Dr. Christian Peter Oehmichen [email protected] „Mein Sport und ich – Das Team / wir“ Blockseminar Interdisziplinäre Theorien der Identität, der Selbst- und Fremdbilder in ihren Anwendungsmöglichkeiten im Sport. Während der eine in seiner Sportart völlig aufgeht und sich über die Praxis dieser zu definieren scheint, ist für den anderen Sport nur ein Alltagsaspekt unter vielen; man geht mal eben ins Fitnessstudio oder eine Runde joggen durch den Park. Die Beantwortung der Frage, welche Bedeutung der Sport für den Einzelnen hat, verweist auf dessen Selbstbild, kann dazu beitragen, die Frage nach der Identität bis zu einem gewissen Grad zu beantworten. Identität ist nach heutigem Stand nichts Festes, Ererbtes oder Statisches, sondern ein komplexes, interaktives soziales Konstrukt, dessen Inhalte kulturspezifisch sein können. Aus diesem Grund ist es auch angemessener von Selbstbildern im Falle der Innenperspektive von Individuen oder Gruppen bzw. Fremdzuschreibungen im Falle der Außenperspektive auf diese zu sprechen. Selbstbilder werden nur durch das komplexe Zusammenspiel von Differenz und Übereinstimmung generiert sowie bestätigt. Indem Individuen oder Gruppen sich von anderen Dingen, Individuen oder Gruppen und deren Attributen abgrenzen bzw. auf Übereinstimmungen bis hinzu zur Identifikation mit reellen oder fiktiven Personen sowie Gegenständen und Symbolen verweisen, werden selbstdefinierende Bezüge und Bezugssysteme erzeugt. Unterschiedliche, kulturell geprägte Selbstbilder können aber auch einer interkulturellen Kommunikation hinderlich sein und aus diesem Grund ist es mitunter hilfreich zu wissen, dass das eigene kulturelle Selbstkonstrukt nicht menschliche Universalie sein kann und soll sowie welche Auswirkungen dies auf den Alltag haben kann. Ziel dieses praxisorientierten Seminars ist es, verschiedene Theorien zu Selbst- und Fremdbildern in sportlichen Kontexten anzuwenden. Neben der Auseinandersetzung mit Texten aus der Theorie ist es geplant, in kleinen Gruppen mittels qualitativer Forschungsmethoden anhand konkreter Einzelbeispiele die Bedeutung des Sports für das Individuum oder Kollektive zu erschließen. Hierbei sollen sowohl Individual- als auch Mannschaftssportarten, gleichsam Ballsportarten und Kreativ- bzw. Wagnisportarten sowie Kampfkünste und Kampfsportarten untersucht werden. Mögliche Themen sind die Bedeutung des Karriereendes im Hochleistungssport, der Umgang mit Sportschäden bei Leistungssportlern, die Rolle des Trainers in der Eigen- und Außenwahrnehmung, Gewichtungen selbstbildrelevanter Faktoren bei Intensivsportlern, der Umgang mit Stereotypisierung im Sport oder ganzer Sportarten durch die Mehrheitsgesellschaft, aber auch Fankulturen unterschiedlicher Sportarten. Die Prüfungsleistung besteht in einem PowerPoint gestützten Gruppenreferat, sowie der aktiven Teilnahme an Diskussionen und dem Vorbereiten der Literaturquellen. Seminartermine: Alle Termine jeweils von 10h ct. bis 16h ct. 1 Dr. Christian Peter Oehmichen [email protected] Samstag 01.11.2014: Vorbesprechung, Einführung in die Thematik Referatsthemen- und Gruppenfindung. Samstag: 08.11.2014: Block I: Gemeinsames Bearbeiten ausgewählter Grundlagentexte, Diskussion und erster Zwischenstand der Gruppenarbeiten. Samstag: 22.11.2014: Block II. Übungen zur Anwendung qualitativer Forschungsmethoden, gemeinsames Bearbeiten ausgewählter Grundlagentexte, Diskussion, gemeinsamer Austausch über Quellenfindung und Zwischenstand Gruppenarbeit. Samstag 20.12.2014: Block III. Filmanalysen: Selbstbildrelevante Aspekte des Sportfilms, Stereotypisierung im Sportfilm. Samstag 24.01.2015: Block IV. Gruppenreferate: Vorstellungen der Ergebnisse und Diskussion. Samstag 14.02.2015: Block V. Gruppenreferate: Vorstellungen der Ergebnisse und Diskussion. Abschlussbetrachtungen. Literatur: Antweiler, C. (2012): Was ist den Menschen gemeinsam? Über Kultur und Kulturen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Baumann, G. und Gingrich, A. (2004). Debating Grammars: Arguments and Prospects. In: Baumann, G. und Gingrich, A. (Hrsg.). Grammars of Identity / Alterity. A Structural Approach. In: Dracklé, D. und Edgar, I. R. (Hrsg.). Learning Fields. Current Policies and Practice in European Social Anthropology Education. Volume 2. New York, Oxford: Berghahn Books. 192-203. Beer, B. (2003): Systematische Beobachtung. In: Beer, B. (Hrsg.). Methoden und Techniken der Feldforschung. Berlin: Dietrich Reimer Verlag GmbH. 119-140. Cropley, A. J. (2002): Qualitative Forschungsmethoden. Eine praxisnahe Einführung. Eschborn: Verlag Dietmar Klotz GmbH. Ekman, P. (2010): Gefühle lesen: wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. Heidelberg: Spektrum, Akademie Verlag. Ekman, P. (1985): Telling lies: clues to deceit in the marketplace, politics, and marriage. New York: W.W. Norton Company Emcke, C. (2000). Kollektive Identitäten. Sozialphilosophische Grundlagen. Frankfurt / New York: Campus Verlag. Englert, B. (2011). Mainstream and beyond. Wie der US-amerikanische Sportfilm der Siebzigerjahre die Gesellschaft reflektiert. Frankfurt am Main: Peter Lang Verlag GmbH. Flick, U. (1995): Qualitative Forschung. Theorie, Methoden, Anwendung in Psychologie und Sozialwissenschaften. Reinbek: Rowohlt. Flick, U./von Kardorff, E./Steinke, I. (Hrsg.) (2003): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek: Rowohlt. Gebauer, G. (Hrsg.). (2012): Selbst-Reflexionen – Performative Perspektiven. Paderborn: Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG. Glaser, B. und Strauss, A. (2005): Grounded Theory. Strategien qualitativer Sozialforschung. Bern: Huber. Gugutzer, R. (2004): Soziologie des Körpers. Bielefeld: transcript. Gugutzer, R. (2008): Der Körper als Kulturphänomen, in: Gieß-Stüber, P./ und Blecking, D. (Hrsg.) Sport – Integration – Europa. Neue Horizonte für interkulturelle Bildung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag. 205-217. Hannover, B. (1997): Das dynamische Selbst. Die Kontextabhängigkeit selbstbezogenen Wissens. Bern / Göttingen: Verlag Hans Huber. 2 Dr. Christian Peter Oehmichen [email protected] Hannover, B. (2012): Konstruktionen des Selbst: Eine psychologische Perspektive. In: Gebauer, G. König, E. und Volbers, J. (Hrsg.). Selbst-Reflexionen. Performative Perspektiven. München: Wilhelm Fink Verlag. 17-27. Hauser-Schäublin, B. (2003): Teilnehmende Beobachtung. In: Beer, B. (Hrsg.). Methoden und Techniken der Feldforschung. Berlin: Dietrich Reimer Verlag GmbH. 33-54. Korte, H. (2004). Einführung in die systematische Filmanalyse. Berlin: Erich Schmidt Verlag. Markus, H.R. und Kitayama, S. (1991): Culture and the Self: Implications for Cognition, Emotion and Motivation. In: Kintsch, W. und Cacioppo, J. T. (Hrsg.) Psychological Review. Volume 98, Numbers 14. January – October 1991. 224 – 250. Oehmichen, C. P. (2012): Integration und Identitätsbildung im Karate-Dô. Kampfkunst als Mittel der Integration? 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