von Hinweisen und Anregungen, was verbessert werden kann

Rubrik
von Hinweisen und Anregungen,
was verbessert werden kann.
Christine Rudolf-Jilg
| Rezensionen
gik. Die Rezension bezieht sich
nur auf Band 2 der Neuerscheinung, auf die systemische Interventionstherapie (S. 13 – 187):
Stationäre Erziehungshilfe
Moderne
Heimerziehung
Rhein, Volker (Hrsg.): Moderne Heimerziehung heute.
Band 2 und Band 3. Die systemische Interaktionstherapie
und die Psychomotorik in der
Intensivpädagogik. Frisch
Texte Verlag, Herne 2011,
369 Seiten, 29,95 Euro
nterschiedliche Evaluationsstudien belegen, dass nachhaltige pädagogische Erfolge in
der Stationären Erziehungshilfe
zu erzielen sind, wenn in den
Einrichtungen ein hoher professioneller Standard realisiert wird.
Das hier vorliegende Buch zeigt
modellhaft zwei methodische
Ansätze für die Heimerziehung
auf: die systemische Interaktionstherapie sowie die Psychomotorik in der Intensivpädago-
U
Im ersten Teil des Bandes stellt
der Autor Michael Biene den von
ihm entwickelten system- und
interaktionstherapeutischen Ansatz, das SIT-Modell, vor: Die Inhalte des SIT-Modells sollen bei
Kindern und Jugendlichen mit
Jugendhilfebedarf eine optimale
Förderung durch ihr Umfeld (Familie/Jugendhilfe) bewirken, indem Eltern, weitere Angehörige
sowie das Jugendamt aktiv in
den Hilfeprozess einbezogen
werden. Schwierigkeiten und
Probleme der angesprochenen
jungen Menschen werden nicht
individualbezogen erklärt und zu
verstanden gesucht, sondern lebensweltorientiert als das Resultat von Beziehungsmustern und
Rollenzuweisungen interpretiert.
Die Eltern werden als die wichtigsten Bezugspersonen und zugleich auch als bedeutende Experten ihres Kindes wertge-
schätzt. Durch intensive teilnehmende Beobachtungen werden
Interaktionen zwischen Eltern,
Kind und zugleich auch anderen
helfenden Systemen gemeinsam interpretiert, so dass Eltern
in die Lage versetzt werden, ihr
eigenes Verhalten in Schlüsselsituationen zu hinterfragen, zu
überprüfen und auch zu revidieren. Wesentlich ist hierbei die
professionelle (Zurück-)Haltung
der Fachkräfte, die es den Eltern
in vielen Fällen erst ermöglicht,
zu eigenen Einsichten und Veränderungsabsichten zu gelangen.
Michael Biene beschreibt detailliert und gut nachvollziehbar die
Entstehung des SIT-Modells,
dessen theoretische Einordnung
und vor allem die Schrittfolgen
und Handlungsabläufe in den
einzelnen Phasen der Systemaktivierung. Zielsetzung der systemischen Interventionstherapie
ist primär, Eltern in die Lage zu
versetzen, ihre eigenen Ressourcen zu erkennen, diese zu entwickeln und besser in der Erziehung ihres Kindes zur Geltung
bringen zu können. Etwas gewöhnungsbedürftig sind neue
Begrifflichkeiten des Konzepts,
wie Musterarbeit, Abgabemuster, Problemtrance, Pacing und
Leading.
Foto: Wolfgang Schmidt
Im zweiten, weniger umfangreichen Teil des Bandes berichten
Volker Rhein und Ulrich Klaß über
die Umsetzung des SIT-Modells in
die Praxis ihrer Institution der Stationären Erziehungshilfe. Nach einer spezifischen Ausbildung der
Fachkräfte wurde der Ansatz der
systemischen Interaktionstherapie sowohl in stationären als auch
in ambulanten Bereichen umge56
Sozialmagazin 37. Jahrgang 2/2012
Rubrik
setzt: Der familienaktivierende Arbeitsansatz kommt für Familien
mit mangelnder Erziehungskompetenz zur Anwendung. Angestrebt werden akute und längerfristige Problemlösungen, vorhandene Ressourcen sollen gestärkt
werden. Unterschiedliche Methoden werden nach den Bedürfnissen der Familie ausgewählt. Das
Methodenrepertoire enthält Rollenspiele, Videotraining, Wahrnehmungstraining zur Selbst- und
Fremdwahrnehmung, Kommunikationstraining, Life-Begleitung,
Teilnahme an Elterngruppen, Teilnahme an Partnergesprächen,
Übungen zur Kontakt- und Beziehungsaufnahme. Die jeweilige
Dauer der systemischen Interaktionstherapie orientiert sich an
Besonderheiten des Einzelfalles.
Die Eltern erfahren in ihren defizitären Alltagssituationen Begleitung und Anleitung, sie erleben
feste Tages- und Wochenstrukturen. Wenn sie in der Verbindung
mit Elterntrainings zunehmend
selbst- und handlungssicherer
werden, kann die sozialpädagogische Begleitung und Unterstützung mehr und mehr im häuslichen Umfeld der Familie stattfinden.
In diesem Band zur systemischen Interaktionstherapie wird
sehr eindrucksvoll und überzeugend aus Sicht der Theorie, der
Ausbildung und vor allem der
Praxis dargestellt, wie ein neues
Modell der Elternaktivierung im
Methodenspektrum von Jugendhilfeinstitutionen implementiert
werden kann, wie es gelingt, zu
nachhaltigen Erfolgen zu gelangen und insgesamt zur Erhöhung
der Professionalität beizutragen.
Richard Günder
Sozialmagazin 37. Jahrgang 2/2012
| Rezensionen
Neuerscheinungen
hardt Lexikon Erziehungswissenschaft. 2011, 3 Bände,
1509 Seiten, 99,00 Euro
Kohlhammer
Fachhochschulverlag
Arbeitslosenprojekt TuWas
(Hrsg.): Unterkunfts- und Heizkosten nach dem SGB II. Ein
Leitfaden. 2011, 296 Seiten,
14,00 Euro
Juventa
Gerull, Susanne: Armut und
Ausgrenzung im Kontext Sozialer Arbeit. 2011, 236 Seiten,
19,95 Euro
Marx, Rita: Familien und Familienleben. Grundlagenwissen
für Soziale Arbeit. 2011, 280 Seiten, 19,95 Euro
Schader, Heike (Hrsg.): Risikoabschätzung bei Kindeswohlgefährdung. Ein systemisches
Handbuch. 2012, 207 Seiten,
23,95 Euro
Schmidt-Denter, Ulrich: Die
Deutschen und ihre Migranten. Ergebnisse der europäischen Identitätsstudie. 2011,
390 Seiten, 34,95 Euro
Wendelin, Holger: Erziehungshilfen im Ausland. Konzeption,
Strukturen und die Praxis von
intensivpädagogischen Auslandshilfen. 2011, 296 Seiten,
28,00 Euro
Klinkhardt
Horn, Klaus-Peter; Kemnitz, Heidemarie; Marotzki, Winfried;
Sandfuchs, Uwe (Hrsg.): Klink-
Erath, Peter: Sozialarbeit in
Europa. 2011, 250 Seiten,
29,90 Euro
Stemmer-Lück, Magdalena: Beziehungsräume in der Sozialen Arbeit. Psychoanalytische
Theorien und ihre Anwendung
in der Praxis. 2012, 2. aktualisierte Auflage, 240 Seiten,
32,00 Euro
LIT
Arlt, Ilse: Wege zu einer Fürsorgegesellschaft. Werksausgabe Ilse Arlt, Band 2, Soziale
Arbeit Band 4. 2010, 148 Seiten,
19,90 Euro
Primus
Gans, Paul: Bevölkerung. Entwicklung und Demographie unserer Gesellschaft. 2011,
176 Seiten, 39,90 Euro
UVK
Berger, Peter L.: Einladung zur
Soziologie. Eine humanistische
Perspektive. 2011, 220 Seiten,
14,99 Euro
Walhalla
Braun, Matthias H. W.: Burnout-Watcher. Die Leistungsfähigkeit erhalten – Das Leben bewusst gestalten. Die DreiSchritt-Methode aus der Bornout-Falle. 2011, 200 Seiten,
29,00 Euro
57