2015 Koblenz Bericht - St. Marien-Gesangverein Aachen

Da war es plötzlich da, das lang ersehnte Wochenende mit dem Männergesangverein - in zwei
topmodernen Doppelstockreisebussen ging es pünktlich los in Richtung Koblenz-Horchheim, wo
wir als Gastchor eingeladen waren, an einem Konzert und einer Matinee mitzuwirken.
Erster Zwischenhalt war Mendig (phon.: Mändisch) in der Vulkaneifel. Diese war auch direkt
Thema des ersten Programmpunktes. Im Lava-Dome wurden wir, aufgeteilt in vier Gruppen, durch
eine wirklich empfehlenswerte Führung geschleust und haben eine ganze Menge lernen dürfen
über den Vulkanismus in dieser Region und die Auswirkung auf Mendig im Besonderen.
Anschließend wurde es erstmals recht anstrengend. Es ging zu Fuß (!) zur Vulkan-Brauerei zum
wohlverdienten und übrigens auch sehr wohlschmeckenden Mittagessen. Zum Nachtisch gab es
dann wider Erwarten ein Ständchen von uns für alle.
Nach diesem doch sehr kräftezehrenden Doppel-Event verteilten wir uns wieder in unsere Busse
und auf ging's nach Koblenz zu unseren beiden Hotels (wir waren leider gesplittet auf zwei weit
auseinander liegende Unterkünfte), in denen wir etwas Kraft tanken durften für den anstehenden
langen Abend. Der dann, ich nehme es mal vorweg, richtig toll war, nicht nur gesanglich. Natürlich
gibt es bei jedem Fest Dinge, die man vielleicht optimaler hätte organisieren können, in diesem
Fall die Verpflegung, aber wer satt werden wollte, hatte die Gelegenheit dazu. Das Büfett war mehr
als gut und bot eine reichhaltige Auswahl, wurde nur viel zu spät eröffnet. Aber wie sagt man einige
Rheinkilometer weiter so trefflich: „Et es wie et es“
Wir hatten die Ehre, um jetzt mal auf die tatsächlich wichtigen Dinge des Abends zu sprechen zu
kommen, als letzter Chor auftreten zu dürfen. Dietmar Weidenfeller, der Vorsitzende des
gastgebenden Chores, war ja dazumal ein mehr als gern gesehenes Mitglied des St. MarienGesangvereins und als es ihn beruflich nach Koblenz zog, floss manche Träne beim Abschied. Mit
bewegenden Worten beschrieb Dietmar seinen damaligen Empfang bei uns, seine erste Probe
und die unvergessenen Eindrücke, die ihn zeitlebens mit uns allen freundschaftlich verbunden
bleiben lassen. Als Dietmar das so warmherzig und authentisch schilderte, hatte nicht nur er eine
Träne im Knopfloch.
Dann sangen wir, und wie wir sangen. Mir wurde ganz warm ums Herz, so schön war es!
Anschließend beschrieb Dietmar, der sich beim letzten Lied sogar wieder bei uns im 2. Bass
einreihte und mitsang, unseren Auftritt treffend: „Ihr habt den Saal gerockt". Ein grandioser Auftritt,
selbst unter Anlegung unserer eigenen kritischen Maßstäbe! Es hat nicht nur uns Spaß gemacht,
sondern auch allen im Saal und wir durften erst nach der zweiten Zugabe aufhören.
Anschließend ging es unverzüglich ins „Wyndham Garden“, dem Hotel der größeren Gruppe und
dort in der Bar wurde munter weitergefeiert. Nach anfänglichem Gedränge und leichtem Zähfluss
sprang der Funke über und plötzlich sangen alle aus voller Kehle. Gänsehautatmosphäre pur im
schummrigen Ambiente, schöne Lieder, schöne Stimmen, schöne Getränke, schöne Frauen und
wir und alle sangen mit Herzblut (selbst unsere Frauen sangen heimlich mit).
Weit nach Mitternacht gingen die letzten zur Ruh und natürlich war Hans (ja welcher wohl) wieder
bis zuletzt dabei, zuerst blank entsetzt und dann ehrlich enttäuscht, dass Feierabend war. Aber
Hans ist ja auch erst 87, er muss das noch lernen, dass die anderen nicht seine Kondition
haben ...
Am Sonntagmorgen lachte uns die Sonne ins Gesicht. Frisch gestärkt vom ausgiebigen Frühstück,
bei dem Walter irgendwas von irgendeinem „Popöchen im Nachbarzimmer“ zum Besten gab, aber
das gehört hier, glaube ich, gar nicht hin, ging es wieder zum Haus Horchheimer Höhe, lichtschnell
und mit gewohntem „Haitäck“ (neudeutsch für: exquisite, peinlich saubere und hochmoderne
Busse mit ausgezeichneter Klimaanlage, durchzugstarken Motoren und allerneuester
Sicherheitstechnik). Aber zurück beziehungsweise hin zum Wesentlichen.
Viele wirklich tolle Chöre waren bei dieser Matinee dabei, es war tatsächlich, wie schon am
Vorabend, der versprochene Genuss für die Sinne und herrlich kurzweilig. Es war einfach eine
große Freude teilhaben zu dürfen, überall konzentrierte Chöre vor und völlig entspannte nach den
Auftritten zu sehen, die wunderbar das vermittelten, was das Singen miteinander so ausmacht.
Und letztlich darf man nicht vergessen, dass wir alle miteinander nur leidenschaftliche Amateure
sind und der Spaß an der Freude die Triebfeder all unserer Anstrengungen ist.
Leider konnten wir die Chöre nach uns nicht mehr genießen und mussten direkt nach unserem
Auftritt aufbrechen, weil wir unser Schiff, die „Deutsches Eck“ pünktlich erreichen wollten,
schließlich hatten wir ja auch noch eine Rhein-Tour gebucht rheinaufwärts zum Schlusspunkt
unserer Chorfahrt.
Auf dem Schiff war dann Abhängen pur angesagt, die Beine baumeln und den Wind um die Ohren
pfeifen lassen - zumindest galt das für das Häuflein aufrechter, das sich von Sonne und Wind nicht
unter Deck bei Kaffee und Kuchen halten ließ.
Nach anfänglicher, leichter Übelkeit (durch das Schwanken des Schiffes am Anleger) griff ich,
kleine persönliche Anekdote, dann zu einem alten Rezept gegen Seekrankheit und siehe da, zwei
Bier und eine Bockwurst später war ich geheilt. Da sag noch einer, unsere Vorfahren wussten
nicht, was gut ist. Schwank mit W aus H bei A am Rande: Als er dem netten Schiffssteward
gegenüber erwähnte, dass wir erst in Boppard aussteigen, weil wird dort noch einen Auftritt hätten,
mussten wir den Guten festhalten, weil er sonst vor Lachen von Bord gefallen wäre. Soweit fuhr
das Schiff nämlich gar nicht. Fazit: Lesen bildet!
Egal, in Spay war Endstation für uns. Wir trafen unsere Busse unweit des Anlegers und fuhren halt
damit mal eben zwei Rheinschleifen weiter nach Boppard, wo wir unseren letzten Auftritt in einem
Seniorenheim unmittelbar am Rheinufer hatten. Ein motivierter Chor traf auf hocherfreute Zuhörer,
eine Kombination, bei der nur Gutes herauskommen konnte. Zum Glück hatten wir noch unsere
weißen Hemden mit Emblem an, da war es am Ende einfacher zu unterscheiden, wer denn jetzt
zum Seniorenheim gehörte (und da bleiben musste) und wer zum St. Marien-Gesangverein …
Derweil mussten die NichtsängerInnen aus Platzgründen auf der Rheinpromenade flanieren und
das erstaunlicherweise immer noch gute Wetter genießen (in Aachen hatte es nämlich nicht nur
am Samstag, sondern auch fast den ganzen Sonntag geregnet - war ja auch Reitturnier …).
Aber wenn Engel reisen …
Zurück ging es dann nach Spay in das Restaurant des Hotels „Alter Posthof“, eine Adresse, die ich
jedem empfehlen kann, der gutes Essen und liebevollen Service mag. Dieser Spießbraten war,
was meinen Geschmack anbelangt, wirklich ein Genuss - für Auge und Gaumen!
Auch dies wieder prima ausgesucht von den Organisatoren der Reise, denen es gelungen ist, eine
schöne Mischung zusammenzustellen. Herzlichen Dank an dieser Stelle allen, die sich tage-,
wochen- und monatelang damit befasst haben!!
Natürlich gab es winzige Schwachstellen, über die man sich trefflich aufregen kann oder besser
eben auch nicht!! Ich für meinen Teil habe diese kleinen und eigentlich kaum erwähnenswerten
Mankos mit Humor ertragen. Das Leben ist aber viel zu kurz und viel zu schön, um sich über
sowas ernsthaft aufzuregen! Und diese Tour gehörte zweifelsfrei zu den schönen Erlebnissen, die
mitgemacht zu haben ich keine Sekunde bereut habe!
Zurück nach Spay zum „Alten Posthof“. Nach dem leckeren Hauptgang gab es optional einen nicht
minder leckeren Nachtisch (ich hatte auch einen, aber das darf meine Frau wegen der Kalorien
nicht wissen) oder einen Kaffee und dann, und da merkte man bei den Meisten dann doch die
Strapazen der beiden Tage, ging es endlich wieder in die Busse gen Heimat. Im Hinterkopf ein
nagender Gedanke, ob „der Haitäck“ denn überhaupt bis Horbach hält, aber auch dieser
lächerliche Gedanke entschwand durch die Natur-Klimananlage (die geöffnete Dachluke).
Müdigkeit und Dunkelheit bedeckten uns mit ihrem Mäntelchen und fast, aber nur fast wäre ich
eingeschlafen. Doch da wurde er wach, unser lieber Heinz-Albert, lief zur Höchstform aus (oder
sagt man auf?) und sang und sang und sang, der gute … bis ich am Rastplatz in Aachen ausstieg
- im Regen!