1945-1946 Die erste Kerb -so wie wir sie noch heute kennen und schätzen -wurde in Würges 1947 gefeiert. Während des zweiten Weltkrieges wäre die Ausrichtung dieses Festes völlig undenkbar gewesen. In den Jahren 1945 und 1946 konnte man die Kerb nicht feiern, da auf der einen Seite sicherlich die Stimmung innerhalb der Bevölkerung dazu nicht geeignet gewesen wäre; auf der anderen Seite waren noch viele junge Leute in Kriegsgefangenschaft, so dass auch personelle Probleme entstanden wären. Die Dorfjugend feierte somit das Kirchweihfest nicht in vollen Zügen. Man traf sich jedoch in einem Gasthaus und trank dort mit den Kameraden das eine oder andere Bier. Zu einem Fest mit den uns heute bekannten Dimensionen war die Zeit eben nicht geeignet. 26 1947 Zylinderkerb des Jahrganges 1927 1947 feierte der Jahrgang 1927 traditionsgemäß am Sonntag nach Martin die Würgeser Kerb. Der Kerbebaum wurde in dieser Zeit bei der Gastwirtschaft "Saalbau zur Krone" aufgestellt. Es war damals eine schlechte Zeit, so musste man aus nichts etwas machen. Trotzdem wurde in der Gemeinschaft des Jahrganges, nach öfteren Beisammensein mit Freude der Kerb entgegengesehen. Die Tradition wurde mit einem Kerbezug durchgeführt. Der Kerbekönig marschierte mit einem geschmückten Kerbebesen voran. Als weitere Attraktionen wurden ein Hammel sowie in einem Käfig ein Hahn mitgeführt. Als Begleitung des Zuges nahmen auch geschmückte Fahrräder teil, die von Kerbeburschen gefahren wurden. Anschließend wurde der Hahn "abgefüllt". Da man auch eine Verlosung durchführte, kamen nicht nur der Hammel und der Hahn zur Verlosung, sondern auch viele Scherzartikel. Zu erstehen war ein Fahrrad, welches wie ein Brillengestell aussah, worüber sich die Menschen damals sehr freuten. An Getränken war leider nicht viel zu erwarten. Da wir aber erfahrene Schnapsbrenner unter uns hatten, die uns den Schnaps zu Verfügung stellten, konnte man Tauschgeschäfte machen, damit man die Kerb mit großer Freude und gutem Gelingen durchführen konnte. Da im "Saalbau zur Krone" und im "Schwarzen Roß" gefeiert wurde, hatte man den. Schnaps außerhalb versteckt und wir suchten ab und zu unser Versteck auf. Es dauerte gar nicht lange und wir sorgten im Saal für große Stimmung. Selbst der Wirt hatte gemerkt, dass es nicht mit rechten Dingen zuging und kam in unsere Nähe, um ab und zu ein Gläschen mit uns zu trinken. Die Namen der Kerbeburschen und Mädchen sind nicht mehr bekannt. Kerbekönig war Josef Schulz. 27 1948 Der Jahrgang 1928 brach damals mit dem Vorsatz auf, eine "Musterkerb" zu halten. Dieser sicherlich nicht ganz leichten Aufgabe stellten sich dann im Jahre 1948 neunzehn Personen, die die damalige Kerbegesellschaft bildeten. auf dem Pferd: Willi Bermbach stehend v.L.n.l:: Walter Löw, FI: Möllet; Franz Bät; August (Rußlandflüchtling), Fr. Böhm, Brunhilde Reifenberger; Karl Meffert, Benhold Reutet; Freundin von Karl Meffert (nicht im Jahrgang), Hedwig Hassler; Theo Broutcheli, Gerhard Urban, Franz Fahrner kniend v.L.n.l:: Oskar Krenik, EwaLd Leitnet; Anita Meuth, Heinrich Bernhardt, Marianne Kummer Walter Dannewitz mit dem Kerbehammel Auch bei dieser Kerb, der zweiten nach dem Zweiten Weltkrieg, war der Festplatz vor der Kirche eingerichtet worden. Bei den früher noch etwas härteren Wetterbedingungen mussten die Kerbeburschen und -mädchen einiges trinken, um der Kälte im November standhalten zu können. 28 Uns erscheint es zudem interessant zu erwähnen, dass die Kerbegesellschaft die Strapazen der Planung einer Kerb auf sich genommen hat, obwohl am 21.6.'48 die Währungsreform durchgeführt und somit jede Person nur mit 40,- DM Kopfgeld ausgestattet wurde. Es war eine hervorragende Leistung, trotz der finanziellen Armut das Kirchweihfest im traditionellen Rahmen zu feiern. 29 1949 hintere Reihe v.l.n.1:: Fritz Becke1; Werner Braun vordere Reihe v.l.n.1:: Richard Gebert, Josef Großmann, Alfons Müller; Eleonore Zeiger; Elli Thies, Martin Löw, Erika Eichhorn, Therese Kohlhof, Rudolf Heß, Maria Bermbach, Günther Eichhorn, Rudolf Sittner (bei den Frauen ist der Geburtsname aufgeführt) 30 Das Bild wurde auf der B8 vor dem Haus, in dem heute Anton Meuth wohnt, geschossen. Es stellt sich die Frage, ob das linke Pferd ebenfalls zur Kerbegesellschaft gehörte und kräftig mitgefeiert hatte. Die Fußstellung scheint eine Vermutung in diese Richtung zuzulassen. 31 1950 1950 war der Jahrgang '30 an der Reihe, die Kerb zu halten. Wie in vielen anderen Gemeinden des Golden Grundes wurde in Würges auch die Kerb an dem Wochenende nach Martin gefeiert. Damals war dieses Fest für die Werjeser die letzte Gelegenheit, sich noch einmal richtig zu verausgaben, begann danach doch die "geschlossene Zeit". Die Leute waren damals noch wesentlich stärker der Kirche verbunden als heutzutage. So war es Brauch, dass es in der Adventszeit keine großen Feste gab. Doch auch der Sonntag vor dem ersten Advent war für Festivitäten tabu, da es sich hier um den Totensonntag handelt. Die Kerbegesellschaft 1950 hatte aber nun das Glück, dass Martin auf ein Wochen- ende fiel, so dass sich zwischen dem Kerbewochenende an Martin und dem Totensonntag noch ein freies und vor allem "feierbares" Wochenende ergab. Die Kerbeburschen und mädchen ergriffen diese Gelegenheit beim Schopfe und beschlossen, die Kerb an zwei Wochenenden zu feiern. So kam es dann, dass die Kerbegesellschaft 1950 erst ein ganzes Wochenende lang die Kerb hielt, sich dann eine kurze Regenerationsphase gönnte, bevor man dann an dem darauffolgenden Wochenende die Kerb übergab. Diese Nachkerb dürfte in Würges wohl einmalig gewesen sein. Ansonsten waren die Umstände dieser Kerb doch noch stark von der Nachkriegszeit geprägt. Die Menschen hatten nicht viel Geld, und das, was man hatte, wurde an allen Ecken und Enden gebraucht. So war denn auch der für die damalige Zeit astronomische Kerbebeitrag von 40,- DM kein Zuckerschlecken für die Kerbeburschen- Dennoch bewahrten sie Anstand, sodass die Kerbemädchen anders als heute noch keinen Beitrag leisten mussten. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch, und so brachten es die Kerbeburschen trotz der damals scharfen Kontrollen fertig, zehn Liter Schnaps brennen zu lassen. Es wurde Korn zusammengesucht, vom Müller gemahlen und schließlich zu Schnaps verarbeitetDabei durften sich natürlich der Brennmeister und auch der Müller für Ihren Aufwand einen Teil der Spirituose einbehalten. Besonders stolz war die Kerbegesellschaft auf das unter Mithilfe des Würgeser Lehrers B. Seyffert entstandene Lied " Würgeser Kirmes !", das man auf die Melodie von "Rheinische Lieder" von W. Ostermann sang. 32 So heißt hier z.B. die zweite Strophe (heute leider nicht mehr aktuell): "Würgeser Mädchen, holde schöne Kind! Was das für herrliche Dingerchen sind." oder die vierte (nach wie vor gültig): " Würgeser Leute sind ja wohlbekanntals fleiß'ge Schaffer im ganzen Hessenland." 33 34 Karl Kolb, Maria Braun, Renate Becker, Heinrich Thies, Marga Meuth, Helmut Bender, Ursula Lewalter, Theo Schmidt, Willi Gerhard, Anni Meuth 35 1952 Der Jahrgang 32/33 mit seinen neun Kerbeburschen und acht -mädchen hatte sich für seine Kerb in Würges etwas ganz Besonderes ausgedacht. Man hatte vor, eine "Rosenkerb" zu feiern, und verwirklichte diese Idee, wo es nur ging. So hatte man dem Kerbekönig Josef Urban sogar extra einen Gürtel mit Rosen besticken lassen. Doch das Thema war auch beim Umzug durch das Dorf am Kerbesonntag deutlich zu spüren. So hatte die Kerbegesellschaft Rosenbögen (siehe Bild) gebunden, die von Kindern getragen wurden. Diese waren ob der ihnen zugedachten Aufgabe sehr stolz und hatten ganz glänzende Augen. An der Spitze des Umzuges ritt Rudolf Wagner, dessen Pferd man ebenfalls mit bunten Bändern und -natürlich -Rosen geschmückt hatte. Er gehörte jedoch nicht zur Kerbegesellschaft. So kann man letztlich mit Gewissheit sagen, dass es auch dem Jahrgang 32/33 gelungen ist, in Würges eine unvergessliche Kirmes zu veranstalten. Da auf den Bildern nicht die gesamte Kerbegesellschaft zu sehen ist, sind hier noch einmal alle Namen aufgeführt: Josef Urban, Bruno Schuber, Hubert Schmidt, Erhardt Nowak, Rudolf Krohmann, Arnold Schmerr, Rudolf Hoza, Alfred Kummer, Willi Adam, Hannelore Schmidt (geb. Weger), Maria Weichel (geb. Stofers), Ilse Eichhorn (geb. Urbaschek), Gertrud Kremer, Rita Landwehr (geb. Paetzold), Erika Witka (geb. Herboldsheimer), Karola Kummer (geb. Hassler), Camila (N.N.) 36 37 1953 v.l.n.r:: Arnold Rennbach, Karl Kolb, Alfred Priebe, Theo Schmitt, Rudolf Eichhorn Das Jahr 1953 sollt man sich sehr gut merken, da damals die erste Veteranenkerb in Würges gefeiert wurde. Die Idee entstand, als man bemerkte, dass der eigentliche Jahrgang, der in diesem Jahr die Kerb in Würges halten sollte, zu klein war. Kurzerhand entschlossen sich ehemalige Kirmesburschen (,' Veteranen auf diesem Gebiet") dazu, die Kerb noch einmal in die Hand zu nehmen. Was zunächst nur als verrückte Idee entstanden war, wurde mit tollem Erfolg realisiert. So konnte die alte Tradition des Kirchweihfestes auch aufrecht erhalten werden, obwohl der eigentliche Jahrgang zu klein gewesen wäre. Im nächsten Jahr wurde die Kerb dann regelgerecht an den nächsten Jahrgang, nämlich den von 1934, weitergegeben. Es war eine tolle Idee, das entstandene Problem auf diese Art zu lösen; so hält man eine Tradition am Leben. 38 (vor der Gaststätte „Saalbau zur Krone“): v.l.n.r.: Theo Schmitt, Karl Kolb, Alfred Priebe, Arnold Bermbach Rudolf Eichhorn 39 1954 "Der fröhliche Knoten" Soweit man die Kirchweih, Kerb oder Kirmes in Würges zurückverfolgen kann, wurde dieses Fest immer von den Burschen und Mädchen ausgerichtet, die das 20. Lebensjahr erreicht hatten. So war das auch bei uns, dem Jahrgang 1934. Wir feierten unsere "Kerb" noch am ersten Sonntag nach Martin, vom 13. bis 15. November 1954. Der Kerbebaum, eine riesige Fichte, wurde uns vom Gemeindeförster im Wald ausgewiesen. Mit viel Hallo wurde diese Fichte dann am frühen Samstagmorgen gefällt und ins Dorf gefahren. Aufgestellt wurde der mit bunten Bändern und einem riesigen Kranz geschmückte Kerbebaum an der Ecke Frankfurter Straße Alsdorfer Weg. Nach dem Aufstellen des Kerbebaumes war es in Würges üblich, dass die sogenannte Kerbegesellschaft, also Kirmesburschen und -mädchen, in den Würgeser Gasthäusern in Begleitung der Kerbekapelle (kleine Besetzung) die Runde machte und dort -in der Regel- bewirtet wurde. Im Jahre 1954 waren es immerhin acht Gaststätten; wenn man weiterhin überlegt, dass jeder von uns hier mindestens zwei Getränke konsumierte, kann man sich leicht die Auswirkungen vorstellen. Wir waren nur 13 Kerbeburschen, die fünf Mädchen waren, aus welchen Gründen auch immer, nicht dabei. (Da die Namen der Mädchen nirgends aufgeführt sind, will ich dies an dieser Stelle tun. Es waren dies: Rosel Becker [Nowak], Ellen Vering [Schulz], Else Hoffa [Eichhorn], Luise Heß [Müller] und Ingrid Bernhard [Kugelmann]) Am eigentlichen Kerbesonntag wurde morgens die Messe in der Pfarrkirche besucht .und am frühen Nachmittag ein Umzug mit Musik und in Begleitung von Radfahrern (siehe Bild), welche ihre Räder mit bunten Bändern geschmückt hatten, durch die Dorfstraßen gemacht. Wir hatten außer dem Kerbebesen auch eine Standarte mit auf gepinseltem Motto: "Der fröhliche Knoten". Im Dorf selbst spielte sich bei weitem nicht so viel ab, wie das heute der Fall ist. Der eigentliche Höhepunkt der Kirchweih war die Tanzveranstaltung im "Saalbau Krone", bei " Wierns", heute Heinz Josef Müller. Der Saal war immer brechend voll, und stets ging es dort bis in die frühen Morgenstunden hoch her. Am Kerbemontag wurde die Kerb dann um 24.00 Uhr feierlich an den Jahrgang 1935 übergeben. Zu bemerken wäre noch, dass die Kerbegesellschaft hier in Würges seit eh und je einen fetten Hammel kaufte und diesen dann als Hauptgewinn am Montagabend verloste. Durch diese Verlosung kam dann so viel Geld in die Kasse, dass wir noch, auch durch den Verkauf des Kerbebaums, einen stattlichen Gewinn erwirtschaften konnten. 40 41 Karl Löw, Hubert Heß, Helmut Heß, Arnold Becker; Franz Kumme!; Herbert Urban, Rudolf Lewalte!; Ottomar Müller und Eberhard Heß, Radfahrer: Dieter Reuter; Jürgen Trocha, H.J. Koss, Engelbert Schmerr und Alfred Urbatschek 1955 Der Jahrgang 1935, der nach der Tradition als Kerbeburschen an der Reihe war, bestand nur aus sechs Mann. Da die Einberufung zu Bundeswehr für den Jahrgang 1936 zur Diskussion stand und diese befürchteten, im folgenden Jahr keinen Urlaub für die Kirmesfeier zu bekommen, schloss man sich mit dem Jahrgang 1935 zusammen. Die vorbereitenden Zusammenkünfte fanden jeweils samstags immer in einer anderen Gastwirtschaft statt. Nach einer "Sitzung" der Kirmesburschen kam einer auf die "Schnapsidee": "Wir ziehen nach Dombach". Nach einem Marsch durch den dunklen Wald kamen wir in Dombach an und kehrten beim Jäger Jakob ein. Hier wurde tüchtig gezecht, und dann ging's zurück nach Würges. Alle waren stark angetrunken, und so wurde kräftig gesungen und durch Dombach gezogen. An der Einmündung der Straße von Dombach in die alte "Neuchaussee" wurden "im besoffenen Kopp" einige Straßenoder Hinweisschilder abmontiert oder umgedreht. Durch den Camberger Stadtpark ging es zurück nach Würges. Am nächsten Tag schaltete sich die Polizei ein, und wir wurden alle ins Bürgermeisteramt zur Vernehmung bestellt. Nach einer heftigen Schelte kamen wir mit dem Schrecken davon. Die Schilder schließlich stehen heute wieder richtig. 42 Vom kniend: Herbert Brands, Valentin Schmitt, Hermann Kohlhof, Kurt Kolb, Walter Dannewitz Vor der Treppe: Werner Hartmann, Dieter Dies, Paul Munsch, Egon Schmerr; Rolf Becker, Fredi Kremer; Willi Zingraf, Edmund Becker; Erwin Domke Auf der Treppe: Erwin Selzer; Bemhard Zingraf, Gunther Hartmann, Kuno Kiofsky, Walter Waldschmidt, Heribert Müller; Benno Krenik, Heribert Lewalter 43 1956 40 Jahre sind vergangen, seit sich acht Mädchen und acht Burschen des Jahrgangs 1937 anschickten, nach altem Brauch die Kirmes zu feiern. In den unzähligen Kerbeversammlungen, die meistens in einem Nebenraum des Gasthauses ,'Zum schwarzen Roß" abgehalten wurden, ging es oft hoch her, doch wenn die Debatten zu hitzig wurden, fand unser Jahrgangskamerad Werner Bermbach, der leider nicht mehr unter uns weilt, in seiner unnachahmlichen Art die richtigen Worte und hatte dann meistens die Lacher auf seiner Seite. Nach der Tagesordnung ging man zum gemütlichen Teil über, bis man sich meist schon etwas benebelt zu später Stunde lautstark und oft zum Leidwesens unseres Nachtwächters Franz Becker auf den Heimweg machte. Diese Treffen waren daher mindestens genauso schön wie die eigentliche Kerb. Und dann, am 10.11.1956, war es dann endlich soweit: die "EdelweißKerb" konnte beginnen. Verlief das Baumholen im Wald noch problemlos, so gab es bereits bei der Aufwartung der Kerbegesellschaft beim Bürgermeister Wilhelm Kowald die erste Panne. Vor lauter Hektik von links nach rechts: Rosemarie Urban (geb. Keller), Günther, hatte man Becker; Ilse Lorenz (geb. Schmerr), Helmut Püschel, Annemarie, das Präsent. für Lewalter; Leo Kremer; Nella Ruppert (geb. Meuth), Rainer das Hassler; Rita Maurer (geb. Kremer), Werner Bermbach, Angela Dorfoberhaupt Lockner (geb. Dies), Heinz Lindenschmidt, Brunhilde Leichtfuß vergessen. (geb. Waldschmidt), Günther Krohmann, lngrid Lindenschmidt Nach den (geb. Höhling) zünftigen im Vordergrund: Hans Günther Veranstaltungen am Samstag und Sonntag stand der Kerbemontag dann ganz im Zeichen der Kerbeübergabe, und wir alle beklagten mehr oder weniger, dass die schöne 44 Kerb nun vorbei sein sollte. Als dann um Mittenacht auf der Emsbachbrücke die "Kerbebopp" verbrannt wurde, stießen beim Sprung durch das Feuer Werner Bermbach und Günther Hecker so heftig mit dem Kopf zusammen, dass der zuletzt genannte für kurze Zeit das Camberger Krankenhaus aufsuchen musste. Aber das tat unserer Freude beim Feiern keinen Abbruch, denn am nächsten Tag fanden wir uns nochmals in fröhlicher Runde im Gasthaus "Hubertus" ein. Während sich die Kirmesburschen zu später Stunde auf den Heimweg machten, schlummerten wir Kerbeburschen bei unserem Jahrgangskameraden Günther Krohmann in einem Heustall dem nächsten Morgen entgegen. Erst als am Morgen die Glocken zum Gottesdienst riefen, machten sich die letzten unserer Zunft auf den Heimweg. Diese Niederschrift sollte jedoch nicht beendet werden, ohne den Ausflug der Kerbeborsche zu erwähnen -die Mädchen blieben zu Hause. An einem sonnigen Dezembermorgen begaben wir uns per Kleinbus in das schöne Ahrtal. Der Tag war phantastisch -wäre da nicht der abendliche Abstecher nach Koblenz gewesen. Als wir voll des guten Weines und singend durch die vorweihnachtlichen Straßen zogen, wurde ein Teil unserer Mitstreiter prompt in eine Schlägerei verwickelt. Besonders unserem Jahrgangskameraden Günther Krohmann dürfte dieser Tag in Erinnerung bleiben, denn er musste für kurze Zeit das Krankenhaus auf, suchen konnte aber dann mit einem Kopfverband die Heimreise antreten. Doch letztendlich dürften alle Beteiligten dem Chronisten zustimmen: es war halt doch eine schöne Kirmes! ! 45 1957 Die Kerb 1957 des Jahrgangs 1938 stand unter dem Motto "Schützenkerb". Danach wurde auch die Kleidung ausgewählt, vor allem die schicken Hüte. Unser Kerbespruch, der bis zur Heiserkeit gebrüllt wurde, hieß: "Wir sind der Jahr- gang '38, wir küssen gut und saufen fleißig." Besonders gerne erinnern wir uns an die zahlreichen Versammlungen in den Würgeser Gaststätten vor der eigentlichen Kerb. Es gab ja damals viele Wirtshäuser in Würges: Die "Steile Wand" (Katharina Meuth), "Gasthaus Dies" (Kutscherhannes), ,'Zum Löwen" (Mühle-Adolf), Gasthaus zum "Schwarzen Roß"(damals bewirtet von der Familie Trecha), Gasthaus "Krone" (Wirns-Peter), "Hubertusklause" (Hubert Müller), "Gasthaus Emsbachtal" (Bäcker-Werner) und Gasthaus Thies" (Sellersch). Spätestens nach einer Stunde der Versammlung pflegte Hagen Zimmer zu fragen: " Wann gehen wir den endlich zum gemütlichen Teil über?" Dann wurde es lustig. Als Episode ist noch überliefert, dass Rolf Schmerr und Hagen Zimmer sonntags morgens direkt vom Gasthaus ,'Zum Schwarzen Roß" die Frühmesse besuchten. Damit man nicht so auffiel, hatte man vorher die eigenen Kerbe- Trachtenhosen gegen solche der Söhne der Wirtsfamilie Trocha getauscht. Kerbeburschen v.l.: Walter Lindenschmidt, Horst Schuber; Raimund Schmerr; Hagen Zimmer; Gerhard Hess, Heinz-Josef Müller; Richard Hess, Rolf Schmerr; Otto Hassler; Winfried Hassler Kerbemädchen v.l.: Waltraud Munsch, Edith Becker; Keti Brands, Hildegard Wagner; Lore Munsch und "Hammelführer" Edwin Brands (Jahrgang 1940/ 46 ) 46 1958 Obwohl auch diese Kerb, wie uns Augenzeugen glaubhaft versicherten, ein voller Erfolg in Würges war, gab es kein besonders erwähnenswertes "Highlight". Dies lag unserer Meinung nach daran, dass die gesamten Festlichkeiten nur aus Höhepunkten bestanden. Uns erschien es einmal ungeheuer wichtig zu berichten, dass damals der Umzug durch die Würgeser Gaststätten keineswegs eine leichte Aufgabe gewesen ist. Es gab schließlich acht Wirtschaften in unserem Dorf. Dies waren: "Die steile Wand", "Kutscherhannesse", "Löwe Joseb", "Kathrinsches", "Wirns", "Bäcker Wemer", "Solersch", "Beim Hubbert" Hierbei kann sich vermutlich jeder leicht vorstellen, dass bei der Vielzahl an Trinkstätten ein Absacken äußerst wahrscheinlich war. .l.n.l:: Reinhold Thies, Willi Weber; Bernhard Haßler; Josef Haßler; Karl-Heinz Wagner; Horst Reuter; Helmut Klee, Benhard Weikert, Reiner Scholz, Marga Hess, Erna Waldschmidt, Hubert Haßler; Alfred Schmidt, Marianne Lindenschmidt, Doris Schuber; Edith Thies, Marlies Müller; Irmgard Lewalter; Annemarie Christ 47 1959 Die Kerb war eigentlich schon vorbei. Doch einige wollten es nicht wahrhaben, dass das alles sein sollte. So traf man sich am Dienstagabend nach der Kerb noch einmal spontan im Gasthaus ,'Zum schwarzen Roß". Da ließ man bei einigen Gläsern Bier noch einmal die Kerb vorbeiziehen. Zur mitternächtlichen Stunde wurde dann die Idee geboren, nochmals einen Kerbeumzug zu machen. Unser durch den Spielmannszug geübter Trompeter Dieter Simon holte zu Hause seine Trompete. Verstärkt mit Topfdeckeln, die uns der Wirt zur Verfügung stellte, konnte der Umzug starten. Mit unserem "Startrompeter" an der Spitze ging es dann die Schulstraße (damals Obergasse) hinunter durch den Dorfkern. So manches verschlafene Gesicht lugte hinter einem Vorhang hervor, geweckt von der lautstarken Trompete, dem Deckelgeklapper und dem "herrlichen" GesangVor einigen Häusern, wo ein Kerbemädchen-borsch seinen vermeintlich verdienten Schlummer hielt, wurde zusätzlich ein Solo eingelegt, man wusste ja was sich gehörte. So ging es von der Schulstraße durch die Alte Straße (vormals Hintergasse) in die Neue Straße (damals Mühlgasse). In der Ferrutiusstraße (damals Pfarrgasse) ereilte uns das Schicksal. Man muss wissen, dass es damals noch einen Nachtwächter gab, der für Ruhe und Ordnung sorgte. Dieser, Franz Becker, kam uns mit äußerlich drohender Gebärde, aber doch wohlwollend entgegen. Er machte uns klar, dass so ein "ungenehmigter" Umzug zur nächtlichen Stunde nicht erlaubt sei. Wir versprachen, unseren weiteren Weg etwas ruhiger anzutreten, und zogen von dannen. Dieses für uns schöne Erlebnis aus der Kerbezeit ist aber zu Nachahmung nicht zu empfehlen. Da die Zeiten sich geändert haben, würden die Folgen heute wohl etwas anders ausfallen. 48 beginnend unten links: Monika Müller; Gisela Haßler; Edelgard Schube1; Annemarie Becker; Erika Meffert, Inge Flatow, Irmgard Weber Manfred Meffert, Dieter Schuber, Günther Thies, Helmut Waldschmidt, Hubert Wolf; Gisbert Dies, Dieter Reute1; Werner Kremer Bruno Hess, Dieter Simon Heinz Werner Hartmann, Walter Schuber Karl Gabriel, Edwin Brands Karl Herman Keller; Manfred Schuirer Karl Heinz Hassler 49 1960 Obwohl der Jahrgang 1941 die Kerb im November 1960 nur mit vier Kerbeburschen und fünf Kerbemädchen feierte, hatte ein Teil der Würgeser Gemeinde dennoch kein Mitleid mit der relativ kleinen Truppe. Man verschonte sie nicht. So wunderte sich der Kerbekönig Berthold Bender nicht schlecht, als er mit seiner Truppe den Johann am Kerbemontag (nachts) nicht mehr an seinem Baum vorfand. Eine hektische Suche durch das gesamte Dorf sollte beginnen; wer konnte diese erschreckende Tat vollbracht haben? Uns ist es leider nicht gelungen, diesen schrecklichen Kriminalfall aufzuklären. Fakt ist jedoch, dass man den Johann auf der Brücke vorfand -leider brennend. Kopf hoch, Leute, bei euch wurde zumindest der Baum verschont (siehe Kerb 1977). v. l.n.r: Ingrid Haßler, Horst Thiel, Erika Wolf; Rita Haßler; Alfred Urbatschek, Rosemarie Meuth, Erich Schmitt, Waltraud Munsch vom knieend: Berthold Bender 50
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