April 2015 P.B.B. – Zul.-Nr. GZ 022031249 M „Die Presse“ Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG Hainburger Strasse 33, 1030 Wien Retouren an PF555, 1008 Wien Postnummer 1 Das Fachmagazin der österreichischen E-Wirtschaft DIE E-WIRTSCHAFT GEHT NEUE WEGE Energieunternehmen wandeln sich erfolgreich zu Dienstleistern FAIRER STROM FÜR ALLE Ist eine sozial gerechte Energiewende möglich? Wissen schafft Perspektive. Oesterreichs Energie Akademie ist der führende Anbieter von Seminaren, Fachtagungen, Kongressen und Publikationen im Bereich der E-Wirtschaft. Wir vermitteln jährlich in einer Vielzahl von Veranstaltungen topaktuelles politisches, wirtschaftliches, technisches und rechtliches Know-how mit hohem Praxisbezug. Die Akademie ist damit tragende Säule für die Sicherung und den Ausbau von Kompetenzen in der E-Wirtschaft und gleichzeitig etablierte Kommunikationsplattform der Branche. Mehr zu unseren Veranstaltungen und Publikationen finden Sie im Internet unter www.akademie.oesterreichsenergie.at. Warum kann Österreich dem Klimaschutz locker das Wasser reichen? Weil Energie in unserer Natur liegt. Österreichs E-Wirtschaft übernimmt Verantwortung. Informieren Sie sich auf www.oesterreichsenergie.at © David Sonnweber – Photos.com Weil über 60 Prozent unserer Stromerzeugung aus Wasserkraft stammen. Österreichs E-Wirtschaft setzt auf heimische Ressourcen, stärkt damit die Wirtschaft unseres Landes und leistet gleichzeitig ihren Beitrag zum Klimaschutz. 04 INHALT Inhalt _ Coverstory 06 Die E-Wirtschaft geht neue Wege _ Inhalt 06 12 Interview: »Wasserkraft bleibt wichtigste Technologie der Stromerzeugung« 16 Oesterreichs Energie Trendforum: Fairer Strom für alle 22 Brennpunkt Europa 24 Interview: »Klare Ansage aus Kärnten« 30 Interesse an E-Mobilität wächst 36 Sonnenfinsternis - Gut is g´angen, nix is´ g´schehn 30 40 Smart ist das neue „günstig“ 44 Ybbs-Persenbeug - Wo sich Geschichte und Moderne die Hand reichen 48 Wasserkraftwerk Opponitz - Ökologie und Ökonomie im Fokus 55 Standardisation Corner 56 Strom als Energieträger der Zukunft 40 60 Blitzlichter 62 Termine EDITORIAL Blicke in die Zukunft Dr. Barbara Schmidt Generalsekretärin Oesterreichs Energie Wer die Zukunft der Elektrizitätsversorgung kennen lernen will, findet schon heute ausreichend Beispiele für die Stromwelt von morgen und übermorgen. Neue Technologien, gestern noch im Entwicklungsstadium, gehen allenthalben in den Probebetrieb und junge Start-ups kreieren einen bunten Strauß neuer Ideen. Die Umwälzung der Erzeugungsstruktur in Richtung dezentral produzierter erneuerbarer Energien geht täglich weiter. Natürlich kann die E-Wirtschaft im Interesse der Versorgungssicherheit nicht alles über Bord werfen, was in Jahrzehnten aufgebaut wurde, aber die Umstellung läuft. Das betrifft nicht nur die Stromproduzenten, die Netzbetreiber und die Stromlieferanten. Auch die Konsumenten sind gefordert. Der Energiekonsum wird auf die neuen Flexibilitätsanforderungen genauso reagieren müssen, wie die Energieproduktion. Und Energieeffizienzmaßnahmen werden in Zukunft sicher nicht allein Sache der E-Wirtschaft sein. Damit sie greifen können, benötigen sie Mitwirkung auf breiter Basis. Einen Blick wert sind auch der Stand des Themas E-Mobilität, die darunterliegenden Businessmodelle und die Fragen der Basistechnologien. Denn noch hat die elektrische Fortbewergung auf der Straße nicht ganz den gewünschten Schub, auch wenn das Interesse daran Fahrt aufnimmt. Für unser Fachmagazin und für die gesamte Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft sind die Trends der Zeit jedenfalls Aufforderung zum Handeln. Wir wollen in die Zukunft blicken und uns darauf vorbereiten – ein Vorhaben, für das bereits bei Oesterreichs Energie Kongress 2014 der Startschuss erfolgte. Den neuen Themen wollen wir uns bei Oesterreichs Energie im Interesse unserer Mitglieder und ihrer Kunden in Zukunft auch im Fachmagazin verstärkt widmen – einerseits durch Berichte, Interviews und Fachbeitrage, andererseits durch Kommentare und Analysen. Ihre Generalsekretärin Oesterreichs Energie 05 06 COVERSTORY COVERSTORY 07 Die E-Wirtschaft geht neue Wege Die Energieunternehmen wandeln sich erfolgreich zu Dienstleistern. Die Mainova AG, ein Unternehmen mit Sitz in Frankfurt/Main, zeigt dabei mit einem besonders umfassenden erfolgreichen Ansatz, wie die Energieversorgung von morgen technisch aussehen kann. Von Klaus Fischer V Foto: Mainova on Umbrüchen ist die Rede und davon, dass sich die E-Wirtschaft wohl binnen weniger Jahre grundlegend wandeln wird. Energiewende, dezentrale Stromerzeugung, erneuerbare Energien, Hybridnetze, Smart Grids sowie umfassende Digitalisierung bis hin zum „Internet of Everything“ (IoE) sind nur einige der bekannten Schlagworte, unter denen die Diskussionen geführt werden. der von Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien über innovative Speichertechnologien bis zu intelligenter Netzsteuerung reicht. Längst haben nicht zuletzt auch österreichische Energieversorger mit gutem Erfolg begonnen, sich zu umfassend ausgerichteten Dienstleistern zu wandeln. Der kWh-Verkauf ist passé. Was zählt, sind maßgeschneiderte Produkte, und das schon mittelfristig bis auf die Ebene des Kleingewerbes und der Haushaltskunden hinab. Erst vor wenigen Wochen nahm das Unternehmen im Frankfurter Heizkraftwerk Niederrad eine „Power-to-Heat“-Anlage in Betrieb, die aus überschüssigem Ökostrom Fernwärme erzeugen kann. Grob gesprochen, handelt es sich um einen überdimensionalen Durchlauferhitzer, in den die Mainova ungefähr 1,2 Mio. Euro investierte. In dem Gerät wird Wasser auf bis zu 130° C erhitzt und anschließend ins Frankfurter Fernwärmenetz eingespeist. Durch die zwei etwa 7,5 m langen Rohre mit ihren 50 cm Durchmesser fließen üblicherweise rund 200 bis 350 m3 Wasser pro Stunde. Wie die neue Welt der Energiewirtschaft technisch aussehen könnte, zeigt die Frankfurter Mainova, die mit rund 3000 Beschäftigten etwa 730.000 Kunden im Rhein-MainGebiet, einem der wichtigsten Wirtschaftsräume Deutschlands, mit Strom, Erdgas, Wärme, Dampf, Kälte sowie Wasser versorgt. Sie verfolgt dabei einen umfassenden Ansatz, In den Röhren sind vier Heizeinsätze mit rund 400 Heizstäben enthalten. Sie bringen das Wasser mit Ökostrom auf die gewünschte Temperatur. Versorgt wird mit der neuen Anlage primär der Flughafen Frankfurt. Während des Sommers kann sie dessen Wärmebedarf zu etwa einem Drittel decken und damit die Verbrennung von rund 800 l Heizöl pro Stunde samt COVERSTORY Foto: : Mainova 08 Netz mit viel Hirn: Seit 2012 läuft bei Mainova das Smart-Grid-Projekt „Intelligente Ortsnetzsystem“. den damit verbundenen CO2-Emissionen vermeiden. Die Anlage mit einer (thermischen) Höchstleistung von acht MW kommt immer dann zum Einsatz, wenn mehr Ökostrom ins Netz der Mainova eingespeist wird als gerade nötig. Da sie hochdynamisch ist, kann sie Regelenergie bereitstellen. Damit lässt sich das Stromnetz entlasten und die mit Förderungen auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erzeugte Elektrizität sinnvoll nutzen. Flexible Folien Auch bei der Ökostromerzeugung geht die Mainova neue Wege. Bereits seit Oktober 2012 betreibt sie eine Versuchsanlage, in der organische Solarzellen zum Einsatz kommen. Anders als kristalline Solarzellen auf Basis von Silizium können organische Halbleiter auf Basis von Kohlenstoff auch aus diffusem Licht sowie Kunstlicht elektrische Energie produzieren. ›Organische Solarzellen könnten Strom aus Fotovoltaikanlagen ohne Subventionen rentabel machen.‹ Auch lassen sich die transparenten Kunststofffolien erheblich flexibler einsetzen als die herkömmlichen starren Fotovoltaikmodule. Beispielsweise können sie großflächig auf Fassaden angebracht oder in Fensterglas integriert werden. Andere potenzielle Verwendungsmöglichkeiten sind Hüllen für Mobiltelefone und Laptops. In ihrer Pilotanlage hat die Mainova neun rechteckige mit durchsichtiger Kunststofffolie bespannte Module installiert. Den Strom speist sie direkt in ihr Netz ein. Eine der wesentlichsten technischen Herausforderungen besteht darin, den Wirkungsgrad der organischen Solarzellen zu steigern. Unter Laborbedingungen beläuft sich dieser auf etwa zehn Prozent, im freien Feld allerdings auf nur drei Prozent. Herkömmliche Solarzellen kommen im Vergleich dazu auf bis zu 20 Prozent. Als bereits jetzt gegebenen Vorteil organischer Solarzellen bezeichnet der Vorstandsvorsitzende der Mainova AG, Constantin Alsheimer, die niedrigen Stromerzeugungskosten. Diese „ermöglichen perspektivisch, Strom aus Sonnenenergie zu einem konkurrenzfähigen kW-Preis herzustellen und damit unabhängig von Subventionen zu machen“. Bereits seit etwa einem Jahr in Betrieb ist die Power-to-GasVersuchsanlage der Mainova, die ebenso wie die Power-to-HeatAnlage der (Öko-)Stromspeicherung dient. Sie spaltet mittels Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Letzterer wird ins Erdgasnetz eingespeist. Nach Angaben der Mainova liegt der Wirkungsgrad bei bis zu 77 Prozent und damit über den Erwartungen. Das Kernstück der Apparatur ist der Protonen-Austausch-Membran-(PEM-)Elektrolyseur, der mit (Öko-) Strom das Wasser spaltet und auf diese Weise nicht direkt speicherbare elektrische Energie in direkt speicherbare chemisch gebundene Energie umwandelt. Die Beimischung des Wasserstoffs zum Erdgas im Netz darf aufgrund bestehender technischer Vorschriften für den Gasnetzbetrieb höchstens zwei Volumsprozent betragen. Um das zu gewährleisten, konzipierte und installierte die Mainova eine Gasdruckregelmess- und Mischanlage. Pro Stunde erzeugt der Elektrolyseur etwa 60 m³ Wasserstoff. Das ermöglicht, bis zu 3000 m³ mit Wasserstoff angereichertes Erdgas in das Netz einzuspeisen. Geplant ist, die Versuchsanlage kommendes Jahr zu erweitern. Im Zuge dessen soll der Wasser- COVERSTORY 09 stoff unter Reaktion mit CO2 in Methan (CH4) umgewandelt werden. Dieses Gas ist der Hauptbestandteil von Erdgas und lässt sich ohne prozentuale Einschränkung in Erdgasnetze einspeisen. Wie man bei Mainova festhält, berechneten deutsche Experten, „dass das deutsche Gasnetz den überschüssigen Windstrom von 30 Tagen speichern kann“. Im Vergleich dazu wären die Speicherseen der deutschen Pumpspeicherkraftwerke schon innerhalb von sechs Stunden gefüllt. Aus diesem Grund sieht MainovaVorstandschef Alsheimer in Power-to-Gas für Deutschland „derzeit die einzige erkennbare Technologie, um große Mengen Energie zu speichern und gleichzeitig die Stromnetze unter Nutzung des bereits zur Verfügung stehenden Erdgasverteilnetzes zu entlasten. Das Erdgasverteilnetz kann die Batterie der Zukunft sein“. Er verweist in diesem Zusammenhang auf Berechnungen, denen zufolge der Stromspeicherbedarf im Jahr 2020 bei 17 TWh und 2050 bereits in der Größenordnung von 50 TWh liegen wird. Im Lauf des bisherigen Betriebs zeigte sich, dass der Elektrolyseur flexibel gefahren werden kann. Zumindest grundsätzlich ist es daher möglich, die Power-to-Gas-Technik auch für die Sekundärregelung zu benutzen. Wird zu viel (Öko-)Strom ins Stromnetz eingespeist, kann der Elektrolyseur diesen zur Wasserstoffproduktion verwenden. Der Wasserstoff steht dann im Gegenzug wieder zur Stromproduktion zur Verfügung, wenn die Windparks und Solaranlagen nicht ausreichen, um den Bedarf an elektrischer Energie zu decken. Die Pilotanlage der Mainova ist noch bis Ende 2016 in Betrieb. iNES managt das Netz Neben der Stromerzeugung und -speicherung ist auch die zukunftstaugliche Übertragung bzw. Verteilung elektrischer Energie ein wichtiges Thema für die Mainova. Seit 2012 läuft daher ihr Smart-Grid-Projekt „intelligentes Ortsnetzsystem“ (iNES). Bis Ende 2014 dienten die im Zuge des Projekts installierten 15 Messstationen in zwei Netzgebieten ausschließlich dazu, das Netz zu überwachen. In den vergangenen Monaten begann die Mainova, die iNES-Komponenten auch für die Netzsteuerung zu nutzen. Dass dies prinzipiell möglich ist, wies das Unternehmen in einem Test mit zwei Testläufen nach. In dessen Rahmen schloss die Mainova ein Dieselaggregat mit 630 kVA Leistung an das Niederspannungsnetz (230-kV-Netz) an Foto: : Mainova ›Das Erdgasverteilnetz kann die Batterie der Zukunft sein.‹ Im Heizkraftwerk Niederrad hat die Mainova eine Power-to-Heat-Anlage installiert. und fuhr es stufenweise hoch. Dadurch stieg die Spannung auf 240 kV, was zu einer kritischen Situation führte. Die iNESMesstechnik sowie das mit ihr verbundene autonome Analyseprogramm erkannten diese „Krise“ und „alarmierten“ einen dezentralen Spannungsregler, der gegensteuerte und das Netz wieder in einen stabilen Zustand brachte. Laut Mainova ist es notwendig, die Netze auf Niederspannungsebene mit solch „intelligenter“ Technik auszurüsten, weil immer mehr Strom aus dezentralen Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien eingespeist wird. Dies stellt die Netzbetreiber vor große Herausforderungen, weil die Stromeinspeisung im Vergleich zur Vergangenheit schlecht vorhersehbar ist und – Stichwort Wind- sowie Solardargebot – stark schwanken kann. Den bisherigen Erfahrungen zufolge reicht es aus, etwa zehn bis 15 Prozent der Netzknoten mit iNES-Hardware auszurüsten, um einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten. Bereits in Entwicklung ist „iNES 2.0“. Damit soll dann auch das Mittelspannungsnetz intelligent werden. Bei der Entwicklung und Einführung neuer Technologien im Energiebereich sind freilich auch Unternehmen aus Österreich erfolgreich beteiligt. Erst Ende März etwa zeichnete der Verbund-Konzern die Salzburger AB Mikroelektronik und ihren Partner, die Universität Salzburg, für das Projekt „Vertical Integrated Chip-Stack Power Module“ mit dem „Verbund-ENovation Award“ aus. Das Unternehmen entwickelte sowohl für die Antriebstechnik als auch für Batterien ein Leistungsmodul auf Aluminiumbasis. Damit lassen sich Elektronikkomponenten erstmals auf Aluminium löten, womit, so der Verbund, „die 10 COVERSTORY Produktion von Elektrofahrzeugen günstiger und noch umweltschonender“ wird. Die Linzer ECOP wiederum hat eine Hochtemperaturwärmepumpe für den Einsatz in der Prozessindustrie entwickelt, mit der bis zu 150° C erreicht werden können. Das Gerät nutzt die Abwärme industrieller Anlagen, vermindert dadurch den Bedarf an Primärenergie und ermöglicht, Wärme sowie Kälte innerhalb eines Arbeitslaufs parallel zur Verfügung zu stellen. Auf das „Internet der Dinge“ setzt die Twingz aus Sulz im Wienerwald. Eines ihrer Produkte ist die App „Smart Energy“, mit der sich der Energieeinsatz in Haushalten optimieren lässt. Das Programm leitet Messdaten von Geräten im Haushalt, die Strom verbrauchen, an ein Smartphone oder einen Tablet-Computer weiter und macht Vorschläge, wie diese energieeffizienter gesteuert werden können. Vergleichbare Anwendungen bietet Twingz auch für Industrie und Gewerbe. „FlatCloud“ für Smart Homes Ein ähnliches Produkt hat die Wiener Flat-out-Technologies entwickelt. Sie konzentriert sich auf Steuerungssoftware für „Smart Homes“. Über die so genannte „FlatCloud“ können Smart Homes mittels Tablets, Smartphones, PC sowie Smart-TV-Geräte ferngesteuert werden. Auf die „FlatCloud“ lässt sich nach Angaben des Unternehmens mit jedem gängigen Internetbrowser zugreifen. Eher international unterwegs ist die WebLyzard des Wiener Medientechnologen Arno Scharl und des Schweizer Informatikers Albert Weichselbraun. Ihre Technologie erlaubt das Filtern relevanter Informationen aus großen Datenmengen aus OnlineQuellen und deren zielgerichtete Aufbereitung sowie Analyse. Zu den wichtigsten Anwendungsbereichen gehören der Umweltsektor sowie die Energiewirtschaft. Unter anderem zählt die WebLyzard die US-amerikanische National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) sowie den Autokonzern BMW zu ihren Kunden. Bodenständiger geben sich dagegen die Geolyth Mineraltechnologie mit Sitz in Traun und der Wiener Dämmstoffhersteller Spumix. Die Geolyth hat einen selbstaushärtenden Mineralschaum für die Füllung von Hohlziegeln und Hohlblocksteinen erfunden. Ihr zufolge ist dieser für Neubauten – inklusive Passivhäuser – ebenso geeignet wie für thermische Sanierungen. Die im Jänner 2014 gegründete Spumix wiederum arbeitet mit der TU Wien zusammen und entwickelt mineralische Dämmmaterialien, die auf mikroporöser Schaumkeramik beruhen. Interview »Neue Energietechnologien im Einsatz erprobt« Peter Birkner, Mitglied des Vorstands von Mainova zieht im Interview mit Oesterreichs Energie ein erstes positives Resumeé über die Zukunftsprojekte seines Unternehmens. Oesterreichs Energie: Die Mainova nahm vor kurzem ihre erste Power-to-Heat-Anlage in Betrieb. Wie sind die ersten Erfahrungen? Peter Birkner: Die Power-to-Heat-Anlage der Mainova am Standort Niederrad läuft seit einigen Wochen erfolgreich im Regelbetrieb. Aktuell wird sie zur Bereitstellung von Sekundärregelleistung eingesetzt. Die Maximalleistung liegt bei acht MW und der Leistungsgradient ist aktuell auf 0,2 MW/s eingestellt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die Anlage auf einen Kraftwerksstandort errichtet wurde und Wechselwirkungen mit Generator und Dampfturbine nicht gänzlich ausgeschlossen werden können. Eine kurzfristige Verdopplung des Leistungsgradienten dürfte möglich sein. Weiterhin ist geplant, dass die Anlage bei preiswertem Börsenstrom auch im Dauerbetrieb eingesetzt wird und dann in nennenswerten Umfang Fernwärme produziert. Oesterreichs Energie: Planen Sie weitere Power-to-HeatAnlagen? Peter Birkner: Eine weiter Power-to-Heat-Anlage mit Wärmespeicher wird am Kraftwerksstandort Gutleutstraße konzipiert. Aufgrund steuer- und abgaberechtlicher Regelungen können Power-to-Heat-Anlagen heute nur in Nischen wirtschaftlich eingesetzt werden. Hierzu gehört die Bereitstellung von Regelenergie oder der Einsatz an einem nettoproduzierenden (Kraftwerks-)Standort. Der Anschluss von Power-to-Heat-Anlagen an das öffentliche Netz – wo diese Anlagen regenerativ erzeugten Überstrom sinnvoll und systemdienlich abschöpfen könnten – ist in den meisten Fällen betriebswirtschaftlich unmöglich, da Power-to-Heat-Anlagen als Endverbraucher besteuert und abgaberechtlich behandelt werden und nicht als systemrelevante Energiewandler deklariert werden und somit davon freigestellt sind. Eine ausgereifte preiswerte Technik zur Unterstützung der Energiewende bleibt damit außen vor. Oesterreichs Energie: Seit rund einem Jahr betreibt die Mainova in Frankfurt eine Power-to-Gas-Demonstrationsanlage. Wo sehen Sie die größten technischen Herausforderungen, um solche Anlagen wirtschaftlich rentabel zu machen? Peter Birkner: Die Power-to-Gas-Anlage in PEM-Technik (Protonenaustauschmembran) läuft mittlerweile technisch rund, nachdem einige Startschwierigkeiten gelöst waren. Der maximale Wirkungsgrad der Wasserstofferzeugung liegt bei 77 Prozent. Dies übertrifft unsere Erwartungen und ist für eine First-of-its-kind-Anlage ein hervorragender Wert. Die Anlage ist um 20 Prozent überlastbar und regelenergiefähig. Die optimale Betriebsdauer kann ohne Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit zwischen 7000 h und 8760 h variiert werden. Unter der Annahme, dass die Abwärme als Nahwärme verkauft werden kann und Erlöse aus der Vermarktung von Regelenergie generiert werden können, ergibt sich ein Wasserstoffpreis, der um etwa 40 Prozent über dem von industriell durch Dampfreformierung erzeugten Wasserstoff liegt. Diese Differenz dürfte durch die zunehmende Massenproduktion der Protonenaustauschmembrane sowie der zunehmenden Standardisierung der Komponenten in kurzer Zeit aufgeholt sein. Um Wasserstoff zu Erdgaspreisen zu erzeugen und energetisch zu nutzen, sind die Investitionskosten eines Elektrolyseurs etwa um einen Faktor zehn zu senken. Dies ist für die kommenden zehn Jahre durch Automatisierung der Produktion, Standardisierung der Bauweise und Massenproduktion zu erwarten. Oesterreichs Energie: Das Power-to-Gas-Projekt läuft bis 2016. Haben Sie darüber hinausgehende Pläne hinsichtlich des Einsatzes von Power-to-Gas? 11 Zur Person Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner ist für die Bereiche Asset Netze und Regulierung, Asset und Anlagenbau Erzeugung, Betrieb und Instandhaltung Kraftwerke, Arbeitsmedizinischer Dienst, Sicherheit und Umweltschutz, Innovations- und Wissensmanagement, Netzbetrieb, Straßenbeleuchtung und Energiedienste zuständig. Zudem lehrt er an der Uni Wuppertal. Peter Birkner: Die Erweiterung der Elektrolyse um eine Methanisierung reduziert den Gesamtwirkungsgrad deutlich und erhöht den Investitionsbedarf. Insoweit ist der Einsatz dieser Technologie im Energiesystem auf das erforderliche Maß zu begrenzen. Die Methanisierung mittels des Sabatier-Verfahrens bedarf aktuell noch der technischen Optimierung. Die Methanisierung in Form der Kombination einer Biogasanlage mit einem Elektrolyseur ist schon deutlich weiter entwickelt, stellt aber eine Nischenlösung dar. Die Überlegungen zur weiteren Nutzung des Elektrolyseurs sind aktuell noch nicht abgeschlossen. Oesterreichs Energie: Seit Oktober 2012 erzeugt die Mainova Strom mittels organischer Solarzellen. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen? Peter Birkner: Die Pilotanlage zum Einsatz organischer Solarzellen läuft seit 2012 erfolgreich. Die mechanische Stabilität der Folienkonstruktion konnte nachgewiesen werden. Der Nennwirkungsgrad in Höhe von 3 Prozent wird erreicht; es zeigen sich keine Degenerierungseffekte. Diffuses Licht wird ebenso in Strom umgewandelt wie direkte Sonneneinstrahlung. Mittlerweile könnten auf der Herstellerseite gegenüber der Pilotanlage große Fortschritte erzielt werden. Die Lebensdauer der organischen Moleküle konnte verlängert, die Struktur stabilisiert werden. Insbesondere ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuchtigkeit wurde erhöht. Mittlerweile gibt es organische Solarzellen auch in mehreren Farbtönen. Erste größere Chargen mit einem Wirkungsgrad im Bereich von fünf Prozent werden aktuell ausgeliefert. Foto: Mainova COVERSTORY 12 COVERSTORY Interview »Wasserkraft bleibt wichtigste Technologie der Stromerzeugung« Die Energiewirtschaft wird sich in den kommenden Jahren durch die Trends zu erneuerbarer Energie und Energieeffizienz, aber auch durch die IKT-Revolution stark verändern, sagt Salzburg AG-Vorstand Leonhard Schitter. Von Klaus Fischer Oesterreichs Energie: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Stromerzeugungs-, Speicher-, Übertragungs- und Verteilungstechnologien, mit denen sich die Energiewirtschaft in den kommenden Jahren auseinanderzusetzen hat? Leonhard Schitter: Vorweg ist zu sagen, dass sich bei den derzeitigen Rahmenbedingungen Kraftwerksprojekte aller Art kaum wirtschaftlich darstellen lassen. Für mich ist Wasserkraft jedoch nach wie vor die wirtschaftlichste Form der erneuerbaren Stromerzeugung über den gesamten Lebenszyklus. Dies wird meines Erachtens auch so bleiben. Denn Wasserkraft verbindet ökologische und ökonomische Zielsetzungen gleichermaßen: Es wird völlig CO2-frei und hocheffizient Strom produziert, und durch bauliche Maßnahmen wie etwa Fischtreppen wird gewährleistet, dass die Kraftwerke höchsten ökologischen Ansprüchen genügen. Auch innerhalb der erneuerbaren Stromerzeugung liegen die Mehrfachvorteile der Wasserkraft in Österreich klar auf der Hand, auch wenn aufgrund der hohen Förderungen für etwa Fotovoltaik- und Windanlagen aktuell ein sehr ungünstiges Investitionsumfeld für Wasserkraftwerke herrscht. Einerseits werden diese durch garantierte Einspeisetarife subventioniert, andererseits wird der Großhandelspreis für Strom durch die verpflichtende Einspeisung von Wind- und Fotovoltaikenergie künstlich gedrückt und dadurch die Wasserkraft benachteiligt. Neben einem Wirkungsgrad von über 90 Prozent bei der Energieumwandlung besticht die Wasserkraft auch mit einer konstanten Versorgung oder mit der höchsten Wirkung bei der Förderung: Mit einem Euro Förderung aus dem Ökostromgesetz können 18 bis 21 kWh erzeugt werden. ›Speicherkraftwerke können einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten.‹ Eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Wasserkraftprojekten könnte durch eine Nivellierung der Rahmenbedingungen erreicht werden, etwa auch durch eine temporäre Befreiung von Wasserkraftprojekten über fünf MW von Systemnutzungsentgelten. Dazu braucht es aber auch politische Antworten. Die Projektliste von Oesterreichs Energie zeigt, dass Potenzial in Österreich vorhanden wäre, mit welchem zusätzlich bis zu 300.000 Haushalte versorgt und bis zu 890.000 t CO2 jährlich vermieden werden könnten. Daher wird, gerade in Österreich, die Wasserkraft auch in den nächsten Jahren die wichtigste Stromerzeugungstechnologie bleiben, auch wenn die Erzeugung aus Wind- und Fotovoltaikanlagen richtigerweise an Bedeutung gewinnen soll und wird. COVERSTORY 13 Eine Möglichkeit sind virtuelle Kraftwerke, dabei werden viele kleine Anlagen zu einem großen „virtuellen“ Kraftwerk zusammengeschaltet, mit diesem kann Regelenergie zum Ausgleich von Netzschwankungen angeboten werden. Dabei geht es um die Verbindung von Kraftwerkstechnik, Energiehandels-Know-how und Kommunikationstechnologie. In diesem Bereich sind einige Unternehmen aktiv und bieten für Drittkraftwerke den Zugang zum Regelenergiemarkt über einen virtuellen Kraftwerkspool an. Große Batteriespeicher sind derzeit noch zu teuer, um wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden zu können. Es gibt aktuell jedoch kleinere Anwendungen von Batteriespeichern, zum Beispiel in Elektroautos, die durchaus jetzt schon sinnvoll sind. Bei den Übertragungs- und Verteilungstechnologien wird das Thema Smart Grids an Bedeutung gewinnen. Oesterreichs Energie: Laut dem britischen Marktforschungsund Beratungsunternehmen IHS ist die wichtigste Technologie, die in den kommenden Jahrzehnten die Wirtschaft – inklusive Energiewirtschaft – prägen wird, das „Internet of Everything“ als Weiterentwicklung des „Internet of Things“. Teilen Sie diese Ansicht? Leonhard Schitter: Auf jeden Fall. Ich denke, dass der Trend, dass „everything“ in Zukunft online sein wird, gerade auch die Energiewirtschaft sehr stark prägen wird. Wenn also etwa der Kaffeebecher im Büro oder der Kühlschrank zuhause zu kommunizieren im Stande sind, dann wird das gerade auch für unsere Branche einen wesentlichen Änderungsbedarf bedeuten. Zur Person Dr. Leonhard Schitter, M.A. studierte Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg und absolvierte an der Fachhochschule Kufstein ein Masterstudium Europäische Energiewirtschaft. Er war unter anderem Referent im Büro der beiden Salzburger Landeshauptleute Hans Katschthaler und Franz Schausberger und in der Geschäftsführung der Kaindl-Gruppe tätig. Seit 2012 ist er Vorstand der Salzburg AG. Zudem ist er Mitglied des Präsidiums von Oesterreichs Energie und seit kurzem Vorsitzender von Oesterreichs Energie Forschung & Innovation. Foto: Salzburg AG Bei den Speichertechnologien sind Wasserkraftspeicher von großer Bedeutung. Speicherkraftwerke haben eine technisch ausgereifte Technologie, welche die Stromspeicherung in großem Leistungsumfang ermöglicht. Hier ist Österreich durch seine topografischen Gegebenheiten bevorzugt. Die österreichischen Speicherkraftwerke können im Rahmen des gemeinsamen deutsch-österreichischen Strommarktes auch Überschussmengen aus Deutschland speichern und somit einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Außerdem kann mit Speicherkraftwerken der kurzfristige Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch – Stichwort Regelenergie – gewährleistet werden. Neben den Speicherkraftwerken werden in den nächsten Jahren auch völlig neue Ansätze genutzt, um den Flexibilitätsbedarf der Stromaufbringung sicherzustellen. 14 COVERSTORY Studien gehen davon aus, dass 2020 rund 50 Mrd. Gegenstände vernetzt sein werden, die zum Beispiel über das Smartphone miteinander verbunden sind. Im Bereich der Energiewirtschaft werden die Komponenten von Erzeugung, Netz, Kunden und allenfalls Speichern in Zukunft miteinander verknüpft sein und sich austauschen können. So wird die Wärmepumpe in einem Haushalt künftig in der Lage sein, Informationen vom Netzbetreiber zu bekommen, wann ein optimaler Einsatzzeitpunkt für sie ist. Das gilt im Grunde nach auch für das Laden von Elektroautos, wie auch für die Bewirtschaftung von allfälligen dezentralen Speichern. Aber auch innerhalb des Netzbetriebes werden die verschiedenen Komponenten dort (Smart Meters, regelbare Trafostationen) mit dem derzeitigen Leitsystem verknüpft werden und miteinander kommunizieren können. Damit wird sichergestellt, dass auch in einer komplexer werdenden Energiewirtschaft die Versorgungssicherheit gewahrt ist und auch die Kosten gedämpft werden können. Der Risikofaktor der Datensicherheit muss hier natürlich mitgedacht werden, hier müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um diese Herausforderung in den Griff zu bekommen. Oesterreichs Energie: Sind durch die Digitalisierung auch in der E-Wirtschaft in den kommenden Jahren stärkere Umbrüche zu erwarten? Leonhard Schitter: Die Energiewirtschaft wird in den kommenden Jahren zum einen durch die Trends zur erneuerbaren Energie und Energieeffizienz verändert werden, aber ebenso durch das Übergreifen der ‚IKTRevolution‘ auf die Energiewirtschaft. So wie die rasante Entwicklung der IKT die gesamte Telekommunikationsbranche verändert hat, wird sie auch die Energiewirtschaft in den künftigen Jahren verändern. Ich gehe also davon aus, dass der Energieversorger weitere Rollen, wie etwa die eines Datenmanagers, übernehmen wird, der mit Milliarden von Daten umzugehen hat. Oesterreichs Energie: Was halten Sie von organischen Solarzellen? Einerseits sind diese flexibel einsetzbar und vergleichsweise billig. Andererseits ist der Wirkungsgrad mit drei Prozent gegenüber herkömmlichen Solarzellen gering. Welche Chancen sehen Sie für den Aufbau einer industriellen Produktion organischer Solarzellen in Österreich? Leonhard Schitter: Organische Solarzellen, also Solarzellen, die aus Werkstoffen der organischen Chemie (Kohlenwasserstoffverbindungen) bestehen, können auch ein Baustein für die Energieversorgung der Zukunft sein. Vor allem liegt der Fokus hier auf dem gebäudeintegrierten Einsatz wie zum Beispiel bei Fassenden, Fenstern und gestalterischen Elementen. Vor allem niedrigere Herstellungskosten und eine einfachere Handhabung können organische Solarzellen besonders interessant machen. Fortschritte in der Forschung gibt es zur Zeit bei den Perowskit-Solarzellen. Erst kürzlich konnten südkoreanische Forscher einen Wirkungsgrad von über 20 Prozent erreichen. Dies ist ein schöner Erfolg, da das Material erst 2009 für den Einsatz bei Solarzellen entdeckt wurde. Aber auch bei diesem Hybridmaterial gilt es noch genug Herausforderungen zu lösen, wie zum Beispiel Wetterbeständigkeit oder Haltbarkeit. ›Österreich hat bei Forschung und Entwicklung einen ausgezeichneten Ruf.‹ Die Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie verfolgen aktiv die aktuellen Forschungen. So hat etwa unser Unternehmen über das Christian-Doppler-Labor unter anderem die Forschung zu Sulfosalzen in der Energiegewinnung unterstützt. Österreich hat auf jeden Fall Chancen, beim Aufbau einer industriellen Produktion organischer Solarzellen vorne mit dabei zu sein. Speziell im Bereich der Forschung und Entwicklung hat Österreich einen ausgezeichneten Ruf. Oesterreichs Energie: Die Mainova AG nahm kürzlich eine Power-to-Heat-Anlage in Betrieb, um Ökostrom zwischenspeichern zu können. Führen auch Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie Power-to-Heat-Projekte durch? Leonhard Schitter: Wir haben selbst bei einem Heizkraftwerk eine Power-to-Heat-Anlage errichtet und diese im Februar 2015 in Betrieb genommen. Wir waren damit bei den ersten in Österreich, die in eine solche Anlage investiert haben. Eine Power-to-Heat-Anlage kann ein interessanter Baustein zur Optimierung und Flexibilisierung des Gesamtsystems Fernwärme sein. Durch den Anstieg der fluktuierenden erneuerbaren Energien wird der Regelenergiebedarf immer mehr ein Thema. Hier kann die Power-toHeat Anlage eingreifen. Sie soll die Stromnetzstabilisierung sowie die Nutzung und den Ausbau von erneuerbaren Energien durch negative Regelenergie unterstützen. Zusätzlich kann man durch den Einsatz von Ökostrom fossile Energie ersetzen und spart dadurch Emissionen ein. Mehrere Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie arbeiten am Einsatz von Power-to-Heat-Anlagen. 15 Foto: Verbund COVERSTORY Die Wasserkraft ist die bei weitem Wirtschaftlichste Form der erneuerbaren Energien. Im Bild das Donaukraftwerk Ottensheim, an dem die Salzburg AG Strombezugsrechte besitzt. Oesterreichs Energie: Welche Bedeutung sehen Sie bei Powerto-Gas-Technologien für die österreichische E-Wirtschaft? Leonhard Schitter: Die Power-to-Gas-Technologie wurde in Versuchsanlagen bereits getestet, eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung dieser Technologie in größerem Stil ist derzeit jedoch noch nicht möglich. Anwendungsmöglichkeiten für die österreichische E-Wirtschaft sehe ich derzeit daher nur sehr eingeschränkt. Oesterreichs Energie: Wird die Entwicklung innovativer Technologien im Bereich Energieversorgung in Österreich ausreichend gefördert? Was wären Ihre wichtigsten diesbezüglichen Verbesserungswünsche? Leonhard Schitter: Österreich liegt, was die Themen Innovation, Forschung und Entwicklung in der Energieversorgung betrifft, europaweit im Spitzenfeld. Es muss penibel darauf geachtet werden, hier „State of the art“ zu bleiben. Man darf hier auf keinen Fall den Anschluss verlieren. Vor allem muss in der Zukunft noch stärker in die Felder Speichertechnologien, virtuelle Verbraucher bzw. Kraftwerke und E-Mobilität investiert werden. Nur so kann Österreich langfristig im Bereich innovativer Technologien punkten. Oesterreichs Energie: Bietet das derzeitige Regulierungsregime für die Netztarife ausreichende Möglichkeiten, Innovationen wie eben die Entwicklung von Smart Grids zu finanzieren? Leonhard Schitter: Das derzeitige Regulierungsregime ist sehr stark „asset-basiert“, das heißt Investitionen in die „Hardware“ wie etwa 30-KV-Leitungen oder Trafostationen werden dem Netzbetreiber inklusive einem Investitionsfaktor abgegolten. Investitionen in „Software“ werden hingegen nicht so behandelt, sondern werden in der Regel nur mit Effizienzabschlägen anerkannt. Daher ergibt sich derzeit kein besonderer Anreiz für einen Netzbetreiber, wenn er in Smart-Grids-Technologie investiert. Ein Manko des derzeitigen Regulierungsregimes besteht darin, dass Kostenersparnisse, die durch die Entwicklung von Smart-Grids-Lösungen, welche etwa gemeinsam mit Kunden lukriert werden können, nicht oder nur in Ausnahmefällen an diese Kunden weitergegeben werden können. Der E-Control sind diese Restriktionen im derzeitigen Regulierungsregime allerdings bewusst und es gibt sehr konstruktive Gespräche, das künftige Regulierungsregime ‚Smart-Grids-freundlicher‘ auszugestalten. Insofern gibt es hier noch Diskussions- und Aufholbedarf. Österreichische Netzbetreiber denken aber nachhaltig und eigeninitiativ in die Zukunft. Es gibt bereits zahlreiche Smart Grids-Zukunftsprojekte in Österreich, die in Pionier- und Modellregionen wie in Vorarlberg und Oberösterreich getestet werden. Auch Salzburg ist seit 2009 Modellregion für Smart Grids. 16 POLITIK Fairness für alle Fotovoltaik boomt. Ihr weiterer Ausbau verändert allerdings Spielregeln und Kosten für Stromkunden ganz entscheidend – die Folgen dieser Entwicklung standen im Mittelpunkt des ersten Trendforums von Oesterreichs Energie im heurigen Jahr. Von Harald Hornacek F „ airer Strom für alle – ist eine sozial gerechte Energiewende möglich?“ Unter diesem Motto stand im März das Trendforum von Oesterreichs Energie. Branchen- und Energiemarktexperten diskutierten vor rund 140 Besuchern in Wien aktuelle und künftige Fragen einer sozial ausgewogenen und möglichst verursachergerechten Ausgestaltung der Stromnetzfinanzierung. Denn gerade durch den vermehrten Ausbau der erneuerbaren Energien gelangt das Thema des Netzausbaus in den Mittelpunkt – und, damit verbunden, vor allem die Frage: Wer soll die Kosten dafür tragen? „Die Energiewende in Europa wird nur gelingen, wenn es möglichst wenige Verlierer gibt“, unterstrich Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, gleich zu Beginn der Veranstaltung. Bis 2020 ist mit einem massiven Ausbau der Fotovoltaik in Österreich zu rechnen. Allein die Erfüllung der Ziele der Energiestrategie von 2010 würde einen Netzzugang von 1200 MW aus der Fotovoltaik-Produktion bringen, was umgerechnet 200.000 Klein-Fotovoltaik-Anlagen entsprechen würde. „Diese müssen an das Verteilernetz angeschlossen werden und sorgen damit für eine Mehrbelastung der Netze, die wiederum hohe Investitionen erfordern wird und Auswirkungen auf die Netzfinanzierung hat“, so Schmidt. Oesterreichs Energie plädiert deshalb dafür, die finanziellen Folgewirkungen der Energiewende frühzeitig zu diskutieren. Schmidt: „Man muss klar aufzeigen, wer von den Veränderungen profitiert und wem daraus Belastungen erwachsen, damit man auf Basis dieser Erkenntnisse im Rahmen einer sachlichen Diskussion zu einer fairen Verteilung der Kosten kommen kann.“ Die Netzausbau-Kosten müssten gerecht verteilt werden. Denn allein die Umsetzung der Fotovoltaikleistung auf Basis der Energiestrategie würde beispielsweise die Verstärkung von 3000 km Niederspannungsnetzen, den Zubau von 300 MVA POLITIK 01 17 02 03 01 Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie, eröffnete das Trendforum. 02 Schlussfolgerungen durch Dipl.-Ing. Wolfgang Anzengruber, Präsident Oesterreichs Energie. 03 Dipl.-Ing. Günter Pauritsch, Leiter des Center Energiewirtschaft, Infrastruktur und Energiepartnerschaften Austrian Energy Agency. 04 Am Podium: v. l. n. r.: Mag. Martin Graf MBA, Vorstand E-Control Austria; Ing. Mag. Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung; Bundesminister Rudolf Hundstorfer; Dipl.-Ing. Dr. Franz Strempfl, Geschäftsführer Stromnetz Steiermark GmbH, Spartensprecher Netze Oesterreichs Energie: Dr. Ing. Wolfgang Fritz, Geschäftsführer Consentec Foto: Oesterreichs Energie/Christian Fischer 04 18 POLITIK Trafoleistung und einen Finanzierungsbedarf von bis zu 300 Mio. Euro auslösen. Doch wer soll das bezahlen, wer soll generell die dringend nötigen Investitionen in die Netze tragen? Und wie gerecht ist es, wenn Fotovoltaikanlagenbetreiber zwar ihre eigenen Kosten senken, dafür aber die Allgemeinheit belasten? Laut einer Berechnung der Austrian Energy Agency (AEA) im Auftrag von Oesterreichs Energie bezahlen die Bewohner eines Einfamilienhauses mit einem Jahresverbrauch von 4500 kWh Strom im Schnitt 895 Euro für Strom. Davon entfallen 308 Euro auf die Energie, 237 Euro auf die Netzkosten, 217 Euro kassiert der Staat an Abgaben und Gebühren, 33 Euro gehen als Verbrauchsabgabe an die Gemeinde, und der Rest fällt für die Ökostromförderung an. Installiert man nun auf diesem Haus eine Fotovoltaikanlage mit vier KWpeak, verändert sich die Stromrechnung deutlich: Der Haushalt speist rund 2800 kWh pro Jahr Strom ins Netz ein und bezieht 3300 kWh Strom aus dem Netz. Dass mehr als die Hälfte des selbst erzeugten Stroms eingespeist wird, liegt vor allem daran, dass der größte Stromverbrauch des Haushalts nicht zu jenen Zeiten stattfindet, wo die Fotovoltaikanlage die größte Leistung bietet. „In der Stromrechnung ergibt sich daraus, dass der Haushalt mit einer Fotovoltaikanlage um 51 Euro weniger an Netzgebühren zahlt als bisher und sich zudem 76 Euro an Ökostromförderung und Abgaben erspart. ›Das Ziel ist eine Dekarbonisierung der Stromerzeugung.‹ Das hat keinen Einfluss auf die Finanzierung der Netzbetreiber. Ihre regulierten Kosten müssen dann in zunehmendem Ausmaß von den anderen Stromkunden gezahlt werden“, erklärte Günter Pauritsch, Leiter Center Energiewirtschaft, Infrastruktur, Energiepartnerschaften in der AEA. Haushalte ohne Fotovoltaik müssten damit auch die steigenden Anteile der Netzkosten und der Ökostromförderung schultern, und dies im Lichte eines stark zunehmenden Ausbaus der Fotovoltaik. „Von 2011–2013 gab es fast eine Verdreifachung der Leistung auf 760 MW im Jahr 2014“, so Pauritsch, „bis 2020 gehen wir von rund 1300 MW aus.“ Mithin fast eine weitere Verdoppelung im Vergleich zu heute also. Eben das erfordere, rechnet man den zusätzlichen Kapazitätsbedarf im Netz hinzu, Investitionen in Höhe von rund 300 Mio. Euro. „Die Energieerzeuger erzeugen Druck auf die Allgemeinheit“, meinte Pauritsch, der einen Sozialisierungsbedarf“ bei den Kosten feststellte. Am gerechtesten wäre es, bei den Mehrkosten der Eigenerzeugung anzusetzen, meinte Consentec (D)-Geschäftsführer Wolfgang Fritz. „Bei abnehmendem Energieverbrauch, aber einer Erhöhung der Netzleistung, könnten Leistungs- oder Grundpreise erhöht werden. Allerdings muss im Sinne der Verteilungswirkung beachtet werden, dass es vor allem für Haushalte mit geringem Energieverbrauch teurer würde.“ Es mache keinen Sinn, Verbraucher dazu zu animieren, mehr Strom zu verbrauchen, um so wieder gleichbleibende Netzkosten zu erzielen. „Man könnte die Preise auch stärker an der vertraglichen Leistung anlehnen – aber letzten Endes wird es nur über höhere Grundpreise zu einem Ausgleich kommen können.“ Das Netz wird nicht billiger Durch die in den nächsten Jahren vorgesehene Einführung von Smart Meter könnten auch flexible Leistungsentnahmen oder -einspeisungen entsprechend bepreist werden. Klar sei jedenfalls, so Fritz, dass das Netz „nicht billiger wird, im Gegenteil“. Daher seien, das zeige sich in Deutschland sehr deutlich, „großräumige Gerechtigkeit“ gefordert. Denn gerade wenn der Netzausbau regional stark forciert werden müsse – etwa in Gegenden, in denen es besonders viele Fotovoltaikanlagen gibt –, dann würden bestimmte Gebiete und deren Einwohner überproportional an den Kosten beteiligt. Das sei aber nicht im Sinne der Energiewende und der Kostenfairness. Das müsse man ehrlich vermitteln, hier sei vor allem die Politik gefragt. „Kostenblöcke verteilen bringt immer Gewinner und Verlierer“, stellte Fritz fest, „das muss man aber auch den Verursachern der Kosten klar machen.“ Zumal man in Deutschland bereits einige Erfahrungen mit einem Übermaß an erneuerbaren Energien hat: Bei unseren Nachbarn waren Ende 2014 insgesamt 38,5 Gigawatt Leistung an Fotovoltaik installiert. Damit deckte die Fotovoltaik laut Zahlen des BDEW mit einer Stromerzeugung von 35,2 TWh rund 6,9 Prozent des Strombedarfs. Alle erneuerbaren Energien kamen zusammen auf rund 31 Prozent. Das Problem für die Netze zeigte sich im Sommer 2013, als besonders schönes Wetter herrscht: Die Solareinspeisung in Deutschland kletterte kurzfristig auf 56 Prozent der Netzlast. Derartige PV-Anteile werden in naher Zukunft auch in Österreich zu erwarten sein. Künftige Tarifmodelle entwickeln Für E-Control Austria-Vorstand Martin Graf hat Österreich viele Hausaufgaben zur Lösung der Kostenverteilungsgerechtigkeit bereits gemacht: „Jetzt müssen zukünftige Netztarifmodelle entwickelt werden, wobei eine Grundgebührenerhöhung allein zu wenig wäre. Wir müssen Tarifmodelle der POLITIK 19 01 01 V. l. n. r.: Dip.-Ing. Dr. Franz Strempfl, Geschäftsführer Stromnetz Steiermark GmbH, Spartensprecher Netze Oesterreichs Energie; Mag. Martin Graf MBA, Vorstand E-Control Austria; Dipl.-Ing. Wolfgang Anzengruber, Präsident Oesterreichs Energie; Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie; Ing. Mag. Peter Koren, VizeGeneralsekretär der Industriellenvereinigung; Bundesminister Rudolf Hundstorfer; Dr.-Ing. Wolfgang Fritz, Geschäftsführer Consentec. 02 Get-together: Nach den Diskussionen am Podium war noch lange nicht Schluss mit dem Meinungsaustausch. 03 Mit großem Interesse folgten 140 Besucher den Ausführungen der Experten. 04 Energie Burgenland-Vorstandsdirektor Dr. Alois Ecker (li) im Gespräch mit EVN-Vorstandssprecher Dipl.-Ing. Dr. Peter Layr (re). 02 Foto: Oesterreichs Energie/Christian Fischer 04 03 20 POLITIK Zukunft entwickeln. Es ist positiv, wenn diese Diskussion schon sehr früh beginnt.“ Die Verteilungsfrage betreffe ja auch Industrie oder Erzeuger. halte derzeit 55 Prozent der Netzkosten, verbrauchen aber nur 25 Prozent der Energie. „Ist das gerecht?“, fragte Hundstorfer. Die etwaige Erhöhung der Grundgebühr sei natürlich auch eine soziale Frage. Graf warnte jedoch davor, „mit Kanonen auf Spatzen zu schießen“. Die E-Control sei mit dem gültigen Tarifmodell an sich zufrieden, es seien nun aber Verhandlungen über künftige Netztarifmodelle und die Kostenverteilung – die beispielsweise auch eine Echtzeittarifierung inkludieren könnten – aufzunehmen. Investitionen für die Allgemeinheit Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), kritisierte die Auswirkungen der „unseligen Energiewende“, die „konzeptlos und über Nacht“ in Deutschland eingeführt worden sei. In Österreich hätten Stromkunden seit der Liberalisierung mehr als zehn Mrd. Euro an Kosten gespart, auch im Gasbereich sei es rund eine Mrd. Euro. Die Netze spielen, so Koren, „eine zentrale Rolle für die Versorgungssicherheit“. Dennoch müsse die Frage, wer am Ende bezahle, geklärt werden. „Vielleicht funktioniert die Versorgung sogar zu gut“, merkte Koren an. Daraus folge, dass Konsumenten die Notwendigkeit von Investitionen in die Netze gar nicht bewusst sei. Für künftige Überlegungen fordert Koren vor allem Kostentransparenz und die Entwicklung von Kostenmodellen, aber auch eine Weiterentwicklung des Unbundling. Er sieht den Diskussionsbeginn als „richtigen ersten Schritt auf einem langen Weg“ zu neuen Modellen. Und er werde auch in dieser Frage die „Allianz der Zahler“ bemühen, um klar aufzuzeigen, wer eigentlich die Kosten trage – und wer nicht. Fairness als sozialer Faktor Sozialminister Rudolf Hundstorfer unterstützte die Forderung nach einer klaren Offenlegung, und zwar sowohl in seiner Eigenschaft als Arbeitsminister als auch als Minister für den Konsumentenschutz. „Die Industrie braucht gute Preise, aber wir haben auch viele Menschen in Österreich, die armutsgefährdet sind und faire Strompreise brauchen“, meinte Hundstorfer. Man müsse Energie zu vernünftigen Konditionen zur Verfügung stellen, wobei auch die Weiterentwicklung der Netze in Bezug auf Versorgungssicherheit ein zentrales Thema sei. „Wir werden den Netzausbau zusammenbringen müssen, das muss auch Salzburg irgendwann einmal einsehen“, meinte der Minister pointiert. In der Frage des Fotovoltaikausbaus merkte Hundstorfer an, dass allein die Möglichkeit dazu schon nicht gerecht wäre: „Wir haben hier nun einmal ein Stadt-Land-Gefälle“, so der Minister, „und es gibt auch unterschiedliche Förderungen je Bundesland.“ Nicht zuletzt, so Hundstorfer, zahlen die Haus- Franz Strempfl, Spartensprecher Netze von Oesterreichs Energie, ist überzeugt, dass „zwei Drittel aller Österreicher mehr Energie aus erneuerbarer Erzeugung wollen“. Nachsatz: „Aber wer bezahlt das?“ In die Netze müssen bis 2020 rund acht Mrd. Euro investiert werden, davon allein 2,5 Mrd. in das Übertragungsnetz. „Wir dürfen die Kosten, die aus der Strom- bzw. Energiewende entstehen, nicht solidarisieren“, so Strempfl. Fairness wäre daher im Prinzip nur zu erreichen, „wenn diese Kosten, die ansonsten auf die Allgemeinheit umverteilt werden, in die Grundgebühren eingebaut werden.“ Auch der Staat werde wahrscheinlich über kurz oder lang Wege suchen, die Steuerausfälle auszugleichen. Denn die Kunden würden bei der Installation einer Fotovoltaikanlage in der Regel wohl weniger die CO2-Einsparung im Fokus haben als die Kostenreduktion ihrer Strompreise. ›Zwei Drittel aller Österreicher wollen mehr Energie aus erneuerbarer Erzeugung.‹ Zudem sind Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien „sehr gut gefördert“, große Anlagen hätten überdurchschnittlich hohe Renditen. Aber wenn in der Steiermark heuer die Netztarife erstmals seit vielen Jahren um 5,5 Prozent erhöht werden, gäbe es einen großen Aufschrei. „Im Schnitt sprechen wir hier von einer Mehrbelastung von 90 Cent pro Monat“, relativierte Strempfl, „aufs Jahr gerechnet sind das vier Seidel Bier.“ Man müsse den Menschen in Österreich klar machen, dass die Investition ins Netz wertvoll sei: „Die Industrie schätzt Versorgungssicherheit, die Menschen daheim auch. Wir müssen in die Netze investieren, das kostet Geld, aber wir alle bekommen auch etwas dafür.“ In seinem Schlusswort hielt Wolfgang Anzengruber, Präsident von Oesterreichs Energie, fest: „Die Lösung dieser Fragen wird nicht trivial – und sie wird uns die nächsten Jahre noch beschäftigen. Wenn wir von Energiewende sprechen, meinen wir eigentlich eine Stromwende – obwohl Strom nur 20 Prozent der Energie ausmacht, die wir in Österreich insgesamt benötigen.“ Das Ziel sei eine Dekarbonisierung der Stromerzeugung, so Anzengruber weiter. „Aber es muss auch allen klar sein: Die erneuerbaren Energien gibt es nicht umsonst, die kosten auch etwas. Und acht Mrd. Euro Investitionskosten in die Netze werden letzten Endes die Kunden bezahlen müssen.“ Das Ziel von Oesterreichs Energie sei es, hier nach dem Verursacherprinzip vorzugehen, betonte Anzengruber. KOMMENTAR 21 Kommentar von Dkfm. Milan Frühbauer In der Philosophie kennt man den Begriff von der „Sinnhaftigkeit des Vergeblichen“. Doch gibt es auch das Vergebliche, das letztlich doch Sinn macht? Vor dieser Frage steht man immer dann, wenn wieder irgendwo ein Politiker vollmundig ankündigt, man werde jetzt den Leistungskatalog der öffentlichen Hand gründlich durchforsten. Diese Ankündigung ist vornehmlich am Beginn von Legislaturperioden, bei Regierungserklärungen sowie bei der Präsentation von Parteiprogrammen meist bürgerlicher Gruppierungen sehr beliebt. Denn nur bei Neudefinition der Aufgabenstellung seien überhaupt nachhaltige Einsparungen bei den Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden möglich. Jeweils einmal pro Dekade nimmt man das Thema besonders ernst und beruft einen Verfassungskonvent ein. Dort ringen dann die Repräsentanten des rigiden Föderalismus mit Experten aus Politologie und Betriebswirtschaft um ein Reformwerk. Das Ergebnis ist jeweils sattsam bekannt: Die Verfassungskonvente zählen hierzulande zu den Hochämtern der Kultur des Scheiterns – auf höchstem intellektuellen Niveau. Doch auch im operativen Alltag der Politik gibt es immer wieder Ankündigungen, man werde das Leistungsspektrum kritisch analysieren. Das reicht dann vom Versprechen nach der Durchkämmung des Subventionsdschungels bis zur verbindlichen Erklärung, man werde die Bürokratien der Schulverwaltung verflachen, die Länderkompetenzen durchforsten, die Bauord- nungen vereinheitlichen oder das Gewerberecht entrümpeln. In der Sozialpolitik haben mittlerweile selbst Experten den Überblick über die diversen Fördermaßnahmen und Unterstützungen verloren, die von den Gebietskörperschaften an Hunderte von jeweils speziell definierten „Empfängergruppen“ gehen. Dkfm. Milan Frühbauer langjähriger Chefredakteur der Wochenzeitschrift „Industrie“, Journalist und Universitätslektor für Öffentlichkeitsarbeit Die längste Bank der Politik Aber eines ist sicher: Die nächste Ankündigung des nunmehr ernsthaft anzugehenden Hinterfragens aller öffentlichen Leistungen auf ihre Sinnhaftigkeit und langfristige Finanzierbarkeit kommt bestimmt. Das Verschieben von Problemen auf die vielgeschmähte lange Bank ist das Wesensmerkmal heimischer Politik. Die Pensionsproblematik ist eines der plastischsten Beispiele in diesem Zusammenhang. Verwaltungsreform und Neudefinition der öffentlichen Leistungsumfänge sind jedoch auf die längste Bank verschoben worden, die der öffentlichen Hand hierzulande zur Verfügung steht. „Doch lieb’ Vaterland, magst ruhig sein!“ Der nächste Verfassungskonvent kommt bestimmt. Spätestens dann, wenn die Staatsschulden die 90-Prozent-Marke des Bruttoinlandsproduktes passiert haben. Als Beispiel für die „Sinnhaftigkeit des Vergeblichen“. 22 BRENNPUNKT EUROPA Reform des Emissionshandels: Umstrittene Marktstabilitätsreserve in der Zielgeraden? Die Verhandlungen zwischen den EU-Institutionen sind Ende März gestartet. Von Ralf Pastleitner Basierend auf dem Vorschlag der Europäischen Kommission vom Jänner 2014 wurde am 24. Feber 2015 über die Annahme eines Berichtes zur Einführung und Inanspruchnahme einer Marktstabilitätsreserve (MSR) und die Änderung der Richtlinie 2003/87/ EG im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) des Europäischen Parlaments abgestimmt. Aufgrund der deutlichen Zustimmung im Ausschuss erhielt der zuständige Europaabgeordnete Ivo Belet aus Belgien das Mandat des Parlaments, in Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten und der Kommission einzutreten. Info Dr. Ralf Pastleitner ist Leiter des Brüsseler Büros von Oesterreichs Energie und berichtet in dieser Rubrik über die aktuellen Themen aus der EU-Zentrale. Oesterreichs Energie garantiert mit einem starken Team und einer effizienten Branchenvertretung in Brüssel, dass die Stimme der österreichischen E-Wirtschaft in der EU gehört wird und Entscheidungen im Sinne der Branche getroffen werden. Kurz darauf konnte auch die Lettische Ratspräsidentschaft eine gemeinsame Position der Mitgliedstaaten zur Marktstabilitätsreserve vermelden: Am 25. März 2015 einigten sich die ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten auf ein Dokument, das die Grundlage für die Gespräche mit dem Europäischen Parlament sein wird. Einführungsdatum strittig Während der ENVI für eine Anwendung der MSR ab Dezember 2018 gestimmt hatte, vertritt der Rat die Ansicht, dass diese erst ab dem Jahr 2021 ihre Funktion aufnehmen soll, so wie es die Kommission ursprünglich vorschlug. Der Rat spricht sich außerdem dafür aus, die im Rahmen des Backloading zurückgestellten Zertifikate direkt der Reserve zuzuführen. Hierbei handelt es sich um ca. 900 Mio. Emissionszertifikate. Diese Ratsposition bildet die Basis für die bevorstehenden Verhandlungen mit Parlament und Kommission, deren Start für 30. März 2015 angesetzt war. Informellen Informationen zufolge sollen bei diesem Treffen sowohl die Delegation des Rates als auch jene des Europäischen Parlaments in Hinblick auf ihre jeweiligen Positionen zum Einführungsdatum der MSR wenig Bereitschaft zum Einlenken gezeigt haben. Weitere Termine sind im Mai 2015 geplant, sodass eine Einigung der EU-Institutionen zur MSR noch unter Lettischer Ratspräsidentschaft dennoch nicht auszuschließen ist. Unter den 28 Mitgliedstaaten existierte bis zuletzt eine ausgeprägte Ost-WestTrennung, betreffend das erwünschte Startdatum der MSR. Während sich Deutschland, das Vereinigte Königreich und eine Gruppe anderer westeuropäischer Mitgliedstaaten für einen möglichst frühen Start aussprachen, waren Polen und weitere Staaten aus Osteuropa strikt dagegen. Nun wird die Lettische Ratspräsidentschaft von den Mitgliedstaaten in herausfordernde Verhandlungen entsendet, bei denen es gilt, die stark voneinander abweichenden Standpunkte des Parlaments und des Rates in einem Kompromiss zu vereinen. Nach einer Einigung über die MSR soll in einem nächsten Schritt – voraussichtlich noch 2015 – die Reform weiterer Elemente des Emissionszertifikate-Handels, unter anderem der Carbon Leakage-Regelungen, folgen. POLITIK 23 Kurzmeldungen Politik Deutschland will zur langfristigen Sicherung der Stromversorgung etwa acht größere Kraftwerke unter Vertrag nehmen. Angesichts wachsender aber schwankender Ökostrom-Mengen sollten 4000 MW Leistung zum Schutz gegen Black-outs als Reserve dauerhaft bereitstehen, heißt es in einem Papier des deutschen Wirtschaftsministeriums. Die Anlagen sollen dem Staat in einer Ausschreibung angeboten werden, aber im Besitz der Energieunternehmen bleiben. Die älteren Kraftwerke dürfen dann voraussichtlich nicht mehr für den Markt produzieren. Generell hält das Ministerium die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Reserve zum Einsatz kommt, für gering. Selbst für die Jahre 2021 bis 2025, wenn also die letzten AKW vom Netz sind, gehe man von einer Versorgungssicherheit von nahezu 100 Prozent aus, heißt es. Die Kapazitätsreserve sei vielmehr „ein Hosenträger zum Gürtel“, heißt es in dem Papier. Schweizer lehnen Energiesteuer ab Türkei – Bau einer neuen Gaspipeline Mit mehr als 90 Prozent der Stimmen haben die Schweizer Anfang März in einem Referendum eine von den Grünliberalen eingebrachte Energiesteuer abgelehnt. Ziel war, dass die Mehrwertsteuer durch eine Energieabgabe ersetzt wird. Dadurch wären die Benzinpreise gestiegen, was die Wähler deutlich ablehnten. Die Türkei hat mit dem Bau einer neuen Gas-Pipeline begonnen, die Erdgas aus Aserbaidschan über Georgien und die Türkei nach Europa bringen soll. Das erste Gas soll in drei Jahren fließen. Die nun begonnene 1850 km lange Transanatolische Erdgas-Pipeline (Tanap) führt von der türkischen Ostgrenze zum europäischen Teil des Landes. Sie bildet den Anschluss zu einer weiteren bereits existierenden Pipeline vom Kaspischen Meer in die Osttürkei. Im Westen soll der Weitertransport über Griechenland, Albanien und über eine Pipeline durch die Adria bis nach Italien sichergestellt werden. Im Endausbau könnte Tanap rund 500 Mrd. m3 Erdgas im Jahr decken. Trotz des Scheiterns des Vorhabens sind die Schweizer nicht vor neuen Umweltabgaben gefeit: Die Regierung arbeitet an einem Maßnahmenpaket für ihre Energiepolitik, wobei neue Abgaben möglich sind. Diese müssten vom Parlament abgesegnet sein und könnten zu einer Volksabstimmung führen. Masterplan für Oberösterreich Oberösterreich bekommt einen Wasserkraft-Masterplan. In einer Potenzialanalyse wurden 1240 km an 30 Flüssen untersucht und die ökologische Eignung bewertet. Laut dieser Analyse sind noch 250 km theoretisch nutzbar. Um keine Staukette zu erzeugen, soll jedoch nur ein Fünftel herangezogen werden. 352 km der Flüsse sind bereits als Staukette zu werten. Die übrigen Abschnitte wurden nach dem „Ampelsystem“ unterteilt: Grün steht für wenig sensible Bereiche. Sie machen 25 km aus, 7,7 davon sind bereits verbaut. 349 km wurden als gelb – also unter Bedingungen heranziehbar – ausgewiesen, 111 davon sind bisher genutzt. Rote Strecken (513 km) seien gewässerökologisch zu sensibel für neue Anlagen, heißt es. Die Ampelkennzeichnung ist allerdings nicht verbindlich. Der Masterplan zeigt Projektwerbern aber, wo sie etwa mit höheren Auflagen zu rechnen haben. Foto: Verbund Foto: E.ON Kraftwerke als Reserve gegen Black-out 24 POLITIK Interview »Klare Ansage aus Kärnten« „Ich bin sehr dafür, dass sich die Regulierungsbehörde, wie im Regierungsprogramm geplant, wieder auf das konzentriert, was ihre ursprüngliche Aufgabe ist“, erklärt Kelag-Vorstandsdirektor Manfred Freitag. Von Ernst Brandstetter Oesterreichs Energie: Sie sind seit Mitte 2013 Vorstand der Kelag und seit Anfang 2015, gemeinsam mit Armin Wiersma, für das Gesamtunternehmen verantwortlich. Was hat sich für Sie mit Jahreswechsel und dem offiziellen Ausscheiden des bisherigen Vorstandssprechers Hermann Egger verändert? Manfred Freitag: Das Ausscheiden von Hermann Egger zum Jahreswechsel bedeutete für die Kelag sicher das Ende einer langen Ära. Organisatorisch war es aber nicht der ‚Big Bang‘, den viele vielleicht vermuten würden, sondern es war langfristig vorbereitet und geplant. Ich wurde ja schon früher in den Vorstand berufen, und wir hatten fast ein ganzes Jahr Zeit für eine geordnete Übergabe. Auch für mich, aber vor allem für die Kelag, war es von Vorteil, dass ich mich dadurch intensiv einarbeiten konnte. Oesterreichs Energie: Von der Qualifikation her sind Sie Ingenieur und haben zuletzt vor allem im Bereich Infrastrukturvorhaben und Erzeugung gearbeitet. Wo sehen Sie aktuell den Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit? Manfred Freitag: Meine Tätigkeit als Ingenieur in den vergangenen Jahren hilft mir sehr, auch wenn ich jetzt vor allem strategisch gefordert bin. Jede Strategie kann nicht allein auf Theorien aufbauen, sondern muss auch auf der Praxis basieren. Meine Erfahrungen als Projektmanager, bei Behördenkontakten, aus Gesprächen mit der Bevölke- rung und die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen von Projekten gibt mir wichtiges Rüstzeug für meine Arbeit. Oesterreichs Energie: Welche Rolle kann ein Unternehmen wie die Kelag spielen? Manfred Freitag: Als Landesenergieversorger ist es unser wichtigster Bonus, den Menschen ein verlässlicher Partner zu sein. Wir müssen aber aufzeigen, dass es nicht so selbstverständlich ist, wie manche glauben, dass es Versorgungssicherheit und -qualität gibt. Dahinter steckt harte Arbeit von vielen Menschen. Das gilt es wieder in den Vordergrund zu rücken. ›Mir ist es ein großes Anliegen, die Kundenbindung zu stärken.‹ Mir ist es auch ein Anliegen, die Kundenbindung zu stärken, denn gerade bei einem Landesenergieversorger spielen auch Emotionen eine wichtige Rolle. Die Menschen im Kernversorgungsgebiet Kärnten betrachten uns als ‚ihre Kelag‘ und diese Bindung hilft uns im Gegenzug auch, denn das trägt dazu bei, dass wir vergleichsweise niedrigere Wechselraten haben. Sehr früh haben wir die POLITIK 25 Kampagne ‚Generation Klimaschutz‘ ins Leben gerufen. Mit dieser Dachmarke machen wir klar, dass Klimaschutz notwendig ist, aber natürlich auch etwas kostet. Oesterreichs Energie: Welche Anforderungen stellen Sie an die künftige Regulierung, insbesondere wo das Regierungsprogramm der aktuellen Bundesregierung eine Rückführung der Regulierung auf ihre ureigenen Aufgabengebiete zum Inhalt hat? Manfred Freitag: Ich bin sehr dafür, dass sich die Regulierungsbehörde, wie im Regierungsprogramm geplant, wieder auf das konzentriert, was ihre ursprüngliche Aufgabe war. Damit hätte ich keine Probleme. Die Ausweitung der Tätigkeit auf Konsumentenschutz, Agenden einer Wettbewerbsbehörde und die vielfältigen Einsichtsrechte in Kalkulationen gehen einfach zu weit. Die Vorstellung, dass hier viel zu gewinnen ist, ist falsch, hier werden kleinliche Vorteile wichtiger als das Gemeinwohl angesehen. Das System ist ja definiert, und im Stromsystem Österreichs kann es nicht nur lauter Gewinner geben, was dann bleibt, ist eine Umverteilung bzw. Verdrängung. Und es geht immer weiter. Wozu, so frage ich mich, braucht der Regulator eine WhistleblowerPlattform? Oesterreichs Energie: Wie wirkt sich die Preissituation an den Strommärkten auf die Kelag aus? Manfred Freitag: Bei der Kelag erzeugen wir heute fast drei Viertel des Stroms, den wir unseren Kunden liefern, selbst. Durch den Preisverfall an den Strombörsen verlieren wir Erträge in der Stromerzeugung. Beschlüsse über neue Erzeugungskapazitäten sind daher in den nächsten Jahren nicht darzustellen. Derartige Investitionen werden deshalb sicher zurückgehen. Zur Person Dipl.-Ing. Manfred Freitag begann seine Berufstätigkeit – nach dem Studium zum Bauingenieur an der TU Graz – bei den Österreichischen Draukraftwerken (ÖDK). 1991 übernahm Freitag in der Drauconsult GmbH die Bereichsleitung Bau. Zwischen 1998 und 2003 war Freitag Geschäftsführer der NOVUM Wassertechnik GmbH, von 2004 bis 2010 zeichnete er als Gesamtprojektleiter für das „LKH Klagenfurt Neu“ verantwortlich. Von 2010 bis 2013 leitete er das Gemeinschaftsprojekt von Verbund, Energie AG und Kelag „Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II“. Foto: Kelag Oesterreichs Energie: Wie erleben und bewerten Sie das wirtschaftliche Umfeld der Branche und die wirtschaftlichen Aussichten der einzelnen Sparten der E-Wirtschaft? Manfred Freitag: Ein Vorteil der Kelag ist die historisch gewachsene, geschlossene Wertschöpfungskette. Darum finde ich auch übertriebenes Unbundling falsch und schädlich. Insbesondere weil hier weit über das Ziel hinausgeschossen wurde, wie beispielsweise mit den Doppelorganisationen und anderem. Das kostet viel Geld und auch Vertrauen. Wir werden nach wie vor als Kelag wahrgenommen. Es gilt aber, das Gesetz zu exekutieren. 26 POLITIK Oesterreichs Energie: Und auf der Vertriebs- und Handelsseite? Manfred Freitag: Der Markt ist eindeutig in Bewegung, und das spüren wir natürlich auch als Belastung. Wenn uns der Klimaschutz etwas wert ist, wird man in Zukunft darauf hinweisen müssen, dass uns die elektrische Energie wieder etwas wert sein muss. Aktuell ist das Preissystem aus den Fugen. Preisvorteile kann man momentan nicht über den Energiepreis vermitteln, sondern nur noch über den Erstkundenrabatt. Oesterreichs Energie: Was kann man da machen? Manfred Freitag: Der bessere Ansatz geht in Richtung Effizienz und nicht in Richtung billige Energie. Es geht darum, das Verbraucherverhalten positiv zu beeinflussen. Wenn Energie aber zu billig ist, dann ist das das falsche Signal, denn dann wird wohl niemand Anstrengungen setzen, weniger Energie zu konsumieren. Unser Ziel müsste es jedoch sein, die Kunden so zu beeinflussen, dass sie ohne Qualitätsverminderung ihre Energiekosten reduzieren. Außerdem enthält das Energieeffizienzgesetz falsche Signale. Oesterreichs Energie: Inwiefern ist das so? Manfred Freitag: Wir haben derzeit Forward-Preise für 2017 und 2018 in der Höhe von 31 Euro je MWh. Erreichen wir das Einsparungsziel von minus 0,6 Prozent nicht, dann drohen Strafzahlungen von 200 Euro pro MWh. Das ist das Siebenfache des Werts der eingesparten Energiemenge. Das Verhältnis ist völlig aus dem Lot. Oesterreichs Energie: Wird es auf Basis der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu Veränderungen in der Unternehmensstrategie kommen müssen? Manfred Freitag: Strategien müssen sowieso ständig bewertet und angepasst werden. Als Kernaussage bleibt aber, dass wir uns fit für die raschen Änderungen der Rahmenbedingungen des Markts machen müssen. Oesterreichs Energie: Welche Projekte und Aufgaben haben aktuell für Sie Vorrang? Manfred Freitag: Unsere großen Investitionsprojekte werden abgeschlossen bzw. sind derzeit verschoben, denn vielfach ist die Wirtschaftlichkeit momentan nicht gegeben. Für andere fehlen technische Voraussetzungen, beispielsweise der 380-kV-Ringschluss für Österreich. Oesterreichs Energie: Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit als die wichtigsten an? Manfred Freitag: Für uns gilt es vor allem das Kerngeschäft zu erhalten und die Mitarbeiter dahingehend zu motivieren, die dynamischen Veränderungen aufzunehmen und mitzumachen. Was nicht passieren darf ist, dass wir erstarren. Oesterreichs Energie: Der Kelag-Konzern besteht aus der Kelag-Kärntner-Elektrizitätsaktiengesellschaft und einer Reihe von Töchterunternehmen und Beteiligungen. Ist diese Struktur der richtige Mix für die Energiezukunft? Manfred Freitag: Dieser Mix ist historisch gewachsen und hat sich bewährt. Natürlich gibt es immer Anpassungen, aber wir sind gut aufgestellt. In unserem Kernversorgungsgebiet haben wir eine starke Position und wir sind in vielen innovativen Sektoren aktiv. Wenn wir bei der Windkraft neue Aktivitäten setzen wollen, so wird das aber außerhalb Kärntens sein. ›Wenn Energie zu billig ist, ist dies das falsche Signal zum Energiesparen.‹ Oesterreichs Energie: Aktuell sind die Themen Energieeffizienz und smarte Systeme in der Branche von höchstem Interesse. Welche Aspekte würden Sie, aus Sicht der Kelag, hier als besonders bedeutend betrachten? Manfred Freitag: Es wäre für jedes Unternehmen unserer Branche fatal, bei der Entwicklung smarter Systeme nicht dabei zu sein. Wir werden demnächst die ersten Pilotprojekte abschließen, und danach werden wir sehen, was wir aus den Projekten in den Regelbetrieb überführen können. Dafür wird aber einiges an Anstrengungen erforderlich sein, denn Selbstläufer ist das keiner. Oesterreichs Energie: Wollen Sie sich in Zukunft eher auf Kärnten konzentrieren, oder benötigt das Unternehmen ein weiteres Betätigungsfeld, um Economies of Scale nutzbar zu machen? Manfred Freitag: Die Nutzung von Economies of Scale ist im Rahmen der Wirtschaftlichkeit absolut notwendig und wird bei der Kelag schon lange umgesetzt. Worum es geht, ist die Absicherung der Marktposition. Oesterreichs Energie: Die Kelag ist natürlich auch die werthaltigste Beteiligung des Landes Kärnten. Welchen Wert hat die Kelag für Kärnten – über den Geldeswert hinaus? Manfred Freitag: Aktuell beschäftigt die Kelag 1410 Mitarbeiter, bildet 121 Lehrlinge aus und ist ein attraktiver Arbeitgeber, der jährlich 300 Mio. Euro Wertschöpfung in Kärnten generiert. Das sichert immerhin 3000 Arbeitsplätze im Land, löst Konsumausgaben von insgesamt 67 Mio. Euro aus und bringt der Kärntner Wirtschaft Aufträge von jährlich rund 70 Mio. Euro. Und – zudem darf man nicht vergessen: Durch unsere Dividende tragen wir mit zehn Mio. Euro zum Budget des Landes bei. KOMMENTAR 27 Kommentar von Dr. Christof Zernatto Elektrizität ist schon (fast) überall und erobert immer mehr Terrain. Zuerst waren es Anwendungen im Bereich des Transports und der mechanischen Arbeit. Dann kam die Beleuchtung dazu, wenig später die Kommunikation. Ganz nebenbei steigerte sie die Qualität unseres Lebens und entlastete uns von vielerlei Arbeit, die recht mühselig ist, wie Wäsche waschen oder Wasser pumpen. Elektrizität in Tateinheit mit der digitalen Revolution ermöglicht uns ein neues Freizeitverhalten (Internet-TV, Facebook) und dringt jetzt in die Welt der Dinge vor. Auf Baumessen kann man schon Passivhausfenster mit integrierten Fotovoltaikmodulen und über Smartphones steuerbare Beschattungsjalousien besichtigen. Ebenfalls im Fenster integriert sind auch Kontakte für eine Alarmanlage, die man entweder über Funk oder über fix installierte Leitungen ansteuern kann. Ebenso bestaunen wir Haustüren, die über Fingerabdruck-Scan zu öffnen sind. Wohl dem, der nicht vergessen hat, den Notschlüssel mitzunehmen – für den Fall, dass es einmal keinen Strom gibt, entweder in der Batterie des Schlosses oder über die zentrale Versorgung. Und selbstverständlich kann man das ganze Haus über Tablet oder Smartphone fernsteuern, Heizung regulieren, Fenster öffnen und schließen, die Bilder installierter Kameras auch von den Malediven aus abrufen, falls einem danach ist. Alles wird besser, alles wird komplexer. Längst „versmartet“ sind die übergeordneten Übertragungsnetze, jetzt folgt das zur Gänze intelligente Netz, das wiederum intelligente Unterstationen benötigen wird. Die smarten Ortsnetze machen auf Dauer jedoch wenig Sinn, ohne intelligente Abnehmer. Die digitalen Netze werden zuverlässiger, leistungsfähiger und – bezogen auf die Leistungseinheit – günstiger sein. Das ist sicher ein Wunsch der Gesellschaft, der aber nicht mit Problemen der Datensicherheit und des -schutzes bezahlt werden soll. Dr. Christof Zernatto Sprecher des Forums In Summe knüpft die Netzgesellschaft, einmal etabliert, immer neue Netze. Unter dem Dach des europaumspannenden Makronetzes der Übertragungsleitungen, gesteuert von den Regelzonen- Schöne neue Netz-Welten führern, agieren die ungleich komplexeren Verteilernetze, die Strom bis ins Haus liefern und Strom abnehmen. Die Verteilnetzbetreiber sind zudem verantwortlich für Zähler und deren Ablesung, für An- und Abmeldungen. Und das alles rund ums Jahr, über alle 24 Stunden: Nur für rund 30 Minuten/Jahr muss man ungeplant ohne Strom auskommen. Doch auch in den Häusern entstehen neue Netze; entweder in Eigenregie, von neuen Dienstleistern oder als Dienstleistung der E-Wirtschaft. Wie sicher diese Netze sein werden, das entscheidet sich auch bei der Auswahl des Dienstleisters. Darauf wird bei allen neuen Herausforderungen zu achten sein, denn Versorgungssicherheit endet nicht am Zähler, sondern bei der Anwendung. Versorgungssicherheit 28 WIRTSCHAFT Kurzmeldungen Wirtschaft Verbund-Ergebnis von Einmaleffekten geprägt Der Verbund-Konzern war 2014 mit herausfordernden Markt- und Branchenbedingungen konfrontiert. Das Marktumfeld war geprägt durch die schwache Konjunktur, die milde Witterung, fallende Primärenergie- und Stromgroßhandelspreise, die Übersubventionierung der Wind- und Sonnenenergie, einen nicht funktionierenden CO2-Markt sowie die Unwirtschaftlichkeit von Gaskraftwerken. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Verbund-Geschäftsentwicklung aus. Für 2014 gab Verbund ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 808,8 Mio. Euro und ein Konzernergebnis von 126,1 Mio. Euro bekannt. Das um Einmal-Effekte bereinigte Konzernergebnis beträgt 216 Mio. Euro. Das Unternehmen hat entscheidende Maßnahmen gesetzt, um den Herausforderungen zu begegnen: So wurde etwa das Wärmekraftportfolio restrukturiert, die Investitionen gestrafft und das Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramm fortgeführt. Großbritannien plant neue Gezeitenkraftwerke Foto: Tide Energy In Großbritannien sollen in den nächsten Jahren sechs große Gezeiten-Kraftwerke entstehen. Allein eine Anlage in der Bucht von Cardiff soll so viel Energie liefern, dass die gesamte Bevölkerung von Wales, 1,5 Mio. Menschen, daraus mit Strom beliefert werden kann, teilte die Betreibergesellschaft mit. Das Unternehmen plant für eine Investitionssumme von mehr als einer Mrd. britische Pfund (1,38 Mrd. Euro) eine erste Anlage vor dem ebenfalls walisischen Swansea, für die im Sommer die baurechtliche Freigabe erwartet wird. Sie soll mit 18 Turbinen 495 GWh Strom produzieren und damit mehr als 100.000 Haushalte versorgen. Die Pläne für die Anlage vor Cardiff wären die ehrgeizigsten weltweit. Dort sollen 90 Turbinen arbeiten. Ähnliche Anlagen sind vor Schottland geplant. Stilllegung von Kraftwerk Irsching überlegt Die erst 2010 und 2011 in Betrieb genommene Anlage mit 1400 MW Leistung in zwei Blöcken gehört E.ON gemeinsam mit den Energieunternehmen HSE, Mainova und N-Ergie. Abgeschaltet werden könnte sie frühestens Ende März 2016, die Betreiber müssten dies ein Jahr vorher bei der Bundesnetzagentur beantragen. Die Behörde kann Abschaltungs- und Stilllegungsanträge für Kraftwerke, die für die deutsche Stromversorgung wichtig sind, ablehnen. Foto: E.ON Die Betreiber des deutschen Gaskraftwerks in Irsching bei Ingolstadt denken wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit über eine Stilllegung der Anlage nach. Das bestätigte ein Sprecher des E.ON-Konzerns. In Irsching stehen drei große Gaskraftwerke, die bei der Stromerzeugung gemeinsam über rund 1800 MW elektrische Leistung verfügen. Wegen der großen Konkurrenz durch Strom aus Wind und Sonne lassen sich die Anlagen aber immer weniger wirtschaftlich betreiben und stehen vielfach still. WIRTSCHAFT 29 Energiewende – Big Player bauen Geschäft um E.ON, mit 111 Mrd. Euro Umsatz Deutschlands Primus inter Pares bei den Großen, machen die Energiewende und hohe Abschreibungen zu schaffen. 2014 verbuchten die Düsseldorfer einen Verlust von 3,2 Mrd. Euro. Das klassische Stromgeschäft wirft wegen des wachsenden Anteils von Sonnen- und Windenergie immer weniger Geld ab. Und auch die Gewinne des Branchenzweiten RWE schrumpften 2014 rapide. Das Betriebsergebnis sank auf vier Mrd. Euro und damit um 25 Prozent. Die Nummer drei, EnBW, will selbst Teil der Energiewende werden. 2014 steckte EnBW jeden dritten Euro seiner Areva kündigt drastische Einschnitte an Nach einem Rekord-Verlust von 4,8 Mrd. Euro im vergangenen Jahr hat der französische Atomkonzern Areva drastische Einschnitte angekündigt. Bis zum Jahr 2017 sollten eine Mrd. Euro eingespart werden, kündigte Konzernchef Philippe Knoche an. Auch ein Abbau von Stellen ist nicht ausgeschlossen. Die Einsparungen sollen über eine starke Verbesserung der Produktivität und eine Veränderung bei Strukturen und Standorten erzielt werden. Zudem will der Konzern Investitionen verringern und Anlagevermögen abstoßen. Foto: E.ON, RWE, EnBW, Vattenfall Die vier Big Player am deutschen Energiemarkt, E.ON, RWE, EnBW, und Vattenfall, müssen wegen der Energiewende ihr Geschäft völlig neu gestalten. Investitionen in Erneuerbare. Unrentable Kraftwerke und niedrige Strompreise sorgten 2014 für ein Minus von 451 Mio. Euro. Fallende Preise belasten auch den schwedischen Vattenfall-Konzern. Der Umsatz sank im Vorjahr auf Warnung vor „Care Energy“ Die E-Control warnt vor dem auch in Österreich tätigen Unternehmen „Care Energy“. Die Hamburger Firma sei in Österreich nicht als Energielieferant registriert, trete aber als solcher auf, heißt es. Via Tür-zu-Tür-Geschäft habe „Care Energy“ Energielieferverträge verkauft. Über 30 Anfragen und Beschwerden gingen bisher bei der E-Control ein. „Insbesondere beschweren sich Konsumenten über die hartnäckige Vorgehensweise der Mitarbeiter, Unterschriften zu erlangen“, teilte die E-Control mit. Die Behörde hat bereits ein Verfahren gegen „Care Energy“ eingeleitet. 18,1 Mrd. Euro. Beim Konzernergebnis blieb Vattenfall mit minus 905 Mio. Euro in der Verlustzone. Heuer plant man einen rigiden Sparkurs und den Verkauf der Vattenfall-Braunkohlesparte in Brandenburg und Sachsen. Steigende Strompreise in Deutschland Der Strompreis in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zwischen 2008 und 2015 legte er um 37 Prozent zu, wie das Vergleichsportal Check24 in München auf Grundlage eigener Berechnungen mitteilte. So müsse eine vierköpfige Familie mit einem Stromverbrauch von 5000 kWh derzeit 1417 Euro pro Jahr zahlen. Dies seien 382 Euro mehr als 2008. Dabei sei der Anteil staatlicher Abgaben, Umlagen und Steuern am Strompreis auf 53 Prozent (2008: 41 Prozent) gestiegen. WIRTSCHAFT Foto: griin 30 Interesse an E-Mobilität wächst Auch wenn man mit Blick auf die Stückzahlen neu zugelassener Elektro-Autos noch keinen großen Schub attestieren kann, gibt es doch rund um die E-Mobilität generell äußerst interessante neue Forschungs- und Praxisansätze. Von Harald Hornacek WIRTSCHAFT 31 D Kein Wunder, dass der 35-jährige Forscher schon für manche als möglicher „Revolutionär der E-Mobilität“ gilt. „Der größte Nachteil der derzeitigen E-Mobilität ist der große Energieaufwand für die Herstellung der jetzigen Lithium-Ionen-Batterien. Man muss fast das 400-Fache dessen aufbringen, was diese Batterien zu speichern imstande sind“, erklärt Freunberger, „und auch in Bezug auf die Wiederverwertbarkeit ist die Auswahl der Speichermaterialien entscheidend.“ Neue Konzepte wie die Lithium-Luft-Batterie würden einen deutlich geringeren Aufwand bei der Herstellung und Verwertung mit sich bringen. Smart City und E-Mobilität im Duett An der Auswahl an Fahrzeugen mangelt es jedenfalls kaum: Auf dem Genfer Autosalon im März wurde eine regelrechte Armada von E-Mobilen in Stellung gebracht. Vor allem die deutschen Branchengrößen holen in E-Mobilität und Hybridtechnologie rasant auf. So präsentierte etwa Audi mit dem R8 e-tron seinen ersten emissionsfreien Sportwagen in der Preisklasse des BMW i8. Mercedes-Benz zeigte mit der E-Mobilitätsstudie „Concept Vision e“ die mögliche Zukunft des Plug-in-Hybrid mit Stern. Selbst Porsche oder Aston Martin wollen sich der E-Mobilität nicht mehr entziehen, und VW stellte den neuen Passat auch gleich als „Plug-in GTE“Version vor. Führend im Angebot bleiben noch die asiatischen Hersteller. Kein Autoproduzent kann es sich heute leisten, an der E-Mobilität vorbeizugehen. Die E-Mobilität wird vor allem für die weitere Entwicklung der Städte und Ballungszentren von entscheidender Bedeu- Foto: Audi er Sektor E-Mobilität stellt sich derzeit in Österreich konkret so dar: Im Vorjahr wurden insgesamt 1281 ElektroAutos neu zugelassen und damit doch doppelt so viele wie 2013. Außerdem rollen bereits 150.000 E-Bikes durch Österreich. Wenn es um die weitere Entwicklung der E-Mobilität geht, ist derzeit jedenfalls Graz ein echter Hotspot. Am Institut für Chemische Technologie von Materialien der TU Graz forscht Stefan Freunberger nämlich an der Batterie der Zukunft. Freunberger setzt bei den elektrisch und ionisch leitenden Materialien – den Elektrolyten – und den Reaktionsmechanismen an: „Neue Elektrodenmaterialien wie die in der Lithium-Luft-Batterie erlauben weit höhere Energiedichten, lassen sich aber nicht mit den Elektronen- und Ionenleitern herkömmlicher Lithium-Ionen-Batterien betreiben.“ Er beschäftigt sich mit der Verbesserung heutiger LithiumIonen-Batterien in Bezug auf Leistung, Preis und Umweltfreundlichkeit. Damit einhergehen könnte eine Kapazitätssteigerung um 20 bis 50 Prozent. Auf den großen Messen wollen die namhaften Autofirmen derzeit auch mit neuen E-Fahrzeugen punkten. tung sein. Immerhin verbrauchen große Agglomerationen weltweit 75 Prozent der Energie und erzeugen 80 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Die Smart City als ganzheitlicher Lebens- und Wirtschaftsraum mit intelligenten Energie-, Mobilitäts-, und Urbanisierungskonzepten ist daher ein globales Anliegen, an dem intensiv gearbeitet wird. Österreich ist hier ganz vorne mit dabei. Denn eines von europaweit über 60 Projekten wird derzeit in Vorarlberg umgesetzt: In der Smart City Rheintal sind 29 Gemeinden zusammengefasst, die illwerke vkw fungieren als Konsortialführer und haben die Smart City Rheintal gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) initiiert. Die Smart City Rheintal erstreckt sich entlang der Bahnlinie Bregenz–Feldkirch, mit einer Abzweigung via Hard in die Schweiz. Im Zuge des Projekts sollen vier emissionsfreie Stadt- bzw. Ortsteile in Bregenz, Hard und Feldkirch realisiert werden. Dabei werden Energie- und Mobilitätsmaßnahmen über technologische und gesellschaftliche Innovationen integrativ vernetzt. Projektleiter Christian Eugster: „Wir wollen Projekte suchen und testen, die zeitnah umgesetzt werden können, um Best-Practice-Ansätze miteinander zu verknüpfen. Das Ziel ist eine Zero-Emission-Region.“ Hilfreich dabei ist, dass beispielsweise die Bahn vollelektrisch fährt. Aber auch die anderen Vorhaben sollen wesentlich zum WIRTSCHAFT Foto: Siemens 32 Bei der Albertina staunt Erzherzog Albrecht, der Sieger von Custozza: Ein Vollelektrobus dreht seine Runden in Wien. Die Bayern sehen in ihrem BMW i3 einen Vorreiter neuer Automobilität. großen Ziel, das über allem steht, beitragen: Bis 2050 soll Vorarlberg energieautonom werden, also einen bilanziellen Ausgleich zwischen erzeugter und verbrauchter Energie erzielen können. Im Segment E-Mobilität bzw. E-Car-Sharing beispielsweise soll das gesamte System E-Mobilität im Smart Grid analysiert werden. „Hier geht es darum, weiterzudenken, welche Rolle das E-Auto im Smart Grid spielen kann“, meint Eugster. überlegen die Wiener Linien die Anschaffung von BatterieNormalbussen. „Hier wollen wir unsere Vorreiterrolle weiter ausbauen“, betont Wiesinger, „unser Batterie-Kleinbus wurde auch in anderen europäischen Städten sehr erfolgreich für Testzwecke eingesetzt.“ Das Ladekonzept mit einem Stromabnehmer sei weltweit einzigartig und wurde auch bereits mit mehreren Auszeichnungen belohnt. Wiener Linien als E-Vorreiter Pilotprojekt in Graz und Umgebung Auch Wien versucht sich als Smart City zu positionieren. Was die Mobilität anlangt, ist man bereits sehr weit: Insgesamt werden bereits 80,3 Prozent aller Fahrten der Wiener Linien elektrisch durchgeführt, ein internationaler Spitzenwert. Nun erneuern die Wiener Linien auch ihre Busflotte und setzen dabei auf Diesel-, Hybrid- und E-Busse. Innovativ in Bezug auf E-Mobilität ist auch die Energie Steiermark unterwegs, und zwar mit ihrem erfolgreichen Projekt „Mit dem E-Bike zur S-Bahn“. Thomas Possert, Leiter Business Development: „Die entscheidende Frage ist, wie unsere Pendler im Raum Graz-Umgebung zur Haltestelle kommen. 75 Prozent der Öffi-Nutzer legen zur Haltestelle eine Strecke von unter vier km zurück. Das E-Bike kann das Einzugsgebiet der Öffis verdoppeln“, so Possert. Mit 870 E-Bikes und 67 E-Fahrzeugen sei die Energie Steiermark heute ein wichtiger Anbieter von E-Mobilität. Die bekannten Flüssiggas (LPG)-Busse, die das Wiener Stadtbild geradezu mitgeprägt haben, werden sukzessive aus dem Verkehr genommen – und zwar laut derzeitigem Plan bis Ende 2019. Peter Wiesinger, Abteilungsleiter im Bereich Kraftfahrzeuge bei den Wiener Linien: „Wir haben heute schon vier Antriebssysteme im Einsatz: darunter zwölf Elektrobusse in der Innenstadt; zudem verfügen wir auch über sechs Hybridbusse.“ Außerdem Wie wichtig das E-Bike als Einstieg in E-Mobilität geworden ist, weiß auch der internationale Verkehrsplaner Ton Taggers von IBC Movilization: „Zehn Prozent der Niederländer haben 33 Foto: BMW Foto: Energie Steiermark WIRTSCHAFT „Grüne“ E-Taxis: „Shuttle-Service“ und Energie Steiermark-Vorstandssprecher Dipl.-Ing. Christian Purrer (re. außen) freuen sich über die gelungene Kooperation. bereits ein E-Bike“, sagt der Experte, „wem ein E-Auto zu teuer ist, der probiert es oft zunächst mit einem E-Bike und ist in der Regel begeistert davon.“ Die Folge: Ehemalige Autofahrer, weiß Taggers, legen heute Strecken bis rund 7,6 km bereits mit dem E-Bike zurück. In Österreich sind laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) rund 150.000 Elektro-Fahrräder im Einsatz. Schon jedes neunte verkaufte Fahrrad ist ein E-Fahrrad. „Wir rechnen mit einer weiterhin positiven Entwicklung bei E-Bikes“, meint Katharina Olbrich, Generalsekretärin des Bundesverbandes Elektromobilität Österreich (BEÖ), „diese sind bei Privatpersonen bereits sehr beliebt, aber E-Bikes werden auch verstärkt im Tourismusbereich angeschafft. Dort werden E-Fahrräder immer mehr zum Must-have, das die Touristen erwarten, und viele Betriebe nutzen diese Chance.“ Zudem, so Olbrich, sei auch die Käuferschicht insgesamt im Wandel begriffen: „Noch fragt vor allem die Zielgruppe 50+ am meisten E-Fahrräder nach. Gestylte und vielfältigere E-Fahrräder holen jedoch vermehrt jüngeres Publikum an Bord.“ Starkes Design oder E-Mountainbikes betonen den Fun-Faktor. „Die Zeiten des E-Fahrrades mit dem Image einer mobilen Seniorengehhilfe sind definitiv vorbei“, lächelt Olbrich. Sie sieht auch keinen gravierenden Nachholbedarf in der Ladestationen-Infrastruktur für E-Bikes. Ein wichtiger Schritt zur Planungssicherheit für Autoindustrie und Ladeinfrastrukturanbieter war die Einigung der EU auf den künftigen europäischen Standard „Typ-2-Stecker“. Denn auch wenn viele Hersteller bereits an Konzepten zum kabellosen Aufladen arbeiten, sind heute noch die Verdichtung des Ladestationen-Netzes sowie die endlich erzielte SteckerVereinheitlichung die zentralen Themen im weiteren Ausbau und vor allem der Akzeptanz der E-Mobilität. Mit dem E-Auto von West nach Ost Derzeit sind mehr als 1600 Ladepunkte von unterschiedlichen Anbietern in Österreich für eine öffentliche Nutzung verfügbar. „Eine einfache und zuverlässige, anbieterübergreifende Ladeinfrastruktur erhöht die Nutzbarkeit des Fahrzeugs“, so Olbrich. Der BEÖ wird daher die Erkenntnisse aus Pilotprojekten aufgreifen und weiterentwickeln – wie etwa das Projekt – „e-pendler in niederösterreich“. Im September 2014 startete in der Modellregion WienNiederösterreich ein Testlauf, um die Ladestationen für die Kunden anbieterübergreifend zugänglich zu machen. Erste Ergebnisse nach einem Quartal zeigen: Von insgesamt knapp 2000 Ladevorgängen wurde die Möglichkeit, beim jeweils ande- WIRTSCHAFT Foto: : Smatrics Foto: Südburgenland Tourismus 34 Derzeit sind mehr als 1600 Ladepunkte für eine öffentliche Nutzung verfügbar. In Österreich rollen derzeit 150.000 E-Bikes durchs Land. ren Ladestationsbetreiber zu laden, bereits 182 Mal genutzt. Ein anderes Beispiel ist das „Modellübergreifende Interoperable Schnellladen“ (MISch). In diesem Pilotprojekt werden bis Sommer 2015 vier Schnellladestationen entlang der Autobahn A2 Wien–Graz errichtet, die von unterschiedlichen Anbietern betrieben werden, jedoch für die Kunden interoperabel zugänglich sein werden. Erste Erkenntnisse aus diesen beiden Projekten zeigen die große Nachfrage nach anbieterübergreifenden Ladestationen. menarbeit im Sommer des Vorjahres wurden 1800 „grüne“ Fahrten mit zwei E-Autos der Marke Nissan Leaf mit Bravour absolviert. „Mit der Nutzung einer Schnell-Ladestation am Grazer Leonhardgürtel haben wir auch mit dem Thema Reichweite absolut kein Problem“, so die „Shuttle Service“-Unternehmer Irene und Erwin Wailland. Die Energie Steiermark stellt die Tankstelle kostenlos zur Verfügung. Und damit eine Ladestation auch rasch gefunden werden kann, wurde die neue Smatrics 2.0.-App entwickelt: Sie leitet einfach und unkompliziert zu allen Smatrics-Ladepunkten in ganz Österreich und wurde um neue Funktionen wie übersichtliche Kartendarstellung und detaillierte Such- und Filterfunktionen ergänzt. Damit sollte eine der derzeit rund 170 Ladestationen in ganz Österreich schnell gefunden sein. Das Unternehmen gibt an, dass im Umkreis von ca. 60 km von jedem Punkt in ganz Österreich aus Strom getankt werden kann. Damit sei eine vollelektrische Reise vom Boden- zum Neusiedler See problemlos möglich. Übrigens: Das E-Auto ist auch im Taxigewerbe angekommen. Etwa durch die erfolgreiche Kooperation von Energie Steiermark und „Shuttle Service“ in Graz. Seit dem Start der Zusam- ›Mit Kooperationen für die E-Mobilität öffnen sich auch für die -Wirtschaft neue Türen.‹ „Mit dieser Kooperation wird für E-Mobilität eine neue Türe geöffnet, die auch für uns sehr interessant ist“, sagt Energie Steiermark-Vorstandssprecher Christian Purrer. Pro Fahrzeug wird eine Einsparung von ca. 3500 l Treibstoff pro Jahr erzielt. Und Martin Hartmann, Geschäftsführer von Taxi 40100, hat derzeit drei Tesla S in Wien im Einsatz. Vor allem die niedrigen Kosten von gerade rund sieben Euro für einen vollen Tank sprechen für den Tesla, sagt Hartmann und die Reichweite von 400 km im reinen Taxi-Stadtverkehr sei auch ausreichend. WIRTSCHAFT 35 Interview Oesterreichs Energie: Laut Statistik Austria wurden im Jahr 2014 in Österreich doppelt so viele E-Autos und Plug-in-Hybride neu zugelassen wie 2013. Rechnen Sie 2015 mit einem Anhalten dieses Trends? Jürgen Halasz: Wir rechnen weiterhin mit einer positiven Entwicklung der Anzahl an Neuzulassungen. Die Entwicklung der E-Mobilität kann man nicht auf Monatsbasis betrachten. 2014 führten Sondereffekte, wie etwa der Markteintritt von Volkswagen, zu einer steigenden Zahl von Neuzulassungen durch neue Modelle. 2015 findet eine Hybridisierung der Flotte jedes Herstellers statt – fast jedes Fahrzeug wird als Plug-in-Hybrid zu haben sein. Dadurch sind weiterhin steigende Zulassungszahlen zu erwarten. Ab 2016 rechnen wir mit stark steigenden Zulassungszahlen im Firmenflotten-Bereich – vor allem, wenn Elektro-Dienstwägen von der Sachbezugsregelung ausgenommen sind, wie dies von der Regierung angekündigt wurde. Oesterreichs Energie: Wer sind die Käufer von E-Fahrzeugen – eher Firmen, oder doch Private? Und gibt es bestimmte Altersgruppen, die sich vorzugsweise für ein E-Auto entscheiden? Jürgen Halasz: Sowohl Firmen als auch Privatpersonen kaufen E-Fahrzeuge. Derzeit ist kein eindeutiger Trend erkennbar. Durch die relativ hohen Anschaffungskosten entscheidet sich die Generation 50+ leichter für ein E-Auto als jüngere Menschen. Für Unternehmen ist das Image der E-Autos heute oft wichtiger in der Entscheidungsfindung als die Einsparmöglichkeiten durch den E-Antrieb. Oesterreichs Energie: Derzeit sind mehr als 1600 Ladepunkte in Österreich für eine öffentliche Nutzung verfügbar. Sie plädieren für eine einfache und zuverlässige, anbieterübergreifende Ladeinfrastruktur, um die Nutzbarkeit des E-Fahrzeugs zu erhöhen. Was muss geschehen, um diese Forderung auch in der Praxis verstärkt umzusetzen? Jürgen Halasz: Eine verstärkte Kooperation zwischen den Ladestationsanbietern ist der Schlüssel. Dabei geht es um die Definition von technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen und Spezifikationen für die Ladestationen sowie Backendsysteme der Ladestationsbetreiber. Damit sollen einheitliche Schnittstellen geschaffen werden, welche Zur Person Jürgen Halasz ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Elektromobilität Österreich (BEÖ), der im Jänner 2015 gegründet wurde und elf Unternehmen der E-Wirtschaft als Mitglieder hat. die nötige Datenweitergabe zwischen den Anbietern ermöglicht. Diese Spezifikationen schaffen die Grundlage für eine einheitliche Funktionalität und können unabhängig von Lieferanten und Geschäftsmodellen umgesetzt werden. Oesterreichs Energie: Durch die Steuerreform werden E-Autos, wenn sie als Firmenwagen genützt werden, steuerlich begünstigt. Welche Auswirkungen erwarten Sie von diesem Schritt? Jürgen Halasz: Wir rechnen mit einer überproportionalen Steigerung der Zulassungszahlen bei Firmenflotten. Und auch mit einer Steigerung der öffentlichen Aufmerksamkeit durch mehr Berichterstattung. Oesterreichs Energie: Welche konkreten Ziele verfolgt der BEÖ für das Jahr 2015? Jürgen Halasz: Wir bringen unsere Expertise bei Gesetzgebungsprozessen ein, wie etwa bei der Umsetzung der EU-Richtlinie für alternative Kraftstoffe in nationales Recht. Ein weiteres Thema ist das Energieeffizienzgesetz: Hier erarbeiten wir Vorschläge zu anrechenbaren Maßnahmen im Bereich E-Mobilität. Als zentrale Aufgabe sehen wir, Mindeststandards und Spezifikationen für eine offene anbieterübergreifende Ladeinfrastruktur zu entwickeln. Foto: Wifo »Hybridisierung der Flotten« WIRTSCHAFT Foto: Sternenfreunde Steyr 36 Gut is g´angen, nix is´ g´schehn Die partielle Sonnenfinsternis am 20. März und der dadurch verursachte Erzeugungsabfall der österreichischen Fotovoltaikanlagen stellte, dank umfassender Vorbereitungen, kein Problem dar. Von Klaus Fischer WIRTSCHAFT G egen 11:30 Uhr am 20. März war die Sache überstanden: Mit den Worten „Wir sind jetzt über den Berg“, konnte Michael Weixelbraun, Experte für Netzdynamik des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG), Entwarnung geben. Die partielle Sonnenfinsternis war ohne nennenswerte Probleme bewältigt worden. Rund 150 Personen waren zuvor der Einladung der APG, des Bundesverbands „Photovoltaic Austria“ (PV Austria) und der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) gefolgt, das Naturschauspiel und dessen mögliche Auswirkungen auf Österreichs Stromversorgung im obersten Stockwerk des WKO-Hauptsitzes in Wien mitzuverfolgen. Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber hatten bereits im Frühjahr 2014 mit umfassenden Vorbereitungen auf diese Sonnenfinsternis begonnen, weshalb sie keine gravierenden Schwierigkeiten für die Netzsteuerung erwarteten. Dennoch zeigte sich, welchen Beanspruchungen der europäische Netzverbund durch die stark schwankende Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien immer häufiger ausgesetzt ist. Wie Weixelbraun anhand von Echtzeitdaten demonstrierte, beliefen sich die physikalischen Stromimporte von Deutschland und Tschechien nach Österreich um 9:30 Uhr auf insgesamt etwa 3500 MW. Eine Stunde später waren diese infolge der partiellen Sonnenfinsternis und der damit abgesunkenen Stromeinspeisung durch Fotovoltaikanlagen um etwa 1000 MW zurückgegangen. Aus Deutschland kamen gerade noch 780 MW über die Grenze. Nur eine Dreiviertelstunde später hatte sich der Lastfluss auf rund 1500 MW wieder nahezu verdoppelt, da die Sonne nun nicht mehr vom Mondschatten verdeckt wurde und die Fotovoltaikanlagen wieder mit voller Kraft Strom produzierten. Regelung funktionierte bestens Die Netzfrequenz, der wichtigste Indikator für den sicheren Netzbetrieb, blieb während der gesamten Sonnenfinsternis stabil bei den normalen 50 Hertz – von den üblichen Abweichungen im Hundertstel-Hertz-Bereich abgesehen. Weixelbraun kommentierte das so: „Die Aufzeichnung von 8:00 bis 10:55 Uhr zeigt, dass sich bei der Frequenz wenig tut. Das ist sehr gut. Denn damit ist klar, dass unsere Vorsorgemaßnahmen greifen und dass die Netzregelung optimal funktioniert.“ Die Prognosen für den zu erwartenden Erzeugungsabfall in Österreich erwiesen sich im Übrigen als nahezu punktgenau: Erwartet wurde ein Rückgang um etwa 120 MW, fast exakt jener Wert, der tatsächlich eintrat. Diese Schwankung konnte die APG mit ihren normalen Regelreserven ohne Schwierigkeiten ausgleichen. 37 Weil in Österreich erst Fotovoltaikanlagen mit etwa 780 MW Gesamtleistung installiert sind, hielt sich die Erzeugungsschwankung in vergleichsweise engen Grenzen. In Deutschland mit seinen insgesamt rund 39.000 MW Fotovoltaikleistung wurden dagegen erheblich höhere Werte verzeichnet: Speisten vor Beginn der Sonnenfinsternis Anlagen mit insgesamt 13.000 MW Strom ins Netz ein, waren es bei deren Höhepunkt gegen 11:40 Uhr gerade einmal 5000 MW. ›Die Netzfrequenz blieb während der gesamten Sonnenfinsternis stabil.‹ Wie der APG-Vorstand Gerhard Christiner erläuterte, ist es wichtig, die richtigen Lehren aus der Sonnenfinsternis zu ziehen und die Integration der Erneuerbaren in das System zur Stromversorgung weiter voranzutreiben. Faktisch sei die APG in Österreich für die Versorgungssicherheit und für den bedarfsgerechten Netzausbau verantwortlich. Es gelte, zu jeder Zeit das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch aufrechtzuerhalten und Schwankungen in der Einspeisung sowie der Entnahme von Strom aus dem Netz zu managen. Oberstes Gebot Stromnetzausbau Schon seit Jahrzehnten entwickelten die europäischen Übertragungsnetzbetreiber diesbezüglich gemeinsame Mechanismen. Mit der Liberalisierung der Strommärkte haben sich neue Herausforderungen ergeben. Kraftwerke werden seither nicht mehr gemäß den Erfordernissen des sicheren Netzbetriebs gefahren; stattdessen steht die Maximierung wirtschaftlicher Gewinne im Vordergrund. Hinzu kommt: Wegen des mittels Förderungen forcierten Ausbaus der erneuerbaren Energien sind die Preise an den europäischen Strombörsen in den vergangenen Jahren stark gefallen. Damit kommen thermische Kraftwerke unter Druck – gerade auch hochflexible Anlagen wie Gaskraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK), die dringend notwendig sind, um die schwankende Stromproduktion von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen auszugleichen. EU-weit werden daher Gaskraftwerke sowie teilweise auch KWK aus dem Markt genommen. Weiters fallen die Stromproduktion und der Stromverbrauch räumlich sowie zeitlich immer öfter auseinander, so Christiner. Speziell große Windparks, die viel Strom erzeugen können, befinden sich zumeist weitab von städtischen Ballungsgebieten mit entsprechendem Strombedarf. Im süddeutschen WIRTSCHAFT Foto: Oesterreichs Energie/Christian Fischer 38 Österreichs Pumpspeicher unterstützten während der partiellen Sonnenfinsternis am 20. März das APG-Netzmanagement. Raum sind auch Fotovoltaikanlagen überwiegend weitab von den Verbrauchszentren installiert. Deshalb stehe „der Ausbau der Stromnetze an erster Stelle, wenn es darum geht, die Stromversorgung flexibler zu machen. Das ist der Schlüssel für den Erfolg der Energiewende.“ Notwendig sei eine „gesamthafte Betrachtung“ des Systems zur Stromversorgung. Internationale Kooperation Klaus Kaschnitz, bei der APG für Betriebsmanagement und Ökostrom verantwortlich, fügte dem hinzu, Österreich habe am 20. März mittels seiner Pumpspeicherkraftwerke dazu beigetragen, die Stabilität der Stromversorgung in Deutschland zu gewährleisten. Gerade auch dies zeige: „Netzausbau ist Gebot der Stunde. Nur so wird es gelingen, die Energie in das Übertragungsnetz zu bringen.“ Die APG verstärke und erweitere kontinuierlich ihr Netz, nicht zuletzt durch die Ertüchtigung und den Bau von Umspannwerken. Als Beispiel nannte Kaschnitz Zurndorf im Burgen- land, das vor allem dazu dient, die steigende Stromerzeugung der burgenländischen Windparks aufzunehmen. Neben dem Netzausbau befasst sich die APG allerdings auch mit anderen Themen, um die „Erneuerbaren“ optimal in die Stromversorgung zu integrieren, fügte Kaschnitz an. So manage sie gemeinsam mit anderen europäischen Übertragungsnetzbetreibern Engpässe auf den europäischen Stromleitungen, etwa durch Sonderschaltungen. Ihm zufolge funktionieren diese ähnlich wie „ein Leitsystem im Straßenverkehr. Wenn es im Tauerntunnel kein Durchkommen mehr gibt, leitet man auf die Parallelautobahn um.“ Ähnliches erfolgt mittels Phasenschiebertransformatoren und normalen Transformatoren, mit denen versucht wird, „die Energieflüsse bestmöglich ,umzurouten‘“. Bisweilen ist es, Kaschnitz zufolge, auch notwendig, die Abschaltung von Leitungen für Wartungsarbeiten zu verschieben. Das sei allerdings freilich nicht unbegrenzt möglich: „Irgendwann einmal muss man die Leitung in Revision schicken.“ Überdies könne es sich als notwendig erweisen, WIRTSCHAFT Kapazitäten zumindest zeitweilig nicht für den Stromhandel freizugeben und diese stattdessen für das Netzmanagement zu verwenden. Die Ultima ratio schließlich sind laut Kaschnitz Eingriffe in den Kraftwerksbetrieb, die als Redispatch bezeichnet werden. Das Engpassmanagement auf nationalstaatlicher Ebene durchzuführen wäre Kaschnitz zufolge „völlig unzureichend.“ Denn derartige Maßnahmen beeinflussten nahezu zwangsläufig die Netze anderer Länder. Daher stimmten sich die Übertragungsnetzbetreiber untereinander permanent ab, nicht zuletzt, um zu verhindern, dass „gleichzeitig die wichtigsten Leitungen abgeschaltet sind“. Auch die koordinierte Netzvorschaurechnung gewinne immer mehr an Bedeutung. Denn für die Netzbetreiber ist es wichtig „eine gemeinsame Entscheidungsbasis zu haben. Wenn wir erkennen, in den nächsten 24 Stunden könnte es eng werden, brauchen wir eine gemeinsame Sichtweise auf das Problem, um auch koordiniert gegenzusteuern.“ Selbstverständlich würden die entsprechenden Maßnahmen grenzüberschreitend entwickelt und geplant. Netzreserve nötig Im vergangenem Jahr richtete die APG darüber hinaus einen 24/7-Schichtbetrieb ein, der sich ausschließlich damit beschäftigt, wie sich die Lage im Netz innerhalb der jeweils nächsten 24 Stunden entwickeln wird. Deutschland beispielsweise verfügt über Windparks mit rund 40.000 MW Gesamtleistung. Speziell an stürmischen Tagen kann sich deren Erzeugung massiv auf Österreich auswirken. So drohten an einem solchen Tag Anfang 2015 ungeplante Importe von etwa 5640 MW. Die APG musste daher thermische sowie hydraulische Kraftwerke mit rund 1700 MW Leistung einsetzen, um gegenzusteuern. 39 planten Lastflüssen in Ost-West-Richtung kommt. Bei einem solchen Fall im heurigen Jahr musste die APG laut Kaschnitz als Gegenmaßnahme ein Gaskraftwerk mit rund 400 MW „im oberösterreichischen Raum“ einsetzen. Gerade damit aber ist ein Problem angesprochen, das die APG zurzeit intensiv beschäftigt: Wegen der Lage auf dem Großhandelsmarkt für elektrische Energie werden immer mehr thermische Kraftwerke eingemottet bzw. völlig stillgelegt. Kaschnitz brachte die damit verbundene Herausforderung auf den Punkt: „Was passiert, wenn wir keine thermischen Kraftwerke mehr zur Verfügung haben? Das ist ein Thema, wo es um die Versorgungssicherheit geht, und worauf wir zur Zeit keine Antwort haben.“ Klar sei, dass die APG eine Netzreserve benötigt, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Schon seit Jahren beschafften die deutschen Übertragungsnetzbetreiber Kraftwerkskapazitäten in Österreich, um damit im Winterhalbjahr ihre Netze erforderlichenfalls stabilisieren zu können. Wie Kaschnitz betonte, ist dies insofern kein Problem für Österreich, als die APG „im Ernstfall auf die betreffenden Kraftwerke zugreifen“ kann. Für den Sommer wiederum kaufe die APG ihrerseits Kapazität bei den österreichischen Betreibern thermischer Kraftwerke ein. EINKAUFSGENOSSENSCHAFT EINKAUFSGENOSSENSCHAFT ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE EINKAUFSGENOSSENSCHAFT ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. EINKAUFSGENOSSENSCHAFT gegründet 1904 EINKAUFSGENOSSENSCHAFT ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE gegründet 1904 gegründet 1904 ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. gegründet 1904 gegründet 1904 Kaschnitz: „Von der Leistung her ist das schon fast die gesamte Donaukette, die wir in einem solchen Fall anfahren lassen.“ Mittlerweile sorgt nicht zuletzt die große Anzahl von Fotovoltaikanlagen in Bayern dafür, dass es auch zu unge- Info Die APG verfügt üblicherweise über Sekundärregelreserven von +/– 200 MW. Für die Sonnenfinsternis wurden weitere +/– 100 MW reserviert. Am Tag der Sonnenfinsternis waren strategische Netzknoten, die normalerweise automatisch gesteuert werden, auch personell besetzt. Darüber hinaus fand ein eigenes Training für die Sonnenfinsternis statt. Ihr Ihr Partner Partner der der Energiewirtschaft Energiewirtschaft mit mit Produkten Produkten Ihr Partner der Energiewirtschaft mit Produkten aus dem Bereich der Energieverteilung aus dem Bereich der Energieverteilung aus dem Bereich mit der Produkten Energieverteilung Ihr Partner der Energiewirtschaft Ihr Partner der Energiewirtschaft mit Produkten Energiekabel und Leitungen • Horstmann-Kurzschlussanzeiger Horstmann-Kurzschlussanzeiger und Leitungen aus dem Bereich• Energiekabel der Energieverteilung Horstmann-Kurzschlussanzeiger Energiekabel und Leitungen (Smartmeter) – Tyco-Electronics aus dem Bereich• Kabelgarnituren der Energieverteilung • Strom-Zähler Strom-Zähler (Smartmeter) Kabelgarnituren – Raychem Tyco-Electronics Strom-Zähler (Smartmeter) Kabelgarnituren – Tyco-Electronics Horstmann-Kurzschlussanzeiger Energiekabel und Leitungen • Kabelschutzmaterial • Guro-Mastklemmkästen Guro-Mastklemmkästen Kabelschutzmaterial Guro-Mastklemmkästen Kabelschutzmaterial Horstmann-Kurzschlussanzeiger Energiekabel und Leitungen – Kabel- und (Smartmeter) Kabelgarnituren – Tyco-Electronics • Hauff-Technik • Verbindungstechnik Verbindungstechnik Hauff-TechnikStrom-Zähler – Verbindungstechnik Hauff-Technik – Strom-Zähler (Smartmeter) Kabelgarnituren – Tyco-Electronics 1000 V isoliert und Rohrdurchführungen • Lemp-Werkzeuge Guro-Mastklemmkästen Kabelschutzmaterial KabelRohrdurchführungen Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert Kabel- und Rohrdurchführungen Kabel- und Rohrdurchführungen Guro-Mastklemmkästen Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert Kabelschutzmaterial Verbindungstechnik Hauff-Technik – Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und Zubehör Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und Zubehör Verbindungstechnik Hauff-Technik – Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert Kabel- und Rohrdurchführungen Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und Zubehör Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert Kabel- und Rohrdurchführungen 1090 Wien, Hebragasseund 2 E-Mail: office@ ege.at Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte 1090 Wien, Hebragasse 2 ZubehörE-Mail: office@ ege.at Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und 109001/405 Wien, 15 Hebragasse 2 ZubehörInternet: E-Mail: office@ ege.at Tel.: 97, Fax: -32 www.ege.at Tel.: 01/405 15 97, Fax: -32 Internet: www.ege.at Tel.: 01/405 15 97, Fax: -32 Internet: www.ege.at 1090 Wien, Hebragasse 2 E-Mail: office@ ege.at 1090 Wien, Hebragasse 2 E-Mail: office@ ege.at Tel.: 01/405 15 97, Fax: -32 Internet: www.ege.at Tel.: 01/405 15 97, Fax: -32 Internet: www.ege.at WIRTSCHAFT Foto: Salzburg AG 40 Smart ist das neue „günstig“ Smart Grids binden erneuerbare Energien zum halben Preis ein. Das zeigt jedenfalls die aktuelle Evaluierung der erfolgreichen Smart-Grids-Projekte in Salzburg. Von Ernst Brandstetter WIRTSCHAFT 41 N ach Abschluss der ersten Projektphase der Smart-GridsModellregion Salzburg wird deutlich: Der smarte Ansatz funktioniert. „Wir haben die erste Phase der Smart-GridsModellregion Salzburg mit den zwei Leuchtturmprojekten ‚Smart-Grids-Modellgemeinde Köstendorf‘ und Wohnanlage Rosa Zukunft‘ erfolgreich abgeschlossen“, freut sich Michael Strebl, Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH. Die Salzburger Projekte haben gezeigt, so der Evaluierungsbericht, dass die Einbindung erneuerbarer Energie ins Stromnetz durch Smart-Grids-Technologien um bis zu 50 Prozent günstiger ist als der konventionelle Netzausbau. Somit tragen Smart Grids wesentlich zur Leistbarkeit der Energiewende bei. ›Die erste Phase der Smart-Grids-Modellregion Salzburg ist erfolgreich abgeschlossen.‹ Die zwei Leuchtturmprojekte Köstendorf und Wohnanlage Rosa Zukunft zeigen demnach in der Evaluierung, dass die Energiezukunft den Praxistest besteht. Roland Wernik, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau, berichtet von positivem Feedback der Bewohner des Projektes „Rosa Zukunft“: „Gerade im Wohnbau sind auch entsprechende Feedbackmethoden für die Bewohner von großem Vorteil, um das Thema Energie besser zu verstehen. Durch gezieltes Nutzerverhalten kann Einfluss auf den eigenen Energieverbrauch genommen werden. Hier konnten wir Erkenntnisse sammeln, welche Methoden zielführend sind und welche nicht. Auch Siemens setzt regional, national und international auf das Thema Smart Grids.“ Wie herausragend das Projekt „Smart Grid Hit – Rosa Zukunft“ ist, zeigt auch die Auszeichnung, welche die Projektpartner Anfang Februar dafür einheimsen konnten. Sie erhielten von Minister Andrä Rupprechter und Energielandesrat Sepp Schwaiger den „Energy Globe Award Salzburg“ für das intelligente Energiemanagement der Wohnanlage mit ihren „Smart Homes“ im Salzburger Stadtteil Taxham. Rund 13.000 kWh Strom können dort durch eine intelligente Smart-GridSteuerung jährlich eingespart werden. Foto: Riebler „Reden wir über die Zukunft. Reden wir über Smart Grids 2.0“ lautete das Motto des Smart-Grids-Dialogs Anfang März in Salzburg. Politik, Meinungsführer und Interessierte wurden von den Partnern Salzburg AG, mit ihrer 100-prozentigen Tochter Salzburg Netz GmbH mit Salzburg Wohnbau und Siemens in die bisherigen Resultate, in die Weiterentwicklung sowie in die globale Perspektive des Themas eingeweiht. Speicherinbetriebnahme in Köstendorf durch Dipl.-Ing. Michael Strebl, Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH, und eine Kundin. Die Energie wird dabei durch eine umweltfreundliche Fotovoltaikanlage erzeugt. Kombiniert wird das Ganze zudem mit einer Wärmepumpe sowie mit einem Blockheizkraftwerk und einem Elektromobilitätskonzept. Wichtige Forschungspartner Eine zentrale Rolle bei den Smart Grids-Projekten spielten auch die Forschungspartner. Damit die intelligenten Netze rasch das Energiesystem leistungsfähiger, effizienter und sicherer machen, braucht es viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit, erklärte Brigitte Bach, Leiterin Energy Departement am Austrian Institute of Technology (AIT). Insbesondere Simulationsmodelle könnten wesentlich dazu beitragen, Smart-Grids-Technologien in die Planung und in den Betrieb neuer Energiesysteme zu integrieren. Am Showcase Köstendorf habe man das eindrucksvoll demonstrieren können. Dominik Engel vom Josef-Ressel-Zentrum hat Salzburger Smart-Grid-Projekte mit Nutzeruntersuchungen begleitet: Dabei zeigte sich, dass hinsichtlich der Erhebung, Speicherung und Weiterleitung zwar Kundenbedenken bestehen, diese jedoch mit Information und konkreten Angeboten weitgehend ausgeräumt werden können. Akzeptanz, so das Untersuchungsergebnis, müsse durch ein hohes Maß an Kontrollund Eingriffsmöglichkeiten der Kunden erzielt werden. 42 WIRTSCHAFT Zudem müsse der Nutzen für die Konsumenten klar ersichtlich sein. Engel: „So lassen sich Funktionalität und Datenschutz im Smart Grid in Einklang bringen.“ Info Im Rahmen seines Energieforschungsprogrammes fördert der Klimafonds seit 2008 Smart-Grids-Modellregionen und -Projekte. In 90 Projekte sind bisher 37 Mio. Euro an Fördermitteln geflossen. Die Gesamtkosten der Projekte betrugen 55 Mio. Euro. In sechs Bundesländern gibt es zwölf durch den Klimafonds unterstützte Smart Grids-Modellregionen. Die Smart-GridsModellregion Salzburg wurde seit 2009 mit mehr als 3,1 Mio. Euro Fördervolumen unterstützt. Mozartstadt wird zur „smart city salzburg 2050“ Als viertgrößte Stadt Österreichs mit rund 150.000 Einwohnern stellt sich Salzburg der Herausforderung „Smart City“ mit einem umfassenden Konzept und ambitionierten Zielen. Aufbauend auf einer reichen Tradition erfolgreicher Pionierprojekte in der Region wurde eine gemeinsame Zielrichtung für die Energie- und Klimaschutzpolitik in Salzburg unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder ausgearbeitet. Das Projekt „smart city salzburg 2050“ baut auf einer zukunftsweisenden Vision auf, die in einen breit angelegten Masterplan eingeflossen ist. Auf Basis dieses Masterplans werden konkrete Umsetzungs- und Pilotprojekte entwickelt. Nullenergiegebäude im Fokus Die „smart city salzburg 2050“ stellt hohe Ansprüche an Energie und Mobilität, denkt aber auch den Menschen aktiv mit. Ein zentraler Fokus des Projekts ist die Energieversorgung von Wohn- und öffentlichen Gebäuden. Im Wohnbereich wird über ein Gesamtsystem von Nullenergie- bzw. Plusenergiegebäuden eine neutrale CO2-Bilanz erzielt, während kommunale Gebäude und Infrastruktureinrichtungen sogar als Plusenergieobjekte ihre Umgebung versorgen. Energieaufbringung und -verteilung sind bis 2050 intelligent vernetzt, und die Potenziale erneuerbarer Energieträger Der Erfolg der Projekte hat die Projektpartner jedenfalls überzeugt, weiterzumachen. Strebl sieht jedoch die Notwendigkeit, einige Voraussetzungen zu schaffen, um SmartProjekten zum Durchbruch zu verhelfen, beispielsweise die Änderung des regulatorischen Rahmens. Dazu gebe es schon sehr konstruktive Gespräche mit der Regulierungsbehörde E-Control. „Aber auch die Neugestaltung des Tarifmodells für die Kunden ist Voraussetzung“, so Strebl. Denn die Kunden könnten in Zukunft wesentlich dazu beitragen, die bestehenden Netzkapazitäten bestmöglich auszunutzen, um einen unnötigen Netzausbau zu vermeiden. Hierfür seien aber klare finanzielle Anreize notwendig, damit die Kunden auch erkennbare Vorteile aus ihrem optimierten Verhalten haben. Sinnvoll ist dafür eine flexible Gestaltung der Stromtarife, vom Netzanschluss bis zum Stromverbrauch, unterstreicht Strebl. werden genutzt. Die Mobilität ist vollständig auf ein nachfrageorientiertes, intelligentes Transport-Servicesystem umgestellt und die Menschen werden durch aktive Einbindung und Bildungsoffensiven zu aktiven Playern der Energiewende. Um diesem ambitionierten Ziel gerecht zu werden, wurden im Rahmen des „1. Smart City Calls“ des Klimafonds in einem „Masterplan“ konkrete Maßnahmen definiert, die zur aktiven Umsetzung der städtischen Ziele in strategischen Schwerpunktbereichen beitragen. Von der Energieplanung über die Schwerpunktbereiche Wohngebäude und Mobilität bis hin zur Umsetzung von innovativen Pilotprojekten zeichnet der Masterplan den Weg der Stadt Salzburg hin zur „Smart City“ bis zum Jahr 2050 vor. Für Politik, Industrie und Bewohner liegt etwa ein konkreter Umsetzungsfahrplan vor, der die Basis für die zukünftige Energie- und Klimaschutzarbeit bildet. Einig ist man sich jedenfalls, dass es mit dem Projekt „smart city salzburg 2050“ gelungen ist, eine gemeinsame Zielrichtung für die Energie- und Klimaschutzpolitik in Salzburg unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder auszuarbeiten. Die erfolgreiche Einreichung des Pilotprojekts „smart district gnigl“ im „2. Call Smart Energy Demo – Fit for Set“ unter Beteiligung mehrerer Projektpartner zeichne den Erfolg des Projekts weiter und stelle die Praxistauglichkeit von Vision und Masterplan und das weitergehende Interesse der Akteure der Stadt unter Beweis. KOMMENTAR 43 Kommentar von Dr. Thomas Hofer Für Hochgefühle brauchen die innenpolitischen Hauptdarsteller derzeit nicht viel. Die Regierung lässt sich hochleben, weil man die selbst gesetzte Frist für eine Steuerreform erfüllt und so das eigene Ablaufdatum nach hinten verlegt hat. Gleichzeitig freut man sich bei SPÖ und ÖVP insgeheim darüber, dass die jeweils eigene Landespartei in der Steiermark bei den Gemeinderatswahlen abgestraft und die FPÖ medial zum Sieger ausgerufen wurde. Ende Mai wird es für diese paradoxe Schadenfreude wohl ein Da capo geben: Da drohen SPÖ und ÖVP bei den steirischen Landtagswahlen noch empfindlichere Verluste. Die regierungsinterne Interpretation des Wahlergebnisses kann schon heute vorweggenommen werden: Ein allzu forscher Reformkurs, wie ihn die Steiermark eingeschlagen hat, wird bestraft. Also lässt man besser die Finger davon. viel eher nachdenklich machen und Anlass zu echten Bemühungen im Pensionssystem, Gesundheits- oder Schulverwaltung geben. Dabei handelt es sich freilich um einen Trugschluss. Denn mittelfristig rächt sich angstbehaftete Passivität in der Politik viel eher als die eine oder andere unpopuläre Maßnahme. Man darf nicht vergessen: SPÖ und ÖVP kamen bei den letzten steirischen Landtagswahlen 2010 auf kumuliert über 75 Prozent Wähleranteil. Nun wird man wohl deutliche Einbußen hinnehmen müssen, vor allem in Richtung Freiheitliche. Aber im Vergleich zum Bund – dort liegt man gerade noch über 50 Prozent – kann man in der Steiermark wohl auch dann noch von einer „Großen Koalition“ sprechen. Immerhin: SPÖ und ÖVP haben sich darauf verständigt, gerade noch mögliche Minimalkompromisse offensiv zu verkaufen. Das ist definitiv besser als das, was unter Gusenbauer/Molterer oder auch Faymann/Spindelegger geboten wurde. Aber als dringend notwendige Frischzellenkur für die imagemäßig angeschlagene rot-schwarze Zwangsehe geht der neue Trend zum optimierten Verkauf nicht durch. Auf Bundesebene haben Rot und Schwarz seit ihrer neuerlichen Zusammenarbeit ab dem Jahr 2006 knapp 20 Prozentpunkte abgebaut, und das ganz ohne Reformpolitik. Dieser Umstand sollte die Handelnden in der Regierung Die Steuerreform war, was die Schritte in Richtung Tarifsenkung betrifft, richtig und überfällig. Auf die so genannte Gegenfinanzierung braucht man sich bei SPÖ und ÖVP aber nichts einzubilden. Darauf zu hoffen, durch Betrugsbekämpfung und nicht näher definierte Verwaltungseinsparungen Milliarden aufzubringen, ist noch kein Konzept. Paradoxe Schadenfreude Was es bräuchte, sind zwei, drei gut überlegte Schachzüge der Regierung. Denn einen Vorteil hat sie: Bei Reformen wird ihr gemeinhin nicht allzu viel zugetraut. Gelingt es also, etwa ein Symbol im Verwaltungsbereich (ein möglicher Ansatzpunkt wäre die Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger) zu setzen, könnten SPÖ und ÖVP tatsächlich positiv überraschen. Dr. Thomas Hofer Politikberater, Buchautor und Universitätslektor für politische Kommunikation www.hppa.at RÜCKBLICK Fotos: Verbund 44 Seinerzeit die größte Baustelle an der Donau Superlative vom Laufrad bis zum Stator-Ring 10.000 Besucher jährlich Serie: Energiegeschichte Teil 4 Wo sich Geschichte und Moderne die Hand reichen Ybbs-Persenbeug ist das älteste Donaukraftwerk Österreichs. Es ist nicht nur ein historisches Symbol für den industriellen Wiederaufbau Österreichs, sondern seit Jahrzehnten auch ein Vorzeigeprojekt für technische Meisterleistungen. Von Florian Seidl D er steigende Bedarf an elektrischer Energie lenkte bereits um 1900 den Blick der Energiefachleute auf die ungenützte Wasserkraft der Donau. 1922 entwarf der Schweizer Ingenieur Otto Höhn das erste Projekt für ein Donaukraftwerk bei Ybbs-Persenbeug. Nach dem „Anschluss“ Österreichs erteilte Hermann Göring 1938 den Befehl zum Bau des Kraftwerks. Während der ersten Bauphase des 1939 begonnenen Donaukraftwerks Ybbs-Persenbeug wurden ab 1941 mehrheitlich in das „Deutsche Reich“ zwangsverpflichtete Arbeitskräfte und Kriegsgefangene eingesetzt – heute erinnert eine Gedenktafel an dieses dunkle Kapitel. 1944 wurden in Folge der kriegsbedingten Mangelwirtschaft die Arbeiten eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt bestanden am linken Ufer lediglich die Baugrube für die Schleusen und ein Arbeiterlager. Die angefangene Baustelle sollte über zehn Jahre ruhen. Nach Kriegsende wurden die Anlagen als „deutsches Eigentum“ beschlagnahmt und den Baufirmen der Uprawlenije Sowjetskim Imuschtschestwom w Awstriji (USIA) übergeben. Erst nachdem 1953 zwischen der Republik Österreich und der Sowjetunion ein Vertrag geschlossen worden war, in dem die Anlagen in Ybbs-Persenbeug zwecks Fertigstellung freigegeben wurden, konnte eine endgültige Planung in Angriff genommen werden. Nach Abschluss der Wasserrechtsverhandlungen wurde am 1. Oktober 1954 mit den Bauarbeiten begonnen. Insgesamt ruhten damals Pläne für dreizehn Staustufen an der Donau in den Schubladen der Techniker. Mit 236,5 MW installierter Leistung verfügt Ybbs-Persenbeug über ein Regelarbeitsvermögen von 1336 GWh, eine in der Nachkriegszeit fast unvorstellbare Summe angesichts der 45 Fotos: Verbund RÜCKBLICK Die Turbinen: 7,4 m im Durchmesser und auf dem neuesten Stand der Technik. geringen Verbreitung von Elektrizitätsanwendungen. Heute reicht es gerade für 380.000 Haushalte aus. Eine andere aktuelle Rechengröße lautet: Die Jahreserzeugung erspart jährlich eine Mio. t CO2-Emmissionen im Vergleich zu einem konventionellen Kohlekraftwerk. Die architektonische Herausforderung bestand darin, das Ortsbild nicht zu stark zu beeinflussen und dem Schloss Persenbeug seine markante Bedeutung zu belassen, gleichzeitig die Forderung der Technik nach Raum für die Schifffahrtsschleusen und optimale energiewirtschaftliche Nutzung des Donaugefälles zu erlauben. Spiegelbildliche Maschinenhallen Das Kraftwerk wurde in Nassbauweise gebaut, das heißt, die Anlage wurde im bestehenden Donaubett errichtet. Je drei stehende Kaplan-Turbinen auf der linken und auf der rechten Seite der Donau ergeben zwei „spiegelbildlich“ errichtete Maschinenhallen. Über 2000 Arbeiter waren auf der Baustelle des damals größten Wasserkraftwerks in Europa beschäftigt. Die Engstelle in Persenbeug erlaubte nur die hochwassergefährdete Bauweise in den fließenden Strom hinein. Zwei Donauhochwasser im Juli 1955 und im März 1956 überschwemmten alle Baugruben. Im Juni 1959 waren die sechs Maschinensätze, jeder mit dem imposanten Durchmesser von 7,4 m, in Betrieb und liefern seither wertvollen „Strom aus dem Strom“. Damit ist das Kraftwerk Ybbs-Persenbeug das älteste Donaukraftwerk Österreichs und steht seither als Symbol für den Wiederaufbau Österreichs. Von mittlerweile hoher strategischer Bedeutung sind die beiden Eigenbedarfsturbinen des Kraftwerks: sie erlauben es Ybbs-Persenbeug, auch im Falle eines totalen Netzzusammenbruchs, aus eigener Kraft die Stromerzeugung wieder aufzunehmen. Die Leitungstechniker sprechen von „Schwarzstartfähigkeit“ und die gewinnt in Zeiten steigender Black-out-Gefahr immer mehr an Bedeutung. Effizienzsteigerung hat Tradition Ybbs-Persenbeug spiegelt den permanenten Fortschritt der Wasserkraft: aufgrund neuer Erkenntnisse wurde 1993 bis 1995 ein siebter Maschinensatz in einem eigenen Krafthaus hinzugebaut. Damit konnte die durchschnittliche Jahreserzeugung um 76 Mio. kWh erhöht werden. Mit Beginn 2014 werden schrittweise die Maschinen, Leittechnik und Generatoren aus den 1950er Jahren ausgetauscht. Nach respektablen 50 Jahren Laufzeit geht damit der Erstbestand in Pension. Die Investition von 144 Mio. Euro steigert die Erzeugung um weitere 77 Mio. kWh. Das entspricht dem Strom-Jahresverbrauch von 17.000 Haushalten. Das Kraftwerk war der Stolz der Wiederaufbaugeneration. Baustelle und Werk wurden internationalen Gästen als Symbol für die wiedererstarkte Industrie des jungen Österreich präsentiert. Beliebt ist das Kraftwerk mit seiner schwungvollen 50er-Jahre-Architektur bei Gästen bis heute geblieben. 10.000 Besucher nutzen jedes Jahr die Möglichkeit für einen Blick hinter die Kulissen der Stromerzeugung. Dank der kontinuierlichen Maschinenerneuerung bietet sich beim Rundgang auch ein Blick über die Schulter der Ingenieure, die die gewaltigen Teile in der Maschinenhalle zum Einbau vorbereiten. 46 TECHNIK Kurzmeldungen Technik SEnCom forciert Datensicherheit Mit dem Projekt „Systemsicherheit von Energieversorgungsnetzen bei Einbindung von Informations- und Kommunikationstechnologien“ (SEnCom) stellt die devolo AG das Thema Datensicherheit erneut in den Fokus. „Wir erwarten aus dem SEnCom-Projekt zahlreiche Ergebnisse, die direkt in die Entwicklung neuer Produkte einfließen werden“, erklärte Michael Koch, devolo Smart Grid-Bereichsleiter. „Gerade das G3-PLC Modem 500k wird von den Erkenntnissen zu Kryptographie-Algorithmen, Routing-Algorithmen sowie zur zuverlässigen und echtzeitfähigen Datenübertragung auf der Verteilnetzebene profitieren.“ Das G3-PLC Modem 500k sorgt für eine effiziente Access-PowerlineVerbindung und nutzt das Übertragungsband zwischen 150 kHz und 500 kHz. ABB und Samsung kooperieren Der Schweizer Industriekonzern ABB arbeitet künftig mit dem südkoreanischen Batteriehersteller Samsung SDI zusammen: Die beiden Unternehmen haben eine Kooperation zur weltweiten Entwicklung von Mikronetzen geschlossen. ABB und Samsung SDI wollen Mikronetze entwickeln, Elektro-Hybridbusse für Stockholm Natürliche Schwankungen in der Stromerzeugung durch Windkraft oder Solaranlagen müssen ausgeglichen werden, etwa durch Strom aus Pumpspeicherkraftwerken. Die sind aber nur in großem Maßstab wirtschaftlich. Eine an der TU Wien entwickelte Pumpturbine soll kleine Pumpspeicherkraftwerke mit niedriger Leistung nun rentabel machen. Die von den Wissenschaftlern entwickelte Pumpturbine lässt sich auch im niedrigen MW-Bereich einsetzen, erklärte Christian Bauer vom Institut für Energietechnik und Thermodynamik der TU Wien. Dabei ist nur ein Maschinenstrang nötig, in dem Wasser nach oben gepumpt oder für die Energieerzeugung abgelassen werden kann. „Unsere Pumpturbine kann in weniger als vier Minuten zwischen Pumpbetrieb und Turbinenbetrieb wechseln“, sagte Bauer. Zudem ist die Anlage modular aufgebaut, je nach Fallhöhe und benötigtem Durchfluss können mehrere Pumpturbinen zusammengeschaltet werden. Damit lassen sich Investitionskosten senken und kleinere Wasserreservoirs als Energiespeicher nutzen, etwa Speicherseen für Beschneiungsanlagen. welche Lithium-Ionen-Batterien als Energiespeicher nutzen, erklärten die Unternehmen. Die Netze sollen die Stromversorgung in entlegenen Gebieten von Schwellenländern erleichtern. In entwickelten Gebieten könnten sie einen Beitrag zur Energiesicherheit liefern. ABB bringt Netztechnologie und Service, Samsung die Batterietechnik ins Bündnis ein. Foto: Siemens Foto: devolo Kleine Pumpspeicher sollen rentabler werden In Stockholm hat eine mit ElektroHybridbussen betriebene Buslinie des Betreibers Stockholm Public Transport den Linienbetrieb aufgenommen. Die Ladetechnik stammt von Siemens und wurde zusammen mit Vattenfall installiert. Die Ladung der Busse erfolgt jeweils an den Endstationen. Die Schnellladestationen laden die Lithium-Batterien der Busse in rund sechs Minuten. Die ElektroHybridbusse können sieben Kilometer rein elektrisch fahren. Dadurch werden lokale Emissionen und Lärm reduziert. Die Buslinie wird mit einem Volvo-Bus vom Typ 7900 betrieben. Der Elektromotor verfügt über eine Leistung von 150 kW. Die Batterien werden an Schnellladestationen, die sich jeweils an den Endhaltestellen befinden, aufgeladen. Um den Ladevorgang zu starten, braucht der Fahrer den Bus lediglich unter der Station zu parken. Der Ladearm senkt sich herab und der Ladevorgang startet vollautomatisch, schilderte Sandra GottKarlbauer, CEO der Siemens Business Unit Urban Transport, die ihren Sitz in Wien-Simmering hat. KOMMENTAR 47 Kommentar von Uwe Fischer Eine riesige Lagerhalle, stockfinster, bis auf ein paar einsame Lichtkegel, die scheinbar zielstrebig zwischen den Regalreihen entlang wandern: Die Lichter weisen den Lagerarbeitern den Weg, die rund um die Uhr neu angekommene Waren in die Regale schlichten, wieder andere herausräumen und Lieferungen zusammenstellen. Obwohl 24 h am Tag reges Treiben herrscht, wäre es eine ungeheure Energievergeudung, das gesamte Lager permanent auszuleuchten – eine gezielte Steuerung der Beleuchtung, die Licht nur genau dort zur Verfügung stellt, wo es auch tatsächlich gebraucht wird, kann den Stromverbrauch in einem Logistikzentrum um bis zu 70 Prozent reduzieren. So errechneten es die Energieexperten von Philips Lighting und richteten in der Logistikzentrale von DB Schenker in Linz das weltweit erste „GreenWarehouse“Lichtsystem ein. Möglich wird die Umsetzung eines solchen Konzepts durch den konsequenten Einsatz von LED, anstelle anderer Leuchtmittel, und deren Verknüpfung mit verschiedenen Bewegungssensoren. In Kombination mit interaktiven Steuerungsmodulen entsteht ein nachhaltiges Lichtsystem. Einerseits wird den Mitarbeitern im Lager das für ihre jeweilige Arbeit optimale Licht zur Verfügung gestellt, andererseits bleibt es dort, wo sich gerade niemand aufhält, dunkel. Dabei ist man dem Computer aber nicht hilflos ausgeliefert: Mit einer Fernbedienung können die Einstellungen jederzeit manuell an die aktuelle Situation angepasst werden. Im Fall von DB Schenker konnten die Energiekosten durch das intelligente Beleuchtungssystem um stolze 41.700 Euro/Jahr gesenkt werden, der CO2-Ausstoß wurde um jährlich 201 t reduziert. Uwe Fischer Prompt erhielt Philips für seine Entwicklung den Innovationspreis des Umweltministeriums. Der stellt für Philips Lighting einen Ansporn dar, weiter nach wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Beleuchtungsmöglichkeiten zu suchen und die Ergebnisse in die Praxis umzusetzen. Wenn Licht dem Menschen folgt Und die stehen dann freilich nicht nur großen Firmen zur Verfügung – auch für Privathaushalte gibt es bereits jede Menge kostengünstiger Lösungen, um durch entsprechende Beleuchtung für eine Wohlfühlatmosphäre bei möglichst niedrigem Stromverbrauch zu sorgen. Um den Konsumenten den Umstieg auf die, in der Erstanschaffung zugegebenermaßen etwas kostenintensivere, LEDTechnologie schmackhaft zu machen, erhielten Kunden in einer gemeinsamen Aktion mehrerer österreichischer Stromlieferanten beim Kauf einer LED-Lampe eine zweite Lampe gratis dazu; ein paar davon leisten seither auch in meinem Arbeits-, im Wohn- und im Kinderzimmer gute Dienste. Redaktionsbüro und Multimedia-Agentur Binatang, www.binatang.at 48 TECHNIK TECHNIK 49 Wasserkraftwerk Opponitz – Ökologie und Ökonomie im Fokus FOTO Wien Energie/Markus Haslinger Von Martina Tandlinger, Gerhard Eder, Christoph Niedermoser S eit über neun Jahrzehnten versorgt das Wasserkraftwerk (idF WKW) Opponitz über 25.000 Haushalte mit sauberem Strom. Seit Ende 2014 greift nun eine umfangreiche Modernisierung. Begonnen hat alles 1921, als nach dem Ersten Weltkrieg in Österreich durch den Verlust der Bergwerke in Polen, Tschechien und Slowakei starker Mangel an Kohle herrschte. Durch den Ausbau der Wasserkraft wollte man vom Ausland unabhängig werden. Dies führte am Weihnachtstag des Jahres 1921 zur Gründung der Wasserkraft AG (WAG) durch die Gemeinde Wien. 50 TECHNIK Die Anlage befindet sich im südwestlichen Niederösterreich im Nahbereich zu den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark. Die Ybbs ist in Niederösterreich, abgesehen von der Enns als Grenzfluss, mit 130 km Länge der größte Zubringer der Donau aus den Alpen. Ihr in den Voralpen liegendes Einzugsgebiet umfasst bis zur Donau eine Fläche von 1400 km². Das Einzugsgebiet an der Wehrstelle Göstling beträgt 322 km² mit einer jährlichen Niederschlagshöhe von 1400 mm bis 1800 mm. Das Kraftwerk Opponitz nützt die 116 m Gefälle des Mittellaufes der Ybbs zwischen Göstling und Opponitz aus. Zwischen Einlaufbauwerk und Krafthaus legt die Ybbs in einem weiten Bogen rund 34 km zurück, der durch ein 11,3 km langes Stollensystem abgekürzt wird. Die Hauptbestandteile der Gesamtanlage sind • Wehranlage Göstling • Freispiegelstollensystem mit Königsberg Friesling und Opponitzer Stollen • Düker in St. Georgen an der Reith • Krafthaus Opponitz mit Wasserschloss und Druckrohrleitung Das Wasserkraftwerk Opponitz versorgt seit 1924 über 25.000 Haushalte mit Strom aus Wasserkraft. In den Jahren 2007–2014 wurde es nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten komplett modernisiert. Durch die Neuerrichtung der Wehranlage Göstling mit einer Fischwanderhilfe und der Verbesserung des Hochwasserschutzes wird die Restwassermenge in der Ybbs nachhaltig erhöht und die Fischpassierbarkeit des Gewässers gewährleistet. Die Instandsetzung des Triebwasserstollens wurde parallel zur Errichtung der Wehranlage durchgeführt. Anlagen- und Projektübersicht Die wichtigsten Projektablaufphasen: 2007: Fischökologische Untersuchungen der Universität für Bodenkultur (BOKU) 2009/10: Untersuchungen am hydraulischen Gesamt- system bzw. Opponitzer Stollen Foto: Wien Energie/Fotostudio Wurst Der Spatenstich für das Kraftwerk Opponitz erfolgte am 17. Jänner 1922 an der Nordseite des Friesling-Stollens, und kaum drei Jahre später am 27. Dezember 1924 wurde die Stromerzeugung und die Lieferung an die Wiener E-Werke aufgenommen. In dieser kurzen Bauzeit wurden sowohl der Stollen, das Kraftwerk als auch die 110-kV-Freileitung Opponitz–Gresten– Wien errichtet. Für das gesamte Bauvorhaben waren bis zu 2900 Menschen 12,5 Mio. Arbeitsstunden hindurch beschäftigt. Einbau Relinig-Rohr in Bereich mit bewehrtem Dämmer. 51 Foto: Wien Energie/APA-Auftragsgrafik TECHNIK Übersicht des Wasserkraftwerkes Opponitz mit der Darstellung der Projektbestandteile 2010: Vorstudien zur Erneuerung Wehranlage und Opponitzer Stollen 2011/12: Einreichung Vorprojekt, wasserrechtliche Vorprüfung, Kontakt mit Grundeigentümer, Start der Detailuntersuchungen 2013/14: Revitalisierung WKW Opponitz auf Stand der Technik mit Neubau Wehranlage Göstling und Instandsetzung Stollen Opponitz Um die im Jahr 1920 errichtete Wasserkraftanlage ökologisch und ökonomisch zu revitalisieren und die sanierungsbedürftigen Anlagenteile zu erneuern wurde beschlossen, die gesamte Wasserfassungsanlage neu zu errichten. Diese besteht aus: • Zweifeldrige Wehranlage und Grundablass samt aufgesetzter Klappe • Seiteneinlauf mit horizontalem Rechen und Rechenreinigungsmaschine • Sandfang • Restwasserturbine • Fischwanderhilfe Wehranlage und Grundablass Das alte Dachwehr erwies sich insbesondere bei Hochwasser und Haltung der Stauhöhe als aufwendig in Betrieb und Instandhaltung. Dieses durch Wasser-Zu- und Abfluss gesteuerte hölzerne Wehr war einerseits träge in der Bedienung und andererseits aufwendig den rasch wechselnden Wasserständen anzupassen. Die neue Wehranlage besteht aus zwei Wehrfeldern und einem Grundablass. Um das Stauziel auf 520,20 m ü. A. zu halten, wurde in die beiden Wehrfelder jeweils eine Klappe mit den Abmessungen 14,60 m auf 3,70 m verbaut. Der Grundablass mit einer Breite von 4,70 m wurde zur zusätzlichen Feinjustierung der Stauhaltung mit einer aufgesetzten Klappe ausgestattet. Dabei dient die Aufsatzklappe gemeinsam mit dem Grundablassschütz mittels einer hydraulisch betriebenen Stauregelung einer effizienten Treibholz- und Geschiebeabfuhr. Die Wehrklappen und der Grundablass werden über ein Hydraulikaggregat angetrieben, welches sich in einem Schützenhaus über dem Grundablass befindet. Besondere Sicherheit wird durch die pegelgesteuerte Öffnungsmöglichkeit der Klappen erreicht, die rein mechanisch, TECHNIK Foto: Wien Energie/Fotostudio Wurst 52 Eingestautes Wehrfeld der Wehranlage Göstling mit geringem Überfall auch bei Stromausfall, die gesamte Abflussmenge an der Ybbs freigeben. Die Höhe der festen Wehrschwelle wurde um 90 cm abgesenkt, sodass sich insgesamt eine Verbesserung des Hochwasserabflusses gegenüber dem Bestand ergibt. Das Wehr kann ein Hochwasser 300-jährlicher Häufigkeit (485 m³/s) schadlos abführen. Der linksufrige Einlauf in den Oberwasserkanal ist 22,80 m lang und 2,40 m hoch. Der Seiteneinlauf ist mit einem horizontalen Feinrechen versehen. Der Rechen besteht aus Flachstahl 50/5 mm und weist eine lichte Weite von 20 mm sowie eine Gesamthöhe von 2,60 m auf. Anfallendes Schwemmgut wird beim Reinigungsprozess durch die Putzharken der Rechenreinigungsmaschine vom Rechen entfernt und gelangt über die dem Grundablass aufgesetzte Klappe in das Unterwasser der Wehranlage. Gesteuert wird die Rechenreinigungsmaschine mittels Niveausonden, die bei entsprechender Wasserspiegeldifferenz vor und nach dem Rechen oder durch ein vorgegebenes Zeitintervall automatisch einen Reinigungsvorgang auslösen. Weiters ist eine manuelle Bedienung des Rechenreinigers jederzeit möglich. Zur Beseitigung größerer Verklausungen im Grundablassfeld und im Bereich des horizontalen Rechens ist zusätzlich ein Ladekran mit Greifer auf dem Grundablasspfeiler montiert. Mit diesem Greifer können die Verklausungen gelöst beziehungsweise das von der Ybbs mitgeführte Grobholz etc. aus dem Abflussquerschnitt entnommen werden. Der Antrieb der Rechenreinigungsmaschine und des Greifers/Ladekrans erfolgt über ein eigenes Hydraulikaggregat. Den Kernpunkt der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen bildet das über die Fischwanderhilfe sowie über eine Wehrturbine abgegebene Restwasser. Von der Mindestrestwassermenge von 1,20 m³/s bis hin zur maximal geforderten Restwassermenge von 2,20 m³/s werden TECHNIK dauerhaft 0,25 m³/s über die Fischwanderhilfe abgegeben. Das übrige Restwasserdargebot von 0,95 m³/s bis 1,95 m³/s wird über eine Restwasserturbine abgearbeitet. Die Fische freut‘s Die Fischwanderhilfe befindet sich orografisch links zwischen Ybbs und dem Oberwasserkanal bzw. Entsanderbauwerk der Wasserfassung und wurde in Vertical-Slot-Bauweise hergestellt. Die Leitfischarten für die Beckendimensionierung sind Bachforelle, Äsche und Koppe. Fische steigen in die Fischwanderhilfe unmittelbar unterhalb des Triebwasserauslaufes der Restwasserturbine ein. Der Ausstieg ist unmittelbar oberhalb des Seiteneinlaufes situiert. Die Flusssohle wurde bis zum Ein- und Ausstieg ansteigend ausgeführt, um sohlnahe wandernden und schwimmschwachen Fischarten und Organismen das Erreichen der Fischwanderhilfe zu ermöglichen. Durch die Anordnung des Einstieges im Bereich des Restwasserauslaufes ist eine dauerhafte Lockströmung vorhanden, um die Auffindbarkeit der Fischwanderhilfe sicherzustellen. Die Begrenzungsmauer der Fischwanderhilfe wurde im Unterwasserbereich so hoch ausgeführt, dass ein Überspülen der unterwasserseitig angeordneten Becken bis zu einem 50-jährlichen Hochwasser vermieden wird. Um die hydraulische und ökologische Funktionsfähigkeit der Fischwanderhilfe auch bei Niederwasser sicherzustellen, wurde zwischen der bisher vorhandenen Sohlschwelle und dem Einstieg zur Fischwanderhilfe eine Tiefenrinne ausgebildet. Die Tiefenrinne wurde auf die erforderliche Abflusstiefe für die wandernden Fische und die Restwasserabflussmenge ausgelegt. Auslegungsdaten der Fischwanderhilfe Göstling Beckenlänge/Beckenbreite 2,6 m/1,7 m Wasserspiegeldifferenz zwischen 2 Becken 15 cm Dotationsabfluss 250 l/s Anzahl der Becken 42 Becken Mindestschichtdicke Sohlsubstrat 20 cm Übertrittsbreite ca. 24 cm Wassertiefe in der Übertrittssektion bzw. Wassertiefe im Becken ca. 70 cm Maximale Fließgeschwindigkeit vmax ca. 1,5 m/s 53 Als Restwasserturbine dient eine doppelt regulierte vertikalachsige Kaplanturbine, die bei einer Ausbauwassermenge von 3,9 m³/s und einer Fallhöhe von 5,85 m eine Leistung von 180 KW erreicht. Die Turbine ist über einen Riementrieb mit einem Synchrongenerator gekoppelt und wird bei Betrieb der Gesamtanlage des Kraftwerkes Opponitz unter Volllast mit der Ausbauwassermenge von 3,9 m³/s betrieben. Dies ist an rund 70 Tagen im Jahr der Fall. Das Triebwasser der Turbine wird als Zusatzdotation in die Tiefenrinne der Fischwanderhilfe eingeleitet. Das Restwasserkraftwerk steuert somit 737 MWh/Jahr Strom zur Gesamterzeugung bei. Damit bleibt die Restwasserturbine zwar die „Kleine“ unter den leistungsstarken Maschinen des Kraftwerkes Opponitz, aber die Doppelfunktion als Ökostromproduzent und als Garant für die Dotierung des Naturlebensraums Ybbs macht sie letztlich doch zu einer ganz Großen. Stolleninstandsetzung Die Ausgangslage: Das Teilstück Opponitzer Stollen des Freispiegeltriebwasserweges wurde in einer schwierigen geologischen Formation errichtet. Der Triebwasserweg verläuft in diesem Bereich in den Opponitzer Schichten an der Grenze zwischen der „Verwitterungsschwarte“ im Hangenden und „gebänderten Sulfatgesteinen“ im Liegenden. Infolge von Bergwasser und Triebwasseraustritten aus dem Stollen kommt es zur Umwandlung von Anhydrit zu Gips (Schwelldruck) und in den Gipsgesteinen durch Ausschwemmungen zur Bildung von Hohlräumen (Gipskarst). Als weitere Besonderheit wurden die seinerzeit beim Bau bzw. im Laufe der Betriebsführung festgestellten bis zu 40 m³ großen Hohlräume im Zuge der Arbeiten verfüllt. Um den langfristigen Betrieb des Wasserkraftwerks sicherzustellen, wurde seitens Wien Energie nach vorhergehender Variantenstudie die Entscheidung getroffen, den bestehenden Stollenabschnitt von der Messkammer Haselreith bis zum Wasserschloss instand zu setzen. Zur Erarbeitung eines Instandsetzungskonzeptes mussten im Vorfeld Planungsgrundlagen aufbereitet werden, diese umfassten: • Ausheben und Sichten von Archivunterlagen • Bauwerksprüfung der Bestandsanlage • geologische und hydrogeologische Erkundungsmaßnahmen • Vermessung inkl. Tunnelscanneraufnahme • Georadaraufnahmen 54 TECHNIK Nur durch diese umfangreichen Erkundungsmaßnahmen im Vorfeld konnten während der Planung stets alle erforderlichen Teilaspekte betrachtet und im Entscheidungsprozess auf einer soliden Basis bewertet werden. Nach Vorliegen aller Erkundungsergebnisse kristallisiert sich die Abdichtung des Triebwasserweges in diesem Abschnitt als oberstes Ziel heraus, um so ein weiteres Zuführen von Triebwasser in das umliegende Gebirge zu unterbinden. Dies wurde im Bereich des Opponitzer Stollens durch den Einbau von ca. 2350 m Relining-Rohren umgesetzt. Für die Festlegung des optimalen Durchmessers, welcher einerseits den nötigen Durchfluss sichert und andererseits möglichst geringe Frästiefen für das Bestandsbauwerk verursacht, wurden anhand der Tunnelscanneraufnahme entsprechende Abtragsflächen ermittelt. Die Achse des Relining-Rohres wurde dabei so an den Bestand angepasst, dass Betonfräsarbeiten nicht im Bereich der Stollenfirste, sondern nur im Bereich der Sohle und der Ulmen durchgeführt werden mussten. Dadurch wurde der Eingriff in den Bestandsquerschnitt auf ein Minimum reduziert. Gebirgsverbessernde Maßnahmen Um diese Fräsarbeiten überhaupt durchführen zu können, waren vorauseilend gebirgsverbessernde Maßnahmen erforderlich. Dabei wurde systematisch die Sohle injiziert, da hier Info Dipl.-Ing. Martina Tandlinger, von der Wien Energie GmbH, hatte die Gesamtprojektleitung der Revitalisierung des Kraftwerkes Opponitz inne. Ing. Gerhard Eder war seit September 2012 mit der Projektleitung für die Instandsetzung des WKW Opponitz, Generalsanierung der Wehranlage Göstling und Instandsetzung des Stollen Opponitz, betraut. Dipl.-Ing. (FH) Christoph Niedermoser ist seit September 2013 mit der Planung der Instandsetzung des WKW Opponitz betraut. über großen Strecken die direkte Bettung nicht mehr vollflächig gegeben war. Zusätzlich wurde entsprechend dem hydrogeologischen Modell die „Wasserwegigkeit“ längs des Stollens durch eine gezielte Ringabdichtung unterbunden. Als Injektionsgut kam Zementmörtel zum Einsatz, für die Verfüllung großer Hohlräume wurde Beton eingesetzt. Nach erfolgter Wiederherstellung der Bettung erfolgten die Fräsarbeiten. Die Fräsarbeiten waren in zwei Schritten geplant: vorauseilender Sohlabtrag und anschließendes Profilfräsen. Um einen weiteren Wassereintrag in die Bestandsanlage zu unterbinden, wurde ein Betonabtrag via Hochdruckwasserstrahlen (HDW) ausgeschlossen. Die ausführenden ARGE Stollen Opponitz (G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft, Felbermayr Bau) und deren Subunternehmer Huemer GmbH entwickelten für diese Projekt eine Teilschnittmaschine, mit welcher die Fräsarbeiten in einem Arbeitsschritt mit der geforderten Genauigkeit und hoher Leistung umgesetzt werden konnten – wobei dieses Maschinenkonzept im Rahmen des Innovationspreises des österreichischen Tunneltages 2014 mit dem dritten Preis prämiert wurde. Um einerseits die Konsenswassermenge von 12,4 m³/s abführen zu können und gleichzeitig dicht zu sein, erfolgte ein Relining mittels glasfaserverstärkten Rohren (GF-UP) mit einem Innendurchmesser von 2,466 m. Das ReliningRohr wurde von den Montagegruben Leithengraben, Hühnergraben und Wasserschloss eingebracht und mit mindestens 7,5 cm schwindkompensiertem Dämmer verfüllt. In besonders stark geschädigten Bereichen wurde der Dämmer bewehrt ausgeführt. Zum Schutz der Relining-Rohre vor hohen Bergwasserdrücken wurden Firstentwässerungen ausgeführt. Diese wurden so konzipiert, dass ein Einstau von über 1,0 m über Reliningfirste verhindert wird und dennoch eine Ausleitung des Triebwassers in das Gebirge unterbunden wird. Der Übergang zum Bestandsbauwerk wurde im Bereich der Einleitung mittels eines maßgefertigtem Stahltrichters und im Auslaufbereich mittels GF-UP-Halbschale hydraulisch günstig ausgeführt. Im Zuge der Bauarbeiten im Stollen Opponitz wurden auch diverse Nebenanlagen in diesem Abschnitt des Triebwasserweges bautechnisch instand gesetzt: • Teilverfüllung Entwässerungsstollen Ia, Ib und II, Eva- und Poldistollen • Betontechnische Instandsetzung Leithengraben- aquädukt, Hühnergrabenaquädukt, Hangkanal • Instandsetzung Stahlauskleidung Frieslingstollen Diese Instandsetzungsmaßnahmen im Stollen Opponitz wurden im Zeitraum von Februar bis August 2014 ausgeführt. STANDARDISATION CORNER 55 Firewall für Steuersysteme Es wird generell empfohlen, Steuersysteme (ICS1) vom übrigen Unternehmensnetz zu trennen, da diese unterschiedliche Zielsetzungen haben. Um zwischen Netzwerken dennoch eine kontrollierte Verbindung herzustellen, werden Firewalls eingesetzt. Die erste Generation von Firewalls ist bekannt als paketorientierte Firewall (Packet Filtering Firewall). Diese sind im Grunde Router, die es erlauben, den Netzwerkverkehr in den untersten drei Schichten des OSI-Schichten-Modells auf Paketebene zu filtern. Dabei wird zum Beispiel anhand von Quell- und Zieladresse entschieden, ob das Paket zulässig ist oder nicht. Das Paket kann entweder zugelassen, verworfen oder abgelehnt werden. Die zweite Generation von Firewalls wurden in den frühen 90er-Jahren bei AT&T Bell Laboratories entwickelt und wird stateful inspection genannt. Diese ermöglicht es, die Filterung in die Transportschicht (viertes Layer) auszuweiten. Damit kann unterschieden werden, ob ein Paket zu einer bestehenden aktiven Kommunikationsverbindung gehört und ob es einen zulässigen Protokolltyp hat. Die bisherigen Generationen von Firewalls konnten auf Grund von wenigen einfachen Kriterien im Paketheader die Netzwerkkommunikation filtern. Dafür ist der Administrationsaufwand relativ überschaubar, und die Verzögerung durch die Verarbeitung ist minimal. Mit der dritten Generation von Firewalls wurden die bisherigen Filtermöglichkeiten um deutlich komplexere erweitert. Die Vorgehensweise wird daher manchmal als Deep Packet Inspection (DPI), zu Deutsch detaillierte Paketüberprüfung, bezeichnet. Seit den 90er-Jahren wird an dieser Form der Filterung auf Anwendungsebene (Application Layer Firewall) ständig gearbeitet und weiterentwickelt. Dabei werden Authentifizierungsverfahren berücksichtigt, kann Kommunikation über Proxys gesteuert oder Malware ausgefiltert werden. Auf dieser Ebene kann die Firewall erkennen, ob Anwendungen versuchen, ihre Grenzen zu überschreiten und womöglich gefährliche Daten über das Netzwerk zu senden. In der ICS-Welt gibt es jedoch gänzlich andere Voraussetzungen und auch Anforderungen als im IT-Bereich. So ist in Steuernetzwerken die Verfügbarkeit der Daten die wesentlichste Anforderung. Vorrangig müssen die zur Steuerung notwendigen Daten verfügbar sein, damit der Betreiber das System weiter unter Kontrolle haben kann. Die oben erwähnten Funktionalitäten VPN, IDS, IPS und AV sind im ICSSystem daher nur soweit sinnvoll, als sie sich nicht auf die Verfügbarkeit und den Durchsatz negativ auswirken, und sie müssen daher mit Maß und Ziel angewendet werden. Überwachungsmöglichkeiten Die nächste Generation von Firewalls besteht meist aus einer Kombination von einer Application Layer Firewall und Virus Scanner, Intrusion Detection Systems (IDS), Intrustion Prevention Systems (IPS), virtuellen Netzwerken (VPN) sowie zentralem Netzwerkmanagement und -monitoring. Daraus gibt es eine umfangreiche Liste von Überwachungsmöglichkeiten. Dieser erweiterte Funktionsumfang ermöglicht es, ein breites Sicherheitsspektrum abzudecken. Gleichzeitig kann sich dies sowohl negativ auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit auswirken als auch ungewollte falsch positive Resultate liefern. Fälschlicherweise werden ICS immer noch mit IT2-Systemen gleichgesetzt, gerade auch weil momentan Bestrebungen bestehen, die Technologien zu vereinheitlichen. Daher ist die Verlockung groß, beide Themen auch inhaltlich in einen Topf zu werfen. Im Februar hat die NIST3 das Dokument 800-82 „Guide to Industrial Control Systems (ICS) Security)“ in der zweiten Version als finalen Entwurf4 herausgebracht. Dabei wurden die Bedrohungssituation aktualisiert, das Kapitel für Risikomanagement überarbeitet, die Methoden, Werkzeuge sowie Empfehlungen für die Praxis auf neuen Stand gebracht und generell das Dokument an andere aktuelle Sicherheitsstandards und -leidfäden für ICSSysteme angepasst. Weiterführende Informationen erhalten Sie bei: Dipl.-Ing. Armin Selhofer, MSc, Oesterreichs Energie, Bereich Netze, Tel.: 01/501 98-232 I ndustrial Control System Informationstechnologie National Institute of Standards and Technology (U.S. Department of Commerce) 4 http://csrc.nist.gov/publications/PubsDrafts. html#800-82r2 1 2 3 TECHNIK Foto: Vaillant 56 Strom als Energieträger der Zukunft Von Georg Patay TECHNIK D ie Energiewende erfordert in den kommenden Jahren nicht nur massive Effizienzanstrengungen, sondern auch einen Ausbau der Stromerzeugung im Inland, vor allem aus erneuerbaren Ressourcen. Soll das Ziel einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 80 Prozent bis 2050 erreicht werden, muss die Stromproduktion mindestens um zehn Prozentpunkte steigen, selbst wenn alle Effizienzpläne halten, die eine Verringerung des Energieverbrauchs um insgesamt 50 Prozent vorsehen. Nur damit könnte Strom in zunehmendem Ausmaß fossile Energieträger insbesondere in den Bereichen Raumwärme und Verkehr ersetzen. Zudem gibt es einen Trend zu Single-Haushalten, mehr Wohnfläche und eine überalterte Bevölkerung, welche höhere technische Standards benötigt. Eine weitere Ursache für mehr Stromverbrauch ist auch das Bevölkerungswachstum in Österreich. Ob nun Strom ein „knappes Gut“ bzw. der Energieträger der Zukunft wird, wird davon abhängen, wie viele einander ergänzende Wege bei der Produktion, Übertragung und Speicherung gefunden werden. Smarte regelbare Lösungen werden mit zentralen und dezentralen Konzepten gefragt sein, welche engmaschig vernetzt sind. Neben der wesentlichen Rolle der Wasserkraft werden zukünftig Wind, Fotovoltaik und Biomasse die Produktion des erneuerbaren Stroms ergänzen müssen. Dieser Ausbau allein wird jedoch nicht ausreichen, um den Strombedarf auch in Zukunft stabil decken zu können. 57 verteilt. In den Sommermonaten ist Österreich ein „Strom-Exporteur“, in den Wintermonaten ein „Strom-Importeur“. Das energiepolitische Ziel für Österreich sollte daher eine ausgeglichene Strombilanz – wenn möglich in jedem Monat – sein. Brennstoffzellenbasierende mKWK könnten dann Strom produzieren, wenn Österreich ein Strom-Importeur ist und die stromproduzierenden Heizungen (mKWK) aufgrund der Heizperiode voll in Betrieb sind. Der so nebenbei als Kuppelprodukt erzeugte Strom entlastet den Importmarkt zur richtigen Zeit. Entlastung der Netze Die Entlastung der Stromnetze ist die Folge und ein weiteres gutes Argument, Strom aus regelbaren gasbetriebenen Brennstoffzellen zu erzeugen. Zudem lässt sich Gas im Vergleich zu Strom nicht nur viel besser speichern, sondern auch effizienter und kundengerechter transportieren. Wenn nun ein Teil der benötigten Energie über die bestehende Gasinfrastruktur für die Stromproduktion vor Ort genutzt wird, dann könnte man auch teilweise auf zusätzliche, teure Netzausbauten verzichten. Diese 380-kV-Leitungen benötigen eine Mindestbreite von 250 m, um zum Beispiel 140.000 MW zu übertragen, eine Gasleitung für die gleiche Übertragungskapazität hat lediglich 0,9 m an Rohrdurchmesser. „Artenvielfalt“, intelligente Vernetzung und neue Speichertechnologien werden in Zukunft gefragt sein, insbesondere beim Energieträger Strom. „Mini-Kraft-Wärme-Kopplung“ im Fokus Daher werden auch in Zukunft größere, aber auch kleinere regelbare thermische Kraftwerke für die Versorgungssicherheit in Österreich unerlässlich sein. Diese gasbetriebenen Kraftwerke könnten bald sehr klein werden. Denn die Schlüsseltechnologie eines virtuellen regelbaren Kraftwerkparks könnten zukünftig Mini-Kraft-Wärme-Kopplungen (mKWK) auf Basis von Brennstoffzellen sein. Dank dieser Technologien könnten die Stromnetze nicht nur entlastet – Strom und Wärme werden am Ort des Verbrauchs produziert und nutzen das Gasnetz –, sondern auch der Strom könnte mit den geringsten CO2-Emissionen produziert werden. Wenn man Strom und Wärme dezentral in kleinen Einheiten erzeugt, kann man Effizienzgewinne gegenüber zentralen Groß-KWK-Anlagen von bis zu 20 Prozent erzielen. Das spart nicht nur CO2-Emissionen ein, sondern reduziert auch die Belastung der Stromnetze. Der Strombedarf und die Stromaufbringung sind in Österreich über das Jahr ungleich Derzeit sind die deutschen gesetzlichen wie auch ökonomischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von mKWK-Anlagen (motor- bzw. brennstoffzellenbasierend) noch deutlich besser als in Österreich. So gibt es hierzulande noch keine allgemeine bundesweite Förderung dieser effizienten und besonders ökologischen Technologie für den Ein- und Mehr- 58 TECHNIK familienhausbereich. Die Vaillant Group Austria rollt nun mit einer „smarten Markterprobung“ das EU-geförderte „ene.field-Projekt“ in Kooperation mit österreichischen Gasversorgern aus, um die Brennstoffzellentechnologie der heimischen Politik und Entscheidungsträgern näherzubringen bzw. die Bedeutung der dezentralen gasbetriebenen Strom- und Wärmeerzeugung speziell für Österreich herauszustreichen. Denn die Rahmenbedingungen für die Brennstoffzellentechnologie müssen dringend definiert werden, damit sich aus dem derzeit noch sehr kleinen Marktsegment ein Wachstumsmarkt entwickelt. Große Potenziale Brennstoffzellenbasierende Heizungen sind ideale Systeme für den Gebäudebestand, also für die Modernisierung. Gerade in diesem Segment sind die NiedertemperaturHeizsysteme bei Weitem noch nicht Standard bzw. ist ein „Upgrade“ aus ökonomischen Gründen nicht immer sinnvoll. Der erste Schritt in Richtung effiziente Gebäudesanierung sollte daher immer eine Investition in die Haustechnik (Heizungsmodernisierung) sein, bevor an eine thermische Sanierung inklusive Fenstertausch gedacht wird. Dies ergab auch die Studie „Kosten-/Nutzen-Analyse von energetischen Gebäudesanierungen in Österreich“, die von der Austrian Energy Agency durchgeführt wurde. In Deutschland liegt das theoretische Marktpotenzial für mKWK-Anlagen im Gebäudebestand bei ca. 60.000 Einheiten/ Jahr, in Österreich bei ca. 6000 Einheiten/Jahr. Mit der „smarten Markterprobung“ von brennstoffzellenbasierenden Heizsystemen will Vaillant nun die notwendigen ökonomischen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung der mKWK-Technologien definieren und die Politik für diese effiziente Technologie sensibilisieren. Denn unter den derzeitigen Voraussetzungen sind mKWK-Anlagen für den heimischen Konsumenten wirtschaftlich nicht darstellbar. Derzeit sind die Investitionskosten noch viel zu hoch und der Strompreis in Relation zum Gaspreis zu billig. Es braucht daher sowohl klare Rahmenbedingungen, wie etwa eine für fünf Jahre gesicherte Anschub-Finanzierung des Bundes sowie eine Abnahme des eingespeisten Stromes zu marktkonformen Preisen als auch ein deutliches Kommit- Zur Person Ing. Dr. Georg Patay ist Leiter der Marktentwicklung Vaillant Group Austria GmbH und Lektor an der FH Pinkafeld ment der Stromwirtschaft zu regel- und vernetzbaren brennstoffzellenbasierenden mKWK-Anlagen. Je „grüner“ die Stromförderung, desto „fossiler“ wird der Strom: Dies klingt zwar paradox, aber durch die Förderpolitik von Fotovoltaik und Windanlagen in Deutschland, in Verbindung mit einem relativ hohen Gaspreis, rechnen sich hocheffiziente Gaskraftwerke nicht mehr, werden eingemottet bzw. vorzeitig abgeschrieben. ›Auch kleinere regelbare thermische Kraftwerke sind für die Versorgungssicherheit unerlässlich.‹ Stattdessen werden alte Kohlekraftwerke in Betrieb genommen, um billigen Strom produzieren zu können. Auch in Österreich gibt es einen ähnlichen Trend. Dieses Förderprinzip kann man als „Produce and Forget“ bezeichnen. Egal, ob Strom nachgefragt wird oder nicht, der Produzent erhält seinen geförderten Einspeisetarif. Aber je mehr subventionierter Strom zum Zeitpunkt X produziert, eingespeist und nicht nachgefragt wird, desto mehr driften Angebot und Nachfrage auseinander – Negativstrompreise an der Börse sind die Folge. In Deutschland hat man diese Fehlkonstruktion der Förderpolitik erkannt und ringt nun um eine Lösung. Strom braucht „Artenvielfalt“ Strom ist der Energieträger der Zukunft, vor allem wenn er von „Artenvielfalt“ preiswert produziert, verteilt und gespeichert werden kann. Einen wesentlichen Beitrag dazu könnten brennstoffzellenbasierende Heizsysteme leisten. Auf den Energieträger Gas und die bestehende Gasinfrastruktur wird man bei der Stromproduktion nicht verzichten können, da Gas unter anderem durch Power to Gas bzw. durch die vermehrte Biogaseinspeisung immer „grüner“ und damit CO2-neutraler wird. Aber auch aufgrund der hohen Energiedichte mit optimaler Speicher- und Transporteigenschaft wird Gas bei der Stromproduktion unverzichtbar bleiben. Beim Einsatz von smart vernetzten mKWK könnten nicht nur Stromnetze entlastet werden, sondern Österreich könnte auch eine ausgeglichenere Strombilanz erzielen. Es wird auf den richtigen Mix ankommen, um Versorgungssicherheit und Wandel zu regenerativen Energien volkswirtschaftlich und klimafreundlich zu optimieren. BÜCHER Crash-Kurs Regelungstechnik Kahlert, J. (2015): Crash-Kurs Regelungstechnik – Eine praxisorientierte Einführung mit Begleit-Software. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: VDE Verlag GmbH. Fachbuch, 350 Seiten, gebunden. ISBN 978-3-80073642-3, € 42 Die Beschäftigung mit der Regelungstechnik ist für das Verständnis einer Vielzahl technischer, aber auch nichttechnischer Einrichtungen und Vorgänge unabdingbar. Dieses Buch vermittelt die Grundlagen der Regelungstechnik zunächst jeweils ohne überflüssigen mathematischen „Ballast“. Ausgewählte Teilaspekte werden anschließend mithilfe entsprechender mathematischer Werkzeuge vertieft. Diese mathematisch anspruchsvolleren Abschnitte sind dabei jedoch jeweils klar erkennbar von den Grundlagenthemen abgesetzt. In dieser zweiten Auflage wurde der Realisierung von Reglern ein eigenes Kapitel gewidmet. Berücksichtigt wird die Realisierung von Analogreglern, stetigen linearen Reglern (elektronisch), bis hin zu Digital-, SPS- und schaltenden Reglern. Energieeffizienz durch Erneuerbare Energien Günther, M. (2015): Energieeffizienz durch Erneuerbare Energien – Möglichkeiten, Potenziale, Systeme. Berlin: Springer Verlag GmbH. 181 Seiten, gebunden. ISBN 978-3-658-06753-3, € 34,99Die Effizienz in der Energieversorgung rückt immer stärker in den Fokus. Mit der Umstellung der Versorgung auf erneuerbare Energien ergeben sich dabei neue Chancen und neue Herausforderungen. Diese Gesichtspunkte gilt es vor einem breiten thematischen Spektrum zu betrachten, von den allgemeinen Anforderungen an ein Energiesystem über die verschiedenen Spielarten von Energieeffizienz bis hin zur Wirtschaftlichkeit der laufenden Umstrukturierung der Energieversorgung. Dabei wird auch auf grundlegende begriffliche, physikalische und ökonomische Aspekte eingegangen, die Lesern mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund den Zugang ermöglichen und dabei helfen, die Systematik der Energiewende zu ordnen und in ein eigenes Koordinatensystem zu stellen. Das Buch richtet sich an Projektierer, technische Berater, an Einspeisemanagement und erneuerbare Energien interessierte Leser, sowie Studierende und Dozenten technischer und energiewirtschaftlicher Fachgebiete. 59 Wasserkraftprojekte Band II Heimerl, S. (Hrsg., 2015): Wasserkraftprojekte Band II – Ausgewählte Beiträge aus der Fachzeitschrift WasserWirtschaft. Berlin: Springer Verlag GmbH. 530 Seiten, Hardcover. ISBN 978-3-658-07729-7, € 54,99 Dieser Band fasst aktuelle Veröffentlichungen zu Wasserkraftprojekten aus der Fachzeitschrift WasserWirtschaft zusammen. Dabei werden Analysen zum Wasserkraftpotenzial dargestellt sowie über Entwicklungen und technische Besonderheiten berichtet. Beiträge über aktuelle Projekte runden die Zusammenstellung ab. Band II widmet der Kaplan-Turbine ein eigenes Kapitel und diskutiert die Potenziale von Bundeswasserstraßen sowie Talsperren. Der Abschnitt Entwicklungen informiert sowohl über Möglichkeiten zur Ausnutzung kleiner Wasserkraftpotenziale als auch über Tidenturbinenforschung. Im Kapitel Ökologie und Rahmenbedingungen werden die aktuellen Anforderungen und Überlegungen zu Nachhaltigkeit und Fischdurchlässigkeit berücksichtigt. Das Buch richtet sich an Ingenieure und Planer, Akteure der Energie- und Wasserwirtschaft, sowie Mitarbeiter in Verwaltung und Administration. Energiewende Elert, N. (Hrsg., 2015): Energiewende – Der (etwas) andere Blick. Essen: etv Energieverlag GmbH. Fachbuch, 624 Seiten, gebunden. ISBN 978-3-942370-43-1, € 56 Das Fachbuch beleuchtet die unterschiedlichen Facetten der Energiewende aus weiblicher Sicht. Branchenexpertinnen aus dem Netzwerk „women&energy“ leuchten den komplexen Aktionsraum der Energiewende aus und blicken in die Energiezukunft. Die Beiträge des Buchs reichen von den veränderten Rahmenbedingungen über Unternehmensstrategien und Finanzierungsfragen bis hin zum Personal und der Unternehmenskultur. Die 40 Autorinnen des Buchs sind Expertinnen für die Energiebranche und Mitglieder des PwC-Netzwerks „women&energy“. 60 BLITZLICHTER Blitzlichter Neue Wanderhilfe für die Innfische Zwei Windturbinen für den Eiffelturm Foto: Enamo Foto: Verbund Die Verbund Innkraftwerke GmbH hat mit Ende März 2015 den Betrieb der neuen Fischwanderhilfe beim Innkraftwerk Gars gestartet. Die Arbeiten an dem naturnahen Umgehungsbach dauerten rund zehn Monate. Die Fischwanderhilfe hat eine Länge von 680 m und bietet den Fischen die Möglichkeit, das Kraftwerk Gars zu umwandern. Die neue Fischwanderhilfe überbrückt eine gesamte Kraftwerksfallhöhe von 7,5 m und besteht aus rund 480 m sehr naturnah gestalteter freier Fließstrecke und 200 m Raubettgerinne. In diesem naturähnlichen Bach fließen im Minimum 800 l Wasser/Sek., in den abflussstarken Sommermonaten gehen bis zu 2000 l/Sek. durch die Wanderhilfe. Wechsel an der Enamo-Spitze Linz AG – helfen, bevor das Licht ausgeht Einen Wechsel hat es Anfang April in der Geschäftsführung der Enamo GmbH gegeben. Michael Baminger hat die Nachfolge von Hans Zeinhofer MMag. Michael Baminger angetreten. Der M.B.L.-HSG neue Geschäftsführer hat an der Johannes-Kepler-Universität Linz studiert und berufsbegleitend ein postgraduales Wirtschaftsrechtsstudium an der Hochschule St. Gallen absolviert. Baminger arbeitet seit 2007 in der Energie AG. Bis zu seinem Wechsel in die Enamo war er Vorstandsassistent von Generaldirektor Leo Windtner. Zweiter Geschäftsführer im gemeinsamen Vertriebsunternehmen von Energie AG und Linz Strom bleibt Robert Mayr. Gemeinsam mit der Arbeiterkammer (AK) und mehreren Sozialeinrichtungen hat die Linz AG ein Projekt initiiert, um in Not geratenen Menschen beim Energiesparen zu helfen. So soll in Kälteperioden zeitlich begrenzt auf Abschaltungen verzichtet werden. „Wir wollen helfen, bevor das Licht ausgeht, und einen Beitrag zur Sicherung von Lebensqualität im Raum Linz leisten“, erklärten Linz AG-Generaldirektor Erich Haider und AK-Präsident Johann Kalliauer. Vereinbart wurden gemeinsame Energieberatungsaktivitäten und zudem die Einführung eines „Roten Telefons“ für den schnellen Kontakt zwischen Sozialorganisationen und Linz AG in Härtefällen sowie ein neues Mahnverfahren: Die Zeitspanne zwischen der Fälligkeit der Rechnung und einer möglichen Energiesperre wurde von sechs Wochen auf drei Monate verlängert. Der Pariser Eiffelturm produziert jetzt mit zwei Windturbinen Ökostrom. Die Turbinen wurden in 127 m Höhe am Wahrzeichen der französischen Hauptstadt angebracht, wie der Eiffelturm-Betreiber Sete mitteilte. Die beiden Turbinen sind oberhalb der zweiten Etage befestigt. Sie produzieren 10.000 kWh Strom im Jahr – das reicht gerade einmal für das Souvenirgeschäft in der ersten Etage des Eiffelturms. „Das ist ziemlich symbolisch“, wird bei Sete eingeräumt. Deutlich gemacht werden solle aber „das Engagement für nachhaltige Entwicklung“. Das 324 m hohe Monument in der französischen Hauptstadt, in der Ende des Jahres die Weltklimakonferenz stattfindet, wird bereits mit LED-Lampen beleuchtet, hat Solarzellen, fängt Regenwasser auf und wird mit Ökostrom betrieben. Im Jahr verbraucht der Eiffelturm rund 6,7 GWh Strom. RWE verlängert Vertrag des Vorstandschefs Der Aufsichtsrat des deutschen RWE-Konzerns hat den Vertrag von Vorstandschef Peter Terium vorzeitig bis 2021 verlängert und sucht damit Ruhe in den stürmischen Zeiten der Energiewende. „Das Unternehmen braucht langfristige Kontinuität und Verlässlichkeit an der Konzernspitze“, hieß es. Terium hatte 2012 die Nachfolge von Jürgen Großmann angetreten. Terium ist seit 2003 bei RWE und hat 2009 die Übernahme des Energiekonzerns Essent organisiert. BLITZLICHTER E-Mobilitätskampagne mit „vlotten“ Sprüchen Foto: Energie Steiermark Verbund verkauft LEDLampen und Heizungs-App Foto: ABB Mit „vlotten“ Sprüchen bewirbt der illwerke vkw-Konzern aktuell die Elektromobilität, vor allem Elektroautos. Dabei steht zu Beginn jeweils eine Behauptung, die Argumente gegen Elektroautos darlegt – diese werden in der Folge widerlegt. Ein besonders zentraler Kritikpunkt an E-Autos ist ihre geringe Reichweite. Diesen Punkt sieht man bei illwerke vkw ganz jedoch anders, da eine Mobilitätserhebung in Vorarlberg zeigt, dass 43 Prozent aller Fahrten unter zehn Minuten und 96 Prozent kürzer als eine Stunde dauern, womit sich E-Autos für den Alltagsgebrauch gut eignen. Der Kritik an der Infrastruktur, die in Vorarlberg nicht gut genug ausgebaut 61 sei, tritt man mit Zahlen entgegen: Rund 170 Stromtankstellen sind bereits über das ganze Land verteilt. Damit ist die Dichte an E-Zapfsäulen höher als die an herkömmlichen Tankstellen; im Ländle gibt es 115 Verkaufsstellen für Benzinund Dieselautos. Insgesamt werden 120 Gemeindeanlagen – vom Kindergarten bis hin zur Straßenbeleuchtung – grün und nachhaltig betrieben. Die gesamte Straßenbeleuchtung wird auf moderne LED-Technologie umgestellt, Regierungskommissär Jürgen Winter (li), konkret werden weit Energie Steiermark-Vorstandssprecher Dipl.-Ing. Christian Purrer (re) über 1000 Lichtpunkte gewechselt. Das Ergebnis: „Wir können dadurch eine Schladming steigt auf Energieeinsparung von rund 70 Prozent Naturstrom um erreichen“, so Regierungskommissär Alle öffentlichen Anlagen der StadtgeJürgen Winter. Und auch das Thema meinde Schladming werden nun mit E-Mobilität soll ausgeweitet werden. 100 Prozent Naturstrom versorgt. Der „Nachhaltige Projekte wie diese fördern gesamte Energiebedarf im Umfang von das Bewusstsein für einen sorgsamen rund 1300 MWh kommt aus erneuerUmgang mit dem Thema Energie“, erklärt baren Erzeugungsquellen der Energie Energie Steiermark-Vorstandssprecher Steiermark. Christian Purrer. Als Reaktion auf das seit Jänner geltende Energieeffizienzgesetz, das der E-Wirtschaft vorschreibt, jährlich 0,6 Prozent des Endkunden-Stromabsatzes einzusparen (Haushaltskunden: 40 Prozent) oder Strafe zu zahlen, setzt der Verbund-Konzern mit dem Verkauf von LED-Lampen und Heizungs-Apps auf eine Reihe von Maßnahmen bei den Privaten. Mit diesen Aktionen deckt man dort rund 30 Prozent der Verpflichtungen für 2015 ab, heißt es. Außerdem will der Verbund-Konzern im ersten Halbjahr 2015 300 Mio. Euro zuschießen, wenn Leute ihre Gastherme austauschen. Verbund-Gaskunden bekommen 400 Euro. Revision der Abfallverwertungsanlage Dürnrohr Bei der Abfallverwertungsanlage Dürnrohr der EVN fand, wie jedes Jahr, ein „Boxenstopp“ statt. Dabei wird „jede der drei Linien für rund drei Wochen abgefahren und für die nächsten 8000 Betriebsstunden fit gemacht“, heißt es. Bis Ende März waren bis zu 150 Fachkräfte von 20 verschiedenen Firmen und der EVN selbst an der Revision beteiligt. Dabei wurden die einzelnen Anlagenteile gereinigt, kontrolliert und notwendige Reparaturen durchgeführt bzw. Ersatzteile eingebaut. Die thermische Abfallverwertungsanlage Dürnrohr ist – mit einer Kapazität von mehr als 500.000 t – die größte Anlage ihrer Art in Österreich. 62 VERANSTALTUNGEN Veranstaltungen: Oesterreichs Energie Akademie 05. bis 07. Mai 2015 Schutztechnik Seminar, Fuschl am See Die Veranstaltung wendet sich an Betriebstechniker allgemein sowie an alle jene Dienstnehmer eines Unternehmens, die im Kern- oder Randbereich ihres Arbeitsgebietes mit Schutzfragen konfrontiert sind. Bei diesem Seminar werden theoretische Grundlagen der Schutztechnik vermittelt sowie durch Gruppenarbeiten und Übungen vertieft. Darüber hinaus ist genügend Zeit für Diskussion und Erfahrungsaustausch vorgesehen. 20. Mai 2015 und 23. September 2015 Elektrische Energietechnik für NichttechnikerInnen Seminar, Wien Dieses Seminar vertieft Ihr Grundverständnis der wirtschaftlich-technischen Zusammenhänge im elektrischen Energiesystem. Ausgehend von den angegebenen Inhalten und unter Berücksichtigung Ihrer Interessenfelder soll sich ein praxisorientierter Seminartag entwickeln. Ziel ist es, die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und den TechnikerInnen in Ihrem Unternehmen effizienter zu gestalten. 07. Mai 2015 Regulierung Fachtagung, Wien Österreichs E-Wirtschaft garantiert seit Jahrzehnten eine effiziente, wettbewerbsfähige, leistbare und ökologische Stromversorgung. Jetzt gilt es den Herausforderungen sich ständig ändernder Rahmenbedingungen und eines immer umfassender werdenden Regulierungsregimes zu begegnen. Unter dem Motto „Die Zukunft der Regulierung“ werden auf unserer Fachtagung aktuelle Fragen der Strommarktregulierung und mögliche Lösungen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Weitere Impulse liefern Vergleiche zu anderen Ländern und Sektoren. Interessante Diskussionsrunden bieten zudem die Möglichkeit für einen fundierten Meinungsaustausch. 02. bis 03. Juni 2015 Die erste Meile – von der Geschäftsidee zum erfolgreichen Geschäftsmodell Seminar, Wien In diesem zweitägigen Praxisworkshop lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie mit der international erfolgreichsten Methode für Geschäftsmodell-Innovation die zentralen Bausteine Ihres Geschäftsmodells aufbauen und systematisch die größten Chancen und Risiken erkennen. In einer interaktiven Mischung aus Vorträgen, Kleingruppenarbeit und Diskussionsforen arbeiten Sie an aktuellen Geschäftsideen aus der Energiewirtschaft und erfahren die neuesten Strategien, mit denen Sie auf der ersten Meile Ihren Erfolg erhöhen und die Kosten und Risiken drastisch senken können. 09. bis 10. Juni 2015 und von 13. bis 14. November 2015 Basisseminar – Gesamtheitliches Notfall- und Krisenmanagement Seminar, Wien Ziel des Seminars ist es, den TeilnehmerInnen anhand eines Szenarios die Anforderungen an Entscheidungsträger bei außergewöhnlichen Ereignissen unmittelbar und persönlich erfahren zu lassen. Dabei müssen im Rahmen der Ereignisbewältigung Entscheidungstechniken auf Basis bisheriger Erfahrungen im Team oder als Einzelperson angewandt, Entscheidungen getroffen und die festgelegten Maßnahmen zeitgerecht intern und extern kommuniziert werden. Abschließend werden aus den Erfahrungen der TeilnehmerInnen Folgerungen für ein Führungssystem zur Bewältigung außergewöhnlicher Ereignisse ausgearbeitet. 17. Juni 2015 Von Netzrückwirkungen zur EMV Seminar, Wien Es kommen neue Herausforderungen auf die Mitarbeiter der EVU zu – es wird Verständnis zwischen Ursache und Wirkung im Bereich elektromagnetischer Verträglichkeit benötigt. Das Seminar informiert darüber, welche grundsätzlichen elektrotechnischen Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen hier dahinter stehen; letztendlich stellen sich die bekannten Netzrückwirkungen als ein Teilgebiet VERANSTALTUNGEN der EMV heraus. Neben einem Überblick zu den Kopplungsmechanismen werden auch viele praktische Beispiele zu bereits beobachteten EMV-Problemen erörtert. die wichtigsten technischen Regelwerke von Oesterreichs Energie. Eine Exkursion zur Austrian Power Grid Control rundet das Angebot ab. 17. und 18. Juni 2015 Anschluss und Parallelbetrieb von PV-Anlagen Seminar, Wien Im Zuge des verstärkten Ausbaus der erneuerbaren Energien kommt dem Thema Anschluss und Parallelbetrieb von PV-Anlagen eine immer größer werdende Bedeutung zu. Der erste Tag beschäftigt sich mit den Inhalten wie Netzintegration, Power Quality, Vorschriften für den Netzanschluss, Anschlussbeurteilung sowie netzstützenden Funktionen von dezentralen Erzeugungsanlagen. Der zweite Tag steht ganz im Zeichen der Praxis mit Demonstrationen und praktischen Übungen im Labor. 15. und 16. September 2015 Fortbildungsseminar für Brandschutzbeauftragte und Brandschutzwarte Seminar, Linz Entsprechend der Technischen Richtlinie für vorbeugenden Brandschutz – TRVB O 117 – ist für Brandschutzbeauftragte innerhalb von 5 Jahren ein Fortbildungsseminar zu besuchen, um die Verlängerung der Gültigkeit des Brandschutzpasses um darauf folgende 5 Jahre zu erlangen und aktuelle Informationen über Neuerungen auf dem Gebiet des Brandschutzes zu erhalten. Für Brandschutzwarte wird ein Fortbildungsseminar empfohlen (die Fortbildung von Brandschutzwarten hat innerhalb von 5 Jahren zumindest innerbetrieblich durch den Brandschutzbeauftragten zu erfolgen). . 6. bis 8. Oktober 2015 Brandschutz in Elektrizitätsunternehmen Seminar, Lebring Diese Basisausbildung ermöglicht Ihnen einen Brandschutzpass zu erlangen und wendet sich damit an jene Mitarbeiter in Elektrizitätsunternehmen bzw. Mehrspartenunternehmen, die als 23. bis 24. Juni 2015 und von 29. bis 30. September 2015 Österreichs E-Wirtschaft kompakt Seminar, Wien Lernen Sie bei diesem Seminar wirtschaftliche und technische Zusammenhänge der E-Wirtschaft kennen, und erfahren Sie mehr über die Hintergründe und die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Erzeugung, Netze, Handel & Vertrieb und Recht. Darüber hinaus erhalten Sie Einblicke in die energiewirtschaftlichen Mechanismen der EU und 63 Brandschutzbeauftragte tätig sind oder als solche eingesetzt werden sollen, sowie an Mitarbeiter projektierender Abteilungen, die mit Aufgaben des Brandschutzes befasst sind. Auch Brandschutzwarte können diese umfassende Ausbildung besuchen. 20. Oktober 2015 TAEV – Technische Anschlussbedingungen für den Anschluss an öffentliche Versorgungsnetze Seminar, Salzburg Informieren Sie sich aus erster Hand über die aktuellen und wichtigsten Aspekte zu den technischen Festlegungen der Netzbetreiber über die Ausführungen des Hausanschlusses und die technischen Bedingungen des Anschlusses an das öffentliche Netz. Erhalten Sie darüber hinaus einen kompakten Überblick über die geltenden Errichtungsbestimmungen für elektrische Niederspannungsanlagen. Information und Anmeldung: Oesterreichs Energie Akademie, Brahmsplatz 3, 1040 Wien Tel.: +43 1/501 98-304, Fax: +43 1/501 98-902 E-Mail: [email protected], www.akademie.oesterreichsenergie.at Impressum Herausgeber und Medieninhaber: Österreichs E-Wirtschaft, Brahmsplatz 3, A-1040 Wien, Telefon: +43 1/501 98-0, Telefax: +43 1/505 12 18, E-Mail: [email protected], Internet: www.oesterreichsenergie.at Redaktion: Ernst Brandstetter, Chefredakteur; Monika Bachhofer, Chefin vom Dienst Verleger: „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien, Telefon: +43 1/514 14-0, Telefax: +43 1/514 14-405 Anzeigen: Peter Syrch, DW 332, [email protected]; Elisabeth Samadinger-Regner, DW 281, elisabeth. [email protected] | Anzeigentarif 2015 gültig ab 1. Jänner 2015, DVR: 0368491 Abonnement: Aboservice für Oesterreichs Energie, Telefon: +43 1/514 14-281, Telefax: +43 1/514 14-405; E-Mail: [email protected] Preise: Abonnement: Inland: € 135,–, Ausland: € 171,–; Mitglieder Inland: € 83,–, Mitglieder Ausland: € 119,–; alle Preise inklusive Mehrwertsteuer und Versandkosten. Abonnements, die nicht einen Monat vor Ablauf des Bezugsjahres storniert werden, laufen weiter. Projektleitung: Mag. Elisabeth Samadinger-Regner, Die Presse Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG. Projektkoordination & Grafik: Styria Multi Media Corporate GmbH, Mag. Carmen Schlögl, Rosi Horvath, Jennifer Fiala Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at Lektorat: www.onlinelektorat.at Druck: Druckhaus Thalerhof GesmbH, A-8073 Feldkirchen/Graz, Gmeinergasse 1–3, www.druckhaus.at Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beitrage und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. 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Landes- Vorstands, Siemens AG entwicklung MV Prof. Dr. Viktor MayerSchönberger, Universität Oxford Jörg Müller, Vorstandsvorsitzender, ENERTRAG Aktiengesellschaft Michael Rühle, Head of Energy Security Section, NATO Dr. Rolf Martin Schmitz, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, RWE AG und BDEWVizepräsident Johannes Kempmann, GF, Städtische Werke Magdeburg GmbH & Co. KG und BDEW-Präsident Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender, Berliner Wasserbetriebe AG und BDEW-Vizepräsident Klaus Steiner, GF, Stadtwerke Lindau GmbH und BDEWVizepräsident BDEW Kongress 2015 23.– 25. Juni 2015, InterContinental Berlin BDEW Kongress Infoline 030. 28 44 94 -185 www.bdew.de / kongress · [email protected] BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Hauptsponsoren Nachwuchsinitiative Medienpartner
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