Ist Supervision eine Unterstützung für helfende Berufe? OR Dr. Hermann Widauer Vorstand des Universitätsinstituts für Klinische Psychologie Überblick I. 1980- 1990 Ein Blick zurück – Bilanz über 10 Jahre Supervision als „Einzelakteur“ II. 1990 – 2015 Durchführung von Supervision durch ein Team von 11 SupervisorInnen III. Ergebnisse - Voraussetzung für erfolgreiche Supervision - Wann sollte Supervision vermieden werden 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 2/17 Gesetzliche Regelung und Richtlinien für Supervision Gemäß Krankenanstaltengesetz, BGBL Nr.801/1993 § 11c. Die Landesgesetzgebung hat die Träger der nach Anstaltszweck und Leistungsangebot in Betracht kommenden Krankenanstalten zu verpflichten, durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass den in der Krankenanstalt beschäftigten und einer entsprechenden Belastung ausgesetzten Personen im Rahmen ihrer Dienstzeit im erforderlichen Ausmaß Gelegenheit zur Teilnahme an einer berufsbegleitenden Supervision geboten wird. Die Supervision ist durch fachlich qualifizierte Personen auszuüben. 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 3/17 Information, Diskussion und Beratung über: Angebot: •Supervision •Ansuchen um Supervision und •alle weiteren Fragen hinsichtlich Supervision •Supervisionsformen und • Setting Koordination 11 SUPERVISORINNEN Supervisionsgruppen SUPERVISANDEN „Supervision an den SALK“ •4 Organisationsbesprechungen und Intervision des SupervisorInnenteams im Jahr •Budgetäre Verantwortung •Abrechnung der Honorarnoten -Fallsupervision -Teamsupervision -Gruppensupervision -Coaching -Balint-Gruppe -Mediation -Arbeitsplatzbez. Krisenintervention Information und Diskussion über alle Fragen hinsichtlich Supervision: -mit der Geschäftsführung SALK •Fort- und Weiterbildung der SupervisorInnen zu aktuellen Themen -Einzelsupervision -mit den Vorständen LKH, CDK, LK St-Veit -mit den Leitern -mit den Auftraggebern •Leistungsberichte, etc. 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 4/17 Angebote - Supervisionsformen 24.03.2015 Teamsupervision: MitarbeiterInnen aus der gleichen oder auch einer anderen Berufsgruppe, die gemeinsam im selben Team arbeiten Gruppensupervison: MitarbeiterInnen aus unterschiedlichen Stationen, Abteilungen oder Organisationseinheiten, die nicht in direktem Kooperationsbezug stehen. Fallsupervision: MitarbeiterInnen aus Teams oder Gruppen, die sich ausschließlich mit PatientInnen bzw. deren Angehörigen befassen Einzel -(fall) supervision: Inhalte dieser Supervision sind primär Patienten-, Angehörigen- bzw. Arbeitsbeziehungen. Leitungsberatung (Coaching): MitarbeiterInnen mit Leitungsaufgaben, die mit schwierigen Situationen, Managementaufgaben oder Entscheidungen konfrontiert sind. Balintgruppe: besondere Form der „Einzelfallsupervision“, MitarbeiterInnen aus Berufsfeldern, in denen die emotionale Beziehung zwischen Patient und Therapeut eine besondere Rolle spielt. Berufsfeldbezogene Krisenintervention: MitarbeiterInnen, die in ihrer beruflichen Tätigkeit ganz besonderen Belastungen ausgesetzt sind und eine Klärung/Lösung durch eine Supervision nicht zu erwarten ist, richtet sich ausschließlich an Einzelpersonen. Mediation: Strukturiertes Verfahren zur konstruktivenen Beilegung von Konflikten an dem Mitarbeiter freiwillig teilnehmen. Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 5/17 Anzahl der Supervisionseinheiten am LKH 1990 - 2014 450 Team, Gruppen Coaching Berufbezogene Krisenintervention Balint Mediation 400 350 300 250 200 150 100 50 0 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 6/17 Supervisionen an den SALK von 1990 - 2014 Supervisionsform, bzw. Angebot LKH CDK ab 1990 ab 2000 Einzel-, Team-, Gruppen-, Fallsupervisionen 9.811 6.085 3.726 Coachings 4.003 3.579 424 Kriseninterventionen 3.191 2.808 383 Balintgruppen 276 58 218 Mediationen 19 9 10 17.295 12.534 4.761 Gesamt (Einheiten á 45 Minuten) 24.03.2015 Einheiten à 45 min Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 7/17 Voraussetzungen für den erfolgreichen Verlauf einer Supervision SupervisorIn Supervisionsprozess 1. 2. 3. 4. 5. 1. Struktur 2. Konstruktiver Umgang mit schwierigen Themen 3. Konstruktiver Umgang mit Konflikten 4. Themenorientierung 5. Positiver Abschluss der Supervisionssitzung 6. Kontinuität Arbeitsatmosphäre Strukturieren+ Leiten Beschützen + Ermutigen Fragen stellen Grenzen setzen + aufzeigen SupervisandIn freiwillige Teilnahme Bereitschaft zur Veränderung 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 8/17 Kernkompetenz für „KrankenhausorganisationssupervisorInnen 24.03.2015 1.Subjektkompetenz 3.Beratungskompetenz 2.Gruppenkompetenz in der Supervision 4. Feldkompetenz Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 9/17 Supervision ist: o o o o 24.03.2015 Ein zeitlich begrenzter Lehr- und Lernprozess durch systematische Reflexion, mit dem Ziel der Entwicklung und Erhaltung der beruflichen Professionalität Praxisbezogene Beratung von Einzelpersonen oder Teams sowie kooperierenden Gruppen unterschiedlicher Berufe Reflexion der beruflichen Beziehung am Arbeitsplatz Entlastung und Unterstützung des Personals im Umgang mit PatientInnen/KlientInnen unter Einbeziehung der Kooperationspartner und Organisation Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie Supervision ist nicht: o Selbsterfahrung o Einzel- oder Gruppentherapie o Organisationsentwicklung und Organisationsberatung o Klassenkampf o Anpassung an widrige Umstände am Arbeitsplatz o Fachliche Fortbildung 10/17 Langfristige und regelmäßige Supervision kann: Die Supervisionsteilnehmer entmündigen Die Leiter in ihrer Funktion in Frage stellen und entwerten Die oft langjährigen Erfahrungswerte der Supervisanden nicht entsprechend würdigen Die Fähigkeit zur autonomen Selbstorganisation in Krisen am Arbeitsplatz schwächen Abhängigkeitsverhältnisse schaffen unangemessene organisatorische Strukturen stabilisieren und chronifizieren 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 11/17 Was Supervision nicht leisten kann Supervision ist kein: Ersatz für fehlende Mitarbeiterbesprechungen und Teamsitzungen Instrument zur beruflichen Professionalisierung schlecht ausgebildeter Mitarbeiter Ersatz für fehlendes Management des Leiters Ersatz und Kompensationsinstrument für Führungsschwächen von Vorgesetzen und strukturellen Leitungsdefiziten 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 12/17 Provokante Gründe, warum man Teamsupervision vermeiden sollte 1. Die Inanspruchnahme eines Supervisors/ einer Supervisorin kann eine Kränkung für das Team sein. 2. SupervisorInnen können früher oder später Opfer der institutionellen Konfliktdynamik werden 3. Supervision kann das Finden beruflicher Identität erschweren 4. Supervision kann bewirken, dass alltägliche Teamkonflikte in den exklusiven Rahmen der Supervisionssitzung verlagert werden 5. Supervision kann die Organisationsrealität vernachlässigen, indem sie auf Personen fokussiert und psychologisiert 6. Supervison kann Leiter in ihrer Funktion in Frage stellen und entwerten. 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 13/17 MitarbeiterInnen in großen Organisationen werden durch Rollendefinition und Rollenverständnis entlastet 24.03.2015 Familie Organisation Personen sind nicht (Funktionen wohl) austauschbar Funktionen sind nicht (Personen wohl) austauschbar Primäre Kommunikation Sekundäre Kommunikation Persönlich und emotional Unpersönlich und sachlich Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 14/17 Managementaufgaben strategisch Planung operativ Schaffung geeigneter Organisationsstrukturen Auswahl – Motivation – Pflege des Personals Legitimation Expertentum Leitung Persönlichkeit positive Verstärkung (Handlungsspielraum) aversive Reize (Abmahnung, Versetzung, Sanktionen, Entzug von Privilegien) Kontrolle 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 15/17 Acht wichtige Erfolgsfaktoren für Veränderungen (J.P. Kotter) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 24.03.2015 Gespür für Dringlichkeit Mächtige Koalitionen Visionen und Ziele Vermittlung der Visionen Ermächtigung Anderer gemäß dieser Visionen zu handeln Kurzfristige Erfolge Erreichte Verbesserungen weiter ausbauern Neue Lösungswege fest verankern Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 16/17 Ist Supervision eine Unterstützung für helfende Berufe? Ja, Supervision ist eine Unterstützung für helfende Berufe, wenn die im Vortrag dargestellte Voraussetzungen erfüllt werden! 24.03.2015 Dr. H. Widauer, Universitätsinstitut für Klinische Psychologie 17/17
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