Teil 4 - Mittelrhein Marathon

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Sport
SEITE 12
NR. 113 . MONTAG, 18. MAI 2015
Neuseeländer sorgt
für die Nadelstiche
Inlineskating Ollie Jones fährt dominant zum Sieg
Start frei für den 11. Mittelrhein-Marathon – und damit für viele Breitensportler, die auf verschiedenen Strecken unterwegs waren.
Fotos: Holger Teusch
Fakensa läuft allen locker davon
Leichtathletik Äthiopier
gewinnt und sorgt für
den Höhepunkt beim
Mittelrhein-Marathon
Von unserem Redakteur
Volker Boch
M Koblenz. Mit internationalen
Siegern ist der 11. Mittelrhein-Marathon ins Ziel gegangen. Rund
3000 Teilnehmer waren im Welterbetal unterwegs, allen voran im
Halbmarathon. „Das Wetter war
hervorragend“, sagte Bernhard
Scharpey vom ausrichtenden Marathon-Verein, „auch organisatorisch können wir sehr zufrieden
sein. Lediglich die Teilnehmerzahlen entsprechen nicht dem, was
wir erwartet hatten.“
Angesichts der Prognose guter
Witterungsbedingungen waren die
Veranstalter davon ausgegangen,
dass sich einige Hundert Teilnehmer nachmelden würden. Doch obwohl die klimatischen Voraussetzungen gerade für die Laufwettbewerbe am Sonntag so gut wie eigentlich nie in der Geschichte des
regionalen Breitensportklassikers
waren, meldeten nur gut 200 Aktive am Veranstaltungswochenende
nach. „Wir sind da ganz ehrlich,
wir hatten auf deutlich mehr gehofft“, sagte Scharpey.
Die geringen Anmeldezahlen
taten den sportlichen Leistungen
keinen Abbruch. Es waren wieder
einmal vor allem die ausländischen
Starter, die den Hauptwettbewerben ihren Stempel aufdrückten.
Der Äthiopier Bayisa Fakensa war
zwar recht spontan ins Starterfeld
gerutscht, nachdem er nur eine
Ohne Druck zum Sieg zu des Kaisers
Füßen: Bayisa Fakensa.
Obergföll belegt beim
Comeback Platz sechs
Leichtathletik Storl stark – Auch Schwanitz überzeugt
M Schanghai.
Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll ist
bei ihrem Comeback nach langer
Wettkampfpause Sechste geworden. Für ihre 62,08 Meter holte
sich die 33-Jährige beim DiamondLeague-Meeting in Schanghai 1750
Euro Preisgeld ab – und neues
Selbstvertrauen für das Projekt Titelverteidigung bei der Leichtathletik-WM Ende August in Peking.
„Mit 63 Metern wäre ich zufrieden“, hatte Obergföll vor der Reise
nach China gesagt. Punkte fürs
Diamond Race kann die Offenburgerin nun erst wieder am 30. Mai
in Eugene/USA sammeln.
Europameisterin
Christina
Schwanitz kratzte bei ihrer Rückkehr in den Kugelstoß-Ring sogar
an der 20-Meter-Marke. Als Zweite mit 19,94 Metern musste sich die
29-Jährige nur der Chinesin Gong
Lijao geschlagen geben, die mit
der Jahresweltbestleistung von
20,23 Metern gewann. Nach einer
Knie-Operation im Herbst musste
Schwanitz auf die Hallensaison
verzichten. Am Tag der Comebacks kam Stabhochspringerin Silke Spiegelburg bei ihrem ersten
Wettkampf nach fast einjähriger
Verletzungspause als Sechste über
4,38 Meter nicht hinaus. Ihre
Teamkollegin Katharina Bauer
wurde mit 4,28 Metern Neunte.
Zum Auftakt der Diamond
League in Doha hatten US-Sprinter
Justin Gatlin mit 9,74 Sekunden
und ein Dreispringer-Duo für die
Höhepunkte gesorgt. Pedro Pablo
Pichardo siegte mit dem drittweitesten Dreisprung der Historie
(18,06 Meter) vor Olympiasieger
Christian Taylor (USA/18,04). Kugelstoß-Weltmeister David Storl eröffnete seine Freiluftsaison mit einem Sieg (21,51 Meter) – insgesamt gab es elf Jahresweltbestleistungen.
Zahl des Tages
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Ist wieder da und voller Tatendrang:
Christina Obergföll.
Foto: dpa
Mal hat Justin Gatlin in seiner
Karriere nachweislich gedopt.
Einmal mit Amphetaminen
(2001), einmal mit Testosteron
(2006). In Doha lief der USamerikanische Sprinter die 100
Meter jetzt in 9,74 Sekunden –
das ist persönlicher Rekord. Mit
auch schon 33 Jahren.
Woche zuvor in Belgien einen Marathon in 2:26 Stunden gewonnen
hatte. Kaum am Deutschen Eck gestartet, übernahm Fakensa aber
das Kommando und gab es auf
dem Wendepunktkurs nicht mehr
ab. In 1:14:21 Stunden lief er die
erste Streckenhälfte bis Boppard
und konnte es sich auf dem Rückweg erlauben, in 1:18:47 deutlich
langsamer zu laufen. Seiner Siegerzeit von 2:33:08 Stunden war
nichts anzuhaben, vor allem, da
der zweimalige Mittelrhein-Marathon-Sieger Tobias Sauter unterwegs offensichtlich fehlgeleitet
worden war und daraufhin auf
Platz zwei liegend das Rennen vorzeitig beendete. So hatte Fakensa
bei seinem Zieleinlauf am Deutschen Eck mehr als elf Minuten
Vorsprung. Bei den Frauen lief
Kerstin Althoff (Team Erdinger)
ebenfalls unangefochten in 3:22:22
Stunden zum Sieg im Marathon.
Im Halbmarathon gab es in Koblenz zumindest einen Teil-Heimsieg. Schließlich war der Schnellste, Tatsuya Aoyagi, am Mittwoch
mit einer Reisegruppe aus der Bopparder Partnerstadt Ome aus Japan
eingeflogen. Kaum war der Startschuss gefallen, lief der Japaner an
die Spitze und zu einer in 1:19:10
Stunden doch recht überschaubaren Siegerzeit. Felicitas Doff-SottaBengel setzte sich bei den Frauen
in 1:28:59 Stunden durch. Ähnlich
wie auf dem Rückweg des Marathons und auch bei den Inlineskatern hatten es die Halbmarathonläufer auf dem Weg durch den
windanfälligen Bopparder Hamm
in Richtung Koblenz mit einem
recht frischen Lüftchen zu tun.
Weniger spürten davon die Läufer und Walker auf dem 10-Kilometer-Kurs, der in Koblenz gestartet wurde. Thomas Klein (RunnersPoint Koblenz) setzte sich in 35:29
Minuten bei den Männern an die
Spitze, in Birgit Jacobi lief in 39:53
ebenfalls eine Koblenzerin ganz
nach vorn. „Ein großer Vorteil für
die Sportler waren die optimalen
Temperaturen“, sagte der Sportliche Leiter Lothar Hirsch, der gerade im Breitensportfeld viele zufriedene Gesichter notierte. Bei
dem mit gut 600 Kindern besetzten
Mini-Marathon war die Stimmung
ohnehin schwer zu übertreffen.
Y
Viele Bilder zum Marathon
finden Sie im Internet unter
www.ku-rz.de/mm15
M Koblenz. Im Ziel des Inline-Marathons stand Ollie Jones unscheinbar an der Seite. Der 19-Jährige aus Christchurch in Neuseeland rollte langsam mit seinen Skates über die Straße und verschwand in der Masse. Während
des Rennens hatte der Junge alle
zum Narren gehalten, da brauchte
er nun keinen großen Auftritt mehr.
In 1:12:49 Stunden sprintete er vor
dem Deutschen Sebastian Mirsch
ins Ziel. Die beiden trennten zwar
nur eine Sekunde, aber es schienen Welten zu sein.
„Sein Rennen war ein Schauspiel“, lobte Inline-Rennchef Oliver Engel den jungen Neuseeländer, „keine Ahnung, wie oft er unterwegs attackiert hat.“ Das Tempo war insgesamt zwar aufgrund
eines starken Gegenwinds nicht
extrem hoch, aber es war Jones allein, der das Rennen dominierte.
„Er wollte uns müde machen“, sagte Michael Puderbach aus Adenau,
der in 1:13:55 Stunden als Dritter
ins Ziel rollte. „Es ist ihm ja auch
gelungen. Er hat die Gruppe richtig zerrissen.“ Besonders heftig ließ
es Jones krachen, als das Spitzenfeld am Ende eines Rundkurses in
Boppard auf die letzten 20 Kilometer ging. Auf 10 oder 15 Attacken schätzte Puderbach die unermüdlichen Angriffe des Vizeweltmeisters über 10 000 Meter auf
der Straße. Nadelstichartig versuchte Jones immer wieder, das
Feld zu sprengen, bis er schließlich
mit dem Darmstädter Mirsch allein
unterwegs war.
Doch das Duo blieb bis zum Zielspurt auf der Mainzer Straße völlig
ungleich – denn Mirsch kam aus
dem Windschatten des Neuseeländers nie heraus. „Einmal habe
ich so getan, als könnte ich nicht
mehr, aber selbst da ist er nicht vorbeigegangen“, erklärte Jones später grinsend. Also zog er das Rennen bis zum Zieleinlauf von der
Spitze weg durch.
Im Rennen der Frauen setzte
sich Katharina Rumpus in 1:17:14
Stunden dagegen im Alleingang
durch. Sie kam als Solistin mit
mehr als drei Minuten Vorsprung
auf das Feld in Koblenz an. Drei Tage nach ihrem 22. Geburtstag war
Giro: Simon Geschke fährt ins Bergtrikot
Radsport Alberto Contador
trotz Blessur weiter vorn
M San Giorgio del Sannio. Radprofi
Alberto Contador geht im Rosa Trikot und mit drei Sekunden Vorsprung auf Lokalmatador Fabio
Aru in den ersten Ruhetag des 98.
Giro d'Italia. Der 32 Jahre alte Spanier, der sich am Mittwoch bei einem Sturz das linke Schultergelenk auskugelte und eine Bänderdehnung erlitt, hat die Erholung
herbeigesehnt. Die schwierige 9.
Etappe beendete Contador nach
224 Kilometern in San Giorgio del
Sannio in einer Vierergruppe der
Topfavoriten 57 Sekunden hinter
dem Tagessieger Paolo Tiralongo,
der sich die insgesamt dritte GiroEtappe seiner Karriere sicherte.
Hinter dem Italiener gewann Aru
den Spurt der Contador-Gruppe
und machte dabei eine Sekunde
auf den Spanier gut. Insgesamt waren dabei 3700 Höhenmeter zu
überwinden.
Aus deutscher Sicht hatte der
Berliner Simon Geschke seinen
großen Tag. Der Profi aus dem Giant-Alpecin-Team erkämpfte sich
als Ausreißer in einer elfköpfigen
Spitzengruppe das Bergtrikot und
Rang drei im Tagesklassement. Er
gewann die ersten beiden Bergwertungen und wird am Dienstag
im Blauen Trikot fahren.
Große Beeinträchtigungen waren Contador nicht anzumerken.
Nach der Etappe am Samstag auf
dem Campitello Matese versprühte
der Topfavorit der Italien-Rundfahrt Optimismus: „Ich habe diesen
Test ohne Probleme bestanden. Ich
bin zuversichtlich. Die Zeit arbeitet
für mich.“ Allerdings überlegt der
zweifache Toursieger, seine Position beim Zeitfahren am kommenden Samstag in Treviso wegen seines Handicaps zu ändern.
Überraschender Sieg im Spring-Derby
Reiten Christian Glienewinkel triumphiert bei Klassiker in Hamburg-Klein Flottbek
M Hamburg. Ein Altenpfleger hat
den Reitprofis beim 86. deutschen
Spring-Derby die Show gestohlen.
Mit einer couragierten Vorstellung
gewann Außenseiter Christian
Glienewinkel auf dem Traditionskurs in Hamburg-Klein Flottbek
den Klassiker um das Blaue Band.
Zwei Tage nach seinem 30. Geburtstag gelang ihm auf Aircare
der 151. fehlerfreie Ritt in der 95jährigen Derby-Geschichte – und
damit der völlig unerwartete Sieg
bei dem erstmals mit 120 000 Euro
dotierten Springen. Er blieb als einziger ohne Fehler.
„Das ist unglaublich. Ich kann
es nicht fassen“, sagte Glienewinkel, der im Hauptberuf Altenpfleger ist. Er hatte 2011 sein DerbyDebüt gegeben. „Vom Siegen habe ich noch gar nicht geträumt.
Platz drei und vier wäre schon su-
per gewesen.“ Das größte Lob ging aus Norderstedt auf dem erfahrean sein Pferd. „Das hat er super ge- nen Lex Lugar.
macht“, lobte Glienewinkel.
Tags zuvor hatte Philipp WeisWeder vor noch nach ihm schaff- haupt nur um 0,25 Sekunden das
te es einer seiner 30 Konkurrenten, große Geld verpasst. Der Angebei wechselhaften Wetterstellte des viermaligen
bedingungen mit Wind,
Olympia-Siegers Ludger
Regen und Sonnenschein
Beerbaum musste sich in
ohne Abwurf über die 17
dem mit 300 000 Euro doHindernisse des 1230 Metierten Großen Preis im
ter langen Parcours zu
Stechen auf Chico nur Kent
kommen. Auch nicht der
Farrington auf Voyeur gedreimalige Derby-Sieger
schlagen geben. Der WeltAndre Thieme, der mit
ranglisten-Vierte aus den
Quonschbob einen Abwurf C. Glienewinkel USA kassierte 99 000 Euro,
hatte, von den vier Startern
der 29-jährige Weishaupt
mit vier Strafpunkten aber der immerhin 60 000 Euro. Die Prüfung
schnellste war. Andre Plath von zählte zur Global Champions Tour.
der Insel Poel wurde auf Cosmic In der Serie werden insgesamt 10
Blue Dritter vor der Lokalmatado- Millionen Euro ausgeschüttet.
rin Janne-Friederike Meyer mit Hamburg war die fünfte Station
Anna und dem zweimaligen Der- und die einzige in Deutschland,
by-Gewinner Carsten-Otto Nagel zehn weitere Springen folgen.
der dritte Mittelrhein-Sieg in Serie
für die Heilbronnerin ein schönes
Geschenk. Für die Konkurrenz gab
es bereits bei Halbzeit des Rennens keinen Kontakt mehr zu Dominatorin des Wettkampfes. Als
einzige Teilnehmerin ist es Rumpus damit in der Geschichte des
Marathons gelungen, in Koblenz
dreimal zu siegen. „Meine Taktik
ist voll aufgegangen“, erklärte sie.
Für Jones hieß es nach dem Rennen unterdessen, rasch zurück zu
seinem Auto zu kommen. Denn
noch bis Juli ist der Neuseeländer
auf Europa-Tournee. Mit anderen
Sportlern reist er über den Kontinent, um im Wochenrhythmus Rennen zu bestreiten. „Kommendes
Wochenende bin ich in Frankreich
und fahre ein Straßenradrennen, in
der Woche danach bin ich wieder
als Inline-Skater beim World Inline-Cup am Start“, sagte Jones.
Ein Zuckerschlecken scheint dieses Leben als Profi jedoch nicht gerade zu sein – Jones' Rennanzug ist
nach Stürzen gleich mehrfach geflickt. Wie schwer es ist, am Mittelrhein vorn zu sein, hat er vor
zwei Jahren erlebt, als er in einem
Regenrennen Zehnter wurde.
Diesmal erschien es für Jones geradezu kinderleicht. Volker Boch
Überragender Auftritt: Ollie Jones
setzt sich in Koblenz klar durch.
Nur Philipp
Öttl strahlt
Motorrad Bilanz in Le
Mans eher durchwachsen
M Le Mans. Philipp Öttl strahlte
wie lange nicht. Der 19 Jahre alte
Moto3-Pilot fuhr in Le Mans beim
WM-Lauf von Frankreich nach einer starken Leistung auf Rang
zehn und damit zum ersten Mal in
dieser Saison in die Top Ten. „Das
war auf jeden Fall eines meiner
besten Rennen. Die Geschwindigkeit war gut. Ich bin einfach gefahren, was gegangen ist. Immer
am Limit“, sagte der KTM-Fahrer
aus Ainring. Beim fünften WMLauf zeigte er eine überzeugende
Aufholjagd. Auf Startplatz 33 als
Vorletzter ins Rennen gegangen,
machte er Platz um Platz gut.
Zwei Wochen zuvor in Jerez war
er noch ausgeschieden und hatte
in Le Mans wegen einsetzenden
Regens die Qualifikationszeit nicht
geschafft. So angriffslustig wie Öttl
fuhr in der kleinsten Klasse nur der
Brite Danny Kent, der sich von
Rang 31 auf Platz vier verbesserte.
Der in der WM-Wertung führende
Honda-Fahrer aus dem deutschen
Leopard-Racing-Team der KieferBrüder aus Bad Kreuznach musste
sich nur einem italienischen Trio
beugen. Romano Fenati siegte vor
Enea Bastianini und Francesco
Bagnaia. In der Moto2-Klasse hatten die deutschen Piloten hingegen
nichts zu bestellen. Beim Sieg des
Schweizers Thomas Lüthi belegten
Marcel Schrötter und Sandro Cortese die Ränge 13 und 14. In der
MotoGP war das Rennen für Stefan
Bradl nach einem Sturz bereits in
der zweiten Runde beendet.