Ulrich Parzany

Vortrag beim Christustag am 4. Juni 2015 in Winterlingen
CHRISTUS
TAG
Dein Wort macht mich klug,
darum hasse ich alle falschen Wege.
Psalm 119,104
Ulrich Parzany, Kassel
Bibelworte darf man nicht aus dem Zusammenhang reißen. Das ist ein wichtiger Grundsatz für
die Auslegung der Bibel. Das Motto-Wort dieses Tages hat eine Fortsetzung, die wir nicht verschweigen dürfen. „Dein Wort macht mich klug, darum hasse ich alle falschen Wege.“ Wer Ja sagt,
sagt damit auch Nein. Sonst ist das Ja kein Ja. Wer einen Weg geht, geht damit andere Wege eben
nicht.
Das fängt mit dem ersten Gebot an. „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland,
aus der Knechtschaft geführt habe.“ Das ist eine wunderbare Zusage Gottes, ein starkes Ja. Durch
den gekreuzigten und auferstandenen Jesus gilt sie allen Menschen. Der Schöpfer der Welt macht
sich uns bekannt. Dadurch gibt er unserem Leben eine Mitte und ein Ziel. Wir können dadurch
wichtig und unwichtig, gut und böse unterscheiden. Gottes Wort macht uns klug.
Aber aus dem Ja ergibt sich das Nein: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Da fängt
der Ärger an. Jesus wendet das praktisch an: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“
Können wir doch, oder? Wir versuchen es oft. Geiz und Habgier tarnen wir geschickt als Sparsamkeit und Tüchtigkeit.
Intolerante Fanatiker wollen wir auch nicht sein. Jesus allein? Soll nicht jeder nach seiner Fasson
selig werden? Das Ja ist nicht wahr und nichts wert, wenn wir nicht auch Nein sagen. Der Psalmist
sagt es schroff: „darum hasse ich jeden Lügenweg.“ So heißt es wörtlich im hebräischen Bibeltext.
Durch das Nein entstehen die Konflikte. Und die wollen wir natürlich vermeiden. Wir suchen die
Bestätigung durch die anderen. Der Gefällt-mir-Daumen von Facebook ist das Glaubenssymbol
unserer Zeit geworden.
Jetzt geht die Auseinandersetzung gerade um die Homo-Ehe. Was das katholische Irland kann,
das muss doch auch in Deutschland möglich sein, schallt es durch’s Land.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland gab sofort im SPIEGEL seine Zustimmung: „Das Liebesgebot Jesu ... wiegt für mich schwerer als einzelne Bibelstellen, die Homosexualität kritisieren. Dass es für gleichgeschlechtlich Liebende die Möglichkeit gibt, ihrem Willen
zu einer lebenslang verbindlichen Partnerschaft eine auch rechtlich verbindliche Gestalt zu geben,
begrüße ich ausdrücklich. Die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau wird dadurch kein
bisschen geschmälert. Im Gegenteil - sie wird dadurch noch unterstrichen.“
Und die Reformationsbotschafterin Margot Käßmann verkündete die gleiche Botschaft in der
BILD am Sonntag. Homo-Ehe sei christlich und konservativ zu begründen.
Das ist doch nur ein Randthema, sagen manche frommen Leute. Die Moral sei nicht so wichtig.
Es gehe um den Glauben an Jesus und die großartige Liebe Gottes. Wenn das Wort Gottes aber
nichts mehr mit der Gestaltung des Lebens zu tun hat, dann macht man es zur belanglosen Phrase.
Jesus hat gesagt: „Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie
als Mann und Frau und sprach (1.Mose 2,24): ‚Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen
und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein‘? So sind sie nun nicht mehr zwei,
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sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!“
(Matthäus 19,4-6) Für Jesus ist das Alte Testament Gottes gültiges Wort, und er bestätigt, dass
nach der Offenbarung Gottes der Mensch als Mann und Frau das Ebenbild Gottes ist. Die Unterscheidung und Zusammengehörigkeit gehört zum biblischen Menschenbild und ist nicht nur eine
von vielen Lebensformen, die der selbstbestimmte Mensch sich wählen kann oder auch nicht.
Jesus gibt also eine klare Orientierung.
Wir sollten uns keine Illusionen machen. Die Mehrheit unserer Gesellschaft hat mit der Bibel
nichts am Hut. Und in einer Demokratie richten sich die Politiker nach der Mehrheit, um an der
Macht zu bleiben. Und die Leitungen der Evangelischen Kirchen haben mit der Bibel offensichtlich
auch nichts mehr Hut. Jedenfalls erklären sie die Gebote Gottes für unwichtig und ungültig, wenn
es in den gesellschaftlichen Trend passt.
Der kürzlich mit knapper Mehrheit neu gewählte sächsische Landesbischof Dr. Carsten Rentzing
ist bisher gegen Homo-Paare in Pfarrhäusern. Nun wird er unter Druck gesetzt, er müsse die
Kirche zusammenhalten, er sei doch der Bischof aller. Ob er sich verbiegen lässt? Aus eurer württembergischen Kirchenleitung werde ich auch nicht ganz schlau, obwohl die ChristusBewegung /
Lebendige Gemeinde doch so eine starke Stimme in der Kirche hat. Die andern 18 Bischöfe und
Präsides erklären fast im Chor, dass homosexuelles Verhalten keine Sünde, sondern Ausdruck der
Schöpfungsvielfalt sei, und dass man deshalb homosexuelle Paare segnen möchte. Und manche
leitenden Leute in unseren Gemeinschaften und Werken haben resigniert und vermeiden den
Konflikt, weil man ja sowieso nichts mehr ändern könne. Vielleicht haben sie ja recht.
Ich möchte aber an zwei Tatsachen erinnern.
Der größte und wachsende Teil der Christenheit in Afrika, Asien und Lateinamerika teilt die
Verachtung des Wortes Gottes, die in europäischen Kirchen eingezogen ist, nicht. Ich hoffe, sie
werden sich dem Druck, den europäische Kirchen auch mit der Drohung von Kürzungen finanzieller Zuschüsse ausüben, nicht beugen. Im Übrigen sollten wir wissen: Kirchen, die das Wort Gottes
verachten, werden sterben.
Die zweite Tatsache ist wichtiger. Die Christengemeinde hat von ihrer Entstehung an fröhlich und
entschieden gegen die Mehrheitsmoral der Gesellschaften gelebt. Und das galt besonders im Blick
auf Umgang mit Geld und Besitz, Sex, Ehe, Ehescheidung und Abtreibung. Für sie galt, was für
uns heute auch gilt: „Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist“. (Römer 12,2)
Als dann das Christentum zur Staatsreligion wurde, haben die Kirchen leider versucht, mit Hilfe
staatlicher Gewalt der Gesellschaft ihre Moral aufzuzwingen. Aber sie haben versäumt, die Herzen
der Menschen durch Verkündigung des Evangeliums und Seelsorge zu gewinnen. Das Evangelium
und der Glaube an Jesus vertragen aber keinen Zwang. Durch Zwang wird nur Heuchelei produziert. Diese Tradition bricht jetzt weg wie faules Holz.
Unsere Aufgabe ist es heute, fröhlich und klar die Botschaft vom gekreuzigten und auferstandenen Jesus weiterzusagen, Menschen zur Bekehrung zu rufen und sie in lebendigen Gemeinden auf
dem Weg der Nachfolge zu stärken. Dazu gehört vor allem, sie mit der Bibel vertraut zu machen
und sie zu ermutigen, gegen den Trend der Mehrheitsgesellschaft zu leben.
Schon im ersten Jahrhundert wurde den Christen in Rom der Vorwurf „odium humani generis“
gemacht, das heißt: Hass auf das Menschengeschlecht. Heute erleben wir wieder, dass uns Verletzung der Menschenrechte und Diskriminierung vorgeworfen werden, wenn wir gemäß der Bibel
Sünde auch Sünde nennen. Nichts Neues unter der Sonne. Fürchtet euch nicht! Jesus-Nachfolger
sollten sich heute auf diesen Konflikt bewusst einstellen.
Wir haben keinen Grund, über Verfolgung zu klagen. Wir haben in unserem Land ganze Freiheit.
Nutzen wir sie! Eine der wirksamsten Waffen gegen Christen ist heute, sie und ihren angeblich
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naiven Bibelglauben lächerlich zu machen. An dem Punkt scheinen wir verwundbar zu sein. Wir
möchten doch so gerne relevant für die Gesellschaft und angesehen sein. Wir schielen eben wie
viele auf den Gefällt-mir-Daumen. Wir sollten uns das abgewöhnen.
Auf eins aber müssen wir vor allem achten. Wir wollen dem Wort Gottes folgen und die falschen
Wege hassen. Wir hassen die Sünde, weil Gott sie hasst. Aber auf keinen Fall dürfen wir die Menschen hassen, selbst wenn sie nach unserer Überzeugung falsche Wege gehen. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig. Zu leicht lassen wir uns durch den Hass der Feinde zu Hass-Reaktionen
verführen. Damit verraten wir Jesus. Er hat uns geboten: „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die
euch hassen; segnet, die euch fluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“ (Lukas 6,27f) Es ist klug,
seinem Wort zu gehorchen.
Quelle: www.christustag.de
Bitte beachten Sie:
Es gilt das gesprochene Wort. Dieser Text ist ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt. Wenn Sie diesen Text in
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