JOSEF STRAU A Turtle Dreaming (… Echoes from an

Presseinformation
JOSEF STRAU
A Turtle Dreaming (… Echoes from an Encapsulated
Space Exiled Sounds of Letters Requiring Symphonic
Treatment)
24. April – 21. Juni 2015
Pressekonferenz: Mittwoch, 22. April 2015, 10 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 23. April 2015, 19 Uhr
Josef Straus experimentelle künstlerische Praxis entwickelt sich aus dem geschriebenen Wort. In seinen
Installationen schafft er vielfältige Verbindungen zwischen Text und Objekt. Die Texte selbst sind dabei
zum einen durch das typografische Spiel mit Text und Leerstellen gekennzeichnet, zum anderen durch
Straus spezifischen Schreibstil, der schnell und spielerisch seinem Bewusstseinsstrom folgt. Zwischen
dem Bedeutenden und Bedeutungslosen changierend, verbindet er alltägliche Geschichten urbaner
Szenen mit persönlichen Blickwinkeln und literarischen Motiven.
In seiner Ausstellung in der Secession wie auch in der begleitenden Publikation nimmt Josef Strau Bezug
auf ein altes literarisches und kinematografisches Motiv: den Künstler als Träumer, als Schildkröte, als
eingekapselter Beobachter und Protokollant seiner städtischen Umgebung. Er wählt damit jenen
Künstlertypus, der sich in den Protagonisten von Roberts Bresson Film Vier Nächte eines Träumers
(Quatre nuits d'un rêveur, 1971) und seiner literarischen Vorlage Weiße Nächte von Fjodor Dostojewski
widerspiegelt. Strau fokussiert auf einen konkreten Moment während der Vorbereitung seiner
Ausstellung: Die Komponistin Marina Rosenfeld hatte ihn beauftragt, einen Text für ihr neues Album zu
schreiben. Zusammen mit ihr und dem Künstler und Musiker Stefan Tcherepnin verbrachte er einige
Tage damit, ausgewählte Musik zu hören und über das Leben und Werk anderer großer amerikanischer
KomponistInnen zu diskutieren. Indem er sie als Fiktion anlegt, favorisiert er eine Idee der künstlerischen
Produktivität, welche sich abgrenzt von einer als Notwendigkeit betrachteten Betriebsamkeit, die heute
auch das Künstlersein kennzeichnet. Die Beschreibungen und Aufnahmen dieser besonderen Tage
„romantischer“ Arbeit in der New Yorker Winterlandschaft wurden in fragmentarischen Formen in den
Ausstellungsraum transferiert.
Josef Straus Ausstellung verbindet verschiedene Ebenen der Präsentation: Zunächst eine Retrospektive
von 91 Textplakaten zu früheren Ausstellungen und ausgewählte fotografische Arbeiten mit verschneiten,
menschenleeren Schauplätzen in New York. Darüber hinaus setzt Strau in den architektonischen
Rahmen der Stellwandarchitektur vier begehbare Skulpturen aus einfachen Materialien wie Sperrholz,
Blech, Plexiglas und Fliegengitter. In ihnen werden Musikstücke und Filme, die speziell für diese
Ausstellung von Martin Reynolds editiert wurden, gespielt. Konzipiert als Räume des Inneren, des
Rückzugs und des Traums, distanzieren sie sich vom institutionellen Kontext und funktionieren zugleich
wie vier eigenständige Ausstellungen.
„Es ist eine weitere Übung improvisierender Produktionsweise. Die Schau wird vier Ausstellungen
beinhalten, wenngleich jede einzelne nicht in der Form ihrer immer noch fiktiven Vollständigkeit
ausgeführt erscheinen wird. Sie werden wirken, als habe man sie mitten in der Produktion plötzlich
aufgegeben, entweder wegen eines unterbrochenen Prozesses oder metaphorisch, als sei der
Künstler irgendwann im Lauf der intensiven Vorbereitungen für seine institutionelle
Einzelausstellung verschwunden. Die dadurch entwickelte ‚romantische‘ Art der Unterbrechung
oder auch der kompositionellen Form aleatorischer Löschungen, oder genauer, eine Arbeit mit
solchen musikalischen oder textuellen Motiven statt mit Themen, bestimmt die Form für alle
anderen Produktionsteile, die in der Ausstellung zu sehen sind.“ (Josef Strau)
Die Grundrisse der vier Räume entsprechen den zwei lateinischen Buchstaben „J“ und „H“, dem
kyrillischen „Я“ (Ja) und dem hebräischen „‫( “י‬Jod). Während ihre buchstäbliche Bedeutung offen bleibt,
versteht Strau sie als grundsätzliches Lob auf die kulturelle Errungenschaft der Schrift:
„Bei der Ausstellung geht es vor allem um die zeitgenössische amerikanische Kultur,
insbesondere um die Frage, wie solche Gedankenmotive wie der Träumer zustande kommen und
sich verbreiten. (Amerikanisch meint dabei sowohl die US- als auch die Mexiko-Erfahrung.) Die
Buchstaben sind also Klangbehälter, in denen man das Echo eines anderen kulturellen Einflusses
hören kann. Ihre Form beruht auf den beiden anderen kulturellen Umgebungen, die für die
Entstehung des Projekts bedeutsam waren. Die eine ist die russische Literatur und Musik und die
andere die hebräische Kultur, die schon früh solche Erzählungen wie die Bücher der Propheten
erfunden und mit großer Sorgfalt bewahrt haben, so auch die Beschreibung der inneren Haltung,
die man beim Bau einer Laubhütte haben sollte, die in den Sukkoth-Bauanleitungen enthalten
ist.“
Josef Strau ist für seine wechselnden Rollen als Galerist, Kurator, Autor, Musiker und Künstler bekannt.
Er schreibt nicht nur für die meisten seiner künstlerischen Produktionen, sondern auch für zahlreiche
Veröffentlichungen, Kataloge und Zeitschriften. Seine jüngsten Einzelausstellungen waren in der
Renaissance Society, Chicago (2014), bei der Liverpool Biennale (2014, mit Stefan Tcherepnin), im House
of Gaga, Mexiko-Stadt (2013, 2010) und in der Greene Naftali Gallery, New York (2012) zu sehen.
Josef Strau, geboren 1957 in Wien, lebt in New York.
Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Annette Südbeck
Der Künstler dankt allen Beteiligten, im Besonderen Marina Rosenfeld und Stefan Tcherepnin, Carol
Green für ihre Unterstützung des Konzerts, Martin Reynolds und Simone Bader für die Filmproduktion,
House of Gaga und Nora Schulz für ihren Beitrag zum Ausstellungskonzept sowie den Aufbauteam der
Secession für ihr Engagement, vor allem bei der Entwicklung der Buchstabentunnel.
Werktitel
Josef Strau, The Italian Café Echo of the Unanswered Question, 2015
Josef Strau, The Snow and the Shadows and the Orchestral Sound and the Piano of Marina Rosenfeld,
2015
Josef Strau, The Hudson River and the Echo of the Rhapsody in Blue by Gershwin, 2015
Josef Strau, The Balcony and the Sounds of the “Black Robe” Movie, 2015
Alle Arbeiten: Courtesy of the artist, Galerie Buchholz, Berlin/Köln, Greene Naftali Gallery, New York und
House of Gaga, Mexico City
Publikation
Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch mit Texten von Josef Strau.
Josef Strau
Dreaming Turtle
120 Seiten
Format: 165 x 222 mm
Texte: Josef Strau
Secession 2015
Vertrieb: Revolver Verlag
EUR 21,-
Pressebilder
Installationsansichten zum Download unter http://www.secession.at/presse
Kontakt
Katharina Schniebs
T. +43 1 587 53 07-10
F. +43 1 587 53 07-34
E-Mail: [email protected]
secession
Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession
Friedrichstraße 12, A-1010 Wien
T. +43-1-587 53 07, F. +43-1-587 53 07-34
[email protected], www.secession.at
Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag 10–18 Uhr
Permanente Präsentation: Der Beethovenfries von Gustav Klimt
Förderer und Unterstützer:
Die Arbeiterkammer Wien ist Hauptsponsor der Ausstellung von Josef Strau.
Kooperations-, Medienpartner, Sachsponsoren: