten gespart, auch im
Gasbereich sei es rund eine Mrd. Euro. Die Netze spielen, so
Koren, „eine zentrale Rolle für die Versorgungssicherheit“.
Dennoch müsse die Frage, wer am Ende bezahle, geklärt werden.
„Vielleicht funktioniert die Versorgung sogar zu gut“, merkte
Koren an. Daraus folge, dass Konsumenten die Notwendigkeit
von Investitionen in die Netze gar nicht bewusst sei.
Für künftige Überlegungen fordert Koren vor allem Kostentransparenz und die Entwicklung von Kostenmodellen, aber
auch eine Weiterentwicklung des Unbundling. Er sieht den
Diskussionsbeginn als „richtigen ersten Schritt auf einem
langen Weg“ zu neuen Modellen. Und er werde auch in dieser
Frage die „Allianz der Zahler“ bemühen, um klar aufzuzeigen,
wer eigentlich die Kosten trage – und wer nicht.
Fairness als sozialer Faktor
Sozialminister Rudolf Hundstorfer unterstützte die Forderung
nach einer klaren Offenlegung, und zwar sowohl in seiner
Eigenschaft als Arbeitsminister als auch als Minister für den
Konsumentenschutz. „Die Industrie braucht gute Preise, aber
wir haben auch viele Menschen in Österreich, die armutsgefährdet sind und faire Strompreise brauchen“, meinte Hundstorfer.
Man müsse Energie zu vernünftigen Konditionen zur Verfügung
stellen, wobei auch die Weiterentwicklung der Netze in Bezug
auf Versorgungssicherheit ein zentrales Thema sei. „Wir werden
den Netzausbau zusammenbringen müssen, das muss auch
Salzburg irgendwann einmal einsehen“, meinte der Minister
pointiert. In der Frage des Fotovoltaikausbaus merkte Hundstorfer an, dass allein die Möglichkeit dazu schon nicht gerecht
wäre: „Wir haben hier nun einmal ein Stadt-Land-Gefälle“, so
der Minister, „und es gibt auch unterschiedliche Förderungen je
Bundesland.“ Nicht zuletzt, so Hundstorfer, zahlen die Haus-
Franz Strempfl, Spartensprecher Netze von Oesterreichs Energie,
ist überzeugt, dass „zwei Drittel aller Österreicher mehr Energie
aus erneuerbarer Erzeugung wollen“. Nachsatz: „Aber wer
bezahlt das?“ In die Netze müssen bis 2020 rund acht Mrd. Euro
investiert werden, davon allein 2,5 Mrd. in das Übertragungsnetz.
„Wir dürfen die Kosten, die aus der Strom- bzw. Energiewende
entstehen, nicht solidarisieren“, so Strempfl. Fairness wäre daher
im Prinzip nur zu erreichen, „wenn diese Kosten, die ansonsten
auf die Allgemeinheit umverteilt werden, in die Grundgebühren
eingebaut werden.“ Auch der Staat werde wahrscheinlich über
kurz oder lang Wege suchen, die Steuerausfälle auszugleichen.
Denn die Kunden würden bei der Installation einer Fotovoltaikanlage in der Regel wohl weniger die CO2-Einsparung im Fokus
haben als die Kostenreduktion ihrer Strompreise.
›Zwei Drittel aller Österreicher wollen mehr
Energie aus erneuerbarer Erzeugung.‹
Zudem sind Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien
„sehr gut gefördert“, große Anlagen hätten überdurchschnittlich hohe Renditen. Aber wenn in der Steiermark heuer die
Netztarife erstmals seit vielen Jahren um 5,5 Prozent erhöht
werden, gäbe es einen großen Aufschrei. „Im Schnitt sprechen
wir hier von einer Mehrbelastung von 90 Cent pro Monat“,
relativierte Strempfl, „aufs Jahr gerechnet sind das vier Seidel
Bier.“ Man müsse den Menschen in Österreich klar machen,
dass die Investition ins Netz wertvoll sei: „Die Industrie
schätzt Versorgungssicherheit, die Menschen daheim auch. Wir
müssen in die Netze investieren, das kostet Geld, aber wir alle
bekommen auch etwas dafür.“
In seinem Schlusswort hielt Wolfgang Anzengruber, Präsident
von Oesterreichs Energie, fest: „Die Lösung dieser Fragen wird
nicht trivial – und sie wird uns die nächsten Jahre noch
beschäftigen. Wenn wir von Energiewende sprechen, meinen
wir eigentlich eine Stromwende – obwohl Strom nur 20 Prozent
der Energie ausmacht, die wir in Österreich insgesamt benötigen.“ Das Ziel sei eine Dekarbonisierung der Stromerzeugung,
so Anzengruber weiter. „Aber es muss auch allen klar sein: Die
erneuerbaren Energien gibt es nicht umsonst, die kosten auch
etwas. Und acht Mrd. Euro Investitionskosten in die Netze
werden letzten Endes die Kunden bezahlen müssen.“ Das Ziel
von Oesterreichs Energie sei es, hier nach dem Verursacherprinzip vorzugehen, betonte Anzengruber.
KOMMENTAR
21
Kommentar
von Dkfm. Milan Frühbauer
In der Philosophie kennt man den Begriff
von der „Sinnhaftigkeit des Vergeblichen“. Doch gibt es auch das Vergebliche,
das letztlich doch Sinn macht?
Vor dieser Frage steht man immer dann,
wenn wieder irgendwo ein Politiker
vollmundig ankündigt, man werde jetzt
den Leistungskatalog der öffentlichen
Hand gründlich durchforsten. Diese
Ankündigung ist vornehmlich am
Beginn von Legislaturperioden, bei
Regierungserklärungen sowie bei der
Präsentation von Parteiprogrammen
meist bürgerlicher Gruppierungen sehr
beliebt. Denn nur bei Neudefinition der
Aufgabenstellung seien überhaupt
nachhaltige Einsparungen bei den
Ausgaben von Bund, Ländern und
Gemeinden möglich.
Jeweils einmal pro Dekade nimmt man
das Thema besonders ernst und beruft
einen Verfassungskonvent ein. Dort
ringen dann die Repräsentanten des
rigiden Föderalismus mit Experten aus
Politologie und Betriebswirtschaft um
ein Reformwerk. Das Ergebnis ist
jeweils sattsam bekannt: Die Verfassungskonvente zählen hierzulande zu
den Hochämtern der Kultur des Scheiterns – auf höchstem intellektuellen
Niveau.
Doch auch im operativen Alltag der
Politik gibt es immer wieder Ankündigungen, man werde das Leistungsspektrum kritisch analysieren. Das
reicht dann vom Versprechen nach
der Durchkämmung des Subventionsdschungels bis zur verbindlichen Erklärung, man werde die Bürokratien der
Schulverwaltung verflachen, die Länderkompetenzen durchforsten, die Bauord-
nungen vereinheitlichen oder das
Gewerberecht entrümpeln.
In der Sozialpolitik haben mittlerweile
selbst Experten den Überblick über die
diversen Fördermaßnahmen und Unterstützungen verloren, die von den
Gebietskörperschaften an Hunderte von
jeweils speziell definierten „Empfängergruppen“ gehen.
 Dkfm. Milan Frühbauer
langjähriger Chefredakteur der Wochenzeitschrift „Industrie“, Journalist
und Universitätslektor für
Öffentlichkeitsarbeit
Die längste Bank
der Politik
Aber eines ist sicher: Die nächste
Ankündigung des nunmehr ernsthaft
anzugehenden Hinterfragens aller
öffentlichen Leistungen auf ihre Sinnhaftigkeit und langfristige Finanzierbarkeit kommt bestimmt.
Das Verschieben von Problemen auf
die vielgeschmähte lange Bank ist das
Wesensmerkmal heimischer Politik.
Die Pensionsproblematik ist eines der
plastischsten Beispiele in diesem Zusammenhang. Verwaltungsreform und
Neudefinition der öffentlichen Leistungsumfänge sind jedoch auf die längste Bank
verschoben worden, die der öffentlichen
Hand hierzulande zur Verfügung steht.
„Doch lieb’ Vaterland, magst ruhig sein!“
Der nächste Verfassungskonvent kommt
bestimmt. Spätestens dann, wenn die
Staatsschulden die 90-Prozent-Marke
des Bruttoinlandsproduktes passiert
haben. Als Beispiel für die „Sinnhaftigkeit des Vergeblichen“.
22
BRENNPUNKT EUROPA
Reform des Emissionshandels:
Umstrittene Marktstabilitätsreserve in der Zielgeraden?
Die Verhandlungen zwischen den
EU-Institutionen sind Ende März gestartet.
Von Ralf Pastleitner
Basierend auf dem Vorschlag der
Europäischen Kommission vom Jänner
2014 wurde am 24. Feber 2015 über die
Annahme eines Berichtes zur Einführung und Inanspruchnahme einer
Marktstabilitätsreserve (MSR) und
die Änderung der Richtlinie 2003/87/
EG im Ausschuss für Umweltfragen,
öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) des Europäischen
Parlaments abgestimmt. Aufgrund der
deutlichen Zustimmung im Ausschuss
erhielt der zuständige Europaabgeordnete Ivo Belet aus Belgien das Mandat
des Parlaments, in Verhandlungen mit
den Mitgliedstaaten und der Kommission einzutreten.
Info
Dr. Ralf Pastleitner ist Leiter des
Brüsseler Büros von Oesterreichs
Energie und berichtet in dieser
Rubrik über die aktuellen Themen
aus der EU-Zentrale. Oesterreichs
Energie garantiert mit einem
starken Team und einer effizienten
Branchenvertretung in Brüssel,
dass die Stimme der österreichischen E-Wirtschaft in der EU gehört wird und Entscheidungen im
Sinne der Branche getroffen
werden.
Kurz darauf konnte auch die Lettische
Ratspräsidentschaft eine gemeinsame
Position der Mitgliedstaaten zur Marktstabilitätsreserve vermelden: Am 25.
März 2015 einigten sich die ständigen
Vertreter der Mitgliedstaaten auf ein
Dokument, das die Grundlage für die
Gespräche mit dem Europäischen
Parlament sein wird.
Einführungsdatum strittig
Während der ENVI für eine Anwendung
der MSR ab Dezember 2018 gestimmt
hatte, vertritt der Rat die Ansicht,
dass diese erst ab dem Jahr 2021 ihre
Funktion aufnehmen soll, so wie es
die Kommission ursprünglich vorschlug. Der Rat spricht sich außerdem
dafür aus, die im Rahmen des Backloading zurückgestellten Zertifikate
direkt der Reserve zuzuführen. Hierbei
handelt es sich um ca. 900 Mio. Emissionszertifikate. Diese Ratsposition
bildet die Basis für die bevorstehenden
Verhandlungen mit Parlament und Kommission, deren Start für 30. März 2015
angesetzt war.
Informellen Informationen zufolge
sollen bei diesem Treffen sowohl die
Delegation des Rates als auch jene des
Europäischen Parlaments in Hinblick
auf ihre jeweiligen Positionen zum Einführungsdatum der MSR wenig Bereitschaft zum Einlenken gezeigt haben.
Weitere Termine sind im Mai 2015
geplant, sodass eine Einigung der
EU-Institutionen zur MSR noch unter
Lettischer Ratspräsidentschaft dennoch
nicht auszuschließen ist.
Unter den 28 Mitgliedstaaten existierte
bis zuletzt eine ausgeprägte Ost-WestTrennung, betreffend das erwünschte
Startdatum der MSR. Während sich
Deutschland, das Vereinigte Königreich
und eine Gruppe anderer westeuropäischer Mitgliedstaaten für einen
möglichst frühen Start aussprachen,
waren Polen und weitere Staaten aus
Osteuropa strikt dagegen. Nun wird die
Lettische Ratspräsidentschaft von den
Mitgliedstaaten in herausfordernde
Verhandlungen entsendet, bei denen
es gilt, die stark voneinander abweichenden Standpunkte des Parlaments
und des Rates in einem Kompromiss zu
vereinen.
Nach einer Einigung über die MSR soll
in einem nächsten Schritt – voraussichtlich noch 2015 – die Reform weiterer
Elemente des Emissionszertifikate-Handels, unter anderem der Carbon Leakage-Regelungen, folgen.
POLITIK
23
Kurzmeldungen
Politik
Deutschland will zur langfristigen
Sicherung der Stromversorgung etwa
acht größere Kraftwerke unter Vertrag
nehmen. Angesichts wachsender aber
schwankender Ökostrom-Mengen
sollten 4000 MW Leistung zum Schutz
gegen Black-outs als Reserve dauerhaft bereitstehen, heißt es in einem Papier des deutschen Wirtschaftsministeriums.
Die Anlagen sollen dem Staat in einer Ausschreibung angeboten werden, aber im
Besitz der Energieunternehmen bleiben. Die älteren Kraftwerke dürfen dann voraussichtlich nicht mehr für den Markt produzieren. Generell hält das Ministerium die
Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Reserve zum Einsatz kommt, für gering. Selbst
für die Jahre 2021 bis 2025, wenn also die letzten AKW vom Netz sind, gehe man von
einer Versorgungssicherheit von nahezu 100 Prozent aus, heißt es. Die Kapazitätsreserve sei vielmehr „ein Hosenträger zum Gürtel“, heißt es in dem Papier.
Schweizer lehnen
Energiesteuer ab
Türkei – Bau einer neuen
Gaspipeline
Mit mehr als 90 Prozent der Stimmen
haben die Schweizer Anfang März in
einem Referendum eine von den Grünliberalen eingebrachte Energiesteuer
abgelehnt. Ziel war, dass die Mehrwertsteuer durch eine Energieabgabe ersetzt
wird. Dadurch wären die Benzinpreise
gestiegen, was die Wähler deutlich
ablehnten.
Die Türkei hat mit dem Bau einer neuen
Gas-Pipeline begonnen, die Erdgas aus
Aserbaidschan über Georgien und die
Türkei nach Europa bringen soll. Das
erste Gas soll in drei Jahren fließen.
Die nun begonnene 1850 km lange
Transanatolische Erdgas-Pipeline
(Tanap) führt von der türkischen
Ostgrenze zum europäischen Teil des
Landes. Sie bildet den Anschluss zu
einer weiteren bereits existierenden
Pipeline vom Kaspischen Meer in die
Osttürkei. Im Westen soll der Weitertransport über Griechenland, Albanien
und über eine Pipeline durch die Adria
bis nach Italien sichergestellt werden.
Im Endausbau könnte Tanap rund 500
Mrd. m3 Erdgas im Jahr decken.
Trotz des Scheiterns des Vorhabens sind
die Schweizer nicht vor neuen Umweltabgaben gefeit: Die Regierung arbeitet
an einem Maßnahmenpaket für ihre
Energiepolitik, wobei neue Abgaben
möglich sind. Diese müssten vom Parlament abgesegnet sein und könnten zu
einer Volksabstimmung führen.
Masterplan für Oberösterreich
Oberösterreich bekommt einen Wasserkraft-Masterplan. In einer Potenzialanalyse wurden 1240 km an 30 Flüssen
untersucht und die ökologische
Eignung bewertet. Laut dieser Analyse
sind noch 250 km theoretisch nutzbar.
Um keine Staukette zu erzeugen, soll
jedoch nur ein Fünftel herangezogen
werden. 352 km der Flüsse sind bereits
als Staukette zu werten. Die übrigen
Abschnitte wurden nach dem „Ampelsystem“ unterteilt: Grün steht für
wenig sensible Bereiche. Sie machen
25 km aus, 7,7 davon sind bereits
verbaut. 349 km wurden als gelb – also
unter Bedingungen heranziehbar –
ausgewiesen, 111 davon sind bisher
genutzt. Rote Strecken (513 km) seien
gewässerökologisch zu sensibel für
neue Anlagen, heißt es. Die Ampelkennzeichnung ist allerdings nicht
verbindlich. Der Masterplan zeigt
Projektwerbern aber, wo sie etwa mit
höheren Auflagen zu rechnen haben.
Foto: Verbund
Foto: E.ON
Kraftwerke als Reserve
gegen Black-out
24
POLITIK
Interview
»Klare Ansage aus
Kärnten«
„Ich bin sehr dafür, dass sich die Regulierungsbehörde,
wie im Regierungsprogramm geplant, wieder auf das
konzentriert, was ihre ursprüngliche Aufgabe ist“, erklärt
Kelag-Vorstandsdirektor Manfred Freitag.
Von Ernst Brandstetter
Oesterreichs Energie: Sie sind seit Mitte 2013 Vorstand
der Kelag und seit Anfang 2015, gemeinsam mit Armin
Wiersma, für das Gesamtunternehmen verantwortlich. Was
hat sich für Sie mit Jahreswechsel und dem offiziellen Ausscheiden des bisherigen Vorstandssprechers Hermann Egger
verändert?
Manfred Freitag: Das Ausscheiden von Hermann Egger
zum Jahreswechsel bedeutete für die Kelag sicher das
Ende einer langen Ära. Organisatorisch war es aber nicht
der ‚Big Bang‘, den viele vielleicht vermuten würden,
sondern es war langfristig vorbereitet und geplant. Ich
wurde ja schon früher in den Vorstand berufen, und wir
hatten fast ein ganzes Jahr Zeit für eine geordnete Übergabe. Auch für mich, aber vor allem für die Kelag, war es
von Vorteil, dass ich mich dadurch intensiv einarbeiten
konnte.
Oesterreichs Energie: Von der Qualifikation her sind Sie
Ingenieur und haben zuletzt vor allem im Bereich Infrastrukturvorhaben und Erzeugung gearbeitet. Wo sehen Sie aktuell
den Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit?
Manfred Freitag: Meine Tätigkeit als Ingenieur in den
vergangenen Jahren hilft mir sehr, auch wenn ich jetzt vor
allem strategisch gefordert bin. Jede Strategie kann nicht
allein auf Theorien aufbauen, sondern muss auch auf der
Praxis basieren. Meine Erfahrungen als Projektmanager,
bei Behördenkontakten, aus Gesprächen mit der Bevölke-
rung und die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen
von Projekten gibt mir wichtiges Rüstzeug für
meine Arbeit.
Oesterreichs Energie: Welche Rolle kann ein Unternehmen
wie die Kelag spielen?
Manfred Freitag: Als Landesenergieversorger ist es unser
wichtigster Bonus, den Menschen ein verlässlicher Partner
zu sein. Wir müssen aber aufzeigen, dass es nicht so
selbstverständlich ist, wie manche glauben, dass es Versorgungssicherheit und -qualität gibt. Dahinter steckt
harte Arbeit von vielen Menschen. Das gilt es wieder in
den Vordergrund zu rücken.
›Mir ist es ein großes Anliegen, die
Kundenbindung zu stärken.‹
Mir ist es auch ein Anliegen, die Kundenbindung zu
stärken, denn gerade bei einem Landesenergieversorger
spielen auch Emotionen eine wichtige Rolle. Die Menschen
im Kernversorgungsgebiet Kärnten betrachten uns als
‚ihre Kelag‘ und diese Bindung hilft uns im Gegenzug
auch, denn das trägt dazu bei, dass wir vergleichsweise
niedrigere Wechselraten haben. Sehr früh haben wir die
POLITIK
25
Kampagne ‚Generation Klimaschutz‘ ins Leben gerufen.
Mit dieser Dachmarke machen wir klar, dass Klimaschutz
notwendig ist, aber natürlich auch etwas kostet.
Oesterreichs Energie: Welche Anforderungen stellen Sie an
die künftige Regulierung, insbesondere wo das Regierungsprogramm der aktuellen Bundesregierung eine Rückführung
der Regulierung auf ihre ureigenen Aufgabengebiete zum
Inhalt hat?
Manfred Freitag: Ich bin sehr dafür, dass sich die
Regulierungsbehörde, wie im Regierungsprogramm
geplant, wieder auf das konzentriert, was ihre
ursprüngliche Aufgabe war. Damit hätte ich keine
Probleme.
Die Ausweitung der Tätigkeit auf Konsumentenschutz,
Agenden einer Wettbewerbsbehörde und die vielfältigen
Einsichtsrechte in Kalkulationen gehen einfach zu weit.
Die Vorstellung, dass hier viel zu gewinnen ist, ist falsch,
hier werden kleinliche Vorteile wichtiger als das Gemeinwohl angesehen. Das System ist ja definiert, und im
Stromsystem Österreichs kann es nicht nur lauter
Gewinner geben, was dann bleibt, ist eine Umverteilung
bzw. Verdrängung. Und es geht immer weiter. Wozu, so
frage ich mich, braucht der Regulator eine WhistleblowerPlattform?
Oesterreichs Energie: Wie wirkt sich die Preissituation an
den Strommärkten auf die Kelag aus?
Manfred Freitag: Bei der Kelag erzeugen wir heute fast
drei Viertel des Stroms, den wir unseren Kunden liefern,
selbst. Durch den Preisverfall an den Strombörsen verlieren wir Erträge in der Stromerzeugung. Beschlüsse über
neue Erzeugungskapazitäten sind daher in den nächsten
Jahren nicht darzustellen. Derartige Investitionen werden
deshalb sicher zurückgehen.
Zur
Person
Dipl.-Ing. Manfred Freitag begann seine Berufstätigkeit –
nach dem Studium zum Bauingenieur an der TU Graz –
bei den Österreichischen Draukraftwerken (ÖDK). 1991
übernahm Freitag in der Drauconsult GmbH die Bereichsleitung Bau. Zwischen 1998 und 2003 war Freitag Geschäftsführer der NOVUM Wassertechnik GmbH, von 2004 bis 2010
zeichnete er als Gesamtprojektleiter für das „LKH Klagenfurt
Neu“ verantwortlich. Von 2010 bis 2013 leitete er das Gemeinschaftsprojekt von Verbund, Energie AG und Kelag „Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II“.
Foto: Kelag
Oesterreichs Energie: Wie erleben und bewerten Sie das
wirtschaftliche Umfeld der Branche und die wirtschaftlichen
Aussichten der einzelnen Sparten der E-Wirtschaft?
Manfred Freitag: Ein Vorteil der Kelag ist die historisch
gewachsene, geschlossene Wertschöpfungskette. Darum
finde ich auch übertriebenes Unbundling falsch und
schädlich. Insbesondere weil hier weit über das Ziel
hinausgeschossen wurde, wie beispielsweise mit den
Doppelorganisationen und anderem. Das kostet viel
Geld und auch Vertrauen. Wir werden nach wie vor als
Kelag wahrgenommen. Es gilt aber, das Gesetz zu
exekutieren.
26
POLITIK
Oesterreichs Energie: Und auf der Vertriebs- und Handelsseite?
Manfred Freitag: Der Markt ist eindeutig in Bewegung,
und das spüren wir natürlich auch als Belastung. Wenn
uns der Klimaschutz etwas wert ist, wird man in Zukunft
darauf hinweisen müssen, dass uns die elektrische
Energie wieder etwas wert sein muss. Aktuell ist das
Preissystem aus den Fugen. Preisvorteile kann man
momentan nicht über den Energiepreis vermitteln, sondern nur noch über den Erstkundenrabatt.
Oesterreichs Energie: Was kann man da machen?
Manfred Freitag: Der bessere Ansatz geht in Richtung
Effizienz und nicht in Richtung billige Energie. Es geht
darum, das Verbraucherverhalten positiv zu beeinflussen.
Wenn Energie aber zu billig ist, dann ist das das falsche
Signal, denn dann wird wohl niemand Anstrengungen
setzen, weniger Energie zu konsumieren. Unser Ziel
müsste es jedoch sein, die Kunden so zu beeinflussen, dass
sie ohne Qualitätsverminderung ihre Energiekosten reduzieren. Außerdem enthält das Energieeffizienzgesetz
falsche Signale.
Oesterreichs Energie: Inwiefern ist das so?
Manfred Freitag: Wir haben derzeit Forward-Preise für 2017
und 2018 in der Höhe von 31 Euro je MWh. Erreichen wir das
Einsparungsziel von minus 0,6 Prozent nicht, dann drohen
Strafzahlungen von 200 Euro pro MWh. Das ist das Siebenfache des Werts der eingesparten Energiemenge. Das Verhältnis ist völlig aus dem Lot.
Oesterreichs Energie: Wird es auf Basis der veränderten
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu Veränderungen in
der Unternehmensstrategie kommen müssen?
Manfred Freitag: Strategien müssen sowieso ständig
bewertet und angepasst werden. Als Kernaussage bleibt
aber, dass wir uns fit für die raschen Änderungen der Rahmenbedingungen des Markts machen müssen.
Oesterreichs Energie: Welche Projekte und Aufgaben haben
aktuell für Sie Vorrang?
Manfred Freitag: Unsere großen Investitionsprojekte werden
abgeschlossen bzw. sind derzeit verschoben, denn vielfach
ist die Wirtschaftlichkeit momentan nicht gegeben. Für
andere fehlen technische Voraussetzungen, beispielsweise
der 380-kV-Ringschluss für Österreich.
Oesterreichs Energie: Welche Herausforderungen sehen Sie
derzeit als die wichtigsten an?
Manfred Freitag: Für uns gilt es vor allem das Kerngeschäft
zu erhalten und die Mitarbeiter dahingehend zu motivieren,
die dynamischen Veränderungen aufzunehmen und mitzumachen. Was nicht passieren darf ist, dass wir erstarren.
Oesterreichs Energie: Der Kelag-Konzern besteht aus
der Kelag-Kärntner-Elektrizitätsaktiengesellschaft und
einer Reihe von Töchterunternehmen und Beteiligungen.
Ist diese Struktur der richtige Mix für die Energiezukunft?
Manfred Freitag: Dieser Mix ist historisch gewachsen und
hat sich bewährt. Natürlich gibt es immer Anpassungen,
aber wir sind gut aufgestellt. In unserem Kernversorgungsgebiet haben wir eine starke Position und wir sind in vielen
innovativen Sektoren aktiv. Wenn wir bei der Windkraft neue
Aktivitäten setzen wollen, so wird das aber außerhalb
Kärntens sein.
›Wenn Energie zu billig ist, ist dies das
falsche Signal zum Energiesparen.‹
Oesterreichs Energie: Aktuell sind die Themen Energieeffizienz und smarte Systeme in der Branche von höchstem
Interesse. Welche Aspekte würden Sie, aus Sicht der Kelag,
hier als besonders bedeutend betrachten?
Manfred Freitag: Es wäre für jedes Unternehmen unserer
Branche fatal, bei der Entwicklung smarter Systeme nicht
dabei zu sein. Wir werden demnächst die ersten Pilotprojekte
abschließen, und danach werden wir sehen, was wir aus den
Projekten in den Regelbetrieb überführen können. Dafür
wird aber einiges an Anstrengungen erforderlich sein, denn
Selbstläufer ist das keiner.
Oesterreichs Energie: Wollen Sie sich in Zukunft eher auf
Kärnten konzentrieren, oder benötigt das Unternehmen ein
weiteres Betätigungsfeld, um Economies of Scale nutzbar zu
machen?
Manfred Freitag: Die Nutzung von Economies of Scale ist im
Rahmen der Wirtschaftlichkeit absolut notwendig und wird
bei der Kelag schon lange umgesetzt. Worum es geht, ist die
Absicherung der Marktposition.
Oesterreichs Energie: Die Kelag ist natürlich auch die
werthaltigste Beteiligung des Landes Kärnten. Welchen
Wert hat die Kelag für Kärnten – über den Geldeswert
hinaus?
Manfred Freitag: Aktuell beschäftigt die Kelag 1410 Mitarbeiter, bildet 121 Lehrlinge aus und ist ein attraktiver Arbeitgeber, der jährlich 300 Mio. Euro Wertschöpfung in Kärnten
generiert. Das sichert immerhin 3000 Arbeitsplätze im Land,
löst Konsumausgaben von insgesamt 67 Mio. Euro aus und
bringt der Kärntner Wirtschaft Aufträge von jährlich rund 70
Mio. Euro. Und – zudem darf man nicht vergessen: Durch
unsere Dividende tragen wir mit zehn Mio. Euro zum Budget
des Landes bei.
KOMMENTAR
27
Kommentar
von Dr. Christof Zernatto
Elektrizität ist schon (fast) überall und
erobert immer mehr Terrain. Zuerst waren
es Anwendungen im Bereich des Transports und der mechanischen Arbeit. Dann
kam die Beleuchtung dazu, wenig später
die Kommunikation. Ganz nebenbei
steigerte sie die Qualität unseres Lebens
und entlastete uns von vielerlei Arbeit,
die recht mühselig ist, wie Wäsche
waschen oder Wasser pumpen.
Elektrizität in Tateinheit mit der digitalen Revolution ermöglicht uns ein neues
Freizeitverhalten (Internet-TV, Facebook)
und dringt jetzt in die Welt der Dinge
vor. Auf Baumessen kann man schon
Passivhausfenster mit integrierten
Fotovoltaikmodulen und über Smartphones steuerbare Beschattungsjalousien
besichtigen. Ebenfalls im Fenster integriert sind auch Kontakte für eine Alarmanlage, die man entweder über Funk
oder über fix installierte Leitungen
ansteuern kann. Ebenso bestaunen wir
Haustüren, die über Fingerabdruck-Scan
zu öffnen sind. Wohl dem, der nicht
vergessen hat, den Notschlüssel mitzunehmen – für den Fall, dass es einmal
keinen Strom gibt, entweder in der
Batterie des Schlosses oder über die
zentrale Versorgung. Und selbstverständlich kann man das ganze Haus
über Tablet oder Smartphone fernsteuern, Heizung regulieren, Fenster öffnen
und schließen, die Bilder installierter
Kameras auch von den Malediven aus
abrufen, falls einem danach ist.
Alles wird besser, alles wird komplexer.
Längst „versmartet“ sind die übergeordneten Übertragungsnetze, jetzt folgt das
zur Gänze intelligente Netz, das wiederum intelligente Unterstationen benötigen wird. Die smarten Ortsnetze machen
auf Dauer jedoch wenig Sinn, ohne
intelligente Abnehmer. Die digitalen
Netze werden zuverlässiger, leistungsfähiger und – bezogen auf die Leistungseinheit – günstiger sein. Das ist sicher
ein Wunsch der Gesellschaft, der aber
nicht mit Problemen der Datensicherheit
und des -schutzes bezahlt werden soll.
 Dr. Christof Zernatto
Sprecher des Forums
In Summe knüpft die Netzgesellschaft,
einmal etabliert, immer neue Netze.
Unter dem Dach des europaumspannenden Makronetzes der Übertragungsleitungen, gesteuert von den Regelzonen-
Schöne neue
Netz-Welten
führern, agieren die ungleich
komplexeren Verteilernetze, die Strom
bis ins Haus liefern und Strom abnehmen. Die Verteilnetzbetreiber sind
zudem verantwortlich für Zähler und
deren Ablesung, für An- und Abmeldungen. Und das alles rund ums Jahr, über
alle 24 Stunden: Nur für rund 30 Minuten/Jahr muss man ungeplant ohne
Strom auskommen.
Doch auch in den Häusern entstehen
neue Netze; entweder in Eigenregie, von
neuen Dienstleistern oder als Dienstleistung der E-Wirtschaft. Wie sicher diese
Netze sein werden, das entscheidet sich
auch bei der Auswahl des Dienstleisters.
Darauf wird bei allen neuen Herausforderungen zu achten sein, denn Versorgungssicherheit endet nicht am Zähler,
sondern bei der Anwendung.
Versorgungssicherheit
28
WIRTSCHAFT
Kurzmeldungen Wirtschaft
Verbund-Ergebnis von Einmaleffekten geprägt
Der Verbund-Konzern war 2014 mit
herausfordernden Markt- und Branchenbedingungen konfrontiert. Das
Marktumfeld war geprägt durch die
schwache Konjunktur, die milde Witterung, fallende Primärenergie- und
Stromgroßhandelspreise, die Übersubventionierung der Wind- und Sonnenenergie, einen nicht funktionierenden
CO2-Markt sowie die Unwirtschaftlichkeit von Gaskraftwerken. Dies wirkt
sich unmittelbar auf die Verbund-Geschäftsentwicklung aus.
Für 2014 gab Verbund ein Ergebnis vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(Ebitda) von 808,8 Mio. Euro und ein
Konzernergebnis von 126,1 Mio. Euro
bekannt. Das um Einmal-Effekte bereinigte Konzernergebnis beträgt 216 Mio.
Euro. Das Unternehmen hat entscheidende Maßnahmen gesetzt, um den
Herausforderungen zu begegnen: So
wurde etwa das Wärmekraftportfolio
restrukturiert, die Investitionen gestrafft
und das Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramm fortgeführt.
Großbritannien plant neue Gezeitenkraftwerke
Foto: Tide Energy
In Großbritannien sollen in den nächsten
Jahren sechs große Gezeiten-Kraftwerke
entstehen. Allein eine Anlage in der Bucht
von Cardiff soll so viel Energie liefern,
dass die gesamte Bevölkerung von Wales,
1,5 Mio. Menschen, daraus mit Strom
beliefert werden kann, teilte die Betreibergesellschaft mit.
Das Unternehmen plant für eine Investitionssumme von mehr als einer Mrd.
britische Pfund (1,38 Mrd. Euro) eine
erste Anlage vor dem ebenfalls walisischen Swansea, für die im Sommer die
baurechtliche Freigabe erwartet wird.
Sie soll mit 18 Turbinen 495 GWh Strom
produzieren und damit mehr als 100.000
Haushalte versorgen. Die Pläne für die
Anlage vor Cardiff wären die ehrgeizigsten weltweit. Dort sollen 90 Turbinen
arbeiten. Ähnliche Anlagen sind vor
Schottland geplant.
Stilllegung von Kraftwerk
Irsching überlegt
Die erst 2010 und 2011 in Betrieb genommene Anlage
mit 1400 MW Leistung in zwei Blöcken gehört E.ON
gemeinsam mit den Energieunternehmen HSE, Mainova
und N-Ergie. Abgeschaltet werden könnte sie frühestens Ende März 2016, die Betreiber müssten dies ein
Jahr vorher bei der Bundesnetzagentur beantragen. Die
Behörde kann Abschaltungs- und Stilllegungsanträge für
Kraftwerke, die für die deutsche Stromversorgung wichtig
sind, ablehnen.
Foto: E.ON
Die Betreiber des deutschen Gaskraftwerks in Irsching bei
Ingolstadt denken wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit
über eine Stilllegung der Anlage nach. Das bestätigte ein
Sprecher des E.ON-Konzerns.
In Irsching stehen drei große Gaskraftwerke, die bei der
Stromerzeugung gemeinsam über rund 1800 MW elektrische
Leistung verfügen. Wegen der großen Konkurrenz durch Strom
aus Wind und Sonne lassen sich die Anlagen aber immer
weniger wirtschaftlich betreiben und stehen vielfach still.
WIRTSCHAFT
29
Energiewende – Big Player
bauen Geschäft um
E.ON, mit 111 Mrd. Euro Umsatz
Deutschlands Primus inter Pares bei
den Großen, machen die Energiewende
und hohe Abschreibungen zu schaffen.
2014 verbuchten die Düsseldorfer einen
Verlust von 3,2 Mrd. Euro. Das klassische Stromgeschäft wirft wegen des
wachsenden Anteils von Sonnen- und
Windenergie immer weniger Geld ab.
Und auch die Gewinne des Branchenzweiten RWE schrumpften 2014 rapide.
Das Betriebsergebnis sank auf vier
Mrd. Euro und damit um 25 Prozent.
Die Nummer drei, EnBW, will selbst
Teil der Energiewende werden. 2014
steckte EnBW jeden dritten Euro seiner
Areva kündigt drastische
Einschnitte an
Nach einem Rekord-Verlust von 4,8
Mrd. Euro im vergangenen Jahr hat der
französische Atomkonzern Areva drastische Einschnitte angekündigt. Bis zum
Jahr 2017 sollten eine Mrd. Euro eingespart werden, kündigte Konzernchef
Philippe Knoche an. Auch ein Abbau von
Stellen ist nicht ausgeschlossen.
Die Einsparungen sollen über eine
starke Verbesserung der Produktivität
und eine Veränderung bei Strukturen
und Standorten erzielt werden. Zudem
will der Konzern Investitionen verringern und Anlagevermögen abstoßen.
Foto: E.ON, RWE, EnBW, Vattenfall
Die vier Big Player am deutschen
Energiemarkt, E.ON, RWE, EnBW,
und Vattenfall, müssen wegen der
Energiewende ihr Geschäft völlig
neu gestalten.
Investitionen in Erneuerbare. Unrentable Kraftwerke und niedrige Strompreise sorgten 2014 für ein Minus von
451 Mio. Euro. Fallende Preise belasten
auch den schwedischen Vattenfall-Konzern. Der Umsatz sank im Vorjahr auf
Warnung vor „Care Energy“
Die E-Control warnt vor dem auch in
Österreich tätigen Unternehmen „Care
Energy“. Die Hamburger Firma sei
in Österreich nicht als Energielieferant registriert, trete aber als solcher
auf, heißt es. Via Tür-zu-Tür-Geschäft
habe „Care Energy“ Energielieferverträge verkauft. Über 30 Anfragen
und Beschwerden gingen bisher bei
der E-Control ein. „Insbesondere
beschweren sich Konsumenten über
die hartnäckige Vorgehensweise der
Mitarbeiter, Unterschriften zu erlangen“,
teilte die E-Control mit. Die Behörde
hat bereits ein Verfahren gegen „Care
Energy“ eingeleitet.
18,1 Mrd. Euro. Beim Konzernergebnis
blieb Vattenfall mit minus 905 Mio.
Euro in der Verlustzone. Heuer plant
man einen rigiden Sparkurs und den
Verkauf der Vattenfall-Braunkohlesparte in Brandenburg und Sachsen.
Steigende Strompreise
in Deutschland
Der Strompreis in Deutschland ist
in den vergangenen Jahren deutlich
gestiegen. Zwischen 2008 und 2015 legte
er um 37 Prozent zu, wie das Vergleichsportal Check24 in München auf Grundlage eigener Berechnungen mitteilte.
So müsse eine vierköpfige Familie mit
einem Stromverbrauch von 5000 kWh
derzeit 1417 Euro pro Jahr zahlen. Dies
seien 382 Euro mehr als 2008. Dabei
sei der Anteil staatlicher Abgaben,
Umlagen und Steuern am Strompreis
auf 53 Prozent (2008: 41 Prozent)
gestiegen.
WIRTSCHAFT
Foto: griin
30
Interesse an
E-Mobilität wächst
Auch wenn man mit Blick auf die Stückzahlen neu zugelassener Elektro-Autos
noch keinen großen Schub attestieren kann, gibt es doch rund um die E-Mobilität
generell äußerst interessante neue Forschungs- und Praxisansätze.
Von Harald Hornacek
WIRTSCHAFT
31
D
Kein Wunder, dass der 35-jährige Forscher schon für manche
als möglicher „Revolutionär der E-Mobilität“ gilt. „Der größte
Nachteil der derzeitigen E-Mobilität ist der große Energieaufwand für die Herstellung der jetzigen Lithium-Ionen-Batterien. Man muss fast das 400-Fache dessen aufbringen, was
diese Batterien zu speichern imstande sind“, erklärt Freunberger, „und auch in Bezug auf die Wiederverwertbarkeit ist
die Auswahl der Speichermaterialien entscheidend.“ Neue
Konzepte wie die Lithium-Luft-Batterie würden einen deutlich geringeren Aufwand bei der Herstellung und Verwertung
mit sich bringen.
Smart City und E-Mobilität im Duett
An der Auswahl an Fahrzeugen mangelt es jedenfalls kaum:
Auf dem Genfer Autosalon im März wurde eine regelrechte
Armada von E-Mobilen in Stellung gebracht. Vor allem die
deutschen Branchengrößen holen in E-Mobilität und Hybridtechnologie rasant auf. So präsentierte etwa Audi mit dem R8
e-tron seinen ersten emissionsfreien Sportwagen in der
Preisklasse des BMW i8. Mercedes-Benz zeigte mit der
E-Mobilitätsstudie „Concept Vision e“ die mögliche Zukunft
des Plug-in-Hybrid mit Stern. Selbst Porsche oder Aston
Martin wollen sich der E-Mobilität nicht mehr entziehen, und
VW stellte den neuen Passat auch gleich als „Plug-in GTE“Version vor. Führend im Angebot bleiben noch die asiatischen
Hersteller. Kein Autoproduzent kann es sich heute leisten, an
der E-Mobilität vorbeizugehen.
Die E-Mobilität wird vor allem für die weitere Entwicklung
der Städte und Ballungszentren von entscheidender Bedeu-
Foto: Audi
er Sektor E-Mobilität stellt sich derzeit in Österreich
konkret so dar: Im Vorjahr wurden insgesamt 1281 ElektroAutos neu zugelassen und damit doch doppelt so viele wie
2013. Außerdem rollen bereits 150.000 E-Bikes durch Österreich. Wenn es um die weitere Entwicklung der E-Mobilität
geht, ist derzeit jedenfalls Graz ein echter Hotspot. Am Institut für Chemische Technologie von Materialien der TU Graz
forscht Stefan Freunberger nämlich an der Batterie der
Zukunft. Freunberger setzt bei den elektrisch und ionisch
leitenden Materialien – den Elektrolyten – und den Reaktionsmechanismen an: „Neue Elektrodenmaterialien wie die in der
Lithium-Luft-Batterie erlauben weit höhere Energiedichten,
lassen sich aber nicht mit den Elektronen- und Ionenleitern
herkömmlicher Lithium-Ionen-Batterien betreiben.“ Er
beschäftigt sich mit der Verbesserung heutiger LithiumIonen-Batterien in Bezug auf Leistung, Preis und Umweltfreundlichkeit. Damit einhergehen könnte eine Kapazitätssteigerung um 20 bis 50 Prozent.
Auf den großen Messen wollen die namhaften Autofirmen
derzeit auch mit neuen E-Fahrzeugen punkten.
tung sein. Immerhin verbrauchen große Agglomerationen
weltweit 75 Prozent der Energie und erzeugen 80 Prozent der
globalen CO2-Emissionen. Die Smart City als ganzheitlicher
Lebens- und Wirtschaftsraum mit intelligenten Energie-,
Mobilitäts-, und Urbanisierungskonzepten ist daher ein
globales Anliegen, an dem intensiv gearbeitet wird. Österreich
ist hier ganz vorne mit dabei. Denn eines von europaweit über
60 Projekten wird derzeit in Vorarlberg umgesetzt: In der
Smart City Rheintal sind 29 Gemeinden zusammengefasst,
die illwerke vkw fungieren als Konsortialführer und haben
die Smart City Rheintal gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) initiiert.
Die Smart City Rheintal erstreckt sich entlang der Bahnlinie
Bregenz–Feldkirch, mit einer Abzweigung via Hard in die
Schweiz. Im Zuge des Projekts sollen vier emissionsfreie
Stadt- bzw. Ortsteile in Bregenz, Hard und Feldkirch realisiert
werden. Dabei werden Energie- und Mobilitätsmaßnahmen
über technologische und gesellschaftliche Innovationen
integrativ vernetzt. Projektleiter Christian Eugster: „Wir
wollen Projekte suchen und testen, die zeitnah umgesetzt
werden können, um Best-Practice-Ansätze miteinander zu
verknüpfen. Das Ziel ist eine Zero-Emission-Region.“
Hilfreich dabei ist, dass beispielsweise die Bahn vollelektrisch
fährt. Aber auch die anderen Vorhaben sollen wesentlich zum
WIRTSCHAFT
Foto: Siemens
32
Bei der Albertina staunt Erzherzog Albrecht, der Sieger von Custozza:
Ein Vollelektrobus dreht seine Runden in Wien.
Die Bayern sehen in ihrem BMW i3
einen Vorreiter neuer Automobilität.
großen Ziel, das über allem steht, beitragen: Bis 2050 soll Vorarlberg energieautonom werden, also einen bilanziellen Ausgleich
zwischen erzeugter und verbrauchter Energie erzielen können.
Im Segment E-Mobilität bzw. E-Car-Sharing beispielsweise soll
das gesamte System E-Mobilität im Smart Grid analysiert
werden. „Hier geht es darum, weiterzudenken, welche Rolle das
E-Auto im Smart Grid spielen kann“, meint Eugster.
überlegen die Wiener Linien die Anschaffung von BatterieNormalbussen. „Hier wollen wir unsere Vorreiterrolle weiter
ausbauen“, betont Wiesinger, „unser Batterie-Kleinbus wurde
auch in anderen europäischen Städten sehr erfolgreich für
Testzwecke eingesetzt.“ Das Ladekonzept mit einem Stromabnehmer sei weltweit einzigartig und wurde auch bereits mit
mehreren Auszeichnungen belohnt.
Wiener Linien als E-Vorreiter
Pilotprojekt in Graz und Umgebung
Auch Wien versucht sich als Smart City zu positionieren. Was
die Mobilität anlangt, ist man bereits sehr weit: Insgesamt
werden bereits 80,3 Prozent aller Fahrten der Wiener Linien
elektrisch durchgeführt, ein internationaler Spitzenwert. Nun
erneuern die Wiener Linien auch ihre Busflotte und setzen dabei
auf Diesel-, Hybrid- und E-Busse.
Innovativ in Bezug auf E-Mobilität ist auch die Energie
Steiermark unterwegs, und zwar mit ihrem erfolgreichen
Projekt „Mit dem E-Bike zur S-Bahn“. Thomas Possert, Leiter
Business Development: „Die entscheidende Frage ist, wie
unsere Pendler im Raum Graz-Umgebung zur Haltestelle
kommen. 75 Prozent der Öffi-Nutzer legen zur Haltestelle eine
Strecke von unter vier km zurück. Das E-Bike kann das Einzugsgebiet der Öffis verdoppeln“, so Possert. Mit 870 E-Bikes
und 67 E-Fahrzeugen sei die Energie Steiermark heute ein
wichtiger Anbieter von E-Mobilität.
Die bekannten Flüssiggas (LPG)-Busse, die das Wiener Stadtbild
geradezu mitgeprägt haben, werden sukzessive aus dem Verkehr
genommen – und zwar laut derzeitigem Plan bis Ende 2019.
Peter Wiesinger, Abteilungsleiter im Bereich Kraftfahrzeuge bei
den Wiener Linien: „Wir haben heute schon vier Antriebssysteme im Einsatz: darunter zwölf Elektrobusse in der Innenstadt;
zudem verfügen wir auch über sechs Hybridbusse.“ Außerdem
Wie wichtig das E-Bike als Einstieg in E-Mobilität geworden
ist, weiß auch der internationale Verkehrsplaner Ton Taggers
von IBC Movilization: „Zehn Prozent der Niederländer haben
33
Foto: BMW
Foto: Energie Steiermark
WIRTSCHAFT
„Grüne“ E-Taxis: „Shuttle-Service“ und Energie Steiermark-Vorstandssprecher
Dipl.-Ing. Christian Purrer (re. außen) freuen sich über die gelungene Kooperation.
bereits ein E-Bike“, sagt der Experte, „wem ein E-Auto zu
teuer ist, der probiert es oft zunächst mit einem E-Bike
und ist in der Regel begeistert davon.“ Die Folge: Ehemalige
Autofahrer, weiß Taggers, legen heute Strecken bis rund
7,6 km bereits mit dem E-Bike zurück.
In Österreich sind laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) rund
150.000 Elektro-Fahrräder im Einsatz. Schon jedes neunte
verkaufte Fahrrad ist ein E-Fahrrad. „Wir rechnen mit einer
weiterhin positiven Entwicklung bei E-Bikes“, meint Katharina Olbrich, Generalsekretärin des Bundesverbandes Elektromobilität Österreich (BEÖ), „diese sind bei Privatpersonen
bereits sehr beliebt, aber E-Bikes werden auch verstärkt im
Tourismusbereich angeschafft. Dort werden E-Fahrräder
immer mehr zum Must-have, das die Touristen erwarten, und
viele Betriebe nutzen diese Chance.“ Zudem, so Olbrich, sei
auch die Käuferschicht insgesamt im Wandel begriffen: „Noch
fragt vor allem die Zielgruppe 50+ am meisten E-Fahrräder
nach. Gestylte und vielfältigere E-Fahrräder holen jedoch
vermehrt jüngeres Publikum an Bord.“ Starkes Design oder
E-Mountainbikes betonen den Fun-Faktor. „Die Zeiten des
E-Fahrrades mit dem Image einer mobilen Seniorengehhilfe
sind definitiv vorbei“, lächelt Olbrich. Sie sieht auch keinen
gravierenden Nachholbedarf in der Ladestationen-Infrastruktur für E-Bikes.
Ein wichtiger Schritt zur Planungssicherheit für Autoindustrie und Ladeinfrastrukturanbieter war die Einigung der EU
auf den künftigen europäischen Standard „Typ-2-Stecker“.
Denn auch wenn viele Hersteller bereits an Konzepten zum
kabellosen Aufladen arbeiten, sind heute noch die Verdichtung
des Ladestationen-Netzes sowie die endlich erzielte SteckerVereinheitlichung die zentralen Themen im weiteren Ausbau
und vor allem der Akzeptanz der E-Mobilität.
Mit dem E-Auto von West nach Ost
Derzeit sind mehr als 1600 Ladepunkte von unterschiedlichen
Anbietern in Österreich für eine öffentliche Nutzung verfügbar. „Eine einfache und zuverlässige, anbieterübergreifende
Ladeinfrastruktur erhöht die Nutzbarkeit des Fahrzeugs“, so
Olbrich. Der BEÖ wird daher die Erkenntnisse aus Pilotprojekten aufgreifen und weiterentwickeln – wie etwa das Projekt
– „e-pendler in niederösterreich“.
Im September 2014 startete in der Modellregion WienNiederösterreich ein Testlauf, um die Ladestationen für die
Kunden anbieterübergreifend zugänglich zu machen. Erste
Ergebnisse nach einem Quartal zeigen: Von insgesamt knapp
2000 Ladevorgängen wurde die Möglichkeit, beim jeweils ande-
WIRTSCHAFT
Foto: : Smatrics
Foto: Südburgenland Tourismus
34
Derzeit sind mehr als 1600 Ladepunkte
für eine öffentliche Nutzung verfügbar.
In Österreich rollen derzeit 150.000
E-Bikes durchs Land.
ren Ladestationsbetreiber zu laden, bereits 182 Mal genutzt.
Ein anderes Beispiel ist das „Modellübergreifende Interoperable Schnellladen“ (MISch). In diesem Pilotprojekt werden bis
Sommer 2015 vier Schnellladestationen entlang der Autobahn
A2 Wien–Graz errichtet, die von unterschiedlichen Anbietern
betrieben werden, jedoch für die Kunden interoperabel
zugänglich sein werden. Erste Erkenntnisse aus diesen beiden
Projekten zeigen die große Nachfrage nach anbieterübergreifenden Ladestationen.
menarbeit im Sommer des Vorjahres wurden 1800 „grüne“
Fahrten mit zwei E-Autos der Marke Nissan Leaf mit Bravour
absolviert. „Mit der Nutzung einer Schnell-Ladestation am
Grazer Leonhardgürtel haben wir auch mit dem Thema Reichweite absolut kein Problem“, so die „Shuttle Service“-Unternehmer Irene und Erwin Wailland. Die Energie Steiermark
stellt die Tankstelle kostenlos zur Verfügung.
Und damit eine Ladestation auch rasch gefunden werden
kann, wurde die neue Smatrics 2.0.-App entwickelt: Sie leitet
einfach und unkompliziert zu allen Smatrics-Ladepunkten in
ganz Österreich und wurde um neue Funktionen wie übersichtliche Kartendarstellung und detaillierte Such- und
Filterfunktionen ergänzt. Damit sollte eine der derzeit rund
170 Ladestationen in ganz Österreich schnell gefunden sein.
Das Unternehmen gibt an, dass im Umkreis von ca. 60 km
von jedem Punkt in ganz Österreich aus Strom getankt
werden kann. Damit sei eine vollelektrische Reise vom
Boden- zum Neusiedler See problemlos möglich.
Übrigens: Das E-Auto ist auch im Taxigewerbe angekommen.
Etwa durch die erfolgreiche Kooperation von Energie Steiermark und „Shuttle Service“ in Graz. Seit dem Start der Zusam-
›Mit Kooperationen für
die E-Mobilität öffnen sich auch
für die -Wirtschaft neue Türen.‹
„Mit dieser Kooperation wird für E-Mobilität eine neue Türe geöffnet, die auch für uns sehr interessant ist“, sagt Energie Steiermark-Vorstandssprecher Christian Purrer. Pro Fahrzeug wird
eine Einsparung von ca. 3500 l Treibstoff pro Jahr erzielt.
Und Martin Hartmann, Geschäftsführer von Taxi 40100, hat
derzeit drei Tesla S in Wien im Einsatz. Vor allem die niedrigen
Kosten von gerade rund sieben Euro für einen vollen Tank
sprechen für den Tesla, sagt Hartmann und die Reichweite von
400 km im reinen Taxi-Stadtverkehr sei auch ausreichend.
WIRTSCHAFT
35
Interview
Oesterreichs Energie: Laut Statistik Austria wurden im Jahr
2014 in Österreich doppelt so viele E-Autos und Plug-in-Hybride
neu zugelassen wie 2013. Rechnen Sie 2015 mit einem Anhalten
dieses Trends?
Jürgen Halasz: Wir rechnen weiterhin mit einer positiven
Entwicklung der Anzahl an Neuzulassungen. Die Entwicklung der E-Mobilität kann man nicht auf Monatsbasis
betrachten. 2014 führten Sondereffekte, wie etwa der Markteintritt von Volkswagen, zu einer steigenden Zahl von Neuzulassungen durch neue Modelle. 2015 findet eine Hybridisierung der Flotte jedes Herstellers statt – fast jedes Fahrzeug
wird als Plug-in-Hybrid zu haben sein. Dadurch sind weiterhin steigende Zulassungszahlen zu erwarten. Ab 2016
rechnen wir mit stark steigenden Zulassungszahlen im
Firmenflotten-Bereich – vor allem, wenn Elektro-Dienstwägen von der Sachbezugsregelung ausgenommen sind, wie
dies von der Regierung angekündigt wurde.
Oesterreichs Energie: Wer sind die Käufer von E-Fahrzeugen
– eher Firmen, oder doch Private? Und gibt es bestimmte Altersgruppen, die sich vorzugsweise für ein E-Auto entscheiden?
Jürgen Halasz: Sowohl Firmen als auch Privatpersonen
kaufen E-Fahrzeuge. Derzeit ist kein eindeutiger Trend
erkennbar. Durch die relativ hohen Anschaffungskosten
entscheidet sich die Generation 50+ leichter für ein E-Auto
als jüngere Menschen. Für Unternehmen ist das Image der
E-Autos heute oft wichtiger in der Entscheidungsfindung als
die Einsparmöglichkeiten durch den E-Antrieb.
Oesterreichs Energie: Derzeit sind mehr als 1600 Ladepunkte in
Österreich für eine öffentliche Nutzung verfügbar. Sie plädieren
für eine einfache und zuverlässige, anbieterübergreifende
Ladeinfrastruktur, um die Nutzbarkeit des E-Fahrzeugs zu
erhöhen. Was muss geschehen, um diese Forderung auch in der
Praxis verstärkt umzusetzen?
Jürgen Halasz: Eine verstärkte Kooperation zwischen den
Ladestationsanbietern ist der Schlüssel. Dabei geht es um
die Definition von technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen und Spezifikationen für die Ladestationen
sowie Backendsysteme der Ladestationsbetreiber. Damit
sollen einheitliche Schnittstellen geschaffen werden, welche
Zur
Person
Jürgen Halasz ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Elektromobilität Österreich (BEÖ), der im Jänner 2015
gegründet wurde und elf Unternehmen der E-Wirtschaft als
Mitglieder hat.
die nötige Datenweitergabe zwischen den Anbietern ermöglicht. Diese Spezifikationen schaffen die Grundlage für eine
einheitliche Funktionalität und können unabhängig von
Lieferanten und Geschäftsmodellen umgesetzt werden.
Oesterreichs Energie: Durch die Steuerreform werden E-Autos,
wenn sie als Firmenwagen genützt werden, steuerlich begünstigt. Welche Auswirkungen erwarten Sie von diesem Schritt?
Jürgen Halasz: Wir rechnen mit einer überproportionalen
Steigerung der Zulassungszahlen bei Firmenflotten. Und
auch mit einer Steigerung der öffentlichen Aufmerksamkeit
durch mehr Berichterstattung.
Oesterreichs Energie: Welche konkreten Ziele verfolgt der BEÖ
für das Jahr 2015?
Jürgen Halasz: Wir bringen unsere Expertise bei Gesetzgebungsprozessen ein, wie etwa bei der Umsetzung der
EU-Richtlinie für alternative Kraftstoffe in nationales
Recht. Ein weiteres Thema ist das Energieeffizienzgesetz:
Hier erarbeiten wir Vorschläge zu anrechenbaren Maßnahmen im Bereich E-Mobilität. Als zentrale Aufgabe sehen
wir, Mindeststandards und Spezifikationen für eine offene
anbieterübergreifende Ladeinfrastruktur zu entwickeln.
Foto: Wifo
»Hybridisierung
der Flotten«
WIRTSCHAFT
Foto: Sternenfreunde Steyr
36
Gut is g´angen,
nix is´ g´schehn
Die partielle Sonnenfinsternis am 20. März und der
dadurch verursachte Erzeugungsabfall der österreichischen Fotovoltaikanlagen stellte, dank umfassender
Vorbereitungen, kein Problem dar.
Von Klaus Fischer
WIRTSCHAFT
G
egen 11:30 Uhr am 20. März war die Sache überstanden:
Mit den Worten „Wir sind jetzt über den Berg“, konnte
Michael Weixelbraun, Experte für Netzdynamik des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG), Entwarnung
geben. Die partielle Sonnenfinsternis war ohne nennenswerte
Probleme bewältigt worden. Rund 150 Personen waren zuvor
der Einladung der APG, des Bundesverbands „Photovoltaic
Austria“ (PV Austria) und der Wirtschaftskammer Österreich
(WKO) gefolgt, das Naturschauspiel und dessen mögliche
Auswirkungen auf Österreichs Stromversorgung im obersten
Stockwerk des WKO-Hauptsitzes in Wien mitzuverfolgen.
Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber hatten bereits
im Frühjahr 2014 mit umfassenden Vorbereitungen auf diese
Sonnenfinsternis begonnen, weshalb sie keine gravierenden
Schwierigkeiten für die Netzsteuerung erwarteten. Dennoch
zeigte sich, welchen Beanspruchungen der europäische Netzverbund durch die stark schwankende Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien immer häufiger ausgesetzt ist.
Wie Weixelbraun anhand von Echtzeitdaten demonstrierte,
beliefen sich die physikalischen Stromimporte von Deutschland und Tschechien nach Österreich um 9:30 Uhr auf insgesamt etwa 3500 MW. Eine Stunde später waren diese infolge
der partiellen Sonnenfinsternis und der damit abgesunkenen
Stromeinspeisung durch Fotovoltaikanlagen um etwa 1000
MW zurückgegangen. Aus Deutschland kamen gerade noch
780 MW über die Grenze. Nur eine Dreiviertelstunde später
hatte sich der Lastfluss auf rund 1500 MW wieder nahezu
verdoppelt, da die Sonne nun nicht mehr vom Mondschatten
verdeckt wurde und die Fotovoltaikanlagen wieder mit voller
Kraft Strom produzierten.
Regelung funktionierte bestens
Die Netzfrequenz, der wichtigste Indikator für den sicheren
Netzbetrieb, blieb während der gesamten Sonnenfinsternis
stabil bei den normalen 50 Hertz – von den üblichen Abweichungen im Hundertstel-Hertz-Bereich abgesehen. Weixelbraun kommentierte das so: „Die Aufzeichnung von 8:00 bis
10:55 Uhr zeigt, dass sich bei der Frequenz wenig tut. Das ist
sehr gut. Denn damit ist klar, dass unsere Vorsorgemaßnahmen greifen und dass die Netzregelung optimal funktioniert.“
Die Prognosen für den zu erwartenden Erzeugungsabfall in
Österreich erwiesen sich im Übrigen als nahezu punktgenau:
Erwartet wurde ein Rückgang um etwa 120 MW, fast exakt
jener Wert, der tatsächlich eintrat. Diese Schwankung konnte
die APG mit ihren normalen Regelreserven ohne Schwierigkeiten ausgleichen.
37
Weil in Österreich erst Fotovoltaikanlagen mit etwa 780 MW
Gesamtleistung installiert sind, hielt sich die Erzeugungsschwankung in vergleichsweise engen Grenzen. In Deutschland mit seinen insgesamt rund 39.000 MW Fotovoltaikleistung wurden dagegen erheblich höhere Werte verzeichnet:
Speisten vor Beginn der Sonnenfinsternis Anlagen mit insgesamt 13.000 MW Strom ins Netz ein, waren es bei deren
Höhepunkt gegen 11:40 Uhr gerade einmal 5000 MW.
›Die Netzfrequenz blieb während der
gesamten Sonnenfinsternis stabil.‹
Wie der APG-Vorstand Gerhard Christiner erläuterte, ist es
wichtig, die richtigen Lehren aus der Sonnenfinsternis zu
ziehen und die Integration der Erneuerbaren in das System
zur Stromversorgung weiter voranzutreiben. Faktisch sei die
APG in Österreich für die Versorgungssicherheit und für
den bedarfsgerechten Netzausbau verantwortlich. Es gelte,
zu jeder Zeit das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und
Verbrauch aufrechtzuerhalten und Schwankungen in der
Einspeisung sowie der Entnahme von Strom aus dem Netz
zu managen.
Oberstes Gebot Stromnetzausbau
Schon seit Jahrzehnten entwickelten die europäischen Übertragungsnetzbetreiber diesbezüglich gemeinsame Mechanismen. Mit der Liberalisierung der Strommärkte haben sich
neue Herausforderungen ergeben. Kraftwerke werden seither
nicht mehr gemäß den Erfordernissen des sicheren Netzbetriebs gefahren; stattdessen steht die Maximierung wirtschaftlicher Gewinne im Vordergrund. Hinzu kommt: Wegen
des mittels Förderungen forcierten Ausbaus der erneuerbaren
Energien sind die Preise an den europäischen Strombörsen in
den vergangenen Jahren stark gefallen. Damit kommen thermische Kraftwerke unter Druck – gerade auch hochflexible
Anlagen wie Gaskraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplungen
(KWK), die dringend notwendig sind, um die schwankende
Stromproduktion von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen
auszugleichen. EU-weit werden daher Gaskraftwerke sowie
teilweise auch KWK aus dem Markt genommen.
Weiters fallen die Stromproduktion und der Stromverbrauch
räumlich sowie zeitlich immer öfter auseinander, so Christiner. Speziell große Windparks, die viel Strom erzeugen können, befinden sich zumeist weitab von städtischen Ballungsgebieten mit entsprechendem Strombedarf. Im süddeutschen
WIRTSCHAFT
Foto: Oesterreichs Energie/Christian Fischer
38
Österreichs Pumpspeicher unterstützten während der partiellen Sonnenfinsternis am 20. März das APG-Netzmanagement.
Raum sind auch Fotovoltaikanlagen überwiegend weitab von
den Verbrauchszentren installiert. Deshalb stehe „der Ausbau
der Stromnetze an erster Stelle, wenn es darum geht, die
Stromversorgung flexibler zu machen. Das ist der Schlüssel
für den Erfolg der Energiewende.“ Notwendig sei eine
„gesamthafte Betrachtung“ des Systems zur Stromversorgung.
Internationale Kooperation
Klaus Kaschnitz, bei der APG für Betriebsmanagement und
Ökostrom verantwortlich, fügte dem hinzu, Österreich habe
am 20. März mittels seiner Pumpspeicherkraftwerke dazu
beigetragen, die Stabilität der Stromversorgung in Deutschland zu gewährleisten. Gerade auch dies zeige: „Netzausbau
ist Gebot der Stunde. Nur so wird es gelingen, die Energie in
das Übertragungsnetz zu bringen.“
Die APG verstärke und erweitere kontinuierlich ihr Netz, nicht
zuletzt durch die Ertüchtigung und den Bau von Umspannwerken. Als Beispiel nannte Kaschnitz Zurndorf im Burgen-
land, das vor allem dazu dient, die steigende Stromerzeugung
der burgenländischen Windparks aufzunehmen.
Neben dem Netzausbau befasst sich die APG allerdings auch
mit anderen Themen, um die „Erneuerbaren“ optimal in die
Stromversorgung zu integrieren, fügte Kaschnitz an. So
manage sie gemeinsam mit anderen europäischen Übertragungsnetzbetreibern Engpässe auf den europäischen Stromleitungen, etwa durch Sonderschaltungen. Ihm zufolge funktionieren diese ähnlich wie „ein Leitsystem im Straßenverkehr.
Wenn es im Tauerntunnel kein Durchkommen mehr gibt, leitet
man auf die Parallelautobahn um.“ Ähnliches erfolgt mittels
Phasenschiebertransformatoren und normalen Transformatoren, mit denen versucht wird, „die Energieflüsse bestmöglich
,umzurouten‘“.
Bisweilen ist es, Kaschnitz zufolge, auch notwendig, die
Abschaltung von Leitungen für Wartungsarbeiten zu verschieben. Das sei allerdings freilich nicht unbegrenzt möglich: „Irgendwann einmal muss man die Leitung in Revision
schicken.“ Überdies könne es sich als notwendig erweisen,
WIRTSCHAFT
Kapazitäten zumindest zeitweilig nicht für den Stromhandel
freizugeben und diese stattdessen für das Netzmanagement
zu verwenden. Die Ultima ratio schließlich sind laut
Kaschnitz Eingriffe in den Kraftwerksbetrieb, die als Redispatch bezeichnet werden.
Das Engpassmanagement auf nationalstaatlicher Ebene
durchzuführen wäre Kaschnitz zufolge „völlig unzureichend.“
Denn derartige Maßnahmen beeinflussten nahezu zwangsläufig die Netze anderer Länder. Daher stimmten sich die Übertragungsnetzbetreiber untereinander permanent ab, nicht
zuletzt, um zu verhindern, dass „gleichzeitig die wichtigsten
Leitungen abgeschaltet sind“. Auch die koordinierte Netzvorschaurechnung gewinne immer mehr an Bedeutung. Denn für
die Netzbetreiber ist es wichtig „eine gemeinsame Entscheidungsbasis zu haben. Wenn wir erkennen, in den nächsten 24
Stunden könnte es eng werden, brauchen wir eine gemeinsame Sichtweise auf das Problem, um auch koordiniert gegenzusteuern.“ Selbstverständlich würden die entsprechenden
Maßnahmen grenzüberschreitend entwickelt und geplant.
Netzreserve nötig
Im vergangenem Jahr richtete die APG darüber hinaus einen
24/7-Schichtbetrieb ein, der sich ausschließlich damit
beschäftigt, wie sich die Lage im Netz innerhalb der jeweils
nächsten 24 Stunden entwickeln wird. Deutschland beispielsweise verfügt über Windparks mit rund 40.000 MW Gesamtleistung. Speziell an stürmischen Tagen kann sich deren
Erzeugung massiv auf Österreich auswirken. So drohten an
einem solchen Tag Anfang 2015 ungeplante Importe von etwa
5640 MW. Die APG musste daher thermische sowie hydraulische Kraftwerke mit rund 1700 MW Leistung einsetzen, um
gegenzusteuern.
39
planten Lastflüssen in Ost-West-Richtung kommt. Bei einem
solchen Fall im heurigen Jahr musste die APG laut Kaschnitz
als Gegenmaßnahme ein Gaskraftwerk mit rund 400 MW „im
oberösterreichischen Raum“ einsetzen.
Gerade damit aber ist ein Problem angesprochen, das die APG
zurzeit intensiv beschäftigt: Wegen der Lage auf dem Großhandelsmarkt für elektrische Energie werden immer mehr
thermische Kraftwerke eingemottet bzw. völlig stillgelegt.
Kaschnitz brachte die damit verbundene Herausforderung auf
den Punkt: „Was passiert, wenn wir keine thermischen Kraftwerke mehr zur Verfügung haben? Das ist ein Thema, wo es
um die Versorgungssicherheit geht, und worauf wir zur Zeit
keine Antwort haben.“ Klar sei, dass die APG eine Netzreserve
benötigt, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu
können. Schon seit Jahren beschafften die deutschen Übertragungsnetzbetreiber Kraftwerkskapazitäten in Österreich, um
damit im Winterhalbjahr ihre Netze erforderlichenfalls stabilisieren zu können. Wie Kaschnitz betonte, ist dies insofern
kein Problem für Österreich, als die APG „im Ernstfall auf die
betreffenden Kraftwerke zugreifen“ kann. Für den Sommer
wiederum kaufe die APG ihrerseits Kapazität bei den österreichischen Betreibern thermischer Kraftwerke ein.
EINKAUFSGENOSSENSCHAFT
EINKAUFSGENOSSENSCHAFT
ÖSTERREICHISCHER
ELEKTRIZITÄTSWERKE
EINKAUFSGENOSSENSCHAFT
ÖSTERREICHISCHER
ELEKTRIZITÄTSWERKE
REGISTRIERTE
GENOSSENSCHAFT
M.B.H.
ÖSTERREICHISCHER
ELEKTRIZITÄTSWERKE
REGISTRIERTE
GENOSSENSCHAFT
M.B.H.
REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H.
EINKAUFSGENOSSENSCHAFT
gegründet
1904
EINKAUFSGENOSSENSCHAFT
ÖSTERREICHISCHER
ELEKTRIZITÄTSWERKE
gegründet 1904
gegründet 1904
ÖSTERREICHISCHER
ELEKTRIZITÄTSWERKE
REGISTRIERTE
GENOSSENSCHAFT
M.B.H.
REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H.
gegründet 1904
gegründet 1904
Kaschnitz: „Von der Leistung her ist das schon fast die
gesamte Donaukette, die wir in einem solchen Fall anfahren
lassen.“ Mittlerweile sorgt nicht zuletzt die große Anzahl von
Fotovoltaikanlagen in Bayern dafür, dass es auch zu unge-
Info
Die APG verfügt üblicherweise über
Sekundärregelreserven von +/– 200 MW.
Für die Sonnenfinsternis wurden weitere
+/– 100 MW reserviert. Am Tag der
Sonnenfinsternis waren strategische
Netzknoten, die normalerweise automatisch gesteuert werden, auch personell
besetzt. Darüber hinaus fand ein eigenes
Training für die Sonnenfinsternis statt.
Ihr
Ihr Partner
Partner der
der Energiewirtschaft
Energiewirtschaft mit
mit Produkten
Produkten
Ihr Partner
der Energiewirtschaft
mit Produkten
aus
dem
Bereich
der
Energieverteilung
aus dem Bereich der Energieverteilung
aus dem Bereich mit
der Produkten
Energieverteilung
Ihr Partner der Energiewirtschaft
Ihr Partner der Energiewirtschaft
mit
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Energiekabel
und
Leitungen
• Horstmann-Kurzschlussanzeiger
Horstmann-Kurzschlussanzeiger
und Leitungen
aus dem Bereich• Energiekabel
der
Energieverteilung
Horstmann-Kurzschlussanzeiger
Energiekabel
und
Leitungen
(Smartmeter)
– Tyco-Electronics
aus dem Bereich• Kabelgarnituren
der
Energieverteilung
• Strom-Zähler
Strom-Zähler (Smartmeter)
Kabelgarnituren – Raychem
Tyco-Electronics
Strom-Zähler (Smartmeter)
Kabelgarnituren – Tyco-Electronics
Horstmann-Kurzschlussanzeiger
Energiekabel und Leitungen
• Kabelschutzmaterial
• Guro-Mastklemmkästen
Guro-Mastklemmkästen
Kabelschutzmaterial
Guro-Mastklemmkästen
Kabelschutzmaterial
Horstmann-Kurzschlussanzeiger
Energiekabel und Leitungen
– Kabel- und (Smartmeter)
Kabelgarnituren – Tyco-Electronics
• Hauff-Technik
• Verbindungstechnik
Verbindungstechnik
Hauff-TechnikStrom-Zähler
–
Verbindungstechnik
Hauff-Technik
–
Strom-Zähler
(Smartmeter)
Kabelgarnituren – Tyco-Electronics
1000 V isoliert
und Rohrdurchführungen
• Lemp-Werkzeuge
Guro-Mastklemmkästen
Kabelschutzmaterial KabelRohrdurchführungen
Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert
Kabel- und Rohrdurchführungen
Kabel- und Rohrdurchführungen
Guro-Mastklemmkästen Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert
Kabelschutzmaterial
Verbindungstechnik
Hauff-Technik –
Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und Zubehör
Sowie weitere
Energieverteilungs-Produkte und Zubehör
Verbindungstechnik
Hauff-Technik –
Lemp-Werkzeuge
1000 V isoliert
Kabel- und Rohrdurchführungen
Sowie weitere
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WIRTSCHAFT
Foto: Salzburg AG
40
Smart ist das neue
„günstig“
Smart Grids binden erneuerbare Energien zum halben
Preis ein. Das zeigt jedenfalls die aktuelle Evaluierung
der erfolgreichen Smart-Grids-Projekte in Salzburg.
Von Ernst Brandstetter
WIRTSCHAFT
41
N
ach Abschluss der ersten Projektphase der Smart-GridsModellregion Salzburg wird deutlich: Der smarte Ansatz
funktioniert. „Wir haben die erste Phase der Smart-GridsModellregion Salzburg mit den zwei Leuchtturmprojekten
‚Smart-Grids-Modellgemeinde Köstendorf‘ und Wohnanlage
Rosa Zukunft‘ erfolgreich abgeschlossen“, freut sich Michael
Strebl, Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH. Die Salzburger Projekte haben gezeigt, so der Evaluierungsbericht, dass
die Einbindung erneuerbarer Energie ins Stromnetz durch
Smart-Grids-Technologien um bis zu 50 Prozent günstiger ist
als der konventionelle Netzausbau. Somit tragen Smart Grids
wesentlich zur Leistbarkeit der Energiewende bei.
›Die erste Phase der Smart-Grids-Modellregion Salzburg ist erfolgreich
abgeschlossen.‹
Die zwei Leuchtturmprojekte Köstendorf und Wohnanlage
Rosa Zukunft zeigen demnach in der Evaluierung, dass die
Energiezukunft den Praxistest besteht. Roland Wernik,
Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau, berichtet von positivem Feedback der Bewohner des Projektes „Rosa Zukunft“:
„Gerade im Wohnbau sind auch entsprechende Feedbackmethoden für die Bewohner von großem Vorteil, um das Thema
Energie besser zu verstehen. Durch gezieltes Nutzerverhalten
kann Einfluss auf den eigenen Energieverbrauch genommen
werden. Hier konnten wir Erkenntnisse sammeln, welche
Methoden zielführend sind und welche nicht. Auch Siemens
setzt regional, national und international auf das Thema
Smart Grids.“
Wie herausragend das Projekt „Smart Grid Hit – Rosa
Zukunft“ ist, zeigt auch die Auszeichnung, welche die Projektpartner Anfang Februar dafür einheimsen konnten. Sie erhielten von Minister Andrä Rupprechter und Energielandesrat
Sepp Schwaiger den „Energy Globe Award Salzburg“ für das
intelligente Energiemanagement der Wohnanlage mit ihren
„Smart Homes“ im Salzburger Stadtteil Taxham. Rund 13.000
kWh Strom können dort durch eine intelligente Smart-GridSteuerung jährlich eingespart werden.
Foto: Riebler
„Reden wir über die Zukunft. Reden wir über Smart Grids 2.0“
lautete das Motto des Smart-Grids-Dialogs Anfang März in
Salzburg. Politik, Meinungsführer und Interessierte wurden
von den Partnern Salzburg AG, mit ihrer 100-prozentigen
Tochter Salzburg Netz GmbH mit Salzburg Wohnbau und
Siemens in die bisherigen Resultate, in die Weiterentwicklung
sowie in die globale Perspektive des Themas eingeweiht.
Speicherinbetriebnahme in Köstendorf durch Dipl.-Ing. Michael Strebl,
Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH, und eine Kundin.
Die Energie wird dabei durch eine umweltfreundliche Fotovoltaikanlage erzeugt. Kombiniert wird das Ganze zudem mit
einer Wärmepumpe sowie mit einem Blockheizkraftwerk und
einem Elektromobilitätskonzept.
Wichtige Forschungspartner
Eine zentrale Rolle bei den Smart Grids-Projekten spielten
auch die Forschungspartner. Damit die intelligenten Netze
rasch das Energiesystem leistungsfähiger, effizienter und
sicherer machen, braucht es viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit, erklärte Brigitte Bach, Leiterin Energy Departement am Austrian Institute of Technology (AIT). Insbesondere
Simulationsmodelle könnten wesentlich dazu beitragen,
Smart-Grids-Technologien in die Planung und in den Betrieb
neuer Energiesysteme zu integrieren. Am Showcase Köstendorf habe man das eindrucksvoll demonstrieren können.
Dominik Engel vom Josef-Ressel-Zentrum hat Salzburger
Smart-Grid-Projekte mit Nutzeruntersuchungen begleitet:
Dabei zeigte sich, dass hinsichtlich der Erhebung, Speicherung und Weiterleitung zwar Kundenbedenken bestehen,
diese jedoch mit Information und konkreten Angeboten weitgehend ausgeräumt werden können. Akzeptanz, so das Untersuchungsergebnis, müsse durch ein hohes Maß an Kontrollund Eingriffsmöglichkeiten der Kunden erzielt werden.
42
WIRTSCHAFT
Zudem müsse der Nutzen für die Konsumenten klar ersichtlich sein. Engel: „So lassen sich Funktionalität und Datenschutz im Smart Grid in Einklang bringen.“
Info
Im Rahmen seines Energieforschungsprogrammes fördert der Klimafonds seit 2008
Smart-Grids-Modellregionen und -Projekte. In 90 Projekte sind bisher 37 Mio. Euro
an Fördermitteln geflossen. Die Gesamtkosten der Projekte betrugen 55 Mio. Euro.
In sechs Bundesländern gibt es zwölf
durch den Klimafonds unterstützte Smart
Grids-Modellregionen. Die Smart-GridsModellregion Salzburg wurde seit 2009
mit mehr als 3,1 Mio. Euro Fördervolumen
unterstützt.
Mozartstadt wird zur
„smart city salzburg 2050“
Als viertgrößte Stadt Österreichs mit rund 150.000 Einwohnern stellt sich Salzburg der Herausforderung „Smart City“
mit einem umfassenden Konzept und ambitionierten Zielen.
Aufbauend auf einer reichen Tradition erfolgreicher Pionierprojekte in der Region wurde eine gemeinsame Zielrichtung
für die Energie- und Klimaschutzpolitik in Salzburg unter
Einbeziehung aller relevanten Stakeholder ausgearbeitet.
Das Projekt „smart city salzburg 2050“ baut auf einer
zukunftsweisenden Vision auf, die in einen breit angelegten
Masterplan eingeflossen ist. Auf Basis dieses Masterplans
werden konkrete Umsetzungs- und Pilotprojekte entwickelt.
Nullenergiegebäude im Fokus
Die „smart city salzburg 2050“ stellt hohe Ansprüche an
Energie und Mobilität, denkt aber auch den Menschen aktiv
mit. Ein zentraler Fokus des Projekts ist die Energieversorgung von Wohn- und öffentlichen Gebäuden. Im Wohnbereich wird über ein Gesamtsystem von Nullenergie- bzw.
Plusenergiegebäuden eine neutrale CO2-Bilanz erzielt,
während kommunale Gebäude und Infrastruktureinrichtungen sogar als Plusenergieobjekte ihre Umgebung versorgen.
Energieaufbringung und -verteilung sind bis 2050 intelligent vernetzt, und die Potenziale erneuerbarer Energieträger
Der Erfolg der Projekte hat die Projektpartner jedenfalls
überzeugt, weiterzumachen. Strebl sieht jedoch die Notwendigkeit, einige Voraussetzungen zu schaffen, um SmartProjekten zum Durchbruch zu verhelfen, beispielsweise
die Änderung des regulatorischen Rahmens. Dazu gebe es
schon sehr konstruktive Gespräche mit der Regulierungsbehörde E-Control.
„Aber auch die Neugestaltung des Tarifmodells für die
Kunden ist Voraussetzung“, so Strebl. Denn die Kunden
könnten in Zukunft wesentlich dazu beitragen, die bestehenden Netzkapazitäten bestmöglich auszunutzen, um einen
unnötigen Netzausbau zu vermeiden. Hierfür seien aber
klare finanzielle Anreize notwendig, damit die Kunden
auch erkennbare Vorteile aus ihrem optimierten Verhalten
haben. Sinnvoll ist dafür eine flexible Gestaltung der Stromtarife, vom Netzanschluss bis zum Stromverbrauch, unterstreicht Strebl.
werden genutzt. Die Mobilität ist vollständig auf ein nachfrageorientiertes, intelligentes Transport-Servicesystem umgestellt und die Menschen werden durch aktive Einbindung und
Bildungsoffensiven zu aktiven Playern der Energiewende.
Um diesem ambitionierten Ziel gerecht zu werden, wurden im
Rahmen des „1. Smart City Calls“ des Klimafonds in einem
„Masterplan“ konkrete Maßnahmen definiert, die zur aktiven
Umsetzung der städtischen Ziele in strategischen Schwerpunktbereichen beitragen.
Von der Energieplanung über die Schwerpunktbereiche Wohngebäude und Mobilität bis hin zur Umsetzung von innovativen Pilotprojekten zeichnet der Masterplan den Weg der Stadt
Salzburg hin zur „Smart City“ bis zum Jahr 2050 vor. Für
Politik, Industrie und Bewohner liegt etwa ein konkreter
Umsetzungsfahrplan vor, der die Basis für die zukünftige
Energie- und Klimaschutzarbeit bildet.
Einig ist man sich jedenfalls, dass es mit dem Projekt „smart
city salzburg 2050“ gelungen ist, eine gemeinsame Zielrichtung für die Energie- und Klimaschutzpolitik in Salzburg
unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder auszuarbeiten. Die erfolgreiche Einreichung des Pilotprojekts „smart
district gnigl“ im „2. Call Smart Energy Demo – Fit for Set“
unter Beteiligung mehrerer Projektpartner zeichne den Erfolg
des Projekts weiter und stelle die Praxistauglichkeit von
Vision und Masterplan und das weitergehende Interesse der
Akteure der Stadt unter Beweis.
KOMMENTAR
43
Kommentar
von Dr. Thomas Hofer
Für Hochgefühle brauchen die innenpolitischen Hauptdarsteller derzeit nicht viel.
Die Regierung lässt sich hochleben, weil
man die selbst gesetzte Frist für eine
Steuerreform erfüllt und so das eigene
Ablaufdatum nach hinten verlegt hat.
Gleichzeitig freut man sich bei SPÖ und
ÖVP insgeheim darüber, dass die jeweils
eigene Landespartei in der Steiermark bei
den Gemeinderatswahlen abgestraft und
die FPÖ medial zum Sieger ausgerufen
wurde. Ende Mai wird es für diese paradoxe Schadenfreude wohl ein Da capo
geben: Da drohen SPÖ und ÖVP bei den
steirischen Landtagswahlen noch empfindlichere Verluste. Die regierungsinterne
Interpretation des Wahlergebnisses kann
schon heute vorweggenommen werden:
Ein allzu forscher Reformkurs, wie ihn
die Steiermark eingeschlagen hat, wird
bestraft. Also lässt man besser die
Finger davon.
viel eher nachdenklich machen und
Anlass zu echten Bemühungen im Pensionssystem, Gesundheits- oder Schulverwaltung geben.
Dabei handelt es sich freilich um einen
Trugschluss. Denn mittelfristig rächt sich
angstbehaftete Passivität in der Politik
viel eher als die eine oder andere unpopuläre Maßnahme. Man darf nicht vergessen: SPÖ und ÖVP kamen bei den letzten
steirischen Landtagswahlen 2010 auf
kumuliert über 75 Prozent Wähleranteil.
Nun wird man wohl deutliche Einbußen
hinnehmen müssen, vor allem in Richtung
Freiheitliche. Aber im Vergleich zum Bund
– dort liegt man gerade noch über 50
Prozent – kann man in der Steiermark
wohl auch dann noch von einer „Großen
Koalition“ sprechen.
Immerhin: SPÖ und ÖVP haben sich
darauf verständigt, gerade noch mögliche Minimalkompromisse offensiv zu
verkaufen. Das ist definitiv besser als
das, was unter Gusenbauer/Molterer
oder auch Faymann/Spindelegger geboten wurde. Aber als dringend notwendige
Frischzellenkur für die imagemäßig
angeschlagene rot-schwarze Zwangsehe
geht der neue Trend zum optimierten
Verkauf nicht durch.
Auf Bundesebene haben Rot und
Schwarz seit ihrer neuerlichen Zusammenarbeit ab dem Jahr 2006 knapp 20
Prozentpunkte abgebaut, und das ganz
ohne Reformpolitik. Dieser Umstand
sollte die Handelnden in der Regierung
Die Steuerreform war, was die Schritte in
Richtung Tarifsenkung betrifft, richtig
und überfällig. Auf die so genannte
Gegenfinanzierung braucht man sich bei
SPÖ und ÖVP aber nichts einzubilden.
Darauf zu hoffen, durch Betrugsbekämpfung und nicht näher definierte Verwaltungseinsparungen Milliarden aufzubringen, ist noch kein Konzept.
Paradoxe
Schadenfreude
Was es bräuchte, sind zwei, drei gut
überlegte Schachzüge der Regierung.
Denn einen Vorteil hat sie: Bei Reformen
wird ihr gemeinhin nicht allzu viel zugetraut. Gelingt es also, etwa ein Symbol im
Verwaltungsbereich (ein möglicher
Ansatzpunkt wäre die Zusammenlegung
der Sozialversicherungsträger) zu setzen,
könnten SPÖ und ÖVP tatsächlich positiv
überraschen.
 Dr. Thomas Hofer
Politikberater, Buchautor und
Universitätslektor für
politische Kommunikation
www.hppa.at
RÜCKBLICK
Fotos: Verbund
44
Seinerzeit die größte Baustelle an der Donau
Superlative vom Laufrad bis zum Stator-Ring
10.000 Besucher jährlich
Serie: Energiegeschichte Teil 4
Wo sich Geschichte
und Moderne die
Hand reichen
Ybbs-Persenbeug ist das älteste Donaukraftwerk Österreichs. Es ist nicht nur ein
historisches Symbol für den industriellen Wiederaufbau Österreichs, sondern seit
Jahrzehnten auch ein Vorzeigeprojekt für technische Meisterleistungen.
Von Florian Seidl
D
er steigende Bedarf an elektrischer Energie lenkte bereits
um 1900 den Blick der Energiefachleute auf die ungenützte
Wasserkraft der Donau. 1922 entwarf der Schweizer Ingenieur Otto Höhn das erste Projekt für ein Donaukraftwerk bei
Ybbs-Persenbeug. Nach dem „Anschluss“ Österreichs erteilte
Hermann Göring 1938 den Befehl zum Bau des Kraftwerks.
Während der ersten Bauphase des 1939 begonnenen Donaukraftwerks Ybbs-Persenbeug wurden ab 1941 mehrheitlich in
das „Deutsche Reich“ zwangsverpflichtete Arbeitskräfte und
Kriegsgefangene eingesetzt – heute erinnert eine Gedenktafel
an dieses dunkle Kapitel. 1944 wurden in Folge der kriegsbedingten Mangelwirtschaft die Arbeiten eingestellt. Zu diesem
Zeitpunkt bestanden am linken Ufer lediglich die Baugrube
für die Schleusen und ein Arbeiterlager. Die angefangene Baustelle sollte über zehn Jahre ruhen.
Nach Kriegsende wurden die Anlagen als „deutsches
Eigentum“ beschlagnahmt und den Baufirmen der Uprawlenije
Sowjetskim Imuschtschestwom w Awstriji (USIA) übergeben.
Erst nachdem 1953 zwischen der Republik Österreich und der
Sowjetunion ein Vertrag geschlossen worden war, in dem die
Anlagen in Ybbs-Persenbeug zwecks Fertigstellung freigegeben wurden, konnte eine endgültige Planung in Angriff
genommen werden. Nach Abschluss der Wasserrechtsverhandlungen wurde am 1. Oktober 1954 mit den Bauarbeiten
begonnen. Insgesamt ruhten damals Pläne für dreizehn Staustufen an der Donau in den Schubladen der Techniker.
Mit 236,5 MW installierter Leistung verfügt Ybbs-Persenbeug
über ein Regelarbeitsvermögen von 1336 GWh, eine in der
Nachkriegszeit fast unvorstellbare Summe angesichts der
45
Fotos: Verbund
RÜCKBLICK
Die Turbinen: 7,4 m im Durchmesser und auf dem neuesten Stand der Technik.
geringen Verbreitung von Elektrizitätsanwendungen. Heute
reicht es gerade für 380.000 Haushalte aus. Eine andere aktuelle Rechengröße lautet: Die Jahreserzeugung erspart jährlich
eine Mio. t CO2-Emmissionen im Vergleich zu einem konventionellen Kohlekraftwerk.
Die architektonische Herausforderung bestand darin, das
Ortsbild nicht zu stark zu beeinflussen und dem Schloss Persenbeug seine markante Bedeutung zu belassen, gleichzeitig
die Forderung der Technik nach Raum für die Schifffahrtsschleusen und optimale energiewirtschaftliche Nutzung des
Donaugefälles zu erlauben.
Spiegelbildliche Maschinenhallen
Das Kraftwerk wurde in Nassbauweise gebaut, das heißt, die
Anlage wurde im bestehenden Donaubett errichtet. Je drei
stehende Kaplan-Turbinen auf der linken und auf der rechten
Seite der Donau ergeben zwei „spiegelbildlich“ errichtete
Maschinenhallen. Über 2000 Arbeiter waren auf der Baustelle
des damals größten Wasserkraftwerks in Europa beschäftigt.
Die Engstelle in Persenbeug erlaubte nur die hochwassergefährdete Bauweise in den fließenden Strom hinein. Zwei
Donauhochwasser im Juli 1955 und im März 1956 überschwemmten alle Baugruben.
Im Juni 1959 waren die sechs Maschinensätze, jeder mit
dem imposanten Durchmesser von 7,4 m, in Betrieb und
liefern seither wertvollen „Strom aus dem Strom“. Damit ist
das Kraftwerk Ybbs-Persenbeug das älteste Donaukraftwerk
Österreichs und steht seither als Symbol für den Wiederaufbau Österreichs.
Von mittlerweile hoher strategischer Bedeutung sind die
beiden Eigenbedarfsturbinen des Kraftwerks: sie erlauben
es Ybbs-Persenbeug, auch im Falle eines totalen Netzzusammenbruchs, aus eigener Kraft die Stromerzeugung
wieder aufzunehmen. Die Leitungstechniker sprechen von
„Schwarzstartfähigkeit“ und die gewinnt in Zeiten steigender
Black-out-Gefahr immer mehr an Bedeutung.
Effizienzsteigerung hat Tradition
Ybbs-Persenbeug spiegelt den permanenten Fortschritt der
Wasserkraft: aufgrund neuer Erkenntnisse wurde 1993 bis
1995 ein siebter Maschinensatz in einem eigenen Krafthaus
hinzugebaut. Damit konnte die durchschnittliche Jahreserzeugung um 76 Mio. kWh erhöht werden. Mit Beginn 2014 werden
schrittweise die Maschinen, Leittechnik und Generatoren aus
den 1950er Jahren ausgetauscht. Nach respektablen 50 Jahren
Laufzeit geht damit der Erstbestand in Pension. Die Investition
von 144 Mio. Euro steigert die Erzeugung um weitere 77 Mio.
kWh. Das entspricht dem Strom-Jahresverbrauch von 17.000
Haushalten.
Das Kraftwerk war der Stolz der Wiederaufbaugeneration.
Baustelle und Werk wurden internationalen Gästen als Symbol
für die wiedererstarkte Industrie des jungen Österreich präsentiert. Beliebt ist das Kraftwerk mit seiner schwungvollen
50er-Jahre-Architektur bei Gästen bis heute geblieben. 10.000
Besucher nutzen jedes Jahr die Möglichkeit für einen Blick
hinter die Kulissen der Stromerzeugung. Dank der kontinuierlichen Maschinenerneuerung bietet sich beim Rundgang auch
ein Blick über die Schulter der Ingenieure, die die gewaltigen
Teile in der Maschinenhalle zum Einbau vorbereiten.
46
TECHNIK
Kurzmeldungen Technik
SEnCom forciert
Datensicherheit
Mit dem Projekt „Systemsicherheit von
Energieversorgungsnetzen bei Einbindung von Informations- und Kommunikationstechnologien“ (SEnCom) stellt die
devolo AG das Thema Datensicherheit
erneut in den Fokus.
„Wir erwarten aus dem SEnCom-Projekt
zahlreiche Ergebnisse, die direkt in die
Entwicklung neuer Produkte einfließen
werden“, erklärte Michael Koch, devolo
Smart Grid-Bereichsleiter. „Gerade das
G3-PLC Modem 500k wird von den
Erkenntnissen zu Kryptographie-Algorithmen, Routing-Algorithmen sowie zur
zuverlässigen und echtzeitfähigen Datenübertragung auf der Verteilnetzebene
profitieren.“ Das G3-PLC Modem 500k
sorgt für eine effiziente Access-PowerlineVerbindung und nutzt das Übertragungsband zwischen 150 kHz und 500 kHz.
ABB und Samsung
kooperieren
Der Schweizer Industriekonzern ABB
arbeitet künftig mit dem südkoreanischen Batteriehersteller Samsung SDI
zusammen: Die beiden Unternehmen
haben eine Kooperation zur weltweiten Entwicklung von Mikronetzen
geschlossen. ABB und Samsung
SDI wollen Mikronetze entwickeln,
Elektro-Hybridbusse
für Stockholm
Natürliche Schwankungen in der Stromerzeugung durch Windkraft oder Solaranlagen müssen ausgeglichen werden,
etwa durch Strom aus Pumpspeicherkraftwerken. Die sind aber nur in großem
Maßstab wirtschaftlich. Eine an der TU
Wien entwickelte Pumpturbine soll kleine
Pumpspeicherkraftwerke mit niedriger
Leistung nun rentabel machen.
Die von den Wissenschaftlern entwickelte
Pumpturbine lässt sich auch im niedrigen
MW-Bereich einsetzen, erklärte Christian
Bauer vom Institut für Energietechnik
und Thermodynamik der TU Wien. Dabei
ist nur ein Maschinenstrang nötig, in
dem Wasser nach oben gepumpt oder
für die Energieerzeugung abgelassen
werden kann. „Unsere Pumpturbine kann
in weniger als vier Minuten zwischen
Pumpbetrieb und Turbinenbetrieb wechseln“, sagte Bauer. Zudem ist die Anlage
modular aufgebaut, je nach Fallhöhe und
benötigtem Durchfluss können mehrere
Pumpturbinen zusammengeschaltet
werden.
Damit lassen sich Investitionskosten
senken und kleinere Wasserreservoirs als
Energiespeicher nutzen, etwa Speicherseen für Beschneiungsanlagen.
welche Lithium-Ionen-Batterien als
Energiespeicher nutzen, erklärten die
Unternehmen. Die Netze sollen die
Stromversorgung in entlegenen Gebieten von Schwellenländern erleichtern.
In entwickelten Gebieten könnten sie
einen Beitrag zur Energiesicherheit
liefern. ABB bringt Netztechnologie
und Service, Samsung die Batterietechnik ins Bündnis ein.
Foto: Siemens
Foto: devolo
Kleine Pumpspeicher sollen
rentabler werden
In Stockholm hat eine mit ElektroHybridbussen betriebene Buslinie des
Betreibers Stockholm Public Transport
den Linienbetrieb aufgenommen. Die
Ladetechnik stammt von Siemens
und wurde zusammen mit Vattenfall
installiert. Die Ladung der Busse
erfolgt jeweils an den Endstationen.
Die Schnellladestationen laden
die Lithium-Batterien der Busse in
rund sechs Minuten. Die ElektroHybridbusse können sieben Kilometer
rein elektrisch fahren. Dadurch
werden lokale Emissionen und Lärm
reduziert.
Die Buslinie wird mit einem Volvo-Bus
vom Typ 7900 betrieben. Der Elektromotor verfügt über eine Leistung
von 150 kW. Die Batterien werden an
Schnellladestationen, die sich jeweils
an den Endhaltestellen befinden,
aufgeladen. Um den Ladevorgang zu
starten, braucht der Fahrer den Bus
lediglich unter der Station zu parken.
Der Ladearm senkt sich herab und
der Ladevorgang startet vollautomatisch, schilderte Sandra GottKarlbauer, CEO der Siemens Business
Unit Urban Transport, die ihren Sitz in
Wien-Simmering hat.
KOMMENTAR
47
Kommentar
von Uwe Fischer
Eine riesige Lagerhalle, stockfinster,
bis auf ein paar einsame Lichtkegel, die
scheinbar zielstrebig zwischen den
Regalreihen entlang wandern: Die
Lichter weisen den Lagerarbeitern den
Weg, die rund um die Uhr neu angekommene Waren in die Regale
schlichten, wieder andere herausräumen und Lieferungen zusammenstellen. Obwohl 24 h am Tag reges
Treiben herrscht, wäre es eine ungeheure Energievergeudung, das gesamte
Lager permanent auszuleuchten – eine
gezielte Steuerung der Beleuchtung, die
Licht nur genau dort zur Verfügung
stellt, wo es auch tatsächlich gebraucht
wird, kann den Stromverbrauch in
einem Logistikzentrum um bis zu
70 Prozent reduzieren. So errechneten
es die Energieexperten von Philips
Lighting und richteten in der Logistikzentrale von DB Schenker in Linz das
weltweit erste „GreenWarehouse“Lichtsystem ein.
Möglich wird die Umsetzung eines
solchen Konzepts durch den konsequenten Einsatz von LED, anstelle
anderer Leuchtmittel, und deren Verknüpfung mit verschiedenen Bewegungssensoren. In Kombination mit
interaktiven Steuerungsmodulen entsteht ein nachhaltiges Lichtsystem.
Einerseits wird den Mitarbeitern im
Lager das für ihre jeweilige Arbeit
optimale Licht zur Verfügung gestellt,
andererseits bleibt es dort, wo sich
gerade niemand aufhält, dunkel. Dabei
ist man dem Computer aber nicht hilflos
ausgeliefert: Mit einer Fernbedienung
können die Einstellungen jederzeit
manuell an die aktuelle Situation angepasst werden.
Im Fall von DB Schenker konnten die
Energiekosten durch das intelligente
Beleuchtungssystem um stolze
41.700 Euro/Jahr gesenkt werden,
der CO2-Ausstoß wurde um jährlich
201 t reduziert.
 Uwe Fischer
Prompt erhielt Philips für seine Entwicklung den Innovationspreis des
Umweltministeriums. Der stellt für
Philips Lighting einen Ansporn dar,
weiter nach wirtschaftlichen und
umweltfreundlichen Beleuchtungsmöglichkeiten zu suchen und die Ergebnisse
in die Praxis umzusetzen.
Wenn Licht dem
Menschen folgt
Und die stehen dann freilich nicht nur
großen Firmen zur Verfügung – auch für
Privathaushalte gibt es bereits jede
Menge kostengünstiger Lösungen, um
durch entsprechende Beleuchtung für
eine Wohlfühlatmosphäre bei möglichst
niedrigem Stromverbrauch zu sorgen.
Um den Konsumenten den Umstieg auf
die, in der Erstanschaffung zugegebenermaßen etwas kostenintensivere, LEDTechnologie schmackhaft zu machen,
erhielten Kunden in einer gemeinsamen
Aktion mehrerer österreichischer Stromlieferanten beim Kauf einer LED-Lampe
eine zweite Lampe gratis dazu; ein paar
davon leisten seither auch in meinem
Arbeits-, im Wohn- und im Kinderzimmer
gute Dienste.
Redaktionsbüro und
Multimedia-Agentur Binatang,
www.binatang.at
48
TECHNIK
TECHNIK
49
Wasserkraftwerk Opponitz –
Ökologie und
Ökonomie im
Fokus
FOTO
Wien Energie/Markus Haslinger
Von Martina Tandlinger, Gerhard Eder,
Christoph Niedermoser
S
eit über neun Jahrzehnten versorgt das Wasserkraftwerk
(idF WKW) Opponitz über 25.000 Haushalte mit sauberem
Strom. Seit Ende 2014 greift nun eine umfangreiche Modernisierung. Begonnen hat alles 1921, als nach dem Ersten Weltkrieg in Österreich durch den Verlust der Bergwerke in Polen,
Tschechien und Slowakei starker Mangel an Kohle herrschte.
Durch den Ausbau der Wasserkraft wollte man vom Ausland
unabhängig werden. Dies führte am Weihnachtstag des
Jahres 1921 zur Gründung der Wasserkraft AG (WAG) durch
die Gemeinde Wien.
50
TECHNIK
Die Anlage befindet sich im südwestlichen Niederösterreich im
Nahbereich zu den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark. Die Ybbs ist in Niederösterreich, abgesehen von der Enns
als Grenzfluss, mit 130 km Länge der größte Zubringer der
Donau aus den Alpen. Ihr in den Voralpen liegendes Einzugsgebiet umfasst bis zur Donau eine Fläche von 1400 km². Das
Einzugsgebiet an der Wehrstelle Göstling beträgt 322 km² mit
einer jährlichen Niederschlagshöhe von 1400 mm bis 1800 mm.
Das Kraftwerk Opponitz nützt die 116 m Gefälle des Mittellaufes der Ybbs zwischen Göstling und Opponitz aus. Zwischen Einlaufbauwerk und Krafthaus legt die Ybbs in einem
weiten Bogen rund 34 km zurück, der durch ein 11,3 km
langes Stollensystem abgekürzt wird.
Die Hauptbestandteile der Gesamtanlage sind
• Wehranlage Göstling
• Freispiegelstollensystem mit Königsberg
Friesling und Opponitzer Stollen
• Düker in St. Georgen an der Reith
• Krafthaus Opponitz mit Wasserschloss und
Druckrohrleitung
Das Wasserkraftwerk Opponitz versorgt seit 1924 über
25.000 Haushalte mit Strom aus Wasserkraft. In den Jahren
2007–2014 wurde es nach ökologischen und ökonomischen
Gesichtspunkten komplett modernisiert.
Durch die Neuerrichtung der Wehranlage Göstling mit einer
Fischwanderhilfe und der Verbesserung des Hochwasserschutzes wird die Restwassermenge in der Ybbs nachhaltig
erhöht und die Fischpassierbarkeit des Gewässers gewährleistet. Die Instandsetzung des Triebwasserstollens wurde
parallel zur Errichtung der Wehranlage durchgeführt.
Anlagen- und Projektübersicht
Die wichtigsten Projektablaufphasen:
2007: Fischökologische Untersuchungen der
Universität für Bodenkultur (BOKU)
2009/10: Untersuchungen am hydraulischen Gesamt-
system bzw. Opponitzer Stollen
Foto: Wien Energie/Fotostudio Wurst
Der Spatenstich für das Kraftwerk Opponitz erfolgte am
17. Jänner 1922 an der Nordseite des Friesling-Stollens, und
kaum drei Jahre später am 27. Dezember 1924 wurde die Stromerzeugung und die Lieferung an die Wiener E-Werke aufgenommen. In dieser kurzen Bauzeit wurden sowohl der Stollen, das
Kraftwerk als auch die 110-kV-Freileitung Opponitz–Gresten–
Wien errichtet. Für das gesamte Bauvorhaben waren bis zu 2900
Menschen 12,5 Mio. Arbeitsstunden hindurch beschäftigt.
Einbau Relinig-Rohr in Bereich mit bewehrtem Dämmer.
51
Foto: Wien Energie/APA-Auftragsgrafik
TECHNIK
Übersicht des Wasserkraftwerkes Opponitz mit der Darstellung der Projektbestandteile
2010:
Vorstudien zur Erneuerung Wehranlage und
Opponitzer Stollen
2011/12: Einreichung Vorprojekt, wasserrechtliche
Vorprüfung, Kontakt mit Grundeigentümer, Start der Detailuntersuchungen
2013/14: Revitalisierung WKW Opponitz auf Stand der Technik mit Neubau Wehranlage
Göstling und Instandsetzung Stollen Opponitz
Um die im Jahr 1920 errichtete Wasserkraftanlage ökologisch
und ökonomisch zu revitalisieren und die sanierungsbedürftigen Anlagenteile zu erneuern wurde beschlossen, die
gesamte Wasserfassungsanlage neu zu errichten. Diese
besteht aus:
• Zweifeldrige Wehranlage und Grundablass samt aufgesetzter Klappe
• Seiteneinlauf mit horizontalem Rechen und
Rechenreinigungsmaschine
• Sandfang
• Restwasserturbine
• Fischwanderhilfe
Wehranlage und Grundablass
Das alte Dachwehr erwies sich insbesondere bei Hochwasser
und Haltung der Stauhöhe als aufwendig in Betrieb und
Instandhaltung. Dieses durch Wasser-Zu- und Abfluss gesteuerte hölzerne Wehr war einerseits träge in der Bedienung und
andererseits aufwendig den rasch wechselnden Wasserständen anzupassen.
Die neue Wehranlage besteht aus zwei Wehrfeldern und
einem Grundablass. Um das Stauziel auf 520,20 m ü. A. zu
halten, wurde in die beiden Wehrfelder jeweils eine Klappe
mit den Abmessungen 14,60 m auf 3,70 m verbaut. Der
Grundablass mit einer Breite von 4,70 m wurde zur zusätzlichen Feinjustierung der Stauhaltung mit einer aufgesetzten
Klappe ausgestattet. Dabei dient die Aufsatzklappe gemeinsam mit dem Grundablassschütz mittels einer hydraulisch
betriebenen Stauregelung einer effizienten Treibholz- und
Geschiebeabfuhr. Die Wehrklappen und der Grundablass
werden über ein Hydraulikaggregat angetrieben, welches
sich in einem Schützenhaus über dem Grundablass befindet.
Besondere Sicherheit wird durch die pegelgesteuerte Öffnungsmöglichkeit der Klappen erreicht, die rein mechanisch,
TECHNIK
Foto: Wien Energie/Fotostudio Wurst
52
Eingestautes Wehrfeld der Wehranlage Göstling mit geringem Überfall
auch bei Stromausfall, die gesamte Abflussmenge an der
Ybbs freigeben.
Die Höhe der festen Wehrschwelle wurde um 90 cm abgesenkt,
sodass sich insgesamt eine Verbesserung des Hochwasserabflusses gegenüber dem Bestand ergibt. Das Wehr kann ein Hochwasser 300-jährlicher Häufigkeit (485 m³/s) schadlos abführen.
Der linksufrige Einlauf in den Oberwasserkanal ist 22,80 m
lang und 2,40 m hoch. Der Seiteneinlauf ist mit einem horizontalen Feinrechen versehen. Der Rechen besteht aus Flachstahl 50/5 mm und weist eine lichte Weite von 20 mm sowie
eine Gesamthöhe von 2,60 m auf. Anfallendes Schwemmgut
wird beim Reinigungsprozess durch die Putzharken der
Rechenreinigungsmaschine vom Rechen entfernt und gelangt
über die dem Grundablass aufgesetzte Klappe in das Unterwasser der Wehranlage.
Gesteuert wird die Rechenreinigungsmaschine mittels
Niveausonden, die bei entsprechender Wasserspiegeldifferenz
vor und nach dem Rechen oder durch ein vorgegebenes Zeitintervall automatisch einen Reinigungsvorgang auslösen.
Weiters ist eine manuelle Bedienung des Rechenreinigers
jederzeit möglich.
Zur Beseitigung größerer Verklausungen im Grundablassfeld
und im Bereich des horizontalen Rechens ist zusätzlich ein
Ladekran mit Greifer auf dem Grundablasspfeiler montiert.
Mit diesem Greifer können die Verklausungen gelöst beziehungsweise das von der Ybbs mitgeführte Grobholz etc. aus
dem Abflussquerschnitt entnommen werden. Der Antrieb der
Rechenreinigungsmaschine und des Greifers/Ladekrans
erfolgt über ein eigenes Hydraulikaggregat.
Den Kernpunkt der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen
bildet das über die Fischwanderhilfe sowie über eine Wehrturbine abgegebene Restwasser.
Von der Mindestrestwassermenge von 1,20 m³/s bis hin zur
maximal geforderten Restwassermenge von 2,20 m³/s werden
TECHNIK
dauerhaft 0,25 m³/s über die Fischwanderhilfe abgegeben.
Das übrige Restwasserdargebot von 0,95 m³/s bis 1,95 m³/s
wird über eine Restwasserturbine abgearbeitet.
Die Fische freut‘s
Die Fischwanderhilfe befindet sich orografisch links zwischen
Ybbs und dem Oberwasserkanal bzw. Entsanderbauwerk der
Wasserfassung und wurde in Vertical-Slot-Bauweise hergestellt. Die Leitfischarten für die Beckendimensionierung sind
Bachforelle, Äsche und Koppe.
Fische steigen in die Fischwanderhilfe unmittelbar unterhalb
des Triebwasserauslaufes der Restwasserturbine ein. Der
Ausstieg ist unmittelbar oberhalb des Seiteneinlaufes situiert. Die Flusssohle wurde bis zum Ein- und Ausstieg ansteigend ausgeführt, um sohlnahe wandernden und schwimmschwachen Fischarten und Organismen das Erreichen der
Fischwanderhilfe zu ermöglichen. Durch die Anordnung des
Einstieges im Bereich des Restwasserauslaufes ist eine
dauerhafte Lockströmung vorhanden, um die Auffindbarkeit
der Fischwanderhilfe sicherzustellen.
Die Begrenzungsmauer der Fischwanderhilfe wurde im
Unterwasserbereich so hoch ausgeführt, dass ein Überspülen
der unterwasserseitig angeordneten Becken bis zu einem
50-jährlichen Hochwasser vermieden wird.
Um die hydraulische und ökologische Funktionsfähigkeit der
Fischwanderhilfe auch bei Niederwasser sicherzustellen,
wurde zwischen der bisher vorhandenen Sohlschwelle und
dem Einstieg zur Fischwanderhilfe eine Tiefenrinne ausgebildet. Die Tiefenrinne wurde auf die erforderliche Abflusstiefe für die wandernden Fische und die Restwasserabflussmenge ausgelegt.
Auslegungsdaten der Fischwanderhilfe Göstling
Beckenlänge/Beckenbreite
2,6 m/1,7 m
Wasserspiegeldifferenz zwischen 2 Becken
15 cm
Dotationsabfluss
250 l/s
Anzahl der Becken
42 Becken
Mindestschichtdicke Sohlsubstrat
20 cm
Übertrittsbreite
ca. 24 cm
Wassertiefe in der Übertrittssektion bzw.
Wassertiefe im Becken
ca. 70 cm
Maximale Fließgeschwindigkeit vmax
ca. 1,5 m/s
53
Als Restwasserturbine dient eine doppelt regulierte vertikalachsige Kaplanturbine, die bei einer Ausbauwassermenge von
3,9 m³/s und einer Fallhöhe von 5,85 m eine Leistung von
180 KW erreicht. Die Turbine ist über einen Riementrieb mit
einem Synchrongenerator gekoppelt und wird bei Betrieb der
Gesamtanlage des Kraftwerkes Opponitz unter Volllast mit
der Ausbauwassermenge von 3,9 m³/s betrieben. Dies ist an
rund 70 Tagen im Jahr der Fall. Das Triebwasser der Turbine
wird als Zusatzdotation in die Tiefenrinne der Fischwanderhilfe eingeleitet.
Das Restwasserkraftwerk steuert somit 737 MWh/Jahr Strom
zur Gesamterzeugung bei. Damit bleibt die Restwasserturbine zwar die „Kleine“ unter den leistungsstarken Maschinen
des Kraftwerkes Opponitz, aber die Doppelfunktion als
Ökostromproduzent und als Garant für die Dotierung des
Naturlebensraums Ybbs macht sie letztlich doch zu einer
ganz Großen.
Stolleninstandsetzung
Die Ausgangslage: Das Teilstück Opponitzer Stollen des
Freispiegeltriebwasserweges wurde in einer schwierigen
geologischen Formation errichtet. Der Triebwasserweg verläuft in diesem Bereich in den Opponitzer Schichten an der
Grenze zwischen der „Verwitterungsschwarte“ im Hangenden
und „gebänderten Sulfatgesteinen“ im Liegenden. Infolge von
Bergwasser und Triebwasseraustritten aus dem Stollen
kommt es zur Umwandlung von Anhydrit zu Gips (Schwelldruck) und in den Gipsgesteinen durch Ausschwemmungen
zur Bildung von Hohlräumen (Gipskarst). Als weitere Besonderheit wurden die seinerzeit beim Bau bzw. im Laufe der
Betriebsführung festgestellten bis zu 40 m³ großen Hohlräume im Zuge der Arbeiten verfüllt.
Um den langfristigen Betrieb des Wasserkraftwerks sicherzustellen, wurde seitens Wien Energie nach vorhergehender
Variantenstudie die Entscheidung getroffen, den bestehenden
Stollenabschnitt von der Messkammer Haselreith bis zum
Wasserschloss instand zu setzen.
Zur Erarbeitung eines Instandsetzungskonzeptes mussten im
Vorfeld Planungsgrundlagen aufbereitet werden, diese
umfassten:
• Ausheben und Sichten von Archivunterlagen
• Bauwerksprüfung der Bestandsanlage
• geologische und hydrogeologische
Erkundungsmaßnahmen
• Vermessung inkl. Tunnelscanneraufnahme
• Georadaraufnahmen
54
TECHNIK
Nur durch diese umfangreichen Erkundungsmaßnahmen im
Vorfeld konnten während der Planung stets alle erforderlichen Teilaspekte betrachtet und im Entscheidungsprozess auf
einer soliden Basis bewertet werden.
Nach Vorliegen aller Erkundungsergebnisse kristallisiert sich
die Abdichtung des Triebwasserweges in diesem Abschnitt als
oberstes Ziel heraus, um so ein weiteres Zuführen von Triebwasser in das umliegende Gebirge zu unterbinden. Dies
wurde im Bereich des Opponitzer Stollens durch den Einbau
von ca. 2350 m Relining-Rohren umgesetzt. Für die Festlegung des optimalen Durchmessers, welcher einerseits den
nötigen Durchfluss sichert und andererseits möglichst
geringe Frästiefen für das Bestandsbauwerk verursacht,
wurden anhand der Tunnelscanneraufnahme entsprechende
Abtragsflächen ermittelt. Die Achse des Relining-Rohres
wurde dabei so an den Bestand angepasst, dass Betonfräsarbeiten nicht im Bereich der Stollenfirste, sondern nur im
Bereich der Sohle und der Ulmen durchgeführt werden mussten. Dadurch wurde der Eingriff in den Bestandsquerschnitt
auf ein Minimum reduziert.
Gebirgsverbessernde Maßnahmen
Um diese Fräsarbeiten überhaupt durchführen zu können,
waren vorauseilend gebirgsverbessernde Maßnahmen erforderlich. Dabei wurde systematisch die Sohle injiziert, da hier
Info
Dipl.-Ing. Martina Tandlinger, von der Wien
Energie GmbH, hatte die Gesamtprojektleitung der Revitalisierung des Kraftwerkes
Opponitz inne.
Ing. Gerhard Eder war seit September
2012 mit der Projektleitung für die
Instandsetzung des WKW Opponitz,
Generalsanierung der Wehranlage
Göstling und Instandsetzung des Stollen
Opponitz, betraut.
Dipl.-Ing. (FH) Christoph Niedermoser ist
seit September 2013 mit der Planung der
Instandsetzung des WKW Opponitz
betraut.
über großen Strecken die direkte Bettung nicht mehr vollflächig gegeben war. Zusätzlich wurde entsprechend dem hydrogeologischen Modell die „Wasserwegigkeit“ längs des Stollens
durch eine gezielte Ringabdichtung unterbunden. Als Injektionsgut kam Zementmörtel zum Einsatz, für die Verfüllung
großer Hohlräume wurde Beton eingesetzt.
Nach erfolgter Wiederherstellung der Bettung erfolgten die
Fräsarbeiten. Die Fräsarbeiten waren in zwei Schritten
geplant: vorauseilender Sohlabtrag und anschließendes
Profilfräsen. Um einen weiteren Wassereintrag in die
Bestandsanlage zu unterbinden, wurde ein Betonabtrag via
Hochdruckwasserstrahlen (HDW) ausgeschlossen. Die ausführenden ARGE Stollen Opponitz (G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft, Felbermayr Bau) und deren Subunternehmer
Huemer GmbH entwickelten für diese Projekt eine Teilschnittmaschine, mit welcher die Fräsarbeiten in einem Arbeitsschritt mit der geforderten Genauigkeit und hoher Leistung
umgesetzt werden konnten – wobei dieses Maschinenkonzept
im Rahmen des Innovationspreises des österreichischen
Tunneltages 2014 mit dem dritten Preis prämiert wurde.
Um einerseits die Konsenswassermenge von 12,4 m³/s
abführen zu können und gleichzeitig dicht zu sein, erfolgte
ein Relining mittels glasfaserverstärkten Rohren (GF-UP)
mit einem Innendurchmesser von 2,466 m. Das ReliningRohr wurde von den Montagegruben Leithengraben, Hühnergraben und Wasserschloss eingebracht und mit mindestens 7,5 cm schwindkompensiertem Dämmer verfüllt. In
besonders stark geschädigten Bereichen wurde der Dämmer
bewehrt ausgeführt.
Zum Schutz der Relining-Rohre vor hohen Bergwasserdrücken wurden Firstentwässerungen ausgeführt. Diese wurden
so konzipiert, dass ein Einstau von über 1,0 m über Reliningfirste verhindert wird und dennoch eine Ausleitung des
Triebwassers in das Gebirge unterbunden wird. Der Übergang zum Bestandsbauwerk wurde im Bereich der Einleitung mittels eines maßgefertigtem Stahltrichters und im
Auslaufbereich mittels GF-UP-Halbschale hydraulisch
günstig ausgeführt.
Im Zuge der Bauarbeiten im Stollen Opponitz wurden auch
diverse Nebenanlagen in diesem Abschnitt des Triebwasserweges bautechnisch instand gesetzt:
• Teilverfüllung Entwässerungsstollen Ia, Ib und II, Eva- und Poldistollen
• Betontechnische Instandsetzung Leithengraben-
aquädukt, Hühnergrabenaquädukt, Hangkanal
• Instandsetzung Stahlauskleidung Frieslingstollen
Diese Instandsetzungsmaßnahmen im Stollen Opponitz wurden im Zeitraum von Februar bis August 2014 ausgeführt.
STANDARDISATION CORNER
55
Firewall für Steuersysteme
Es wird generell empfohlen, Steuersysteme (ICS1) vom übrigen Unternehmensnetz zu trennen, da diese unterschiedliche Zielsetzungen haben. Um zwischen
Netzwerken dennoch eine kontrollierte
Verbindung herzustellen, werden
Firewalls eingesetzt.
Die erste Generation von Firewalls ist
bekannt als paketorientierte Firewall
(Packet Filtering Firewall). Diese sind im
Grunde Router, die es erlauben, den
Netzwerkverkehr in den untersten drei
Schichten des OSI-Schichten-Modells
auf Paketebene zu filtern. Dabei wird
zum Beispiel anhand von Quell- und
Zieladresse entschieden, ob das Paket
zulässig ist oder nicht. Das Paket kann
entweder zugelassen, verworfen oder
abgelehnt werden.
Die zweite Generation von Firewalls
wurden in den frühen 90er-Jahren bei
AT&T Bell Laboratories entwickelt und
wird stateful inspection genannt. Diese
ermöglicht es, die Filterung in die Transportschicht (viertes Layer) auszuweiten.
Damit kann unterschieden werden, ob
ein Paket zu einer bestehenden aktiven
Kommunikationsverbindung gehört und
ob es einen zulässigen Protokolltyp hat.
Die bisherigen Generationen von
Firewalls konnten auf Grund von wenigen einfachen Kriterien im Paketheader
die Netzwerkkommunikation filtern.
Dafür ist der Administrationsaufwand
relativ überschaubar, und die Verzögerung durch die Verarbeitung ist minimal.
Mit der dritten Generation von Firewalls
wurden die bisherigen Filtermöglichkeiten um deutlich komplexere erweitert.
Die Vorgehensweise wird daher manchmal als Deep Packet Inspection (DPI), zu
Deutsch detaillierte Paketüberprüfung,
bezeichnet. Seit den 90er-Jahren wird an
dieser Form der Filterung auf Anwendungsebene (Application Layer Firewall)
ständig gearbeitet und weiterentwickelt.
Dabei werden Authentifizierungsverfahren berücksichtigt, kann Kommunikation
über Proxys gesteuert oder Malware
ausgefiltert werden. Auf dieser Ebene
kann die Firewall erkennen, ob Anwendungen versuchen, ihre Grenzen zu
überschreiten und womöglich gefährliche Daten über das Netzwerk zu senden.
In der ICS-Welt gibt es jedoch gänzlich
andere Voraussetzungen und auch
Anforderungen als im IT-Bereich. So ist
in Steuernetzwerken die Verfügbarkeit
der Daten die wesentlichste Anforderung. Vorrangig müssen die zur Steuerung notwendigen Daten verfügbar sein,
damit der Betreiber das System weiter
unter Kontrolle haben kann.
Die oben erwähnten Funktionalitäten
VPN, IDS, IPS und AV sind im ICSSystem daher nur soweit sinnvoll, als
sie sich nicht auf die Verfügbarkeit und
den Durchsatz negativ auswirken, und
sie müssen daher mit Maß und Ziel
angewendet werden.
Überwachungsmöglichkeiten
Die nächste Generation von Firewalls
besteht meist aus einer Kombination
von einer Application Layer Firewall
und Virus Scanner, Intrusion Detection
Systems (IDS), Intrustion Prevention
Systems (IPS), virtuellen Netzwerken
(VPN) sowie zentralem Netzwerkmanagement und -monitoring. Daraus gibt
es eine umfangreiche Liste von Überwachungsmöglichkeiten. Dieser erweiterte
Funktionsumfang ermöglicht es, ein
breites Sicherheitsspektrum abzudecken. Gleichzeitig kann sich dies sowohl
negativ auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit auswirken als auch ungewollte
falsch positive Resultate liefern.
Fälschlicherweise werden ICS immer
noch mit IT2-Systemen gleichgesetzt,
gerade auch weil momentan Bestrebungen bestehen, die Technologien zu
vereinheitlichen. Daher ist die Verlockung groß, beide Themen auch inhaltlich in einen Topf zu werfen.
Im Februar hat die NIST3 das Dokument 800-82 „Guide to Industrial
Control Systems (ICS) Security)“ in der
zweiten Version als finalen Entwurf4
herausgebracht. Dabei wurden die
Bedrohungssituation aktualisiert, das
Kapitel für Risikomanagement überarbeitet, die Methoden, Werkzeuge sowie
Empfehlungen für die Praxis auf neuen
Stand gebracht und generell das Dokument an andere aktuelle Sicherheitsstandards und -leidfäden für ICSSysteme angepasst.
Weiterführende Informationen
erhalten Sie bei:
Dipl.-Ing. Armin Selhofer, MSc,
Oesterreichs Energie, Bereich Netze,
Tel.: 01/501 98-232
I ndustrial Control System
Informationstechnologie
National Institute of Standards and Technology (U.S.
Department of Commerce)
4
http://csrc.nist.gov/publications/PubsDrafts.
html#800-82r2
1
2
3
TECHNIK
Foto: Vaillant
56
Strom als
Energieträger
der Zukunft
Von Georg Patay
TECHNIK
D
ie Energiewende erfordert in den kommenden Jahren
nicht nur massive Effizienzanstrengungen, sondern auch
einen Ausbau der Stromerzeugung im Inland, vor allem aus
erneuerbaren Ressourcen. Soll das Ziel einer Reduzierung
der CO2-Emissionen um 80 Prozent bis 2050 erreicht werden,
muss die Stromproduktion mindestens um zehn Prozentpunkte steigen, selbst wenn alle Effizienzpläne halten, die
eine Verringerung des Energieverbrauchs um insgesamt 50
Prozent vorsehen. Nur damit könnte Strom in zunehmendem
Ausmaß fossile Energieträger insbesondere in den Bereichen
Raumwärme und Verkehr ersetzen.
Zudem gibt es einen Trend zu Single-Haushalten, mehr
Wohnfläche und eine überalterte Bevölkerung, welche höhere
technische Standards benötigt. Eine weitere Ursache für mehr
Stromverbrauch ist auch das Bevölkerungswachstum
in Österreich.
Ob nun Strom ein „knappes Gut“ bzw. der Energieträger
der Zukunft wird, wird davon abhängen, wie viele einander
ergänzende Wege bei der Produktion, Übertragung und
Speicherung gefunden werden. Smarte regelbare Lösungen
werden mit zentralen und dezentralen Konzepten gefragt
sein, welche engmaschig vernetzt sind. Neben der wesentlichen Rolle der Wasserkraft werden zukünftig Wind, Fotovoltaik und Biomasse die Produktion des erneuerbaren Stroms
ergänzen müssen. Dieser Ausbau allein wird jedoch nicht ausreichen, um den Strombedarf auch in Zukunft stabil decken
zu können.
57
verteilt. In den Sommermonaten ist Österreich ein „Strom-Exporteur“, in den Wintermonaten ein „Strom-Importeur“. Das
energiepolitische Ziel für Österreich sollte daher eine ausgeglichene Strombilanz – wenn möglich in jedem Monat – sein.
Brennstoffzellenbasierende mKWK könnten dann Strom
produzieren, wenn Österreich ein Strom-Importeur ist und
die stromproduzierenden Heizungen (mKWK) aufgrund der
Heizperiode voll in Betrieb sind. Der so nebenbei als Kuppelprodukt erzeugte Strom entlastet den Importmarkt zur
richtigen Zeit.
Entlastung der Netze
Die Entlastung der Stromnetze ist die Folge und ein weiteres
gutes Argument, Strom aus regelbaren gasbetriebenen Brennstoffzellen zu erzeugen. Zudem lässt sich Gas im Vergleich zu
Strom nicht nur viel besser speichern, sondern auch effizienter und kundengerechter transportieren. Wenn nun ein Teil
der benötigten Energie über die bestehende Gasinfrastruktur
für die Stromproduktion vor Ort genutzt wird, dann könnte
man auch teilweise auf zusätzliche, teure Netzausbauten verzichten. Diese 380-kV-Leitungen benötigen eine Mindestbreite
von 250 m, um zum Beispiel 140.000 MW zu übertragen, eine
Gasleitung für die gleiche Übertragungskapazität hat lediglich 0,9 m an Rohrdurchmesser. „Artenvielfalt“, intelligente
Vernetzung und neue Speichertechnologien werden in Zukunft
gefragt sein, insbesondere beim Energieträger Strom.
„Mini-Kraft-Wärme-Kopplung“ im Fokus
Daher werden auch in Zukunft größere, aber auch kleinere
regelbare thermische Kraftwerke für die Versorgungssicherheit in Österreich unerlässlich sein. Diese gasbetriebenen
Kraftwerke könnten bald sehr klein werden. Denn die Schlüsseltechnologie eines virtuellen regelbaren Kraftwerkparks
könnten zukünftig Mini-Kraft-Wärme-Kopplungen (mKWK)
auf Basis von Brennstoffzellen sein.
Dank dieser Technologien könnten die Stromnetze nicht nur
entlastet – Strom und Wärme werden am Ort des Verbrauchs
produziert und nutzen das Gasnetz –, sondern auch der
Strom könnte mit den geringsten CO2-Emissionen produziert
werden. Wenn man Strom und Wärme dezentral in kleinen
Einheiten erzeugt, kann man Effizienzgewinne gegenüber
zentralen Groß-KWK-Anlagen von bis zu 20 Prozent erzielen.
Das spart nicht nur CO2-Emissionen ein, sondern reduziert
auch die Belastung der Stromnetze. Der Strombedarf und die
Stromaufbringung sind in Österreich über das Jahr ungleich
Derzeit sind die deutschen gesetzlichen wie auch ökonomischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von mKWK-Anlagen (motor- bzw. brennstoffzellenbasierend) noch deutlich
besser als in Österreich. So gibt es hierzulande noch keine
allgemeine bundesweite Förderung dieser effizienten und
besonders ökologischen Technologie für den Ein- und Mehr-
58
TECHNIK
familienhausbereich. Die Vaillant Group Austria rollt nun
mit einer „smarten Markterprobung“ das EU-geförderte
„ene.field-Projekt“ in Kooperation mit österreichischen
Gasversorgern aus, um die Brennstoffzellentechnologie
der heimischen Politik und Entscheidungsträgern näherzubringen bzw. die Bedeutung der dezentralen gasbetriebenen
Strom- und Wärmeerzeugung speziell für Österreich herauszustreichen. Denn die Rahmenbedingungen für die Brennstoffzellentechnologie müssen dringend definiert werden,
damit sich aus dem derzeit noch sehr kleinen Marktsegment
ein Wachstumsmarkt entwickelt.
Große Potenziale
Brennstoffzellenbasierende Heizungen sind ideale Systeme
für den Gebäudebestand, also für die Modernisierung.
Gerade in diesem Segment sind die NiedertemperaturHeizsysteme bei Weitem noch nicht Standard bzw. ist ein
„Upgrade“ aus ökonomischen Gründen nicht immer sinnvoll.
Der erste Schritt in Richtung effiziente Gebäudesanierung
sollte daher immer eine Investition in die Haustechnik
(Heizungsmodernisierung) sein, bevor an eine thermische
Sanierung inklusive Fenstertausch gedacht wird. Dies ergab
auch die Studie „Kosten-/Nutzen-Analyse von energetischen
Gebäudesanierungen in Österreich“, die von der Austrian
Energy Agency durchgeführt wurde.
In Deutschland liegt das theoretische Marktpotenzial für
mKWK-Anlagen im Gebäudebestand bei ca. 60.000 Einheiten/
Jahr, in Österreich bei ca. 6000 Einheiten/Jahr. Mit der
„smarten Markterprobung“ von brennstoffzellenbasierenden
Heizsystemen will Vaillant nun die notwendigen ökonomischen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung
der mKWK-Technologien definieren und die Politik für diese
effiziente Technologie sensibilisieren. Denn unter den derzeitigen Voraussetzungen sind mKWK-Anlagen für den heimischen Konsumenten wirtschaftlich nicht darstellbar.
Derzeit sind die Investitionskosten noch viel zu hoch und
der Strompreis in Relation zum Gaspreis zu billig. Es
braucht daher sowohl klare Rahmenbedingungen, wie etwa
eine für fünf Jahre gesicherte Anschub-Finanzierung des
Bundes sowie eine Abnahme des eingespeisten Stromes zu
marktkonformen Preisen als auch ein deutliches Kommit-
Zur Person
Ing. Dr. Georg Patay ist Leiter der
Marktentwicklung Vaillant Group
Austria GmbH und Lektor an
der FH Pinkafeld
ment der Stromwirtschaft zu regel- und vernetzbaren brennstoffzellenbasierenden mKWK-Anlagen.
Je „grüner“ die Stromförderung, desto „fossiler“ wird der
Strom: Dies klingt zwar paradox, aber durch die Förderpolitik von Fotovoltaik und Windanlagen in Deutschland, in
Verbindung mit einem relativ hohen Gaspreis, rechnen sich
hocheffiziente Gaskraftwerke nicht mehr, werden eingemottet bzw. vorzeitig abgeschrieben.
›Auch kleinere regelbare thermische
Kraftwerke sind für die Versorgungssicherheit unerlässlich.‹
Stattdessen werden alte Kohlekraftwerke in Betrieb genommen, um billigen Strom produzieren zu können. Auch
in Österreich gibt es einen ähnlichen Trend. Dieses Förderprinzip kann man als „Produce and Forget“ bezeichnen. Egal,
ob Strom nachgefragt wird oder nicht, der Produzent erhält
seinen geförderten Einspeisetarif. Aber je mehr subventionierter Strom zum Zeitpunkt X produziert, eingespeist und
nicht nachgefragt wird, desto mehr driften Angebot und
Nachfrage auseinander – Negativstrompreise an der Börse sind
die Folge. In Deutschland hat man diese Fehlkonstruktion der
Förderpolitik erkannt und ringt nun um eine Lösung.
Strom braucht „Artenvielfalt“
Strom ist der Energieträger der Zukunft, vor allem wenn er
von „Artenvielfalt“ preiswert produziert, verteilt und gespeichert werden kann. Einen wesentlichen Beitrag dazu könnten brennstoffzellenbasierende Heizsysteme leisten. Auf den
Energieträger Gas und die bestehende Gasinfrastruktur
wird man bei der Stromproduktion nicht verzichten können,
da Gas unter anderem durch Power to Gas bzw. durch die
vermehrte Biogaseinspeisung immer „grüner“ und damit
CO2-neutraler wird.
Aber auch aufgrund der hohen Energiedichte mit optimaler
Speicher- und Transporteigenschaft wird Gas bei der Stromproduktion unverzichtbar bleiben. Beim Einsatz von smart
vernetzten mKWK könnten nicht nur Stromnetze entlastet
werden, sondern Österreich könnte auch eine ausgeglichenere Strombilanz erzielen. Es wird auf den richtigen Mix
ankommen, um Versorgungssicherheit und Wandel zu regenerativen Energien volkswirtschaftlich und klimafreundlich
zu optimieren.
BÜCHER
Crash-Kurs
Regelungstechnik
Kahlert, J. (2015):
Crash-Kurs
Regelungstechnik – Eine
praxisorientierte
Einführung mit
Begleit-Software.
2., überarbeitete
und erweiterte
Auflage. Berlin:
VDE Verlag GmbH. Fachbuch, 350
Seiten, gebunden. ISBN 978-3-80073642-3, € 42
Die Beschäftigung mit der Regelungstechnik ist für das Verständnis
einer Vielzahl technischer, aber
auch nichttechnischer Einrichtungen
und Vorgänge unabdingbar. Dieses
Buch vermittelt die Grundlagen der
Regelungstechnik zunächst jeweils
ohne überflüssigen mathematischen
„Ballast“. Ausgewählte Teilaspekte
werden anschließend mithilfe entsprechender mathematischer Werkzeuge vertieft. Diese mathematisch
anspruchsvolleren Abschnitte sind
dabei jedoch jeweils klar erkennbar
von den Grundlagenthemen abgesetzt. In dieser zweiten Auflage wurde
der Realisierung von Reglern ein
eigenes Kapitel gewidmet. Berücksichtigt wird die Realisierung von
Analogreglern, stetigen linearen Reglern (elektronisch), bis hin zu Digital-,
SPS- und schaltenden Reglern.
Energieeffizienz durch
Erneuerbare
Energien
Günther, M.
(2015): Energieeffizienz durch
Erneuerbare
Energien –
Möglichkeiten,
Potenziale, Systeme. Berlin: Springer
Verlag GmbH. 181 Seiten, gebunden. ISBN
978-3-658-06753-3, € 34,99Die Effizienz
in der Energieversorgung rückt immer
stärker in den Fokus. Mit der Umstellung
der Versorgung auf erneuerbare Energien ergeben sich dabei neue Chancen
und neue Herausforderungen. Diese
Gesichtspunkte gilt es vor einem breiten
thematischen Spektrum zu betrachten,
von den allgemeinen Anforderungen an
ein Energiesystem über die verschiedenen
Spielarten von Energieeffizienz bis hin
zur Wirtschaftlichkeit der laufenden
Umstrukturierung der Energieversorgung. Dabei wird auch auf grundlegende
begriffliche, physikalische und ökonomische Aspekte eingegangen, die Lesern mit
unterschiedlichem fachlichem Hintergrund den Zugang ermöglichen und dabei
helfen, die Systematik der Energiewende
zu ordnen und in ein eigenes Koordinatensystem zu stellen. Das Buch richtet
sich an Projektierer, technische Berater,
an Einspeisemanagement und erneuerbare Energien interessierte Leser, sowie
Studierende und Dozenten technischer
und energiewirtschaftlicher Fachgebiete.
59
Wasserkraftprojekte
Band II
Heimerl, S.
(Hrsg., 2015):
Wasserkraftprojekte Band
II – Ausgewählte
Beiträge aus der
Fachzeitschrift WasserWirtschaft. Berlin: Springer Verlag GmbH. 530 Seiten,
Hardcover. ISBN 978-3-658-07729-7,
€ 54,99
Dieser Band fasst aktuelle Veröffentlichungen zu Wasserkraftprojekten aus
der Fachzeitschrift WasserWirtschaft
zusammen. Dabei werden Analysen zum
Wasserkraftpotenzial dargestellt sowie
über Entwicklungen und technische
Besonderheiten berichtet. Beiträge über
aktuelle Projekte runden die Zusammenstellung ab. Band II widmet der
Kaplan-Turbine ein eigenes Kapitel und
diskutiert die Potenziale von Bundeswasserstraßen sowie Talsperren. Der
Abschnitt Entwicklungen informiert
sowohl über Möglichkeiten zur Ausnutzung kleiner Wasserkraftpotenziale als
auch über Tidenturbinenforschung. Im
Kapitel Ökologie und Rahmenbedingungen werden die aktuellen Anforderungen
und Überlegungen zu Nachhaltigkeit
und Fischdurchlässigkeit berücksichtigt. Das Buch richtet sich an Ingenieure
und Planer, Akteure der Energie- und
Wasserwirtschaft, sowie Mitarbeiter in
Verwaltung und Administration.
Energiewende
Elert, N. (Hrsg., 2015): Energiewende – Der (etwas) andere Blick. Essen: etv Energieverlag
GmbH. Fachbuch, 624 Seiten, gebunden. ISBN 978-3-942370-43-1, € 56
Das Fachbuch beleuchtet die unterschiedlichen Facetten der Energiewende aus weiblicher Sicht. Branchenexpertinnen aus dem Netzwerk „women&energy“ leuchten den
komplexen Aktionsraum der Energiewende aus und blicken in die Energiezukunft. Die
Beiträge des Buchs reichen von den veränderten Rahmenbedingungen über Unternehmensstrategien und Finanzierungsfragen bis hin zum Personal und der Unternehmenskultur. Die 40 Autorinnen des Buchs sind Expertinnen für die Energiebranche und
Mitglieder des PwC-Netzwerks „women&energy“.
60
BLITZLICHTER
Blitzlichter
Neue Wanderhilfe für
die Innfische
Zwei Windturbinen für
den Eiffelturm
Foto: Enamo
Foto: Verbund
Die Verbund Innkraftwerke GmbH hat
mit Ende März 2015 den Betrieb der
neuen Fischwanderhilfe beim Innkraftwerk Gars gestartet. Die Arbeiten an
dem naturnahen Umgehungsbach dauerten rund zehn Monate. Die Fischwanderhilfe hat eine Länge von 680 m und
bietet den Fischen die Möglichkeit, das
Kraftwerk Gars zu umwandern.
Die neue Fischwanderhilfe überbrückt
eine gesamte Kraftwerksfallhöhe von
7,5 m und besteht aus rund 480 m
sehr naturnah gestalteter freier Fließstrecke und 200 m Raubettgerinne. In
diesem naturähnlichen Bach fließen
im Minimum 800 l Wasser/Sek., in den
abflussstarken Sommermonaten gehen
bis zu 2000 l/Sek. durch die Wanderhilfe.
Wechsel an der
Enamo-Spitze
Linz AG – helfen,
bevor das Licht ausgeht
Einen Wechsel
hat es Anfang
April in der
Geschäftsführung der
Enamo GmbH
gegeben. Michael
Baminger hat die
Nachfolge von
Hans Zeinhofer
MMag. Michael Baminger angetreten. Der
M.B.L.-HSG
neue Geschäftsführer hat an
der Johannes-Kepler-Universität Linz
studiert und berufsbegleitend ein postgraduales Wirtschaftsrechtsstudium an
der Hochschule St. Gallen absolviert.
Baminger arbeitet seit 2007 in der
Energie AG. Bis zu seinem Wechsel in die
Enamo war er Vorstandsassistent von
Generaldirektor Leo Windtner. Zweiter
Geschäftsführer im gemeinsamen Vertriebsunternehmen von Energie AG und
Linz Strom bleibt Robert Mayr.
Gemeinsam mit der Arbeiterkammer
(AK) und mehreren Sozialeinrichtungen
hat die Linz AG ein Projekt initiiert,
um in Not geratenen Menschen beim
Energiesparen zu helfen. So soll in
Kälteperioden zeitlich begrenzt auf
Abschaltungen verzichtet werden. „Wir
wollen helfen, bevor das Licht ausgeht,
und einen Beitrag zur Sicherung von
Lebensqualität im Raum Linz leisten“,
erklärten Linz AG-Generaldirektor
Erich Haider und AK-Präsident Johann
Kalliauer.
Vereinbart wurden gemeinsame Energieberatungsaktivitäten und zudem die
Einführung eines „Roten Telefons“ für
den schnellen Kontakt zwischen Sozialorganisationen und Linz AG in Härtefällen sowie ein neues Mahnverfahren:
Die Zeitspanne zwischen der Fälligkeit
der Rechnung und einer möglichen
Energiesperre wurde von sechs Wochen
auf drei Monate verlängert.
Der Pariser Eiffelturm produziert jetzt
mit zwei Windturbinen Ökostrom.
Die Turbinen wurden in 127 m Höhe
am Wahrzeichen der französischen
Hauptstadt angebracht, wie der
Eiffelturm-Betreiber Sete mitteilte. Die
beiden Turbinen sind oberhalb der
zweiten Etage befestigt. Sie produzieren 10.000 kWh Strom im Jahr –
das reicht gerade einmal für das
Souvenirgeschäft in der ersten Etage
des Eiffelturms. „Das ist ziemlich symbolisch“, wird bei Sete eingeräumt.
Deutlich gemacht werden solle aber
„das Engagement für nachhaltige
Entwicklung“.
Das 324 m hohe Monument in der
französischen Hauptstadt, in der
Ende des Jahres die Weltklimakonferenz stattfindet, wird bereits mit
LED-Lampen beleuchtet, hat Solarzellen, fängt Regenwasser auf und
wird mit Ökostrom betrieben. Im Jahr
verbraucht der Eiffelturm rund 6,7
GWh Strom.
RWE verlängert Vertrag
des Vorstandschefs
Der Aufsichtsrat des deutschen
RWE-Konzerns hat den Vertrag von Vorstandschef Peter Terium vorzeitig bis
2021 verlängert und sucht damit Ruhe
in den stürmischen Zeiten der Energiewende. „Das Unternehmen braucht
langfristige Kontinuität und Verlässlichkeit an der Konzernspitze“, hieß es.
Terium hatte 2012 die Nachfolge von
Jürgen Großmann angetreten.
Terium ist seit 2003 bei RWE und hat
2009 die Übernahme des Energiekonzerns Essent organisiert.
BLITZLICHTER
E-Mobilitätskampagne mit
„vlotten“ Sprüchen
Foto: Energie Steiermark
Verbund verkauft LEDLampen und Heizungs-App
Foto: ABB
Mit „vlotten“ Sprüchen bewirbt der
illwerke vkw-Konzern aktuell die Elektromobilität, vor allem Elektroautos.
Dabei steht zu Beginn jeweils eine
Behauptung, die Argumente gegen Elektroautos darlegt – diese werden in der
Folge widerlegt. Ein besonders zentraler
Kritikpunkt an E-Autos ist ihre geringe
Reichweite. Diesen Punkt sieht man bei
illwerke vkw ganz jedoch anders, da eine
Mobilitätserhebung in Vorarlberg zeigt,
dass 43 Prozent aller Fahrten unter zehn
Minuten und 96 Prozent kürzer als eine
Stunde dauern, womit sich E-Autos für
den Alltagsgebrauch gut eignen.
Der Kritik an der Infrastruktur, die in
Vorarlberg nicht gut genug ausgebaut
61
sei, tritt man mit Zahlen entgegen: Rund
170 Stromtankstellen sind bereits über
das ganze Land verteilt. Damit ist die
Dichte an E-Zapfsäulen höher als die an
herkömmlichen Tankstellen; im Ländle
gibt es 115 Verkaufsstellen für Benzinund Dieselautos.
Insgesamt werden
120 Gemeindeanlagen – vom Kindergarten bis hin zur
Straßenbeleuchtung
– grün und nachhaltig betrieben. Die
gesamte Straßenbeleuchtung wird auf
moderne LED-Technologie umgestellt,
Regierungskommissär Jürgen Winter (li),
konkret werden weit
Energie Steiermark-Vorstandssprecher Dipl.-Ing. Christian Purrer (re)
über 1000 Lichtpunkte gewechselt.
Das Ergebnis: „Wir können dadurch eine
Schladming steigt auf
Energieeinsparung von rund 70 Prozent
Naturstrom um
erreichen“, so Regierungskommissär
Alle öffentlichen Anlagen der StadtgeJürgen Winter. Und auch das Thema
meinde Schladming werden nun mit
E-Mobilität soll ausgeweitet werden.
100 Prozent Naturstrom versorgt. Der
„Nachhaltige Projekte wie diese fördern
gesamte Energiebedarf im Umfang von
das Bewusstsein für einen sorgsamen
rund 1300 MWh kommt aus erneuerUmgang mit dem Thema Energie“, erklärt
baren Erzeugungsquellen der Energie
Energie Steiermark-Vorstandssprecher
Steiermark.
Christian Purrer.
Als Reaktion auf das seit Jänner
geltende Energieeffizienzgesetz, das
der E-Wirtschaft vorschreibt, jährlich
0,6 Prozent des Endkunden-Stromabsatzes einzusparen (Haushaltskunden:
40 Prozent) oder Strafe zu zahlen, setzt
der Verbund-Konzern mit dem Verkauf
von LED-Lampen und Heizungs-Apps
auf eine Reihe von Maßnahmen bei den
Privaten. Mit diesen Aktionen deckt
man dort rund 30 Prozent der Verpflichtungen für 2015 ab, heißt es.
Außerdem will der Verbund-Konzern
im ersten Halbjahr 2015 300 Mio. Euro
zuschießen, wenn Leute ihre Gastherme
austauschen. Verbund-Gaskunden
bekommen 400 Euro.
Revision der
Abfallverwertungsanlage
Dürnrohr
Bei der Abfallverwertungsanlage
Dürnrohr der EVN fand, wie jedes
Jahr, ein „Boxenstopp“ statt. Dabei
wird „jede der drei Linien für rund
drei Wochen abgefahren und für die
nächsten 8000 Betriebsstunden fit
gemacht“, heißt es. Bis Ende März
waren bis zu 150 Fachkräfte von
20 verschiedenen Firmen und der
EVN selbst an der Revision beteiligt. Dabei wurden die einzelnen
Anlagenteile gereinigt, kontrolliert
und notwendige Reparaturen durchgeführt bzw. Ersatzteile eingebaut.
Die thermische Abfallverwertungsanlage Dürnrohr ist – mit einer
Kapazität von mehr als 500.000 t
– die größte Anlage ihrer Art in
Österreich.
62
VERANSTALTUNGEN
Veranstaltungen:
Oesterreichs
Energie Akademie
05. bis 07. Mai 2015
Schutztechnik
Seminar, Fuschl am See
Die Veranstaltung wendet sich an
Betriebstechniker allgemein sowie an
alle jene Dienstnehmer eines Unternehmens, die im Kern- oder Randbereich
ihres Arbeitsgebietes mit Schutzfragen
konfrontiert sind. Bei diesem Seminar
werden theoretische Grundlagen der
Schutztechnik vermittelt sowie durch
Gruppenarbeiten und Übungen vertieft.
Darüber hinaus ist genügend Zeit für
Diskussion und Erfahrungsaustausch
vorgesehen.
20. Mai 2015 und 23. September 2015
Elektrische Energietechnik
für NichttechnikerInnen
Seminar, Wien
Dieses Seminar vertieft Ihr Grundverständnis der wirtschaftlich-technischen Zusammenhänge im elektrischen
Energiesystem. Ausgehend von den
angegebenen Inhalten und unter Berücksichtigung Ihrer Interessenfelder soll
sich ein praxisorientierter Seminartag
entwickeln. Ziel ist es, die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen
Ihnen und den TechnikerInnen in Ihrem
Unternehmen effizienter zu gestalten.
07. Mai 2015
Regulierung
Fachtagung, Wien
Österreichs E-Wirtschaft garantiert
seit Jahrzehnten eine effiziente, wettbewerbsfähige, leistbare und ökologische
Stromversorgung. Jetzt gilt es den Herausforderungen sich ständig ändernder
Rahmenbedingungen und eines immer
umfassender werdenden Regulierungsregimes zu begegnen. Unter dem Motto
„Die Zukunft der Regulierung“ werden
auf unserer Fachtagung aktuelle Fragen
der Strommarktregulierung und mögliche Lösungen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Weitere Impulse
liefern Vergleiche zu anderen Ländern
und Sektoren. Interessante Diskussionsrunden bieten zudem die Möglichkeit für
einen fundierten Meinungsaustausch.
02. bis 03. Juni 2015
Die erste Meile – von der Geschäftsidee
zum erfolgreichen Geschäftsmodell
Seminar, Wien
In diesem zweitägigen Praxisworkshop
lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie
mit der international erfolgreichsten
Methode für Geschäftsmodell-Innovation
die zentralen Bausteine Ihres Geschäftsmodells aufbauen und systematisch die
größten Chancen und Risiken erkennen.
In einer interaktiven Mischung aus
Vorträgen, Kleingruppenarbeit und Diskussionsforen arbeiten Sie an aktuellen
Geschäftsideen aus der Energiewirtschaft und erfahren die neuesten Strategien, mit denen Sie auf der ersten Meile
Ihren Erfolg erhöhen und die Kosten und
Risiken drastisch senken können.
09. bis 10. Juni 2015 und von
13. bis 14. November 2015
Basisseminar – Gesamtheitliches
Notfall- und Krisenmanagement
Seminar, Wien
Ziel des Seminars ist es, den TeilnehmerInnen anhand eines Szenarios die
Anforderungen an Entscheidungsträger
bei außergewöhnlichen Ereignissen
unmittelbar und persönlich erfahren zu
lassen. Dabei müssen im Rahmen der
Ereignisbewältigung Entscheidungstechniken auf Basis bisheriger Erfahrungen im Team oder als Einzelperson
angewandt, Entscheidungen getroffen
und die festgelegten Maßnahmen
zeitgerecht intern und extern kommuniziert werden. Abschließend werden aus
den Erfahrungen der TeilnehmerInnen
Folgerungen für ein Führungssystem zur
Bewältigung außergewöhnlicher Ereignisse ausgearbeitet.
17. Juni 2015
Von Netzrückwirkungen zur EMV
Seminar, Wien
Es kommen neue Herausforderungen auf
die Mitarbeiter der EVU zu – es wird Verständnis zwischen Ursache und Wirkung
im Bereich elektromagnetischer Verträglichkeit benötigt. Das Seminar informiert
darüber, welche grundsätzlichen elektrotechnischen Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen hier dahinter stehen;
letztendlich stellen sich die bekannten
Netzrückwirkungen als ein Teilgebiet
VERANSTALTUNGEN
der EMV heraus. Neben einem Überblick
zu den Kopplungsmechanismen werden
auch viele praktische Beispiele zu bereits
beobachteten EMV-Problemen erörtert.
die wichtigsten technischen Regelwerke
von Oesterreichs Energie. Eine Exkursion zur Austrian Power Grid Control
rundet das Angebot ab.
17. und 18. Juni 2015
Anschluss und Parallelbetrieb
von PV-Anlagen
Seminar, Wien
Im Zuge des verstärkten Ausbaus der
erneuerbaren Energien kommt dem
Thema Anschluss und Parallelbetrieb von
PV-Anlagen eine immer größer werdende
Bedeutung zu. Der erste Tag beschäftigt
sich mit den Inhalten wie Netzintegration, Power Quality, Vorschriften für den
Netzanschluss, Anschlussbeurteilung
sowie netzstützenden Funktionen von
dezentralen Erzeugungsanlagen. Der
zweite Tag steht ganz im Zeichen der
Praxis mit Demonstrationen und praktischen Übungen im Labor.
15. und 16. September 2015
Fortbildungsseminar für
Brandschutzbeauftragte
und Brandschutzwarte
Seminar, Linz
Entsprechend der Technischen Richtlinie für vorbeugenden Brandschutz
– TRVB O 117 – ist für Brandschutzbeauftragte innerhalb von 5 Jahren ein
Fortbildungsseminar zu besuchen, um
die Verlängerung der Gültigkeit des
Brandschutzpasses um darauf folgende 5 Jahre zu erlangen und aktuelle Informationen über Neuerungen
auf dem Gebiet des Brandschutzes zu
erhalten. Für Brandschutzwarte wird
ein Fortbildungsseminar empfohlen (die
Fortbildung von Brandschutzwarten
hat innerhalb von 5 Jahren zumindest
innerbetrieblich durch den Brandschutzbeauftragten zu erfolgen).
.
6. bis 8. Oktober 2015
Brandschutz in
Elektrizitätsunternehmen
Seminar, Lebring
Diese Basisausbildung ermöglicht Ihnen
einen Brandschutzpass zu erlangen
und wendet sich damit an jene Mitarbeiter in Elektrizitätsunternehmen
bzw. Mehrspartenunternehmen, die als
23. bis 24. Juni 2015 und von
29. bis 30. September 2015
Österreichs E-Wirtschaft kompakt
Seminar, Wien
Lernen Sie bei diesem Seminar wirtschaftliche und technische Zusammenhänge der E-Wirtschaft kennen, und
erfahren Sie mehr über die Hintergründe
und die aktuellen Entwicklungen in den
Bereichen Erzeugung, Netze, Handel
& Vertrieb und Recht. Darüber hinaus
erhalten Sie Einblicke in die energiewirtschaftlichen Mechanismen der EU und
63
Brandschutzbeauftragte tätig sind oder
als solche eingesetzt werden sollen,
sowie an Mitarbeiter projektierender
Abteilungen, die mit Aufgaben des
Brandschutzes befasst sind. Auch Brandschutzwarte können diese umfassende
Ausbildung besuchen.
20. Oktober 2015
TAEV – Technische Anschlussbedingungen für den Anschluss
an öffentliche Versorgungsnetze
Seminar, Salzburg
Informieren Sie sich aus erster Hand
über die aktuellen und wichtigsten
Aspekte zu den technischen Festlegungen der Netzbetreiber über die
Ausführungen des Hausanschlusses
und die technischen Bedingungen des
Anschlusses an das öffentliche Netz.
Erhalten Sie darüber hinaus einen
kompakten Überblick über die geltenden
Errichtungsbestimmungen für elektrische Niederspannungsanlagen.
Information und
Anmeldung:
Oesterreichs Energie Akademie,
Brahmsplatz 3, 1040 Wien
Tel.: +43 1/501 98-304,
Fax: +43 1/501 98-902
E-Mail: [email protected],
www.akademie.oesterreichsenergie.at
Impressum
Herausgeber und Medieninhaber: Österreichs E-Wirtschaft, Brahmsplatz 3, A-1040 Wien, Telefon: +43 1/501 98-0, Telefax: +43 1/505 12 18, E-Mail: [email protected], Internet:
www.oesterreichsenergie.at Redaktion: Ernst Brandstetter, Chefredakteur; Monika Bachhofer, Chefin vom Dienst Verleger: „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, Hainburger
Straße 33, 1030 Wien, Telefon: +43 1/514 14-0, Telefax: +43 1/514 14-405 Anzeigen: Peter Syrch, DW 332, [email protected]; Elisabeth Samadinger-Regner, DW 281, elisabeth.
[email protected] | Anzeigentarif 2015 gültig ab 1. Jänner 2015, DVR: 0368491 Abonnement: Aboservice für Oesterreichs Energie, Telefon: +43 1/514 14-281, Telefax: +43 1/514
14-405; E-Mail: [email protected] Preise: Abonnement: Inland: € 135,–, Ausland: € 171,–; Mitglieder Inland: € 83,–, Mitglieder Ausland: € 119,–; alle Preise inklusive
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Einschaltungen sind als solche gekennzeichnet und liegen in der redaktionellen Verantwortung des Auftraggebers. Erscheinungsweise: zehnmal pro Jahr Grundlegende Richtung dieser
Zeitschrift: Wahrnehmung der gemeinsamen Interessen aller Mitglieder von Oesterreichs Energie. Offenlegung der Eigentumsverhältnisse nach dem Mediengesetz: Oesterreichs
Energie, Brahmsplatz 3, A-1040 Wien Verlags-, Erscheinungs- und Herstellungsort: Wien P.b.b. Verlagspostamt: A-8000 Graz Coverfoto: Oesterreichs Energie/Reinhard Gattinger
BDEW KONGRESS
23. – 25. Juni 2015, InterContinental Berlin
Bereits zugesagt haben u. a.:
Sigmar Gabriel,
Bundesminister für
Wirtschaft und Energie
Prof. Johanna Wanka,
Bundesministerin für
Bildung und Forschung
Maroš Šefˇcoviˇc,
Vizepräsident Energieunion, Europäische
Kommission
Christian Pegel,
Joe Kaeser,
Minister für Energie,
Vorsitzender des
Infrastruktur u. Landes- Vorstands, Siemens AG
entwicklung MV
Prof. Dr. Viktor MayerSchönberger,
Universität Oxford
Jörg Müller,
Vorstandsvorsitzender,
ENERTRAG Aktiengesellschaft
Michael Rühle,
Head of Energy
Security Section, NATO
Dr. Rolf Martin Schmitz,
Stellvertretender Vorstandsvorsitzender,
RWE AG und BDEWVizepräsident
Johannes Kempmann,
GF, Städtische Werke
Magdeburg GmbH & Co.
KG und BDEW-Präsident
Jörg Simon,
Vorstandsvorsitzender,
Berliner Wasserbetriebe
AG und BDEW-Vizepräsident
Klaus Steiner, GF,
Stadtwerke Lindau
GmbH und BDEWVizepräsident
BDEW Kongress 2015
23.– 25. Juni 2015, InterContinental Berlin
BDEW Kongress Infoline 030. 28 44 94 -185
www.bdew.de / kongress · [email protected]
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