VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN_Handout_Lohnt sich das Leben

VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN | Zentrum für Sinn- und Existenzfragen
HANDOUT zu
LOHNT SICH DAS LEBEN ODER NICHT?
Das Absurde nach Albert Camus und die Sinnlehre Viktor E. Frankls
Vortrag von Prof. Mag. Karl Thir
Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches
Problem: den Selbstmord. Die Entscheidung, ob
sich das Leben lohne oder nicht, beantwortet die
Grundfrage der Philosophie. (CAMUS)
A. CAMUS
1913-1960
Der Mensch strebt im Grunde danach, in seinem
Leben einen Sinn zu finden beziehungsweise
diesen Sinn zu erfüllen. Was aber ist Selbstmord?
Ein Nein auf die Sinnfrage. (FRANKL)
V. E. FRANKL
1905-1997
A) LEBEN und WERK
Albert Camus wurde 1913 in Algerien (von 1830 bis 1963 französische Kolonie) geboren und
wuchs nach dem Tod seines Vaters (1914, Marne-Schlacht) in ärmsten Verhältnissen auf. Ein
Stipendium ermöglichte ihm den Gymnasialbesuch; das Philosophiestudium schloss er an der
Universität Algier mit einem Diplom ab. Eine lebensbedrohliche TBC-Erkrankung (ab 1930) verhinderte
seine Ausbildung zum Gymnasialprofessor (Agrégation) und seinen Eintritt in die französische Armee
am Beginn des 2. Weltkriegs. Sein Widerstandskampf gegen die deutschen Besetzer (Résistence)
erfolgte durch seine Tätigkeit als Journalist und Schriftsteller. Kurz unterrichtete er auch in Algerien
jüdische Kinder, die das Kollaborationsregime unter Marschall Pétain vom staatlichen Unterricht
ausgeschlossen hatte.
Das Grundthema, das das reiche Werk Camus‘ durchzieht, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens
angesichts der Absurdität des Daseins. Das Absurde ist Thema des Essais Der Mythos von Sisyphos
und des Romans Der Fremde (beide 1942 veröffentlicht). Dieser „Zyklus des Absurden“ wird durch die
Theaterstücke Caligula und Das Missverständnis abgeschlossen. Die Weiterentwicklung seines
Denkens lässt Camus erkennen, dass gerade die Auflehnung gegen das Absurde den Einsatz für den
Menschen und gegen Elend, Tod und Tötung (auch in Form der Todesstrafe!) fordert:
„Ich glaube weiterhin, dass unserer Welt kein tieferer Sinn innewohnt. Aber ich weiß, dass etwas in ihr
Sinn hat, und das ist der Mensch, denn er ist das einzige Wesen, das Sinn fordert.“ (BDF)
Camus legt seine Thesen in den Schriften des „Zyklus der solidarischen Revolte“ im Sinne einer
mitmenschlichen Solidarität vor, besonders im Roman Die Pest (1947), im Drama Die Gerechten (1949)
und im Essai Der Mensch in der Revolte (1951). In letzterem kritisiert er auch die totalitären Systeme
und Ideologien, die sich das Recht nehmen, zu töten.
Camus versucht vergeblich, im blutigen Konflikt um Algeriens Unabhängigkeit zu vermitteln. In Der Fall
(1956) zieht er in der Gestalt eines erfolgreichen Anwalts eine selbstkritische Lebensbilanz. 1957 erhält
er den Nobelpreis, seit 1958 arbeitet er an Der erste Mensch (mit autobiografischen Zügen; posthum
1994 in Fragmenten veröffentlich). Am 4. Jänner 1960 kommt Camus bei einem Autounfall ums Leben
– angesichts der Tatsache, dass er bereits die Bahnkarte gelöst und sich doch zur Autofahrt nach Paris
überreden hatte lassen, kann man wohl von einem „absurden Tod“ sprechen.
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Viktor E. Frankl wurde 1905 in Wien geboren. Als 17-jähriger Gymnasiast korrespondierte er
mit Sigmund Freud, während seines Medizinstudiums schloss er sich der Individualpsychologie Alfred
Adlers an. Von Adler 1927 persönlich ausgeschlossen, erarbeitet er seine eigene Lehre, die er
Logotherapie und Existenzanalyse nennt. Das Ziel ist die Überwindung des biologistischen und
psychologistischen Reduktionismus hin auf eine Rehumanisierung der Psychotherapie unter
Einbeziehung der geistigen Dimension des Menschen. Frankl ist dabei von den Philosophen Max
Scheler (Wertphilosophie), Martin Heidegger (Existenzialphilosophie) und Karl Jaspers
(Existenzerhellung) beeinflusst.
Nach der Fachausbildung zum Neurologen u. Psychiater leitet Frankl von 1933 bis 1937 den
sogenannten "Selbstmörderinnenpavillon" im Psychiatrischen Krankenhaus in Wien, wo jährlich ca.
3000 Patientinnen durch seine Hände gehen. 1937 eröffnet er als Facharzt für Neurologie und
Psychiatrie eine Praxis.
1938 ereilt nach dem Anschluss auch die jüdische Familie Frankl das Schicksal zunehmender
Diskriminierung und Verfolgung. 1942 verliert Frankl mit der Schließung des Rothschildspitals in Wien
(deren neurologische Abteilung er geleitet hatte) den Deportationsschutz; er, seine junge Gattin Tilly
und seine Eltern werden in das Internierungslager Theresienstadt gebracht, wo der Vater bald stirbt. Mit
Leo Beck und anderen organisiert Frankl dort einen psychologischen Hilfsdienst zur
Selbstmordprävention. 1944 werden er und seine Frau nach Auschwitz transportiert; Tilly stirbt 1945 im
KZ Bergen-Belsen, Frankl überlebt die Konzentrationslager Kaufering und Türkheim, wo er im April
1945 befreit wird. Nach seiner Rückkehr nach Wien stellt sich ihm nochmals die Frage, ob das
Weiterleben lohnt, als er vom Tod seiner Mutter und seiner Frau erfährt.
1946 wird Frankl Leiter der neurologischen Abteilung der Wiener Poliklinik; er wirkt als Universitätslehrer, Therapeut und international geschätzter Vortragender und legt die Logotherapie und
Existenzanalyse in seinen Büchern dar, darunter: Ärztliche Seelsorge (rekonstruierte Fassung,
Habilitationsschrift, 1946); Trotzdem Ja zum Leben sagen – ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager (in 9 Tagen geschrieben, 1946); Die Psychotherapie in der Praxis (1947); Der unbewusste Gott
(Dissertation in Philosophie, 1948); Der unbedingte Mensch (1949); Homo patiens. Versuch einer
Pathodizee (1950), Theorie u. Therapie der Neurosen (1956), Grundriss der Existenzanalyse u. Neurosenlehre (1959). Frankl wird von seiner 2. Gattin Eleonore tatkräftig unterstützt. 1997 stirbt Frankl bei
einer Herzoperation. – Sein Werk wird weitergeführt, u. a. durch das Viktor Frankl Institut Wien (1992),
das VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN (2004) und zahlreiche Logotherapieinstitute in der ganzen
Welt.
B) DER FREMDE
Obwohl der Begriff nur ein Mal in diesem Roman vorkommt, ist das Absurde doch das beherrschende
Thema. Dieses entsteht nach Camus aus der Konfrontation des nach Sinn und Wahrheit suchenden
Menschen und der irrationalen Welt, die keinen übergeordneten Sinn erkennen lässt.
„[Das Absurde] ist jener Zwiespalt zw. dem sehnsüchtigen Geist und der enttäuschenden Welt, es ist mein
Heimweh nach der Einheit, dieses zersplitterte Universum und der Widerspruch, der beide verbindet.“ (MS
46)
Im Roman Der Fremde beschreibt Camus das irgendwie befremdende Leben des jungen
Büroangestellten Meursault. Er scheint oberflächlich, an Menschen und an sich selbst nicht wirklich
interessiert und eigenartig distanziert zu sein. Ein kurzer, monotoner Stil drückt dies treffend aus.
„Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern. Ich weiß es nicht. Ich habe ein Telegramm vom Heim
bekommen: ,Mutter verstorben. Beisetzung morgen. Hochachtungsvoll.‘ Das will nichts heißen. Es war
vielleicht gestern.“ (DF 7)
Alles beginnt mit dem Begräbnis von Meursaults Mutter, die im Heim gestorben ist. Er will sie kein letztes
Mal sehen, raucht vor ihrem Sarg und trinkt Kaffee, zeigt auch während der Begräbniszeremonie keine
Gefühlsregung und sehnt sich nach der Ruhe seines Zimmers in Algier zurück.
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Am nächsten Tag trifft er zufällig am Strand Marie, eine ehemalige Arbeitskollegin; sie vergnügen sich
im Meer, am Abend im Kino und verbringen eine gemeinsame Nacht. Als ihn Marie aber nach einigen
Tagen nach der Zukunft ihrer Beziehung fragt, gibt Meursault eine befremdliche Antwort:
„Abends hat Marie mich abgeholt und hat mich gefragt, ob ich sie heiraten wollte. Ich habe gesagt, das
wäre mir egal, und wir könnten es tun, wenn sie es wollte. Sie hat dann wissen wollen, ob ich sie liebte.
Ich habe geantwortet wie schon einmal, dass das nichts heißen wollte, dass ich sie aber zweifellos nicht
liebte. ,Warum willst du mich dann heiraten?‘, hat sie gesagt. Ich habe ihr erklärt, dass das völlig belanglos
wäre und dass wir, wenn sie es wünschte, heiraten könnten... Sie hat dann zu bedenken gegeben, dass
die Ehe eine ernste Sache wäre. Ich habe ,nein‘ geantwortet. Sie hat eine Weile geschwiegen und mich
stumm angesehen.
Dann hat sie geredet. Sie wollte nur wissen, ob ich den gleichen Vorschlag auch von einer anderen Frau
angenommen hätte, mit der ich auf die gleiche Weise verbunden wäre. Ich habe ,natürlich‘ gesagt. Da hat
sie sich gefragt, ob sie mich liebte, und ich konnte dazu nichts sagen. Nach einem weiteren Moment des
Schweigens hat sie gemurmelt, dass ich seltsam wäre, dass sie mich wahrscheinlich deswegen liebte,
dass ich ihr aber vielleicht eines Tages aus ebendiesen Gründen zuwider sein würde.
Da ich schwieg, weil ich nichts hinzuzufügen hatte, nahm sie mich lächelnd beim Arm und erklärte, sie
wollte mich heiraten. Ich habe geantwortet, wir täten es, sobald sie wollte.“ (DF 57/58)
Auch seine berufliche Zukunft interessiert Meursault nicht wirklich. Auf das Angebot des Chefs, eine
geplante Zweigstelle in Paris zu leiten, reagiert er befremdlich:
„ ,Sie sind jung und mir scheint, es ist ein Leben, das Ihnen gefallen muss.‘ Ich habe ja gesagt, dass es
mir im Grunde aber egal wäre. Da hat er mich gefragt, ob mich eine Änderung in meinem Leben nicht
reizen würde. Ich habe geantwortet, dass man sein Leben nie änderte, dass eins so gut wie das andere
wäre und dass mein Leben hier mir keineswegs missfiele. Er hat ein unzufriedenes Gesicht gemacht, hat
gesagt, ich würde immer ausweichend antworten, ich hätte keinen Ehrgeiz, und das wäre im
Geschäftsleben katastrophal. Es wäre mir lieber gewesen, ihm keinen Anlass zur Unzufriedenheit zu
geben, aber ich sah keinen Grund, mein Leben zu ändern. Wenn ich recht darüber nachdachte, war ich
nicht unglücklich. Als ich studierte, hatte ich viele derartige Ambitionen. Aber als ich mein Studium aufgeben musste, ist mir sehr schnell klar geworden, dass das alles ohne wirklichen Belang ist.“ (DF 56/57)
Auch Freundschaft scheint für Meursault nicht wichtig zu sein. Sein Wohnungsnachbar Raymond
Sintès, ein Zuhälter, der seine Mätresse in eine Falle locken und bestrafen will, bittet Meursault, für ihn
zu diesem Zweck einen Brief an sie aufzusetzen. Er nennt ihn darauf seinen Kumpel, „und ich habe ,,ja‘
gesagt. Mir war es egal, sein Kumpel zu sein, und er sah wirklich so aus, als wäre er erpicht darauf.“ (DF 45)
Nach der Bestrafung der Frau wird Sintès aufs Polizeirevier geladen, wo Meursault für ihn aussagt.
Doch der Bruder der Araberin und seine Freunde verfolgen Raymond Sintès seither.
An einem Sonntag fahren Meursault, Marie und Raymond zu einer Strandhütte, wohin sie ein Freund
Raymonds eingeladen hat. Als sie bei einem Spaziergang am Strand auf die Araber, die ihnen gefolgt
waren, stoßen, kommt es zu einem Handgemenge, im Laufe dessen Raymond mit einem Messer
verletzt wird. Nach Raymonds Verarztung nimmt dieser einen Revolver und spürt die Araber wieder auf.
Als er schießen will, nimmt ihm Meursault, der ihn begleitet, den Revolver ab und rät zu einem Kampf
Mann gegen Mann. Doch da ziehen sich die Araber zurück.
Später geht Meursault allein nochmals am Strand unter der Glut der Sonne spazieren. Nach einiger Zeit
trifft er wieder auf einen der Araber. Dabei kommt es zu einer Tragödie.
„Ich habe gedacht, dass ich nur umzukehren brauchte, und es wäre vorbei. …Wegen dieses Brennens,
das ich nicht mehr aushalten konnte, habe ich eine Bewegung nach vorn gemacht. Ich wusste, dass es
dumm war, dass ich die Sonne nicht loswürde, wenn ich mich einen Schritt von der Stelle bewegte. Aber
ich habe einen Schritt gemacht, einen einzigen Schritt nach vorn. Und diesmal hat der Araber, ohne sich
aufzurichten, sein Messer gezogen und es mir in der Sonne vorgezeigt. Das Licht ist auf dem Stahl
aufgespritzt, und es war wie eine lange funkelnde Klinge, die mich an der Stirn traf. Im selben Augenblick
ist der in meinen Brauen angesammelte Schweiß mit einem Mal über die Lider gelaufen und hat sie mit
einem warmen, zähen Schleier überzogen. Meine Augen waren hinter diesem Vorhang aus Tränen und
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Salz blind. Ich fühlte nur noch die … Sonne auf meiner Stirn und, undeutlich, das aus dem Messer
hervorgeschossene glänzende Schwert, das immer noch vor mir war. Diese glühende Klinge zerfraß
meine Wimpern und wühlte in meinen schmerzenden Augen. Und da hat alles gewankt.
Es ist mir vorgekommen, als öffnete sich der Himmel in seiner ganzen Weite, um Feuer herabregnen zu
lassen. Mein ganzes Sein hat sich angespannt und ich habe die Hand um den Revolver geklammert. Der
Abzug hat nachgegeben, ich habe die glatte Einbuchtung des Griffes berührt, und da, in dem zugleich
kurzen und betäubenden Knall, hat alles angefangen. Ich habe den Schweiß und die Sonne abgeschüttelt.
Mir wurde klar, dass ich das Gleichgewicht des Tages zerstört hatte, die außer-gewöhnliche Stille eines
Strandes, an dem ich glücklich gewesen war. Da habe ich noch viermal auf einen leblosen Körper
geschossen, in den die Kugeln eindrangen, ohne dass man es ihm ansah. Und es war wie vier kurze
Schläge, mit denen ich an das Tor des Unglücks hämmerte.“ (DF 77-79)
Im zweiten Teil des Romans geht es um den Prozess Meursaults, der 11 Monate nach der Tötung
beginnt. Schon nach der Festnahme konnte er dem Untersuchungsrichter nicht erklären, warum er noch
vier Schüsse auf den bereits leblosen Körper abfeuerte. Und auch beim Prozess fällt es dem
Staatsanwalt nicht schwer, Meursault als einen kaltblütigen Mörder hinzustellen, der seinem Freund
Sintès, dem Zuhälter, einen Gefallen erwiesen hat. Er stellt Meursault, der weder Reue noch
Schuldeinsicht zeigt und als Erklärung nur sagt, „es war wegen der Sonne“, als Gefahr für die
Gesellschaft dar.
„Ich beschuldige diesen Mann, mit dem Herzen eines Verbrechers eine Mutter beerdigt zu haben. …
Derselbe Mann, der sich einen Tag nach dem Tod seiner Mutter der schändlichsten Ausschweifung
hingab, hat aus nichtigen Gründen und um eine widerliche Bettgeschichte zu regeln getötet. Ich fordere
von Ihnen den Kopf dieses Mannes“. (DF 125, 133)
Nach der Verurteilung zum Tod durch Köpfung hegt Meursault einerseits die Hoffnung auf Begnadigung
und beginnt andererseits, sich auf die mögliche Hinrichtung einzustellen. In einer heftigen
Auseinandersetzung mit dem Anstaltsgeistlichen lehnt er jeden Trost durch die Religion ab. Im
Angesicht des dunklen Atems des Todes wolle er die verbleibende Zeit „nicht mit Gott verlieren“.
„Aber ich wäre meiner sicher, aller Dinge sicher, sicherer als er, meines Lebens sicher und dieses Todes,
der bald kommen würde. Ja, ich hätte nur das. Aber zumindest besäße ich diese Wahrheit, genauso wie
sie mich besäße. …Ich hätte so gelebt, und ich hätte auch anders leben können. Ich hätte das eine getan,
und ich hätte das andere nicht getan. Ich hätte die eine Sache nicht gemacht, während ich eine andere
gemacht hätte. Na und? Nichts, nichts wäre von Bedeutung, und ich wüsste genau, warum nicht. Er
wüsste es auch. Aus der Tiefe meiner Zukunft stiege während dieses ganzen absurden Lebens, das ich
geführt hätte, ein dunkler Atem zu mir auf, durch Jahre hindurch, die noch nicht gekommen wären, und
dieser Atem machte auf seinem Weg all das gleich, was man mir in den genauso unwirklichen Jahren
böte, die ich lebte.“ (DF 157)
Existenzanalytische Betrachtung Meursaults
Die Gestalt des Meursault lässt mehrfache Interpretationen zu. Sartre sah in ihm den „absurden
Menschen“, eine psychoanalytische Interpretation entdeckt u.a. ödipale Spannungen (Onfray 37 f.).
Camus hat auf das befremdende Anderssein Meursaults, der sich weigert, Gefühle zu heucheln (z. B.
beim Begräbnis der Mutter) und letztlich als gefährlicher Fremder verurteilt wird, hingewiesen. - Hier soll
versucht werden, den Romanhelden primär als Mensch vor der Frage nach dem Sinn zu verstehen.
Daher wird zunächst kurz die Sinnlehre Frankls = Logotherapie (im weiteren Sinn) vorgestellt. Sie
umfasst die Existenzanalyse als anthropologische Forschungsrichtung, die Logotheorie als „SinnPhilosophie“ und die Logotherapie (im engeren Sinn) als sinnzentrierte Psychotherapie.
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Existenzanalyse als Anthropologie
Der Mensch ist nach Frankl eine Einheit, die an 3 Dimensionen der Wirklichkeit Anteil hat:
3. Dimension
2. Dimension
1. Dim.
GEISTIGES (=Noetisches, gr.: noūs = Geist):
Existenz als „Wissendes Wissen“:
o
Reflexives Selbstbewusstsein (das Sich-Wissen und Wissen um dieses Wissen)
o
das „Sach-Wissen“ (z. B. Frage nach Wahrheit und Wesen, nach Sein und Nichts)
o
Werterkenntnis und Liebe
Freiheit als Stellungnahme zum Physischen u. Psychischen:
o
Freiheit von / gegenüber Erbe, Trieben, Milieu
o
Freiheit für Sinn u. Werte:
Verantwortlichkeit für den Sinn - Gewissen als „Sinnorgan“.
Selbsttranszendenz - Grundmotivation: Wille zum Sinn
PSYCHISCHES: Psychische Funktionen (Kognitive Fähigkeiten) u.
Psychische Kräfte (Emotionen/Motive)
ORGANISCHES: Physikalische, chemische u. biologische Vorgänge
Der Mensch als Person ist ausgezeichnet durch Geistigkeit
(Selbstdistanzierung) und Verantwortlichkeit (Selbsttranszendenz).
Geistige
Person
PsychoPhysikum
(Existentialität),
Freiheit
Die
Selbsttranszendenz
ist
die
W i l l e z u m S i n n (FRANKL)
Ausrichtung des Menschen auf die
Wille zur Lust /FREUD
Wille zur Macht / ADLER
Entdeckung von Sinn und Werten
z. B. Lust + Sinn = Liebe
z. B. Macht + Sinn = Kreativität
(mittels des „Sinn-Organs“ Gewissen)
und deren Verwirklichung – motivationstheoretisch heißt sie „Wille zum Sinn.“
Logo-Theorie als Sinn-Philosophie
Mit Frankl unterscheiden wir 3 Arten des Sinns:
Situationssinn = „Sinn des Augenblicks“: Sinn = das Beste für mich und alle Beteiligten in einer
Situation. Er ist personenbezogen (einzigartig) und situationsbezogen (einmalig)
Hauptwege: Schöpferische Werte – Erlebniswerte – Einstellungswerte
Wegweiser zum Sinn: Gewissen als Sinnorgan
Persönlicher Sinn = „Summe“ der Situationssinnverwirklichungen im Leben einer Person. Er ist
ebenfalls einmalig u. einzigartig; vollendet sich im Tod, wo das Ich zum Selbst wird, das (mit seinem
Wirken, Erleben u. Erleiden) „in der Vergangenheit“ für immer geborgen ist.
Über-Sinn = Sinn des Ganzen.
Die Annäherung an den Übersinn ist nur in Form eines „Sinn-Glaubens“ möglich,
* eines Ur-Vertrauens zu einem tragenden Sein (zur Transzendenz, die die Religionen „Gott“ nennen).
* Unbewusste Religiosität = Offenheit der Existenz auf die Transzendenz hin
Der Über-Sinn ist denkmöglich: Weil es Teil-Sinn gibt, kann nicht „alles“ sinnlos sein! Auch das
Sinnwidrige kann auf der höheren Ebene des Sinns des Ganzen seinen Sinn haben.
Logotherapie (im engeren Sinn) = sinnzentrierte Psychotherapie
Sie ist „Psychotherapie vom Geistigen her u. auf Geistiges hin“. Geist (gr.: NOŪS) sucht Sinn (gr. LÓGOS)
Wichtige Indikationsbereiche:
Existenzielle Frustration, existenzielles Vakuum, noogene Störungen (noog. Neurosen u. noog.
Depressionen), kollektive Neurosen (noetische Fehlhaltungen) u. Hilfe bei Krisen der „tragischen Trias“
(Leid, Schuld u. Tod) als Ärztliche Seelsorge.
Existenzielle Frustration (EFr)
= die Enttäuschung des Willens zum Sinn, „der vergebliche Sinnanspruch an das Leben“
Folgen: Erneute Sinnsuche oder Existenzielles Vakuum.
Existenzielles Vakuum (EV)
= „das Erlebnis einer inneren Leere, das Gefühl einer abgründigen Sinnlosigkeit.“ – Mögliche Folgen:
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noogene Störungen (noog. Neurosen u. noog. Depressionen, massenneurotische Trias:
Sucht, Aggression, Depression), oder:
kollektive Neurosen (noetische Fehlhaltungen)
- Provisorische Daseinshaltung: „In den Tag hinein u. aus dem Trieb heraus leben“
- Fatalismus: Es ist nicht möglich, sein Schicksal in die Hand zu nehmen; denn dieses
Schicksal ist übermächtig.
- Fanatismus u. Kollektivismus
Bezug zu Meursault:
Es scheint, dass das Verhalten Meursaults hinweist auf:
1. Existenzielle Frustration:
„Als ich studierte, hatte ich viele derartige Ambitionen. Aber als ich mein Studium aufgeben musste, ist mir
sehr schnell klar geworden, dass das alles ohne wirklichen Belang ist.“ (DF 45)
Das Gewahrwerden dieser Enttäuschung ist noch nicht pathologisch (=krankhaft), sondern vielmehr
Zeichen geistiger Wachheit:
„Nach dem Sinn seines Daseins zu fragen, ja diesen Sinn überhaupt in Frage zu stellen, ist eher eine
menschliche Leistung denn ein neurotisches Leiden.“ (PiP 21)
Die Frage ist, wie der Mensch auf die EFr reagiert: ob er sich auf die Suche nach seinem Sinn begibt
oder ob er in ein EV abgleitet - was bei Meursault eben der Fall zu sein scheint.
2. Existenzielles Vakuum
Dieses äußert sich allem Anschein nach bei Meursault als:
Provisorische Daseinshaltung – „In den Tag hinein u. aus dem Trieb heraus“
„Der Mensch nun, der in den Tag hineinlebt, lebt immer auch aus dem Trieb heraus. So ist es denn auch zu
verstehen, dass man etwa, im Liebesleben allenfalls darauf verzichtet hat, auf weite Sicht hin ein
lebenswürdiges Leben, ein menschenwürdiges Liebesleben aufzubauen, sondern nur darauf bedacht war, den
Augenblick auszukosten und sich nur ja nichts entgehen zu lassen.“ (PfA 44)
„Werte-Unverbindlichkeit“ und Werte-Ambivalenz
- Liebe zur Mutter: Versorgung im Heim – Gewisses Desinteresse (Frage: „Gefühlskälte“?)
- Beziehung zu Marie: sinnliches Begehren, gemeinsame Freuden (Kino, Sonne, Meer „Sinnenfreude
des Mittelmeers“) – Distanz zu Marie als Liebes-/ Ehepartnerin (Frage: Marie als „auswechselbare“ Frau
u. nicht als einzigartige Person?)
- Mitmensch (allgemein): Tröstung des Nachbarn SALAMANO wegen des Hundes, aber - Desinteresse
an den Folgen für Raymonds Mätresse
- Arbeit: Versuch, den Chef zufriedenzustellen, aber Desinteresse an Karriere
- Freundschaft: Hilfe für Raymond – aber Gleichgültigkeit gegenüber dessen Freundschaft
- Unversehrtheit des Lebens: Beruhigung Raymonds am Strand - Tötung des Arabers
3. Existenzielles Vakuum
sinnlose Aggression
Sieg des psychophysischen Zustand (Sonne, Schweiß, Blendung, Erschöpfung… = Zuständlichkeit )
über die Trotzmacht d. Geistes „Ich habe gedacht, dass ich nur umzukehren brauchte, und es wäre vorbei.“ (DF
77/78) und
Sinnwidrige Flucht aus der Situation auf Kosten des Lebens – Willkür statt verantworteter Freiheit
4. Ablehnung der Verantwortlichkeit - Fatalismus
M. sieht sich nur als Opfer der Umstände („Wegen der Sonne“) – Keine Reue, kein Bedauern – nur:
„Ich habe nachgedacht und habe gesagt, dass ich eher als wirkliche Reue einen gewissen Verdruss
empfände.“ (DF 92)
Fatalismus: Keine Verantwortung für sich - während der Gerichtsverhandlung eher zerstreuter
Beobachter als Sorge für seine Verteidigung.
„Der Fatalist stellt sich auf den Standpunkt: es ist nicht möglich, sein Schicksal in die Hand zu nehmen;
denn dieses Schicksal ist übermächtig. Während sich so der fatalistisch Eingestellte fortwährend vorsagt,
ein Handeln sei nicht möglich, denkt sich der provisorisch Eingestellte: ein Handeln ist auch ganz und gar
nicht nötig; denn wir wissen nicht, was morgen los sein wird.“ (PfA 47)
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5. Geistige Stellungnahme – Philosophie des Absurden
Erst nach dem Todesurteil „erwacht“ Meursault. Das Erfassen der Kostbarkeit des Lebens löst zunächst
die Hoffnung auf Fluchtmöglichkeiten oder auf Begnadigung aus.
Er erkennt letztlich aber die Absurdität des Lebens angesichts des (für jeden Menschen)
unausweichlichen Todes, verweigert jegliche religiöse Hoffnung und sieht dem Tod glücklich entgegen.
–Wir wenden uns im nächsten Abschnitt der Lehre vom Absurden zu.
C) DIE PHILOSOPHIE DES ABSURDEN
„Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik, Essen, Straßenbahn, vier Stunden Arbeit,
Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag – immer derselbe Rhythmus,
das ist sehr lange ein bequemer Weg. Eines Tages aber steht das ,Warum‘ da, und mit diesem Überdruss,
in den sich das Staunen mischt, fängt alles an. Der nächste Schritt ist die unbewusste Umkehr in die Kette
oder das endgültige Erwachen. Schließlich führt dieses Erwachen mit der Zeit folgerichtig zu der Lösung:
Selbstmord oder Wiederherstellung.“ (MS 16)
Der erwachende Mensch kann also die Erfahrung der Absurdität des Daseins machen, wenn er
„das Lächerliche dieser Gewohnheit erkannt hat, das Fehlen jedes tieferen Grundes zum Leben, die
Sinnlosigkeit dieser täglichen Betätigung, die Nutzlosigkeit des Leidens.“ (MS 11)
Wir sagten eingangs, dass das Absurde nach Camus aus der Konfrontation des nach Sinn und Wahrheit
suchenden Menschen und der irrationalen Welt, die keinen übergeordneten Sinn erkennen lässt,
entsteht. Somit erhebt sich nach Camus die Frage, ob sich das Leben lohnt oder ob es angesichts
dieser Situation nicht besser wäre, ihm ein Ende zu setzen. Aus der „Logik des Absurden“ leitet er aber
ab, dass der Mensch das „Absurde leben lassen“ und ihm in ständiger Auflehnung (Revolte) „ins Auge
sehen“ müsse. Diese Auflehnung als Protest gegen den Tod ist ein lebenslanges Zeugnis für den Wert
des Lebens, wohingegen der Selbstmord ein Zeugnis gegen den Wert des Lebens ist.
„Der Selbstmord hebt das Absurde auf seine Art auf. Er zieht es mit in den gleichen Tod. Ich weiß aber,
dass das Absurde, um sich zu behaupten, sich nicht auflösen darf. Es entgeht dem Selbstmord in dem
Maße, wie es gleichzeitig Bewusstsein und Ablehnung des Todes ist.“ (MS 49/50)
Diese Revolte ist somit eine Auflehnung in der Welt - statt des Selbstmords fordert Camus ein „trotzdem
Ja zum Leben“.
„So leite ich vom Absurden drei Schlussfolgerungen ab: meine Auflehnung, meine Freiheit und meine
Leidenschaft. Durch das bloße Spiel des Bewusstseins verwandle ich in eine Lebensregel, was eine
Aufforderung zum Tode war – und ich lehne den Selbstmord ab.“ (MS 57)
Camus lehnt aber auch jede Flucht in eine transzendente Sinngebung als
„philosophischen Selbstmord“ ab (wie Religion oder bestimmte Philosophien, z. B.
die von Kierkegaard, der das Irrationale vergöttlicht und mit seinem „Sprung in den
Glauben“ vor der Absurdität die Augen verschließt). - Vorbild für diese Haltung des
heroischen Pessimismus ist die mythologische Gestalt des Sisyphos, dessen
absurder
Kampf sein Herz auszufüllen vermag. Es ist eine solitäre Revolte – die Auflehnung des Einzelnen.
Camus hat aus dem Absurden drei Konsequenzen abgeleitet: seine Auflehnung, seine Freiheit (d. h.
Ungebundenheit gegenüber Werten) und seine Leidenschaft (das intensive Auskosten des begrenzten
Lebens – der Lichtseite des Lebens in Form der „mittelmeerischen Lebensfreude sowie der
Schattenseite als Bewusstsein des Absurden).
Die solidarische Revolte
Das Denken Camus geht aber bald über die solitäre Revolte hinaus. Er entdeckt einen Widerspruch im
Absurden: Die Ablehnung des Selbstmordes zeigt, dass es doch einen Wert gibt: das Leben des
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Menschen. Die „Freiheit der Absurdität“ – als Wert-Losigkeit - hat aber jede Handlung als gleich-gültig
bezeichnet, somit auch das Töten.
„Wenn man an nichts glaubt, wenn nichts einen Sinn hat und wir keinen Wert bejahen können, ist alles
möglich und nichts von Wichtigkeit. Ohne Für und Wider hat der Mörder weder unrecht noch recht. Man
kann die Verbrennungsöfen schüren, so wie man sich der Pflege Leprakranker widmet. Bosheit und
Tugend sind Zufall oder Laune.“ (MR 9)
Wenn die Revolte Auflehnung gegen die condition humaine, die Situation der Menschen ist, so ist sie
Auflehnung für alle gegen ein Unrecht an allen – ist sie solidarische (und nicht mehr solitäre) Revolte,
was Camus (in Abwandlung des Descartschen „Ich denke, also bin ich“) in ein „Ich rebelliere, also sind
wir“ umwandelt. Er erörtert seine Thesen ausführlich in Der Mensch in der Revolte.
„Ich glaube weiterhin, dass unserer Welt kein tieferer Sinn innewohnt. Aber ich weiß, dass etwas in ihr
Sinn hat, und das ist der Mensch, denn er ist das einzige Wesen, das Sinn fordert. Diese Welt besitzt
zumindest die Wahrheit des Menschen, und unsere Aufgabe besteht darin, ihm seine Gründe gegen das
Schicksal in die Hand zu geben.“ (BDF) – „Pessimist hinsichtlich der Bestimmung des Menschen, bin ich
Optimist, was den Menschen angeht.“ (RvD)
Diese Auflehnung ist zunächst eine Metaphysische Revolte gegen das Unrecht der condition humaine
(Leiden und Tod) und somit gegen Gott als für das Übel verantwortlicher Schöpfer. Camus lehnt weiter
jede transzendente Sinngebung ab.
Camus wendet sich dann der Historischen Revolte zu, wo der Mensch an Gottes statt Herr über Leben
und Tod wird.
„Wo Gott tot ist, bleiben die Menschen über... Der alles leugnet und sich gestattet zu töten, fordert, alles
in allem, die völlige Freiheit, die grenzenlose Entfaltung des menschlichen Hochmuts. Der Nihilismus
richtet seine Wut zugleich gegen Schöpfer und Geschöpf… .“ (MR86; 228/229)
Er warnt vor der Missachtung des Menschenlebens, das die Revolte als Wert anerkennt und schützt,
und lehnt jegliche Tötung eines Menschen, sei es aus politisch-ideologischen Gründen („Rassenkampf“,
„Klassenkampf“, religiöser Fanatismus) oder aus sozial-juridischen Gründen (Todesstrafe für
Verbrecher) scharf ab. Das bedeutet auch eine klare Verurteilung von nationalsozialistischem Morden
(in den KZs) und den Morden in den kommunistischen Gulags, was Camus massive Kritik von der
französischen Linken und von SARTRE einbrachte.
Das mittelmeerische Denken
„Nemesis ist die Göttin des Maßes, nicht der Rache. All die, welche die Grenze überschreiten, werden
von ihr unbarmherzig bestraft.“ (L´ÉTÉ, Pl II, 853)
So fordert Camus auch das rechte Maß (statt Maßlosigkeit bzw. Anmaßung) ein. – Und weiter:
„Auf der Mittagshöhe des Denkens lehnt der Revoltierende so die Göttlichkeit ab, um die gemeinsamen
Kämpfe und das gemeinsame Schicksal zu teilen. Wir entscheiden uns für die treue Erde, das nüchterne
Denken, die klare Tat, die Großzügigkeit des wissenden Menschen. Im Lichte bleibt die Welt unsere erste
und letzte Liebe. Unsere Brüder atmen unter dem gleichen Himmel wie wir; die Gerechtigkeit lebt. Dann
erwacht die sonderbare Freude, die zu leben und zu sterben hilft und die auf später zu verschieben, wir
uns fortan weigern. Auf der schmerzensreichen Erde ist sie die bittere Nahrung, der raue Meereswind,
das alte und das neue Morgenrot. Mit ihrer Hilfe werden wir während langer Kämpfe die Seele dieser Zeit
erneuern.“ (MR 248)
Mittelmeerisches Denken bedeutet also Respekt vor dem Menschen und Einheit mit der Natur (Sonne,
Meer, Wind, Sand…). Der Mensch und die Erde sind der Sinn des Menschen – ihnen gilt alles Mühen.
So gilt es, trotz der Absurdität des Daseins im Dienste des Menschen dafür kämpfen, dass „weniger
Kinder sterben“; es ist dies ein heroischer Kampf gegen die „Pest“ (das Übel), der nicht zu gewinnen
ist, aber auch nicht aufgegeben werden darf. Man kann in diesem Sinn vielleicht auch von einem
„solidarischen Pessimismus“ sprechen.
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D) DIE LOGOTHEORIE / SINNLEHRE FRANKLs
Beide Formen der Auflehnung nach Camus – solitäre und solidarische Revolte - mögen „ein
Menschenherz ausfüllen“ – aber sind nicht viele von diesem Kampf erschöpf, ja überfordert, besonders
wenn die Grundaussage, dass Leid, Begrenztheit und Tod („Alle sind zum Tode verurteilt“) das einzig
Sichere im Leben sind, gelten soll? Schenken sie genug Kraft zum Leben?
Camus geht aus von „dem, was wir sicher wissen“ – aber muss das „zum Tode verurteilt sein“ zu einem
Pessimismus führen? Camus hat die Bedrohung durch den Tod in seinem Leben immer wieder
dramatisch erfahren: als 17-jähriger, als die Ärzte ihm wegen der TBC-Erkrankung (rechter
Lungenflügel) sein baldiges Lebensende ankündigten oder 1942, dem Erscheinungsjahr von Der
Fremde und Der Mythos von Sisyphos, als der linke Lungenflügel betroffen war (Onfray 224/225). Das
Denken Camus‘ soll hier nicht in primitiv-reduktionistischer Weise als eine Sublimierung seiner
Todesangst missdeutet werden, sondern als Ringen um „existenzielle Wahrheit“ (Kierkegaard), eine
ehrliche, geistige Auseinandersetzung mit der Begrenztheit des Lebens – die er immer wieder als
leistungsmäßige und zeitmäßige Einschränkung erfahren hat.
Als jemand, der durch die „Absurdität seiner Krankheit“ bedroht war, hat er sich der Frage nach
Absurdität und Sinn mit letzter Ehrlichkeit und tiefer Leidenschaft zugewandt. Die Schatten des
Absurden konnten aus dem Leben Camus nie mehr verschwinden, wenngleich die lichten Seiten,
angestrahlt von der „Sonne des mittelmeerischen Denkens“, nicht verlöschen sollten.
1942 ist auch für Viktor Frankl ein Schicksalsjahr. Mit der Schließung der Rothschild-Klinik wurde die
gesamte Familie nach Theresienstadt deportiert und im Winter 1944/45 musste Frankl im KZ Kaufering
bzw. in Türkheim im Frühjahr 1945 (beide Nebenlager des KZ Dachau) um sein Überleben kämpfen.
Auch hier stellte sich – täglich und unausweichlich – die Frage: Wozu diesen Tag überleben – statt dem
absurden Leiden durch Selbstmord („Laufen in den Draht“) eine Ende zu setzen? Wie viele Opfer im
Sinne eines heroischen Pessimismus durchgehalten haben, wissen wir nicht. Aber Frankl sagt, dass
die am ehesten überlebt haben, die einen Sinn darin sahen, konkret, die um einer Person oder einer
Aufgabe willen auch das äußerste Leiden ertragen haben.
Wie Camus geht Frankl also auch von einer ähnlichen – und wohl (kürzeren, aber) viel schmerz-hafteren
(Hunger, Kälte, Willkür…) - Erfahrung aus, seine Deutung der Wirklichkeit ist aber eine Sinn-Lehre, eine
Logo-Theorie, die die tragische Trias von Leid, Schuld und Tod nicht übersieht oder banalisiert oder
religiös „entschärft“, sondern in einem Sinn-System integriert.
Grundfragen der tragischen Trias
„Der Tod gehört zum Leben sinnvoll dazu – ebenso wie das menschliche Leiden. Beide machen das
Dasein des Menschen nicht sinnlos, sondern überhaupt erst sinnvoll. Es ist also gerade die Einmaligkeit
unseres Daseins in der Welt, die Unwiederbringlichkeit unserer Lebenszeit, die Unwiderruflichkeit all
dessen, womit wir sie ausfüllen – oder unerfüllt lassen – das ist es, was unserem Dasein
Bedeutungsschwere gibt.“ (SiP 97)
Menschliches Sein ist nicht „absurdes Sein“, sondern Verantwortlichsein. Dieses ergibt sich aus der im
Text erwähnten Einmaligkeit unseres Daseins (Sinn ist situations- u. personbezogen, das Leben stellt
an jede/n von uns persönliche Fragen), aus der Unwiederbringlichkeit der Zeit und der Unwiderruflichkeit
des Tuns (oder Unterlassens). Aber dies bedeutet nicht nur Vergänglichkeit, sondern vor allem ein
Geborgen sein, ein Aufgehoben sein im „Sein der Vergangenheit“.
Und auch die tragische Trias schließt Sinnmöglichkeiten ein.
„Noch aus den ,negativen Aspekten‘, ja gerade aus ihnen noch etwas Sinnvolles ,herausschlagen‘: Leid
lässt sich in Leistung transformieren, Schuld in Wandlung und die Vergänglichkeit menschlichen Daseins
in einen Ansporn zu verantwortetem Tun.“ (LM, 51)
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Zum Sinn des Leides
Leid ist per se sinn-widrig, nicht im „dass“ – sondern im „wie“ liegt der Sinn.
„Jeder hat sein Auschwitz“ (Frankl) – Dem leidenden Menschen, den Helden/Heldinnen des Leids, ist mit
Hochachtung (vor der Leistung des Tragens), Demut (in Bezug auf „Ratschläge“) und mit der
Bereitschaft zum Mit-Tragen zu begegnen. Jedes Leid ist einzigartig, und doch ist jedes Tragen auch
Vorbild für andere.
„Das Leiden macht den Menschen hellsichtig und die Welt durchsichtig.“ (Frankl) - „Diese
Leiderfahrungskompetenz erweitert die Sicht des Menschen. Der leidende Mensch sieht weiter und tiefer
– und zwar mit den Augen des Geistes; er nimmt geistig mehr wahr, mehr vorweg.“ (Sch/Z, 298)
Beispiel: Gründung der Björn-Steiger-Stiftung
Der Tod des 9-jährigen Sohnes Björn auf einer Landstraße wegen zu später
Verständigungsmöglichkeit der Rettung veranlasst die Eltern zur Einrichtung
des Notrufsäulensystems (ab 1969). – Wichtig: Immer muss es sich natürlich
um unabänderliches = schicksalhaftes Leid handeln, sonst würde Heroismus zu Masochismus.
„Soll das nun heißen, Leiden sei notwendig, um Sinn zu finden? Das wäre ein grobes Missverständnis.
Was ich meine, ist keineswegs, dass Leiden notwendig ist, vielmehr will ich sagen, dass Sinn möglich ist
trotz Leidens, um nicht zu sagen, durch ein Leiden - vorausgesetzt, dass das Leiden notwendig ist, das
heißt, dass die Ursache des Leidens nicht behoben und beseitigt werden kann“ (LM 59)
* Leid – Übersinn
Wenngleich also oft trotz des Leides und manchmal auch durch das Leid Sinn gefunden werden kann,
so bleibt doch immer auch ein unauflösliches „Warum“. Hier gilt nach Frankl das demütige Sich-Beugen
vor dem Geheimnis (HIOB) und das Akzeptieren des Nicht-Wissens (SOKRATES) – und vielleicht der
Glaube, dass im Über-Sinn auch das Leid seinen Platz haben kann.
„Wir können nur glauben, dass alles sinnvoll ist, Übersinn hat; aber welchen Sinn es hat, in welchem Sinn
es übersinnvoll ist, in welche Richtung wir das Leiden jeweils zu deuten haben – dies alles können wir
nicht wissen.“ (LM 240)
Zum Sinn von Freiheit, Verantwortlichkeit und Schuld
„Zum Wesen des Menschen gehört aber nicht nur die Freiheit, schuldig zu werden, sondern auch die
Verantwortung dafür, über die Schuld hinauszuwachsen.“ (SiP 54)
Freiheit ist die Voraussetzung von Schuld und Änderung - Verantwortlichkeit „Maßstab“ für Schuld u.
Mahnung zur Änderung. Echtes Schuldig-sein (nicht bloßes Schuldgefühl!) impliziert das Wissen um
die Sinnwidrigkeit, die Absicht zum Schaden und eine schwerwiegende Angelegenheit (theologisch:
„materia gravis“)
Die Sinnchance der Schuld liegt in der Möglichkeit zur Wandlung: durch Reue ein anderer, besserer zu
werden, dort, wo es möglich ist, Wiedergutmachung zu tätigen und Vergebung bzw. Versöhnung zu
leisten. Wichtig ist auch die Vergebung sich selbst gegenüber (gegen einen sinnwidrigen
Perfektionismus), denn wie kann ich anderen verzeihen, wenn ich mir selbst nicht verzeihen kann?
Auch dem Verbrecher ist diese Wandlungsmöglichkeit zuzusprechen – wie auch die prinzipielle
Schuldfähigkeit
Zu Sinn und Zeit: Pessimismus der Vergänglichkeit - Optimismus der Vergangenheit – Aktivismus der
Zukunft – Kategorischer Imperativ der Logotherapie
Die traditionelle Sichtweise der Zeit besagt, dass wir in der Gegenwart (einem flüchtiger Augenblick des
Seins) das soeben Erlebte ins „Nichts (= nicht mehr = gewesen-sein) der Vergangenheit“ entlassen und
auf das „Nichts (= noch nicht) der Zukunft“ zugehen. – Anders Frankl:
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„Die Existenzanalyse stellt nun, angesichts der tatsächlichen Vergänglichkeit alles Seins, folgende
Behauptung auf: Vergänglich sind eigentlich nur die Möglichkeiten, die Chancen zur Wertverwirklich-ung,
die Gelegenheiten, die wir zum Schaffen oder zum Erleben - oder zum Leiden (nämlich zum rechten
Leiden, zum aufrechten Leiden von wirklich Unabänderlichem, von echt Schicksalhaftem) haben: Sobald
wir diese Möglichkeiten jedoch verwirklicht haben, sind sie nicht mehr ,vergänglich‘, vielmehr sind sie
,vergangen‘, sie sind vergangen - und das will heißen: Eben in ihrem Vergangen-sein ,sind‘ sie. Denn
gerade in ihrem Vergangensein sind sie ja aufbewahrt, und nichts kann ihnen mehr etwas anhaben, nichts
kann mehr das, was einmal geschehen, was einmal vergangen ist, aus der Welt schaffen: Einmal
vergangen, ist es vergangen ein für allemal und ,für alle Ewigkeit.‘ “ (WzS 42f.)
< -------------------------------------------------------------------------------------Vergangenheit
Gewesen-SEIN=
Aufgehoben sein im
Protokoll der Welt
Wirklichkeit = VerWIRKLICHtsein
Optimismus der Vght
„Volle Scheunen“
Gegenwart
Verfügungsraum
Ver-WIRKLICH-ung der Möglichkeiten
Freiheit und Verantwortlichkeit
Realismus der Ggwt
Torhüterin zw. Sein und Nichts
Zukunft
Sinnvolle bzw.
sinnwidrige
Möglichkeiten
unverwirklicht
Aktivismus
der Zukunft
Das „Protokoll der Welt diktieren“ = den vom Sinnorgan GEWISSEN entdeckten
Sinn des Augenblicks verwirklichen Sinnverwirklichung = Selbstverwirklichung (Vollendung im Tod)
So müssen Vergänglichkeit und Tod nicht Absurdität bedeuten, sondern Aktivismus der Zukunft als
Aufruf zu verantwortetem Handeln („das Protokoll der Welt diktieren“ oder „den Film seines Lebens
drehen“) bzw. Optimismus der Vergangenheit: Im Vergangensein ist alles aufgehoben und im Tod
vollendet sich das Ich, indem es zum Selbst wird.
„Für gewöhnlich sieht der Mensch nur das Stoppelfeld der Vergänglichkeit; was er übersieht, sind die
vollen Scheunen der Vergangenheit. Im Vergangensein ist nämlich nichts unwiederbringlich verloren,
vielmehr alles unverlierbar geborgen. Aber nicht nur schaffend füllen wir die Scheunen unserer
Vergangenheit, erfüllen und verwirklichen wir Sinn und Werte, sondern auch erlebend und leidend. Leid
ist Leistung. Tod heißt Ernte. In Wirklichkeit kann weder Leid noch Schuld noch Tod – kann diese ganze
Trias der Tragik nicht dem Leben dessen Sinn nehmen.“ (LuE, 142)
„Denn wenn wir davon sprachen, dass wir etwas in die Welt schaffen, indem wir es in das Sein der
Vergangenheit hineinschaffen, dann ist es erstens der Mensch selbst, der sich in die Welt schafft, er setzt
,sich selbst in die Welt‘ und zweitens wird er nicht mit seiner Geburt in die Welt gesetzt, sondern er setzt
sich selber in die Welt erst im Tode.
Wenn wir aber bedenken, dass es ja das Selbst ist, das er im Tode (selber) in die Welt setzt, dann werden
wir über diese Paradoxie nicht mehr erstaunt sein. Denn das Selbst ,ist‘ ja eigentlich nicht, es ,wird‘ doch
immer erst. Es kann somit gar nicht anders ,sein‘ denn als gewordenes, eben als fertig gewordenes. Und
fertig geworden ist es erst - im Augenblick des Todes.“ (MfS 32)
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Die Endlichkeit führt uns wieder zur Verantwortlichkeit als Existenzial des Menschen und zum
„Kategorischen Imperativ der Logotherapie“:
Die Endlichkeit, die Zeitlichkeit ist also nicht nur ein Wesensmerkmal des menschlichen Lebens, sondern
für dessen Sinn auch konstitutiv. Der Sinn menschlichen Daseins ist in seinem irreversiblen Charakter
fundiert. Man könnte überhaupt die existenzanalytische Maxime in folgende Imperativform kleiden: Lebe
so, als ob du zum zweiten Mal lebtest und das erste Mal alles genauso falsch gemacht hättest, wie
du es zu machen – im Begriffe bist. Gelingt es einem, sich dieser Phantasievorstellung hinzugeben,
dann wird ihm im gleichen Augenblick die ganze Größe der Verantwortung bewusst, die der Mensch in
jedem Moment seines Lebens hat. (LuE 143)
Zusammenfassende Überlegung
Der Vortrag konnte nicht die Thematik in ihrer ganzen Fülle behandeln, es sollten aber Denkanstöße
zur Beantwortung der Frage, ob sich das Leben lohnt, gegeben werden. Die Antwort geben wir auch
durch unser Leben selbst, wenn wir auf die Fragen des Lebens antworten, d. h. ver-antwort-ungsvoll
handeln. Ob wir (manchmal) mehr dem heroischen Pessimismus der Absurdität nach Camus zuneigen
oder dem tragischen Optimismus der Sinnlehre Frankls – beide Denker haben letztlich doch ein klares
Ja zum Leben gesagt.
Literatur:
CAMUS:
* Der Fremde (DF), rororo, 201469
* Der Mythos von Sisyphos (MS), rororo, 19827
* Die Pest (P), rororo 197129
* Der Mensch in der Revolte (MR), rororo, 19816
* Der Fall (F), rororo, 19725
* Der erste Mensch (EM), rororo 20038
* Brief an e. dt. Freund (BDF, in: J. Speck) ..
* Rede vor den Dominikanern (RvD) 1948 (übersetzt Thir)
* Dictionnaire Albert Camus, Ed. Laffont, 2009
* Lagarde et Michard, XXe siècle, Bordas, 2001
* L´Etranger-Camus (Profil d´une œuvre), Hatier, 1970
* Interpretationen : CAMUS/Der Fremde, Bange, 20125
* Onfray Michel, Im Namen der Freiheit, Knaus, 2013
* Speck Josef, Camus A./Die Grundantinomien d. menschl. Daseins, in: Philosophie d. Gegenwart V, UTB, 19922
FRANKL:
* Ärztliche Seelsorge (ÄS), Deuticke, 200511
* Der leidende Mensch (LM) Huber, 19962
* Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn (MFS), Piper 201023
* Die Psychotherapie in der Praxis (PiP), Piper 19974
* Die Sinnfrage in der Psychotherapie (SiP), Piper 19977
* Logotherapie u. Existenzanalyse (LuE), BELTZ 20103
* Psychotherapie für den Alltag (PfA), Herder 19924
Wörterbuch d. Logotherapie u. Existenzanalyse, Böhlau,
* Schechner/Zürner, Krisen bewältigen, Braumüller, 20132
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