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Pressemitteilung
Nr. 9 / 18.03.2015
Pflanzenschutz / Schädlingsbekämpfung im Wald
Beim Waldschutz sind Realismus und fachliche
Kompetenz gefragt – und keine Naturromantik
Kritik am NABU: Die Verharmlosung der gefährlichen Prozessionsspinner
und die Verunglimpfung der genehmigten, fachlichen Ausbringung von
Schutzmitteln als „Gifteinsätze im Wald“ zeugt von Sach- und Praxisferne
Berlin, 27.03.2015 – In aller Deutlichkeit wendet sich der Dachverband der über
zwei Millionen privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer in Deutschland,
AGDW – Die Waldeigentümer, gegen die jüngsten Äußerungen des NABU
(Naturschutzbund Deutschland e.V.). Dieser hatte anlässlich des Tages des
Waldes den fachlichen Einsatz von Waldpflanzenschutzmitteln gegen
Schädlingsepidemien pauschal als „Gifteinsatz“ gebrandmarkt. Die für
Ökosysteme und Menschen schädlichen Prozessionsspinner verharmloste er als
„Schmetterlingsraupen“ und stellte sie in eine Reihe mit „Waldmaikäfern“.
Schuld an den vermehrt auftretenden Insektenplagen seien „die immer noch
häufigen Kiefernmonokulturen“.
AGDW-Präsident Philipp Freiherr zu Guttenberg ist entsetzt: „Dass der NABU
immer weiter fähig ist, seinen Zynismus gegenüber dem Wald und den Menschen,
die ihn in Arbeit oder Freizeit nutzen, zu steigern, ist ein Skandal. Er nutzt
offensichtlich bewusst die fehlende Fachkenntnis der Bevölkerung, um ein komplett
falsches Bild zu malen. Statt sich klar auf die Seite der Menschen zu stellen, ergreift
er Partei für zwei gefährliche Insektenarten, die in diesen Massen nichts in den
Wäldern zu suchen haben.“ Eine epidemische Invasion des Eichen- und des
Kiefernprozessionsspinners bringe der Natur keinerlei Nutzen. Im Gegenteil:
Dort, wo es auf arten- und nährstoffarmen Standorten, vor allem auf den
sandigen Böden Nordostdeutschlands, den Förstern und Waldeigentümern in
jahrzehntelanger Anstrengung gelungen sei, dank der genügsamen Kiefer wieder
Wälder aufzubauen, drohe die Totalvernichtung.
Gefahr für Menschen – Rückschlag für den Waldschutz
Die unkontrollierte Vermehrung der Prozessionsspinner stellt nicht nur den
Waldschutz als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge in Frage. Sie führt auch
dazu, dass viele Menschen über gesundheitliche Beeinträchtigungen aufgrund
des Kontakts mit den Brennhaaren der Raupen klagen. Die Behörden mussten
also handeln. Zwei Pflanzenschutzmittel wurden kürzlich für die
Luftfahrzeugausbringung bis 2018 bzw. 2021 genehmigt. Hinsichtlich der sehr
seltenen Anwendung in Naturschutzgebieten entscheiden wieder die Behörden
vor Ort. Und auch eine unsinnige Regelung der Bundesbehörden, die besagt, dass
nur 50 Prozent des befallenen geschlossenen Waldbestandes beflogen werden
darf, ist mit einer Öffnungsklausel für die Länder versehen worden.
Das vom Eichenprozessionsspinner extrem betroffene Brandenburg hat die
neuen Möglichkeiten sofort beim Schopfe gepackt und sich bereits im März über
eine Ausbringung von Schutzmitteln aus der Luft verständigt. Der „gute Rat“, wie
ihn ungefragt praxisferne Naturschutz-Ideologen geben, die Kiefernwälder
stattdessen lieber 200 bis 300 Jahre lang in Laubmischwälder umzubauen, hilft
hier nicht einmal theoretisch weiter, weil die Böden eine „natürliche Verjüngung
mit heimischen Laubbaumarten“ in der Regel gar nicht hergeben.
„Realismus statt Romantik“
Die AGDW-Waldschutzexpertin Petra Sorgenfrei erläutert: „Beim Waldschutz ist
Realismus statt Romantik gefragt. Pflanzenschutzmittel werden nach einem
umfangreichen Prognoseverfahren als letztes Mittel zum Walderhalt eingesetzt,
dabei ist die Ausbringung aus der Luft die effektivste. Weil natürliche Feinde die
rasante Vermehrung der Schadinsekten nicht aufhalten können, muss der Mensch
eingreifen. Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Biozid für den Wald
wird auf Basis höchster fachlicher Standards effektiv gestaltet – zum Wohle der
Gesundheit der Menschen, die den Wald in Beruf oder Freizeit nutzen.“
In diesem Kontext seien auch die Pressemitteilung und Dokumentation des
Bundesamts für Naturschutz (BfN) und Umweltbundesamts (UBA) zum Einsatz
in Naturschutzgebieten hier kontraproduktiv und nicht zielführend. BfN und
UBA stellten die Öffnungsregelung für die Länder einfach nur in Frage, anstatt
mit wissenschaftlich fundierten Grundlagen den zuständigen Behörden eine
Hilfestellung zu geben.
Perspektivisch merkt Petra Sorgenfrei, zugleich AGDW-Geschäftsführerin, an:
„Wir benötigen dringend die Erforschung und Zulassung weiterer selektiver und
effektiver Schutzmittel, um die im Wald Erholung suchenden Menschen, die
heimischen Ökosysteme und das über viele Generationen hinweg existenzsichernde
Waldeigentum schützen zu können.“ Schließlich nehme der Klimawandel und mit
ihm die Ausbreitung gefährlicher Arten gerade erst seinen Anfang, was auch die
selbsternannten Waldexperten im organisierten „Naturschutz“ nicht
wegpolemisieren könnten.
Pressekontakt: Alexander Zeihe
Hauptgeschäftsführer der AGDW – Die Waldeigentümer
Tel.: + 49 (0) 30 - 31 80 79 23
Fax: + 49 (0) 30 - 31 80 79 24
[email protected]
Hintergrundinformationen:
AGDW – Die Waldeigentümer vertritt als Dachverband für 13 Landesverbände die
Interessen der über zwei Millionen privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer in
Deutschland. Unser Denken und Handeln orientiert sich stets an den drei Säulen der
Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales. In diesem Sinne sehen wir in der
verantwortungsvollen Nutzung des Waldes die Grundlage für dessen Schutz und
Sicherung als Lebens- und Wirtschaftsraum. Der Verband ist Mitglied im Zentralverband
der Europäischen Waldbesitzer (CEPF).
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