EM Vielseitigkeit Junge Reiter . SPORT . DER TRAKEHNER 11/2014 33 Gold für Kassio Kassio und Charlotte Sophia Hachmeister sind Vielseitigkeitseuropameister der Jungen Reiter. S FOTO: MARTIN FOERSTER Sie sind Europameister! Charlotte Sophia Hachmeister und ihr Kassio v. Sky Dancer. chlechtes Wetter und widrige Bedingungen im Gelände scheinen dieses Jahr die großen Vielseitigkeitschampionate zu verfolgen. Wie bei den Weltreiterspielen in Caen war auch in Portugal bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter das Gelände vom starken Regen gekennzeichnet und forderte Reitern wie Pferden einiges ab - hier musste die Prüfung sogar unterbrochen werden. Dass die Deutschen Buschreiter damit jedoch bestens umgehen können bewies nach Sandra Auffarth in Frankreich in ähnlich souveräner Manier nun auch Sophia Charlotte Hachmeister mit dem Trakehner KASSIO in Portugal. Die Agrarstudentin, die als Einzelreiterin ins portugiesische Vale Sabroso gereist war, legte in der Dressur stark vor und rangierte mit einer Bewertung von 36,9 Minuspunkten nach dem ersten Prüfungsabschnitt auf dem zweiten Rang des europameisterschaftlichen Teilnehmerfeldes. Im Gelände bot das Wetter den beiden dann all das, was man sich für eine solche Prüfung nicht wünscht, denn als sie starteten, legte auch ein Sturm mit Starkregen los, der nur wenig später eine rund 20-minütige Unterbrechung der Geländeprüfung notwendig machte. Als schien ihnen dieses Wetter nichts auszumachen, galoppierte Sophia mit ihrem Kassio von Sprung zu Sprung, um den Geländeparcours mit nur wenigen Zeit- aber ohne jegliche Hindernisfehler zu beenden. Dies gelang nicht vielen Reitern, so konnten insgesamt sogar nur drei EM-Teilnehmer die Prüfung mit dem Dressurergebnis beenden. „Es war ganz und gar nicht, wie man sich das Wetter in Portugal vorstellt. Es hat geregnet, gestürmt, gedonnert und geblitzt während ich geritten bin. Und zwar so stark, dass ich ab Sprung zehn im Gelände-Parcours nichts mehr sehen konnte“, erzählt die frisch gebackene Europameisterin in Erinnerung an den sicherlich unvergesslichen Ritt durch das portugiesische Gelände. Durch die Leistung in Dressur und Gelände hatten sich Kassio und seine Reiterin einen derart komfortablen Vorsprung vor dem abschließenden Springen herausgeritten, dass ihnen auch zwei Abwürfe im Parcours und ein Endergebnis von 46,5 den Sieg bei den Europameisterschaften der Jungen Vielseitigkeitsreiter nicht mehr streitig machen konnten. Der stolze Equipechef Hans Melzer freute sich mit seiner Einzelreiterin über deren ausgezeichnete Leistung „Charlotte Sophia hat wirklich verdient gewonnen. Sie hat eine tolle Dressur geritten und bei erschwerten Bedingungen eine wirklich meisterliche Leistung im Gelände gezeigt“. Eine Leistung, die höchste Konzentration und absolutes Vertrauen zwischen Pferd und Reiter verlangt, wie sie zwischen Kassio und Charlotte Sophia Hachmeister über die letzten fünf Jahre entstanden ist. Geboren wurde der braune Wallach im Jahr 2004 im Stall von Isabella Behmann, die sich seit Jahren der Förderung der Vielseitigkeit auf unterschiedlichsten Ebenen verschrieben hat. Kassio stammt ab vom Beg xx – Sohn Sky Dancer und der Kea von Langata Express xx. Auch wenn kein Elternteil reiner Vollblüter ist, so fällt beim Blick aufs Pedigree direkt auf, dass es sich rein rechnerisch dennoch um einen „Halbblüter“ handelt. Sky Dancer führt auf seiner Mutterseite außerdem über Burnus AA das leistungsgeprüfte, arabisch geprägte Blut des Habicht und damit bestes „vielseitiges“ Leistungsblut in sich. Dennoch wurde er nur wenig genutzt. Er kann auf insgesamt 13 eingetragene Nachkommen verweisen, 2013 waren fünf davon auf Turnieren erfolgreich. Kassio ist sein erfolgreichster Sohn und machte mit dem Sieg in der Europameisterschaft beste Werbung für seinen Vater. Wenngleich 13 erfolgreiche Nachkommen bei einem Hengst einen nur geringen Deckeinsatz bedeuten, weisen sieben sporterfolgreiche Nachkommen, wie Kassios Mutter Kea sie vorzuweisen hat, bei einer Stute auf eine hohe Fruchtbarkeit und beeindruckende Vererbungsleistung hin. Fünfjährig wurde der braune Wallach von Andreas Dibowski und Franziska Haunhorst in den Sport gebracht und erfolgreich in Eignungs-, Spring-, Dressurpferde- und Geländepferdeprüfungen vorgestellt. Seit der Saison 2010 ging er jedoch ausschließlich unter seiner jetzigen Besitzerin Charlotte Sophia an den Start, die sich zusammen mit ihm über A- und L-Prüfungen bis in die internationale Klasse „hochgearbeitet“ und jetzt mit ihrem ersten Einzeltitel ihre große Klasse unterstrichen hat. „Er denkt einfach ganz viel mit. Manchmal ist er wie ein Mensch“ erzählt die Studentin aus Aurich über ihren Kassio, der typisch Trakehner eben, ganz cool und gelassen im Gelände die Regie übernahm, als Donner und Blitz das Reiten erschwerten. Sa-Lü
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