Verdampferanlagen senken Entsorgungskosten

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Verdampferanlagen senken
Entsorgungskosten
Die entsorgung von verbrauchten kühlschmierstoffen und anderen Flüssigabfällen aus
der mechanischen metallbearbeitung ist oft mit erheblichen kosten und aufwand
verbunden. Durch eine Volumenreduzierung mit Verdampfer- oder Ultrafiltrationsanlagen
können entsorgungs- und transportkosten stark reduziert werden.
Patrick Fischer
D
urch den Entzug von Wasser mittels
Verdampferanlagen können die zu
entsorgenden Mengen an wässrigen
Abfällen um circa 90% reduziert werden.
Neben der Entlastung des Straßenverkehrs
steht natürlich für den Verursacher des Abfalls vor allem die Reduzierung der Entsorgungskosten im Vordergrund. Die bei der
Der Autor ist Sales Manager bei der Gütling Wassertechnologie GmbH in 70736 Fellbach, Tel. (07 11)
51 85 50-1 41, [email protected]
mechanischen Bearbeitung eingesetzten
Kühlschmierstoffe werden durch verschiedene Verfahren wie die Filtration und durch
Zugabe von Chemikalien so lange wie möglich genutzt. Es kommt aber der Tag, an dem
der Kühlschmierstoff neu angesetzt werden
muss sowie der alte verworfen wird. Die Entsorgungskosten für einen Kubikmeter verbrauchter Emulsion sind regional unterschiedlich. Preise im Bereich von 45 bis 100
Euro pro Kubikmeter sind aber durchaus
realistisch. Leicht können hier die Entsorgungskosten zu einem unberechenbaren
Kostenfaktor werden, zumal gerade in wirtschaftlich guten Zeiten die Preise der Entsorgungsunternehmen deutlich anziehen.
Dies liegt auch daran, dass die Kapazitäten
zur Behandlung dieser Abfälle begrenzt sind.
Je nach Größe eines Betriebes fallen im
Schnitt circa 2 bis 12 m³ verbrauchter Kühlschmierstoff oder andere Abwässer pro Tag
an. Geht man von einem durchschnittlichen
Betrieb mit etwa 6 m³ pro Tag aus, ergibt
dieses bei 260 Arbeitstagen ein zu entsorgendes Volumen von 1560 m³ im Jahr. Durch
den Einsatz einer Verdampferanlage kann
das zu entsorgende Abwasservolumen auf
100 bis 156 m³ im Jahr reduziert werden.
Dieses bedeutet eine 90-prozentige Reduzierung des Entsorgungsvolumens sowie der
notwendigen Transporte. Eine typische Altemulsion ist in der Regel neutral bis alkalisch und im Wesentlichen verunreinigt
durch Schwermetallionen wie Eisen, Kupfer,
Zink und Bor, Tenside, Öle und Fette sowie
Salze.
Bild: Gütling
Destillate von Flüssigabfällen
enthalten weniger Verunreinigungen
Wässrige Abfälle aus der Metallbearbeitung lassen sich leichter und kostengünstiger entsorgen,
wenn man das Wasser mit einem Verdampfer entzieht.
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Die Lösungen zeichnen sich durch einen
hohen CSB-Wert ( >10 000mg/l) und hohe
Leitfähigkeit aus ( >1000 µS/cm). Die Tabelle zeigt eine Analyse mit den wichtigsten
Inhaltsstoffen einer verbrauchten Kühlschmierstoffemulsion sowie Angaben zur
erreichten Qualität im vom Verdampfer erzeugten Destillat. Zur Aufkonzentrierung
von Abwässern stehen verschiedene Verdampferverfahren zur Verfügung. Im Wesentlichen unterscheiden sich diese durch
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Verbrauchte Kühlschmierstoffemulsion und Destillat im Vergleich.
Parameter
verbrauchte
Kühlschmierstoffemulsion
produziertes Destillat (Kondensat)
nach dem Vakuumverdampfen
pH
9,2
9,5
Feststoffe bei 105 °C % 12,8
0
Leitfähigkeit
20
mS/cm 2720
CSB
mg/l 322 000
255
Chloride
mg/l 74,0
< 1,0
Ammonium
mg/l 14,0
< 3,0
Sulphat
mg/l 55,0
< 1,0
Fluoride
mg/l 76,0
< 1,0
Öl (gesamt)
mg/l 53 000
6,0
Bor
mg/l 200
< 1,0
Eisen
mg/l 37,6
<0,1
Kupfer
mg/l 1170
0,9
Bild 1:
Der Vakuumverdampfer Typ E 6000 mit Wärmepumpe
und Zwangsumlaufsystem ist für kleinere
Mengen wässriger Abfälle geeignet.
Quelle: Verfasser
die Verdampfungstemperatur, den zu erzielenden Konzentrationsfaktor, das Reinigungssystem und den Energieverbrauch. Die
Verdampfermarke Evaled des Veolia-Konzerns bietet eine umfassende Auswahl an
verschiedenen Typen:
▶ Für kleinere Abwassermengen werden
häufig Vakuumverdampfer (Typ E) mit Wärmepumpe und Zwangsumlaufsystem eingesetzt. Der Vorteil ist die niedrige Verdampfungstemperatur von 30 bis 40 °C, welche
Verkrustungen vermeidet und auf diese Weise lange für kontinuierliche Bedingungen
sorgt. Die erzeugte Destillatqualität ist sehr
gut; der Verdichter, welcher das Herzstück
einer jeden Verdampferanlage ist, kommt
nicht in Kontakt mit dem erzeugten Kondensat. Diese Systeme arbeiten robust und zuverlässig.
Vakuumverdampfer mit Schaber für
Abfälle mit viel Öl oder Feststoffen
▶ Wird eine höhere Aufkonzentrierung gewünscht oder ist in dem Ausgangsmedium
der Anteil von Öl und Feststoffen recht hoch,
bieten sich Vakuumverdampfer (Typ R) mit
Wärmepumpe und einem Schabersystem im
Kessel an. Durch ständiges „Abschaben“ der
Heizfläche wird diese freigehalten. Das System reinigt sich kontinuierlich selbst während des Verdampfungsprozesses. Aufwendige Reinigungsarbeiten entfallen. Eingesetzt
werden solche Verdampfer beispielsweise als
zweite Stufe hinter einem Standardverdampfer oder nach einer Ultrafiltrationsanlage,
um das Konzentrat weiter einzudicken.
▶ Die sogenannten Brüdenverdichter (Typ
TC) zeichnen sich durch einen sehr niedrigen Energieverbrauch aus. Die Verdamp-
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fungstemperatur liegt bei circa 85 °C. Auch
hier wird das sogenannte Zwangsumlaufsystem eingesetzt, um den Wärmeaustauscher
möglichst lange freizuhalten und Reinigungszyklen deutlich zu reduzieren. Nachteilig wirkt sich die hohe Verdampfungstemperatur der Brüdenverdichter auf die Destillatqualität und die Schaumbildung aus. Da
der Verdichter bei den Brüdenverdampfern
in direkten Kontakt mit dem erzeugten
Dampf kommt, ist hier auf die richtige Materialauswahl zu achten beziehungsweise
darf das Medium nicht zu aggressiv sein.
Für spezielle Anwendungen oder für Kunden, die zur Energieversorgung Heiß- und
Kaltwasser bereitstellen können, gibt es die
Vakuumverdampfer Typ EW und RW. Die
Besonderheit des RW-Verdampfers ist, dass
man mit dieser Anlage bis zu einem Feststoff
aufkonzentrieren kann. Dadurch wird eine
extreme Volumenreduzierung erzielt beziehungsweise kann im Konzentrat zum Beispiel ein sehr hoher Ölanteil erreicht werden,
welcher die Entsorgung einfacher macht, da
dieses Konzentrat gut zur Verbrennung ist.
Unterschiedlicher Verdampfertypen
für unterschiedliche Anforderungen
Abhängig davon, wie sich das Abwasser des
Kunden darstellt, sollte man Vor- und Nachteile der einzelnen Verdampfertypen gegenüberstellen, um das am besten geeignete
Verfahren dem Kunden anbieten zu können.
Weil das Destillat in den meisten Fällen nur
gereinigtes und entsalztes Wasser ist, sollte
versucht werden, dieses weitgehend in den
Produktionsprozess zurückzuführen. Dadurch werden ebenfalls eine Einleitung in
Bild 2 (links): Ein
Brüdenverdichter ermöglicht die Konzentration wässriger Abfälle
bei geringem Energieeinsatz.
Bild 3 (unten): Die Funktionsweise
eines Vakuumverdampfers mit Schaber:
Bilder: Gütling
a Verdampferkessel, b Kompressor, c Vakuumsystem.
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die Kanalisation und die damit verbundenen
Kosten für die behördliche Genehmigung
vermieden. Jedoch können im Destillat, abhängig vom Ausgangsmaterial, noch einige
organische Substanzen verbleiben. Diese
können zum Wachstum von Mikroorganismen beitragen, wie Bakterien- und Pilzbildung. Durch rasche Rückführung sowie
Dosierung eines Bakterizids oder Einsatz
eines UV-Systems lässt sich dieses jedoch
vermeiden. Natürlich können auch leichtflüchtige Stoffe wie kurzkettige Kohlenwasserstoffe in das Destillat gelangen. Hier wird
dann eine Nachbehandlung des Destillates
notwendig. Dabei können durch Einsatz von
einfachen Verfahren wie eines speziellen
Fällungsmittels oder eines Aktivkohlefilters
die erforderlichen Grenzwerte erreicht werden.
Unter den Wiederverwendungsmöglichkeiten gibt es zum Beispiel das Nachfüllen
von Verdunstungsverlusten in Kühlsystemen
oder den Einsatz als Waschwasser. Bei sehr
guter Qualität kann das Destillat auch zum
Neuansatz der Kühlschmiermittel eingesetzt
werden. Für die letztere Verwendungsmöglichkeit muss die Destillatqualität den allgemeinen für Verdünnungslösungen zutreffenden Anforderungen entsprechen, unter
anderem:
▶ pH-Wert;
▶ Salzgehalt;
▶ Härte;
▶ Temperatur;
▶ mikrobiologische Belastung.
Komplettes Management der
Abwasser- und Entsorgungsströme
Für die meisten Unternehmen ist das entstehende Abwasser aus dem Produktionsprozess ein notwendiges Übel, welches Arbeit
und Kosten verursacht. Die Betreuung der
Behandlungsprozesse erfordert Personaleinsatz, den in den meisten Fällen Mitarbeiter
aus der Produktion nebenbei erbringen müssen. Der Veolia-Konzern bietet hier ein komplettes flächendeckendes Management der
Abwasser- und Entsorgungsströme an, sodass der Endkunde nur noch für eine Dienstleistung bezahlt und sich dann im Wesentlichen auf seine Produktion konzentrieren
kann. Dieses Management beinhaltet vor
allem die Errichtung und Betreibung zum
Beispiel einer Verdampferanlage sowie die
Entsorgung der Restkonzentrate. Im Hinblick auf immer dünner werdende Personaldecken und die Fixierung auf das eigene
Produkt erhalten Unternehmen somit die
Möglichkeit, sich auf ihre Kernkompetenzen
zu konzentrieren.
MM