Da war es plötzlich da, das lang ersehnte Wochenende mit dem Männergesangverein - in zwei topmodernen Doppelstockreisebussen ging es pünktlich los in Richtung Koblenz-Horchheim, wo wir als Gastchor eingeladen waren, an einem Konzert und einer Matinee mitzuwirken. Erster Zwischenhalt war Mendig (phon.: Mändisch) in der Vulkaneifel. Diese war auch direkt Thema des ersten Programmpunktes. Im Lava-Dome wurden wir, aufgeteilt in vier Gruppen, durch eine wirklich empfehlenswerte Führung geschleust und haben eine ganze Menge lernen dürfen über den Vulkanismus in dieser Region und die Auswirkung auf Mendig im Besonderen. Anschließend wurde es erstmals recht anstrengend. Es ging zu Fuß (!) zur Vulkan-Brauerei zum wohlverdienten und übrigens auch sehr wohlschmeckenden Mittagessen. Zum Nachtisch gab es dann wider Erwarten ein Ständchen von uns für alle. Nach diesem doch sehr kräftezehrenden Doppel-Event verteilten wir uns wieder in unsere Busse und auf ging's nach Koblenz zu unseren beiden Hotels (wir waren leider gesplittet auf zwei weit auseinander liegende Unterkünfte), in denen wir etwas Kraft tanken durften für den anstehenden langen Abend. Der dann, ich nehme es mal vorweg, richtig toll war, nicht nur gesanglich. Natürlich gibt es bei jedem Fest Dinge, die man vielleicht optimaler hätte organisieren können, in diesem Fall die Verpflegung, aber wer satt werden wollte, hatte die Gelegenheit dazu. Das Büfett war mehr als gut und bot eine reichhaltige Auswahl, wurde nur viel zu spät eröffnet. Aber wie sagt man einige Rheinkilometer weiter so trefflich: „Et es wie et es“ Wir hatten die Ehre, um jetzt mal auf die tatsächlich wichtigen Dinge des Abends zu sprechen zu kommen, als letzter Chor auftreten zu dürfen. Dietmar Weidenfeller, der Vorsitzende des gastgebenden Chores, war ja dazumal ein mehr als gern gesehenes Mitglied des St. MarienGesangvereins und als es ihn beruflich nach Koblenz zog, floss manche Träne beim Abschied. Mit bewegenden Worten beschrieb Dietmar seinen damaligen Empfang bei uns, seine erste Probe und die unvergessenen Eindrücke, die ihn zeitlebens mit uns allen freundschaftlich verbunden bleiben lassen. Als Dietmar das so warmherzig und authentisch schilderte, hatte nicht nur er eine Träne im Knopfloch. Dann sangen wir, und wie wir sangen. Mir wurde ganz warm ums Herz, so schön war es! Anschließend beschrieb Dietmar, der sich beim letzten Lied sogar wieder bei uns im 2. Bass einreihte und mitsang, unseren Auftritt treffend: „Ihr habt den Saal gerockt". Ein grandioser Auftritt, selbst unter Anlegung unserer eigenen kritischen Maßstäbe! Es hat nicht nur uns Spaß gemacht, sondern auch allen im Saal und wir durften erst nach der zweiten Zugabe aufhören. Anschließend ging es unverzüglich ins „Wyndham Garden“, dem Hotel der größeren Gruppe und dort in der Bar wurde munter weitergefeiert. Nach anfänglichem Gedränge und leichtem Zähfluss sprang der Funke über und plötzlich sangen alle aus voller Kehle. Gänsehautatmosphäre pur im schummrigen Ambiente, schöne Lieder, schöne Stimmen, schöne Getränke, schöne Frauen und wir und alle sangen mit Herzblut (selbst unsere Frauen sangen heimlich mit). Weit nach Mitternacht gingen die letzten zur Ruh und natürlich war Hans (ja welcher wohl) wieder bis zuletzt dabei, zuerst blank entsetzt und dann ehrlich enttäuscht, dass Feierabend war. Aber Hans ist ja auch erst 87, er muss das noch lernen, dass die anderen nicht seine Kondition haben ... Am Sonntagmorgen lachte uns die Sonne ins Gesicht. Frisch gestärkt vom ausgiebigen Frühstück, bei dem Walter irgendwas von irgendeinem „Popöchen im Nachbarzimmer“ zum Besten gab, aber das gehört hier, glaube ich, gar nicht hin, ging es wieder zum Haus Horchheimer Höhe, lichtschnell und mit gewohntem „Haitäck“ (neudeutsch für: exquisite, peinlich saubere und hochmoderne Busse mit ausgezeichneter Klimaanlage, durchzugstarken Motoren und allerneuester Sicherheitstechnik). Aber zurück beziehungsweise hin zum Wesentlichen. Viele wirklich tolle Chöre waren bei dieser Matinee dabei, es war tatsächlich, wie schon am Vorabend, der versprochene Genuss für die Sinne und herrlich kurzweilig. Es war einfach eine große Freude teilhaben zu dürfen, überall konzentrierte Chöre vor und völlig entspannte nach den Auftritten zu sehen, die wunderbar das vermittelten, was das Singen miteinander so ausmacht. Und letztlich darf man nicht vergessen, dass wir alle miteinander nur leidenschaftliche Amateure sind und der Spaß an der Freude die Triebfeder all unserer Anstrengungen ist. Leider konnten wir die Chöre nach uns nicht mehr genießen und mussten direkt nach unserem Auftritt aufbrechen, weil wir unser Schiff, die „Deutsches Eck“ pünktlich erreichen wollten, schließlich hatten wir ja auch noch eine Rhein-Tour gebucht rheinaufwärts zum Schlusspunkt unserer Chorfahrt. Auf dem Schiff war dann Abhängen pur angesagt, die Beine baumeln und den Wind um die Ohren pfeifen lassen - zumindest galt das für das Häuflein aufrechter, das sich von Sonne und Wind nicht unter Deck bei Kaffee und Kuchen halten ließ. Nach anfänglicher, leichter Übelkeit (durch das Schwanken des Schiffes am Anleger) griff ich, kleine persönliche Anekdote, dann zu einem alten Rezept gegen Seekrankheit und siehe da, zwei Bier und eine Bockwurst später war ich geheilt. Da sag noch einer, unsere Vorfahren wussten nicht, was gut ist. Schwank mit W aus H bei A am Rande: Als er dem netten Schiffssteward gegenüber erwähnte, dass wir erst in Boppard aussteigen, weil wird dort noch einen Auftritt hätten, mussten wir den Guten festhalten, weil er sonst vor Lachen von Bord gefallen wäre. Soweit fuhr das Schiff nämlich gar nicht. Fazit: Lesen bildet! Egal, in Spay war Endstation für uns. Wir trafen unsere Busse unweit des Anlegers und fuhren halt damit mal eben zwei Rheinschleifen weiter nach Boppard, wo wir unseren letzten Auftritt in einem Seniorenheim unmittelbar am Rheinufer hatten. Ein motivierter Chor traf auf hocherfreute Zuhörer, eine Kombination, bei der nur Gutes herauskommen konnte. Zum Glück hatten wir noch unsere weißen Hemden mit Emblem an, da war es am Ende einfacher zu unterscheiden, wer denn jetzt zum Seniorenheim gehörte (und da bleiben musste) und wer zum St. Marien-Gesangverein … Derweil mussten die NichtsängerInnen aus Platzgründen auf der Rheinpromenade flanieren und das erstaunlicherweise immer noch gute Wetter genießen (in Aachen hatte es nämlich nicht nur am Samstag, sondern auch fast den ganzen Sonntag geregnet - war ja auch Reitturnier …). Aber wenn Engel reisen … Zurück ging es dann nach Spay in das Restaurant des Hotels „Alter Posthof“, eine Adresse, die ich jedem empfehlen kann, der gutes Essen und liebevollen Service mag. Dieser Spießbraten war, was meinen Geschmack anbelangt, wirklich ein Genuss - für Auge und Gaumen! Auch dies wieder prima ausgesucht von den Organisatoren der Reise, denen es gelungen ist, eine schöne Mischung zusammenzustellen. Herzlichen Dank an dieser Stelle allen, die sich tage-, wochen- und monatelang damit befasst haben!! Natürlich gab es winzige Schwachstellen, über die man sich trefflich aufregen kann oder besser eben auch nicht!! Ich für meinen Teil habe diese kleinen und eigentlich kaum erwähnenswerten Mankos mit Humor ertragen. Das Leben ist aber viel zu kurz und viel zu schön, um sich über sowas ernsthaft aufzuregen! Und diese Tour gehörte zweifelsfrei zu den schönen Erlebnissen, die mitgemacht zu haben ich keine Sekunde bereut habe! Zurück nach Spay zum „Alten Posthof“. Nach dem leckeren Hauptgang gab es optional einen nicht minder leckeren Nachtisch (ich hatte auch einen, aber das darf meine Frau wegen der Kalorien nicht wissen) oder einen Kaffee und dann, und da merkte man bei den Meisten dann doch die Strapazen der beiden Tage, ging es endlich wieder in die Busse gen Heimat. Im Hinterkopf ein nagender Gedanke, ob „der Haitäck“ denn überhaupt bis Horbach hält, aber auch dieser lächerliche Gedanke entschwand durch die Natur-Klimananlage (die geöffnete Dachluke). Müdigkeit und Dunkelheit bedeckten uns mit ihrem Mäntelchen und fast, aber nur fast wäre ich eingeschlafen. Doch da wurde er wach, unser lieber Heinz-Albert, lief zur Höchstform aus (oder sagt man auf?) und sang und sang und sang, der gute … bis ich am Rastplatz in Aachen ausstieg - im Regen!
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