GKGBE Titelseite

13
april 2015 | www.gkgbe.ch
gesamtkirchgemeinde Bern
VERANTWORTLICHE REDAKTION
für diese und die letzte Seite dieses Bundes
Karin Freiburghaus, Redaktorin ([email protected])
Karin Meier, Redaktorin ([email protected])
Kirchmeieramt, Bürenstr. 12, PF, 3000 Bern 23 ([email protected])
Ausgabe Heiliggeist/Münster/Nydegg
«Wir lernen, in Stresssituationen gelassen zu bleiben»
Der Jugendarbeiter Florian
Winkler zeigt Kindern und
Jugendlichen durch eine
christliche Form der Kampfkunst, wie sie schwierige
Situationen erfolgreich meistern können. Nun soll dieser
Ansatz überregional bekannt
gemacht werden.
Mit «Friedensstifter – the Art of
Peace» planen Sie auf den Frühling
2016 hin ein Interventionsprojekt.
An wen richtet es sich?
Angesprochen sind Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren mit unterschiedlichstem schwierigem Hinter-
Der Kirchgemeinderat hat das
Projekt gutgeheissen. Wie geht es
weiter?
Zu Beginn werden wir das Angebot
an einem Tag in der Woche führen.
Mit der Zeit soll es auf alle fünf Wochentage ausgeweitet werden. Unser
Ziel ist es, uns schrittweise zu professionalisieren und überregionale Bekanntheit zu erlangen. Über Fundraising und Zuweisern wie dem RAV,
Schulen oder Heimen wollen wir mittelfristig selbsttragend werden. Als
erstes werde ich nun den genauen
Bedarf abklären, ein Detailkonzept
ausarbeiten und Gelder suchen.
Interview: Karin Meier
robert ruprecht, präsident kirch-
BILD: BEATRICE DEVENES
Herr Winkler, Sie haben 2013 die
neugeschaffene 40%-Stelle für
Jugendarbeit in der Kirchgemeinde
Frieden angetreten. Wo liegt der
Schwerpunkt Ihrer Arbeit?
Ich stärke Kinder und Jugendliche
über körperorientierte Übungen wie
Körperwahrnehmung und Atmung in
ihrer Selbstbehauptung. Dabei zeige
ich ihnen, wie sie sich in schwierigen
Situationen verhalten können. Indem
sie ihre physischen Kräfte entdecken
und entwickeln, können sie bei einer
Demütigung beispielsweise statt zurückschlagen oder der Konfrontation
ausweichen das Gegenüber auffordern, ihnen auch auf die andere Backe zu hauen. Das braucht Mut und
Kraft. Mit dieser Reaktion nehmen
wir dem Vis-à-vis den Wind aus den
Segeln: Es kann zwar nochmals schlagen, uns dabei aber nicht weiter
schwächen. Wir kennen dies aus der
Bergpredigt: Jesus traut uns zu, eine
schwierige Situation auszuhalten.
Durch die Beobachtung ihres Körpers
können die Kinder und Jugendlichen
feststellen, wie sie diese Haltung
stärkt. Solche Formen der Selbstbehauptung vermittle ich in Workshops,
in Einzelcoachings im KUW-Unterricht sowie in Schulprojektwochen.
Weiter begleite ich auch Kinder und
Jugendliche und ihre Eltern bei
schwierigen Lehrmeister- oder Behördengesprächen.
«Leuchtfeuer» Friedensarbeit
Die Friedensgemeinde ist die einzige in
Bern, deren Name ein Programm ist. Das
hat unser Pfarrteam aufgenommen, und
es wird zusammen mit dem Kirchgemeinderat und dem Gemeindedienst auf verschiedenen Wegen umgesetzt. Die jüngste
Initiative in diesem Rahmen kommt von
unserem Jugendarbeiter Florian Winkler
mit dem Projekt «Friedensstifter – The Art
of Peace».
Noch klaffen allerdings Wunsch und Wirklichkeit auseinander: An seiner jüngsten
Sitzung hat der Kirchgemeinderat das
Projekt mit grossem Wohlwollen diskutiert, nicht zuletzt unter der Frage, wie es
wohl finanziert werden könne. Der Globalkredit erlaubt keine Sprünge; neue Stellenprozente sind keine vorhanden. Die
Diskussion ergab eine neue Gewichtung
der Aufgaben innerhalb des Mitarbeiterteams, um Florian Winkler den Freiraum
für einen Anfang zu geben. Der soll bescheiden sein: Das Projekt soll aus unserer eigenen Jugendarbeit heraus wachsen.
Langfristig ist es durchaus möglich, dass
es sich finanziell selbst trägt. Während einer Übergangszeit ist aber ein zusätzliches finanzielles Engagement nötig, für
das die Mittel der Gemeinde nicht ausreichen. Da stellt sich dann die Frage, wer da
einspringen kann.
Im Rahmen des Strukturdialogs II ist das
Stichwort «Leuchtfeuer» aufgetaucht:
Jede Kirchgemeinde oder jeder Kirchenkreis, die oder der das will, kann sich neben der normalen Tätigkeit für ein besonderes Thema einsetzen und für einzelne
Projekte allenfalls auch mit einem Kredit
unterstützt werden. Innerhalb des in unserer Gemeinde bestehenden «Leuchtfeuers» Friedensarbeit wäre das Projekt
«Friedensstifter» ein entsprechender Kandidat. Aber das ist Zukunftsmusik. Werden
wir es schaffen, dem Projekt die nötige Lebenskraft einzuhauchen, damit es nicht in
den ersten Anfängen stecken bleiben
muss?
Halten wir uns an das Wort von Huldrych
Zwingli: Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!
Florian Winkler ist gelernter Elektriker und Naturarzt. Er hat ein Lehrdiplom für Elementarkampfkunst und besitzt mehrere schwarze
Gürtel. Der 37-Jährige absolviert derzeit eine Weiterbildung zum Ausbildner FA und in körperzentrierter Psychotherapie.
grund, beispielsweise Arbeitslose,
Mobbing- oder Missbrauchsopfer
oder Drogenkonsumierende. Wir
bieten ihnen ein niederschwelliges
Angebot, damit sie sich stabilisieren
können. Das soll ihnen erlauben,
eine Lehre zu beginnen oder in ein
Integrationsprojekt wechseln zu
können.
Als Methode wählen Sie eine semitherapeutische Körperschulung. Was
ist damit gemeint?
Mit westlichen Kampfkünsten wie
Systema simulieren wir über Körperkontakt und Bewegung physischen
Stress. So können die Teilnehmenden
ein Sensorium für Angst und unterdrückte Emotionen entwickeln. Wir
üben, diese Angst auszuhalten und
uns über die Atmung zu entspannen.
Eigentlich machen wir dasselbe, was
in Notfällen immer gefordert ist: Wir
lernen, in Stresssituationen gelassen
zu bleiben. Zum Training gehören zudem ruhige Elemente wie meditative
Gymnastik und Massagen.
Wie werden die Teilnehmenden sonst
noch gestärkt?
In der Kampfkunst geht es primär um
den Kampf mit sich selbst. Bei einer
Aufgabe wie dem Absolvieren von 50
Liegestützen in zehn Minuten lernen
die Kinder und Jugendlichen, die innere Stimme zu ignorieren, die ihnen
sagt, ich kann nicht mehr. Das Durchhalten führt zu einem Erfolgserlebnis.
Das ist gerade für jene Kinder und Jugendlichen wichtig, die in einem Umfeld mit wenig Wertschätzung aufwachsen und ein Verliererskript verinnerlicht haben. Deshalb nutzen wir
ein Rangsystem, analog zu den Gürtelfarben im Karate-Do. Das Pionierprojekt in Dänemark, an dem wir uns
orientieren, hat gezeigt, dass dies die
Teilnehmenden sehr motiviert. Dane-
ben wollen wir ihnen auch Werte wie
Verantwortungsbewusstsein vorleben, damit sie neue positive Erfahrungen machen können.
Infos zum Projekt: [email protected]
Singen ist ihre Leidenschaft
www.bmkc.ch/der-kinderchor
www.paulusmusik.ch
Irene Stüssi singt seit drei
Jahren im Berner Münster
Kinderchor mit. Das Engagement stimmt nicht nur musikalisch: Im Chor hat die
Zwölfjährige drei neue Freundinnen gefunden.
Schon als kleines Kind sang Irene
Stüssi sehr gerne. Auch Talent hatte
sie offenbar schon früh: «Egal, wie
falsch man mir vorsang: Ich konnte
die Lieder immer korrekt nachsingen», erzählt sie. Vom Berner Münster Kinderchor wusste sie schon
früh. Bis Irene dem rund 45-köpfigen
Chor beitrat, verging aber erst einige
Zeit. Denn die Chorproben fanden
zur selben Zeit statt wie die «Biblischen Geschichten», welche interessierten Kindern früher am Samstagvormittag im Münster erzählt wurden. Irene besuchte diese Anlässe
mehrere Jahre lang. Als sie in der
dritten Klasse war, entschied sie
sich, in den Chor zu wechseln. Dort
fand sie nicht nur Erfüllung beim
Singen, sondern auch drei neue
Freundinnen. Das Quartett verbindet
nebst der Leidenschaft fürs Singen
noch etwas anderes: Alle vier Mädchen spielen Geige. Der Höhepunkt
des Chor-Jahres ist für Irene immer
die Weihnachtszeit mit der Aufführung beim Familiengottesdienst vom
24. Dezember im Münster. Geprobt
wird fast jeden Samstagvormittag.
Daheim singt Irene weiter: «Ich singe fast ununterbrochen, wenn nicht
laut, dann zumindest in meinem Innern.» Dass die Chormitglieder die
Noten auswendig singen, kommt der
Sechstklässlerin, die das Freie Gymnasium Bern besucht, entgegen. Sie
hat eine Sehschwäche, so dass sie
beim Singen vor allem mit dem Gehör arbeitet. Für das Geigenspiel ist
sie auf die Hilfe eines Heilpädagogen angewiesen, der ihr die Noten
vergrössert. Diese Unterstützung
möchte sie später einmal weitergeben: «Ich will mich für Unterrichts-
Zahl des Monats
205 Stellenprozente
wendet die Kirchgemeinde Bümpliz
für die offene und für die kirchliche
Kinder- und Jugendarbeit auf.
Inhalt
Rap & Poetry in der Heiliggeistkirche
Am Kirchenklangfest Cantars treten Slam Poeten gegen Theologen
an. Am 25. April um 19.30 Uhr.
> Seite 14
WortKlangRäume im Münster
Guy Krneta und Daniel Woodtli
bringen Literatur und Musik ins
Münster. Am 14. April um 19.30 Uhr.
> Seite 17
BILD: KARIN MEIER
Singen in der Kirche
Die Berner Kirchgemeinden unterhalten
verschiedene Chöre, die regelmässig oder
auf einen bestimmten Anlass hin üben.
Einer dieser Chöre ist der Berner Münster
Kinderchor, der von Johannes Günther geleitet wird. Das nächste Mal tritt der Chor
am Palmsonntag, 29. März, und am Karfreitag, 3. April, im Münster auf. Mit dem Berner Kammerchor nimmt er an der Aufführung der Matthäus-Passion teil, die jeweils
um 17 Uhr beginnt.
Der Zusatzchor für das Karfreitagskonzert
am 3. April um 17 Uhr in der Pauluskirche
lädt Interessierte zum Mitmachen ein. Gespielt werden Werke von Max Reger und Johann Sebastian Bach. Es wird an drei Abenden geprobt, am Karfreitag folgen Hauptprobe und Konzert.
Gelegenheit zum Mitsingen bieten die Singgottesdienste in der Friedenskirche und die
Taizé-Abende in der Nydeggkirche.
gemeinderat frieden
Irene Stüssi
materialien einsetzen, die von Kindern mit einer Sehschwäche genutzt
werden können.»
karin meier
Kontemplation zu Passion
und Ostern
Jeden Mittwoch von 18-18.45 Uhr
im Chor der Nydeggkirche.
> Seite 18