Mit Dreiphasen-Netzanalysatoren Störungen beseitigen - Polyscope

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MESS- UND PRÜFTECHNIK
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www.polyscope.ch
Stromnetz im Griff
Mit Dreiphasen-Netzanalysatoren
Störungen beseitigen
Die Analyse elektrischer Netze reicht vom Darstellen von Netzmessgrössen
über das Erkennen und Bewerten von Schwankungen in der Energieversorgung
bis zum Registrieren und Analysieren des Energieverbrauches.
Mit den Dreiphasen-Netzanalysatoren Mavowatt und Mavosys lassen sich diese Aufgabengebiete elegant und mit kommerziell vertretbarem Aufwand abdecken. Industrie,
Handel, Gesundheitswesen, Banken und viele
andere Dienstleistungsbereiche sind extrem
abhängig von elektrischen und elektronischen
Systemen. Gerade diese Systeme beeinflussen
die Netzqualität in vielfältiger Weise, reagieren aber selbst äusserst empfindlich auf jede
Störung. In modernen Betrieben zählt es deshalb zur unternehmerischen Verantwortung,
das eigene Stromnetz rund um die Uhr und in
jeder Situation im Griff zu haben.
Treten erste Anzeichen einer schlechten
Netzqualität wie überhitzte Motoren, Transformatoren und Leitungen, übermässige
Ströme in Nullleitern, ohne nachvollziehbare
Ursache auslösende Schutzeinrichtungen, flackernde Beleuchtung, Computerausfälle und
Datennetzwerkprobleme, Netzinterferenzen
im Telefonnetz oder unerklärlich gestiegene
Energiekosten auf, dann ist Handeln angesagt.
Durch den Einsatz geeigneter Messmittel sind
die Verursacher aufzuspüren und Massnahmen zur Beseitigung der Störung einzuleiten.
Vereinbarung zwischen
Versorger und Verbraucher
Die EN 50160 definiert das Produkt «Elektroenergie» anhand ausgewählter Qualitätsmerkmale der Spannung. Jeder Kunde in
Europa kann erwarten, dass die Spannungsqualität in den öffentlichen Nieder- und Mittelspannungsnetzen innerhalb der angegebenen Wertebereiche liegt. Die EN 50160 gilt
bei normalen Betriebsbedingungen sowohl
an der Übergabestelle zwischen öffentlichem
Netz und Kunden als auch an der Übergabestelle von Eigenerzeugungsanlagen zum öf-
Die Messgeräte MAVOWATT 30/40/70 und das MAVOSYS 10
entsprechen der Klasse A nach EN 61000-4-30 und zeigen alle
EN 50160-Merkmale und deren Einhaltung
fentlichen Netz. Für Energieversorger und industrielle Netzbetreiber ist die Überwachung
dieser Merkmale am Netzübergabepunkt und
innerhalb des Netzes ein wichtiger Bestandteil der Betriebsführung.
Netzstörungen – Ursachen,
Auswirkungen, Abhilfen
Mit Netzanalysatoren werden die Störungen
im Netz nachgewiesen. Sinnvolle Hinweise
auf die Art der Störung erhält man entweder
direkt über die Messergebnisse oder indirekt
über die auftretenden Auswirkungen. Ist die
Ursache erst einmal lokalisiert, dann findet
der Fachmann im nachfolgenden Beitrag
nützliche Tipps für wirkungsvolle Abhilfemassnahmen.
Transienten
Transiente Überspannungen entstehen hauptsächlich durch betriebsbedingte Schaltereignisse im Netz. Zusätzlich erzeugen Blitzeinschläge und durch Kurzschluss ausgelöste
Sicherungen und Leistungsschalter Spannungsspitzen bis zu einigen kV.
Auswirkungen von Transienten sind Fehlfunktionen von Steuerungen, Rechnerabstürzen, Zerstörung von Netzteilen sowie Motorund Transformatorwicklungen, Überschläge
in Geräten und Störungen in Signal- bzw. Datenleitungen. Wirkungsvolle Abhilfe schafft
der Einbau von Varistoren oder Überspannungsschutzkondensatoren.
Oberschwingungen
Oberschwingungen sind sinusförmige, der
Spannungs- oder Stromgrundschwingung
überlagerte Anteile. Das Verhältnis von Oberschwingungsfrequenz zur Netzfrequenz wird
als Ordnungszahl h bezeichnet. Ganzzahlige
Vielfache der Netzfrequenz nennt man Harmonische. Ergibt sich ein nicht ganzzahliges
Vielfaches, dann spricht man von Zwischenharmonischen.
Der vermehrte Einsatz nichtlinearer elektrischer Verbraucher belastet die Netze zunehmend mit Oberschwingungen. Zu den
Verursachern gehören sämtliche Netzteile mit
Gleichspannungsausgang, die weit verbreitet
in Computern, Druckern, Kopier- und FaxPolyscope 22/08
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geräten, Niedervolt-Halogenlampen sowie
elektronischen Steuerungen zum Einsatz
kommen. Die Auswirkungen von Oberschwingungen im Netz sind höhere Verluste, Fehlfunktionen sowie Ausfälle bei elektrischen
Betriebsmitteln und Anlagen. Anstelle der
aus heutiger Sicht technisch veralteten Verdrosselungen der Netze werden intelligente
aktive Filter zur Kompensation der Oberschwingungen eingesetzt.
Zwischenharmonische
Zwischenharmonische Spannungen entstehen als Netzrückwirkung von leistungsstarken Betriebsmitteln, deren Energieumsatz
mit einer von der Netzfrequenz unterschiedlichen Frequenz erfolgt oder teilweise von
50 Hz unabhängig ist.
Dazu zählen Asynchronmaschinen, Antriebe mit Frequenzumrichtern, Betriebsmittel mit Schwingungspaketsteuerungen und
fremde Tonfrequenz-Rundsteueranlagen. Abhilfe schafft das Verlegen des Anschlusses zu
einem Verknüpfungspunkt mit höherer Kurzschlussleistung, die Verbesserung der Glättung im Zwischenkreis von Umrichtern oder
der Einsatz von Saug- und Sperrkreisen.
Spannungsschwankungen
Als Spannungsschwankungen werden Veränderungen des Spannungseffektivwerts bezeichnet. Man unterscheidet zwischen langsamen Spannungsänderungen während eines
Tages, deren Dauer im Sekunden- oder Minu-
MAVOLOG 20P erfasst und bewertet die
Qualitätsmerkmale der Niederspannung über
einen nahezu unbegrenzten Mess- und
Speicherzeitraum
tenbereich liegt, und einzelne schnelle Spannungsänderungen, deren Dauer im Sekunden- bis hin zum Millisekundenbereich liegt.
Die Verursacher von Spannungsschwankungen sind Maschinen und Anlagen mit
starken Laständerungen, die an Netzen mit
kleiner Kurzschlussleistung betrieben werden.
Funktionsstörungen, reduzierte Maschinenleistung, Produktivitätseinbussen und
schwankende Fertigungsqualität sind die Folgen. Diese können durch den Einsatz von
Normen zur Netzqualität
Bei der Betrachtung der Netzqualität sind die Norm EN 50160 und die EMVNormenreihe EN 61000 zu berücksichtigen. Die EN 50160 beschreibt dabei die
wichtigsten Kenngrössen der Versorgungszuverlässigkeit, in der EMV-Normenreihe EN 61000 hingegen werden Grenzwerte für Störaussendung und Störfestigkeit sowie Prüf- und Messverfahren definiert. Die relevanten Normen sind:
Versorgung
EN 50160
Merkmale der Spannung in öffentlichen Versorgungsnetzen
Grenzwerte für Verbraucher
EN 61000-3-2 Oberschwingungsströme ( I <16 A je Leiter)
EN 61000-3-12 Oberschwingungsströme, (I >16 A und <75 A je Leiter)
EN 61000-3-3 Spannungsänderungen, Spannungsschwankungen und
Flicker (I <16 A)
EN 61000-3-11 Spannungsänderungen, -schwankungen und Flicker
(I >16 A und <75 A je Leiter)
Prüf- und Messverfahren
EN 61000-4-7 Messmethoden für Oberschwingungen
EN 61000-4-15 Flickermeter-Funktionsbeschreibung und Auslegungsspezifikationen
EN 61000-4-30 Prüf- und Messverfahren für die Netzqualität
Eine Übersicht über die Merkmale der EN 50160 finden Sie auf unserer Internetseite unter www.polyscope-online.com/ps2208_EN50160.pdf
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Kompensationsleistung zu- bzw. abschalten,
und dynamische Regelungen mit speziellen
Regeleinrichtungen. Abhilfe kann auch die
Trennung des Lichtnetzes, Anschluss an eine
andere Phase oder über einen eigenen Trafo
schaffen.
Unsymmetrie
Die Software «Dran-View»
verwandelt Daten in professionelle, leicht verständliche Berichte,
erkennt automatisch die Messart
und wählt die entsprechenden
Grafiken und Berichte aus
Spannungsstabilisierungsanlagen vermieden
werden.
Spannungseinbrüche
Bei Spannungseinbrüchen geht der Spannungseffektivwert auf Werte zwischen 1 und
90 Prozent der Nennspannung zurück, hervorgerufen durch kurzzeitige hohe Netzbelastung, insbesondere in Netzen mit niedrigen
Kurzschlussleistungen. Die Ursache dafür sind
hohe Anlaufströme grosser Motoren, die ein
Vielfaches des Nennstroms betragen. Gleiches
gilt für Motoren, die unter hoher Last anlaufen müssen. Auswirkungen sind Netzabschaltung durch Überstrom, Geräteabschaltung
durch Unterspannung, Fehlfunktionen von
Steuerungen und stillstehende Motoren. Wirkungsvolle Verbesserung liefert der Einsatz
von Motoranlaufkompensationen, Strombe-
grenzung beim Motoranlauf mit Stern-/Dreieck- oder Sanftanlauf-Schaltungen sowie die
Erhöhung der Netzkurzschlussleistung.
Flicker
Schnelle und häufige Lastveränderungen beeinflussen die Netzspannung und ergeben
Lichtschwankungen, die vom Menschen als
störend empfunden werden. Sie lösen Ermüdung der Augen, Unbehagen und Schwindelgefühl aus. Die Verursacher von Flicker sind
häufig Schweissmaschinen, Lichtbogenöfen,
Röntgengeräte, Windkraftanlagen sowie Antriebe mit stossartiger Belastung, wie sie in
Pressen, Stanzen, Schreddern, Krananlagen
und Aufzügen vorkommen.
Um Flicker zu kompensieren, sind Kompensationsanlagen erforderlich, die innerhalb weniger Millisekunden die erforderliche
Durch ungleichmässige Verteilung von einphasigen Verbrauchern und dem Betrieb von
zweiphasigen Verbrauchern werden Transformatoren und Netze unsymmetrisch belastet. Die Wirklast der Verbraucher ist dabei
verantwortlich für ungleiche Phasenspannungen und die Blindlast sorgt für Abweichungen der Phasenverschiebungen von den
idealen 120 Grad.
Unsymmetrie kann durch gleichmässige
Phasenauslastung, Erhöhen der Netzkurzschlussleistung oder dynamische Symmetrieregelanlagen kompensiert werden. Bei der
Blindstromkompensation sind Anlagen mit
Unsymmetrieanpassung einzusetzen.
Netzanalysatoren mit hoher Kosteneffizienz
Mit den vielseitigen Netz-Analysator-PowerTools zur Sicherung der Netzqualität Mavowatt und Mavolog lassen sich alle relevanten
Messgrössen erfassen, die für die Qualität der
Energieversorgung ausschlaggebend sind.
Störungen und Ereignisse können einfach lokalisiert, dokumentiert und in Bezug auf die
Normen analysiert werden – die perfekte
Grundlage für eine nachhaltige Optimierung.
Das steigert die Betriebssicherheit, hält die
Produktqualität stabil und sorgt für hohe Kosteneffizienz.
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Nachgefragt
«Es zählt zur unternehmerischen Verantwortung, das Stromnetz im Griff zu haben»
René Weber,
Geschäftsführer
GMC-Instruments
Schweiz AG
Für welche Anwendungen kommen
MAVOWATT und MAVOSYS zum Einsatz?
Die Netzanalysatoren MAVOWATT und
MAVOSYS messen, registrieren und
analysieren alle wichtigen Grössen in
elektrischen Gleichstrom- sowie Einphasen- und Drehstromnetzen. Die Geräte der
MAVOWATT-Serie sind als universelle,
tragbare Betriebsmessgeräte konzipiert,
MAVOSYS sind in erster Linie für den
stationären Betrieb bestimmt. Die
Messmöglichkeiten reichen von der
kompletten Darstellung der Grössen in
elektrischen Energienetzen bis zur
Analysefunktion in der industriellen
Elektronik.
Welches sind die häufigsten Netzstörungen und welche Massnahmen muss der
Fachmann beim Auftreten ergreifen?
Spannungsschwankungen und -einbrüche,
transiente Überspannungen, Oberschwingungen, Flicker und unsymmetrische
Netze sind die häufigsten Netzstörungen.
Treten erste Anzeichen einer schlechten
Netzqualität wie überhitzte Motoren,
Transformatoren und Leitungen, übermässige Ströme in Nullleitern, ohne nachvollziehbare Ursache auslösende Schutzeinrichtungen, flackernde Beleuchtung,
Computerausfälle und Datennetzwerkprobleme, Netzinterferenzen im Telefonnetz oder unerklärlich gestiegene Energiekosten auf, dann ist Handeln angesagt.
Durch den Einsatz geeigneter Messmittel
sind die Verursacher aufzuspüren und
Massnahmen zur Beseitigung der Störung
einzuleiten.
Wo sitzen Ihre Kunden?
Industrie, Handel, Gesundheitswesen,
Banken und praktisch alle andere Dienstleistungsbereiche sind extrem abhängig
von elektrischen und elektronischen
Systemen. Gerade diese Systeme beeinflussen die Netzqualität in vielfältiger Weise –
reagieren aber selbst äusserst empfindlich
auf jede Störung. In modernen Betrieben
zählt es deshalb zur unternehmerischen
Verantwortung, das eigene Stromnetz rund
um die Uhr und in jeder Situation im Griff
zu haben.
Was kosten diese Netzanalysatoren und
wie schnell amortisieren sie sich?
Als einfache Variante empfehlen wir
beispielsweise das MAVOLOG 20P. Das
kompakte Gerät, im Preisbereich von
3500 Franken, erfasst und bewertet die
Qualitätsmerkmale der Niederspannung
über einen nahezu unbegrenzten Messund Speicherzeitraum. Zu den überwachten Grössen gehören Netzfrequenz,
Nennspannung, Unsymmetrie, Flicker,
Gesamtoberschwingungsgehalt THD,
Spannungseinbrüche, kurze und lange
Spannungsunterbrechungen sowie netzfrequente und transiente Überspannungen.
Der dreiphasige Energie- und Netzstöranalysator MAVOWATT 30 wird im Set, also
inklusive Messleitungen, Zangen, Software
usw., zu einem Preis unter 9000 Franken
geliefert. Er erfüllt sowohl die für Netzqualitätsmessung relevanten Normen EN 50160,
EN 61000-4-7, EN 61000-4-15 als auch die
EN 61000-4-30. Das Klasse-A-Gerät überwacht simultan Effektivwerte, Harmonische, Flicker und Transienten bis in den
Zeitbereich von zirka 80 µs. Die Amortisationszeit von Netzanalysatoren ist relativ
kurz. Kann ein Betriebsunterbruch mit
einer geeigneten Überwachung und
Analyse verhindert werden, sind die
Investitionskosten bereits amortisiert.
Infoservice
GMC-Instruments Schweiz AG
Glattalstrasse 63, 8052 Zürich
Tel. 044 308 80 80, Fax 044 308 80 88
[email protected]
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